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Geister der Nacht

Versuchungen kommen meist durch absichtlich offen gelassene Türen
von

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Schwimmen bezeichnet das Schweben eines Körpers in einer Flüssigkeit


 

And I'm floating, and it's like this amazing, amazing realness.

I'm free. I'm safe.

Then I realize I'm completely alone.
 


 

Da waren sie nun, vor dem großen Wohnhaus im Herzen des Uchiha Viertels. Die Einfahrt war gesäumt von in Reih und Glied aufgestellten Statuen vergangener Kriegshelden, Sasukes Vorfahren.
 

Es war noch nicht dunkel, doch die Sonne war schwach geworden und Sakura sah zu Sasuke auf, der Still an ihrer Seite ging. Seit sie von seiner Wohnung aus aufgebrochen waren, hatte keiner der Beiden ein Wort verloren und sie war sicher, dass Sasuke diese Konfrontation um jeden Preis hatte verhindern wollen und gescheitert war. Beiden war die Anspannung anzumerken und Sakura hätte etwas zu ihm sagen können, doch alles was ihr einfiel schien so schrecklich deplatziert, daher entschied sie sich für Schweigen.
 

Das Anwesen erhob sich stolz in den Himmel, eine Mischung aus klassischer Eleganz und militärischer Präzision. Die Fassade, aus Stein gefertigt, und die großen Fenster mit schweren, dunklen Vorhängen imponierten jedem Besucher. Ein Turm thronte über dem Gebäude und bot bestimmt einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. Die Flagge mit dem Familienwappen flatterte stolz im Wind und signalisierte die militärische Macht des Hauses.
 

Sakura atmete heftig als sie das Haus betrat und Sasuke durch die endlosen Gänge folgte. Dort, wo das hässliche pompöse Gemälde hergekommen war, befanden sich zahlreiche mehr. Vor einer großen hölzernen Schiebetüre machte er schließlich halt und man hörte bereits die Stimmen der Personen die sich im Speiseraum befanden. Plötzlich war da seine Hand die vorsichtig ihre Schulter fand. Sasuke sagte nichts weiter und doch schenkte ihr diese einfache Geste Mut. Sein Blick war stark und unnachgiebig als er die Türe öffnete.
 

Sofort war es im Raum totenstill und die Uchiha schenkten sich untereinander skeptische Blicke, während zwei von ihnen hinter vorgehaltener Hand flüsterten. Kein Wunder, soweit Sakura es ausmachen konnte, war sie die einzige nicht Uchiha im Raum. Sie musste sich dem Familienoberhaupt, Fukagu, seiner Frau Mikoto, sowie Sasukes Großeltern stellen. Ein paar der Menschen kannte sie nicht, doch sie waren bestimmt ebenfalls Verwandte.
 

„Das ist Sakura Haruno.“, stellte Sasuke sie knapp vor und machte ihr den Stuhl an seiner Seite bereit.
 

„Guten Abend.“, lächelte Sakura schüchtern und nickte höflich zur Begrüßung.
 

„Willkommen.“ Sakura sah zum ersten Mal, dass Sasuke nicht der einzige Uchiha war, dessen Gefühle man nicht anhand seines Gesichtes erahnen konnte. Wie immer wirkte er beherrscht und hielt sich zurück, genau wie sein Vater.
 

Die Vorspeise, eine Suppe mit Gemüse, wurde von einer Bediensten des Hauses serviert und Sakura war froh, das erste Mal nicht im Mittelpunkt zu stehen. Sie entschied sich, nur ein Glas Wasser zu trinken und hob es unruhig an ihre Lippen. Fugakus Blick streifte dabei ihren und schien sie zu vereinnahmen. Die Stille, die eingetreten war, war bedrückend und Sakura richtete ihren Blick auf ihr Essen, versteckte ihre linke Hand unter dem Tisch, da sie leicht zu zittern begonnen hatte. Der Druck der Situation war enorm und baute sich weiter auf.
 

„Stimmt es, dass Sie als Schreibkraft in der Kaserne arbeiten?“, unterbrach Mikoto schließlich die Stille in ernstem Tonfall. Sasuke sah sie streng an, entgegnete jedoch nichts. Sakura verhustete sich beinahe an dem Schluck Wasser, den sie gerade genommen hatte.
 

