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Cyu Namikaze - Die Geschichte einer Kämpferin

von

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Der gelbe Blitz

Er war schnell. Kaum mehr als ein gelber Blitz. Scharf blitzte die Klinge seines Kunais auf und ich hatte kaum eine Chance auszuweichen. Doch so klein die Chance auch war, mein Bruder hatte mir beigebracht jede noch so kleine Chance zu nutzen. Ich duckte mich und der gelbe Blitz sauste über mich hinweg. Ich spürte noch den Luftzug an meinem Kopf und mein langes, braunes Haar wurde aufgewirbelt und tanzte im Wind. Ich keuchte. Das war mehr als knapp gewesen. Ich merkte wie der Kampf an meinen Kräften zerrte, schließlich hatte mir mein Sensei beigebracht meine Grenzen zu kennen. Ich hatte kaum noch Chakra übrig und ich wusste, dass ich nur noch ein einziges Nin-Jutsu einsetzen konnte, was hieß, dass ich mir eine geeignete Taktik gegen diesen übermächtigen Gegner zurechtlegen musste. Doch mir blieb keine Zeit um lange nachzudenken. Ich hörte das Zischen, das mein Gegner machte, als er wieder auf mich zusprintete. Ich wusste, dass ich nur eine Möglichkeit hatte. Ich bildete mit meinen Fingern einige Fingerzeichen, die ich wohl auch ihm Schlaf beherrschte, so oft benutzte ich mein Jutsu. Als ich zuletzt das Schaf bildete, riskierte ich einen kleinen Blick auf meinen Gegner. Ich hatte Routine im Fingerzeichen bilden und die Kombination für mein stärkstes und liebstes Jutsu beherrschte ich in einer hohen Geschwindigkeit, doch trotzdem hatte der gelbe Blitz einige Meter hinter sich gebracht und bewegte sich noch immer rasend schnell. Ich atmete tief ein. Ich spürte wie sich das Chakra in mir konzentrierte und ich erhöhte diese starke Konzentration, bis jede Faser meines Körpers schmerzte. Dann hielt ich sie, die schmerzen unterdrückend, weiter beobachtend. Ich musste warten und jede Millisekunde, die ich warten musste, lies mein Herz immer schneller schlagen. Das Timing war am wichtigsten bei meinem Jutsu und gleichzeitig war es wohl auch der Grund, der es zu einem Jutsu der Stufe B machte. Mein stärkstes Jutsu, wie gesagt. Dann tat mein Gegner den entscheidenden Schritt. Höchstens fünf Meter war er noch von mir entfernt, höchste Zeit für meinen Angriff. Mit einem lauten Schrei entließ ich das Chakra aus meinem Körper. Es zischte in blauen Flammen aus allen Zellen meines Körpers und entfachte einen gewaltigen Sturm aus scharfen Windklingen um mich herum, die alles verletzten und zerschnitten. Das Chakra wich aus mir und ich merkte sofort die folgende Erschöpfung die alle meine Glieder befiel und mir Kopfschmerzen bereitete. Ich stöhnte. Ich hatte das Chakra wohl nicht richtig kontrolliert und viel zu viel verloren, das könnte mir noch gefährlich werden, wenn mein Angriff nicht sein Ziel erreicht hatte. Einen Moment hielt ich meinen Kopf mit den Händen, gab mir eine Blöße, wie ich sofort merkte und was ich sofort bereute. Es war nur ein Zischen und doch fühlte ich sofort die kalte Klinge, die mein T-Shirt am Rücken leicht anhob. Ein erschreckter Schrei entfuhr meinen Lippen. Er hatte gewonnen, mein Gegner hatte gewonnen. Er hatte mich in einer Lage, in der es für mich kein Entkommen gab, doch der Kampf war ausgegangen, wie es vorrauszusehen war. Natürlich würde er gewinnen. Er würde gegen jeden gewinnen. Schließlich war er der gelbe Blitz von Konoha, der Hokage der vierten Generation, ein Held.

Ich keuchte ein weiteres Mal, dann lächelte ich still und wirbelte auf den Zehenspitzen herum.

„Ach Minato, du hast schon wieder gewonnen.“ Ich fing an zu grinsen und er breitete seine Arme aus. Sofort lies ich mich nach vorne fallen, ohne zu zweifeln, denn ich wusste, dass er mich immer auffangen würde. Er hob mich hoch und wirbelte meinen leichten Körper durch die Luft, sodass es in meinem Magen anfing zu kribbeln, wie als hätte ich Armeisen gegessen.

„Ich weiß, Cyu, aber du hast dich gut geschlagen. Ich bin so stolz auf dich.“, flüsterte er mir in mein Ohr und ich wurde rot und fing an zu strahlen. Egal wie viele Personen in Konoha mir sagten, dass ich das Talent meines Bruders geerbt hatte, war es immer etwas besonderes es von ihm zu hören. Er war schließlich mein größtes Vorbild, die Mauer, die ich immer zu überwinden haben würde und niemals überwinden können würde.

„Ach, ich hab dich lieb.“, sagte ich nur leise und kuschelte mich an seine Brust und er drückte mich fest und erwiderte, dass er mich auch liebte. Ich kicherte. Ich konnte nicht oft genug hören, wie er mir sagte, dass er mich liebte, schließlich war er der einzige den ich noch hatte, denn unsere Eltern lebten schon lange nicht mehr. Ich war bei Minato aufgewachsen und er hatte sowohl meine Mutter als auch meinen Vater ersetzt und sogar, trotz all seiner Verpflichtungen noch die Zeit gefunden mich zu trainieren.

Langsam setzte mich Minato wieder auf die Erde. Ich hatte es auch gehört. Wir sahen uns um und bemerkten die Person, die dort an dem Baum gelehnt stand ungefähr gleichzeitig.

„Sensei, wir müssen los!“, sagte sie gelangweilt und stieß sich von der großen Eiche ab, bevor sie noch ein freundliches „Hallo Cyu“ hinzufügte. Ich lächelte, glücklich über die nette Begrüßung und rief dem Jungen, der bereits wieder auf dem Rückweg war ein ebenso nettes „Hallo Kakashi“ hinterher. Ich winkte noch, aber ich wusste nicht, ob er es noch wahrnahm, so schnell war er wieder verschwunden.

„Na dann, ich muss wohl los. Du weißt, dass Kakashi keine Ruhe geben wird.“ Minato zwinkerte mich an und umarmte mich noch einmal fest: „Ganz viel Glück wünsche ich dir noch für deinen ersten Tag als Anbu! Ich weiß, dass sie alle begeistert von dir sein werden, auch wenn du noch sehr jung bist.“ Dann ließ er mich los und folgte Kakashi schnell um ihn nicht zu sehr zu verärgern. Ich seufzte. Egal was Minato sagte, ich hatte Angst davor ein Anbu zu werden. Es gab zu viele Gerüchte, dass ich es nur wegen meinem Bruder zu dieser Position gebracht hatte, doch ich hatte viel dafür trainiert. Und zusätzlich war ich sehr jung, zu jung, wie einige sagten, doch hatte ich viele Fähigkeiten, die ältere Ninjas bei weitem übertrafen. Dabei war ich erst 10. Ich seufzte. Für meine jungen 10 Jahre hatte ich es weit geschafft, auch wenn ich es noch immer nicht schaffte meinen Bruder zu übertreffen. Langsam sammelte ich die Kunais ein, die ich bei unserem Kampf verstreut hatte und packte sie in meine Tasche. Dann ging ich los. Ich musste mich heute zu meinem allerersten Dienst im Anbuhauptquatier melden und bei dem Gedanken merkte ich sofort wie mein Herz anfing zu rasen. Ich atmete tief durch. „Ein Ninja kennt keine Gefühle und somit auch keine Aufregung. Dritte Ninjaregel!“, sagte ich mir leise und dann ging ich los, noch immer von dieser drückenden Nervosität begleitet.

Kalte Blicke

Die prüfenden Blicke der Anderen brannten sich durch meine Haut direkt in mein Herz. Ich atmete tief durch. Wild pochend schien es mir so, als würde es den einzigen Lärm in der leeren, dunklen Halle verursachen und ich schämte mich dafür die kühle Stille zu durchbrechen. Es war anders als erwartet. Kälter und noch abweisender, als ich es mir je erdacht hatte, waren sie, die Personen hinter den Masken, die Eliteninja, die Anbu, zu denen ich bald gehören sollte. Ich schluckte und sofort zischten weitere Köpfe zu mir herum und durch die kleinen Schlitze in den unterschiedlichen Masken spürte ich die stechend strengen Blicke, die mich abfällig musterten. Wieso musste dieser verdammte Weg nur so lang sein? Ich machte einen schritt nach dem anderen und jeder einzelne meiner Schritte auf dem knarrenden, hölzernen Boden wurde inspiziert und bewertet. Ich fühlte mich durchleuchtet und es war als könnte ich keinen meiner Fehler vor den Anbu verbergen. Und ich verstand, wieso es selten war, dass ein Kind meines Alters zu ihnen stieß. Solch eine Ablehnung war nicht leicht zu verkraften.

Ein weiterer, tiefer Atemzug erlaubte es mir, mich bis zu dem kleinen Tisch am Ende des dunklen Raumes vor zu bewegen und den ablehnenden Blicken den Rücken zu kehren. Des weiteren wurde meine Aufmerksamkeit nun an anderer Stelle erbeten. Ich hob meinen Blick bis ich direkt auf eine rot weiße Löwenmaske sah, durch deren Guckloch ein weder freundliches noch unfreundliches, braunes Auge sah. Diese Gleichgültigkeit beruhigte mich auf eine Weise, die mein Herz dazu veranlasste seinem gewohnten Rhythmus wieder aufzunehmen.

„Wir begrüßen dich hier, Cyu Namikaze, Schwester des Hokage der vierten Generation!“, sagte die tiefe Männerstimme zu mir, die zu dem Mann gehört, der sich hinter der Löwenmaske versteckte, gleichgültig. Gleichgültig, von wegen. So sehr er auch danach klang und so sehr ich auch hoffte, dass er es wirklich ernst meinte mit seiner Gleichgültigkeit, hatte er sich bereits bei dem ersten Satz, den er mir entgegen brachte verraten. Ich ärgerte mich. Schwester des Hokage der vierten Generation, in den Augen der Bewohner des Dorfes würde ich wohl nie etwas anderes sein.

„Ich danke euch!“, erwiderte ich trotzdem widerwillig und neigte meinen Körper leicht nach vorne, nicht zu weit, ich würde mir vor diesen Menschen sicherlich keine Blöße geben. Meine leisen, ja fast geflüsterten Worte hallten durch den stillen Raum und ich fragte mich, wie schlecht die Stimmung bei meiner Einführungszeremonie bei den Anbus wohl noch werden sollte.

„Von nun an stehst du im Dienste der Anbu von Konoha und verteidigst das Dorf und alle seine Bewohner mit deinem Leben!“ Wieder hatte der Mann mit der Löwenmaske gesprochen, mich dabei streng gemustert grade so als würde ich mit meinem Alter noch nicht verstehen, was es hieß diesen Posten zu erhalten. Ich verstand sehr wohl. Ich war reif für meine 10 Jahre, hatte immer reif sein müssen, wegen dem Tod unserer Eltern. Ich nickte langsam und bedächtig.

„Das werde ich tun.“, entgegnete ich so ausdruckslos, wie ich nur konnte und mit einem kleinen Nicken, das mehr Bewegung in den Raum brachte als ich erwartet hätte.

Zuerst standen die Ninja auf, die auf der rechten Seite gesessen hatte, während ich durch ihr Mitte geschritten war. Dann folgten die Ninja auf der linken Seite. Das Rascheln der Kleidung, das sie verursachten, erschien mir fast laut und fast hätte ich mich umgedreht, um eine bessere Sicht zu haben, doch ich erinnerte mich daran, dass mir mein Bruder von hastigen, unbedachten Bewegungen abgeraten hatte. So verharrte ich in meiner Position und blickte weiter zu dem Mann mit der Löwenmaske. Er hatte sich von mir abgewandt, blickte nun zu einer jungen Frau, die neben ihm stand. Ich kannte sie nicht und doch war ich mir sofort im klaren darüber, dass sie kein Mitglied der Anbu war. Sie war zu zart, ungeschaffen dafür zu morden oder zu kämpfen. Sie trug ein langes, zart rosa Kleid, das in weiten Wellen auf den dreckigen Holzboden fiel und dort bei jeder noch so kleinen Bewegung den Staub aufwirbelte. In ihren Händen hielt sie ein Kissen. Ich konnte nicht genau sehen, was sich auf dem Kissen befand, denn der breite Körper des Mannes mit der Löwenmaske verdeckte es, doch ich war mir fast sicher, dass es sich um meine Maske handeln musste.

Als hätten sie alle gewusst, was ich gedacht hatte, nahmen sie plötzlich alle ihre Masken ab. Die rechte und auch die linke Seite, nur der Löwenmann durfte sie auf behalten. Ich wagte einen kleinen, kaum bemerkbaren Blick zur Seite und inspizierte kurz die Gesichter der Ninja, die meinen Weg gesäumt hatten. Ich kannte nicht viele von ihnen. Einige waren mir schon einmal auf der Straße begegnet, doch diejenigen, von denen ich die Namen wusste, konnte ich an einer Hand abzählen. Ich wollte seufzen vor Frustration, doch ich hielt mich zurück. Ein weiterer Tipp, den mir Minato gegeben hatte: Vermeide überflüssige Geräusche! Hätte er auch gleich sagen können: Fall nicht auf, pass dich an! Mir blieb doch kaum etwas anderes über, da ich sonst das Risiko lief, dass die Anbu wie ausgehungerte Haie über mich herfallen würden.

