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Licht und Schatten

von

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Schatten

Es kam in letzter Zeit selten vor, dass er einfach nur mal Zeit für sich hatte. Er konnte in Ruhe nachdenken, Entscheidungen treffen und mit Dingen abzuschließen, mit denen es abzuschließen galt. Sasuke stieß einen tiefen Seufzer aus, während er an dem Fensterrahmen lehnte und hinaus sah. Die Erde war noch feucht, sie musste sich erholen von dem Regen, welcher auf sie nieder gepeitscht hatte. Der Himmel war bedeckt von Wolken, alles um den jungen Uchiha herum war grau.

Grau war eine triste Farbe, aber je länger Sasuke sich mit ihr umgab, desto mehr fand er, dass sie ganz gut zu ihm passte. Seine Seele war grau wie die Wolkendecke, jede Farbe der Freude war aus ihr gewichen. Aber um ehrlich zu sein, er kam damit klar. Ja, er hatte sich mit ihr abgefunden, vielleicht sogar ein bisschen mit ihr angefreundet und war inzwischen zufrieden mit dem Ergebnis.

Er fühlte sich wohl in seiner neuen Welt, mit seinen neuen Zielen. An ein Zurück konnte und wollte Sasuke nicht länger denken. Zumal das eh nie eine Option gewesen wäre.

Wie töricht es doch war, dass Naruto immer noch dachte, er würde zurück kommen und es würde alles wieder wie früher werden. Nichts konnte wieder wie früher werden. Man konnte die Zeit nicht zurückdrehen und ungeschehen machen, was geschehen war. Es war nicht so einfach, wie Naruto es sich vorstellte.

Die Bürde die sein Bruder sein ganzes Leben lang getragen hatte war zu groß, zu grausam, als das Sasuke sie hätte vergessen können. Es war ein Ding der Unmöglichkeit zurück nach Konoha zu gehen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung, während die Menschen die seinem Bruder all das angetan hatten noch unter den Lebenden weilten. Naruto verstand nicht was ihn dem Uchiha vorging. Wie sollte er auch? Auch, wenn der Blonde immer angenommen hatte sie würden das gleiche Schicksal teilen, waren ihre Geschichten vollkommen unterschiedlich.

Sasuke hatte sein Leben lang geglaubt sein Bruder wäre ein Monster, hätte ihm alles genommen und ihn allein zurück gelassen und dann, mit einem Mal zerbrach seine Welt. Sein Bruder war das Opfer und die Menschen, welche Schuld an seiner Einsamkeit und seinem Hass hatten lebten noch. Jahrelang galt seine Rache der falschen Person. Und das sollte Sasuke einfach vergessen, hinter sich lassen? Weil er Itachi getötet hatte, sollte er zufrieden sein? Die Rache die er seit seiner Kindheit hegte, sei doch jetzt vollbracht, jetzt könnte doch alles werden wie damals? Nein. Unmöglich.

Wie oft hatte der Uchiha Naruto sagen hören, dass sie Freunde seien. Nicht unbedingt von Angesicht zu Angesicht. Während er bei Orochimaru war, kurz nachdem er gegangen war, hatte er ihn immer wieder gehört. In Gedanken. Damals hatte Sasuke genug Zeit gehabt sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ob das wirklich Freundschaft war und wenn ja, wollte er sie überhaupt haben?

Sasuke hatte nie viel Wert darauf gelegt Freunde zu finden und Freundschaften zu knüpfen und trotzdem hatte der Blonde ihn zu seinem Freund gemacht. Der Uchiha konnte sich einfach nicht erklären, wie Naruto auf die Idee kam er wäre an einer Freundschaft interessiert gewesen. Sasuke war von einem Tag auf den anderen allein gewesen. Er hatte sich damit abgefunden, dass er auf eigenen Beinen stehen musste. Alles hatte er sich allein erarbeitet und allein erkämpft. Schon damals brauchte er niemanden, Sasuke kam gut alleine klar. Denn nur alleine war man stark und konnte das Beste aus sich heraus holen. Nur alleine kam man weiter. Alle Bindungen die man in den Jahren geknüpft hatte wurden nur zur Last, wenn die Zeit der Entscheidungen kam. Nur weil Sasuke sich dazu entschieden hatte allein zu bleiben, konnte er so weit kommen. Nur deshalb war nicht schwach geblieben. Nur deshalb hatte er seinen Bruder töten können. Und nur deshalb hatte Naruto es zu nichts gebracht, weil er zu schwach war um allein zu überleben. Deshalb würde er es auch nie schaffen Sasuke zurück nach Konoha holen zu können, weil er schwach war.

Einzelne, schwache Sonnenstrahlen brachen durch die graue Schicht aus Wolken. Sie vertrieben das Grau immer weiter, nach und nach. Die Wärme der Sonnenstrahlen versuchten der tristen Erde zu helfen sich zu erholen, sich aus dem Grau der Wolken befreien und die einzelnen, kleinen Pflanzen dabei unterstützen zu wachsen.

Abwertend betrachtete der Uchiha das Bild, welches sich ihm bot. Jeder schien Hilfe zu benötigen, egal wie stark er doch eigentlich war. Oder? Nur musste man lernen diese Hilfe auch zu akzeptieren.

Sasuke hatte sich genug ausgeruht und seinen Gedanken nachgehangen. Langsam wandte er sich ab und verließ das Fenster das langsam von den wenigen Sonnenstrahlen erhellt wurde. In den Schatten des Raumes zog er sich zurück, wandelte allein durch die dunklen Gänge, ohne auch nur einen letzten Blick zurück zu werfen. In der Vergangenheit gab es kein zu Hause mehr für ihn. Und keine Freundschaften an denen er hing. Es war an der Zeit mit den Geschehnissen von früher abzuschließen, sie ruhen zu lassen. Zumindest einen Teil von ihnen.
 

Wenn man etwas aufgibt braucht man auch nicht länger dafür kämpfen, oder etwa nicht?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kerstin-san
2015-09-09T09:58:29+00:00 09.09.2015 11:58
Hallo,

ahhh, dass ist der perfekte Gegensatz zu Narutos immerwährender Fröhlichkeit und ständigem Optimismus.
Vorhang auf, für Sasuke :)

Ich mag seine Art, wie er Realist genug ist, um zu wissen, dass nichts mehr wie früher werden kann und das er das auch eigentlich nicht will.
Außerdem ist es nun mal sein Verlangen nach Rache, das ihn ständig antreibt und sein Wunsch nicht mehr schwach zu sein. Da er diese Schwäche mit Naruto, Sakura, Konoha und Bindungen zu wem auch immer assoziiert, ist es nur konsequent sich von allem loszusagen.

Du hast diese Gegensätzlichkeit zwischen ihm und Naruto wirklich super auf den Punkt gebracht.

Außerdem gefällt mir, dass bei Naruto der schöne Sommertag im Vordergrund stand, während bei Sasuke alles wolkenverhangen zu sein scheint. Das passt perfekt (und war wohl auch so gewollt) zu den Kapiteltiteln.

Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Danny_Sturmtochter
2012-08-27T18:57:41+00:00 27.08.2012 20:57
Sehr schön, mal wieder!

Ich fand es interessant, dass du Naruto bei Naruto eher mit Emotionen an den Leser herangetreten bist, und bei Sasuke mit Farben. Sehr schön.
Auch dein Schluss ist ein krasses Gegenteil, als bei Narutos Part. Naruto endet mit Hoffnung und einem Lächeln, sogar mit einem netten Gespräch, während bei Sasuke absolute Stille herrscht. Wirklich gelungen!


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