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Itachis Leben

Teil 3: Mondschein
von

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Tobi muss gehen

Itachi blieb noch drei Tage im Krankenzimmer. Dann hatte sich sein Chakra wieder vollständig aufgebaut und seine Lebenskraft kehrte dank Konan immer mehr zurück. Schließlich erlaubte Sayu ihm, aufzustehen und das Krankenzimmer zu verlassen.

Pain wies Itachi das Zimmer neben Konans zu. Es war das Zimmer, das früher Madara bewohnt hatte, doch das wusste natürlich niemand mehr.

Konan hatte Itachis Tasche für ihn aufbewahrt (natürlich ohne reinzusehen) und als er sein Zimmer bezog, gab sie sie ihm zurück.

Pain beobachtete Konan und Itachi vom Ende des Flurs aus, als Konan die Tür aufschloss und das lange verschlossene Zimmer öffnete. Die beiden wirkten so vertraut miteinander, als ob sie sich nicht erst ein paar Tage kennen würden. So, wie Pain es sich für sich selbst und Konan wünschte. In seiner Eifersucht wollte er irgendjemandem wehtun, um die Enttäuschung über Konans fortschreitende Veränderung abzubauen. Es lag nahe, Itachi dafür verantwortlich zu machen und ihn zu verletzen. Aber Konans Drohung klang ihm noch immer im Kopf. Er konnte nicht riskieren, dass sie ihre Worte wahrmachte und ihn hasste. Also würde er Itachi in Ruhe lassen müssen.

Es musste ein leichteres Opfer geben. Jemanden, der sich nicht wehren konnte und an dem niemandem besonders etwas lag: Tobi. Es würde keinen stören, wenn Tobi aus der Akatsuki ausgeschlossen würde und irgendwohin verschwand. Und es war leicht, einen guten Grund zu finden, um Tobi für irgendeine Kleinigkeit zu bestrafen.

Zur selben Zeit kam Tobi aus dem kleinen Kino, das sich aus unerfindlichen, nicht hinterfragten Gründen im Hauptquartier befand. Er hatte sich gerade seinen Lieblingsfilm angesehen, bei dem er reden und herumkichern konnte, wie er wollte. Es war ja sonst niemand da, den er damit störte.

„Och, nee, schon wieder so ein doofes Wetter!“ jammerte er, als es mal wieder zu regnen anfing. Er hatte keinen Schirm dabei. Für den Kinobesuch hatte Tobi sich wie immer schick gemacht: die bunte Blumenkette um seinen Hals hatte er mit einer alten, ausgeblichenen Haarblume verziert, die er Konan abgeschwatzt hatte. Und sein Plüschküken trug ein süßes Puppenkleid, das ebenfalls von Konan kam.

Der Regen wurde stärker. Tobi stand unter dem Vordach des Kinos und sah sich nach einer weiteren, bequemeren Unterstellmöglichkeit um. Gegenüber des Kinos befand sich Sasoris Marionettenlager. Die Tür war nur angelehnt. Und darüber hing ein leuchtend rotes Schild mit der Aufschrift „Betreten ohne Erlaubnis streng verboten!!“

Das Lager war riesig, wirkte wie das unheimliche Schloss aus dem Film, den Tobi gerade gesehen hatte und gehörte zu den wenigen großen Gebäuden in diesem Teil des Hauptquartiers, die völlig regendicht waren und sogar beheizt wurden. Es kam Tobi wie eine fünf Stockwerke hohe Schatztruhe voller Geheimnisse vor und reizte damit seine kindliche Neugier.

„Heute sind wir mal mutig, Küken.“ beschloss Tobi, „da drin isses bestimmt schööön warm!“ er drückte das Küken an sich und lief so schnell er konnte zum Marionettenlager hinüber.

„Geschafft!“ jubelte er, als er den Regen hinter sich gelassen hatte und die Tür des Lagers hinter sich zuklappte. Er legte den Kopf in den Nacken und sah hoch. Das Lager hatte keine Stockwerkeinteilung, sondern war wie ein einziger, großer, dunkler Turm. Die Wände waren mit hölzernen Körperteilen behängt und es war so dunkel, dass man die, die ganz oben an der Decke hingen, gar nicht sehen konnte. Wie ein riesiges, dunkles Bild voll von unzähligen Details aus sorgfältig bearbeitetem Holz breitete sich das Lager auf dem Boden, an den Wänden und einer Vielzahl von Gestellen aus. In der Mitte des nahezu quadratischen Bodens standen zwei große Werkbänke und Regale mit vielen Schriftrollen. An diesem Ort entstanden Sasoris genialen Marionetten und hier blieben sie als Teil seiner riesigen Sammlung, bis er sie einsetzte oder für neue Ideen auseinandernahm und neu zusammenbaute.

„Huuuu, is das riiiiieeesiiig!“ quietschte Tobi und wagte sich unter den leeren Blicken der zahllosen Marionetten tiefer in das Labyrinth des Turms.

„Tobi hat keine Angst. Drum muss Küken auch nich Angst haben.“

Plötzlich stieß er mit dem Fuß gegen etwas Hartes auf dem Boden.

„Aua! Was war’n das?“ kreischte er, hüpfte auf einem Bein herum und hielt sich den angestoßenen Fuß.

Direkt vor ihm stand eine lange Reihe aus schweren, eisehbeschlagenen Holztruhen.

