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wicked thoughts

von

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Chapter 11

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Zwar war es wirklich früher Morgen gewesen, doch war es Naruto gerade wirklich egal. Jiraiya hatte ihm mit seinen Worten gründlich den Morgen, wenn nicht sogar den Tag, verdorben. Er wollte von niemanden mehr etwas wissen, wollte niemanden sehen und wollte auch nicht seine Verpflichtungen nachkommen. Mit Verpflichtungen war hauptsächlich Ami gemeint. Sie hatte mit dieser ganzen Situation zwar nichts zu tun, doch musste das Mädchen die Konsequenzen tragen.
 

Und so, wo versteckte, verbrachte, man Zeit, wenn man wirklich nicht gefunden werden wollte? Wenn man in seiner Wut, in seinem eigenem Selbstmitleid versinken wollte?
 

Natürlich einer Bar.
 

Zumindest benötigte Naruto in solch einer Situation eine Bar, keine Ahnung wie andere damit umgingen. Zwar war der Namikaze kein Trinker, doch schien er momentan zu verdursten, sollte kein einzelner Tropfen Alkohol seine Kehle berühren. Jedoch ging es wohl auch nur darum, seine Sorgen vergessen zu können.
 

Nichtsdestotrotz…
 

Zu aller Überraschung fand der junge Mann wirklich eine Bar, welche zu dieser Zeit offen hatte und betrat sie voller Erleichterung.
 

Dies war am Morgen gewesen und nun war es Abend. Naruto hatte es tatsächlich geschafft, den ganzen Tag in einer Bar zu verbringen. Der Barmann hatte den Blonden zwar aufmerksam im Auge, doch konnte er nicht sehr viel tun. Naruto verhielt sich nicht aggressiv, auch trank er nicht viel – war es doch viel eher, dass Naruto einfach nur in die Leere starrte und nach Antworten suchte. Aber auch wenn der Shinobi nichts tat, konnte man einfach nichts tun. Der Jounin war im Dorf immerhin bekannt, jeder wusste, wer er war.
 

Hinzu kam, wenn eine Person um solch eine Uhrzeit eine Bar besuchte, dann hatte er wirklich Probleme, etwas, dass ihn sehr zusetzte und einfach keinen Ausweg mehr sah.
 

„Yo.“
 

Klar war Naruto nicht alleine berühmt, sondern war er im Duo zusammen mit Anko bekannt. Demnach wurde auch keine andere als Anko selbst gerufen, um ihren Buddy ein wenig unter die Arme zugreifen. Sicherlich hätte es auch bessere alternativen gegeben, doch war die werte Kunoichi die Erste, der dem Mann eingefallen war. Und, wenn es dazu kommen würde, wäre Anko sicherlich jemand, der sich Naruto entgegen stellen konnte.
 

„Was…willst du Anko..?“
 

Die trägen Worte von Naruto ähnelten einem lallen und es stellte sich doch heraus, dass Naruto betrunken war, auch wenn er es wohl gut verstecken konnte. Anko hatte sich währendessen auch etwas bestellt und starrte für einen kurzen Moment auf den Inhalt ihres Glases, bevor sie das Wort erhob.
 

„Mir wurde gesagt, dass du seit frühen Morgen hier sitzt und säufst?“
 

Überraschenderweise fehlte der übliche Humor der Mitarashi und spätestens an diesem Punkt war für alle klar, dass die Situation ernst war.
 

Naruto lachte leicht und wank ihr ab.
 

„Verboten zu trinken?“
 

Die Frau zuckte mit ihren Schultern.
 

„Das nicht, aber ist es ein wenig zu viel, wenn man seit Morgen bis in den Abend hier sitzt und trinkt. Du bist nicht gerade der Mensch, den ich als schweren Trinker bezeichnen würde. So, kannst du mir sagen was passiert ist oder zumindest für heute aufhören?“
 

Die Worte von ihr trugen nicht zum gewünschten Effekt bei, als bei Naruto langsam ein wütender Gesichtsausdruck im Gesicht erschien.
 

„Willst du mir auch sagen, was ich zu tun, was ich zu machen habe, Anko!?“
 

Seine Stimme stieg etwas in der Lautstärke, doch ließ sich die Kunoichi davon nicht beeindrucken. Sie war von ihrem Beruf anderes gewohnt, Naruto hatte also noch eine Menge Luft nach oben, bevor sie wenigstens ein klein wenig beunruhigt war.
 

