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Here We Are Now (Entertain Us)

Steve/Tony
von

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Then

Anmerkungen:

Ich habe keine Entschuldigung für dieses Kapitel... keine. *hust*

Und sorry für den Zeitsprung. Keine Sorge, ich werde schon wieder am Anfang ankommen. ;)
 

Coney Island ist eine kleine Halbinsel im Süden von Brooklyn (New York), die vor allem für ihre vielen Freizeit- und Vergnügungsparks bekannt ist.
 


 

*~*~*
 

Zwei Monate zuvor...
 

„Sir, da ist ein Anrufer in der Leitung. Soll ich ihn durchstellen?“

„Jetzt nicht, JARVIS!“, erwiderte Tony, während er mehreren baumstammdicken Tentakeln auswich, die bedrohlich vor ihm aufragten.

„Es scheint dringend zu sein, Sir...“

„Tut mir leid, aber im Augenblick ist es gerade wirklich ungünstig!“, rief Tony, und streckte die Hände aus, um mehrere Tentakel mit kurzen, aber gezielten Energiestößen seiner Repulsor-Blaster säuberlich von dem gigantischen und unsagbar hässlichen krakenähnlichen Ungeheuer abzutrennen, das etwa zwanzig Meter unter ihm sein schnabelförmiges Maul aufriss.

„Sag ihnen, ich ruf zurück, sobald ich dieses scheußliche Ding erfolgreich daran gehindert habe, Coney Island niederzuwalzen!“

„... wie Sie meinen, Sir“, meinte JARVIS höflich. „Viel Erfolg, Sir.“

Tony schnaubte und wollte gerade etwas erwidern, als das Ungetüm unter ihm vor Schmerzen so laut aufschrie, dass seine ganze Rüstung bei dem dröhnenden Geräusch zu vibrieren begann und die Anzeigen seiner Messinstrumente für einen Moment aussetzten.

Wie wild begann der Kraken mit seinen verbliebenen Armen um sich zu schlagen, und Tony hatte alle Mühe, ihnen auszuweichen, während er sich gleichzeitig darum bemühte, seine Flugbahn wieder zu stabilisieren. Er war fast schon außer Reichweite, als ihn ein sehr langer, dünner Greifarm am Oberschenkel erwischte und sich mit festem Klammergriff um sein Bein schlang.

„Tony!“, hörte er die warnenden Rufe von Steve und Clint in der Leitung, doch es war bereits zu spät.

Der Ruck, der durch ihn ging, als seine Rüstung von knapp achtzig Stundenkilometern Fluggeschwindigkeit auf null abgebremst wurde, trieb ihm die Luft aus den Lungen und einen Moment lang wurde ihm schwarz vor Augen.

Als er wenige Sekunden später wieder zu Bewusstsein kam, baumelte er bereits direkt über dem weitgeöffneten Maul des Ungeheuers.

„Urgh“, machte Tony und blinzelte benommen in den mit nadelspitzen Zähnen besetzten Schlund.

„Du weißt schon, dass das eine Scheißidee ist, oder?“, fragte er das Monster. „Bei der Menge an Metall, die an mir dran ist, wirst du eh nicht viel schmecken.“

Als Antwort ertönte nur ein weiteres markerschütterndes Brüllen, das Tony durchschüttelte, bis ihm der Kopf dröhnte.

„... ja, ich habe vermutet, dass du das sagen würdest“, ächzte er. Sein ganzer Körper schmerzte und er zweifelte nicht daran, dass er am Abend mit blauen Flecken übersät sein würde.

„Entschuldige bitte, Stark“, hörte er Clints Stimme in der Leitung, nachdem das wattige Gefühl in seinen Ohren nachgelassen und seine Hörfähigkeit wieder halbwegs zurückgekehrt war. „Versuchst du gerade ernsthaft, mit einem Riesenkraken zu diskutieren?“

„Hey, man soll mir später nicht vorwerfen können, dass ich nicht alles probiert habe“, entgegnete Tony schnippisch.

