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Itachis Leben

Teil 3: Mondschein
von

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Kiziko Nari

Nach zwei weiteren ganzen Reisetagen kamen sie im Grünen Land an. Die kurzen Pausen und die Abende nutzte Konan, um Sasori ihre Trainingserfolge zu zeigen, während Itachi weiterhin lernte. Zuerst wirkte er wie jemand, der für eine bevorstehende Prüfung lernte, aber Konan kam schnell dahinter, dass dieses ständige Lernen tatsächlich wohl schon immer ein Dauerzustand in Itachis Leben war und sie gewann mehr und mehr den Eindruck, dass dieses unermüdliche Arbeiten mit Pinsel, Tusche und Papier ein lebenserhaltendes Ritual und sogar eine Art Kraftquelle in Itachis Leben war. Es schien wirklich so, als ob ein Ende des Übens, Wiederholens und des Ansammelns von neuem Wissen auch das endgültige Aus für Itachis Gesundheit bedeuten könnte. Und nebenher schrieb er auch noch jeden Abend in ein dickes, rot eingeschlagenes Buch, auf dessen Deckel nur sein Name und die Jahreszahl standen. Dieses Buch lag nicht bei seinen Lernsachen, sondern er bewahrte es versteckt unter seinen Kleidern oder unter dem Kopfkissen auf. Konan hätte gern gewusst, was das für ein Buch war, aber sie traute sich nicht, danach zu fragen.

Am dritten Tag sah Konan von dem Berg, auf dem die kleine Gruppe lagerte, das erste kleine Dorf des Grünen Landes. Konan kannte es und wusste, dass es dort einen guten Buchladen und ein Schreibwarengeschäft gab. Sie nahm Itachis Bücherliste, die genauso ordentlich geschrieben war wie das Blatt mit dem Gedicht, legte ihren Kiziko-Nari-Kimono an und machte sich auf den Weg ins Tal.

Die Verkleidung für die Kiziko, die ab und zu im Grünen Land auftauchte, war anders als die, die sie für die Versteckten Dörfer benutzte: ein bunter, edle gemusterter Kimono, langes, schwarzes Haar und Plateau-Holzschuhe. Dazu trug sie Sonnenschirm oder Fächer, um ihr Gesicht ein wenig verbergen zu können. Ihre Gesichtszüge zu verändern fiel ihr manchmal noch etwas schwer, deshalb wollte sie sichergehen und etwas zum Verstecken dabei haben. Ihre weiße Haut behielt sie bei, die war für eine Dame wie Kiziko nicht weiter auffällig. Konan wusste nicht genau, welches Bild die Leute von Kiziko hatten, aber sie ahnte, dass es inzwischen einige Geschichten und Legenden über sie gab. Solange niemand sie mit Akatsuki in Verbindung brachte oder gar im Bingobuch nachschlug, war alles sicher.

Inzwischen war Kiziko eine untergründig bekannte Spionin, die für jeden arbeitete, der ihr gefiel und immer gute Bezahlung verlangte. Sie schien ehrenamtlich und ohne Bezahlung im Dienst des Fürsten des Grünen Landes zu stehen. Nach der Sache mit dem Wesen aus Bijuu-Chakra hatte sich der Fürst ausgiebig bedankt und ihr und ihrem Begleiter Hiruko (den Namen benutze Sasori bei solchen Angelegenheiten) freien Zugang und eine Lagererlaubnis zugesichert. Sasori hatte daraufhin versprochen, gewisse gefährliche und dunkle Personen und Gruppen vom Grünen Land fernzuhalten.

Es tat Konan ein bisschen Leid, den Fürsten, der ein freundlicher, ehrenhafter Mann war, zu belügen, aber die Sicherheit ging mal wieder vor.

Als Konan in ihrer Verkleidung die Hauptstraße des Dorfes betrat, drehten sich sofort alle nach ihr um. Es gehörte zu ihrer Strategie, aufzufallen und so ihren Aufenthalt im Grünen Land zu bestätigen. Auf diese Weise hatte sie ein Alibi, falls jemand in einem anderen Land ihre Bekanntheit ausnutzen und ihr etwas anhängen wollte. So etwas kam oft vor, wenn jemand auf dieselbe Weise wie sie bekannt wurde. Es ging immer darum, aufzutauchen, vom einfachen Volk gesehen zu werden und dann, wenn die Dorf-Ninja auftauchten, sofort wieder zu verschwinden und andernorts wieder aufzufallen.

