Zum Inhalt der Seite

Kiiryolsah

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diesmal hab ich gar nicht so viel zu sagen. Außer, dass die Kapitelüberschrift nicht so wirklich passt, aber was besseres fiel mir auch nicht ein, also hab ich sie einfach behalten :)
Nun denn, viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Schrei, um zu töten

Natürlich hatte Kiiryolsah noch nicht vom Seelengrab gehört. Auch wenn sie dank Susarions großer Bibliothek vieles gelernt hatte, einen Ort mit diesen Namen kannte sie nicht.

Als das Drachenblut daher den Kopf schüttelte, winkte Lirielle jedoch ab. „Ich erkläre es euch später, denn es bleibt uns sicherlich nicht mehr allzu viel Zeit, bis die beiden Männer wieder da sind und bis dahin sollten wir euer Liebesproblem geklärt haben.“
 

Bei dem Wort ‚Liebe‘ lief Kiiryolsah unweigerlich rot an und interessierte sich mit einem Mal sehr für ihre Schuhspitzen. „Hlofgar ist ein netter Kerl. Das würde ich nicht mit Liebe bezeichnen.“, sagte die Elfe ausweichend, der der Kopf zu schwirren begann.

Sie kannte Hlofgar doch kaum und er hatte nie Interesse dieser Art an ihr gezeigt. Er hatte lediglich versucht sie zu verstehen und ihr geholfen sich selbst aus ihrem Loch zu ziehen.
 

Lirielle neben ihr schüttelte nur den Kopf. „Und da heißt es immer nichts wäre schneller zu entflammen, als die Leidenschaft der Dunmer.“, sagte sie resignierend. „Die andere Hälfte Blut in euch muss nordisch sein, anders lässt sich das nicht erklären.“ Kurz wartete Lirielle, ob Kiiryolsah vielleicht etwas erwidern würde, doch als dies nicht geschah fuhr sie fort.

„Sagt, ist euch nie in den Sinn gekommen, warum die Nord die Hilfe eines Amulettes von Mara benötigen, um einander…Partnersuche zu signalisieren?“

Nun wandte ihr Kiiryolsah doch wieder das Gesicht zu und strich sich dabei die Haare hinters Ohr zurück. „Sie ist die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit.“, erwiderte die Elfe. „Man erbittet mit dem Amulett ihren Beistand, für die Suche nach einem passenden Partner.“
 

„Das Einzige, was ein Nord im Kopf hat ist Met saufen, grölend von Sovngarde träumen, sich anschließend die Köpfe einzuschlagen, am nächsten Morgen wieder zu versöhnen und wieder Met zu saufen.“, klärte Lirielle sie auf. „Frauen sind bei den Nord nebensächlich. Zwar heiraten sie auch, wenn sie meinen, dass es an der Zeit ist, aber selten aus Liebe. Man könnte es eher als Zweckgemeinschaft bezeichnen. Und darum merken sie auch selten, wenn sie sich verlieben.“

„Hlofgar kämpft in diesem Krieg, weil durch den Konflikt mit den Kaiserlichen seine Frau und sein Sohn getötet wurden. Er will sie rächen und verhindern, dass noch mehr Familien auf diese Weise zerrissen werden.“, warf Kiiryolsah ein, doch das kümmerte Lirielle nicht.
 

„Und rächt er sie, weil er sie geliebt hat? Seinen Sohn vielleicht. Aber er wird wohl eher kämpfen, weil sein Stolz und seine Ehre dadurch verletzt worden sind. Doch ganz gleich wie seine Gefühle zu seiner verstorbenen Familie aussehen, kein Nord würde euch so viel Aufmerksamkeit zukommen lassen wie er, wenn er nicht wirklich etwas für euch empfinden würde.“

„Er hat mit verabscheut, als wir uns kennenlernten.“

„Gefühle wandeln sich. Und davon mal ganz abgesehen, würde er euch noch immer verabscheuen, er hätte nicht derartig auf Caracalmos Provokation reagiert.“
 

Es war unübersehbar. Über Kiiryolsahs Kopf hing ein riesiges Fragezeichen, während sie darüber nachdachte, welche Provokation Lirielle gemeint haben könnte. „Nordblut.“, wiederholte jene daher nur. „Es ist eindeutig Nordblut, was da durch eure Adern fließt.“

„Leider habe ich kein Amulett von Mara dabei.“, erwiderte Kiiryolsah daraufhin schnippisch und entschied sich dafür das Nachdenken aufzugeben, da sie sowieso nicht auf die Lösung kommen würde.

