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Baby, you're kidding me

SasuNaruSasu
von

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Tango Down.

Ich spürte seinen plötzlichen Stimmungswechsel. Seine angespannten Muskeln. Seine zusammengekniffenen Augenbrauen. Seine zur Faust geballte Hand. Seinen rasenden Herzschlag. Seine Unsicherheit. Seine Angst.
 

„Ich habe ihn fast umgebracht, Naruto.“
 


 


 

~*~
 


 

Es verstrich eine gefühlte Ewigkeit, in der ich regungslos in meinen Bewegungen verharrte. Ohne die Geistesgegenwärtigkeit zu finden, mich aus meiner Starre lösen zu können, saß ich aufrecht in dem Bett meines Freundes. Mein Blick lag ziellos auf der schwarzen Bettwäsche unter mir, während ich mein Herz unter meiner Brust rasen spürte. 
 

Es war eine erdrückende Stille, die sich zwischen uns gelegt hatte und die Luft fühlbar dünner erscheinen ließ. Doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Meine Kehle war trocken und kratzig, als hätte ich jedes Wort zu sprechen verlernt. 
 

„Naruto…?“ 
 

Es war kaum mehr als ein Hauchen, das sich durch die brennende Stille hindurch wagte und nur mit Mühe zu meinem Ohr vordrang. 
 

Ich spürte Sasukes Blick auf mir, deutlich und unverkennbar. Aber kein Laut wollte meinen Lippen entringen. Das, was er mir vorhin gebeichtet hatte, lag mir noch zu schwer im Magen, als das ich irgendwelche Worte dafür hätte finden können. 
 

Er hatte es mir gesagt – alles. Von dem Ereignis in der Disco, über den Autounfall, bis hin zu dem folgenschweren Krankenhausaufenthalt. Aber ich wusste einfach nicht, was ich davon halten sollte. Diese Informationen haben mich unerwartet überrollt. Doch wenn ich jetzt nichts sagte, dann würde sich Sasuke verletzt fühlen und das wollte ich nicht. Aber dennoch… es kam so plötzlich. 
 

Zu plötzlich.
 

„Hn, dann werde ich dich allein lassen.“ Die leise Stimme des Uchihas erreichte nur träge meine elektrisierten Sinne und ließen mich verspätet aufschauen. Erst als Sasuke sich bereits vom Bett erhoben und den Türgriff umfasst hatte, fand ich meine Stimme wieder. 
 

Mit einem Schwung drehte ich mich zu ihm um und krallte meine Finger nervös ins Bettlaken, während mein Blick auf seinen Rücken fiel, den er mir zugewandt hatte. 
 

„Warte!“, stieß ich zögerlich hervor. Wenn er jetzt ging, würde sich die Situation nur verschlimmern. Jeder von uns würde sich in seine eigenen wilden Gedanken hineinsteigern und dann in einem Streit heraus lassen. Und das wollte ich tunlichst vermeiden. Außerdem konnte ich beim besten Willen nicht akzeptieren, dass sich Sasuke dafür vielleicht sogar die Schuld gab. Die hatte er nämlich nicht. 
 

Sasuke blieb auf dem Absatz stehen, machte aber keine Anstalten sich zu mir umzudrehen. Seine Körperhaltung war nicht verkrampft, aber auch nicht wirklich entspannt. Sein Blick war auf die hölzerne Tür vor ihm gerichtet und seine Finger krallten sich kraftlos in seine dunkle Jeans. Er sah eher resigniert aus - aufgebend.
 

Ich konnte spüren, wie unangenehm ihm diese Situation war – wie schwer es ihm fiel, über all dies zu reden und von mir letzten Endes nur ein unvollkommenes Schweigen als Antwort bekommen zu haben. Das war nicht fair von mir, ich wusste das. Allerdings kam diese ganze Sache so unvorbereitet – wie hätte ich nicht so reagieren können? 
 

Ich stand langsam vom Bett auf und bewegte mich vorsichtig auf den Dunkelhaarigen zu, bis ich kurz hinter ihm zum Stehen kam. Ein kaum vernehmbarer Seufzer entfleuchte meiner Kehle, als ich ihm meine Hand auf seine Schulter legte. Für einen Moment lang sah es so aus, als würde er meine Hand wieder wegschlagen wollen, doch er tat es nicht und ließ sie an Ort und Stelle liegen. 
 

„Sasuke“, kam es mit ruhiger Stimme von mir, während ich versuchte zu ihm durchzudringen. 
 

Mit sanfter Gewalt übte ich leichten Druck auf seiner Schulter aus, damit ich ihm ein Stück weit zu mir umdrehen und ihn ansehen konnte. Widerwillig ließ er es mit sich geschehen, doch seine Augen vermieden jeglichen Blickkontakt. 
 

„Es tut mir leid, so war das nicht gemeint.“ Meine Stimme war schuldbewusst und leise. „Ich würde dich nie verurteilen, das weißt du. Aber diese ganze Sache kam etwas…“ Ich stockte für einen Augenblick und rang nach den richtigen Worten, um ihn nicht noch mehr zu treffen. „…etwas unerwartet.“ Mein Griff um seine Schulter, den ich noch nicht gelöst hatte, wurde fester. 
 

Ein tiefer, langer Atemzug entwich Sasukes Mund, den ich auf meiner Haut streifen spürte. Seine dunklen Augen huschten für kurze Zeit noch unvermittelt im Raum umher, bis er seine Anspannung fallen ließ und in meine blauen Seen blickte. Ich musste schlucken, als ich den betroffenen Gesichtsausdruck in seinen Augen sehen konnte. 
 

„Schon in Ordnung“, waren die geflüsterten Worte, die er knapp und karg hervor presste.
 

Ich biss mir auf die Unterlippe, als er abermals Anstalten machte sich von mir wegzudrehen, als ich meinen Griff noch eine Spur verfestigte, sodass es sicherlich bereits wehtun musste. 
 