„Was’n da drin?“ fragte er und klappte den Deckel der ihm am nächsten stehenden Truhe hoch. Sie enthielt ein schwarzes, sandartiges Zeug, das aussah, als würde es den Gelenken der Marionetten nicht guttun. Tobi wusste, dass Sasori dieses komische Zeug erst seit einigen Wochen, kurz bevor er mit Konan ins Grüne Land aufgebrochen war, hergebracht hatte.

„Komisches Zeug.“ stellte er fest, „macht Marionetten kaputt.“ er fragte sich, so gut es seine mangelnde Intelligenz zuließ, warum in aller Welt Sasori etwas besaß, das nicht gut für Marionetten war und es dann auch noch ausgerechnet im Lagerturm aufbewahrte, wo er doch seine hölzernen Schätze lagerte.

Tobi hatte immer jede Menge Zeug dabei, meist Sachen, die man eigentlich gar nicht brauchte. Er trug diesen Kram in seinen Ärmeln mit sich herum. Heute hatte er einen Hufeisenmagneten und zwei einfache Taschen dabei.

Der Magnet fiel ihm aus dem Ärmel und in die Kiste mit dem grauschwarzen Sand. Sofort wurde der Sand vom Magneten angezogen und Tobi hatte Mühe, ihn wieder aus der Truhe rauszukriegen.

Und da hatte er eine Idee: wenn er diesen magnetischen Sand in die Marionetten streute, mit denen Sasori ihn immer erschreckte, würden sie stillstehen und ihn nicht immer mit ihrem Klappern erschrecken.

Das war doch mal eine wirklich gute Idee. Tobi war selbst ganz erstaunt, dass ihm so etwas Gutes einfiel. Manchmal hatte er solche Einfälle. Konan nannte das immer „den lichten Moment des Volltrottels Tobi“. Aber Tobi hatte nicht das Gefühl, in solchen seltenen Momenten weniger beschränkt als sonst zu sein (dass er nicht der Hellste war, wusste er sehr wohl). Viel mehr schien die Intelligenz, die er für solche Ideen brauchte, tief aus seinem Geist zu kommen, so als wäre da jemand, der ihm die Gedanken in den Kopf schickte und seine Entscheidungen lenkte. Dieser Unbekannte in seinem Kopf, der manchmal aufwachte aus seinem Geisterschlaf und Tobi dann ab und zu mal etwas intelligenter wirken ließ.

Tobi nahm die Taschen, die er dabei hatte und begann, den Eisensand hineinzufüllen. Die Gemeinheiten mit der Klapperschildkröte und den hölzernen Spinnen würd er sich von Sasori nicht länger gefallen lassen.

Er stopfte das Küken in seinen kindlichen Rucksack und hob die beiden Beutel an. Sie waren ziemlich schwer, doch Tobi war trotz seines Chakramangels stark und konnte sie mit erträglicher Anstrengung tragen.

Auf dem Weg zu seinem Zimmer kam er an Konans Turm vorbei. Dort sah er einen jungen Mann mit langen, schwarzen Haaren auf der Bank vor Konans Zimmerfenster sitzen. Tobi hatte ihn noch nie gesehen, aber er war sicher, dass es sich um Itachi Uchiha handelte. Denn wer sonst durfte es wagen, sich vor Konans Fenster zu setzen? Tobi hatte sich schon einige Schläge eingefangen, als er das mal getan hatte. Ihm war nicht entgangen, dass Konan den Neuen in der Akatsuki gern mochte und dass der irgendwie krank war.

„Der sieht aber traurig aus, der Arme!“ sagte Tobi sich, „Tobi hat Mitleid.“

Er beeilte sich, die Beutel in sein Zimmer zu tragen und lief dann schnell zu der Bank zurück. Itachi saß noch immer da und Tobi fand, dass der graue, völlig bewölkte Himmel gerade besonders traurig aussah.

„Hallo!“ rief er, aber Itachi sah ihn nur kurz an und wandte seinen Blick dann wieder den grauen Wänden und der leeren Weite dahinter zu.

Tobi kniete sich vor Itachi hin, legte den Kopf schief und gab sich alle Mühe, lieb auszusehen. Er wollte helfen.

„Du bist Tobi, oder?“ fragte Itachi.

Tobi nickte lebhaft. Er hatte sich, nachdem Konan ihn so oft ausgeschimpft hatte, fest vorgenommen, hilfsbereit und lieb zu sein und fand, dass jetzt eine gute Möglichkeit war, um es zu beweisen.

„Du siehst aber traurig aus! Kann Tobi dir helfen? Tobi ist ein gutes Kind, Tobi will gern helfen.“

Itachi sah so niedergeschlagen aus, dass Tobi fast zu weinen anfing. Jemand, der so eine liebe Aura hatte, durfte doch nicht so traurig aussehen!

„Ich glaube, du kannst mir nicht helfen. Ist lieb von dir, aber du kannst nichts tun.“ sagte Itachi.

„Nein, nein, nein! Tobi will aber, dass du lachst!“

Itachi sah die Maske an, die Tobis Gesicht verdeckte. Er wusste wirklich nicht, wie dieser eigenartige, kindliche Typ ihm helfen sollte und das tat ihm leid, denn Tobi schien es wirklich gut zu meinen.

„Tobi will ein gutes Kind sein und Itachi helfen.“ sagte Tobi, „weil Itachi so lieb aussieht und weil wegen Uchiha.“

„Warum willst du mir wegen meines Namens helfen?“

„Wegen Madara!“ quietschte Tobi, „der hieß doch auch so. Tobi is das manchmal.“ er glaubte wirklich, dass er Itachi damit aufmuntern konnte, aber er riss damit unwissend an der Wunde in Itachis Herzen.