„Mit Annahme dieser Maske wirst du ein vollwertiges Mitglied der Anbu. Die Annahme steht dir aber bis zum letzten Moment frei.“ Als würde ich die Hoffnung nicht spüren, die mit dem letzten Satz mit schwang. Langsam machte es mich wütend. Natürlich hatte mein Bruder mich für den Posten der Anbu vorgeschlagen, doch ich war wirklich nicht schlecht und würde alle mir zugeteilten Aufgaben erfüllen können.

Mit einer raschen, vielleicht sogar ruppigen Bewegung nahm ich dem Löwenmann meine Maske und sah sie mir kurz an. Eine Katze, das passte zu mir. Ein schnelles Tier mit eigenem Kopf und Durchhaltevermögen. Ja, das passte wirklich.

Ohne den anderen Anbu einen weiteren Blick zu würdigen, setzte ich die Maske auf und stellte sofort fest, dass sie perfekt passte. Ich wusste nicht wie sie es geschafft hatte eine solch perfekte Maske für mich zu erschaffen, doch interessierte es mich in diesem Moment wenig. Ich wusste nur, dass es geschafft war. Mit der Maske auf dem Gesicht drehte ich mich langsam zu den anderen Anbu um. Applaus kam auf. Langsam und widerwillig umschlang er mich und trug mich den Weg zurück aus dem Gebäude. Es war üblich, dass die neuen Anbumitglieder nach ihrer Einführungszeremonie den Rest des Tages frei hatten und ich war mir im klaren darüber, dass dies nur gemacht wurde, um den anderen Anbu die Möglichkeit zu geben gewonnen Informationen über das neue Mitglied auszutauschen. Das ängstige mich wenig. Mein Ruf konnte kaum noch schlechter werden und doch wusste ich, dass ich die Anbu niemals verlassen würde. Es war der Wunsch meines Bruders gewesen und wenn es der Wunsch meines Bruders war, dann würde er auch in Erfüllung gehen. Ein Minato Namikaze erhält nämlich immer was er will.

Eine Vorzeigemutter

Es war wärmer als ich es in Erinnerung hatte. Fast schon schwül, dennoch immer noch angenehm. Die Sonne erhitzte mein kühles Gesicht und ich atmete tief durch, um durch die wohlig warme Luft meinen Körper zu erwärmen. Ich stand direkt vor der Tür des Anbu-Hauptquartiers, direkt vor der Abneigung der Ninja, mit denen ich mehr als die Hälfte meines Lebens verbringen würde. Wie einfach es wäre zu gehen und nicht mehr zurückzukehren, dachte ich mir im Stillen und ein kleines Lächeln zierte mein Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf und lachte über mich selbst, über diese unsägliche Dummheit, die ich zu begehen begann und war mir sicher, dass ich es bereits im Laufe des folgenden Tages bereuen würde, wenn ich auf meine erste Mission als frisch gebackenes Anbumitglied geschickt werden würde. Ich seufzte. Was nützten mir solche Gedanken?

Langsam und bedächtig ging ich los. Ich wollte nach hause, der einzige Ort, an dem ich wirklich willkommen war. Ich brauchte jetzt die Nähe von Kushina, ja, ich brauchte jetzt einer Mutter, die mir erzählte, das alles gut werden würde. Ich spürte, wie mir eine Träne die Wange hinab lief und ich wischte sie wütend mit dem Handrücken weg, doch kaum war die erste Träne verschwunden, folgten weitere. Wütend über mich selbst, solch eine Schwäche zu zeigen, versuchte ich sie zurückzuhalten, doch sie schienen stärker zu werden, je mehr ich gegen sie ankämpfte. Ein Gegner gegen den ich keine Chance hatte.
 

Der Weg zu dem großen Haus, das einst unser Vater erbaut hatte war nicht lang. Das Haus in dem ich lebte, lag weit an den äußeren Stadtmauern von Konoha, in der Nähe des Uchiha-Gebietes und nah einer riesigen Bäckerei, die laut Minato die allerbesten Mohnküchlein machte, die er je gegessen hatte. Es war ein schönes, aber altes Haus, viele Zimmer, eine riesige Terrasse und ein großer Garten, in dem Kushina und ich viele wunderschöne Blumen angepflanzt hatte, die jetzt langsam anfingen zu blühen und Farbe in unsere Alltag brachten und jedem, der an unserem Haus vorbeiging, ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Ich zog einen kleinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die weiße Eingangstür.

„Ich bin zu hause!“, rief ich laut und wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht.

„Ich bin hier!“, hörte ich zur Antwort und machte mich sofort auf in Richtung Küche. Es war Mittag und sie würde mir bestimmt ein Essen bereitet haben. Das tat sie immer.

„Wie war es?“, fragte sie mich, als ich grade einen ersten Schritt in die Küche gemacht hatte. Ich seufzte und verzog meinen Mund zu einem hässlichen Lächeln: „Es ging..“ Kushina, die mir bis zu eben jenem Moment den Rücken zugekehrt hatte, drehte sich um. Man sah, wie sie mich kurz musterte, dann schritt sie zu mir. Sorgsam klopfte sie sich ihre Hände an der langen weißen Schürze ab und kniete sich vor mich.

„So schlimm?“, fragte sie leise. Ich nickte langsam und wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. Sie schloss mich liebevoll in ihrem Arme und streichelte mir über den Hinterkopf. Sie war wie eine Mutter für mich, bei ihr fühlte ich mich geborgen.

„Es wird alles gut. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir wehtun. Du bist stark und wir alle wissen, dass du alles schaffen kannst, wenn du nur willst“ Ich schluchzte hemmungslos und presste mich fest an ihre Schulter. Ich wollte nicht, dass sie mich losließ, nie mehr. Ich wollte nicht diese Sicherheit verlieren, die sie mir gab und diese Liebe, die ich nur bei ihr spürte. Sie wäre eine Vorzeigemutter, gefühlvoll und aufmerksam, aber sie und Minato wollten kein Kind. Sie hatten mich und ich war froh darüber, dass ich sie allein für mich behalten konnte.

Nach einigen Minuten ließ sie mich los.

„Besser?“, fragte sie mich mit einem liebevollen Lächeln und ich nickte erleichtert.

„Woher.. woher wusstest du das?“, krächzte ich noch immer von Schluchzern geschüttelt. Kushina grinste breit.

„Du hast geweint!“, sagte sie mir und tippte vorsichtig mit einem Finger gegen meine Stirn: „Deine Augen sind rot wie Tomaten!“ Sie fing an zu lachen und ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Sie gab mir noch immer lachend einen Kuss auf die Wange und begab sich wieder an den Herd.

„Es gibt heute Ramen“, erklärte sie mir und ich setzte mich an den Tisch. Kushinas Ramen waren immer gut, ihr Glanzgericht könnte man sogar sagen. Nach und nach heiterte sich meine Stimmung auf. Kushina hat Recht, ich würde jede Herausforderung bewältigen können, wenn ich nur sie und meinen Bruder an meiner Seite hatte.
 

Der Brief lag bereits früh am nächsten Morgen vor unserer Tür. Ich hatte die Schritte gehört, die ihn gebracht hatten und machte mich sofort auf, um ihn ins Haus zu bringen und dort zu öffnen. Ich wusste, dass er für mich war, hatte ihn bereits erwartet. Das Siegel, das sich auf der rechten Ecke des Umschlags befand, verriet mir von wem er war und was er enthielt. Es war meine erste Mission als Anbu.

Ich ließ den weißen Umschlag auf den Tisch fallen, setzte mich auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. Ich wusste, dass ich es musste und doch wollte ich den Brief nicht öffnen.

„Wenn das da vor dir eine Briefbombe ist, schmeiß ihn bitte gleich aus dem Fenster!“ Ich blickte auf und sah Kushina in die Küche kommen. Sie grinste mich an und schmiss sich fröhlich auf einen der Stühle neben mir.

„Dein erster Auftrag?“, fragte sie dann schon ernster und ich hielt ihr den Brief vor die Nase, sodass sie das Siegel betrachten konnte. Mitgefühl stahl sich in ihre Augen und ich seufzte.

„Ich werde dann mal losgehen.“ Ich erhob mich langsam und gab Kushina einen Abschiedkuss auf die Wange, während meine Gedanken bereits das Anbu-Hauptquartier erreicht hatten.

Nicht der Rede wert

Die Mission klang eigentlich leicht. Die Nuke-Nin finden und ausschalten, mehr war es nicht. Wir waren zu acht. Zwei Viererteams, genauso wie es üblich war. Sie waren laut der Angaben, die uns Meister Sarutobi persönlich überbracht hatte, lediglich zu viert. Eine Kleinigkeit also, eine Mission, die kaum der Rede wert war.

Ich war dem zweiten der beiden Teams zugeteilt. Dem Team, das sich erst zurückhalten würde, die Rückendeckung, das Team, das bei unserer Rückkehr keinerlei Anerkennung erhalten würde. Ich meckerte nicht. Es hätte mir nichts gebracht und tief in mir drin war ich froh darüber mich zurückhalten zu dürfen. Außerdem mochte ich mein Team. Es bestand aus einem zusammengewürfelten Haufen von Shinobis aller Altersklassen. Da war ich, die Jüngste unter ihnen und ein Mädchen mit blonden, langen Haaren und blauen Augen, die kaum fünf Jahre älter war als ich. Dann gab es noch diesen Mann. Er brachte mir mehr Abneigung entgegen, als ich es je bei einer anderen Person erlebt hatte und versuchte gar nicht erst sie zu überspielen. Er war mir unheimlich mit seinen fast schon schwarzen Augen und den langen Narben, die sich über seinen ganzen Körper zogen. Ich hatte ihn nie reden gehört, mit niemandem, aber immer wieder warf er mir heimliche Blicke zu und verzog angewidert das Gesicht, grade so als würde ich stinken. Der letzte Mann in unserem Team war Gou. Er war ein alter Mann, mindestens 60, aber er bewegte sich als hätte er die 100 bereits überschritten. Ich wunderte mich, wieso ein alter Mann wie er noch immer auf solch gefährliche Missionen geschickt wurde und ich wurde den Verdacht nicht los, dass es nur darum ging ihn auf legale Weise loszuwerden. Ich mochte ihn. Er war einer der wenigen, die mich nicht schräg von der Seite ansahen oder verachteten und das machte ihn sympathisch. Aber auch er sprach nicht viel. Vielleicht lag es am Wetter. Der Himmel hatte sich verdunkelt und es hatte angefangen zu regnen. Der Schlamm spritzte an uns empor, als wir über den durchweichten Boden rannten und besprenkelte unsere Kleidung. Ich war bereits völlig durchnässt. Meine Kleidung hing schwer von meinen Gliedern und die Feuchtigkeit gepaart mit dem kalten Wind ließ mich frieren. Zum Glück war der Weg nicht weit. Es war ein kleines Dorf, nah Konoha, das Hilfe angefordert hatte und wir hatten bereits ein gutes Stück Weg hinter uns gebracht.
 

Wir wussten nicht, was uns erwartete. Zwar hatte jeder von uns im Stillen spekuliert, aber wahrscheinlich hatte sich niemand etwas so Schreckliches ausgemalte, wie das was wir vor fanden. Es war dunkel. Das ganze, kleine Dorf war in schwarzen Rauch gehüllt und verwehrte uns jeglichen Blick auf das, was auf uns zukommen sollte. Es roch nach Feuer und Tod. Es stank nach Blut und ich musste mir die Nase zuhalten, als wir langsam und vorsichtig die ersten Schritte vorbei an der gewaltigen Stadtmauer machten.

„Seid wachsam!“, flüsterte ein Ninja aus Team eins und schritt uns allen voran. Was wir sahen ließ unseren Atem stocken. So schwer es auch war etwas zu sehen so sahen wir doch genug, um uns ein Bild davon machen zu können, was hier geschehen war. Hier hatte ein Massaker stattgefunden. Die toten Körper lagen überall verteilt. Mit verrenkten Gliedern saßen einige von ihnen noch auf Stühlen, andere hatte wohl versucht die Flucht zu ergreifen und waren auf dem Weg ermordet worden.

Direkt vor meinen Füßen lag ein Mann. Er war vielleicht 25, hätte noch mindestens die Hälfte seines Lebens vor sich gehabt. Langsam ließ ich mich neben ihm nieder. Widerwillig betastete ich seinen Hals, versuchte einen Puls zu finden, aber vergeblich. Die Augen des Mannes waren leer und sein Körper war bereits kühl. Dabei sah man ihm die Geschehnisse gar nicht an. Seine Kleidung war zwar staubig, aber nicht blutgetränkt, wie es bei einigen anderen Leichen der Fall war und sein Körper wies keine größeren Verletzungen auf. Nur zwei kleine Einstiche unterhalb seines Kiefers. Gift, vermutete ich. Mit einer vorsichtigen Handbewegung schloss ich dem Mann die ausdruckslosen Augen. Ich konnte nicht mehr für ihn tun, als seine Augen vor dem Leid zu verschließen.

