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Rudolf mit der roten Nase

Weihnachts-FF
von

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Plätzchen, Glühwein und ein Toter

„Darf ich vorstellen? Das sind Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen.“ Der alte Mann grinste, als hätte er gerade einen besonders amüsanten Witz gemacht. Kogoro Mori und Conan Edogawa rollten nahezu gleichzeitig mit den Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Kogoro seufzte wieder – Er tat das recht oft in letzter Zeit. Hatte er seine Rentiere tatsächlich nach denen des Weihnachtsmannes benannt? Das kam selbst ihm unkreativ und langweilig vor. Entnervt blickte er auf seine Armbanduhr. Wie lange er sie wohl noch mit seinem Viehzeug quälen würde? Weder der Geruch nach nassem Stroh und altem Heu, noch die viel zu langen Geschichten, die sein Freund zum Besten gab, waren unbedingt ein angenehmer Zeitvertreib.
 

„Wie lange willst du noch brauchen, Takeru? Merkst du nicht, dass du unsere Gäste langweilst?“ Eine schöne und überraschend junge Frau betrat den Stall. Ihr langes schwarzes Haar, war zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden und ihre Kleidung war von jener schlichten Eleganz, die wohlhabende und geschmackvolle Menschen auszeichnete. Im ersten Moment hatte Kogoro sich gefragt, ob sie vielleicht Takerus Tochter sein könnte, doch dieser Gedanke wurde schnell widerlegt, als sie ihm die Hand reichte und ihn höflich anlächelte.

„Willkommen, Herr Mori. Mein Mann hat schon viel von Ihnen erzählt, müssen Sie wissen. Ich bin Naoko Fujiwara.“ Nun war es an Takeru zu seufzen. „Naoko, ich dachte, du wolltest im Haus bleiben und helfen, das Buffet zu dekorieren? Wir sind hier gleich fertig, ich möchte den Kindern nur noch schnell mein Schmuckstück zeigen.“ Sein altes Grinsen kehrte zurück – breiter als zuvor. „Hier ist er, der wunderbare, einzigartige Rudolf“, verkündete er wie ein Zirkusdirektor.

Ayumi, das kleine Mädchen, quiekte auf und lief mit einem fröhlichen Lachen zu dem hübschen, kastanienbraunen Rentier, das sie sogleich neugierig beschnüffelte. „Rudolf, mit der roten Nase.“ Ein wenig enttäuscht betrachtete sie das Tier.

„Schade, die ist ja genauso schwarz, wie die der anderen.“ Dennoch nahm sie ein wenig bräunlich grünes Heu vom Boden und gab es Rudolf, der ein paar halbherzige Bissen nahm und dann den Kopf wegdrehte. Das Mädchen wirkte noch geknickter.

Takeru legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Er hat so viel Heu in seiner Box, da mag er es nicht mehr.“

Er lächelte Ayumi aufmunternd an.

„Später darfst du ihm ein bisschen Obst geben, das liebt er über alles.“ Er deutete auf einen Korb, den Naoko in der Hand hielt. Drinnen lagen ein paar Äpfel und vereinzelte Mandarinen.

„Stell es hier irgendwo ab, wir wollen sie nachher Rudolf geben, er liebt Äpfel doch so sehr. Außerdem sind das alles erlesene Früchte. Meine Lieblinge verdienen nur das Beste.“ Wieder fröhlich und laut wie eh und je, folgten die Kinder ihm nach draußen, in Richtung des geräumigen Haupthauses, wo nun das Essen gereicht werden sollte. Auch er und seine Tochter verließen den Stall. Seine Stimmung war nun ebenso aufgeheitert wie die der Kinder, immerhin konnte er die stinkenden Tiere hinter sich lassen und endlich von der schönsten Seite des Weihnachtsfests verwöhnt werden, dem Essen. Naoko folgte ihnen mit einigem Abstand.
 

„Ich bin Makoto Fujiwara, freut mich, Sie kennen zu lernen.“ Kogoro schüttelte dem unscheinbaren jungen Mann die Hand. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, dass Takeru einen Bruder erwähnt hätte, aber anscheinend hatte er sehr wohl einen. Vielleicht hatte er es einfach vergessen. Immerhin war es schon eine ganze Weile her, dass er seinen alten Freund das letzte Mal gesehen hatte.