„Tony, lass den Unsinn!“, rief Steve und die Schärfe in seiner Stimme zeigte deutlich, wie viel er von Tonys gedankenloser Aktion hielt. „Wir kommen und holen dich da raus! Verhalt dich in der Zwischenzeit ruhig, dann verliert das Ding vielleicht wieder das Interesse an dir und lässt dich los!“

„Nachdem ich die Hälfte seiner Arme abgetrennt habe? Ich bezweifle es“, erwiderte Tony. „Bleibt, wo ihr seid, und bringt lieber die Leute von hier fort. Jetzt, da es mich hat, wälzt es sich wenigstens nicht weiter den Strand hoch, das sollte euch mehr Zeit verschaffen.“

„Tony...!“ Steve klang genervt und verzweifelt und frustriert, aber er tat, worum Tony ihn bat, und wies Hawkeye und Black Widow an, sich weiter um die Evakuierung der Feriengäste zu kümmern, anstatt ihre Munition an das Monster zu verschwenden.

Tony wusste, dass Steve ihm einen stundenlangen Vortrag über Verantwortung und mangelnde Teamfähigkeit halten würde, sobald diese Sache vorüber war, aber das Risiko ging er ein, solange er ihn und die anderen nur vor Schaden bewahren konnte.

Es war aber auch wirklich zu ärgerlich, dass sowohl Bruce als auch Thor ausgerechnet an dem Tag nicht da waren, an dem ein gescheiterter Forscher der Rockefeller University beschlossen hatte, sein mutiertes Haustierchen als Rache für seinen Ausschluss aus der Fakultät auf die New Yorker Bevölkerung zu hetzen.

Tony machte sich gedanklich eine Notiz, die Absolventen der Universität von nun an genau im Auge zu behalten – und besonders deren psychologische Profile. Er würde Bruce darum bitten, entsprechende Fragebögen für die zukünftigen Jahrgänge zu entwerfen, sobald er wieder von seinem Kurztrip nach Indien zurückgekehrt war. Denn nach Zwischenfällen wie diesen konnte man nie vorsichtig genug sein, selbst wenn man Fragen stellen musste wie: „Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie groß ist Ihr Bedürfnis, im Keller heimlich Weichtier-Mutationen zu züchten und sie auf New York loszulassen?“

„Gott, ich vermisse Thor!“, keuchte Tony, während der Kraken ihn hin- und herschwang, als würde er hoffen, dadurch den Inhalt aus der rot-gold glänzenden Metallrüstung herausschütteln zu können.

„Ein Blitz, und er hätte aus dem Vieh Calamaris gemacht. Bei seiner Größe hätten wir ein ganzes verdammtes Dritte-Welt-Land eine Woche lang damit ernähren können. – Tintenfischbällchen für alle!“

Der Kraken schüttelte ihn erneut und Tony begann zu lachen. Er wusste nicht, wieso, aber er konnte es einfach nicht unterdrücken. Er schob es auf die Hysterie, die sich langsam in ihm breitmachte. Am Morgen noch hatte er auf dem Dach des Avengers Towers Minigolf gespielt und Steve beim Zeichnen zugesehen, und jetzt baumelte er in seiner Rüstung über dem hungrig geöffneten Maul eines Riesenkraken, während in der Ferne japanische Touristen Fotos von ihm machten.

Wie der Tag sich doch manchmal entwickeln konnte.

Das Ungeheuer gab seine Bemühungen nach einer Weile auf und einmal mehr hing Tony bedrohlich tief über seinem weit aufgerissenen Schlund.

„Okay“, murmelte er. „Ich glaube, langsam wird’s ernst...“

„Ich habe keinen Sichtkontakt, die Greifarme sind im Weg“, rief Steve über Funk. „Was hat es vor?“

„Mich fressen, glaube ich.“

„Oh Gott, Tony...!“ Er hörte Steve erschrocken aufkeuchen und versuchte sich dabei seine weit aufgerissenen blauen Augen vorzustellen. Es fiel ihm überraschend leicht.

