Zum Inhalt der Seite

Russisch Roulette

Eine fatale Wette
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Trickser; schwer zu erziehen

Die langen Finger, welche schon manche Karten verschwinden, Kleingeld auftauchen und Taschentücher wieder ganz werden liessen, zerpflückten mit gleichgültiger Brutalität ein Blatt nach dem anderem. Er sass schon seit sie hierher gezogen waren mal liebsten auf diesem Baum. Früher war es eine Herausforderung gewesen, aus dem Fenster auf die Äste zu klettern. Aber inzwischen war er gross genug und die Äste etwas länger, sodass es ein Kinderspiel war. Er hatte hier seine Ruhe, besonders vor seiner Schwester und ihren Freundinnen aus der AG. Kleine Brüder waren ja immer so süss, man musste sie knuddeln und ihnen in die Wange kneifen, auch wenn sie dafür schon viel zu alt waren. Bei seinem kleinen Brüderchen ginge es ja noch, aber der ging ihm seit geraumer Zeit aus dem Weg. Dieses Problem war es jedoch nicht, das ihn mitten in der Nacht hier hinaus getrieben hatte. Yukimuras ehrbare Haltung, ihn abzuweisen weil er damit Yagyuu verletzen würde, ärgerte ihn so sehr, wie ihn die Tatsache verwirrte, dass Yagyuu dazu in der Lage war, mehr für ihn zu empfinden. Yukimura würde ihn nicht einfach anlügen, aber er musste wohl etwas missverstanden haben.

Fujis Mail, die er noch während seinem Besuch beim Captain erhalten hatte, war jedoch sehr deutlich. Er hatte verloren, gegen dieses angebliche Genie. Er hasste es wie jeder von der Rikkai zu verlieren, besonders da es schon das zweite Mal war, dass er bei Fuji den Kürzeren zog, wenn auch nicht auf dem Tennisplatz. Er hatte Tezuka also in Bett gekriegt. Eigentlich war es völlig bescheuert, er wusste dass Fuji für Tezuka Gefühle hegte. Ob es nicht schon eher etwas eine Obsession war, konnte er nicht sagen. Er mochte Yukimura zwar, hegte aber keine romantischen Gefühle für ihn. Im Gegenteil, er war eifersüchtig. Es hätte ihm nichts bedeutet mit Yukimura das Bett zu teilen, wenn er dadurch nicht nur die Wette gewonnen hätte, sondern auch Sanada endlich erkannte, wie gewissenlos Yukimura auf seinen Gefühlen herumtrampelte. Dass es zwischen ihnen nichts werden würde war Nioh klar, Sanada hatte sich für Yukimura entschieden, und daran würde auch dieser Betrug nichts ändern. Da war ihm die Wette gerade recht gekommen,. Sanada sollte einfach wissen, wie wenig Yukimura auf seine Gefühle gab, auch als er versucht hatte ihren Captain zu verführen war der Ausschlagende Grund nicht Sanada sondern Yagyuu gewesen. So eine Behandlung hatte der aufrichtige, starke Sanada einfach nicht verdient. Er brauchte keine Berechnungen von Renji um zu wissen, dass ihn Sanada direkt und ehrlich abweisen würde, darum hoffte er einfach darauf, dass sich ihr Captain endlich wieder bewusst wurde, was für ein Glück er hatte, von Sanada geliebt zu werden. Aus diesem Grund hatte er sich überhaupt erst darauf eingelassen, mit Fuji zu wetten.

Das Trainingsspiel gegen die Nummer zwei der Seigaku hatte nur dazu gedient, die Schwächen seines Tezukas auszubügeln, auf die ihn Fuji beim Finalspiel aufmerksam gemacht hatte. Und für ihn war es eine günstige Gelegenheit gewesen, gegen eine beinahe perfekte Tezuka-Imitation zu spielen und sich auf das richtige Match gegen ihn vorzubereiten, dass zwangsläufig irgendwann stattfinden wurde. Dass alles in einem Streit unterging, war eigentlich absehbar gewesen. Die Wette war schnell ein Thema und sie beide willigten ein. Mit seiner Niederlage war er nun dazu verpflichtet, in drei Situationen genau das zu tun, was Fuji von ihm verlangte, solange es nicht Sieg oder Niederlage beeinflussen würde, oder absolut Rufschädigend war. Nackt über den Sportplatz zu flitzen war definitiv ein Tabu. Fuji würde sich bestimmt etwas ausgesprochen peinliches ausdenken, und darauf freute sich Nioh wenig.

„Aniki! Es ist schon mitten in der Nacht…was machst du noch da oben?“, motzte ihn plötzlich sein kleiner Bruder an, der sich in vollendeter Nioh-Manier angeschlichen hatte. Er trug Turnschuhe, eine kurze Hose, ein offensichtlich verschwitztes Shirt und diese schweren, übergrossen Kopfhörer, die im Moment so Mode waren.

