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Tekken - Mayoko Ishida

Geschichte des Teufelsmädchens
von

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Prolog

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Keine Märchen, wie man sie aus dem Kindergarten kennt. Es ist eine Geschichte, in der so ziemlich alles vorkommt. Wenn ihr mir also zuhört... solltet ihr genau zuhören. Um genau zu verstehen. Sie handelt von dem leid eines Mädchens, welches unter furchtbaren Umständen das licht der Welt fand. Einem Mädchen, welches niemals normal sein würde, in welchem das Böse wohnt, das sie immer wieder heimsucht.

Es ist meine Geschichte.

Alles hat seinen Anfang

Mein Name ist Mai. Ich bin 20 Jahre alt... Halbkoreanerin. Aber Mai ist eigentlich nur mein Rufname. Mein richtiger, mein voller Name ist Mayoko Misung Ishida San. Ein langer Name, nicht? Das hat seine Gründe. Schuld sind meine Eltern. Mein Vater war Japaner. Ich habe ihn nie kennengelernt, was mich aber nicht sonderlich stört. Meine Mutter und er waren nie verheiratet, weswegen sie sich für einen koreanischen und einen japanischen Vornamen entschieden haben. Und, weil sie eben nicht verheiratet waren, habe ich auch gleich beide Nachnamen. Meine Mutter war Kim-Yae San. Eine wunderschöne koreanische Frau, die äusserlich immer jünger erschien als sie wirklich war. Sie hatte langes dunkelbraunes Haar, welches ihr immer wie ein Wasserfall auf der Schulter lag. Ich erinnere mich noch gut. Sie roch immer nach Parfüm, jedoch nie so sehr, dass man davon das kalte Kotzen kriegen würde. Ihre Augen waren dunkelbraun und wenn man in sie hineinsah, sah man sich selbst, klar und deutlich. Sie war eine liebevolle und warmherzige Frau und sie liebte mich... sie liebte mich von ganzem Herzen. Bis ich 6 Jahre alt war lebten wir in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus inmitten von Tokio. Manchmal höre ich noch heute die Autos und das leise Gerede vieler Japaner, wenn sie über die Straßen gingen um entweder zur Arbeit zu gehen, zu Shoppen oder einfach die Stadt zu erkunden. Oft hörte ich Hupen von den Straßen unten. Die meisten wären wohl von dem Krach gestört worden, doch ich habe es irgendwie gern gehört. Mit 6 Jahren konnte ich natürlich schon fliessend sprechen, aber auf einmal zogen wir weg. Ich habe meine Mutter oft gefragt, warum wir wegziehen, und wohin wir gehen würden. Sie sagte immer, dass alles gut werden würde. Wir würden eine größere Wohnung haben, sagte sie, und ich hätte ein größeres Zimmer. Sie hatte mir den Umzug so schöngeredet, dass ich mich tierisch darauf freute. Und ihr Versprechen wurde gehalten. Die Wohnung, die wir hatten war, verglichen mit der alten in Japan, geradezu riesig. Wir hatten Fenster in allen Windrichtungen, sodass ich von meinem Zimmer aus immer den Sonnenuntergang sehen konnte. Ich liebte es, wie die untergehende Sonne alle Gebäude und Bäume golden oder gar rot einfärbte. Und den Sonnenaufgang? Den sah ich immer vom Wohnzimmerfenster aus. Als wir gerade frisch eingezogen waren, stand ich immer sehr früh auf, weil ich unbedingt sehen wollte, wie die Sonne den Horizont langsam erleuchtet. Ich liebe solche Anblicke heute noch. Wir lebten nun also in Südkorea. Der Heimat meiner Mutter. Sie sprach beide Sprachen, das war ihr Heimvorteil, während ich nur japanisch konnte. Eines Tages nahm mich meine Mutter mit zu einem Treffen mit einem befreundeten Paar. An die Gesichter der beiden kann ich mich garnicht mehr erinnern... ich weiss nur, dass sie sehr streng ausgesehen haben. Und es auch waren. Sie hatten einen Sohn, der ein Jahr älter als ich war. Sie sagten, wir sollen miteinander spielen... ich verstand ja noch nichtmal was er zu mir sagte. Er war ein kleiner Raufbold, irgendwie war er wild gesonnen. Er hatte struppelige schwarze Haare und er plapperte andauernd mit mir, während ich kein Wort verstand, weswegen ich ihm auch nicht antwortete. Er glaubte irgendwann, ich könne nicht sprechen, weswegen er mich nicht mochte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass sein Vater ihn geschlagen hatte... das weiss ich, weil wir sie oft besucht hatten, und sein Vater immer wieder glaubte, er habe mir wehgetan. Doch ich konnte ihm nie sagen, dass es nicht so war, nur meiner Mutter, die versuchte den Vater des Jungen aufzuhalten. Meine Mutter und das Paar stritten sich einmal, nachdem der Vater wieder zugeschlagen hatte. Meine Mutter fand es nicht richtig, wie sie ihn behandelten... ich hörte sie lautstark auf Koreanisch im Wohnzimmer streiten, während ich langsam in das Zimmer des Jungen ging, wo er zusammengekauert in einer Ecke sahs und schluchzte. Er tat mir so leid... ich wollte ihm helfen. Ich hatte ein bischen Koreanisch gelernt, doch konnte ich noch nicht genug um ihn aufzuheitern. Ich wusste, er mochte mich nicht und deswegen ging ich auch nur sehr vorsichtig. Ich wollte ihn an der Schulter streicheln, doch er stieß meine Hand weg. Heute weiss ich, was er mir damals dabei entgegenwarf... er zischte wütend

»Lass mich zufrieden du dämliche stumme Kuh!«

Wenn man sich das heute so durch den Kopf gehen liess... eigentlich verdammt süß, die Beleidigung. Aber von einem windelweich geschlagenen 7-Jährigen wohl auch nicht anders zu erwarten. Er dachte immernoch, ich könne nicht sprechen, doch dann sagte ich ihm etwas in seiner Sprache. Nichts Besonderes... ich sagte nur:

