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Die Chroniken von Khad-Arza - Die andere Seite des Himmels

Drittes Buch
von

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Kyeema

„Na toll, sie folgen uns immer noch.“, stellte Karana fest, als er aus dem Rückfenster blickte und das immer näher kommende Schiff von Scharan unter den tausend Spiegelungen ausmachte. Er hatte eine ziemliche Zeit gebraucht, seine Instinkte so in den Griff zu kriegen, dass er das Täuschungsmanöver, das Thira dank der Spiegelungen auf den Eisflächen um sie herum initiiert hatte, selbst durchschauen konnte... es war gar nicht leicht gewesen, zwischen den zehntausend Tari Randoras über und überall die von Scharan nachgebaute zu finden. Aber als er sie gefunden hatte, war das nicht wirklich ein Grund zur Euphorie gewesen, dachte er sich; wenn er Scharans Schiff finden konnte, würde der ihres auch finden.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Asta verzweifelt und kauerte sich am Boden zusammen; das viele Hin und Her zwischen den Eiskristallen und die haarscharfen Kurven hatten sie alle mehrmals von den Beinen gerissen und würden ihnen vermutlich viele blaue Flecken bescheren... was jetzt ihre geringste Sorge sein sollte. Karana sah zu Thira ans Steuer, die nur sehr flüchtig einen Blick über die Schulter warf, um dann missgelaunt zu brummen und eine weitere scharfe Kurve zu fahren.

„Sie haben den Trick mit den Spiegeln durchschaut.“, verkündete sie, „Gut, auf lange Zeit gesehen können wir ihnen hier nicht davonfliegen. Das heißt, wir drehen den Spieß um, bevor sie es tun.“

„Was?“, machte Tayson blöd, „Wie meinst du das?“ Yarek schnaubte.

„Idiot. Was wohl? Dass wir sie zuerst angreifen, bevor sie über uns herfallen.“

„Seid ihr behindert?!“, rief Tayson darauf, „Das können wir nicht, die letzten Male haben wir auch nur gerade so überlebt, weil irgendetwas dazwischen kam! Ich bin nicht scharf darauf, denen noch mal zu begegnen.“

„Wir werden aber keine Wahl haben.“, sagte Yarek und zog an seiner Kippe, ehe er seelenruhig seine Masamune zog, „Außerdem sind wir in der Überzahl. Ryanne, mach dich nützlich und teleportiere uns da-...“ Thira unterbrach ihn.

„Nein, nicht rüber. Das andere Schiff ist Territorium des Feindes. Und Scharan wird noch mehr Leute da haben als die paar Armleuchter, die uns begegnet sind. Den Vorteil haben wir nur so lange für uns, wie wir hier auf der Tari Randora bleiben.“

„Gut.“, machte Yarek, „Dann erkläre mir mal, wie wir sie angreifen und aber gleichzeitig hier bleiben sollen.“

„Niemand hat gesagt, ihr sollt drinnen bleiben.“, erwiderte Thira und zog ihre Reikyu hervor, „Ihr geht auf das Dach.“

Sie erntete einen Moment lang Schweigen. Dann räusperte sich Karana:

„Äh, ich dachte, da draußen explodiert man, oder so?“

„Und die Schwerkraft ist auch futsch.“, machte Simu dazu. Thira zischte.

„Für beides sorge ich. Es gibt einen zuyyanischen Zauber. Der kann in unserem Fall dafür genutzt werden, um jeden von euch eine Art unsichtbare Blase aus Atmosphäre zu bilden, die euch vor dem Vakuum und der Schwerelosigkeit bewahrt. Wenn ich ihn auf euch alle anwende, habe ich allerdings nicht mehr viel Konzentration, um mich aktiv am Kampf zu beteiligen, ich bleibe also hier drinnen. Seid also so gut und passt auf euch auf.“

„Okay, wartet mal, das ist doch Humbug.“, sagte Tayson, „Wenn wir da raus gehen, teleportieren die sich hier rein, und weil wir alle draußen sind, kriegen sie ganz fix die Batterie.“

„Wo er recht hat.“, musste Iana ihm beipflichten und Thira zog die Karte von der Anrichte und hielt sie ihren Kumpanen hin, dabei immer noch steuernd.

„Nehmt die mit und wedelt so lange damit herum, bis sie scharf drauf werden. Und das werden sie, denn ohne die Karte bringt ihnen die Batterie wenig. Ohne die Batterie stürzt die Tari Randora für ewig ins Vakuum und wir alle sterben, und Manha weiß den Weg zur Trias nicht. Dann sitzt er hier dumm mit der Batterie und nichts ändert sich. Ich denke durchaus, dass er – oder wenigstens Yamuru – schlau genug ist, das zu begreifen.“ Karana senkte die Brauen und nickte dann, ehe er die Karte gewissenhaft an sich nahm und sicher verstaute.

„Toll, und was, wenn sie Karana erschlagen und die Karte kriegen?“, fragte Iana, worauf er empört schnaubend herum fuhr.

„Hallo?! E-etwas mehr Vertrauen bitte, meine Liebe!“

„Dann läuft es also wieder darauf hinaus, dass ich dich retten muss, wie jedes Mal.“, seufzte sie und erntete von manchen ein Kichern, von Karana nur ein verlegenes Murren. Na toll, sie liebte es irgendwie, ihn vor allen zu blamieren – vor allem vor Zoras, der ihn diebisch angrinste und seine Hellebarde herum schwang.

„Dann passen wir eben alle auf, dass dem kleinen Karana kein Haar gekrümmt wird.“, feixte er wie immer lauter als nötig und Karana spuckte ihm vor die Füße.

„Von wegen klein, Zwerg. Wasch dir mal die Ohren, du hörst offenbar schlecht, dass du immer so brüllst.“

Karana!“, mischte Neisa sich patzig ein, ehe ihr Mann den Hieb mit einem Schlag in Karanas Weichteile besiegeln konnte, „Dann wende diesen Zauber an, Thira... dann werden wir den Bastarden, wenn sie kommen, dermaßen den Hintern versohlen, dass sie sich wünschen werden, nie geboren worden zu sein.“ Thira hob ihre Reikyu höher, während sie um die Ecke bog und dann die Tari Randora auf einer Kolonne von Eisblöcken landete, versteckt hinter einer berghohen Wand aus glitzerndem Eis. Dass sie hier gelandet waren, würde ihnen nur einen kurzen Überraschungseffekt verschaffen, da war Karana sicher, aber im Fliegen ließe es sich auch schwer kämpfen...

Irgendwo kicherte die Seherin, offenbar wie so oft tierisch amüsiert.

„Tapfere Worte, Neisa... ich kann sie sehen. Sie sind sechs... und das Mädchen, das in den Schatten stürzte...“ Karana beachtete ihr esoterisches Geschwafel nicht; wann sprach sie eigentlich einmal nicht von Schatten?
 