„Das ist auch unnötig.“, sagte Lirielle. „Ergreift selbst die Initiative. Vertraut mir, es kann nichts schiefgehen.“
 

Kiiryolsah war sich dem zwar nicht so sicher, widersprach aber auch nicht. Das Thema war ihr sowieso schon unangenehm genug und auch wenn sie für Lirielles Hilfe dankbar war, so war sie zugleich doch froh, wenn sie die Sache endlich abhaken konnten. „Ihr habt ein Seelengrab erwähnt.“, sagte Kiiryolsah, was die Jägerin breit grinsen ließ. Kurz zuckte Kiiryolsahs Gesicht, als wolle sie es abwenden, weigerte sich dann aber. Sie wollte sich nicht länger verstecken. Und wenn Lirielle ihre Unbeholfenheit amüsant fand, dann sollte sie ruhig lachen. Sie hatte eben ihre Fehler, aber daran konnte und würde sie arbeiten.
 

„Das Seelengrab…“, setzte Lirielle an, dabei langsam das Lächeln auf ihren Lippen verdrängend, „…ist kurz gesagt der Ort, an dem jene Seelen landen, die durch einen Seelenstein gefangen wurden. Ich war dort und traf auf einen unsterblichen Drachen, dem ich etwas versprach.“

„Drachen sind nicht unsterblich.“, wandte Kiiryolsah ein, doch Lirielle schüttelte nur den Kopf.

„Dieser ist es sehr wohl. Aber wirklich lebendig ist er auch nicht mehr. Seine Seele ist an das Grab gebunden, darum kann er nicht sterben. Zugleich aber kann er jenen Ort auch nicht mehr verlassen, da sein Körper sonst verfallen würde. Das einzige, was ihn für kurze Zeit wieder hierher ins wirkliche Leben holen würde, wäre ein Ruf und hier kommt ihr ins Spiel.
 

Der Drache sagte, dass ich in baldiger Zukunft auf das Drachenblut stoßen würde und bat mich ihm folgendes auszurichten: Das Drachenblut soll seinen Namen rufen um ihn in diese Welt zu holen, damit er noch einmal spüren kann, was es heißt über die wirkliche Welt zu fliegen. Im Gegenzug dafür, würde er dem Drachenblut einen neuen Schrei lehren.“

„Ich soll einen Drachen hierher holen?“, hakte Kiiryolsah nach und schüttelte dann langsam den Kopf. „Wir haben schon mehr als genug Ärger mit ihnen. Wenn er aus der Zeit der Drachenkämpfe stammt, dann muss er unglaublich mächtig sein. Wir könnten ihn niemals aufhalten.“

„Ich weiß, aus dem Mund einer Vampirin mag das seltsam klingen, aber bitte vertraut mir in der Hinsicht.“, bat Lirielle und holte ein Blatt Pergament aus ihrer Tasche. „Ich habe mit dem Drachen im Seelengrab gekämpft, ja. Aber es war ein fairer Kampf. Er hat seine Niederlage akzeptiert und ich bezweifle, dass er seine Chance auf ein bisschen Freiheit dadurch zerstören wird, dass er sich gegen euch wendet.“

Die Bretonin hielt der Älteren das Pergament entgegen, welche es nach einem kurzen Zögern entgegennahm und entfaltete. Zum Vorschein kamen drei in Drachensprache geschriebene Silben. Dur, Neh und Viir, übersetzt Fluch, niemals und sterbend. Im selben Moment, indem Kiiryolsah die Worte las, nahm ihre Seele ihre Bedeutung war, sog sie in sich auf und verinnerlichte sie.
 