„Würdest du bitte aufhören, ständig vor mir auszuweichen?“, stieß ich ungebremst hervor, mehr lauter als gewollt. Meine Stimme bebte und mein Blick war stur auf ihn gerichtet. 
 

Er sah überrascht, gar perplex aus, als er die Entschlossenheit in meinen Augen erkannte. Für diesen einen Augenblick war Sasuke in meinen Augen jemand völlig anderes. Ich hatte ihn noch nie so erlebt – so angreifbar, verletzt und … menschlich. Ich wusste, dass dieser Zustand nicht von langer Dauer sein würde, aber hier und jetzt zeigte er sein Inneres. Und dieses Inneres war genauso verwundbar wie jeder andere Mensch auch. 
 

Ohne einen weiteren Gedanken zu schließen, überbrückte ich die wenigen Zentimeter Abstand zwischen uns und schlang meine Arme um seinen Rücken, drückte ihn nahe an mich heran.

  

„Ich wollte dich nicht verletzten, wirklich nicht.“ Mein Gesicht vergrub sich in seine Halsbeuge, als ich mich enger an ihn presste. 
 

„Ich weiß.“ 
 

Für einige Minuten verharrten wir in dieser Position. Niemand rührte sich, um den Moment zu bewahren. 
 

„Gaara hasst dich, weil er dir noch immer die Schuld an dem Unfall damals gibt?“ Meine Frage war leise und viel mehr eine Schlussfolgerung. Ich ließ meinen Kopf in seiner Halsbeuge gebettet, spürte seinen leicht erhöhten Puls unter seinen Adern schlagen. 
 

„Ja, und das bereits fast zwei Jahre lang.“ Zwei Jahre lang? Konnte man einen Menschen, den man früher so nahe stand, denn wirklich so lange hassen, obwohl die Schuldfrage so offensichtlich woanders lag? 
 

Ich konnte es nicht glauben. Einerseits verstand ich Gaaras Wut und seine Verzweiflung – immerhin hatte er den Sport wohl über alles geliebt. Ihn verloren zu haben schien ein schwerer Schritt für ihn gewesen zu sein. Aber das Leben ging doch weiter und sich in seinem Zorn zu verankern, brachte niemandem etwas. Vor allen Dingen nicht, wenn man anderen dafür ein schlechtes Gewissen einredete. Das war es, was mich gerade wütend machte. 
 

„Wie…“ Ich löste meinen Griff und lehnte mich ein Stück zurück, sodass ich Sasuke ins Gesicht sehen konnte. „Wie kommt er dazu, dir die Schuld zu geben?“ Meine Frage war ernst gemeint und trotzte vor Wut auf den Sabakuno. 
 

„Weil ich ihm ins Lenkrad gegriffen habe. Weil ich ihm eine reingehauen habe. Und weil er einen Sündenbock brauchte“, war seine Antwort, die mich etwas stutzen ließ. 
 

„Du hast ihm ins Lenkrad gegriffen, um euer verdammtes Leben zu retten. Hättest du das nicht getan, dann wärt ihr sicherlich die Brücke hinunter gestürzt!“, versuchte ich an seinem Verstand zu appellieren. Wenn er sich die Schuld gab, würde ich ihm solange durchschütteln, bis er zu Vernunft kam!
 

„Ich weiß.“ Ich blinzelte verwirrt, als ich diese Worte vom Uchiha hörte. 
 

„Was?“ Meine Perplexität war kaum zu übersehen. Ich schaute ihn aus überforderten Augen an, als er mir ein sanftes, beruhigendes Lächeln zuwarf. 
 

„Ich weiß, dass ich keine Schuld trage“, wiederholte er mit  Nachdruck, weiterhin diesen beruhigenden Gesichtsausdruck auf den Lippen. 
 

Er machte sich gar keine Vorwürfe?
 

Gerade als ich meinen Mund für eine Erwiderung öffnen wollte, schnitt mir Sasuke das Wort ab. Er legte mir eine Hand auf die Hüfte, während er langsam über sie strich. 
 

„Die Bremsen des Autos funktionierten damals nicht richtig, deshalb konnten wir die Kontrolle nicht mehr zurück erlangen. Das wurde nach dem Unfall festgestellt.“ 
 

Ich brauchte einige Sekunden, bis diese Worte gänzlich zu mir durchsickerten. Die zuvor angesammelte Wut auf den Sabakuno wich einem verwirrtem Unverständnis. Mit einem fragenden Schnauben legte ich meinen Kopf etwas zur Seite und zog eine Augenbraue in die Höhe. 
 

„Und weshalb gibt er dir noch immer die Schuld, wenn es schon festgestellt wurde, dass es die Bremsen waren?“ 
 

„Ich weiß es nicht“, antwortete Sasuke zögerlich auf meine berechtigte Frage. Seine Finger verfestigten ihren Griff um mich kurzweilig, ehe er gänzlich von mir abließ. „Vermutlich brauchte er einfach jemanden, den er für unsere Fahrlässigkeit hassen konnte.“ 
 

„Und der einzige, der dafür in Frage kommen konnte, warst du“, schlussfolgerte ich dann, minder begeistert von dem Ausgang dieses Gespräches. 
 

Ich konnte durchaus nachvollziehen, wie sich der Rothaarige fühlte und weshalb seine Wut auf Sasuke so enorm war. Aber trotzallem hatte er nicht das geringste Recht dazu, ihm die Schuld zu geben. Allem voran, weil er doch genau wusste, dass die Ursache ganz woanders lag. 
 

„Ich fasse es nicht“, stieß ich ungebremst heraus. Mit einem tiefen Seufzen warf ich meinen Kopf in den Nacken und schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen, ehe ich sie kurz darauf wieder öffnete. 
 

