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Meine Verlorenen Erinnerungen

Die Geschichte eines Landes
von

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Meine Brüder

Kapitel 2

Meine Brüder
 

Die Beiden erklärten mir, dass ich einmal das Land Schlesien war. Doch als man mir mein Land wegnahm, konnte ich nicht mehr wiedergeboren werden und ich starb. Aus irgendeinem Grund bin ich jedoch wieder auf der Welt erschienen und das ist es, was ihnen so zu schaffen macht, denn es ist alles so verwirrend. Sie versuchen alles, um mir meinen Aufenthalt angenehmer zu machen, dennoch fühle ich mich irgendwie fremd.

Das große Haus und seine Bewohner sind auch komisch. Zum einen ist da der Deutsche, Ludwig, er weicht mir nicht von der Seite und ist immer für mich da. Dann sind da noch Feliks, der Pole, und drei junge Männer, die hin und wieder mal vorbeischauen, Eduard, Toris und Raivis. Sie sind auch Nationen, obwohl sie alle ein wenig naiv und unselbstständig sind.

Aber am meisten zu schaffen macht mir ein Mann, der vor ein paar Tagen erst angekommen ist. Er ist groß und kämmt seine pechschwarzenhaare ähnlich zurück, wie Ludwig. Als er ankam, stellte er sich als Roderich Edelstein vor.

Oft sitzt er im Musikzimmer und spielt Klavier. Ich höre ihm gerne zu, denn seine Musik weckt Erinnerungen von Bällen und prachtvollen Kleidern an ebenso prachtvoll geschmückten Menschen, die den ganzen Saal mit ihren Gerüchen zu einem einzigen Durcheinander an Eindrücken machten. Es sind intensive Erinnerungen voll mit Liebe und Glück.

Auch Ludwig setzt sich manchmal zu uns und hörte einfach nur zu. Er ist immer so ernst und lacht fast nie.

Auch jetzt sitzen wir wieder im Musikzimmer und hören Roderich beim spielen zu. Ich habe mich zu Ludwig in eine Ecke gesetzt und lausche nun gespannt einer Sonate von Chopin.

Auch genieße ich die Zeit mit Ludwig, denn irgendein Gefühl sagt mir, dass die ruhige Zeit bald vorbei sein wird, denn eine bedrohliche schwarze Wolke nähert sich der Villa.

Die Sonate endete klangvoll und ich stehe auf, um zu applaudieren, aber bemerke neben mir einen schlafenden Mann. Also lasse ich ihn weiter schlafen und schleiche hinüber zu Roderich.

"Du spielst so schön!", lobe ich ihn und er deutet eine Verbeugung an. "Er ist schon wieder eingeschlafen", beschwere ich mich. Doch er meint nur: "Lass ihn. In letzter Zeit bekommt er kaum Schlaf. Er macht sich viele Sorgen."

"Sorgen? Worüber?"

"Über dich, über sein Land, über... Gilbert...", meinte er.

Doch ich konnte sehen, dass er mir irgendetwas verschwieg. Was war das? Auch bei Ludwig hatte ich es ein paar mal bemerkt.

Was ist es, dass sie mir nicht erzählen wollen? Was würde passieren? Auch dieser Gilbert... Selbst Feliks wurde komisch, wenn ich diesen Namen erwähnte. Aber für den Moment lasse ich es bleiben und wende mich wieder an Roderich: "Sollen wir ihn wecken?"

"Nein, lass ihn schlafen. Soll ich dir noch etwas vorspielen?", fragt er.

"Noch etwas? Aber was ist mit Ludwig? Würde er dann nicht aufwachen?"

Er lacht und meint: "Nein, der wacht so schnell nicht auf! Also? Soll ich?"

"Ja, ich höre dir so gerne zu!", erwiedere ich und drehe mich um, um auf meinen Platz zurückzukehren, doch Roderich ergreift meine Hand und zieht mich zu ihm auf den Schemel.

Er hebt seine Hände, lässt sie einmal kurz über die Tasten gleiten, ohne einen Ton zu spielen und hält dann mitten in der Bewegung an. Kurz schweben seine Hände über der Tastatur bis er dann langsam die ersten Akkorde spielt. Die Klänge des Klaviers erfüllen den ganzen Raum. Seine Finger strichen einfach nur über die Tasten und die Hämmer im inneren des Klaviers schienen von ganz allein zu schlagen und Beethovens Klänge erfüllen den Raum.

