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Seelensammlerin

von

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Hinter der feindlichen Linie

Gemeinsam mit Jordan machte er sich auf den Weg. Sie sollten sich hinter die feindlichen Linien schleichen und weiter ins Landesinnere vorstoßen. Die Mission war nicht einfach, aber dafür wurden ja auch sie beide ausgewählt. Jordan, weil er bisher noch nie sein Ziel verfehlt hatte und ihn, weil er im Schwertkampf einem Elfen ebenbürtig war. Natürlich würde man sein Schwert und Jordans Bogen in der Schlacht sehr vermissen, aber Befehl ist Befehl und von dem gelingen der Mission hing die Zukunft seiner Heimat ab. Nicht nur seiner Heimat! Es ging um das Leben vieler Menschen, unschuldiger Menschen, Menschen, die sich nicht selbst verteidigen konnten. Also zogen sie los. Zu Fuß, denn Reitechsen waren zu auffällig.

In einem weiten Bogen umrundeten sie das feindliche Lager. Am Anfang mussten sie noch sehr aufpassen nicht erwischt zu werden, denn der Feind hatte viele Wachen auf den Wegen postiert. Doch als die Schlacht begonnen hatte, mussten sie sich immer weniger ins hohe Gras zurückziehen und auf den Boden drücken, wenn jemand kam.

Er hatte den Drang umzukehren und seinen Kammeraden in der Schlacht beizustehen, doch Jordan hielt ihn zurück. Befehl ist Befehl. Wieder musste er an seine Heimat denken und daran, wie viele Menschen hofften, dass die Armee nicht geschlagen wurde und, dass der Kongress der Halbgötter ausgeschaltet wurde. Entschlossenheit breitete sich in seinem Körper aus.

Bei Morgendämmerung waren sie aufgebrochen und nun brach die Nacht herein. Sie hatten den Waldrand noch nicht ganz erreicht, aber sie konnten ihn schon sehen. Schweigend gingen sie ihren Weg, die Sinne aufs äußerste angespannt. Plötzlich blieb Jordan stehen. Er tat es ihm nach. Beide lauschten sie. Das Geräusch von Hufen auf trockenem Boden. Sie schlichen geduckt ins hohe Gras und blieben reglos liegen. Doch das Pferd galoppierte nicht auf dem Weg, sondern durchs Gras. Hatte man sie entdeckt? Stumm tauschten sie Blicke zur Absprache. Unmerklich nickte er auf Jordans fragenden Blick hin. Dieser setzte sich auf, einen Pfeil schussbereit in der Sehne. Während sein Kamerad zielte, zog er sich zurück, damit er zu ihm aufschließen konnte.

"Ich gehe 10 Meter nach links!", flüsterte er noch, dann war er allein.

Er hörte ein Pferd schmerzvoll wiehern und einen wütenden Schrei, der Klang, als wäre er nicht von dieser Welt. Das war nicht gut. Er sprang auf und sah noch, wie sich etwas seinen Freund blitzschnell zu Boden warf. Für einen Augenblick blieb er wie zu Stein erstarrt stehen. War das ein Halbgott? Dann zog er sein Schwert und schlich sich heran. Für seinen Freund war es noch nicht zu spät. Halbgötter quälten ihre Opfer nur zu gern.

Tatsächlich! Innerhalb von Sekunden hatte er die Situation überblickt, in der sich sein Kamerad befand. Der Halbgott kniete vor ihm und sprach bedrohlich auf einer ihm unbekannten Sprache. Einen Halbgott fair im Kampf zu besiegen war ein Ding der Unmöglichkeit und dieser hier hatte ihn noch nicht mitbekommen und hockte ihm den Rücken zugewandt da. Eine solche Chance bekäme er nicht noch einmal. Ohne zu zögern stach er zu, genau dort, wo bei einem Menschen das Herz gesessen hätte.

Zunächst schien es, als würde das übermenschliche Wesen nichts davon mitbekommen, doch dann berührte es die Spitze seiner Klinge, die auf der anderen Körperseite wieder heraustrat. Langsam wendete es den Kopf und er musste zugeben, so viel Angst er auch hatte, er wollte sehen, wie dieser Halbgott aussah. Doch was auch immer er erwartet hatte, das nicht!

