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Freitagabend

OsT #001
von

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Freitagabend

Es war einer dieser typischen Freitagabende. Jedes einzelne Mitglied der Familie war anwesend, vom Kleinsten bis zum Größten, vom Jüngsten bis zum Ältesten. Zwei rote Papageien mit einigen bunten Federn in ihrem Gefieder zierten eine dünne Holzstange, umgeben von dünnen Drähten die zu einem Käfig gehörten. Die Beiden hatten bisher noch nicht viel Zeit hier verbracht und auch noch kaum mehr als 3 Freitagabende erlebt. Sie sprachen bislang nur eine Hand voll Sätze und Wörter, die meistens überhaupt keinen Sinn ergaben. Ihr Lieblingswort war Spagetti, warum wusste niemand. Ihre dümmlichen, schwarzen Augen sahen meist stumm ins Leere und gaben ihrem Gesamtbild den letzten Schliff.

Dann gab es da noch eine Katze, Bella, weiblich, mit sandfarbenem Fell, man konnte direkt sagen, dass sie hochnäsig war. Futter durfte es nur das Beste sein, war das Sofa nicht bequem genug, wurde es ignoriert und zu Gunsten des Bettes ihrer Besitzer ausgetauscht. Streit hatte sie meistens mit der familieneigenen Vogelschar, aber natürlich nur dann, wenn die Herrchen das Haus verlassen hatten.

Die Herrchen und Frauchen waren recht zahlreich und nur wirklich selten war keiner von ihnen anwesend. Da gab es Großvater Hugo, ein grauhaariger, gewitzter Mann mit faltigem Gesicht. Meistens trug er alte, braune Hosen aus Cord, ein geringeltes oder kariertes Hemd in blau, orange oder grün. Oft konnte man auch eine merkwürdige Mütze auf seinem Kopf sehen, wahrscheinlich aus Frankreich, denn dem Stil der Franzosen kam sie recht nahe. Die Geldverdiener im Haushalt waren Mutter Elaine und Vater Klaus. Der Herr im Haus war Klaus jedoch nicht, meistens wurde er von seinem Sohnemann Jürgen übertrumpft. Beide sahen aus, als wären sie durch die selbe Schablone gestanzt wurden, während die Mutter eher schlank, zierlich und klein war, blonde Haare hatte und grüne Augen, so war der Ältere schwarzhaarige, leicht untersetzt und alles andere als sportlich. Dieses Gen hatte auch Jürgen geerbt und machte so seiner Schwester Inka alle Probleme, die man als vierzehnjähriges Mädchen nur haben konnte. Er war dick, unsportlich und unbeliebt, wurde meistens gehänselt und obwohl die Jüngere sehr hübsch war, schädigte es doch ihrem Ruf. Da war es nicht verwunderlich, dass sie ihn fast nur anzickte und ihm sonst aus dem Weg ging. Einzig Pauline, die Jüngste im Bunde, war ruhig und gelassen, denn sie verstand den Trubel mit ihren 2 Jahren wohl noch nicht. Meistens durfte sie die Katze kraulen und auf Mutters Schoß verweilen.

An jedem Freitagabend wurde die Familie zusammen gerufen, alle Mitglieder versammelten sich vor dem Fernseher und hatten das Ritual, die Serie Castle anzusehen. Wenn ein Bewohner des Hauses diesen Augenblick verpasste, konnte er sich auf ein Donnerwetter gefasst machen und hatte fortan ein schweres Leben. Selbst die Tiere waren still und sahen gebannt in Richtung des Bildschirms.

Jürgen und Klaus teilten sich eine Packung Popcorn, während Inka ihnen aus ihren schwarzen Klamotten böse Blicke zuwarf. //Wenn dieser Idiot noch mehr Popcorn in sich hinein stopft, wird er platzen!//, dachte sie sich und schüttelte den Kopf. „Spagetti und Vanilleeis, Eis, Eis, Eis!“, schrie plötzlich Ferdinand, der größere Papagei und eindeutig das Männchen. „Halt die Klappe!“, polterte Jürgen. „Ich will mein Eis genießen!“, legte er noch nach und warf ein Popcorn nach dem Federvieh. „Popcorn, Sohn, Popcorn.“, berichtigte Elaine und Großvater Hugo zog die Augenbrauen hoch. „Sagt nicht, er kann das was er isst nicht erkennen?“, fragte der Alte und grinste breit. „Wie mir scheint, ist er nicht nur dick -“, doch weiter kam er nicht, denn Klaus trat seinem Vater fest gegen das Schienbein und dieser verstummte. //Was für ein Irrenhaus!//, dachte sich Inka und seufzte laut.

