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Der Dämon

von

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Tief atmete ich durch. Zwei Waggons hatte ich schon ganz genau durchsucht, auch unter die Sitze und sogar in die Aschenbecher geschaut, nur für den Fall, das sich diese Maus in eine Schabe verwandeln konnte, aber nun stand ich vor einem offenen Waggon, der keine getrennte Abteile hatte. Die Leute saßen dort wie in einem Bus. Trotzdem, dieser ungehobelte Winzling mit seiner lächerlichen Frisur würde mir nicht entkommen.

Aber ich wusste mittlerweile auch, dass ich selbst in meiner alten, na ja nicht ganz so alten, menschlichen Gestalt dämonische Kräfte hatte, wenn auch nicht so stark, wie in dieser anderen Form.

Am Anfang war mir das überhaupt nicht so bewusst gewesen. Eigentlich hatte ich nur gesehen, das Naruto hinter mir im Schneckentempo her schlich, während wir zum Brunnen in die Dorfmitte gingen und mir ständig warnende Blicke zuwarf und irgendwelche Zischlaute ausstieß. Nach einer Weile hatte ich genug davon, passte mich seinem lahmen Schritt an und wollte wissen, was mit ihm los sei.

Er warf genervt seinen Kopf in den Nacken, sah hilfesuchend zum Himmel und murmelte irgendetwas vor sich hin, so dass man glauben konnte, er würde beten. Ein seltsamer Eindruck. Ausgerechnet bei dem.

Dann sah er nach links zum Bahnhof. Als wäre nichts gewesen oder als hätte er meine Frage total vergessen, sagte er plötzlich: „Hey, Sasuke. Lass uns irgendwo hinfahren.“
 

Wir entschieden uns für einen Zug Richtung Süden. Naruto wollte aus irgendeinem Grund nach Italien. Und da ich eh nichts Besseres vorhatte...

Zuhause konnte ich mich im Moment nicht blicken lassen. Ich fragte mich, wo man wohl meine Sachen hinbringen würde.

Naruto sagte mir eindringlich, ich solle mich ja nicht von der Stelle rühren bis er zurück sei und verschwand kurz, um unsere Tickets zu besorgen. Kurz darauf kam er zurück, wedelte triumphierend mit den Karten vor meiner Nase herum, entdeckte ein kleines Geschäft im Bahnhof und meinte wir sollten uns noch eindecken mit irgendwelchem Süsskram und Getränken. Ich erinnerte ihn daran, dass ich das eh nicht essen könne, aber Naruto meinte, Wasser könnte ich sicher trinken. Ich solle trotzdem mitkommen, ich würde doch so gerne lesen. Oder hätte sich das geändert? Das hatte sich nicht geändert, aber ich bevorzugte eben anspruchsvolle Literatur. Ist ja logisch. Als Journalist und Reporter.

Wie auch immer, ich entschloss mich, mit Naruto in den Laden zu gehen, das war besser, als hier herum zu stehen und zu warten.

In dem kleinen Geschäft deckte Naruto sich mit den Dingen ein, wie er es gesagt hatte, Schokoriegel, Chips, Cola und so weiter und ich betrachtete mir die Bücher und andere Zeitschriften. Am Ende kam ich mit einem neuen T-Shirt und einer Zeitung an die Kasse.

„Warum hast du nicht was aus dem Kleiderschrank von unserem Essen mitgenommen,“ wollte Naruto wissen.

„Ich hab nicht dran gedacht, aber du hast anscheinend Geld mitgenommen?“

„Nein, das ist dein Geld. Für unseren Campingausflug.“

„Aha, gut zu wissen.“

Endlich kam der Kassierer. Zu meiner Überraschung begutachtete Naruto die Zigaretten im Regal hinter ihm und ich wäre fast umgekippt, als er sagte, er wolle eine Schachtel Rauchdichschlau. Die Marke war nicht im Regal, der Verkäufer entschuldigte sich, er müsse kurz im Lager nachsehen.

„Du rauchst?“ Ich überlegte angestrengt, ob ich ihn schon rauchen gesehen hatte.

„Manchmal, aber darum geht es nicht. Sieh mal hier.“ Naruto ging auf den Monitor zu, der verbunden mit irgendwelchen Kameras den Laden bewachte. Im Moment waren nur wir beide dort zu sehen. Naruto hielt seine Hand neben den Apparat und anstatt des Bildes, das zuvor dort war, war nur ein Rauschen zu sehen, bis er seine Hand wieder runter nahm. Dann sah ich mich und die anderen Leute im Laden. Während sich alle ganz normal verhielten, sahen meine Bewegungen aus, als würden sie im Zeitraffer abgespielt.