»Nicht weinen.«

Mehr nicht. Ich sagte ihm nur, er solle nicht weinen. Er sah mich aufeinmal an als wäre ich ein Hund der gerade mit ihm gesprochen habe... er redete wieder mit mir, doch ich sagte immer nur »Nicht weinen.« Und er hörte auch langsam auf zu weinen. Doch noch bevor er wirklich aufgehört hatte, schnappte meine Mutter mich und wir gingen... einfach so. Ich wusste nicht mal wie der Junge heisst. Als ich alt genug war alleine rauszugehen und als ich fliessend koreanisch sprach, bin ich an einem Wochenende wieder zu dieser Familie. Sie hatten ein Haus, also musste ich mich nicht an den Nachnamen erinnern. Ich klingelte an der Tür und ich könnte schwören, es waren dieselben zwei Personen die die Tür öffneten... ich weiss es einfach. Auch wenn ich mich nicht mehr an die Gesichter erinnern konnte. Ich begrüßte sie und fragte, ob ihr Sohn zuhause ist. Doch sie sagten mir, sie haben garkeinen Sohn. Das verwirrte mich... vielleicht gab es ja Probleme? Ich sagte ihnen, wessen Tochter ich bin, damit sie mich vielleicht zu ihm lassen würden, doch sie knallten mir die Tür vor der Nase zu... und ich stand da. Ich sah diesen Jungen niewieder. Was war passiert? Er musste gerade erst 10 Jahre alt gewesen sein, wo war er hin? Ich würde es nie erfahren, da meine Mutter in Bezug auf diese Familie komplett abblockte. Generell war sie in den ganzen Jahren irgendwie anders geworden. Sie schien deprimiert... sie war verbittert. Diese sonst so liebevolle Frau, die sich immer um mich kümmerte, hatte sich völlig verändert. Sie sagte mir als ich 13 war oft, ich sähe ihm zu ähnlich... wen meinte sie? Meinen Vater? Sie hasste ihn, das wusste ich... Alle sagten, er habe sie verlassen, als sie schwanger mit mir war. Und sie sah ihn nun in mir. Jeden Tag aufs Neue. Und so hasste sie auch mich. Das spürte ich. Sie war nicht mehr die Frau die ich kannte. Sie bestrafte mich wegen Kleinigkeiten, schimpfte oft mit mir. Ich verstand es nicht... verstand einfach nicht warum sie so war. Doch das nun Folgende musste ich auch nicht verstehen... wenn ich es verstanden hätte, damals, hätte ich es auch nicht verhindern können. Meine Mutter fand einen neuen Mann. Nun gut, das freute mich auch für sie. Wirklich. Sie ging oft aus, bis sie ihn nach ein paar Monaten mit zu uns nachhause brachte und ich ihn kennenlernen durfte. Sie stellte ihn mir vor und er sah mit einem komischen Lächeln zu mir. Ich weiss nicht warum, doch es machte mir Angst. Er hatte ganz kurzes Braunes Haar und markante Wangenknochen. Er musste älter sein, denn er hatte eine Menge kleiner Fältchen im Gesicht. Er wirkte streng, sein Gesicht von jedem Barthaar befreit. Ich kenne seinen Namen nicht mehr... Irgendetwas mit S... Aber seinen Namen musste ich auch nicht kennen. Denn er war genauso streng, wie ich ihn eingeschätzt hatte. Kommandierte mich herum und schaute mir bei allem was ich tat auf die Finger. Selbst meine Hausaufgaben musste ich oft mehrmals machen, weil ihm meine Schrift nicht schön genug war. Etwas zu Essen bekam ich erst, wenn er zufrieden war. Er schlug mich oft mit harten gegenständen oder gar mit Nietengürteln. Mehr tat er nicht, falls ihr gedacht habt, es würde in eine etwas ekelhaftere richtung wie etwa "anfassen" gehen... Doch das reichte mir schon... es war schlimm genug für mich. Diese Erniedrigungen, Schmerzen und der Blick meiner Mutter. Als sei es ihr egal. Ich hatte solche Angst etwas zu tun oder zu sagen, dass ich es jahrelang einfach über mich ergehen liess. Bis an einem Tag als ich 16 Jahre alt war. Es würde noch zwei Jahre dauern, bis ich volljährig bin, doch ich hielt es einfach nicht mehr aus. Es geschah nicht immer, doch allein, dass es geschah, liess mich jeden Abend zitternd ins Bett gehen. Ich hatte mich verändert. Ich hatte eine sarkastische und auch etwas zynische Art entwickelt, wirkte äusserlich stärker als meine Mutter oder ihr nun mitlerweile 7. Mann. Meine Haare waren kurz und schwarz gefärbt. Ich hatte mein Ich gefunden. Doch es sollte mir nichts nützen. Auch wenn ich mich irgendwann für Kampfkunst interessierte, konnte ich nicht genug, um mich gegen sie zu wehren. Doch eines Nachts fand ich endlich den Mut, meine Fesseln abzulegen und aus diesem Gefängnis auszubrechen. Sie waren nicht gerade leise, also hörte ich laut und deutlich, wie dieser Kerl meine Mutter beglückte. Ich nahm nichts mit, keinen Schlüssel, kein Handy, nur etwas Geld. Und dann, als ich aus der Tür raus war, rannte ich. Ich rannte so weit und so schnell meine Füße mich trugen. Es regnete in Ströhmen und ich hatte nur eine Hose und ein T-Shirt. Als meine Beine vom Rennen schmerzten blieb ich stehen. Mitten im Regenguss und fror. Doch ich weinte nicht. Mir war danach, doch ich tat es nicht. Ich stand einfach nur da und sah mich um, wohin ich gerannt war und mir wurde klar, dass ich nun allein war. Es störte mich weniger, als ich es für möglich gehalten hätte, aber dennoch war es ein komisches Gefühl. Von nun an lebte ich auf der Straße, dessen war ich mir durchaus bewusst. Und so lebte ich auch. Ich schnorrte Geld, stöberte in Altkleiderkartons nach Klamotten und stahl Essen. Mit den Monaten sah ich immer so aus, wie ich mich hasste. Meine Haare wurden immer, immer länger und meine Klamotten immer, immer schäbiger. Es ist nicht so, dass ich penibelst auf mein Aussehen achte, doch ich fühlte mich wohl, so wie ich aussah und mich kleidete.... Doch das war mein geringstes Problem. Denn ich musste jeden Tag aufs Neue überleben und tat Dinge, die ich sonst nie tun würde. In einer Nacht wurde ich für all das bestraft, als ich keinen Platz zum Schlafen fand und mich in irgendeiner Seitenstraße niederliess. Ich wusste ja nicht, dass die Bande, die ich beklaut hatte eine Bande war.... dabei handelte es sich nur um ein paar kekse, aber das war ihnen scheinbar schon genug, sich in ihrer Ehre gekränkt zu fühlen. Sie lauerten mir in der Seitengasse auf.... viel möchte ich von dem Punkt aus nichtmehr erzählen. ich war zu schwach und müde um mich zu wehren, von der fehlenden Kampfsporterfahrung ganz zu schweigen. Sie schlugen mich zusammen und dann ließen sie mich liegen.... und irgendwann schlief ich ein. Ein Wunder, wenn man bedenkt was passiert war, doch sie hatten mich völlig entkräftet. In meinen Träumen schwor ich stärker zu werden. Ich schwor mir, mich irgendwann gegen solche Menschen zu verteidigen. Doch das brauchte ich garnicht. Denn am nächsten Morgen wurde ich von einer Stimme geweckt, die meinen Namen rief. Es war meine Mutter...

Neues

Der kalte Asphaltboden, auf dem ich in jener Nacht lag, war nass und stank nach Essensresten... Ich lag wohl hinter einem Restaurant oder einer Bar. Es war schäbig aber irgendwo musste ich ja schlafen. Doch bald würde ich sowieso dort wegkommen, ob ich nun wollte oder nicht.
 

