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Days and nights in the jungle

One Shot-Sammlung
von

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EIn Pahnter, ein Tiger, ein Bär und Alkohol

Hier sind sie schon älter, aber das Alter der Charas schwankt immer mal wieder in den Kapiteln, weil es eine One-Shot-Sammlung ist ;)
 

Ein Panther, ein Tiger, ein Bär und Alkohol
 

Das Grölen und Lachen ließ Baghira genervt von seinem Buch aufsehen. Mit einem Seufzen stand er von seinem Schreibtisch auf und sah aus dem Fenster. Draußen hatte sich bereits die Nacht ausgebreitet. Wie ein schwarzes Tuch hatte sie sich über den Dschungel gelegt und selbst Baghira mit seinen Raubtieraugen konnte nur schwach die Umrisse der Bäume und Gebüsche ausmachen. Doch es waren nicht die Geräusche des Dschungels, die ihn störten – diese war er schon seit seiner Kindheit gewohnt – sondern jene, die aus einer hell beleuchteten Ecke des alten Tempels kamen. Der junge Prinz runzelte sie Stirn, als er plötzlich das Grölen in ein lallendes, schräges Kampflied überging.

»Das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte er.

So konnte er nicht lernen. Es war zu laut und zu nervig, dass konnte er nicht einfach ignorieren. Er hatte es versucht, über eine Stunde lang, aber es wurde nur schlimmer. Schlimmer, nerviger und lauter.

Es war ja schön und gut, dass die beiden sich mal verstanden und das ihrer gemeinsamer „Kriegszug“ gelungen war, aber das mussten sie ja nicht bis spät in die Nacht so lautstark feiern. So würde er weder schlafen noch lernen können. Er warf sich einen wärmenden Umhang über und nahm sich die Kerze, die neben seinen Büchern auf den Tisch stand. Nachts, herrschte in den Gängen des Tempels Dunkelheit und wenn sie nicht die Fackeln selbst machen würden, würde es auch finster bleiben. Daher gingen sie auch mit jenen Sparsam um und Baghira vertrat die Meinung, dass die Kerze noch ein wenig ausreichen würde. Die Nächte im Dschungel wechselten oft zwischen kalt und schwül, aber hier in den Überresten des uralten Tempels lag durch die Steinwände die Temperatur oft im unteren Bereich. Er zog den Umhang noch ein wenig näher um sich und beschleunigte seine Schritte. Er kam an zerstörten Mauerresten vorbei, an kaputten Zimmertüren und Überresten von Statuen, denen meist gleich mehrere Körperteile fehlten.

Irgendwann erreichte ihn das Licht der Feiernden. Er öffnete die Tür und sofort schlug seiner feinen Nase, der schwere Geruch von Alkohol entgegen.

Das erklärte einiges.

Baghira seufzte, rümpfte die Nase und riss sich zusammen. Er trat ein und sah seine beiden Freunde auf einem Berg von Kissen sitzend, mit goldenen Kelchen anstoßend und eindeutig angeheiterten Gesichtsausdrücken.

»Baghiiii!«, rief Balu, der ihn als erstes entdeckte und sprang auf. Der Prinz hatte erwartet, dass der Bär taumeln würde, aber der massige Körper bewegte sich überraschend sicher. Baghira konnte nicht anders, als leicht schmunzeln. Es stimmte wohl, was man sich über die Soldaten und Kinder des Bärenclans erzählte: Sie hatten Alkohol von Klein an im Blut. Er erinnerte sich noch daran, wie sie mal als kleine Kinder verdorbenes Obst gegessen hatten und herum getaumelt waren. Balu dagegen war danach der Einzige gewesen, der noch normal laufen und sprechen konnte.

Balu schwenkte den Becher und lachte mit seiner tiefen, brummenden Stimme, bevor er einen Arm um Baghiras Nacken legte. »Komm, Baghi. Bleib da und trink einen mit uns!«

»Ich will euch eigentlich nur um ein bisschen Ruhe bitten«, widersprach der schwarze Panther, aber Balu quasselte bereits gut gelaunt weiter und hielt ihn in seinem Griff. Baghira seufzte und blickte zu Shir Khan, der sich seit seiner Ankunft nicht einmal bemerkbar gemacht hatte. Der Prinz aus dem Nachbarreich des Tigers starrte zu ihnen. Er wirkte kurz verärgert, doch als er bemerkte, dass Baghira ihn ansah, drehte er den Kopf zur Seite und starrte in seinen Weinkelch. Baghira hob eine Augenbraue. Wollte der Tiger seine Gegenwart nicht oder gefiel ihm die Störung nicht, weil er wusste, dass Baghira ihr kleines Fest zügeln würde? Seine beiden Mitstudenten waren zwar älter als er, aber bei weitem nicht sehr viel vernünftiger.