Es war erst das zweite Mal, dass sie den Namen eines Drachen als Schrei aufnahm und dennoch konnte sie spüren, dass dieser hier mächtiger, gefährlicher war. Aus dem Augenwinkel wagte sie einen kurzen Blick in Lirielles Richtung, bevor sie seufzte und das Blatt wieder zusammenfaltete. Sie hoffte, dass es kein Fehler sein würde dem Drachen zu vertrauen.

„Ich werde platz brauchen, um den Drachen zu beschwören.“, sagte sie und erhob sich. „Es gibt hier in der Nähe einen kleinen Hügel, der sollte ausreichen.“

„Wollt ihr wirklich allein gehen?“, fragte Lirielle. „Die Thalmor könnten in der Nähe sein und ihr seid noch immer geschwächt.“

Kiiryolsah antwortete mit einem seltenen selbstsicheren Grinsen. „Sagtet ihr vorhin nicht selbst, dass uns nichts geschehen wird, solange der Vampir noch immer in der Nähe ist? Und davon abgesehen habe ich nicht vor alleine zu gehen.“
 

Damit wandte sich Kiiryolsah nach rechts, wo aus dem Schatten der Bäume ein schwarzes Pferd mit rotglühenden Augen hervortrat. Unweigerlich wich Lirielle einen Schritt zurück. Ihr Instinkt ließ sie eine Verteidigungshaltung einnehmen, denn sie spürte deutlich, dass dieses Tier nicht gewöhnlich war.

Dabei war es nicht mal die Tatsache, dass die rotglühenden Augen nicht zu einem normalen Pferd gehörten. Immerhin ritt sie selbst auf einem untoten Skelettpferd. Aber dieses schwarze Ungetüm strahlte eine bösartige Aura aus und auch wenn der Hengst gerade noch so vertrauensvoll seinen Kopf an Kiiryolsas Seite rieb, Lirielle würde ihm niemals zu nahe kommen.
 

„Du hast mir auch gefehlt.“, murmelte Kiiryolsah in Schattenmähnes Ohr und kraulte ihn am Mähnenansatz. Der Hengst schnaubte scheinbar zustimmend und begann ungeduldig zu tänzeln, als die Dunmer schließlich in den Sattel stieg. „Also dann.“, sagte sie und wandte sich ein letztes Mal Lirielle zu. „Drück mir die Daumen, dass der Schrei dieses Drachen uns wirklich weiterhilft.“

„Darum mach ich mir keine Sorgen.“, erwiderte Lirielle und beobachtete, wie Pferd und Reiter davon trabten. „Und wenn ich nicht sicher wäre, dass du keine Vampirin wärst…“, fügte sie leiser hinzu, als Kiiryolsah bereits verschwunden war und kehrte dann kopfschüttelnd zum Lagerfeuer zurück. Vielleicht war es besser ihren ursprünglichen Plan zu überdenken. Vielleicht sollte sie doch besser wieder direkt nach Susarion suchen und Kiiryolsah in Ruhe lassen. Das Ganze stank einfach zu sehr nach unnötigen Problemen.
 

Zwischen Caracalmo und Hlofgar herrschte Schweigen. Bis auf die Aussage des Hochelfens, dass die Bretonin ihn quasi genötigt hatte ihm zu folgen, war kein Wort mehr gefallen. Hlofgar zog es vor den Weißblonden zu ignorieren und da Caracalmo den Nord nach wie vor nicht mochte, gab es nichts, was er ihm zu sagen hatte.

Somit hatten sie stumm die ausgelegten Fallen inspiziert und befanden sich nun mit einem toten Kaninchen und neuem Feuerholz auf den Rückweg zum Lager, als ein Geräusch sie beide innehalten ließ.

Durch das Unterholz klang das Klappern von Rüstungen, vieler Rüstungen. Die beiden Männer tauschten einen kurzen Blick, ehe sie sich im Schutz der Bäume der Straße näherten. Hlofgar konnte ein erleichtertes Aufseufzen nicht verhindern, als er erkannte, dass es sich nicht um Verstärkung für die Thalmor handelte, sondern dass endlich die übrigen Sturmmäntel eingetroffen waren.
 