Doch auch irgendwann ist dieses Stück vorbei und Roderich lässt seine Hände wieder sinken.

"Früher hast du auch gern gespielt", meint er mit einem Lächeln in seinem Gesicht.

Ich soll Klavier gespielt haben? Vorstellen kann ich es mir...

Langsam streiche auch ich mit meinen Finger über die Tastatur. Die Kälte und das abwechselnde Spiel der schwarzen und weißen Tasten ist mir zugleich vertaut, aber auch fremd.

Roderich hat wohl meinen zweifelnden Ausdruck bemerkt, denn nun ergreift er meine rechte Hand und legt seine Finger auf meine.

"Das ist ein C ...", erklärt er und drückt meine Finger sanft auf eine Taste. "... und das ein D, ein E...", fuhr er fort.

Und langsam dämmerte es mir.

"F, G, A, H, C", sagte ich stolz und drücke die Tasten selbst.

"Genau!", lachte er, "Kannst du auch noch Akkorde?"

Jetzt nehme ich auch meine linke Hand und spiele eine rasche Tonfolge. Ich weiß nicht, was ich da spiele, aber es ist etwas, das ich sehr oft gespielt habe.

Leider weiß ich irgendwann nicht mehr weiter und breche ab.

Doch Roderich fängt nur an zu lachen und meint: "An der Stelle hattest du immer Probleme! Es ist dein Lieblingslied, nicht wahr?"

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, denn das Lied habe ich gerade zum ersten mal gehört. Ich kann nicht leugnen, dass es nicht schön war, aber ich würde es nicht als mein Lieblingslied bezeichnen. Dennoch ... wieso habe ich gerade DIESES Lied gespielt?

"Es ist die Deutsche Nationalhymne", erklärt Roderich, "Es ist auch Ludwigs Lieblingslied, obwohl meine Bundeshymne um einiges Klanghafter ist."

Mit einem Lächeln auf seinen Lippen stimmt er auch hier die ersten paar Töne an.

"...Und das hier ist die, von unserem lieben Feliks, die Mazurek Dabrowskiego!"

Nun spielt er einen flotten Marsch und wiegt seinen Kopf im Takt des Liedes.

Doch plötzlich brach er ab und fragt: "Hast du dich überhaupt schon bei ihm bedankt?"

Jetzt habe ich den Faden verloren. "Hä? Wovon redest du?", frage ich also.

"Hast du dich schon bei Feliks bedankt?", versucht er mir zu sagen, doch als er mein verdutztes Gesicht sieht, legt er die Stirn in Falten und klappt den Flügel zu. "Du solltest dich bei ihm bedanken. Schließlich hat er dich, Ludwig und mich kurzzeitig aufgenommen, bis... naja, du solltest dich bei ihm bedanken!" Mit diesen Worten durchquert er den Raum, blickt nocheinmal zu Ludwig und schüttelt einfach nur den Kopf. "Ich glaube, er ist im Stall...", sagt er noch und verlässt das Musikzimmer.
 

"Bringst du mir das Klavierspielen bei?"

Meine Nase reicht noch nicht mal über die Tastatur hinaus, dennoch will ich genauso schön spielen können, wie mein großer Bruder Roderich! Damit kann ich das Heilige Römische Reich bstimmt beeindrucken! Wenn ich sein Lieblingslied lerne und ihm vorspiele, ist er vielleicht nicht mehr böse auf mich...

"Großer Bruder? Bringst du es mir bitte bei?" frage ich nochmals, da er in Gedanken versunken ist. Dann fragt er:"Wieso willst du es lernen?"

"Naja, du spielst so schön", antworte ich, "Und wenn ich genauso schön spiele, ist mir das Heilige Römische Reich vielleicht nicht mehr böse, denn er mag deine Musik auch so gerne..."

Jetzt lächelt er und sagt wieder in Gedanken, mehr zu sich selbst: "Er mag meine Musik?"

Aber dann verfinstern sich seine Züge wieder.

Gedankenverloren streichen seine Finger über den schwarzen Lack des Flügels. Einige Minuten lang verharrt er so in dieser Bewegung, als wäre er mit sich selbst im Konflikt. Warum will er es mir nicht beibringen? Ich habe doch nichts falsches getan...