„Du bist das?“ fragte Itachi mit Tränen in den Augen, „du bist der, der sich für Madara Uchiha hält?“

„Aber nicht immer.“ Tobi schüttelte den Kopf, „eigentlich bin ich nur der liebe, gute Tobi.“ dann bemerkte er Itachis Tränen, „so tolle Sharingan wie du hab ich aber gar nich‘.“

„Du bist nicht Madara Uchiha. Ich weiß, dass er die Akatsuki gegründet haben soll, aber er ist wohl schon lange nicht mehr hier. Keiner von meiner Familie ist mehr da.“ Itachis Stimme brach weg. Er fühlte sich, als würde jeden Moment sein Herz stehen bleiben. Tobi hatte es sicher nur gut gemeint, er wusste ja nichts von dem, was Itachi so traurig machte.

„Tut mir leid, Itachi.“ sagte Tobi niedergeschlagen und setzte sich neben ihn auf die Bank, „Tobi wollte dir nicht wehtun. Ehrlich nicht.“

Itachi nickte stumm. Er spürte ein Kribbeln in den Augen, fuhr mit dem Handrücken darüber und sah durch einen roten Tränenschleier die Blutspur auf seiner Hand. Die empfindliche Ader hinter seinen Augen war wieder geplatzt und es hatte noch nicht einmal mehr wehgetan, so sehr hatte er sich schon in so kurzer Zeit daran gewöhnt. Es hatte nur sechs Tage gebraucht. Vor sechs Tagen war sein bisheriges Leben von Orochimaru beendet worden.

Itachi spürte den Übergang zwischen der matten Traurigkeit und den schweren Schluchzern nicht mehr, aber er spürte, wie Tobi seinen Arm um ihn legte und mit einer hohen, kindlichen Stimme mit ihm sprach.

„Is gut, weinen, nicht runterschlucken. Aber dann nicht mehr traurig sein. Hast doch die liebe, süße Konan, die kenn ich und die hat dich gern. Konan ist ein prima Mädchen, die macht, dass du nicht mehr weinen musst. Und deine Mama kommt auch wieder, ganz sicher. Tobi hat keine Mama, aber du hast bestimmt eine und die kommt wieder.“

„Du… du bist wirklich… ein gutes Kind, Tobi.“ sagte Itachi nach einer Weile, „und du hast hoffentlich Recht.“

„Siehst du, Itachi, du musst nicht mehr weinen. Wird alles gut, wirst sehen. Hast ja die süße Konan.“ Tobi war jetzt sicher, eindeutig bewiesen zu haben, dass er ein gutes Kind war. Und dass er auch etwas gut konnte: nämlich trösten.

„Danke, Tobi.“ sagte Itachi und stand langsam auf.

„Tobi sagt keinem, dass du geweint hast. Sagt er keinem, ehrlich.“

Während Itachi wieder in sein Zimmer ging, obwohl er nicht wusste, was er dort tun sollte, lief Tobi zu seinem eigenen Zimmer zurück. Er öffnete die Tür und erwartete den Anblick der Beutel mit dem „ausgeliehenen“ Eisensand.

Doch statt des Eisensandes stand Pain vor ihm.

„Wa-was machst du in mein Zimmer?“ fragte Tobi.

„Ich hab dich gesehen. Tobi. Du bist vom Kino in Sasoris Marionettenlager gelaufen und das hier“ Pain deutete mit dem Fuß auf den Eisensand, „das ist doch Sasoris neue Waffe.“

Tobi hoffte nur, dass Pain nicht gesehen hatte, wie Itachi in Tränen ausgebrochen war. Genau wie Konan hatte er das Gefühl, dass Pain nichts von Itachis Traurigkeit mitbekommen durfte. Er dachte daran, wie Konan den Anführer manchmal nannte: Nagato. Aber Tobi konnte sich nicht erinnern, wann er das mal gehört hatte.

„Ich muss dich jetzt aus der Akatsuki ausschließen, Tobi, weißt du das?“ sagte Pain, „hier ist sowieso nicht der richtige Ort für dich.“

Tobi wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich gegen Pain zu wehren. Der Anführer war einfach zu stark und die einzige, die ihm die Stirn bot, war Konan. Alle andern taten mehr oder weniger das, was er wollte. Tobi protestierte also nicht. Er begann, wortlos seine Sachen zu packen.

„Wo geh ich dann hin?“ fragte er, als seine Koffer gefüllt waren.

„Du kommst in ein kleines Dorf und du wirst dort kein einziges Wort über die Akatsuki verlieren.“ sagte Pain.

„Darf ich noch mal den anderen Tschüss sagen?“ wollte Tobi wissen. Er hatte schon gehofft, sich ein bisschen mit Itachi anfreunden zu können, aber das würde wohl nichts werden.

„Ja. Wir machen morgen eine Versammlung. Da musst du dann auch deinen Ring abgeben.“ antwortete Pain, „und du bekommst neue Kleidung. Das Stirnband darfst du behalten, auch, wenn es eigentlich Madara gehört hat.“ er zeigte auf die Beutel mit dem Eisensand, „und das hier gibst du Sasori zurück und entschuldigst dich bei ihm dafür, dass du ein hoffnungsloser Idiot bist.“

Am nächsten Tag fand die Versammlung in der großen Halle statt. Pain war froh, ein Ventil für seine Eifersucht gefunden zu haben, aber das triumphierende Gefühl blieb seltsamerweise aus. Pain ließ sich selbst keine Möglichkeit, darüber nachzudenken. Irgendwie war Nachdenken gefährlich geworden. Warum das so war, darüber durfte er erst Recht nicht nachdenken. Wahrscheinlich hatte Konan genau das getan: darüber nachgedacht. Nein, er durfte das auf keinen Fall auch tun! Sonst brachte er seinen ganzen großen Plan ins Wanken!

