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Die Chroniken von Khad-Arza - Die andere Seite des Himmels

Drittes Buch
von

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Schicksalsgeister

Es war dunkel und sie konnte nichts sehen. Das ärgerte sie, sie wusste aber nicht, warum. Warum war sie der Meinung, sonst mehr zu sehen? Sie starrte auf ihre eigenen Hände vor ihren violetten Augen und fragte sich, ob sie mehr als das sehen sollte – wenn ja, tat sie es definitiv nicht.

Sie wollte Sand. Sie wollte nach Hause... sie wusste weder, wo sie hier war, noch, warum eigentlich – und auch nicht, was sie hätte sehen sollen, aber nicht konnte. Ihr Kopf schmerzte; es hämmerte darin, als würde jemand ihr Gehirn zu einer Sandburg zurecht klopfen wollen, und keuchend fasste sie sich an den Kopf und vergrub das Gesicht in ihren angezogenen Knien. Der Boden, auf dem sie saß, fühlte sich falsch an... aber das Vibrieren hatte aufgehört. Es war so eiskalt hier... und dunkel. Sie hatte Angst, wusste aber nicht wovor.

Es war still geworden vor einer Weile – oder war es länger her? Vielleicht waren es schon Tage, oder Jahre, Ryanne wusste es nicht.

Ryanne... war das ihr Name? Das war ihr Name, sie war sicher, aber was sie hier sollte, wusste sie nicht; das wäre hilfreicher gewesen.

Jemand kam. Sie wusste nicht, wer, und als sie nackte Füße sah, die direkt vor ihr stehen blieben, wusste sie nicht, wie das Mädchen hieß, das die merkwürdig rötlichen Haarspitzen hatte. Eigentlich wusste sie bei kaum jemandem, wie er überhaupt hieß oder was er hier sollte. Oder was sie hier sollte.

„S-Seherin...? Wie lange willst du da noch sitzen?“, stammelte das junge Mädchen vor ihr und Ryanne zischte. Dumme Stimme, zu naiv, zu schwach. Moment, was dachte sie da? Woher kamen diese Gedanken? Ihr Arm schmerzte höllisch und sie verstand nicht warum.

Seherin, sagten sie oft. Wer war denn das? Sie? Sie war keine Seherin, sie sah doch gar nichts.

„So lange, bis ich tot bin!“, fauchte sie das Mädchen an und es fuhr wimmernd zurück. Lachhaft und dumm. „Mir ist kalt und ich habe keinen Sand, das ist der Tod, jawohl!“, meckerte sie weiter und hörte das Mädchen keuchen. Irgendetwas sollte sie wissen, dachte sie, sie wusste aber nicht was. Irgendetwas sollte in ihrem Kopf sein, das sie jetzt sagen sollte... aber da war gar nichts, nur Dunkelheit. In ihrem Inneren pochte es und sie kauerte sich fluchend noch mehr zusammen, als sie hörte, wie das Mädchen weglief.

„Ich hole dir eine Decke... v-vielleicht wird dir dann warm!“, sagte sie dabei, aber Ryanne antwortete nicht. In ihrem Kopf pochte es und ihr Arm schmerzte und irgendetwas war, was sie wissen sollte, etwas, wovon viel abhing... aber sie kam einfach nicht drauf.

„Erinnerungen... wolltest du haben, dumme Kuh.“

„Häh?! W-wer war das?!“, schrie sie und fuhr mit dem Kopf hoch, als sie plötzlich Stimmen hörte. Da war aber keiner – das komische Mädchen war weggelaufen, in den hinteren Teil des Schiffs, und außer ihr war sonst nur der schwarzhaarige Typ vom Steuer an Bord – die anderen waren weggegangen und deshalb war es ruhig. Wer sprach also? „Wer?!“, fragte sie laut, „Antwortet!“

„Sieh auf deinen Arm, der wehtut.“ Wie jetzt? Wer sprach? Ryanne rappelte sich keuchend auf die Beine und strauchelte, als ihr schwindelte. Sie wusste nicht, warum sie dem Rat folgte und auf ihren Arm sah... verblüfft stellte sie fest, dass sie bisher nie auf den Gedanken gekommen war, ihn anzusehen und sich zu fragen, warum er schmerzte.

Da waren Schriftzeichen in ihrem Fleisch. Es waren fannische Buchstaben... sie wusste nicht, woher sie kamen, aber als sie den Arm hob und auf die Zeichen starrte, wusste sie plötzlich genau, warum sie hier war... und was sie zu tun hatte.
 

Nimm dir seine verdammte Seele.
 

Viel weiter denken konnte sie nicht, denn in dem Moment gab es ein Donnern von oben und dann eine Erschütterung von solchem Ausmaß, dass sie Ryanne zu Boden schleuderte, und es wurde schwarz.
 

Die Trias war von außen eine Kugel; eine gigantisch große Kugel, und Thira hatte sich, obwohl sie zuvor bereits Bilder in der Reikyu von ihr gesehen hatte, nicht ausmalen können, wie groß sie war... sie war riesig. Es gab einen kleinen Landeplatz, auf dem sie die Tari Randora abgestellt hatten, und während die ohnehin nicht zurechnungsfähige Ryanne mit Tayson und Asta zurückgeblieben war, waren alle anderen hinaus gegangen, um die Maschine zu betrachten, die sie so lange gesucht hatten. Das Gefühl von Schatten und Bosheit war überall und Thira fröstelte, als sie mit Hilfe ihrer Reikyu die versiegelte Tür öffnete, die ins Innere der Kugel führte. Sie war riesig... alles war riesig. Aus was genau die Trias bestand, konnte sie nicht sagen... und erst recht nicht, wie sie einen Planeten erschaffen können sollte.

