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Kriegszeit

von

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Die Drachenkanone

Der Weg zurück in die Festung dauerte kürzer, als Hiromi angenommen hatte.

Sie waren erst einige Stunden unterwegs, als das Mädchen bereits die äußersten Mauern in der Ferne erblickte. Als sie schließlich das Tor passierten, winkten ihr einige Soldaten zu, die sie als das Mädchen erkannt hatten, das die beiden Metron vernichtet hatte. Hiromi brachte es nicht übers Herz zurückzugrüßen, sosehr saß immer noch die Verbitterung über den Verlust der Kontrolle über Katana in ihren Knochen. Sobald sie in der Burg selbst waren, eilte die kleine Gruppe in den Festsaal, wo sie die Fürsten Occor und Ebeil erwarteten. Erleichtert schloss der Erstere seine beiden Kinder in die Arme.

,,Ich bin froh, dass ihr unversehrt zurück seid!", begrüßte er sie herzlich. ,,Ich habe mir bereits Sorgen gemacht, dass euch Hikari angreifen könnte!"

Hiromi löste sich lächelnd von ihm.

,,Wie du siehst, geht es uns gut! Ist etwas passiert, während wir weg waren?"

Der Fürst verneinte. In diesem Moment betrat auch Sandor den Saal. Sein altes Gesicht hellte sich zusehends auf, als er die fünf junge Leute sah.

,,Wie schön! Ihr seid wieder da, nun brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen, dass Hikari angreift!", meinte er halb im Scherz, halb im Ernst. Dann betrachtete er Eilan neugierig.

,,Und wer ist das?, fragte er freundlich. Die junge Chairi senkte verlegen den Blick, als sich die Blicke aller anwesenden Personen auf sie richteten. Kurz erzählte sie ihre Geschichte, der alle große Beachtung schenkte. Besonders der alte Magier schien sich sehr für sie zu interessieren, ebenso wie er Eilans Interesse weckte.

,,Ihr seid ein wirklich starker Zauberer, nicht wahr?", fragte sie ihn schließlich scheu. ,,Ich spüre eine große Kraft von Euch ausgehen!"

Sandor nickte freundlich.

,,Ich bin tatsächlich sehr stark. Lange nicht so mächtig wie Hikari, aber stark genug um hier ein wenig von Nutzen zu sein.", antwortete er.

Eilan sah ihn bewundernd an. Dann führte Hiromi sie hinaus zu ihrem Zimmer.

,,Ich hoffe, es macht dir nichts aus, das du nicht im selben Stockwerk bist, wie wir", sagte sie entschuldigend. ,,Und obendrein liegt das Zimmer gleich neben Seijis..."

,,Seiji?", fragte Eilan neugierig. ,,Wer ist das?"
 

,,Ich bin das!"
 

Die Mädchen wirbelten herum. Der schlanke, junge Mann kam den Gang entlang, die Hände mit einem arroganten Gesichtsausdruck verschränkt. Er schenkte Eilan ein öliges Lächeln.

,,Wieder eine Freundin dieses...Mädchens? Sie scheint mehr Geschmack im Aussuchen ihrer Freunde zu haben, als sie bei der Wahl ihrer Kleidung beweist."

Sein Blick streifte die etwas schmutzige Hose der Schwertkämpferin, die ihn mit einem tödlichen Blick bedachte. Auch Eilan versteifte sich.

,,Findet Ihr?", fragte sie kühl. ,,Da ich mich Eurer Meinung nicht anschließen kann, möchte ich Euch bitten, mir demnächst aus dem Weg zu gehen!"

Seiji wurde rot vor Wut und warf der Chairi einen nicht minder kalten Blick zu. Dann drehte er sich um und stolzierte davon.

,,Wer war denn das?", knurrte das junge Mädchen, als er weg war. ,,Der war ja vielleicht unsympathisch!"

,,Du sagst es!", seufzte Hiromi. ,,Seiji ist der Sohn des Fürsten Ebeil und glaubt deshalb, alle Privilegien für sich gebucht zu haben. Er ist aber kein besonders guter Kämpfer, sogar Toji würde ihn in einem fairen Kampf besiegen. Außerdem hat er ein Auge auf Hina geworfen und sie ist leider viel zu höflich und nett um ihm Kontra zu geben. Mich hasst er abgrundtief und ich fürchte, dich mag er auch nicht besonders, wo du seinen Stolz so beleidigt hast."

Eilan stampfte trotzig mit dem Fuß auf.

,,Der kann mich mal!", fauchte sie wütend. ,,Ich lege keinen Wert darauf irgendwelche schleimigen Gelfritzen zu gefallen!"

Sprach's, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand in ihrem Zimmer. Hiromi grinste und begab sich ebenfalls auf den Weg in ihr Zimmer. Auf dem Weg dorthin begegnete sie Kaeru, dem sichtlich kalt war.

,,Sag mal, wir haben doch Sommer, oder?", fragte er sie fröstelnd. ,,Wieso ist es dann so verdammt kühl?"

Hiromi kicherte.

,,Kalt, sagst du?", gab sie belustigt zurück. ,,Es ist Spätsommer, fast schon Herbst, aber kalt ist es nicht. Es hat mindestens 15 Grad."

,,Ach wirklich! Mir wird schon ganz heiß!", meinte der Vampir sarkastisch. ,,In den Ostlanden ist es nicht so verflucht kalt! WIR haben im Spätsommer immer über 20 Grad! Und im Sommer bis zu 30, nein, 35 und mehr!"

,,Tja, wir sind halt in den Nordlanden!", erwiderte das Mädchen schnippisch. ,,Hier wird es schon mal kühler. Im Winter hat es hier im südlicheren Teil auch mal -50 Grad, da wo ich herkomme sinkt die Temperatur sogar auf -70 runter. Mich würde mal interessieren, was du dann machst!"

,,Erfrieren!", lautete Kaerus knappe Antwort. ,,Ich weiß schon, warum ich dagegen war bei diesem Krieg mitzumachen!"

,,Wie furchtbar gemein von mir, dich dazu zu zwingen!", meinte Hiromi todernst. ,,Ich werde dir als Entschädigung einen Mantel schenken."

Kaeru sah sie finster an und machte bereits den Mund auf um ihr eine gesalzene Erwiderung an den Kopf zu werfen, als das Mädchen gespielt überrascht rief:,, Jetzt habe ich doch glatt vergessen...!"

Schon sauste sie davon.

,,Wie alt ist die eigentlich?", knurrte der Vampir beleidigt. ,,Fünfzehn? Glaub ich nicht."
 

Hina spazierte die Außenmauer entlang. Sie sang leise vor sich hin, ein Lied das sie nur zu gut kannte und an das sie sich, im Gegensatz zu allem anderen aus ihrer Vergangenheit, noch erinnern wollte, weil sie es mit einer bestimmten Person verband. Sie lächelte gedankenverloren als sie sich sein Gesicht in Erinnerung rief, seine Stimme, sein Lächeln...

,,Hina!"

Das Mädchen zuckte zusammen und drehte sich um.

,,Hiromi, was machst du denn hier?", fragte sie überrascht, aber nicht ärgerlich. Es war vermutlich sowieso am Besten, wenn sie es vergaß, wenn sie alles vergaß...

,,Ich weiß nicht", antwortete die Freundin fröhlich. ,,Ich wollte eben mal spazieren gehen, darf ich das nicht?"

Hina sah das schwarzhaarige Mädchen liebevoll an. Ja, Hiromi war eine wirkliche Freundin, Hiromi würde sie nie so verraten, wie sie es getan hatte...niemals. Ihr Blick verhärtete sich, als sie an das Mädchen dachte, ihre 'beste Freundin', die ihr all das überhaupt erst eingebrockt hatte.

,,Sag, hast du auch so ein seltsames Gefühl im Bauch?", unterbrach ihre neue, beste Freundin Hinas Gedankengänge.

,,Ein seltsames Gefühl?" Erstaunt richtete sich die Aufmerksamkeit des Mädchens wieder auf Hiromi. ,,Jetzt wo du es sagst..." Sie schauderte. ,,Als würde sich etwas nähern..."

,,Dann ist es also keine Einbildung", murmelte Hiromi angespannt. ,,Ich spüre es schon seit einer Weile, konnte es aber nicht zuordnen. Du hast recht, es ist, als würde sich etwas nähern. Etwas Schreckliches. Aber es ist kein Metron. Die fühlen sich anders an."

,,Etwas schrecklicheres als ein Metron?", fragte Hina entsetzt. ,,Das macht mir Angst."

,,Mir nicht weniger", antwortete Hiromi mit dunklen Augen. Ihre Hand umklammerte Katana so fest, dass die Knöchel weiß wurden. ,,Im Gegenteil. Außerdem habe ich das Gefühl..." Sie brach ab.

,,Was?", drängte sie Hina. ,,Was?"

,,Ich habe das Gefühl, als ob ich mit Katana nicht dagegen ankommen könnte", meinte Hiromi leise. ,,Es ist etwas, das man nicht mit Waffengewalt vernichten kann."

Die beiden Mädchen wechselten angstvolle Blicke.

In diesem Moment blies die Fanfare.

Augenblicklich war die ganze Festung in Alarmbereitschaft. Hikari hatte sie immerhin ein paar Tage in Ruhe gelassen, deshalb hatten bereits alle mit einem Angriff gerechnet. Sofort stürmten die Soldaten zu den Mauern und sahen auf die Ebene vor der Burg.

Ein vergleichsweise kleines Heer an Acnaib rückte an. Es war zwar immer noch größer als die Armee der Festung, aber es ließ Hiromi, die mit Hina beiseite gedrängt worden war, hoffen. Vor allem, weil sie nichts ungewöhnliches entdecken konnte - vorerst.

Sie rannte mit Hina zurück zu den zweiten Außenmauern und versuchte dort einen Platz zu finden, an dem man etwas sehen konnte. Schließlich gab sie es auf und rannte zu den Innenmauern, auf denen etwas weniger Soldaten standen. Hina und sie ergatterten einen Platz am linken Turm des Innenhofs. Angestrengt versuchte das Mädchen, etwas zu erkennen, aber außer Acnaib konnte sie nichts Gefährliches ausmachen. Plötzlich schlug sich Hina die Hand vor den Mund.

,,Mein Bogen!", rief sie entsetzt. ,,Ich habe ihn auf der Außenmauer liegen gelassen!"

Sofort rannte sie zurück und ließ ihre Freundin allein auf der Außenmauer stehen. Hiromi konnte den rosafarbenen Schopf der anderen bald auf der Außenmauer erkennen und sie sah ebenfalls, dass das Mädchen nicht mehr zurück konnte. Sie war von den Soldaten eingezwängt. Schließlich winkte sie entschuldigend zu Hiromi hinüber und versuchte sich durch die Reihen der Männer zu schlängeln. Das schwarzhaarige Mädchen wandte sich wieder der Ebene zu. Die Acnaib griffen nicht an, sondern beschränkten sich darauf den Soldaten ein seltsames Geheul und Gebrüll zu schicken, das offenbar wüste Beleidigungen enthielt. Nicht, das sie irgendjemand verstanden hätte, aber die Männer auf den Mauern schrieen und grölten zurück, so laut sie konnten. Glücklicherweise gingen die Einzelheiten der Bemerkungen im Lärm unter, doch einige Wortfetzen die Hiromi verstehen konnte, ließen sie rot vor Scham anlaufen. Wahrscheinlich denkt sich Kaeru jetzt: Hey, DAS kannte ich noch nicht!, wenn er diese...Schimpfwörter... hört, dachte sie bei sich. Dieser Gedanke heiterte sie etwas auf. Langsam beruhigte sie sich wieder, denn von einer drohenden Gefahr war ja glücklicherweise nichts zu sehen. Zumindest bis zu diesem Moment.