Tobi war nicht wichtig. Er hatte nie etwas zum Plan beigetragen. Und dass er Madara war, glaubte ihm sowieso niemand. Madara war seit Jahren tot, spurlos verschwunden und niemand wusste, wo oder wie er gestorben war. Und an ihn erinnern konnte sich auch keiner.

„Was soll das?“ rief Konan, als sie die Halle betrat, „erklär mir das, Pain!“

„Tobi hat Sasori bestohlen. Deshalb habe ich ihn aus der Akatsuki entlassen. Er muss nur noch seinen Ring abgeben.“ antwortete Pain.

„Und warum darf Itachi nicht an dieser Versammlung teilnehmen?“ fragte Konan weiter.

„Weil er noch kein ganzes Mitglied ist. Dafür brauchen wir eine besondere Zeremonie, bei der er seinen Ring erhält.“ sagte Pain.

„Außerdem ist Tobi, wenn er sich wirklich für einen Uchiha hält, sowieso in Lebensgefahr, sobald er Itachi begegnet.“ Kisame knirschte grinsend mit seinen Haifischzähnen, „schließlich hat Itachi seine ganze Familie ausgelöscht. Wenn Tobi nicht bald mal die Fliege macht, bringt er ihn auch noch um.“

Konan konnte in diesem Moment wirklich nicht sagen, wen sie mehr hasste: Orochimaru, der Itachis Leben zerstört hatte, oder Kisame, der darüber Witze machte. Itachi hatte ihr gestern von Tobis Trösteversuch erzählt und Konan war angenehm überrascht, dass der sonst so verrückte Tobi sich so gut benehmen konnte und so einfühlsam war. Er war wohl wirklich ein liebes Kind.

„Was ist denn überhaupt mit Itachi los?“ fragte Kisame, „ist er krank?“

„Nein.“ antwortete Konan und überdachte jedes Wort, das sie sagen wollte, „er ist nicht krank. Er war nur erschöpft. Wahrscheinlich hat er viel gekämpft.“

„Er soll ja sehr stark sein. Ich bin wirklich gespannt, was er kann.“ sagte Pain, „schließlich ist er ein Uchiha.“

„Liegt er noch im Krankenzimmer?“ fragte Kisame.

„Nein. Er hat jetzt das Zimmer neben meinem. Er war auch nicht wirklich krank, sondern hatte nur Kampfverletzungen. Und ich glaube nicht, dass er Tobi das Gerede über diesen Madara glaubt.“ Konan bemühte sich, regungslos auszusehen, wie es jedem Ninja beigebracht wurde. Jeder Ninja lernte diesen Satz irgendwann und doch fiel es vielen schwer, sich daran zu halten: Ein Ninja darf niemals seine Gefühle zeigen. Jetzt verstand Konan den Sinn dieses Satzes. Es gab Situationen, in denen Gefühle geheim bleiben mussten. So wie jetzt. Itachis Leid und ihre Gefühle für ihn mussten für die anderen verborgen bleiben.

„Wo ist Tobi?“ fragte Sasori, ganz offensichtlich, um das Thema zu wechseln und Konan damit aus der Schusslinie zu nehmen.

„Er kommt gleich.“ sagte Pain.

Wie aufs Stichwort kam Tobi mit hängenden Schultern in die Halle geschlichen.

„Tobi ist da.“ sagte er mit trauriger Stimme, „Konan darf Tobi ruhig ausschimpfen.“ er klang dabei wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hatte und jetzt seine Strafe erwartete.

„Du hast da noch was vergessen, Idiot.“ sagte Pain, „du musst dich bei Sasori entschuldigen. Schließlich hast du ihn bestohlen.“

„Wie bitte? Geht’s noch?“ rief Konan, „er soll sich entschuldigen? Ihr entschuldigt euch nie für irgendwas, aber von Tobi verlangt ihr eine Entschuldigung, weil er sich ein einziges Mal gegen euch gewehrt hat?! Tobi, deine Aktion war nicht okay und auch ziemlich dumm, aber du musst dich dafür bei keinem einzigen dieser kriminellen Idioten entschuldigen.“

„He!“ rief Sasori dazwischen, „bin ich da auch gemeint? Ich hab doch…“

„Klappe!“ unterbrach Konan ihn, „du hast mitgemacht, also bist du gerade genauso doof wie Pain!“

Sasori hielt es für besser, nichts mehr dazu zu sagen. Er wollte Konan nicht noch einmal so aufgeregt erleben wie vor ein paar Tagen, als sie sich so heiser geschrien hatte.

„Schimpft Konan jetzt mit Tobi?“ fragte Tobi vorsichtig.

