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Let the rain pass by

Lysander x OC
von

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Chapter four [b.]

Ein kräftiger Schlag blieb nicht aus. Geschockt blieb ich kurz stehen, sah die beiden an und hielt mir den Mund mit beiden Händen zu. Der Rotschopf war gerade dabei, noch einmal auszuholen! So schnell ich konnte, griff ich ein, die besorgte Stimme hinter mir ignorierend.

"Castiel! NICHT!", schrie ich und hielt seine geballte Faust fest, mit der er Nathaniel noch einmal ins Gesicht schlagen wollte. Wütend drehte er seinen Kopf zu mir, man konnte seine dunkle Aura schon förmlich spüren und es lief mir eiskalt den Rücken herunter.

"Was mischt du dich da bitte ein?! Das ist nicht dein Problem!", fauchte er mich laut an. So kannte ich ihn gar nicht...

"Ich misch mich aber ein! Wieso haust du Nathaniel eine rein?! Er hat dir doch nichts getan!"

Dabei sah ich zu dem Blondhaarigen, der sich völlig genervt aus Castiels festem Griff befreite und ein paar Schritte zurücktrat. Sein stechender und dunkler Blick traf den von seinem rothaarigen Gegner.

"Das wird noch ein Nachspiel haben, Castiel.“

Dabei sprach er seinen Namen mit dunklem Unterton aus. Er entfernte sich von uns, um seine vorher heruntergefallenen Blätter wieder zu einem Stapel einzusammeln. Als Lysander dabei Castiel von hinten geradewegs festhielt, fauchte er auch mich schon wieder an.

"Tze… Halt dich gefälligst aus dem Kram anderer heraus, du nervige Ziege!", schrie er mich nun genauso an. Doch bevor ich noch etwas entgegnen konnte, verschwand er schnellstmöglich aus dem Schulgebäude. Lysander konnte den Rothaarigen auch nicht mehr aufhalten und ging somit seufzend näher zu Nathaniel. Fragend sah ich den Schülersprecher an, mich ebenfalls ihn nähernd. Wir halfen ihm, den Rest noch aufzuheben und legten es auf dem schon entstandenen Stapel auf.

"Was war gerade los? So aufbrausend hab ich Castiel noch gar nicht erlebt..."

Der Blonde winkte seufzend ab.

"Ach, es war nichts Besonderes. Es gab nur wieder einmal Stress wegen seinem ständigen Schwänzen."

Ich blinzelte. Er schwänzte also zwischendurch öfter mal? Wieso denn das? War ihm eine zumindest durchschnittliche Schulbildung vom Gymnasium überhaupt nicht wichtig?

"Jedenfalls wird er bald von der Schule suspendiert werden, wenn er so weitermacht", meinte der Blondschopf als Letztes und verschwand danach sich verabschiedend auch schon zurück im Schülersprechzimmer. Nun stand ich alleine da, mit Lysander. Ich schaute zu Boden.

"Castiel sollte wirklich mal damit anfangen, etwas für die Schule zu tun. Sonst wird er wirklich relegiert."

Mein Blick fiel zu Lysander, der nachdenklich an mir vorbeischaute.

"Hm..."

Ich trat mit ihm ebenfalls aus dem Gymnasium heraus auf den Schulhof. Zuerst gingen wir schweigend nebeneinander her, bis mir lediglich doch noch einige Fragen im Kopf brannten.

"Wie lange kennst du Castiel eigentlich schon?"

Kurze Stille. Aber er antwortete schließlich, das war die Hauptsache.

"Es müsste nun knapp über einem halben Jahr sein. Wieso?"

Ich zögerte ebenfalls um meine Antwort gut zu überdenken.

"Ich kenne ihn bis jetzt erst seit gestern und kann ihn noch nicht wirklich groß einschätzen. Ich war vorher schon ziemlich... überrascht von seinem Handeln."

Meine Stimme wurde am Ende leiser, dachte über die Situation, die sich noch vor ein paar Minuten vor meinen Augen abgespielt hatte, nach. Ich wusste doch, dass der Rothaarige ein gewisses Temperament besaß und wir uns sozusagen gegenseitig ein wenig auf die Nerven gingen. Aber dass er auch gern mal zuschlägt, hätte ich nicht von ihm erwartet.

"Keine Sorge. Castiel ist zwar ein schwieriger Fall für sich, aber im Grunde ist er ein guter Freund und Zuhörer."

