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400 Jahre später

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Rubikos Auftritt

Als Maya am nächsten Tag von seinem morgentlichen Waldspaziergang nach Hause kam, lag ein verführerischer Duft in der Luft. Und ein Mädchen auf dem Boden. Ihm fiel vor Schreck der Schlüssel aus der Hand, als er in seinem eigenen Flur über sie stolperte. „Shit! Rubiko!“, keuchte er fassungslos.

In der Küchentür erschienen ein Kochlöffel und Shindas Kopf mit fragendem Blick. „Hi, du bist aber früh dran.“, meinte er erstaunt.

„Was zum Teufel ... Hast du sie umgebracht?“

„Unterstell mir doch nicht ständig Totschlag, man. Die ist nur K.O.“, gab er genervt zurück und verschwand wieder in der Küche.

„Warum?“

„Weil ich sie mit einem Bann belegt habe. Die Zicke wollte mir ans Leder.“

Vorsichtig ging Maya neben ihr in die Hocke. Sie atmete tatsächlich, stellte er beruhigt fest. In der Hand hielt sie noch ein grünes Papierstück mit einer Runenformel und einem aufgeklebten Edelstein. Sie hatte Shindas Dämonenidentität ernster genommen als Maya geglaubt hatte. Da sie nie wieder davon gesprochen hatte, hatte er das Thema schon längst wieder abgehakt.

„Wie ist sie denn hier reingekommen?“

„Sie hat geklingelt und ich hab aufgemacht.“

„Wieso hast du aufgemacht?“, wollte er etwas mürrisch wissen, während er Rubiko vorsichtig auf den Rücken drehte. Er wollte nicht, daß Shinda einfach so fremde Leute in seine Wohnung ließ.

„Was weis ich! Ich dachte du wärst das. Oder der Postbote. Ich kann ja nicht ahnen, daß eine ominöse Freizeithexe bei dir in der Tür steht. Wer ist die Tussi überhaupt?“

„Das ist meine Nachbarin. Aber, daß die rumhext wusste ich bis heute auch noch nicht. Nagut, komm schon, heb den Bann wieder auf, Shinda.“

„Kann ich nicht.“

„Wieso nicht?“

„Weil ich nicht weis, wie.“

Ihm rutsche das Herz ein paar Etagen tiefer. „Aber du hast doch den Bann ausgesprochen.“

„Ja, aber ich kenne den Gegenbann nicht.“

„Was denkst du dir dabei?“, wollte Maya hysterisch wissen.

Shinda erschien wieder in der Tür. Er war sichtlich sauer. „Ich hab mir GAR NICHTS dabei gedacht! Ich wollte sie lediglich mundtot machen, bevor sie mir alle drei Herzarterien zerplatzen lässt. Ich hätte dazu auch das Küchenmesser nehmen können, wenn dir das lieber gewesen wäre.“

Maya massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den toten Punkt über der Nasenwurzel und bemühte sich um Ruhe. Dann warf er wieder einen Blick auf den grünen Runenzettel mit der klebenden Rückseite. Sicher hatte sie ihn Shinda auf die Stirn oder Brust kleben wollen, um den Zauber in Gang zu setzen. „So eine fiese Wirkung hat das Ding?“, hakte er etwas besänftigt nach. Wenn das so war, konnte er Shinda natürlich verstehen.

„In der ersten Phase zerplatzen die luft- und wasserführenden, inneren Organe wie Augen, Lunge und Blase im Körper. Und danach die großen Hauptschlagadern. Nicht, daß das noch nötig wäre, wenn schon die Lunge futsch ist. Aber immerhin ist es human, man ist schneller tot.“

„Hilfst du mir, sie zum Sofa zu tragen?“, bat Maya müde. Langsam hatte er diese magische Welt, die er bis vor kurzem noch faszinierend gefunden hatte, einfach nur noch satt.
 

Als sie die ohnmächtige Rubiko auf das Sofa gebettet hatten und Maya so langsam wieder zur Ruhe kam, stieg ihm wieder der leckere Duft in die Nase, der in Schwaden durch die Wohnung zog.

„Sag mal, was treibst du eigentlich da drin?“, wollte er wissen und spazierte in die Küche, um nach dem Rechten zu sehen.

