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Die Chroniken von Khad-Arza - Die andere Seite des Himmels

Drittes Buch
von

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Die Tari Randora


 

Buch Drei

Die andere Seite des Himmels
 


 


 


 

Simu war sich nicht sicher, was er erwartet hatte. Festgestellt hatte er, dass die andere Seite des Himmels noch dunkler, noch bedrohlicher und noch leerer war als die Seite, die er von der Innenseite der Zuyya her gekannt hatte. Auf Tharr war der Himmel grün gewesen... ein helles, sanftes Grün an sonnigen Tagen, ein gräuliches Mattgrün an Regentagen und das mit rot, gelb und orange vermischte grün eines brennenden Waldes bei Sonnenuntergang. Auf Ghia war der Himmel blau gewesen... auf der Zuyya sollte er angeblich einst von einem hellen, warmen Orange gewesen sein. Simu hatte die Zeiten des hellen Himmels auf Zuyya nicht miterlebt; der fatale Vulkanausbruch, der eine Ewigkeit mit Asche in der Luft und damit die Verdunkelung der Sonne zur Folge hatte, war gewesen, als Simu kaum sechs Jahre alt gewesen war. Damals hatte er friedlich auf Tharr gelebt bei der Familie, die ihn aufgezogen hatte, und hatte nicht im Ansatz geahnt, dass er einst nach Zuyya zurückkehren würde... in die Welt, in der er geboren worden war, wie er allerdings erst erfahren hatte, als er bereits ein Mann geworden war.

Jetzt schien die Zeit auf der düsteren Zuyya so weit fort zu sein... dabei war es kaum drei Tage her, dass sie aufgebrochen waren. Er hatte einen inneren Instinkt für Zeit; aber die ewige Dunkelheit des Alls machte es selbst seinem zuyyanischen Instinkt schwer, ihn nicht zu verlassen. Im All war es nicht nur blutrot und unheilschwanger wie auf Zuyya, sondern es war pechschwarz. Eine tiefe, alles aufsaugende Schwärze, die bereit war, ihr kleines Schiff zu verschlingen und nie wieder auszuspucken...

„Konzentrier dich, anders. Du bist mit den Gedanken immer wo anders.“

Die kalte Stimme gehörte zu Thira Jamali, die am Steuer des Raumschiffes stand, das sie durch das All manövrierte, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Simu ließ das schwache Lichtflimmern zwischen seinen Händen verschwinden und sah die Zuyyanerin grübelnd an. Wenn er Thira nur zuhörte, klang sie wie eine erfahrene Person, die die Weisheit und alle Intelligenz von Jahrtausenden zu besitzen schien. Wenn er sie dann aber ansah, war sie bloß ein junges Mädchen, noch jünger als er mit kaum mehr als sechzehn Sommern. Ihre Erscheinung kam ihrem Intellekt definitiv nicht gleich, fand der junge Mann, während er sie musterte. Sie erschien so jung und unschuldig, dabei war ihr Geist der einer skrupellosen Pragmatikerin, die bereit war, über Leichen zu gehen, um ihr Schicksal zu erfüllen. Diese kleine, zierliche Frau hatte eine Macht inne, die sie alle in Grund und Boden richten könnte, sollte Thira einmal das Bedürfnis verspüren, sich ihrer Reisekameraden zu entledigen. Sie war eben eine waschechte Zuyyanerin... pragmatisch, berechnend und gefühlstot, so, wie es allen Angehörigen dieses Magiervolkes nachgesagt wurde. Bei dem Gedanken musste Simu bitter lächeln... er war zur Hälfte auch ein Angehöriger dieser Rasse. Sein Vater war Zuyyaner gewesen... der blonde Mann war davon überzeugt, dass die Gene seiner tharranischen, nichtmagischen Mutter in ihm deutlich überwiegen mussten, denn er fand sich selbst weder pragmatisch, noch berechnend oder gar gefühlstot. Und das war sein größtes Problem, wenn er lernen wollte, mit der zuyyanischen Magie umzugehen, die ihm im Blut lag. Thira konnte ihm nur die Theorie erklären, ihm sagen, was er tun musste, um die Reikyu zu beherrschen... die Seelenkugel, eine Manifestation seines eigenen Geistes, die er als schimmernde Kugel in seinen Händen entstehen lassen konnte – oder können sollte. Sonderlich begabt war er nicht, hatte er schon bemerkt.

„Ich tue ja, was ich kann. Vergib mir, Thira, ich bin ein schlechter Schüler.“

„Nein, du wehrst dich dagegen.“, sagte sie monoton, immer noch am Steuer stehend und ihm den Rücken kehrend, während er hinter ihr am Boden des Steuerraums hockte, auf seinen Knien quer die Stabwaffe, die er auf Zuyya bekommen hatte, das Tsukibo. „Du willst kein Zuyyaner sein, du willst Tharraner sein, so, wie du aufgewachsen bist. Du bist in dem Glauben aufgewachsen, alle Zuyyaner seien bösartige Roboter und demzufolge ohne Ausnahme verabscheuungswürdig.“ Er errötete.

„I-ich... das stimmt nicht, nicht alle.“ Er fand Thira zwar suspekt, aber doch nicht verabscheuungswürdig... nur gruselig. Ihre nicht vorhandenen Emotionen waren unmenschlich.

