Zum Inhalt der Seite

Russisch Roulette

Eine fatale Wette
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gedankenlos

Japanisch war langweilig. Es gab nicht viele Fächer die ein so hohes Einschlaf-Potenzial hatten wie dieses nutzlose Fach. Zu allem Übel bestand Yagyuu darauf dass er auch wirklich für die anstehende Prüfung lernte. Als ob er den Kopf nicht voller anderer Dinge hatte die ihn beschäftigten. Die Tatsache, dass er selbst im Moment keine Japanischprüfung in Aussicht hatte hinderte Yagyuu jedoch nicht daran den Stoff bereits jetzt zu lernen mit Nioh zusammen, der davon wenig begeistert war. Das einzige das die Lernerei erträglich machte war Yagyuu beim Schreiben zuzusehen. Er hatte eine elegante Haltung und eine weiche Schrift. Sanada hätte sie vermutlich nicht gefallen, aber sie war klar und floss. Yagyuus Handschrift war auch schön in lateinischen Buchstaben. Als sie einmal auch im Unterricht getauscht hatten, war es eine Herausforderung gewesen diese Schrift zu imitieren. Er hatte Yagyuu lange studiert, und auch jetzt waren ihm der ernste Mund und die warmen braunen Augen hinter den Brillengläsern vertrauter als ein Blick in den Spiegel. Manchmal berührte er mit dem Ende des Stifts seine Unterlippe wenn er nachdachte. Er kaute nie daran herum. Es war nur eine kleine Geste derer er sich vermutlich nicht einmal bewusst war. Yagyuu legte die Stirn noch mehr in Falten und schob sich die Brille zurecht. Eine einzelne braune Strähne verirrte sich und Nioh schob sie ohne einen Gedanken zu verschwenden zurück hinter Yagyuus Ohr. Und kitzelte mit den Fingerspitzen verspielt über die Ohrmuschel. Sie hatte eine Anziehungskraft auf ihn ausgeübt der er nicht hatte widerstehen wollen. Sein Doppelpartner zuckte zusammen und schob seine Hand beiseite, nicht ohne rot zu werden und den Stift fester zu umklammern. Er sah wie sich die Sehnen des Handgelenks anspannten die halb unter dem Hemd verborgen waren. Nioh grinste breit. Es gefiel ihm der Grund dafür zu sein, dass Yagyuu in Verlegenheit geriet. Und dass es eine so simple Geste war, die ihm rote Wangen bescherte, weckte seinen Forschungsdrang. Das war eine Seite die er für Tennis nicht gebraucht hatte und die ihm noch völlig verborgen war.

„Ne, Yagyuu. Du bist ja ganz rot“, neckte er ihn unbarmherzig. Nach all den frustrierenden Erfahrungen der letzten Tage war ihm diese Ablenkung recht. Yukimuras vage Aussage, dass Yagyuu mehr für ihn empfand als reine Freundschaft musste er zwangsläufig überprüfen. Es erschien ihm unglaublich. dass er davon bisher nichts bemerkt hatte. Aber so etwas simples wie Rotwerden war noch lange kein Beweis für Zuneigung. Oder für Liebe.

„Das bildest du dir ein…“, hielt Yagyuu dagegen und das Rot wurde noch um eine Nuance dunkler.

„Flunkern darf nur ich Hiroshi…“, flüsterte er ihm ins Ohr so nahe, dass er beim Reden Yagyuus Ohrmuschel streifte. Er verwendete Yagyuus Vornamen so gut wie nie, was nicht nur daran lag dass es peinlich war zwischen Jungs. Yagyuu benutzte seinen ebenfalls fast nie, nur wenn er richtig Mist gebaut hatte. Da Yagyuu jedoch keinen Unsinn trieb, hatte er sich eine andere Gelegenheit dafür ausgesucht. Außerdem funktionierte auch dieser kleine Trick, Yagyuu drehte den Kopf um ihm zu widersprechen und so war es leicht seinen leicht geöffneten Mund zu erobern. Die braunen Augen deren warmen Ton Nioh schon immer gemocht hatte weiteten sich überrascht. Gefühlvoll leckte Nioh über die weiche Unterlippe, zog mit den Zähnen an ihr. Er fing Yagyuus Mund immer wieder zu weiteren Küssen ein bis sich seine Augen hinter den Brillengläsern ganz geschlossen hatten und der warme Atem zittrig über seine Lippen strich wenn er ihnen eine kleine Pause gönnte. Die braunen Haare fühlten sich weich zwischen seinen Fingern an als er durch sie fuhr und Yagyuu so enger zu sich zog um endlich seine Zunge spielen zu lassen. Er schmeckte nach dem Tee den seine Mutter ihnen hinauf gebracht hatte. Minze war nicht unbedingt seine Lieblingssorte, aber die neckischen Spielereien und Yagyuus verhaltenes Keuchen machten diesen Umstand locker wett. Selbst außer Atem gekommen brachte er ein paar Zentimeter Abstand zwischen ihre Lippen und stellte mit Genugtuung fest welche Wirkung diese Knutscherei auf Yagyuu hatte. Seine Lippen waren feucht und gerötet, seine Wangen glühten förmlich und die Hitze spiegelte sich in den dunklen braunen Augen wieder. Nioh konnte das aufkeimende Lächeln nicht unterdrücken. Schnell haschte er noch einen kurzen federleichten Kuss ehe er seine Lippen gemächlich über Yagyuus Hals gleiten ließ. Der Puls raste unter seiner Zunge als er die Haut ableckte. Langsam und berechnend steckte er einen Finger in den Krawattenknoten und zog dieses lästige Kleidungsstück von Yagyuus Hals.

