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Kommentieren mit Kater

MSTing zu "Melina und Reta"
von

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Kichernder Kater?

Silvano trommelte mit den Fingern auf dem Teaktresen des „Trickster’s Treasures“ herum. Heute hatte sich noch kein einziger Kunde blicken lassen. Er drehte sich zur Pendeluhr an der Wand hinter ihm. Ihr Minutenzeiger näherte sich der Zwölf. Manchmal, in Augenblicken wie diesen, fragte Silvano sich, warum die Uhren des Ladens funktionierten, während seine eigene Armbanduhr stehen geblieben war. Er runzelte die Stirn. Trug er gerade seine Armbanduhr? Um diese Frage zu beantworten, schob er den Ärmel des Rüschenhemdes hoch, welches seit heute Morgen zu seiner Kleidung gehörte. An seinem Handgelenk befand sich keine Uhr. Er hatte eine Armbanduhr getragen, als er in den Bann des Ladens geraten war. Jetzt konnte er nur spekulieren, wo seine Uhr sein mochte. Eigentlich konnte er, bei fast allem, was den Laden betraf, nur spekulieren, es sei denn Mr. Mistoffelees hatte es ihm erklärt.

Silvano beschloss nicht weiter über die verschwundene Uhr nachzudenken. Genauso, wie er beschlossen hatte, nicht darüber nachzudenken, dass seine Kleidung heute aus einem weißen Rüschenhemd, einer schwarzen Kniehose, einer roten Schärpe, einem Säbel, einem schwarzen Dreispitz mit weißer Feder und einer schwarzen Augenklappe bestand. Oder darüber, dass er sich noch nie hatte rasieren müssen, seit er zum Verkäufer im „Trickster’s Treasures“ ernannt worden war. Inzwischen nahm er vieles einfach hin, zum Beispiel, dass er Morgens die Kleidung vorfand, welche am besten zum wechselnden Erscheinungsbild des Ladens passte.

Am heutigen Tag fand sich im Laden alles, was man noch irgendwie zu Seemannsbedarf dazurechnen konnte. Dem Aquarium mit der Meerjungfrau im hinteren Teil des Ladens kam Silvano allerdings vorsichtshalber nicht zu nahe. Ihm war nicht bekannt, um welche Art von Meerjungfrau es sich handelte und die meisten Meerjungfrauen hatten eine beunruhigende Tendenz junge Männer zu ertränken. Eigentlich wäre er schon längst aus dem Laden geflüchtet, wenn es ihm denn möglich gewesen wäre. Jeder Ausgang, der ihn über die Grenzen des vom Laden eingenommenen Raumes führen könnte, war ihm durch unsichtbare Wände versperrt.

Silvano ließ, weil er nichts anderes zu tun hatte, seinen Blick über die, von seinem Standpunkt aus sichtbaren, Waren schweifen. Er entdeckte Sextanten, Fernrohre, Rettungsringe, einen Kompass, ein Astrolabium, mehrere Lederhüllen mit Seekarten, verschiedene Netze, Harpunen, das Aquarium und ein paar äußerst seltsam geformte Uhren. Mr. Mistoffelees, wie er den Ladenkater getauft hatte, da dieser ihm seinen richtigen Namen nicht verraten hatte, entdeckte er nicht. Gerade wäre Sivano selbst über die Gesellschaft dieses redseligen und spitzzüngigen Katers erfreut gewesen. Sie hätte seine Langeweile vertreiben können.

Ein Kichern erklang aus dem Hinterzimmer des Ladens. Silvano zuckte zusammen. In diesem Laden bedeutete ein Kichern selten etwas Gutes. Das Kichern wurde zu einem Prusten und nun erkannte Silvano, wer da kicherte. Eine Weile rang er mit sich, bevor er doch ins Hinterzimmer trat, um herauszufinden, warum Mr. Mistoffelees kicherte.

Der Anblick, welcher sich ihm bot, war selbst für den Laden ungewöhnlich. Der schwarze Ladenkater drehte sich, prustende Laute ausstoßend, auf dem Esstisch vor einem darauf stehenden Spiegel. Silvano nährte sich nur zögerlich dem Tisch. Er betrachtete den Spiegel in seinem Standrahmen, blickte zum Kater und wieder zurück zum Spiegel.

„Internet? Wir haben Internet... per Spiegel?“, erkundigte er sich verdutzt.

„Nicht wir, ich. Da du fast keine magischen Fähigkeiten besitzt, kannst du auch nicht mit einem Spiegel ins Internet. Dir ist es eh verboten mit anderen Personen als Kunden Kontakt aufzunehmen und erst Recht ist es dir verboten von dem Bann zu erzählen.“, gab Mr. Mistoffelees trocken zurück.

Silvano rieb sich die Schläfen. „Ich hoffe bloß du fängst jetzt nicht auch noch mit dem Internetversandhandel an.“

„Wozu soll das gut sein, wenn der Laden eh in jegliches mögliches Universum reisen kann?“

„Nur eine Überlegung. Aber mal etwas ganz Anderes, was amüsiert dich so?“

„Ach, nur ein paar Geschichten. Hast du etwa Langeweile?“ Mr. Mistoffelees, drehte sich auf den Bauch, setzte sich zurecht und begann seine rechte Vorderpfote zu putzen, wobei er zu Silvano hinaufschielte.

„Nun, es gab bis jetzt keine Kundschaft.“

„Schön, mach Pause. Setz dich zu mir, lies mit mir diese Geschichte und lass sie uns kommentieren.“, befahl der Kater, drapierte sich vor den Spiegel und tippte mit einer Kralle auf das Glas, woraufhin sich eine Internetseite öffnete.

„Zauberspiegel mit Internetverbindung und Touchscreen, ich werd nicht mehr!“ Silvano zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf plumpsen. Um besser sehen zu können, schob er die Augenklappe hoch. Sie war eh nur ein Accessoire.

„Komisch, dass dich das stört. Sonst bist du doch auch so gelassen.“

„Sonst.“, murmelte Silvano, dem das Landeskürzel der Internetseite auffiel „Wie soll ich etwas kommentieren, wenn der Text auf Deutsch ist? Ich kann kein Deutsch.“

„Du hast bei meinen Erklärungen wohl nicht genau genug zugehört. Solange du zum Inventar des Ladens gehörst, ist es dir möglich jede Sprache zu verstehen, zu sprechen und zu lesen. Nachdem wir das geklärt hätten: Lass uns anfangen!“

Kommentierender Kater

Mr. Mistoffelees stupste das Glas mit seiner Pfote sanft an, daraufhin veränderte sich das Bild im Spiegel. Auf der, nun weißen, Oberfläche erschienen schwarze Buchstaben, welche Worte formten:
 

Melina und Reta
 

Mr. Mistoffelees: „Ein sehr aussagekräftiger Titel.“

Silvano: „Es sind nur Vornamen, welche Aussage meinst du?“

Mr. Mistoffelees: „Ach, komm, dass ist doch inzwischen recht normal, oder eher klassisch. Denk mal an „Oliver Twist“!“
 

Die Sonne gang gerade auf und schien in das Zimmer von einer adeligen jungen Frau .
 

Silvano: „Ging gerade auf und das von ist hier zuviel.“

Mr. Mistoffelees: „Interessant, Rechtschreibung scheint dir wichtig zu sein und, das in einer fremden Sprache.“

Silvano murmelte: „Es ist nur sehr auffällig. Und anscheinend führt dieser Zauber des Ladens auch dazu, dass meine Kenntnis der Rechtschreibung und Grammatik einer mir fremden Sprache zumindest mit den Kenntnissen darüber aus meiner Muttersprache übereinstimmen.“

Mr. Mistoffelees: „Schön und, warum muss dem Leser unbedingt gesagt werden, dass die junge Frau adelig ist?“
 

Ihr Name war Melina und sie wurde heute 17 .
 

Silvano: „Der Absatz da wird nicht gebraucht, die Beschreibung des Charakters gehört im Text zu dem Charakter. Ein Absatz zeigt einen neuen Gedankengang an.“

Mr. Mistoffelees: „Siebzehn. Altersangaben im Text werden normalerweise ausgeschrieben und nicht als Zahlen angegeben. Es ist ja schön, dass wir ihren Namen erfahren, aber dass sie Geburtstag hat, hätte uns auch anders mitgeteilt werden können.“

Silvano: „Wie denn?“

Mr. Mistoffelees: „Stilistisch schöner wäre z.B. Sie hieß Melina und heute war ihr siebzehnter Geburtstag.“
 

Ihre Mutter hieß Rinita und war nicht da .
 

Silvano: „Äh? Am Geburtstag ihrer Tochter? Rabenmutter!“

Mr. Mistoffelees: „Mich wundert es auch, besonders bei einer adligen Familie, dort werden Geburtstage mit großen Festlichkeiten begangen. Im Übrigen ist das ein merkwürdiger Name, bestimmt selbstausgedacht.“

Silvano skeptisch: „ Stimmt, ich muss dabei an die Retina im Auge denken. Vielleicht vermische ich dabei aber auch die Namen Reta und Rinita. By the Way, woher weißt du eigentlich soviel über den Adel? Du bist ein Kater!“

Mr. Mistoffelees leckte seine Schulter: „Ich bin ein Kater, erklärt dass nicht alles? Katzen haben ein breiteres Wissen als du vermutest.“

Silvano trocken: „Zu dir stelle ich gar keine Vermutungen mehr an. Du sprichst, du kannst zaubern, kurz gesagt, du bist ein Wesen jenseits meiner bisherigen Ehrfahrungswelt.“

Mr. Mistoffelees: „Gut, dass du wenigstens das weißt.“
 

Sie hatte einen wichtigen Termin .
 

Silvano: „Wer ist hier mit sie gemeint? Melina oder ihre Mutter?“

Mr. Mistoffelees: „Ihre Mutter. Lies den nächsten Satz, daran merkt man es. Das ist der Grund, warum Melinas Mutter nicht da ist. Und diese Leerzeichen vor dem Satzzeichen stören mich in meinem Lesefluss.“
 

Melina hatte sich schon daran gewöhnt, dass sie so gut wie nie da war .
 

Silvano: “Armes Kind.”

Mr. Mistofelees: “Aber typisch für Adlige. Die haben selten Zeit für ihren Nachwuchs, der wird von Kindermädchen, Ammen, Gouvernanten und Hauslehrern erzogen.“
 

Sie stand auf und ging zu dem Spiegel, der an der Zimmerwand hing .
 

Silvano: „Na also, geht doch mit der richtigen Zeitform. Ich frag mich nur wie das Zimmer aussieht, bis jetzt gibt es darin nur einen Spiegel und wahrscheinlich ein Bett, auch wenn es nicht erwähnt wird.“

Mr. Mistoffelees: „Eine Adlige, die kurz nach Sonnenaufgang aufsteht? Obwohl, die hatten meist eine verflixt straffe Tagesordnung einzuhalten. Aber wo sind dann die entsprechenden Diener?“

Silvano: „Wurden vielleicht noch nicht erwähnt. Dabei fällt mir auf, ich habe keine Ahnung, wo die Geschichte spielt und in welcher Zeit.“

Mr. Mistoffelees: „Solche Nebensächlichkeiten kümmern dich?“

Silvano: „Das sind keine Nebensächlichkeiten, außer man ist Besitzer eines Ladens, der in jede Zeit und an jeden Ort reisen kann.“

Mr. Mistoffelees: „Ich bin nicht der Besitzer! Ich fungiere als Geschäftsführer und Verwalter.“

Silvano: „Habe ich da einen wunden Punkt getroffen?“

Mr. Mistoffelees streckte sein linkes Hinterbein und begann es zu putzen.
 

Wie zerzaust sie aussah !

Die langen, blonden Haare standen in allen Richtungen ab .

Sie zog ihre Hausschuhe an und machte sich auf dem Weg in das Schmink – und

Umkleidezimmer.
 

Silvano: „Der Autor scheint Absätze zu lieben. Es gibt nach jedem Satz einen, obwohl es unnötig ist. Und endlich ein Satz, wo das Satzeichen an der richtigen Stelle ist.“

Mr. Mistoffelees: „Die Autorin.“

Silvano: „Woher weißt du das?“

Mr. Mistoffelees süffisant: „Ich hab die Geschichte schließlich gefunden und wer bedient hier gerade den Zauberspiegel, hm?“

Silvano seufzte: „Punkt für dich. Nach dem Aufstehen hat jeder zerzauste Haare, dass ist normal.“

Mr. Mistoffelees: „Ich nicht.“

Silvano: „Du bist auch ein Zauberkater.“

Mr. Mistoffelees: „Also, wenn dir das nicht aufgefallen wäre, hätte ich begonnen an deiner Auffassungsgabe zu zweifeln. So, jetzt erfahren wir also noch ein wenig über ihr Aussehen. Allerdings ist der Anfang langweilig. Es interessiert mich nicht, wie Menschen nach dem Aufstehen aussehen und, was sie tun, um das zu ändern. Es ist für einen Geschichtenanfang nur mäßig spannend. Es ist auch nicht wichtig, dass sie Hausschuhe anzieht. Mal abgesehen davon, scheinen Schuhe ihre einzige Kleidung zu sein. Und es heißt nicht Schmink- und Umkleidezimmer, sondern Garderobe oder Ankleidezimmer!“
 

Da sie nicht so zerzaust gesehen werden wollte, machte sie auf dem Weg dahin einen großen Umweg .
 

Mr. Mistoffelees: „Komisches Haus einer adligen Familie. Ich kenne das so, dass die Ankleidezimmer meist neben den Schlafräumen der Adligen liegen. Wer will schon im Nachthemd lange Wanderungen zur Garderobe unternehmen? Da wäre ein großer Umweg also gar nicht nötig, weil sie nur ins Nebenzimmer müsste, ohne jemandem zu begegnen.“

Silvano: „Ich hab mal gelesen, dass der Sonnenkönig nach dem Aufstehen in Anwesenheit eines Teils seines Hofstaates angekleidet wurde.“

Mr. Mistoffelees: „Wie auch immer, der große Umweg ist Unsinn.“
 

Im Schminkzimmer hatte schon die alte Dienerin Bertha auf sie gewartet .

Sie half beim An – und Abschminken sowie An – und Ausziehen .
 

Silvano: „Endlich werden mal Diener erwähnt.“

Mr. Mistoffelees: „Ist das jetzt ihre Kammerfrau oder ihre Amme? Allerdings haben sowohl eine Kammerfrau, als auch eine Amme noch andere Aufgaben, als nur beim Einkleiden und Schminken zu helfen.“

Silvano: „Mir gefällt dieses beim An- und Abschminken sowie An- und Ausziehen, nicht. Zum Einen schließt bei solchen Formulierungen der Bindestrich direkt an die Vorsilbe an, ohne Leerzeichen. Zum Anderen wäre es schöner, wenn beschrieben würde inwiefern Bertha Melina behilflich ist, dass würde diesen scheußlichen Satz nämlich überflüssig machen und man könnte ihn weglassen.
 

Bertha war so alt, dass sie keine andere Arbeit mehr machen konnte .
 

Mr. Mistoffelees: „Wie, um die Tochter des Hauses kümmert sich nur eine alte Vettel kurz vor der Verkalkung?“
 

„Heute kommt der Manager Heiner .“ , sagte sie, „Er will euch etwas sagen .“
 

Mr. Mistoffelees: „Manager? Beim Adel? Wenn das so weiter geht, nehm’ ich freiwillig ein Bad im Meerjungfrauenbecken!“

Silvano: „Also ich kenn Manager nur für Sportler, Schauspieler und Firmen. Aber ich kenn mich auch nicht mit dem Adel aus. Vielleicht haben die im 21. Jahrhundert ja auch Manager.“

Mr. Mistoffelees: „Du meinst, es könnte darauf ankommen, in welcher Zeit die Story spielt?“

Silvano: „Eventuell.“

Mr. Mistoffelees: „Ich verschieb mein Bad noch ein wenig.“
 

„Worüber denn ?“, fragte Melina .

Bertha antwortete : „Etwas über euren Vater... aber näheres weiß ich nicht .“
 

Silvano: Wieso teilt der Manager ihr etwas über ihren Vater mit? Kennt sie ihn nicht? Oder ist er krank, wahnsinnig, führt er grad seinen Droit de Seigneur aus? Etwas ist so unbestimmt. Außerdem, wenn sie schon ihrzt, dann heißt es „Euren Vater“ in diesem Fall.“

Mr. Mistoffelees: „Ich glaube die Autorin hatte keine Ahnung, wie das Leben in einem adligen Haushalt aussieht. Adlige legen ziemlichen Wert auf ihre Stammbäume, da kann es kaum sein, dass sie ihren Vater nicht kennt. Es sei denn, der ist gestorben, bevor sie alt genug war um sich an ihn zu erinnern. Das war beim Adel nicht ungewöhnlich, die hatten häufig blutige Familienfehden und ähnliches. Alles andere ist natürlich auch möglich. Aber was glaubst du eigentlich bedeutet Droit de Seigneur? Um einen Hund handelt es sich dabei jedenfalls nicht.“
 

Gegen Mittag kam der Manager Heiner Louise .
 

Silvano prustete: „Heiner Louise, der Mann ist mit dem Namen fürs Leben geschlagen.“

Mr. Mistoffelees: „Findest du? Also Hans Wurst zu heißen wäre schlimmer.“
 

Er sagte, er habe etwas wichtiges zu sagen .
 

Silvano: „Das hat ihr Bertha schon indirekt mitgeteilt. Es sollte zumindest etwas Wichtiges sein, wenn er ein Gespräch mit Melina über ihren Vater führt. Und etwas Wichtige ist hier ein Substantiv.“
 

„Da ihr heute 17 werdet, Melina, habe ich euch über eure Familie aufzuklären . ... Womit soll

ich anfangen ?“
 

Mr. Mistoffelees fauchte: „Wie kann dieser Hanswurst sich erdreisten eine Adlige einfach so anzusprechen, ohne dazu aufgefordert worden zu sein?! Er hat sich nicht einmal zur Begrüßung vor ihr verbeugt! Weit kann’s mit ihrem Adel nicht her sein, wenn der Pöbel ihr keinen Respekt zollt!“

Silvano: „Reg dich ab. Er ihrzt sie doch mit Ihr, Euch und Eure, wobei es immer noch groß geschrieben werden muss.“

Mr. Mistoffelees: „Warum klärt überhaupt der „Manager“ sie über ihre Familie auf und nicht ihre Mutter oder ein anderer Verwandter? Von Diskretion hat diese Familie jedenfalls null Ahnung.“
 

„Vielleicht fangt ihr mit meinen Vater an ?“
 

Mr. Mistoffelees: „Beginne Er mit meinem Vater!“

Silvano: „Im Befehle erteilen bist du Meister. Sie könnte noch von dir lernen. Vielleicht versucht sie auch nur höflich zu sein.“
 

„Ja, das wird das Beste sein ... Wie ihr wißt, hat jedes Kind einen Vater . Ihr habt auch einen.