Noch immer Schmerzen im Unterleib spürend hörte ich die Stimme meiner Mutter, die mich weckte. Doch war sie keinesfalls da, um mich zu umarmen oder sich bei mir zu entschuldigen. Nein, sie packte mich und zerrte mich in ihr Auto. Dann fuhr sie los. Sie meckerte die ganze Fahrt über fürchterlich... wie wütend ich ihren neuen Macker gemacht habe mit meinem Verschwinden, wie sehr ich ihr Leben zerstörte. Ja, sie hasste mich... das wusste ich jetzt. Monate war ich nun auf der Straße... mein Körper war schwach und abgemagert vom wenigen Essen, und meine Haare... von denen fang ich lieber garnicht erst an. Wir fuhren eine ganze Weile durch die Stadt und gelangen irgendwann in ein Viertel, wo größere Häuser standen. Ich fragte mich, ob sie umgezogen war und mich nachhause holte, aber mein Verdacht sollte gleich zunichte gemacht werden, als wir vor einem großen Haus hielten und sie mich zur Tür schleifte um dort sturm zu klingeln. Sie hielt meinen Arm fest im Griff als aufeinmal ein Mann, etwa im Alter meiner Mutter, die Tür öffnete. Er blickte mich geschockt an, als sei ich ein Geist. Sie begannen zu streiten... ich kann mich nurnoch an Fetzen erinnern aber der Mann fragte sie, ob sie den Verstand verloren habe, denn scheinbar wollte sie mich dalassen. Sie nannte den Mann Baek und es wirkte so, als kennen sie sich schon seit Jahren, und ich würde auch gleich wissen warum. Denn am Ende sagte er: »Sie ist deine Tochter Kim!« Woraufhin meine Mutter antwortete: »Und deine Nichte, Baek! Ich hab genug, nimm sie auf!« Und schon hatte sie meinen Arm losgelassen und war im Stampfschritt zurück zu ihrem Auto unterwegs. Ich kippte aufgrund der Schwäche nach vorn aber der Mann, der wohl mein Onkel war, fing mich auf. Ungewöhnlich sanft half er mir in sein Haus zu kommen und führte mich durch einen Flur, in welchem eine Menge Bilder von Landschaften hingen, direkt ins Wohnzimmer, wo er mir half mich auf einen Stuhl zu setzen. Er sagte mir, es sei alles gut, ich könne bei ihm bleiben und er würde sich um mich kümmern... er holte einen Erste-Hilfe-Kasten und fing an eine Wunde an meinem Kopf, die ich garnicht bemerkte, zu versorgen. Mir ging es ungewöhnlicherweise gut... und selbst die Vergewaltigung kam mir vor, als sei sie schon Jahre her, obwohl ich immernoch Schmerzen davon hatte. Es schien, als habe ich übehaupt kein Trauma davongetragen. Der Stuhl auf dem ich saß war so weich und das Haus so sauber, so warm.... mir ging es so gut, dass ich anfing zu reden. Ich unterhielt mich mit meinem Onkel, doch weil sie seine Schwester war, erzählte ich ihm nicht, weswegen ich abgehauen war. Er wollte es auch garnicht wissen... seine Schwester sei schon immer schwierig gewesen, sagte er. Nun das konnte ich zwar nur ab einem gewissen punkt bestätigen, doch dazu sagte ich nichts. Meine Wunde war versorgt und ich erfuhr viel von ihm. Mein Onkel war Lehrer für Tae Kwon Do, einer koreanischen Kampfkunst, und er habe sogar ein Dojo hinterm Haus, in welchem er Kinder trainiere, und wenn er nicht hier trainieren würde, würde er in einem Dojo in der Stadt unterrichten. Die Straßenkinder die er hier unterrichtete kamen nur selten und freiwillig... es waren keine festen Zeiten. Doch ein Schüler, sein Bester, wie er sagte, kam jeden Tag. Er hatte eine eigene Wohnung und einen Schlüssel für dieses Haus. Ab und zu würde er, auch wenn Baek nicht da ist, das Dojo zum trainieren nutzen, meinte mein Onkel. Als wir etwa eine halbe Stunde geredet hatten klingelte es wieder, doch als mein Onkel aufmachte stand dort nicht meine Mutter, sondern dort lag ein großer Müllsack in dem alle meine Sachen drin waren. Bücher, CD's, Klamotten, Handy, Ladekabel, sogar mein Laptop. Haarfarbe die ich noch nicht benutzt hatte und auch mein Butterflymesser. Mein Onkel brachte alles in ein Gästezimmer... dort würde ich von nun an wohnen, sagte er. Ich konnte es nicht glauben... alles was mir gehörte war dort drin.... es ging so schnell, dass ich nicht glauben konnte, dass es echt war. Ich war müde, doch würde ich mich frisch geduscht ausruhen! Das hatte ich mir fest vorgenommen. Mein Onkel und ich unterhielten uns noch etwas, bis er auf die Uhr sah und meinte, er müsse zur Trainingsstunde... aber ich solle mich wie zuhause fühlen, sagte er. Als er aus der Tür war konnte ich es kaum glauben... mein Zuhause...? Ich sah mich promt um und fing erstmal in meinem neuen Zimmer an. Dort gab es bereits alles was ich brauchte. Bett, Schreibtisch, Regal, Schrank, alles! Doch bevor ich irgendwas anfassen würde, wollte ich erstmal sauber werden. Ich kramte in dem Müllsack den meine Mutter vor die Tür meines Onkels warf und suchte frische Unterwäsche, frische Klamotten und Dusch- und Haarfärbe- und Haarschneidezeug. Ich hatte das Badezimmer bereits gefunden gehabt, als ich mich umsah.... und es war für mich in diesem Moment wie ein Luxuspalast. Ich nahm eine Mülltüte aus der Küche und stopfte dort meine alten Straßenklamotten rein, damit ich sie später wegwerfen könnte. Und dann... ich stellte mich unter die Dusche und drehte den Hahn auf und das warme Wasser lief an meinem Körper herab. Es fühle sich an wie eine warme Decke aus Seide, die sich langsam um meinen Körper legte. Ich bekam von dieser angenehmen Wärme eine Gänsehaut, während ich dabei zusah, wie der ganze Dreck von 10 Monaten auf der Straße im Abfluß verschwand. Auch das getrocknete Blut an meinen Beinen war runtergespült. Das Shampoo, was ich mir in die Haare massierte fühlte sich an wie weiches Plüsch und das Duschgel, mit welchem ich meinen Körper reinigte, roch nach Kokosmilch... endlich fühlte ich mich wieder wohl und als ich meine Haare trockengerieben und mir ein Handtuch um den Körper gelegt hatte, stieg ich aus der Dusche als plötzlich die Badezimmertür aufging und ein junger Mann vor mir stand. Er hatte ein Handtuch um die Schulter gelegt und sein Oberkörper war frei und, bei allem was mir heilig ist, als ich ihn so da stehen sah, hätte ich schwören können, seine Bauchmuskeln wären so hart wie Granit. Er trug, dem Himmel sei Dank, eine Trainingshose aus weissem Stoff und seine Haare waren fast schulterlang und rot wie Feuer. Seine Augen waren dunkelbraun... nicht dass ich drauf geachtet hätte, doch sowas fällt einfach auf. Er starrte mich an als wäre ich eine Einbrecherin und ich hatte echt die Befürchtung er hielt mich für eine. Deswegen sagte ich schnell:

»H-Hwoarang, richtig? Mein Onkel hat mir von dir erzählt!«

So... das schloss die Einbrechertheorie wohl aus. Ich stand da und wusste nicht was ich sagen sollte, meine nun schulterlangen Haare tropften auf meine Schulter und langsam fror ich. Er drehte sich wieder um und schloss mit den Worten: »Ich muss mal eben telefonieren...«, die Badezimmertür. Ich schloss auch gleich richtig ab und zog mich so schnell es ging an, um mir dann mit dem Messer wieder die Haare zu schneiden. Ich liebte diese Haarfarbe, man konnte sie sich in die Haare machen und die Haare sahen einfach so aus als wären sie nass und sie roch auch nach absolut nichts. Und so müsste ich nurnoch eine halbe Stunde warten und ich wäre wieder ganz ich selbst... die schwarze Punkerbluse und die schwarze Hose mit dem Nietengürtel hatte ich ja jetzt schon wieder. Ich weiss nicht, warum mir das so wichtig war, aber erst als ich mich wieder so im Spiegel sah, gings mir richtig gut. Ich hatte noch das Handtuch um meine Schultern, wegen der Haarfarbe und schleppte erstmal den Sack mit meinen alten Klamotten nach draussen, um sie in den Müll zu schmeissen. Endlich waren sie weg... doch ich wollte nach dem Mann schauen, der wohl gerade mit meinem Onkel telefonierte. Als ich bei ihm ankam legte er gerade auf und schaute mich zutiefst entnervt an. »Mai... hah?« »Ehm... jaaaa...?«, antwortete ich. Ich wusste absolut nicht wo sein Problem lag und wenn ich ihn so ansah merkte ich, er wollte mich nicht hier haben. Aber das war mir egal. Doch noch bevor wir groß reden konnten verschwand er im Bad um zu duschen. Ich hingegen wartete erstmal nur die Haarfarbe ab und saß auf der Kante meines Bettes, in welches ich mich gleich legen würde. Mir tat alles weh und ich wollte nichts anderes als schlafen. Und endlich, die verdammte Badezimmertür ging auf und er kam angezogen und fertig geduscht heraus und ich stürmte direkt hinein. Lange brauchte ich nicht, ich spülte die Farbe aus und rieb meine Haare wieder trocken, was ja nun einfacher ging, da sie kurz waren. Ich suchte ihn nochmal und fand ihn im Wohnzimmer wie er etwas trank. Wie höflich... mir bot er nichts an. »Passt dir nich, dass ich hier wohne, hah?«, fragte ich ihn. Er sah mich bloß an und antwortete: »Das ist mir so scheiss egal, solang du mir nicht auf den Sack gehst.« Ich hasste ihn. Es war kein Hass, wie ihn der Kerl meiner Mutter verdiente, sondern einfach ein Hass a'la 'ich kann dich nicht riechen'. Wobei Hass auch übertrieben war.... ich mochte den Kerl einfach nicht. Ich fauchte ihn an, er habe Glück ich würde mich nun ohnehin hinlegen und dann habe er seine Ruhe vor mir. Doch bevor ich das tat, sah ich mir den Rest des Hauses an und auch das Dojo und ich war beeindruckt. Hier würde es sich leben lassen, dachte ich. Als ich alles erkundet hatte, schlüpfte ich in leichtere Klamotten und legte mich ins Bett. Es war noch Vormittag aber ich musste mich ausruhen, nach alldem was passiert war... und dieses Bett... also ich weiss nicht, obs an den Monaten auf der Straße, oder am Bett lag aber ich hätte schwören können das war das gemütlichste und wärmste Bett in dem ich je gelegen hatte. Dementsprechend schnell schlief ich auch wieder ein... und es war ein schöner Schlaf. Die Träume die ich hatte waren intensiver als auf der Straße. Es fühlte sich an als habe ich nur 5 Minuten geschlafen, doch als ich wieder aufwachte, war es schon fast Abend und ich war ausgeschlafen. Ich roch den Duft meines Shampoos und der frisch gewaschenen Bettwäsche. Doch anstatt weiterzuschlafen, machte ich mich daran mein Zimmer einzurichten. Ich war dabei noch etwas unsicher... sollte ich nun wirklich meine Klamotten hier einräumen? Ich tat es einfach ohne groß weiter drüber nachzudenken. Ich legte meine Klamotten in den Schrank, stellte meinen Laptop auf den Schreibtisch, hing meine Bilder zur Dekoration auf, legte mein Schwert, welches meine Mutter mir mal gekauft hatte, zunächst auf die Komode. Immerhin konnte ich nicht einfach Löcher in die Wand nageln... die Bilder befestigte ich auch nur mit Klebestreifen.
 