„Wenn du drauf bestehst… dann hör mir aber auch gut zu, ja? Also, Rache ist nicht der richtige Weg, sich zu wehren, Tobi-chan. Das musst du dir gut merken, verstanden? Du kriegst dann doch nur noch mehr Probleme, das siehst du ja. Und wenn du lernst, weniger Quatsch zu machen und dich gut zu benehmen, wird aus dir bestimmt noch mal ein ganz gutes Kind.“ sagte Konan. Aber in Gedanken stellte sie eine Ausnahme der „Keine Rache“-Regel fest: diese Regel galt nicht für die ganz großen Schwierigkeiten. Gegen Orochimaru zum Beispiel war Rache das einzige Mittel, das ihr einfiel. Seit Konan wusste, warum Itachi jetzt hier und nicht mehr in Konoha Gakure und bei seiner Familie war, wollte sie sich für sein Leid rächen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, stark genug zu sein, um jemanden zu töten. Orochimaru durfte mit seinen Plänen einfach nicht durchkommen, denn jedes seiner Experimente forderte so viele Opfer. Jemand musste sein Leben beenden.

„Konan! Hör auf zu träumen, geh auf deinen Platz!“ befahl Pain.

Konan schreckte aus ihren dunklen Gedanken auf und dachte etwas erschrocken: „Hoffentlich werde ich nicht genauso finster und rachsüchtig wie Pain.“ der Gedanke machte ihr Angst und sie nahm sich ganz fest vor, nicht in dasselbe tiefe Loch wie er zu fallen.

„Tobi, gib deinen Ring ab.“ forderte Kakuzu.

„Der Ring gehörte früher Madara.“ sagte Sasori, „sein Familienwappen ist auf der Innenseite eingraviert.“

„Dann bin ich doch Madara? Dann dürft ihr mich nicht rausschmeißen, wenn ich doch Madara bin, ne?“ quietschte Tobi aufgeregt.

„Du bist nicht Madara.“ sagte Pain, „du hast nur seinen Ring gestohlen. Du bist ein kleiner Dieb, Tobi, und dass du Akatsuki verlasse musst, ist längst beschlossen.“ er streckte fordernd die Hand aus, „den Ring, sofort.“

„Nein.“ Tobi schloss die Hand mit dem rot-weißen Ring am Daumen zur Faust und versteckte sie hinter seinem Rücken.“

„Komm, Tobi, sei ein gutes Kind und gib mir den Ring.“ bat Konan und sprang zu Tobi herunter. Dann sah sie Pain an. Ihre Augen schimmerten silbern.

„Ach, so ist das also, Nagato! Du nennst Tobi einen Dieb, weil er ein bisschen Eisensand gestohlen hat! Was bist du dann? Du gibst Aufträge, Menschen – kleine Kinder – zu entführen und bringst sie um, indem du ihnen die Bijuu-Geister entreißt. Das ist nicht nur Stehlen, das ist Mord! Der einzige Grund, warum ich nicht längst weg bin, ist die Tatsache, dass dieser verregnete Laden hier mein Zuhause ist.“ zischte sie und war sich vollkommen klar darüber, dass sie gerade ihre geheimen Ideale auspackte. Aber sie konnte nicht anders.

Pain starrte sie erschrocken an. So offen hatte Konan sich ihm noch nie entgegengestellt, vor der ganzen Akatsuki!

„Sieht ganz so aus, als hättest du die Kleine nicht mehr so wirklich unter Kontrolle, Pain.“ bemerkte Kisame.

„Keine Sorge, sie beruhigt sich wieder.“ sagte Pain und ließ die ganze Überzeugungskraft seines Rinnegan-Blickes auf Konan los. Aber sie blinzelte nicht einmal, war wahrscheinlich längst dagegen immun.

„Wir sprechen uns später noch in meinem Zimmer, Konan.“ zischte er wütend, „das hat Folgen für dich!“

„Wer bringt mich denn in mein neues Zuhause?“ unterbrach Tobi die angespannte Stimmung.

„Sayu begleitet dich, du kommst zu einer netten Familie, die sich besser um dich kümmern kann als ich. Also sei ein lieber, guter Junge und gib mir den Ring.“ sagte Konan.

Tobi gab auf, legte den Ring in Konans ausgestreckte Hand und verließ die Halle.

Als Konan Pain den Ring gab, war ihr Gesicht seinem einen Moment lang nahe.

„Du hast das gerade doch wohl nicht ernst gemeint, oder?“ fragte Pain.

„Das wirst du noch sehen.“

„Du kannst das gar nicht.“

„Sei dir da mal nicht so sicher, Nagato.“

„Ich kenne dich, Konan.“

„Glaubst du vielleicht. Ich werde immer stärker werden und dann sehen wir ja, ob ich das kann oder nicht. Freu dich, denn für’s erste bleibe ich noch bei dir.“

„Eine andere Möglichkeit hast du auch nicht.“

„Das hat dir jetzt gefallen, nicht wahr? Deine Eifersucht und Wut an einem Kind wie Tobi auszulassen und ihn auf so eine billige Weise abzuschieben, sowas tust du richtig gerne! Ich hasse sowas, das weißt du doch ganz genau. Und wenn du so weitermachst, dann hasse ich dich!“

„Und du glaubst, das kannst du?“ flüsterte Pain drohend.

„Lässt du es drauf ankommen? Willst du wirklich riskieren, meine Wut zu unterschätzen?“ erwiderte Konan, „ich meine es ernst, Nagato.“

Pain musste einlenken. Er konnte jetzt, wo nur etwa zwanzig Prozent seines Planes erfüllt waren, Konan nicht noch weiter gegen sich aufbringen. Aber er wollte sich ihr auch nicht beugen. Also sagte er: „Gut. Keine Angriffe mehr auf Schwächere wie Tobi.“

„Das will ich hoffen. Auch für dich.“ zischte Konan.