„Ich koche Böfflamott mit Bayrischkraut in Rotweinbeize. Habe ich heute früh in einer Kochsendung im Fernsehen gesehen, das sah recht lecker aus.“

Der Student fand sich in einem gewaltigen Sammelsorium von Flaschen, Gewürzen, Bechern und Gemüsen wieder. In mehreren Schüsseln und Töpfen standen Semmelbrösel, in Zuckersud karamelisierte Zwiebeln und Schmorbratenbrühe, die nur darauf warteten, mit dem schon geschnipselten Weißkohl zusammengerührt zu werden. Maya griff nach einer offenen Flasche und roch prüfend daran, bevor er das Etikett musterte. „19 Jahre alter Rotwein. Meine Fresse.“, stellte er beeindruckt fest und lies den Blick weiter über die Kartoffeln, die frische Petersilie und den Napf gesalzenen Schweineschmalz wandern. „Wo hast du das ganze Zeug her, sag mal? Sowas hab ich doch sonst nicht im Haus.“

„Ich war einkaufen.“

„Womit denn? Hast du Geld?“

„Jede Menge.“

„Will ich wissen woher du das hast?“, seufzte Maya. Er hoffte inständig, Shinda würde jetzt sowas wie <aus deinem Sparschwein> sagen, und nicht sowas wie <von einer alten Oma mit Hut geklaut> oder <selber gezaubert>. Wobei er eigentlich nicht glaubte, daß man sich mit Magie aus Knöpfen Münzen zaubern konnte.

„Du musst ja nicht mitessen. Das schmeckt mir auch alleine.“, gab er nur zurück, sichtlich genervt von Mayas bohrenden Fragen, trat wieder an den Herd heran und rührte energisch in einem Topf.

Der Student winkte nur ab und ging aus der Küche, um nach seiner Sparbüchse und nach Rubiko zu sehen.

„Verrat mir mal, was wir mit unserem Besuch hier machen! Wacht die irgendwann von selber wieder auf?“, rief er dabei noch über die Schulter. Im Flur stolperte er über eine fremde Geldbörse. Die hatte Rubiko wohl bei ihrem Gefecht mit Shinda verloren. Interessiert schaute er hinein und suchte nach einem Personalausweis oder ähnlichem, um zu sehen, ob sie wirklich dem Mädchen gehörte. „Shit.“, raunte er nur, als er das erstbeste, was er zu fassen bekam, herauszog.
 

„Was ist?“, hakte Shinda nach, als er in der Küchentür erschien.

Maya hielt ihm den Studentenausweis des Mädchens hin, den er in der Geldbörse gefunden hatte. „Wirf mal nen Blick hierrauf.“ Er war unschlüssig, ob er lachen oder heulen oder sonstwas tun sollte, also hielt er sich emotionslos.

„Na wer hätte das gedacht? Sie ist Student!“, gab Shinda zynisch zurück.

„Du sollst auf den Namen schauen!“

„Rubiko Undo. Na und?“

„Sagt dir <Undo> was?“

Nun schlief auch dem Schwarzhaarigen das Gesicht ein. „Warte mal. Hieß dein Professor für Lokalgeschichte nicht auch Undo? Der Typ da, dieser Nachfahre der Hexenzirkel-Novizin? ... Glaubst du, die ist seine Tochter?“

„Es sieht so aus, ja. Das hier ist Dachau, so viele japanische Familien gibt es hier nun auch wieder nicht. Ich meine, der Name stimmt. Und sie versteht was von Zauberei.“

„Okay ... dann <shit>.“, stimmt Shinda zu.
 


 

„Na schön, welchen Bann hast du benutzt?“, wollte Maya wissen und blätterte unschlüssig in einem der dicken Wälzer über Hexerei aus der Uni-Bibliothek. Er saß auf dem Sofa neben dem schlafenden Mädchen, ignorierte sie aber.

„Einen der Lazarus-Flüche, wieso?“

„Wir müssen einen Gegenbann finden. Wir können Rubiko ja nicht einfach hier liegen lassen. Irgendwann wird jemand sie vermissen und suchen.“

„Deine Bücher sind Schwachsinn, wie oft denn noch!? Da drin steht nichts, was auch nur ansatzweise funktioniert. Such lieber diesen Hexenzirkel und frag die nach Hilfe, damit hast du bessere Aussicht auf Erfolg.“

„Dann müsste ich dich opfern, Shinda.“, entgegnete Maya ruhig, in einem Tonfall der die schwergewichtigen Folgen so einer Handlung nachdrücklich zu bedenken gab. „Das will ich nicht. Glaubst du, die werden nicht nachfragen, wie Rubiko sich diesen Bann eingehandelt hat? Ich will denen nicht erklären müssen, wo sie dich finden.“