„Ich sage ja nicht, dass es unberechtigt ist, dass alle Tharraner so denken.“, entgegnete sie, „Mag stimmen, was sie sagen. Wir Zuyyaner sind durchaus ein pragmatisches und von mir aus auch skrupelloses Volk. Wenn du deine Reikyu benutzen können willst, musst du dir eingestehen, dass du einer von uns bist. Darum kannst du nicht umhin. Öffne deine Seele... dem Gott Katari, der Zuyya geschaffen hat. Weißt du, zuyyanische Magie ist nicht nur destruktiv. Man kann mit ihr auch... Dinge schaffen, Dinge erreichen, die nichts mit brutalem Töten oder Manipulation zu tun haben. Das ist es, was du... verinnerlichen musst. Noch mal.“

Er seufzte. Sie war eine konsequente Lehrerin. Die Augen schließend versuchte er erneut, sich auf seine Seele zu konzentrieren... darauf, die Reikyu zu beschwören. Und wieder endete es bloß in einem kurzen, unwürdigen Lichtflimmer in seiner Hand, der gleich verblasste, als Simu aufhörte, sich zu konzentrieren. Er seufzte erneut und lehnte mürrisch den Kopf gegen die Wand.

„Das wird heute nichts mehr, fürchte ich.“ Thira sagte nichts und starrte aus dem Fenster in die absolute Schwärze. Als er sich erhob und neben sie trat, versuchte er zu begreifen, wie sie sich hier orientierte. Vereinzelt waren in der Schwärze flammende Lichtpunkte zu sehen; wie Irrlichter, nur dazu da, um unschuldige Passanten in den sicheren Tod zu locken. „Wohin fahren wir überhaupt?“

„Zum Karanyi-Nebel.“, antwortete die junge Frau gelassen. „Ein Gebiet, das unsere erste Station auf der Suche nach der Trias sein wird. Dort werden wir Anhaltspunkte bekommen, hat Chenoa mir gesagt. Wir müssen die Auronen suchen... die Wesen, die die Planeten dieses Nebels bevölkern. Sie haben vermutlich Antworten.“ Er schwieg eine Weile.

„Wie sehen die aus?“

„Die Auronen? Keinen Schimmer. Ich war ja selbst noch nie dort. Mein Großvater, Honuk Jamali, der die Trias geschaffen und versteckt hat, ist aber dort gewesen, sie haben ihm damals ihre Hilfe angeboten.“ Simu runzelte die Stirn und fragte sich, wie er sich die Auronen vorstellen sollte. Wie Menschen? Wie sprechende Tiere? Sie bewohnten ein völlig anderes Planetensystem, es war möglich, dass sie vollkommen anders aussahen als Menschen. Oder als alles, was ihm jemals begegnet war...

„Woher weißt du, wohin du fliegen musst?“, wunderte er sich weiter und Thira zeigte zur Fensterscheibe.

„Ich halte auf den Stern direkt vor uns zu. Chenoa hat gesagt, wir müssen diesem Stern folgen, so lange, bis wir den Karanyi-Nebel erreichen. Es wird noch geschätzte zwei Tage dauern, glaube ich.“ Woher sie das wissen wollte, fragte er nicht... das erübrigte sich. Sie hatte es vermutlich in ihrer Reikyu gesehen, die dazu diente, viele Dinge zu sehen, die man nur sehen wollte.

„Was sollen wir so lange machen, bis wir dort ankommen? Und muss dich nicht mal jemand ablösen, Thira? Du steuerst seit drei Tagen ohne Pause. Du isst und schläfst nicht... ist das gesund?“

„Ich bin Zuyyanerin. Ich kann meinen Körper und meinen Geist so unter Kontrolle halten, dass ich über längere Zeit ohne Essen und Schlaf auskomme. Wenn wir im Karanyi-Nebel landen, kann ich Pause machen. Und du kannst solange weiter üben. Wenn wir uns mit Ulan Manha herumschlagen müssen, wird es von Nutzen sein, dass du die Reikyu beherrschst.“
 

Simu betrachtete gedankenverloren die kahlen, stählernen Wände des Korridors, als er den Steuerraum verlassen hatte und ziellos durch die Tari Randora strich, um seine Gedanken zu sortieren. Das Schiff war riesig; von den Korridoren gingen vereinzelte Kammern ab, die sie während ihrer Reise als Schlafräume benutzten; in einigen gab es tatsächlich eine Art kleines Bett, eher eine unbequeme, schmale Liege, in anderen hatten sich die, die keine Kammer mit Bett abbekommen hatten, mit Matten beholfen, die an Bord gewesen waren. Aus was für einem Material die Tari Randora gebaut worden war, wusste Simu nicht; er hatte absolut keine Ahnung von Schiffbau und der Technik eines Raumschiffs. Was ihn besonders faszinierte war die Technik, mit der innerhalb des Schiffes Schwerkraft erschaffen wurde; ihm war schon früher aufgefallen, dass in Raumfähren tatsächlich Schwerkraft herrschte, obwohl sie rein logisch betrachtet schwerelos schweben müssten, wenn sie im All herum flogen. Was auch immer das für eine Technik war, sie war grandios. An den Decken der Korridore und Kammern hingen kleine Rohre, die von innen heraus auf irgendeine Art leuchteten und damit das Schiff erhellten. Thira hatte gesagt, alles an Technik, das hier lief, hing von der Energie der einen Endlosbatterie ab, mit der das gesamte Schiff betrieben wurde. Simu fand es faszinierend, wie ein so kleiner Gegenstand, kaum größer als die Hand eines Mannes, so viel Macht haben konnte, um ein ganzes Schiff samt Beleuchtung und Wasserversorgung zum Laufen zu bringen.