„Das... ist sie?!“, keuchte Neisa irgendwo und die Zuyyanerin eilte zielstrebig ins Innere, die Reikyu über ihrer Hand, und versuchte, die Schatten auszublenden, die sie zu besitzen versuchten, seit sie den Yirana-Nebel erreicht hatten... den Unort, den Abgrund aller Abgründe. Es war, als wäre die Luft voller Pech und es triefte in ihre Seele, mit jedem Atemzug, den sie tat, mit jedem Moment, den sie hier war, und es war kalt.

Sie fröstelte... sie als Erbin eines Eisclans sollte Kälte mehr gewohnt sein, dachte sie sich, als sie stehen blieb und sich umsah, die ganze Bagage hinter sich. Sie konnte nicht sprechen... sie konnte kaum atmen, weil die Finsternis ihr die Luft abschnürte, weil dieses böse Gefühl, das hier alles durchdrang, jede Pore penetrierte, jede Faser ihres Körpers verseuchte, und ein Schauer lief durch ihren Körper... es war Yarek, der sprach und die angespannte Stille brach.

„Beeindruckendes Bauwerk. Und wie setzen wir sie in Gang?“

„D-das ist alles, was du zu sagen hast?!“, empörte sich Eneela irgendwo, „Das ist... ich habe sowas noch nie gesehen!“ Thira konnte ihr nur zustimmen. Das Innere der Kugel war wie ein gigantisches Labyrinth aus Licht und Schatten und Treppen, die ins Nichts führten; was genau das hier war, konnte sie nicht bestimmen, es war irgendwie surreal, als wäre nichts hiervon etwas, was man anfassen könnte, als wären sie hier gefangen in einem riesigen, schlimmen Traum voller Macht und Abartigkeit. Sie schnappte nach Luft, als sie sich zwang, vorwärts zu gehen – worauf ging sie? War das hier wirklich echt? Die Treppe, die sie erreichte, fühlte sich als einzige wirklich an... sie war echt, sie ließ sich anfassen, bei allem anderen um sie herum war Thira sich nicht sicher.

Und es war groß... viel zu groß für sie kleine Sterbliche.

Die Treppe führte sie hinauf auf eine Plattform mit Geräten. Während die anderen hinter ihr standen und sich umsahen, war Thira ziemlich schnell klar, was sie zu tun hätte.

„Die Batterie.“, sagte sie, „Die Batterie der Tari Randora, wir müssen sie hier in das Gerät einfügen und da drüben den Hebel ziehen, das setzt sie in Gang. Es ist ganz einfach... wir haben nur keine Zeit.“ Sie wollte zurück zur Treppe gehen, da war es abermals Yarek, völlig rational, der sie aufhielt.

„Wie kommen wir zur Zuyya zurück, wenn die Antriebskraft der Tari Randora hierfür verbraucht wird?“

Das war eine berechtigte Frage, schoss es ihr in den Kopf, in dem sich die Schwärze zu einer dicken, undurchdringlichen Masse verfestigte. Etwas pochte und sie spürte plötzlich, dass Gefahr drohte – sie kam näher, und spontan waren ihre Gedanken bei Yamuru, den sie eine schmerzlich lange Zeit nicht mehr gesehen hatte... verdammt, was dachte sie da? Als ob sie ihn vermissen würde, diesen Verräter, der sie alle ans Messer liefern würde...

Sie würde ihn töten. Vielleicht...

„Würdest du sterben trotz deines Versprechens an Ngnhana, zu überleben, Yamuru?“
 

„Manchmal liegt diese Entscheidung nicht in unserer Hand.“
 

„Es... gibt eine Rettungskapsel.“, sagte die Zuyyanerin mit dünner Stimme zu Yarek, der sie einfach nur ansah und als einziger nicht so vom Schatten besessen zu sein schien wie alle anderen. Er war Nichtmagier... auf ihn hatte der Unort keinen Einfluss. „Sie wurde extra dafür konstruiert, wir werden mit der Rettungskapsel zurückfliegen.“

„Und die ist groß genug, dass da alle, die auf Zuyya übrig geblieben sind, reinpassen?“, fragte Yarek skeptisch; Thira hatte für seine Fragen gerade keinen Kopf. Etwas näherte sich – schnell. Und der Tod und der Schatten in ihrer Seele wurden mächtiger, als sie instinktiv auf der Plattform herumfuhr in die Richtung eines weiteren Hebels, den sie mit einer simplen Handbewegung betätigte. Die anderen fuhren zurück, als in allem surrealen Licht und Schatten der Trias eine Tür neben der Plattform aufging – wenn es eine echte Tür war, vielleicht war es nur ein Loch aus... irgendwas. Hinter dem Loch erblickten sie die Rettungskapsel... oder das, was sie nur sein konnte, denn eine andere Möglichkeit gab es nicht. Und Thira sah das Ding an, das sich da vor ihnen auftat, und konnte nur starren, während die Finsternis überall war und in ihr pochte und schmerzte.

Neisa sprach.

„Das... soll alle auf Zuyya transportieren? Das trägt doch keine vier Dutzend Menschen! Ist das wirklich alles, Thira?!“

Sie war zu klein. Die Rettungskapsel war im Verhältnis zur Trias oder auch zur Tari Randora, mit der sie gekommen waren, winzig – Neisa hatte recht, und sie war nicht die einzige. Das war der Moment, in dem Thira vor der viel zu kleinen Rettungskapsel stand und wusste, was Yamuru gemeint hatte mit dem wahren Zweck der Trias.

Sie... war nie dafür gedacht, so viele Leute zu tragen, die Kapsel. Es ging nur... um die Himmelclans. Oder vielleicht nur die Elite derer... es ging die ganze, verdammte Zeit nur um die Himmelclans.

Sie keuchte, weil die Erkenntnis sie traf wie ein Donnerschlag. Als sie Neisas Blick konfrontierte, spürte sie durch alle Schatten, dass die Heilerin genau wusste, was in ihr vorging... sie wusste Bescheid. In Karanas Blick war es auch, in Zoras' Blick, sogar in Yareks Augen war es, und sie alle standen da und wussten, dass diese Kapsel keinen von ihnen retten würde.