Langsam kroch ich weiter. Ein junge Frau befand sich neben mir, den Kopf Richtung Boden gedreht. Ich hockte mich neben sie, hoffte auf ein Lebenszeichen, denn auch sie schien unverletzt. Zögernd legte ich eine Hand auf ihre staubbedeckte Schulter. Ihre Haut war warm. Ich spürte den Unterschied genau. Ein kleiner Funke Hoffnung keimte in mir auf und mit aller Kraft zog ich die Frau auf den Rücken. Starr blickte sie gen Himmel. Auch ihre Augen war leer und kalt. Auch sie war bereits verstorben. Ich seufzte traurig. Wer konnte nur etwas so schreckliches anrichten? Ich glaubte nicht an Überlebende. Die Killer waren zu gründlich gewesen, als das jemand hätte entkommen können. Ich schloss auch der Frau die Augen und blickte mich um. Auch meine Teamkollegen suchten nach Überlebenden, aber an ihren Bewegungen erkannte ich, dass auch sie bereits aufgegeben hatten.

Plötzlich hörte ich etwas vor mir. Sofort spannte sich mein Körper an. Eine Berührung an meinem Bein und ich wirbelte herum, bereit mich sofort zu verteidigen. Ich zog ein Kunai. Die scharfe Klinge blitzte in dem spärlichen Licht des Mondes, das den dichten Rauch überbrücken vermochte. Ich wollte aufspringen, aber eine plötzliche Bewegung vor mir hielt mich zurück. Eine Hand umgriff mein Handgelenk und hielt mich eisernem Griff. Alle Luft entwich meinen Lungen und ich keuchte vor Schreck. Sie hielt mich fest. Sie, die Frau, die ich vor wenigen Sekunden für tot erklärt hatte. Sie röchelte und ein kleiner Schwall Blut ergoss sich aus ihrem Mund. Sie hustete leise und schwach.

„Sie brauchen Hilfe!“, flüsterte ich ihr panisch zu und wollte mich aus ihrem Griff hinauswinden und mich erheben.

„Nein..“, krächzte sie. Ihr Stimme war kaum vernehmbar, schwach, so als hätte sie mehrere Wochen nichts getrunken und heiser, als hätte sie monatelang geschrien. Ihr Griff verstärkte sich.

„Sie werden sterben, wenn ich nichts tue!“, entgegnete ich hektisch, darauf bedacht endlich von ihr los zukommen. Sie zog mich näher zu sich heran. Kaum ein Zentimeter Luft ließ sie zwischen unseren Gesichtern. Leise, mit dieser unsäglich überanstrengten Stimme fing sie an zu sprechen und ich drehte meinen Kopf leicht und ihr Worte besser vernehmen zu können.

„Sie nahmen uns unsere Kinder“, sagte sie: „sie wollten nicht, dass irgendwer erfuhr, wer sie sind... sie warnten uns still zu sein, aber es waren doch unsere Kinder.“ Sie fing an zu weinen. Leicht schüttelten ihre Schluchzer ihren geschundenen Körper und trugen sie ein bisschen weiter fort von hier. „Wir mussten Konoha informieren.. es war doch unsere einzige Chance.“ Traurig sah sie mich an. Elendig und schuldbewusst. Plötzlich wandelte sich ihr Ausdruck. Angst stahl sich in ihre großen, reinen Augen und nahm die Trauer mit sich. „Dann kam er“ Sie kniff ihre Augen zusammen. Grausame Erinnerungen hatten sie in ihren Bann gezogen und hielten ihren Geist gefangen. Sie zitterte. Der Druck auf meinem Handgelenk wurde stärker. Als sie auf einmal ihre Augen aufschlug war es anders. Sie sah mich an. Ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass sie wirklich da war, hier in der Realität. „Wenn er kommt, dann kämpfe nicht, flieh...!“, hauchte sie mir in mein Ohr. Dann hustete sie ein weiteres Mal. Kleine Blutspritzer entsprangen ihren roten Lippen. Sie keuchte. Ihr Körper wand sich auf dem dreckigen Boden. Ein weiteres Keuchen. Schwach schnappte sie nach Luft. Ein Rasseln entwich ihrer ausgedörrten Kehle. Ein Gurgeln. Stille. Schwach fiel ihre eben noch so starke Hand auf den Boden.

Ich schnappte nach Luft. Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wange liefen, aber es interessierte mich nicht. Mit aller Kraft, die mir zur Verfügung stand, robbte ich nach hinten. Weg von ihr. Weg von dem ganzen Tod. Mit meiner Hand stieß ich an etwas hartes. Panisch drehte ich mich um und blickte in ein weiteres leeres Gesicht. Ich schrie, vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich wollte das hier nicht mehr sehen. Meine Hände stanken nach Blut. Erinnerten mich an das Gesicht der Frau, als sie mich mit diesen aufgerissenen Augen angestarrt hatte. Erinnerten mich an ihre Furcht und an ihre Qualen, bis sie letztendlich starb. Aber ich wollte nicht erinnert werden. Übelkeit begann in mir aufzukeimen und ich musste schlucken um mich nicht sofort zu übergeben. Von überall beobachteten sie mich. Ihr kalten, toten Blicke verfolgten jede meiner Regungen. Ihre geschundenen Stimmen klagte mich traurig an. Wieso war ich nicht hier gewesen um sie zu retten?

Der Himmel weinte mit mir. Schwere Tropfen vielen auf mein Haupt und vermischten sich mit meinen Tränen. Er deckte die Toten zu, reinigte sie von Staub und Blut. Und säuberte sie von all dem Leid, das sie ertragen mussten, um sie rein zu machen für die Reise.

„Die Dreckskerle wussten, das wir kommen und haben alle Informationsquellen beseitigt!“, fluchte der Mann aus Team eins. Er stampfte fest mit dem Fuß auf den nassen Boden und der Schlamm spritze nur so durch die Luft.

„Das kann nicht sein.“, erwiderte die Blondine aus meinem Team ernst: „Woher sollten sie...“ sie stockte. Langsam schüttelte sie ihren Kopf und verzerrte ihr schönes Gesicht zu einer panischen Maske. „Das kann nicht sein!“, wiederholte sie leise, mehr um sich selbst zu überzeugen. Wir alle wussten, dass es keine andere Möglichkeit als diese gab. Fluchend wandte sie sich ab, ging in Richtung Stadtmauer und schlug mit all ihrer Kraft dagegen. Sie schrie. „WER VON EUCH ARSCHLÖCHERN WAR ES?“ Sie hatte begonnen zu weinen. Wutverzerrt blickte sie uns an. Sie durchleuchtete uns, alle der Reihe nach, um denjenigen zu finden, der Schuld war an all dem Leid um uns herum. „ICH WERDE EUCH ALLE TÖTEN, WENN IHR MIR NICHT SAGT, WER VON EUCH ES WAR!“, fauchte sie uns an und zuckte bedrohlich ihr Messer.

„Du wirst sterben, bevor du nur einen von uns getötet hast.“, entgegnete der Mann aus Team eins. Sie fluchte noch einmal laut, schien aber zu verstehen. Widerwillig steckte sie ihr Messer ein und beäugte uns misstrauisch. Auch ich wagte es auf zusehen. Langsam und aufmerksam betrachtete ich sie alle der Reihe nach. So uneinig wir uns auch darüber waren wer es getan hatte, so waren wir uns doch einig darüber, dass es jemand getan hatte. Ich blickte ihn die starren Gesichter der anderen. Sie wussten genauso wenig wie ich, was wir nun tun sollten. Es gab keine Regeln für diesen Fall und uns war klar, dass eine falsche Entscheidung den Tod aller bedeuten könnten. Denn es gab jemanden hier in der Gegend, der es schaffte ein ganzes Dorf auszulöschen und wir ahnten bereits, dass er auch vor uns keinen Halt machen würde. Und was noch viel gefährlicher war: Mitten unter uns befand sich eine Person, die anscheinend stetig in Kontakt zu dem Mörder stand und ihn über jeden unserer Schritte informierte.

Der Anfang vom Ende

Schwitzend lehnte ich mich an die kratzige Rinde des großen Baumes hinter mir. Erschöpft legte ich den Kopf in den Nacken und konzentrierte mich darauf meine Atmung zu normalisieren. Wir waren lange gerannt. Mindestens zwei Stunden ohne eine einzige Pause. Eine große Fläche hatten wir so bereits abgesucht, aber jetzt brauchte mein ganzes Team eine Pause, auch wenn wir unser Soll bei weitem noch nicht erfüllt hatten. Der Plan hatte sich kaum geändert. Die Teams hatten sich getrennt, suchten eigenständig nach den mörderischen Nuke-Nin. So hatte wenigstens ein Team eine Chance. Alle hatten das Risiko auf sich genommen. Das Risiko, dass der Verräter unter ihnen war, sie verriet und sie alle sterben würden. Es war die Pflicht eines Anbus sein Leben für eine Mission zu geben und doch war niemand überzeugt gewesen von dem Plan, der wahrscheinlich vier von uns das Leben kosten würde.

„Iss etwas!“ ich öffnete langsam meine müden Augenlider und blickte nach rechts. Gou hatte sich zu mir gesellt und hielt mir eine trockene Scheibe Brot hin. Ich nahm sie dankend an. Ich genoss sie als wäre es ein Festmahl solch einen Hunger hatte ich. Gou beobachtete mich still. Es machte mich ein wenig nervös so durchleuchtet zu werden, aber ich wagte es nicht etwas zu entgegnen, solche Angst hatte ich ihn zu vergraulen.

„Es tut mir Leid für dich, dass du direkt auf solch eine Mission geschickt wurdest.“, sagte er plötzlich: „Du musst wissen, ich habe schon viele Missionen für die Anbu erledigt, aber eine Mission von diesem Ausmaß ist selten.“ Mitleidend lächelte er mich an. Sein müden, alten Augen fixierte die meinen, fesselten ihren Blick und lasen aus ihnen . Ich fragte mich, was sie ihm über mich erzählten, aber ich ging davon aus, dass es nichts schlechtes war.

„Du hast die gleichen Augen, wie dein Bruder.“, meinte er und ich musste unwillkürlich lächeln. Ja, er hatte Recht. Unsere azurblauen Augen lagen in der Familie. Selbst mein Vater hatte eben diese gehabt. Kurz schwelgte er in seinen Erinnerungen, dann erhob er sich mit knackenden Knochen.

„Wir halten immer zu zweit Wache.“, rief er den anderen zu: „So ist garantiert, dass wir nicht hinterhältig im Schlaf getötet werden können.“ Er ging zu den anderen, die bereits ihre Schlafplätze hergerichtet hatten. Ich folgte ihm widerwillig und tat es ihnen gleich.

„Am besten schlafen das Baby und der Opa.“ Gehässig sah der unheimliche Shinobi mit den schwarzen Augen uns an und lachte. Es machte mich wütend, dass er mich so nannte und ich sog die Luft ein und setzte zu einer Entgegnung an, als sich Gou vor mich stellte.

„In Ordnung.“, erwiderte er nur und ich verstand, dass er Recht hatte. Mit einem Seufzer gab ich mich geschlagen. Ich brauchte den Schlaf, um meinem Körper wieder genügend Energie zu Verfügung stellen zu können. Müde kuschelte ich mich in meine Decken und schloss die Augen. Erst jetzt merkte ich, wie erschöpft ich eigentlich wirklich war. Ich gähnte herzhaft und dreht mich auf die Seite. Dann schlief ich auf der Stelle ein.
 

Ich träumte nicht. Sah lediglich diese große schwarze Fläche, diese Leere, die meinen Körper ergriffen hatte. Doch da war dieser Duft. Er umgab mich und ich sog ihn mit Freude ein. Er war angenehm, erinnerte mich an Freiheit. Er war mir vertraut und brachte mir Erinnerungen an Konoha. Ich konnte ihn nicht wirklich zuordnen, aber er gefiel mir. Er roch männlich, ließ mein Herz schneller schlagen und mich still lächeln. So viel ich konnte inhalierte ich den Geruch und prägte ihn in jeder Zelle meines Körpers ein. Er erwärmte mich von innen heraus und nahm mir einen Teil meiner anhaltenden Furcht. Er brachte mir diese Geborgenheit und fast spürte ich leichte Berührungen an meinem Rücken, die sich langsam zu meinem Hals tasteten. Plötzlich wurden die Berührungen stärker, wurden unangenehm und brutal. Ein stechender Schmerz ließ mich auffahren. Warmes Blut lief an meinem Hals hinab und tropfte auf die Erde. Erschrocken wirbelte ich herum und blickte in zwei schwarze Augen.

Der unheimliche Mann lag direkt über mir. Grausam lächelte er mich an, in seiner rechten Hand blitzte ein scharfes Messer auf. Ich spürte seinen angestrengten Atem auf meiner Haut, fühlte seinen Schweiß, der in kleinen Tropfen von seinem angespannten Körper fiel.

