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Once upon a december...

Bel&&Rus
von

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A journey to the past

Ein blondes zierliches Mädchen öffnete zaghaft die Augen. Auf ihr lag eine Schneeschicht. Vorsichtig wischte sie sich den Schnee aus dem Gesicht und blickte auf. An der Decke glitzerten Eiskristalle. Sie befand sich in einer gefrorenen Höhle, voller Eis. Der Schnee war über die Jahre hereingeweht worden und lag nun schwer auf ihrem Körper.

„Natalia…“, hörte sie ein Flüstern im Wind. Schneekristalle tanzten um ihre Nase. Überrascht blinzelte sie. Wie lange hatte sie geschlafen? Es mussten Jahre sein.

Vorsichtig kämpfte sie sich aus dem Berg an Schnee und klopfte sich den Rest der Schneeflocken vom Kleid und aus dem Haar. Sie griff in den Schnee und zog ihre dunkelblaue Schleife heraus, die sie sich sodann ins Haar steckte. Wo war sie nur? Und warum war sie allein? War das schon immer so gewesen?

Ein Windhauch umwehte sie und sie drehte sich geschwind, sodass die letzten Flocken von ihr stoben.

„Natalia…kümmere dich um dein Land“, erklang die Stimme erneut im Wind. Mein Land… Weißrussland… Erschrocken trat sie aus der Höhle heraus und blickte auf Minsk hinab. Den Menschen ging es nicht sonderlich gut. Sie konnte die Einsamkeit und die emotionale Kälte fühlen…die auch ihr eigenes Herz umfing. Traurig schloss sie die Augen und Tränen kullerten über ihre weißen Wangen, wo sie sofort zu Eis gefroren.

Was sollte sie tun? Gab es noch Hoffnung? Irgendetwas tief in ihr sagte ihr, dass es nicht immer so gewesen war… so einsam und hoffnungslos…

Nein, sie war nicht allein gewesen…auch wenn sie sich nicht mehr erinnern konnte, in ihrer Vergangenheit hatte sich ihr Herz wärmer und glücklicher angefühlt.

Sie musste den Weg zurück finden, jetzt oder nie. So machte sie einen Schritt und trat aus der Eishöhle heraus.
 

Herz, du klopfst so laut, jetzt nur nicht verzagen,

kein Zurück, jetzt sind wir hier.

Hör’ den weisen Rat, nutze deine Chancen,

doch die Angst sitzt tief in mir.

Zurück in die Vergangenheit führt die Reise durch die Zeit.
 

Langsam ging sie weitere Schritte, die verschneite Straße entlang. Sie wollte sich nicht umdrehen, von nun an konnte es nur noch vorangehen. Auch wenn Natalia nicht wusste, wohin der Weg sie führte. Auch wenn sie Angst hatte… vor der Ungewissheit.

In ihrem Kopf flogen plötzlich Bilder umher, sie glaubte, dass es jemand gab, jemand aus ihrer Vergangenheit, jemand, der auf sie wartete, jemand, der vielleicht genauso einsam war, wie sie… auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, so konnte sie nach wie vor das Gefühl spüren, wie es war, von ihm in die Arme genommen zu werden. Und sie bereute, dass sie einst davon gelaufen war – wo sie jetzt nur noch so schnell es ging, zurück wollte…
 

Weiter muss ich geh’n, ich weiß jemand wartet,

träum davon solange schon.

Ja, er schließt mich bald fest in seine Arme,

nein, ich lauf nicht mehr davon.

Ich wünsch so sehr, es wär’ soweit auf der Reise durch die Zeit.
 