„Ja, das stimmt.“
 

„Was genau sind denn dort Ihre Tätigkeiten?“ War dies ein Verhör? Sakura war keine Person, die sich von solchen Fragen einschüchtern ließ, hatte sie zumindest immer gedacht. Doch warum zitterte ihre Hand dann unaufhörlich?
 

„Ich ähm .. ich nehme Patienten auf und erledige alle nötigen Unterlagen ..“
 

„Entschuldigt mich ..“ Fugaku Uchiha verließ den Tisch in Rage. Sofort erhob sich auch Sasuke und folgte ihm, sodass Sakura mit den anderen Uchihas alleine am Esstisch saß. Mit gesenkten Augenbrauen sah sie ihm nach, wie er in den dunklen Gang verschwand und betete gleichzeitig für seine Rückkehr.
 

„Wie Sie sicher wissen, gehören die Uchiha zu den größten Familien im Land aufgrund zahlreicher Dienste der vergangenen Kriege. Alleine die Tatsache, dass Sasuke mit seinen zwanzig Jahren bereits eine kleine Gruppe anführt und zur Elite der Stadt gehört spricht für sich.“ Nur was diese Tatsache mit ihm machte, interessierte offenbar niemanden. Wie sehr er sich anstrengte um in die Fußstapfen seines Bruders zu treten und wie viel von sich er dabei verloren hatte.
 

„Ich .. ja, ich .. bin sehr stolz auf ihn.“ Sakura richtete ihren Blick nicht auf Mikoto, sondern in die Mitte des Tisches, sie konnte sie nicht ansehen und glaube sich nicht einmal selbst. Erst nachdem sie sich vor Augen geführt hatte, wie dumm sie aussehen musste, riskierte sie erneut einen Blick.
 

„Nur aus reiner Neugier, was verdient man da?“ Endlich begriff auch die gutgläubige Sakura, was sie mit ihren verletzenden Worten bewirken wollte. Sie wollte sie nicht in Sasukes Leben haben – um jeden Preis. Mikoto war einst warmherzig und großzügig gewesen. Itachies Tod hatte vieles geändert.
 

„Ähm..“, alle am Esstisch musterten Sakura, die sofort ihre Finger verkrampfte und sie mit gesenktem Blick unter den Tisch schob.
 

Mikotos halb emotionsloser, halb spöttischer Blick ließ sie sich erbärmlich fühlen und raubte ihr den letzten Rest Selbstvertrauen. "Bestimmt nicht viel? Sind sie deshalb hier? Wegen dem Uchiha Vermögen?“
 

Ihr Blick musterte Sakura abfällig von oben bis unten und sie wurde immer kleiner, bis sie bemerkte, dass sie der Uchiha plötzlich überhaupt nichts mehr entgegenzusetzten hatte. Mit einem Mal war sie sich nicht mehr sicher, ob das zwischen Ihnen dem standhalten konnte.
 

„Nein .. ich .. ich bin wegen Sasuke hier .. aus keinem anderen Grund.“ Sie versuchte ihre Hände hervorzuholen, standhaft zu bleiben und zu gestikulieren um deutlich zu machen, wie ernst es ihr war, doch vor Nervosität verschüttete Sakura ihr Wasserglas und die Flüssigkeit tropfte zunächst auf den Tisch und dann auf Sakuras Kleidung.
 

„Ich es tut mir wirklich .. leid“ Blitzschnell sprang sie auf, um mit ihrer Serviette die Tischoberfläche wenigstens etwas zu trocknen. Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie war doch sonst nicht tollpatschig, doch die Aura die alle hier verbreiten verunsicherte sie. Sakura hatte sich niemals unwohler gefühlt als in diesem Moment.
 

„Ist es wahr, dass Sie nicht einmal Schwimmen können?“ Sakura hielt inne, hörte auf die Pfütze zu trocknen, ihr ganzer Körper erstarrte, war stocksteif. Mikotos schwarze Augen blitzten herausfordernd und tiefer Spott lag in ihnen.
 

„Ich .. woher?“ Sakura schoss das Blut vor Scharm und Demütigung in die Wangen. Sie blickte sich am Tisch um, in die Gesichter. Sasukes Großvater konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen, denn mit ihrem Verhalten hatte Sakura indirekt bestätigt, dass es stimmte.
 