Als ich fertig war schloss ich mein Handy und mein Laptop ans Ladegerät und verlies mein Zimmer um zu schauen, ob mein Onkel wieder zuhause war. Er war es. Er trainierte zusammen mit diesem komischen Punk in dem großen Dojo, das konnte ich hören. Ich wollte zu ihnen, doch in dem Aufzug und mit den zerzausten Haaren konnte ich unmöglich dort auftauchen. Ich zog mich um, blieb aber beim Lockeren. Ein Top und eine Jogginghose. Das reichte. Je näher ich diesem Dojo kam, desto lauter wurden die dumpfen Geräusche, die die Schläge und Tritte verursachten. Ich hörte meinen Onkel, wie er ihn anspornte. Er war wirklich streng zu ihm, während er zu mir zunächst nett und liebevoll war. Aber ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn er zu mir auch etwas streng gewesen wäre, immerhin wurde ich einfach in sein Leben geworfen. Ich trat gerade durch die Tür, als mein Onkel ihn aufforderte eine Pause zu machen. Hwoarang war völlig verschwitzt, er musste also lange auf den Sandsack, der vor ihm hing, eingeschlagen haben. Er warf sich ein Handtuch über die Schulter und wollte gerade das Dojo verlassen, als er mich sah. Doch er sah mich anders an als vorhin. In seinem Blick lag etwas Hasserfülltes, was ich damals noch nicht verstand. Kurz sah er mich mit diesem Blick an, ehe er weiterging und an mit vorbei nach draussen lief und mir einem lauten Knall im Badezimmer verschwand. Nun gut, ich wusste ja, dass er mich nicht so wirklich leiden konnte, doch wieso hatte er diesen hasserfüllten Blick? Das würde mir mein Onkel gleich verraten... denn er wusste etwas, was ich irgendwie schon lange ahnte. Er seufzte und bat mich zu sich an den Sitzrand des Dojos, bat mich mich hinzusetzen. Er sah mich eindringlich an und stellte mir zunächst Fragen. Ob ich Albträume gehabt hätte... ob ich mich in meinen Träumen gesehen habe. Ich sagte ja. Ich sagte ihm auch, dass ich, als es anfing, meiner Mutter davon erzählte, und da schien ihm etwas klar zu werden. Ich sah ihn bloß mit einem Blick aus Verwirrung an... und dann erzählte er mir, weswegen ich diese Träume hatte. Allerdings, bevor ich euch sage, was mir mein Onkel erzählte, will ich euch zunächst von den besagten Träumen erzählen. Denn das habe ich bis jetzt verschwiegen. Als ich älter wurde bekam ich komische Träume. Es fing etwa an als ich 12 Jahre alt war. Ich hörte in meinen Träumen, wie jemand mit meiner Stimme mit mir sprach. "Sie", nannte ich diese Stimme seitdem nur. Aber die Stimme war nicht das Einzige, was ich wahrnahm. Ich sah mich, wie in einem Spiegel, doch war das nicht wirklich ich. Ich hatte überall Ketten an meinem Körper, riesige schwarze Flügel und Muster in meinem Gesicht und meinen Armen. Ich dachte zuerst, es wäre nur ein Traum, doch dann häuften diese Träume sich und als ich meine Mutter davon erzählte, wurde sie aufeinmal anders zu mir. Und mein Onkel würde mir nun erzählen, wer mein Vater war. Nicht, dass es mich interessiert hätte, doch es hatte scheinbar viel mir diesen Träumen zutun. Er erklärte mir alles sehr behutsam und genau... mein Vater war ein Freund von ihm. Doch er war nicht immer 'frei'.
 

In Japan war er vor vielen Jahren eines von vielen Versuchskaninchen der Mishima Zaibatsu. Von der Mishima Zaibatsu hatte ich schonmal gehört... doch nicht, was für ein Fluch auf dieser Familie lastete. Mein Onkel erzählte mir, dass den Männern dieser Familie ein Gen inne wohnt, welches sie nur "Teufelsgen" nennen. Es würde sie böse machen sagte er. Es würde sie in Monster verwandeln und sie würden vergessen wer sie sind. Ich wusste nicht, ob ich das glauben soll... sollte das bedeuten, dass ich auch sowas wäre? Das hieß es. Mein Vater war der einzige Überlebene dieser Versuchsreihe und sie hatten eine mutierte Form des Gens in ihn gepflanzt, und somit hatte ich es auch. Mein Onkel legte mir nahe, dass ich auf mich aufpassen müsse. Ich dürfe nicht vergessen, wer ich bin. Ich weiss es klingt komisch... doch ich verstand es. Es war nur logisch... diese Träume, die Reaktion meiner Mutter. Alles. Mein Onkel erzählte mir auch, dass das Teufelsgen das war, was Hwoarang am meisten hasste. Sein Erzrivale, Jin Kazama, hatte dieses Gen auch und nun wusste er, dass ich es auch habe. Deswegen sah er mich so hasserfüllt an... er hasste dieses Gen und somit mich. Doch ich konnte doch nichts dafür... ich hatte es mir doch nicht ausgesucht! Doch das wäre nun nicht wichtig, sagte mir mein Onkel. Hwoarang würde es akteptieren müssen, ob er wollte, oder nicht. Es würde eine schwierige Zeit für mich werden, doch zunächst wollte mein Onkel mich das Kämpfen lehren.
 

Er bat mich in die Mitte des Dojos und ich sollte ihm zeigen was ich kann. Und das war nicht viel, das erkannte er... ich solle schneller werden, sagte er. Und von da an hatte mein Training begonnen. Jeden Tag trainierte mein Onkel mit mir allein, wenn er nicht grade in der Stadt war oder mit Hwoarang trainierte. Ich lernte Griffe, Bewegungen, die ich noch nie gesehen hatte, doch schon nach zwei Wochen fühlte ich mich erhelblcih stärker. Hwoarang redete kein Wort mit mir wenn er im Haus war... er tat einfach so als sei ich nicht da. Bis zu einem Tag, als mein Onkel nicht da war. Ich stand in meinem Zimmer vor einem Spiegel als er gerade durch den Flur ging. Ich sah diese Gestalt, "Sie", aufeinmal klar und deutlich im Spiegel vor mir. Sofort schlug ich mit meiner Faust darauf und der Spiegel zersprang. Das musste er gehört haben. Ich saß wimmernd vor Angst vor mir selbst auf dem Boden und hielt meine blutende Hand. Er kam wortlos und langsam in mein Zimmer und sah mich dort sitzen. Ohne den Mund auf zu machen sah er sich die Scherben an und kniete sich zu mir runter. Dann sagte er »Lass mal sehen...«, und nahm meine Hand als würde er es nicht dulden, dass ich sie wieder wegziehe. »Mh... da haste ja ganze Arbeit geleistet. Komm mit.«, sagte er und half mir hoch und brachte mich ins Bad, wo er die Wunden von Splittern befreite und sie verband. Ich war ihm in dieser Sekunde weniger dankbar, als dass ich mich fragte was das sollte. Hatte mein Onkel ihm gesagt, er solle nett zu mir sein? Machte er das deswegen? Ich sagte kein einziges Wort sondern liess ihn einfach machen. Er hasste mich, was musste ich mehr wissen? Nein! Doch als er fertig war klopfte er mir auf die Schulter und sagte nur trocken, ich solle das nächste mal aufpassen. Dann ging er aus dem Bad und sprach nicht weiter mit mir. Doch in den nächsten Tagen zeigte ich immer mehr Anzeichen von Angst und er schien mich weniger zu hassen als vorher. Nicht zu mögen, sondern einfach nur weniger zu hassen. Als ob mir das viel brachte... da konnte er mich auch genausogut weiter ignorieren, so brauchte ich mir seine gespielte Nettigkeit nicht antun... aber genug davon.
 

In den Monaten darauf entwickelte unsere gegenseitige Abneigung sich nämlich zu geradezu kindischen Streitereien wegen Kleinigkeiten. Wir stritten uns wie ein altes Ehepaar und brachten Baek damit zur Weißglut, weswegen wir allzuoft zu Extratrainingsstunden zu zweit verdonnert wurden. Bedeutet im Klartext: Gingen wir ihm zu oft auf den Keks, mussten wir miteinander trainieren, während er daneben stand und uns anheizte. Doch nie lernten wir daraus, jedes mal gab es neuen Zoff wegen nichts. Teilweise vielleicht auch, weil es uns irgendwo auch Spaß machte. Zumindest mir... manchmal konnte ich einfach nicht anders als ihn zusammen zu falten. Es tat irgendwie gut. Manchmal. Baek verlangte ausserdem von uns, Nummer auszutauschen, falls etwas ist... was soll denn sein? Sollte ich ihn von unterwegs aus anrufen und zusammenscheissen? Naja egal, wir haben es einfach gemacht aber groß angerufen hatten wir uns eigentlich nie. Bis zu diesem einen Tag.
 