Ich brauchte einige wenige Sekunden, um zu verstehen in was für einer brenzligen Situation ich mich befand. Er war der Verräter. Und jetzt wollte er uns alle umbringen. Ich spannte meine Muskeln an und mit aller Kraft die ich hatte trat ich dem grausamen Mörder in den Magen. Ich schleuderte ihn von mir und mit einem lauten Aufschrei landete er auf dem Rücken. So schnell mein Körper es zuließ sprang ich auf. Mit einer fließenden Bewegung brachte ich mich in Abwehrstellung, grade noch rechtzeitig, schon war er wieder bei mir. Seine Klinge sauste scharf an meinem rechten Ohr vorbei und er grinste hämisch. Erschreckt duckte ich mich, ein Fehler wie sich herausstellte. Mit voller Wucht knallte ich gegen einen Baum. Mein Kopf wurde nach hinten geschleudert, prallte an den Baum und ließ mir Sternchen vor meinen Augen erscheinen. Mir wurde schlecht. Ich würgte und erbrach mich neben meinen Füßen. Ich keuchte. Immer wieder wurde mir schwarz vor Augen und alles verschwamm. Nur schemenhaft nahm ich den Shinobi war, der auf mich zu kam. Ich erkannte nicht einmal das Messer, das er noch immer in der Hand hielt. Meine Beine wurden weich. Langsam sackte ich zusammen. Ich kämpfte darum bei Bewusstsein zu bleiben, doch immer wieder wurde alles um mich herum schwarz. Ich krallte meine Hände in die Erde. Ich musste kämpfen, es war meine Pflicht zu kämpfen. Immer näher kam mir der unheimliche Shinobi, mit jeder Sekunde, die ich mit mir selbst ringen musste, überbrückte er einige Meter. Ich keuchte. Drückte mich hoch, versuchte auf meinen schwachen Beinen halt zu finden. Ich zog mein kleines Messer hervor. Zitternd streckte ich es ihm entgegen und grub die Finger meiner anderen Hand tief in die Rinde des Baumes. Tief atmete ich ein. Nach und nach wurde das Bild wieder klarer, aber die Stärke wollte und wollte einfach nicht in meinen Körper zurückkehren. Ich erblickte einen Körper links. Verrenkt lag er auf dem Boden, umgeben von einigen roten Pfützen.

„Hey..“, keuchte ich in die Richtung des leblosen Körpers. Eigentlich erwartete ich keine Regung, doch der Wunsch nach Rettung war größer, als mein Sinn für die Realität.

Mit jeder Sekunde, die ich am Leben blieb, wurde mein Blick wieder klarer und meine Gedanken ordneten sich langsam. Ich erkannte den Körper. Es war das junge, blonde Mädchen, das dem unheimlichen Mann zum Opfer gefallen war. Ich wendete mich von ihr ab. Ich konnte ihr nicht mehr helfen und ich wusste, dass ich meine Aufmerksamkeit, meinem tendenziellen Mörder zuwenden musste. Aber noch immer wollte mein Körper nicht bewegen. Er belächelte mich. Mein vorgestrecktes Messer stellte für ihn keine Gefahr dar. Seufzend gab ich ihm Recht. Im Moment war es keinerlei Hindernis für ihn.

Ich sah seinem Körper an, dass er sich auf den letzten Angriff vorbereitete. Die Muskeln spannten sich an und in sein Gesicht trat eine unheimliche Mordlust. Ich hatte Angst. Plötzlich sprang er. Mit einem gewaltigen Satz überbrückte er die letzten Meter und riss sein Messer nach vorne. Eine schnelle Handbewegung rettete mir das Leben. Ich drückte sein Messer nach links und es durchdrang meine Schulter, durchschnitt die Muskeln, aber verfehlte mein Herz. Der Schmerz durchdrang meinen ganzen Körper. Unbeweglich fiel mein Arm zur Seite. Blutströhme liefen an ihm hinab. Warm tropfte das rote Nass von meinen Fingern und bildete große Pfützen zu meinen Füßen.

„Das war gar nicht mal schlecht.“, fluchte mein Gegner böse grinsend und entzog sein Messer meinem Körper. Ich schrie, so stark war der Schmerz, den er hinterließ.

„Wieso .. tust du das?“, brachte ich keuchend, mit brüchiger Stimme hervor. In meine Augen waren Tränen gestiegen, machten die Umgebung wieder verschwommen.

„Er hat mir Unsterblichkeit versprochen.“, strahlte er mich an. Seine Augen weiteten sich und er starrte mich an. „Unsterblichkeit!“, keuchte er glücklich: „Wer will das nicht?“ Er holte wieder mit seinem Messer aus und ich sah ihm an, dass er bereit war wieder zuzustoßen.

„Er?“, fragte ich verwirrt und er fing an zu lachen. Wissend öffnete er den Mund, setzte zu einer Antwort an, als er plötzlich erstarrte. Seine Augen waren vor Schreck weit geöffnet, sein Mund formte noch immer seine ersten Worte. Entsetzt starrte ich ihn an. Er ließ sein Messer sinken und dann fiel er vor mir auf die Knie. Dann sackte er tot in sich zusammen. Vor mir stand Gou, seine Hand blutbeschmiert.

„Du hast ihn getötet!“, stotterte ich vor mich hin und blickte ihn erleichtert an. Doch mit meiner Erleichterung kamen auch die Schmerzen. Ich stöhnte und meine Hand schnellte zu meiner Wunde um den Blutfluss zu stoppen, doch bald trat die rote Flüssigkeit durch meine Finger hindurch.

„Geht es dir gut?“, hörte ich die schwache Stimme von Gou über mir und ich nickte.

„Ja, ich werde es überleben.“, antwortete ich.

„Gut.“, flüsterte er: „Ich brauche dich nämlich lebendig!“ Langsam, überrascht von seinen Worten blickte auf. Ich verstand nicht genau, was geschah, aber bereits nach wenigen Sekunden war mir klar, dass es sich hierbei um nichts Gutes handeln konnte. Ich erhob mich angestrengt und beobachtete genau, was geschah. Gou, der liebenswerte Mann, der immer freundlich und gutmütig gewesen war, hatte sich verändert. Graumsamkeit prägte sein Gesicht und er grinste auf eine bösartige Art und Weise. Ich war verwirrt. Hatte ich ihm nicht vertrauen können? Dann hob Gou eine Hand und führte sie zu seinem Gesicht. Mit einer plötzlichen Bewegung riss er an seiner Haut und ich schrie auf. Langsam löste sich das falsche Gesicht. Die vom Alter geprägten Gesichtzüge schwanden und ein neues Gesicht trat an dessen Stelle. Es war das Gesicht einer Schlange. Ein grausames Gesicht. Ein Gesicht, das jedem in Konoha bekannt war.

Plötzlich machte alles einen Sinn. Die kleinen, punktartigen Verletzungen an den Leichen und die Rede von der Unsterblichkeit. Ich zitterte.

„Wenn er kommt, dann kämpfe nicht, flieh..!“

Langsam und vorsichtig machte ich ein paar Schritte zurück. Dann drehte ich mich um und rannte. Rannte um mein Leben.

Die Kunst der Schlange

Laut und dröhnend hallten meine schnellen Schritte auf dem Waldboden. Ich hielt meine verletzte Schulter fest umgriffen, versuchte das Blut zurückzuhalten, das mit jedem Tropfen einen Teil meiner Energie nahm. Gehetzt blickte ich mich um. Überall um mich herum waren dunkle Bäume und ein klein wenig Nebel umgab mich. Aber es waren nur Nebel und Bäume und das beruhigte mich zutiefst. Nach und nach verlangsamte ich meine Schritte, schaute mich um, um ja keine Regung zwischen den dichten Blättern zu verpassen. Ich trabte nur noch, doch jede Sekunde war ich bereit wieder zu fliehen. Ein leises Knacken neben mir ließ mich zusammen zucken und an die Seite springen. Ich keuchte und kalter Angstschweiß lief über meine Stirn und verfing sich letztendlich in meinen verstrubbelten Haaren. Schnell zog ich ein Kunai hervor. Die einzige Waffe, die ich noch bei mir hatte. Der Rest lag noch immer neben meinen Decken in unserem Lager, wo nun er sich befand. Es gab für mich also keine Möglichkeit mehr an meine anderen Waffen zu kommen. Er hatte sie nun. Würde mich vielleicht sogar mit meinen eigenen Waffen töten, wenn er mich finden würde. Allein bei dem Gedanken an den Mann ließ meine Beine zittern. Sie wurden weich und die Tränen stiegen mir in die Augen. Verzweifelt lehnte ich mich an einen der Bäume und atmete tief durch. Ich musste mich beruhigen, sonst würde ich eine leichte Beute für die Schlange werden. Die Tränen der Verzweiflung liefen in kleinen Bächen meine Wangen hinab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war zu jung, um eine Entscheidung zu treffen, die über das Leben vieler entscheiden sollte. Ich war zu jung! Ich hätte es wissen müssen und mein Bruder hätte es auch wissen müssen. So wie alle anderen in Konoha. Ich war nicht reif genug gewesen, um den Anbu beizutreten und jetzt war alles so eingetroffen, wie es alle vermutet hatten. Ich war zu schwach! Zu unreif und nicht klug genug, um mit dieser Situation fertig zu werden. Es hätte nie so weit kommen dürfen. Wieso hatte Minato sich nur einmischen müssen?

Langsam sackte ich zusammen. Verzweifelt versteckte ich mein Gesicht in meinen Armen und weinte. Ich schluchzte und war mir sicher, dass ich hier innerhalb dieses grässlichen Waldes mein Ende finde würde.

„Minato..“, keuchte ich: „Es tut mir so Leid, Bruderherz..“ Immer schneller liefen mir die Tränen aus den Augen und vernebelten mir die eh schon eingeschränkte Sicht.

„Kushina..“, flüsterte ich: „Ich will doch zu euch zurückkommen.. ich liebe euch doch.“ Je mehr ich an sie dachte, desto mehr weinte ich. Ich wollte nicht erkennen, dass ich sie vielleicht niemals mehr wiedersehen würde.

Doch die Gedanken an die Personen, die ich liebte, ließen meinen Lebenswillen mehr und mehr wachsen. Ja, ich wollte zu ihnen zurück. Egal wie. Langsam und zitternd erhob ich mich. Mir war schwindelig, mein Körper war ziemlich angeschlagen. Wieso hatte mich dieser Mistkerl nur so überraschen können? Ich fluchte leise als ich meine ersten Schritte machte. Ich musste fluchen. Brauchte die Wut, die mich nun antreiben und die Angst überdecken konnte. Und ich brauchte die Liebe. Die Gedanken an Kushina, Minato und alle die ich in Konoha kannte, denn nur durch sie hatte ich meinen Lebenswillen zurückgewonnen und konnte in aufrecht erhalten.

Vorsichtig und bei jedem Schritt darauf bedacht bloß keine Geräusche zu machen bewegte ich mich weiter vorwärts. Starr blickte ich nach vorne, suchte nach irgendwelchen Anzeichen, dass er sich hier befand. Hier, direkt vor meiner Nase. Der seichte Wind hatte sich gelegt. Ich spürte nichts mehr, bis auf einige Äste, die in unregelmäßigen Abständen an meinen Körper schlugen, während ich mir einen Weg durch die Dunkelheit bahnte. Ich bewegte mich nicht schnell, sparte lieber einen Teil meiner Energie, die ich sicherlich noch benötigen würde. Er würde mich nicht einfach ziehen lassen, dessen war ich mir bewusst. Bei jedem Schritt den ich machte, erinnerte ich mich selbst daran, dass ich stark sein musste. Würde ich mich jetzt weiter der Verzweiflung und Angst hingeben, hätte ich gar keine Chance mehr. Ich durfte mich nicht benehmen, wie ein dreijähriges Kind, musste mich konzentrieren, mich sammeln und um mein Leben kämpfen, wie es mein geliebter Bruder von mir erwarten würde. Schließlich war er der Hokage und ich seine kleine Schwester. Und ich war ein Shinobi, ja sogar ein Anbu, ich hatte gefälligst stark und mutig zu sein, wie es alle von mir erwarteten.

„Schade, dass sie dich so schwach gemacht haben“ Langsam und bedächtig drehte ich mich um. Ich wusste, wer sich dort hinter mir befand, hatte zuvor bereits seine lautlosen Schritte vernommen. Dort stand er. Kaltherzig hatte er seine schmalen Lippen zu einem gehässigen Lächeln verzogen.

„Ich bin nicht schwach.“, es war kaum mehr als ein Flüstern, was ich über meine Lippen brachte und doch hatte es mich meine ganze Überwindung gekostet. Leise lachte er. Es war kein schönes Lachen, ein Lachen ohne jegliche Freude. Er bewegte sich nicht. Ich erwartete, dass er mich angreifen und töten würde, doch er stand einfach nur da und betrachtete mich mit seinen schmalen Augen, die denen einer Schlange so sehr glichen.

„Natürlich bist du schwach, meine liebe, kleine Cyu.“, zischte er mir entgegen: „Sie alle haben dich schwach gemacht, mit ihren Erwartungen, die sie an die kleine Schwester des großen Hokage hatten, die Erwartungen, die du nie erfüllen konntest.“ Er war noch immer ruhig, zeigte keinerlei Gefühle, rührte nicht einen seiner kreideweißen Finger. „Immer wieder musste dein Bruder sich einmischen und bald fingen die anderen Shinobi an dich zu hassen.“ Er fing an zu grinsen, entblößte dabei seine spitzen, weißen Zähne.Er machte mich wütend, provozierte mich mit seinen gut gewählten Worten.

„Da hat dieser Mistkerl von Spion ja anscheinend ganze Arbeit geleistet.“, fluchte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Meine Angst war verschwunden. Überdeckt von der Wut, die er in mir hervorrief. Und doch wusste ich, dass er Recht hatte. Ich hatte immer gewusst, dass ich allein wegen Minato zu einem Anbu geworden war, aber ich würde schon noch allen beweisen, dass ich es verdient hatte. Doch dazu musste ich das hier überleben.