Aber ihr seid kein Einzelkind ... Eure ehrenwerte Mutter Rinita brachte Zwillinge zur Welt .“
 

Mr. Mistoffelees: „Wow, er gibt eine Tautologie von sich.“

Silvano: „Tautologie?“

Mr. Mistoffelees: „Eine Aussage, die immer wahr ist. Siehe: Jedes Kind hat einen Vater, zumindest dann, wenn man es so liest, dass jedes Kind einen biologischen Erzeuger hat, selbst dann, wenn er nur mit einer Samenspende beteiligt war.“

Silvano: „Klugscheißer!“

Mr. Mistoffelees legte die Ohren an: „Mach nur so weiter und ich lass dich das Lager aufräumen.“

Silvano schluckte und erbleichte.

Mr. Mistoffelees: „Wenn Melinas Mutter Zwillinge bekommen hat, wo ist dann Melinas Zwilling? Und sagte er vorhin nicht, er würde ihr etwas über ihren Vater erzählen? Er teilt ihr aber etwas über ihre Mutter mit und, dass sie einen Zwilling hat. Das sind keine Informationen über ihren Vater!“

Silvano: „Erfahren wir sicher bald.“

Mr. Mistoffelees: „Vermutlich.“
 

„Das ... kann nicht sein !“

„So ist es aber .“
 

Silvano: „Dieser Dialog... Das darf doch nicht wahr sein!“

Mr. Mistoffelees: „Ist es aber!“

Silvano: „Ist es nicht!“

Mr. Mistoffelees: „Ist es wohl!“

Silvano: „Ist es nicht!“

Mr. Mistoffelees: „Doch!“

Silvano: „Nein!“

Mr. Mistoffelees: „Dohohoch!“

Silvano: „Neihein!“

Mr. Mistoffelees: „Kleinkind!“

Silvano: „...!“
 

„Warum sagte Mutter mir das nicht ?“
 

Silvano: „Gute Frage.“

Mr. Mistoffelees: „Nächste Frage!“
 

„Sie wollte, dass Ihr es erst jetzt erfahrt, weil sie sich sicher ist, dass Ihr jetzt keine Lust habt,

nach Eurer Schwester zu suchen .“
 

Mr. Mistoffelees: „Ach echt? Warum sollte sie auch nach einer Wildfremden suchen, selbst wenn es ihre Zwillingsschwester ist.“

Silvano: „Erst jetzt, na klasse! Diese Mutter hat wohl kein Vertrauen in ihre Tochter.“

Mr. Mistoffelees: „Ich frag mich ja, wie es überhaupt möglich ist, dass die Zwillinge getrennt wurden. Je nach Epoche, in der die Story spielt, war eine Scheidung nicht üblich und erst recht nicht das Trennen von Kindern. Ich meine, wenn selbst Henry IV vom Pabst für seine Scheidung exkommuniziert wurde...“
 

„Da hat sich Mutter geirrt ! Ich will meine Schwester sehen ! Und wenn ich alleine bis ans

Ende der Welt reisen muss !“
 

Silvano: „Okay, ihre Mutter kennt sie anscheinend doch ganz gut.“

Mr. Mistoffelees: „Ein adliges Fräulein darf doch nie alleine reisen. Außerdem könnte sie erst einmal diesem Hanswurst befehlen Erkundigen über den möglichen Aufenthaltsort ihrer Schwester einholen zu lassen, bevor sie selbst loszieht. Dafür sollte er gerade noch gut genug sein.“

Silvano: „Da geht doch der Plot flöten. Der Storyplot ist nämlich Melinas Suche nach ihrer Zwillingsschwester.“

Mr. Mistoffelees: „Dann soll die Autorin erst einmal vernünftig erklären, wieso die Zwillinge überhaupt getrennt wurden! Von mir aus kann es auch der Geschichten typische Grund sein, dass Zwillinge Unglück bringen und deswegen das jüngere Kind irgendwohin abgeschoben wird, weil man sich nicht überwinden kann, es zu töten!“
 

„Bei allem Verständnis, Ihr schafft das nicht so leicht . Eure Mutter wird es außerdem nicht

erlauben !“
 

Silvano: „Was schafft sie nicht so leicht? Allein zu reisen?“

Mr. Mistoffelees: „Ganz sicher. Und es ist nur verständlich, dass ihre Mutter ihre Tochter nicht alleine durch die Weltgeschichte gondeln lässt.“
 

„Ist mir egal !“
 

Mr. Mistoffelees: „Das hieße besser: Seine Meinung dazu ist nicht von Belang. Besorge Er mir eine Kutsche!“
 

„... dann nimmt wenigstens dieses Geld hier . Und das ...“

Bei diesen Worten übergab der Manager Melina ein goldenes Band .
 

Silvano: „Nehmt muss die korrekte Zeitform für den ersten Satz lauten.“

Mr. Mistoffelees: „Eben erklärt er ihr noch, dass ihre Mutter, seine Vorgesetzte, ihr die Reise nicht erlauben wird und jetzt unterstützt er sie bei der Reise. Er sollte lieber die Wachen verständigen und sie unter Hausarrest stellen. Gut, dass Geld wird sie brauchen, was das Band soll, weiß ich noch nicht, aber irgendwelche Infos zum möglichen Aufenthaltsort ihrer Schwester wären auch hilfreich. Die Welt ist groß. Ohne Plan loszureisen ist, gelinde ausgedrückt, bescheuert.“
 

Er erklärte ihr, dass es nur 2 solche Bänder gibt .

Eines besitze jetzt Melina und dass andere ihre Zwillingsschwester .
 

Silvano: „Er sagte, dass es nur zwei solche Bänder gäbe. Bei indirekter Rede wird der Konjunktiv verwendet. Und die Geschichte wurde zuvor im Präteritum geschrieben also heißt es im zweiten Satz besäße.“

Mr. Mistoffelees: „Goldene Bänder als Erkennungszeichen sind unpraktisch. Sie sind leicht zu fälschen und gehen schnell verloren.“
 

„Seid vorsichtig !“, warnte sie der Manager, als Melina sagte, sie führe noch heute Abend

mit dem Schiff übers Meer nach Afrika, um ihre Schwester zu suchen .
 

Silvano: „Na wenigstens mahnt er sie zur Vorsicht, aber mir geht die Geschichte hier viel zu schnell und zu einfach.“

Mr. Mistoffelees: „Woher zum Donnerdrummel weiß sie, dass sie in Afrika mit der Suche beginnen muss?“
 

Sie befahl der netten Bertha, ihr beim kofferpacken zu helfen .

Melina war noch nie auf einer Reise und wusste daher auch nicht, was man da alles braucht .

Sie sagte nichts auf die Frage Berthas, wie lange sie wohl wegblieb und wohin sie fuhr .
 

Silvano: „Das Kofferpacken. War gewesen und, was man da alles brauchte.“

Mr. Mistoffelees: „Sie ist noch nie gereist? Diese adlige Familie wird immer merkwürdiger. Adlige sind öfters gereist und, wenn ihre Reise sie nur von ihrem Stadthaus in die Sommerresidenz auf dem Land geführt hat.“

Silvano: „Na herrlich, die Dienerin darf Sachenpacken ohne nützliche Angaben!“

Mr. Mistoffelees: „Bleibt zu hoffen, dass Bertha ansatzweise sinnvolle Kleidung einpackt.“
 

Um 9 Uhr Abends kam Melina an der Küste an .
 

Silvano: „Wie ist sie dahin gekommen?“

Mr. Mistoffelees: „Schade, nicht ein einziges klitzekleines Problemchen vor der Abreise. Die Mutter hat absolut gar nichts von den Plänen ihrer Tochter erfahren? Der Hanswurst hat ihr nix verraten, nicht mal aus Sorge um Melina?“
 

Sie verpasste fast ihr Schiff, einen Luxusdampfer .
 

Silvano: „Luxusdampfer? Wann gab es die noch mal?“

Mr. Mistoffelees: „In deiner Welt so in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.“

Silvano: „Heißt das, die Geschichte spielt in der Zeit?“

Mr. Mistoffelees: „Möglich.“

Silvano: „Wie hat sie eigentlich noch so schnell eine Kabine auf einem Luxusdampfer bekommen? Sie hat sich doch erst Mittags zu der Reise entschieden.“

Mr. Mistoffelees: „Sie ist von Adel, reicht das als Erklärung?“
 

Sie wurde vom Kapitän Eulenstein persönlich gewarnt, dass sich zur Zeit eine Gruppe fieser

Piraten auf dem Meer herumtrieb .
 

Silvano: „Wie nett vom Kapitän. Sie hat wohl VIP-Status als Adlige.“

Mr. Mistoffelees: „Versteht sich doch wohl von selbst! Piraten sind übrigens auch kein Hinweis auf die Zeit, in der die Story spielt. Da Piraterie seit der Antike bis in deine Zeit hinein existiert. Und vor Afrika sind sie auch in deiner Zeit aktiv. Ihr Goldenes Zeitalter war allerdings vor den Dampfschiffen, so seit dem Spätmittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts.“
 

Melina war das egal .
 

Silvano: “Ihr ist viel egal, dass ihre Mutter ihr die Reise verbieten würde, dass Piraten das Schiff überfallen könnten…”

Mr. Mistoffelees: „Wo bleibt bei dem Mädel die Aufregung über ihre erste Reise? Sie war, laut Autorin, noch NIE von zu Hause weg, verflixt und zugenäht!“
 

„Wie lange dauert die Fahrt ?“,fragte sie .

„Oh, das kommt ganz drauf an, wie das Wetter und die Piraten sich verhalten . Normal

dauert sie meistens 9 Tage .“
 

Silvano: „Dampfschiffe wurden erfunden um die Schifffahrt etwas weniger wetterabhängig zu machen! Ein Dampfschiff kann auch bei Flaute und unruhiger See fahren.“

Mr. Mistoffelees: „Du kennst dich mit Seefahrt aus?“

Silvano: „Klar, ich studiere Meeresbiologie, da hab ich öfter mal auf Forschungsschiffen zu tun.“

Mr. Mistoffelees schauderte: „Wasserratte!“

Silvano: „Stimmt. Wasser mag doch jeder.“

Mr. Mistoffelees schüttelte sich: „Nein, nicht jeder und, dass hab ich diesem dämlichen Federvieh bei seinem Bettelbesuch auch gesagt!“
 

Melina machte es sich in ihren Zimmer zurecht .
 

Silvano: „Auf Schiffen gibt’s keine Zimmer, nur Kabinen oder Kajüten.“

Mr. Mistoffelees: „Jetzt hätte sie eine Entourage gut gebrauchen können. Alles muss sie nun selber machen.“

Silvano: „Reisten Adlige nicht von Wachen und Diener begleitet?“

Mr. Mistoffelees: „Eigentlich schon. Selbst die jungen Adligen auf Kavalierstour hatten mindestens einen Privatlehrer als Aufpasser dabei.“
 

Sie packte die Kleider aus, hing sie in den Schrank und legte ihren Schmuck in eine Schublade

.
 

Mr. Mistoffelees: „Sag ich doch, alles muss man selber machen.“

Silvano: „Schmuck auf einem Luxusdampfer gehört in den Safe, den es bestimmt in der Kabine gibt, nicht in die Schublade.“

Mr. Mistoffelees: „Schubladendenken, mein Lieber, du schockierst mich. Hier herrscht dichterische Freiheit.“

Silvano: „Hmpf.“

Ein melodischen Glockenspiel ertönte aus dem Verkaufsraum.

Mr. Mistoffelees: „Kundschaft! Die Arbeit ruft.“

Der Kater stupste den Spiegel mit seiner Schwanzspitze an und auf der Oberfläche erschienen ihre Spiegelbilder. „Ich genehmige mir derweil ein Schlückchen“, fügte er noch an, als er vom Tisch sprang und mit hoch erhobenem Schwanz zu seiner Wassertasse stolzierte.

Silvano beeilte sich in den Laden zu kommen. Er hatte gelernt, dass es unangenehme Konsequenzen hatte, wenn er Mr. Mistoffelees verärgerte.
 

Amerkung:

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht diesen Text zu Schreiben, weil ich so herrlich besserwisserisch sein konnte. XD

Im Übrigen waren drei Anspielungen auf bekannte Bücher (ich gebe zu, eins ist eher unbekannt) im Text vesteckt. Ich bin gespannt, ob sie gefunden wurden.

Ich weiß es ist nicht üblich in MSTings die Anspielungen aufzulösen, aber ich wollte es hier tun.

Nummer 1 war Droit de seigneur aus "Mac Best" von Terry Pratchett.

Nummer 2 war Donnerdrummel ein Schimpfwort aus Astrid Lindgrens "Ronja Räubertochter".

Nummer 3 war der Satz Wasser mag doch jeder er kommt aus dem kleinen Liedchen: Plitscher, Plätscher Feder. Wasser mag doch jeder. Geh, schon mal nach Haus. Ich komm ein Tröpfchen später!, welches im Kinderbuch "Alfred Jodokus Quak" von Herman van Veen zu finden ist.
 

Salix

Krittelnder Kater

Silvano betrat den Verkaufsraum des Ladens und stutzte kurz. Zwei Männer befanden sich im Laden. Der eine hatte langes lockiges schwarzes Haar, eine Hakennase und vergissmeinnichtblaue Augen. Er trug einen schwarzen Hut mit Feder, einen leuchtend roten Gehrock zu einem weißen Rüschenhemd, schwarze Kniehosen, weiße Kniestrümpfe und schwarze Schnallenschuhe. An seinem Gürtel war ein Säbel befestigt. Die rechte Hand hatte er in der Tasche seines Gehrocks vergraben. Zwei Schritte hinter ihm stand der zweite Mann. Bei ihm handelte es sich um einen pummeligen, weißhaarigen Matrosen mit Brille, der ein blau-weiß gestreiften Hemd zu einer schäbigen braunen Hose trug. Ein Messer steckte in seinem Gürtel.

„Ah, der ehrbare Kaufmann geruht also zu erscheinen.“, stellte der herausgeputzte Mann fest, seine dunkle Stimme klang sarkastisch „Ich benötige einen Haken.“, fügte er übergangslos hinzu.

„Guten Tag.“, grüßte Silvano höflich, „Welche Art von Haken genau?“

„Keinen um etwas daran aufzuhängen.“ Der Mann zog seine Hand aus der Tasche, beziehungsweise den Stumpf am Ende seines Armes. „Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Er wünscht sicher nicht mich dadurch zu verärgern, dass Er noch weiter meine kostbare Zeit vertrödelt.“ Seine linke Hand kam auf dem Griff seines Säbels zu liegen.

Silvano nickte, verbeugte sich leicht und trat zwischen die Waren. Manchmal, wenn ein Kunde genau nannte, was er suchte, war Silvano in der Lage dies sehr leicht zu finden, so auch jetzt. Das Aufblitzen von Sonnenlicht auf etwas Spiegelndem lenkte Silvanos Aufmerksamkeit auf ein Regal nahe der Frontscheibe. Dort stand ein eiserner Haken, der an einem Armstumpf befestigt werden konnte, auf dem zweiten Regalbrett und glitzerte in der Sonne. Silvano beeilte sich den Haken zu holen, um ihn dem Kunden zu präsentieren.

„Sehr schön. Lege Er ihn mir an!“

Ein wenig unsicher gehorchte Silvano und befestigte den Haken am Armstumpf des Mannes, ehe er hinter den Tresen trat um die Kasse zu bedienen.

„Das macht...“, begann er.

Der eiserne Haken kam auf ihn zu, glitt unter den Kragen seines Hemdes und ritzte seine Haut. Mit einem Ruck zog der Mann ihn zu sich heran.

„Dies war ein Geschenk des Hauses an den ehrenwerten Käptn Hook, wollte Er sagen, nicht wahr?“, erkundigte der Mann vor ihm sich leise und freundlich, was seine versteckte Drohung kein bisschen abmilderte. Silvano spürte etwas Spitzes an seinem Bauch. Er schielte hinunter und entdeckte den Säbel, dessen Spitze ihn dort berührte. Silvano wusste nur zu gut, dass die Stelle, welche Käptn Hook gewählt hatte, eine sehr prekäre Stelle war. Sollte dieser sein Säbel nutzen, würde Silvano die Wunde wohl kaum überleben, da dabei seine inneren Organe nur zu leicht verletzt werden konnten.

„Sehrwohl, Sir.“, antwortete er tonlos.

„Es freut mich, dass wir eine Einigung erzielen konnten. Smee, wir gehen!“

Mit einem Ruck zerriss der Haken Silvanos Hemd. Das Säbel verschwand aus seiner Nähe und Käptn Hook wandte sich von ihm ab. Mit raschen Schritten durchquerte der Käptn den Laden, Smee immer hinter sich. Die Tür wurde geöffnet und fiel mit einem Krachen ins Schloss, welches das melodische Klingeln der Ladenglocke übertönte.

Silvano atmete zittrig ein und ließ sich am Tresen zu Boden sinken. Das war verdammt knapp gewesen.

„Streichel den Kater!“, forderte Mr. Mistoffelees neben ihm.

„Was?“, stotterte Silvano.

„Streichel den Kater! Den Kater streicheln hilft!“, erklärte Mr. Mistoffelees und rieb seine Schläfe an Silvanos Knie. Zaghaft streckte der seine Hand aus, um Mr. Mistoffelees zwischen den Ohren zu kraulen. Eine ganze Weile saß er nur auf den Holzdielen an den Tresen gelehnt und streichelte Mr. Mistoffelees durch das seidige Fell ohne etwas zu sagen.

„Er hat nicht bezahlt.“, murmelte er schließlich leise.

„Keine Sorge, er wird bezahlen, auf die eine oder andere Art.“, stellte der Kater klar. Diese Aussage trieb Silvano einen kalten Schauer über den Rücken. Um den Kater von ihrem zahlungssäumigen Kunden abzulenken, sagte er: „Diese Geschichte war doch noch nicht zu Ende, oder?“

„Ah, stimmt ja.“ Mr. Mistoffelees erklomm Silvanos Schulter. „Auf zum Spiegel!“

Mit dem Kater auf der Schulter erhob sich Silvano möglichst vorsichtig, damit der ihm nicht auch noch die Krallen in die Schulter rammte um oben zu bleiben und kehrte ins Hinterzimmer zurück, wo Mr. Mistoffelees auf den Tisch sprang und den Spiegel erneut aktivierte.
 