„Hier.“, sagte der Blonde an Caracalmo gewandt und warf ihm das Kaninchen zu, welches er bis eben noch getragen hatte. „Geht zurück zum Lager. Ich habe keine Lust Ulfric zu erklären, warum ich mit einem Hochelfen unterwegs bin.“

„Ich nehme keine Befehle von euch an.“, erwiderte der Hochelf, nachdem er das Kaninchen aufgefangen hatte. „Aber ich hänge an meinem Leben.“ Sich einer ganzen Horde von Nord in den Weg zu stellen, war nicht gerade etwas, was Caracalmo für schlau hielt und nach dem Verrat durch den Bosmer, traute er Hlofgar durchaus zu ihn sicherheitshalber festnehmen zu lassen. Da kam der einstige Feldherr der Aufforderung zurückzukehren lieber nach.
 

Hlfogar wartete in seinem Versteck, bis Caracalmo weit genug weg war, dann trat er auf die Straße hinaus. „Ulfric Sturmmantel!“, rief er laut und brachte damit die Gruppe zum Halten. Nicht wenige der Soldaten zogen kampfbereit ihre Waffen, ehe sie ihren Helden erkannten und ihn lautstark begrüßten.

„Hlofgar Blutfang!“, rief Ulfric freudig und stieg aus dem Sattel, um seinen Mitnord kurz freundschaftlich zu umarmen. „Ihr seht schlimm aus.“, bemerkte Ulfric nach einer kurzen Musterung Hlfogars. „Der Geist des Drachenblutes meinte ihr würdet in einem sicheren Versteck ausharren. Seid ihr entdeckt worden?“
 

Kurz warf Hlofgar einen Blick zu Lucien hinüber, welcher sichtlich ungeduldig am Kopf des Zuges wartete. „Wir hatten einen Verräter in unseren Reihen.“, erklärte der Blonde schließlich. „Es war Tjorbens Waldelf. Er hat den Thalmor die Tür zu unserem Versteck geöffnet. Sie überrannten uns, aber…“ kurz stockte Hlofgar, nicht sicher, ob er den Vampir erwähnen sollte. „…aber wir konnten sie vertreiben. Seitdem haben sie uns nicht wieder angegriffen. Wir wissen nicht was sie planen, aber wir müssen uns beeilen und ihnen zuvorkommen und…“ Ein Schrei unterbrach Hlfogars Worte. Ein Drachenschrei.
 

Es dauerte einen Moment, ehe der Nord begriff, was das zu bedeuten hatte. Einen Moment, indem Lucien bereits an ihm vorbeigelaufen war und in die Richtung rannte, aus welcher der Schrei gekommen war. Der Untote hatte sofort erahnt, was Hlfogar erst jetzt bewusst wurde.

„Oh nein.“, murmelte er und ohne Worte der Erklärung oder einer Entschuldigung an Ulfric zu richten, setzte er Lucien nach. Er hätte sich ja gleich denken können, dass die Thalmor nicht lange mit einem erneuten Angriff warteten. Sie mussten die Chance genutzt haben, als die beiden Frauen alleine auf der Lichtung zurückgeblieben waren.

Dass der Schrei nicht aus Richtung des Lagers gekommen war, musste seiner Meinung nach daran liegen, dass sie Kiiryolsah hatten wegbringen wollen, sie sich aber irgendwie befreit hatte und nun versuchte gegen sie zu kämpfen. Aber sie war noch immer geschwächt, hatte nur ihr Thuum, um die Angreifer abzuwehren.
 

/Meine Axt liegt noch auf der Lichtung./, fuhr es Hlfogar durch den Kopf, dennoch hetzte er weiterhin dem unmenschlich schnellen Geist hinterher. Wenn er jetzt umkehrte, würde es zu spät sein. Da verteidigte er die Dunmer lieber mit Händen und Füßen, anstatt sie kampflos den Feinden zu überlassen.

Die Bäume um sie herum lichteten sich, als es bergauf ging und Hlfogar gezwungen war sein Tempo zu verringern. Nur Lucien lief unbeirrt weiter, stoppte erst auf der Kuppel des kleinen Hügels. Das Bild, welches sich ihm dort offenbarte, war nicht ganz das, welches der Nord erwartet hatte.
 