Das Gesicht sah ganz normal aus, sah man von den mysteriösen schwarzen Symbolen ab, die auf Nasenrücken und Wangen gezeichnet waren. Doch die Augen, sie waren nicht menschlich, waren es die ihn entsetzten. Sie waren golden, mit dunkelblauen Sprenkeln durchzogen. Doch aus ihnen sprachen nur allzu menschliche Gefühle: Trauer und Wut.

Es waren die Augen, vor denen er zurückschreckte, die ihn zurückweichen ließen. Sein Schwert zog er mit sich. Das Wesen, es war weiblich, das wusste er nun, wollte ihn offensichtlich angreifen und so ging er in Position, wissend, dass er keine Chance haben würde. Der erste Schlag kam unerwartet schnell und kraftvoll. Nur mit Mühe konnte er ihn abwehren. Ebenso den Nächsten. Doch dann ersann er sich einer Taktik und seine Gegnerin spielte ihm zu, indem sie tat, was er erwartete. Er konnte ihren Angriff erfolgreich abwehren und in die Offensive gehen. Er unterlief ihre Verteidigung und warf sie zu Boden. Doch ehe er zum entscheidenden Schlag ansetzen konnte, hatte sie sich weggerollt. Aus den Augenwinkeln hatte er sehen können, wie sich etwas unter ihrer Haut am Rücken bewegte. Doch was auch immer das für eine Teufelei sein mochte, er durfte sich nicht davon ablenken lassen. Er bemerkte auch, dass sie ihr Schwert verloren hatte und kickte es schnell außer Reichweite. Leider dachte er nicht an das Schwert, welches in Jordans Arm steckte. Sie schon. Als er sie daran hindern wollte, es sich zu holen, war es schon zu spät. Sie hielt es in den Händen. Doch anstatt mit der Klinge anzugreifen, trat sie ihm in den Unterleib. Ihm blieb die Luft weg. Er stolperte einige Schritte zurück und krümmte sich unter Schmerzen. Es bereitete ihm Mühe, nicht in die Knie zu gehen. Doch er wusste, dies war sein Ende. Fest rechnete er damit, dass sie ihn nun enthaupten würde.

Schmerzvoll dachte er an die Menschen, die auf ihn zählten und, dass er versagt hatte. Er traf auf gerade Mal einen Halbgott und starb gleich! Wie hätte er es dann mit gleich zwölf aufnehmen sollen?

Doch der entscheidende Hieb blieb aus. Er hörte sie schreien. Vorsichtig wagte er es die Augen zu öffnen und zu schauen, welch glücklichem Umstand er sein Leben verdankte und wünschte, er hätte es nicht getan. Vor ihm stand ein schwarzer Engel, die Flügel mit dem eigenen Blut getränkt. Ein entsetztes Keuchen kroch über seine Lippen. Nun hatte es sich ausgelebt.

Ihre Augen hatten sich verändert. Sie waren Schneeweiß und auch die Symbole in ihrem Gesicht hatten eine neue Form angenommen. Auf eine bizarre und erschreckende Weise war sie wunderschön. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden.

Dann sah sie auch ihm in die Augen und er spürte, wie sich ihre Einstellung ihm gegenüber schlagartig veränderte. Da war Entsetzen, immer noch Wut, aber auch Ergebenheit. Sie ließ ihre Waffe sinken und drehte sich zu Jordan um. Er dachte schon, sie würde seinen Freund jetzt umbringen, aber stattdessen berührte sie sanft seinen Arm, dann seine Schläfen. Als Jordan sich aufsetzte, schien es ihm wieder gut zu gehen.

Der Engel sagte wieder etwas in der seltsamen Sprache. Ihre Stimme klang sanft. Was ging hier vor?

„Ich verstehe dich nicht!“, sagte er rund heraus. Verwundert sah sie ihn an, dann wiederholte sie langsam ihre Worte, dieses Mal aber in seiner Sprache.

„Ihr habt Glück! Die Götter brauchen eure Seelen noch, um ihre irdische Brut zu vernichten! Werdet ihr mit mir kommen?“

Ungläubig sah er sie an.

„Du bist kein Halbgott und auch keiner ihrer Diener?“, fragte er sie.

Langsam schüttelte sie den Kopf „Ich bin eine Walküre und unterstehe dem direkten Befehlen der Götter. Der echten Götter. Bedenkt immer, dass nur sie mich davon abhalten können euch nicht aus Rache umzubringen!“



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