„Wie...wieso?!“, schrie Karana dann auf und fuchtelte mit den Fäusten, „Das kann doch nicht sein, wozu sind wir die Sieben, wenn wir jetzt, wo wir endlich da sind, scheitern?! Das kann nicht sein, wir müssen etwas übersehen haben!“

„Tod... und Schatten, Karana!“, blaffte Zoras ihn scheinbar ohne Zusammenhang an und Thira wirbelte herum, denn er hatte recht – seine Worte bezogen sich nicht auf Karana, sondern auf das Geräusch, das sie unmittelbar danach von draußen hörten; ein ohrenbetäubendes Krachen und ein schrilles Quietschen, wie wenn man Metall gegen Metall rieb. Kräftig, mit viel Druck... als sei ein großer Haufen Metall auf einen anderen Haufen Metall geknallt.

„Manha!“, sprach Yarek es aus, zog seine Masamune und war schon die Treppe wieder unten, ehe ihn jemand aufhalten konnte. Die anderen rannten ihm nach – Thira blieb, wo sie war, und starrte auf die nutzlose Rettungskapsel, auf die Plattform, auf der sie stand, auf das unwirkliche Lichtspiel in der Trias – dieser Kugel, die eine Welt erschaffen konnte.

Sie brauchte die Batterie der Tari Randora. Sie sollte sich bewegen... sie wusste das und konnte dennoch nicht. In ihrem Inneren pochte der Schatten des Unorts... er rief nach ihr und wollte, dass sie starb.

Schritte. Thira drehte sich nicht um, denn sie wusste genau, wer kam. Als er hinter ihr stand und sie die Hitze seines Atems in ihrem Nacken spüren konnte, bekam sie eine Gänsehaut... und es war nicht aus Furcht, sondern vor Euphorie darüber, dass er da war...

Sie war bescheuert.

„Yamuru...“, wisperte sie seinen Namen, und sie spürte seine Hand an ihren grünen Haare, an ihrem Nacken, seine Lippen an ihrem Ohrläppchen, und sie begehrte ihn so sehr, dass sie errötete.

„Wo ist sie?“, schnarrte er ihr ins Ohr, als er sie von hinten umarmte und seine Finger spielerisch über ihren Unterbauch glitten. Sie wollte nicht schwach sein und war es dennoch... und sie konnte gar nichts dagegen tun. Ihre Knie bebten.

„Wo ist wer?“

„Die Batterie, Dummchen. Ohne sie läuft der Laden hier nicht...“ Er küsste ihr Ohr und sie schauderte.

„Sie ist noch in der Tari Randora, wir haben... sie da gelassen. Wir wollten erst mal nur... alles erkunden...“

„Dann haben wir ein Problem.“, flötete Yamuru, „Denn wenn wir Pech haben, hat Manha die Batterie gerade zu Püree gemacht, als er sein Schiff direkt auf eures gekracht hat... das wäre wahrlich zum Heulen.“

Jetzt verstand sie, warum Zoras Tod und Schatten gesagt hatte... sie fuhr herum und starrte ihren Cousin geistesabwesend an.

Was... hast du da gesagt?!“

„Gehen wir nachsehen. Ohne die Batterie können wir uns gleich in unsere Schwerter stürzen.“ Und er nahm ihre Hand und sie ließ es zu... in ihrem Kopf war so viel Schatten. Eine unheilvolle Vorahnung, dass es zu viel Tod geben würde...

Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben panische Angst... und wusste nicht mal genau, wovor sie sich fürchtete.
 

„Verdammte Scheiße!“, rief Yarek ungehalten, als er vor dem Schrotthaufen stehen blieb, der mal die Tari Randora gewesen war, auf der jetzt Scharans Schiff stand, als hätte es alles recht dazu. Was dachten diese Spinner sich, auf ihrem Schiff zu landen?

„Tayson! Oh mein Himmel, Tayson, Asta und Ryanne waren noch da drin!“, schrie Simu hysterisch und rannte vor, ehe Yarek ihn aufhalten konnte, um irgendwie in den Schrotthaufen zu krabbeln. Die zerstörte Elektronik blitzte und zischte und der Rothaarige brüllte Simu nach, er solle weg von da kommen – verdammt, der würde sich einen tödlichen Schlag holen! Fluchend setzte er ihm nach, allein um den blonden Kerl besorgt und weniger um Tayson, Asta und die Seherin – verdammt, war ihm doch egal, aber die Sieben durften jetzt nicht krepieren!

„Simu – Simu, warte! Du kannst denen nicht helfen, weg von da!“, fuhr er seinen Schützling an, aber er wurde ignoriert, kaum einen Moment später rannte Eneela an ihm vorbei, absolut fern jeden Verstands und jeder Scheu, die sie doch sonst besaß, Simu hinterher. Er wurde durch ein neuerliches Donnern von oben unterbrochen, das aber nicht aus der kaputten Tari Randora stammte – als er herum fuhr, bekam er gerade noch Zeit, seine Waffe empor zu reißen und damit Yatlis Pflanzenranken zu zerhacken, die ihn beinahe erwischt und zerquetscht hätten. „Auch das noch.“, stöhnte der Söldner und versuchte irgendwie die Sieben im Auge zu behalten, was sich als völlig unmöglich erwies. Die Welt versank im Chaos und plötzlich waren überall um ihn herum Zauber aller Elemente, überall ertönte Kampfgebrüll und das Klirren aneinander schlagender Metallwaffen. Yarek fluchte. Er hatte es so satt... das alles. Er hoffte, er würde hier entweder sterben oder zumindest danach niemals wieder einen Krieg erleben, denn davon hatte er echt genug gehabt in seinem Leben. Seit er sieben war, hatte er nur von und im Krieg gelebt, er hatte sein Leben lang nichts anderes getan als zu kämpfen, als hätten die Geister dafür gesorgt, dass er nur zu diesem einen Zweck geboren worden war...