„Du denkst wirklich, dass er es war, der für mich seit Jahren spioniert hat?“, fragte er mich und fing abermals an gehässig zu lachen. Er hielt mich tatsächlich für dumm, zeigte mir nun, wie unwissend ich doch war. Scharf sog ich die Luft ein. Ich wusste, was dieser eine Satz bedeutete.

„Wer?“, mehr brachte ich nicht heraus. Wütend und zugleich traurig ließ ich meinen Kopf sinken. Meine Hand verkrampften sich um mein einziges Kunai und der harte Griff hinterließ tiefe Schwielen in meiner Hand. Ich erwartete keine Antwort, erwartete nicht einmal, dass er verstanden hatte, was ich eben von mir gegeben hatte.

„Du hast Glück, kleine Cyu. Ich brauche starke, junge Mädchen, wie dich für meine Experimente! Vielleicht überlebst du ja sogar.“, diese Worte schienen wie ein Startsignal. Plötzlich, wie auf ein geheimes Komando hin, schossen starke, schwarze Schlangen neben mir aus der Erde. Wütend blinzelten sie mich mit ihren gelben Augen an, würden keine Rücksicht darauf nehmen, dass ich bereits verletzt war. Mit einem gewaltigen Schrei schlug ich zu. Mein Kunai sauste nur so durch die Luft und traf die Schlange, die bereits mit vorgestreckten Giftzähnen auf mich zuhielt. Mit einem dumpfen Geräusch fiel ihr abgetrennter Kopf auf den weichen Waldboden und hinterließ dort einige rote Spuren. Schnell drehte ich mich um die eigene Achse. Mit einer kleinen Bewegung hatte ich bald den Kopf einer weiteren Schlange abgetrennt und sah aus dem Augenwinkel, wie er nah dem ersten aufkam. Warmes Blut spritzte über meine Hand, als ich mit einer ausholenden Armbewegung den Schädel einer dritten Schlange spaltete. Fast neckisch sah sie mich an, als mein Messer ihren Körper durchtrennte und gehässig streckte sie mir ihre gespaltene Zunge entgegen. Ich wirbelte herum zu den weiteren Schlangen, die sich direkt in meinem Rücken befanden. Aufmerksam wartete ich auf den gedämpften Aufprall des toten Körpers. Wartete lange und wartete vergeblich. Ich enthauptete zwei weitere Feinde, dann wandte ich mich wieder dem zu, was in meinem Rücken passierte. Wieso hatte es den vermuteten Aufprall nicht gegeben?

Was ich sah, brachte mich kurz aus dem Konzept. Verunsicherte mich auf eine gewisse Weise und brachte mir das niederschlagende Gefühl, dass ich in diesem Kampf keine Chance hatte den Sieg davon zu tragen. Die von mir in der Mitte gespaltene Schlange hatte sich vor mir erhoben. Böse zischte sie mich von oben herab an. Die lange Zunge schlängelte sich zwischen den spitzen Zähnen hervor, die ihr aufgerissenes Maul zierten. Sie war nun größer, als zuvor. Aggressiver als sie es gewesen war, bevor ich sie zerschnitten hatte. Es hätte eine komplett neue Schlange sein können, doch mir wurde schnell klar, dass es sich noch immer um die gleiche handeln musste. Ich warf einen flüchtigen Blick nach links. Die beiden enthaupteten Schlangen hatten sich ebenfalls zu voller Größe erhoben. Noch immer lief Blut aus den offenen Wunden wo sich eben noch ihre Köpfe befunden hatten, doch schnell, viel zu schnell, wuchsen ihnen an eben jenen Stellen neue Köpfe. Weitaus gefährlichere. Überall um mich herum blitzten die scharfen, weißen Zähne auf, die sich nur allzu gerne in meine Haut graben wollten. Und in mir wuchsen die Zweifel. Wie sollte ich nur einen Gegner besiegen, den man nicht töten konnte? Wie sollte ich einen Gegner besiegen, der jedes Mal, wenn ich ihn besiegte, auf eine viel stärkere Art und Weise zurück kam? Wie sollte ich einen Gegner besiegen, der unbesiegbar war?

Mit einem gewaltigen Satz brachte ich Abstand zwischen mich und die unbesiegbaren Schlangen, deren einziger Wunsch es war mich mit Haut und Haaren zu verschlingen. Sie folgten mir sofort. Ließen mir keine Möglichkeit meinen einzigen Plan zu überdenken. So schnell ich konnte machte ich meine Fingerzeichen. Ich sammelte mein Chakra. Ich musste so viel sammeln, wie es mir möglich war. Dieses Jutsu musste unbedingt stärker werden, als es jemals zuvor gewesen war. Es war alles was mir blieb in dieser Situation. Ein unbeweglicher Arm, kaum noch Energie, ein San-Nin mit unbesiegbaren Schlangen als Gegner und nur diese eine Idee.

Schnell fing mein gesamter Körper an zu zittern, so sehr schmerzte er von dem aufgestauten Chakra. Doch dieses Mal reichte es nicht, es nur zu halten. Ich brauchte mehr. Es war als stünde ich in Flammen, so stark waren die Schmerzen. Es trieb mir kleine Tränen in die Augen, ließ mich stöhnen und mich winden. Doch ich konnte nicht aufhören. Dieses Mal musste es mehr werden als ein Jutsu der Stufe B. Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich auf. Neugierig und interessiert betrachtete er mich, folgte jeder meiner Bewegungen. Das Timing war das wichtigste an diesem Jutsu. Ich wartete. Dann sprang ich. Obwohl mein ganzer Körper nur so schmerzte, schaffte ich es die bösartigen Schlangen zu überwinden und mich zwischen ihnen und dem schlangenartigen San-Nin zu positionieren, dessen Interesse an mir aus jeder Faser seines Körpers strahlte. Erregt leckte er sich mit seiner langen Zunge über die weißen Lippen. Er war gespannt. Jeder Muskel in meinem Körper war aktiviert, hielt das Chakra genau dort, wo es sein sollte. Es dauerte noch, nur noch kurz, einen kleinen Moment. Er bewegte sich nicht. Nur seine Schlangen schossen wieder auf mich zu. Dann war es so weit. Nur noch fünf Meter waren sie von mir entfernt. Mit einem lauten Schrei, der die erdrückende Stille des Waldes auf unerträgliche Weise durchbrach, entließ ich mein angestautes Chakra. Die blauen Flammen, die es mit sich brachte, züngelten sich um meinen erschöpften Körper, hinterließen kleine rote Male, die den Schmerz durch meinen Körper jagten. Um mich herum entfachte sich ein unglaublicher Sturm. Stärker, als ich ihn jemals erschaffen hatte. Die scharfen Klingen sausten in jeden nur erdenklichen Winkel, brachten mit lauten Krachen starke Bäume zum fallen, durchtrennten die schwarzen Schlangen in tausende kleine Einzelteile, die mit einem widerlichen Geräusch auf den Boden fielen und kleine Blutspritzer in alle Richtungen schickten. Die gefährlichen Klingen rasten auf den lächelnden San-Nin zu, der es noch immer nicht für nötig hielt sich zu bewegen oder gar auszuweichen. Lediglich seine Zunge schnellte hervor, streichelte genüsslich seine blasse Haut. Dann trafen meine Klingen ihn. Zerschnitten seinen dünnen Körper, zertrennten ihn in alle seine Gliedmaßen. In keiner einzigen Sekunde wich das Lächeln aus seinem Gesicht, nicht als der Kopf auf dem Boden aufschlug und auch nicht, als die Überreste seines Körpers neben diesem zusammenbrachen. Ruhig breitete sich das Blut aus. Lief von seinem Körper weg und es schien fast als wolle es ihn unbedingt verlassen. Seine vorher noch so lebendigen Augen verfielen der Starre des Todes und jedes bisschen Leben wich aus seinem geschundenen Körper. Ich keuchte. Ich hatte gewonnen.

„Orochimaru.“, flüsterte ich, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen: „Ich bin nicht schwach!“ Mein Sieg hatte mich meine ganze Energie gekostet. Es wurde schwer mich auf den Beinen zu halten, so viel Chakra hatte ich bei meinem Jutsu verbraucht. Schwach wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn. Ich hustete leicht hysterisch, aber glücklich über mein Entkommen, glücklich darüber am Leben zu sein.

„Ich hätte mehr erwartet.“ Entsetzen durchfuhr meinen geschwächten Körper. Alle meine erschlaffte, ausgelaugten Muskeln spannten sich an und langsam, sehr langsam dreht ich mich um. Das konnte nicht sein. Mein Gehirn überschlug sich regelrecht um eine Lösung zu finden. Mein Plan war doch erfolgreich gewesen, er konnte gar nicht mehr am Leben sein.

Seine kalten, gelben Augen fixierten die meinen. Wieder lag ihm ein gehässiges Lächeln auf den Lippen. Aber wie konnte er nur vor mir stehen? Sein Körper war makellos. Es war als hätte nichts von dem, was ich mit aller meiner Kraft unternommen hatte je stattgefunden. Verzweifelt stolperte ich zurück. Ich hatte kaum mehr die Kraft zu stehen geschweige denn weiterzukämpfen.

„Nein..nein..nein..“ Mehr brachte ich nicht heraus. Salzige Tränen liefen meine verdreckten Wangen hinab und tropften auf die blutverschmierte Erde. Ich bekam kaum noch Luft. Mein Herz raste, wollte so viel Sauerstoff wie möglich in meinem Körper verteilen, um mir die Flucht zu ermöglichen. Ich konnte nicht verstehen. Wie hat er es nur geschafft zu überleben? Langsam streckte er seinen Hals in meine Richtung. Immer länger wurde er, dehnte sich sich aus, wurde dem Körper einer Schlange immer ähnlicher. Er öffnete seinen Mund, entblößte zwei lange, spitze Zähne, die denen einer Schlange so ungemein ähnelten. Ich wich weiter zurück, stolperte über meine eigenen Füße und fiel. Staub wirbelte auf, als ich auf dem weichen Boden landete und Leben in das Blut brachte, das sich eben erst beruhigt hatte. Immer weiter kam er auf mich zu. Streckte mir seine Zunge entgegen, leckte über meinen erstarrten Hals. Ich wollte fliehen, wollte nicht, dass er mich berührte, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Seiner Zunge folgten seine Zähne. Langsam und genüsslich gruben sie sich in mein zartes Fleisch und ich schrie auf. Der Schmerz war unerträglich. Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas wie dieses gefühlt. Der Schmerz war allumfassend, fing mich in einer Welt, die nur aus Qualen zu bestehen schien. Mein Körper verkrampfte sich, fiel in einen Zustand der anhaltenden Spannung und hörte auf keinen meiner Befehle. Ruhig ließ er von mir ab. Ich sah seine Zunge, sie genoss noch immer den Geschmack meiner Haut. Er grinste wieder. Überlegen und siegessicher. Abermals schrie ich. Es war als würde ich brennen. Als würden sich heiße, zerstörerische Flammen in meinen Körper beißen und ihn zerreißen und vernichten. Keuchend stemmte ich mich auf meine Hände, blickte auf die kalte Erde und sah meine heißen Tränen auf ihr verdampfen. Ich zitterte. Meine Augen waren weit aufgerissen vor Entsetzen. Entsetzen über das was mit mir geschah. War das der Tod? Mein Hand formte sich zu einer Faust, krallte sich in die blutroten Blätter unter mir, als wollte sie all die Schmerzen an sie übergeben. Mir wurde kalt. Kalt und schwindelig und ich wurde schwächer und schwächer. Ich sackte langsam auf die Ellenbogen. Orochimarus Blicke inspizierten mich noch immer. Ich war mir sicher, dass er zufrieden war mit dem was er sah. Hatte er doch einen neuen Körper für seine Experimente gefunden.

„Orochimaru Sensei..?“, hörte ich eine leise, weibliche Stimme, die mir sofort bekannt war.

„Sind sie tot?“, erwiderte Orochimaru nur kalt, ohne jegliches Gefühl.

„Ich habe sie alle getötet!“ Mehr sagte sie nicht und doch wusste ich sofort, wer gestorben war. Ich kam nicht umhin ein wenig um die anderen Anbu, die ihr Ende nun auch gefunden hatten, zu trauern, aber meine jetzige Situation ließ es nicht zu ihnen so viel zu gedenken, wie es angebracht gewesen wäre.

„Gut.“ Orochimaru war zufrieden. Alles war an diesem Abend so gelaufen, wie er es gewollt hatte. Und noch mehr, mit mir hatte er sogar mehr gewonnen, als er sich erhofft hatte.

„Du nimmst sie!“, ein kurzer, schlichter Befehl und sofort setzten sie sich in Bewegung. Ich hatte keine Kraft mehr. Mit einem lauten Schluchzen rutschten meine Arme zur Seite und ich schlug mit dem Gesicht auf der Erde auf. Die Umgebung verschwamm. Ich hörte, wie leise Schritte auf mich zu kamen und spürte, wie mich zarte Hände berührten. Blonde Haare fielen in mein Blickfeld. Sie war es also die ganze Zeit gewesen, seufzte ich, als sie mich fluchend anhob und über die Schulter warf. Das Tote wieder lebendig wurden, wunderte mich nicht mehr.

Minato.. Kushina.. es tut mir Leid.. schließlich habe ich wohl doch versagt, dachte ich mir und merkte, wie die letzten Tränen meine Wangen hinab liefen.

Dann wurde ich ohnmächtig.