„Woher wir wissen, dass Sie noch nicht einmal schwimmen können? Das hat Sasuke uns erzählt.“
 

Mikotos Worte trafen Sakura wie ein Stich ins Herz. Sasuke? Aber er würde doch nicht .. er würde niemals. Es störte ihn nicht, sprach ihre innere Stimme – er liebte sie. Oder? Und er hatte seiner Familie doch nichts von ihr erzählt? Oder war dies in den letzten Stunden passiert? Sakura war derart erschüttert, so tief verletzt, dass sie noch nicht einmal ein Wort herausbrachte. Doch sie mussten es von ihm wissen.
 

Warum hatte er ihr peinlichstes Geheimnis seiner Familie erzählt? Sie hatte es ihm im Vertrauen gesagt, es war ein Detail ihres Lebens von dem niemand wissen sollte. Niemals, unter keinen Umständen hätte sie ihm zugetraut, sie auf diese Weise bloßzustellen. Vor allem nicht vor seiner Familie. Sie hatte ihm blind vertraut. Sie hatte ihn von Herzen geliebt, bedingungslos. Und jetzt zog ein so tiefer, stechender Schmerz durch ihre Brust, dass ihr für einen Moment der Atem wegblieb. Stumme Tränen bahnten sich über ihre Wangen, tropften auf den Tisch hinab, direkt in die Pfütze Wasser, die sich ihretwegen gebildet hatte. Nun wusste sie, wie Verrat schmeckte, er hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge und ein Stechen in ihrem Brustkorb.
 

„Wie gedenken Sie, die hohen Erwartungen, die wir an unsere Familie haben, zu erfüllen? Haben Sie eine Vorstellung davon, was es bedeutet, Teil dieser Familie zu sein? Ich weiß nicht, aus welchem Grund mein Sohn denkt Sie würden hier her passen ... aber ich versichere Ihnen, dass zwischen euch Welten liegen, und dieses Ungleichgewicht wird sich nie ändern.“
 

„Entschuldigung...“, brachte sie Mikoto noch piepsend entgegen, bevor sie sich umdrehte und wie ein Häufchen Elend das Haus verließ. Es war egal, dass nicht mal die Hauptspeise serviert worden war. Es war egal, dass Sasuke sich noch immer dort befand. Mikoto hatte eine tiefe Narbe geöffnet, einen wunden Punkt erreicht, mit dem sie nicht umgehen konnte und wollte. Es war zu schmerzhaft. Die einzige Reaktion, zu der sie noch fähig war, war Flucht.
 


 

„Was hast du dir dabei gedacht, Sasuke? Sie ist nicht annähernd gut genug um in unsere Familie einzuheiraten!“
 

„...“
 

„Wir haben unsere Macht Jahre lang hart erarbeitet! Ich kann es nicht dulden, dass dieses unbedeutende Mädchen unseren Namen in den Schmutz zieht!“
 

„Vater ...“
 

„Dieses Mädchen ist es nicht wert eine Uchiha zu werden!“
 

Sasuke senkte den Kopf. Er durfte seinem Vater nicht widersprechen, war so erzogen worden und doch wollte er nichts mehr. Seine Finger verkrampften sich und er presste seine Hand so fest zu einer Faust, dass es ihn selbst schmerzte.
 

„Wieso hast du sie mich dann mitbringen lassen?“, entgegnete er eintönig. Schluckte seine Emotionen wie immer hinunter. So, wie es auch sein Bruder getan hatte.
 

„Damit du erkennst, wie fehl am Platz sie ist.“ Es tat ihm weh, diese Worte. Er sah ihr Gesicht deutlich vor sich. Ihr gottverdammtes warmes Lächeln und ihre Stimme. Sie war ihre eigene Sonne.
 

„Sie könnte es lernen...“
 

„Was heißt das? Liebst du dieses Mädchen?“
 

Sasuke antwortete nicht, er intensivierte nur seinen Blick. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber mit einer solchen Abneigung hatte er nicht gerechnet.
 

„Entweder du verleugnest sie oder du legst unseren Namen ab und verlässt unser Viertel.“ Das ernüchternde, alles zerstörende Urteil seines Vaters – unvermeidbar und endgültig.
 

