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Der Kuss des Kobolds

von

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ACHT

Fassungslos begutachtete ich mein Spiegelbild. Ich war entsetzt. Nicht nur meine Jacke und (Oh Gott!!) Harrys Handschuhe hatte dieses Mistvieh auf dem Gewissen. Auch meine Haare hatten dran glauben müssen. Die rasierklingenscharfen Klauen des blöden Reptils hatten meine schönen langen Haare um die Hälfte kürzer und meinen Haarschnitt zunichte gemacht. Ich seufzte lautstark. Okay. Lieber meine Haare, als ich. Ich konnte damit leben und würde einen Termin beim Frisör vereinbaren. Ich war fast ein bisschen schadenfroh, dass das Monster dafür mit dem Leben bezahlt hatte.

Ich band die verbliebenen Haare zu einem hohen Dutt zusammen und verließ mein Badezimmer, um mir einen Kaffee zu kochen. Obwohl... nein, doch lieber einen Beruhigungstee.

Gerade wollte ich mich auf mein Sofa schmeißen und Nachrichten schauen, – wäre doch gelacht, wenn nicht alle Sender über den heutigen Vorfall berichten würden – als es an mein Fenster klopfte.

Mein Fenster? Ich wohnte im fünften Stock. Vielleicht nur ein Vogel? Eine Fledermaus? Vielleicht warf auch jemand Ziegelsteine...

Ich drehte mich um und sah Harry auf der Feuerleiter stehen. Ich sprang auf und stürmte zum Fenster, um es sofort aufzureißen.

»Harry!«, sagte ich erleichtert, als er in meine Wohnung kletterte und ich mich in seine Arme warf.

Er trug noch die gesamte Montur seines Kobold-Kampfanzuges und drückte mich fest an sich. Er roch nach Wind und nach... Freiheit.

»Ich bin so froh, dass es dir gut geht«, hauchte er in mein Haar, umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und küsste erst mein Augenlid, dann meine Wange und schließlich meine Lippen.

»Ich muss dir etwas sagen«, begann ich schließlich zaghaft und führte Harry zum Sofa, wo ich seine Handschuhe abgelegt hatte.

Schuldbewusst zeigte ich ihm das Malheure und er nahm mir die nutzlos gewordenen Teile aus den klammen Händen. Dann warf er sie achtlos beiseite und zog mich erneut in eine stumme Umarmung. Sein Kinn drückte gegen meine Schläfe und ich schlang meine Arme um seinen Rücken.

Okay, war wohl doch kein Kaschmir gewesen.

»Was hältst du von einem Film-Abend?«, fragte er schließlich und sein Atem kitzelte mein Ohr.

»Klingt perfekt«, antwortete ich und Harry hauchte einen letzten Kuss auf meine Stirn.

»Ich lass dich abholen«, erklärte er, bevor er widerwillig von mir abließ und wieder zum Fenster ging. »Ich habe noch ein Meeting und weiß nicht, ob es vielleicht länger dauert.«

Ich nickte, als er die Feuerleiter erklomm.

»Kein Problem.« Ich streckte mich, um zu sehen, wo sein Gleiter parkte. Krass. Er schwebte einfach einen halben Meter neben der Leiter in der Luft. »Flieg vorsichtig.«

Der Gleiter gab ein Geräusch von sich, als Harrys Gewicht auf ihn einwirkte und er sich ein Stück nach unten bewegte. Harry sah grinsend zu mir.

»Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.«

Ich zuckte mit den Schultern. Irgendwann gab es immer ein erstes Mal.

»Bis später, Lindsay.«

»Morgan«, sagte Harry schlicht, griff sich an seine nicht vorhandene Hutkrempe und düste davon.

Ich sah ihm lange nach, bis er zwischen den Hochhäusern der Stadt verschwunden war und ich ihn nicht mehr sehen konnte.

Lächelnd schloss ich das Fenster wieder, blickte auf und erspähte eine alte Dame, die, ihre Katze streichelnd, am Fenster des gegenüberliegenden Hauses stand und mich mit großen ungläubigen Augen ansah. Ich erstarrte, nickte letztendlich und zog hastig die Gardinen zu.
 