Sie kamen, wie Thira vorausgesagt hatte, tatsächlich über die spiegelglatte Eisfläche, auf der die Sieben ohne Thira, dafür aber mit Yarek, wie ein Empfangskomitee warteten. Sie waren ein Stück von der Tari Randora weg geschlittert (laufen konnte man das auf dem rutschigen Eis nicht nennen), allein Ryanne war mit Tayson als Leibwächter an der Tür geblieben, falls irgendeiner der Angreifer das Empfangskomitee hinter sich ließe und direkt in die Tari Randora stürzen wollte. Asta war zusammen mit Thira im Inneren des Schiffes geblieben... Eneela war sich nicht sicher, während sie da stand und auf die Angreifer wartete, ob sie das Dorfmädchen aus Holia beneiden sollte oder nicht. Sie hatte Angst... die Unausweichlichkeit dieser Konfrontation war erstickend, sie machte sie nervös und schien ihr die Luft abschnüren zu wollen, ließ sie vor Furcht zittern... war es wirklich Furcht? Die Lianerin war sich nicht sicher, ob es nicht eher Zorn war... dieser ungebändigte Hass auf Ulan Manha, den sie seit jeher verspürte, dieser Zorn gegenüber diesem Mann, der ihre Mutter getötet hatte... der ihr Volk versklavt hatte. Dieser Zorn, der in ihrem Inneren brodelte, erfüllte sie mit Erwartung, mit einer Entschlossenheit, die sie noch nie zuvor gespürt hatte, und der Wunsch brannte in ihr, diesen Mann zu zerfetzen, ihn sterben zu sehen für alles, was er ihr angetan hatte... ihr und so vielen anderen. Und Eneelas Wut bekam einen jähen Dämpfer vor Verblüffung, als die Gegner nahe genug bei ihnen waren, um sie alle deutlich zu erkennen. Der Pflanzenheini, Yatli, fehlte, aber sie sah den Telepathen, den Feuermagier Kanau, den Heiler Turo, den Erdmagier Daku, den Zuyyaner (eindeutig zu erkennen an seinen violetten Haaren), der Thiras Cousin sein musste, und eine Frau bei ihnen, die sie noch nicht gesehen hatte. Es war die Frau, die sie so fassungslos machte, als sie sie erkennen konnte, denn ohne jeden Zweifel war sie eine Lianerin.

„Wer ist denn das?“, wollte Neisa irgendwo wissen, „Die war aber bisher nicht dabei.“

„Eine Lianerin?!“, hörte Eneela Karana perplex rufen, „Wie jetzt, wollen sie an unsere guten Herzen appellieren und drohen, sie zu schlachten, wenn wir nicht aufgeben, oder so?“

„Vermutlich werden sie es uns gleich zeigen.“, war Yareks trockener Kommentar und Eneela spürte die Wut in sich nicht mehr – sie war einer entsetzlichen Furcht und Unsicherheit gewichen, die sie zurücktreten gelassen hätte, hätte Simu sie nicht daran gehindert, der sie am Arm packte.

„Bleib standhaft.“, sagte er monoton und klang mehr denn je wie ein echter Zuyyaner, was ihr noch mehr Panik machte. „Wenn du einknickst, kriegen sie dich als erstes. Bleib stehen, egal, was passiert. Ich bin bei dir.“ Sie atmete heftig ein und aus und spürte ihre Knie vor Angst beben, ihren ganzen Körper erzittern – und es lag nicht an der Kälte, denn obwohl es angesichts dieser Permafrost-Brocken wahnsinnig kalt sein musste hier, spürten sie alle davon nichts... dafür sorgte vermutlich Thiras komischer Zauber. Den die Gegner augenscheinlich ebenfalls auf sich trugen. Jetzt hielten sie an, in einem geringen Abstand, der vielleicht so lang war wie dreimal Zoras, und das war nicht so viel, und der Rothaarige, Kanau, ergriff unwirsch das Wort.

„Wie nett, dass ihr freiwillig raus kommt. Spart Arbeit. Übergebt ihr uns die Karte und die Batterie oder müssen wir uns prügeln?“

„Was hast du denn gedacht?!“, fragte Iana ihn spöttisch, „Sehen wir mit gezogenen Waffen aus, als würden wir uns ergeben, du Hurensohn?“

„Nicht so unhöflich, meine Liebe.“, entrüstete sich Thiras Cousin mit einem aalglatten Lächeln, das Eneela schauderhaft an Henac Emo erinnerte; wobei der Zuyyaner eindeutig viel jünger als Emo war, er hatte aber irgendwie eine genau solche Verschlagenheit voller Lügen und Intrigen in seinem Gesicht, die sie wieder am liebsten hätte davon rennen lassen. Simu hinderte sie nicht physisch daran, aber instinktiv spürte sie, wie er ihr einen Blick schenkte, der ihr verbat, wegzurennen. Sie wusste, dass sie standhaft sein musste... und sie wollte es! Es war aber nicht leicht... „Wir wollen doch die Etikette wahren, oder?“

„Halt die Schnauze, du Bastard!“, brüllte Zoras den Kerl dann an und schwang bereits wutentbrannt seine riesige Hellebarde, „Das auf Yasar zahle ich dir verdammt noch mal heim!“

„Schön, ohne Blutvergießen geht es offenbar nicht.“, seufzte der Zuyyaner und zog die Achseln hoch, ehe sein Blick an der Tari Randora hinter ihnen in der Ferne hinauf glitt, wobei sich sein Grinsen triumphierend verbreiterte. „Auch gut. Ihr wisst, was ihr zu tun habt – Kyeema, reiß sie in Stücke... das, was du am besten kannst, Püppchen.“

Es waren so simple, arrogante Worte, die Yamuru sprach, und kaum hatte er ausgesprochen, brach der Alptraum über die sieben Kameraden herein und brachte das, was Ryanne so gerne voraussagte... Tod und Schatten.

Sie starb nicht ernsthaft, aber Schatten gab es... wenn es auch kein Schatten war, den man sehen konnte. Aber Eneela fühlte ihn tief im Inneren ihrer Seele so deutlich, dass es schmerzte und sie aufschrie, als sich die Gegner auf sie stürzten und plötzlich die ganze Luft – wenn es hier überhaupt welche gab – voller Magie und dem Willen zu morden war. Eneela kämpfte ja nicht zum ersten mal, auch nicht zum ersten mal gegen Magier, aber dieses mal war etwas anders an dem Schatten, der über sie herfiel wie ein hungriger Wolf über eine Schafherde. Es war bestialischer, es war tiefer in ihrem Inneren, eine grauenhafte Furcht und ein Gefühl von Bosheit, das irgendwo aus ihrem Inneren kam, so mächtig wie sie es noch nie im Leben wahrgenommen hatte. Es ließ sich orten – es war irgendwo vor ihr, sie konnte genau die Quelle der puren Bosheit und dieses furchtbaren Gefühls wahrnehmen, aber sie konnte nicht sehen, weil sie geblendet war von gleißenden Blitzen, ganzen Wänden aus purem Feuer und Flutwellen, die sich von allen Seiten irgendwie in alle Himmelsrichtungen zugleich ergossen. Simu rief ihren Namen, aber sie wusste nicht, von wo seine Stimme gekommen war.

Eine Lian beschwören, dachte sie sich in ihrer Panik hyperventilierend, Ich muss eine Lian beschwören! Ich muss... kämpfen! Ich darf nicht aufgeben gegen dieses grauenhafte Gefühl des Unheils... ich darf dem Schatten nicht verfallen!

„Yolei!“, keuchte sie und riss die Arme nach vorne, noch im selben Moment spürte sie, wie das Wasser in ihren Händen Gestalt annahm, aus ihnen heraus sprudelte und sich in Form eines gigantischen Fisches über ihr materialisierte. Yolei war die erste Lian gewesen, die sie je beschworen hatte... es war ihre liebste, ihre vertrauteste, die Bestie des Wassers, mit der sie am besten umgehen konnte. Bebend streckte sie die Arme zur Seite, war aber unfähig, einen Befehl auszusprechen... das schlechte Gefühl war mit einem Mal so mächtig, dass sie glaubte, daran zu ersticken, eine unsichtbare Energie aus purem Schatten und Zorn, die sie tief im Inneren schwerer verletzte als alles, was sie jemals Schlimmes erlebt hatte, es je gekonnt hätte. Sie fühlte einen so heftigen Stich in ihrer Seele, den sie gar nicht erklären konnte, dass sie zusammenfuhr... dann ortete sie die Quelle des üblen Gefühls hinter sich.

„Und du... bist Eneela Kaniy, die Legende, von der sie alle sprechen? Das... ist ja absolut lächerlich. Du fällst ja gleich vor Angst in Ohnmacht... wie kann es angehen, dass so jemand eine Legende wird?“

Die Stimme, die gesprochen hatte, war die einer Frau. Sie war glockenhell und klang so lieblich, dabei waren die Worte, die sie gesprochen hatte, pures Gift. Eneela fuhr keuchend herum, um sich dem fremden Lianermädchen gegenüber zu sehen, das sie aus den bleichen, fast weißen Augen geringschätzig musterte.