Konan betrat den Buchladen, der am anderen Ende der Hauptstraße lag. Es waren viele Kunden da und auch hier wurde sie zuerst verwundert und dann mit der ihr schon vertrauten Wiedererkennung angeschaut. Selbstsicher schritt sie auf die Theke zu und klappte den Fächer auf. Das Piercing an ihrer Unterlippe war das Einzige an ihrem Aussehen, was sie noch nie hatte verbergen können und tagsüber nahm sie es aus Prinzip nicht raus. Der Fächer vor ihrem Gesicht verbarg dieses auffällige Merkmal für den Fall, dass es hier irgendwo ein Bingobuch mit ihrem Bild gab. Man konnte ja nie wissen.

Sie legte mit einer eleganten, jedoch sehr bestimmten Handbewegung die Bücherliste auf die Theke.

„Haben Sie das da?“ fragte sie hinter dem Fächer und wusste, wie auffällig und geheimnisvoll sie wirkte.

Die Verkäuferin verbeugte sich hinter der Theke und lächelte unsicher, sichtlich überrascht über die berühmte Kundin. Sie sah die, für eine einfache Liste auffallend schön geschriebene Bücherliste genau an.

„Natürlich, Nari-san!“ antwortete sie eifrig und lief in einen hinter der Kasse gelegenen Raum, um die Bücher zu holen. Konan ließ derweil ihren Blick umherschweifen, jedoch ohne den Fächer zuzuklappen. Die anderen Kunden im Laden verhielten sich, als hätte gerade eine Filmschauspielerin oder eine Prinzessin hier Bücher bestellt. Halb neugierig und halb verstohlen sahen sie sie an und geflüsterte Sätze wie „Das ist sie doch, oder? Die berühmte Spionin?“ schwirrten durch den Raum.

Als die Verkäuferin die Bücher auf die Theke legte und in Packpapier einwickelte, bemerkte Konan hinter sich einen etwas dreizehnjährigen Jungen, der eine Kiste mit kleinen, bemalten Holztafeln vor sich her trug. Konan warf einen interessierten Blick auf die hübschen Bilder, die aussahen, als hätte der Junge sie selbst gemalt, um sich damit ein wenig Geld zu verdienen.

Die Verkäuferin kam zurück, legte die Bücher auf den Tisch und nannte den Preis. Konan wusste genau, wie viel Geld sie dabei hatte, rechnete nach und merkte, dass es nicht reichen würde. Sie hatte zu wenig mitgenommen!

„Sie bekommen alles geschenkt, Nari-san! Wir sind ihnen so dankbar, weil sie uns von diesem Ungeheuer befreit haben!“ sagte die Verkäuferin, die Konans Geldproblem bemerkt hatte.

Der Junge mit den Bildern sah Konan mit leuchtenden Augen an.

„Du bist ‘ne Heldin, Kiziko! Darf ich dich bitte, bitte, bitte malen?“ fragte er.

„Ja, gerne. Aber wenn ihr hier weiter so einen Aufstand macht, kann ich bald nicht mehr geheim arbeiten.“ entgegnete Konan.

„Natürlich. Entschuldige bitte.“ sagte der Junge, „wie möchtest du denn gemalt werden?“

Konan dachte einen Moment lang nach, dann hatte sie eine Idee: „Mal mich mit einem kleinen roten Vogel. Darf ich das Bild auch behalten?“

Der Junge nickte lebhaft. Zehn Minuten später saß Konan unter einem weiß blühenden Kamelienbaum, hielt eine kleine Tontaube auf der Hand und bemühte sich, ihr verändertes Gesicht zu aufrecht zu erhalten. Der Junge war ganz offensichtlich ein sehr begabter Maler, er war schnell und es dauerte kaum eine halbe Stunde, bis das Bild fertig war. Das Ergebnis war sehr gut und sie hoffte, ihn gut dafür bezahlen zu können. Aber das restliche Geld musste für ein paar neue Kleider und die Schreibsachen für Itachi reichen.