Ein zweites, viel kleineres Heer von Monstern war aufgetaucht. Es waren sicher nicht mehr als hundert Acnaib, aber der Anblick ließ Hiromi das Blut in den Adern gefrieren.

Denn in der Mitte der Monster waren zwei Kutschen, die von jeweils vier Anavi gezogen wurden. Die Acnaib scharrten sich um diese beiden Gefährte, als wären sie mit purem Gold gefüllt.

Aber Hiromi wusste, dass sich etwas anderes darin befand, etwas, das sie mit namenlosem Entsetzen erfüllte. Die Soldaten schienen die drohende Gefahr nicht zu bemerken, doch das Mädchen konnte Sandor auf der zweiten Innenmauer erkennen, dessen Gesicht weiß geworden war.

Als die Kutschen herangerollt waren, wurden sowohl die Monster als auch die Menschen still. Neugierig lehnten sich die Männer über die Brüstungen der Mauern um besser zu erkennen, was da vor sich ging.

Aus der ersten Kutsche stiegen zwei junge Frauen. Hiromi erkannte beide, die Größere war Saki, die sie auf Kellyn getroffen hatte und bei der Kleineren handelte es sich um Aylanna, deren Gesicht dem Mädchen von dem Portrait bekannt war, das im weinroten Zimmer hing.

Zwei Srilanki!, fuhr Hiromi durch den Kopf und sie griff schutzsuchend nach Katana. Erneut drehte sie sich zu Sandor um und erschrak. Der alte Mann sah aus wie der Tod selbst. Seine Züge waren grau vor Kummer und das Mädchen wusste, dass der Magier unter all diesen Monster nur Aylanna sah, die Frau, die er geliebt hatte und immer noch liebte und die nun keine Frau mehr war.

Sie wandte sich wieder dem Monsterheer zu und sah mit gerunzelter Stirn, dass die beiden weiblichen Srilanki den Monstern Anweisungen erteilten, die daraufhin ein seltsames Gebilde aus der zweiten Kutsche holten. Es sah weder so schön, noch so gefährlich aus, dass es die Behutsamkeit rechtfertigte, mit der die Monster es herauszogen. Bei näherem Hinsehen erkannte Hiromi, dass es eine Kanone war, die die Form eines Drachen hatte, der allerdings eher hässlich als furchteinflößend wirkte. Dann holten Saki und Aylanna eine Truhe heraus, die mit ein paar grauen Kugeln gefüllt war. Dann gingen die beiden Srilanki zurück zur ersten Kutsche.

Will Hikari jetzt die Festung zerstören?, fragte sich das Mädchen nachdenklich. Das wird nicht funktionieren. Die Mauern sind zu dick, als dass sie mit einer gewöhnlichen Kanone zerstört werden könnten.

Offenbar hatte Hikari genau das vor.
 

Denn in diesem Moment stieg sie aus der Kutsche.

Hiromis Beine gaben nach und sie stützte sich hart auf die Mauer, dennoch wagte sie nicht den Blick von der gefürchteten Zauberfürstin abzuwenden. Sie hatte das Gesicht abgewandt, so dass das Mädchen nur das goldene, schimmernde Haar der jungen Frau sehen konnte. Selbst das reichte allerdings aus um die Männer auf der Mauer zu begeisterten Pfiffen zu veranlassen. Die Fürstin reagierte mit einem nachsichtigen Lächeln, dass die Soldaten aber nicht sehen konnten. Saki verbeugte sich vor ihr und schob eine Kugel in den Lauf der Kanone. Hiromi wollte laut schreien um die Männer auf der Außenmauer auf sich aufmerksam zu machen, doch kein Laut kam aus ihrer Kehle. Tränen traten dem Mädchen in die Augen.

Seht ihr denn nicht!, wollte sie schreien, Wenn Hikari dabei ist, ist es nie und nimmer eine gewöhnliche Kanone! Lauft weg! Rennt so schnell ihr könnt!