„Yup.“
 

Sie wartete kurz und nahm einen Schluck von ihrem Getränk, während ihr Gesprächspartner weiter im stillen brodelte. Da er nichts sagte, würde sie also die Unterhaltung am Laufen halten, auch war es nicht sehr schwer die Gedanken von diesem Idioten zu lesen.
 

„So, lass mich raten…“
 

Sie grinste schief und schloss ihre Augen.
 

„Ziemlich sicher, dass die Chancen nicht schlecht stehen, dass es sich bei dieser ganzen Sache wieder einmal um Haru dreht.“
 

Seine Stimmung machte bei ihrem Namen eine Talfahrt, doch wusste das Anko ohnehin, sie brauchte es nicht zu sehen.
 

„Da unsere süße, kleine Haru nicht sehr viel redet, muss es wohl jemand anders gewesen sein, aber wer…? Wer hat den Arsch in der Hose und blast unserem guten alten Naruto den Marsch? Wer schaffte es, meinem Buddy den Lutscher zu stehlen? Mhmm…?“
 

Mit einem geschockten Blick öffnete sie wieder ihre Augen und weitete diese, als nur ein Name in ihrem Kopf erschien.
 

„Wenn das dann wohl nicht nur unser zukünftiger Sexverbrecher Jiraiya-Sama sein kann!“
 

Keine Reaktion, benötigte sie jedoch keine, weil sie ohnehin schon wusste, wie es war. Naruto war in diesen Wochen ziemlich simpel gestrickt. Alles, was mit Haru oder Jiraiya zu tun hatte, ließ das Blut bei dem Jounin schneller pumpen. Zwar hatte Anko selbst gehofft, dass es besser geworden war, wenn man die letzten Entwicklungen berücksichtigte, doch konnte man die Hoffnung wohl begraben. Zugeben, Anko verlor mit ihrem Freund so langsam auch ihre Geduld. Zwar waren dies alles Familienangelegenheiten und auch Sie wollte sich aus diesen Dingen ein wenig heraushalten, doch ging Sie so langsam wirklich auf dem Zahnfleisch.
 

„Also hat dir Jiraiya was gesteckt, was deine Gefühle verletzt hat und nun bist du eingeschnappt und versuchst alles im Alkohol zu ertränken.“
 

Sie seufzte leicht und würde sie nun eher unbedacht Worte sagen, welche sie hätte besser überdenken sollen.
 

„Ich halte dich für vieles Naruto, aber habe ich dich nie für einen Feigling gehalten.“
 

Geld wurde auf die Theke geschmettert und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Naruto endlich die Bar. Leider Gottes hatte Anko andere Pläne und folgte dem Mann, sie würde ihn nun sicherlich nicht davon kommen lassen. Wenn überhaupt, dann würde sie diese Sache ein für alle Mal klären. Dieses kleine Drama konnte nicht ewig gehen, Naruto und Haru mussten ein Gespräch haben.
 

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Sie summte eine kleine Melodie, während sie Naruto tanzend folgte.
 

Die Kunoichi verlor kein Wort während er in einem Geschäft wirklich hochprozentigen Alkohol kaufte. Sie verlor kein Wort während er Flasche nach Flasche auf der Straße leerte. Sie verlor auch kein Wort als der Shinobi die leeren Flaschen gegen die nächstbeste Wand warf. Dennoch, dennoch wusste sie einfach, dass gleich etwas passieren würde! Naruto war nämlich ungemein wütend auf sie, wütend weil sie ihm noch immer folgte, aber nichts sagte. Kurz um, allein ihre bloße Anwesenheit trieb ihn in den Wahnsinn.
 

Ergo kam es so, wie es kommen musste, Naruto wendete sich um und griff sie plötzlich an.
 

Leider wurden aber nicht die Wirkungen des Alkohols mit einberechnet. Mit einem Seufzen weichte Anko ihm aus und stellte ihm den Fuß, danach führte eins zum anderen, namentlich sein Gesicht und der Boden.
 