„Die Frage muss eher lauten, woher du kommst, Brüderchen! Weisst du wie spät es ist?!“, entgegnete Nioh aufrichtig besorgt. Es war schon nach Mitternacht und ein Mittelschüler hatte ganz sicher nichts mehr um diese Zeit auf der Strasse zu suchen. Er hielt sich zwar auch nicht daran, aber es handelte sich hier um seinen kleinen, liebenswerten blonden Bruder, der mit den gleichen grauen Augen zu ihm heraufstarrte, wie sie ihn sonst aus dem Spiegel anstarrten. Er war im gleichen Jahrgang wie Akaya, dachte aber seit jeher nicht daran, ihn auch nur mit einem Kopfnicken zu begrüssen.

„Ich schon, aber du sicher nicht!“ Dieser arrogante, aufgeblasene Tonfall war typisch für einen pubertierenden Teenager. Atobe war noch immer mitten in dieser Phase, und Akaya erwischte es auch oft wenn er mal wieder grössenwahnsinnig versuchte, einen der grossen drei zu besiegen. Von Yagyuu hingegen hatte er schon lange nichts mehr Derartiges gehört. Dabei hatte sogar Renji einen solchen Ausdruck gehabt, als seine Mutter ihn einfach mitten im Training abholen wollte. Er wusste nicht wie genau er sich Yanagis Mutter vorgestellt hatte, aber bestimmt nicht mit einem breiten offenem Lächeln, gesprächig, und ganz sicher nicht so eingenommen von ihrem Sohn, dass sie ihn ständig umarmen und drücken musste, und das obwohl er deutlich grösser war als sie. Das war schon lustig gewesen. Yagyuus Familie war hingegen genauso wie man sie sich vorstellte. Steif, konservativ und humorlos. Es zählte nur die Leistung, Yagyuu tat ihm manchmal wirklich leid, wie er seine Freizeit dafür opferte, um einfach nur zu lernen. Nicht ein Mal hatte er ihn dazu überreden können, mit Marui und ihm ins Gamecenter zu gehen, oder seinetwegen auch ins Museum oder wohin auch immer Yagyuu gerne ging. Wenn er ehrlich war, wusste er es nicht.

„No-chan…wo warst du denn?“, fragte er seufzend nach und kletterte flink vom Baum herunter. Er musste seinen Bruder in sein Zimmer begleiten, damit er auch wirklich sicher war, dass er dort ankam. Er kannte sich selbst zu gut, um ihm zu misstrauen. Schliesslich war auch seine ältere Schwester eine Spezialistin darin, sich aus dem Haus zu schleichen.

„Ich war Joggen, sieht man doch“, antwortete sein Bruder patzig und mass ihn mit einem Blick, der Nioh davon abhielt, ihn zu knuddeln, wie er es gerade noch vor gehabt hatte.

„Aber doch nicht mitten in der Nacht“, seufzte Nioh, immerhin lenkte ihn sein Bruder gerade von diversen Problemen ab. Sein Liebeskummer, die Wette…Yagyuu…

„Interessiert doch eh keinen, ausser dich. Das ist doch echt traurig…“, beklagte sich sein Bruder und strubbelte sich selbst durch die Haare. Sie sahen sich ähnlich, nur waren die Haare blond, kürzer und meist gekämmt. Er sah damit aus wie ein kleines Pop-Idol, aber er liess die Mädchen links liegen die ihm nachliefen. Noch etwas Gemeinsames. Nur ihre grosse Schwester schien sich an gewöhnliche Begebenheiten zu halten und ging mit Jungs aus. So lange sie nicht wieder mit Sengoku flirtete wie damals beim Finale, war alles in Ordnung. Jemanden von der Yamabuki, Lucky Sengoku insbesondere, wollte er ganz sicher nicht irgendwann am Tisch sitzen haben.

„Das stimmt doch nicht. Und jetzt husch, ins Bett mit dir, sonst trage ich dich persönlich dahin“, grinste Nioh schal und nicht sehr aufrichtig. Er war müde, und die pessimistischen Aussagen seines Brüderchens waren gerade zu viel, um sich richtig darum zu kümmern. Er bekam auch keine Antwort mehr. Stumm verschwanden sie erst im Haus, dann in ihrem jeweiligen Zimmer. Angezogen liess sich Nioh auf sein Bett fallen. Irgendwo quietschte ein Gummifrosch empört über das Gewicht. Aber gerade wollte er nur noch schlafen. Und wenn möglich vergessen, wie schief alles an diesem Abend ging.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Niji-Mizu
2013-08-16T12:43:57+00:00 16.08.2013 14:43
Hach~
Süßes Kapi!
Mehr fällt mir dazu nicht ein. Niou und der kleine Bruder. Sweet~

So, nun vielleicht etwas...konstruktiver, als nur "süüüüß" und "hach~".
*lachen muss*

Wieder einmal ein wirklich tolles Kapitel.
Nious Gefühlschaos ist wirklich nachvollziehbar. Der Arme.
Nun bin ich wirklich auf Fujis "Kommandos" an Niou gespannt.
Ich sehe Gemeinheiten auf Niou zukommen. XD

Freue mich wie immer auf die Fortsetzung! ^o^


Zurück