„Nah, keine Sorge“, erwiderte Tony beinahe fröhlich. „Es braucht mehr als ein bisschen Magensäure, um diese Rüstung zu durchdringen. Glaub mir, das wird dem Tierchen hier mehr wehtun, als mir.“

„Aber-!“

„Kein aber“, unterbrach Tony ihn. Auf einmal machte sich ein leicht irrsinniges Lächeln auf seinem Gesicht breit, als ihm eine Idee kam. „Vielleicht ist das sogar die Lösung.“

In der Leitung herrschte für einen Augenblick Totenstille.

„... nein“, sagte Natasha dann mit ungläubiger Stimme. „Stark. Nein.“

„Tasha hat Recht, Stark. Hat dir schon mal jemand gesagt, was für ein verrücktes Arschloch du bist?!“, fragte Clint, doch er klang eher hysterisch, als angriffslustig. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

Nur Steve sagte nichts – und so, wie Tony ihn mittlerweile kannte, konnte das nur eines bedeuten.

„Du weißt, dass ich Recht habe, Cap“, sagte er. „Sag ihnen, dass ich Recht habe!“

„Cap, nein, er kann doch ni-!“, begann Clint, wurde dann jedoch von Steve unterbrochen.

„Tony hat Recht“, erwiderte ihr Anführer mit seltsam gepresst klingender Stimme. „Es gefällt mir nicht, aber es ist eine Taktik, mit der er höchstwahrscheinlich Erfolg haben wird...“

Natürlich werde ich Erfolg damit haben“, rief Tony. „Ich habe sowas schon mal gemacht, oder habt ihr das schon wieder vergessen?“

„... aber ich schwöre dir, Tony, wenn all das hier vorbei ist, dann werden wir ein ernstes Wörtchen miteinander reden“, fuhr Steve scharf fort.

„... Na schön, meinetwegen“, meinte Tony ergeben. „Darf ich jetzt bitte endlich New York retten?“

Steve seufzte, Clint stöhnte leise und Natasha sagte gar nichts, auch wenn Tony sich ziemlich sicher war, dass sie in diesem Moment den Kopf schüttelte, denn das tat sie immer, wenn er etwas unsagbar Dummes anstellte.

„In Ordnung“, sagte Steve schließlich mit dem Tonfall eines Mannes, der wusste, dass er diese Worte noch lange bereuen würde. „Tu’s.“

Tony grinste triumphierend, dann wand er sich mühsam in dem festen Griff des Ungetüms, bis er eine halbwegs freie Sicht auf den Arm hatte, der sich um sein Bein geschlungen hatte, und richtete seine Handfläche darauf.

Während sich das altbekannte Summen des Blasters ankündigte, holte er noch einmal tief Luft.

„Das wird so eine Sauerei“, murmelte er, und schloss unwillkürlich die Augen, während er den Schuss abfeuerte.

Der Kraken schrie auf, als sein Greifarm vom Repulsor-Energiestoß zerschossen wurde, und sein Gebrüll wurde nur unwesentlich leiser, als Tony anschließend in seinen Schlund fiel.

Für dreißig lange Sekunden passierte nichts.

Dann explodierte die Welt.
 

*~*~*
 

„Okay“, gab Tony eine Viertelstunde später zu, nachdem er sich aus den zerfetzten Eingeweiden des Riesenkraken gegraben hatte. „Das hätte vielleicht besser laufen können.“

„Ach. Findest du?“, fragte Clint finster, der von oben bis unten mit Blut und Schleim bedeckt war und sich offenbar nicht entscheiden konnte, ob er sich übergeben oder besser doch erst Tony erwürgen sollte.