Hwoarang war unterwegs, genauso wie ich. Und Baek... der musste zuhause sein. Zumindest deutete die Uhrzeit darauf. Ich wollte einfach nur wieder nachhause gehen, als ich vorm Haus stand und von innen Geräusche hörte. Es klang. als würde irgendetwas das Haus durchsuchen... und ich sagte mit Ebsicht 'etwas'. Es war zu laut, als dass es ein Mensch gewesen sein könnte. Und da rief ich Hwoarang zum ersten Mal in meinem Leben an. Dieser ging natürlich zuerst genervt ans Telefon, bis ich ihm sagte, dass da was in Baeks Haus ist. Zuerst wollte er mir nicht glauben, bis ich ihn anschrie. Ich schrie nicht wie sonst wenn wir stritten, sondern es war ein ernstes Schreien, was er bemerkt hatte. Er sagte mir, ich solle aufpassen und nichts Dummes anstellen, er wäre gleich da. Dann hat er aufgelegt... und was immer da drin war, es war schneller als er. Denn als er ankam stand dieses Ding vor mir. Ich kann es kaum richtig beschreiben, es war groß... rot... nicht aus fester Masse bestehend. Es sah aus wie Flammen, doch man konnte die Form eines Monsters erkennen. Und es wollte auf jeden Fall etwas von mir, denn ihn ignorierte es als er ankam. Ich hatte Todesangst, als dieses Ding vor mir stand... es kam auf mich zu, immer näher und plötzlich spürte ich einen Schmerz im Nacken als ich mich umdrehen und wegrennen wollte. Ich fiel zu Boden und das Wesen verschwand. Ich würde später herausfinden, dass dieses Wesen den Namen Ogre trägt. Und es hatte "Sie" geweckt. Nur deswegen war es gekommen.
 

Zum Glück war ich nicht ohnmächtig und ich bemerkte, dass dieses Ding Baeks Jacke hatte fallen lassen. Hatte es ihn umgebracht...? Ich hoffte nicht, ich vergaß sogar den Schmerz als ich mir Sorgen um meinen Onkel machte. Hwoarang eilte heran und hob die Jacke auf. Ihm war die Sorge um seinen Meister ins Gesicht geschrieben. Ich fühlte mich so schuldig... wegen mir war das alles passiert, nur weil ich dort war. Wir rannten ins Haus und suchten meinen Onkel. Doch er war nicht ausfzufinden. Weder als Leiche noch lebend, er war nicht dort. Zuerst waren wir erleichtert aber in den darauffolgenden Wochen hörten wir nicht ein Lebenszeichen von ihm. Er ging weder ans Telefon, noch kam er nachhause. Und wir wussten genau, dass es etwas mit diesem Ogre zutun haben musste...

Der Aufstieg

Wochen waren nun vergangen, ohne dass wir von meinem Onkel etwas hörten. Wir entschieden allein zu trainieren, Hwoarang und ich. Und obwohl ich irgendwie das Gefühl hatte, dass er mir daran die Schuld gab, kümmerte er sich um mich. Nicht wie man es vermuten würde, nicht als wäre ich ein Kind oder so, er lebte einfach mit mir. Er schien mich zu akzeptieren, seit mein Onkel fort war. Es war mir gleichermaßen unangenehm, wie auch irgendwie schön. Klar stritten wir noch, aber das waren wie gesagt meistens nur Stenkereien. Wir lebten mehr oder weniger nebeneinander her, die paar Male die er bei Baek im Haus war. Nun musste ich mich ja allein um das Haus kümmern, doch ab und an half er mir. Allein würde das Haus im Dreck versinken sagte er... das stimmte nicht! Ich hätte das Haus auch genausogut alleine sauberhalten können.. aber vermutlich wollte er mir bloß helfen und versteckte das hinter diesem Spruch.
 

Bei einem Besuch brachte er einen Flyer mit. Die Ankündigung zum King of Iron Fist Tournament 3, und es war Ogre drauf abgebildet! Dem Gewinner wurde versprochen, er bekäme die Chance, das Wesen zu töten. Hwoarang war Feuer und Flamme, für ihn war noch immer klar, es war Ogre, der seinen Meister verschleppt hatte. Dass er tot sein könnte wollte ich nie aussprechen... denn ich würde erst glauben, dass er tot ist, wenn ich ihn sehe. Wenn ich ihn tot vor mir sehe, dann und wirklich erst dann würde ich glauben, dass er tot ist. Bis zum Turnier waren es noch ein paar Wochen, aber ich wusste jetzt schon, dass ich nicht daran teilnehmen würde. Ich war noch nicht bereit dafür. Aber Hwoarang trainierte in den darauffolgenden Wochen wie ein Besessener. Und gerade als ich noch glaubte, er wäre höchstens eine Woche weg zum Turnier, kam er zu mir und erzählte mir etwas anderes. Er sagte, er würde nach dem Turnier zum Militär gehen. Ein Jahr würde er weg sein sagte er. Ich muss zugeben, ein wenig nervte mich dieser Gedanke schon. Allein in diesem Haus zu sein, tagein tagaus... doch an ihm lag das nicht mal. Ich war monatelang allein bevor ich herkam, und ich wollte nicht wieder ein Jahr lang allein sein. Doch hütete ich mich ihm das zu sagen. Sonstwas würde er denken, sich für wichtig halten... er war nicht wichtig. Er war nur die letzte Person die ich hatte. Doch aufhalten lassen würde er sich sowieso nicht. Und vielleicht wäre es ja auch ein wenig entspannend mal ein Jahr Ruhe vor ihm zu haben. Er kotzte mich zwar immernoch an, aber er war eben ein Teil meiner Familie, wenn man so wollte. Einer dieser Verwandten die man lieber meidet, aber ein Teil meiner Familie. Wie dem auch sei, der Tag seiner Abreise brach letztendlich an und er war bereits weg als ich an dem Tag aufgestanden bin.
 

Es war so unangenehm still in diesem Haus. Mein Onkel war weg, Hwoarang war weg... alle waren weg. Ich dachte eine ganze Weile nach, was ich nun mit der ganzen Zeit anfangen soll, und entschied mich letztenendes fürs Zeichnen. Das tat ich unheimlich gern, wenn ich meine Ruhe hatte. Ich zeichnete Tribals, Drachen, Burgen und Fabelwesen, doch meistens Drachen und Burgen. Es waren die Dinge, die mich interessierten und irgendwann verdiente ich durch eine Idee sogar Geld damit. Ich hatte eine Staffelei und Ölfarben und verkaufte über eine Website die ich erstellt hatte meine Bilder, oder zumindest Kopien davon. Die Originale kosteten natürlich einiges mehr, aber irgendwann hatte ich genug Geld um T-Shirt oder Tassenaufdrucke anbieten zu können. Ich weiss nicht warum, aber die Leute bestellten meine Bilder, es war der Wahnsinn. Wenn ich nicht zeichnete, trainierte ich um stärker zu werden. Ich trainierte aber nicht nur im Dojo, sondern die meiste Zeit auf der Straße. Kriminelle oder Vergewaltiger, die mich angreifen wollten waren prima Trainingsobjekte... ihr Geld eignete ich mir auch an, als ich sie am Boden hatte. Hatten doch auch selbst Schuld, die Idioten. Und so verdiente ich genug Geld um mich zu ernähren und was zusammenzusparen. Ich sparte für einen Führerschein und ein Auto. Ein Mitsubishi Eclipse mit Soundanlage. Klasse Teil, ich liebe dieses Auto!