Eines muss man ihnen lassen... wie brutal sie auch sein mögen, die Zuyyaner sind genial.

Als er am Heck des stetig vibrierenden und fast lautlos summenden Schiffes angekommen war, hielt er am Ende des Korridors an und betrachtete die Waffe, die er in der Hand trug. Seit Chenoa sie ihm vermacht hatte, hatte er kaum etwas anderes getan als sich mehr schlecht als recht beigebracht, wie man den vielleicht drei Ellen langen Stab richtig führte. Er konnte jetzt in einem theoretischen Kampf getrost jemanden mit der scharfen, Sichelförmigen Klinge enthaupten, war er der Meinung, aber die Essenz des Tsukibos beherrschte er noch nicht... es war eine zuyyanische Waffe, ergo eine magische Waffe. Wenn er an der Reikyu kläglich scheiterte, so war das Einsetzen der physischen Magie für ihn komplett hoffnungslos, war er der Meinung. Simu war kein Kämpfer und auch kein Zauberer, das war er beides nie gewesen. Sein Bruder war immer der Zauberer gewesen... er war ja auch Schamane und von Geburt an damit konfrontiert gewesen, dass er einmal zaubern können würde, wenn er ein entsprechendes Alter erreichte. Karanas Freund Tayson war ein Kämpfer. Er war Nichtmagier, aber mit dem Schwert umgehen konnte er besser als Simu, obwohl er nicht ernsthaft einen Schlachtplan zu haben schien, er prügelte kopflos drauf los; was immerhin effektiver war als gar nichts zu tun oder eine weiße Fahne zu schwenken, wie Simu es am liebsten täte. Er war von ihnen dreien, die sie zusammen als Kinder viel Zeit verbracht hatten, immer der Denker gewesen. Jetzt musste er plötzlich kämpfen und zaubern können... irgendwie.

Wenn er es nicht könnte, hätten sie ein Problem. Sie müssten es vermutlich alle können, wenn sie Ulan Manhas Schergen überleben wollten, die unter Garantie zu ihnen kommen würden, früher oder später. Wenn sie vorhatten, wie sie die Trias zu suchen, die sagenumwobene Maschine, die eine neue Welt erschaffen konnte, brauchten sie die Endlosbatterie der Tari Randora. Und die hatten sie hier. Ohne diese eine Batterie waren sie alle am Arsch.

„Soll der Himmelsdonner dich holen, Manha.“, brummte Simu lustlos und schwang seine Waffe sinnlos nach vorne in der Hoffnung, irgendeinen Zauber zu bewirken; natürlich geschah nichts dergleichen, nicht mal die Klinge fing ominös zu leuchten an. Als er Schritte hinter sich hörte, drehte er den Kopf und war verblüfft, ausgerechnet Karana gegenüberzustehen. Sein Bruder kicherte.

„Mehr Elan, Simu. Du bist nicht Zoras, der vor geistiger Macht nur so übersprudelt, dass er es schafft, mit einem solchen Schwung seiner Waffe einen Blitz in die Erde zu schleudern...“ Simu zeigte ein kurzes Lächeln.

Mehr Elan, sagst du? Klar, du bist ja der Kenner hier. Aber ich kann nicht wirklich Elan dafür aufbringen, Dinge zu tun, bei denen ich Leute umbringen muss... das widerstrebt mir irgendwie.“

„Es ist Scharan.“, sagte Karana achselzuckend und wurde plötzlich ungewöhnlich ernst, „Der Mann muss sterben, damit Vater und ich diese... Dinger loswerden und seine Kontrolle.“ Bei diesen Worten fasste er wie zufällig nach seinem linken Unterarm, worauf der Blonde nachdenklich den Kopf senkte. Er hatte das Symbol des Fluchmals an Karanas Arm gesehen... das gleiche, das auch sein Vater am Hals hatte. Inzwischen verbarg sein Bruder das Schmerzmal unter einer festen Bandage um seinen Unterarm, hauptsächlich, um sich selbst daran zu hindern, in Momenten der brutalen Schmerzen, die Scharan über diesen Fluch auf ihn ausüben konnte, wann immer er Lust hatte, sein eigenes Fleisch bis auf die Knochen abzukratzen. Er hatte schon recht... dieses Mal würde nur verschwinden, der Fluch wäre erst gebrochen, wenn Scharan starb. Aber das zu erreichen war vermutlich nicht so simpel, wie es klang.

„Der Mann ist Überlebenskünstler, Karana.“, wagte Simu zu sagen, „Er ist zwar kein Geisterjäger und als Magier eher mittelmäßig, wie man sagt, aber dieser Fluch... schaltet dich komplett aus. Wenn Scharan dich als Bedrohung empfindet, zupft er an seinem Fluch und du bist aus dem Rennen.“

„Ah, ich arbeite dran.“, stöhnte sein Bruder, streckte die Arme nach oben und gähnte, „Wenn ich falle, macht es halt Zoras. Du weißt, was für ein Berserker er sein kann. Wenn Scharan es wagt, Neisa zu nahe zu kommen, bringt Zoras ihn um, ehe er auch nur Piep sagen kann.“ Simu lachte nervös; da war etwas dran.