„Vater...“ Kurz stellte er sich vor, wie es wäre. Doch er konnte seinem Clan, seinen Wurzeln, seinem ganzen Leben nicht einfach den Rücken zukehren. Was blieb dann von ihm übrig ohne Beruf, Wohnung, Familie oder Freunde?
 

„Wenn du eines Tages das Familienoberhaupt bist, wirst du gleich handeln. Du brauchst eine starke Frau an deiner Seite, um unser Vermächtnis weiterzugeben. Deine Mutter wird jemand passendes finden. Überleg was für dich auf dem Spiel steht – dein Titel als Clanoberhaupt. Es ist deine Entscheidung wie deine Zukunft aussieht!“ Es war klar, dass diese Entscheidung Sasuke zu treffen hatte, aber er sah nur einen Weg und der wurde ihm aufgezwungen. Alles in seinem Leben war ihm vorgegeben worden, sogar wen er zu seiner Frau zu machen hatte und wen nicht!
 

„Sasuke, ich habe dir gelernt was Stolz und Ehre und bedeuten! Ich verlange Loyalität deinem Clan gegenüber, vergiss deine gute Erziehung nicht! Und jetzt sag mir was du zu tun hast.“
 

Sasuke senkte den Blick und atmete hörbar aus.
 

„Ich verleugne Sakura. Ich akzeptiere Mutters Wahl."
 

„Gut."
 

Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete Fugaku auf die Türe und wendete sich dann ignorant Richtung Fenster, um Sasuke nicht mehr ansehen zu müssen. Er war noch immer wütend.
 

„Ich verstehe jetzt, wieso Itachi nicht mehr leben wollte.“, erwiderte Sasuke eiskalt und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Er hatte seinen Bruder in den Armen gehalten als er gestorben war und dessen letzte Worte wiederholten sich seit Monaten in seinem Kopf, waren in diesem eingebrannt: Es ist gut so.
 

„Unsere Familie wird sie nie, NIEMALS akzeptieren! Du hast in meinem Haus nichts verloren, solange sie auch nur mit dir spricht!“, brüllte ihm sein Vater nach. Er hatte nichts aus seinen Fehlern gelernt.
 


 

Sie hatte Zuflucht gesucht, die einzige, die sie kannte. Die einzige, wo sie in letzter Zeit sie selbst gewesen war. Seine Wohnung. Und dort weinte sie bitterlich. Es gab Probleme in ihrer Beziehung, ja, aber hatte sie nichts stets all seine Geheimnisse, alles, was er ihr je über sich anvertraut hatte, für sich behalten und wie einen Schatz bewahrt? Die unsagbaren Erzählungen vom Krieg, der ihn verändert hatte. Wie oft hatte er sogar spät nachts im Bett getrunken? Nun starrte sie apathisch auf den Boden und weinte wie noch nie zuvor, ihre Schultern hoben sich unkontrolliert bei ihren Schluchzern und sie fand absolut keinen Gedanken, der sie hätte beruhigen können. Sie verlor sich regelrecht in ihren Tränen, es gab keinen Halt mehr. Sie wollte mit ihm sprechen, Sasuke sehen. Sie wollte, dass er vor ihr stand und ihr erklärte, weshalb er keine Schuld daran trug und doch würde sie ihm vermutlich nicht glauben können. Zu tief saß der Schmerz, zu tief saß die Scharm und ihre Selbstzweifel zerstörten in diesem Augenblick all ihre positiven Gefühle.
 

Saskue holte sie schließlich ein, war nur einige Minuten nach ihr an der Wohnung angekommen und stürzte zur Türe herein. Als er sie sah, wusste er sofort, wie tief verletzt sie war. Man sah ihr den Schmerz an. An ihren vom Weinen geröteten Augen, an der Art wie sie ihren Körper klein machte, an der Unsicherheit in ihrer Mimik. Sie konnte ihn kaum ansehen. Er hatte sie nie unsicher, oder verletzt oder zerstört sehen wollen. Und doch war es unausweichlich. Früher oder später hatte es soweit kommen müssen.
 