„Das ist das mit Abstand Widerlichste, was ich jemals erlebt habe“, sagte Natasha kühl, die nur unwesentlich sauberer aussah und gerade damit beschäftigt war, sich zerfetzte Muskelstränge aus ihren roten Locken zu zupfen. „Sogar noch widerlicher als die Sache damals in Shanghai... und ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen würde.“

„Oh Gott, erinnere mich bloß nicht an Shanghai“, stöhnte Clint und machte ein würgendes Geräusch.

Natasha sah ihn nur stumm an und hob vielsagend eine Augenbraue, bevor sie ihr Handy aus der Tasche holte und sich abwandte, um zu telefonieren.

„Director Fury?“, hörten Tony und Clint sie sagen, während sie sich langsam über den mit den Überresten des Tintenfischs übersäten Strand entfernte. „Erinnern Sie sich an das Aufräumteam, das wir nur für ganz spezielle Missionen anfordern? Ich glaube, wir brauchen es... – Ja, genau, das gleiche wie damals in Shanghai. – Ja, Sir, es ist tatsächlich so schlimm...“

„Oh Mann...“ Erschöpft ließ sich Tony in den Sand plumpsen.

Es war offiziell: er hasste diesen Tag.

Er klappte die Maske vor seinem Gesicht nach oben und sog tief die frische Luft ein, die vom Meer herüberwehte. Der Gestank des verbrannten Kraken hing zwar immer noch schwer über dem Strand, aber selbst das war tausendmal angenehmer und erträglicher als die halbe Minute, die er im Magen des Ungeheuers verbracht hatte, bevor es ihm endlich gelungen war, all seine Waffensystem zu aktivieren und sich einen Weg nach draußen zu sprengen.

„Ich bin gespannt, welche Märchen sich Fury dieses Mal ausdenken wird, um den ganzen Vorfall zu verharmlosen. Immerhin gab es Hunderte von Zeugen“, sagte er nach einer Weile.

„Oh, keine Sorge, SHIELD hat bereits damit begonnen, ihre Daten aufzunehmen, als wir noch mit der Evakuierung beschäftigt waren“, meinte Clint nur. „Sobald wir erst einmal wissen, wo sie wohnen, wird alles viel einfacher...“

Tony starrte ihn einen Moment lang aus großen Augen an.

Merkt ihr Agenten von SHIELD eigentlich, was für gruselige Sachen ihr manchmal sagt?“, fragte er dann.

Clint antwortete nicht, aber sein Achselzucken war Antwort genug.

Tony zog es vor, ihn nicht weiter zu beachten, sondern sah stattdessen zu Steve hinüber, der sich gerade mit dem Leiter des Freizeitparks unterhielt, auf dessen Strandabschnitt sie den Kraken erledigt hatten.

Selbst aus der Ferne war zu sehen, dass der arme Mann mit den Nerven völlig am Ende war, und sogar Steves beruhigende Worte konnten an diesem Zustand nicht viel ändern.

Schließlich verabschiedete sich der Mann mit einem Nicken und schlurfte schwerfällig davon. Tony hatte für einen Moment ehrliches Mitleid mit ihm. Es würde Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern, bis die letzten Reste des Riesenkraken entfernt worden waren, und der Gestank würde sicher noch viel länger an diesem Ort haften. Und das, wo der Sommer gerade erst begonnen hatte und der Strom von Touristen täglich größer wurde...

„Alles okay?“, fragte Tony, als Steve zu ihnen zurückgekehrt war.

Der andere hob den Kopf und warf ihm einen seltsamen Blick zu, den Tony nicht so recht deuten konnte. Steve hatte sich in den letzten zwanzig Minuten überhaupt sehr seltsam benommen. Nachdem Tony den Kraken von innen heraus in die Luft gejagt hatte, war er zwar wie so oft der erste gewesen, der bei ihm gewesen war, doch dieses Mal hatte er sich lediglich kurz versichert, dass mit Tony alles in Ordnung war, bevor er auch schon den Parkbesitzer aufgesucht hatte, um sich für das Desaster zu entschuldigen.

