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Elfenblut

von

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Prolog

Ruhe und Stille empfingen die junge Frau als sie tiefer in das Unterholz des Waldes eindrang. Ruhe, die sie so dringend ersehnte und sich wünschte. Hier war es friedlich, nur dann und wann knackte ein Zweig oder huschte ein Schatten vorüber. Aber diese Schatten waren nicht ihre Feinde. Es waren nur kleine Tiere – die, neugierig geworden, wer ihre Gemeinschaft störte – aus ihren Bäumen und Verstecken kamen.

Das Licht der beiden Zwillingsmonde begleitete den Weg des Mädchens, als sie sich durch das Unterholz des Waldes schlug. Doch der Ausdruck Mädchen traf es nicht richtig. Sie war schon lange kein Mädchen mehr, auch wenn man das aufgrund ihres Aussehens denken mochte. Sie zählte schon viele Jahre als mündig und würde für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Und nicht nur das. Von nun an betrafen ihre Entscheidungen ein ganzes Volk. Es war ihr großer Tag. Jeder blickte zu ihr auf und beobachtete ihr Verhalten. Sicher – die Blicke waren wohlwollend und bisher war ihr niemand begegnet der sie nicht angelacht hatte, aber dennoch. Wie lange würde diese natürliche Freundlichkeit wohl halten. Einen Tag? Vielleicht sogar zwei? Senelia wünschte sich nichts sehnlicher als ganz weit weg zu sein. Die letzten Jahre waren viel zu schnell verflogen. Sie vermisste ihre Brüder und ihre kleine Schwester, die stets an ihrem Rockzipfel gehangen war. Wie lange hatten sie sich schon nicht mehr gesehen? Fünfzig Jahre? Oder waren es gar schon Hundert? Die junge Frau schloss für einen Moment die Augen. Sofort drängte sich ihr das Bild einer kleinen Hütte auf. Vor der Hütte saßen zwei kleine Mädchen die gemeinsam Kränze aus Blumen flochten. An ihr Ohr drang das Geräusch von aufeinander prallenden Holzschwertern und ein kurzer Blick nach links zeigte zwei Jungen die sich im Umgang mit eben diesen übten. Unter lauten Anfeuerungsrufen dreier weiteren Kindern, die lachend ihren Brüdern zujubelten. Nun erschien auch ein Elben-Pärchen auf der Bildfläche die lächelnd die Schar beobachteten.

Warum konnte sie nicht zurück in diese Zeit, ihrer Kindheit wo noch alles so einfach gewesen war.

Aber das war lange her. Die letzten Jahrzehnte waren von strenger Disziplin beherrscht gewesen. Die Stunden vollgestopft mit Lernen, Kampfübungen oder dem Umgang mit Zauber. All das hatte zu ihrer Ausbildung gehört. Ihre Tante war nicht sehr fürsorglich mit ihr umgesprungen. Aber ihr war auch klar, das Sheyla nichts anderes übrig blieb. Sie hatte ihr alles beigebracht was sie wissen mußte, um über die Drow zu herrschen. Die Drow – auch Dunkelelben genannt – waren unbeliebt unter den anderen Elbenvölkern, waren sie mit ihrer Kampfeskraft aber auch ihrer Hinterhältigkeit, den anderen weit vor raus. Dennoch tat es weh. Die misstrauischen Blicke die ihr folgten, wenn sie an einem Lichtelben vorbei ging. Das Getuschel hinter ihrem Rücken.

Aber heute war das anders. Lichtelben und Drow standen nebeneinander ohne sich gegenseitig böse Absichten zu unterstellen. Warum konnte das nicht immer so sein? Es verwirrte sie zutiefst. Warum war heute alles anders. Es schien fast so, als wäre alle gleich, aber das waren sie nicht. Und jeder der das Gegenteil behaupten wollte mußte sich nur die Hautfarbe der Drow ansehen um zu wissen das es nicht stimmte.

Im Gegensatz zu den Lichtelben zeichneten sich Dunkelelben immer durch ihre Ebenholzfarbene Haut und das meiste schwarze – seltener auch weiße – Haare aus. Lichtelben dagegen besaßen helle, fast weiße Haut und je nach Rasse unterschieden sie sich in Haar und Augenfarbe. Die wohl größte der drei Lichtelbenrassen nannten sich selbst Jarden, die meisten anderen Rassen aber kannten sie nur unter dem Begriff Waldelben. Sie bewohnten den Südwesten Brondors – dem Reich der Elben. Emdar, das Gebiet der Jarden zeichnete sich durch dichtbewaldete Landstriche aus. Nur selten fand man Steppen oder gar kleinere Gebirge. Sie waren leicht an den braunen oder dunkelblonden Haaren und grünen Augen zu erkennen. Ganz anders dagegen waren die Hochelben – auch Firnelben genannt. Man erkannte sie leicht an ihren blonden Haaren und eisblauen Augen. Zuhause war diese Rasse in Franikar, das im hohen Norden lag und die großen Gebirge Brondors umfasste. Sie liebten die kältere Jahreszeit und in ihren Bergen war auch im Sommer Schnee zu finden.

Die letzte der Lichtelbenrassen waren die Auelben. Besser bekannt unter dem Namen Wasserelben und sie machten dieser Bezeichnung alle Ehre. Therinia bestand zum Großteil aus Sümpfen und kleineren Seen, an denen sich die Siedlungen der Auelben finden ließen. Zu erkennen waren sie an ihren braunen Augen und schwarzen Haaren. Ihr Reich erstreckte sich vom nördlichen bis zum südlichen Rand Brondors und teilte Emdar, Franikar zur einen Seite von Jinar dem Land der Drow, das sich zur Gänze am westlichen Teil Brondors erstreckte.

Alleine dies zeigte schon auf wie wenig die Dunkelelben geachtet waren. Begegneten sich die drei Landesgrenzen der Lichtelbenclans, waren die Dunkelelben wieder außen vor. Lediglich die Auelben hielten regen Kontakt zu ihnen und auch nur aus dem Grund das ihnen nichts anderes übrig blieb. Immerhin bestimmten die Drow, ob die Jarden ihre Waren in menschliche Gebiete verkaufen konnten.

Senelia seufzte leise.

Was brachten ihre diese Überlegungen im Moment schon. Nur Kopfschmerzen. Sie war hergekommen um die letzten Stunden Ruhe zu genießen und nicht um sich Gedanken um ein Thema zu machen, das sie die nächsten Jahre ohnehin ständig begleiten würde.

Sich einen Moment gehend lassend, setzte die junge Frau sich auf einen Baumstumpf und streckte die Beine von sich. Die Nacht war wirklich herrlich. Der Wind blies sanft durch die Blätter und entlockte ihnen eine Melodie, in jeder Note ganz eigen und doch zueinander passend. Für den Moment zufrieden mit sich und der Welt schloss sie die Augen, aber ein Knacken im Unterholz lies sie sofort wieder zu dem werden was sie war – eine Kriegerin.

Ihre Konzentration lenkte sich auf die Stelle, wo das Geräusch hergekommen war. Doch dieses mal sollte es sich als harmlos herausstellen. Aus dem Schatten trat eine Gestalt und kam ein paar Schritte näher. Nur soweit das sie sich in den Lichtkreis des einfallenden Mondes brachte, aber doch weit genug um zu sehen, das ein Lächeln auf den Zügen des Ankömmlings lag. Überrascht wandte Senelia sich an den Fremden. Sie kannte ihn, aber mit einem so schnellen Wiedersehen hatte sie nicht gerechnet .....



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