„Sie wird in ein paar Tagen von selber wieder aufwachen. Darum heißen die Dinger ja Lazarus-Flüche. Lazarus aus der biblischen Geschichte ist auch nach ein paar Tagen von selber wieder aufgewacht.“

„Erstens wurde er von Jesus wieder aufgeweckt und zweitens haben wir leider keine paar Tage. Professor Undo wird sie spätestens heute Abend suchen.“

Shinda stöhnte genervt. Als ob Maya mehr Ahnung von Hexerei hätte als er. Er wollte gerade vorschlagen, Rubiko doch einfach ins Krankenhaus zu bringen. Dann hätten sie sie los, sie wäre in guter Obhut und keiner würde sie suchen. Doch da gab Maya schon einen begeisterten Ton von sich.

„Lazarus-Fluch! Hier steht was dazu!“
 

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß du das Mädel wieder wach bekommst mit ... Pfefferminztee.“, seufzte Shinda und überflog die Seite in Mayas Buch.

„Wenn du keine bessere Lösung hast, dann halt jetzt die Klappe. Ich muss mich konzentrieren.“, gab Maya nur betont zurück und griff nach seinem Hühnerschädel. Es war gar nicht so einfach gewesen, den Fleischer an der Ecke dazu zu überreden, Schlachtabfälle rauszurücken. Shinda rollte nur mit den Augen und verschränkte die Arme, als er auf Rubiko schaute, während Maya neben ihm einen Zettel mit einem albernen, lateinischen Kindergedicht zurechtlegte und Tee in eine kleine Feuerschale kippte. Wenn der nur wüsste, wie lächerlich er sich gerade machte.

Er verzog erschrocken eine Augenbraue, als Rubiko plötzlich auf dem Sofa hustend hochfuhr. „Das ging ja schnell.“

„Sekunde mal, ich war doch noch gar nicht fertig!“, warf Maya protestierend ein.

Rubiko keuchte und würgte noch einige Momente lang, bis sie ihren Hustenanfall wieder unter Kontrolle hatte und sah sich dann halb fragend, halb sauer um. Ihr Blick fiel sofort auf Shinda. „Oh! Du!“, zeterte sie mit drohendem Zeigefinger. Sie schien sich noch sehr genau zu erinnern, was zuletzt passiert war. Sie sprang wütend vom Sofa hoch, wankte kurz weil ihr Kreislauf noch halb im Leerlauf drehte und stürmte dann auf ihn zu.

Shinda stöhnte nur ein genervtes „Jetzt geht das wieder von vorn los.“ und trat einen Schritt zurück, um ihren Anprall besser auffangen zu können. Er hätte sie mit einem Wort töten können, so viel Macht hatte er trotz seines Bannmahles am Auge immer noch, aber Maya zuliebe ließ er sie gewähren.

Hysterisch aber lahm wie ein Mädchen begann sie mit den Fäusten gegen seine Brust zu trommeln. „Elender Dämon! Was fällt dir ein, mich mit einem Bann zu belegen!? Das kriegst du zurück, wart´s nur ab! Meine magischen Fähigkeiten werden dein Ende sein!“ Aus irgendeiner Westentasche heraus hatte sie auch schon ein neues Bannpapier mit Runentext, Edelstein und klebender Rückseite einsatzbereit zwischen Zeige- und Mittelfinger klemmen.

Shinda riss erschrocken die Hände hoch, als sehe er sich unvermittelt einer Pistolenmündung gegenüber. Er fühlte sich einen Moment lang überrumpelt. Ihr ganzer Aufstand hier war nur gespielt gewesen, allein zu dem Zweck, nah genug an seinen Körper heranzukommen. Aber er überwand den Schreckmoment sofort wieder und schlug ihr sauer die Hand weg, so daß sie das Bannpapier fallen lies. Er packte Rubiko derb am Kragen, beförderte das angriffslustig um sich schlagende Mädchen radikaler als nötig zu Boden und kletterte auf sie, um sie besser unter sich festhalten zu können. Ihre Handgelenke drückte er grob auf den Teppich, damit sie endlich aufhörte, weiter um sich zu schlagen oder immer neue Bannmarken aus ihren Taschen zu zaubern.
 