„Er wird es überstehen“, entgegnete Steve und zuckte mit den Schultern. „Ich habe versprochen, ihm bei den Aufräumarbeiten zu helfen, das hat ihn etwas beruhigt.“

„Sehr nobel von dir“, meinte Tony nur, dann hob er den Arm und deutete auf Steves rechtes Ohr. „Du hast da übrigens was kleben.“

„Nachdem wir alle unseren Anteil an explodiertem Tintenfisch abbekommen habe, überrascht mich das gerade gar nicht“, erwiderte Steve trocken, griff sich dann aber doch an sein Ohr und zog mit einem schmatzenden Geräusch einen handtellergroßen Saugnapf von dem glatten Leder seiner Maske.

Clint wurde leicht grün um die Nase, als er ihm dabei zusah, und er wandte schnell den Blick ab.

Steve betrachtete den Saugnapf einen Moment lang stirnrunzelnd, dann warf er ihn vor Tony in den Sand wie einen Fehdehandschuh. Tony starrte auf ihn herab und wagte es nicht, den Blick zu heben. Er konnte förmlich spüren, wie sich hinter Steves beherrschter Miene ein Sturm zusammenbraute, und es konnte sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis er losbrechen würde.

Doch bevor etwas geschah, hörte er auf einmal ein leises Räuspern.

„Sir?“, meldete sich JARVIS zu Wort. „Da Sie im Moment nicht beschäftigt zu sein scheinen, möchte ich Sie noch einmal auf Ihren Anrufer hinweisen...“

Tony sprang auf und ignorierte dabei geflissentlich Steves Blick.

„Natürlich!“, rief er aus und hoffte, dass ihm seine Erleichterung nicht zu deutlich anzuhören war. Doch er hatte im Moment einfach keine Lust auf eine Standpauke von Steve und war dankbar für die Ablenkung. „Der Anrufer – wer ist es noch mal? ... Egal, stell ihn durch!“

„Es tut mir leid, Sir, aber Miss Potts hat bereits vor einer Weile aufgelegt. Doch ich bin mir sicher, dass sie sich über einen Rückruf Ihrerseits sehr freuen würde.“

„Shit!“ Tonys Augen weiteten sich.

So ein Mist, daran hatte er ja überhaupt nicht mehr gedacht...! Dabei hatte er ihr hoch und heilig versprochen, sie heute persönlich vom Flugplatz abzuholen. Und Pepper etwas zu versprechen und sie dann zu enttäuschen war eines der schlimmsten Verbrechen überhaupt – besonders, seitdem sie zusammen waren und Tony damit begonnen hatte sich zu bemühen, seine Versprechen zur Abwechslung auch mal einzuhalten.

Nur heute war leider keiner dieser Tage.

„Ist sie noch da?“, fragte er dann. „Soll ich sie...?“

„Ich war so frei, Mr. Hogan darum zu bitten, sie abzuholen, Sir“, erwiderte JARVIS. „Wenn Sie sich gleich auf den Weg machen, dann dürften Sie zeitgleich mit ihr am Tower eintreffen.“

„Perfekt!“, meinte Tony und klappte dann sein Visier herunter.

Steve runzelte die Stirn. „Was hat JARVIS gesagt? Wo willst du hin?“

„Tut mir leid, aber ich habe eine Verabredung“, entgegnete Tony und aktivierte die Repulsor-Schubdüsen.

Jetzt gab sich Steve keine Mühe mehr, seine Verärgerung zu verbergen.

„Tony, die Agenten von SHIELD werden gleich hier eintreffen und dann wird Fury Details zum Vorfall hören wollen. Du weißt, wie wichtig diese Nachbesprechungen sind, du kannst jetzt nicht einfach verschwinden!“

„Sag ihm, ich beantworte seine Fragen gerne später. Aber jetzt muss ich wirklich los. Sorry, Cap.“

„Tony, warte...!“

Tony hatte ein merkwürdig flaues Gefühl im Magen als er abhob und davonflog. Nicht wegen Fury – der Zorn dieses Mannes könnte ihm nicht egaler sein und Tony war mittlerweile ganz gut darin, ihn zu ignorieren. Aber Steve zu enttäuschen war ihm immer sehr unangenehm, und er fühlte sich danach so schlecht, als hätte er einen Welpen vor die Tür gesetzt.