Die ersten 3 Tage passierte nichts besonderes .
 

Silvano bemerkte mit noch leicht zittriger Stimme: „Wie erfreulich.“

Mr. Mistoffelees: „Woher will Melina wissen, was etwas Besonderes auf See ist, es ist ihr erste Reise?“

Silvano: „Das nichts Besonderes passierte, teilt uns die Autorin und nicht Melina mit.“

Mr. Mistoffelees: „Wozu noch groß erwähnen, dass nichts los ist?“
 

Am 1. Tag war Abends ein Ball .

Melina tanzte mit einem jungen Mann namens Friedrich .

Am 2. Tag aß Friedrich mit Melina einen Hummer in spezieller Soße .

Und am 3. Tag erzählte Melina Friedrich den Grund ihrer Reise .
 

Mr. Mistoffelees: “Wow, das ist ja mal eine kurze Beschreibung!“

Silvano: „Da hatte es wohl jemand eilig zum spannenderen Teil der Story zu kommen. Wobei, sollte für Melina ihre erste Seereise nicht schon spannend genug sein?

Mr. Mistoffelees nachdenklich: “Irgendwie enttäuschend, dass sie nicht einmal ein wenig seekrank wird. Oder Probleme mit dem Seegang an Bord hat beim Tanzen.“

Silvano: “Ihr muss echt langweilig sein, wenn sie einem Typen, den sie erst seit drei Tagen kennt, den Grund ihrer Reise verrät.“

Mr. Mistoffelees: “Ich sagte doch schon, dass diese Familie keine Ahnung von Diskretion hat.”
 

Der 4. Tag wäre auch ganz normal verlaufen (Am Abend sollte ein Theaterstück aufgeführt

werden),aber nichts an diesen Tag war ganz normal .
 

Mr. Mistoffelees maulig: „Da wird einem ja die ganze Spannung genommen! Der Hinweis sagt doch schon, dass jetzt gleich etwas passieren wird!“
 

Es ging 4 Uhr morgens mit einem erschütternden Knall los .
 

Silvano: “Es ging um vier Uhr... und so weiter. Mir gefiele besser: Ein Knall und das Erbeben des Schiffes weckten sie. Sie konnte nicht genau sagen, wie spät es war, da die Sonne noch nicht aufgegangen war...“

Mr. Mistoffelees interessiert: “Ich wusste gar nicht, dass du ein Talent fürs Geschichtenerzählen hast? Die genau Zeitangabe braucht man bei so einer Szene aber nicht. Unklarheit ist in einem solchen Fall viel interessanter.”
 

Gleichzeitig schwankte das Schiff und es ertönte der Ruf : „Die Piraten !!“
 

Silvano: “Damit wäre geklärt, wer für den Knall verantwortlich war.“

Mr. Mistoffelees: “Ach, was könnte denn sonst noch auf See einen Knall verursachen?“

Silvano: „Explodierende Heizkessel, Kanonenschüsse, gerammte Eisberge... soll ich fortfahren?“

Mr. Mistoffelees: “Nicht nötig.”
 

Für Melina war sofort klar, was hier passierte .

Die Piraten hatten das Schiff gerammt !
 

Silvano: “Ja, sicher! Direkt nachdem sie plötzlich aus tiefstem Schlummer geweckt wurde, ist ihr sofort klar, was Sache ist, aber selbstverständlich! Wie könnte ich etwas anderes annehmen? Wo sie doch vom Inneren ihrer Kabine aus noch gar nicht sehen kann, was außerhalb davon geschieht!”

Mr. Mistoffelees empört: “Hey, für Ironie bin immer noch ich zuständig!”
 

Schnell griff sie ihr Geld und das goldene Band, welches sie um ihre Hüfte schlang .
 

Mr. Mistoffelees: “Wie geistesgegenwärtig von ihr. Hallo, das Mädel macht zum ersten Mal eine Reise und erlebt zum ersten Mal dabei etwas Außergewöhnliches und kann sofort vernünftig reagieren?“

Silvano freundlich: “So wie der Text sich entwickelt fällt mir gerade etwas ein. Ziehst du nun wieder das Bad im Meerjungfrauenbecken in Erwägung?“

Mr. Mistoffelees: “Zu nass und ich glaube nicht, dass du das daraus resultierende Meerjungfrauen-Sushi essen würdest.”

Silvano schüttelte sich. Anstatt das „Feigling“, welches ihm durch den Kopf ging, auszusprechen, ging er klugerweise nur auf den letzten Teil von Mr. Mistoffelees’ Satz ein. „Mit der Annahme liegst du richtig.“
 

Schließlich war es das einzigste, woran sie ihre Schwester erkennen könnte, wenn sie je

lebend wieder an Land käme .
 

Silvano: “Einzig lässt sich nicht steigern.“

Mr. Mistoffelees: “Welche Weisheit, mein ein und einzigster Silvano.“

Silvano: “Ich wünschte du würdest solche Betitelungen lassen.“

Mr. Mistoffelees: “Jetzt verwechselst du mich aber mit einem Psammed. Es tut mir nicht Leid dich zu enttäuschen, deswegen sage ich es gerade heraus: Ich erfülle keine Wünsche!“

Silvano: “Das du keine Wünsche erfüllst, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Wie kommt das nur? Aber um dich zu verwechseln, müsste ich wissen, was ein Psam-Dingsbums ist.“

Mr. Mistoffelees: “Ein Psammed oder auch gemeinhin Psammy genannt, ist so ein knuffiger Sandelf. Diese kleinen kuscheligen Fellknäule mit Fledermausohren, Stielaugen, Affenpfötchen und andauernder mieser Laune. Sie erfüllen Wünsche, indem sie ihre Bäckchen aufplustern und sie dann entweichen lassen. Sind wegen dieser Wunscherfüllungssache ziemlich ausgerottet. Du weißt schon...“

Silvano: „Nee, noch nie was von gehört.“

Mr. Mistoffelees: “Na auch nicht so wichtig. Es sind ziemliche Mimosen. Ein Tropfen Wasser und sie werden sterbenskrank! Außerdem führt das jetzt ein bisschen zu weit von der Geschichte weg.“
 

Sie stürmte in den Ballsaal, danach in die Kombüse, dann auf Deck, schließlich wieder in ihr

Zimmer .
 

Silvano: „Wiesu tut sie su?“

Mr. Mistoffelees: “Wiesu denn bluss?”

Silvano: “Rennt hin und her, wiesu denn bluss?

Mr. Mistoffelees: „ Scherz beiseite. Sie weiß nur nicht wohin. Ich staune echt darüber, dass sie bei der Aktion keinem einzigen Piraten begegnet.“
 

Wo sollte sie hin ?
 

Silvano: „Es könnte empfehlenswert sein eventuell die Rettungsboote aufzusuchen, falls sie hingelangt.“

Mr. Mistoffelees: „Ja, aber da sind doch überall Piraten im Weg!“

Silvano „Warum greifen die Piraten überhaupt einen Luxusdampfer an? Da haben sie lauter nervige Passagiere, die sie vielleicht als Geiseln Gewinn bringend nutzen könnten, und ganz viele Schmuckgegenstände, die bestimmt versichert sind und sich nicht einfach so weiterverkaufen lassen... Nicht sehr logisch.“

Mr. Mistofelees: „Frag mich nicht. Ich bin kein Seefahrtsexperte. Aber die meisten Piraten, von denen ich weiß, bevorzugen Handelsschiffe als Beute. Wobei du bedenken solltest, dass sehr lange Zeit Handelsschiffe fast immer gleichzeitig Passagierschiffe waren.“
 

Vorerst blieb sie in ihren Zimmer .
 

Silvano: „Das ist immer noch eine Kabine!“

Mr. Mistofelees: “Auch nicht sinnvoller als die Aktion davor.”
 

Sie versuchte sich in den Schrank mit ihren Kleidern zu quetschen, schaffte es aber nicht .
 

Silvano: „In Kabinen ist meist eh nicht sehr viel Platz... und der Schrank ist nun wirklich kein tolles Versteck.“

Mr. Mistofelees: “Meinst du? Aber Kleider sind doch sehr gemütlich.“

Silvano grummelig: “Ach, deswegen finde ich ständig Katzenhaare im Kleiderschrank.”

Mr. Mistofelees mit unschuldigem Blick: “Ich weiß gar nicht, was du hast.”
 

Sie nahm ihren Hut und legte alles an Geld und Schmuck den sie besaß hinein .

Danach setzte sie ihn auf und dachte, keiner würde darunter nachsehen .
 

Silvano entsetzt: “Unterm Hut? Auf See? Ich frage mich, ob dieser Charakter über irgendwelche nennenswerte Intelligenz verfügt!“

Mr. Mistofelees geduldig: “Na ja, es könnte klappen, wenn es ein magischer Hut mit Taschenfunktion ist. So welche hatten wir mal eine Zeit lang im Sortiment.“

Silvano logisch denkend: „ Deine Überlegung ist hinfällig, da in dieser Geschichte bisher keinerlei Magie vorgekommen ist.“

Mr. Mistofelees beleidigt: “Da wollte ich mal kreativ sein und nicht auf der fehlenden Intelligenz des Hauptcharakters herumreiten und du machst mir das kaputt!”
 

Da ertönten Schreie .

Kapitän Eulenstein kam in die Nähe von Melinas Zimmer und brüllte unaufhörlich, die Piraten seien schon an Bord und bereit alle zu töten .
 

Silvano: „Schreie kann ich nachvollziehen, aber der Kapitän handelt grob fahrlässig.“

Mr. Mistoffelees: „Du meinst, er sollte die Passagiere eher auffordern Ruhe zu bewahren und den Kampf seiner Leute gegen die Piraten befehligen, anstatt eine Panik zu schüren?“

Silvano: „Ganz genau. Ich dachte du kennst dich mit Seefahrt nicht aus?“

Mr. Mistoffelees: „Dafür reicht mein logisches Denkvermögen locker.“
 

Das reichte aus, um eine Panik entstehen zu lassen .Viele rannten wie aufgescheuchte Hühner durch Hallen, Räume und Gänge .
 

Mr. Mistoffelees: „Kein Wunder wenn der oberste Verantwortungsträger des Schiffes durch die Gegend brüllt, dass alle in Lebensgefahr sind. Taktisch völlig unklug, in jeder Gefahrensituation, ob nun ein Angriff, ein Scharmützel, ein brennendes Gebäude oder eben ein Piratenüberfall.“
 

Melina kroch nun doch in ihren Schrank hinein .
 

Silvano: „Ach, jetzt passt sie da doch noch rein?“

Mr. Mistoffelees: „Panik macht’s möglich!“
 

Zusammengequetscht zwischen Kleidern, Röcken, Schuhen und Hüten wartete sie .
 

Mr. Mistoffelees: „Was soll sie auch anderes im Schrank tun? Ein Piratenüberfall ist nicht die rechte Zeit für ein gemütliches Nickerchen im Schrank.“

Silvano: “Menschen pflegen ihre Nickerchen nicht in Schränken abzuhalten.”

Mr. Mistoffelees: „Du glaubst doch wohl nicht, dass mir diese Tatsache entgangen ist?“

Silvano enthielt sich vorsichtshalber einer Antwort auf diese Anmerkung.
 

Worauf ?
 

Silvano: “Frag ich mich auch.”

Mr. Mistoffelees: „Tust du das?“

Silvano: „Nicht wirklich.“

Mr. Mistoffelees: “Dacht’ ich’s mir doch.”
 

Auf ein Wunder ?
 

Mr. Mistoffelees: “Wär’ mal, was Neues, wenn Charaktere in solchen Situationen nicht auf ein Wunder warten würden. Regen dich diese zu rettendenden hilflosen Mädels eigentlich auch immer so auf?“

Silvano: „Geht so, es ist jedenfalls ein total lahmer Plot, Mädel muss von Held gerettet werden, typisch. Wobei, wer ist denn dann in dieser Story der Held? Dieser komische Friedrich?“

Mr. Mistoffelees: “Würde nicht so recht zum Plot passen, es sei denn er findet auch noch ihre Zwillingsschwester. Nur für 'nen Helden war er zu wenig beschrieben.“
 

Sie sah sich schon verloren .
 

Silvano: “Jetzt kriegt sie Muffensausen, zu Beginn der Reise sah das aber noch ganz anders aus.”

Mr. Mistoffelees: “Ich tippe auf eine Mischung aus übertriebenem Optimismus und schlichter Unwissenheit über Gefahren bei Reisen bei ihrem Aufbruch. Jetzt geht ihr grade auf, dass sie bei der Reise draufgehen könnte. Der Kapitän hat es ja laut genug mitgeteilt. Zeugt von ein wenig Realitätssinn.“

Silvano: „Realitätssinn?“

Mr. Mistoffelees: “Na, irgendwie musste ich es doch nennen.”
 

Sie musste wissen, was draußen vor sich ging .
 

Mr. Mistoffelees: “Ts, immer diese Neugier! Es sollte inzwischen sattsam bekannt sein, wie gefährlich Neugier ist.“

Silvano murmelte: “Und das sagt der Kater.”
 

Im Schrank gang das schlecht, sie hörte kaum was .
 

Silvano: „Was ist ein Schrankgang?“

Mr. Mistoffelees: “Na der Gang innerhalb eines Schranks. Solltest du aus «The Lion, the Witch and the Wardrobe» kennen. Nur der Schrank in der Kabine dürfte für einen Schrankgang zu klein sein, da es hier ja keine Magie gibt.“
 

Sie kroch wieder raus .

Kaum machte sie die Schranktür zu, gang schon ihre Tür auf .
 

Silvano: “Sehr konsequent sind ihre Handlungen aber nicht.”

Mr. Mistoffelees: “Du erwartest von Melina sinnvolle, nachvollziehbare und konsequente Handlungen? Ganz schön optimistisch.”
 

Herein kam eine Frau .
 

Silvano: „Ich hätte ja jetzt eher einen raubeinigen Piraten erwartet.“

Mr. Mistoffelees: “Somit ist die hereinkommende Frau ein gelungenes Spiel mit den Erwartungen der Leser.”

Silvano verwundert: “Du lobst an dieser Geschichte etwas?”

Mr. Mistoffelees: “Es hat niemand behauptet alles an dieser Geschichte wäre schlecht, also kann ich auch mal etwas loben. Außerdem ist es langweilig immer nur zu meckern.”
 

Aber bestimmt keine von den anderen reichen Leuten, die Urlaub machen wollten !
 

Silvano seufzend: “Was soll uns dieser Satz sagen?”

Mr. Mistoffelees geduldig: “Ist doch ganz einfach, dass die Frau keine andere Passagierin ist, ergo handelt es sich bei ihr höchstwahrscheinlich um eine Piratin.”
 

Melina war geschockt .
 

Silvano: “Wovon ist sie jetzt genau geschockt? Von der Frau in ihrer Kabine? Von deren Aussehen? Vom Piratenüberfall?“

Mr. Mistoffelees: “Ich stimme deinen Fragen zu. An dieser Stelle bin ich auch für ein wenig mehr Information.”
 

Vor ihr stand eine echte Piratin !
 

Mr. Mistoffelees ironisch: “Das war jetzt aber völlig unerwartet! Es hätte schließlich auch ein sprechender Riesenkraken, ein Zeitreisender, ein Alien oder eine Hexe sein können. Die Autorin hat uns ja so völlig im Unklaren über die möglichen Optionen an hereinkommenden Personen gelassen!”

Silvano gespielt verwirrt: “Echte Piraten? Sind unechte Piraten dann die Leute, die zu Maskenbällen und an Fasching im Piratenkostüm durch die Gegend rennen?“

Mr. Mistoffelees: “Du hast es erfasst.”
 

Sie hatte blonde Haare, die bis zur Schulter gingen, eine etwas bräunliche Haut, stechend blaue Augen wie Melina .
 

Silvano: “Stechend blaue Augen. Den Ausdruck mochte ich noch nie.“

Mr. Mistoffelees: “Ich hab mir mal meine Pfote an stechenden Augäpfeln zerschnitten. Was kullerten die Dinger auch so verführerisch über den Boden! Die hat Grimoald bestimmt absichtlich vom Regal geworfen!“

Silvano: „Grimoald?“

Mr. Mistoffelees: “Einer deiner Vorgänger. Es war kaum auszuhalten mit ihm. Total unsympathisch und voller Charakterschwächen.“

Silvano: “Lass mich raten? Er mochte keine Katzen.”

Mr. Mistoffelees: “Schlimmer. Er war auch noch allergisch!“
 

Sie trug einen Ohrring, dicke Lederhandschuhe, kniehohe Stiefel, eine dunkelblaue Jeans mit Ledergürtel, ein weißes Hemd mit langen Ärmeln, ein rotes Tuch um den Hals und eine dicke Lederweste .
 

Silvano in bester Ansagermanier: “Und hier sehen sie die weibliche Version des Klischeepiraten!”

Mr. Mistoffelees: “Nicht ganz, Jeans gehören nicht zum Klischee. Die wurden nämlich erst Ende des 19.Jahrhunderts erfunden.“

Silvano leicht gereizt: „Musst du so genau sein?“

Mr. Mistoffelees fröhlich: “Aber immer doch!“
 

Sie trug außerdem ein gerades Schwert, einen Degen und einen Krumsäbel mit sich herum .

In der linken Hand hielt sie einen Revolver, in der rechten ihr gerades Schwert .
 

Silvano: “Wow, die muss ganz schön klappern beim Gehen.“

Mr. Mistoffelees kopfschüttelnd: “Ein wenig überbewaffnet, wenn du mich fragst. Und dann auch noch lauter Fechtwaffen. Wenn man schon mehr Waffen als man zur gleichen Zeit nutzen kann mit sich rumträgt, dann sollten es zumindest Wurfwaffen sein. Da ist es wenigstens noch sinnvoll einen Vorrat zu haben, weil man die nicht in der Hand behält.“

Silvano entrüstet: “DAS nennst du schon überbewaffnet? Ich hab mal einen ganzen Abend versucht einem Rollenspielanfänger zu erklären, warum sein Charakter nicht in der Lage ist eine Vollrüstung, ein Langschwert, einen Speer, eine Lanze, eine Kriegsaxt, vier Dolche, eine Wurfaxt, sechs Wurfmesser, eine Armbrust, einen Revolver plus, Kleidung, Proviant, und diversen weitere Ausrüstungsgegenständen durch die Gegend zu schleppen! Computerspiele verderben den Realitätssinn in der Hinsicht völlig.“

Mr. Mistoffelees: “Muss ein anstrengender Abend gewesen sein, wenn dich das jetzt noch aufregt.“
 

Melina wagte keine Bewegung .
 