„Was... was tust du hier?!“, keuchte Eneela wimmernd und taumelte, Yolei über ihr schwamm etwas sinnlos in der Luft herum. Das Mädchen ihr gegenüber zog eine Braue hoch.

„Ach, ich kam zufällig vorbei und dachte, ich schlitze dir einfach mal die Kehle auf. Sonst noch Fragen?! Du törichte Hure, dass du gegen die Droge resistent bist, nützt dir jetzt gar nichts mehr! - Shada!“ Eneela konnte nicht sprechen. Sie konnte nur fassungslos zusehen, wie dieses fremde Mädchen die Arme so geübt und sicher in den Himmel riss, als wäre es ein reines Kinderspiel für sie, eine Lian zu rufen. Einen Moment später ertönte ein gewaltiges Krachen, als sie aus dem Nichts einen gigantischen Blitz beschwor, der im Bruchteil eines Augenaufschlags die Gestalt einer riesigen, aus purem Blitz bestehenden Schlange annahm. Die Blitzbestie, Shada... Eneela sah sie zum ersten Mal. Was sie so entsetzte war aber nicht, dass ihre Gegnerin Shada beschwören konnte... es war viel mehr die Tatsache, dass sie ihre Gegnerin war.

Eine Lianerin, die gegen ihre eigene Artgenossin kämpfte? Das war schlimm... aber doppelt schlimm war, dass diese Lianerin für Ulan Manha kämpfte. Für den Mann, der ihr Volk versklavt hatte... was war mit der kaputt, dass sie für den kämpfte? Das Mädchen ließ ihr keine Möglichkeit, weiter zu denken.

„Töte sie, Shada.“

Das war der Moment, in dem Eneela zu kämpfen anfing. Es war nackter Überlebenswille, der sie trieb, der sich mit dem Entsetzen und Zorn über die Einstellung ihrer Gegnerin vermischte und sie in einer wutentbrannten Bewegung Yolei nach vorne befehligen ließ. Dummerweise konnte die Wasserbestie nicht viel gegen den Blitz ausrichten, in dem die Schlange auf sie zu schoss, aber die Explosion beider Bestien, die Yolei zerschmetterte, rettete Eneela vermutlich das Leben, denn ohne Yolei wäre nicht die Bestie, sondern sie jetzt zerschmettert worden. Yolei würde sich regenerieren... die Lians konnten nicht sterben, aber für die nächste Zeit würde die Wasserbestie sich vermutlich nicht mehr rufen lassen.

„Was ist in dich gefahren?!“, schrie Eneela und hustete, als sie rückwärts stolperte und die andere Beschwörerin ohne auch nur mit der Wimper zu zucken erneut Shada auf sie hetzte. „W-wieso kämpfst du für Scharan?! Wie kannst du dein eigenes Volk so verraten?!“

„Mein Volk?!“, schnaubte die andere, während Eneela schreiend der Blitzschlange auswich, die dann unerwartet von irgendeinem anderen Zauber von der Seite getroffen wurde – von dem der jetzt gekommen war, sah sie nicht, aber dass die Schlange zu Boden geschleudert wurde, verschaffte ihr einen winzigen Moment zeit, um die Arme hoch zu reißen und die nächste Lian zu rufen.

„Lavia! Hilf mir... bitte!“ Und der Feuervogel stob aus ihren Händen in den schwarzen Himmel, um sich Shada zu stellen.

„Mein Volk?!“, wiederholte die Gegnerin abschätzig, „Ein Haufen Verlierer, der nichts kann und sich hat unterwerfen lassen! Warum, Eneela Kaniy, sollte ich... mit euch verlieren, wenn ich gewinnen kann? Und das kann ich... selbst gegen dich, du Abschaum! So... wie der Meister es mich gelehrt hat. Zerfetze sie, Shada!“

„Lavia!“, schrie Eneela, und die beiden Bestien begannen ein Gemetzel aus Blitzen, Flammen und einem donnernden Grollen aus dem Himmel. Doch gerade, als Eneela glaube, sie hätte eine Chance gegen dieses Mädchen, das Scharan ihren Meister nannte, riss dieses die Arme wieder herum und rief eine zweite Lian – ihrerseits Yolei, mit der sie Lavias Feuer ganz schnell vernichtete. Und Eneela rutschte auf dem glatten Eis aus und stürzte zu Boden, so paralysiert von dem grausigen Gefühl, das allein die Anwesenheit dieser anderen Lianerin in ihr verursachte, dass sie nicht mal daran denken konnte, eine neue Lian zu rufen. Sie wusste nicht, was es war, das sich so grässlich anfühlte... die Tatsache, dass dieses Mädchen tatsächlich für Scharan kämpfte? Ihre ganze Erscheinung hatte etwas so Tod bringendes, Fürchterliches, dass Eneela ohne es selbst zu wollen mit den Tränen kämpfte... Tränen des Zorns und des Unverständnisses über ein solches Verhalten. Sie kam nicht dazu, an Tränen zu denken, weil sich Shada und Yolei jetzt gleichzeitig auf sie stürzten, bereit, sie zu vernichten.
 

„Das geht doch nie gut aus!“, jammerte Asta am Boden kauernd und zitterte am ganzen Leib. Thira schenkte ihr kaum Beachtung, ihr Blick hing wie festgefroren an dem Szenario draußen, während sie sich mit aller macht auf die Zauber konzentrierte, die ihren Kameraden das Leben schützten. Würde sie nur ein wenig scheitern, würden sie alle verrecken... verdammt, sie war einfach gezwungen, hier drinnen zu bleiben und zu hoffen, dass die anderen wieder zurückkämen. Thiras rote Augen beobachteten jede einzelne Bewegung jedes der insgesamt dreizehn Menschen da draußen – sieben Kameraden und sechs Gegner – in ihrer üblichen Monotonie... aber in ihrem Inneren grollte es, es juckte ihr so in den Fingern, da raus zu rennen und den anderen zu helfen, weil in ihrer Seele die unerklärliche Angst wuchs, sie würden scheitern. Sie verfluchte sich für ihre nicht vorhandene Perfektion – wieso fürchtete sie sich? Sie dürfte gar keine Furcht verspüren, sie war Zuyyanerin. Seelenlos... wie man sagte. Wie Chenoa sie gelehrt hatte. Gefühle abschalten war die Kunst, die die Zuyyaner zu so bestialischen Schlächtern gemacht hatte, zu erbarmungslosen, pragmatischen Gegnern, zu einem großen Haufen voller Opportunisten. Und einer von ihnen war da draußen und hatte durchaus die Macht, ihre Kameraden, Karana, Zoras, Simu und alle anderen einfach zu zerreißen...

Eneela ging zu Boden und die beiden Bestien, die das andere Mädchen auf sie hetzte, griffen sie an wie Raubtiere. Ob aus Reflex oder aus purem Willen des Schicksals, Thira wusste das nicht, beschwor Eneela doch noch eine neue Lian, die sie schützte; und die war ziemlich effektiv, wie es schien, Thira erkannte aus der Ferne und in ihrer Konzentration nicht genau, was für ein Tier es war – es sah aus wie ein riesiger Fuchs – aber es schien komplett aus Eis zu bestehen und zerschlug die Wasserbestie ihrer Gegnerin in Fetzen, ehe es sogar die Blitzschlange zerriss, die gegen es offenbar nichts ausrichten konnte. Kämpfe zwischen Lianern waren Kämpfe purer Elemente. Mit der Eislian als Eneelas Waffe war es keine Frage, dass die Gegnerin als nächstes die Bestie des Feuers beschwor – dachte Thira, denn als nächstes kam nicht die Lian des Feuers. Aber sie kam nicht dazu, den Lianerinnen weiter zuzusehen, weil ihre Augen sich instinktiv auf die andere Seite des Schlachtfeldes warfen – und auf Yamuru, diesem elenden Verräter, und das war der Moment, in dem sie ihr Vorhaben über den Haufen werfen musste, wenn sie verhindern wollte, dass ihre Kameraden da draußen auf brutalste Weise zu Grunde gerichtet wurden.