„Darauf willst du es hoffentlich nicht ankommen lassen. Und du so friedlich bei der Erwähnung von Zoras' Namen ist mir auch suspekt...“

„Na ja, sagen wir so. Zoras und ich mögen uns nicht und mochten uns nie. Aber wir sind gezwungen, im selben Boot zu sitzen, also... müssen wir uns irgendwie arrangieren. Das ist so wie Vati und Emo früher. Keiner mochte Emo, Geisterjäger war er trotzdem und sie mussten zusammen arbeiten.“ Der Blonde nickte; wobei er sicher war, dass die Sache mit Henac Emo um einiges finsterer gewesen war als die elende Kabbelei zwischen Karana und Zoras Derran. Mit einem Seufzen ging er an Karana vorbei und schulterte dabei sein Tsukibo, das Üben fürs erste aufgebend.

„Geh einfach jedem Streit aus dem Weg, Karana.“, riet er seinem Bruder dann noch, „Wenn schon nicht für dich selbst, dann Neisa zuliebe. Sie ist deine Schwester... dass sie jetzt Zoras' Gemahlin ist, ändert nichts daran, Karana.“ Er sah über die Schulter, wie Karana grantig das Gesicht verzog und die Arme verschränkte.

„Und du bist mein Bruder, Simu, dass du plötzlich zur Hälfte Zuyyaner bist, ändert nichts daran. Also hör auf, vor mir wegzulaufen... oder vor allen anderen, wie du es seit wir aufgebrochen sind tust.“ Simu hielt inne und starrte ihn verblüfft an – dann konnte er nicht anders als ein warmes Lächeln zu zeigen.

„Danke...“, hörte er sich leise murmeln, „Das war sehr lieb von dir. Ich... versuche doch bloß, mich selbst... zu finden. Und beherrschen zu lernen, zu was ich geboren wurde.“ Er nickte zu seiner Waffe und Karana kicherte erneut, ehe er an seinen Gürtel griff und das Schwert von Mihn zog, das Familienerbstück, das ihm vermacht worden war.

„Ja, ich weiß. Dann versuch, mich zu töten. Manchmal lernt man zaubern am besten in Extremsituationen... ich kann mir nicht vorstellen, dass das nur für Schamanen gilt und nicht für Zuyyaner. Immerhin... ist Elementarmagie Elementarmagie, egal, wer sie anwendet.“ Der Blonde starrte ihn an.

„Wie – du willst, dass wir gegeneinander kämpfen?!“

„Wenn du nicht kommst, komm ich.“, erklärte sein Bruder ihm gelassen, „Oder hast du Schiss? Erinnerst du dich, wie ich die untere, simple Magie gelernt habe? Azan Sagal musste mich halb zu Tode prügeln, bis ich sie endlich mal konnte... wenn du nicht auch so enden willst, beweg deinen Arsch. Bei deiner Reikyu kann ich dir nicht helfen, sowas hab ich halt nicht... aber bei Elementarzaubern kann ich es vielleicht.“

Der Blonde lachte leise, als er sein Tsukibo hob und sich seinem Bruder entgegenstellte.

„Aber mach nicht den ganzen Korridor kaputt, du Vollidiot.“
 

„Und diese Vorräte sollen für fünfundfünfzig Tage reichen?!“ Tayson sah entsetzt zwischen Eneela, Asta und Yarek Liaron hin und her, die in dem kleinen Raum standen, den sie gemeinsam zur Vorratskammer und Küche auserkoren hatten. Auf dem Tisch im Raum lagen aufgehäuft alle Lebensmittel, die sie von Zuyya mitgenommen hatten; kläglich wenig für fünfundfünfzig Tage und elf Leute.

„Nein, Irrtum.“, sagte Yarek, „Genau betrachtet müssen sie noch länger halten, denn nach fünfundfünfzig Tagen sollen wir erst aufbrechen, um zurückzukehren. Es sei denn, wir schaffen es schneller, natürlich.“ Tayson klappte die Kinnlade herunter.

Was?! W-wir werden verhungern!“

„Na ja, Zeit für dich, ein paar Pfunde abzunehmen.“, zuckte der rothaarige Söldner mit den Schultern und kramte aus seiner Tasche eine Zigarette, die er sich zwischen die Lippen schob. Tayson fand das nicht witzig. Was dachten die, wie sie das überleben sollten? Wasser war nie ein Problem, solange man Magier dabei hatte; die konnten aus dem Nichts Wasser erschaffen durch ihre Macht. Aber kein Essen...

„Thira hat gesagt, wir... halten zwischendurch und können da unsere Vorräte aufstocken.“, warf Asta schüchtern ein und strich sich die inzwischen wieder kinnlangen Haare hinter die Ohren. Es war fast ein Jahr her, dass sie sich ihre einst langen, blonden Haare radikal abgeschnitten und pink gefärbt hatte, um nicht erkannt zu werden... inzwischen wuchs auf ihrem Scheitel das Blond wieder nach.