Silvano: “Kann ich gut nachvollziehen.“

Mr. Mistoffelees: “Du bist eindeutig kein Kämpfertyp.”

Silvano: “Ich mag es nur nicht, wenn Waffen auf mich gerichtet sind.”

Mr. Mistoffelees grummelig: “Dunkle Morrigan hab Verständnis! Was bringen sie jungen Männern heute eigentlich bei? Keinerlei Ahnung von Kampfkunst, ts.”
 

Sie dachte schon, die Piratin würde sie erschießen .
 

Mr. Mistoffelees: “Tja, falsch gedacht. Denkst du, wir könnten die hier geklaute Spannung über einen Hehler erwerben und gewinnbringend verkaufen?“

Silvano starrte den Kater an: “Ich bin mir nicht sicher, ob so etwas überhaupt möglich ist.”

Mr. Mistoffelees grinste nur vielsagend: „ Hier, ist alles möglich.“
 

„Oh Gott, laßt mich am Leben ...!“, murmelte Melina vor sich hin .
 

Silvano: “Ziemlich passend für die Situation.”

Mr. Mistoffelees: “Eigentlich könnte sie gleich noch eine Pilgerfahrt geloben, das hier ist genau der richtige Moment dafür. Wenn sie überlebt, versteht sich.“
 

„RETA !! Wo steckst du denn ! Sofort hierher !“, schrie eine laute Männerstimme .
 

Silvano nachdenklich: “Den Namen hab ich doch schon mal irgendwo gelesen...“

Mr. Mistoffelees trocken: “Im Titel. Und noch ein Spannungsmoment futsch. Ich sollte mich wirklich schlau machen, ob ich diese geklaute Spannung erwerben kann.“
 

„Aye, aye !“, rief die Piratin, die in Melinas Zimmer stand .
 

Silvano: „Wenn schon dann bitte: Aye, Aye, Sir!“

Mr. Mistoffelees: “Ach und darüber, dass die Kabine immer noch als Zimmer bezeichnet wird, regst du dich gar nicht mehr auf?“

Silvano: “So oft wie das passiert, hat es keinen Sinn mehr sich darüber aufzuregen.“
 

Sie drehte sich um und ging, ohne die Tür hinter sich zu schließen .
 

Mr. Mistoffelees: “Und lässt ihre Gefangene einfach so stehen?”
 

„Reta ! Hier steckst also ! Ich hab gesagt, du sollst nicht so weit in das Schiff laufen ! Du bist noch so unerfahren ! Ich hab dir schon hundertmal gesagt...“
 

Silvano: “Spricht der jetzt mit einer Siebzehnjährigen oder einem Kleinkind?“

Mr. Mistoffelees: “Siebzehnjährige Menschen verhalten sich oft genug wie Kleinkinder. Aber das der Sprecher auch noch glaubt ein rebellischer Teenager würde tatsächlich auf das hören, was man befiehlt... recht naiv.“
 

„VATER !! Ich bin kein Kind mehr !“
 

Silvano: “Typische Teenager-Antwort.”

Mr. Mistoffelees: “Zumindest heutzutage, sind die ähnlich.“
 

„Wenn du kein Kind mehr bist, müsstest du eigentliche auch wissen, dass ich hier draußen nicht dein „Vater“ bin, sondern dein Capt´n !“
 

Silvano: “Ein bisschen milde für einen Piratenkapitän, auch wenn’s nur der eigenen Tochter gegenüber ist.“

Mr. Mistoffelees: “Der sollte lieber den Angriff anführen als nach seiner Tochter zu suchen, da kann er auch einen Matrosen schicken.”
 

Die beiden stritten sich ungefähr eine halbe Stunde so, ehe der Piratenkapitän endlich von seiner Tochter Reta einen Bericht verlangte .
 

Mr. Mistoffelees erregt: “Eine halbe Stunde? Die stehen eine halbe Stunde rum und streiten sich über Nichtigkeiten? Während eines Angriffs? Sind die denn von allen guten Geistern verlassen?“

Silvano: „Und das leistet sich der Anführer der Piraten. Dafür hat der doch gar keine Zeit.“

Mr. Mistoffelees: “Am Kragen packen und zur Arbeit zurückzerren hätte ich eher von ihm erwartet.”
 

„Ja, da hinten in der Kabine ist ein Passagier . Ne junge Frau, allein, könnte reich sein“, meinte Reta , „aber Geld hab ich keines gesehn, auch keinen Schmuck .“
 

Silvano: “Teilt sie ihm nach einer halben Stunde mit, in der Melina recht viel Zeit gehabt hätte sich an den beiden Streitenden vorbeizuschleichen.”

Mr. Mistoffelees: “Geld und Schmuck sind neben Kleidung die Dingen, an denen man Reichtum am ehesten erkennt.”
 

„Wie kommst du dann drauf, dass sie reich ist ?“, fragte der Piratenkapitän .
 

Mr. Mistoffelees: “Sinnvolle Frage. Aber was interessiert euch eigentlich eine einzige Passagierin?“
 

„Sie trägt teure Klamotten ... und außerdem kann sich kaum jemand eine Fahrt mit diesen Schiff leisten .“
 

Mr. Mistoffelees: “Die Klamotten lass ich als Reichtumsindikatoren gelten. Die Kosten für die Fahrt auf dem Schiff nicht. Melina könnte die Reise gewonnen haben oder sie könnte eine Bedienstete auf dem Schiff sein, die sich aus obskuren Gründen in der Kabine eines Passagiers aufhält.“

Silvano: „Die Piraten bräuchten schon einen Plan des Schiffes um zu wissen, wo die Mannschaftsunterkünfte und wo die Passagierskabinen sind. Fragt sich, wo sie den herhaben.“
 

„Mal sehn .“

Die beiden Piraten kamen in Melinas Zimmer .
 

Silvano: “Nachdem sie eine halbe Stunde sinnlos Zeit vertrödelt haben.”
 

Den Kapitän hatte sie sich nicht so groß vorgestellt .
 

Mr. Mistoffelees: “Da kommen zwei Piraten in ihr Versteck, während eines Angriffs und alles worüber Melina nachdenkt ist die Größe des Piratenkapitän? Da gäbe es genug andere Dinge um die sie sich sorgen könnte. Ihre Jungfräulichkeit beispielsweise oder ihr Leben.”
 

Er war ein Riese !
 

Mr. Mistoffelees: “Das muss ein kleiner Riese sein. Die Riesen, die ich kenne, würden nicht einmal in das Schiff passen.“

Silvano: “Sie meint sicher keinen richtigen Riesen, obwohl ein richtiger Riese wäre um einiges lustiger als ein stinknormaler Zwei-Meter-Mann!”
 

Er trug fast die gleichen Kleider wie seine Tochter.
 

Silvano: “Klischeepiraten.”
 

Die beiden schauten Melina ziemlich misstrauisch an .
 

Mr. Mistoffelees: “Woran bitte erkennt sie ihr Misstrauen?“
 

Sie glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass sie getötet werden würde .
 

Silvano begann: “Sehr optimistisch,...“

Mr. Mistoffelees führte den Satz fort: “....denn die Piraten haben ihr keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass sie sie am Leben lassen.“
 

Weshalb, wusste sie nicht .
 

Mr. Mistoffelees: “Klasse. Blinder Optimismus, ahoi!“
 

Die Piraten machten lange Zeit überhaupt nichts.
 

Silvano: “Doch sie tun etwas, sie verschwenden Zeit.”
 

Schließlich aber packten sie Melinas Arme und zerrten sie auf Deck .
 

Mr. Mistoffelees: “Unabgesprochen, weil beide anscheinend nicht ganz dumm sind und eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Melina und Reta erkennen.”

Silvano: “Für diese Vermutung hast du nur die Namen aus dem Titel.”

Mr. Mistoffelees: “Und die Beschreibung der beiden Mädchen. Beide sind blond und blauäugig.“

Silvano: „Es gibt viele blonde und blauäugige Menschen.“

Mr. Mistoffelees: “Ja, aber hier ist der Plot: finde die Zwillingsschwester. Der Titel enthält schätzungsweise die Namen der Beiden und ihnen wird ein ähnliches Aussehen angedichtet. Daraus folgere ich, dass die Piratin Reta Melinas gesuchte Zwillingsschwester ist.“
 

Dort waren mindestens fünfzig Piraten und immer mehr kamen dazu !
 

Mr. Mistoffelees: “Wie viele Leute passen auf ein Piratenschiff?”

Silvano: “Da fragst du aber was. Kommt auf die Größe ihres Schiff an. Fünfzig ist durchaus möglich.“
 

Die Piraten stabelten ihre Beute auf einen Haufen .
 

Silvano: “Ich stabel hier auch gleich mal was! Wenn mir Mr. Mistoffelees erklärt wie stabeln geht, weil ich nur Dinge stapeln kann.“

Mr. Mistoffelees: “Du könntest die Köder für die Angeln stapeln, wenn du eine Herausforderung möchtest.”

Silvano: “Mir ist nicht nach unlösbaren Geduldproben.“

Mr. Mistoffelees: “Schade.”
 

Einen wirren Moment lang dachte Melina, dass sie auch wie alles andere hier auf den Haufen drauf geworfen werden würde .
 

Mr. Mistoffelees in freudiger Erwartung: “Au ja! Los, rauf mit ihr! Werft sie auf den Haufen! Sie ist doch ein Beutestück.”
 

Aber sie wurde einfach abgelegt .
 

Silvano: “Sie wurde an den Armen mitgezerrt, da kann man sie nicht ablegen, weil sie nicht getragen wurde, es sei denn sie hat die Beine angezogen und sich tragen lassen.“

Mr. Mistoffelees: “Da sie nicht einmal gezappelt hat, um sich wenigstens ein winziges bisschen zu wehren, haben sie sie vielleicht sogar getragen. Wo ist eigentlich ihr Hut? Bei der Aktion, dürfte sie ihn jedenfalls verloren haben und damit hätte es auch einen Geld- und Schmuckregen geben müssen.”
 

Man hielt es nicht mal für nötig, sie zu fesseln .
 

Silvano: “Hm, mitten auf dem Meer gibt es nicht viele Fluchtmöglichkeiten. Aber zwecks Einschüchterung, sollten Piraten schon jemanden fesseln.

Mr. Mistoffelees: “Tja, da wurde ihr Charakter wohl richtig eingeschätzt. Sie ist ein hilfloses herausgeputztes Adelspüppchen. Da sind keine Fesseln nötig. Oder sie wussten, wer Melina ist und haben es deswegen gelassen.“
 

Soeben kam eine Gruppe Piraten aus dem Maschinenraum .
 

Silvano: “Das kann sie nicht gesehen haben. Sie kann nur gesehen haben, dass Piraten an Deck kamen. Soweit ich weiß, hatten die großen Luxusdampfer keinen direkten Zugang vom Maschinenraum aufs Deck.“
 

„OK, alles ist so weit ! Wir können los, wenn alle da sind !“, rief einer von ihnen .
 

Mr. Mistoffelees: “Moment, es gab einen Kampf. Da müsste es auch Verletzte und Tote geben, da können sich nicht einfach alle Piraten versammeln.“
 

Daraufhin wurde der Piratenkapitän sehr ungeduldig .
 

Mr. Mistoffelees: “Ach, wurde er! Wer hat denn gerade noch eine halbe Stunde mit Streitereien verschwendet, hm?“
 

„Mein Gott, wo bleiben die denn ! Reta, kümmer dich darum, dass alle sofort hier hoch kommen !“
 

Silvano: “Und jetzt soll seine Tochter die Botengänge übernehmen. Hat der keinen Ersten Maat dafür?“
 

„Aye, aye !“, rief Reta .
 

Silvano blaffte: “Aye. Aye, Sir! Oder Aye, Aye, Käptn!”

Mr. Mistoffelees leckte sich seine rechte Vorderpfote und fuhr damit über sein rechtes Ohr: “Perfektionist. Ist mir neu, dass dir die respektvolle Anrede so wichtig ist.”
 

Daraufhin fand sie heraus, dass nur noch Wieche, Mario, Ginny und Haja fehlten .
 

Silvano: “Wär ganz nett zu erfahren, wie sie das herausfand.”

Mr. Mistoffelees: “Wenn diese Piraten als Charaktere so bedeutsam sind wie dieser seltsame Friedrich, dann bräuchten sie eigentlich auch keine Namen.”
 

Komische Namen, dachte Melina .
 

Silvano: “Wieche ist kein Name. Das hört sich an wie ne Krankheit.“

Mr. Mistoffelees: “Bei Haja bin ich auch unsicher, ob es den Namen gibt. Aber weißt du, was mir gefällt?“

Silvano: „Noch nicht, aber du sagst es mir sicher gleich.“

Mr. Mistoffelees: “Den Namen nach zu urteilen gibt es recht viele Frauen bei den Piraten, was ziemlich ungewöhnlich ist. Mir fallen auf Anhieb nur zwei weibliche Piraten ein, die historisch dokumentierte sind, und zwar Mary Read und Anne Bonny.“
 

Keine Minute später kamen die gesuchten Piraten angetrabt .
 

Mr. Mistoffelees: “Da hat wohl jemand auf die Taschenuhr geschaut.“

Silvano: „Ungewöhnlich, dass die Uhr keine Probleme bereitet. Richtig seetüchtige Uhren waren lange Zeit große, sehr komplexe Gebilde und erst ab circa 1900 gab es Taschenuhren die seetauglich waren.“
 

Es waren 2 Männer, Mario und Wieche, und 2 Frauen, Ginny und Haja .
 

Mr. Mistoffelees: “Oh, das hab ich anhand der Namen gar nicht erkannt. Ganz ehrlich, ich dachte Wieche wäre ein Frauenname. Klingt so ähnlich wie Wiebke.”

Silvano: “Was? Dachtest du etwas Haja, wäre ein Mann?”

Mr. Mistoffelees: “Nee, ich glaubte es wäre von drei Frauen und einem Mann die Rede.”
 

Melina sah erst jetzt das Piratenschiff .
 

Silvano: “Jetzt erst? Das muss sich doch direkt neben dem Luxusdampfer befinden!“

Mr. Mistoffelees: “Na, sie hat halt auf andere Sachen geachtet, wie die unwichtigen Namen der Piraten. Außerdem ist es seltsam, dass sie auf so etwas achtet und keinerlei Angst hat.“
 

Es hatte die rechte Schiffsseite so gerammt, dass der Luxusdampfer sich nicht so leicht davon machen konnte .
 

Silvano: “Ich versuch mir grad der Größenverhältnisse klar zu werden.”

Mr. Mistoffelees: “Warum?”

Silvano: “Weil das dazu führt, dass die beschriebene Situation unmöglich ist. Du hast in etwa eine Vorstellung, wie groß die „Titanic“ war?“

Mr. Mistoffelees: “Ja.”

Silvano: “Jetzt stell dir zum Vergleich die „Gorch Fock“ daneben vor und sag mir, was bei der Beschreibung oben nicht stimmt.”

Mr. Mistoffelees: “Erstens das Größenverhältnis. Zweitens käme die „Titanic“ recht einfach davon, weil sie die „Gorch Fock“ leicht beiseite schieben könnte und drittens, könnte ein Segelschiff ein Schiff von Art der „Titanic“ nicht rammen ohne selbst soviel Schaden zu nehmen, dass es untergehen würde.“

Silvano: “Also was für Schiffe hat die Autorin sich da vorgestellt? Zwei Segelschiffe? Nur ein Luxusdampfer ist kein Segelschiff und man braucht schon ein Art Kriegsschiff, um einen Kahn vom Kaliber Luxusdampfer so richtig in Bedrängnis zu bringen.”
 

„OK, Leute, zurück auf unser Schiff ! Deyla, stelle das Ding auf zehn Minuten !“
 

Silvano: “Technisch schlecht möglich, wenn es das ist, was ich annehme.”

Mr. Mistoffelees: “Na komm, Sprengstoff ist recht alt. Zumindest in China und in Europa gab es ihn so ab Mitte des 15. Jahrhunderts.“

Silvano: „Aber Zeitzünder nicht und da hat man dann neben dem Uhrenproblem auch noch das Problem mit der Elektronik.“

Mr. Mistoffelees: “Tja, dann spielt die Story, wohl nach 1900.”

Silvano: “Wahrscheinlich, nur waren Piraten dann nicht mehr so aktiv um die Zeit und der Adel auch nicht mehr ganz so bedeutend.“
 

Die Piratin Deyla gehorchte .
 

Mr. Mistoffelees: “Wer is’ nu das schon wieder?”

Silvano: “Die Sprengstoffexpertin?”

Mr. Mistoffelees: “Wenn unsere Vermutung mit der Bombe stimmt, dann hast du wohl Recht.“
 

Alle Piraten sprangen auf ihr Schiff zurück und sagten Melina, sie solle es auch tun, wenn sie ihr Leben liebt .
 

Silvano: “Bei dem Größenunterschied der Schiffe sollte man den Sprung nicht unbedingt wagen, wenn man das Leben liebt.”

Mr. Mistoffelees: “Auch nicht bei zwei Segelschiffen, wenn fraglich ist, ob man schwimmen kann oder überhaupt in der Lage ist sich mit einem Tau von Schiff zu Schiff zu schwingen.“
 

Melina sprang also auch .
 

Silvano: „Und klatschte ins Wasser, wo die Haie sie erwischten.“

Mr. Mistoffelees: “Und krachte ungeschickt aufs Deck des Piratenschiffs, wobei sie sich ein paar Knochen brach. Sprünge über eine Distanz zwischen zwei Schiffen sind nicht so einfach wie sie aussehen, dass kann man nicht einfach so mal eben!“
 

Das Piratenschiff setzte sich in Bewegung .
 

Silvano: “Anscheinend heil geblieben beim unlogischen Rammmanöver.”
 

Die Sonne gang langsam auf .
 