~
 

Ich saß auf einer Parkbank und blätterte sensationsgierig in der Tageszeitung, als ich die letzten Stunden Revue passieren ließ.

Eine Verabredung für heute Abend? Check.

Einen Friseurtermin vereinbart? Check.

Tom angebettelt, ob er einen Kellnerjob im »Penrose« für mich hatte? Check.

Besser konnte es fast nicht mehr laufen.

Ein Artikel im Kulturteil erregte unterdessen meine Aufmerksamkeit. Ein neues Stück am Broadway wurde vorgestellt, mit Mary Jane in der Hauptrolle.

Wahnsinn. Ich musste sie anrufen. Ich musste ihr Blumen schicken. Ich musste mir diese verdammte Vorstellung ansehen!

»'Ein aufgehender Stern am Broadway-Himmel'«, las ich den ersten Teil der Überschrift laut vor und beschloss, den Artikel aufzuheben und einzurahmen.

Ich blätterte weiter. Eine blöde Angewohnheit von mir war, dass ich Zeitungen immer von hinten anfing zu lesen, also schockte mich die Titelstory erst, als ich Annoncen, Klatsch und Tratsch, den Sport, den Wirtschaftsteil, das Wetter und das Fernsehprogramm für den heutigen Abend schon hinter mir hatte.

»'Neue Bedrohung aus dem All?'«

Ich runzelte die Stirn, als ich den Artikel überflog. Unerklärliche Mordfälle, grausame Leichenfunde, die Polizei, die im Dunkel tappt. Nur der Bugle hatte Informationen aus erster Hand. Natürlich.

Es sollte sich um einen weiteren Symbionten aus dem All handeln. Sogar einen Namen hatten sie sich schon ausgedacht:

Carnage Girl.

Ich schlug die Zeitung augenblicklich zu und stopfte sie in den Mülleimer neben mir. Was für ein Käse.

Als ich mich erhob und bereits zwei Meter gegangen war, sog ich erinnernd die Luft ein und stürzte zur Parkbank zurück. Wie ein Penner wühlte ich im Müll, fischte den Kulturteil heraus und machte mich auf den Weg, um einen Bilderrahmen zu kaufen.
 

~
 

»Danke, Bernard«, sagte ich, als dieser mir aus dem Wagen half und ich einen Blick auf das Osborn-Anwesen erhaschen konnte.

Ich verkniff mir ein anerkennendes Pfeifen, als meine Augen über die beachtliche Villa, den angrenzenden Garten und weitflächige Einfahrt schweiften. Vom Fuhrpark wollte ich gar nicht erst anfangen.

»Master Harry ist noch nicht wieder eingetroffen«, war Bernards Antwort und er führte mich die Treppen zum Eingang der Behausung nach oben. »Gestatten Sie mir, dass ich Sie bis zu seinem Eintreffen in den Salon führe.«

»Sehr gern«, stimmte ich zu und konnte mein Staunen kaum verbergen, als Harrys Butler mich an teuer wirkenden Wandteppichen, Ölgemälden und Marmorstatuen vorbei führte.

»Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, ich werde das Abendessen zubereiten.«

Ich nickte Bernard dankend zu, sah ihm nach, wie er durch eine Tür verschwand und blickte mich im Salon um.

In einem Kamin loderte ein frisch entfachtes Feuer. Eine Sitzecke mit rot gepolsterten Möbeln war in angemessener Entfernung dazu aufgestellt, hohe Fenster fluteten bei Tag den Raum mit Licht, und überall diese teuren Gemälde. An der Wand gegenüber hatte außerdem ein riesiger Wandspiegel mit goldenem Rahmen seinen Platz gefunden.

Neugierig betrachtete ich das Portrait einer jungen Frau. Sie war hübsch. Ich würde noch heute schwören, dass sie Harrys Augen hatte. Doch das Gemälde schien schon Jahrhunderte alt zu sein. Ein Vorfahr der Familie Osborn vielleicht?

Ich spürte einen leisen Luftzug und die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.