Tödliche Experimente

Der Geruch, der in meine Nase stieg war ebenso penetrant wie ekelig. Er weckte mich und biss mir in der Nase. Angeekelt kniff ich meine geschlossenen Augen zusammen und sofort durchzuckte ein stechender Schmerz meine Schläfe und bereitete sich in meinem gesamten Körper aus. Ich stöhnte auf. Wollte mich bewegen, mich strecken, doch wurde meinem Körper jegliche Bewegung verwehrt. Ich spannte alle meine Muskeln an, kämpfte gegen die Bewegungslosigkeit aller meiner Glieder, doch verwehrte mir etwas jede kleine Regung. Ich hörte eine leichte Bewegung vor mir, ein Rascheln dann ein Lachen. Mit Mühe öffnete ich meine Augen. Es war dunkel um mich herum, mein Kopf schmerzte und mir war unglaublich schwindelig.

„Oh, das kleine Miststück ist also wach.“, hörte ich eine weibliche Stimme sagen. Sie rief etwas in meinen Erinnerungen hervor, ich kannte sie.

„Du bist es also gewesen.“, brachte ich keuchend hervor und wieder nahm ich das kalte Lachen wahr.

„Natürlich bin ich es gewesen. Niemand anders wäre klug und stark genug gewesen. Ich war schon wirklich enttäuscht, dass du so einen Schwächling verdächtigt hast, dass er so einen schwierigen und komplizierten Job ausgeführt hat, dabei sind dafür nur wenige, wirklich gute Ninja geeignet.“, erklärte sie mir. Sie, diejenige, die mehr als fünf Ninja auf dem gewissen hatte, diejenige, die ihre und meine Heimat verraten hatte und diejenige, die mich von meinem Bruder und allen meinen Freunden getrennt hatte.

Sie trat in mein Blickfeld und der gefühlslose Blick ihrer blauen Augen musterte mich abwärtig. Ich sah sie das erste Mal nach meiner Entführung und es war der Moment in dem sich meine Theorie vollends bestätigte. Die blonde Shinobi aus meinem Team, die Shinobi, die sich so über den Tod der Dorfbewohner aufgeregt hatte, sie war es gewesen. Natürlich hatte ich es nicht wirklich wahrhaben wollen. Wieso auch, schließlich hatten sowohl das ganze Dorf als auch ich ihr vertraut.

Die blonde Shinobi trat einige Schritte zurück, ging zu einem großen Tisch aus kaltem Metall und fing an einige kleine Geräte zu bedienen. Das gab mir die Chance mich umzusehen. Der Raum in dem ich mich befand war klein und sehr dunkel. Allein zwei kleine Kerzen rechts und links neben der großen Holztür erhellten den Raum mit spärlichem Licht. In dem Raum befand sich zwei harte Krankenligen, auf einer ich angekettet war. Meine war leicht aufgerichtet, sodass ich den Raum besser ansehen konnte, während die Liege rechts neben mir sich in der Waagerechten befand. Etwas, nein jemand lag auf der anderen Liege. Eingehüllt in kaputte und dreckige Decken, unbeweglich und regungslos. Ein Tropf stand daneben mit einer bläulich scheinenden, dunklen Flüssigkeit, die dem kleinen Körper eingeflößt wurde.

Mir gegenüber hingen einige große Monitore an der Wand. Sie zeigten komische Graphiken, die ich nicht verstand, doch der blonden Shinobi schienen sie etwas zu sagen. Immer wieder blickte sie auf zu ihnen und notierte dann etwas in einem kleinen Buch auf dem Tisch, an dem sie stand. Sie schien mich vollends vergessen zu haben, so fixiert war sie auf ihre Arbeit.

Langsam blickte ich an mir hinab. Ich war nackt, hatte zahlreiche kleine und größere Wunden, die meinen Körper zierten. Mehrere metallene Schnallen fixierten meinen Körper an der Bare auf der ich mich befand und verhinderten jede noch so kleine Bewegung, egal wie sehr ich zog und zerrte.

Nach einigen wenigen Minuten gab ich den Versuch mich zu befreien auf. Es war ein Ding der Unmöglichkeit hier allein durch Gewalt herauszukommen. Also dachte ich nach, sann nach einem guten Plan. Die Stille, die mich hier umgab, verschaffte mir die perfekte Gelegenheit zu überlegen.

Ein plötzliches, schrilles Pfeifen riss mich aus meinen Gedanken. Es bohrte sich in meinen lädierten Schädel und ein lauter Schrei entwich meinen Lippen. Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen, als die Schmerzen auf unerträgliche Weise anschwollen und das laute Geräusch einfach kein Ende nehmen wollte.

Ein leises Huschen, eine kleine Bewegung rechts neben mir, ein Rascheln, dann stoppte das schrille Pfeifen. Meine verkrampften Muskeln entspannten sich langsam und ich nahm die Stimmen war, die sich leise miteinander unterhielten.

„Es ist wieder eines tot, Meister.“ Das war die blonde Shinobi, rechts neben mir an der anderen Liege. Ich wandte mich ihr zu und erschrak. Sie war nicht mehr allein. Orochimaru war bei ihr, untersuchte beiläufig den Körper auf der Bare. Einige Sekunden sagte niemand was. Lediglich das Rascheln, das Orochimarus weiße Hände auf dem leblosen Körper hinterließen.

Schließlich blickte er zu mir. Seine gefühllosen, kalten Augen fixierten meinen nackten Körper und ein kleines Lächeln zog sich über sein Gesicht.

„Schließe die Transfusion an ihr an.“, zischte er leise, drehte sich um und verschwand wieder. Die blonde Shinobi fluchte still: „Und immer bleibt die ganze Arbeit an mir hängen. Nichts kann er selber machen..“ Sie nahm die Transfusion, die neben dem Bett des toten Körpers stand und schob sie mit einer einzigen flüssigen Bewegung an mein Bett. Durch eine weitere kleine Regung ihrer Hand stach sie mir eine spitze Nadel in den Arm. Überrascht von dem plötzlichen Schmerz, der von der Einstichstelle ausging und meinen ganzen Arm durchzog, biss ich mir auf die Unterlippe und schmeckte sofort das Blut, das sich in meinem Mund ausbreitete.

„Was um Himmels Willen ist das?“, brachte ich durch zusammengebissene Zähne hervor, als eine schreckliche Taubheit anfing meinen Körper zu befallen.

„Chakra.“, erklärte mir die blonde Shinobi, während sie die blaue Flüssigkeit beobachtete, die durch die durchsichtigen in meinen Arm geleitet wurde: „Meister Orochimaru hat es einigen schwächlichen Ninja genommen, um zu sehen, wie verschiedene Körper auf fremdes Chakra reagieren.“

„Wie reagieren die Körper?“, nuschelte ich, denn es war mir kaum noch möglich meine Lippen zu bewegen. Meine Augen wurden träge, fielen mir immer wieder zu und alle meine Glieder wurden unglaublich müde. Ich sah wie die blonde Shinobi anfing zu grinsen.

„Sie sind alle gestorben.“, erwiderte sie nur mit einem kaum merklichen, belustigten Unterton. Dann drehte sie sich um und schritt zur Tür. Ich schloss erschöpft die Augen und driftete nach und nach ab. Nur im Hintergrund nahm ich noch wahr, wie sie in der Tür zum Stehen kam und sich zu mir umdrehte, noch immer mit diesem Lächeln auf dem Gesicht.

„Die erste Infusion haben sie übrigens alle überlebt.“, teilte sie mir gehässig mit: „Du hast also noch eine Stunde zu leben, falls es dich beruhigt.“

Dann verschwand sie aus der Tür hinaus und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
 

Der altbekannte Duft umfing mich. Er erinnerte mich an Konoha, an meine Familie und Freunde. Ich spürte deren Nähe, diese Geborgenheit, die ich nur bei ihnen empfinden durfte.

„Wer ist da?“, flüsterte ich leise und neugierig. Ein leises Rauschen war die Antwort. Kaum vernehmlich, aber doch klar und deutlich da. Ich sah mich um. Eine alles umschließende Schwärze umgab mich und verschluckte jegliche Bewegung. Ein kleines Zischen schlich sich in mein Ohr, gefolgt von einem kleinen Lichtblitz direkt vor mir.

„Ist hier jemand?“, rief ich, dieses Mal um einiges lauter. Das Echo antwortete mir. Langsam und aufmerksam drehte ich mich um die eigene Achse. Wo befand ich mich? War ich in einem Raum, vielleicht sogar einer Höhle, wenn es hier solch ein Echo gab? Die Dunkelheit verwehrte mir jegliche Antwort.

Vorsichtig tat ich ein paar Schritte und sofort wurde der Duft wieder stärker. Genüsslich schloss ich die Augen, sog ihn ein und spürte, wie er sich ausbreitete. Immer intensiver wurde er, umfing mich, doch hatte ich nichts dagegen, denn er machte mich glücklich. Ich lächelte leise und unbewusst. Es gefiel mir hier, hier wollte ich bleiben.

Genauso schnell wie der Duft gekommen war, so entschwand er auch wieder und ließ mich in der Schwärze alleine. Sofort bereitete sich die beklemmende Angst aus und Schmerzen fingen an meinen Körper einzunehmen. Ich schrie nach dem Duft, wollte, dass er zu mir zurückkehrte, doch war die Präsenz gegangen, die ich zuvor wahrgenommen hatte. Ich war allein.

Ich schrie weiter, wollte nicht alleine sein und wünschte mir, die Schmerzen nicht einsam ertragen zu müssen, aber alles was an meiner Seite geblieben war, war das Echo, das jedes meiner Wort kommentierte.

Die Schmerzen in meinem Körper nahmen nach und nach zu. Sie breiteten sich in allen meinen Gliedern aus, ausgehend von meinem Arm. Ich schaute zögernd an ihm hinab, wollte schließlich wissen, was die Quelle meiner Qualen war. Ich sah es sofort. Ein tiefer Schnitt zierte meinen Arm, aus dem das Blut in vollen Bächen hinabfloss und im Dunkeln der Umgebung entschwand. Ich stöhnte, merkte sofort wie mir schwindelig wurde, als immer mehr meines Blutes auf den Boden tropfte. Ich ließ mich unkontrolliert auf den Boden sinken und schloss die Augen, um zu entspannen und Kräfte zu sammeln, doch bald übermannte mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
 

Ich musste ganz schön am Ende gewesen sein. Kaum spürte ich meine Gliedmaßen und alles was ich wahrnehmen konnte, war diese schreckliche Taubheit, die anscheinend jede Faser meines Körpers befallen hatte. Das Atmen fiel mir schwer, denn selbst meine Lungen hatten momentan nicht die Kraft meinen Brustkorb anzuheben. Ich versuchte die Augen zu öffnen, aber ich scheiterte bei den ersten Versuchen und war bereits kurz davor aufzugeben und weiter zu schlafen, als sich meine Lider einen Spalt weit hoben. Das Licht, das durch die entstandene Lücke fiel, weckte meinen geschundenen Körper und brachte mein Hirn dazu, seine Arbeit wieder aufzunehmen.

Wieso lebte ich noch?, war das wohl erste was mir durch den Kopf ging, als ich mich wieder erinnerte. Sie hatte doch gesagt, dass ich sterben würde, also wieso lebte ich noch?

Langsam und vorsichtig richtete ich mich auf und öffnete meine Augen zur Gänze. Nach und nach gewöhnte ich mich an meinen Körper, und er sich anscheinend an mich, denn die Taubheit verschwand und ich fühlte mich stark und agil. Nur was war mit mir geschehen? Ich blickte an mir hinab. Meine Wunden waren sorgsam verbunden worden und ich trug frische Kleidung. Auch wenn es komisch war, aber ich fühlte mich wirklich gut, wenn auch anders als noch vor einigen Tagen oder Stunden. Auch hatte ich keine Schmerzen mehr. Ich wusste nicht, wie so etwas möglich war und ich war zutiefst verwirrt, aber gleichzeitig zufrieden. Und ich war mir sicher, dass ich stark war.

„Das erste Objekt, das überlebt hat.“ Die kaum merklich begeisterte, ja für seinen Inhaber fast euphorische Stimme schwebte leise zu mir und ich wandte langsam meinen Kopf zu der Tür. Orochimaru war erschienen, grausam lächelnd, doch mit diesem kleinen Maß an Begeisterung, die auch ein kleines Kind an seinem Geburtstag besaß.

„Was hast du mit mir gemacht?“, stieß ich wütend hervor, doch war ich keinesfalls so sauer, wie ich es scheinen lassen wollte. Langsam und schleichend trat Orochimaru weiter in das Zimmer bis er schließlich neben meinem Bett stand. Er hob seine weiße, eiskalte Hand und legte sanft seine langen, dünnen Finger auf meine gerötete Wange.

„Dich stark gemacht, kleine Cyu. Dir Fähigkeiten gegeben, von denen andere Ninja nur träumen können.“, zischte er mir ruhig als Antwort entgegen. Sein kalter Atem, der mir entgegen stieß, ließ mich frösteln und eine Gänsehaut bereitete sich auf meinem ganzen Körper aus. Mir kam ein dummer, vielleicht sogar total unrealistischer Gedanke. Wenn Orochimaru mich wirklich so stark gemacht hatte, wie er behauptete, wieso sollte ich ihn nicht einfach töten und nach hause zurück kehren?