Mr. Mistoffelees: “Aufgang Sonne! Hey, wo bleibst du denn! Trödel nicht so rum! Du wirst auf der Bühne verlangt!“

Ein kleiner gelbglühender Junge stolperte durch die Tür und blieb auf der Schwelle stehen. „Welche Bühne? Ich hab mich gerade noch mit Dream unterhalten.“

Mr. Mistoffelees: “Na, hier in der Story, Sol.“

Sol kam herein und beugte sich über den Spiegel. „K-k-kein Grund mich so zu hetzen. D-d-da steht langsam.“

Mr. Mistoffelees: “Dann sei dir verziehen. Brauchst du noch irgendetwas aus dem Laden?“

Sol überlegte einen Moment, dann murmelte er: „Hast du eine Kleinigkeit für Lady Delight?“

Mr. Mistoffelees: “Bestimmt. Sieh dich im Laden um. Lass dir ruhig Zeit. Wenn du etwas gefunden hast, ruf einfach. Ich kümmere mich dann ums Bezahlen.“

Silvano, dem seit Sol den Raum betreten hatte fast unerträglich warm war, verwirrt: „Ist das nicht eigentlich mein Job, der Kundenkontakt?“

Mr. Mistoffelees: “Nicht bei Wesen wie Sol. Der Kleine ist ein bisschen zu heiß für dich. Wenn ich dich nicht abschirmen würde, wärst du inzwischen ein Häufchen Asche. Sol geh einfach dich umsehen, ja?“

Sol: „I-i-ist gut.“

Mr. Mistoffelees: “Weiter im Text. Sol braucht bestimmt eine ganze Weile bis er sich entschieden hat.“
 

Melina wusste, dass die Sonne um fünf Uhr aufging .
 

Silvano: “Also ist es Sommer.“

Mr. Mistoffelees: “Trägt Melina eigentlich ihr Nachtgewand und dazu einen Hut?”

Silvano: “Nach dem Sprung dürfte sie den Hut eigentlich nicht mehr tragen. Aber ja, sie hat sich nicht angekleidet, also ist sie noch im Nachthemd.“

Mr. Mistoffelees: “Nicht einmal dafür hat sie die von Reta und ihrem Vater verschwendete halbe Stunde genutzt.”
 

Die Piraten hatten für den Überfall nur eine Stunde gebraucht .
 

Mr. Mistoffelees: “Nicht mehr? Und das, obwohl der Piratenkapitän sich eine halbe Stunde lang mit seiner Tochter in der Wolle hatte. Merkwürdiges Zeitverständnis.“
 

Zehn Minuten später knallte es .
 

Silvano: “Wir lagen mit unserer Vermutung richtig.”

Mr. Mistoffelees: “Ja, nur knallt es bei einer Explosion nicht nur, es gibt auch ne Druckwelle, Flammen, Rauch und herumfliegende Trümmer.“
 

Jetzt wusste Melina, was der Kapitän meinte, als er sagte, das Ding soll auf zehn Minuten eingestellt werden !
 

Mr. Mistoffelees: “Ach, jetzt erst? Sie ist wohl doch nicht die Hellste.“
 

Er hatte eine Zeitbombe in den Maschinenraum einbauen lassen, damit die Insassen des Schiffes ihn nicht verraten konnten !
 

Silvano übertrieben verwirrt: “Zeitbombe? Was jagt die in die Luft, die Zeit?“

Mr. Mistoffelees: “Man kann doch mal einen Umschreibung nutzen, wenn einem das richtige Wort für Bombe mit Zeitzünder nicht einfällt.”

Silvano: “Ich verstehe ja, dass der Maschinenraum ein logischer Ort für eine Bombe ist, wenn man ein Schiff fahruntüchtig machen möchte. Aber es gibt noch genug andere Möglichkeiten.“
 

Nun versank das Schiff im Meer...
 

Mr. Mistoffelees: “Nicht unbedingt, wenn der Raum, wo die Bombe sich befand, über dem Meeresspiegel lag, dann nicht.”

Silvano: “Eine Bombe ist dafür etwas wenig, bei einem Luxusdampfer, selbst wenn das Loch unter der Wasseroberfläche liegt. Die haben extra Schutzräume, die bei einem Leck so geflutet werden können, dass das Schiff trotzdem noch schwimmt. Um ein Schiff zu versenken braucht man, entweder genau den richtigen Punkt für das Leck oder viele Löcher oder einen langen Schlitz in der Schiffswand.“
 

Melina begriff erst jetzt, was „Untergehen“ heißt .
 

Silvano: “Glaub ich nicht.”

Mr. Mistoffelees: “Welche der verschiedenen Definitionen von Untergehen begriff sie denn? Versinken? Eine Schlacht verlieren? Sterben?“

Silvano: „Und damit ist geklärt, dass Friedrich ein Red Skirt war.“

Mr. Mistoffelees verdutzt: “Ein was?”

Silvano: “Ein meist namenloser Charakter in Star Trek, welcher auf einen fremden Planeten geschickt wurde, um den zu untersuchen und dabei starb. Diese Personen hatten immer rote Oberteile an, deswegen ein Red Skirt.“

Mr. Mistoffelees: “Ach so.”
 

Sie war so geschockt, dass sie erst wieder wusste wo sie war, als sie von Reta fast umgeworfen wurde .
 

Mr. Mistoffelees: “Sie steht also erstarrt in der Gegend rum. Ein bisschen mehr beschriebene Emotionen wären nett gewesen.“
 

„Mensch ! Paß doch auf, wo du rumstehst !“,fuhr sie Melina an .
 

Mr. Mistoffelees: “Meine Güte, ihr habt sie doch auf euer Schiff mitgenommen. Warum verflucht achtet dann niemand auf die Gefangene!“
 

„Entschuldigung...“,murmelte Melina vor sich hin .
 

Silvano: “Scheint doch ein wenig eingeschüchtert zu sein. Sie entschuldigt sich fürs Rumstehen.“
 

„RETA !!! Wo steckst du denn jetzt wieder ?! Sofort hierher !“, brüllte der Piratenkapitän .
 

Mr. Mistoffelees: “Der kann auch nur rumbrüllen. Autorität sieht anders aus.“
 

„Aye, aye !“, rief Reta und rannte zur Brücke .
 

Silvano: “Aber sein Gebrüll scheint doch zu funktionieren. Sie springt brav.“
 

Melina stand immer noch auf dem Deck herum und blickte sich um .
 

Mr. Mistoffelees: “Was sind das für Piraten, die ihre Gefangenen einfach vergessen? Bei der Größe der Mannschaft könnte sich auch mal einer der Gefangenen annehmen.“
 

Scheinbar war sie die einzige Gefangene an Bord .
 

Silvano: “Heißt das jetzt, sie haben den Luxusdampfer nur gekapert, um an den Schmuck der reichen Gäste zu kommen und dann alle ertrinken zu lassen?”

Mr. Mistoffelees: “Scheint so. Wie sinnlos. Da waren sicher neben Melina auch noch ein paar andere nützliche Geiseln dabei.“
 

Nun kam der Kapitän an .
 

Silvano: “Jetzt kümmert sich ja doch wer um sie.“

Mr. Mistoffelees: “Und ausgerechnet der Käptn, der hätte jetzt eigentlich anderes zu tun.”
 

„Wenn du irgendwas wertvolles hast, dann gib es mir jetzt !“, sagte er zu Melina .
 

Mr. Mistoffelees: “Der Piratenkapitän ist viel zu höflich, ein: „Her mit dem Klunkerkram! Wird’s bald oder soll ich dich 'nen bisschen mit dem Dolch kitzeln!“ würde viel besser passen.“

Silvano: “Wie soll sie ihm etwas Wertvolles geben, wenn sie beim Sprung ganz bestimmt ihren Hut verloren hat und dabei auch sämtliche darunter versteckte Wertgegenstände?“
 

„Ich hab nichts, ehrlich ...“
 

Silvano: “Ganz schön mutig einem Piratenkapitän zu widersprechen..”

Mr. Mistoffelees: “Ich glaub das hat weniger mit Mut zu tun…

Silvano: “Warst du das nicht, der vorhin gemeint hat, es wäre langweilig immer nur auf der nicht vorhandenen Intelligenz der Hauptperson rumzuhacken?”

Mr. Mistoffelees: “Na und? Dann hab ich meine Meinung halt geändert.”
 

„Ich weiß, dass du lügst . Egal, meine Tochter muss eh lernen, wie man jemanden das Geld abnimmt . Die wird sich freuen . Nun, willst du irgendwas was wissen, dann frag mich jetzt, eh du mir nachher damit auf den Sack rumtrampeltst .“
 

Silvano: “Was soll der letzte Satz bedeuten?”

Mr. Mistoffelees: “Schätzungsweise soll es eine Steigerung des gebräuchlichen: Bevor du mir auf den Sack gehst, sein.“

Silvano: “Und wieso fragt er erst nach ihren Wertgegenständen, nur um dann zu beschließen, dass Reta Melina ausnehmen soll?“

Mr. Mistoffelees: “Du erwartest doch jetzt nicht wirklich von mir, dass ich dir diese Frage beantworte, oder?”
 

„Was soll ich denn fragen ?“
 

Silvano: “Das fragt sie ernsthaft ihren Kidnapper?”

Mr. Mistoffelees: “Ja, tut sie. Steht doch da. Schwarz auf weiß.“
 

„Soll das deine erste Frage sein ?! Na, zum Beispiel wo du schläfts ?“
 

Silvano: “Und er antwortet ihr auch noch ernsthaft…”

Mr. Mistoffelees: “Wieso schlägt er diese Frage vor? Gefangene von Piraten schlafen da, wo sie eingesperrt werden, meist irgendwo im Laderaum!“
 

„Ja, wo schlaf ich den ?“
 

Silvano: “Also wo schläft sie denn mal?”

Mr. Mistoffelees: “Jedenfalls nicht da, wo ich es vermuten würde.”
 

„Irgendwo in der Küche . Meinetwegen im Ofen wie Aschenputtel .“
 

Silvano: “In der Kombüse? Viel zu nah an den Lebensmittelvorräten. Das ist keine gute Wahl.“

Mr. Mistoffelees: “Ich wusste noch nicht, dass Aschenputtel feuerfest war oder wie wäre es ihr sonst möglich gewesen IM Ofen zu schlafen? Schwache Leistung, was die Märchenkenntnis angeht.“
 

„G... gut . Was macht Reta jetzt eigentlich ?“
 

Silvano: “Ähm, nein nicht gut. Wirklich. Die Behandlung durch den Piratenkapitän ist eher mäßig spannend.“

Mr. Mistoffelees: “Warum interessiert sie sich jetzt für Reta? Hat sie einen nachvollziehbaren Grund dafür? Sie sollte sich eher Sorgen um ihre eigene Situation machen.“
 

„Och, die steuert .“
 

Silvano: “Wie nonchalant. Die steuert. Man steuert nicht einfach so ein Schiff auf hoher See. Dazu bedarf es einiger Fertigkeiten, nicht umsonst ist der Steuermann nach dem Kapitän eines der wichtigsten Mitglieder einer Schiffsmannschaft.“
 

„Und was wird jetzt aus mir ?“
 

Mr. Mistoffelees: “Tja, was wird jetzt aus ihr? Wahrscheinlich darf sie jetzt warten bis Lösegeld für sie bezahlt wird, wenn die Piraten sich einigermaßen vernünftig verhalten.“
 

„Kommt ganz drauf an, wie du dich verhältst . So, jetzt muss ich aber mal nachzählen, wie viel ich diesmal wieder erbeutet hab .“ Mit diesen Worten gang er weg .
 

Silvano: “Den Charakteren fehlt so einiges, beispielsweise logisches, rationales, nachvollziehbares Verhalten!“

Mr. Mistoffelees schüttelte den Kopf: “Erst ist er höflich und erklärt ihr alles ganz nett und plötzlich fällt ihm ein, dass er seine Beute zählen muss?“
 

Melina stand auf dem Deck herum und wusste nicht, was sie tun könnte .
 

Mr. Mistoffelees: “Und schon wieder lassen sie ihre Gefangene einfach blöd in der Gegend rumstehen!”
 

Schließlich wagte sie es, sich im Schiff umzusehen.
 

Silvano: “Ich weiß ja nicht, ob das so schlau ist… Da könnte sie der Mannschaft bei ihrer Arbeit ganz schön in die Quere kommen.“
 

Sie hatte keine Ahnung, wo welcher Raum war, also gang sie einfach in das Zimmer, was ihr am nächsten war .
 

Silvano: “Schiffe haben keine Zimmer, nur Kajüten, Kabinen und so!“

Mr. Mistoffelees: “Hattest du es nicht eigentlich aufgegeben dich darüber aufzuregen?“

Silvano: “Du weißt doch, wie das mit den guten Vorsätzen ist…”

Mr. Mistoffelees: “Sie pflastern den Weg in die Hölle. Aber jetzt sind sie wenigstens poliert.”

Silvano guckte den Kater groß ab: “Wie bitte?”

Mr. Mistoffelees: “Ach, das kommt dabei heraus, wenn ein williges, selbstloses Opfer mit reinem Herzen und Putzfimmel in einen Höllenschlund stürzt und diese es wieder gehen lassen muss, weil es ein williges, selbstloses Opfer mit reinem Herzen war.“

Silvano mit einem schiefen Blick zum Kater: “Aha.“
 

Es war die Kombüse .
 

Mr. Mistoffelees: “Was für ein Zufall!”
 

Der Koch war gar nicht erfreut, dass er beim kochen des Frühstücks gestört wurde .
 

Silvano: “Mich wundert’s nicht, dass der Smutje nicht erfreut ist.”

Mr. Mistoffelees: “Seit wann kocht man Frühstück?”

Silvano: “Weiß nicht. Ist das wichtig?“

Mr. Mistoffelees: “Nein, eher nicht.”
 

„Eine Hektik ! Erst die Reta, dann der Kapitän, jetzt auch noch du ! Wer will denn noch eine Extrawurst gegrillt haben ?!“, fragte er gereizt .
 

Mr. Mistoffelees: “Ich empfehle einen Grundkurs im Fluchen für Seemänner. Ich hab selten so zahme Flüche gelesen.“
 

„Tut mir leid ...“
 

Silvano: “Und schon wieder entschuldigt sich die Adlige beim Gesindel. Wo bleibt ihre angeborene Noblesse?“

Mr. Mistoffelees: “Ach, weißt du wahrscheinlich ist ihre Familie eine Kaufmannsfamilie, die erst seit kurzem dem Adelsstand angehört und noch keinerlei Ahnung davon hat, was sich für Adlige geziemt.”
 

„Ach, du bist das Mädel, von dem Reta erzählt hat ? Du sollst ja meine Assistentin werden .

Kannst du kochen ?“
 

Silvano: “Wann hatte Reta Zeit mit dem Smutje zu quatschen?“

Mr. Mistoffelees: “Wieso fragt er noch, ob sie Kochen kann? Haushaltsführung also auch Kochen, Nähen, Sticken und noch einiges andere zählte zu den Dingen, welche eine junge Adlige beherrschen musste.“
 

„N... nein .“
 

Silvano: “Bei ihr nicht.”

Mr. Mistoffelees: “Himmeldonnerwetter aber auch! Wie soll das Mädl mal einem adligen Haushalt vorstehen, wenn sie von nix 'ne Ahnung hat?!“
 

„Das ist schlecht .“
 

Mr. Mistoffelees: “Oh, ja ganz schlecht. Ach, was soll’s lass sie Kartoffeln schälen oder sonstige Hilfsarbeiten durchführen, stört doch nicht, wenn sie sich dabei die zarten Finger verletzt!“
 

Melina verschwand aus der Kombüse und gang in den nächsten Raum .
 

Silvano: “Und das lässt er einfach zu? Was für ein lahmer Haufen Piraten!“
 

Dort wurde sie erst gar nicht bemerkt, obwohl sehr viele Piraten anwesend waren .
 

Mr. Mistoffelees: “Erstaunlich, dass ihnen der Überfall geglückt ist, so aufmerksam, wie die sind!”
 

Drei jüngere davon hockten über ein Wörterbuch und versuchten verzweifelt russisch zu lehren, ein alter Kracker erzählte von früheren Zeiten, obwohl ihm keiner zuhörte und mindestens zehn Mann hingen einen Burschen, der scheinbar was neues erfunden hatte, an den Lippen .
 

Silvano: “Das bringt mich wieder zu der Frage, was für ein Schiff die Piraten haben. So ein geselliges Beisammensein gab es eher in Häfen, weniger auf See. Bei einem Segelschiff war die eine Hälfte der Mannschaft mit segeln beschäftigt, während die Andere sich ausruhte und das hieß meistens, schlief.“

Mr. Mistoffelees: “Wenn keiner der jungen Piraten russisch kann, dann können sie nur versuchen es zu lernen, nicht versuchen es zu lehren.

Silvano: “Ein alter Kracker. Warum lassen die Lebensmittel quasseln? Aber das wäre dann ein alter Cracker. Was gibt es noch an Worten die passen könnten.“

Mr. Mistoffelees: „Hör auf dir Gedanken um einen alten Knacker zu machen, der eh nur ein unwichtiger Nebencharakter ist und lies weiter.“

Silvano: “Und den erfindungsreichen jungen Burschen an dessen Lippen die Leute hängen, lassen wir ganz außer Acht?“

Mr. Mistoffelees bestimmt: “Ganz genau.”
 

Dann wurde Melina endlich von einer sehr jungen Frau bemerkt .
 

Mr. Mistoffelees maulte: “Och, schade. Jetzt wird gar nicht gesagt, wie lange die Piraten brauchen um ihre freiherumlaufende Gefangene zu entdecken.“
 

„Hey, Alte !“, wurde sie begrüßt .
 

Mr. Mistoffelees: “Was willst du hier, Weib? Hat der Käptn dich zu uns geschickt? Oder so ähnlich, aber doch nicht: Hey, Alte!“

Silvano: „Solche Floskeln kamen in meiner Schulzeit auf, da kann ja sogar ich sagen, dass es ein völlig falscher Sprachgebrauch für Piraten ist.“
 

Daraufhin wurden alle auf sie aufmerksam .
 

Mr. Mistoffelees: “Ist klar, wenn einer so rumkrakelt, muss man doch mal gucken, was los ist.”
 

„Bist du der Fang von Reta ? Egal, wie heist du ?“
 

Mr. Mistoffelees: “Nein, ich lass mich jetzt nicht über den IQ dieser Piraten aus… Ich sag nichts dazu, hörst du, nichts.”

Silvano strich über das gesträubte Fell des Katers und murmelte beruhigend: “Ist ja gut.”
 

„Melina...“, sagte sie schüchtern .
 

Mr. Mistoffelees: “Was erdreistet Er sich nach meinem Namen zu fragen!“

Silvano: ”Würdest du hier bevorzugen.“

Mr. Mistoffelees: “Du hast es erfasst.”
 

