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Wenn Liebe dich findet

Chelsea&Vaughn
von

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Verwirrung

7. Verwirrung
 

Eine bedrohliche Gestalt baute sich vor ihm auf. Es war ein großer, muskulöser, breitschultriger Mann. In seiner linken Hand hielt er einen Gürtelriemen. Das unschuldige Kind vor ihm wusste genau, was ihn erwartete. Ängstlich schloss es seine kleinen Augen, die sich bereits mit Tränen füllten.

Ein pfeifendes Geräusch sirrte durch die Luft. Der Aufprall von Leder auf nackter Haut durchbrach die nächtliche Stille.

Eine Träne quoll aus dem linken Auge, des Kindes hervor…
 

Eine Erinnerung, die bereits viele Jahre zurück liegt.

Dennoch fuhr er manches Mal noch nachts aus dem Schlaf hoch, wenn die Einsamkeit ihn überrollte. Sie war dann wieder zum greifen nah, wie in jenen Tagen, als er noch ein Kind war.
 

Ein unschuldiges Kind, welches bedingungslos seine Eltern liebte.

Seine Mutter, der reinste Engel, das bezauberndste Geschöpf, was es gab.

Sein Vater, so groß und stark, der schwere Holzbalken tragen konnte.

Ja, dieses Kind liebte seine Eltern.

Und seine Eltern liebten ihn.
 

Doch in manchen Nächten war dieser große Mann ein komplett anderer.

Ein Flasche mit scharfer Flüssigkeit hielt er dann in den Händen.

Das Kind bekam Angst. Rief nach seiner Mutter.

Doch sie kam nicht zu ihm.

Der große Mann hatte die Zimmertür abgesperrt…
 

Vor der Tür kauerte eine zerbrochene Frau, die bitterlich um ihr Kind weinte.

Das Kind konnte das Weinen seiner Mutter nicht hören.

Es schrie in die nächtliche Stille.

Die Frau hörte das Wehklagen. Sie war machtlos. Sie konnte nichts gegen diesen großen Mann tun.

Tränen der Trauer, Tränen der Hoffnungslosigkeit, Tränen des Schmerzes flossen ins Unendliche.
 

Wenn die Erinnerung ihn überkam, atmete er schwer.

Er, der nun lange kein Kind mehr war, stand dann erneut den Tränen nahe, die er verzweifelt zurück hielt.

Er wollte diesen Schmerz nicht.

Er fühlte dann Wut in sich aufsteigen, die ihn zu erdrücken drohte.

Sein Herz verkrampfte sich. Das Pochen seines Herzens stieg in seinen Kopf. Drohte ihm den sättigenden Sauerstoff zu entziehen.
 

Nichts konnte diese demütigenden Erinnerungen, die mit soviel Leid und Trauer verbunden waren, verschwinden lassen.

Nichts brachte ihm die Erlösung. Die Rettung aus diesem Teufelskreis.

Ein ewig währender Kampf, den er alleine ausfechten musste.
 

Doch dann…
 

Was war auf einmal geschehen?
 

Das Kind, welches in einer dunklen Ecke seines Zimmers kauerte, blickte auf und spürte ein warmes Licht auf ihn scheinen.

Es hüllte ihn ein, geborgen in einer warmen liebevollen Umarmung.

Nun brauchte das Kind sich nicht mehr zu fürchten.

Seine Gebete, seine Hoffnungen wurden erhört.
 

Doch woher kam dieses Licht? , fragte sich das Kind.
 

Der junge Mann, der in seinem Bett lag und darüber grübelte, konnte die Antwort nicht finden.
 

Er sah ebenfalls dieses Licht.

Er konnte es greifen.

Es umgab ihn mit einer innigen Liebe und Zärtlichkeit.

Woher kam dieses unbeschreibliche Gefühl?

Es schien, als wäre es in der Lage seine Seele zu heilen.

Seine unschuldige Kinderseele zu heilen, die vor langer Zeit geschunden wurde.
 

Mit einem Mal waren der vertraute Schmerz und die tiefe Trauer verschwunden. Die Hoffnungslosigkeit und die Demütigung wie weggeblasen.

Alles verpuffte, wie eine Seifenblase, die schon lange darauf gewartet hatte.
 

An deren Stelle traten Freude, Glück, Wärme und auch…Liebe.
 

Konnte das sein?

Konnte das alles wahr sein?
 

Durfte er nach etlichen Jahren wieder hoffen, nachdem er so lange im Dunkeln war?
 

Keiner durfte ihm zu nahe treten. Nie ließ er jemanden an sich ran.

Eine weitere Enttäuschung wäre zu groß gewesen. Würde das unschuldige Kind in ihm auslöschen.

Für immer.
 

Die Angst konnte nicht ganz von ihm weichen. Ein Rest blieb zum Selbstschutz.
 

Doch er wollte dieses goldene Licht in sich aufnehmen, woher es auch immer kam.

Er wollte diese Freude und Wärme besitzen, die ihm solange verwehrt gewesen war.
 

Seine Gedanken verwirrten ihn.

Er schmunzelte.

Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
 

Er musste an das braunhaarige Mädchen denken.

Er dachte an ihr Lachen, welches in sein Herz drang, jedes Mal, wenn er sie sah.

Ihre strahlenden blauen Augen blickten ihn direkt an ohne sich ein einziges Mal von ihm abzuwenden.

Diese Augen, spiegelten ihr inneres Wesen wieder, welches voller Fürsorge, Hingabe und unendlicher Freundlichkeit war.

Es zeigte Anteilnahme.
 

Sein Herz pochte wieder im richtigen Takt.

Es normalisierte seinen Puls, der nun gleich und regelmäßig war. Sein Atem war ruhig.
 

Das Bild dieses Mädchens erschien klar vor seinem inneren Auge. Es tröstete ihn. Es ließ ihn hoffen.

Dieses Mädchen, welches er einfach nicht verstehen konnte.

Ihr Wesen war ihm ein Rätsel, spendete aber soviel Wärme und Liebe, dass er nicht anders konnte, und sich eingestehen musste, dass er in ihrer Nähe sein wollte. So oft ihm das möglich war.
 

Doch er hegte noch Zweifel an seinen Gefühlen.

Solche Gefühle bereiteten ihm Unbehagen.

Zugleich spendeten sie ihm soviel Leben, welches er schon fast geglaubt hatte, verloren zu haben.

Damals als Kind.
 

Das Kind, welches verzweifelt gehofft hatte. Keiner konnte dieses Kind von seinem Leiden befreien.

Bisher war es niemandem gelungen.
 

Doch das Licht hatte auch ihn erreicht. Es sah den Schmerz in seinem Herzen und nahm es einfach auf.
 

Das Kind wischte sich die zahlreichen Tränen vom Gesicht.

Es stand vom kalten Boden auf, öffnete zaghaft die Zimmertür und rannte in das weinende Gesicht seiner Mutter, die ihn mit offenem Armen empfang.
 

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Auch an dieser Stelle möchte ich nicht zu viel verraten.

Diese Erinnerung war mir sehr wichtig und wird in einem späteren Kapitel noch mal aufgegriffen.
 

Vielen Dank fürs Lesen!
 

Eure

jane-pride



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