„Ich kann dich leider nicht großartig bezahlen. Tut mir leid.“ sagte sie.

„Das ist schon okay.“

„Wie heißt du eigentlich?“

„Hiroyoshi.“ antwortete der Junge strahlend.

„Was hälst du davon, wenn ich dir etwas anderes gebe? Ich kann Origami.“

„Kannst du eines, das nur du allein kennst? Damit ich mich daran erinnern kann, dich getroffen zu haben? Das Ungeheuer hat unsere Ernte zerstört und dann kamen Hiruko-san und du. Ihr habt uns von diesem Tier befreit.“

Konan zog einen ihrer neuesten Schmetterlinge aus dem weiten Ärmel ihres Kimonos. Es war eine ganz neue Erfindung, ein Schmetterling, der die Farbe wechselte. So ein Schmetterling war für jemanden, der gern Tiere malte, die immer wegflogen, sicher praktisch.

„Der ist aber schön! Kann der was?“ fragte Hiroyoshi.

„Er nimmt jede Farbe an, um die du ihn bittest. Und er fliegt nicht weg. Ich kann mir vorstellen, dass du so etwas gut gebrauchen kannst.“ sagte Konan.

„Vielen Dank, Kiziko!“ Hiroyoshi strahlte. Er hielt ihr die Holztafel hin, auf der er sie gemalt hatte. Es war wirklich ein schönes Bild geworden. Statt der Tontaube hatte der Junge einen süßen, kleinen roten Vogel gemalt.

Konan wollte Itachi das Bild als ein Liebesbeweis schenken. Während sie weiter durch das kleine Dorf ging und sich die Schaufenster ansah, dachte sie an ihn und daran, dass er sich offensichtlich noch immer nicht traute, sich ganz auf die Beziehung zu ihr einzulassen. Sie machte sich Gedanken, wie sie ihn zu seinem Glück bewegen konnte. Zweifellos empfand er genauso wie sie, er hatte es ihr gestanden und sie geküsst, aber Konan war sich sicher, dass er bestimmt irgendwann mehr wollte und nur ihre Zustimmung dazu abwartete. Schließlich war Itachi achtzehn Jahre alt, in diesem Alter gab es doch ein gewisses Verlangen, das er, so, wie sie ihn kannte, wahrscheinlich seit Jahren verdrängte. Er war einer der seltenen Jungen, die sich alle diesbezüglichen Empfindungen wirklich für die Eine aufhoben.

„Wenn ich ihm zeige, dass ich wirklich für ihn da bin und dass er vor mir nichts verstecken muss, gibt er irgendwann nach und das wird ihn sehr glücklich machen.“ dachte sie, „und ich werde soweit sein, es zu tun, sobald er dazu bereit ist.“ ihre Gedanken wanderten zu ihm und ihr fiel auf, dass sie schon begonnen hatte, auf seinen Körper zu achten. Und sie überlegte, wie sie Sayu unauffällig erklären sollte, dass sie eine gewisse Tablette brauchte.

Als sie in den anderen Läden des Dorfes die Schreibsachen und noch etwas zu essen kaufte, lief das ähnlich ab wie im Buchladen und am Ende hatte sie einen Teil des vorher berechneten Geldes gespart.

Dann kehrte Konan zum Lagerplatz zurück. Kurz bevor sie die Lichtung, auf der das Zelt aufgebaut war, erreichte, hörte sie eine vertraute Stimme wütend schreien. Es konnte nur Itachis Stimme sein, obwohl Konan nie gehört hatte, wie er laut geworden war. Früher in Konoha nicht und jetzt schon gar nicht.

Konan betrat den Lagerplatz und platzte mitten in einen Streit zwischen Sasori und Itachi.

„Was ist hier los?“ fragte sie, „kann man euch zwei nicht mal ein paar Stunden allein lassen?“

„Itachi hat ein viel zu sensibles Gewissen.“ sagte Sasori.