„Warst du schon auf der Brücke ? Nein ? Würd ich dir auch nicht raten, Reta hat schlechte Laune .“
 

Mr. Mistoffelees: “Wer sagt das zu ihr?”

Silvano: ”Ein Random-Pirat.”

Mr. Mistoffelees: “Aber welcher der Random-Piraten?”
 

„Du, Steffi, deine Schicht fängt doch gleich an, oder ?“, fragte der alte Kracker .
 

Mr. Mistoffelees genervt: “Hör mal, du alter Haderlump, dass heißt Wache! Auf Schiffen gibt es keine Schichten, weil sich das dort Wache nennt!“
 

„Du solltest wenigstens einmal in der Woche pünktlich erscheinen .“
 

Silvano: “Der Kapitän greift nicht hart genug durch. Fürs Zuspätkommen zur Wache wurden Matrosen schon auf normalen Schiffen ausgepeitscht, wie sah es da wohl auf einem Piratenschiff aus, hm?“

Mr. Mistoffelees: “Wesentlich rauer, nach meinen Erfahrungen mit den Vitalienbrüder und anderen Freibeutern!”
 

„Was du nicht sagst ! ... Hoppla, schon so spät ?! Die Uhr muss falsch gehen ! Wenn die Zeit so stimmt, bringt der Kapitän mich um ! Ich muss los, ich bin spät dran !“, danach stürmte sie los .
 

Silvano seufzte: “Und schon wieder eine problemlos funktionierende Uhr!”

Mr. Mistoffelees: “Wenn ich das bisherige Verhalten des Kapitäns so betrachten, dann bezweifle ich ernsthaft ihre Aussage. Mehr als ein wenig Rumgebrülle dürfte sie nicht zu erwarten haben.”
 

„Mach dir nichts aus Steffi, sie ist immer unpünktlich .Naja, wenn ich zusammen mit Retas schlechter Laune Schicht hätte, würde ich auch zu spät kommen, und zwar mit Absicht !“, meinte ein hübscher Pirat mittleren Alters .
 

Mr. Mistoffelees: “Hui, eine personifizierte Emotion. Mal was Neues!“

Silvano ironisch: “Ach, wollen wir die hübsche Gefangene mit unseren Manieren beeindrucken?”

Mr. Mistoffelees: “ Ein bisschen Charme schadet nicht. Aber ganz ehrlich, das sind die freundlichsten und höflichsten Piraten, über die ich je gelesen habe!”
 

„Wann hört Retas Schicht eigentlich auf ?“, wollte Melina wissen .
 

Silvano und Mr. Mistoffelees synchron: “Ihre Wache!”
 

„In ner´dreiviertelstunde .“
 

Silvano: “Das sind aber kurze Wachen.”

Mr. Mistoffelees: “Und immer noch erstaunlich präzise Zeitangaben.”
 

Melina verließ das Zimmer .
 

Mr. Mistoffelees: ”Und schon wieder latscht sie unbeaufsichtigt durchs Schiff.“
 

Sie gang trotz vieler Warnungen auf die Brücke .
 

Silvano: “War ja zu erwarten.”

Mr. Mistoffelees: “Stimmt, auf Warnungen hat sie fast grundsätzlich nicht gehört.”
 

Die Piratin Steffi war mit putzen beschäftigt, während der Kapitän ihr eine Rede über Pünktlichkeit hielt .
 

Mr. Mistoffelees aufgebracht: “Putzen? Auspeitschen sollte er sie oder Kielholen, aber doch nicht bloß das Deck schrubben lassen!“
 

Reta stand hinten am Steuerrad .
 

Silvano murrte: “Ich hab immer mehr Schwierigkeiten mir dieses Schiff vorzustellen.“
 

Während sie das es gerade hielt, las sie ein Buch über Fische des Mittelmeerraumes .
 

Silvano völlig entsetzt: “Wie bitte? Sie LIEST beim Steuern eines Schiffes???“

Mr. Mistoffelees: “Da kann ich nur sagen: Ciao Kurs und Riff ahoi!”
 

Sie schreckte auf, als Melina sie anstupste, um sie etwas auszufragen .
 

Silvano: “Regel Nummer 1: Störe nie den Steuermann beim Navigieren!”

Mr. Mistoffelees: “Hast du das auf der Uni gelernt?”

Silvano: “Nein, das ist eine Regel des gesunden Menschenverstandes!”

Mr. Mistoffelees: “Warum?”

Silvano: “Weil es lebensgefährlich sein kann die Person am Steuer abzulenken, da dies zu Unfällen führen kann.
 

„Menschenskind ! Musstest du mich so erschrecken? Ich dachte schon, du wärst ein Tiefseeungeheuer !“, sagte sie .
 

Mr. Mistoffelees stöhnte: “Oh, mächtiger Kraken hab Erbarmen und verschlinge dieses Schiff! Die Flüche sind ja nicht auszuhalten!“

Silvano: „Und erst die Unlogik von Retas Aussage.“
 

„Nicht mal bei dieser langweiligen Schicht wird man in Ruhe gelassen !“
 

Silvano: “Langweilige Wache. Und Regel Nummer 1 sollte immer noch gelten oder das Schiff kommt dermaßen vom Kurs ab...“
 

„Sorry, aber könntest du mir vielleicht beibringen, wie man kocht ?“
 

Mr. Mistoffelees kopfschüttelnd: “Melina, Melina, Melina, denkst du wirklich das, was du da tust ist klug?”
 

„Da musst du´n Koch fragen, nicht mich ! Ich kann zwar kochen, hab aber keine Lust, es dir zu beizubringen !“
 

Silvano: “Und was viel, viel wichtiger ist: Du hast dazu gerade keine Zeit, weil du verdammt nochmal ein Schiff steuerst!“
 

„Wo segelt das Schiff hier eigentlich hin ?“
 

Mr. Mistoffelees: “Die Frage fällt dir früh ein. Die hättest du dem Kapitän stellen können, als er dich zum Fragenstellen aufforderte.“
 

„Ich bin nicht so blöd und sag dir das !“
 

Mr. Mistoffelees: “Dazu sag ich nichts.”

Silvano: “Dito.”
 

„Warum nicht ?“
 

Mr. Mistoffelees Schwanzspitze klopfte unruhig auf den Tisch: „So langsam gewinnt sogar die Vorstellung eines Bades im Meerjungrfrauenbecken wieder an Reiz.“

Silvano: “Warum?”

Mr. Mistoffelees: “Weil ein Kampf mit einer Nixe mehr Spannung hat, selbst wenn ich dabei nass werde.“
 

„Damit du, falls wir mal in ner´Hafenstadt vor Anker legen, keine Möglichkeit hast, es der Polizei zu sagen , darum !“
 

Silvano: “Es sollte irrelevant sein, ob du ihr euren Zielhafen nennst oder nicht. Ihr seid ihre Gefängniswächter, also sollte ihr auch darauf achten, dass sie gar nicht die Möglichkeit bekommt zur Polizei, bzw. Stadtwache, Marine oder anderen dafür zuständigen Staatsbeamten, zu gehen!”
 

„Gibt es hier irgendwo einen Spiegel ? Meine Friseur ...“
 

Mr. Mistoffelees: “Herrschaftszeiten Mädchen! Das ist jetzt nun wirklich nicht der passende Zeitpunkt, sich Gedanken über das Aussehen deiner Haare zu machen!“

Silvano: “Ich bezweifle sehr, dass sich ihr Friseur ebenfalls auf diesem Schiff befindet.”

Mr. Mistoffelees: “Ja, das wäre ein wenig sehr weit hergeholt.”
 

„Mensch, lass mich jetzt in Ruh und komm nach meiner Schicht noch mal zu mir . Ich hab´ vielleicht nen´ Spiegel .“
 

Silvano: “Wie nett von dir, dir nach deiner Wache Zeit für sie zu nehmen.”
 

Melina vertrieb sich ihre Zeit in einer der Matrosenkajüten .
 

Mr. Mistoffelees: “Will ich wissen wie?”

Silvano: “Eher nicht.”
 

Dort las sie die Legende von der schiffeverschlingeden Riesenkrake, die es wirklich geben sollte, unterhielt sich mit Andy oder versuchte sich zu merken, wo Backbord und Steuerbord lagen .
 

Mr. Mistoffelees: “Also der letzte Riesenkrake, den ich getroffen habe, hat die Schiffe nur zerbrochen um die Mannschaft verschlingen zu können. Holz schmeckte ihm nicht so wirklich.“

Silvano: „Die Piraten sind erstaunlich belesen, in welcher Zeit spielt das Ganze noch mal? Ach, ich vergaß, dass wird ja nicht wirklich deutlich.“
 

Kurz vor Ende von Retas Schicht, also kurz vor halb sieben, gang Melina auf Deck .
 

Silvano: “Jetzt kann sie auch noch hellsehen!”

Mr. Mistoffelees: “Du meinst, weil niemand ihr gesagt hat, wann Retas Wache endet und sie es trotzdem weiß.”

Silvano nickte nur.
 

Nur Sekunden später kam Reta auch schon angelaufen .
 

Mr. Mistoffelees: “Ein Vorbild in Pünktlichkeit.”
 

„Komm, ich zeig dir mein Zimmer . Ich glaub kaum, dass du es gefunden hast .“
 

Silvano: “Sie kann ihr nur ihre Kajüte…”

Mr. Mistoffelees: “…oder Kabine zeigen.”
 

„Stimmt, aber ich hatte doch überall nachgeschaut...“
 

Silvano: “Wann bitte?”

Mr. Mistoffelees: “Bestimmt als sie unbeaufsichtigt durchs Schiff gelatscht ist.”
 

„Still . Mein Zimmer ist gut versteckt .“
 

Silvano: “Sicher doch, dass ist auf einem Schiff, wo fast jeder Platz, der vorhanden ist, ausgenutzt wird, auch so was von möglich!“
 

In den Gang, wo die Kajüten der Piraten waren, hielten sie vor einer Wand an .
 

Mr. Mistoffelees: “Bitte, den Gang runterschalten und nicht so einen alten Schmu aufwärmen!”
 

„Und nun ?“, wollte Melina wissen .
 

Silvano: “Es wundert mich nicht, dass sie es noch nicht erraten hat.”
 

„Zieh mal den leeren Papageienkäfig da nach unten .“, sagte Reta und deutete auf einen alten, verstaubten Käfig, der mit einer Schnur an der Decke festgemacht war .
 

Mr. Mistoffelees: “Urgh, geheimer Raum hinter einer Wand. Die Idee ist so alt, dass sie schon Staub angesetzt hat und begraben gehört!“
 

Melina zog den Käfig nach unten, wobei sie alle Kraft aufwenden musste, und die Wand vor den beiden klappte zur Seite .
 

Silvano: “Wie erwartet.”
 

Retas Zimmer war so klein wie eine Besenkammer, aber hoch genug, sodas man darin stehen konnte .
 

Mr. Mistoffelees: “Die Angabe Besenkammer ist ziemlich ungenau, da Besenkammern sehr unterschiedlich groß sein können, je nachdem, wo sie sich befinden.”
 

Sie schlief auf einer Kiste mit einer Decke .
 

Silvano: “Das geht nur gut, wenn die Kiste angenagelt ist. Außerdem dürfte es eine verflixt unbequem Schlafstätte sein”
 

„In der Kiste ist alles mögliche drin . Mal sehn, ob ich so auf die Schnelle den Spiegel find .“
 

Mr. Mistoffelees: “Kisten sind üblicherweise, dazu gedacht um darin Verschiedenes aufzubewahren. Das muss nicht extra gesagt werden, es sei denn es wird beschrieben, was sich darin befindet.“
 

Reta nahm die Decke von der Kiste, öffnete diese und kramte dadrin herum .
 

Silvano: “Darin Herumzukramen ist eine übliche Tätigkeit, wenn man eine Kiste mit Sachen hat.“
 

Melina wunderte sich darüber, was Reta alles besaß .
 

Mr. Mistoffelees: “Reta ist eine Piraten, da sollte man merkwürdige Besitztümer erwarten.”
 

Von einfachen Sachen wie Stifte, Schminke, Uhren und Puppen bis hin zu seltenen Sammlerstücken wie Napoleons Kamm, die Lorbeerkrone von Julius Cäsar und eine abgebrochene Wandmalerei von Kleopatra war alles vertreten (sogar die Nase der Sphinx, ein Stück Blech von der Titanic und ein Buch über Gerhard Schröder) .
 

Silvano: „Okay, das sind merkwürdige Sachen. Caesars Lorbeerkranz dürfte übrigens schon längst zu Staub zerfallen sein. Lorbeerblätter werden in über tausend Jahren nämlich wieder zu Kompost, schließlich reicht für den Vorgang sogar ein Jahr aus.“

Mr. Mistoffelees: “Du sagtest in der Story gibt es keine Magie. Wie hat sie es dann geschafft die Wandmalerei, die Nase der großen Sphinx und das Stück Blech in einer so kleine Kiste in einem Raum, der nicht größer als eine Besenkammer ist, unterzubringen?“

Silvano: “Frag mich etwas Leichteres. Du bist der Experte, wenn’s um Zauberei geht.“

Mr. Mistoffelees: “Würde ich fragen, wenn ich es wüsste?“

Silvano: “Nein.”

Mr. Mistoffelees: „Nach dem das geklärt ist, ist dir aufgefallen, dass diese Geschichte durch die Erwähnung von Gerhard Schröder im 21. Jahrhundert angesiedelt wurde.

Silvano:“Ja, aber da gibt es eigentlich keine Piraten, wie die hier beschrieben, mehr. Also wohl ein alternatives Universum zu Unserem, sonst ergibt das Ganze keinen Sinn mehr.“
 

Weiter unten in der Kiste lagen unzählige Bücher (Z. b. : Wie nerve ich meine Eltern, Parry Hotter und der Wein der Steisen, Bieder Dohlen : Nichts als Lügen) .
 

Mr. Mistoffelees schauderte: “Was für eine entsetzliche Zusammenstellung an Büchern. Die käme mir nie in den Laden! Obwohl das über den Zauberlehrling würd’ ich noch nehmen.”
 

„Ah, hier isser .“, sagte Reta und hielt einen Kristallspiegel in die Höhe .
 

Silvano: “Ein einfacher Spiegel wäre ja nicht exotisch genug.”
 

„Ich leih ihn dir aus .“
 

Mr. Mistoffelees jaulte wortlos auf.

Silvano hielt sich die Ohren zu.
 

„Danke . Reta, muss ich wirklich kochen ?“
 

Silvano: “Nur ein Hinweis: Du sprichst gerade mit deiner Entführerin.”
 

„Wenn man´s dir sagt, schon .“
 

Mr. Mistoffelees: “Noch ein Hinweis: Du sprichst gerade mit deinem Entführungsopfer.”
 

„Aber ich kann nicht kochen !“
 

Silvano: “Hast du dem Smutje schon mitgeteilt und dürfte keinen der Piraten wirklich interessieren.”
 

„Am Anfang musst du eh nur Kartoffeln schälen und so was . Oh, da fällt mir ein, morgen muss ich kochen . Damit ist mir richtig die Woche versaut . Und das, obwohl ich erst vor vier Tagen Geburtstag hatte .“
 

Mr. Mistoffelees: “Warum erzählst du ihr das?”
 

„Was, du auch ?“
 

Silvano: „Melina steht auf dem Schlauch.“
 

„Warum auch ?“
 

Mr. Mistoffelees: “Was soll diese Frage?”
 

„Naja, ich wurde vor vier Tagen siebzehn .“
 

Silvano: “Du sprichst immer noch mit deiner Entführerin.“
 

„Dann sind wir am gleichen Tag geboren, denn ich bin genau so alt wie du .“
 

Mr. Mistoffelees: “Was für eine brilliante Schlussfolgerung, da wär’ ich nie drauf gekommen!”
 

„Was ? Wo wurdest du geboren ?“
 

Silvano: “Was interessiert es dich? Sie ist deine Entführerin!“
 

„Friedensburg .“
 

Mr. Mistoffelees: “Netter Stadtname.”
 

„Wie ich !“
 

Silvano: “Ach echt?”
 

„Unmöglich ! Das hieße dann ja ... Moment ! Hast du eine Zwillingsschwester ?“
 

Mr. Mistoffelees: “Ach, diese Frage fällt dir jetzt ein, Reta?”
 

„Ja . Aber ich weiß nicht, wer das ist .“
 

Silvano: “Wie auch, ihr wurdet schließlich als Kleinkinder getrennt!”
 

„... Ich weiß es .“
 

Mr. Mistoffelees: “Wenn du es sowieso schon weißt, warum stellst du dann die Frage da oben?”
 

„Echt ?! Wer denn ?“
 

Silvano: “Ich sag das selten: Doofe Frage.”
 

„... Ich .“
 

Mr. Mistoffelees: “Die Antwort war so was von klar.”
 

„NEIN ! Niemals !“
 

Silvano: “Und wieder das Leugnen einer offensichtlichen Tatsache.”
 

„Wenn du willst, beweis ich´s dir .“
 

Mr. Mistoffelees: “Was für ein Angebot!”
 

„Wie willst du mir das beweisen ?“
 

Silvano: “Na, denk mal scharf nach Melina. Was schleppst du schon die ganze Zeit mit dir rum?“
 

„Wir sehn uns ähnlich . Und ich hab´dich nur wegen deinen goldenen Band gefangen genommen . Ich hab´auch so ein Band . Wart mal ...“
 

Mr. Mistoffelees: “Ich wusste es.”
 

Reta griff in einer ihrer unzähligen Westentaschen .
 

Silvano: “Bisher wurde nicht erwähnt, dass Reta auch eine Weste trägt. Im Übrigen dürfte Melina immer noch im Nachthemd sein, da nicht gesagt wurde, dass sie sich umgezogen hat.“
 

Sie fand das gesuchte Band nicht gleich, was kein Wunder war, denn ihre Weste schien NUR aus Taschen zu bestehen .
 

Mr. Mistoffelees: “Was bei Westen eigentlich nicht üblich ist.”
 

Schließlich zog sie ein goldenes Band heraus, welches genau so aussah wie das von Melina.
 

Silvano: “Und sie hat es bei ihren ganzen Kapriolen als Piratin nicht verloren, wow.”

Mr. Mistoffelees: “Das muss so sein, das scheußliche Band ist nämlich plotrelevant.”
 

„Du ? Meine Schwester ? Das glaub ich nicht ...“, sagte sie vollkommen aufgelöst .
 