Vielleicht war es so.

Konzentriere dich... befahl er sich grimmig und zerschlug eine weitere Ranke, blockte irgendein heran sausendes Messer und versuchte, sich zur Tari Randora durchzuschlagen. Simu und Eneela waren verschwunden. Wie sie reingekommen waren, wusste Yarek nicht, aber sie mussten irgendwie da drinnen sein – der Schrotthaufen hatte ein von Ranken aufgehaltenes schwarzes Loch in der Seite. Eneelas Erdlian Urak, vermutete er, und er hechtete auf das Loch im Haufen zu – beinahe hätte er Tayson erschlagen, der darin auftauchte, bis auf einige Beulen, Blutergüsse und Kratzer unversehrt.

„Scheiße, Yarek!“, schrie der Mann ihn an, „D-die sind auf uns gelandet!“

„Unübersehbar, was zum Geier hast du hier verloren?! Wo sind Eneela und Simu?!“

„Asta ist verschollen!“, jammerte Tayson zurück, „S-sie war im Heck und jetzt ist sie weg, kein Lebenszeichen! Die Seherin ist auch weg, aber keine Ahnung-...“

„Gut, vergiss es! Bring dich irgendwo in Sicherheit, aber zuerst machst du dich nützlich und holst Simu und Eneela da wieder raus!“, schrie Yarek, fuhr herum und entkam so gerade eben noch einem Feuerschwall von Kanau, den dieser nach ihm warf. „Ist mir egal, was mit Asta ist, tut mir leid für sie, aber das ist nicht meine Sache! Rette sie, wenn du musst, aber ich muss hier arbeiten!“

„Wie soll ich sie retten, keiner kommt ans Heck!“, schrie Tayson, „E-es ist völlig Mus, da ist nichts übrig, verdammte Scheiße!“

„Das ist ungünstig!“, hörte Yarek plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich und als er sich umdrehte, waren hinter ihm Thira und Yamuru. Dass sie zusammen kamen, sagte genügend aus und der Rothaarige hatte keine Lust oder Zeit, darüber Worte zu verlieren. „Denn genau da müssen wir eigentlich hin... denn am Heck sitzt die Batterie.“, erläuterte der Violetthaarige da und sein linkes, totes Auge hatte ein seltsames Glühen. Yarek tauschte einen Blick mit Tayson, der erbleichte.

„Oh Scheiße...“, stammelte Letzterer und der Söldner trat zur Seite.

„Wie immer ihr da rein kommt ist mir einerlei, Thira. Holt die Batterie, wenn sie noch ganz ist, sonst können wir auch gleich das Handtuch werfen. Nicht nur, dass wir kein Schiff haben, mit dem wir zurückfahren können, ohne Batterie geht nichts hier.“

„K-kein Schiff, wie?!“, keuchte Tayson und Yamuru schnaubte, drängelte sich forsch an ihm vorbei durch das Loch ins Innere der Tari Randora und sah über die Schulter zurück.

„Gibt genug Schiffe hier, über eurem ist doch noch eins.“, schnarrte er und war dann weg. Thira fluchte und setzte ihm nach, gefolgt von Tayson, und Yarek blieb zurück.

Vermutlich würden sie alle krepieren. Na ja, was sollte es, dachte der Mann sich und sah sich Kanau Nomae gegenüber, der die Hände kampfbereit erhoben hatte und in ihnen bereits Flammen entstehen ließ.

„Es hieß in allen Visionen, das hier wäre das Ende von allem... dann werden wir sehen, wer hier sterben und wer leben wird.“, schnarrte der Schamane vor ihm und Yarek zog an seiner Kippe, die Masamune erhoben, wie ein Fels in der Brandung, während um sie herum das Inferno aus Kämpfen um Leben und Tod brannte. Yarek hatte keine Angst vor Kämpfen... er verabscheute sie nur. Und dennoch waren sie Teil seines Lebens, solange er denken konnte.
 

„Was machst du, wenn du deine Aufgabe erfüllt hast, Yarek Liaron?“, hatte Ryanne ihn einst gefragt... er hatte keine Antwort darauf.
 

„Vermutlich wird es dein Ende, Kanau.“, sagte er zu dem anderen Rothaarigen, ehe er den Rest seiner Kippe zu Boden fallen ließ und seine Waffe erhob. „Zumindest, wenn ich nicht unterbrochen werde; wenn ich mit dir fertig bin, wirst du das Ende kennen.“
 

Die Seherin war verschollen – Simu war die Seherin im Moment verblüffend egal, denn er traute ihr eher zu, erstaunlicherweise noch zu leben, obwohl das verdammte Schiff von Manha auf die Tari Randora geknallt war, als doof krepiert zu sein. Sie war Ryanne, sie war unzerstörbar, oder so. Er fragte sich, ob mit seinem Kopf alles in Ordnung war, dass Asta ihm auch völlig gleichgültig war, während Tayson ihm ins Ohr brüllte, er wüsste nicht, wo sie wäre und ob sie das überlebt hätte – das einzige, wovon ihr aller Leben abhing, selbst Astas, falls das noch existierte, war die verdammte Batterie.

Sie kamen nicht in den hinteren Teil des Schiffs, denn der war blockiert von der eingekrachten Decke mitten im Korridor, durch die die Unterseite von Manhas Schiff lugte. Simu fand sich nebst der panisch wimmernden Eneela und dem hysterischen Tayson zusammen mit Thira und Yamuru vor einem Haufen Metallschrott und keiner kam weiter. Von draußen ertönte donnerndes Krachen und das Zischen von Blitzen, die Geräusche von aufeinander knallenden Naturgewalten aller Art.

„Wir könnten uns hier durch säbeln mit ein wenig Eis.“, sagte Yamuru trocken und sah auf die Blockade aus Schrott vor ihnen, „Dummerweise wird dann das Schiff da oben gänzlich herunter krachen und dann sind wir alle Mus-...“ Er wurde unterbrochen, denn plötzlich ertönte irgendwo hinter der Schrottblockade eine dünne, verstörte Stimme, die Simu herumfahren ließ.