„Sakura, was hat sie zu dir gesagt?“
 

„Du hast es deiner Familie erzählt Sasuke.. oder? Wie ist es denn abgelaufen, hast du es ihnen als Witz zum Besten gegeben? Habt ihr herzlich über mich gelacht?“ Sie fühlte sich betrogen, so schrecklich betrogen, weil sie ihm vertraut hatte. Sie hätte ihm ihr Leben anvertraut.
 

Er sah sie abwartend an, erwiderte nichts.
 

„Das ich nicht schwimmen kann...“, platze sie endlich heraus.
 

„Sakura, sie haben es nicht von mir ..“
 

Die Erkenntnis saß tief, gefolgt von einem lauten Seufzer. Es war eine Intrige, wie auch immer sie es erfahren hatten, Sasuke war es nicht gewesen. Sie war so erleichtert, so schrecklich erleichtert. Sie glaube ihm jedes Wort, er hatte sie nie belogen. Sie musste ihm glauben, denn sonst hätte sie den Glauben an alles verloren.
 

„Sie wollen, dass du mich verlässt, habe ich recht?“
 

„Aah.“
 

Ihre nächsten Worte waren an Stärke kaum zu überbieten.
 

„Wirst du es tun?“
 

„Nein.“
 

„Was bedeutet das?“
 

„Das ich eine neue Bleibe brauche.“
 

Seine Worte wogen schwer. Er war bereit sein Leben hinter sich zu lassen. Für sie. Nur klang das so gar nicht nach ihm. Die Missionen, die er bestritt, sein Rang, seine Familie und deren Bräuche definierten ihn. All das gehörte so sehr zu ihm, machte ihn zu dem, der er war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihm wichtiger war als all das. Noch weniger konnte sie sich ihn ohne all das vorstellen, denn dann hatte er nur noch sie.
 

„Ich kann das nicht, Sasuke. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du dein Leben aufgibst.“
 

„Tust du nicht.“ Noch vor wenigen Monaten hätte er Sakura ohne mit der Wimpern zu zucken verlassen und wäre seinen Zielen gefolgt. Und doch hatte sich etwas Fundamentales verändert. Itachi. Sein Bruder war tot und diese Tatsache hatte etwas in ihm verändert. Er war sicher, Itachi auf diesem Wege nicht folgen zu wollen.
 

„Sie werden nie mehr mit dir reden.“
 

„Das ist ihre Entscheidung.“
 

„Die Wohnung bei meinem Vater ist zu winzig für uns Beide.“
 

„Ich werde nicht mehr viele Sachen besitzen.“
 

War es wirklich eine Möglichkeit? Gab es eine Zukunft für sie? Gemeinsam, als Paar, das sich nicht verstecken musste? Dieses Mal war es eine Freudenträne, weil er zu ihr hielt. Weil er sie gerade über seine Familie stellte. Und doch wusste sie, dass sie nie eine Karriere machen würde. Zumindest konnte sie ihm nichts versprechen. Sie hatte sie nie dafür interessiert. Sie hatte sich schon immer eine kleine Familie gewünscht doch diese Tatsache würde seinem Ruf schaden. Sie konnte nicht skrupellos im Job agieren, sie konnte keine Menschen jagen oder Dörfer brennen sehen. Es war gegen ihre Natur.
 

„Sasuke, beantworte mir zuerst eine Frage: Hat es oder wird es dich jemals stören, dass ich pleite bin, nicht schwimmen kann, einen miesen Job habe - und auch sonst keinen Plan habe, wie es in meinem Leben weitergehen soll?“ Er stand vor ihr, starr und schwarz traf auf grün. Das waren sie also, ihre tief verborgenen Ängste. Das sie nicht gut genug für ihn war. Und trotzdem hatte sie ein großes Herz, in dem viele Menschen Platz hatten. Sie liebte das Leben so sehr.
 

„Alles, was ich weiß ist, dass ich zur Zeit auch nicht mehr viel Sinn in meinem Leben sehe.“, erwiderte er und seine Stimme klang erschreckend sanft.
 

„Du hast meine Frage nicht beantwortet!“
 

„Ich lerne dir, wie man schwimmt.“ Er streckte seine Hand nach ihr aus.
 