Na, wenn Lysander, sein wahrscheinlich bester Freund, das sagte, musste es wohl stimmen ... oder?

"Verstehe."

Wieder lag eine etwas unangenehme Stille zwischen uns. Doch dieses Mal unterbrach er sie zum Glück.

"Wohnst du eigentlich in meiner Nähe? Ich habe dich hier noch nicht herumgehen gesehen.“

Kurz sah ich mich um, ehe ich abrupt stehen blieb. Meine Wangen fingen an zu kochen vor Röte. Blamiert!

"Ähm, ich... ich geh noch wo anders hin, deswegen!"

Es war nicht einfach für mich, mich in solchen Situationen herauszureden. Blöderweise wurde ich dabei immer auffällig nervös.

"Achja?", meinte er, als er sich zu mir lächelnd umdrehte. Aber viel mehr mit einer belustigten Miene, wodurch es mir nur noch heißer im Gesicht wurde.

"Äh ... Ja!"

"Und wohin geht's?"

Genau ... Wohin sollte ich gehen?

"...Zum Park!"

Und schon ging ich wieder voran und versuchte, so natürlich wie möglich zu wirken, aber vergebens. Ich verkrampfte mich ein wenig. Plötzlich hörte ich kleines Gelächter hinter mir, drehte mich schon beinahe zu schnell um und starrte Lysander ein wenig entsetzt an.

"W-Was ist?"

Meine Stimme klang im Moment eher verzweifelt, als stark.

"..."

Stumm verdrückte er sich wieder das Lachen und grinste nur noch.

"Ach, komm schon!"

"..."

Wieder stumm.

"Bitte, sag doch etwas!", kam es von mir weiter verzweifelt.

"... Du bist lustig."

Ich war lustig? War das jetzt gut oder schlecht?

"Ach man ..."

Eigentlich wollte ich es abstreiten, drehte mich aber dann doch um und wollte so schnell es eght eigentlich verschwinden. Noch peinlicher konnte es ja für mich nicht werden...

"Warte, bitte. Ich wollte nicht gemein rüberkommen.“

...bis er mich plötzlich am Arm sanft berührte und es mir eiskalt den Rücken runterlief. Er berührte mich. Schon wieder dieses warme Gefühl in der Magengegend. Hektisch drehte ich mich zu ihm um und konnte dieses warme Gefühl einfach nicht ignorieren.

"T-Tust du doch nicht...", sagte ich so überzeugend wie möglich. Lächelnd ließ er mich wieder los.

"Du musst dich nicht verstellen. Es ist okay, so wie du bist."

Er machte es nicht wirklich besser in diesem Moment. Ehe ich noch etwas total Unsinniges sagen würde, verabschiedete ich mich lieber von ihm so schnell es nur ging. Lächelnd bog er zu einer Einfahrt ab, sah mich aber nochmals an.

"Bis Morgen .... Caroline."

Während ich nickend weiterging in Richtung Park, schüttelte ich irgendwann den Kopf. Er machte mich so nervös. War es wegen seiner disziplinierten und ruhigen Ausstrahlung? Er war auf jeden Fall anders als viele andere Menschen, das konnte ich jetzt schon sagen. Doch ich konnte ihn immer noch nicht von dem Charakteristikum her einschätzen. Was genau war er nur für eine Persönlichkeit?
 

Da ich sowieso schon zum Park ging, konnte ich auch meine Zeit ein wenig draußen verbringen. Meine Tante würde sowieso erst wieder spät abends von der Arbeit zurückkommen.

Mühselig schlenderte ich zum gewohnten Platz, der am Teich lag. Doch ich blieb prompt stehen, als ich jemanden dort sitzen sah, sein großer Hund lag links neben ihm und schien, schlafen zu wollen. Ich trat näher an ihn heran und fing an, leise zu reden.

"Castiel ...?"

Sofort drehte der Angesprochene den Kopf zu mir und sah mich genervt an.

"Was ist?", grummelte er vor sich hin.

Stumm näherte ich mich ihm, ließ mich rechts neben ihn nieder und starrte auf den Teich. Wir blieben beide ruhig, niemand sagte mehr etwas. Selbst sein Haustier machte es sich in der Sonne bequem und schloss erneut die Augen. Der Rothaarige ließ sich nach hinten ins Gras fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und stierte gen Himmel, während ich meinen Blick kurzerhand durch die Gegend schweifen ließ. Nur vereinzelte Paare, die in guter Entfernung zu sehen waren. Vögel zwitscherten aus den Baumkronen ihre Lieder, während die Blätter seicht im milden Wind raschelten.
 