„S-seid ihr das, Tayson...?! B-bitte helft mir, ich komme hier... nicht raus!“

„Asta!“, machte Tayson verdutzt und sprang auf den Boden, legte sich hin und deutete auf den Schrott. „Hey, h-hier ist eine handbreite Lücke, ich kann sie sehen! Asta! Passt du da durch?!“

„So dünn ist niemand, nicht mal die.“, schnarrte Thira und hockte sich ebenfalls hin, um wie Tayson unter dem Müll durch zu sehen. Simu tat es ihnen gleich – tatsächlich, da hinten war Asta. Zerkratzt, aber am Leben, und die junge Frau weinte vor Freude darüber, dass man sie sehen konnte, wie es schien. Der Blonde keuchte.

„Kommst du an die Batterie?!“, fragte er sie, ehe er sich aufhalten konnte, „Die muss hinten am Heck sein, von uns kommt da gerade keiner hin durch den Schrott – wenn du ankommst, kannst du sie unter dem Müll hier durch rollen...“

„W-wartet!“, japste Asta, „Ich versuche es mal, wartet! Lauft nicht fort!“ Als ob sie weggelaufen wären, dachte Simu angespannt und er spürte, dass Yamuru ihn verblüfft anstarrte, als er sich erhob und ein ohrenbetäubendes Krachen sie alle zusammenfahren ließ. Ein Beben erschütterte die Tari Randora und es knarrte blechern, weil Manhas Schiff sich noch mehr in das vernichtete Deck und die ganze Oberseite bohrte. Asta schrie irgendwo.

„Und da haben sie immer gesagt, du seist sanft wie ein Lamm.“, feixte Yamuru in seine Richtung und Simu umklammerte sein Tsukibo, ohne den Zuyyaner groß anzusehen, dessen Worte ihm einen Knoten im Hals verschafften. „Übelster Pragmatiker, hmm? Bist eben doch der Sohn eines Zuyyaners.“

Der Gedanke war nicht so verstörend, wie Simu gedacht hatte... diese Tatsache fand er eigentlich viel verstörender. Warum machte es ihm plötzlich nichts mehr aus, zur Hälfte Zuyyaner zu sein? Einer von diesen gewissenlosen, pragmatischen Eisklötzen ohne Seele?

Falsch... niemand hat keine Seele, nicht mal Zuyyaner. Wer keine Seele hat, ist ein Stein... irgendwie.

Ein neuerliches Beben erschütterte die Reste der Tari Randora und Simu keuchte, als Eneela gegen ihn prallte und sich plötzlich unmittelbar neben ihnen ein Feuerstrahl durch die Wand bohrte und sie alle beinahe geröstet hätte. Simu fluchte und fuhr herum – verdammt, sie durften keine Zeit verlieren! Sie mussten da raus und ihren Kameraden helfen, die Gegner waren viele... ein Schatten drückte auf Simus Seele, als der Mann sich umdrehte und zu Thira sah, während von hinter dem Schrotthaufen Asta rief.

„Du kümmerst dich um die Batterie, Thira.“, befahl er ihr, „Die Trias zu aktivieren ist etwas, was außer dir niemand können wird von uns. Tu es also... wir halten dir solange den Rücken frei. - Tayson! Rette Asta, wenn du kannst, aber mischt euch auf gar keinen Fall da draußen ein! Die Schicksale von uns allen sind... bereits geknüpft worden, bevor wir geboren oder gar gezeugt worden sind... und das Schicksal der Sieben ist auf eine Weise verbunden mit dem der Niemande, die... deines nun einmal nicht hat. Pass auf dich auf, mein Freund.“ Tayson sah ihn blöd an, aber Simu hatte keine Zeit mehr für Abschiede, als er zusammen mit der kreidebleichen Eneela hinaus rannte auf die Landeplattform, auf der sich die anderen bereits bekämpften.

Sie waren hier am Ende aller Dinge... vielleicht würde niemand von ihnen überleben. Der Schatten drückte auf seine Seele und er wusste nicht genau, warum... Dinge, die kamen, würden nicht schön sein.

Als erstes begegneten ihnen draußen Karana und Iana, die auf dem Weg zu Scharans Schiff waren. Simu blieb stehen und sah seinen Bruder an, der nicht sein leiblicher Bruder war, und Karana hielt ebenso inne und starrte mit seinem einen, heilen Auge zurück, ehe er vor Simu den Kopf neigte.

„Tod und Schatten, Bruder.“, wünschte Karana ihm mit einem Grinsen, das nicht im Entferntesten von Schatten oder dem Dämon oder Manhas Einfluss sprach... er war in diesem einen Moment so ganz und gar Karana, dass Simu beinahe gelächelt hätte, hätte er nicht noch andere Sorgen gehabt.

„Nicht für uns, Karana... für die anderen.“, war alles, was er erwiderte, ehe er die beiden passieren ließ und gemeinsam mit Eneela auf das Inferno aus Magie und Waffen zu rannte. Weit kamen sie nicht, denn schon kurz darauf war ihnen Yatli im Weg, der mit seinen Ranken nach ihnen beiden warf und offenbar Karana und Iana verfolgt hatte. Simu zerschlug die Ranken mit seinem Tsukibo und schob Eneela instinktiv hinter sich, obwohl er wusste, dass sie fähig war, sich alleine zu wehren.