„Ach so. Verstehe.“

„Na so ein Glück.“
 

Der Verkäufer tauchte wieder auf mit einigen Schachteln, legte eine auf die Theke und stellte die anderen ins Regal. Anscheinend hatte er die Ruhe weg, Kaugummi kauend rechnete er die Preise handschriftlich auf einem Zettel aus, den er uns nach der Bezahlung dann auch überreichte.

„Das ist wirklich ein Dorf.“

„Ja,“ bestätigte Naruto. „Aber wenigstens hat´s nen Bahnhof.“

„Warum hast du es mir nicht einfach gesagt?“

„Ich dachte, am Besten du siehst es selbst.“

Da war was dran. „Also muss ich mich immer in Zeitlupe bewegen?“ Davon war ich wenig begeistert.
 

Man würde sich daran gewöhnen, hatte Naruto mir gesagt.
 

Ich atmete nochmal tief durch, denn ich durfte mich von meinem Ärger auf diesen Typen, der mich einfach ignoriert hatte nicht überwältigen lassen, ich musste mich – jedenfalls fürs Erste – langsam bewegen. Auf keinem Fall durfte ich auffallen. Als ich mich bereit fühlte, ging ich auf den Waggon zu und öffnete die Tür. Sofort wurde mir übel. Ich hielt mir die Nase zu. Was für ein Gestank. Am Besten, ich würde mir diesen Wagen nur kurz ansehen und dann weiter gehen.

Als ich mich umsah, wagte ich meinen Augen kaum noch zu trauen. Das hier war eine Versammlung von Priestern und Nonnen oder Mönchen und Nonnen. Stimmte es? War ich verdammt? Alte Horrorfilme fielen mir schlagartig ein. Ich war ja so etwas wie ein Vampir. Ob mich das Kreuz dort wirklich verbrannte? Auf einen Test verzichtete ich. Stattdessen machte ich auf dem Absatz kehrt, um Naruto danach zu fragen. So war das nicht geplant gewesen. Ich hatte in Dämonen nichts Schlechtes gesehen. Trotz allem, was er so angestellt hatte. Wenn ich mir die Nachrichten ansah, fand ich Menschen zum Teil sogar schlimmer. Aber das ich in der Hölle brutzeln sollte, davon hatte mir keiner was gesagt. Im Gegenteil, von einem Gott oder einer Göttin namens Inari war die Rede gewesen.

Ich verzichtete auf jede weitere Vorsichtsmaßnahme und rannte so schnell zurück wie ich konnte.

„Hast du auch einen schwarzen Schatten vorbeihuschen gesehen?“ hörte ich jemanden fragen.

„Gibt es in Zügen Geister?“ war die Gegenfrage.
 

Schwer atmend erreichte ich unser Abteil, riss die Tür fast aus der Angel, knallte sie wieder zu und ließ mich Naruto gegenüber in den Sitz fallen. Der beachtete mich gar nicht, sondern sah versonnen und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen aus dem Fenster.

Vielleicht sollte ich mich erst mal beruhigen, entschied ich und griff nach der Zeitung.

Auf die Artikel konnte ich mich nicht konzentrieren. Immer wieder mischten sich die Geschichten aus meiner Religion mit der von Naruto. Von einem Dämonenland war die Rede gewesen. Um da raus zu kommen, hatte er immerhin sein Leben aufs Spiel gesetzt. War das die Hölle? Nein, er wollte ja dahin zurück. Jedenfalls bis vor Kurzem. Und die Spiegelwelt? Leben wollte ich dort sicher nicht, aber es war auch nicht so wie man sich eine Hölle vorstellt.

„Also gut,“ ich ließ die Zeitung auf meinen Schoss sinken. „Lass uns Klartext reden.“

Naruto´s verträumter Blick wurde wieder klar, als er mich überrascht ansah.

„Ich habe da einige Fragen an dich.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kagome1989
2013-04-21T22:03:47+00:00 22.04.2013 00:03
Das Sasuke einiges an Fragen hat, kann ich mir denken. Aber das der erst jetzt deswegen ein Gespräch sucht, ist schon erstaunlich. Ich an seiner Stelle hätte Naruto sofort gelöchert, als die aus der Spiegelwelt zurück waren.
Jetzt bin ich aber mal gespannt, was er genau fragen wird, und ob Naruto auf alles antworten wird, oder ob irgendwann sowas kommt, wie 'Das musst du schon alleine herausfinden!'
Auf jeden Fall wieder ein sehr schönes Kapitel. Mach weiter so.
LG
Von:  fahnm
2013-04-20T20:52:46+00:00 20.04.2013 22:52
Super Kapi^^


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