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Freund oder Feind?

von

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Ein fernes Rauschen.

Ein sanftes Rascheln.

Hier und da ein leises Fiepen, das immer wieder von den hohen hellen Stimmen der Vögel unterbrochen wurde, die hier und da über das alltägliche Geschäft plauderten, sich allesamt geschäftiger gaben, als sie waren und sich lauthals über den viel zu verregneten und nassen Sommer beschwerten.

Der Wald lag still, wie eben nur ein Wald es vermag und unser kleiner schuppiger Freund lag auf einem sonnenwarmen Felsen und genoss die Wärme, die langsam durch sein Schuppenkleid drang.

Plötzlich weiteten sich seine Nüstern und seine Schnauze zuckte unruhig hin und her.

Da! Der leichte Luftzug, der zu seiner rechten zwischen den Bäumen hindurch wehte, trug ganz schwach einen verlockenden Geruch mit sich.

Schnell richtete sich der kleine Lindwurm auf, streckte seine Glieder und machte einen mächtigen Satz von seinem Felsen. Lautlos landete er auf dem weichen Waldboden von wo aus er

,immer seiner Nase nach, zwischen Wurzeln und Steinen hindurch der Spur dieses köstlichen Duftes folgte.

Schließlich machte er eine Satz über einen vom Moos überwucherten Felsen und fand sich unversehens im grellen Sonnenschein einer Waldlichtung wieder.
 

Erschrocken erstarrte der Kleine im Schritt und zog sich dann schnell in den Schatten der Bäume zurück.

Auf der Lichtung spielten lachend zwei Kinder fangen miteinander. Eine Weile beobachtete unser kleiner Freund die Szene und suchte dabei die Lichtung nach weiteren Gefahrenquellen ab.

Und da die Quelle der Duftspur! Ein Picknickkorb!

Im Schatten auf der anderen Seite der Lichtung stand er, gefüllt mit den köstlichsten Dingen und sogar einigen Dingen, die der Kleine noch nie zuvor erschnuppert hatte.

Immer dem Schatten der Bäume folgend, stahl sich der Kleine um die Lichtung herum, bis hin zu dem Objekt seiner Begierde.

Die Kinder im Auge, setzte er sich im nahen Schatten hinter dem Picknickkorb auf die Lauer und wartete auf den passenden Augenblick.

Da! Das kleine Mädchen hatte eine Wurzel übersehen und stürzte mit dem Gesicht voran ins Gras. Mit einem Kratzer auf der Wange setzte es sich auf und begann lauthals zu heulen. Schnell ging der ältere Junge zu ihr um sie tröstend in die Arme zu nehmen und ihr den Dreck vom Kleid zu klopfen.

Der Laubtänzer erkannt seine Chance und hängte sich, die Nase voran, über den Rand des Picknickkorbs. Schnell packt er er mit seinen Krallen was ihm am nächsten war und zerrte es unbeholfen aus dem Korb.

Es war ein kleines Fruchttörtchen. Etwas enttäuscht über seine ausbeute schnaubte er und stiess ein kleines Rauchwölkchen aus. Er hatte wohl auf einen großen saftigen Pfirsich oder eine Banane gehofft.

Missmutig beschnupperte er das Törtchen, neben all der Sahne und dem Teig waren schließlich auch ein haufen Beeren und Früchte darauf drapiert, also vielleicht doch kein so schlechter Fang.

Kurzerhand biss er vorsichtig in die eine Seite des Törtchens und zog sich, Schwanzspitze voran, mit seiner Beute ins Dickicht zurück.

Dies stellte sich als gar kein so leichtes Unterfangen heraus. Die seltsame braune Masse bröckelte leicht und immer wieder musste er kurz innehalten und mit seiner Schnauze die Beeren zurecht rücken, die über den Rand zu purzeln drohten.

Als der kleine Laubtänzer sich endlich in Sicherheit wähnte, suchte er unter einem alten umgeknickten Holunderast Schutz, ringelte sich um sein Diebesgut herum zu einem grünen schuppigen Knäul zusammen und bettete erschöpft seinen Kopf auf der weichen Unterseite seines Schwanzes. Bald schon glitt er, zufrieden mit sich selbst, in die Traumwelt hinüber.
 