Baghira tauchte unter Balus Griff hindurch und fuhr sich durch die Haare.

»Ich wollte euch aber auch zu eurem Sieg gratulieren. Dank den Aufgaben des Meisters konnte ich euch noch nicht sehen.«

»Und … da kommst du jetzt erst? Mitten in der Nacht? Es ist wohl eher so … dass wir disch stören, oder?«, die lallende Stimme Shir Khans überraschte Baghira. Aber umso mehr wunderte ihn der feurige Blick aus den gelben Augen des anderen. Baghira hob eine Augenbraue.

»Ah, dann tut uns das natürlich leid«, brummte Balu in einem versöhnlichen Tonfall und zog den Prinzen zu dem Kissenberg. Baghira seufzte. So leicht würde er nun doch nicht mehr davon kommen. Aber vielleicht konnte er die beiden zum leiser werden überreden, wenn er selbst als Zeichen der Anerkennung ein Glas mit ihnen geleert hatte. Seufzend ließ er sich zwischen sie fallen und ließ sich von Balu einschenken. Der Bär gab ihm seinen Kelch und redete dabei ausgelassen über ihre vergangene Schlacht.

Sie hatten einige verstreute Söldner und Verbrecher, die sich zu einem kleinen Heer zusammengeschlossen hatten auf den Wunsch der Väter zerschlagen. Dafür waren sie einige Wochen lang weg gewesen, hatten den Dschungel durchquert und gekämpft. Baghira brauchte nur einen geübten Blick um die Schrammen und Verbände zu sehen, die die beiden unter ihr recht locker getragener Kleidung trugen. Eine Annehmlichkeit nach den schweren Rüstungen. Baghira blickte zu Shir Khan. Der Tiger trug seine Weste offen und darunter sah man einen Verband um seine Brust geschlungen. Sein Blick war nach wie vor finster und er nippte langsam an seinem Wein. Baghira streckte die Hand aus – er wollte den Verband berühren – doch sofort schoss Shir Khans Hand vor und umschloss eisern sein Handgelenk.

»Fass mich nicht an«, grollte es aus der Kehle des Tigers.

Baghira sah ihn erschrocken an.

»Was ist los mit dir?«, fragte er. Sicher, Shir Khan war kein leichter Umgang, aber die Feindseligkeit, die der Tiger gerade zeigte, war selbst für ihn selten. Besonders gegenüber Baghira.

Shir Khan schnaubte lediglich und ließ ihn los.

»Ach lass ihn. Du kennst doch unseren Tiger. Da spricht ja wohl noch der Kampfgeist aus ihm. Trink schon«, forderte ihn Balu von der anderen Seite aus auf und zog ihn näher zu sich. Baghira blinzelte kurz verwundert, lehnte sich dann aber an den Bären. Der nackte Oberkörper seines besten Freundes war warm und dunkel. Angenehm nachts und der Duft von Erde, Moschus und Wildhonig umgab ihn. Baghira lächelte leicht, froh, dass Balu so heil zurück gekehrt war und probierte einen Schluck des Weins. Er war nicht sonderlich stark. Ein einfacher Nektarwein lief seine Kehle hinab und wärmte ihn auch von Innen. Baghira würde nur diesen Becher lehren. Er vertrug nicht allzu viel, noch war ihm danach die Nacht durchzufeiern.

Balu begann wieder ein Trinklied zu brummen, während Baghira langsam seinen Kelch leerte. Als er fertig war, stellte er diesen auf den Boden und erhob sich dann. Aber bevor er völlig aufstehen konnte, zog man ihn an seinem Hemd zurück. Er landete wieder zwischen ihnen, doch dieses Mal beinahe auf Shir Khan. Er keuchte erschrocken und als er aufsah, blickte er direkt in die stechend gelben Augen des Tigers.

»Niemand hat dir erlaubt zu gehen.«

Für einen Moment glaubte Baghira sich verhört zu haben. Doch dann verengte er die Augen und stieß ein Knurren aus.