Er blieb liegen und bewegte sich nicht. Ganz sicher lebte er noch, aber blieb er aus eigenen Antrieb liegen, sei es, ob ihm die Kraft fehlte oder ganz einfach aufgegeben hatte, er regte sich nicht. Ein wenig Mitleid, aber wirklich nur ein klein wenig Mitleid, machte sich in der Frau breit. Sie legte sich kurzerhand neben ihn auf den Boden, mitten auf der Straße, breitete ihre Arme und Füße aus und starrte in den Himmel.
 

Einige Zeit verging so, doch schließlich eröffnete Naruto selbst die Unterhaltung. Zwar war es etwas schwer, zu verstehen, da es nun wirklich nur ein Lallen war, doch stellte dies für Anko keine Probleme da. Naruto schien noch klar denken zu können und allein für das erntete er bei Anko Pluspunkte, wenn man berücksichtigte, wie viel der Mann zu sich genommen hatte.
 

„Wieso….wieso will mich einfach niemand verstehen…?“
 

Er schien den Tränen nahe zu sein, auch etwas verzweifelt, schien er zu wirken. Genau dies war der Grund, weswegen Anko mit ihm offen und ehrlich sprach.
 

„Wenn du einen wirklichen Standpunkt hättest, dann würde man dich verstehen.“
 

Er schwieg, doch schien er über die Worte von Anko nachzudenken.
 

„Ich habe so oft gesagt, dass ich mir ihr nichts zu tun haben möchte.“
 

„Mhmmm.“
 

„Ich habe mein eigenes Leben und will von ihr nichts wissen.“
 

„Ich weiß.“
 

„Aber trotzdem wird ignoriert, was ich will.“
 

„Das mag wohl stimmen.“
 

„Mein Leben wird auf den Kopf gestellt.“
 

„Nicht unbedingt.“
 

„Und jeder sagt, was ich zu tun habe, wie ich mich zu verhalten habe.“
 

„……“
 

„Bin ich wirklich so falsch darin meinen kleinen Frieden beschützen zu wollen, den ich hier für mich aufgebaut habe…?“
 

Sie konnte ihm nichts darauf antworten. Beim besten Willen nicht. Jeder normale Mensch wollte das beschützen, was er aufgebaut hatte, wollte den Frieden in seinem Leben bewahren. Aber, auch wenn Naruto auf einer Art und Weise Recht hatte, wie konnte man ihm verständlich machen, dass er dennoch im Unrecht war? Niemand von ihnen wollte seinen Frieden zerstören, wenn überhaupt, dann wollten sie ihn noch glücklicher sehen.
 

Aber hatte Naruto ein Problem mit Haru selbst, ein Problem, dass er nie wirklich erklärt hatte, was es doch war.
 

„Hey…Anko..“
 

Er drehte sich mit etwas Bemühung um und blickte nun auch in den Himmel. Die Frau schielte kurz zu ihm hinüber und es schmerzte, es schmerzte wirklich so sehr, diese vollkommene Hilflosigkeit in seinem Blick zu sehen. Er schien an dem Punkt zu sein, dass er selbst nicht mehr wusste, was er tun sollte, wie er sich zu verhalten hatte. So viele Leute sagten ihm vor, was er tun sollte, wie er sich zu verhalten hatte und dies war die Konsequenz – er wusste selbst nicht mehr, was das richtige Verhalten war.
 

„Bin ich wirklich…das Monster hier..?“
 

Minute um Minute verstrich, doch sollte die Antwort von Anko auf sich warten lassen. Traurig lächelte er und erhob sich langsam. Die Betonung lag auf langsam, verursachten diese simplen Bewegung schon das Schwindel und Würgegefühl.
 

„Naruto.“
 

Dennoch konnte sie ihn nicht gehen lassen.
 

„Einerseits will ich dir sagen, was du zu machen hast, einerseits auch nicht. Ich sage dir aber dies und hör genau zu. Haru ist Familie, sie ist die einzige Familie, die du noch hast. Auch werden meine Nächsten nun ziemlich kitschig sein, aber sage ich es dennoch! Deine Eltern hatten es sich bestimmt nicht gewünscht, dass es zwischen Haru und dir so ist. Ich weiß nicht, was genau dein Problem mit Haru ist, aber solltest du wissen, dass sie nicht der Kyuubi ist.“
 

Anko hob ihren Oberkörper, doch blieb sie auf dem Boden sitzen.
 

„Kannst du dieses unnötige Drama den jetzt nicht endlich beenden!? Jeder hat davon genug und Haru und du leiden am meisten darunter.“
 

Er antwortete nichts, schwankte stattdessen im Stillen nach Hause.
 

