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One-Night-Stand

von

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Einfach nur zwecklos [zensiert]

So gut es auch mit Leander läuft, so schlecht läuft es mit meiner Mum. Sie akzeptiert zwar, dass ich mit Leander zusammen bin – aber sie verschweigt es vor anderen Leuten und das verletzt mich ziemlich. Schämt sie sich so sehr, zuzugeben, dass ihr Sohn schwul ist? Okay, es kostet vielleicht Überwindung. Aber es ist ja nun keine Katastrophe, oder?

Und dann habe ich auch das Gefühl, dass sie immer noch hofft, ich würde irgendwann zur Vernunft kommen. Als glaube sie tatsächlich immer noch, es wäre nur eine Phase und ich würde früher oder später merken, dass ich Brüste doch lieber habe als Schwänze.

So langsam aber sicher verzweifle ich deswegen.

„Vielleicht sollte mal jemand mit ihr reden, der ihr die Sache ein wenig näher bringen kann,“ schlägt Jakob mir vor, als ich die Sache bei ihm anspreche.

Wir sitzen in unserer Lieblingseisdiele und er ist über und über mit dem Eis verschmiert, dass er sich bestellt hat. Manchmal habe ich das Gefühl, er wäre ein Kleinkind.

„Und wer?“, gehe ich auf seinem Vorschlag ein und nippe von meinem Kaffee.

Er zuckt jedoch nur die Schultern, statt einen genauen Vorschlag zu bringen. Nach einiger Zeit des Schweigens, meint er dann doch: „Leander?“

Heftig schüttle ich den Kopf und fuchtel wie wild mit den Armen, weil ich noch immer Kaffee im Mund habe und nicht sprechen kann.

Geräuschvoll schlucke ich. „Nein!“, wehre ich dann entschieden ab und mache eine hilflose Handbewegung: „Er ist viel zu… unbekümmert.“

Und das ist er wirklich. Für ihn wäre das ein Spiel, eine Herausforderung. Klar würde er meiner Mum einen Text erzählen – aber ob das so hilfreich wäre?

Vor allem, wenn sie Gegenargumente anbringt und er zum nächsten Schlag ansetzen müsste…

Jakob jedoch verteidigt seinen Vorschlag – natürlich tut er das, das tut er immer. „Ich bin sicher, er kann auch ernst sein, wenn es darauf ankommt,“ mault er.

„Ja, kann er natürlich. Aber meine Mutter wäre am Ende einfach überfahren von ihm… Wo er ist, da ist kein Platz für andere. Er nimmt den Raum völlig ein. Man muss ihn einfach ansehen und hören, was er sagt. Aber das ist nicht, was meine Mum braucht…“, erläutere ich meine Bedenken ein wenig näher und Jakob wirft mir einen seltsamen Blick zu und runzelt die Stirn.

„Es würde sie wachrütteln,“ murmelt er dann geistesabwesend und mir ist klar, dass er in Gedanken gerade woanders ist.

„Es würde sie verstören,“ halte ich dagegen, aber er geht nicht mehr darauf ein. Wahrscheinlich ist die Diskussion für ihn schon wieder beendet. Man kann ihn ja eh nicht von seiner Meinung abbringen – je eher man das checkt, desto besser.

„Er nimmt also den ganzen Raum ein, soso,“ wechselt er das Thema und scheint nun wieder geistig bei mir zu sein. Ich blinzle ihn an und er wackelt zweideutig mit den Augenbrauen – was extrem peinlich aussieht.

Weil es besser ist, gar nichts darauf zu sagen, rolle ich nur mir den Augen.

„Du stehst auf ihn!“, stellt mein bester Freund in dem Moment aber fest und mir klappt die Kinnlade herunter. „Bitte?! Tu ich nicht!“, empöre ich mich.

„Klar tust du das. ‚Er nimmt den ganzen Raum ein.’ So was Schwules! Klar stehst du auf ihn.“

Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, aber er unterbricht mich, in dem er einfach weiter schwafelt: „Je mehr du es abstreitest, desto offensichtlicher wird es.“

Frustriert schnaube ich. Weiter dagegen zu reden ist doch einfach nur zwecklos.

„Geht es ihm denn wenigstens ähnlich?“, hakt er nach und macht damit offensichtlich, dass seine Vermutung für ihn eine Tatsache ist.

Ich gehe nicht mehr weiter darauf ein, sondern fauche nur: „Keine Ahnung, was er denkt und fühlt, okay?!“

Er kräuselt die Nase. „Ach?“

„Ja! Weil er ein Meister darin ist, seien Gefühle und Gedanken zu verbergen,“ gifte ich weiter, weil sein ‚Ach’ so wahnsinnig belustigt-zweifelnd geklungen hat.

„Du kennst ihn aber schon ziemlich gut,“ dreht er mir erneut einen Strick aus meinem Gesagten und am liebsten würde ich mir vor Frustration die Haarbüschel ausreißen.

„Egal was ich sage – Hauptsache du bekommst recht,“ stelle ich entnervt fest und er nickt. „Ganz genau.“

„Und genau deswegen werde ich jetzt auch nichts mehr sagen,“ erläutere ich ihm meinen Plan genauer und sein Gesicht wird zu einem einzigen großen Grinsen.

„Ist auch besser so. Sonst müsstest du ja zugeben, dass ich Recht habe,“ entgegnet er nur und ich schüttle nur noch fassungslos den Kopf. Mit ihm zu diskutieren ist, als würde man mit einer Frau diskutieren!
 

