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Alles wird sich ändern ...

[Blumen vom Mond]
von

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Als mein Vater Mensch war

Auch wenn sich überhaupt keiner dafür interessiert ... ich stell den nächsten Teil on -_______-
 

Als sie durch die langen Gänge ging, hing sie ihren Gedanken nach. Was dachte wohl Aurore von This? Und vor allem, was dachte sie von Merit? Plötzlich blieb sie stehen. Sie war am Ende des Ganges angelangt, wo er sich in zwei gabelte. Der Linke führte in Richtung ihrer Gemächer und der Recht in Richtung Thronsaal. Instinktiv wollte sie den Linken wählen, doch die Stickerei, die immer noch in ihrem Zimmer lag, schien sie magisch abzustossen und sie wandte sich nach rechts.

Eine Zeitlang ging sie den Gang entlang, bis sie plötzlich stehen blieb und horchte. Da waren Stimmen. Wütende Stimmen und sie kamen aus dem Raum hinter der Tür nebenan. Auf Zehenspitzen schlich sie sich zu der Türe und legte ein Ohr an das dunkel glänzende Holz.

"... so ist es nun einmal!"

"Hast du ein Recht, mir irgendetwas zu sagen? Du magst Geld haben und Reichtum, doch die Macht habe ich! Auch wenn du denkst, deine Güter könnten dir Macht geben, braucht es nur einen Wink von mir und deine Frau ist Witwe und deine Töchter Waisen!"

"Willst du mir drohen?"

"Ja, stell dir vor!"

"Bist du ein kleiner Junge, der erst lernen muss, wie man sich zu benehmen hat?"

"Nun, leider bist du nicht in der Position, mir Vorhaltungen zu machen! Nicht mehr. Niemand mehr!"

"Du kannst niemals alle Stimmen zum Schweigen bringen."

"Das muss ich auch nicht. Ich höre einfach nicht hin."

"Nicht nur das. Du bist taub geworden."

Es herrschte Schweigen und die Holzbretter knirschten unter schweren Schuhen, die sich auf die Tür zu bewegten. Merit hatte keine Zeit mehr, sich zu verstecken und konnte nur vor Schreck erstarren und sich an die Mauer pressen. Doch der Kaufmann war wohl zu aufgebracht, um sie zu bemerken, jedenfalls schritt er wütend in die andere Richtung.

Merit blickte ihm gebannt nach, jede Sekunde das Gefühl, dass er sich gleich in ihre Richtung umdrehen würde, doch bald drehte er um eine Ecke, ohne sich noch einmal umzusehen.

Merit fiel ein Stein vom Herzen und sie atmete hörbar aus. Erschöpft liess sie sich an der Mauer heruntergleiten.

Es war die Stimme ihres Vaters gewesen. Worüber mochten sie gesprochen haben? Doch sie mussten sich von früher kennen, der Kaufmann hatte so respektlos gesprochen. Jeden Anderen hätte es Kopf und Kragen gekostet. Was gab es in der Vergangenheit ihres Vaters, was ihr verheimlicht wurde? All die Leute in den vierzehn Jahren, binnen derer sie schon auf Gaia wandelte, die Sätze begonnen hatten und abrupt abbrachen unter dem strengen Blick ihres Vaters ... Was, ja, was hatten sie sagen wollen? Was durfte Merit nicht wissen?

Sie musste beinahe lachen. Sie wusste selbst nicht, wieviel es war, doch es musste viel sein. Nicht umsonst sagte man im Volksmund, dass die einfachen Leute meist mehr über das Leben in den feinen Häusern wussten, als die feinen Leute selbst.

Konnte sie denn niemanden fragen?

Doch, es gab schon jemanden ... aber ...
 

Als sie die Tür öffnete, erblickte sie das erwartete Bild. Die Stickarbeit lag immer noch an dem Platz, wo sie sie hingeworfen hatte, doch in der Mitte des Zimmers hatte sich eine wutschnaubende Petronilla aufgebaut, die aussah, als stünde sie dort schon den ganzen Tag.

Merit setzte eine unschuldige Miene auf und lächelte naiv: "Dame Petronilla! Was tut ihr denn hier? Ich war nur ganz kurz draussen auf dem Abtritt-"

"Es ist mir egal, was auch immer du mir für eine Ausrede andrehen willst!", keifte Petronilla. "Ich dulde diesen Ungehorsam nicht mehr länger!"

Merit senkte den Kopf. "Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich mich nicht im Raum befunden habe, als ihr hereinkamt! Doch ich sass den ganzen Tag an der Stickarbeit! Aber es ist eine sehr schwierige Aufgabe. Ich bin nun einmal nicht so begabt wie ihr."

Merit verstummte und setzte einen zutiefst betrübten Gesichtsausdruck auf.