„Und dir passt das nicht, oder was?“ zischte Konan, „weil du so etwas wie Sensibilität natürlich nicht kapierst!“

„Sasori sagte, dass wir, wenn wir jemanden von der Anbu begegnen, den sofort umbringen soll und dass das eine Aufgabe für mich wäre!“ erwiderte Sasori ungewohnt heftig auf Sasoris Bemerkung.

Konan wusste ja selbst, dass unter Sasoris harter Schale ein im Grunde gutes Herz steckte, aber seine bescheuerte Art, es zu verbergen und sein unbedachtes Gerede nervte sie furchtbar. Würde er jemals lernen, dass dieses vermeintlich rücksichtslose Zeug, das er oft von sich gab, nur sehr schwer von seinen wahren Absichten zu unterscheiden war?

„Du hättest uns ja mal sagen können, dass du ein ehemaliger Anbu bist, Itachi!“ motze Sasori beleidigt.

„Das ist vier Jahre her.“ sagte Itachi.

„Und warum bist du ausgestiegen?“ wollte Konan wissen.

„Ich wollte lieber zuhause sein und meiner Mutter helfen, statt zu kämpfen und andere zu verletzen.“ antwortete Itachi. Seine Stimme begann schon zu zittern.

„Deiner Mutter helfen?“ hakte Sasori irritiert und unsensibel nach.

Itachis Augen schwammen sofort in Tränen.

„Halt einfach mal die Klappe, Sasori!“ fauchte Konan und zischte dem Älteren leise zu: „Pass auf, was du sagst? Kein Wort über Itachis Familie!“

Sasori nickte kaum merklich.

„Du siehst schön aus, Konan.“ sagte Itachi, deutete auf den Kimono und blinzelte die Tränen weg.

Konan wurde ein bisschen rot. „Danke.“ sie lächelte und begann, den Kimono auszuziehen. In ihrem vertrauten Mantel und der grauen Hose fühlte sie sich wohler, nicht so zurechtgemacht, sondern wie ganz sie selbst. Sie wusste, dass sie auch in der schlichten, eher unweiblichen Akatsuki-Uniform schön war. Zum ersten Mal wollte sie jedoch nicht nur für sich selbst schön sein, sondern vor allem für Itachi.

An diesem Abend ging Konan wieder vor Itachi ins Bett. Während er noch am Lagerfeuer saß und lernte, dachte sie im Zelt darüber nach, wie sie ihn am besten dazu brachte, seine Schüchternheit abzulegen. Das erste Wort, das ihr dazu einfiel, war: verführen. Am Abend zuvor hatte sie bemerkt, dass er, wenn er zum Schlafen ins Zelt kam, einen ganz bestimmten Blick auf sie warf.

„Itachi traut sich nicht, mich zu fragen.“ dachte sie, „er fürchtet, mich damit zu bedrängen. Ich muss ihm deutlich zeigen, dass ich will.“

Sie hatte schon einige Male seinen Wunsch, sie zu berühren, gespürt und in seinen Augen den Wechsel von Verlangen und Zurückhaltung gesehen. Seine Schüchternheit war süß und einerseits gefiel es Konan, dass Itachi sich so zurückhalten konnte, aber sie wusste auch, dass darunter ein ganz bestimmter Wunsch verborgen war. Den wollte sie ihm erfüllen. Und wie immer er auch war, es würde genau das sein, was sie wollte. Aber zuerst musste sie ihn um seines eigenen Glückes wegen dazu bringen, zu sagen, was er wollte.

„Er ist zwar lieb und schüchtern, aber trotzdem immerhin ein junger Mann, achtzehn Jahre alt und mit einem, wenn auch unterdrückten Wunsch nach diesen Liebesdingen. Ich muss ihn nur dazu bringen, seine Vorsicht ein Stück weit zu überwinden und das Verlangen zuzulassen. Danach wird er hoffentlich etwas glücklicher sein.“ dachte Konan. Sie begann, verschiedene Gedanken durchzugehen, Ideen, wie sie Itachi dazu bringen konnte. Ihr war klar, dass er eine starke Selbstdisziplin hatte und dass es lange dauern konnte, bis sie ihn soweit hatte, sein Glück zumindest einen Moment lang über die Zurückhaltung zu stellen.