„Verdammte Scheiße! Bleib hier, Asta, und rühre dich nicht!“
 

Das einzige, was Yamuru sich dachte, war, das hätte schneller gehen können. Die Sieben – eigentlich waren sie ja bloß sechs, weil Thira nicht dabei war, was er im Übrigen bedauerte – waren gut und verdienten sich wohl ihre Bestimmung als Kinder der Götter von Khad-Arza. Zumindest hatten sie bisher keinen von ihnen tot bekommen, was Rok im Übrigen dazu veranlasste, wutentbrannt zu fluchen und wie ein Berserker mit Telekinese-Schlägen um sich zu werfen – einmal erwischte er Kyeemas Blitzschlange, einmal erwischte er Daku, den es dann von den Beinen riss, und bevor er Yamuru selbst hätte erwischen können, hatte der Zuyyaner sich dazu herablassen müssen, den Schwerkraftzauber um Rok etwas zu lockern, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen; plötzlich der Schwerkraft beraubt war der Telepath in die Luft geflogen und hatte nur noch kurz wutentbrannt gezappelt, dann hatte ihn die panische Todesangst ergriffen, der Zauber würde sich auflösen und er implodieren, das hatte ihn wohl etwas zur Vernunft kommen lassen. Dieser Vollidiot... manchmal fragte der Zuyyaner sich wirklich, was ihn geritten hatte, sich in diesen Haufen Versager zu werfen. Allen voran natürlich Ulan Manha, dieser machtgierige, größenwahnsinnige, verblendete Hurensohn, der das Leben nicht mal verdiente und in Yamurus Augen nicht mehr als die Ausgeburt des Himmelsdonners war, ein Gefäß für Kelar Lyras Geist, allein zu dem Zweck geschaffen, einmal diesem Wahnsinn zu verfallen, der den Tyrannen von Lyrien zu Grunde gerichtet hatte...

Yamuru unterbrach seine Gedanken und konzentrierte sich auf Zoras Derran, der sich offenbar in den Kopf gesetzt hatte, seine Niederlage von letztem Mal zu begleichen. Und obwohl er so klein war, war der Seelenfänger kein zu unterschätzender Gegner, denn der Schatten des Geisterreiches, der allerletzte Abgrund des Himmelsdonners, über den dieser kleine Mann herrschte, war mächtig.

„Ich werde dich zerquetschen wie ein... lästiges Insekt, so lange, bis meine Würde befriedigt ist, Yamuru Mirrhtyi!“, blaffte der Herr der Chimalis ihn voller Groll an und schwang seine Hellebarde herum und nach vorne in Yamurus Richtung. Der Zuyyaner lächelte.

„Du willst wohl auf dem anderen Ohr auch noch taub werden? Oder sollte ich nächstes Mal ein Auge nehmen?“

„Prahle nur, Hurensohn, das Lachen wird dir vergehen. Ich schwöre dir, ich zerreiße deine Seele... wenn ich sie erst mal habe!“ Das war eine üble Drohung, und im nächsten Moment schmetterte der Kleinere einen monströsen Blitzschlag auf ihn zu, eine geballte Ansammlung purer, gnadenloser Magie, ein Todesstoß von einem Zerstörer für jeden Sterblichen, der ihm in die Quere zu kommen wagte... zu Zoras' Pech hatte Yamuru definitiv nicht vor, zu sterben. Ein Schwenk mit der Reikyu ließ Zoras' Blitzzauber zersplittern, und um die Sache endlich zu beschleunigen und heute noch mal die verdammte Karte zu bekommen ging er jetzt seinerseits zum Angriff über. Viele Möglichkeiten hatte er nicht, während er gleichzeitig die Schwerkraft der anderen Idioten kontrollierte, könnte er nicht viel mit der Reikyu machen, dafür war er einfach nicht begabt genug. Glücklicherweise hatte Yamuru noch andere Talente als die Nutzung der Reikyu.

„Du solltest beten, dass Thira ein zweites Mal kommt, um dir den Arsch zu retten, bevor ich die Gelegenheit habe, dich in den Schatten zu stoßen, für den du... geboren wurdest, Zoras Derran.“ Die Worte wirkten genug. Der Kleinere erstarrte nur für einen minimalen Moment und weitete die Augen mit einem Hauch von Furcht, einem Hauch von Zweifel... das reichte, um ihn abzulenken, um nächsten Moment stürzte Yamuru sich auf ihn, die Sanhari, sein heiliges Familienerbstück, in der Hand, und mit der scharfen Klinge nach ihm zu schlagen. Er erwischte ihn beinahe an der Brust, rutschte jedoch ab und traf ihn dann doch bloß in der Achselhöhle, aber offenbar war es schmerzhaft genug, im nächsten Augenblick rutschte sein kleiner Gegner auf dem glatten Eisboden aus und stürzte rücklings zu Boden. Zoras' schmale, grüne Augen weiteten sich in blankem Entsetzen gemischt mit abgrundtiefem, wahnsinnigen Hass, als Yamuru sich grinsend über ihn beugte und mit der Sanhari auf ihn zielte, an deren Klingen jetzt messerscharfe Eiszapfen wuchsen wie ein bösartiges Geschwür aus purer Macht. „Lang... lebe der König von Ostfann, Zoras, hmm?“

Und er riss die freie Hand in den Himmel, um seine grüne Reikyu zu beschwören und das grelle Aufblitzen der Kugel eine jähe Stille in die Schlacht treiben zu lassen. Es war für einen Moment so, als hätte die Zeit die Luft angehalten... als würde die ganze Welt, auf der sie sich gerade nicht einmal befanden, still stehen, nur für den Moment, in dem Yamuru seine eigene Seele mit furchteinflößender Macht zusammendrückte, für den Augenblick, in dem die Macht durch alle Poren in die Körper der anderen eindrang wie eine tödliche Seuche, sie verpestete, sie wahnsinnig machte, den Druck auf jede einzelne Zelle ihres ganzen Körpers so rapide steigerte, dass Yamuru erfüllt von grauenhafter Genugtuung darauf wartete, dass erst Zoras unter ihm und dann nach und nach auch alle anderen platzen würden ob des immensen Drucks, den er bloß mit seiner Seele herauf beschwor – in dem Augenblick, in dem Zoras aufschrie und wie wahnsinnig mit seiner Hellebarde durch die Luft zu schlagen begann, spürte Yamuru eine eisige Klinge an der Seite seines Halses.

„Du... bist mein Gegner... Yamuru Mirrhtyi. Und wenn du es wagst, deine Reikyu... noch weiter zu manipulieren, um die Seelen meiner Kameraden zu zerreißen, dann bist du des Todes, denn dann werde ich mit dir noch viel Schlimmeres tun.“

Er war nicht überrascht, Thira zu sehen, die neben ihm aufgetaucht war. Die Kouriha in der Hand und auf seinen Hals gerichtet stand sie da wie ein Felsen, kühl, schön und doch so wahnsinnig berechnend... seine dumme, verblendete Cousine. Und nie hatte er sie mehr begehrt als in diesem Augenblick... ein Moment, von dem er irgendwann einmal geträumt hatte.

Mit einem süffisanten Lächeln drehte er sich zu ihr um und ließ die grüne Reikyu gehorsam verschwinden, um den Moment absoluter Stille zu beenden. Die Schlacht ging weiter und Zoras rappelte sich bestimmt auf, aber das war unwichtig. Interessant war nur Thira, die ihn mit solch gnadenloser Bosheit frei von jeglichen Skrupeln anstierte, als wäre er die Personifikation des Übels selbst.

„Ich hab mich gefragt, wann du wohl kämst... Thira.“, begrüßte er sie grinsend und sie hob herrisch ihre Waffe höher.