Kam Castiel eigentlich auch öfters hierher? Ich hatte ihn zuvor die letzten Wochen hier noch nie gesehen, außer das erste Mal vor Schulbeginn. Natürlich konnte es aber auch nur daran liegen, dass ich immer zur falschen Uhrzeit herkam. Wer weiß?

"Weißt du, ich komm' hier manchmal her, weil man für einen Moment lang frei ist von allen Sorgen", fing ich leise an zu sprechen und ich merkte seinen fragenden Blick, der sich bei mir einbohrte. Doch er zuckte dann nur mit den Schultern und schaute abermals wieder nach oben.

Der Wind zog sanft an uns vorbei, ließ unsere Haarsträhnen in der Luft ihren Beat tänzeln. Und wieder hörte man leise die Kröten aus ihrem kärglichen Ort quaken, wenn man genau hinhörte. Ich schloss langsam meine Augen und seufzte kurz. Oh ja, ich liebte diese natürliche Ruhe.
 

"Du hast recht."

Leicht verwundert öffnete ich sie wieder. Ehrlciherweise hätte ich nicht gedacht, er würde auf meine Konversation eingehen. Ich winkelte währenddessen meine Beine an, schlang dabei meine Arme um meine Knie herum.

"Hier kann man sich wenigstens für eine kurze Zeit entspannen. Den ganzen Stress einfach vergessen und den Moment genießen."

Blinzelnd sah ich zu ihm. Kamen solche Sätze gerade wirklich aus Castiels Mund? Es hörte sich so melancholisch an, als würde er sehr viel über Vergangenes, auch manch Trauriges denken. Und schon wieder erstaunte er mich. Dieses Mal positiv gesehen. Lysander hatte bestimmt recht und Castiel tat nur immer so auf abweisend.
 

Plötzlich bewegte sich Castiels Beauceron. Er stand auf und schleichte überraschenderweise zu mir herüber, schnüffelte an meiner Hand, dieich vorsichtig ausgestreckt hielt. Als er kurz darüber leckte, legte er sich dann neben mich hin, als ich anfing ihn vorsichtig und sanft zu streicheln.

"Wie heißt dein Hund eigentlich nochmal?", fragte ich Castiel etwas unbedenklicher.

"Demon."

"Okay...“, gab ich von mir verblüfft, "Ein ungewöhnlicher Name für einen Hund. Soll der einem Angst machen?"

"Vielleicht?“, äußerte er sich, während er wieder sein übliches Grinsen aufsetzte.

"Vielleicht aber auch nicht?“, machte ich bei seinem Spiel mit, "Dein Hund ist sowieso schon beängstigend genug.“

"Dann passt der Name also hervorragend zu ihm."

Schmunzelnd kraulte ich das große Geschöpf neben mir weiter, vor allem am Nacken und hinter den Ohren.

"Hast du eigentlich Haustiere?", fragte er, während er mit seinem Blick meiner Hand folgte, die Demon danach sanft über das Fell strich.

"Leider nicht.. Aber ich hätte gerne eine Katze oder auch einen Hund als Haustier.", meinte ich seuzfend und er schnaubte fällig.

"Besorg dir lieber einen Hund. Und wenn, dann auch einen größeren, nicht so eine Töle, die man in jede Tasche reinstopfen kann."

"Aber eine Katze finde ich auch nicht schlecht..."

Das hätte ich wohl nicht sagen sollen. Jetzt fing die Diskussion erst richtig an und ich merkte erst jetzt, dass er mehr als deutlich gegen Katzen war.

"Das ist wirklich mein Ernst, besorg' dir lieber eine größere Hunderasse, die können sich wenigstens wirklich wehren und zur Notwehr zubeißen. Eine Katze wird dir da nicht viel bringen, die haut höchstens nur ab. Krallen dich nur und sind meist eh immer nur aus dem Haus und siehst sie nur manchmal bis fast nie... Und eines Tages liegen sie überfahren auf der nächsten Hauptstraße."

Genervt seufzte ich.

"Na gut! Dann will ich eben einen Hund ... oder ein Hase...! So ein Zwergkaninchen wäre-"

"Oh Gott, das ist ja noch schlimmer! Die können ja mal fast gar nichts als nur rumhoppeln, fressen und schlafen!", beschwerte er sich und ich fauchte.