„Nioh, nicht…“, wehrte sich Yagyuu, aber lediglich auf verbaler ebene. Das leichte zittern seines Körpers schrie förmlich nach weiteren Berührungen.

"Du flunkerst schon wieder…", hauchte Nioh leise und quittierte Yagyuus kleine Verleugnung mit einem formschönen Knutschfleck in der Kuhle zwischen Hals und Schulter. Es würde ein paar Tage lang davon zeugen was sie gerade teilten. Sanft aber bestimmt drückte er gegen Yagyuus Schultern. Zwischen dem Tischchen und dem Bett hatten sie zwar nicht viel Platz, aber es reichte Nioh um sich über Yagyuu zu schieben. Er war ein paar wenige Zentimeter kleiner und so von oben auf ihn herab zu sehen eröffnete ihm neue Perspektiven. Yagyuus Brillengläser fingen hier unten kein Licht ein und er wirkte ungewohnt schutzlos. Es war Yagyuu der ihn zu sich hinunter zog und dafür sorgte, dass sie sich erneut küssten. Es musste also wirklich wahr sein, dass Yukimura ihn angelogen hatte, hatte Nioh auch nicht erwartet. Dennoch hatte es keinen Sinn ergeben. Yagyuu empfand also etwas für ihn. Diese Tatsache erfüllte ihn mit Genugtuung, unruhige Nervosität und ein schlechtes Gewissen verursachten jedoch ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend. Es war Yagyuu den er hier küsste aus reiner Neugierde. Seinen besten Freund, den einzigen der ihn wirklich verstand.

Mit einem Klammen Gefühl löste er sich von ihm und setzte sich wieder auf. Und auch Yagyuu kämpfte sich auf die Ellenbogen. Wenn er jetzt aufhörte, würde ihre Freundschaft vielleicht die Küsse und die noch unschuldigen Berührungen überleben.

„Du meinst es nicht ernst, oder?“, fragte Yagyuu leise und ohne Groll. Seine Stimme klang eher zu sanft und zu verständnisvoll. Beunruhigt richtete Nioh erst mit ungeschickten Fingern Yagyuus Hemdkragen.

„Es tut mir Leid Yagyuu…“entschuldigte er sich leise bei seinem besten Freund. Auch wenn er während den Küssen ausschließlich an Yagyuu gedacht hatte, so war ihm völlig klar, dass er ihn nicht wirklich liebte. Nicht auf diese Art. Er wollte nur einen.

„Dann sag es ihm und lass uns nicht mehr über das hier reden“, schlug Yagyuu vor ohne ihm in die Augen zu sehen. Seine Augen sprachen von dem bitteren Schmerz den seine Stimme erfolgreich verbarg. Hätte er seinem besten Freund mehr Beachtung geschenkt, hätte er es vielleicht auch ohne Yukimura gemerkt.

„Du hast es mir auch nicht gesagt. Und außerdem…wäre das unfair, oder? Ich habe echt Mist gebaut…“, entgegnete der Trickser hilflos.

„Das ist meine Sache und geht dich nichts an.“ Verwirrt über diese barsche Antwort blinzelte Nioh.

„Aber wenn du schon so ein Chaos verursachst und Yukimura zum weinen bringst, dann bring es auch wieder in Ordnung, auch was dich betrifft. Ich komme schon zurecht“, flüsterte sein bester Freund, stieß ihn gegen die Brust sodass er rückwärts auf den Hintern plumpste und Yagyuu sich wieder richtig hinsetzen konnte.

„Außerdem hast du morgen eine Japanischprüfung und deine Lösungen sehen sehr schludrig aus Nioh..“

Ergeben zu ächzen war alles was ihm blieb. Und die Lösungen auszuradieren und von vorne zu beginnen. Immerhin lenkte es ihn davon ab was er tun musste. Für sie alle. Und besonders für Yagyuu.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück