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Oni..

Mein Herz erstarrt, mein Atem schwer, Meine Augen verschleiert, meine Welt verblichen,..
von

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Das Haus der Götter

Die Sonne blendet mich.

Ich öffne die vom Schlaf verklebten Augen und blicke in den wolkenlosen blauen Himmel, der in ein weiches violett getaucht ist.

während ich mich mit meinen Händen aufstemme um mich hinzusetzen, fühle ich unter meinen Fingerspitzen feuchte Erde.
 

An was für einem Ort bin ich gelandet?
 

Das laute Rauschen von Wasser lässt mich erraten, das ich nicht mehr im Wald neben dem kleinen Bach liege, sondern in der Nähe von Unmengen an Wasser.

Ausser dem Rauschen des Wassers kann ich nichts anderes war nehmen. Weder dem Rascheln der Bäume noch dem Singen der Vögel.

Vor mir erstreckt sich ein abgeschlossener, völlig unberührter Ort. Hier gibt es keine Menschen. Die Atmosphäre ist erdrückend, so gewaltig erscheint sie mir. Trotz all dem, fühle ich mich beflügelt. Alles fühlt sich so leicht an und besonders. Ich bin an einem heiligen Ort gelandet, ein heiliger Ort, geschaffen von Göttern.
 

Nachdem ich endlich wieder auf den Beinen bin, erkenne ich erst das komplette Ausmass dieses verzauberten Ortes.

Die Luft ist so sauber und rein, das ich keinen Geruch war nehmen kann. Ob hier wohl jemals ein Irdisches Wesen war?

Ich klopfe mir den Rest der feuchten Erde von meinen Kleidern und blicke in Richtung des Sees.

Die Luft, die am Anfang so ruhig und regungslos war, wird nun stärker und entwickelt sich zu einem Luftstrom der über mich hinweg weht. Es ist kein normaler Wind. Während ich wie versteinert dort stehe, erstreckt sich der See vor mir nun komplett Still. Keine Welle, kein Rauschen. Stille. Die Oberfläche ist nun so glatt, dass sie wie eine Eisfläche wirkt in der sich die Welt spiegelt. Im hinteren Teil des Sees kann ich die Silhouette eines Hauses erkenne, das auf Pfählen aus Holz steht. Völlig unberührt, abgeschlossen von der Welt, wie ich sie kenne.

Mein Atem wird schneller. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll, wo lang ich gehen soll, wie ich wieder zurück komme.

ich trete einen Schritt vorwärts und erinnere mich erst jetzt daran, dass das schwarze Moor meine eine meiner Waraji verschlungen hat.

Ich überlege kurz, streife die andere Sandale ab und Klemme sie mir zwischen den Obi. Ich laufe vorsichtig zum still gelegten See. Die Oberfläche ist so klar, dass ich jeden einzelnen Stein und jede einzelne Wasserpflanze erkennen kann. Irgendetwas zieht mich zu dem seltsamen Haus in der Mitte des Sees. Wo soll ich auch sonst hinlaufen?

So bewegen sich meine Füße wie von allein und ehe ich mich versehe, stehe ich mit meinen Fußspitzen im Wasser. Doch das Wasser macht keine Wellen, sondern bleibt klar und bewegt sich nicht. Ich laufe einen Schritt, noch einen und merke, das ich nicht mehr auf dem Grund des Sees, sondern auf etwas anderem laufe. Verdutzt blicke ich nach unten und erkenne Holz unter meinen Füßen.

Langsam hebt sich der Holzboden empor und nimmt die Gestalt einer Brücke an. Ich laufe weiter und genieße den Klang des Holzes, der mit jedem Schritt angenehmer wird und wie der Gesang eines Vogels klingt. Das Holz der Brücke scheint die Feuchtigkeit sofort aufzusaugen, und so bleiben nur winzige Tropfen auf der Oberfläche des Gelb-Goldenen Holzes zurück.
 

Ich komme dem Haus näher.

Mit jedem Schritt mache ich mich frei von allen Gedanken die mich so lange gequält haben. Frei von Angst, Hass, Trauer, Wut, Verzweiflung. Ich horche der Melodie des Bodens.

