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Schokoladendiebe

Ein Adventskalender (2012)
von

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Mit viel Liebe gemacht

Mit viel Liebe gemacht
 

"Eine rechts, eine links..", murmelte Julia leise vor sich hin, während sie versuchte, sich an die Stricklektionen ihrer Großmutter zu erinnern, die sie vor Jahren erhalten hatte. Sie hatte sich im Schneidersitz im gemeinschaftlichen Wohnraum im Wohnwagen ihrer Familie niedergelassen und konzentrierte sich voll und ganz auf die Nadeln. Sie blickte kurz auf und sah sich um, doch nichts - bis auf die wenigen Geräusche, die vom Platz her zu ihr durchdrangen, war es still ringsum. Romero hatte sich mit irgendeiner Zuschauerin verabredet, und würde wohl in den nächsten Stunden damit beschäftigt sein, Possen auf dem Weihnachtsmarkt zu schlagen. Und Raoul.. Julia zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich schlief er noch, es war gerade kurz nach zehn. Zumindest die junge Spanierin würde um diese Zeit noch schlafen, hätte sie eine Wahl.

Sie seufzte und blickte auf das leidliche Fleckchen, welches sie bislang fabriziert hatte. Sie musste dieses verdammte Weihnachtsgeschenk fertig bekommen. Und da sie Eddy früher sehen würde als geplant, würde sie wohl stricken bis zum Umfallen, um dieses seltsame Gebilde in etwas Ansehnliches zu verwandeln.

"Oh Gott, welchen Pulli hast du denn da zerschnitten?", Raouls Stimme klang halb erschrocken, halb amüsiert, während er näher an sie herantrat, um sich ihr Werk genauer zu betrachten, "Hast du etwa die Rentiere aus dem einen, hässlichen von Mama befreien wollen?"

Die brünette Spanierin starrte ihren Zwilling so an, wie sie vor zwei Minuten noch die Stricknadeln beäugt hatte. "Das geht dich nichts an", befand sie eingeschnappt und bereute, dass sie gerade mitten in einer Reihe steckte. Ansonsten hätte sie eine der Nadeln als Waffe benutzen können.

Raoul ließ sich von ihr nicht einschüchtern - diese Zeiten waren leider schon vergangen, seit sie beide das sechste Lebensjahr hinter sich gelassen hatten - und trat näher an sie heran. Er nahm den kleinen Flecken Gestricktes zwischen die Finger und begutachtete es fachmännisch. "Ist das dieses komische ominöse Geschenk, von dem du schon die ganze Woche vor dich hin murmelst?", erkundigte er sich grinsend, und Julia nickte, beschloss, Nadeln Nadeln sein zu lassen, legte sie in ihren Schoß und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich hab keine Lust mehr!", beklagte sie sich, "Wieso zum Teufel wollte ich Eddy noch gleich einen Schal mit viel Liebe schenken?" - "Weil es ein netter Gedanke ist?", Raoul hob amüsiert eine Augenbraue, während er Julia ihre Stricksachen aus dem Schoß nahm, "Wobei ich es in deinem Fall allerdings bei 'mit viel Liebe' lassen und ihm ein Geschenk kaufen würde. Das spart uns allen Zeit, Nerven und schlechte Laune"

Ruhig machte er sich daran, die Nadeln herauszuziehen, ohne auf Julias "Hey! Du-" zu achten. Er grinste bloß freundlich. "Sag bloß nichts, was du später bereuen könntest, Schwesterchen", erwiderte er betont unschuldig, "Sonst musst du deinen Schreckens-Schal alleine stricken"

Ohne weiter auf sie zu achten, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte, entwirrte er die verknotete Wolle und wickelte sie zurück auf das Knäuel. Anschließend nahm er einen Faden zwischen die Finger und fädelte ihn fachmännisch auf eine der Nadeln.

"Woher kannst du das überhaupt?", fragte Julia, welche ihm inzwischen mit offenem Mund zusah. Raoul zuckte mit den Schultern, lachte leise vor sich hin. "Du hast bei Großmutter Tiá immer nur Kekse gefuttert, statt zu stricken. Ich hab' aufgepasst. oder woher glaubst du hast du deine ganzen hübschen Wollsocken aus den letzten drei Jahren?", er zwinkerte ihr vergnügt zu.

Julia verdrehte die Augen und beobachtete, wie Raoul eine Reihe nach der anderen fabrizierte - in erschreckender Geschwindigkeit. Dann wandte sich sein Blick ihr zu. "Jetzt bist du dran!", erklärte er strahlend, und Julia hob eine Augenbraue. "Du willst mir nicht ernsthaft weismachen, dass ich den Schal stricken soll, oder?" - "Vorhin wolltest du es auch", wies der Rotbraunschöpfige sie auf ihren läpppischen Versuch der letzten Woche hin. "Aber da wusste ich noch nicht, dass du den Mist kannst!", protestierte Julia in weinerlichem Ton.

Raoul zwinkerte. "Es gibt so viele Geheimnisse an mir, Julia", scherzte er, "Beim nächsten Mal weihe ich dich vielleicht sogar in die hohe Kunst des Blusen-Bügelns ein"

Ohne es wirklich zu wollen, lachte die Artistin. "Na gut, was muss ich machen?", sie seufzte und streckte die Hand nach den Stricknadeln aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kylara_hiku_Lamore
2012-12-08T19:39:47+00:00 08.12.2012 20:39
LoL ich kann Julia verstehen, ich hasse stricken! aus dem einfachen grund dass ich einfach nicht die nerven für das zeug habe.

eddy? ausgerechnet =) na was da draus wohl wird?
Von: Arianrhod-
2012-12-07T22:05:30+00:00 07.12.2012 23:05
Mein Lieblings-OS bis jetzt und darum schreib ich dazu heute auch noch einen Kommentar.

Ich find den OS so geil. :D
Als Julia mit ihrer Strickerei gekommen ist, hab ich schon gedacht, das passt doch viel besser zu Raul, Julia würde nie die Geduld dazu aufbringen... Ich fand's so lustig, als du's dann tatsächlich so gemacht hast. XD

Ich kann es Julia sehr nachvollziehen, dass das Ganze frustrierend ist, wenn es nicht so klappt, wie man sich das so vorstellt und wie es das soll. Zum Glück hab ich meine Mutter und sie Raul. Aber ich bin auch dafür, dass sie den Schal alleine beendet. u.û
(Btw, Eddy - as in All Star!Eddy? Interessantes Pair.)

Freu mich auf den nächsten.
Gruß
Sorca~
PS. Darf ich mir auch was wünschen? Wenn ja, dürfte ich mir Brook/Mystel wünschen oder einfach nur Brooklyn und Mystel? That would be so awesome. *_*


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