„Und das ist ein Grund, meine Versetzung zu manipulieren?“ Den zischenden Ton in meiner Stimme warf ich Sasuke unbegründet entgegen. Er konnte schließlich nichts dafür, dass Gaara so ein Vollidiot war. Aber irgendwie musste ich mein Unbehagen hinauslassen. 
 

„Es ist kein Grund, das ist mir klar. Und genau deshalb werde ich mit ihm reden.“ Ich brach in meiner innerlichen Aufruhr ab, als mich Sasukes Worte zum Schweigen brachten. 
 

Er wollte mit ihm reden? Normalerweise wäre das auch genau mein Vorschlag gewesen, allerdings hätte ich nicht gedacht, dass der Uchiha dazu bereit wäre. In meinen Augen war er vielmehr der Typ Mensch, der solche Angelegenheiten eher offensiv, anstatt defensiv regelte, weshalb ich ihn misstrauisch anschaute. 
 

„Du wirst mit ihm reden?“, wiederholte ich seine Worte und zog meine Stimme zögerlich in die Länge. „Nur reden und keinen auf Totschläger machen?“ 
 

„Ich werde versuchen mich zusammenzureißen“, kam es weniger überzeugend von Sasuke, während er mich wieder näher zu sich zog und seine Arm um meine Hüften schlang, um sie hinter meinem Rücken ineinander zu verschränken. 
 

„Nicht nur versuchen, Sasuke, auch machen“, tadelte ich ihn und schnaubte. Ich hatte schließlich während der Suche nach Noby bereits eine kleine Kostprobe von Gaaras Temperament bekommen, da brauchte man mehr als nur denn Willen es zu versuchen
 

Ein tiefes Seufzen war die Antwort des Uchiha, ein leicht genervter Unterton in sich mitschwingend. 
 

„Ja“, war die gepresste Erwiderung des Dunkelhaarigen, ehe er sich zu mir hinunter beugte und meinem Gesicht näher kam. 
 

Eigentlich hätte ich ihn nicht eher gewähren lassen sollen, bevor er mir nicht genau versprochen hatte, defensiv zu bleiben. Allerdings wusste er seine Vorzüge mir gegenüber nur zu gut einzusetzen, weshalb ich bereits nach wenigen Sekunden nachgab und meine Lippen mit seinen versiegelte. 
 


 


 

~*~*~
 


 

Als ich meine Augen am nächsten Morgen träge öffnete, schien mir die grelle Sonne ins Gesicht und blendete mich auf eine unverschämte Art und Weise, woraus resultierte, dass ich letztendlich hellwach wurde. 
 

Mit einem verstimmten Grummeln vergrub ich mich in mein Kissen und schlug mir die Hände über den Kopf, fast so als ob dies etwas bringen und die störenden Lichter vertreiben würde. Aber dem war leider nicht so, wäre auch zu schön gewesen, friedlich und gesittet aufzuwachen – am Wochenende konnte man doch meinen, ein Recht darauf zu haben, oder nicht? 
 

„Steh auf, Dobe.“ Sasukes Stimme riss mich nun endgültig aus dem verzweifelten Versuch noch einmal einzuschlafen. Genervt brummte ich etwas vor mich hin, was noch nicht einmal ich selbst wirklich entziffern konnte, viel zu müde fühlte ich mich und dachte nicht im Entferntesten daran aufzustehen. 
 

Doch mein Freund hatte allem Anschein nach andere Absichten, denn dieser warf mir ganz arschlochmäßig ein Kissen an den Kopf – und das nicht einmal sanft. 
 

„Du bist grausam, Bastard“, grummelte ich gegen das Kissen und seufzte schwer. Mit erheblichen Motivationsproblemen erhob ich mich von dem Bett und setzte mich zu allererst auf, rieb mir müde den Schlaf aus den Augen und streckte mich genüsslich. 
 

„Wie spät ist es?“, fragte ich nebensächlich, während ich mich versuchte aus meiner Bettdecke zu befreien, in der ich mich in der Nacht wohl wie ein Igel eingewickelt haben musste. 
 

„11:00 Uhr. Du hast das Frühstück verpasst, Schlafmütze“, antwortete der Dunkelhaarige dann, nachdem ich es endlich vollbracht hatte aufzustehen. Allerdings hielt ich abrupt in meiner Bewegung inne, als seine Worte mein trübes Gedächtnis erreichten. 
 

„Fuck, was?!“, stieß ich ungebremst hervor und warf meine Arme intuitiv in die Luft. 
 

„Wieso zur Hölle hast du mich nicht geweckt? Ohne Frühstück krepiere ich!“, kam es vorschnell von mir und ich biss säuerlich auf meine Unterlippe. Wie konnte er mich nur schlafen lassen? Die nächste Mahlzeit gab es erst in zwei Stunden, bis dahin würde ich eingehen! 
 

„Du hast die letzten Nächte nicht sehr viel Schlaf bekommen, deshalb dachte ich, dass es dir nur zu Gute kommen könnte, einmal halbwegs durchzuschlafen.“ Die Worte des Uchiha klangen zwar nüchtern, aber durch die Tatsache, dass er meinem Blick auswich, wusste ich, dass ihm diese Situation unangenehm war. Ein leises Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht. 
 

„Wow, du kannst ja richtig fürsorglich sein“, neckte ich ihn zielbewusst und warf ihm das Kissen zurück, welches er mir eben gerade noch an den Kopf geworfen hatte. Ich ging auf ihn zu und drückte ihm einen kurzen Kuss auf, ehe ich ihm zeitgleich mit der flachen Hand sanft gegen den Hinterkopf schlug. 
 

„Aber mein Frühstück bekomme ich trotzdem nicht!“, klagte ich abermals, was ihm ein spitzes Schnauben entlockte. Dankbarkeit war zwar eine Sache – und diese Aktion war wirklich süß von Sasuke gewesen, auch wenn ich es nie von ihm erwartet hätte – aber wenn es ums Essen ging, hörten alle Grenzen auf. 
 