In seiner Jugend hatte er seinen Vater gerne belächelt, wenn Howard erzählt hatte, dass es unmöglich wäre, Nein zu Captain America zu sagen. Als jemand, der die Leute um sich herum immer und ständig vor den Kopf stieß – und damit meistens auch davonkam – hatte Tony sich das damals nicht vorstellen können.

Doch mittlerweile kannte er den Mann persönlich, und er verstand, was sein Vater damals gemeint hatte. Es war einfach unmöglich, Steve Rogers zu widersprechen, ohne sich danach zu fühlen, als hätte man sich eines Verbrechens an der Menschheit schuldig gemacht.

Und Tony hasste es. Aber noch mehr hasste er es, dass er den Mann tatsächlich mochte... und dass er fast noch mehr Angst davor hatte, Steve zu enttäuschen, als Pepper im Stich zu lassen.

Und das konnte doch irgendwie nicht richtig sein, oder...?
 

*~*~*
 

Nachdem er zum Tower zurückgekehrt war, verlor Tony keine Zeit.

Er schälte sich so schnell es ging aus seiner Rüstung, was aufgrund der vielen Dellen darin nicht ganz schmerzfrei war – besonders die Panzerung an dem Bein, um das sich der Greifarm gewickelt hatte, saß so fest, dass er sie kaum abbekam – und schlüpfte unter die Dusche. In Windeseile seifte er sich ein und wusch sich noch schnell die Haare, bevor er in seine Jeans schlüpfte und sich ein frisches T-Shirt überstreifte und genau in dem Moment ins Wohnzimmer zurückkehrte, als sich der Fahrstuhl mit einem leisen ‚Ping‘ ankündigte.

Pepper trat aus dem Lift, gefolgt von Happy Hogan, Tonys Chauffeur, der ihr Gepäck trug. Die beiden waren so in ihre Unterhaltung vertieft, dass sie Tony nicht gleich bemerkten.

„Uhm“, machte Tony und fuhr sich nervös mit der Hand durch die nassen Haare. „Hey, Pep.“

„Tony!“ Überrascht sah Pepper ihn an und etwas an ihrem Tonfall sagte ihm, dass sein Auftreten das letzte war, womit sie in diesem Moment gerechnet hätte.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie, und bedankte sich kurz bei Happy, der ihr zunickte und die beiden dann allein ließ.

„Ich...“ Tony zog verwirrt die Augenbrauen hoch, nachdem er sich die Frage noch mal hatte durch den Kopf gehen lassen. „Moment. – Wieso bist du nicht sauer? Und was soll das heißen – was ich hier mache? Wo sollte ich denn sonst sein, nachdem ich dich am Flugplatz hab sitzen lassen?“

„Ich habe auf dem Hinflug die News gesehen“, meinte Pepper nur und zog ihre Schuhe aus, bevor sie zu Tony hinüberging und ihm einen Kuss gab. Dabei verzog sie kurz das Gesicht.

„Du riechst nach Fisch.“

Tony grinste. „Wow, du weißt, wie man die Stimmung tötet“, erwiderte er.

Er griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Fingerknöchel.

„Du hast die News gesehen?“, fragte er dann. „Heißt das, sie sind schon-“

„Oh, Tony.“ Pepper schüttelte den Kopf. „Du glaubst doch nicht, dass es lange dauert, bis eine Nachricht wie ‚Riesenkraken überfällt Coney Island‘ an die Öffentlichkeit gerät, oder? Man konnte den Großteil eures Kampfes live im Fernsehen mitverfolgen.“

„So viel zum Vertuschen“, murmelte Tony und fragte sich, wie Fury die Neuigkeiten verharmlosen wollte, nachdem bereits das ganze Land die Aufnahmen gesehen hatte. Andererseits – es war Fury. Reporter und Videomaterial verschwinden zu lassen, war für ihn vermutlich Routine...