Er ist zwar äußerlich nicht sonderlich aufgepimpt, aber mir gefiel das "Schlichte" sowieso besser. Und die Soundanlage ist der Hammer... ich kann die Musik so weit aufdrehen, dass das gesmate Auto vibriert. Ich hatte das Gefühl, unheimlich aufzusteigen. Ich konnte kämpfen, mich verteidigen, ich war bereit für Herausforderungen und trotzdem bekam ich alles drum herum irgendwie auf die Reihe. Und das, obwohl ich nun seit 9 Monaten keinen Kontakt zu Hwoarang hatte. Ich wusste nicht mal, ob er das Turnier gewonnen hatte. Aber das interessierte mich auch nicht wirklich. Ich war im Aufwind und ich genoss es unheimlich. Eines Tages, an einem verregneten Sommerdonnerstag, war ich Zeichenoutensilien einkaufen, als mir jemand einen Flyer in die Hand drückte. Es war die Ankündigung zum King of Iron Fist Tournament 4, doch ich las ihn nicht. Noch nicht. Ich stieg nur in mein Auto und fuhr heim, allerdings nicht zu Baek heim sondern in meine eigene Wohnung. Ich war umgezogen, doch kümmerte mich trotzdem noch jeden Tag um sein Haus. Meine Wohnung war relativ klein, hatte aber ein Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und ein Gästezimmer. Küche und Bad hatte ich logischerweise auch... gemütlich eben. Und mir langte es vollkommen. Ich fuhr also nachhause, da es langsam düster wurde und gewitterte. Zuhause angekommen fiel ich direkt aufs Sofa und schlief unbeabsichtigt ein, den Flyer hatte ich auf den Tisch geworfen. Ein wenig später wurde ich wieder wach und es gewitterte immernoch heftig.
 

Ich habe keine Angst vor Gewitter. Ich mag sie sogar irgendwie. Als ich den Flyer auf dem Tisch liegen sah, setzte ich mich auf und entschied mich, ihn diesmal doch etwas genauer zu lesen. Bestenfalls musste ich bereits unterwegs zum Hafen sein, um rechtzeitig beim Schiff zu sein, welches eine halbe Stunde zwischenhält für die Teilnehmer aus der Stadt. Ich sah auf den Kalender... das war so kurzfristig. Jetzt schon zum Schiff, morgen würde es ankommen... und ausserdem würde ich "allein" dort sein, denn laut Kalender hatte der gute Rotschopf noch zwei Monate in der Armee zu sein. Aber trotzdem. Es war perfekt. Ich war bereit und konnte mich beweisen. Ich stand aprubt auf und fing an das wichtigste an Sachen zu packen. Im ströhmenden Regen ging ich zu meinem Auto und fuhr bis zum Hafen, wo ich mich zum Glück noch nachträglich eintragen konnte. Das Schiff war kein Luxuxkreuzer, sondern einfach ein Normales Passagierschiff, wie man es eben kennt. "Mishima" stand darauf. Ich fragte mich, ob es so eine gute Idee war teilzunehmen, doch niemand würde von meinen Träumen wissen ausser mir...
 

Ja. Meine Träume sind intensiver geworden. Und erschreckender... doch unwichtig. Ich fuhr aufs Schiff. Zum Glück konnte man sein Auto unten im Parkdeck abstellen. Etwa eine viertel Stunde später legten wir wieder ab, doch ich suchte mir direkt mein Zimmer um mich hinzulegen. Wir würden eh noch einen Tag fahren müssen und erst am späten Nachmittag ankommen. Als ich wieder aufwachte war es Morgen und wir waren mitten auf dem Meer. Ich entschloss mich, mal ein wenig auf Erkundungstour zu gehen und mir die anderen Teilnehmer anzusehen. Waren ein paar komische Gestalten dabei. Ein Mädchen mit Rattenschwänzen und Schulmädchenkleidung, ein Panda... ich kam mir vor wie im Irrenhaus. Einer hatte eine Kapuze auf und schien allein sein zu wollen. Ein anderer war besonders komisch. Er Trug nicht nur eine Kapuze sondern auch ein Halstuch um den Mund. Es schien, als wolle er nicht erkannt werden. Als ich in einiger Entfernung an ihm vorbeiging, sah er mich komisch eindringlich an. Ich ging nicht weiter drauf ein und suchte mir eine Ecke um ein wenig zu zeichnen, als ich plötzlich von einem Schatten verdeckt wurde. Ein großgewachsener Mann mit Glatze, vermutlich ein Wrestler, baute sich vor mir auf und machte sich über mich lustig. Ob so ein kleines Ding wirklich bei einem Kampfturnier mitmachen würde. Ich gab mich desinteressiert und sagte ihm, er solle mir aus der Sonne gehen. Und dann überspann er den Bogen. Er nahm mein Tintenfässchen und kippte den Inhalt über mein Papier. Und das war unschlau... ich stand auf um ihm eine Lektion zu erteilen. Er schien nicht damit zu rechnen, dass ich einiges auf dem Kasten habe. Ich war ihm zu schnell und ehe er sich versah lag er am Boden. Jetzt baute ich mich vor ihm auf und fragte ihn, ob ein Möchtegern wie er bei so einem Turnier mitmachen wolle. Ich liess ihn nicht antworten, sondern schnappte mir meine versauten Sachen und machte mich auf zu meinem Auto, um sie dort in einer Tüte zu verstauen. Damit war der Tag schon versaut. Doch gerade als ich mein Auto geschlossen hatte und wieder an Deck gehen wollte, sprach mich dieser vermummte Kerl an. Er war mir hier runter gefolgt.
 

»Netter Auftritt!«,
 

meinte er gespielt beeindruckt. Ich war überhaupt nicht beeindruckt und fragte ihn nur, was er wolle. Mich herausfordern, meinte er. Nun gut, das konnte er haben. Im Parkdeck trat ich gehen ihn an... doch zog den Kürzeren. Als ich auf dem Boden lag und zu ihm aufblickte lachte er. Es war kein spöttisches Lachen sondern irgendwie... komisch. Er murmelte irgendwas von, ich habe mich ganz schön gemacht, er hätte es nie gedacht. Und dann erfuhr ich, wer da vor mir stand. Er nahm die Kapuze runter und eine kurze, hochgegelte rote Frisur kam zum vorschein. Da ahnte ich es schon, doch als er das Halstuch abnahm traute ich meinen Augen nicht. Hwoarang. Es war Hwoarang. Er half mir auf die Beine doch ich war weniger erfreut als verwirrt. Ich fragte ihn, was das zu bedeuten habe, er müsse doch noch bei der Armee sein. Desertiert hatte er, erzählte er mir. 10 Monate Armee seien genug und er müsste noch einmal gegen Jin antreten. Mir gefiel das nicht aber es war seine Sache. Er fragte mich, wo ich das Geld für das Auto herhätte und ich erzählte ihm, was ich die 10 Monate über getrieben hatte. Irgendwie hatten wir aufeinmal garkeine so große Abneigung gegeneinander wie früher. Vielleicht, weil wir uns ewig nicht gesehen hatten. Wer weiss? War eigentlich ganz angenehm sich mal mit ihm zu unterhalten, ohne dass wir streiten. Ich wusste garnicht, dass er auch eine normale Stimme hat. Irgendwie verquatschten wir uns, wir redeten über so ziemlich alles was in den 10 Monaten passiert war und ab und an neckten wir uns auch dabei. Es kam nem Streit schon nahe, nur, dass wir eben nebenbei normal redeten und nicht laut wurden. Das war der einzige Unterschied. Ein Lautsprecher kündigte an, dass wir in einer halben Stunde den Hafen von der Insel, auf der das Turnier stattfand, erreichen würden. Nagut, den ganzen Tag hatten wir nicht geredet. Unsere Wege trennten sich vorerst und ich verbrachte den Rest der Fahrt auf meinem Zimmer. Doch als wir im Hafen einliefen musste ich runter zu meinem Auto. Das Folgende muss ich ja nicht groß beschreiben. Parkplatz gesucht und zum Gelände gegangen. Doch das Turnier fing an diesem Tag noch nicht an, weil es zu spät war. Es wurde nur angekündigt, die Teilnehmer wurden begrüßt, vorgestellt und informiert, dass es nur Zweibettzimmer gibt, die sich jeweils zwei Teilnehmer teilen mussten.
 

»DAMIT das klar ist, du teilst dir ein Zimmer mit mir, ich hab keine Lust mit irgendeinem Vollidioten oder einer nervigen Ziege zusammen zu wohnen!«,
 

bestimmte ich. Er zeterte zwar ein Bisschen was das solle, dass ich das einfach so bestimme, doch als er nochmal drüber nachdachte schien ihm das wohl logisch. Die Betten waren sowieso getrennt also was pienzte er so rum...? Die Teilnehmer bezogen ihre Zimmer und eins muss ich mal sagen... es war teils das vernünftigste und teils ein Fehler mir mit IHM ein Zimmer zu teilen. Irgendwie ging er mir tierisch auf den Keks. Aber es wäre ja nur für eine Nacht, maximal zwei und dann könnte ich wieder zuhause schlafen. Ich ging früh schlafen. Ob er das Gleiche tat weiss ich bis heute nicht.