Sie wollte wissen, wie dieses Gefühl war, und so lief sie schneller und schneller und als sie im Schnee stolperte, stand sie wieder auf. Sie hatte einen Traum, der immer lebhafter wurde, auch wenn sie sich an nichts daraus erinnern konnte. Die Wärme einer anderen Person, seine starken Arme, jemand, der nach ihrer Hand griff und sie aus der Tür hinauszog, Tränen…

Natalia wurde traurig, als sie einer glücklichen Familie begegnete, die sie aufnahm. Denn sie glaubte, so etwas auch mal gehabt zu haben. Ihr Herz wurde schwer und nachdenklich blickte sie die Sonnenblume auf dem Tisch an. Eine Sonnenblume trotz Schnee?
 

Heim, Glück, Liebe – auch für mich gehörtet ihr einmal dazu.

Heim, Glück, Liebe – wie sehr sehn’ ich mich nach euch, was ich auch tu!
 

Plötzlich drückte der kleine Junge ihr die Sonnenblume in die Hand.

„Gehen Sie weiter, Sie sind auf dem richtigen Weg!“, sagte seine Mutter und lächelte sanft. Natalia verabschiedete sich von ihnen und ging die Straße weiter nach Norden. Die Temperaturen wurden nicht wärmer, dennoch ihr Herz…

Der Weg führte zu einem anderen Land, doch vielleicht war das genau der richtige Weg. Hoffnungsvoll lief sie weiter, auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Auch wenn sie allein war, hatte sie keine Angst mehr. Auch wenn sie so weit schon gelaufen war, hatte sie das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, als sie an einen Grenzübergang kam.
 

Schritt für Schritt voran, Hoffnung die mich leitet

auf dem Weg ins Niemandsland.

Rückwärts durch die Zeit such ich meine Zukunft,

nehm mein Herz fest in die Hand.

Ja, ich will mutig sein, geh’ den Weg allein,

er führt in die Welt hinaus und bringt mich doch nach Haus!
 

„Russland“, las sie laut die Schrift auf dem Schild. Es war ein Teil von ihr… auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, aber vielleicht war hier ihr geliebtes Zuhause… wenn sie ein Zuhause hatte und eine Familie, dann würden diese sie und ihr Land auch sicher unterstützen.

Mutig überschritt sie die Grenze.

Once upon a december...

Es dauerte eine Weile, bis sie in einer großen Stadt ankam. Die Straßen waren verschneit. Trotz allem war da ein geschäftiges Treiben. Die Menschen waren freundlich und herzlich, auch wenn es so kalt war und sie auch hier eine gewisse Einsamkeit spüren konnte. Was war das für ein Schauspiel? Das Lächeln auf ihren Gesichtern, dennoch sah Natalia genau die dunklen Ecken der Stadt. Es war nicht alles Gold, was glänzte… es war nicht alles vollkommen, auch wenn es auf den ersten Blick so wirkte…

„Schau mal, das Mädchen dort“, sagte eine alte Frau.

„Was ist mit ihr?“, fragte eine jüngere Dame.

„Sie hat mal hier gelebt. Ich kenne sie…“, erwiderte die Alte geheimnisvoll.

Natalia konnte genau spüren, dass über sie geredet wurde. Doch immer wenn sie versuchte, etwas von den Wortfetzen genauer zu hören, verschwanden die Leute mit düsterem Blick um die nächste Ecke. Fast so, als ob sie Angst vor ihr hätten.

Unsicher ging Natalia weiter. Ihr Weg führte sie schließlich zu einem großen Palast mit wundervollen Türmen. Großartig, mächtig und wunderschön.

Wie magisch zog das Gebäude sie an und sie ging darauf zu. Auch wenn es inzwischen fast ein wenig heruntergekommen schien… sie hatte das vage Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein, vor vielen, vielen Jahren…

Sie lief über den verschneiten Hof und konnte den Hauch der Einsamkeit spüren, sodass es ihr kalt über den Rücken lief. Vorsichtig schritt sie die Treppe hinauf und wollte die Tür öffnen. Doch diese war verschlossen. Sie klopfte, doch niemand öffnete ihr. Langsam schritt sie die Treppe wieder runter. Es war hoffnungslos. Wahrscheinlich war sie falsch hier. Doch gerade, als sie gehen wollte, fiel ihr ein Seitenausgang ins Auge. Eine kleine Tür… nein, nicht mal eine Tür… ein notdürftig vernagelter Bretterverschlag…