"Willst du es wirklich lernen?", fragt er dann nochmals.

"Ja. Unbedingt", erwiedere ich fest entschlossen.

Er seufzt einmal ganz tief und rutscht dann zur Seite, damit ich mich dort hinsetzen kann.

Schnell klettere ich neben ihm auf den Schemel. Er seufzt nocheinmal und versucht mir die Grundlagen beizubringen: "Die weißen Tasten sind die ganzen Töne, die schwarzen, die dazugehörigen Halbtöne..."

Auf diese Weise lernen wir jeden Abend. Ich versuche, mich anzustrengen, um meinen großen Bruder stolz auf mich zu machen. Ich lerne schnell und kann auch schon bald einige Melodien spielen. Immerwieder frage ich nach dem Lieblingslied vom Heiligen Römischen Reich, doch mein Bruder meint immer nur, dass es noch viel zu schwierig für mich wäre.

Doch ich übe weiter und werde auch immer besser. Auch mein Bruder zögert nicht mehr so oft, wenn ich ihn frage, ob wir zusammen Klavier spielen können. Ich genieße die Zeit, in der er mir das Klavierspielen beibringt...
 

Roderich hatte Recht. Feliks ist in dem kleinen Stall, hinter dem Haus, indem er seine Pferde hielt. Auch Toris ist hier und die beiden unterhalten sich. Ich finde es süß, dass die beiden so viel Zeit miteinander verbringen. Ich bleibe in der Tür stehen und schaue den beiden einfach nur zu. Sie unterhalten sich angeregt, doch bin ich zu weit weg, um etwas zu verstehen. Nach einer Weile verabschiedet sich Toris mit einer langen Umarmung. Auf dem weg nach draußen winkt er mir noch zu, bevor er wieder ins Haus rennt. Ich gehe dann hinüber zu Feliks, welcher sich wieder seinem Pferd gewidmet hatte.

"Feliks...", begann ich.

"Cześć! Hanna, was verschafft mir die Ehre?", unterbricht er mich.

Ich lache und antworte: "Ich wollte mich bedanken"

"Bedanken? Wofür?"

"Naja, du nimmst Ludvig, Roderich und mich einfach so bei dir auf", antworte ich ihm, doch er unterbricht mich schon wieder: "Ach, das ist doch gar nichts! Du bist meine kleine Schwester! Außer dir hatte ich noch nie eine, ich bin froh, dass du wieder da bist!" Er lacht wieder und nimmt meine Hände in seine. "Alle freuen sich, dass du wieder da bist!"

Feliks' sonniges Gemüt erstaunt mich immer wieder, denn er hat so gut, wie immer gute Laune. Und sein Lachen steckt an. Auch ich muss nun Lachen und wir beide lachen gemeinsam.

"Kannst du noch reiten?", fragt er dann unvermittelt.

"Reiten? Konnte ich früher reiten?", frage ich zurück.

"Ja! Du warst die beste Reiterin, die ich je gesehen habe! Komm, ich zeige dir dein Pferd, dann reiten wir zusammen aus!"

Er lässt meine Hände los und eilt in die andere Ecke des Stalls. Dort kramt er in irgendeiner der vielen Kisten herum und kommt mit Zaumzeug zurück. "Komm schon!", herrscht er mich an und zeigt in eine andere Box mit einem Holsteiner. "Der Sattel hängt dort hinten! Ich hoffe, du erkennst die Ähnlichkeit, mit deiner kleinen Stute! Er ist einer ihrer Nachfahren."

"Wie bitte?"

"Naja, du hast Koń hier gelassen, als du gegangen bist!"

Ohne noch irgendetwas zu erwiedern, gehe ich hinüber zu dem Pferd und berühre sanft seine Nüstern. Er schnaubt leicht und ich hebe auch die andere Hand, um ihn zu kraulen. An seinem Hals spüre ich seine Muskeln und das Pulsieren einer Ader. Es ist ein schönes Pferd und ich will es reiten, in die Natur und den Wind in meinen Haaren und an meiner Haut spüren.

Ich entferne mich langsam von dem Hengst und gehe rüber zu der Wand mit dem Sattel.

Langsam schiebe ich meine Hände unter das große ledrige Teil und versuche, es anzuheben und bemerke schnell, dass es ziemlich schwer ist. Ich nehme alle meine Kraft zusammen, um ihn von der Stange zu heben, doch das tatsächliche Gewicht überfordert mich und ich falle samt Sattel auf den Boden.

