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Alles wird sich ändern ...

[Blumen vom Mond]
von

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Fremde Welt

Pallas war die wundersamste Stadt, die Merit je gesehen hatte. Sie staunte schon, als sie beim Anflug nur von weitem auf die hellen Dächer herunterblicken konnten, die sich mit den in der Sonne glitzernden Kanälen abwechselte. Alles war grösser, prunkvoller und majestätischer als die Dinge in ihrer Heimat. Merit begriff, dass ihr Vater Macht besass; Asturia jedoch den Reichtum. Dies musste mit ein Grund für die so lange andauernde Fehde sein, überlegte sie. War Fanelia die stärkste Streitmacht auf dem Lande, so bestach Asturia durch seine gigantische Flotte zur See; kein Wunder, Fanelia war ein Binnenland, wenn es auch einige Küstenreiche erobert hatte, Asturia war zum grossen Ozean hinaus gelegen, den Merit bis dahin nur aus Geschichten gekannt hatte. Er war gross, viel grösser als der grösste See, den sie je gesehen hatte und am Horizont konnte man nicht einmal die Spur eines Ufers erkennen. Merit hatte gehört, dass das grosse Wasser endlos sei. Man konnte jahrelang segeln, ohne an das Ende zu kommen und niemand wusste, ob er irgendwo aufhörte. Die, die es vielleicht wussten, waren nie zurückgekehrt. Doch hier schien der Ozean wenig furchteinflössend. Still lag er da in der Sonne. Von so weit oben konnte man glauben, seine Oberfläche sei völlig glatt und nicht einmal von Wellen gekräuselt. Pallas, diese fremde Stadt öffnete sich ihm. Merit dachte, der riesige Hafen, in dem die grossen Schiffe und kleinen Boote ankerten, ein- und ausfuhren, wirkte wie eine vertrauensvolle Geste dem Meer gegenüber. Doch Merit wusste, dass die harmlose Friedlichkeit trog; im Falle eines Angriffs konnten die Stadttore blitzschnell verschlossen werden, der Hafen verriegelt und gesichert und auf die Zinnen der hohen Mauer, die von hier oben gar nicht so hoch wirkte und die die Stadt umgab, traten Bogenschützen und Soldaten, die jeden Angreifer mit heissem Pech und Pfeilen in die Flucht trieben. Jedenfalls hatte das Merits Vater behauptet, wenn er zu Tische von den Schlachten erzählte - was selten genug vorkam. Und auch wenn Asturia und Fanelia erbittert verfeindet waren, so musste doch einer dem anderen zur Ehre gereichen - es kam ja nicht von ungefähr, dass in der ganzen langen Kriegszeit noch keiner der beiden es vermocht hatte, über den anderen zu triumphieren. Egal, welche unehrenhaften Bündnisse Fanelia und Asturia eingegangen waren, sie waren sich immer gegenseitig voraus, ein Zustand, den gar nicht beständig sein konnte, da er unmöglich war. Aber beide Parteien waren besessen, so schien es Merit. Sie wusste, dass ihr Vater alles daran setzte, den nächsten Schritt der Asturianern schon zu vereiteln, wenn diese ihn wohl noch nicht einmal geplant hatten. Sie war sich sicher, dass es sich auf astorianischer Seite genauso verhielt.

Plötzlich durchlief eine Bewegung das mächtige Schiff und Merit wäre beinahe hingefallen. Sie blickte durch das dicke Glas hindurch. Sie sanken. Das Schiff setzte zur Landung an.

Doch das Schiff kam nicht sogleich am Boden auf. Im Sinkflug überflogen sie die Stadt und als das Schiff wendete, erkannte Merit endlich ihr Ziel, den Königspalast. Hatte sie vorher gestaunt ob der Stadt, so wurde diese von dem riesigen Palast bei weitem in den Schatten gestellt. Der Palast, indem sie aufgewachsen war, machte vielleicht gerade mal den dritten Teil dieses riesigen Gebildes aus. Und auch hier stellte Asturia seinen Reichtum schamlos zur Schau. Alles war reich verziert und geschmückt, Giebel, Türme, Kuppeln und verschlungene Ornamente waren liebevoll angeordnet zu einem kunstvollen Muster aus Gold, Silber, schneeweissem Marmor und mächtigen, sorgsam behauenem Granit.

Doch so schön und kunstvoll dies alles auch war, Merit wurde das Gefühl nicht los, dass einen einzigen, riesigen Haufen Protz und Prunk vor sich zu haben. Wollten die Asturianer mit ihren roten Giebeldächern und weissen Mauern sagen, dass sie die Welt, in der der Krieg tobte, nicht bemerkten? Oder wollten sie damit ein Zeichen setzen, das jedem ihre Macht demonstrierte?

Das Schiff war jetzt über einem riesigen, leeren Steinplatz und Merit erkannte, dass es ein Landeplatz sein musste, wie bei ihnen zu Hause. Nur grösser, wie alles hier.
 