Er hatte Kiiryolsah gefunden, doch sie kämpfte nicht. Sie kniete mit bleichem Gesicht auf dem Boden, den Blick fassungslos auf irgendetwas vor ihr zwischen den Grashalmen gerichtet. Ihr gegenüber, hockte ein Ungetüm von einem Drachen. Hlfogar hatte in der letzten Schlacht einige der Flugechsen gesehen, doch sie waren nicht annähernd so beeindruckend gewesen, wie dieses Exemplar.

Jener Drache war mindestens doppelt so groß, mit geschwungenen Hörnern auf dem Kopf und Schwingen, die Locker ein Haus hätten bedecken können. „Stör sie nicht.“, hörte er Lucien von der Seite her flüstern und wandte ihm, von der Anstrengung schwer atmend, sein Gesicht zu. „Sie reden miteinander.“ So hektisch wie der Untote vorhin gewesen war, so ruhig und gelassen war er nun. Anscheinend war dieser riesige Drache für ihn kein Grund zur Sorge, eine Tatsache, die Hlofgar nur teilweise beruhigte.

Der Blonde richtete seinen Blick wieder nach vorne und erst jetzt, wo Lucien es erwähnt hatte, bemerkte er, dass der Drache und Kiiryolsah tatsächlich miteinander sprachen. Unverständlich für jeden Außenstehenden, in der alten Sprache der Drachen.
 

Tamriel war voll von allerlei Merkwürdigkeiten. Nicht wenige davon waren gefährlich und obwohl Kiiryolsah einigen dieser Merkwürdigkeiten über den Weg gelaufen war, hatten ihr davon doch die Wenigsten wirklich Angst gemacht. Nun aber hatten Entsetzen und Panik sie fest im Griff.

Die Dunmer hatte viele Schreie in Himmelsrand gefunden und wusste daher ob der Vielfalt und Macht des Thuums. Aber die Worte, welche Durnehviir sie soeben gelehrt hatte, sprengten gänzlich den Rahmen. Kiiryolsah hoffte inständig, dass sie wirklich das letzte Drachenblut war und dass es den normalen Verstand eines Menschen überstieg, diesen neuen Schrei zu erlernen.

Rii, Vaaz und Zol, sollte jemals die Macht dieser drei Wörter in die falschen Hände geraten, so wäre dies das Ende. „Warum…“, begann Kiiryolsah mit dünner Stimme, noch immer unfähig den Blick von den Schriftzeichen zu lösen. „…warum bringt ihr mir so etwas bei?“
 

„Weil neben Macht, die Freiheit für einen Drachen das Höchste ist.“, erklärte Durnehviir ruhig. „Ist es daher nicht logisch, euch im Gegenzug das Höchste zu geben, was ich geben kann?“

„Zerstört es.“, verlangte Kiiryolsah und löste endlich den Blick von den Symbolen, richtete die roten Augen stattdessen auf den Drachen. „Sofort! Und wagt es nie wieder diesen Schrei irgendjemand anderen zu zeigen. Solltet ihr es doch tun, ich schwöre, ihr werdet ab diesem Zeitpunkt eure Unsterblichkeit nie so sehr verflucht haben!“
 

Der Drache lachte, was nach einer Mischung aus Knurren und Bellen klang und streckte den krallenbewerten Flügel aus, um die Schriftzeichen zu vernichten. „Da ist sie nun also, die Seite an euch, die in der Lage war Alduin zu besiegen.“, sagte er und beugte dann leicht den Kopf, was man für eine ehrerbietende Verbeugung hätte halten können, wäre er mit seinem gefährlichen Maul dabei nicht so dicht an Kiiryolsah herangekommen.

„Ihr solltet jetzt vielleicht besser eure Freiheit nutzen und fliegen.“, erwiderte Kiiryolsah alles andere als beeindruckt von den Armlangen Zähnen.