Silvano: “Wenn ich adlig wäre und herausfinden würde, dass mein Zwilling ein Pirat ist, wäre ich auch völlig aufgelöst.”
 

„So ist es aber .“
 

Mr. Mistoffelees schüttelte sich: “Und das ist das Ende? Hallo, ein schlichtes: „So ist es aber!“ soll das Ende sein? Es ist noch gar nicht erklärt worden, wieso eine Adlige überhaupt mit einem Piraten Kinder gezeugt hat! Da ist noch viel zu viel offen, um die Geschichte einfach zu beenden!

Silvano: „Also ich bin irgendwie froh darüber, dass nun Schluss mit der Geschichte ist.“

Mr. Mistoffelees seufzte: “Das muss ich dir zugestehen. Mir geht es ähnlich, ein wenig. Ich sollte besser mal sehen, was Sol so treibt.“

Mit diesen Worten stupste Mr. Mistoffelees die Nase gegen den Spiegel, woraufhin nur noch ihre beiden Spiegelbilder zu sehen waren und sprang vom Tisch, um in den Laden zu schlendern.

Kaum hatte der Kater den Raum verlassen senkte Silvano den Kopf auf den Tisch und schloss die Augen. Er wollte die Ruhepause nutzen, so gut es ging.
 

Anmerkung:
 

Auch hier möchte ich nun wieder die Anspielungen auflösen, obwohl ich es bei einigen schon im Text getan habe.

Nummer 1: Käptn Hook und Smee, aus „Peter Pan“ von James Matthew Barrie.

Nummer 2: “Streichel die Katze, die Katze streicheln hilft.“ stammt aus Robin Hobbs Chroniken der Weitseher.

Nummer 3: Das Psammed wurde von der wundervollen Edith Nesbit erfunden und die Beschreibung des Psammys orientiert sich an dem Buch „Five children and it“.

Nummer 4: Sol, Dream und Lady Delight sind eine Erfindungen von Neil Gaiman. Sol taucht das erste Mal im Sandman-Sonderband „Ewige Nächte“ auf. Die anderen beiden sind feste Figuren des Sandman-Universums.

Nummer 5: Eine Anspielung an die Rumpelwichte aus „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren. Hach, ich liebe die Rumpelwichte. Sie sind so knuffig.

Nummer 6: C.S. Lewis „The Lion, the Witch and the Wardrobe“ es bot sich an der Stelle einfach so gut an.

Nummer 7: Aus dem Star Trek Fandom übernommen, der Ausdruck Red Skirt.

Nummer 8: Eine Anspielung auf Dean und seine Erlebnisse am Ende von „Hotel Elysium. Die Chroniken der Hüter. Band 1“ von Tanya Huff.

Katers Konklusion

Mr. Mistoffelees kehrte auf leisen Pfoten in die Küche zurück. Er umrundete den, in sich zusammengesunkenen, Silvano, ehe er auf den Tisch sprang. Genüsslich streckte er sich, bevor er meinte: „Sol ist zufrieden mit seiner Neuerwerbung abgezogen. Sollen wir diese Geschichte zu einem Ende bringen?“

Matt hob Silvano den Kopf. „Sind wir nicht schon damit durch?“, murrte er.

„Noch nicht ganz. Wir haben noch keinen Abschlusskommentar abgegeben.“

Silvano gähnte: „Wenn du drauf bestehst. Die Geschichte kam mir wie ein alberner Versuch eine tolle Story zu schreiben vor.“

Der Kater schleckte seine Vorderpfote ab und fuhr sich damit über das linke Ohr. „Welch niederschmetterndes Resümee. Nun mal sehen... Die Idee fand ich eigentlich gar nicht so schlecht. In Ordnung der getrennte-Zwillinge-finden-sich-wieder-Plot ist alt, aber die Idee aus den Beiden eine Piratin und eine Adlige zu machen hat schon etwas. Das bringt einen neuen Dreh rein. Es könnte die ganze Geschichte sogar richtig interessant machen, wenn denn eine ordentliche Recherche über das Leben von Adligen und Piraten in die Geschichte miteingeflossen wäre. An Ideen mangelte es jedenfalls nicht. Eine gute nachvollziehbare Erklärung, warum überhaupt eine Adlige mit einem Piraten Kinder bekommen hat und wieso diese dann getrennt wurden, hätte der Story sicher gut getan. Schön, ich hätte es ja viel lustiger gefunden, wenn es die Piratin gewesen wäre, die ihre Schwester gesucht hätte. Oder eher, die, da sie von der Trennung wusste, die Identität ihrer Schwester für Trickbetrügereien ausgenutzt hätte. Dabei hätten die Schwestern sich zufällig in der gleichen Herberge treffen können und dann hätten die Piraten die falsche Schwester auf ihr Schiff zurückgeholt oder so. Wär doch mal eine ausgefallene Geschichte. Und ganz ehrlich ich mag es, wenn die Hauptpersonen mal weiblich sind, solange es nicht irgendwelche völlig naiven Mädels sind, deren einziger Daseinszweck darin besteht ihren Traumprinzen zu finden und zu ehelichen!“

Silvano seufzte: „Das hört sich ja alles ganz nett an. Aber als Problem bleibt, dass die Geschichte in eine Zeit gesetzt wurde, in der das Ganze so nicht klappt. Wenn es eine Piratengeschichte sein soll, wäre es besser gewesen, sie in die goldene Ära der Piraten zu versetzen und dann aber auch auf die historischen Gegebenheiten zu achten. Außerdem fehlt es an originellen Charakteren, die für den Leser nachvollziehbar handeln!“

„Bleibt also festzuhalten, eine nette Idee bei deren Umsetzung es ganz schön haperte.“, stellte Mr. Mistofelees fest.

„Genau.“, stimmte Silvano zu.

„Nun, da wir dies nun hätten. Geh ins Bett, du siehst erledigt aus. Ich kümmere mich darum den Laden abzuschließen.“

Silvano lächelte den Kater dankbar an. „Ich hab den Besuch von Käptn Hook noch nicht so ganz überwunden.“

„Deswegen gehst du jetzt schlafen und ich erledige den Rest hier, ausnahmsweise.“

Silvano nickte, erhob sich langsam und tapste aus der Küche in Richtung der Hinterzimmer davon, wo sich auch sein Schlafzimmer befand. Mr. Mistoffelees sah ihm nach, bis Silvano um die Flurecke verschwunden war. „Schön, schön, hab ich den Laden jetzt also für mich. Dann wollen wir mal umdekorieren, neue Ware annehmen und die Reise an einen anderen Ort vorbereiten. Viel zu tun also. Auf geht’s!“

Nach diesen laut festgestellten Überlegungen katapultierte der Kater sich in die Luft, drehte sich und landete in annährend menschlicher Gestalt in der Küchenmitte. Der zierliche schwarzhaarige Mann, mit den spitzen Ohren rieb sich die Hände. Ein breites Lächeln zierte seine Lippen und entblößte sein Raubtiergebiss. Silvanos Reaktionen auf diese Geschichte waren zufriedenstellend amüsant gewesen, vielleicht könnte er etwas ähnliches demnächst wiederholen. Jetzt allerdings sollte er sich besser für einen Ort entscheiden, welchen er dem jungen Mann als nächstes zumuten wollte, am besten einen, der reichlich Möglichkeiten bot, sich auf Kosten des Menschen zu amüsieren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es war eine interessante Erfahrung ein MSTing zu schreiben. Zu Anfang hat es richtig Spaß gemacht, während es etwa ab der Mitte immer schwieriger wurde, weiterzumachen, weil ich irgendwann einfach nur noch damit fertig werden wollte.
Ich schätze dieses Phänomen, des ich-will-es-endlich-hinter-mir-haben, ist es auch, was dazu führt, dass viele MSTing-Autoren ihre Charaktere darüber jammern lassen, dass sie ein MSTing machen müssen. Ähm, und bei Fanfics wohl auch, was um Himmelswillen, denn da mit den Originalcharakteren eines beliebten Autors angestellt wurde.
Nun, was bleibt mir noch zu sagen. Ach ja, dass ich es von Smilingmana verdammt mutig finde, seine eigene frühe Geschichte zum MSTn anzubieten. Ganz ehrlich, ich könnte das nicht. Mir liegen meine Erstlingswerke, wie naiv und dumm sie mir heute auch erscheinen mögen, dafür zu sehr am Herzen. Also, Respekt dafür, dass diese Geschichte gemstet werden durfte!
Ich hoffe es ist mir gelungen ein humorvolles MSTing zu schreiben, welches dennoch dem Autor gegenüber respektvoll bleibt.
Das recht viele Anspielungen auf kaum bekannte Bücher vorkamen, liegt daran, dass ich diese Bücher liebe und sie sich an den Stellen für Anspielungen, meiner Meinung nach, anboten.
Ich hoffe natürlich, dass ihr trotzdem Spaß beim Lesen hattet.

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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  SmilingMana
2013-09-15T23:11:40+00:00 16.09.2013 01:11
Kommen wir jetzt zu dem einzigen Teil deines Beitrags, den ich nicht schon vorher gelesen hatte. Wie schon beim ersten Teil des Rahmens ist auch dieser wieder sehr gut geschrieben. Außerdem könnte ich schwören, dass dies das einzige Kapitel ist, das wirklich KEINEN Tippfehler enthält.

Ganz ehrlich: Mr. Mistoffelees macht mir jetzt fast schon ein wenig Angst. Besonders, wo er sich vorher noch so freundlich gegenüber meinem Machwerk geäußert hatte. Aber diese Schadenfreude, gepaart mit hintergründiger Grausamkeit, passt schon irgendwie zu ihm.

Der Epilog schreit schon fast nach einer Fortsetzung. Ich jedenfalls fände es schön, wenn du es nicht bei diesem ersten MSTing belassen würdest. Meiner Meinung nach hast du wirklich Talent (auch wenn du, wie schon erwähnt, lockerer werden solltest).
Der wandelbare Laden gab eine hervorragende Bühne für dieses MSTing ab, und könnte dies theoretisch auch in anderen MSTings sein. Solltest du mal wieder ein MSTing schreiben wollen, brauchst du dir wirklich nichts anderes auszudenken. Der Laden und der Kater haben sich ja jetzt schon ausgezeichnet an die Geschichte angepasst - warum sollte das mit einer anderen Geschichte nicht genauso gut funktionieren?

Dein Nachwort bestätigt meinen Eindruck vom letzten Kapitel. Ich habe nie unter Zeitdruck ein MSTing geschrieben, aber ich könnte mir vorstellen, dass auch ich dann irgendwann einfach nur fertig werden wöllte.
Kann schon sein, dass viele MSTing-Autoren sich selbst unter Druck setzen und das durch ihre jammernden Charaktere zeigen. Ich baue immer einen Kommentator ein, der nicht freiwillig MSTet und deshalb nur am Jammern ist, aber bei mir ist das Absicht. Der Gedanke dahinter ist, dass ich möglichst viele verschiedene Humortypen bedienen will - einer davon ist Schadenfreude. Meine Leser sollen den Jammersack bemitleiden, sein Durchhaltevermögen bewundern oder sich zusätzlich noch über ihn lustig machen, nicht nur über das Original und die lustigen Kommentare der anderen. Ich habe in den Kommentaren für meine MSTings festgestellt, dass meist der schwache Jammersack der beliebteste Kommentator war und fast alle Mitleid mit ihm hatten. Das hätte ich auch nicht gedacht, aber solange es funktioniert...
Allerdings habe ich auch schon viele MSTings gelesen, wo das Jammern erst am Ende losging und es echt so aussah, als sei das ursprünglich nicht so geplant gewesen. Das finde ich dann auch oft schade, denn dadurch geht viel Humor verloren.
Ich bin froh, dass du nicht ins Jammern verfallen bist - das hätte weder zur Situation noch zu deinen Charakteren gepasst. Das würde höchstens zu Silvano passen, aber erst, wenn Mr. Mistoffelees ihn zu noch ein paar weiteren MSTings genötigt hat und ihm die Sache langsam zum Hals heraushängt. ;D

Die meisten MSTings sind "Aufreg"- oder "Lustig-mach"-MSTings; deins würde ich eher als "Wohlfühl-MSTing" bezeichnen. Der Humor ist nicht ganz so stark wie bei vielen anderen, dafür ist die Grundstimmung heiter und es liest sich flüssiger als üblich. Langeweile kommt eigentlich nicht auf.
Und keine Angst: Das MSTing ist respektvoll gegenüber dem Autor. Ich habe jedenfalls nicht mal den Hauch eines möglichen Autorenbashings finden können. Im Gegenteil: Es hätte gern ein bisschen bissiger sein können.
Die Anspielungen sind übrigens kein Dämpfer, auch wenn der Leser sie nicht versteht. Wenn eine Anspielung für dich einfach passt, ist es schon fast deine Pflicht, sie mit einzubringen. Wenn der Leser sie erkennt - wunderbar. Er erkennt sie nicht - macht auch nichts, das ist sein Problem. Wenn ich eine Anspielung nicht verstehe, kann ich sie ganz leicht überlesen. Mich zumindest stört so etwas nicht.

Diese Geschichte zum MSTen freizugeben war meiner Meinung nach das einzig sinnvolle, was ich damit noch hätte machen können. Ich bereue es nicht. MSTings sind gleich doppelt lustig, wenn es die eigene Geschichte trifft (habe ich festgestellt). Hätte ich es nicht getan, gäbe es sechs zum Teil wirklich gute MSTings weniger auf der Welt. Wobei ich verstehen kann, dass nicht jeder Autor sein "Baby" derartig zum Fraß vorwerfen könnte, wie ich es mit "Melina und Reta" getan habe. So etwas sollte man wirklich nur machen, wenn man voll und ganz hinter dieser Idee steht. Ich hatte nach Freigabe des Wettbewerbs auch etwas Angst davor, dass die MSTings mir Bauchschmerzen bereiten könnten, aber dem war überhaupt nicht so. Zum Glück.
Allerdings liegt diese Geschichte sehr lange zurück. Ich hatte sie zwischenzeitlich schon komplett vergessen gehabt und dann durch Zufall auf der Festplatte wiedergefunden. Sie las sich, als hätte sie jemand anderes geschrieben, nicht ich selbst. Wären meine MSTing-Musen etwas besser, hätte ich sie am liebsten selbst verarbeitet, aber ich kann irgendwie nichts Lustiges mehr schreiben. Umso besser, dass du und die anderen Teilnehmer so schöne Verrisse daraus gemacht haben!
Ich wünschte nur, ich hätte mehr Kurzgeschichten geschrieben, die ich zum MSTen freigeben könnte. Leider ist diese Geschichte eine der wenigen von mir, die deutlich weniger als 50 Seiten hat...

Alles in allem:
Humorvolles MSTing - Ja, mit kleinen Abstrichen.
Respektvoll gegenüber dem Autor - Aber ja doch!
Spaß beim Lesen - Ja, durchaus!
Rahmen und Kommentatoren - Super!
Schreibstil - Super mit gelegentlichen Tippfehlern.
Form - Perfekt.

Wir sind nicht in der Schule, aber ich gebe dir hiermit eine 2 für das Gesamtbild. Wirklich gut für dein erstes MSTing!

Ach, jetzt hab ich mich wieder total verschrieben - sorry, das passiert mir ständig. An manchen Tagen fällt es mir einfach schwer, die Hände von der Tastatur wegzunehmen.

Ich hoffe, es waren in meinen Kommentaren trotzdem die ein oder andere Anregung und ausreichend Begründungen für meine Kritikpunkte dabei. Das Lob sollte dennoch überwiegen. Bei mir jedenfalls überwiegen die positiven Eindrücke zu deinem Beitrag.

Danke, dass du am WB teilgenommen hast!

Guten Gruß,

SmilingMana,
die immer noch mit nur einem L geschrieben wird.
Von:  SmilingMana
2013-09-15T22:12:43+00:00 16.09.2013 00:12
Das Zwischenspiel mit Käptn Hook hat alles, was den Piraten in meiner Geschichte fehlt.^^ Sehr schön gemacht. Mr. Mistoffelees' "den Kater streicheln hilft" war zuckersüß und hat mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Du schaffst den Spagat zwischen "Kater spricht wie ein Mensch" und "Kater verhält sich wie ein Tier" mühelos. Er wirkt nicht wie ein Mensch im Katzenpelz, sondern einfach wie das, was er ist: Ein sprechender Kater. Obwohl er außergewöhnliche Fähigkeiten hat, machst du nicht den Fehler, ihn als ZU menschlich darzustellen.
Allerdings fällt mir einmal mehr auf, dass du bei wörtlicher Rede manchmal diese Satzzeichenkombo hast: .“, (Punkt + Anführungsstriche oben + Komma).
Diese Satzzeichenkombination existiert gar nicht, auch wenn dieser Fehler heutzutage immer öfter zu sehen ist. Mehr dazu kannst du hier nachlesen.

Es ist ein wenig merkwürdig, dass du zwei Arten von Anführungsstrichen benutzt. Mal “diese”, dann wieder „jene“. Ist nicht schlimm, fällt aber mir als Satzzeichen-Fetischist auf.

Dieses Kapitel war wieder im Wechsel ernst und lustig, auch wenn die heiteren und lustigen Teile verglichen mit dem Kapitel davor weiter zunehmen. Es gibt nur eine Sache, die im Vergleich zum anderen MSTing-Kapitel hier schwächer ist: Und zwar gibt es hier immer wieder längere Abschnitte, wo die Kommentatoren kaum noch interagieren, also Abschnitte, in denen auf einen Satz aus dem Original genau ein einziger Kommentar folgt, sonst nichts. Dadurch liest sich das MSTing besonders gegen Ende etwas abgehetzter und erweckt den Eindruck, dass dir an manchen Stellen nicht genug eingefallen ist.
In solchen Fällen kann man auch mal zwei, drei Sätze zu einem kleinen Block zusammenfassen und diese zwei/drei Sätze auf einmal kommentieren lassen, damit ein richtiger Dialog zwischen den beteiligten Personen entsteht. Das ist nicht schlimm, solange das MSTing nicht nur aus Textblöcken besteht und es nicht mehr als höchstens vier, fünf Sätze werden (in Ausnahmefällen).
Das ist ein wenig schade, denn das Zusammenspiel von Silvano und Mr. Mistoffelees funktioniert hervorragend und lässt kaum Wünsche offen. Es sind beides gut durchdachte, individuelle Charaktere, die sehr schöne Kommentatoren abgeben. Im Gegensatz zu vielen anderen MSTings sind sie auch nicht so klischeehaft - meist gibt es bei MSTings einen, der sich für die Rechtschreibung zuständig fühlt, einen, der nach Logik sucht, einen Dummen und einen, der die Mary Sue umbringen will. Deine beiden Kommentatoren sind nicht so flach wie die typischen Kommentatoren, die man in dem Genre am häufigsten sieht. Sie sind eigenständige Charaktere. Vielleicht kommen sie deshalb ja so sympathisch rüber. Ich jedenfalls mag beide. :D

Hier die für mich schönsten Stellen aus diesem Kapitel:

Mr. Mistofelees beleidigt: “Da wollte ich mal kreativ sein und nicht auf der fehlenden Intelligenz des Hauptcharakters herumreiten und du machst mir das kaputt!”