„In diesem Karanyi-Nebel, oder wie er heißt, wo wir hin wollen?“, erkundigte sich Eneela darauf, „Thira hat gesagt, wir kämen in zwei Tagen da an, oder so.“

„Und wenn es da nichts gibt?“, fragte Tayson nervös, „Ich meine, auch wenn fast alle von euch Zauberer sind, unsterblich ist hier keiner! Wobei, Thira stirbt nach drei Tagen ohne Essen und Schlaf nicht...“

„Wir können nichts anderes tun als uns komplett auf sie verlassen.“, sagte Yarek, der seine Kippe ansteckte, worauf Eneela entrüstet von ihm wegrückte ob des beißenden Rauchs. „Chenoa hat Thira alles beigebracht, was sie wissen muss... sie wird ihre Aufgabe schon gut bewältigen.“

„Wie willst du sichergehen?“, stöhnte der Schwarzhaarige frustriert, „Ich meine, Chenoa könnte Thira ebenso gut aufgetragen haben, uns alle zu grillen, was wissen wir?“

„Das könnte sie in der Tat.“, murmelte der andere Mann grübelnd, und als hätte er ernsthaft scharf nachgedacht runzelte er erst die Stirn und zuckte dann die Achseln. „Dann sind wir wohl auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“ Er drängte sich ohne ein Wort an Tayson vorbei aus der Küche und dieser jammerte.

„Wie kannst du da so gleichmütig sein?! Ist dir egal, dass wir sterben?!“

„Solange wir noch leben, ja, absolut. Da es die Aufgabe der Sieben ist, die Trias zu finden, wäre es reichlich hirnlos von Chenoa, diese Sieben sterben zu lassen. Aber das betrifft dich und Asta ja nicht, ihr könntet durchaus sterben, hast recht. Eure Rationen an Essen werden zuerst gestrichen, wenn es knapp wird, und dann die der hirnamputierten Seherin. Die ist eh' unkaputtbar.“ Mehr sagte er nicht und zog von dannen, worauf die drei Übrigen ihm fassungslos anstarrten. Asta erbleichte.

„Wir – werden sterben, Tayson!“, keuchte sie und er verdrehte die Augen.

„Ganz zweifelsohne, meine Liebe.“ Er warf ihr und Eneela, die etwas unsicher die Brauen hob, einen Blick zu und lachte dann nervös. „Aber noch nicht jetzt. Dafür sorge ich schon, Asta. Hab keine Angst, ich pass auf dich auf. Zur Not essen wir die Seherin.“
 

Er hatte geglaubt, dass er Finsternis gewohnt sein müsste. Er hatte Jahre in ihrer alleinigen Gesellschaft verbracht, eigentlich seine ganze, beschissene Kindheit... und doch war er ihr immer noch nicht richtig gewachsen, das bekam er jetzt zu spüren. Die Gedanken an seine Kindheit stimmten Zoras Derran wütend und ließen in seinem Inneren den alten, so bekannten Hass aufglühen wie die Reste eines fast erloschenen Feuers, das jemand anpustete, um es wieder in Gang zu bringen. Die Jahre, in denen er von seinem grantigen Vater verprügelt worden war, in denen er ein nutzloses, immer nah am Hungertod stehendes Gerüst aus Haut und Knochen gewesen war... und die Monde in der Räuberhöhle, die seine Familie gefangen und ewig gefoltert hatte, nur zu ihrem eigenen Vergnügen. Die Männer, die ihn für sein Leben gezeichnet hatten mit dieser abscheulichen Tätowierung, die seinen ganzen Rücken und teilweise sogar die Hinterseite seiner Beine bedeckte. Er erinnerte sich gut an die grauenhaften Schmerzen, die er als kleines Kind hatte erdulden müssen bei der Erschaffung dieses morbiden Kunstwerkes auf seiner Haut... er spürte jeden einzelnen, brutalen Schnitt in seinem Rücken, als passierte es wieder. Und er spürte jeden einzelnen Griff der großen, festen Männerhände, die ihn packten, ihn auf eine Weise berührten, auf die kein Mann einen anderen berühren sollte, und erst recht nicht einen kleinen Jungen. Die Geister zischten in seinem Kopf, als er sein Herz gemeinsam mit dem Hass in sich vor Panik und Brechreiz pochen spürte bei den bloßen Erinnerungen an diese Zeit.

„Wonach suchst du, Seelenfänger? Nach deinen traumatischen Kindheitserinnerungen? Willst du sie wieder erleben, oder was?“

Niemals...

Aber er konnte sie nicht abschütteln, sie kamen einfach immer wieder zurück... er wusste selbst nach neun Jahren, die seitdem vergangen waren, noch genau, wie es sich angefühlt hatte, wie sie ihn begrabscht hatten, wie sie ihn von hinten genommen hatten und wie sie ihn dabei fast ausgeweidet hättet, weil er viel zu klein und zierlich für sie gewesen war –

„Nein, aufhören! Ich will nichts mehr davon hören und sehen! Das ist vorüber, ich habe sie vernichtet! Ich habe die verdammten Hurensöhne alle zerfetzt, wie sie es verdient haben!“ So brüllte er und fuhr hoch, als die Geister in seinem Kopf kicherten.

„Suchst in den Schatten... aber in den falschen, Zoras Derran. Was du suchst, findest du nicht in deiner Vergangenheit... es gibt genug Ecken in der Finsternis. Du kennst sie... nicht wahr?“

Ihm war schwindelig und er strauchelte – sicher wäre er zu Boden gestürzt, hätte er nicht plötzlich gespürt, wie ihn jemand zärtlich von hinten umarmte und festhielt.