„Halt den Rand. Ich habe geschworen, dich zu töten, Yamuru, und ich werde es auch tun... Verräter.“

Weitere Worte verlor sie nicht, stattdessen griff sie ihn an. Es folgte ein rasanter Schlagabtausch zwischen ihrer Kouriha und seiner Sanhari und Yamuru sparte es sich, sie sofort niederzustrecken; er war kein Dummkopf und vermutlich sehr viel besser und effizienter in der Kunst des Schwertkampfes ausgebildet worden als sie, die sie als Kind nach Tharr gelangt war. Sie einfach nur hinzurichten wäre öde... er wollte sie zappeln sehen, er wollte sie leiden und schreien sehen, wenn es darauf ankam. Und sie würde zappeln... schon sehr bald. Die Gedanken verschafften ihm gute Laune und machten ihn irgendwie trotzdem nervös.

„Wenn du mich töten willst, worauf wartest du?“, fragte er sie neckisch, als er einem Hieb ihrer Kouriha auswich und ihren Angriff mit seiner eigenen Waffe konterte. Klirrend prallten die Klingen beider Eiswaffen aufeinander und Yamuru zischte, als er seine Cousine mit einem harten Stoß zurück schlug und sie sofort wieder angriff. Unkaputtbar... eben wie eine echte Maschine, ganz die Lehrerin. Ganz Chenoa Jchrrah.

Du wirst dich noch wundern, Chenoa. Hier draußen wirst du dein Lämmchen nicht vor mir schützen können. Keine Macht der Welt wird... es vor mir schützen können, das schwöre ich dir.

„Auf den geeigneten Schlagwinkel.“, antwortete Thira ihm dann kalt und die Masse an Eissplittern, die sie nach ihm schleuderte, wischte er mit einer simplen Bewegung seiner Sanhari zur Seite. Sie keuchte.

„Ich glaube nicht, dass es das ist...“

„Ah, und was ist es deiner Meinung nach?“

Neugierde.“ Thira sah ernsthaft skeptisch aus, als er das sagte, und er verkniff sich das Grinsen, denn seine Euphorie machte ihn immer so verdammt unseriös... hatte aber auch Vorteile, denn es veranlasste grundsätzlich alle dazu, ihn für behindert zu halten, für geistig beschränkt, und damit unterschätzten sie ihn gewaltig. Thira würde diesen Fehler nicht machen, dachte er sich... sie war klug, Chenoas Lämmchen. Er schlug nach ihr, doch sie wich behände aus, riss ihre Kouriha herum und traf ihn dieses Mal am Ärmel, den es in Fetzen riss.

„Worauf sollte ich neugierig sein?“, schnaubte sie, „Steh mir nicht im Weg, Yamuru Mirrhtyi. Du hast dich für eine Seite entschieden. Und damit deinen Tod gewählt.“

„Ah, ah, das ist aber altmodisch. So einfach ist das nicht, die Welt teilt sich nicht in die helle und dunkle Seite der Macht... Thira.“ Er musste jetzt doch schmunzeln und sie spuckte ihm vor die Füße.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Das war wahr... das musste er dringend nachholen. Mit einem einzigen Satz war er bei ihr, schleuderte sie zu Boden und packte sie am Hals, presste die Finger gegen ihre Kehle und drückte sie auf den Eisboden, auf dem sie kämpften. Sie japste, als er mit seiner Sanhari an ihrer Schläfe ansetzte, jeder Zeit bereit, ihr den Schädel damit zu durchbohren. Sie weitete die roten Augen und er spürte das Pulsieren des Blutes in ihrer Halsschlagader, gegen die er mit seinen Fingern drückte. Das Pulsieren von Furcht... etwas, das er hier stärker wahrnahm als er jemals gedacht hätte.

Kannten Maschinen Furcht?

„Du willst wissen, was der wahre Zweck der Trias ist... deswegen sagte ich Neugierde.“ Sie erstarrte. Er sah genau den Moment, in dem sie aufhörte, sich zu fürchten, den Moment, in dem sie all ihre Konzentration nur auf ihn richtete und nicht auf irgendeinen Weg, ihn zu zerfetzen. Es war ein bemerkenswerter Augenblick, so fein und fast nicht wahrnehmbar, diese winzige Veränderung in ihrer Seele... bis sie die Brauen senkte und es wieder vorbei war. Aber es reichte... er wusste, dass er sie hatte.

„Wovon redest du? Was weißt du über die Trias, das ich nicht weiß?“ Yamuru feixte, ehe er die Sanhari sinken ließ und sich erhob, Thira dabei unsanft zu Boden stoßend, damit sie nicht sofort aufspringen konnte. Sie tat nichts, sie starrte ihn nur an, und in dem Moment, in dem sie doch auffuhr und wutentbrannt ihre Kouriha griff, ertönte neben ihnen ein ohrenbetäubendes Donnern gefolgt von einem markerschütternden, lauten Brüllen, einem Geräusch, wie es nur eine Ausgeburt purer Bosheit und puren Übels vollbringen konnte... Yamuru hatte das Geräusch noch nicht oft gehört, aber er erkannte es, ohne dass er herüber sah, während Thira auf die Beine sprang und angriffsbereit herum wirbelte.

„Katari!“, keuchte sie dabei und erstarrte abermals, während Yamuru kicherte.

„Ah... Kyeema ist tapfer, Scharans kleine, verblendete Kampfmaschine. Aber wenn sie schon Barak beschwört, muss es ja ernst sein... beeindruckend.“
 

Das, was Kyeema, das Lianermädchen, da beschwor, hatte Karana noch nie zuvor gesehen. Ebenso wenig die anderen, vermutete er, während sie alle in ihrem Kampf inne hielten und herüber sahen zu dem Ungetüm, was da aus dem nichts in der Luft fliegend erschien, ein einziger, gigantischer Wirbel aus purer Macht, aus purem Zorn und purer Zerstörungswut. Karana sah überhaupt zum ersten Mal genauer auf das Lianermädchen, das sich bisher die meiste Zeit mit Eneela befasst hatte. Neben ihm kam Iana zum Stehen, heftig atmend und ihr heiliges Kurzschwert so fest umklammernd, dass ihre Knöchel hervor traten – sie bot einen schauderhaften Anblick, wie sie mit fassungslosen, wie im Wahnsinn geweiteten Augen auf das Monster starrte, diese Lian, die Kyeema da gerufen hatte.

„Barak...?!“, japste sie dabei und Karana sah sie verblüfft an – nur für einen Moment, denn der Anblick dieses vor Zorn und Macht sprudelnden Ungetüms war einfach zu fesselnd. Es war ein Drache, glaubte er – eines dieser gigantischen Reptilien mit ledrigen Schwingen, mit denen sie fliegen konnten wie Vögel... aber anders als Vögel ersetzten die Flügel nicht die vorderen Extremitäten, sondern waren zusätzlich zu zwei Vorder- und zwei Hinterbeinen vorhanden. Die Haut bestand, soweit Karana wusste, normalerweise aus Schuppen, die hart und fest waren und quasi unzerstörbar; Drachen waren die gefürchteten Wappentiere von Janami gewesen, Ungeheuer und Herren der Lüfte, die im Dienst des Königreiches Janami eine so gefürchtete und mächtige Luftwaffe gebildet hatten, dass sie quasi den Bestien aus Ela-Ri gleich gekommen waren. Karana hatte nicht gewusst, dass eine der sechs Lians die Gestalt eines Drachen annahm... aber noch mehr wunderte ihn eigentlich, dass seine Frau seinen Namen zu kennen schien.