»Tut mir leid«, sagte Harrys Stimme hinter mir und ich wirbelte herum. »Es hat doch etwas länger gedauert.« Eine Frage schien in meinem Gesicht zu stehen, denn er lächelte plötzlich, deutete mit dem Daumen hinter sich und meinte: »Geheimtür im Spiegel.«

»Ah«, sagte ich nur und sah an ihm vorbei um den wieder unschuldig dastehenden Spiegel betrachten zu können.

»Los, komm«, sagte Harry, packte meine Hand und zog mich aus dem Salon.

Unser Weg führte eine große Treppe im Eingangsbereich der Villa empor, vorbei an verzierten Türen und Bücherregalen. Hinter einer geöffneten Tür konnte ich sogar einen Konzertflügel erkennen.

Erst vor dem hauseigenen Heimkino hielt Harry an und sah mich an.

»Indiana Jones, Indiana Jones oder Indiana Jones?«, fragte er ernst und ich überlegte.

»Du hast Indiana Jones vergessen«, sagte ich, als mir einfiel, dass es bereits vier Teile gab.

Harry deutete schnalzend mit dem Finger auf mich.

»Stimmt. Also?«

Ich entschied mich für:

»Indiana Jones.«

»Gute Wahl«, lobte er mich und verschwand in einem kleinen Raum direkt nebenan. »Geh schon einmal vor und mach es dir bequem. Ich bin gleich bei dir.«

Ich hörte beschäftigtes Werkeln aus der Kammer und konnte förmlich sehen, wie er eine riesige Filmrolle auf einen Projektor legte, der vermutlich noch aus der Steinzeit stammte.

Also dann, auf in den Tempel des Todes.
 

~
 

Pappsatt ließ ich mich auf die bequeme und wirklich einladend wirkende Couch im Wohnbereich der Villa fallen. Gefühlte tausend Kissen lagen um mich herum und das Polster bewegte sich leicht, als Harry sich neben mich plumpsen ließ.

»Ich werde nie wieder in meinem ganzen Leben etwas essen können«, versicherte ich und spielte auf Bernards begnadete Kochkünste und meinen hemmungslos überfutterten Magen an.

Harry kicherte und ich drehte mich zur Seite um ihn besser sehen zu können. Der Kamin, den es auch hier gab, zauberte flackernde Schatten auf sein Gesicht. Er setzte an, etwas zu sagen, unterbrach sich jedoch selbst, als Schritte zu hören waren und Bernard im Türrahmen erschien.

»Wünschen die Herrschaften noch etwas?«, fragte der Butler und als Harry mich fragend ansah, schüttelte ich hastig den Kopf. Noch ein Stück Tiramisu und ich würde platzen.

»Danke Bernard, das wäre dann alles«, sagte Harry und Bernard deutete ein leichtes Nicken an.

»Ich werde mich dann zurück ziehen und wünsche eine Gute Nacht.«

»Gute Nacht«, wünschten Harry und ich wie aus einem Mund und Bernard verschwand.

Harry reichte mir mein Sektglas von dem kleinen Beistelltisch und ich nahm hastig einen Schluck, nachdem wir angestoßen hatten.

»Mary Jane hat eine neue Anstellung am Broadway«, platzte es plötzlich aus mir heraus und Harry wirkte plötzlich etwas unzufrieden.

»Ich weiß«, sagte er dazu und holte just zwei Eintrittskarten hervor. Huch. Wo kamen die denn jetzt so plötzlich her? »Es sollte eigentlich eine Überraschung sein.«

Das war es trotzdem. Ich freute mich riesig.

»Das wird toll«, jubelte ich und küsste seine unversehrte Wange. »Danke.«

»Kein Ding«, versicherte er und legte die Karten beiseite.

Das Holz im Kamin knisterte, als ich mein Glas abstellte, Harrys ebenfalls aus seiner Hand nahm, mein linkes Bein über ihn schwang und ihn, auf seinem Schoß sitzend, ansah.