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Schließlich zeigte der Alkohol bei Naruto seine Wirkung und er hatte wirklich Schwierigkeiten, den Weg nach Hause zu finden. Alles drehte sich und jede Sekunde rechnete er damit, sich zu übergeben. Doch war dies auch nur ein Teil, was ihm zu schaffen machte. Natürlich war der andere Teil, Haru.
 

Ihm ging durch den Kopf was Ayame gesagt hatte, was Roshi gesagt hatte, was Jiraiya gesagt hatte und was Anko gesagt hatte. Doch egal wie er es drehte und wendete, es war alleinig Jiraiya’s Schuld. Er hatte vollkommen ignoriert was er gesagt hatte, vollkommen ignoriert, dass er mit Haru nichts zu tun haben wollte und ist trotzdem vor seiner Tür erschienen. Jiraiya hatte aus seiner „Schwester“ ein Mensch mit einem Bruderkomplex gemacht – wer das nicht sah, dem konnte man wirklich nicht mehr helfen. Hätte er nicht Ayame, er war sich nicht so sicher, dass Haru sich zügeln konnte. Es schien ein offenes Geheimnis zu sein, aber die „stillen“ Mädchen waren meistens die wirklich „schlimmen“.
 

Nichtsdestotrotz, dies Detail einmal außer Acht gelassen, war es Jiraiya, welcher ein Fehler begannen hatte und nun wollte der Sannin es zu seiner Schuld machen. Er hatte das Schicksal von Konoha und dem Kyuubi in der Hand? Er würde alles gefährden, nur weil er sich weigerte, Kontakt mit seiner Schwester zu haben!?
 

Oh komm schon…!
 

Und wenn er schon dabei war, wie genau sollte er nun noch die Sache mit Haru retten? Konnte er Haru wirklich mit falscher Liebe beruhigen, sodass sie den Kyuubi unter Kontrolle hielt? Sicherlich nicht! Wenn überhaupt, dann würde es alles nur noch schlimmer machen und das Mädchen schwerer verletzen! Sie würde auch mitkriegen, dass er es nicht ernst meinte, dass er dies alles nur tat, um den Kyuubi unter Verschluss zuhalten.
 

Wenn…..
 

Wenn…..
 

Wenn……nur Haru nicht wäre, dann wäre alles so viel besser! Sein Leben wäre nun noch so wie es war und er könnte mit Ayame in Frieden leben….Wenn Haru nur nicht existieren würde…!
 

„Nii-Sama.“
 

Sein hasserfüllter Blick fand das einzelne Auge von Haru, seiner Schwester. Sie stand in seinem Weg, wortwörtlich, und schien auf ihn gewartet zu haben. Widerliche, verbotene Gedanken machten sich in ihm breit, als er sich taumelnd fortbewegte und sich Haru näherte. Seine Schwester realisierte aber nicht die Gedanken von Naruto und trat an ihn heran, nachdem sie bemerkt hatte, wie sehr er schwankte.
 

Es kam, wie es kommen musste und der Mann fiel über. Das Mädchen versuchte zwar noch, ihn abzustützen, doch wurde sie unweigerlich mit zu Boden gerissen.
 

Ein schmerzliches Grölen entwich der Kehle von Naruto. Er benötigte einen Moment, bis sich alles wieder beruhigt hatte und sich nichts mehr drehte, bevor er sich wieder seiner Umgebung widmete. Er war auf Haru gefallen und ohne das sich Naruto bewegte, würde Haru sich wohl auch nicht Bewegen können.
 

Für einen einzelnen Moment studierte er ihr Gesicht und damit auch das rote Funkeln in einem ihrer Augen. Schnell erinnerte er sich wieder an diese verzerrten Gedanken und seine Wut wuchs. Wenn Haru nicht wäre, dann wäre so vieles einfacher, so vieles besser. Er wollte doch einfach nur in Ruhe gelassen werden, in Frieden Leben – war es den wirklich so verkehrt!? Wenn Haru also nicht wäre, dann hätte er es, auch würde der Kyuubi nicht existieren…
 

Verzweifelt fanden seine Hände den Hals von Haru und bevor er es sich überhaupt bewusst war, hatte er um diesen seine Hände gelegt.
 

Danach war es einfach gewesen, nur zudrücken zu müssen.
 