„Stell dich nicht so an. Wenn ich dich geweckt hätte, wärst du dann aufgestanden, obwohl Wochenende ist?“, fragte mich der Uchiha mit wissender Stimme. Er wusste wohl genau, dass ich das sicherlich nicht getan hätte. Wer stand am Wochenende auch schon um halb neun Uhr morgens auf? 
 

„Nein ...“, musste ich schließlich eingeschnappt zugeben, da Sasuke mal wieder Recht hatte und mich dieser Umstand ankotzte. Vor allem, wenn man bereits am frühen Morgen – oder eher gesagt am frühen Mittag – belehrt wurde. Aber das wurde in dem Moment nebensächlich, als sich mein leerer Magen zu Wort meldete und mit einem hörbaren Grummeln Protest für das ausgefallene Frühstück einlegte.

 

„Weißt du, ein liebevoller Freund würde mir jetzt – ganz der Gentlemen – Frühstück bringen, weil es schließlich seine Schuld war“, versuchte ich ihn meine umschriebene Aufforderung auf’s Auge zu drücken. Allerdings brachte ich ihn lediglich zu einem leisen Lachen, anstatt dass er mir etwas Gutes tat. So ein Arsch. 
 

„Ich bin aber kein liebevoller Freund, Dobe.“ 
 

„Das merke ich, Bastard. Dann hol ich mir eben allein was zum Essen, bevor ich verhungere und jämmerlich krepiere, was dich sicherlich auf nicht interessieren würde.“ Ich blies trotzig meine Wangen auf, hatte aber trotzdem ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. 
 

Ich war froh, dass Sasuke sich durch unsere Beziehung nicht veränderte, sondern trotz allem der alte, arrogante Bastard geblieben war.
 

Und das war gut so. 
 


 


 

~*~*~
 


 

Leise vor mich hin summend, schlenderte ich den Gang entlang, der direkt zur Cafeteria führte. 
 

Ich hoffte inständig, dass es noch irgendeine Kleinigkeit gab, die ich mir stehlen konnte. Ansonsten würde mein Magen mit ziemlicher Sicherheit rebellieren. Ich konnte von Glück reden, dass die Cafeteria am Wochenende immer durchgehend geöffnet hatte – für Idioten wie mich zum Beispiel.  
 

Gerade als ich mich innerlich bereits auf etwas Essbares freuen konnte, wurden meine ächzenden Gedanken durch eine leise, unsichere Stimme unterbrochen. 
 

Verwirrt erhob ich meinen Blick und schaute mich flüchtig um, um nachzuschauen wer mich aus meinen Fantasien geholt hatte, aber ich konnte niemanden entdecken. 
 

„N-Naruto-kun?“ Abermals ertönte eine leise Stimme, die mehr einem Flüstern glich. Mit zusammengezogenen Augenbrauen drehte ich mich um, wo ich die Geräuschquelle vermutete und erschreckte mich beinahe zu Tode, als ich kurz darauf ein mir nur zu bekanntes Gesicht sah. 
 

„Hinata-chan“, stieß ich überrascht hervor. Ich hatte sie wirklich nicht bemerkt oder gar gehört. Mit einem schwachen Lächeln blickte sie mich an, während sie auf mich zukam und nur wenige Zentimeter vor mir stehen blieb.

 

„Wie geht’s dir?“ Lange nicht mehr gesehen, fügte ich bitter in Gedanken noch hinzu. 
 

Es war wirklich bereits etwas her gewesen, seitdem ich das letzte Mal mit ihr gesprochen oder sie gar gesehen hatte. Das letzte Mal war bevor … bevor das mit Kiba passiert war. Seitdem war ich nicht nur Kiba aus dem Weg gegangen – der genau das von mir wollte, was er mir mit seinem verachtungsvollen Blick mehr als deutlich gemacht hatte -, sondern auch Hinata und den anderen. Es tat mir zwar unglaublich leid und ich vermisste sie auch schrecklich doll, aber es war wohl besser so. Zumindest vorerst, denn es würde nur Streit mit sich bringen. 
 

Doch jetzt wo Hinata vor mir stand, wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr sie mir doch gefehlt hatte. Immerhin war sie meine beste und engste Freundin. 
 

„Gut“, war ihre zögerliche Antwort. Sie fingerte nervös mit ihren Händen herum, während sie ihren Blick gen Boden wandte und ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. 
 

„Was ist los, Hinata-chan?“ Ich zwang mich zu einem meiner üblichen Grinsen, obwohl mir die Laune dazu gerade gründlich vergangen war, sobald sich der verbotene Name Kiba in meinen Gehirnwindungen breitgemacht hatte.  
 

Für einen Moment lang sah sie so aus, als ob sie abstreiten wollen würde, dass etwas gewesen sei. Doch dann entschied sie sich offenbar doch anders, wusste sie immerhin, dass sie mir in diesem Punkt nichts vormachen konnte. Also legte ich ihr eine Hand auf die Schulter und übte einen sanften Druck aus, um sie zu beruhigen. 
 

Nach einigen Sekunden erhob sie ihren Kopf wieder und sah mich aus verletzten, schuldigen Augen an. 
 

„E-Es tut mir leid, unglaublich leid …“, nuschelte sie vor sich hin. Vereinzelte Tränen traten ihr aus den Augen und befeuchteten ihre geröteten Wangen. Doch ehe ich auch nur ansatzweise reagieren konnte, überwand sie den wenigen Abstand zwischen uns und drückte sich fest an mich. 
 

Sichtlich überrumpelt schaute ich auf ihren dunkelbläulichen Haarschopf hinab, der durch das Schluchzen leicht erbebte. Aus reiner Gewohnheit handelte ich und strich ihr geistesgegenwärtig über den Rücken. 
 