Lachend kommt Feliks wieder auf mich zu und hilft mir mit dem Sattel, indem er das Ungetüm von mir runter nimmt und ihn auf den Hengst sitzt. Dann hilft er mir auf und meint mehr zu sich selbst: "Ich muss dir wohl alles nocheinmal beibringen... Komm, setzt dich aufs Pferd!"

Ich seufze und stelle mich an die Flanke des Tieres. Als ich gerade meinen Fuß in den Steigbügel setzen will, hustet Feliks. Irgendetwas habe ich falsch gemacht, denn Feliks Gesicht sprach Bände. "Von links", meint er nur und schlendert hinüber zu seinem Pferd.

Nach ein paar Anläufen schaffe ich es, den Hengst in die Richtung zu lenken, in der ich ihn haben will.

"Traust du dir auch mehr zu? Wir könnten in den Wald reiten...", schägt Feliks schließlich vor. Da dies eine gute Gelegenheit ist, um zu üben, stimme ich dem zu.

Doch der Wald ist anstrengender, als ich gedacht habe, denn die Unregelmäßigkeiten im Boden, oder zu tief hängende Äste machen mir zu schaffen. Feliks allerdings macht sich nur lustig über mich und reitet ständig vorraus.

Dennoch versuche ich immer wieder, mit ihm Schritt zu halten und auch manchmal in Trab oder sogar in den Galopp zu reiten, um ihn wieder einzuholen. Auch an den Umgang mit dem Pferd gewöhne ich mich langsam. Das Spiel der Muskeln an seinem Rücken und am Hals sind, genauso wie die Kraft, die in diesem Tier steckt, über alle Maßen beeindruckend. Ich liebe das Reiten und alles, was dazugehört.

Schon bald rasen Feliks und ich durch den Wald, sodass die Schatten der Bäume im Abendlicht nur zu einem einzigen Wirbel an Farben und Formen verschwimmen. Die Atmosphäre und der Klang der Hufen auf dem Waldboden sind berauschend und ich vergesse ganz, wer, oder was, ich bin. Die vergangenen Tage und meine ungewisse Zukunft sind vergessen.

Zumindest für diesen Augenblick.

Schließlich meint Feliks: "Lass uns wieder Heim reiten. Die Pferde und ich werden langsam müde! Außerdem muss ich noch Abendessen kochen..."
 

Das macht Spaß! Reiten ist so befreiend. Ich finde es schön, das mir mein Bruder reiten beigebracht hat. Jeden Tag reite ich mit meiner Stute in den Wald und manchmal kommt mein Bruder sogar mit. Wir machen dann immer Picknick auf eine Wiese, mit Sandwiches mit Wurst und Käse. Feliks' Wurst ist zwar nicht annähernd so gut, wie die vom Heiligen Römischen Reich, aber seine Wälder sind besser. Dort kann man besser reiten und es gibt so viele Tiere, die ich beim Heiligen Römischen Reich nicht gesehen habe.Aber ich war, genauso, wie bei Roderich, immer nur drinnen. Ich liebe es, draußen zu sein!

Mein Bruder bereitet gerade wieder ein Picknick vor, damit wir ausreiten können.

"Wann bist du fertig?"

"Gleich, hab ein wenig Geduld!"

Er hängt noch seine Schürze weg und tänzelt hinüber zum Picknickkorb. Ich nehme die Brote und folge ihm.

Nachdem der Korb gepackt ist, schlendern wir hinüber zum Stall. "Wo reiten wir heute hin?", fragt er mich, wie immer mit einem lächeln im Gesicht.

Ich weiß sofort, was ich antworten soll, ich nenne ihn meinen Lieblingsplatz: "Ich will zu dem alten Feld, wo so viele Mohnblumen wachsen! "

"Wohin?", fragte er erstaunt, "Soweit bist du schon geritten? Wow, ich bin erstaunt! So einen weiten Weg hätte ich dir nicht zugetraut."

Ein schönes Lob von meinem Bruder! Stolz grinse ich ihn an und renne vorraus zum Stall.

"Hey, Koń! Wir reiten wieder aus!", rufe ich aufgeregt meinem Pony zu.