Maya stand bewegungsunfähig mit seinem Hühnerschädel im Wohnzimmer und starrte perplex auf die obskure Szene, die sich ihm bot. Er wusste im ersten Moment einfach nicht, was er sagen oder tun sollte, also verfolgte er sprachlos die Keilerei der beiden. Shinda stand auf allen Vieren über dem schreckerstarrten japanischen Mädchen. Shinda war zwar selbst nicht besonders kräftig gebaut, wirkte in seiner robusten Lederkombi aber um einiges stärker als die zierliche, dünne Rubiko, die er unter sich festhielt. Sie sah regelrecht hilflos unter ihm aus, wie ein Opfer. Und Shindas selbstbewusste Körpersprache zeigte auch, daß er in ihr tatsächlich nicht viel mehr als das sah. Ein Opfer. Er nahm sie nicht im Mindesten ernst. Nach dem hektischen Tumult und Gezetere und Handgemenge setzte eine gespenstige Stille ein.
 

„Du gottverfluchte Ausgeburt der Hölle! Ich verachte dich!“, raunte Rubiko schließlich hasserfüllt und sah giftsprühenden Blickes zu Shinda hoch.

„Da bin ich sicher, kleine Anfängerin. Du bist mir komplett ausgeliefert.“, flüsterte Shinda souverän auf sie herunter. Ein Flüstern, das trotz des Lautstärkemangels und trotz der Ruhe eine solche Macht ausstrahlte, daß es einem eine Gänsehaut bereitete. Ein grenzdiabolisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen, vervollkommnete das gefährliche Glitzern seiner Augen zu einem siegessicheren Ausdruck. „Du hast mir ... nichts ... entgegenzusetzen.“, flüsterte er einschüchternd weiter. Und so war es.

„Bastard.“, zischte sie.

„Mach mal halblang! Lass Shinda in Ruhe!“, schaltete sich Maya endlich ein, warf den Hühnerschädel weg und kam näher.

Rubikos Kopf ruckte herum. Sie schien noch gar nicht registriert zu haben, daß sie mit dem Dämon nicht alleine war. „Ich ihn in Ruhe lassen? Sag dem mal, daß er MICH in Ruhe lassen soll!“, zeterte sie dann sauer.

„Sei froh, daß du noch lebst, man! Was willst du überhaupt hier in meiner Wohnung?“, hakte der Geschichte-Student nach und begann ihre Westentaschen zu filzen, bevor er Shinda bat, sie doch wieder loszulassen. Er fand noch drei weitere Bannmarken in ihren Klamotten. Sie war wirklich nicht unvorbereitet hergekommen.
 


 

„Also ... du bist Professor Undos Tochter, oder?“, versuchte Maya ein Gespräch zu beginnen und setzte Rubiko eine Tasse Cappuccino vor. Sie hatte sich zwar wieder eingekriegt und versuchte vorerst nicht mehr, Shinda umzubringen, aber die Atmosphäre im Wohnzimmer war spürbar frostig. Die Wut, die sie für Shinda empfand, beruhte gänzlichst auf Gegenseitigkeit.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, seine Schwester.“

„Schwester? Wouw.“

„Ja, wir sind altersmäßig ziemlich weit auseinander, er ist 17 Jahre älter als ich.“, gab sie schulterzuckend zurück und schloss die Hände um die heiße Tasse.

„Und warum rennst du mit Bannpapieren in meiner Wohnung rum?“

„Ich sagte dir doch schon, daß dein Freund ein Dämon ist.“

„Ja, soweit war ich auch schon, Rubiko. Ich weis, wer und was Shinda ist.“, warf Maya ruhig ein. „Aber ist das ein hinreichender Grund für deinen Auftritt hier? Ich habe Shinda selbst aufgeweckt. Versehentlich, aber trotzdem. Seither hat er keinem was getan.“

„Das sehe ich anders. Wenn jemand die Weißen auf euch hetzt, MUSS er was angestellt haben. Wegen den Weißen bin ich überhaupt erst auf den Dämon aufmerksam geworden.“

„Guter Stichpunkt. Verrate uns doch mal, wer die sind. Harmlose Geister, die im Grunde nicht die Macht haben, irgendwas anzustellen, sind sie jedenfalls nicht.“, warf Shinda ein.