„Barak?!“, machte er, „Heißt so dieses Vieh?!“

„Die Bestie des Windes.“, erklärte Iana keuchend, „Meine Mutter war Lianerin, vergessen? Sie brachte mir als ich ganz klein war die Namen und Arten der sechs Bestien bei... und Barak ist unglaublich schwer zu beschwören und zu bändigen, ich weiß noch, dass sie mir damals erzählt hat, sie selbst hätte nie im Leben geschafft, Barak zu rufen...“ Karana starrte auf das Ungetüm, das sich mit einem Brüllen wie frisch aus dem Himmelsdonner geschlüpft mit seinen gigantischen Schwingen in die Luft erhob, während die Lianerin, kaum ein Streichholz gegen das Untier, noch mit erhobenen Armen und in den Nacken geworfenem Kopf auf dem Eis stand wie ein Fels in der Brandung. Was viel extremer war als die Größe des Drachen, war die Ausstrahlung, die Karana durch Mark und Bein ging... und ebenso Iana neben ihm, das spürte er an ihrem wahnsinnigen Zittern, an ihrem ganzen Sein. Dieser Drache war eine Ausgeburt der Bosheit, eine Erschaffung aus purem Zorn und purer Mordlust, allein seine Präsenz war derart niederschmetternd, dass Karana spontan das Gefühl hatte, er würde allein durch einen Blick dieses Drachen in seine Richtung krepieren. Den anderen um ihn herum schien es ähnlich zu gehen, selbst die gegnerischen Schamanen wichen taumelnd rückwärts vor dem Monstrum, als Kyeema die Stimme erhob.

„Barak!“, rief sie, doch ihre Stimme ging fast unter in dem Dröhnen des Übels, das in Karanas Ohren rauschte und von diesem Vieh ausging, „Bring sie um... zerreiße sie und bring mir die Karte! Du weißt, wo sie ist... zerfetze diese Hurensöhne!“

Einen Moment lang begriff der Schamane gar nicht, dass jetzt er das Ziel war, weil er die Karte hatte – es war Iana, die ihn am Arm herum riss und anfuhr, er sollte irgendetwas tun, als der Drache brüllend empor schoss, um sich dann auf die Kameraden zu stürzen, allen voran auf Karana zu, der absolut fassungslos nur da stehen und sein Schwert halten konnte.

„Verdammt, der will dich umbringen, mach doch was!“, schrie Iana ihn an und riss ihr eigenes Kurzschwert hoch – er konnte sie nicht beachten. Verblüffenderweise waren es Ryannes Worte, die ihn jetzt aus seiner Starre weckten... Worte, die sie vor einer gefühlten Ewigkeit gesprochen hatte, an dem Tag, als sie Yasar verlassen hatten.

„Sie können nicht sterben... das würden sie nicht zulassen, bis die Aufgabe erfüllt ist.“

„Verschwindet!“, brüllte er und riss sein Schwert in die Luft, seine Frau zur Seite stoßend, „Dieser Bastard gehört mir!“

Das war leicht gesagt, denn die Bestie war riesig und griff mit solcher Wucht an, dass ein Windstoß der gewaltigen Flügel den ganzen Eisblock spaltete. Ein dröhnender Riss tat sich auf und ein ohrenbetäubendes Krachen erfüllte die ganze Umgebung, als sämtliche Beteiligten von den Beinen gerissen wurden. Karana klammerte sich hustend an den Eisbrocken und rollte sich zur Seite, womit er haarscharf dem rasiermesserscharfen Windstoß entkam, der als nächstes auf ihn zu flog. Er hörte um sich herum die anderen schreien, aber alles, was in seinem Kopf Platz fand, waren die Gedanken an das Rauschen von Tod und Schatten in seinem Blut, in seinem Kopf, dieses gewaltige, beängstigende Gefühl von brutaler Macht, das von der Lian ausging...

„Kämpfe, Karana. Kämpfe dagegen an, lass dich nicht von dem Schatten in die Knie zwingen!“

Er keuchte, als er auf die Beine kam, überwältigt von der monströsen Macht purer Bosheit. Das Brüllen des Drachen machte ihn beinahe taub und ließ ihm fast das Herz stehen bleiben, so grauenhaft war es. Er strauchelte und umklammerte so fest sein Schwert, dass er glaubte, er würde es zerbrechen.

„Wenn ihr in den Schatten fallt... sucht euch ein Licht und klammert euch daran... wenn alle andere Lichter erlöschen. Sieh nach vorne, Karana!“

Die Geisterstimmen waren nach dem höllischen Brüllen wie Balsam für seine Ohren... für seinen ganzen Geist, der erschüttert wurde durch die abgrundtiefe Mordlust. Er gehorchte ihnen und sah nach vorne, direkt in Kyeemas hasserfülltes, euphorisches Gesicht, in diese blassen Augen, diese weiße Haut, diese fast farblosen, langen Haare. Und die bleichen Augen bohrten sich in seine auf eine Weise, wie Nägel in eine Wand geschlagen wurden, doch der Moment des abgrundtief entsetzlichen Schmerzes, der Karanas Seele streifte, brachte die Antwort auf das, was er hier tun musste. Er hatte vielleicht nicht die Macht, sich diesem Monster jetzt zu stellen... aber es war auch nicht das Monster, das er bekämpfen musste, sondern die Beschwörerin.

Wenn die Beschwörerin fällt, verschwindet die Lian.

Er riss seine Waffe hoch, als der Drache erneut angriff, sich in einem einzigen Wirbel aus Wind, Macht und Bosheit auf ihn stürzte, bereit, ihn zu zerfetzen und seine Seele in Scherben zu schlagen. Es war der Augenblick, Angesicht in Angesicht mit diesem Ungetüm, in dem Karana seinen eigenen Windzauber auf die Klinge des Familienschwertes rief, und kurz bevor der Drache ihn hätte erreichen können, schleuderte er seinen Zerstörer direkt auf Kyeema.

Barak griff nicht mehr an. Stattdessen verschwand der Drache voller Bosheit im Nichts, als das Windmesser die Lianerin traf... es war ein Anblick, den Karana sich lieber erspart hätte, und keuchend schnappte er nach Luft, als das Mädchen vor ihm einen Schrei ausstieß, der fast so grausam war wie der des Drachen, nur auf andere Weise. Sie wurde hoch in die Luft und zurück auf den Eisbrocken geschmettert, während der Wind sie regelrecht in Fetzen riss, und dabei schrie sie, schrie und schrie, hörte gar nicht mehr auf – Karana war verblüfft, dass sie überhaupt so lange durchhielt. Und als der Zauber sich auflöste, lebte Kyeema noch immer, wenn auch nur so gerade eben, ihr Körper zerrissen vom schneidenden Wirbelwind aus Macht, zerschmettert vom Zorn der Himmelsgeister. Karana spürte, wie das Blut in seinen Adern rauschte, diese bösartige Mischung aus Magie und Adrenalin, während er heftig atmete und auf die Lianerin herab starrte, die sich nicht regte.

„Sie... hat das Windmesser überlebt.“, hörte er irgendwo Daku murmeln, „Verdammt, das ist unglaublich! Müssen die Gene sein.“ Karana keuchte nur und ballte die Fäuste – dann hörte er Zoras Derrans Stimme knapp hinter sich.

„Bring sie um.“ Der junge Mann drehte den Kopf, um seinen Schwager düster anzusehen, der seine Hellebarde geschultert hatte und starr in Kyeemas Richtung zu sehen.

„Was?!“

„Ich sagte, bring sie um. Wenn sie jetzt wieder zu Kräften kommt, wird uns nächstes Mal kein Zauber der Welt vor ihrem Barak schützen können. Wenn sie jetzt schon voller Zorn war, was wird sie nächstes Mal sein? Bring es zu Ende, Waschlappen.“ Karana kniff die Lippen zusammen und sah auf die Lianerin, die zuckend am Boden lag und jetzt abgehackt wimmerte. Kanau und die anderen von Scharans Schergen liefen jetzt los, um sich um sie zu bemühen. Sobald man sie anfasste, stöhnte sie, zu kraftlos zum Schreien, aber Karana konnte fast mitfühlen, was für wahnsinnige Schmerzen sie haben musste... er zischte und drehte sich von dem Geschehen ab.