Ein leises Rascheln in der Nähe schreckte ihn aus seinem Schlaf.

Schnell breitete er schützend den Flügel über sein hart erkämpftes Mahl und suchte nach der Quelle des Geräuschs.

Ganz in der Nähe hatte sich ein Spatz auf einem alten morschen Baumstumpf niedergelassen und betrachtete voller Interesse unseren kleinen Laubtänzer.

Aufgeregt Tschilpte er vor sich hin und hopste dabei unruhig auf seinem Sitzplatz hin und her.

Dabei reckte er den Hals und versuchte einen Blick auf das Törtchen zu erhaschen.

Der Laubtänzer, der seine Beute in Gefahr sah, sties ein tiefes schnatterndes Grollen aus.

Diese Drohgebärde schien den Spatz jedoch wenig zu beeindrucken, denn er plusterte nur sein nasses Gefieder auf und setzte zu einer erneuten Tschilptirade an.
 

Nun muss man wissen, dass für uns Menschen , die wir in unserer Sprachenkenntnis doch recht einseitig bewandert sind, das Zwitschern eines Vogels wohl ebenso unverständlich wie das Quaken eines Frosches sein mag. Ein Drache hingegen, ist von seinem Schlüpftag an in der Lage sämtliche Sprachen der Welt zu verstehen und sich auch mehr oder weniger gelungen (je nach dem wie sehr er sich darin übt) in ihnen verstädlich zu machen.

So mag also das aufgeregte Tschilpen des Spatzes für uns Betrachter recht unverständlich sein, der kleine Laubtänzer jedoch lauschte dem Tschilpen des Spatzes aufmerksam, zog eine Augenbraue in die Höhe, zögerte einen Augenblick, dann biss er ein Stück Teig aus dem Törtchen und warf es in Richtung des Spatzes.

Dieser stürzte sich schnell auf den Brocken und vertilgte ihn gierig noch an Ort und Stelle. Als der letzte Krümel in seinem Schnabel verschwunden war beobachtete er den kleinen Lindwurm, der

indes selbst heimlich ein Stück des Biskuits abgebissen hatte und ungelenk versuchte die seltsame Masse zu zerkauen. Schnell jedoch verzog er angewidert das Gesicht und versuchte das Zeug wieder auszuspucken.

Der Spatz, belustig von der Szene, stieß ein keckerndes Tschilpen aus, ganz so als wollte er sagen:

„Siehst du ich hab dir doch gesagt, du magst das braune Zeug eh nicht!“

Der Drache schaute den Spatz verstimmt an und stiess ein misstönendes Schnattern aus.

Dann wendete er sich der saftigen Erdbeere auf dem Törtchen zu, die ihm, wenn man nach den Schmatz und Schnurrgeräuschen geht, wohl um einiges besser mundete.

Der Spatz hüpfte nun wieder auf und ab und trillerte leise, dann duckte er sich, plusterte sein Gefieder auf und öffnete dabei seinen Schnabel so weit er konnte.

Dieses Ritual wiederholte er so lange, bis der kleine Laubtänzer ergeben seufzte und seinen Flügel wieder zusammenfaltete.

Schnell hopste der hungrige Vogel zu dem grünen Schuppentier und lies sich auf seinem Schwanz nieder, von dort aus pickte er sich immer wieder kleine Stücken Biskuit aus dem Törtchen, während der Laubtänzer sich über die Garnierung her machte.
 

So saßen die beiden einträchtig an einem Sommertag im Wald und teilten sich ihr Mahl.

Als kurze Zeit später der Regen wieder einsetze und schwere Tropfen durch das Blätterdach bis zum Waldboden hindurch drangen, spannte der kleine Laubtänzer seine Flügel, wie einen Regenschrim, über sich und seinem neuen Freund aus und beide betrachteten einträchtig das kleine Spektakel, das ein Regenfall im Sommer auf dem Waldboden immer auslöste.



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