„Helfen Sie ihrem Bruder bei der Zucht dieser Viecher?“ Er nickte mit dem Kopf in Richtung Stall und zündete sich dabei eine Zigarette an. Makoto schüttelte etwas verlegen den Kopf.

„Nein. Ich habe Angst vor großen Tieren, müssen sie wissen.“ Schüchtern blickte er sich um.

„Nun…ähm…das Buffet ist eröffnet.“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Hastig stürmte er zum reich gedeckten Tisch und sicherte sich Dominosteine, Rumkugeln, Zimtsterne und weitere Leckereien, ebenso, wie eine buntbedruckte Tasse, aus der der Glühwein ein warmes Aroma verströmte. Ran und die Kinder folgten ihm und luden sich auch reichlich auf ihre Teller, allerdings nicht ohne ihm einen leicht pikierten Blick für sein unhöfliches Vordrängeln zuzuwerfen. Er ignorierte es und lachte glücklich in sich hinein. Vielleicht würde dieser Ausflug doch nicht so schlimm werden, wie gedacht.
 

Nachdem er sich seinen dritten Teller aufgeladen hatte, bemerkte er, dass Naoko aufstand und sich anschickte den Raum zu verlassen. Dem kleinen Mädchen entging es ebefalls nicht und es lief zu ihr.

„Wo gehen Sie denn hin? Ich dachte, Sie wollten mir das Aquarium zeigen?“ Die Frau lächelte ein wenig kühl, wie Kogoro auch im Stall schon aufgefallen war. Es schien wohl einfach ihre Art zu sein. Ohne weitere Gedanken zu verschwenden, trank er von seinem Glühwein, der ihm immer noch warm und aromatisch entgegenqualmte.

„Wo bleibt eigentlich ihr Mann?“, fragte Conan, der sich zu Ayumi gesellt hatte.

„Wollte er nicht nur kurz die Rentiere füttern?“ Naoko nickte und machte ein noch angespannteres Gesicht als vorher.

„Hmm…du hast recht. Ich werde wohl besser nach ihm sehen.“ Sie ging nach draußen und drehte sich noch einmal kurz um.

„Wahrscheinlich redet er einfach wieder mit seinen Lieblingen, das macht er manchmal stundenlang, der schräge Vogel.“ In ihrem herzhaften Lachen lag eine Spur Unehrlichkeit, so wie ein kleines Stück Süßstoff, welches im Kaffee den Zucker dem Gaumen vorgaukeln sollte. Im nächsten Augenblick war sie im seicht aufkeimenden Schneegestöber verschwunden.

Kogoro wandte seinen Blick wieder den anderen Gästen im Saal zu. Außer ihnen waren noch Takerus Schwester, die sich als Mayumi Tanaka vorgestellt hatte und die meiste Zeit in der Küche war, ihre Familie, die Familie des Bruders und ein paar enge Freunde anwesend.

„Wo steckt eigentlich dieser Makoto?“ Ran blickte sich suchend um.

„Komisch, ich habe ihn seit vorhin gar nicht mehr gesehen. Es ist schon seltsam, dass alle Gastgeber sich plötzlich in Luft auflösen.“ Er zuckte mit den Schultern. Was kümmerte ihn der Bruder seines Freundes? Er würde einfach... Doch bevor er diesen Gedanken beenden konnte, ertönte auf einmal ein Schrei.

„Zu Hilfe! Schnell, ein Notarzt!“, die am ganzen Leib zitternde Naoko rannte in den geräumigen Empfangsaal. Tränen besprenkelten ihre Wangen mit Wimperntusche und ließen sie wie einen blutbefleckten Geist aussehen, so blass wie sie war. Kogoro sprang sofort auf und auch Conan lief auf die junge Frau zu.

„Was ist denn passiert?“

„M-mein Man…“, schluchzte sie.

„Was ist denn mit ihrem Mann? Was ist mit Takeru?“ Kogoro merkte, wie ihn eine böse Vorahnung packte, die langsam Gestalt annahm und sich erbarmungslos in sein Gehirn fraß. „Er…er hatte einen Unfall.“



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