„Fürchtest du dich davor, zu sterben... Seelenfänger, der du die Kontrolle über tote Seelen hast...?“, neckten ihn die Himmelsgeister in seinem Kopf und er spürte die Finsternis, wie sie durch jede, verdammte Pore in ihn eindrang, ihn ausfüllte mit einem Schmerz, einer Wut und einer Verzweiflung, derer er unmöglich Herr werden konnte.

Nein... davor habe ich keine Angst. Dann sagt mir, was ist... mein Schicksal?

Die Geister gaben immer kryptische Antworten. So enttäuschten sie ihn auch dieses Mal nicht.

„Vermutlich... ein Ende im Angesicht der Schatten.“
 

„Zoras... sieh mich an. Sag dich los, jetzt.“ Er leistete dem Befehl der viel weltlicheren Stimme mit einem Grollen Folge und öffnete die grünen Augen, als die Stimmen der Geister verstummten und die Finsternis zurück in sein Inneres kehrte. Er merkte, dass er zitterte... es zehrte ihn aus. Und dass es schon nach bloß drei Tagen so heftig war, war kein gutes Zeichen. Er war dem nicht gewachsen, was auf ihn wartete... was wartete denn auf ihn?

Tod und Schatten... ein Ende im Angesicht der Schatten.

Was immer das bedeuten mochte. Als er seinen Schwindel bezwungen hatte, sah er in Neisas Gesicht. Sie hatte sich vor ihn gestellt, umarmte aber noch immer fest seinen Oberkörper, damit er nicht umkippte; jetzt, wo er wieder einigermaßen Fuß gefunden hatte in der Realität, wagte sie es, ihn loszulassen, ohne dabei den scharfen, wissenden Blick von seinen Augen zu wenden.

„Du bist zurück.“, sagte sie sachlich. „Treib nicht zu weit ab, es macht dich kaputt, Liebster.“ Er sah ihr in die verschiedenfarbigen Augen, ohne etwas zu erwidern. Neisas Gabe faszinierte ihn... sie konnte irgendetwas mit ihm machen, das ihn aus der Trance zurück in die Wirklichkeit riss, wenn sie ihn für zu weit weg vom schützenden Ufer der Realität befand... sie sah so etwas. Neisa war Heilerin... seit er mit ihr zusammen war, wusste er die Fähigkeiten der an sich recht pazifistischen Heiler durchaus zu schätzen... da war mehr drin als Wunden heilen. Der Blick, mit dem sie ihn jetzt ansah, gehörte keinesfalls zu einer unschuldigen, blumigen Heilerin, die gerne die Welt retten wollte. Neisa konnte ein berechnendes Miststück sein, wenn sie wollte... eine Tatsache, der er immer noch mit Staunen begegnete.

Ihr Gesicht entspannte sich, sie war beruhigt. Seufzend senkte sie den Kopf und lächelte dann leicht.

„Hast du was gesehen? Haben die Geister dir Antworten gegeben?“ Zoras stöhnte nur leise und fühlte sich ausgelaugt; es wurde immer schlimmer, je öfter er mit den Geistern kommunizierte, um im Schatten nach dem zu suchen, was von Bedeutung war... nach Gründen für das, was sie taten. Und nach Ulan Manha... dem Mistkerl, der irgendwo im All herum gurken musste, dem zu begegnen ihrer aller Schicksal entscheiden konnte. Er machte das jetzt seit drei Tagen mit nur wenigen Pausen, sein Körper war bis an die Schmerzgrenze überarbeitet und sein Geist gereizt und aufgewühlt. Mit einem Grummeln setzte Zoras sich auf das schmale, harte Bett in der Kammer, die er mit Neisa teilte. Sie blieb stehen und wartete auf seine Antwort.

„Nichts.“, murmelte er, „Keine Spur von Manha. Wenn er es auf uns abgesehen hat, ist er falsch, hier ist er nicht... ich frage mich ja, ob die ihr Schiff unsichtbar machen können. Aber Emo ist tot... der kann das nicht machen. Aber wer sagt, dass sie nicht einen Vetter von ihm da haben, der aus demselben Clan stammt?“

„Das wage ich zu bezweifeln.“, sagte Neisa nachdenklich, „Wie auch immer, sie werden sich schon zeigen. Das müssen sie, sie brauchen die Batterie. Und wenn sie die wollen, müssen sie an uns vorbei.“

„Es wäre nur so viel angenehmer für uns, wenn wir nicht erst in dem Moment, in dem sie hier auftauchen und uns die Kehlen rausreißen, wüssten, wo sie stecken... ich gebe nicht auf, diese Hurensöhne schulden mir Antworten, Neisa. Es ist ja nicht nur Manha... ich will wissen, wo der Zweck ist. Der Zweck... der Sieben.“ Neisa schwieg und rührte sich nicht vom Fleck, als er sich zitternd durch die pechschwarzen Haare fuhr. Sie waren wieder gewachsen... seit er nicht mehr König von Ostfann und von Leuten umgeben war, die penibel auf ihre Haarpflege achteten, kümmerte er sich nicht ernsthaft darum, sich die Haare zu schneiden; geschweige denn sämtliche Körperbehaarung zu entfernen, wie es die Leute in Ostfann für heilig gehalten hatten. Himmel, war er sich albern vorgekommen mit aalglatt rasierten Armen und Beinen, ganz zu schweigen vom Intimbereich. Ein Mann ohne Haare war verdammt noch mal kein richtiger Mann. Fertig.