Ihr Hals verformte sich unter der Kraft etwas und Naruto war überraschend ruhig, überraschend gefasst. Bemerkte er doch beiläufig, wie dünn ihr Hals doch war, wie sanft ihre Haut sich anfühlte und wie zerbrechlich sie doch aussah. Haru war mit solch einem Körper wirklich ein Shinobi?
 

Er konnte es nicht glauben, doch beobachtete er weiter wie seiner Schwester langsam die Luft ausging, er mehr Kraft benutzte, um ihr Leben zu beenden, doch sollte nie eine Reaktion von Haru erfolgen. Das Mädchen konnte nicht zu solch einem Ausmaß bescheuert sein, dass sie nicht verstand, was gerade passierte. Also wieso? Wieso starrte sie ihn mit ihren großen Augen lediglich an und tat so, als wäre absolut alles in bester Ordnung!?
 

Er verstand es nicht, er verstand es absolut nicht! Sein benebelter Zustand machte hierbei vielleicht etwas aus, doch wusste er es nicht. Wenn überhaupt, dann machte das Verhalten seiner Schwester ihn absolut wahnsinnig, er kochte vor Wut und so drückte er noch stärker zu.
 

Tu endlich was! Wehr dich, greif mich an, kämpf um dein Leben!? Was zum Teufel stimmt mit dir nicht!? Du wirst hier gerade ermordet, was zum Teufel ist dein Problem!?
 

Seine Gedanken schrien dies immer und immer wieder, hofften darauf, dass Haru reagieren würde, doch kam nichts dergleichen. Stattdessen bemerkte Haru das ihr nun wirklich die Luft ausgegangen war und lächelte schwach.
 

Und so, mit dieser einfachen, simplen, Geste, verlor ihr Bruder jede Kraft, jeden Antrieb und ließ von ihr ab. Haru hustete schwer, nahm tiefe Atemzüge und es war allgemein etwas unangenehm, ihr zu lauschen, wie sie diese Atemzüge nahm, wie sie um diese kämpfte und gierig verschlang.
 

Trotzdem wagte es Naruto aber nicht sich von ihr abzuwenden und wartete geduldig darauf, bis sie sich auf dieser „Nahtoterfahrung“ etwas erholt hatte. Er wartete so lange, nur um sie unter Tränen ein einzelnes Wort zu fragen.
 

Warum..?
 

Wieso ging sie für ihn so weit? Wieso ertrug sie ihre Behandlung, wieso ertrug sie diesen Hass? Vor allem, wieso ertrug, erlaubte sie es, dass er sie tötete? Was genau hatte Haru für ein verzogenes Bild von ihm, dass sie so weit gehen würde? Wieso setzte sie sich jeden Tag diese Misshandlung aus!? Was genau wollte sie von ihm!?
 

Erneut lächelte sie schwach.
 

„Du bist mein Bruder.“
 

Er fand nicht einmal Worte, um zu antworten. Dies störte das junge Mädchen aber nicht, stattdessen erhob das wortkarge Mädchen das Wort erneut.
 

„Auch wenn du mich haßt und verachtest, bist du mein Bruder. Du bist meine einzige Familie die ich noch habe und egal wie, will ich in deiner Nähe.“
 

Er starrte sie an und ließ ein makaberes lachen hören.
 

„Du..bist verrückt, du bist absolut verrückt. Nur weil ich deine Familie bin, erlaubst du von mir getötet zu werden!? Gib mir eine verdammte Pause! Niemand ist so verrückt, so krank!“
 

Seine Worte wurden von Wort zu Wort lauter und gegen Ende schrie er seiner Schwester ins Gesicht, doch war sie vollkommen ruhig.
 

„Hast du aber nicht, weil du nicht die Art von Mensch bist, Nii-Sama.“
 

„Huh…?“
 

Es machte kein Sinn, absolut nicht. Haru war absolut durchgeknallt und er konnte es nicht mehr ertragen, er musste von ihr abstand gewinnen. Naruto ignorierte seinen Zustand und stieß sich von ihr ab, kroch von ihr weg. Es interessierte ihn nicht wie, aber musste er auf jeden Fall abstand von ihr gewinnen. Der Jounin wusste nicht weshalb, doch konnte er es absolut nicht mehr ertragen, sie vor sich zu haben – nicht in diesem Moment.
 