„Hey, ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung“, versuchte ich sie zu besänftigen und merkte, wie sie sich ganz langsam etwas beruhigte. „Was ist denn los, was tut dir leid?“ Mir lag diese Frage auf der Zunge, weshalb ich sie unbedingt hatte loswerden wollen. Ich hatte Hinata schon lange nicht mehr so verletzt gesehen. 
 

„I-Ich hätte zu dir kommen sollen“, begann sie leise und ich musste mich anstrengen, um etwas zu verstehen, da sie die gehauchten Worte gegen meine Brust sprach und diese ihre Stimme dämpfte. 
 

„Ich hätte dir b-beistehen sollen, als du dich so sehr mit Kiba gestritten hast. Das war nicht fair von mir, dich in so einer Situation alleine zu lassen. A-aber ich …“ 
 

Der Versuch, ihre Gefühle in halbwegs zusammenhängende Worte zu fassen, wurde durch ein trübes Schluchzen vereitelt und hinterließ ein unangenehmes Stechen in meiner Magengegend. Ich fühlte mich aus irgendeinem Grund für ihre Tränen verantwortlich, ganz einfach, weil ich ihre nächsten Worte bereits erahnt hatte, weshalb ich sie unterbrach, bevor sie sie aussprechen konnte. 
 

„Ich weiß, dass du Angst hattest, dich deshalb mit Kiba zu streiten. Und das ist in Ordnung für mich.“ Ich strich ihr weiterhin beruhigend über den Rücken, mein Blick auf einen unsichtbaren Punkt fixiert. „Ich will auch nicht, dass du dich meinetwegen mit ihm streitest.“
 

Ich sprach diese Worte zwar mit einer zuversichtlichen Stimme aus, aber wirklich so meinen tat ich sie nur halbherzig. Natürlich machte es mir etwas aus, wenn sich meine beste und engste Freundin nicht blindlings auf meine Seite stellte, aber ich konnte sie auch durchaus verstehen. 
 

Sie befand sich in einem Zwiespalt, in dem sie nur wegen Kiba und mir hineingeraten war – vor allem wegen mir. Es wäre nicht fair, sie jetzt zu bedrängen oder dazu zu zwingen, sich auf eine der beiden Seiten zu einigen. Das würde ich auch nie im Leben von ihr verlangen, so ein Mensch war ich nicht.  
 

„Aber es war dennoch ungerecht von mir, nicht mit dir zu sprechen …“ Sie beharrte offensichtlich darauf, die Schuldfrage zu tragen, aber anders kannte ich sie auch nicht. Sie suchte immer zuerst den Fehler bei sich, anstatt bei anderen. „Vor allem, weil Kiba so grausame Sachen gesagt hat …“
 

„Ihr seid so gut wie zusammen. Ich wäre ein beschissener Freund, wenn ich jetzt von dir verlangen würde, Partei für mich zu ergreifen und dich gegen ihn zu stellen – ganz egal was er gesagt oder getan hat.“ Ein schwaches Lächeln zierte meine Lippen und ich schaute in das nasse Gesicht von Hinata, nachdem sie ihren Kopf wieder in meine Richtung gewandt hatte.
 

„I-ich habe versucht mit ihm zu reden“, gab die Blauhaarige dann zögerlich von sich und krallte ihre Finger eine Spur fester in mein Oberteil.  „Er hat mich angeschrien und gesagt, dass es deine Schuld war.“ Sie schluchzte erneut und rieb sich mir ihrer linken Hand eine Träne aus dem Gesicht. 
 

„I-ich kann nicht verstehen, wie er so zu dir sein kann. Er hat das gesagt, als ob du etwas Schlimmes wärst, aber das bist du doch nicht. Außerdem … du kannst doch nichts dafür…“ 
 

Ein tiefer Seufzer entfuhr meiner Kehle, ehe ich ihn hätte aufhalten können. Hinata war zu gut für diese Welt, das hatte ich schon immer gewusst. Sie war nun einmal die gute Seele, die alles und jedem wieder auf die Beine half. Aber dieses Mal konnte und sollte sie sich nicht einmischen. Immerhin war sie schon seit gefühlten Ewigkeiten in Kiba verliebt und da dieser ihre Gefühle endlich erwiderte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie zusammenkommen würden. Ein Streit würde also der mieseste Zeitpunkt sein, den es momentan gab. Ich schätzte es zwar sehr, dass sie mir beistehen wollte, aber dieses Risiko wollte ich nicht riskieren. Diese Schuld könnte ich nicht ertragen. Das hatte Hinata nicht verdient – und Kiba auch nicht, ganz egal wie er momentan zu mir stand, wir waren immer noch beste Freunde. 
 

„Ich weiß.“ Ich löste mich ein Stück von ihr und schaute sie an. „Aber ich schaffe das schon, allein. Echt jetzt.“ Ich drückte sie noch ein letztes Mal, ehe ich mich einige Schritte von ihr entfernte und sie angrinste. 
 

„I-ich weiß, du bist schließlich Naruto.“ Ein Lächeln breitete sich auf Hinatas Gesichtszüge aus, als sie meinen Blick erwiderte. 
 

„Aber du musst versprechen, dass du mit ihm reden wirst. O-okay?“ Ihre Forderung klang unsicher und austestend. Doch ich würde ihr diesen Gefallen tun, ich war ihn ihr schuldig. Außerdem hatte ich das ohnehin vor, denn ich würde Kiba nicht einfach so davonkommen lassen und unsere jahrelange Freundschaft rigoros aufgeben. 
 

„Versprochen.“ 
 


 


 

~*~*~
 


 

Mit einer Laune, die sich gefährlich nahe an den Nullpunkt wagte, schliff ich durch die verglasten Gänge des Aufenthalt-Wohnblocks. 
 