"Oh man, das ist ja echt nicht zum aushalten mit dir! Hasen sind auch süß! Die müssen nichts wirklich Großes können!"

"Ist mir egal. Du kannst dir ja so'n Hoppelding kaufen aber ich sag' dir nur, was besser ist."

"Woher weißt du, dass Hunde besser sind als Katzen oder Hasen?"

Und schon fing es wieder an mit der diskreten Auseinandersetzung. Aber ich konnte nicht verstehen, wie stur der Kerl nur bei so etwas Belanglosem sein konnte. Doch irgendwann fauchten wir uns gegenseitig fast nur an, dass wir irgendwann plötzlich nichts mehr sagten. Kurze Stille. Doch dann fing er plötzlich an zu lachen und ich starrte ihn nur verwirrt an.

"Was ist denn jetzt kaputt?!", gab ich von mir verwundert. Es dauerte noch eine Weile, aber er bekam sich schließlich wieder ein.

"Ach, nichts. Nur, dass man mit dir über 'höchstinteressante' Themen gut reden kann", meinte er in ironischem Ton. Hilfe, der Kerl machte mich echt fertig!

Ich schlug meine Hand vor die Stirn, musste dann aber auch kurz lachen. Nach kurzer Weile verabschiedeten wir uns bald und ich trat den Weg nach Hause an. Der Rotschopf ging also noch nicht nach Hause, er würde wohl Demon noch ein wenig ausführen. So sah es zumidnest für mich aus.
 

Am nächsten Tag traf ich zwar Lysander, diesmal pünktlich im Klassenzimmer - aber von Castiel fehlte jede Spur. Vielleicht war er krank geschrieben? Gestern sah er aber noch ziemlich munter aus. Vielleicht hatte er einfach nur keine Lust auf Schule. Im Unterricht saß ich dieses Mal alleine. In Deutsch wurden wir immer zur Hälfte geteilt, damit Lehrer uns die Sprache besser lehren konnten. Lysander gehörte dabei leider zur anderen Gruppe. Doch auch alleine zu hocken machte die Sache ein wenig entspannter.

Als es zur Pause klingelte, kamen zum ersten Mal die Blonde und ihre Freundinnen freiwillig zu mir. Inzwischen wusste ich durch dem Unterricht und den Aufrufen der Lehrer, dass sie Amber hieß.

"Hey, du!", fing sie an, "Lass bloß die Finger von Castiel!"

Verwirrt sah ich sie und ihre zwei Freundinnen hinter ihr an.

"Was? Hä?", gab ich von mir, ich hatte ja keine Ahnung wieso sie das zu mir sagte.

"Hör einfach auf, dich an die Jungs ranzuschmeißen! So wie du aussiehst, würden sie dich sowieso nicht nehmen!"

Ich sah an mich herunter. Meine Kleidung war ein schwarzes T-Shirt mit einer neongrünen Aufschrift "Sheep Slayer", trug eine dünne schwarze Leggins, darüber eine kurze schwarze Hose und meine schwarzen Chucks mit neongrünen Schnürsenkel. Hatte sie was auch gegen mich, weil ich nicht so mädchenhaft wie sie herumrannte? Ein wenig genervt fühlte ich mich nun schon wegen ihr.

"Ich verstehe nicht, was dein Problem nun ist. Castiel und ich sind nicht einmal Freunde", sagte ich schließlich zu ihr.

"Tu nicht so unschuldig", meldete sich nun Charlotte auch noch mit einer dunklen Miene.

"Wie bitte? Lasst mich doch einfach in Ruhe“, meine Stimme wurde aggressiver, "Geht doch zurück zur Mädchentoilette und schminkt eure Pickel weg, statt mich zu belästigen.“

"Ich höre da großen Neid aus deiner Stimme heraus, hässliches Püppchen.", kam es nun auch noch von der Chinesin, "Jedenfalls wirst du so oder so Amber nicht übertrumpfen können. Egal wie sehr du auch weiter versuchst, dich an die Jungs ranzuhängen. Sie hat wenigstens einen Anstand, im Gegensatz zu dir."

Wie sie das nur in so einer ruhigen Stimme sagte. Aber das war trotzdem kein Grund, locker über die Sache hinweg zu sehen.