„Nein.“, sagte er zu Zoras, „Sie... ist nicht Manha. Manha ist der Einzige, den ich hier töte. Sie ist nicht mehr als eine Maschine, die für ihn kämpft. Sie hat keine Schuld an dem, was sie tut.“

„Hört, hört.“, schnaufte Zoras verächtlich, als sein Schwager an ihm vorbei stampfte, „Karana, der Barmherzige. Eins sage ich dir, egal, warum auch immer diese Lianerin für Scharan kämpft, wenn sie meiner Frau ein Haar krümmt, wird sie sterben.“ Karana beachtete seine finsteren Worte nicht mehr, obwohl er den Schatten von Zoras' zerrissener Seele deutlich wahrnehmen konnte in diesen Momenten. Neisa würde ihn schon irgendwie besänftigen. Erhobenen Hauptes wandte sich der Schamane den Übrigen zu, die sich aufgerappelt hatten, erschöpft, ausgelaugt, traumatisiert (in Eneelas Fall)... er sah in Ianas kaltes, bleiches Gesicht, dann zu Thira, bei der in knapper Entfernung ihr Cousin stand, der sich jetzt anschickte, gemeinsam mit seinen Kollegen und der halbtoten Kyeema das Schlachtfeld zu verlassen.

„Für heute genug... Yamuru.“, grollte Karana in Richtung des größeren Mannes, der darauf in absolut perfektionistischer Höflichkeit den Kopf vor ihm neigte.

„Dessen bedarf es keiner weiteren Worte.“ So sprach er, dann verschwanden er und die anderen Schakale mittels Teleport im Nichts. Zurück blieben die Kameraden auf dem gespaltenen Eisblock, in dem jetzt ein gigantischer Riss klaffte, so breit wie ein großer Fluss. Thira steckte ihre Kouriha ein und wandte sich in Richtung der Tari Randora.

„Wir müssen hier verschwinden.“, befahl sie kalt, „Nächstes Mal werden sie nicht so zärtlich mit uns umspringen. Ich fürchte... was mit dieser Kyeema passiert ist, hat nur den schlafenden Giganten geweckt.“
 

Der Eisboden, auf dem die Tari Randora Zwei stand, knirschte in unregelmäßigen Abständen. Turo fürchtete jedes Mal, gleich würde der Eisklotz mitten in diesem Labyrinth auseinanderbrechen und ihr Schiff unter Brocken aus Eis begraben... aber es geschah nie so etwas, es knirschte nur. Das Knirschen nervte und störte seine Konzentration, und irgendwann fluchte er ungehalten über den Lärm, worauf Daku und Kanau an der Wand des Raumes zusammenfuhren.

„Himmel und Erde noch mal, wie soll ich so arbeiten?! Dieses Geräusch macht mich wahnsinnig! Können wir nicht einfach, verdammt noch mal, hier raus?!“

„Der Meister wird keine Gedanken an das weitere Vorgehen verschwenden, solange Kyeema in Lebensgefahr schwebt, du tust also gut daran, sie endlich zusammenzuflicken, Turo.“, erklärte Kanau gelassen und der Heiler fuhr herum und spuckte ihm vor die Füße.

„Schön, dass du das so einfach siehst, weißt du eigentlich, wie anstrengend das ist?! Das Mädchen ist vollkommen zerfetzt von Karanas Windzauber! Und sie hat viel zu viel Blut verloren, wo kriege ich jetzt Ersatz her? - Daku, hol einen Sklaven, Himmel noch mal.“

„Einen Sklaven? Wozu?“

„Als Blutspender natürlich, du Hurensohn, komm in die Hufe!“ Daku machte, dass er wegkam, während Turo provisorisch die gröbsten, gefährlichsten Wunden der kleinen Lianerin zu heilen begann. Sie wand sich auf der Pritsche, auf die sie sie gelegt hatten, und wimmerte. Die Verbände, mit denen der Heiler vorübergehend versucht hatte, die Blutungen zu stoppen, waren bereits nass und dunkel von Kyeemas Blut. Karanas Zerstörer hatte jedenfalls ganze Arbeit geleistet... da war ja Kanaus Arm noch harmlos gegen gewesen. „So ein Monster.“, murmelte der Heiler für sich und Kanau schnaubte.

„Wer, Karana? Er ist Geisterjäger, er ist der Sohn von Puran Lyra. Was erwartest du?“

„Ja, das... sieht man ihm in der Tat an. Mit einem Fingerschwenk ist er fähig, einen Menschen dermaßen in Stücke zu reißen... Kyeema muss wirklich widerspenstig sein, ich wette, jeder Normalsterbliche ohne besondere Ausdauer wäre daran krepiert.“

„Ist Kyeema denn etwas anderes als eine Normalsterbliche?“, fragte Kanau und seufzte, „Sie ist bloß eine Sklavin. Auch, wenn sie Manhas Kampfmaschine ist, sein verhätscheltes Küken, das ihn aufopfernd seinen Vater nennt. Sie mag besser trainiert sein im Beschwören als alle anderen Lianer zusammen, weil sie von klein auf geübt hat... aber das macht sie noch lange nicht unsterblich.“

„Das sagt ja auch keiner. Und dennoch... hieß es nicht, die Sieben wären... Kinder von Göttern? Sowas genetisches, meine ich? Wenn es stimmt, was Yamuru sagt, dann... ist Kyeema doch ein Teil von ihnen.“

„Das ist allein deswegen schon bescheuert, weil sie dann keine sieben, sondern acht wären, und davon sprach nie jemand. Nicht mal Yamuru, den du ja überaus zu schätzen gelernt zu haben scheinst.“ Turo seufzte. Diese Diskussion fing an, ihn zu nerven. Er kam zum Glück nicht dazu, weiter zu sprechen, denn Daku kam in Begleitung einer Lianersklavin zurück, die an den Händen gefesselt und wie ein Maultier an der Leine in den Raum geführt worden war.

„Grundgütiger, ihr habt das Kind zu Grunde gerichtet...“, jammerte sie beim Anblick von Kyeema, „I-ich habe immer gewusst, ihr würdet sie eines Tages zu Grunde richten! Das arme Ding, das dieser Bastard seinem eigenen Volk entfremdet und ihr Leben lang nur verhätschelt hat...“

„Halt's Maul, wir haben dich nicht geholt, damit du uns Predigten hältst!“, fuhr Kanau sie an und die Frau verstummte, als Turo sie brummend zu sich herüber zitierte.

„Wir brauchen Blut, weil Kyeema zu viel verloren hat.“, erklärte er der Sklavin kalt, „Lass mich nachsehen, ob dein Blut mit Kyeemas kompatibel ist, wenn nicht, sorge ich halt dafür. Klappe halten.“ Die Frau zischte nur kurz, als der Heiler ihre Hand nahm und mit seiner eigenen in einer geübten Bewegung darüber fuhr. Aus den Poren ihrer Haut drangen winzige Tröpfchen roten Blutes, die sich wie schwerelos unter Turos Hand zu einer kleinen Blase sammelten. Als nächstes hob er seine andere Hand und wischte auf ähnliche Weise etwas Blut von Kyeemas triefenden Verbänden, worauf sie sich durchbog und schrie. Als Heiler konnte man, sofern man talentiert und geübt genug war, mit dem menschlichen Körper quasi alles machen. Es war an sich praktisch, aber da er hier auf dem Schiff der einzige Heiler war, blieb sämtliche Drecksarbeit immer an ihm hängen.

Er kam nicht dazu, sich weiter zu ärgern, denn das, was mit Kyeemas Blut und dem der Sklavin passierte, als er sie zusammen mischte, war nicht ganz das, was er erwartet hatte. Es gab verschiedene Blutgruppen; vermischte man auf diese Weise zwei Blutsorten miteinander, ließ sich mit einem Zauber herausfinden, ob sie derselben Blutgruppe angehörten oder nicht. Aber das, was jetzt mit den beiden kleinen Blutbläschen geschah, war etwas heftiger als das Aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Blutgruppen. Es war nichts, was Kanau, Daku oder die Sklavin sehen würden, aber er konnte, wenn er den Zauber anwendete. Verblüfft sah er auf Kyeema herab, die zuckte und wimmerte, dann wieder auf die kleine, schwerelose Blase Blut über seiner Hand, ehe er die Stirn runzelte.