„Jedenfalls überrascht es mich, dich hier zu sehen“, sagte Pepper dann. „Als das erste Video von dem Kraken im Fernsehen kam, dachte ich mir schon, dass sich die Avengers darum kümmern würden. Und kurz darauf wart ihr dann auch da.“

„Oh“, machte Tony nur, weil ihm nichts Besseres einfiel.

Dann fragte er: „Heißt das also, du bist nicht böse, dass ich dich habe sitzen lassen?“

Pepper lächelte. „Tony, es ist Coney Island. Glaubst du wirklich, ich würde dir eine Szene machen, wenn New York angegriffen wird? Ich weiß doch, dass das wichtiger ist.“

Erleichterung machte sich in ihm breit, und er entspannte sich allmählich wieder. Nachdem er sich schon Steves Unmut zugezogen hatte, hätte er Peppers stillen Zorn nicht auch noch ertragen können.

„Darum war ich auch so überrascht, dass du schon hier bist“, fuhr sie dann fort und setzte sich auf die Couch. „Ich dachte, du wärst noch am Strand bei den anderen.“

„Nun, jetzt bin ich hier“, erwiderte Tony grinsend und setzte sich neben sie.

„Und hast Steve und den Rest einfach stehen lassen?“ Pepper runzelte die Stirn.

„Sie kommen schon ohne mich klar“, winkte er nur ab und legte einen Arm um ihre Schulter. „Außerdem haben wir jetzt ein bisschen Zeit für uns, bevor es hier wieder drunter und drüber geht...“

Er beugte sich vor, um sie zu küssen, doch Pepper drehte nur das Gesicht zur Seite und schob seinen Arm weg. Irritiert sah er sie an.

„Nein, Tony“, sagte sie. „Das ist kein guter Zeitpunkt. Du kannst nicht einfach...“

Sie stieß ein Seufzen aus. „Du hast eine Aufgabe, die du noch zu Ende bringen musst. Es ist zu spät, um mich vom Flugplatz abzuholen, aber es ist noch nicht zu spät, um zurückzukehren und deinem Team zur Seite zu stehen. Ich weiß“, sagte sie, als Tony Anstalten machte, zu widersprechen, „dass du gerne beides machen willst, aber du kannst dich nun mal nicht durch zwei teilen, Tony. Also los – geh, solange du noch was ausrichten kannst.“

„Pep... wieso tust du mir das nur an...?“, stöhnte Tony und vergrub für einen Moment das Gesicht in ihren Haaren, bevor er sich mit schmerzenden Gelenken wieder erhob. Mittlerweile spürte er die Quetschungen und blauen Flecken, die er sich bei dem Kampf zugezogen hatte, überdeutlich, und er wünschte sich nichts mehr, als in sein Bett zu fallen und die nächsten zwei Tage durchzuschlafen.

Aber den Luxus konnte er sich leider nicht erlauben.

Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Du schaffst das schon, Tony. Wir reden heute Abend weiter, okay?“

Tony murmelte etwas Unverständliches als Antwort, dann schlurfte er in seine Werkstatt, legte die Mark-V-Rüstung an, die er für Notfälle dort aufbewahrte, und machte sich auf den Weg.