Nachdem ich das Mittagessen rigoros hab ausfallen lassen, weil mir nach dem Gespräch mit Hinata der Appetit schlichtweg vergangen war, hatte ich mich hierher geflüchtet. Ich wollte gerade keinerlei Gesellschaft, da ich diese ansonsten ziemlich anschnauzen würde, so schlecht wie ich gerade drauf war. 
 

Zum Glück waren die Meisten noch in der Mensa und aßen etwas, somit hatte ich es geschafft nur einen einzigen Mitschüler anzublaffen – den ich wohlgemerkt noch nicht einmal kannte. Es glich einem Wunder, dass ich ansonsten nur wenigen Schülern über den Weg gelaufen war, da sich die Mittagszeit dem Ende neigte. Das erklärte auch die mittlerweile vier Anrufe von Sasuke, die ich allerdings einem nach dem anderen ignoriert hatte. Ich wollte mit niemandem reden, wenn ich mich noch nicht beruhigt hatte, denn ich wollte meine Laune nicht an ihm auslassen. Das wäre nicht fair von mir. 
 

Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ich gegen etwas Weiches stieß und ich somit unsanft zum Stehenbleiben gezwungen wurde. Da meine Laune leider noch immer ziemlich weit im Gefriepunkt lag, wollte ich demjenigen, der es gerade gewagt hatte mich noch mehr auf die Palme zu bringen, gehörig die Meinung geigen. Doch ehe ich dem Gedanken Taten lassen folgen konnte, meldete sich mein gesunder Menschenverstand, welcher mich davon abhielt. Immerhin könnte die Person genauso gut ein Lehrer sein und dann würde ich mir noch mehr Probleme einhandeln, darauf konnte ich beherzt verzichten.
 

Gesagt, getan. Sobald ich meinen Blick allerdings langsam nach oben wandte, schaute ich nicht in das Gesicht eines Lehrers, sondern in das eines blauhaarigen Jungen. Er war gut einen Kopf größer als ich und hatte eine seltsame Grimasse im Gesicht, die seine spitzen Zähne aufdeckte. 
 

Angestrengt arbeitete mein Gehirn, weil mir diese Visage merkwürdig bekannt vorkam. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens ging mir schlagartig ein Licht auf. Der Kerl da vor mir war einer der verkorksten Freunde, die Gaara hatte. Obwohl es mich eigentlich wunderte, dass der Typ überhaupt welche besaß. Man sagte ja auch immer, dass der Charakter eines Menschen von seinen Freunden abhing. Und wenn dem wirklich so war, dann hatte ich nicht die geringsten Intentionen dazu, mit ihm zu reden. 
 

„Ah, du bist das. Was für ein Zufall.“ Der Kerl vor mir grinste mich ziemlich bescheuert an, während ich mir krampfhaft einen herablassenden Kommentar über sein fischartiges Aussehen verkneifen musste. 
 

„Uzumaki Naruto, huh?“ Sein Lachen folgte auf meinem verwirrten Gesichtsausdruck. 
 

Woher zum Henker kannte denn auf einmal jeder meinen verdammten Namen? 
 

Aber das bestätigte nur meine Spekulation, dass der Typ ein Freund von Gaara war. Ich glaubte, dass er Kisame hieß. Genau diese Erkenntnis war für mich auch bereits ein Totschlagargument genug, um möglichst weit weg von ihm zu kommen. Allerdings hatten wir wohl nicht dieselben Vorhaben, da er sich kurzerhand wieder vor mich stellte und mir den Weg versperrte.
 

„Dürfte ich bitte vorbei? Ich habe nicht die leiseste Absicht mit dir zu reden.“ Ich war nämlich viel eher der Ansicht, dass sich Sasuke und die anderen lieber darum kümmern sollten. Ich würde mit meiner großen Klappe vermutlich nur Ärger stiften und dazu war ich ohnehin schlecht drauf. 
 

„Wow, schlechter Tag?“ Seine Frage klang so rhetorisch, dass ich ihm dafür am liebsten eine reingehauen hätte. Aber angesichts des beachtlichen Größenunterschiedes ließ ich es doch lieber bleiben und biss mir stattdessen lediglich auf die Unterlippe, um mir Worte zu verkneifen, die ich später mit Sicherheit bereut hätte. 
 

„Und du machst ihn noch schlimmer“, erwiderte ich trocken, ehe ich es hätte aufhalten können. Ich wusste doch gleich, dass meine große Klappe nicht untätig bleiben würde. 
 

So ein Mist. 
 

„Das ist mein Job“, grinste er mir schelmisch entgegen. Wider meine Erwartungen war er nicht sauer oder gewalttätig geworden, was mich doch etwas verwunderte, da dies ja sonst an dieser Schule ganz oben auf den intelligentesten Reaktionsfähigkeiten stand. Das sollte mich aber nicht in Sicherheit wiegen. 
 

„Wie läuft es denn eigentlich in der Schule so, huh?“, leitete Kisame ein Gespräch ein, welches ich nicht im Entferntesten vorhatte mitzuführen. Auf seine Scharadespielchen konnte ich gerade wirklich nicht, weil meine Laune mich zu Dingen zwingen würde, die ich lieber sein lassen sollte – zum Beispiel Provokationen, denn in diesem Zustand war ich sehr labil. 
 

Also versuchte ich seine Stichellein zu ignorieren und an ihm vorbei zu kommen, doch er vereitelte meinen kläglichen Versuch abermals, indem er sich schon wieder rigoros vor mich stellte. 
 

„Verpiss dich“, giftete ich ihn an und verzog säuerlich mein Gesicht. 
 

Ganz ruhig bleiben, Naruto…
 

„Wieso? Das war eine ganz legitime Frage. Ich interessiere mich einfach nur dafür“, setzte er noch einen drauf und vergrößerte sein Monstergrinsen. 
 