Aber sie blieb stumm und könnte nur machtlos zusehen, wie die schöne Fürstin langsam über den Lauf der Waffe strich.

Der Kopf des Drachen erglühte und eine winzige, graue Rauchwolke kam aus seinem Maul. Im nächsten Moment traf Hiromi eine Druckwelle, die sie umgeworfen hätte, wenn das Mädchen nicht mit aller Kraft dagegen gestemmt hätte. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass nicht ein Soldat umgefallen war.

Gut!, dachte sie stolz.Wir können es mit ihr aufnehmen.

Dann schlug die Kugel ein.

Die Menschen, die auf der ersten Außenmauer gestanden hatten, waren von einer Sekunde auf die andere nur noch eine große, rote Masse. Zerfetzte Körper fielen zusammen mit den Bruchstücken der Mauer nach allen Seiten hinunter. Schreie der Angst, der Wut, des Entsetzens ertönten aus allen Richtungen, nur nicht von denen, die getroffen worden waren. Sie hatten nicht mehr genug Zeit gehabt zu schreien.

Hiromi starrte gebannt vor Schrecken auf den Platz auf dem die linke Hälfte der Außenmauer gestanden hatte und schrie erst auf, als sie sich erinnerte, wer dort gestanden hatte.

Hina.

Rasend vor Schmerz und Zorn rannte sie durch die Menge der Soldaten, zu dem Ort, an dem ihre Freundin gestanden hatte. Ein Mann riss sie zurück, sagte irgendetwas, sie machte sich los, lief weiter, fiel hin und sank schließlich schluchzend auf die Knie.

Sie konnte nicht tot sein, sie durfte nicht tot sein, sie war bestimmt weggelaufen, als sie die Kanone gesehen hatte, bestimmt, bestimmt....

,,Sie war doch nicht dumm!", weinte Hiromi. ,,Sie hat sicher bemerkt, wie gefährlich diese Waffe ist, sie kann einfach nicht tot sein!"

Sie richtete sich auf und sah sich mit tränennassem Gesicht um, als erwartete sie, dass Hina gleich auftauchen und über ihre Dummheit lachen würde. Anzunehmen, dass sie gestorben war!

Aber Hina kam nicht.

Hiromi nahm kaum war, dass eine weitere Kugel eingeschlagen war und überall Soldaten wild durcheinander herum liefen und schrieen. Erst als ein Acnaib über die Steine sprang und nach ihr schnappte, stand sie auf und tötete es mit einem Schwerthieb. Ihre Augen waren dunkel vor Schmerz und sie tötete alle Monster die sich ihr in den Weg stellten, als sie zurück hinter die noch sichere zweite Außenmauer rannte.

Entschlossen zwang sie sich, sich zu beruhigen. Sie konnte später um Hina trauern, aber nicht mitten in einem Kampf. Sie verdrängte alle Gedanken an ihre Freundin und schätzte die Lage ab. Hikari hatte nicht allzu viele Kugeln, im Gegenteil, es waren sicher nicht mehr als fünf gewesen. Zwei hatte sie bereits verschossen, blieben also noch ungefähr drei. Das bedeutete, die zweite Außenmauer würde auch verloren gehen und ein Teil der Dritten ebenfalls.

,,Los!", brüllte sie, so laut sie konnte, um die Schreie der Menschen zu übertönen.

,,Auf die vierte Mauer! Auf die Vierte! Lauft oder ihr seid tot!"

Einige Soldaten sahen das Mädchen erstaunt an, dem beim Reden ununterbrochen Tränen über das Gesicht liefen, aber sie verbreiteten die Nachricht und rannten davon.

Eine weitere Druckwelle erfasste Hiromi, doch sie kämpfte nicht dagegen an, sondern ließ los, so dass sie von der Mauer fiel und gerade noch in einem Strauch landete. Hektisch rappelte sie sich auf und lief ein paar Meter weiter, als die dritte Kugel genau an der Stelle einschlug, an der das Mädchen gestanden hatte.