„Später.“, sagte der Drache und zog seinen Kopf wieder etwas zurück. „Im Moment genieße ich lieber die Wärme der Sonne. Das Seelengrab ist ein eher kalter Ort. Und ihr solltet euch vielleicht langsam um unsere Besucher kümmern.“
 

Irritiert wandte Kiiryolsah ihren Blick in die Richtung, in welche Durnehviir mit seinem Kopf wies. Dort, am Rande des Hügels, standen Hlofgar, Lucien, Ulfric und einige andere Soldaten sowie die Jarl von Himmelsrand. Die Verstärkung war endlich eingetroffen, doch was sie nun mit ihnen anfangen sollte, wusste Kiiryolsah nicht recht. Denn ihren eigentlichen Plan konnten sie dank Fimmion nun nicht mehr umsetzen.

Mit ein wenig zittrigen Knien, erhob sich die Dunmer vom Boden und ging zu der Gruppe hinüber. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Hlofgar besorgt, noch bevor irgendjemand anderes etwas sagen konnte.
 

Kiiryolsah drohte förmlich in den blauen Seelenspiegeln zu versinken. Wie schön wäre es doch, wenn Lirielles Worte wirklich wahr wären. Und wenn sie beide nun allein und nicht von zig anderen umringt wären. „Ja.“, sagte sie schließlich langsam. „Ich bin…noch etwas geschockt, aber ansonsten geht es mir gut. Schön, dass ihr endlich hier seid Ulfric.“, fügte sie an den Sturmmantel gewandt hinzu.

„Es war ein anstrengender Ritt.“, berichtete Ulfric. „Wir kamen so schnell, wie möglich und es gibt viel, was es zu bereden gilt, aber vorerst werdet ihr sicherlich verstehen, dass wir gerne wüssten, was es mit diesem Drachen, dem Verbündeten der Thalmor, auf sich hat.“
 

Sofort richtete sich alle Aufmerksamkeit auf die Flugechse, die mit ausgebreiteten Schwingen in der Sonne döste, doch Kiiryolsah war sich sicher, dass er trotzdem jedem Wort lauschte. „Er ist ein Gefangener.“, sagte das Drachenblut schließlich. „Und da ich die Einzige bin, durch die er Freiheit erlangen kann, hat er mir einen neuen Schrei beigebracht.“

„Das ist ja großartig!“, rief Ulfric begeistert und nicht wenige stimmten in seinen Freudenruf ein. Einige trommelten sogar kampfeslustig auf ihre Schilde. „Wann schlagen wir los?“

Als Kiiryolsah nichts erwiderte, kam Hlofgar ihr zur Hilfe. „Mein Jarl, warum schicken wir nicht die Soldaten wieder runter auf die Lichtung?“, schlug der Sturmmantel vor. „Dann können sie sich ausruhen, während wir hier alles weitere besprechen.“

Ulfric nickte, zum Zeichen, dass er einverstanden war und drehte sich dann zu seinen Kriegern um. „Ihr habt gehört, was Hlofgar gesagt hat. Erholt euch von dem Marsch, ruht einige Stunden.“

„Sollten wir nicht vielleicht auch einige Späher die Lage erkunden lassen?“, bemerkte Dengeir, der als Jarl von Falkenring natürlich daran interessiert war, ob es seinen Bürgern gut ging.

„Ich denke, dass geht in Ordnung.“, sagte Ulfric nach einem Moment des Überlegens. „Aber lasst sie vorsichtig sein, wir wollen die Thalmor nicht voreilig zu einem Angriff verleiten. Irgendwelche Einwände?“ Er blickte der Reihe nach die übrigen Jarl an, die jedoch alle die Köpfe schüttelten. „Gut, dann erledigt das.“
 

Nur wenig später saß die Führungsebene von Himmelsrand neben dem Drachen auf dem Hügel. Das riesige Ungetüm machte noch immer keine Anstalten wegzufliegen und behauptete Kiiryolsah gegenüber lediglich, dass er im Seelengrab zu genüge hätte fliegen, aber nicht in der Sonne dösen können.

Unter der Annahme, dass die unsterbliche Kreatur längst angegriffen hätte, wenn sie denn gewollt hätte, arrangierten sie sich schließlich mit seinem Willen. Helfer hatten eilig Hocker für die Jarl, Hlofgar und Kiiryolsah auf den Hügel getragen sowie eine mit Steinen beschwerte Karte von Falkenring auf dem Gras ausgebreitet. Es würde eine trockene Sitzung werden. Ohne Met, ohne Zelt, nicht mal einen vor der Sonne schützenden Baldachin hatte man spannen lassen.