"Danke, Li"

Amber zwinkerte ihren Freundinnen zu und sah plötzlich an mir vorbei. Bevor ich mich umdrehen konnte, ließ sie noch einmal ihren Frust an mir kläglicherweise aus.

"Denk daran, was ich dir gesagt habe. Sonst bereust du es gewaltig", meinte sie dann nur noch zischend und stolzierte an mir vorbei mit den anderen zwei um die nächste Ecke den Gang links weiter. Als ich mich umdrehte, sah ich plötzlich vor mir ein paar Meter weiter weg Lysander da stehen, der genauso den dreien hinterher sah, aber mit einem etwas missbilligen Blick.

Wir blickten uns wortlos gegenseitig an, ehe er dann doch zu mir trat und mich mit ernstem Blick ansah.

"Haben sie dir irgendetwas unterstellt? Bei Amber darfst du dich nicht so hineinsteigern.“

Seufzend folgte ich ihm dann zur Aula.

"Ich weiß. Aber ich habe keine Ahnung, warum sie so ein Problem mit mir hat, nur wegen Castiel.“

Dabei bemerkte ich seinen verwunderten Blick auf mir.

"Wegen Castiel?“

"Ja. Sie sagte, ich würde mich an ihn und auch an dich heranschmeißen. Ich verstehe nicht, was sie meint. Wir sind ja noch nicht einmal Freunde.“, sagte ich, bevor ich zu ihm nach oben sah. Mir fiel erst jetzt auf, wie groß Lysander abermals war. Doch alles, was ich aus seinem Antlitz erkennen konnte, war ein Schmunzeln.

"Ich glaube, das wird schon. Castiel ist immer so zu denen, die er normalerweise leiden kann. So ist er ja auch zu Iris.“

"Aber er disst mich ja fast die ganze Zeit nur!“, meckerte ich hilflos bei seinen Worten.
 

Seitdem ich die Worte von Amber gehört hatte, kam ich mir nun irgendwie dabei total merkwürdig vor. So als würde ich mich wirklich nur an ihnen heranhängen. Aber ich hatte doch sonst niemanden. Zumindest war ich viel zu schüchtern zu den anderen Mädchen zu gehen.

Angelehnt gegen die Mauer des Schulgebäudes stand ich im Pausenhof da und starrte zu den anderen Schülern, die immer in Gruppen angesiedelt waren und miteinander redeten. Alle verstanden sich wirklich gut und ab und zu hörte man von hier und dort ein kurzes Lachen. Leise seufzte ich und sah zu Boden. Lysander würde schon bald kommen, da war ich mir sicher. Er wollte schließlich nur noch etwas von seinem Spind holen, der etwas weiter entfernt lag von unserem Klassenzimmer. Hätte ich nicht so darauf bestanden, dass ich auch auf ihn draußen warten könne, würde ich nun nicht hier draußen alleine herumstehen.

"Denk dir nichts dabei, Caroline.", hörte ich plötzlich seine Stimme neben mir und ich schreckte auf. Als ich realisierte, dass es Lysander war, starrte ich wieder zu Boden und seufzte. Ich wusste sofort, wovon er redete.

"Amber ist nunmal leider so. Ihr Verhalten wird sich wohl auch nicht ändern."

Kurz verstummte er. Dann meldete ich mich zu Wort.

"Aber was ist, wenn sie recht haben?", meinte ich dann ein wenig geknickt. Ja, die Sache verunsicherte mich so langsam. Ich verfiel immer wieder in diese Befangenheit, wusste nie wie sehr ich aus mir herauskommen durfte.

"Aber nein, Caroline. Lass dir doch sowas nicht einreden. Gerade das ist es doch, was sie möchte“; meinte er kopfschüttelnd und ließ seine Hände auf meinen Schultern ruhen, "Ich kann dir versichern, dass du dich nicht an uns heranhängst."

Ich konnte meinen Blick einfach nicht vom Boden heben. Seine Hände entfernten sich von mir und ich spürte plötzlich, wie er meine Hand nahm und mich sanft mitzog. Wo wollte er nur hin?

"Komm mit. Hier sind zu viele", sagte der Weißhaarige mit seiner sanften Stimme und ich folgte ihm. Er führte mich mit in Richtung Garten-AG.

Er setzte sich mit mir zu einem Baum in das grüne, weiche Gras und wir lehnten uns gegen den Baumstamm. Hier war es schön ruhig, schon fast zu ruhig wenn man bedachte, dass wenige Meter von uns entfernt eigentlich noch der Schulhof lag. Aber wenigstens trafen wir hier auf keine Gruppen.
 