„Willst du wirklich mit mir gemeinsam dein Leben verbringen? Ohne Plan?“
 

Er nickte leicht, versuchte sie zu beruhigen, versuchte ihr Vertrauen wieder herzustellen.

„Aber das ist doch ein Plan.“
 

Er wollte Glück - und er war sich sicher, dass dieses unmittelbar mit Sakura verknüpft war. Wenn er mit ihr zusammen war, wenn sie ihm Mut zusprach, wenn sie ihn ansah oder einfach nur still neben ihm saß um zu Lesen und besonders wenn sie lachte, konnte er es fühlen.
 

Nach kurzem Zögern nahm sie seine Hand und sie fiel ihm in die Arme und drückte sich so fest an seine Brust, wie noch nie zuvor, begleitet von Schluchzen und Tränen.
 

Sakura schloss ihr Notizbuch und Tränen bahnten sich an. So hätte es für sie ausgehen können. Die Menschen behaupteten immer, wahre Liebe würde gewinnen, aber die Zeit war vergangen und beide fanden sich damit ab, dass diese Liebe nur von kurzer Beständigkeit gewesen war. Es hatte zu viele Probleme gegeben. Also war Sakura nie in seine Wohnung zurückgekehrt und Sasuke war nie aufgebrochen, um sie zu sich zu holen. Schon seit Monaten versuchte sie nun, die Ereignisse zu verarbeiten, schaffte es jedoch nicht. Noch nie war es ihr so schlecht gegangen, wie in dieser Phase ihres Lebens. Sie weinte sich fast täglich in den Schlaf und ihre Gedanken waren wie Gift.
 

Einen Monat später sah sie ihn zum ersten Mal wieder, an der Seite von einigen Soldaten im Lazarett. Er stand vor ihr, in all seiner Größe, mittlerweile einen Rang höher als zuvor und ohne Zweifel angesehener und sie war noch immer eine Schreibkraft, musste ihn dort aufnehmen, seinen Namen auf ein Blatt Papier schreiben. Sasuke war unnahbar wie eh und je - tat als hätte er sie nie zuvor gesehen. Sakura hingegen kannte jedes Detail an ihm, angefangen bei seinem Geburtsdatum bis hin zu seiner Blutgruppe und etwaige bisherige Verletzungen. Ihre Hände zitterten als sie die Papiere ausfüllte, bedacht darauf ihren Blick nie zu erheben, um ihm nicht in die Augen blicken zu müssen. Da waren diese starken Gefühle für ihn, gemischt mit niederschmetternder Angst vor emotionaler Verletzung, weil sie ihm schutzlos ausgeliefert war. Ein unfassbar grausamer Cocktail.
 

Das Schlimmste an diesem Moment war, dass sie nie gelernt hatte zu schwimmen und über seinen Betrug nie hinwegkommen würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, das wars dann mit meinem Dreiteiler. ;)
Ich hoffe euch gefällt das letzte Kapitel und ihr findet das Ende nicht zu dramatisch :) Ich wollte es "realistisch" halten und im echten Leben ist es nun Mal so, dass Beziehungen schlimm enden und wenig darüber gesprochen wird. Beziehungen verändern Menschen.
Nicht den Mut verlieren! Ich bin eigentlich generell immer sehr positiv gestimmt egal worum es geht und glaube, dass alles einen Grund hat und noch besseres auf einen wartet wenn man auf Rückschläge trifft! :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Levisto
2019-07-08T17:27:15+00:00 08.07.2019 19:27
Ich sitze mit Tränen in den Augen hier und habe gerade deine Geschichte durch gelesen. Ich habe am Ende hin mitgefiebert, habe Mikoto gehasst und war sehr erstaunt und hoffnungsvoll, dass Sasuke alles für Sakura aufgibt. Aber so ist es nicht, so ist es fast nie. Und zu Sasuke passt es auch nicht.

Sehr schön geschriebene FF, toller Stil und Ausdruck der Gefühle! Es hat mir dennoch viel Freude bereitet, diese zu lesen. Vorallem mal ohne Happy End.

Greetz
Levisto
Antwort von:  Pandora-
16.08.2019 22:06
Ich danke dir sehr, dass du dir die Zeit genommen hast um mir diesen tollen Kommentar zu schreiben. Solche erhält man selten, bin grade echt gerührt


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