Er hasste diesen Tag definitiv.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  LisaTachibana
2015-05-04T22:33:44+00:00 05.05.2015 00:33
Tony's Ideen für die Fragebögen und allgemein was das angeht aind echt genial. Ich musste einfach so grinsen. Die konversationen zwiachen Steve, Tony, Natascha und Clint während des Kampfed aind zu Geil und gerade weil Steve ihm dann auch noch zustimmt. :) Der Riesenkraken hat mich irgendwie leicht an Fluch der Karibik erinnert. x3
Von:  jackienobu
2014-11-02T11:41:48+00:00 02.11.2014 12:41
*grins* ich fand den anfang von dem Kapitel echt gut und an einigen Stellen musste ich schon loslachen. Jepp die Konversation hat mich begeistert.
Antwort von: Morwen
02.11.2014 13:18
Danke schön! :D
Diese Charaktere funktionieren so gut zusammen, dass ich ständig nur Dialoge schreiben möchte. xD
Von: abgemeldet
2014-04-25T19:42:09+00:00 25.04.2014 21:42
Ich finde die Zeitsprünge gar nicht mal so schlecht, muss ich sagen. Ich fühl mich dadurch wie in den Comcis, die ich ja auch immer durcheinander lese und damit auch irgendwelche Zeitsprünge drin habe :'D

Mir gefällt das Kapitel sehr gut. Der Kampf mit diesem Monster hast du gut dargestellt und bei Tonys Gedanken (inbsondere dem Fragebogenitem ;D) musste ich sehr lachen. Weils einfach herrlich bescheuert ist - und gerade in so einer Situation! Schön finde ich vor allem, dass du erklärst, warum eben nicht Hulk da ist bzw. Thor und auch Tony eben auffällen lässt, dass Thor durchaus hilfreich wäre (das stört mich ja teilweise in den Comics/Filmen, auch wenn ich es natürlich auch verstehe...). Tolle Sache.
Die "Lösung"....irgendwie scheint es Tonys Hobby zu sein, irgendwo reinzufliegen, oder? Wurmlöcher, Dimensionstore, komische Wesen... Naja, solange er wieder herauskommt, soll es mir recht sein.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie dieser Strand aussah - oder roch. Ich hasse ja Fischgeruch, da wär es mir wohl so gegangen wie Clint (wobei mich schon interessiert,was in shanghai los war xD). Wieder einmal bringst du das Zusammenspiel des Teams gut herüber. Auch Tonys und Steves Beziehung, sowie Steves Stand bei den Avengers, doch als eine Art "Captain", ja, das gefällt mir. Und Tonys schlechtes Gewissen ist niedlich.

Pepper mag ich ja sowieso, auch wenn mir hier Tony deutlich leid tut. Da hatte er ein schlechtes Gewissen und versucht sogar, ihr eine Freude zu machen (indem er eben doch da ist) und dann sowas. Das schlägt fast in dem Magen eines mutierten Viechs zu sein. Fast.

Ich bin wirklich gespannt, wie es weiter geht :)
Von: abgemeldet
2012-08-09T13:06:20+00:00 09.08.2012 15:06
Es ist gar nicht nötig , dass du dich für einen zeitprung entschuldigst ^^ kleine zeitsprunge geben einer geschichte ein wenig würze und bauen die Spannung auf ^^
Von:  Lance
2012-07-20T20:43:12+00:00 20.07.2012 22:43
Ich werde meinen nächsten Hund Steve nennen... und diesen setze ich dann Robert vor die Nase und versuche ihn mit nach Hause zu kriegen... ob das Klappt? xD
*Hoffnung stirbt zu letzt*
Aber ich mag das Kapitel, selbst mit langem Zeitsprung. Glück gehabt.
Aber auf die Predigt von Steve bin ich wirklich ehrlich gespannt, ob Steve es wirklich schafft Tony zusammen zu falten oder ob er am Ende nicht doch wieder alles verzeiht, egal wie oft er sich in Lebensgefahr bringt, wie gut das Steve nicht an Herzversagen sterben kann... hoffe ich doch xD

Ich warte gespannt aufs nächste Kapitel :D
Von:  swiss-chocolate
2012-07-20T19:30:21+00:00 20.07.2012 21:30
Ein Tentakelmoster. Natüüürlich... *hust hust*
Ich hätte beinahe erwartet, dass Steve Tony heldenhaft befreit. ^^
Auf die Standpauke bin ich besonders gespannt. :D

Freu mich schon aufs nächste Kapitel. ^^

lg idi_chan



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