Meine Finger lagen an seinem Nacken und spielten mit seinem Haar, während er meine Hüfte umfasste und mich näher zu sich zog. Lächelnd neigte ich den Kopf, als wir uns küssten und seine Hände unter meinem Shirt nach oben wanderten. Ein leises Keuchen entfuhr mir und ich biss sacht in seine Unterlippe. Meine Hände krallten sich in seine Haare, als der Kuss fordernder wurde uns sich eine gierige Wärme in meiner Körpermitte ausbreitete. Meine Finger fühlten, tasteten, erforschten und lagen mit einem Mal auf Harrys vernarbter Wange. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie seine Hand mein Handgelenk packte und nach unten riss. Erschrocken ließen wir beide voneinander ab. Ich sah ihn entschuldigend an. Er mich ebenso. Jede Leidenschaft war vorerst verflogen.

Ich sah nach unten und strich mein Shirt glatt, rührte mich jedoch nicht von der Stelle. Langsam hob ich den Blick wieder, sah seine leuchtenden Augen und kaute auf meiner Unterlippe herum. Meine Hand verselbstständigte sich mit einem Mal. Ganz langsam wanderten meine ausgestreckten Finger zurück zu seinem Gesicht, berührten ganz vorsichtig und nur mit den Fingerspitzen seine Wange, ganz so, als hätten sie Angst vor einer weiteren Abweisung. Als diese nicht kam wurde ich mutiger. Ich begann bei seiner Augenbraue und tastete mit federleichten Berührungen jeden Zentimeter seiner alten Wunde ab.Er ließ es wortlos geschehen.

»Wie ist das passiert?«, traute ich mich nach einer Ewigkeit endlich zu fragen.

Als ich bereits dachte, dass ich keine Antwort mehr erhalten würde, packte Harry mich erneut an der Hüfte, stand auf und hob mich mit sich in eine stehende Position. Dann nahm er mich wieder bei der Hand und führte mich zurück ins Erdgeschoss.

»Ich zeige es dir.«
 

~
 

Lautlos glitt der schwere Spiegel beiseite und gab die Sicht auf eine nach unten führende Steintreppe frei. Ein Lufthauch wehte aus dem Dunkel herauf und brachte mein Haar zum Fliegen.

Ach so. Jetzt ging es also in die Bat-Höhle.

Dieser Gedanke brachte mich zum Grinsen, als Harry mich mit einer Armbewegung einlud, die Treppen hinabzusteigen.

»Was?«, fragte er, als er mein Gesicht sah und ich schüttelte den Kopf.

»Würde es dir etwas ausmachen vorzugehen?«

Hatte doch irgendetwas gruseliges an sich, wenn ein Mädchen in den Keller eines Mannes ging, ohne das sonst irgendjemand von ihrem Verbleib wusste. Ich sah eindeutig zu viele Horror-Schocker.

Harry lachte und stieg hinab. Unsere Schritte halten leise von den Wänden wieder, als ich ihm folgte. Mit einem dumpfen Geräusch schloss sich die Geheimtür hinter uns wieder und fast im selben Augenblick gingen kleine blaue Lichter an, welche in die Treppe eingelassen waren. Puh, beinahe hätte ich Harry ganz nah auf die Pelle rücken müssen und hätte mich in seinem Oberarm gekrallt.

»Das Vermächtnis meines Vaters«, sagte er, just als die Treppe ein jähes Ende fand.

Ein unterirdisches High-Tech Labor wurde mit Licht geflutet. Maschinen begannen zu arbeiten. Etliche Gerätschaften, mit denen ich null anzufangen wusste, werkelten im Stillen vor sich hin und warfen irgendwelche kryptischen Berechnungen aus. Und an einer Wand des geheimen Labors, sicher hinter Panzerglas verschlossen, bewahrte Harry sein... Arbeitswerkzeug auf. Außerdem musste hier irgendwo noch ein weiterer Zugang sein.

»Das ist ganz schön beeindruckend«, flüsterte ich und betrachtete den Anzug durch das dicke Glas. Mein Blick wanderte weiter über den Gleiter und blieb schließlich an den kleinen runden Bomben hängen, die in einem Regal an der Wand hingen. »Aber was genau ist das alles?«