Konan hatte nicht viel Ahnung von diesen Dingen, sie hatte bisher einfach keine Zeit gehabt, sich damit zu befassen und ihr fehlten die gleichaltrigen Mädchen, von deren Erfahrungsaustausch sie hätte profitieren können. Die einzige junge Frau, die sie näher kannte, war Sayu und die war ebenfalls meist sehr mit ihren Aufgaben beschäftigt. Aber Sayu besaß einige interessante Bücher, in die Konan auch schon mal hineingesehen hatte. Das Thema war anziehend und zugleich mit einer gewissen Peinlichkeit behaftet, die Konan besonders an dem Tag vor ein paar Monaten gespürt hatte, als sie von Sayu beim Lesen eines dieser speziellen Bücher ertappt worden war. Daraufhin hatten sie ziemlich ausführlich miteinander über das Thema gesprochen und jetzt wusste Konan theoretisch Bescheid. Die praktische und deshalb viel wichtigere Seite dieser besonderen Sache hing jetzt zur Hälfte an Itachi. Aber Konan war sich absolut sicher, dass er damit in einer entspannten Stimmung keinerlei Schwierigkeiten haben würde. Wenn er darin nur halb so gut war wie im Küssen, würde sicher nichts schieflaufen.

Und dann hatte Konan eine Idee: sie trug fast immer kurze, lila Nachtwäsche aus Seide, die fast schon als Unterwäsche zählten. Wenn sie sich abends die schmalen Träger von den Schultern streifte und sich dann so zudeckte, dass das Nachthemd nicht zu sehen war, würde es so aussehen, als hätte sie unter der Decke gar nichts an. Sie musste also einfach darauf achten, dass sie verführerisch aussah. Besonders in dem Moment, wenn Itachi zum Schlafen ins Zelt kam und, wie er es schon einige Male getan hatte, schüchtern die Hand nach ihrer Schulter ausstreckte. Bisher hatte er seine Hand immer wieder zurückgezogen, sich dann hingelegt und sie nur angesehen. Sie wusste das, weil sie einmal aufgewacht war, woraufhin Itachi, sobald er es bemerkt hatte, sich zur Wand gedreht und schlafend gestellt hatte. Er war wirklich schüchtern.

Konan stellte sich eine Szene vor, wie man sich etwas vorstellt, wenn man schon im Bett liegt, aber noch nicht schlafen kann und keine Lust hat, noch etwas zu lesen. Sie schloss die Augen und ließ das, was sie sich vorstellte, wie einen Film vor sich ablaufen: das, was passieren sollte, wenn ihr Plan, Itachi glücklich zu machen, funktionierte.

Sie lag, genau wie in echt, unter der Decke, die Träger des Nachthemdes hatte sie gar nicht erst über ihre Arme gezogen. Als sie Itachis Schritte zum Zelt kommen hörte, stellte sie sich schlafend. Sie drehte sich mit dem Gesicht zur schrägen Wand, schob das Nachthemd schnell noch ein Stück herunter und zog die Decke so, dass sie ihre Beine, das Hemdchen, aber sonst nichts bedeckte. Itachi öffnete die kleine Tür des kegelförmigen Zeltes, rutschte wie immer auf den Knien hinein wie in ein Teezimmer und Konan spürte sofort seinen liebevollen Blick auf der Haut. Sein Schatten fiel auf sie und die hörte das leise Rascheln seines Ärmels, als er eine Hand ausstreckte, um sie wieder fast zu berühren. Eine anregende Spannung ging von ihm aus, eine Mischung aus einer Menge geübter, tief verwurzelter Zurückhaltung und deutlich spürbarem, liebevollem Verlangen.

Konan holte tief Luft, wobei sie sich große Mühe gab, schlafend zu wirken. Obwohl sie nicht sicher war, ob es ihr gelang, dem hochsensiblen Itachi etwas vorzuspielen, machte sie weiter. Durch das Luftholen spannte sich die Bettdecke und ihre Brüste wirkten größer. Sie wusste, dass Itachis Zurückhaltung eine Grenze hatte und dass diese, wenn Konan so weitermachte, bald erreicht war. Dann spürte sie seine Handfläche vorn an ihrer Schulter und seine Fingerspitzen ganz nah an ihren Brüsten. Sie öffnete langsam die Augen, sah diesen liebevollen Blick in seinen, setzte sich auf, wobei ihr Nachthemd herunter rutschte und schlang die Arme um seinen Hals, wobei sie darauf achtete, die schwarze Stelle, die schmerzempfindlich aussah, nicht zu berühren.