„Hör auf, danach zu suchen.“, flüsterte seine Frau fast unhörbar und er sah sie an, als sie ihn sanft anlächelte. „Die Antwort auf diese Frage kommt... meistens dann, wenn man aufhört, zu suchen. Das hat mein Vater immer gesagt, wenn... er auch so ein Problem hatte. Du weißt, er ist der Herr der Geister, er hatte oft Fragen und wollte unbedingt Antworten. Aber die Geister zum Antworten zu zwingen ist viel kraftaufwendiger und anstrengender als zuzulassen, dass die Antwort von selbst im rechten Moment kommt.“ Er grollte.

„Und wenn sie nicht im rechten Moment kommt, sondern erst, wenn es zu spät ist? Es muss einen Grund geben, wieso wir sieben, Neisa. Wieso zweieinhalb Schwarzmagier, eine Heilerin, eineinhalb Lianerinnen, eineinhalb Zuyyaner und einen halben Nichtmagier. Wenn unsere Aufgabe ist, mit einem verdammten Schiff herum zu fahren und eine Maschine zu suchen, wozu sind wir dann, wer wir sind? Das hätten besser sieben Zuyyaner machen sollen... die sich mit sowas auskennen.“

„Ich weiß, was dich beschäftigt.“, sagte seine Frau, „Etwas zu sehr, Liebster. Gräme dich nicht so... vielleicht gibt es etwas, das wir alle gemeinsam haben.“ Er legte die Stirn in Falten und tat grübelnd.

„Lass mich nachdenken. Oh, ja, richtig, wir sitzen alle auf diesem verdammten Schiff fest.“

„Ich meinte eher etwas spirituelles oder so. Den Instinkt und die Gewissheit, dass wir hier richtig sind... dass wir... zusammengehören. Ich spüre so etwas jedenfalls und ich weiß, dass Karana es auch spürt. Hast du das auch?“ Er hielt verblüfft inne und dachte einen Moment nach.

„Ja.“, stimmte er ihr zu, „Das habe ich auch. Aber das kann doch nicht alles sein? Sieben Leute, die sich durch eine höhere Macht berufen und einander zugehörig fühlen, sind die besten Weltenretter, oder was? Ich begreife es nicht und ich werde es verdammt noch mal noch herausfinden. Und wenn sie vor mir kriechen müssen, die Geister, die das arrangiert haben... verdammt noch mal.“ So fluchte er und erhob sich, ignorierte Neisas besorgten Versuch, ihn aufzuhalten und stampfte aus dem Zimmer. Er war rastlos... das war er schon immer gewesen, er hatte auch das Gefühl, dass er selbst dann, wenn sie das alles überstanden hätte, wenn Scharan erledigt und die Trias gefunden wäre, wenn sie alle eine neue, heile Welt hätten, niemals Ruhe finden würde.

Erst jetzt begann er zu begreifen, wie weit der Tausch reichte, den er mit den Kondorgeistern eingegangen war... was es bedeutete, ihnen seine Seele zu schenken im Tausch für ihre Dienste. Seine Seele würde für immer rastlos sein und ein Teil jener Geister, die er gleichzeitig unterwerfen konnte und die ihn beherrschten.

Dann ist es mein Schicksal. Dann sei es so.

Er wusste nicht genau, wohin er eigentlich ging... ziellos durch die Korridore des immerzu vibrierenden Raumschiffs, das seinerseits auf dem Weg nach Irgendwo war. Wann die Seherin zu ihm stieß, wusste Zoras nicht... plötzlich war sie neben ihm und er stand längst darüber, sich darüber zu erschrecken. Ryanne der Yalla war immer überall und nirgends. Für eine Fannerin sah sie ungewöhnlich aus. Zoras hatte echte Fanner kennengelernt, sie waren dunkelhäutig, schwarzhaarig und dunkeläugig. Die dunkle Haut hatte Ryanne auch, aber sie war strohblond und ihre Augen hatten einen Stich ins Violett, der mehr an Zuyyaner erinnerte... schließlich waren Zuyyaner bekannt für eigentümliche Haar- und Augenfarben. Wie Thira, die grüne Haare und blutrote Augen hatte. Ryanne vom Stamm der Yalla war aber auch insgesamt eher ein ungewöhnliches Exemplar ihrer Art... sie war nicht einfach irgendeine Telepathin, sie war die Seherin, ausgestattet mit der gruseligen, fürchterlichen Macht, Dinge zu wissen, die sonst niemand wissen konnte. Der Preis für diese Macht schien bei den meisten Sehern ihr gesunder Menschenverstand zu sein... Zoras hatte schon von mehreren Sehern gehört, die zwar wahnsinnig begabt in der Magie, dafür aber absolut behindert im Kopf gewesen waren. Bei Ryanne war es vor allem ihr Gedächtnis, das darunter litt. Manchmal hatte sie Anfälle von akuter Amnesie und wusste dann plötzlich nicht mal mehr ihren eigenen Namen. Zoras bemitleidete sie... sich selbst nicht ernsthaft zu kennen war ein bitteres Los.