Schnell hole ich dann den Sattel von der Stange und setze ihn auf das Pferd. Dann zurre ich noch die Gurte zurecht und stelle die Steigbügel ein. Das Zaumzeug ist bereits fertig, also muss ich nur noch auf meinen Bruder warten. Vorsichtig führe ich mein Pony aus der Box, in den Hof und warte dort auf Feliks.

"Du brauchst zu lange!", rufe ich ihm von außen zu.

"Du bist zu schnell!", kommt es von drinnen zurück und ich muss lachen.

Irgendwann kommt er dann auch gemütlich nach draußen geschlendert. "Können wir?"

"Ja! Auf gehts!", rufe ich zurück und wir reiten los.

Lange reiten wir einfach nebeneinander her und lassen immer mehr Weg hinter uns zurück.Die Pferde brauchen ab und zu eine Pause und so machen wir an verschiedenen Stellen Halt. Doch langsam wird es Mittag und ich bekomme hunger. Zum Glück ist es auch nicht mehr weit und schon bald sehe ich das Feld.

Durch die letzten paar Bäume leuchtet bereits das Rot von tausenden Mohnblumen. Es war in einen roten Teppich gehüllt, wo jede einzelne Blüte ihren Teil dazu beiträgt, das Feld erstrahlen zu lassen. Ich erinnere mich, wie ich das letzte mal hier gewesen war, doch da war es nicht mal annähernd so schön gewesen, wie heute. Über das ganze Feld sah man nichts anderes, wie den Klatschmohn.
 

Feliks kümmert sich nun um das Abendessen und ich will wieder nach Ludwig sehen. Im Musikraum ist er nicht mehr und auch nicht in seinem Zimmer. Also frage ich Roderich, den ich zwischendurch im Flur getroffen habe, doch der weiß ebenfalls nicht, wo er sich befindet.

Als ich im Wohnzimmer suche, bemerke ich ihn auf dem Balkon.

Er steht einfach nur da und starrt in die Ferne. Selbst, als ich mich neben ihn an das Geländer stelle, blickt er nicht auf und fixiert nur den Horizont.

Nach einer Weile frage ich dann schließlich: "Woran denkst du?"

Er seufzt und antwortet: "An meinen Bruder..."

"Roderich?", frage ich weiter, da ich nun neugierig geworden bin.

"Nein, an meinen anderen Bruder."

Ich wusste gar nicht, dass Ludwig noch einen weiteren Bruder hat. Wieso hat er ihn nie erwähnt? Ich frage mich, wie er wohl so ist. Vielleicht ist er genauso kühl und stark, wie Ludwig? Obwohl sich Geschwister-Nationen nie wirklich ähnlich sind, kann ich es mir vorstellen.

"Was ist denn mit ihm?", bohre ich weiter.

Lange antwortet er nicht und starrt einfach weiter in die Ferne. Er scheint zu überlegen, was er jetzt antworten soll, dann seufzt er und antwortet: "Wir haben uns gestritten" Jetzt blickt er mich an und in seinen Augen liegt eine tiefe Traurigkeit. "Er hat mir etwas weggenommen", fuhr er fort, "ich habe seitdem nicht mehr mit ihm geredet..."

Das überrascht mich jetzt. Ich habe Ludwig nie für jemanden gehalten, der sehr Nachtragend ist.

"Was hat er dir denn weggenommen?"

"Etwas, das mir sehr wichtig war", antwortet er und sieht wieder weg.

Was konnte ihm so wichtig sein, dass er es seinem Bruder nicht verzeihen konnte? Und das sage ich ihm auch: "Ich weiß zwar nicht, was da zwischen euch vorgefallen ist, aber ich finde, dass es wichtig ist, verzeihen zu können. Immerhin ist er dein Bruder! Ich bin mir sicher, dass er inzwischen ein schlechtes Gewissen hat. Sei ihm ..."

"Da ist er...", unterbricht er mich.

"Wer?"

"Gilbert...". antwortet er und verschwindet nach drinnen, ohne noch einen letzten Blick auf unseren neuen Besucher zu werfen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Magika
2013-01-06T15:48:59+00:00 06.01.2013 16:48
Ohhh! Ich liebe die Szene mit Österreich am Klavier!! Aber hat er nicht dunkelbraune Haare?
Und was hat Gilber gemacht? Bitte sags mir :D


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