Pain hatte Konan zugehört. Aber er hatte selbst im Geheimen eine Einschränkung von dem, was er gesagt hatte, gemacht: Itachi galt nicht als schwach. Seine Fähigkeiten waren berühmt und er konnte sich verteidigen. Tobi dagegen konnte nichts, er war ziemlich wehrlos. Also hatte Pain Konan genau genommen nicht versprochen, Itachi in Ruhe zu lassen. Er würde nur erst einmal abwarten, wie sich die Situation entwickelte und dann zuschlagen, wenn Konan gerade nicht hinsah, um sie wieder für sich allein zu haben.

„So, Tobi wären wir los.“ sagte Kakuzu.

„Ab mit dir, du gehst los und suchst den Sanbi. Es hat den See im Land der Reisfelder verlassen und ist zu einem andern umgezogen.“ befahl Pain mit kalter Stimme, „Kisame, du suchst weiter nach Informationen. Dreh jeden Stein zweimal um und sieh zu, dass dich die verdammten Dörfer nicht erwischen!“

Kisames und Kakuzus Schatten verschwanden. Zetsu löste sich ohne Aufforderung und mit den Worten „Ich sehe mal nach, was draußen los ist.“ in Luft auf. Er war das einzige Mitglied, bei dem jeder froh war, wenn er nicht da war. Pain hatte ihn auch nur wegen der besonderen Spionagefähigkeiten noch dabei, ansonsten brauchte er ihn nicht.

„Du kannst gehen, Konan.“ sagte Pain. Er wirkte irgendwie resigniert, aber keineswegs so, als hätte er irgendwas aufgegeben.

„Soll ich Itachi schon seine Uniform bringen?“ fragte Konan, „ich hab den Ring schon so gut wie fertig. Es fehlt nur noch das Zeichen.“

„Das mit dem Ring hab ich dir doch schon gesagt.“ antwortete Pain, „und jetzt geh, Konan. ich muss nachdenken.“

„Ja, tu das. Kann dir bestimmt nicht schaden, wenn du mal dein Gehirn anständig benutzt.“ Konan rannte aus der Halle.

Sasori folgte ihr, aber er war so langsam, dass er sie erst kurz vor Itachis Zimmer eingeholt hatte.

„Nicht so schnell, Konan!“

„Wir werden Tobi mal besuchen. Dann kannst du dich bei ihm anständig entschuldigen.“ sagte Konan, als Sasori direkt hinter ihr stand.

„Ja. Ich denke, das werde ich.“ antwortete Sasori.

Konan öffnete die Tür zu Itachis Zimmer. Unter der Tür hatte Licht durchgeschimmert, aber die Helligkeit im Zimmer überraschte sie trotzdem. Sie hatte erwartet, dass Itachi traurig in einer Ecke sitzen würde, aber stattdessen war er gerade dabei, sein Bett aus der dunkelsten Ecke des Raumes ans Fenster zu schieben. Der Raum war genauso geschnitten wie Konans Zimmer und Itachis Bett stand jetzt sozusagen am selben Platz wie ihres.

„Geht’s dir besser?“ fragte sie, als sie sah, wie schnell er außer Atem geriet.

Itachi lächelte. Er spürte, wie die freundliche Wärme, die von Konan ausging, Trauer, Wut und Hass Sasukes ein wenig beiseiteschob. Es tat gut, obwohl es Itachi ein schlechtes Gewissen machte, wenn er sich hier gut fühlte und den Schmerz, den er in Konoha verursacht hatte, für einen Moment vergaß. Er wollte seine Verantwortung für das, was passiert war, nicht vergessen.

„Das ist Sasori von Akasuna. Wir arbeiten zusammen.“ sagte Konan, „er kommt aus Suna Gakure.“

„Du bist der Marionettenkünstler, nicht wahr?“ fragte Itachi.

„Ja. Dann hast du also schon von mir gehört?“ man merkte Sasori trotz Hiruko an, dass er sich geschmeichelt fühlte.

„Du bist In Suna der beste Marionettenspieler gewesen.“ sagte Itachi, „in Konoha sagen sie, dass du diese Kunst neu erfunden und wie kein Zweiter weiterentwickelt hast.“

„Dieser Junge weiß unheimlich viel.“ dachte Sasori, „Konan hat nicht übertrieben, was ihn angeht.“ er war überzeugt, dass Itachi für das kleine Team ein Gewinn war. Diese Intelligenz, das Feuerelement und Itachis äußerst umfangreiches Wissen waren die perfekte Ergänzung. Dazu kam noch, dass Itachi laut der Informationen über ihn unglaublich schnell lernte und ihm viele Dinge schon beim ersten Versuch gelangen. Einen Ninja wie ihn gab es wohl nur äußerst selten.

Konan legte den Klamottenstapel auf Itachis Schreibtisch. Da lagen schon Lehrbücher, Schreibhefte und zwei Pinsel neben einem schon halb verbrauchten Tuschestein.

„Da ist noch was: Das Stirnband muss das durchgestrichene Zeichen deines Heimatdorfes tragen. Aber du hast ja gar kein Stirnband mehr.“

„Ja… ich hab es irgendwo im Dorf verloren, als…“ Itachi musste die aufsteigenden Tränen herunterschlucken. Er wollte nicht ständig vor Konan weinen und sie mit seiner Trauer belasten. Konan tat schon so viel für ihn.