„Verrückt…verrückt, sie ist absolut verrückt…“
 

Immer und immer wieder kreisten ihre Worte in seinen Gedanken, versuchte Sinn darauf zu machen, aber hatte er kein Verständnis dafür.
 

In seinen Augen war Haru schlicht und einfach verrückt.
 

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Jeder wusste was jemanden drohte, nachdem er es am letzten Abend mit dem Alkohol übertrieben hatte - ein Kater.
 

Naruto blieb dieses Schicksal nicht erspart und auch nachdem er wach geworden war, blieb er liegen, konnte er sich doch nicht bewegen. Der Namikaze hatte keinen blassen Schimmer wie er gestern nach Hause gekommen war, doch interessierte ihn dies recht wenig, hatte er ohnehin genug, worüber er nachzudenken hatte.
 

Was er gestern bei Haru versucht hatte, war einfach unverzeihlich. Egal wie man es versuchte, zu rechtfertigen, den Alkohol als Ausrede nahm, es war unverzeihlich. Wenn nichts sonst, aber schämte sich Naruto für diesen Moment der Schwäche ungemein und hätte wohl auch mit sich selbst nicht Leben können, hätte er Haru wirklich getötet.
 

Jedoch, zu seinem Glück, kam es nicht so weit.
 

Aber hatte es ihm gezeigt, wie weit Haru doch gehen würde, wie stark ihre Entschlossenheit war. Er war nicht der beste Bruder, behandelte er sie auf gut Deutsch wie Abschaum, aber ließ sie sich trotzdem nicht davon abbringen. Warum? Dies war etwas, was ihm am meisten fertig machte.
 

Sie waren Familie.
 

Für Haru war er alles, was sie an Familie noch hatte, vice versa für ihn. Auch wenn er einmal davon ausgehen konnte, dass sich die Sache von selbst löst, wie sollte er ihr gegenübertreten? Nach allem was gewesen war, konnte er einfach so tun, als würde das nicht zählen und von „frischen“ beginnen? Nein, für ihn war dieser Gedanke ausgeschlossen und genau deswegen war er in dieser Situation.
 

Was war eigentlich sein Problem mit Haru?
 

Ankos Frage von gestern ließen ihn selbst auch noch einmal grübeln und ihm fiel auf, dass er es nie wirklich jemanden erklärt hatte. Alles, was von ihm kam, war lediglich, dass er Haru nicht sehen wollte, dass er mit ihr nichts zu tun haben wollte.
 

So, was genau war sein Problem?
 

Als Kind war seine Familie alles für ihn gewesen. Dies schien für jedes Kind normal zu sein und gerade WEIL es so „perfekt“ für Naruto war, hatte er nie damit gerechnet, dass es sich so schnell ändern konnte. Als er davon erfahren hatte, dass er eine kleine Schwester haben würde, da war er wirklich glücklich. Er war nervös, aufgeregt, ungeduldig und wollte einfach der große Bruder sein. Das weitere Leben hatte er sich im Idealfall so wie mit Ami vorgestellt. Sich mit seiner Schwester streiten, sich leicht sticheln, ihr zu helfen, mit ihr Lachen und mit ihr Spaß haben.
 

All dies war sein Traum gewesen und vielleicht benutze er Ami auch in diesem Moment als Ersatz für Haru – er wusste es selbst nicht.
 

Dann griff der Kyuubi an und sein Traum zerbrach.
 

Er war zu diesem Zeitpunkt nur ein kleines Kind gewesen und konnte es nicht verarbeiten, wusste nicht, weshalb dies passierte. Alles das er wusste war, dass seine Eltern starben. Der Grund dafür war in seiner kleinen Schwester drin. Die Situation überforderten ihn, er wusste nicht, wie er Herr seiner Gefühle wurde, wie er damit zurechtkam und so tat er das einzige, was ein kleines Kind konnte. Er machte es sich einfach, er wälzte die Schuld auf jemand anders ab.
 

Haru war an allem Schuld, sie war immerhin der Kyuubi.
 

Er hatte etwas, worauf er seinen Hass lenken konnte.
 

Niemand war für ihn da gewesen, niemand. Viele Leute kamen zu ihm, doch gaben sie ihm nichts anderes als leere Worte, nutzloses Mitleid. Wie sollten sie bitte verstehen, wie er sich fühlte? Er war ein kleines Kind und hatte seine Eltern verloren! Sarutobi adoptiere ihn zwar, doch war dies alles. Sie ließen ihm seinen „Freiraum“, war er doch ein großer Junge und nicht dumm, er würde damit zurechtkommen.
 