Die ganze Zeit blieben wir still. Währenddessen holte er wieder mal sein Notizbuch heraus und es schien so, als würde er erneut etwas auf den Seiten niederschreiben. Ich zog meine Beine näher an meinen Körper und stützte meine Ellenbogen auf den Knien ab, ließ meine Arme herunterhängen. Mir kam wieder ein Lied in den Kopf, es war von Alesana. Lautlos bewegten sich meine Lippen von automatisch und sang den Text in meinem Kopf durch. Und wieder dachte ich bei der letzten Textzeile an diese Situation, die ich schon seit langem eigentlich vergessen haben sollte.

Nach einiger Zeit merkte ich nicht einmal mehr, dass ich plötzlich anfing zu summen. Als das Lied in meinem Kopf fertig abgespielt war, schloss der Weißhaarige neben mir sein kleines Buch.

"As you wish", hörte ich ihn leise sagen und ich sah zu ihm mit einem überraschten Blick.

"Oh, entschuldige. Blöder Ohrwurm“, meinte ich peinlich bedrückt.

"Ich finde es schön.", meinte er seicht lächelnd. Nach kurzweiligem Stillschweigen fragte ich ihn dennoch danach, das mir schon die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte.

"Ähm...“, fing ich stockend an, aber setzte schließlich meine Worte in Gang, "Ich weiß, du magst zwar keine neugierigen Menschen... Trotzdem würde es mich schon interessieren, wofür du immer dein Notizbuch benötigst."

Er drehte seinen Kopf zu mir und unsere Blicke trafen sich. Verlegen drehte ich meinen weg. Und schon fühlte es sich als einen Fehler an, sozusagen danach gefragt zu haben, was er in seiner Privatsphäre so macht.

"E-Entschuldige, ich hätte nicht so dreist danach fragen sollen. Ich weiß, dass es mich natürlich nichts angeht...", meinte ich schließlich und wollte aufstehen. Doch ich spürte plötzlich einen Druck um meinem rechten Unterarm und wurde sanft zurückgezogen.

"Warte doch“, sagte er monoton, "Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ich empfinde es nicht als schlimm, wenn du danach ganz normal fragst."

Seine Hand immer noch an meinem Arm spürend, merkte ich, dass er mir etwas vor die Nase hielt. Ich sah ihn nur daraufhin verdutzt an und er lächelte so sanft wie immer, sodass ich innerlich schon wieder zu schmelzen drohte.

"Du darfst es sehen, es ist sowieso nichts Geheimes darin enthalten."

Noch bevor ich aber das Notizbuch öffnete, vergewisserte ich mich nochmals.

"Wirklich?"

Er nickte. Als ich es vorsichtig öffnete, fiel mein Blick auf einen Text in englischer Sprache. Danach sah ich mir noch die anderen darauf folgenden Seiten an. Es bestand nur aus selbstgeschriebenen Texten. Sogar welche auf französisch und versuchte, deutsche kleine Ansammlungen.

"Du schreibst also gern Texte?", fragte ich ihn schon etwas ruhiger, während ich einen der Texte gerade überflog und er neben mir nickte.

"Ja. Die meisten sind sozusagen Songtexte."

Als ich weiterblätterte, blieb ich an einem neuen Text stehen. Dieser war dieses Mal in französisch. Lächelnd schloss ich es wieder und gab es ihm zurück.

"Ich finde sie ziemlich gut."

"Danke", sprach er mit sanfter Stimme und er lächelte wieder. Und schon schrillte der Ton der Glocke zum Ende der Pause. Auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer unterhielten wir uns weiterhin über verschiedene Themen.

"Du singst also?", fragte ich ganz fasziniert davon. Wenn ich unter der Dusche sang, klang es für mich mehr nach hingequarktem Müll.

"Ja. Und Castiel spielt dabei seine Gitarre. Wir suchen zwar noch nach zwei weiteren Mitgliedern, aber im Moment proben wir erst noch für uns. Wir sind noch so ziemlich am Anfang.", erzählte er mit ruhiger Stimme.

"Verstehe. Hey! Wenn ihr das nächste Mal probt, darf ich dann zuhören?", fragte ich mit freudiger Stimme.

"Ja, klar doch.", sagte er grinsend und wir gingen schlussendlich zu unserem Platz.



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