„Genau so wird es klappen.“ dachte Konan, öffnete die Augen und verschloss die Träumerei tief in ihren Gedanken, „es wird sicher schön werden. Er wird danach glücklich sein. Es ist die einzige Möglichkeit, seine Schüchternheit zu lösen und ihn mit dem Glück zu versorgen, das für ihn lebenswichtig ist.“

Sie hörte, wie Itachi Steine auf das Lagerfeuer legte und seine Bücher zusammenpackte. Gleich würde er ins Zelt kommen.

Heute Abend trug Konan eine kleine Jacke über dem Nachthemd. Sie zog sie schnell aus und machte es so wie in ihrer Vorstellung, nur nicht ganz so verführerisch und freizügig. Sie wusste, dass sie Itachi Zeit geben musste. Er kam genauso ins Zelt wie jeden Abend. Konan stellte sich schlafend. Sie drehte sich zur Wand um und wartete. Tatsächlich, Itachi kniete eine Weile neben ihr und sah sie an. Aber dann zog er sich schnell um und legte sich auf seine Schlafmatte. Er traute sich noch nicht. Obwohl das zwischen ihm und Konan längst klar war, wollte er nichts zu früh tun. Er wartete weiter auf ihr ausdrückliches Einverständnis.

Die nächsten Tage bestanden für Konan aus Training, für Itachi aus Lernen und für beide aus den gemeinsamen Unterrichtsstunden. Konan war von Itachis Fähigkeiten als Nachhilfelehrer begeistert. Er erklärte gut und führte ihre Hand mit dem Schreibpinsel als es um die Kalligraphie ging. Konans Schrift war bisher zwar lesbar, aber nicht sehr schön und gleichmäßig gewesen, doch unter Itachis sorgfältiger Anleitung gelangen ihr selbst die komplizierteren Zeichen besser, wenn sie auch weiterhin etwas neidisch auf die Schönheit seiner eigenen Schrift schaute. Sie führte ihren Erfolg weniger auf sich selbst, sondern auf Itachis schreibbegabten Hände und seine reine Anwesenheit zurück. Wenn die Übungen am frühen Nachmittag waren, hatte Konan am Abend noch immer das Gefühl von Itachis warmen Händen, die ihre mit dem Schreibgerät über das Papier führten.

Konan konnte sich zwar nicht daran erinnern, aber so, wie Itachi bei den Schreibübungen hinter ihr saß und ihre Hände in dieser Kunst unterwies, hatte früher auch Madara hinter ihr gesessen und ihren damals kleinen Händen das Origamifalten beigebracht.

Ein dunkles, nebliges Gefühl von Deja-vu kam zwar kurz auf, aber es verschwand ebenso schnell wie es gekommen war und Konan dachte nicht darüber nach, warum ihr die ersten Jahre ihres Lebens ein Rätsel waren. Die Gegenwart war einfach zu anstrengend, als dass sie sich mit der Vergangenheit befassen konnte. Sie erinnerte sich nur an das eine Jahr, das sie in Kumo im Schulheim verbracht hatte. Aber wie gesagt, es gab genug Probleme im Hier und Jetzt, als dass sie groß darüber nachdachte, warum sie sich an so vieles nicht erinnern konnte.

Als die zweite Woche der Reise vergangen war, hatten sie eine Höhle erreicht, die Sasori schon zuvor auf einer seiner Reisen allein eingerichtet hatte. Am nächsten Tag wollten sie vor der Höhle das Zelt aufstellen, heute Abend blieben sie noch auf einem Lagerplatz, der ein Stück von der Höhle entfernt war.