»Ich gehe, wenn es mir passt. Ich wünsche euch noch viel Spaß. Aber ich brauche meinen Schlaf.«

Nun war es ihm egal, wie laut sie waren. Er wollte keinen Streit- nur noch ins Bett.

Er wollte wieder aufstehen, doch auch dieses Mal wurde er am Handgelenk festgehalten.

»Nein. Das ist ein Befehl. Du wirst mir gehorchen.«

Herrschsüchtiger Tiger!

Baghira riss sich mit aller Kraft los und spürte dabei, wie Shir Khans Fingernägel über seine Haut kratzten.

»Nein«, sagte er mit gefährlichem ruhigen Unterton in der Stimme. Er hasste es, wenn der andere Prinz sich so aufführte. Und er würde sich das nicht gefallen lassen. Er murmelte ein ‚Bis Morgen’ Balu zu und kehrte ihnen den Rücken zu, um zur Tür zu gehen. Hinter ihm raschelte es und im nächsten Moment schob sich ihm Shir Khans verbundene Brust vor Augen. Langsam selbst verärgert hob er den Kopf.

»Gehorche mir, Baghira. Du gehörst mir!«, fauchte der Tiger, den Blick sturer als jeder Elefantenbulle.

Vor Empörung und Fassungslos öffnete Baghira den Mund und stieß dann ein lautes Knurren aus. »Was bildest du dir ein? Du hast mir nichts zu sagen!«

»Baghi-«

»Ich gehe!«, unterbrach er den Tiger und wollte an diesem vorbei. Er hörte das zornige Knurren und sah noch aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Plötzlich durchzuckte ein höllisches Brennen seine Wange, sein Kopf und sein Haar wurde zur Seite geworfen und das Klatschen hallte wie ein Donnerschlag durch den Raum.

Dann herrschte Stille.

Baghiras Hand legte sich an seine gerötete Wange. Seine Augen waren groß und ungläubig.

Shir Khan hatte ihn geschlagen. Einfach geschlagen. Auch Shir Khan wirkte erstarrt, die Hand noch halb gehoben und ausgestreckt, sein Blick war nicht mehr wütend, sondern erschrocken.

Sie beide schienen nicht glauben zu können, was gerade passiert war. Aber das pochende Fleisch war der Beweis, dass es wirklich geschehen war. Baghira schluckte. Seine Hände begannen zu zittern.

Doch bevor nur einer von ihnen den Mund aufmachen konnte, erklang ein markerschütterndes Brüllen. Balus massiger Körper schob sich zwischen die beiden Raubkatzen. Baghira sah die breiten Schultern, die ausgeprägte und angespannte Rückenmuskulatur und die plötzlichen Aggressionen, die plötzlich in dem friedfertigen Bären steckten.

Aber er sah nicht kommen, was dann geschah.

Wie ein wild gewordenes Tier stürzte sich Balu auf Shir Khan.
 

Als Shir Khan wieder zu sich kam, stöhnte er vor Schmerz und schaffte es nicht einmal, sich aufzusetzen.

»Oh, du bist wach! Den Göttern sei Dank!«

Der Tiger runzelte die Stirn und drehte den Kopf zu der Stimme. Vor ihm auf saßen Balu und Baghira. Er selbst lag in seinem Bett. Ein Blick nach unten reichte um ihm zu sagen, woher die Schmerzen kamen. An seinem ganzen Körper gab es verschiedene Verbände, sein einer Arm war sogar geschient worden.

»W-was ist passiert?«, krächzte er und spürte neben den Schmerz seiner Gliedmaßen einen pochenden Schmerz hinter der Schläfe. Entweder war er gegen eine Wand – mit dem Kopf voran – gelaufen, oder er hatte zu viel getrunken. Und keines von beiden war gerade angenehm, wenn es einen ausgereiften Kater und seine Verletzungen erklärte. Vielleicht war es sogar beides. Er war betrunken gegen eine Wand gelaufen und danach die Treppen hinab gestürzt. Das musste es sein. Nur wieso hatte er getrunken?

Sein Blick glitt zu Balu. Der Bär sah ihn geradezu ängstlich und besorgt an. Aber da war noch ein anderer Ausdruck in den schwarzen Augen. War…das Scham?

»Balu«, sagte dann Baghira knapp, woraufhin besagter zusammen zuckte, aber ansonsten nicht reagierte. Und als Shir Khan verwirrt die schmerzende Stirn runzelte, dass weiter ausführte.