„Ich seh mal nach, ob ich noch welche ohne Zeichen habe. Dann mach ich dir ein neues Stirnband. Du musst deine Heimat nicht durchstreichen und schon gar nicht auf deinem eigenen Stirnband.“ sagte Konan, „das tu ich für dich.“

Itachi wusste nicht, wie er Konan dafür danken konnte. Sie bemühte sich so um ihn, liebte ihn, obwohl er es nach dem, was er getan hatte, eigentlich gar nicht mehr wert war. Dachte er.

„Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir bedanken soll.“ sagte er.

„Du musst dich nicht bedanken. Ich tu das gern.“ Konan lächelte. Sie war so süß, dass Itachi richtig Herzklopfen bekam, so, als würde ihr Lächeln sein Herz ein wenig heilen können. Vielleicht konnte sie das auch. Vielleicht war Konan in der Lage, ihn wieder glücklich zu machen. Möglicherweise reichte ihr Lächeln nicht aus, aber etwas anderes, das mehr Kraft hatte… zum ersten Mal und nur für einen kurzen Moment dachte Itachi ernsthaft an etwas, das er, obwohl er schon achtzehn Jahre alt war, bisher so gut wie gar nicht bedacht hatte: Körperliche Liebe. Er wusste natürlich über die Theorie Bescheid, aber er hatte das bisher nie auf sich selbst bezogen. Die Mädchen in Konoha waren für ihn nie mehr als gute Freundinnen gewesen, auch für Yuki empfand er nur freundschaftliche Gefühle. Aber bei Konan war das anders. Wenn sie ihn anlächelte, schlug Itachis Herz in einer Weise, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Sie war das einzige Mädchen, das er mit den Augen eines fast erwachsenen Jugendlichen sehen konnte.

„Sasori und ich werden demnächst wieder eine Reise unternehmen. Es wäre schön, wenn du mitkommst.“ riss Konan ihn aus seinen Gedanken.

„Wenn es euch keine großen Umstände macht.“ antwortete er.

„Nein, wir wollen dich sehr gern dabeihaben. Im Moment hat hier keiner einen festen Partner. Sasori ist ja schon länger ohne Partner und da Pain immer hier bleibt, reise ich jetzt eben mit Sasori. Wir sind nur zu zweit, aber zu dritt ist es bestimmt viel schöner.“ sagte Konan, „außerdem würde ich dich sehr ungern hier allein lassen.“

„Ich will euch wirklich keine Umstände machen.“ sagte Itachi.

„Tust du nicht. Du kommst mit, das ist jetzt von mir beschlossen.“ bestimmte Konan und dachte: „Manche Menschen muss man zu ihrem Glück zwingen.“

Sie war fest entschlossen, Itachi selbst gegen seinen Widerstand glücklich zu machen. Wenn seine Eltern in einer anderen Welt lebten und auf eine mögliche Rückkehr warteten, war sie dafür verantwortlich, dass sie Itachi gesund und glücklich wiedersahen, sobald das hier vorbei war.

Zwei Tage später fand die sogenannte Aufnahmeprüfung statt, in der Itachi beweisen sollte, dass er zur Akatsuki passte. Er spürte, dass es jetzt für sehr lange Zeit kein Zurück mehr gab und diese Erkenntnis tat weh. Es war, als hätte er sein altes Leben und seine Heimat für immer verloren. Dabei hatte er doch nie irgendetwas Schlimmes tun wollen. Alles, was er sich im Leben gewünscht hatte, war ein glückliches Familienleben und die Sicherheit von Konoha, doch das war jetzt vorbei, nur, weil Orochimaru es so wollte. Itachi hatte eigentlich immer fest vorgehabt, niemanden zu hassen, aber wenn er an Orochimaru dachte, an dieses kalte Gesicht mit den goldenen Schlangenaugen, brannte neben dem Riss noch etwas anderes in seinem verletzten Herzen: ein wütender, glühender, kochend heißer Hass. Itachi hatte ein so mächtiges, dunkles Gefühl nie gekannt. Aber auch das würde von nun an zu seinem Leben gehören. Es gab keinen Ausweg mehr. Und wenn er daran dachte, dass Sasuke jetzt denselben Hass auf ihn hatte…

Die Tränen kamen, gingen, kamen zurück und gaben seinen Augen eine Vorschau darauf, blind zu werden. Konan war da, redete, hielt ihn, aber sie konnte kaum etwas tun.

Konan hatte Pain zwei Tage lang aufmerksam beobachtet. Immer, wenn sie aus Itachis Zimmer kam, stand er irgendwo auf dem Flur und sie hatte das sichere Gefühl, dass er sie ebenfalls beobachtete. Ihr war aufgefallen, dass Pain mit jeder Stunde, die Itachis Aufnahme bei Akatsuki näher rückte, nervöser und unkonzentrierter wurde. Eine Stunde vor der Versammlung in der Halle war Pain so aufgeregt und durcheinander, dass er noch nicht einmal bemerkte, dass Konan in den Teil des Hauptquartiers ging, in dem die Siegelkäfige der Bijuu standen. Er folgte ihr einfach, ohne zu denken und nur darauf aus, sie nicht aus den Augen zu lassen. Konan sah Yonbi, das wütend gegen das Siegel ankämpfte, obwohl es schon zwei Jahre lang eingesperrt war, und Gobi, das sich vergleichsweise ruhig verhielt. Natürlich merkte sie, dass Pain ihr folgte.

„Schmuckshuppet.“ sagte sie leise.