Silvano: „In Kabinen ist meist eh nicht sehr viel Platz... und der Schrank ist nun wirklich kein tolles Versteck.“
Mr. Mistofelees: “Meinst du? Aber Kleider sind doch sehr gemütlich.“
Silvano grummelig: “Ach, deswegen finde ich ständig Katzenhaare im Kleiderschrank.”
Mr. Mistofelees mit unschuldigem Blick: “Ich weiß gar nicht, was du hast.”

Mr. Mistoffelees: „Was soll sie auch anderes im Schrank tun? Ein Piratenüberfall ist nicht die rechte Zeit für ein gemütliches Nickerchen im Schrank.“
Silvano: “Menschen pflegen ihre Nickerchen nicht in Schränken abzuhalten.”

Silvano gespielt verwirrt: “Echte Piraten? Sind unechte Piraten dann die Leute, die zu Maskenbällen und an Fasching im Piratenkostüm durch die Gegend rennen?“

Silvano entrüstet: “DAS nennst du schon überbewaffnet? Ich hab mal einen ganzen Abend versucht einem Rollenspielanfänger zu erklären, warum sein Charakter nicht in der Lage ist eine Vollrüstung, ein Langschwert, einen Speer, eine Lanze, eine Kriegsaxt, vier Dolche, eine Wurfaxt, sechs Wurfmesser, eine Armbrust, einen Revolver plus, Kleidung, Proviant, und diversen weitere Ausrüstungsgegenständen durch die Gegend zu schleppen! Computerspiele verderben den Realitätssinn in der Hinsicht völlig.“

Mr. Mistoffelees erregt: “Eine halbe Stunde? Die stehen eine halbe Stunde rum und streiten sich über Nichtigkeiten? Während eines Angriffs? Sind die denn von allen guten Geistern verlassen?“
Silvano: „Und das leistet sich der Anführer der Piraten. Dafür hat der doch gar keine Zeit.“
Mr. Mistoffelees: “Am Kragen packen und zur Arbeit zurückzerren hätte ich eher von ihm erwartet.”

Mr. Mistoffelees: “Da kommen zwei Piraten in ihr Versteck, während eines Angriffs und alles worüber Melina nachdenkt ist die Größe des Piratenkapitän? Da gäbe es genug andere Dinge um die sie sich sorgen könnte. Ihre Jungfräulichkeit beispielsweise oder ihr Leben.”

Die Piraten machten lange Zeit überhaupt nichts.
Silvano: “Doch sie tun etwas, sie verschwenden Zeit.”

Es waren 2 Männer, Mario und Wieche, und 2 Frauen, Ginny und Haja .
Mr. Mistoffelees: “Oh, das hab ich anhand der Namen gar nicht erkannt. Ganz ehrlich, ich dachte Wieche wäre ein Frauenname. Klingt so ähnlich wie Wiebke.”


Der "Name" Wieche kommt tatsächlich von Wiebke. Ich hatte den Namen damals zum ersten Mal gehört, falsch verstanden und Kraft meiner Intelligenz auch noch für einen Männernamen gehalten. Haja kommt von Kaja, einer Figur aus den Laura-Romanen. Die anderen beiden haben Ginny Weasley aus Harry Potter und Super Mario aus der bekannten Spielreihe zum Vorbild.

Mr. Mistoffelees: “Na, sie hat halt auf andere Sachen geachtet, wie die unwichtigen Namen der Piraten.

Silvano: “Also was für Schiffe hat die Autorin sich da vorgestellt? Zwei Segelschiffe? Nur ein Luxusdampfer ist kein Segelschiff und man braucht schon ein Art Kriegsschiff, um einen Kahn vom Kaliber Luxusdampfer so richtig in Bedrängnis zu bringen.”


Ehrlich gesagt hatte ich zwei LUFTSCHIFFE im Hinterkopf, weil ich beim Schreiben stark von einem Videospiel, ähm, "inspiriert" war, das von Piraten in Luftschiffen handelte. Für mich waren das beides Dampfschiffe. Wobei ich zugeben muss, dass ich damals von den wahren Ausmaßen der Luxus-Kreuzschiffe keine Ahnung hatte und wirklich glaubte, so ein Piratenschiff sei ungefähr so groß wie ein Luxusdampfer...

Melina sprang also auch .
Silvano: „Und klatschte ins Wasser, wo die Haie sie erwischten.“
Mr. Mistoffelees: “Und krachte ungeschickt aufs Deck des Piratenschiffs, wobei sie sich ein paar Knochen brach. Sprünge über eine Distanz zwischen zwei Schiffen sind nicht so einfach wie sie aussehen, dass kann man nicht einfach so mal eben!“

„Irgendwo in der Küche . Meinetwegen im Ofen wie Aschenputtel .“
Silvano: “In der Kombüse? Viel zu nah an den Lebensmittelvorräten. Das ist keine gute Wahl.“
Mr. Mistoffelees: “Ich wusste noch nicht, dass Aschenputtel feuerfest war oder wie wäre es ihr sonst möglich gewesen IM Ofen zu schlafen? Schwache Leistung, was die Märchenkenntnis angeht.“

Mr. Mistoffelees: “Ich empfehle einen Grundkurs im Fluchen für Seemänner. Ich hab selten so zahme Flüche gelesen.“

Silvano: “Ein alter Kracker. Warum lassen die Lebensmittel quasseln? Aber das wäre dann ein alter Cracker. Was gibt es noch an Worten die passen könnten.“
Mr. Mistoffelees: „Hör auf dir Gedanken um einen alten Knacker zu machen, der eh nur ein unwichtiger Nebencharakter ist und lies weiter.“
Silvano: “Und den erfindungsreichen jungen Burschen an dessen Lippen die Leute hängen, lassen wir ganz außer Acht?“

Mr. Mistoffelees: “Wer sagt das zu ihr?”
Silvano: ”Ein Random-Pirat.”

Silvano völlig entsetzt: “Wie bitte? Sie LIEST beim Steuern eines Schiffes???“
Mr. Mistoffelees: “Da kann ich nur sagen: Ciao Kurs und Riff ahoi!”

Mr. Mistoffelees: “Herrschaftszeiten Mädchen! Das ist jetzt nun wirklich nicht der passende Zeitpunkt, sich Gedanken über das Aussehen deiner Haare zu machen!“
Silvano: “Ich bezweifle sehr, dass sich ihr Friseur ebenfalls auf diesem Schiff befindet.”
Mr. Mistoffelees: “Ja, das wäre ein wenig sehr weit hergeholt.”

Melina vertrieb sich ihre Zeit in einer der Matrosenkajüten .
Mr. Mistoffelees: “Will ich wissen wie?”
Silvano: “Eher nicht.”

Silvano: „Okay, das sind merkwürdige Sachen. Caesars Lorbeerkranz dürfte übrigens schon längst zu Staub zerfallen sein. Lorbeerblätter werden in über tausend Jahren nämlich wieder zu Kompost, schließlich reicht für den Vorgang sogar ein Jahr aus.“
Mr. Mistoffelees: “Du sagtest in der Story gibt es keine Magie. Wie hat sie es dann geschafft die Wandmalerei, die Nase der großen Sphinx und das Stück Blech in einer so kleine Kiste in einem Raum, der nicht größer als eine Besenkammer ist, unterzubringen?“

Silvano: “Nur ein Hinweis: Du sprichst gerade mit deiner Entführerin.”

Mr. Mistoffelees: “Noch ein Hinweis: Du sprichst gerade mit deinem Entführungsopfer.”



Die kleine Einlage mit dem Sonnenjungen Sol war auch witzig umgesetzt.
Es ist gut, dass du deine Anspielungen erklärst, denn da kommt bestimmt nicht jeder drauf.

Insgesamt machst du beim MSTen gar nicht so viel falsch. Es war ohne Zweifel das, nennen wir es mal, "gebildetste" MSTing, das ich je gelesen habe.
Es klingt vielleicht paradox, aber du gehst wahrscheinlich etwas zu ernst an die ganze Sache ran. An sich ist es gut, wenn Leute das MSTen ernst nehmen - dann kommt wenigstens kein grober Unfug bei der Sache raus. Bei dir aber wirkt es manchmal zu ernst oder zu steif, besonders, wenn du Rechtschreib- und Logikfehler korrigierst. Dass es auch anders geht, zeigen die vielen lustigen Kommentare.
Wenn du mal wieder ein MSTing schreiben willst, dann versuche, dich noch ein wenig mehr fallen zu lassen. Du bist ein guter Schreiberling und machst dir viele Gedanken, wenn du etwas schreiben willst. Bei einem MSTing darfst du aber auch ab und zu aus der Rolle fallen und etwas alberner werden.
(Allgemein-)Wissen und ein Verständnis für Sprache sind eine perfekte Basis für ein MSTing, doch letztendlich geht es um den Humor. Der darf ruhig etwas überdrehter und comichafter sein, oder auch bitterböse, sarkastisch und zynisch, wenn dir das Alberne nicht so liegt.

Das soll aber nicht heißen, dass es bei dir nichts zu lachen gegeben hätte. Ich habe mich durchaus beim Lesen amüsiert. Du hast viel Humor - überdecke ihn nur nicht mit deiner Intelligenz!

Mana
Von:  SmilingMana
2013-09-15T18:43:32+00:00 15.09.2013 20:43
So, nun zum ersten MSTing-Kapitel:

Rein Formal gibt es nichts zu meckern. Deine Formatierung liest sich angenehm und du MSTest höchstens drei Sätze des Originals auf einmal, meistens Satz für Satz - genau so sollte es sein.
Mir ist aufgefallen, dass es bei dir im Drehbuchstil häufiger vergessene Buchstaben und fehlende Kommas gibt, von Zeit zu Zeit auch mal ein Fehler bezüglich das/dass. Der Drehbuchstil scheint noch ungewohntes Neuland für dich zu sein und das merkt man ein wenig. Die Dialoge selbst klingen jedoch sehr natürlich und die Fehlerquote ist auch nicht sooooo übertrieben hoch. Es fällt nur verglichen mit dem Fließtext auf, dass du im Drehbuchstil mehr Tippfehler hast.

Ich war beim Lesen ein wenig an meine eigene Anfangszeit als MSTer erinnert, wo ich noch stur jeden Rechtschreibfehler der Originale korrigiert habe. Das kam zuweilen etwas lehrerhaft rüber und ist auch nicht so lustig. Da du aber nie nur Rechtschreibung korrigiert hast, sondern hintendran immer noch ein paar andere Kommentare kamen, war es nicht so schlimm.
Das Tolle ist, dass du gegen Ende des Kapitels erkennbar lockerer geworden bist. Die Kommentare wurden allgemein immer bissiger. Deine Gag-Quote ist ziemlich hoch.

Hier die Stellen aus diesem Kapitel, die ich besonders lustig fand:

Mr. Mistoffelees: „Mich wundert es auch, besonders bei einer adligen Familie, dort werden Geburtstage mit großen Festlichkeiten begangen. Im Übrigen ist das ein merkwürdiger Name, bestimmt selbstausgedacht.“
Silvano skeptisch: „ Stimmt, ich muss dabei an die Retina im Auge denken. Vielleicht vermische ich dabei aber auch die Namen Reta und Rinita.


Stimmt, der Name ist selbstausgedacht. Schwer zu sagen, was ich mir dabei gedacht habe. Hatte aber bestimmt nichts mit der Retina zu tun, auch wenn diese Verbindung wirklich kreativ ist.

Silvano: „Ich hab mal gelesen, dass der Sonnenkönig nach dem Aufstehen in Anwesenheit eines Teils seines Hofstaates angekleidet wurde.“

Mr. Mistoffelees: „Wie, um die Tochter des Hauses kümmert sich nur eine alte Vettel kurz vor der Verkalkung?“

Mr. Mistoffelees: „Manager? Beim Adel? Wenn das so weiter geht, nehm’ ich freiwillig ein Bad im Meerjungfrauenbecken!“

Silvano prustete: „Heiner Louise, der Mann ist mit dem Namen fürs Leben geschlagen.“
Mr. Mistoffelees: „Findest du? Also Hans Wurst zu heißen wäre schlimmer.“

Mr. Mistoffelees: „Beginne Er mit meinem Vater!“

Silvano: „Dieser Dialog... Das darf doch nicht wahr sein!“
Mr. Mistoffelees: „Ist es aber!“
Silvano: „Ist es nicht!“
Mr. Mistoffelees: „Ist es wohl!“
Silvano: „Ist es nicht!“
Mr. Mistoffelees: „Doch!“
Silvano: „Nein!“
Mr. Mistoffelees: „Dohohoch!“
Silvano: „Neihein!“
Mr. Mistoffelees: „Kleinkind!“
Silvano: „...!“

Mr. Mistoffelees: „Das hieße besser: Seine Meinung dazu ist nicht von Belang. Besorge Er mir eine Kutsche!“

Silvano: „Wie nett vom Kapitän. Sie hat wohl VIP-Status als Adlige.“


Die abweisenden Reaktionen von Mr. Mistoffelees kamen sehr glaubhaft und natürlich rüber. Davon war ich wirklich begeistert. Ich habe einen Kater und der verhält sich genau so, wenn er mich gekonnt ignoriert. Ich habe mir Mr. Mistoffelees die ganze Zeit wie meinen Kater vorgestellt (auch wenn der schwarz-weiß ist und nicht rein schwarz).

Bei den Interaktionen zwischen den Kommentatoren hast du intuitiv alles genau so gemacht, wie es mir am besten gefällt: Der Fokus liegt stets auf dem Original, doch ein paar kleine "Anzickereien" zwischen den Kommentatoren lockern die ganze Sache auf. Auch da gibt es nichts zu meckern.

Die Anspielungen zeigen, dass du ein sehr breitgefächertes Allgemeinwissen hast. Dümmer wird man beim Lesen deines MSTings definitiv nicht. Ich glaube aber, dass nur wenige Leser alle Anspielungen verstehen können.

Alles in allem war dieses Kapitel oft ernst, aber mindestens genauso oft auch sehr lustig.

Auf zum nächsten!

Mana
Von:  SmilingMana
2013-09-15T17:33:30+00:00 15.09.2013 19:33
Hallo

und vielen Dank für deinen Beitrag zu meinem Wettbewerb!

Ich habe es ja schon einmal gelesen, deshalb greife ich jetzt vor: Deine Rahmenhandlung ist nicht nur eine von wenigen, die Bezug zum Original haben (was natürlich nur ein Bonuspunkt ist) - es ist die beste Rahmenhandlung von allen Teilnehmern. Und sie ist auch mit Abstand am besten geschrieben.
Man merkt im Fließtext wirklich, dass du oft und gern schreibst. Es liest sich sehr leicht und locker runter. Ein paar Sätze sind etwas umständlicher und grenzen fast an Schachtelsätze, aber weil diese Sätze nicht die Mehrheit bilden und deine Formulierungen natürlich klingen, ist das kein großes Problem.

Um die Tippfehler zu sehen, muss man bei dir schon die Lupe nehmen. Der einzige auffälligere Fehler im Prolog ist dieser hier:

Silvano nährte sich nur zögerlich dem Tisch.
Da fehlt wohl ein E.

Inhaltlich gibt es nichts zu rütteln. Umgebung wie Charaktere werden sehr schön beschrieben, man kann sich also alles wunderbar vorstellen. Die Hinleitung zum eigentlichen MSTing wirkt natürlich.
Sehr gut gefallen mir auch der hintergründige Humor, wie z. B. bei der Meerjungfrau im Aquarium oder dem Internet per Spiegel. Solche netten kleinen Details erinnern mich schon fast an die Harry-Potter-Romane und sind genau das, was eine fantastisch angehauchte Umgebung ausmacht.

Ich mag deinen Rahmen wirklich, falls das noch nicht deutlich geworden sein sollte. Da kann ich dir auch verzeihen, dass du meinen Namen in der Kapitelübersicht falsch geschrieben hast.

Bis zum nächsten Kommentar,

SmilingMana mit einem L
Von:  Sas-_-
2013-04-30T13:51:03+00:00 30.04.2013 15:51
Ich kenne nicht viele MSTing, die eine gescheite Rahmenhandlung haben
und auch ich bin verdammt faul in dowas und halte das ziemlich kurz :D
Was ich sagen kann ist, dass es wirklich gut geschrieben ist und
dass es einen neugierig macht :]
Irgendwie sehe ich gerade Jack Sparrow und den Kater Salem von
Sabrina - total verhext vor mir,
weiß auch nicht warum :DD
Ich werd mir dein MSTing mal zur Gemüte ziehen^^
Bis jetzt war es ein schöner Anfang :]
Von:  BanditoCat
2013-03-28T20:52:55+00:00 28.03.2013 21:52
Jetzt fühle ich mich dumm da ich keine der drei Anspielungen indendifizieren konnte...
Von:  UnitedT
2013-01-21T09:20:33+00:00 21.01.2013 10:20
Anscheinend können die beiden auf Animexx zugreifen. Bzw der Kater kann es. Der Kater kann ergo die wahre Materie aus der seine Welt besteht erkennen, und dass sind Buchstaben;) Wie auch immer ich hab mich schon beim ersten Kapi weggeschmissen.

Schade fand ich nur, dass Silvano nicht auf das Meermädchenbecken eingegangen ist, als er die Gelegenheit dazu bekahm.

Ansonsten Top Schreibfug von einer Top Schreibverfügerin (oder super Schriftstück, von meiner Lieblingsautorin) zu einem Unding der Geschichte des Geschriebenen Wortes.
Von: Futuhiro
2012-11-29T22:16:25+00:00 29.11.2012 23:16
*lach*
Witzig. Ich mag Mistoffeles immer noch, auch wenn er echt fies drauf ist, mit seinem Laden. Die Idee mit dem Internetspiegel hat übrigens was. Wie bist du darauf gekommen?

--> Jetzt würde mich allerdings interessieren, was die zwei für ne Geschichte lesen, wenn die so lustig ist. ^^


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