„Denk nicht einmal dran.“, sagte er, während ich noch vollkommen in meinen Gedanken versunken war: „Ich bin weitaus stärker als du es jetzt bist und ich habe Vorkehrungen getroffen, die verhindern werden, dass du dich einem meiner Befehle widersetzt. Also entweder du folgst mir oder du stirbst, das liegt allein bei dir.“

Ich merkte, dass mir kaum eine Wahl blieb. Was hatte ich auch von einem San-Nin, wie ihm anderes erwartet. Ich müsste mir etwas weitaus besseres einfallen lassen, um von hier entkommen zu können, wenn es denn überhaupt eine Chance gab.

„Welche Fähigkeiten hast du mir gegeben?“, fragte ich leise nach und mit diesen Worte unterwarf ich mich ihm. Was es für mich hieß, konnte ich bis zu diesem Moment noch nicht ahnen, doch was ich bereits ersann, war, dass es für mich, meine Zukunft und meine Freunde eine große Bedeutung haben würde.

Mit einer kleinen schnellen Armbewegung warf er ein schweres Klemmbrett auf mein Bett.

„Lies selbst.“, kommentierte er seine Tat und schritt langsam wieder zur Tür hinaus: „Ich lasse dir Bücher bringen, mit denen du trainieren wirst. Du musst schnell stark und kalt werden, wenn du hier überleben willst und ich werde dir nur diese eine Möglichkeit geben. Ich erwarte dich in einer Woche.“ Dann verschwand er aus der Tür und ließ mich in dem kleinen, dunklen Raum zurück.

Sofort herrschte Stille. Mein leiser Atem war das einzige, was sie durchbrach. Es war fast schon unheimlich hier, eine geisterhafte, ungemütliche Atmosphäre. Eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper und das Verlangen die Ruhe zu durchbrechen, wuchs in mir heran. Mit einer hastigen Bewegung zog ich das Klemmbrett zu mir heran und fing an zu lesen. Wollte ich wirklich eine kleine Möglichkeit haben, hier wieder raus zu kommen, so musste ich meine neuen Fähigkeiten kennen und beherrschen lernen. Das hatte mir Orochimaru mehr als deutlich gemacht.

Als ich den fein säuberlich geschriebenen Text überflog, fielen mir sofort einige Wortfetzen ins Auge, die sich mit voller Wucht in mein Gehirn brannten: „Chakra verschiedener Shinobi“, „alle Chakranaturen“, „gewaltiger Chakravorrat“, „unendliche Kombinationen“. Bald war mir klar, was die Fähigkeiten waren, die mir Orochimaru verliehen hatte. Ich keuchte leise. Es gab sicherlich niemand anderen, der solch eine Kraft besaß.

Orochimaru hatte mir die Chance gegeben, meinen Bruder und alle anderen Ninja zu

Töte deine Gefühle!

Die Tage flogen nur so dahin. Er hatte mir eine Woche gegeben und sie saß mir im Nacken und folgte mir auf Schritt und Tritt. Die Bücher hatte ich bereits alle gelesen. Es war kein Problem gewesen, schnell damit fertig zu werden, schließlich verleiteten sie mich geradewegs dazu meine Nase zwischen ihre alten Seiten zu stecken. Sie waren schließlich meine einzige Hoffnung, die letzte Möglichkeit, diesem ganzen Albtraum zu entkommen.

Ich hatte das Gefühl für die Zeit verloren. Ich wusste nicht wie viel Zeit mir noch blieb, doch ich war mir sicher, dass bereits mehrere Tage vergangen waren. Den kleinen Raum hatte ich noch nie verlassen, lediglich einmal hatte ich mich aus der schmalen Tür gewagt und war direkt von der blonden Shinobi zurück geschickt worden.

Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mich hasste. Vielleicht war sie auch nicht fähig ein anderes Gefühl zu empfinden, doch den Hass den sie mir entgegenbrachte übertraf niemand.

Ich war fast immer allein. Es war still um mich herum und das stille Flackern der Kerzenflammen erhellte die Seiten eines Buches. Ich las es bereits das zweite Mal, aber ich brauchte etwas zu tun, um mich von meinem unsäglichen Heimweh abzulenken. Die ersten Nächte hatte ich nicht schlafen können, doch irgendwann hatte mich die Müdigkeit erdrückt. Seitdem fühlte ich mich schwach. Ich spürte zwar die Kräfte, die durch meine Adern zogen, doch sie stärkten mich nicht. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie mir noch mehr Energie entzogen.

Langsam öffnete sich die Tür und ein kleiner Lichtspalt blendete mich. Meine Augen hatten sich bereits an das Dunkel gewöhnt, sodass ich meine Hand von der rauen Seite löste, die sie grad gehalten hatte und an meine Stirn hob, damit sie meine Augen abschirmte. Ich erwartete, dass gleich ein kleiner silberner Teller zwischen Tür und Rahmen in mein Zimmer geschoben werden würde, doch so sehr ich auch auf die Stelle starrte nichts geschah. Ich war mir nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. War die Woche um oder hatte vielleicht jemand nur einen Fehler begangen? Leise schwang ich meine Beine aus dem Bett. Ich trug keine Schuhe und nur eine kurze schwarze Stoffhose, sodass es keine Geräusche machte, als meine Sohlen den kalten Boden berührten. Ich erhob mich vorsichtig, sorgsam darauf bedacht die Tür nicht aus den Augen zu lassen. Der helle Spalt war für mich wie eine Einladung mein dunkles Gefängnis endlich zu verlassen.

Schnell überbrückte ich die wenigen Meter zwischen meiner Bare und der erleuchteten Holztür und griff hastig nach dem Knauf. Dann hielt ich kurz inne. Ich hatte mich von meinen Gefühlen bis hier hin treiben lassen, doch nun war es daran, den Kopf einzuschalten.

Ich presste meinen Kopf so gegen die Wand, dass ich aus dem schmalen Spalt sehen konnte und nachdem ich nichts hatte erkennen könne, öffnete ich die Tür noch ein Stück und streckte meinen Kopf hinaus. Der Gang vor mir war unglaublich hell und ich musste einige Male blinzeln bevor ich sicher war, dass sich niemand in meiner unmittelbaren Gegend befand. Ich öffnete die Tür noch ein Stück und schnell huschte ich hinaus auf den Gang, mit dem Rücken fest an die Wand gepresst.

„Na was haben wir denn hier?“ Ich erstarrte und presste mich automatisch noch näher an die Wand. Mein Kopf zischte herum und meine Augen verengten sich instinktiv, als ich den Gang hinab starrte. Ich hörte das Rascheln, doch ich konnte nichts erkennen. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen und so verharrte ich in der Position, fest an die Wand gepresst.

„Ich habe von dir gehört. Das Kind, das sein Experiment überlebt hat. Du bist bekannt hier unter uns. Pech für ihn, dass er nicht besser auf dich aufgepasst hat.“ Die eindeutig männliche Stimme war näher als das erste Mal und noch immer konnte ich nichts erkennen, dabei konnte er kaum noch zehn Meter von mir entfernt sein.

Verwirrt blickte ich mich um.

Ich verstand nicht, was ich übersehen hatte. Mein Herz begann zu rasen und und meine Hände gruben sich fest in meine schwarze Stoffhose.

„Hat die Berühmtheit etwa Angst?“ Es folgte ein eiskaltes Lachen, jetzt kaum noch fünf Meter entfernt.

Und wie ich Angst hatte. Die Angst hatte mir die Beine am Boden festgefroren und ich war kaum mehr fähig einen richtigen Gedanken zu fassen. Ich zitterte, erinnerte mich an nichts von dem, was ich in den Büchern gelesen oder bei meiner Ninja-Ausbildung gelernt hatte.

Plötzlich spürte ich etwas an meinem Arm. Es war kalt und ich war mir sicher, dass es sich um eine Klinge handeln musste. Ich tat das einzige, was mir einfiel und riss meinen Arm von der Klinge weg.

Ich konnte noch immer niemanden sehen, lediglich das kalte Lachen erfüllte den ganzen Flur.

Die Bewegung meines Armes hatte meine Füße vom Boden gelöst. Vorsichtig tat ich einige Schritte, strauchelte, doch als ich merkte, dass mein Gegner mir folgte, rannte ich los.

Ich wusste nicht wohin ich rannte, wusste nicht, ob ich vielleicht einem noch schlimmeren Gegner in die Arme lief, doch mir blieb keine andere Wahl das Risiko einzugehen.

Ich hörte Schritte, die mir folgte. Sie hallten von den Wänden wider und den Lärm, den ich und mein unsichtbarer Gegner machten, wurde auf das zehnfache verstärkt.

Ich suchte verzweifelt nach einem Ausweg, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Gang, in dem ich rannte, irgendwann enden musste und ich in der Falle sitzen würde.

Es waren zahlreiche Türen in der Wand, doch sie ähnelten alle der meinen, sodass ich befürchtete, dass ich wohl nur in ein weiteres kleines Zimmer platzen würde, was ebenfalls meinen Tod bedeuten würde.

Ich warf einen Blick nach oben. Auch die Decke war massiv und lieferte mir keinen Ausweg.

Plötzlich trat ich mit meinem Fuß gegen etwas hartes. Ich strauchelte, wedelte mit letzter Kraft mit meinen Armen, um im Gleichgewicht zu bleiben, doch schon bald hatte mich die Schwerkraft nach vorne gerissen. Ich fiel, spürte wie mein eigenes Gewicht mich an den Boden drückte und meine Geschwindigkeit mich über das kalte Holz schlittern ließ. Die Wand stoppte schließlich meinen Sturz und mit einem dumpfen Geräusch knallte mein Kopf gegen sie. Staub rieselte auf mein Gesicht und ich musste meine Augen zu kneifen. Mein Schädel dröhnte. Und ich musste einmal tief durchatmen, bevor ich mich wieder auf die Beine hievte. Ich war bereit weiter zu flüchten.

Als ich einen Blick auf das warf, was mich zu Fall gebracht hatte, stockte mein Atem kurz.

„Du solltest aufpassen, wo du hinrennst, Kleine!“

Der Junge, über dessen Bein ich gestolpert war, streckte sich ausgiebig und gähnte laut.

„Kann man hier denn nicht einmal ein ordentliches Nickerchen machen?“

Seine eisblauen Augen, die unter seinen hellblonden Haaren hervorschauten, musterten mich belustigt.

„Da war jemand..“, stotterte ich panisch und wich ein paar Schritte zurück.

„Da war jemand?“, fragte er und lachte mich freundlich an. Mit einem eleganten Satz erhob er sich und schritt auf mich zu. Er sah nicht besonders gefährlich aus, denn er hatte ein freundliches Grinsen auf den Lippen, das ihn von allen unterschied, die ich bis jetzt hier getroffen hatte. Munter reichte er mir die Hand.

„Ich bin Taiko, freut mich sehr dich kennen zu lernen, Schätzchen. Ich warne dich, das was du jetzt siehst, wird nicht schön sein, aber glaub mir, ich habe keine andere Wahl.“, sagte er und mein Gesicht versteinerte sich, während auf seinem noch immer das fröhliche Lächeln lag.

Dann wandte er sich um und starrte in die Lehre des Ganges. Ich fragte mich, was er wohl vor hatte, als er plötzlich die Stimme erhob. Sie war keinesfalls mehr freundlich, wie vorher zu mir, sondern kalt und ohne jegliche Gefühle.

„Ey, Arschloch!“, schrie er in den Leeren Flur: „Du wurdest vom Boss gewöhnlich gewarnt die Finger von der Kleinen zu lassen. Du weißt welche Konsequenzen es hat, die Kleine anzufassen! Sie wurde noch nicht freigegeben!“

Ich verstand nicht die Hälfte von dem was Taiko sagt, doch seine Ausstrahlung beunruhigte mich. Sein langer Umhang flatterte bedrohlich um seine dünnen Beine, als er anfing auf etwas zuzurennen. Ich sah nicht, was er vorhatte, doch er orientierte sich mit so einer Sicherheit, dass ich mir sicher war, dass er etwas wahr nahm, was mir verborgen blieb.

Mitten im Lauf zog Taiko ein kleines Kunais aus seiner Tasche und als er es plötzlich nach vorne stieß, hörte ich einen lauten Aufschrei, von der Stelle, die er getroffen hatte. Mit einigen Sätzen landete er wieder neben mir.

Ich starrte auf die Stelle, in die er eben das Kunai gestochen hatte und beobachtete, wie sich die vorher durchsichtige Luft manifestierte und man nach und nach eine Person erkennen konnte. Es war ein Mann mit dunklen, fettigen Haaren. Zwei blutrote Augen blickten mich wütend an und die großen Hände hielten eine tiefe Wunde im rechten Oberschenkel.

„Ich verfluche dich!“, fauchte der Mann, den Taiko verletzt hatte, doch Taiko konnte diese Drohung nur milde belächeln. Er tat einige Fingerzeichen und ich beobachtete neugierig, wie sich die Angst auf das Gesicht seines Gegners stahl. Taiko musste stärker sein, als er aussah.

Der Mann, der eben noch unsichtbar gewesen war, drehte sich auf der Stelle um und rannte davon. Jetzt war er die Beute und nicht mehr ich, wie noch einige Minuten zuvor.

Erschreckt blickte ich zu Taiko. Wollte er den Mann denn nicht verfolgen, aber noch immer lächelte er siegessicher.