„Verschwinde von hier, Eneela!“, rief er ihr zu, „Den Kerl übernehme ich, geh du Neisa mit dem Heilertypen helfen, die wird dich mehr brauchen als ich.“

„Aber ich kann-... Simu!“, kreischte Eneela und er fuhr nach vorne, als Yatlis Ranken abermals auf ihn zu schossen und er mit einem etwas wackeligen Sprung in die Luft den meisten entkam – eine packte sein Fußgelenk und zerrte ihn in die Luft, ehe er sie mit dem Tsukibo zerschlug und wieder zu Boden stürzte. Er wollte Eneela anschreien, sie sollte verschwinden, aber von der Seite wurden sie samt Yatlis Ranken beinahe von einem Schwall glühender Lava überspült, der aus dem Nichts kam, und irgendetwas am Boden ging zwischen ihm und Eneela in Flammen auf und trennte sie voneinander. Simu keuchte. Das musste Kanau sein, und irgendwo hörte er Yareks Stimme und Eneelas Fiepen. Yatli forderte seine Aufmerksamkeit zurück und der Blonde schlug nach den neuen Ranken, die auf ihn zu sausten und ihn getötet hätten, wäre er nicht wieder ausgewichen. Sein Ausweichmanöver rettete ihn allerdings nur kurz, denn beim nächsten Schlag seines Gegners packten ihn die Ranken und fesselten ihn, rissen ihn in die Luft und ließen ihn da hängen, über Kopf, und zurrten sich mit jedem Atemzug fester und schmerzhafter um seine Glieder und seinen Rumpf. Simu japste und fixierte Yatlis Gesicht, so voller Zorn und Abscheu... dieser kleine Typ da unten sah so hasserfüllt aus, dabei hatte er, Simu, ihm nie etwas ernsthaftes getan. Er fragte sich, wie viel Seele diese Niemande noch übrig hatten, dass sie Manha so blind folgten und in ihr eigenes Verderben rannten... viel konnte es nicht sein.

„Ich räche mich jetzt für den Finger, den du mir abgehackt hast, du Elender!“, schnaubte Yatli unter ihm und ließ die Ranken sich fester zusammenziehen. „Ich bring dich verdammt noch mal um, das kann ich auch mit neun Fingern! Ihr verdammten Zuyyanerschweine… ich hasse euch!“ Simu klammerte sich an sein Tsukibo und versuchte, sich seelisch fallen zu lassen, während die Ranken seinen Körper immer weiter umschlangen. Sie schnürten seine Beine zusammen, umfassten seinen Rumpf und krochen hinauf zu seiner Brust.

Ja, er stammte vom zuyyanischen Volk ab. Es war das erste Mal, hier am Ende aller Enden, dass er sich dessen nicht schämte... es vermachte ihm Seelenkontrolle auf eine Art, die nur Zuyyaner beherrschten... er würde hier nicht sterben, schwor er sich verbiestert und verhärtete sein Herz gegen das, was er tun müsste... er war kein gewaltsamer Mensch.

„Ihr... tut mir leid... wenn ihr nichts in euch übrig habt als Hass auf irgendetwas... das ihr selbst kaum begreifen könnt. Wie kaputt... hat Ulan Manha euch gemacht? Ihr seid... erbärmlich, Yatli.“

Mehr musste er nicht sagen... er konnte ihm in die vor Panik und Hass geweiteten Augen starren, in denen keine Seele mehr war, sondern nur Blindheit, die Manha ihnen eingeprügelt hatte... er konnte Yatlis Seele befehlen, er könnte sie aufessen, wenn er wollte, und er befahl ihr, die Ranken zu lockern, damit er das Tsukibo losreißen und sich selbst befreien konnte. Mit einem Poltern landete er wieder auf der Plattform und sprang hoch, die Seelenkontrolle wieder lösend. „Fürchtest du dich?“, fragte er grimmig, „Das solltest du jedenfalls.“ Er fuhr herum und schmetterte die Klinge des Tsukibos herunter auf seinen Gegner – und der Schlag hätte jeden Schädel zerspalten, wäre Yatli nicht rechtzeitig ausgewichen und hätte erneut mit Ranken nach Simu geworfen, denen er ausweichen musste. Verdammt, es war nicht einfach, ihn zu erwischen, Yatli war schnell… der Blonde zog das Tsukibo aus dem Metall des Bodens, in das er es gerammt hatte, um gerade rechtzeitig noch mehr Ranken auszuweichen; jetzt waren sie größer und trugen mächtige Dornen, was Simu kurz stutzen ließ. Offenbar zog sein Gegner in blinder Panik nach dem Vorgeschmack der zuyyanischen, bestialischen Seelenmagie jetzt alle Register, um irgendetwas zu tun, ihn irgendwie zu ermorden, egal wie.

Simu wollte, dass es aufhörte... es sollte vorbei sein.

Die nächste Ranke packte seinen rechten Arm und er schrie auf, als sie ihn umschlang und sich die spitzen Dornen in sein Fleisch bohrten. Er taumelte und spürte sofort einen mächtigen Schmerz durch seinen Körper strömen; verdammt, diese Dinger waren giftig, verstand er bald, als er in Yatlis euphorisches, wahnsinniges Gesicht starrte, während die Ranke ihn zu Boden riss und er seine Waffe aus der Hand verlor. Keuchend versuchte er sich loszureißen, doch der Schmerz kroch von der Wunde blitzschnell durch seinen ganzen Körper, lähmte ihn, machte ihn lethargisch.

Verdammt... verdammt!

„Die Götter, falls es sie gibt... kommen hier nicht an... und verschaffen euch somit auch keine... Unsterblichkeit!“, lachte Yatli wie besessen, „Ihr könnt mich mal... ich werde dich zerstückeln, Simu Ayjtana, du wirst verrecken und dir wünschen... um Gnade gefleht zu haben!“ Simu keuchte und rief sich innerlich zur Ruhe, konzentrierte sich auf das einzige, was ihm jetzt noch helfen würde, außer Reichweite seiner Waffe; seinen Geist.

„Armseliger... Niemand.“, sagte er zu Yatli und lächelte, obwohl die Schmerzen so rapide zunahmen, dass er glaubte, er müsste schreien.

Reiß dich zusammen. Beherrsch das... du bist Zuyyaner. Du brauchst keine Gefühle... nicht jetzt.