Was wussten sie schon!?
 

Niemand wusste, wie es ihn ihm aussah..!
 

Und so, in seiner dunkelsten Stunde, fand er eine verwandte Seele. Anko war auch ein wenig schräg und wurde von den anderen gemieden, auch bevor die Sache mit Orochimaru ans Licht kam. Nichtsdestotrotz, sie und er waren 2 Seiten einer Münze, zumindest redete sich der Junge das ein. Die gaben sich gegenseitig etwas Halt und bevor man es sich versah, gingen die Jahre vorüber.
 

Er wurde Älter, lernte mehr und konnte sich mit seinem „Schicksal“ auseinandersetzen. Dennoch weigerte er sich, Haru als etwas anderes, als den Kyuubi zu sehen.
 

Auch wenn er wusste, dass sie nur ein Jinchuuriki war und nicht der Kyuubi selbst.
 

Er weigerte sich, schien es wohl auch der trotz eines Kindes zu sein, Angst sich mit allen auseinanderzusetzen, und wählte so den einfachen Weg.
 

Schließlich erreichte er ein Alter, in welchem man ihn als „Erwachsenen“ mit Verpflichtungen sah. Spätestens an diesem Punkt wusste er, was er getan hatte, wusste die Wahrheit. Trotzdem hielt er daran fest, Haru nicht sehen zu wollen. Zum Wohle anderer erhielt er die Illusion aufrecht, dass er seine Schwester „hasste“, doch war das nicht die Wahrheit. War es doch vielmehr, dass er Angst hatte.
 

Er wollte sich nicht mit der Situation auseinandersetzen. Wieso? Weil er wusste, dass er es nie wieder gut machen konnte, wie er sich verhalten hatte. Und so hoffte er, dass wenn er sie lang genug von sich stieß, Haru selbst auch aufgeben würde.
 

Die Realität sah aber anders aus.
 

Er war ein Feigling und nun war die Situation noch schlimmer als vorher. War er wirklich noch immer dieser kleine Junge, welcher er damals im Büro des Hokages gewesen war?
 

Naruto lachte ein humorloses Lachen.
 

Half es wirklich alles nicht? Musste er sich Haru wirklich stellen?
 

Er wusste die Antwort, schien es doch darauf hinauszulaufen.
 

Und er hatte Angst davor, Angst davor anderen zu zeigen, wie schwach er doch war, wie es in ihm aussah.
 

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Tbc etc


Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls Interesse besteht, habe einen Weblog bzgl FF's und deren Status + Updates erstellt :x Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  narutofa
2017-03-12T00:34:31+00:00 12.03.2017 01:34
Das war wirklich ein aufschlussreiches kapitel. Ich hatte spaß es zu lesen.
naruto wird langsam klar das er haru nicht weiter so behandeln kann. er muss sich ihr stellen um mit seinem ängsten klar kommen. haru ist aber auch ein kleiner stur. ich bin gespannt was noch so kommt. mach weiter so
Von:  red_moon91
2017-03-01T07:54:18+00:00 01.03.2017 08:54
Super dass es mit der FF auch wieder weiter geht (hab immerhin schon die ganze Zeit gespannt auf das nächste Kapitel gewartet^^) und dieses ist wie de ganze FF wieder super geworden.
Ich hab mir schon beim letzten Kapitel gedacht, dass bald der Punkt kommt an dem Naruto über alles nachdenkt, die Frage die ich mir stelle ist eigentlich nur, da Naruto sich jetzt wirklich mit Haru auseinandersetzt, wie er sich dann Jiraja gegenüber verhält, immerhin trägt er auch einen großen Teil der Schuld.

mfg red_moon91
Von:  Scorbion1984
2017-03-01T07:38:01+00:00 01.03.2017 08:38
Warum hat ihm keiner erklärt ,das sie trotz allem seine Schwester ist !
Ich finde das Dorf aber auch der Hokage haben ihn im Stich gelassen ,so konnte er sich in seinen Hass hinein steigern !
Nun wird er sich endlich seiner Schwester stellen müssen ,ich glaube das sie in allem stärker ist ,als er !


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