Dann geschah alles ganz schnell. Taiko vollendete seine Fingerzeichen und unter einem Verlust von Unmengen an Chakra schoss er tausende kleine Klingen hinter seinem Gegner her. Kurz hörte man ein schmerzerfülltes Schreien, dann herrschte Stille. Lediglich das leise Atmen Taikos lag in der Luft.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich den Gang hinab. Ich vermutete, wie es etwas gangabwärts aussehen musste, doch ich hatte nicht das Verlangen den Weg zurück zu gehen und nachzusehen.

„Wirst du tatsächlich anfangen zu weinen, Schätzchen?“, fragte mich Taiko mit einem misstrauischen Blick. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich Tränen in meine Augen gestohlen hatten.

„Komm mit!“, forderte er mich auf und nahm meine Hand. Ich bewegte mich keinen Zentimeter und er begann an meinem Arm zu zerren. Vehement schüttelte ich meinen Kopf und stemmte mich gegen seinen Zug.

„Ich will da nicht hin!“, schrie ich und konnte nicht verhindern, dass die Tränen aus meinen Augen liefen. Ich wollte nicht sehen, wie er ihn zugerichtet hatte.

Taiko warf mir einen genervten Blick zu und verdrehte die Augen.

„Schätzchen,“, sagte er und ging in die Hocke, sodass seine Augen genau auf einer Höhe mit den meinen waren: „ich bin dafür verantwortlich, dass die nichts passiert und glaube mir, ich werde nicht immer da sein, um dir deinen süßen kleinen Hintern zu retten. Deswegen kann ich dir nur eines sagen: Wenn du hier überleben willst, dann mache alles das was ich dir sage. Ich werde dir beibringen, wie du dich hier durchkämpfen kannst. Wenn du allerdings sterben möchtest, dann bleib hier stehen. Ich zwinge dich zu nichts.“ Mit diesen Worten erhob er sich und warf mir ein letztes freundliches Lachen zu. Dann drehte er sich um und ging gemächlich in die Richtung, in die der Mann eben gelaufen war. Überrascht sah ich ihm hinterher. Wollte ich überleben, oder wollte ich lieber sofort aufgeben?

Langsam setzte ich mich in Bewegung. Mein Bruder hatte mir beigebracht jede einzige Chance zu nutzen und wenn meine einzige Chance darin bestand mit einem Killer zusammenzuarbeiten würde ich auch diese Chance nutzen.

„Taiko!“, rief ich ihm hinterher und er blieb stehen. Freundlich lächelte er mich an, doch ich wollte mich nicht noch einmal von seiner Freundlichkeit täuschen lassen. Ich schloss zu ihm auf und gemeinsam gingen wir den Gang weiter hinunter. Er lachte ununterbrochen, doch ich hatte meinen Blick auf den Boden gesenkt, um ja nicht zu viel sehen zu können. Ich hatte Angst vor dem, was uns erwartete, doch ihm schienen diese Gedanken lediglich Freude zu bereiten.

„Jetzt heb deinen Blick, Schätzchen!“, befahl er mir und drückte mit einer seinen dünnen Hände mein Kinn nach oben.

Der eben noch braune Gang, war nun an allen Seiten blutrot gefärbt. Überall waren Spritzer, die dem ganzen Szenario etwas künstlerisches verlieh. Mittig in dem Gang lag der Mann. Er war auf den Bauch gedreht, seine Gliedmaßen von sich gestreckt. Er lag in einer großen Blutlache, umgeben von den zahlreichen Klingen. Er hatte einige Löcher in seinem geschundenen Körper und es schien, als wären die Klingen einfach durch ihn hindurch geschossen.

Taiko und ich taten noch einige Schritte auf den Leichnam zu und mit jedem Schritt den wir taten, wuchs auch der Gestank. Es roch nach Blut und dieser eisige Geruch trieb mir noch mehr Tränen in die entsetzten, blauen Augen.

„Na na, wer wird denn weinen?“, fragte Taiko gehässig und grinste mich an: „Er lebt doch schließlich noch.“ Fragend sah ich zu ihm auf.

„Er lebt noch?“, wollte ich wissen und spürte, wie es ihn freute, dass ich diese Frage stellte.

„Ja, Schätzchen, es hätte dir doch nichts gebracht, wenn ich ihn getötet hätte.“, erklärte mir Taiko und bückte sich zu dem verletzten Mann. Mit einigen flinken Bewegungen setzte er ihn auf, sodass seine leeren Augen mich ansehen konnten. Man merkte, dass Taiko Gefallen fand an dem, was er tat, den seine Augen leuchteten vor Erregung.

„Was.. was hast du vor mit ihm?“, keuchte ich und wich einige Schritte zurück. Ich hatte eine Ahnung, was er tun wollte und wie zur Bestätigung zog er ein weiteres Kunai aus seiner Tasche. Mit einer fließenden Bewegung warf er es in meine Richtung und ich fing es geschickt auf.

„Na, was habe ich wohl vor, Schätzchen?“, fragte er mich und lachte abermals. Ich wich weiter zurück und schüttelte schockiert meinen Kopf, sodass meine braunen Haare im Wind tanzten.

„Das werde ich nicht tun, ich.., das kann ich nicht.. er ist unbewaffnet!“, plapperte ich und entlockte Taiko so nur ein weiteres Lachen. Fest umklammerte ich das Messer, nicht bereit, damit jemandem Schaden zuzufügen.

„Schätzchen,“, fing er an und schüttelte gelangweilt den Kopf: „ich frage dich jetzt noch einmal: Willst du leben oder willst du sterben?“

Ich stockte. Natürlich wollte ich leben, doch wieso sollte der verletzte Man vor mir nicht auch leben können?

„Natürlich will ich leben, aber...“, fing ich an, doch ich wurde von Taiko harsch unterbrochen.

„Kein aber“, sagte er und schubste den Mann auffordernd zu mir hin: „Es gibt nur eine einzige Möglichkeit um hier zu überleben. Töte deine Gefühle, Kleine. Hör auf schwach zu sein, hör auf dich von deinen Gefühlen hemmen zu lassen. Nur wenn du bereit bist, alles zu tun, kannst du dich verteidigen, denn nur dann werden sich deine Kräfte vollständig entfalten lassen.“

Ich starrte ihn an und es war als würde ich mein Ende besiegeln. Ich würde mich nicht mehr an meinen Erinnerungen halten können, wenn ich sie aufgeben würde und wäre dem Untergang geweiht.

„Töte deine Gefühle!“, wiederholte er: „Gib sie auf und erhalte dafür eine unglaubliche Macht.“

Zögerlich machte ich einige Schritte auf Taiko und den Mann zu. Ich war mir noch nicht sicher, was ich tun würde, aber eine innere Stimme sagte mir, dass ich zwischen mir und diesem Mann entscheiden musste. Entweder würde er leben oder ich.

„Er würde eh im Krankenzimmer sterben.“, flüsterte mir die Stimme zu: „Oder Taiko würde ihn töten.“

Ich merkte gar nicht wie nah ich meinem Opfer war. Es war als wäre ich in Trance, als wäre ich nicht in dieser Welt.

„Töte deine Gefühle!“, forderte mich Taiko noch ein letztes Mal auf: „Nur so wirst du irgendwann zurück kehren können.“

„Töte deine Gefühle!“, rief mir meine innere Stimme zu: „Mach schon, töte sie!“

Ich machte noch einige Schritte und ging in die Knie, sodass ich dem Mann direkt in die Augen sehen konnte. Wimmernd sah er zurück und ich konnte seine Angst fast riechen.

„Bitte“, keuchte er und Tränen liefen über seine blutverschmierten Wangen: „Bitte, töte mich nicht!“

Ich zögerte abermals kurz, als ich das Kunai hob. Und dann war ich so weit. Ich schloss die Augen und mit einer einzigen Bewegung ließ ich mein Kunai hinuntersausen.

Töte deine Gefühle..

Es gab ein schmatzendes Geräusch und der Kopf des Mannes rollte auf den Boden. Traurig sahen mich seine kalten Augen an, doch das einzige was ich empfand war Genugtuung. Ich hatte aufgehört zu weinen.

„Nun bist du so weit!“, ich sah zu Taiko auf und merkte, dass er zufrieden war. Er lächelte und ich lächelte zurück. Ich fühlte mich großartig, ich fühlte mich stark, ich fühlte mich überlegen.

Langsam legte er seine Hand auf meinen Hals und schob mein T-Shirt ein wenig hinab über meinen Oberarm, sodass es meinen Nacken preisgab. Dann beugte er sich nach vorne und betrachtete meinen Nacken ausgiebig.

„Es ist da.“, flüsterte er zufrieden zu sich selbst, doch er war meinem Ohr so nahe, dass ich jeden Ton verstand.

„Was ist da?“, erwiderte ich und fixierte ihn mit meinen blauen Augen.

„Dein Mal!“, erklärte er und löste sich von meinem Nacken: „Das Mal, das zeigt, dass du endlich stark bist!“ Er lachte und dieses Mal konnte ich nicht anders als in sein Lachen einzustimmen. Ich fragte mich, was ich an meinem früheren Leben nur gefunden hatte. Damals war ich schwach gewesen und nun spürte ich die gewaltige Energie, die mir zu Verfügung stand. Es gab rein gar nichts mehr, was mich aufhalten konnte. Ich verstand nicht, was ich an meiner Vergangenheit fand. Der Vergangenheit mit den ganzen Regeln, den Gefühlen, die einen lediglich gehemmt hatten. Jetzt war ich endlich bereit. Ich war bereit mit meiner Vergangenheit abzuschließen und in die Zukunft zu sehen.

Eine Zukunft, die alles für mich bereit hielt, denn alles, was mich hindern könnte, hatte ich in diesem Moment hinter mir gelassen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  fahnm
2013-05-10T21:07:04+00:00 10.05.2013 23:07
Hammer Kapi
Von:  niklas4_0
2013-05-09T16:15:26+00:00 09.05.2013 18:15
Was, eine super FanFic, 8 Kapitel und erst 12 Kommentare?! Da muss ich weiterhelfen!!!

Zu der Story: Sehr gute Story, mal was ganz anderes und weicht auch extrem von dem Anime ab, aber das gefällt mir ;)

Hoffentlich schreibst du weiter, auch wenn du nicht so viel Feedback bekommst ;)
Antwort von:  CyuNamikaze
09.05.2013 18:39
Hey,
wow, vielen vielen Dank :) Das freut mich wirklich, dass es dir gefällt!! Ich versuche auf jeden Fall weiter zu schreiben.
Vielen Dank noch einmal! :)
Glg
Von:  fahnm
2013-04-26T23:12:46+00:00 27.04.2013 01:12
Super Kapi^^
Von:  KattaDraws
2012-08-19T11:25:30+00:00 19.08.2012 13:25
Pfiu, das war ein spannendes Kapitel :o
Was Orochimaru wohl mit ihr machen wird... mhh... ~
Bin gespannt wie das mit Cyu weitergehen wird ;)

Von:  fahnm
2012-08-05T21:15:43+00:00 05.08.2012 23:15
Hammer Kapi^^
Arme Cyu.
Mal sehen wie es weiter gehen wird.
Von:  fahnm
2012-07-27T21:07:38+00:00 27.07.2012 23:07
Hammer Kapi^^
Von:  KattaDraws
2012-07-27T16:19:12+00:00 27.07.2012 18:19
So, jetzt kommt mein letzter Kommi für's erste:

Bis jetzt gefällt mir deine FF richtig gut, ich habe auch nur zwei kleine Kritikpunkte. Das erste wäre, dass ich noch nicht ganz begriffen habe warum Cyu schon mit 10 bei den Anbu ist, auch weil sie sich von den Kerl hier im 5. Kapitel ziemlich zurichten lassen hat. Aber vielleicht wird sich mir das im Laufe der Geschichte noch erschließen.
Das zweite ist eher ein Tipp. Ich konnte nämlich schon erraten das der Kerl mit den schwarzen Augen und den Narben der Verräter war, irgendwie war es offensichtlich von seiner Beschreibung ehr. Mein Tipp wäre solche Typen eher unscheinbarer und nebensächlicher zu machen, denn dann kann man es nicht mehr vorhersehen ;)

Ansonsten gefällt mir deine FF richtig gut, mach weiter so ^^

LG Das_Katkat
Von:  KattaDraws
2012-07-27T16:02:24+00:00 27.07.2012 18:02
Ui, Kushina kam vor. *sich darüber freu*
Ich finde die Beziehung zwischen Cyu und Kushina... schön, ja ich glaube das passt. Vorallem hebt die Szene, in der Cyu weint, hervor, dass sie eigentlich doch nur ein 10 jähriges Mädchen ist ;)


Von:  KattaDraws
2012-07-27T15:57:53+00:00 27.07.2012 17:57
So, auch das zweite Kapitel hat mich überzeugt :3
Es ist auch nachvollziehbar warum Cyu sich von den Anbus so abgewertet und bedroht fühlt, vorallem wenn man bedenkt das sie erst 10 ist- was man in diesem Kapitel nicht wirklich bemerkt hat (im vorherigen Kapitel schon).
Von:  KattaDraws
2012-07-27T15:50:57+00:00 27.07.2012 17:50
Also als aller erstes: Dein Schreibstil gefällt mir unheimlich gut :)
Ich kann mir genau vorstellen was gerade passiert und wie es aussieht, besonders wie du ihr Lieblingsjutsu beschrieben hast gefiel mir ^^

Aber sie ist erst 10? Ô__Ô RESPEKT dann schon bei den Anbu zu sein (übertrifft ja sogar Itachi) Ich lese mal weiter und schaue, was noch kommt :)


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