"Wo ist denn der Rest der Flotte?"

"Die sind im Hafen gelandet. Es gibt dort Hangars für Flugschiffe."

Merit runzelte die Stirn. Aurore schien es zu bemerken, denn sie sprach weiter: "Hier in den Palast dürfen nur die Gäste. Ihr Gefolge, sofern dieses nicht unbedingt benötigt wird, ist in der Stadt untergebracht." Sie setzte einen todernsten Gesichtsausdruck auf. "Aus Sicherheitsgründen ... Was das auch immer heissen mag. Vielleicht, damit die fremden Männer nicht die Mägde verführen."

Merit rang sich ein Lächeln ab. "Oder, damit die königliche Familie nicht im Schlaf niedergestochen wird."

Aurore lachte kurz auf. "Das glaube ich eher weniger."

"Weshalb denn?"

Aurore zuckte die Schultern und sagte nichts. Merit vergass die Frage und blickte zu den hohen Türmen und Dächern auf, die unendlich weit oben zu sein schienen. Sie dachte an ihr Zuhause - wenn es dies denn noch war. Die Burg von Fanelia war eine gut gesicherte Festung, uneinnehmbar trotzte sie möglichen Feinden und sie bot ihren Bewohnern Sicherheit und Schutz. Doch angesichts dieses Schlosses, das von Marmor und Edelstein nur so zu glitzern schien, dessen Zinnen die Wolken zu kitzeln schienen, war die Stätte ihrer Kindheit nicht mehr als eine Hütte.

Doch Merit fragte sich auch, wie ein solches Schloss verteidigt werden konnte. Sie hatte schon oft vom Reichtum Asturias gehört und sie wunderte sich jetzt, weshalb nicht längst ein feindliches Heer oder gar die Räuber, die überall, sogar in Fanelia, die Strassen unsicher machten, diese Festung überrannt und an sich gerissen hatten. Das konnte nicht schwer sein. Prunk, so hatte man Merit immer gelehrt, war ein Zeichen für Schwäche. Schönheit ist leicht einzunehmen. Und die Marmortürme und die von der Sonne beschienen Dächer schienen wirklich, als würden sie bei der leichtesten Berührung in Stücke zerfallen.

Sie fragte Aurore.

Diese lachte nur und sagte: "Nur weil du sie nicht sehen kannst, heisst das nicht, dass es hier keine Verteidigungsanlagen gibt. Ganz Pallas ist von einer hohen Mauer umgeben, die Tag und Nacht bewacht ist. Glaubst du, es kommt von ungefähr, dass nicht einmal dein verehrter Herr Vater diese Stadt je eingenommen hat?"

Merit kniff die Augen zusammen. "Und Asturia hat auch niemals Fanelia eingenommen!"

Aurore wurde ernst. "Natürlich", räumte sie geknickt ein, "Tut mir leid."

"Mir auch", erwiderte Merit. Sie war von sich selbst verwundert. Sie musste feststellen, dass sie mit einem Mal zu beginnen schien, ihren Vater und all die Dinge, die sie früher gehasst hatte, zu verteidigen. Ihre Heimat war doch immer noch Fanelia, wurde ihr schmerzlich bewusst, auch wenn es keine schöne Heimat war. Doch hier war sie völlig unter Fremden, weg von Zuhause und eigentlich - auch wenn sie neben Aurore stand - völlig allein. Allein das war schlimm genug, doch dazu hielt sie sich in einem Land auf - nein, im Sitz des Königs dieses Landes - wo man sie wohl, wüsste man, wessen Tochter sie war, sofort ... Ja, was?

Plötzlich spürte sie, wie jemand sie am Arm zog. Aurore.

"Sag mal, willst du hier Wurzeln schlagen? Oder kommst du mit, in die Gemächer, die uns zugewiesen werden, wo wir uns waschen können, essen und schlafen?"

Merit lachte. "Natürlich! Ich brauche endlich andere Kleider. Und etwas zu trinken ..."

"Und 'was zu essen, Süssigkeiten, ein Bad und alles, aber beeil' dich bitte mit der Aufzählung, sonst geh' ich alleine."

Merit beeilte sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Avarra
2004-01-15T15:09:20+00:00 15.01.2004 16:09
Hm, die Beschreibung von Pallas hat mir gefallen. Auf Merit muss es ja wirken, als wäre sie vom Hinterhof ins Paradies gekommen (ja, blöder Vergleich, aber ein besserer ist mir nicht eingefallen).
Von: abgemeldet
2003-10-12T10:31:35+00:00 12.10.2003 12:31
hi!!!
Also, ich find es echt schön wie du schreibst. Mir macht es Spaß die Geschi zulesen. DA is Gefühl drinnen, aber so richtig kapieren tu ich net, was es jetzt genau mit Escaflowne zu tun hat. NA, ja vielleicht kapier ich es im Nächste KApitel, welches schnell folgen wirde, was ich hoffe!!!
bye,
Farnelia


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