Sie saßen wieder am Lagerfeuer, Sasori war wie immer ein wenig abseits und Konan fragte sich, wann er Hiruko endlich ablegen und ihr seine wahre Gestalt zeigen würde. Sie versuchte, sich sein wahres Gesicht vorzustellen, aber da sie keinen Anhaltspunkt hatte, wie er wirklich aussehen könnte, gelang es ihr nicht.

„Was ist das für eine Höhle?“ fragte Itachi.

„Unser geheimer Lagerraum, in dem wir alles aufbewahren, was die anderen nicht sehen sollen.“ antwortete Konan. Sie hatte ein paar Kleider genäht, die sie aber im Hauptquartier nicht tragen konnte, weil Pain ihr nicht erlaubte, außerhalb ihres Zimmers etwas anderes als die Uniform zu tragen. Und sie hatte keine Lust, wegen so einer Kleinigkeit mit Pain zu streiten. Er würde kaum etwas sagen, es war ihm zu peinlich, Konan nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Er wollte sich ja selbst nicht eingestehen, dass sie machte, was sie wollte und Konan wusste das. Sie wusste, wie verblendet Pain war. Aber auffällige Kleider würden auch den anderen Mitgliedern auffallen und das galt es zu vermeiden.

Am nächsten Tag stellte Sasori das Zelt vor dem Höhleneingang auf. Konan löste die Versiegelung der Höhle und verschwand in ihrem Lagerraum, um die neuesten Kleider einzulagern und den halben Tag von ihrer Modesphäre umgeben an der Nähmaschine zu sitzen.

Sasori hatte in der Höhle einen Teil seiner Marionetten und die sorgfältig und mehrfach versiegelten Briefe seiner Großmutter Chiyo. Die Briefe enthielten auch Informationen über einen von Chiyos anderen Enkeln: Gaara Sabakuno, neun Jahre alt, in dessen Körper der Ichibi versiegelt war.

Sasori wusste, dass diese Briefe ein Zeichen des Vertrauens waren, das Chiyo noch immer zu ihm hatte und das er eigentlich nicht verspielen wollte. Denn Sasori war sich seiner schwierigsten Eigenschaft sehr wohl bewusst. Ihm war klar, dass er ebenso gern auf guten wie auch auf der schlechten Seite der Macht mitspielte und oft genug die Grenzen dazwischen verschwimmen ließ. Ihm war klar, dass er auf der guten Seite besser dastand und sein Herz, das er zwar sehr eingeengt hatte, aber das noch ein Wort bei seinen Entscheidungen mitzureden hatte, zog ihn ebenfalls auf die helle Seite. Aber die dunkle Seite hatte auch ihre Reize und nicht zu knapp. Die Anbu zu überlisten, schwarz illegale Geschäfte zu machen und jeden Tag mit der kribbelnden Spannung zu leben, dass jeden Moment etwas Interessantes passieren könnte, lockte zu sehr, als dass er es hätte aufgeben können. Und außerdem konnte er nur auf Konan aufpassen, wenn er sich genau in den Kreisen auskannte, vor denen er sie beschützen wollte. Doch am Ende, wenn der ganze Ärger vorbei war, würde er auf der Seite seiner Großmutter stehen. Der beste Beweis für Sasoris Einstellung war seine neue Marionette. Er hatte sie, kurz bevor er vor Itachis Ankunft mit Konan im Grünen Land gewesen war, in Suna Gakure vor Orochimaru gerettet. Es war eine sehr, sehr wichtige Menschenmarionette und Sasori hatte fest vor, sie irgendwann wiederzubeleben, wenn er auch noch kein Jutsu beherrschte, mit dem so etwas möglich war.

Die Schriftrolle, die diese Marionette enthielt, trug das Schriftzeichen für „drei“. Sasori legte sie in die oberste Schublade des größten Schrankes. Neben dem Schrank hing ein kleiner Spiegel. Sasori sah Hirukos Gesicht statt seines eigenen vor sich und wusste, dass er Konan und Itachi bald seine wahre Gestalt zeigen musste. Es durfte keine Geheimnisse zwischen ihnen geben.

Itachi hängte das Bild, das Konan ihm geschenkt hatte, in seinem Raum an die Wand. Er wollte es nicht mit ins Hauptquartier mitnehmen, damit keiner der anderen etwas über Konans zweite Identität herausfand.



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