»Balu ist mit dir passiert. Und eine gehörige Menge Wein.«

»Es tut mir ganz schrecklich leid, Khani! Ganz doll leid! Kommt nicht wieder vor! Ich mach es wieder gut, ich hol dir Bananen, ich jag dir auch was, aber bitte verzeih mir. Ich … es tut mir schrecklich leid!«, jammerte der schwarze Bär, Tränen in den Augen.

Ächzend entließ Shir Khan die Luft aus seinen Wangen entweichen und sank völlig zurück in die weichen Kissen unter sich.

»Du … du hast mich verprügelt?«, stellte er dann nach einem Moment und deutlicher Fassungslosigkeit in der Stimme fest.

Balu nickte nur, einen deutlichen Kloß im Hals, den er dabei runterschluckte.

»Das geschah dir Recht«, mischte sich Baghira mit neutraler Stimme ein und erntete einen verwirrten Blick des Tigers.

»Du hast mich angegriffen.«

Shir Khan blinzelte. Er würde doch niemals Baghira angreifen. Dafür war der andere ihm doch viel zu kostbar. Er tat alles, um den anderen Prinzen und Freund zu schützen. Das hatte er ihm versprochen als sie klein waren.

Er drehte den Kopf und sah Baghira an. Eine rote Stramme zeichnete sich auf seiner Wange ab. Er hatte doch nicht wirklich …

»Und da ist Balu durchgedreht. Er hat dich zusammen geschlagen und dann hat der Meister sich um deine Wunden gekümmert. Du hast ein paar angebrochene Rippen, Prellungen und einen gebrochenen Arm. Also wirst du in nächster Zeit nicht mehr so schnell aufstehen können.«

Shir Khan stöhnte auf.

Und sofort stand Balu auf den Beinen.

»Warte! Ich hol die Arznei gegen die Schmerzen«, mit diesen Worten stürmte der Bär hinaus, bevor Shir Khan klar stellen konnte, dass er nicht deswegen gestöhnt hatte. Grummelnd verdrehte er die Augen.

»Mach das nicht«, wies ihn Baghira zu Recht, »Es tut ihm leid und er gibt sich große Mühe, das wieder gut zu machen.«

»War … er das wirklich?«

»Du hast wohl auch einen Schlag gegen den Kopf bekommen. Oder ist das der Alkohol?«

»Unser fauler Bär?«

»Du weißt doch wie stark er ist. Er ist vom Bärenclan und ein Soldatenkind. Voll und ganz. Der Meister meinte lediglich, dass sei die Wirkung des Alkohols. Manche macht er müde, andere hemmungslos und wieder andere aggressiv.«

Shir Khan schloss die Augen.

»Verstehe … mein Gemüt ging wohl in Flammen auf.«

»Und Balus heiteres, offenes Wesen wurde als du mich angegriffen hast, reif für Gewalt.«

»Er hat dich beschützt. Ich habe dich angegriffen.«

»Shir Khan … du warst nicht klar bei Verstand. Und Balu ist mir nur zuvor gekommen. Ich hätte dir sonst die Nase gebro-«

Eine große, gebräunte Hand legte sich auf Baghiras rote Wange.

»Es tut mir leid«, flüsterte der Tiger mit sanfter und ehrlicher Stimme. Der schwarzhaarige Prinz starrte ihn überrascht an. Shir Khan wusste, was er dachte. Der Kronprinz des südlichen Reiches entschuldigte sich nie, noch bat er um Verzeihung.

Aber seine Tat, war für ihn zu schwer wiegend und für ihn selbst unverzeihlich. Nur Baghira konnte das.

Die goldenen Augen des Panthers verschwanden hinter seinen Lidern. Er hob ebenfalls die Hand und legte sie auf Shir Khans. Ein kleines Lächeln legte sich auf die Züge der schönen schwarzen Raubkatze.

»Ich verzeihe dir ausnahmsweise. Aber nur, weil du mein Freund bist.«

Shir Khan entspannte sich und drückte stattdessen Baghiras Hand. Er grinste schief, aber mit einer gewissen Arroganz.

»Jetzt fühl ich mich doch schon gleich viel besser.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tinomele
2013-04-29T17:08:45+00:00 29.04.2013 19:08
Jahhh ich feier das grad voll :) Mit deinen One-Shots versüßt du mir immer wieder den Tag :)
Daaannkkeee!!! <3


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