Vorsichtig ging sie darauf zu und blickte hindurch. Dahinter sah sie nur einen verstaubten, dunklen Gang. Und trotzdem hatte sie keine Angst. Kurzerhand kratzte sie über die Bretter. Nichts passierte. Doch sie würde diesen Durchgang dennoch öffnen. Stärker riss sie an den Brettern, welche so plötzlich nachgaben, dass Natalia auf den Boden fiel und sich fast überschlug. Mit großen Augen blickte sie den Gang entlang. Ihr Weg war frei. Sie rappelte sich auf und betrat den Palast.

„Hallo? Ist jemand zuhause?“, fragte sie, doch es schien alles so alt, leer und einsam hier, dass sie daran zweifelte.

Langsam ging sie durch den Gang, bis sie schließlich in eine große Eingangshalle kam. Da stand ein Tisch, verstaubt, mit Spinnweben geziert, standen noch alle Gegenstände so darauf, als wäre alles seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden. Niemand hatte es weggeräumt. Es schien fast wie geisterhaft, und so tanzten unklare Erinnerungsfetzen durch ihren Kopf.

Sorgfältig nahm sie einen Teller, blies den Staub herunter, sodass sie seinen ehemaligen Silberglanz noch erahnen konnte. Eine flüchtige Erinnerung schwebte an ihr vorbei, und sie sah sich tanzend. Überrascht blinzelte sie und legte den Teller wieder hin. Natalia stand auf und lief zum großen golden umrahmten Spiegel hinüber. Sie blickte hinein und glaubte für einen Moment fünf weitere Gestalten um sie herum erkennen zu können. Aber als sie sich erschrocken umblickte, realisierte sie, dass sie allein war. Ein erneuter Blick in den Spiegel bestätigte ihr das ebenfalls. Verwirrt schüttelte sie den Kopf.

Sie hielt sich an etwas fest und bemerkte, dass es eine große verzierte Dose war… mit Schwänen und Bären und in ihr stieg das Gefühl auf, das schon mal gesehen zu haben… und ein Lied spielte sich durch ihre Gedanken…
 

Tänzerin,

Bärenkind,

letztes Blatt im Kalender

Und ein Lied jemand singt:

es war einmal im Dezember
 

Leise begann sie zu singen und wiegte sich leicht im Tanz, während sie durch eine Tür trat und auf den Kalender blickte. Es war Dezember … aber irgendwas hatte das zu bedeuten. Auch wenn sie nicht wusste, was…

Vorsichtig strich sie über das letzte Kalenderblatt.

13. Dezember – Schlittenfahrt mit Natalia

…stand da und ließ sie leicht lächeln. Auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, tanzten plötzlich sehr lebhafte Szenen durch ihre Gedanken…

Ein Junge, der mit ihr zusammen auf einem Schlitten saß, hielt sie fest, als es bergab ging und der Schnee glitzerte ringsumher…
 

Sag wer hält mich fest im Arm,

Schlittenfahrt und doch ist mir warm

Paare drehen sich geschwind,

Musik verweht im Wind
 

Am 20. Dezember war ein Ball eingetragen. Ein richtiger Ball…

Sie erblickte die Treppe und trat hinunter, in eine große Halle – in der einst wohl die rauschenden Bälle gefeiert wurden… Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie das wohl gewesen sein mochte. Schloss die Augen, begann zu tanzen… während sie glaubte, zu träumen, als die Musik in ihrem Kopf immer lauter wurde und sämtliche Tanzpaare auf die Tanzfläche schwebten. Und sie mitten unter ihnen…
 