Wendungen

Der nächste Morgen war angebrochen und Hwoarang war bereits garnicht mehr im Zimmer, obwohl es noch immer eine Stunde bis zum Beginn war. Ich brauchte ihn garnicht zu suchen, ich traf ihn auf einem Trainingsgelände, sprach ihn aber nicht an. Viele Teilnehmer waren aufgeregt, Andere gelangweilt, wieder Andere waren tierisch von sich selbst überzeugt. Das nervte unheimlich... keiner wünschte dem anderen Glück und wenn es einer tat bekam er nur ein
 

»Brauch ich nich, ich gewinn sowieso«
 

zurück. Naja, aber es konnte eben nur einer gewinnen. Vom Turnier will ich garnicht so viel erzählen, es war eben ein Turnier. Ich glaube ich habe drei Kämpfe gewonnen bis ich gegen Hwoarang verlor (was mich natürlich nervte, weil es ER war). Er verlor den Kampf nach dem gegen mich und so waren wir beide raus und würden das Turnier nun nicht mehr gewinnen. Nur hatte ich mich mit meiner Niederlage schon abgefunden, während er unerträglich angefressen war. Den ganzen Abend. Er wollte noch nicht mal wissen, wer gewonnen hatte, wenn er es nicht gewesen wäre. Nicht mal auf Jin traf er, was für ihn noch "schlimmer" war. Ich gab mir allergrößte Mühe ihn nicht zu erwürgen und legte mich einfach wieder in mein Bett, als es draussen dunkel wurde und das Turnier vorbei war. Nachmittags würde das Schiff wieder ablegen am nächsten Tag. Und wieder war er früher wach als ich un bereits wieder auf dem Schiff als ich aufstand. Sein Teil des Zimmers war komplett aufgeräumt, er war einfach verschwunden. Gut, doch konnte mich jetzt darüber aufregen, oder selber mein Zeug packen und aufs Schiff gehen. Natürlich tat ich Zweiteres. Ich fuhr mein Auto wieder ins Parkdeck und richtete mir wieder dasselbe Zimmer ein, wie schon auf der Hinfahrt. Nur, dass ich diesmal die ganze Fahrt über dort blieb. Erst am nächsten Tag, eine halbe Stunde bevor das Schiff bei uns am Hafen zwischenhielt, packte ich wieder mein Zeug und trat an Deck. Ich sah den Hafen schon in der Ferne. Hwoarang stand selbst an Deck und sah aufs Meer raus. Wenn er nicht selbst zu mir kommen wollte, kam ich eben zu ihm.
 

»Hey.«,
 

begrüßte ich ihn.
 

»Hey.«,
 

bekam ich zurück. Wir redeten nicht viel. Was denn auch? Aber als der Hafen näher kam, erblickte ich etwas was mir Gänsehaut bereitete. Dort standen Soldaten. Ich wusste irgendwie, dass sie wegen ihm hier waren. Und er wusste es auch. Ich spürte, wie er neben mir stand und nervös in Richtung Hafen blickte. Sie hatten von dem Turnier gehört und wussten, dass er beim Letzten mitgemacht hatte. Also musste er auf dem Schiff sein. Davon gingen sie aus, und da hatten sie auch Recht. Ich möchte garnicht groß drum herum reden, weil mich diese Stelle heute noch wütend macht. Sie überwältigten ihn und nahmen ihn wieder mit. Ich versuchte ihm zu helfen, doch ich wurde festgehalten von zwei Soldaten. Er würde vors Kriegsgericht geführt werden und wegen seiner Desertation zur Rechenschaft gezogen. Das hatte ich noch gehört, als sie gingen und mich stehen liessen. Auch wenn ich sauer war, mir blieb nichts Anderes als nachhause zu fahren. Ich wusste nicht welches Urteil gesprochen wurde. Ich ging schon davon aus, dass sie ihn lebenslänglich einsperren würden. Ich fand mich mit den Tagen sogar fast damit ab, auch wenn mir dieser Gedanke aus irgendeinem Grund eine Gänsehaut verschaffte.
 

Nichtmal zwei Wochen, nachdem ich wieder zuhause war, nahm eine meiner Gegnerinnen Kontakt zu mir auf. Marizza Dyman. Dazu müsst ihr wissen, in Rumänien, ihrem Heimatland, forschte man nach einem Gegenteil zum Teufelsgen, einem sogenannten "Engelsgen". Und vor Jahren pflanzten sie es ihn Marizza, als sie noch ein Baby war. Wir trafen im Turnier aufeinander und unsere Organismen stießen sich ab. Das bedeutet, immer wenn wir uns berührten war es, als rase ein Stromschlag durch unsere Körper. Scheinbar wollte sie deswegen Kontakt zu mir. Wir schrieben, telefonierten und irgendwann kam sie zu mir und ich liess sie in meinem Gästezimmer schlafen. Sie wollte den Kontakt, weil sie wusste was ich bin, sagte sie. Ich sei in Gefahr, und sie könnte mir helfen. Ich war mir zunächst nicht sicher, was ich davon halten sollte, doch ich willigte ein. Wir trainierten um unsere Organismen aneinander zu gewöhnen, was auch funktionierte, und verbrachten eine Menge Zeit miteinander. Wir freundeten uns an. Sie suchte sich sogar eine Wohnung in der Nähe. Wir wuchsen echt dick zusammen, was mir irgendwie gut tat. Ich nahm meine Arbeit mit der Zeichnerei wieder auf und verdiente somit weiter mein Geld. Von Hwoarang oder Baek hatte ich noch immer nichts gehört. Bis ich eines Tages den Briefkasten meines Onkels ein weiteres Mal leerte. Dort war ein Brief drin, der an mich adressiert war. Als ich auf den Absender sah, begann ich zu zittern.
 

Er kam von Baek, ich konnte es kaum wahr haben, bis ich ins Haus eilte um ihn zu lesen. Er wurde angegriffen, lag über ein Jahr im Koma und war in einem Militärkrankenhaus wieder aufgewacht. Er half, Soldaten auszubilden und befreite Hwoarang sogar von seiner Strafe. Seine Strafe war lediglich, dass er die letzten zwei verbliebenen Monate absolvieren solle. Irgendwie musste ich bei der Zeile seufzen, hatte ich mir doch bereits das Schlimmste ausgemalt. Jetzt wäre er bei Baek und sie bildeten zusammen die Soldaten aus. Ich konnte das, was ich dort las kaum glauben, weswegen ich mein Handy griff und Hwoarang anrief. Als er ranging bekam er statt einem Hallo oder Hi von mir direkt ein
 

