Voice from Heaven
Kalter Regen durchnässte die Stille auf dem Hügel mit dem Apfelbaum. Es war weniger ein Apfelbaum, viel mehr das, was von ihm übrig geblieben war. Zu seinen besten Zeiten war er prächtig, jetzt verwelkt und kahl, wie die Gesichter der schwarzgekleideten Menschen, die ihn umgaben. Die düsteren Wolken hingen bis zu seiner Krone und tauchten seine morschen, knarrenden Zweige in ein bläuliches Grau.
Leises Schluchzen aus der hinteren Reihe mischte sich in das Pfeifen der Windböen.
Ein zehnjähriges Mädchen starrte mit seelenlosen Augen in die Wellen, die gegen die Klippe peitschten. Die laute Stimme des Priesters sprach erneut laut ein Gebet, verstummte wieder. Die Menge um den Baum begann sich nun zu regen.
Die Zehnjährige hob ihren Kopf. Die Beerdigungszeremonie war vorbei. Sie ließ ihren Blick durch die trauernd von dem kleinen Berg taumelnde Menge schweifen, dann schaute sie zu dem Priester auf, der sich neben sie gestellt und seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte.
„Du solltest jetzt auch besser gehen, Usio“, sagte er leise.
Das Mädchen nickte abwesend, dann wendete sie ihren Blick erneut zur Bergklippe und den peitschenden Wellen, die sie die letzten Stunden angestarrt hatte.
Der Priester seufzte leise, mitleidig. „Es wird der Tag kommen, an dem du sie wiedersehen kannst.“
„Ich weiß“, erwiderte die Kleine ruhig, „Ich dachte nur, vielleicht ist sie ja doch noch da unten. Ich dachte, ich hätte ihre Stimme in den Wellen gehört.“