„Du grübelst.“, stellte sie richtig fest, als sie neben ihm her spazierte, die Arme im Rücken verschränkt und mehr tänzelnd als gehend. Ryanne konnte sich nicht wie ein normaler Mensch bewegen, hatte der Schamane oft das Gefühl. Sie tänzelte immer herum oder unterstrich jede noch so kleine Bewegung mit einer betörend erotischen Nuance... hüstelnd linste er flüchtig auf ihre großen Brüste, die mal wieder nur ganz knapp von ihrer wenigen, schleierartigen Kleidung verdeckt wurden. Verdammt, diese blöde Frau stellte sich echt billig zur Schau... als würde sie absichtlich jeden noch so braven Mann dazu herausfordern, es zu wagen, ihr zu widerstehen. Was bei ihrem Verhalten selbst dem offenbar völlig asexuellen Simu schwer fallen dürfte.

„Ja, darüber, ob du dich nicht mal anständig anziehen kannst.“, brummte er so als Antwort auf ihre Frage und drehte den Kopf von ihr weg, „Was willst du? Mich nerven?“

„Du findest dein Ende im Schatten.“, gluckste sie und er blieb abrupt stehen und starrte sie an. Die blonde Frau wiegte sich debil kichernd hin und her, doch jeder noch so flüchtige Gedanke an ihre erregende Erscheinung war jetzt weg.

„Du weißt, was das bedeutet? Ich habe davon geträumt... die Geister haben es gesagt. Werde... ich sterben, Ryanne?“ Er war sich nicht sicher, ob er die Antwort wollte... er hatte keine Angst vor dem Tod. Aber wer passte nach seinem Tod auf Neisa auf?

Die Seherin zuckte die Achseln.

„Ich sehe nur Schatten. Was kommt, ist die Aufgabe der Sieben, Zoras.“ Sie kam näher und beugte sich etwas herunter (wie fast alle hier war sie größer als er...), sodass ihr Gesicht so dicht an seinem war, dass ihre Nasen einander berührten. Er fuhr entsetzt zurück und die Seherin grinste ihn wissend an. Der Schimmer in ihren violetten Iriden war unheimlich... so weit entfernt und so voller Macht, dass er unwillkürlich schauderte. „Aber letzten Endes seid ihr sieben... Kinder von Göttern, oder? Keine Ahnung, ob ihr sterben könnt. Schätze schon, sonst wäre es ja langweilig.“ Er starrte sie an und wich einen Schritt rückwärts.

„Was... redest du da? Was bedeutet das, wieso Kinder von Göttern?“

„Hab ich das gesagt?“, fragte sie ihn verblüfft und er verengte die Augen.

„Verkauf mich nicht für blöd. Ja, hast du.“

„Hör auf die Stimmen deiner Schattengeister... vielleicht antworten sie dir ja.“, flötete sie und erhob sich, um guter Laune pfeifend davon zu tanzen. Er blieb stehen und starrte ihr nach, kein Stück klüger als vorher.

Was zum Geier meinte sie damit...? Und sie weiß was... diese Hure, die tut doch nur so, als wäre sie dumm.

Das war ausnahmsweise mal etwas, dessen er sich plötzlich sicher war.
 


 


 

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Ich hab gerade im Vorbeilesen beim Titel irgendwas mit Tabari gelesen und dacht so, Häh wat, Tabari, der kommt doch gar nicht vor o_O'... Teh Dummness.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Izumi-
2013-01-27T16:49:14+00:00 27.01.2013 17:49
Ümnehümnedümne! ó_O

Äh, ne. Echt mal. So, Kommi.
Ein Herz für Simu, er ist toll! ^^
Ich mag, wie du ihn so darstellst, nicht zu haltlos, aber doch glaubhaft verwirrt von der ganzen Sache, das passt gut zu einem Charakter wie ihm. Thira ist echt komisch, würde ich das alte Buch 3 nicht noch kennen, wäre sie mir sicherlich völlig suspekt. Von daher freue ich mich darauf, wenn es Szenen mit ihr gibt, also aus ihrer Sicht. Da war sie damals auf jeden Fall menschlicher. ^^
Ich finde es auch süß, wie Kawara, nein, Karana jetzt, verdammt, sich um ihn bemüht hat irgendwie. Ihr kleiner Übungskampf hätte mich jetzt eigentlich auch interessiert (auch wenn ich Kämpfe normalerweise jetzt nicht SO gern lese), ich hätte mich gefreut, wenn du noch mal zu den beiden zurück gegangen wärst. ^^'
Die kleine Random-Szene mit den Random-Leuten mochte ich sehr, auch wenn ich sagen muss, ich kann Tayson durchaus verstehen, irgendwie gab es ja jetzt nicht wirklich eine befriedigende Antwort auf seine Zweifel. XD Ich meine, ja... er hat doch recht!
Aber Yarek war mal wieder absolut cool. ♥
Und dann mal wieder ein bisschen finsteres Psycho-Emo-Blah für das Zorchen. Irgendwie hat es ja schon so ein bisschen einen gewissen "Hach jaaa~"-Effekt, aber andererseits gehört es auch unweigerlich dazu, wäre es weg, wäre Zorchen weg, das kann nicht das Ziel sein. XD Außerdem eine sehr schöne Szene, die einfach mal gesagt hat, hey, die sind auch noch da! Und das ist wichtigi.
Herz für Ryanne, weil sie Ryanne ist und sie ist cool. Und psycho. Was mich daran erinnert, dass ich eindeutig zu wenige Psycho-Charas hab. Mäh.


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