»Mein Vater hat vor seinem Tod an der Entwicklung menschlicher Leistungsverstärker gearbeitet«, berichtete Harry und ich erinnerte mich daran, dass ich darüber gelesen hatte. »Auch der Kampfgleiter ist in Zusammenarbeit mit dem Militär entstanden.« Harry lief durch den Raum und betätigte ein paar Tasten einer Computertastatur. »Dann verlor er den Verstand und wurde zum Kobold. Er hat sich selbst umgebracht. Bernard hat es mir erzählt. Aber ich wollte dies erst nicht sehen und suchte die Schuld bei meinem besten Freund. Ich wollte Peter töten. Ich...« Er verstummte, als er mit alten Erinnerungen kämpfte. Ich trat näher und legte meine Hände beruhigend auf seinen Unterarm. »Sieh selbst.«

Der Computerbildschirm flackerte und das Video einer Überwachungskamera wurde abgespielt. Ich erkannte die Räumlichkeit sofort als das Labor indem wir uns gerade befanden. Ich trat näher, als Harry und Peter anfangen, sich einen erbitterten Kampf zu liefern. Genau an der Stelle, wo wir gerade standen. Mit offenem Mund folgte ich den Ereignissen auf dem Bildschirm, beobachtete wie Harry eine Bombe warf und diese von Peter zurückgeschleudert wurde. Ich verbarg mein Gesicht in dem Moment an Harrys Arm, als der Bildschirm von einer Explosion erleuchtet wurde.

Ach, du meine Güte.

»Das tut mir so leid«, flüsterte ich und legte meine Arme um ihn.

Plötzlich lief es mir kalt den Rücken hinunter. Etwas unsichtbares schien nach meinem Inneren zu greifen und ein Druck breitete sich in meinem Kopf aus. Dieser Ort hier war mit irgendwie unheimlich.

Harry tat Gesagtes mit einem Schulterzucken ab und schaltete den Computerbildschirm aus.

»Es hat mir die Augen geöffnet. Im übertragenem Sinne natürlich.«

Ich sah nach oben und in sein grinsendes Gesicht. Wenn er grinsen konnte, dann konnte ich es auch. Dann fiel mir etwas ein.

»Menschliche Leistungsverstärker?«, fragte ich.

»Muskelaufbau, verstärktes Sehvermögen, bessere Koordinierung, Reflexoptimierung«, zählte Harry ein paar der verbesserten Körperfunktionen auf.

»Du besitzt all das auch?«

»Ja.«

»Und warum bist du dann beim Schlittschuhlaufen mit mir hingefallen?«

Harry lachte schallend und schien sich ertappt zu fühlen, denn er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

»Vielleicht wollte ich es ja.«

Ich nickte verstehend und wandte mich grinsend ab.

»Was ist das da?«

Ich deutete auf eine unfertige Apparatur in der Mitte des Raumes.

»Das wird ein neuer Gleiter. Lust auf einen Testflug, wenn er fertig ist?«

»Oh nein«, sagte ich schnell. Mein Bedarf an Höhe war für die nächste Zeit durchaus gedeckt. »Nein Danke. Das Vergnügen darfst du ganz allein genießen.«

»Master Harry!«, drang Bernards Stimme urplötzlich an unser Ohr. Er polterte eilig die Treppen nach unten. »Master Harry!«

»Wir sind hier«, sagte der bis eben noch schmunzelnde Harry unnötigerweise und eilte Bernard entgegen.

»Master Harry«, wiederholte der Butler völlig außer Atem. »Der Polizeifunk hat von einer Geiselnahme berichtet. Ich denke, es wäre das Beste, wenn der Kobold...«

»Danke, Bernard«, sagte Harry hastig und ging schnell zum Panzerglas.

Er drückte seine Handfläche gegen eine Vorrichtung und das Glas hob sich nach dem Scannvorgang nach oben und gab den Anzug plus Gleiter frei. Ich wollte mich zurückziehen, doch Harry hielt mich auf. »Entschuldige.« Ich versicherte ihm, dass ich verstand und stahl mir einen Abschiedskuss. »Wir holen das nach.«

Nickend folgte ich dem immer noch schnaufenden Bernard zurück nach oben.

»Flieg vorsichtig«, flüsterte ich, als wir wieder im Salon angekommen waren.

Als sich der Spiegel vor meinen Augen schloss, hörte ich wie sich das unverwechselbare Geräusch der Gleiterantriebe entfernte und der Kobold in der Nacht verschwand.
 

~ Ende des 8. Kapitels ~



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