„Was zum Geier.“, machte er, „Hat einer von euch die Verbände angefasst? Scheiße, noch mal...“

„Was?“, machte Kanau verständnislos und Turo sparte es sich, ihm das zu erklären. Stattdessen entnahm er der Hand der Sklavin und Kyeemas Arm an einer Stelle, die nicht verbunden war, erneut Blut, um sie abermals miteinander zu vermischen. Und das Ergebnis war dasselbe... dann bestand kein Zweifel, dass es Kyeemas Blut war, das er da hatte, und nicht irgendein anderes, das zufällig an den Verbänden geklebt hatte. Und es war irgendwie... verblüffend.

„Was ist denn?“, wunderte sich Daku und Turo blinzelte die Blutblase ein paar mal an, als würde sich das Ergebnis dadurch ändern. „Sind sie nicht kompatibel?“

„Nein, gar nicht.“, antwortete der Heiler blöd, „Aber das ist nicht das, was mich verblüfft. Viel mehr verwirrt mich, dass das gute Mädchen hier nur zur Hälfte Lianerin ist, wie es scheint.“

Er erntete perplexes Schweigen. Dann sprang Kanau auf.

„Was?!“, rief er entsetzt.

„Sie hat zur Hälfte schwarzmagische Gene.“, machte Turo achselzuckend und sah die Gesichter seiner verdatterten Kollegen einen Moment an. „Wusste ich auch noch nicht bisher...“

„Aber sie ist die Tochter einer Sklavin!“, machte Kanau, „Ich meine, wir alle kannten ihre Mutter, sie war eindeutig Lianerin!“

„Tja, und was sagt uns das? Dass der gute Mann, der dieses Mädchen gezeugt hat, offenbar kein Lianer war.“ Das auszusprechen war allerhand – aber der nächste Gedanke beunruhigte Turo irgendwie noch mehr, und er sah wiederum auf Kyeema, die von allem nichts mitbekommen würde. Dass sie zur Hälfte Schwarzmagier war, legte natürlich nicht sofort ihren leiblichen Vater fest... aber wessen Tochter konnte sie in ihrem Alter schon groß sein? „Wann ist Kyeema geboren worden?“

„Sie ist jetzt sechzehn geworden in diesem Neujahrsmond.“, sagte Daku unsicher, „Soweit ich weiß.“

„Eben.“, zuckte Turo die Achseln, „Von uns kann es ja wohl niemand gewesen sein. Das heißt theoretisch gibt es höchstens zwei Kandidaten, die als Vater in Frage kämen, und ob Manha seinen Busenfreund Henac Emo jemals an Kyeemas Mutter ran gelassen hat, ist fraglich, fürchte ich...“

„Um Himmels Willen, meinst du damit, Manha ist Kyeemas leiblicher Vater?!“, keuchte Daku und erbleichte, „Wie jetzt, weiß das irgendwer?!“

„Das würde dann bedeuten, dass auch-... nein, das ist doch absolut unmöglich.“ Kanau runzelte die Stirn. „Wie kann das angehen?“ Turo blieb ihm die Antwort schuldig und war zu verwirrt von seinen Gedanken, um sich weiter auf das Heilen zu konzentrieren. Es war verzwickt, aber es war durchaus möglich. Und es würde einiges erklären, was die Genetik der Götter anging... es würde erklären, warum es Sieben gab und keine Acht.

Du Hurensohn, Manha... da ziehst du Kyeema zu deiner Kampfmaschine heran, verhätschelst sie so lange, bis sie dich als Vater betrachtet, und dann bist du Bastard womöglich tatsächlich ihr Vater. Ich frage mich, ob du es gewusst hast... und was wohl geschehen wäre, hättest du ein anderes Baby zu deiner Killermaschine auserkoren damals.
 


 


 


 

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Öh.... keine ahnung mehr was hier vorkam, ist ewig her dass ich das geschrieben habe x__x Laut Titel ging es wohl um Kyeema.... öh...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Izumi-
2013-09-21T19:06:53+00:00 21.09.2013 21:06
Ach, sieh an, was on ist =D
Ja, es ging um sie und es war lustig. Na ja, lustig... aber haha. XD
Aber der Reihe nach. Tja, leider hat Thiras cooles Manöver nicht ganz so geklappt wie erhofft, schade. XD Wobei, dann gäbe es weniger zu lesen. oô Okay, ICH hätte mir den Kampf gespart, aber du machst das ja richtig. XD
Schon geil, wofür die Zuyyaner da Zauber haben. XD Wobei es bei mir im Zweifelsfall ja auch für alles einen Fluch gibt... hach. ='D Schön aber, dass die sich wie in alten Zeiten zwischendurch noch anmeckern und doof sind, das ist irgendwie erfrischend. <3
Unpraktisch, da auf dem Eis, nebenbei, muss an sich ein geiles Bild abgegeben haben beim Kampf. XD Alle schlittern un seriös durchs Weltall, lol. XD
Ddödömm. Eine Lianerin, wie kann das denn sein? D= Oh nein. XD Beim ersten Mal lesen damals bin ich da echt nicht drauf gekommen, ey. XD Und du fandest es derbe offensichtlich, das weiß ich noch. XD
Kyeema ist cool. Sie kann was und sie zeigt, dass Lianer eigentlich ziemliche Poser sind. oô
Auch doof für Thira, die da erst einmal nur ewig zugucken kann... und sich dann doch dazu entschließt, mehr zu können, wie es aussieht. XD Irgendwie sind Zuyyaner ja schon krass, ich meine, die ganzen Schamanen sind ja echte Poser und wenn man sich mal Kyeema ansieht, dann kann man auch erahnen, wie die Lianer in schlecht gelauntem Zustand so ticken können, aber irgendwie sind die Zuyyaner einfach IMMER eine Ebene obendrüber. Ich meine, irgendwie ist ein Zuyyaner gar kein Gegner für irgendeinen nicht-zuyyanischen Magier, weil die sowieso keine Chance haben. oô Nicht einmal die poserigsten, meiner Meinung nach. Das mal so am Rande. XD
Ich fand diese Random-Sache mit Rok übrigens ziemlich witzig, was ist das bitte für ein Mongo? XDDD
An sich müssten diese ganzen Deppen Yamuru voll dankbar sein, ich meine... wie ich eben schon schrieb, dadurch, dass er Zuyyaner ist, haben die meisten von denen keine Chance gegen ihn. Und die einzigen, die als Gegner übrig bleiben, Thira und irgendwie Simu, sind ihm auch hoffnungslos unterlegen... ich meine, Thira ist zwar poser, aber nicht so sehr wie er, einfach von der Logik her eben nicht, sie war ja Ewigkeiten nicht auf Zuyya. oô An sich tanzen die doch alle mehr oder minder nach Yamurus Nase, ohne es zu merken, denn täten sie es nicht, wären sie doch weg... er ist eindeutig sehr gütig. úû
Ach ja, dann zeigt Kyeema noch mal, wie cool sie ist. Leider zeigt sie es ausgerechnet Karana und der startet dann einen hinterhältigen Überraschungsangriff, der dazu führt, dass die arme Kyeema ihr Lieblingsblut verliert. Frech von ihm. Und ungehobelt, aber na ja. x__x Und dumm, dass er grundsätzlich NIE auf Zoras hören kann. D= Spacko.
Die Schlussszene war episch. XDD Scharan ist Papa, SÜÜÜß. Das hatten wir ja so in der alten Form nicht, ich bin mal gespannt, was daraus wird. Hihi, mag. ♥
Mochte Kapitel ^o^


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