„Ein Narr ohne Seele... die wahre Definition eines... Niemands, Yatli.“

Er schnappte sich seine Seele. Eine Seele mit Hilfe einer Reikyu zu kontrollieren erforderte keine körperliche Bewegung. Es erforderte Macht des Geistes... und er spürte, dass er in den Schatten schwand, weil das Gift mächtig war... dennoch besaß er noch genug Kontrolle über seine eigene Seele, die Reikyu, um Yatlis Geist zu schnappen wie einen zappelnden Fisch im Fluss.

Töte ihn... dreh sie ihm um, seine nichtexistente Seele, befahl er seinem eigenen Können, ehe er auf dem Boden zusammenbrach in dem Moment, in dem Yatlis Ranken seinen Arm losließen. Das Gift betäubte ihn bereits und er nahm nur durch einen dumpfen Schleier wahr, wie der Schamane zu Boden stürzte und sich die Seele aus dem Leib schrie, immer lauter und schriller und noch lauter, bis sein Geschrei in einem kurzen, abgehackten Laut endete, als wären seine Stimmbänder geplatzt – oder mehr seine Seele in seinem Inneren. Simu sah verschwommen die Silhouette des Kerls in einiger Entfernung vor sich auf der Plattform liegen, ohne jedes Lebenszeichen, und er wusste, da war nichts mehr, was er tun konnte... er sorgte sich um Eneela, aber er hatte nicht die Kraft, noch einmal aufzustehen, weil alles so schwer war. Irgendwo ganz weit entfernt, so schien es ihm, als es dunkel wurde, hörte er sie schreien... er hörte ihren Mut, er wusste, dass sie es schaffen würde. Er sah sie strahlen... ein einziges, letztes Mal, als er mit einem Stöhnen die Augen schloss und sie erst wieder öffnete, als er Neisas panische Stimme direkt über seinem Kopf hörte.
 

„Tu mir den Gefallen und übernimm den Idioten für mich, Eneela.“, war Yareks Kommentar, als er an ihr vorbei hastete, „Ich werde anderswo gebraucht. Was hat Chenoa sich dabei gedacht, einen Mann auf sieben Leute aufpassen zu lassen? Scheiß Götter.“ War das nicht Blasphemie, fragte die Lianerin sich konfus und kam nicht dazu, auch nur noch einen Gedanken zu fassen, da war alles um sie herum in Flammen aufgegangen. Sie hatte Simu aus den Augen verloren und Yarek war jetzt auch weg, plötzlich stand sie mitten im Inferno und vor ihr Kanau, in beiden Händen wabernde Kugeln aus purer, glühender Lava, den Blick auf sie gerichtet mit einer Nuance, die sie zurückweichen ließ.

Nicht zurückweichen! Kämpfe!, befahl sie sich, aber sie konnte nicht; sie konnte nur starren, während es um sie herum krachte und toste und über ihr ein Geflacker aus grellen Blitzen, irgendwelchen Zaubern und sonstigen Todesstößen herrschte. Um sie herum war nur Feuer... wie an dem Tag, an dem ihre Mutter gestorben war. Wie an dem Tag, an dem Kyeema gestorben war, dieses Mädchen, das irgendwie ihre Zwillingsschwester gewesen war.

Sie verabscheute Feuer... sie fürchtete sich so wahnsinnig vor dem Feuer, denn es hatte ihr einst genommen, was ihr am liebsten gewesen war... Feuer war das Element, das Scharan benutzte, und sie hasste Scharan... den Mann, der ihrem Volk die Freiheit geraubt hatte.

Kämpfe!

„Wie ich sehe, bist du eingeschüchtert und ergibst dich freiwillig.“, sagte Kanau schon großkotzig, „Umso besser, spart Zeit... Eneela Kaniy.“

Er schleuderte seine Magie auf sie und Eneela riss schützend die Arme vor ihr bleiches Gesicht – als ob das genutzt hätte. Sie wusste nicht, wie sie Yolei beschworen hatte, aber als das Feuer sie hätte zerreißen und grillen sollen, hörte sie nur ein Zischen direkt vor sich und starrte direkt auf eine Wand aus Wasser, die sich vor ihr aufgetan hatte und in der Kanaus Lava vernichtet wurde. Der Schamane ließ sich nicht weiter irritieren und ließ neue Feuerbälle entstehen.

„Gib es auf, Eneela!“, zischte er, „Dieses Mal wird sich Kaiya nicht vor dich werfen und für dich sterben können... dieses Mal wirst du es sein, die stirbt!“

„Yolei!“, schrie die Lianerin außer sich in blinder Panik und sie fragte sich einen Moment später, ob sie das wirklich geschrien hatte oder ob es Einbildung gewesen war – aber die Lian des Wassers schoss nach vorne und griff an, schleuderte Wassermagie auf den Kerl, der ihren Tod wollte, der aber gekonnt dem Zauber auswich, um seinerseits frontal anzugreifen. Das nächste, was Eneela wusste, war, dass sie auf dem Rücken lag und alles schmerzte – und alles brannte. In ihrem Geist war ein Loch, sie erinnerte sich nicht daran, wie sie zu Boden geschleudert worden war, oder wo Yolei hin war, plötzlich lag sie da und alles brannte. Sie schrie, sie hatte Angst. Sie hörte das Krachen um sich herum nur noch dumpf wie aus weiter Ferne, als wäre sie gar nicht wirklich anwesend, und sie strampelte und schrie und in blinder Panik und dem Glauben, sie würde sterben, schlug sie wie eine Wahnsinnige um sich und nach den Flammen, die sie zu greifen versuchten, ohne irgendetwas zu treffen. Sie hatte keine Schmerzen... brannte sie selbst überhaupt? Die Welt stand in Flammen... irgendwo über ihr tauchte die Fratze des Dämons auf, der sie höhnisch angrinste.