Jede Sekunde zählte, außerdem waren die Nord von jeher stets praktisch veranlagt und legten nicht viel Wert auf Pomp, ganz gleich, ob er angemessen war oder nicht. Lirielle und Caracalmo nahmen nicht an der Versammlung teil. Erstere wollte das auch gar nicht und Letzteren traute man nicht genug.
 

Die Sitzung begann damit, dass Hlofgar und das Drachenblut kurz schilderten, was nach ihrem Verschwinden passiert war. Sie berichteten von Caracalmos Rettung und Fimmions Hinterhalt in der Zuflucht. Lediglich das Auftauchen des Vampirs ließen sie weg. In ihrer Version war es dem überraschenden Auftauchen von Lirielle zu verdanken, dass sie gemeinsam die Thalmor hatten zurückschlagen können.

„Mein ursprünglicher Plan war es gewesen Caracalmo als Lockvogel in die Stadt zu schicken.“, sagte Kiiryolsah. „Mit heimlichen Morden wollte ich ihre Moral schwächen. Plötzliche Angriffe…und dann wieder zurück ins Versteck begeben. Damit wäre ihnen die Chance genommen, jemals den Angreifer zu finden. Aber Fimmion hat ihnen unser Versteck verraten, also funktioniert der Plan nicht mehr.“

„Fimmion war jahrelang an Tjorbens Seite.“, sagte Ulfric. „Sie waren wie Brüder und dennoch hat Kreuzwind nie etwas bemerkt.“ Der Jarl von Windhelm beugte sich leicht vor, stützte dabei die Arme auf den Oberschenkeln ab und fixierte Kiiryolsahs Augen mit festem Blick. „Was ich damit sagen will ist, auch wenn ich mir nicht erklären kann, warum die Thalmor ihren Feldherrn opfern sollten, das ist keine Garantie dafür, dass man ihm auch wirklich trauen kann. Diese Elfen lieben Intrigen und ihnen ist kein feiger Hinterhalt zu schade.“
 

Kiiryolsah schwieg einen Moment, während sie den Blick erwiderte, bevor sie antwortete. „Caracalmo hat mich aus der Gefangenschaft befreit. Er hat versucht Fimmions Plan zu vereiteln und uns beim Kampf gegen die Thalmor unterstützt. Ob es nun ein Trick war oder nicht, ich und die anderen, schulden ihm unsere Leben. Das ist eine Tatsache.“

„Ja.“, sagte Ulfric seufzend und lehnte sich wieder zurück. „Kein Mann mit Ehre würde der Blutschuld ihren gebührenden Respekt verweigern. Und dennoch ist er eine Gefahrenquelle, die beseitigt werden muss.“

Aus dem Augenwinkel sah die Dunmer, wie Lucien sich bewegte. Der Geist hatte seine Aufmerksamkeit von der Diskussion gelöst und blickte stattdessen starr auf den Rand des Hügels. „Jemand kommt.“, stellte die Schwarzhaarige daher fest und folgte, wie die übrigen kurze Zeit später ebenfalls, dem Blick von Lucien.
 

Auf dem Hügel erschien die abgehetzte Gestalt eines Nords, an seiner leichten und dunkelgefärbten Lederrüstung eindeutig als Späher zu erkennen. „Bitte…ver…verzeiht die Störung…Ulfric Sturmmantel.“, begann der Mann schwer keuchend. „Aber…es ist furchtbar…einfach furchtbar.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sonea2689
2014-12-16T20:52:40+00:00 16.12.2014 21:52
guten Abend :-)
eigentlich bin ich ziemlich schreibfaul was Kommentare angeht, aber jetzt muss ich einfach mal was schreiben.
ich finde es wahnsinnig toll, eine so getreue und authentische Geschichte von skyrim zu lesen. ich fühle mich sofort wieder in das spiel hinein versetzt, an die Orte, die Personen. es passt einfach alles. bin schon immer ganz aufgeregt wie es weiter geht. ich hoffe die Geschichte geht noch lange!
mach weiter so!


Zurück