Die Serie fing an und schon im ersten Augenblick wurden böse Kommentare gegen den flackernden Bildschirm geschmettert. Elaine riss die Augen auf und hielt ihrer Jüngsten die Ohren zu. „Liebling, nicht vor dem Kind!“, schollt sie ihren Mann. „Bei uns hat dich das auch nie gestört, oder warum ist Jürgen sonst so geworden?“, Inka war nicht gerade nett zu ihrem Bruder und zeigte ihm das bei jeder Gelegenheit. „Was?“, er drehte sich mit hochrotem Kopf in ihre Richtung. „Schließ nicht von dir auf Andere!“, drohte er und schüttelte die Faust. Seine Schwester winkte ab und grinste. „Das würdest du eh nicht schaffen!“, provozierte sie ihn und streckte ihm die Zunge heraus. „Schluss jetzt!“, versuchte der Vater die Situation zu retten, wurde jedoch nicht einmal angehört. „Seife aus der Dose, Pipi in der Hose!“, schrie das Papageienweibchen und Großvater Hugo sprang von seinem Platz auf und begann, einen flotten Tango im Wohnzimmer zu tanzen. „Mehr, Vögelchen, das gruft!“, jauchzte er und Inka zog eine Augenbraue ruckartig nach oben. „Das heißt grooven!“, berichtigte sie ihn. „Egal!“, jubilierte der Älteste und tanzte weiter. „Das ist mir eindeutig zu laut hier!“, wollte die Mutter ihre Familie nun beruhigen, doch da meldete sich Jürgen einmal mehr zu Wort. „Großvater, ich kann die Sendung nicht sehen! Du tanzt durchs Bild!“, schimpfte er und sein Vater Klaus wollte den Jüngsten zwar beruhigen, doch er scheiterte an Inkas Worten. „Wozu sehen, wenn du es doch eh nicht verstehst?“, fragte sie ihn gehässig und sprang sogleich auf.

Was dann folgte war das, was meistens passierte. Jürgen erhob sich flink wie ein Wiesel, was man ihm bei Gott nicht zutraute, lief seiner Schwester hinterher und um das Sofa herum. Diese war bereits einige Meter weiter in Richtung Küche und öffnete den Schrank, zumindest unter normalen Umständen hätte sie das getan, hätte ihm eine Plastikdose entgegen geworfen und sich dann diebisch gefreut. Heute jedoch war sie zu weit gegangen, öffnete ohne Zögern den Kühlschrank und sah dann erschrocken auf dessen Inhalt. //Egal, bloß keine Zeit verlieren!//, dachte Inka und griff das, was sie zuerst sah – die Eier. Grinsend und lachend schmiss sie diese nach ihrem Bruder Jürgen, welcher sogar Eines gegen den Kopf bekam. Ein Weiteres flog an ihm vorbei und auf den Bauch von Klaus. „Das nennt man also Eierbag.“, frohlockte der Großvater. „Das heißt Airbag, Opa!“, berichtigte Inka und in diesem Moment wollte der Vater aufstehen und die Kinder beruhigen. Er kam sogar näher, doch die ältere Tochter hörte mit dem Eier-werfen nicht auf. Jürgen wurde wütend, tobte vor Wut und wollte eigentlich der Schwester einen Schlag verpassen, der sich gewaschen hatte. Als er jedoch ausholte, erwischte er seinen Vater mit dem Ellenbogen ins Gesicht. Dieser verlor das Gleichgewicht und fiel hinten über, direkt auf die Katze und handelte sich so einen schmerzhaften Kratzer ein. Bella fauchte laut und sprang dann über das Küchenfenster nach draußen. Inka kicherte herzhaft, solche Dinge waren es, die ihr Freude bereiteten.

„Stinker, siehst du, was du wieder angerichtet hast?“, neckte sie ihren Bruder und streckte ihm die Zunge heraus. „Das ist doch allein deine Schuld!“, weigerte er sich es zu akzeptieren. „Jetzt ist aber mal Ruhe hier!“, schrie die Mutter über all diesen Tumult. „Es reicht, jeder auf sein Zimmer und Jürgen, geh dich waschen.“, wies sie mit strengem Blick die Kinder an. Kopfschüttelnd beobachtete sie, wie die zwei sich streitend und keifend entfernten. „Was haben wir da nur groß gezogen?“, meinte sie traurig zu ihrem Mann Klaus. „Was weiß ich.“, brummte er. „Das sind alles deine Gene!“, beschwerte sich der Herr und ging ebenso, denn er brauchte jetzt erst einmal ein Bierchen aus dem Keller. Großvater Hugo tätschelte Elaine den Kopf und grinste. „Ich mag deine Gene und vielleicht hast du ja bei Pauline mehr Glück.“, damit verabschiedete sich auch der Älteste im Haus und ging auf sein Zimmer. „Na hoffen wir mal das Beste für dich, Pauli.“, jammerte die Mutter und knuddelte ihr Kind. //Na denkste, ich werd' viel schlimmer als die Beiden!//, hätte die Frau die Gedanken ihrer Tochter gehört oder das hämische Grinsen auf ihren Lippen gesehen, wäre sie wohl auf der Stelle in Ohnmacht gefallen, nur um es dann in einer Woche wieder zu durchleben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pumpkin_Queen
2012-09-05T03:39:36+00:00 05.09.2012 05:39
Oh man!
Ich muss immer noch grinsen!
Als Klaus seinem Vater gegen das Schienbein tritt,
dachte ich erst: "Den hätte man vielleicht auch mal zu 'Den strengsten Eltern der Welt' schicken sollen, als der noch ein Jugendlicher war."
Aber ich glaub, da hätten alle aus der Familie mal hin gemusst.
Außer der Opa und Elaine.
Der alte Herr ist einfach zu genial verrückt!
XD

Ich mag diese Geschichte echt gern;
Hast diesmal auch mehr Absätze eingebaut als sonst ^.~
Und Rechtschreibfehler hab ich auch keine Entdeckt!
Auch wenn ich mir sicher bin, dass man zu dieser Geschichte wesentlich mehr schreiben könnte (als Kommentar mein ich), werde ich mich hier mit einem "Du hast meine Vorgaben verdammt gut erfüllt" verabschieden!
Es ist einfach noch zu früh für mich, um was gescheites zu schreiben...

Hochachtungsvolle und
Liebe Schreibziehergrüße
deine Pumpkin_Queen


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