Während ich mir die Frage stellte, woher er intelligente Wörter wie „legitim“ kannte, zog ich eine Augenbraue von mir hoch und grummelte verstimmte. Ich merkte, wie meine Wut größer wurde. 
 

„Ich persönlich bin ja ein riesiger Fan von der Idee, ein echtes Roboterbaby als Projekt eingeführt zu haben. Schade nur, dass ich nicht im selben Kurs war, hätte gerne selbst eines gehabt. Aber ich habe leider die unpassende Neigung, nicht gut genug auf meine Sachen aufzupassen.“ Ich wusste ganz genau, dass Kisame in keinem Fall von sich sprach, sondern von mir. Er wollte mir unverbunden mitteilen, dass sie Noby hatten und alles mit ihm machen konnten, was sie wollten. Er wollte mich mit seinen Worten angreifen und provozieren... und das funktionierte wunderbar. 
 

Jetzt reicht es …
 

Mit einer Wut, die mich unerwartet überrollte, löste ich meine Anspannung von mir. Ich ballte meine rechte Hand zur Faust und stand kurz davor, sie in die hässliche Visage meines Gegenübers zu manövrieren und einen wohlmöglich sehr großen Fehler zu begehen, als ich aufgehalten wurde.
 

Eine mir fremde Hand hielt mich am Handgelenk fest, ehe sie mich ein Stück nach hinten schubste und losließ. Perplex und unwissend was in den letzten vier Sekunden geschehen war, drehte ich mich um. Doch dort stand niemand. Verwirrt blinzelte ich, nur um von einer mir nur zu bekannten Stimme hinter mir unterbrochen zu werden. 
 

„Wir treffen uns irgendwie immer in solchen Situationen wieder.“ 
 

Gaara.
 

Er hatte mich anscheinend aufgehalten und zurückgestoßen. Er stand direkt neben Kisame, der fortwährend sein grässliches Grinsen im Gesicht hatte. 
 

Zu überrumpelt von dem Ausgang dieser Situation war ich, um irgendetwas hätte sagen zu können. Doch eines wunderte mich schon ziemlich: Wieso hatte mich Gaara nicht geschlagen? Er hätte eine perfekte Möglichkeit dazu gehabt und einen triftigen Grund noch dazu. Immerhin war ich es gewesen, der zum ersten Schlag angesetzt hatte. Doch er hatte es nicht getan. Er hatte mich nicht geschlagen und diese Tatsache verwunderte mich. Er hatte nämlich für einen kurzen Augenblick so ausgesehen, als ob er genau dies vorgehabt hätte, aber es im Nachhinein doch nicht getan. 
 

„Vielleicht ist das ja Schicksal“, stichelte Kisame danach demonstrativ und stützte einen Arm an seiner Hüfte ab.
 

„Schicksal, sicherlich“, erwiderte ich verächtlich und sammelte mich langsam wieder. „Dann wollen wir es mal nicht herausfordern.“ Ich räusperte mich ungeschickt, um die Lage nicht ganz so unangenehm zu belassen, während ich mich wieder in Bewegung setzte. Doch wer mir dieses Mal einen Strich durch die Rechnung machte waren nicht Gaara oder einer seiner loyalen Schoßhündchen, sondern Sasuke.
 

Überfordert blinzelte ich, als er direkt vor mir stand. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass jemand zu uns gestoßen war. Ich schaute meinen Freund fragend an, aber dieser erwiderte meinen Blick nicht, sondern starrte unentwegt den Rothaarigen an, der nicht minder begeistert von diesem Zusammentreffen zu sein schien. 
 

Der Tag kommt auf jeden Fall auf meine Abschussliste … 
 

„Ah, was für ein Zufall. Wir haben gerade über das Roboterbaby-Projekt geredet.“ Kisame, der sich zu uns umgedreht hatte, grinste die beiden breit an und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Ich wusste doch, dass noch etwas kommen würde. Aber musste er ausgerechnet jetzt weiter provozieren? Der Zeitpunkt war wirklich grausam. Außerdem hatten wir doch vorgehabt, die ganze Sache in Ruhe zu regeln. Ich hoffte inständig, dass Kisame dieses Vorhaben nicht zu Grunde gehen ließ. 
 

„Und darüber, was für eine Verantwortung das mit sich bringt. Man muss ja ununterbrochen auf das kleine Vieh aufpassen, sonst passiert noch was.“ Die grässliche Grimasse in seinem Gesicht erinnerte mich an ein Déjà-vu Erlebnis, allerdings wusste ich im Moment nichts weiter damit anzufangen, außer die Hand meines Freundes in meine zu nehmen, in der Hoffnung, dass er seine Selbstbeherrschung nicht verlor. Er hatte es mir immerhin versprochen. 
 

Er hatte es versprochen… 
 

„Lass uns verschwinden“, war die trockene Erwiderung Sasukes, ehe er den Griff um meine Hand verstärkte und sich bereits umdrehte, als Gaara zu Wort ansetzte. 
 

„Seit wann gehst du denn in die Defensive, hat dich dein Freund etwa schon weichgekocht?“ Der Spott in seiner Stimme war kaum zu überhören – eine klare Aufforderung dazu, bei seinem miesen Spiel mitzuziehen. Aber das würde ich auf keinen Fall. Ich ließ mich kein zweites Mal so sehr provozieren, wie es Kisame vorhin beinahe geschafft hätte. Das alles musste nicht mit Gewalt geregelt werden. 
 

Ein zischender Luftzug, ein Bruchteil einer Sekunde und Sasuke hatte sich von mir losgerissen. Mit einer schwungvollen Bewegung wandte ich meinen Kopf zu ihm um, doch es war bereits zu spät. Er hatte seine ballte Faust bereits gegen den Kiefer des Sabakunos manövriert, ehe ich es hätte verhindern können. 
 