Rubiko seufzte. „Nagut, es hat wohl keinen Sinn, euch anzulügen. Das die Weißen keine einfachen Treiber sind, hab ich inzwischen auch gemerkt. Ich hab sie anfangs wirklich dafür gehalten, aber sie sind anders. Ich weis nicht, was. Diese Wesen sind mir unbekannt. Beschworen wurden sie von jemandem aus unserem Hexenzirkel. Soviel ich mitbekommen habe, wurde einer von uns beauftragt, diese Dinger auf euch zu hetzen, aber ich weis nicht von wem. Ich bin nur eine Novizin, ich werde nicht über alles informiert.“

Also war sie doch eine Magierin und gehörte zu diesem Zirkel, dachte Maya und wusste nicht recht ob er enttäuscht sein sollte. Er hatte wirklich gehofft, Rubiko wäre nur ein ganz normales Mädchen. Im Grunde mochte er sie nämlich. „Kannst du es rauskriegen?“

„Nein. Diese Frage wird mir keiner beantworten.“

„Und Professor Undo?“

Rubiko schüttelte den Kopf. „Der wird es mir auch nicht verraten.“
 

„Okay, also im Grunde weis der Hexenzirkel demnach schon längst, daß Shinda wieder wach ist. Wieso haben die uns noch nicht selber angegriffen und versucht, ihn wieder in den Kälteschlaf zurückzuschicken? ... Ich meine ...“, er deutete auf eines der Bannpapiere. „Die werden ja wohl kaum dich mit dieser Aufgabe betraut haben, oder?“

„Das weis ich auch nicht. Dafür, daß sie seit Jahrhunderten über seinen Schlaf gewacht haben, sind sie gerade noch sehr teilnahmslos. Sie wissen, daß der Dämon wieder erwacht ist. Sie wissen auch ganz genau, wo er zu finden ist. Die kennen dich besser als du denkst, Maya. Sie wissen wo du wohnst. Sie überwachen jeden Schritt, den du mit oder ohne ihn machst.“, meinte Rubiko nachdenklich und setzte ihre Cappuccino-Tasse an, um sie in einem Zug halb zu leeren.

„Das ist irgendwie shizophren.“, fand Shinda. „Einerseits haben sie kein Interesse daran, mich wieder wegzusperren, aber andererseits hetzen sie im Auftrag wildfremder Leute diese Dinger auf mich.“

„Vielleicht spekulieren sie darauf, daß diese Weißen das schon erledigen werden und sie sich nicht selber zu kümmern brauchen.“, überlegte Maya.

„Nein.“ Rubiko schüttelte den Kopf. „Da steckt mehr dahinter. Ich glaube, die Angriffe von diesen Dingern sind nicht ernstgemeint. Der Zirkel weis, wo ihr wohnt und weis in jeder Minute, wo ihr seid. Würden die euch wirklich was tun wollen, würden die Weißen euch anders bedrängen. Konsequenter, häufiger, in größerer Zahl, mit brachialeren Waffen, überall, zu jeder Zeit.“

„Also den Kupferdolch fand ich schon ziemlich brachial!“, protestierte Shinda.
 

Maya grübelte. Es konnte schwerlich daran liegen, daß die Weißen im Falle eines Kampfes keine Zeugen oder unbeteiligten Opfer wollten. Er und Shinda hockten jeden Tag stundenlang in dieser Wohnung. Schon hier drin wären sie die Zielscheiben schlechthin gewesen. Allerdings passte dann etwas anderes nicht ins Bild. „Sag mal, Rubiko.“, begann er nachdenklich. „Wenn der Hexenklan uns wirklich jede Minute überwacht, warum wissen die dann nicht, daß du gerade hier bist?“

„Wieso sollten sie das nicht wissen?“

„Naja ... du hast dich alleine mit einem Dämon angelegt. Hätten die etwa zugelassen, daß du stirbst? Shinda hätte dich ja auch umbringen können, statt dich netterweise nur in einen Schlafbann zu schlagen.“

Rubiko sah etwas verständnislos in ihre Tasse. „Stimmt. Das habe ich so noch gar nicht gesehen. ... Hm ... Sicher hätten sie eingegriffen, wenn es wirklich gefährlich geworden wäre.“, redete sie sich dann selbst ein. „Seinem Bann konnte ich ja auch alleine entgegenwirken. Darum war ich schon nach ein paar Stunden wieder wach, und nicht erst nach mehreren Tagen.“

Maya schüttelte leicht den Kopf über so viel Blauäugigkeit. Magier waren ja nun auch nicht allmächtig. Die hätten mit Sicherheit nichts machen können, es wäre alles viel zu schnell gegangen. Maya hatte ja vorhin selbst gesehen, wie schnell und unkompliziert Shinda das Mädchen abgefertigt hatte.



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