Beim verlassen der Holzbrücke trete ich nun auf steinigen Sandboden. Ich befinde mich unmittelbar vor dem Haus, das zu atmen scheint und mich wie durch Zauberhand versucht aufzusaugen.

Meine Hand gleitet zur Schiebetür, die den gleichen Farbton der Holzbrücke hat. Langsam und vorsichtig schiebe ich die Tür zur Seite. Ein Windhauch bläst mir entgegen. Der Raum ist vollkommen leer. Der Fußboden ist Mit Bambusmatten übersät. Die Wände sind creme weiß. Ich kann aus den Fenstern zur Weite blicken. Ein Rollbild hängt an der Wand. Darauf die Göttin der Gutmütigkeit zu sehen, Kannon. Als ich mich auf eine der Bambusmatten knie, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Was ist das nur ?

Mein Kopf ist so frei, ich denke nicht an das Leid, an die Verzweiflung und die Schmerzen. Es scheint, als hätte ich alle schlechten Gedanken an diesem Ort gelassen und sie wandeln sich um, können mir nie wieder etwas anhaben.

Während ich dort knie, schließe ich die Augen. So verharre ich in dieser Position und genieße den Moment der Ruhe und Freiheit.

Alles um mich beginnt zu verschwimmen, ist das alles nur ein Traum ?
 

Meine Augen öffnen sich. Ich drehe den Kopf zum Himmel, es wird langsam Tag. Die Blätter der Bäume fallen auf den Boden und ich höre das Rauschen des Baches. Während ich mich aufrichte, halte ich meine Hand gestreckt zum Himmel. Das Licht der Morgensonne fällt auf die Bäume, den Bach, auf mich und wirft weiche Schatten über das Tal.

Dieser Traum. Ja, es muss einer gewesen sein. Ich fasse mir mit der Hand an meine Schulter und drücke fest. Meine Gedanken, die mich so quälten, sie sind nicht mehr da. Einfach verschwunden, aufgesaugt von diesem göttlichen Haus.

Ich glaube, Gedanken und Gefühle können sehr viel mit einem Menschen anrichten, sowohl Gutes, als auch Schlechtes. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und nehme mir alles zu Herzen, selbst wenn ich es nie zugeben mag. So versuche ich meine Tränen ständig zu unterdrücken. Das fühlt sich so an, als wenn man versuchen würde, einen Reiskloß herunter zu schlucken. Es fällt mir nicht leicht, aber ich tue es um meine Schwäche nicht zu zeigen. Um niemandem Sorgen zu bereiten. Um unerreichbar zu sein. Um jemand anderem das Gefühl zu geben er würde mich kennen, obwohl er gar nichts über mich weiß. Dabei ziehe ich mich zurück, will alleine sein und die Schmerzen selber lindern. Der Versuch mit allem alleine klarzukommen. Dann schäme ich mich. Ich bin gesund, habe alles und dennoch fühle ich so. Dennoch kann ich nichts gegen diese Gefühle tun, gar nichts.

Meine Gedanken beeinflussen nicht nur was ich tue, sondern auch, wie ich mich fühle, was ich mache, wie ich mich verhalte. Sie quälen mich. Manchmal versuche ich diese Gedanken einfach abzuwimmeln. Einfach zu verdrängen und nie wieder daran zu denken. Es klappt allerdings nie, alles holt mich wieder ein. Früher oder später. So sammeln sich alle Gedanken und Gefühle und überströmen mich, quellen aus mir heraus, beherrschen mich, lassen mich leiden und fügen mir unendlichen Schmerz zu. Man kann einen Menschen zwar töten, sein Herz endgültig zum Schweigen bringen und ihm körperliche Schmerzen zufügen aber Ich, ich bin schon lange tot. Innerlich tot, zerfressen, Schmerzen die ich täglich aushalte und mit mir herumtrage. Diese Art des Sterbens betrachte ich schlimmer, als die Art des Sterbens, bei der das eigene Herz aufhört zu schlagen. Ich will Herr über meine Gedanken und Gefühle werden. Kalt und ohne Emotionen. Aber sind Gedanken, Gefühle und Emotionen nicht das, was uns Menschen ausmacht ?

Dieses Gefühl der Freiheit, das habe ich gebraucht.

In dem Moment bin ich dankbar.



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