Wo der Rothaarige im ersten Augenblick noch geschockt aussah, wich nun ein widerliches Lächeln der Genugtuung seinem Gesichtsausdruck. Und genau das machte mich rasend – das und die Tatsache, dass Sasuke sein Versprechen einfach so gebrochen hatte, ohne auch nur für eine Sekunde darüber nachzudenken. Er hatte mir sein Wort gegeben, dass er defensiv bleiben und mit ihm reden würde. Reden! War das denn nun wirklich so undenkbar für ihn? Wie debil und gewaltgesteuert konnte man sein, dass man dafür seine Prinzipien dahinwarf? 
 

Mein Körper fing unerwartet an zu Zittern, doch es war weder Angst noch Kälte, die dieses Beben verursachten – es war Wut und Enttäuschung. Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und biss mir auf die Unterlippe. 
 

Ich wollte etwas sagen, irgendetwas, doch es blieben mir jegliche Worte im Hals stecken. 
 

Weg – ich wollte weg, bevor ich etwas von mir gab oder tat was ich lieber lassen sollte. 
 

Ich drehte mich um, ohne auch nur einen weiteren Blick auf das Geschehen unmittelbar hinter mir zu verschwenden und rannte los. Ich rannte. Hinaus aus dem Gebäude und hinüber zum Hauptcampus, um auf direktem Wege zu den Wohnblocks zu gelangen. Mein Ziel war sicher: Mein Zimmer. Ich brauchte die Gewissheit meiner eigenen vier Wände, um klare Gedanken zu fassen und mich zu beruhigen.
 

Ich wusste nicht wieso ich so sensibel reagierte, aber irgendwie fühlte ich mich verraten. Wenn ich mich nicht einmal auf Sasukes Worte verlassen konnte, worauf denn dann? Ich wurde unsicherer, umso näher ich meinem  eigenen Zimmer kam. Es konnte gut möglich sein, dass ich übertrieb, aber waren solche Sorgen denn nicht legitim? Hatte nicht ein jeder insgeheim diese Furcht, dass man dem anderen nicht vertrauen konnte, auch wenn es nur die kleinsten Dinge anbelangte? 
 

Ich riss die Tür zu meinem Zimmer auf, nur um sie kurz darauf gewaltvoll zuzuschlagen. Ich musste mich abreagieren und runterkommen. Ich brauchte eine Beschäftigung, irgendetwas, das mich ablenkte. 
 

Mein Blick glitt durch das Zimmer von dem ich das Gefühl hatte, dass es mir völlig fremd vorkam – so leer und unvertraut. Mit einem Kopfschütteln verwarf ich diesen Gedanken wieder und setzte mich an meinen zugestapelten Schreibtisch. Mit lieblosen Handgriffen nahm ich die Hefte und Ordner, um sie neben mir auf den Boden zu werfen und die Tischplatte frei zu bekommen. Dabei entdeckte ich auch bereits meine Ablenkungsmöglichkeit – den Laptop. 
 

Die Meisten hätten sich an meiner Stelle bestimmt betrunken, mit irgendeinem Teufelszeug zugedröhnt oder sich den Verstand weggefickt, aber ich war nun einmal nicht wie die Meisten. Man konnte mich in diesem Punkt auch gerne als Spießer bezeichnen, aber ich missbrauchte Drogen nicht als Frustbeseitigung. So tief war ich noch nicht gesunken. 
 

Als sich das Internetfenster meines Laptops öffnete, klickte ich routiniert auf die Website unseres Internats. Dies tat ich aus reiner Gewohnheit, da auf dieser Internetseite auch immer stand, ob irgendeine Klasse am nächsten Schultag Stundenausfall oder Vertretung hatte. 
 

Als ich allerdings bitterlich feststellte, dass ich weder das eine noch das andere am Montag hatte, wollte ich die Seite frustrierter als zuvor schließen. Doch mein Mousepad hängte auf einmal. 
 

Fluchend versuchte ich den kleinen Pfeil wieder in Bewegung zu bekommen, indem ich ihn hektisch rumwirbeln ließ und wie ein Irrer auf der Tastatur rumhämmerte. 
 

Ein erleichterter Atemzug drang aus meiner Kehle, als sich die Mouse endlich wieder in Bewegung setzte, doch auf einmal öffnete sich irgendein neues Internetfenster, das ich durch mein wildes Rumklicken betätigt haben musste. 
 

Misstrauisch und neugierig zugleich starrte ich auf den Desktop und wartete darauf, dass sich der Tab zu Ende ladete. Nach endlos erscheinenden Sekunden baute sich die besagte Seite endlich auf. Aber was dort auf einmal zu sehen war, ließ mich die Augen weiten.

 

Ich hatte das Gefühl, mich in einem Zwiespalt zwischen Unglauben und Faszination zu befinden…



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  sasa56
2013-04-26T12:50:42+00:00 26.04.2013 14:50
super kkapitel
freu mich aufs neue kakapitel
und ich will auch wissen was er jetzt enteckt hat also echt
lg
sasa56

Von:  devillady
2013-04-24T07:59:35+00:00 24.04.2013 09:59
Wieder ein mal ein gelungenes Kapi ^^
das ist richtig nervenaufreibend..pf..
und ich will auch wissen was er jetzt entdeckt hat also echt ...weiter XD

Lg Devi
Von:  Noir10
2013-04-23T16:02:26+00:00 23.04.2013 18:02
Kyuuu tolles kappi also mein armer naru sasuke ist echt aarrghhhh!!
^^-^^

Von:  MikaChan88
2013-04-23T10:47:07+00:00 23.04.2013 12:47
total super kapi
aber so gemein an so einer stelle aufzuhören

cu,
MikaChan
Von: abgemeldet
2013-04-22T22:59:51+00:00 23.04.2013 00:59
Tolles Kapi ^^

Süß von Hina, dass sie sich entschuldigt *-*

Freue mich aufs nächste Kap
Mach weiter so.

gglg Akira


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