Normalerweise hätte Pain sie spätestens jetzt zur Rede gestellt und etwas gesagt wie: „Wer hat dir eigentlich dieses Märchen erzählt? So etwas wie Schmuckshuppet gibt es nicht und selbst wenn, dann wüsste ich es doch. Das hat dir einer aus Konoha Gakure gesagt, oder?“

Aber statt einer derartigen Predigt murmelte er leise auf Senningo vor sich hin. Konan verstand kaum etwas, aber einige Worte wiederholte er immer wieder:

„Konan behalten… Itachi… was findet sie an ihm? Sasori… Konan behalten… Itachi muss verschwinden… Sasori… Orochimaru…“

Konan ging auf einem langen Umweg zur Halle zurück und Pain folgte ihr, weiter zu sich selbst sprechend. Er schien wirklich langsam den Verstand zu verlieren und Nagato verschwand immer weiter. Als Konan die Halle betrat, hatte sie sich für die Versammlung beruhigt und den Plan, den sie seit zwei Tagen schmiedete, zuende gedacht. Sie wollte Itachi eine weitere schmerzhafte Lüge ersparen und ihm deshalb schon vorher geraten, ungenau zu antworten. Pain war so verwirrt, dass er nichts davon merken würde, selbst, wenn Itachis Antworten nicht den Regeln der Akatsuki entsprachen.

Als Itachi die Halle betrat, wirkte er sehr ruhig. Kein Anzeichen für den Schmerz in seinem Herzen war zu erkennen. Sein langes, schwarzes Haar hatte er wieder auf dieselbe Weise wie früher zusammengebunden. Konan fand, dass Itachi in der schwarz-roten Akatsuki-Uniform sehr gut aussah. Es war dasselbe Schwarz wie sein Haar und dasselbe Rot wie seine Sharingan. Daran, dass sie diese Farben für Madara ausgewählt hatte, der dieselben Haar- und Augenfarben hatte wie Itachi, erinnerte sie sich natürlich nicht.

Konans Rechnung über Pains Verhalten ging auf: Der Anführer war völlig durcheinander und so damit beschäftigt, eifersüchtig auf Itachi zu sein, dass er ihm gar nicht richtig zuhörte. Er hörte Leuten, an die er gerade dachte, in dem Moment nie zu. Mit Konan war es dasselbe.

„Jetzt bist du ein Mitglied von Akatsuki.“ dachte Konan, als Pain Itachi den Ring überreichte. Auf dem roten Kreis war das Senningo-Schriftzeichen „Zinnoberroter Vogel“, das Itachi mit Konan zusammen ausgesucht hatte. Itachi mochte Vögel, verzichtete besonders auf Geflügelfleisch, beherrschte eine Sprache, die Vögel verstanden und seine Familie war mit Vögeln verbunden. Die Farbe Rot stand für seine Sharingan, die er in den letzten Tagen fast durchgehend aktiviert gehabt hatte, weil seine weil seine Sehkraft wegen des Mangekyou im Laufe der Zeit langsam aber sicher schubartig abnehmen würde.

Konan wusste, dass der Vogel noch für etwas ganz anderes stand, etwas, das Itachi ihr gestern Abend in seinem Zimmer anvertraut hatte und das den ganzen Plan noch einmal veränderte und wichtiger machte: Sasuke war eine besondere Jinchu-Kraft! Er trug den Juubi, einen Falken mit zehn Schwänzen, in sich. Doch der war mit so vielen Siegeln verschlossen, dass es weder Sasuke selbst, noch irgendjemand anderes bemerken würde.

Konan hatte in Konoha ja schon herausgefunden, dass Juubi existierte, aber Itachi hatte es ihr gestern so gut wie bewiesen. Er hatte wieder Tränen in den Augen gehabt, Konan ganz nah zu sich her gezogen und ihr leise gestanden:

„Mein kleiner Bruder trägt den Juubi in sich. Niemand in Konoha weiß davon, auch er selbst nicht, und der Bijuu ist so stark versiegelt, dass ihn niemand aufspüren kann.“

Es war völlig klar, dass niemand etwas davon erfahren durfte. Itachi hatte Sasori am selben Abend auch davon erzählt und Sasori hatte auf alle seine Marionetten schwören müssen, kein Wort darüber zu verlieren, zumal außer ihnen, Yuki Sato und dem Uchiha-Clan niemand überhaupt von der Existenz eines zehnten Bijuu wusste.

Außerdem war es selbstverständlich, dass Konan und Sasori Itachi jetzt nicht auf seine Familie ansprachen.

Das Zeichen „zinnoberroter Vogel“ bedeutete also auch das Geheimnis, das er über Sasuke bewahrte.

„Dass Itachi jetzt ausgerechnet hier bei der Akatsuki ist, muss für ihn sehr schlimm sein.“ dachte Konan, „wo doch diese Typen hier alle Jinchu-Kräfte einfangen und ihnen die Bijuu entziehen wollen.“

Aber gleichzeitig war hier auch der beste Ort, um zu verhindern, dass Akatsuki überhaupt an die entscheidenden Informationen herankam. Wenn Itachi die Spuren gut verwischte, würden Naruto und Sasuke in Sicherheit sein.

Am Tag nach der Aufnahme machten sich Konan, Itachi und Sasori auf den Weg in ihr Geheimversteck im Grünen Land. Konan plante einen Großeinkauf an Büchern und schönen Kleidern. Und sie wollte Itachi alles kaufen, was er zum Lernen brauchte. Er hatte nicht sehr viel aus Konoha mitnehmen können.

Sasori hatte irgendwie immer genug Geld und oft wollte Konan gar nicht so genau wissen, wo er das herbekam.



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