Schützend bedeckte Hiromi ihr Gesicht mit den Armen, als die herunterfallenden Mauerteile sie fast erschlugen. Ein Splitter riss ihren rechten Obenarm auf, doch das kümmerte sie nicht weiter. Ein zerfetztes Bein landete neben ihr, aber das Mädchen stand einfach auf und rannte zur dritten Mauer. Schnell kletterte sie hinauf und für einen Moment konnte sie Hikaris Gesicht erkennen.

Sie schien nicht sehr wütend darüber zu sein, dass Hiromi die Soldaten zurück geschickt hatte, im Gegenteil, ihr Gesicht war völlig frei von Wut. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre Lippen. In Gedanken verfluchte das Mädchen die Zauberfürstin, dann lief sie so schnell wie möglich weiter, hinter die vierte Mauer. Die Tatsache, dass fast niemand auf der dritten Mauer stand, störte Hikari nicht weiter und sie zerstörte auch diese halb mit der letzten Kugel.

Hiromi war fast an der vierten Mauer angelangt, als sie hinter sich das Gebrüll der Acnaib hörte. Sie blieb stehen und drehte sich um, das Gesicht entschlossen und hart.

Es sind nur Acnaib, dachte sie verächtlich. Mit denen werde ich spielend fertig.

Dennoch presste sie nervös die Lippen zusammen, als sie die Horden der Monster sah, die ungehindert über die Reste der Mauern kletterten.

Das Mädchen zog Katana angriffsbereit aus der Scheide und vergewisserte sich, dass sie mit dem Rücken zur Mauer stand. Neben ihr stellten sich Soldaten mit gezückten Schwertern und angelegten Pfeilen auf. Der Anblick der Pfeile erinnerte Hiromi an Hina und sie schluckte hart.

Dann griffen die Acnaib an.

Hiromi tötete wie besessen ein Monster nach dem Anderen, doch es wurde immer schwieriger dem Ansturm standzuhalten. Hikari stand unbeteiligt in der Ferne, umringt von den Anavi und den beiden Srilanki. Sie war zu weit weg, als das man einen Angriff auf sie hätte versuchen können, außerdem wäre das sowieso sinnlos gewesen. Ein weiteres Monster verbiss sich in ihrer rechten Schulter und sie schrie vor Schmerz auf, bevor sie es zerstückelte, doch ihr Schrei ging im Schlachtgetümmel unter. Das Mädchen kämpfte weiter, um sie lagen die Leichen unzähliger Acnaib, doch sie wusste, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Erschöpft vom Laufen, Weinen und Kämpfen konnte sie Katana nur noch mit Mühe hochreißen um ein weiteres Monster zu töten.

Es sind viel mehr, als ich dachte!, dachte sie verzweifelt. Das war bestimmt auch Hikari!

Gerade noch rechtzeitig vernichtete sie ein weiteres Acnaib, das Anstalten gemacht hatte, sich auf sie zu stürzen. Ihr rechter Arm und die Schulter bluteten stark und Hiromi biss die Zähne zusammen, als sie die Flüssigkeit von ihrem Ärmel tropfen sah.

Ich kann nicht mehr!,dachte sie und sie spürte erneut, dass sie weinte. Ich will nicht mehr!

Dann war Kaeru neben ihr und tötete drei Acnaib auf einmal.

,,Du kannst jetzt doch nicht einfach aufhören!", schrie er ihr durch den Lärm zu. ,,Kämpf weiter!"

Das Mädchen richtete sich auf und sah den Vampir durch einen Schleier von Tränen an.

,,Aber das hat doch keinen Sinn!", rief sie schluchzend. ,,Wir können Hikari doch ohnehin nicht besiegen! Hast du gesehen, was sie mit der Mauer gemacht hat? Einfach weggeblasen! Und Hina..." Sie brach ab und trennte einem weiteren Acnaib den Kopf ab.