Sag wer hält mich fest im Arm,

Schlittenfahrt und doch ist mir warm

Paare drehen sich geschwind,

Musik verweht im Wind
 

Immer mehr Leute traten auf die Tanzfläche, und sie glaubte, den ein oder anderen zu kennen, das nette Mädchen, mit den kurzen Haaren und der großen Oberweite, das ihr eine Kette schenkte, die drei jungen Männer, die mit ihr tanzten. Der kleine, junge, mit den verstrubbelten Haaren und dem freundlichen Lächeln, dann der blonde, mit Brille, der eher ernste Typ, aber nichts desto trotz ein guter Tänzer…Und zuletzt der große dunkelhaarige, mit einem seltsamen Lächeln, und den grünen Augen, deren Melancholie Natalia fast auffraß, weswegen sie sie sich unter seinem Arm herausdrehte und allein über die Tanzfläche wirbelte – bis sie plötzlich Ihm gegenüberstand…
 

Weit, so weit, lange schon,

Märchentraum im Dezember.

Sehnsucht ruft mein Herz nach Haus,

über Meere und Länder!
 

…langsam ging sie auf ihn zu und tanzte mit ihm einen Walzer. Sie blickte in seine violetten Augen und glaubte, ihn schon lange zu kennen. Er lächelte, und drehte sie und sie hatte das Gefühl, dass sie noch nie so perfekt mit einem jungen Mann getanzt hatte, jeder ihrer Schritte war aufeinander abgestimmt, so als wären sie ein eingespieltes Team…

Und plötzlich schlug ihr Herz schneller… war Er derjenige, der ihr Herz wieder erwärmen könnte? War er das, wonach sie sich so lange gesehnt hatte? Ihr Zuhause?

Und er trug eine kleine Sonnenblume an seiner Uniform? War sie hier richtig? Waren es seine starken Arme, die sie immer beschützt hatten?
 

Und ein Lied leise klingt:

Es war einmal im Dezember.
 

Langsam endete das Lied, und Natalia drehte sich unter seinem Arm, woraufhin sie einen Knicks machte und am Boden sitzen blieb. Doch als sie aufblickte, war er verschwunden.

„Hey!“, hörte sie plötzlich eine Stimme, „Hey, was machst du hier?“

Erschrocken zuckte sie zusammen, als der Mann mit einer Kalaschnikow auf sie zu rannte. Doch als er näher kam, überlegte er es sich anders und warf die Waffe weg.

„Natalia…“, hauchte er und wusste nicht so recht, ob er näher kommen sollte, oder nicht.

Mit großen Augen blickte sie ihn an, ohne sich zu bewegen. Plötzlich erblickte sie seine Augen und wusste, dass er es war, der Mann ihrer Träume…

Verwirrt stand sie auf und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Ihr Herz schlug so schnell. Und das Eis zog langsam tiefe Risse.

„Du bist…“, flüsterte sie leise und griff nach seiner Hand. Plötzlich zerbarst die Eisschicht an ihrem Herzen und sie konnte sich wieder erinnern, wofür es einst geschlagen hatte, und wofür es immer noch schlug…

„…Ivan…“, wisperte sie und verlor sich für einen Moment in seinen wundervoll strahlenden Augen... und spürte die Wärme…

Sie war endlich zuhause.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  ichisan
2012-12-24T13:21:32+00:00 24.12.2012 14:21
ANASTASIA!
mir ist nie aufgefallen, wie gut dieser film zu natalia passt!
du hast echt gut die beiden geschichten aneinander angepasst xD
aber dennoch denke ich, dass du dich im zweiten kapitel zu sehr an den film gehängt, aber trotzdem echt klasse!
Von:  Yukiko-Arakawa
2012-10-14T16:37:02+00:00 14.10.2012 18:37
Du hast einen wunder schönen Schreibstil *-*

glg Yukiko
Von:  Shinda-chan
2012-08-31T18:56:22+00:00 31.08.2012 20:56
das super *----*
es ist sehr schön gemacht
und ich finds super *---------------*


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