»Ist es wahr!? Ist er bei dir?!«,
 

von mir. Er seufzte, sagte ich solle nicht so hysterisch sein, meine Stimme würde sich ja fast überschlagen. Das regte mich so dermaßen auf, dass ich ihn anmeckerte und sich meine Stimme dabei wirklich überschlug, worüber er nur lachte. Ich solle mich beruhigen, er sei wirklich da, sagte er. Er holte mir Baek sogar ans Telefon. Mir fiel ein ganzer Felsbrocken vom Herzen als ich seine Stimme hörte. Er sagte, es sei alles in Ordnung. Hwoarang musste ihm sogar von meinem Fortschritt erzählt haben, denn er sagte, er sei stolz auf mich. Ich solle weitertrainieren. Wir würden uns in einem Jahr beim King of Iron Fist Tournament 5 treffen. Gesagt, getan! Ich erzählte Marizza von der guten Nachricht und ab da trainierten wir. Jeden Tag. An meine Albträume hatte ich mich fast gewöhnt, doch wenn ich alleine schlief, machte "Sie" mir oft Angst... aber das war nicht wichtig. Meine Träume und auch mein Gen waren nicht wichtig, bis das Turnier endlich beginnen sollte. Auf dem Schiff, welches Marizza und ich nahmen, waren die beiden nicht drauf, wir trafen uns erst am Turnierschauplatz. Ich rannte meinen Onkel vor Freude fast um, während Hwoarang hinter ihm stand. und das erste mal in meinem Leben, lächelte ich Hwoarang wirklich ehrlich an. Baek war wie ein Vater für ihn und ich wusste, er war genauso glücklich wie ich, dass er noch lebte. Ich sagte nichts zu ihm, ich lächelte einfach nur. Als ich fertig mit meiner euphorischen Begrüßung war, stellte ich Marizza den Anderen vor und dann würde es auch schon, anders als beim letzten, direkt losgehen. Es war kein gewöhnlicher Kampfring, sondern spezielle Räume unter freiem Himmel, die mittels hochmoderner Technik, verschiedenste Plätze im Freien simulierten. Man kämpfte bei peitschendem Wind, bei sängender Hitze und bei eisiger Kälte. Das sollte die Kämpfer bis aufs Äußerste fordern. Ich springe jedoch gleich zum wichtigsten Teil und zum Ende meiner Geschichte, zumindest bis hierhin, vor. Ich hatte gelernt meine Teufelskräfte zu nutzen und trotzdem die Kontrolle nicht zu verlieren. Während Jin irgendwelche komischen Laserstrahlen aus seiner Stirn schiessen konnte, konnte ich mit Schockwellen angreifen. Ich konnte auch mittels "Telekinese" Türen versperren oder Menschen festhalten. Wie gesagt, nur für begrenzte Zeit, bis "Sie" Besitz ergreifen würde, oder ich zu sehr geschwächt wäre. Ich liess es jedoch bisher nie soweit kommen. Egal, weiter. Viele Kämpfe wurden bereits ausgetragen und Hwoarang dürfe nun endlich gegen Jin antreten. Das Feuer brannte in seinen Augen bis er seinen Raum betrat. Die anderen Kämpfer konnten die Kämpfe über Monitore verfolgen, was wir auch taten. Marizza, Baek und ich verfolgten den Kampf, der drei Runden dauerte. Hwoarang ging als Sieger hervor. Ich freute mich schon für ihn, bis mit Jin etwas passierte... im Raum begann es zu stürmen und Jin wuchsen Flügel... ich wusste sofort was passiert war. Er hatte sich verwandelt und in diesem Zustand hatte Hwoarang keine Chance gegen ihn. Er war dort ganz allein, während ich teilweise Jubel und teilweise pures Entsetzen aus den Zuschauerreihen hörte. Jin liess nicht locker, er bekämpfte Hwoarang bis er sich kaum noch bewegen konnte. Marizza sah mich an und schien bereits zu wissen was ich vorhabe. Doch bevor sie irgendwas sagen konnte war ich schon aufgestanden, stieß jeden weg, der mir im Weg stand und ging durch die Tür in den Gang zum Kampfschauplatz. Ich sperrte die Tür zu mit der Methode, von der ich euch erzählt hab. Marizza konnte sie aufgrund der sich noch immer leicht abstoßenden Organismen nicht berühren und normalen Menschen war sie zu schwer. Ich hörte noch, sie sie gegen die Tür hämmerte und flehte, ich solle sie öffnen. Ich hatte meine Mühe die Tür zuzuhalten, während ich zu ihm eilte, doch es ging. Von hierab konnten mein Onkel und Marizza wohl nurnoch über den Monitor zusehen. Hwoarang lag am Boden und schien bereits ohnmächtig. Jin ging auf ihn zu, doch bis zu ihm kam er nicht, da ich mich dazwischen stellte. Jin, oder "Devil Jin" blieb stehen und starrte mich an.
 

»ZURÜCK!!«,
 

schrie ich. Ich blickte hinter mich. Ich weiss nicht, ob er es noch mitbekommen hatte, dass ich dazwischen gegangen bin, doch nun war er wirklich bewusstlos. Und Jin hatte es auf mich abgesehen. Nagut, dachte ich. Ich bekämpfte ihn und lockte ihn weit genug von Hwoarang weg. Ich bemerkte am Rande, wie ein Hubschrauber von oben in den Raum flog und wie Rettungskräfte ihn wegbrachten. Ich war erleichtert... es hatte fast 20 Minuten gedauert, bis der Hubschrauber kam, und es war wirklich alles, was ich an Kraft geben konnte. Als der Hubschrauber weg war, fand ich mich am Boden wieder. Die Tür schien wieder geöffnet, denn aus der Ferne sah ich Marizza auf uns zurennen, doch sie würde nicht rechtzeitig kommen. Mein Körper war übersäht mit Verbrennungen, Prellungen und anderen Wunden. Ich spürte nurnoch wie Jins eiskalte Klaue mich am Hals packte und mich soweit nach oben zog, dass meine Füße den Boden nicht mehr berührten. Er holte aus, ich hörte Marizza beim rennen nur noch verschwommen
 

»NEEEIIINN!!!«
 

schreien. Dann wurde alles schwarz um mich herum. Jin Kazama, Devil Jin, hatte mir in dieser Sekunde das Leben genommen. Ich war gerade für den Mann, von dem ich die ganze Geschichte über steif und fest behauptete, ich könne ihn nicht leiden, gestorben. Mein Leben war mir mit gerademal 20 Jahren genommen worden. Ich möchte hier nicht behaupten, ich habe gelogen als ich sagte ich möge ihn nicht. Denn genervt hatte er mich wirklich. Doch trotzdem war mir dieses selbstverliebte, nervige Arschloch mit der Zeit doch irgendwie zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich einfach so zulassen könnte, dass er umgebracht wird. Nun bin ich es, die gestorben ist. Ob er dasselbe auch für mich tun würde...? Ich würde es ja nun nichtmehr erfahren.... oder...?

Epilog

Marizza Dyman, Mayoko's mitlerweile beste Freundin und fast Seelenverwandte, rannte schon mit Tränen in den Augen auf Mai und Jin zu. Jin liess das Mädchen gerade auf den Boden fallen und erhob sich um fortzufliegen, als Marizza bei ihr ankam. Für Jin interessierte sie sich nicht. Sie hielt bloß Mai im Arm. Baek hatte seine Teilnahme abgebrochen und war zu Hwo ins Krankenhaus gefahren, als er noch glaubte, Marizza könnte Mai retten. Doch dem war nicht so. Mayoko's Körper war voller Blut und übersäht von Wunden, als Marizza sie, bitterlich weinend und flehend, sie solle die Augen öffnen oder atmen, im Arm hält. Sie liess nicht von ihr ab. Minutenlang hielt Marizza mai weinend im Arm, vergrub ihr Gesicht in ihren Haaren, fragte sich, wie sie das Hwoarang und Baek erklären solle. Gerade als sie vor Wut und Trauer schreien wollte, hörte sie ein Atmen von Mai ausgehen. Ihre Haut war wieder warm, wenn auch nur wenig, ihr Brustkorb hebte und senkte sich, sie atmete. Sofort, als Marizza klar wurde, dass Mai lebte, rief sie um hilfe. So laut sie konnte. Es kam ihr vor, als wartete sie eine Ewigkeit bis rettungskräfte auch Mai ins Krankenhaus brachten uns sie notoperierten. Auch Marizza hatte ihre Teilnahme abgebrochen und war ins Krankenhaus gefolgt. Hwoarang war stabil, aber noch bewusstlos und Mai? Sie hatte die operation, welche fast 8 Stunden dauerte, überstanden, lebte, doch lag im Koma. Während Baek nicht von Hwoarangs Seite wich, wich Marizza nicht von Mayoko's. Ab und zu sah der Eine nach dem Anderen, doch das Bild blieb gleich. Baek sah auf Hwo herab und Marizza saß neben Mai, welche verkabelt bis zum geht-nicht-mehr war und streichelte ihren Kopf. Immer und immer wieder. Drei Tage hatte es gedauert, bis Hwoarang aufwachte. Er kam gerade so zu sich, fragte seinen Onkel was passiert war... Mai und Hwoarang lagen in getrennten zimmern, doch die Zimmer lagen nebeneinander und zwischen den zimmern, in der Wand, war ein Fenster, durch welches Baek immer wieder zu seiner Nichte schaute. Baek erzählte hwoarang was passiert ist und auch, was Mai getan hatte. Dass sie dabei gestorben war verschwieg er jedoch vorerst. Hwoarang fragte, wo sie nun sei, ob es ihr gut ginge, denn irgendwie sorgte er sich schon etwas, als er hörte sie sei dazwischen gegangen. Baek bleibt bei dem gedanken an seine zugerichtete Nichte das Wort im Hals stecken. Er schüttelt den Kopf und deutet mit einem Nicken auf das Fenster, durch welches man zu Mai rübersehen konnte. Hwoarang müsste sich nur genügend aufsetzen, um vom Bett aus hinübersehen zu können, doch wie würde er auf den Anblick reagieren?



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Shenduan
2014-11-15T22:54:51+00:00 15.11.2014 23:54
Du kannst doch nicht bei so einer spannenden Stelle aufhören ^^
Antwort von:  Nuvielle
17.11.2014 13:35
Ich bin nicht sicher aber ich glaub das war ein Kompliment xD vielleicht setz ich es irgendwann fort :P
Antwort von:  Shenduan
18.11.2014 01:24
War schon ein kompliment^^


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