,,Hina stand doch auf der Mauer!", weinte sie. ,,Sie ist tot! Wir werden alle sterben, weil Hikari einfach stärker ist! Wenn sie mehr Kugeln gehabt hätte, wären wir alle schon tot!"

,,Aber wir sind nicht tot!", antwortete Kaeru wütend. ,,Und ich für meinen Teil habe auch nicht vor zu sterben, klar? Irgendwie werden wir schon gewinnen!"

Hiromi sah ihn erstaunt an, dann nickte sie und kämpfte verbissen weiter. So sah sie auch nicht, dass das Gesicht des Vampirs traurig wurde.

Hina tot? Verdammt, das geht mir nahe..., ging ihm durch den Kopf, dann verdrängte er den Gedanken und versuchte Hiromi etwas zu decken, die nicht mehr im Geringsten auf ihre Deckung achtete, während sie wahllos Acnaib abschlachtete.
 

Hikari beobachtete den Verlauf der Schlacht zufrieden. Um ihre Armee stand es weitaus besser, als um die Gegnerische. Ihre scharfen Augen sahen jeden Schwerthieb, jeden Pfeil so genau, als stünde sie selbst daneben, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich ganz besonders auf Katana. Sie erkannte, dass sich um das Schwert eine Lücke gebildet hatte, da seine Besitzerin die todbringende Waffe offenbar einzusetzen wusste. Es amüsierte Hikari eigentlich mehr, als das es sie gestört hätte, schließlich würde sie diesen Krieg sowieso gewinnen, selbst wenn alle ihre Monster vernichtet werden würden, was sie nicht annahm. Die Besitzerin des Schwerts war offenbar sehr durcheinander wegen dem Tod einer Freundin...tja, von der war wohl nicht mehr sehr viel übrig. Da konnte man aber nichts machen, immerhin hatte sie das Mädchen - Hikari erinnerte sich vage, dass es mit Pfeil und Bogen gekämpft hatte - nicht gezielt getötet, sondern nur die Mauer zerstört. Samt Besatzung natürlich.

Aber egal...sie war eigentlich nur gekommen um die Drachenkanone zu bedienen, nicht, um sich die Schlacht anzusehen. Kundon war dagegen gewesen, dass sie sich den Soldaten zeigte, aber sie hörte nicht in allen Dingen auf ihren zweifellos sehr kompetenten, dennoch aber langweiligen Berater. Leider waren die Kugeln ausgegangen, aber das machte ja nichts. Sie konnte immer noch einen hübschen Knall erzeugen, der den Bewohnern der Festung heute Nacht mit Sicherheit den Schlaf rauben würde. Sie lächelte still in sich hinein.

Etwas abseits standen Saki und Aylanna und beobachteten die Schlacht etwas interessierter.

,,Wir werden gewinnen.", sagte die junge Frau mit dem cremeblonden Haar völlig überzeugt.

,,Mit Sicherheit.", stimmte Aylanna ihr zu.

,,Sieh dir diese läppische Verteidigung an", höhnte die größere Srilanki. ,,Die halten nicht mehr lange durch."

,,Wahrscheinlich", meinte die Andere nachdenklich. ,,Sag, hast du eigentlich auch den alten Mann gesehen, der auf der Mauer stand?"

Erstaunt sah Saki sie an.

,,Ein alter Mann? Wo?", fragte sie verdutzt. ,,Seit wann achtest du auf alte Männer?"

Aylanna lächelte verlegen.

,,Ich weiß nicht. Für einen Moment glaubte ich...jemand bestimmten dort gesehen zu haben." Ihr Blick richtete sich in die Ferne und sie flüsterte einen Namen.

Sakis Augen weiteten sich, doch bevor sie etwas sagen konnte kam die Fürstin zu ihnen hinüber. Beide Srilanki verbeugten sich tief.

,,Worüber redet ihr? Vielleicht über Sandor?", fragte sie spöttisch. ,,Er hilft den Fürsten Occor und Ebeil und er ist ein Arwan- Chairi."