"Oh, natürlich! Und wie! Ich glaube dir kein Wort, du undankbares Kind! Ich habe mich für dich aufgeopfert, wollte eine Dame aus dir machen! Aber du bist ein unerzogenes Balg, das keinen Anstand hat! Am liebsten würdest du dich mit den Schweinen im Schlamm suhlen und mit dem Ziegenjungen ins Heu gehen!"

Merit zuckte zusammen. Petronilla war noch nie so wütend gewesen. Und sie hatte noch nie solche Worte ausgespuckt. So verachtende Worte.

Petronilla bemerkte wohl ihr Erschrecken und fuhr fort: "Ja, ich weiss von diesem Ziegenjungen! Wenn das dein Vater wüsste! Er würde mich hinrichten lassen! Die Prinzessin hat vielleicht ihre Unschuld an diesen Schweinehüter verloren! Es ist schrecklich!"

"Aber niemals! Er ist kein Schweinehüter oder Ziegenjunge! Sein Vater kämpft in der Armee meines Vaters und ist ein rechtschaffener Bürger! Und This ist ... ist ... er ist ein Freund! Er würde nie etwas tun, dessen ich mich schämen müsste!"

War This überhaupt noch ihr Freund? Sie hatte ihn geschlagen und war weggelaufen. Und vielleicht, ja, vielleicht konnte sie ja niemals mehr mit ihm reden. Wer wusste schon, was Petronilla ihrem Vater erzählte? Aber sie beruhigte sich. Petronilla hatte ihre Drohungen nie wahr gemacht. Weshalb sollte sie es jetzt tun? Aber doch ... Sie war noch nie so aufgebracht gewesen.

Petronilla schüttelte wild den Kopf. "Wir gehen jetzt zu deinem Vater! Er muss erfahren, wie du dich benimmst!"

Merit räusperte sich. "Aber nein, ich bitte euch inständig, Dame Petronilla! Ich bitte euch, sprecht nicht mit meinem Vater! Er würde wütend werden und ausserdem will ich nicht, dass er sich Sorgen macht! Er hat doch so viel zu tun! Ich verspreche, mich zu bessern, wirklich! Nie wieder werde ich ungezogen und unartig sein, ganz sicher nicht! Ich werde brav sein und die Arbeit erledigen, die ihr mir auftragt!"

Eine Weile blieb Petronilla wie angewurzelt stehen und starrte Merit an. Dann plötzlich, es dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde und Merit merkte es gar nicht, bis es wieder vorbei war, hob sie die Hand und schlug Merit ins Gesicht. Wie erstarrt blieb Merit stehen. Langsam fasste sie sich an die Wange, die zu glühen schien. Es fühlte sich an, als sei ein Brandmal zurückgeblieben. Sie spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, doch sie schluckte sie hinunter, als Petronilla wieder zum Sprechen ansetzte.

"Du kannst mich nicht ewig mit den gleichen Worten zum Narren halten. Du warst ein kleiner Säugling, als ich dich zum ersten Mal in den Händen hielt. Damals gelobte ich, dich zu erziehen und zu einem ehrbaren Menschen zu machen. Ich dachte immer, ich hätte versagt, doch ich denke, dein Charakter ist durch und durch böse. Es liegt nicht an mir. Dein Herz ist vergiftet von diesen ganzen Generationen vor dir."

Petronillas Gesichtsausdruck war so hart und unnachgiebig, wie es Merit noch nie gesehen hatte. Sie fühlte sich überschwemmt von vielen Empfindungen. Petronilla verachtete sie. Vor ihr gab es vergiftende Generationen. Sie hatte einen bösen Charakter. Petronilla hatte sie als Säugling in den Händen gehalten. Nicht sie hatte Petronilla an der Nase herumgeführt. All die Jahre hatte Petronilla sie an der Nase herum geführt.

Sie schlug die Hände vors Gesicht. Wie beschämend.

Die Wange brannte immer noch.

Petronilla fasste sie hart am Arm. "Komm", sagte sie nur und Merit liess sich wohl oder übel mitziehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Avarra
2004-01-15T14:28:04+00:00 15.01.2004 15:28
Ich mag diese Petronilla nicht..allein schon der Name -_- ...und Merit dann einfach solche Sachen an den Kopf zu werfen...

Ich würde auch gern Näheres über diesen Streit zwischen "Taren" und dem Kaufmann erfahren.

Mi
Von: abgemeldet
2003-05-15T18:33:35+00:00 15.05.2003 20:33
Hi!!!
Ich find auch das du FF super ist, obwohl ich noch nicht so ganz mitkomm, wie das mit Van und so zusammenhängt, aber ich hab da einige Vermutungen. Also ich bin saumäßig gespannt wie es weitergeht. Bitte lass mich nicht zu lange warten!!!ja?
Bye,
Farnelia
Von:  nokia3210
2003-05-15T06:19:37+00:00 15.05.2003 08:19
Hallöchen!
Ich bin ja echt gespannt wie's weitergeht!
Also schreib weiter!Bitte!
Du machst das super!
Bye nokia3210


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