„Du wirst sterben... dieses Mal wird sich Kaiya nicht vor sich werfen können. Dieses Mal wird niemand für dich sterben... dieses Mal wird das Feuer dich erwischen.“

Sie wollte nicht sterben.

Das war der einzige Gedanke, den sie fassen konnte, und fern jeden Verstandes riss sie die Arme in die Luft und schrie, legte in ihren Schrei all ihren Willen, zu überleben, alle Macht, die sie aufbringen konnte – woher hatte sie jetzt noch Macht? Irgendwo aus den Tiefen ihres Geistes, als wäre dort eine unerschöpfliche Energiequelle wie die Endlosbatterie, die sie so dringend brauchten... sie schrie und spürte, wie das Feuer zurückwich, wie die Macht, die sie ausschrie, die Fratze des Dämons über ihr zerfetzte... war sie das? Was tat sie da? Als sie wieder richtig sehen konnte, wich das Feuer zurück und über ihr schwebte Barak, die mächtigste aller Lians, die Bestie des Windes.

Sie konnte nicht denken – in ihren Adern pulsierte die pure Macht einer Beschwörerin, in ihr pulsierten die Gene eines Götterkindes, das sie war als Teil der Sieben... es war in dem einen Moment, in dem sie sich erhob und Barak befahl, Kanau zu töten, dass sie es zum ersten Mal bewusst wahrnahm. Plötzlich hatte sie keine Angst mehr vor dem Feuer... oder Scharan, oder Kanau, oder wem auch immer. Plötzlich wusste sie, dass ihre Mutter gestorben war, damit sie hier heute stehen konnte – und ihre Angst vor den Flammen überwinden konnte, erwachsen sein konnte... die Macht erlangen konnte, den Schatten zu vertreiben, der sich auf ihr Herz legen und sie bändigen wollte.

Ich werde niemals, niemals wieder eine Sklavin sein! Weder Scharans, noch die meiner eigenen Furcht... oder die der Schatten, die uns alle zu besitzen versuchen.

„Dieses Mal, Kanau... brauche ich auch niemanden... der sich vor mich wirft und mich rettet. Weder meine Mutter... noch Simu, Karana oder irgendjemanden von denen.“ Ihre Stimme war belegt und voll mit einem Gefühl, das sie nicht kannte... sie war voller Mut.

Sie wollte den Mut haben, ihre Furcht zu zerschlagen... sie wollte den Mut finden, das hier zu überleben, egal wie. Sie war nicht so weit gekommen, um jetzt zu scheitern... niemals! Und sie sah in Kanaus wahnsinnigen Augen, dass er es wusste... sie sah, dass er wusste, sein Weg wäre hier zu Ende. Eneela belächelte ihn... sie hatte Mitleid, denn es war nicht seine eigene Schuld, dass er hier gelandet war.

„Die Götter... sind grausam zu uns allen, Kanau.“, sagte sie flüsternd, und das Inferno aus Flammen und anderen Zaubern um sie herum verschluckte ihre Stimme... bis sie Barak befahl, denn in dem Moment schwiegen die Flammen – für einen Moment, als würden sie für sie, Eneela, die Luft anhalten.
 

„Bring ihn um, Barak.“
 


 

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Yeah! Simu und Eneela hatten ihre Poserszenen XDJa, hm, was noch? Ich mag Yarek und Tayson irgendwie gerade, sie sind so.... normal XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Izumi-
2014-08-14T20:08:16+00:00 14.08.2014 22:08
Boah, viel Kampf. Da kann ich nicht so viel schreiben. óo
Ich bin jedenfalls auf Ryanne gespannt, was die jetzt vorhat. Ich meine... was sie sich da in den Arm geritzt hat, klingt... interessant. oô
Schön auch, dass selbst Asta jetzt noch einen kleinen Sinn hat. Und dass sie und Tayson überhaupt vorkamen. Ich habe mich zwischendurch im übrigen gefragt, wer für dieses Kampfinferno überhaupt verantwortlich ist. Da gab es eine Stelle, die hat mich mega irritiert diesbezüglich.
Yamuru, Thira, Asta und Tayson waren im Raumschiff, Yarek unmittelbar davor. Simu und Eneela rennen gerade raus, Karana und Iana kommen ihnen entgegen. Meine Frage: Wer hat da gerade um sie herum gekämpft? Ich meine, vielleicht übersehe ich auch wen, aber von deren Gruppe sind doch nur noch Zoras und Neisa übrig in dem Augenblick? Und auch wenn Zoras ziemlich aufdrehen kann, der belustigt doch nicht das ganze Schlachtfeld allein? XD Also nicht, dass das jetzt schlimm wäre, aber es fiel mir halt auf. ^^
Aber mal der Reihe nach, zuerst waren ja alle entsetzt, weil die Zuyyaner arrogante Drecksäcke sind. Tjaha, dumm gelaufen. Ich hab btw. gleich zu Beginn gedacht, Moment, wenn da eine Landeplattform für EIN Raumschiff ist, dann kriegen die definitiv ein Problem. XD Haha, und wie. The Drama!
Dann gab es natürlich in erster Linie Simu. Simu ist cool, denn Simu ist badass. Und Badass-Leute sind bekanntlich sehr sympathisch. Ich fand das sehr schön, wie er "ja" zu sich gesagt hat und der arme Yatli... na ja, war sicher nicht angenehm. Aber egal, Simu durfte poser und ein eviliger Zuyyaner sein und das ist es doch, worauf es ankommt, oder? =D
Und Eneela, die definitiv ein Angst-Problem hat. Oder hatte, sie hat es ja offenbar endlich überwunden. Gut für Eneela, schlecht für Kanau. ='D Haha, ich hab jetzt auch ein Angst-Problem (verstört fürs Leben). Das hat nix mit dem Kommi zu tun, aber im Flur saß eben die größte Spinne seit... äh... keine Ahnung. Sie war in etwa so groß wie eine Kuh, jedoch weniger süß. Wäääääh... *zu verstört zum weiter schreiben*


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