Aylanna und Saki hielten scharf den Atem an.

,,Sandor...", sagte die kleinere Srilanki langsam. In ihr regten sich Gefühle, die sie vergessen geglaubt hatte.

Hikari sah sie an und ein rätselhaftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Dann drehte sie sich um und gab den telepathischen Befehl zum Rückzug.

,,Vorerst lassen wir sie in Ruhe", meinte sie zufrieden. ,,Morgen greifen wir wieder an."
 


 

to be continued
 


 

Autors Comment: Tja....das war jetzt ein kleiner Schock, ne ? Hinas Geheimnis kommt natürlich im nächsten Teil raus, aber, äh, die Ärmste....

Irgendwie ist es mir richtig schwer gefallen das zu schreiben....V___V

Jetzt ist sogar Hikari aufgetaucht und hat die Festung eigenhändig bombardiert...sieh mal an. Hatte ich ursprünglich gar nicht vor. Und auch die Sache mit Hina war anders geplant, aber na ja...

Hoffentlich hat euch der teil trotzdem gefallen^^;;; Ich hab mir echt Mühe gegeben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Juditha
2004-02-16T19:08:06+00:00 16.02.2004 20:08
Tot? Hina?

NEEEEE, oder????

Das is nicht dein Ernst! Ach, quatsch, die lebt sicher noch. Muss sie einfach. T__T

Das Hikari noch mal persönlich aufkreuzt...boah, dass ich das noch erleben darf...*gg*
Die Schießerei und so, war schon ziemlich arg...*mitleidig guck*
Arme 'Männer'....

Cool, dass Aylanna und Saki auch mit dabei sind...^^
Von: abgemeldet
2004-01-16T22:09:48+00:00 16.01.2004 23:09
Dieser Teil war wirklich extrem spannend und mitreißend!

Ich fand ihn klasse, auch wie ausführlich du alles beschrieben hast. Man merkt richtig, wie Hiromi sich immer unbehaglicher fühlt, bis dann im wahrsten Sinne des Wortes die Bombe einschlägt... aber Hina ist natürlich nicht tot, oder? ;) Wir müssen doch noch ihr Geheimnis wissen. Dass Hikari persönlich aufgetaucht ist, hat mir auch sehr gefallen, es war wirklich an der Zeit. Die Gedanken, die sie sich über die Schlacht macht, sind allerdings bezeichnend, für sie ist es echt nur ein Spiel, was?

Und weißt du was? Kaeru und Hiromi sind wirklich ein süßes Paar! Kaeru wird mir immer sympathischer ;)

Great job, write on!
Von:  mitsuki11
2004-01-16T17:56:33+00:00 16.01.2004 18:56
Das kann doch jetzt nicht dein ernst sein oder?

Du kannst doch nicht Hina-lein töten! *schnief*
Das finde ich auch nicht okay!

Fand es auch gut das Hikari auf getaucht ist!

Bin schon gespannt wie es weiter geht!

Mitsuki
Von:  bad_lover
2004-01-16T15:46:02+00:00 16.01.2004 16:46
holla, ich ab den ersten kommi zu dem kapitel, hätt ich nicht geglaubt...

ich fand es cool, dass die hikari persönlich aufm schlachtfeld aufkekreuzt is. endlich trafen die hauptcharas ihre gegenspielerin persönlich. hatt doch auch etwas für sich, nicht?
ich weiß Hinas Geheimnis schon *wuahaha*
aber ich verrats nicht, sonst bringt mich kathrinchen um. oder soll ichs doch verraten??
nein, lieber nicht...
ur traurig, dass mit der Hina. das bombardement war ein bisschen brutal, findest du nicht? so mit den zerfetzten Leichen etc., bäh. oh, die arme Hina...
ich mag die drachenkanone haben. gibts die zum kaufen? wenn ja, wo??
schreib schnell weiter und schick mir die Teile, wenn sie fertig sind, bitte!!!

bad_lover


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