„Eigentlich sollte ich jetzt beleidigt sein,“ murrt Leander und zieht eine Schnute, was absolut hinreißend aussieht.

Ich sehe ihn fragend an, während er auf einer Parkbank hockt und an einem Stück abgeblätterter Farbe zupft.

„Weil du so tust, als könnte ich das Gespräch mit deiner Mutter nicht bewältigen,“ klärt er mich auf. Ich habe ihm natürlich davon erzählt – wenn ich auch Jakobs Vermutungen bewusst weggelassen habe. Langsam glaube ich aber, das war keine gute Idee. Also, das mit dem Erzählen. Nicht mit dem Weglassen. Das war eindeutig die richtige Entscheidung!

„Jetzt sagst du nichts,“ stellt er fest und mir fällt erst auf, dass ich tatsächlich nichts sage, als er es eben anspricht. Ich zucke mit den Schultern.

„Könntest du es bewältigen?“, werfe ich eine Gegenfrage in den Raum, um nicht antworten zu müssen.

„Weiß ich nicht. Aber ich kenne jemanden, der es könnte,“ murmelt er und ich sehe ihn erneut fragend an.

„Meinen Dad,“ klärt er mich auf und die Idee ist so genial, dass sie mir eigentlich selbst hätte kommen müssen.

„Soll ich ihn fragen?“, will er wissen und ich nicke. „Wenn es für ihn okay ist.“

„Klar.“ Er greift nach meiner Hand und ich rutsche ein wenig näher zu ihm. An der Stelle, wo seine Hand meine berührt, kribbelt es angenehm warm.

Dennoch – oder gerade deshalb – bin ich von der Handlung ein wenig irritiert. „Was tust du da?“

„Dir Beistand leisten?“, kommt es ungewohnt unsicher von ihm zurück und zaubert mir ein Schmunzeln auf die Lippen. Aus einem Reflex heraus beuge ich mich zu ihm und küsse ihn. „Und wofür ist der?“, will er wissen und ich zucke mit den Schultern.

„Vielleicht, weil du so toll bist…“

Langsam ist es mir nicht mehr peinlich, so etwas zu sagen. Es ist mir sogar egal, was er dann denkt, wenn es ihn nur nicht stört.

Er jedenfalls wird nur rot und jammert halbherzig: „Bin ich nicht. Hör auf mit solchem Zeug.“

„Darf ich meinem Freund kein Kompliment machen?“, erwidere ich keck und bin ganz stolz darauf, wie ich mich gerade ihm gegenüber verhalten. Er wird nur noch röter und nuschelt: „Fake-Freund.“

Ich grinse und küsse ihn erneut. „Das weiß hier aber keiner.“

Ich merke, dass er protestieren will, weil er den Mund öffnet und intensiviere den Kuss, ehe er Gelegenheit dazu bekommt, etwas zu sagen. Als er erwidert, muss ich lächeln.

„Wieso hast du keinen Freund?“, frage ich ihn nach einiger Zeit, nach der wir uns lösen.

„Hab ich doch,“ zwinkert er mir zu und ich wehre ab: „Ich zähle nicht. Im Ernst. Warum?“

Er beugt sich zu mir, küsst mich und will offensichtlich ablenken, was ich natürlich nicht tolerieren kann.

„Lenk nicht ab!“, wehre ich ihn ab.

„Wer will mich schon,“ murmelt er und klingt auf einmal so wenig selbstbewusst, wie ich es von ihm niemals erwartet hätte. „Alle, die sich für mich interessieren, sind in dem Schwulenclub zu Gange – du kannst es dir also vorstellen…“

Ich lache auf und er bläst empör die Backen auf. „Und sonst bleibt niemand weiter übrig,“ fügt er hinzu.

„Es gibt genug Jungs, die jemand so Bezauberndes wie dich zum Freund haben wollen würde,“ halte ich dagegen und er sieht mich ungläubig an. „Hast du mich gerade bezaubernd genannt?“, quiekt er.

„Möglich,“ lache ich und er schüttelt den Kopf, geht aber nicht weiter darauf ein. „Ich habe jedenfalls noch keinen solchen Jungen kennen gelernt,“ erwidert er und ich streiche ihm eine Strähne hinters Ohr und küsse ihn erneut. Das muss reichen, etwas dazu sagen werde ich nicht.
 

Sanft streiche ich über Leanders Wange. Seine Haut ist so unglaublich weich und sein Gesicht so unglaublich schön.

Langsam frage ich mich, ob das alles wirklich eine gute Idee war. Und ob meine Gefühle und mein Verstand wirklich noch miteinander harmonieren. Er ist immerhin nur hier, weil wir einen Deal haben. Wäre er an diesem Morgen gegangen, hätte er sicher nie mehr an mich gedacht. Aber eigentlich ist er ja nur Mittel zum Zweck. Eigentlich verbindet uns ja nur der Sex. Eigentlich. Eigentlich…

Er regt sich etwas und rutscht enger an mich heran. Ich lege den Arm um ihn.

Was er wohl denkt? Ich wüsste es so gerne.

„Bist du wach?“, frage ich leise genug, um ihn nicht zu wecken, wenn er doch schläft. „Hm…“

„Meinst du, es ist okay, wenn wir deinen Dad darum bitten?“, will ich wissen, weil ich noch immer ein wenig zweifle, ob die Idee so gut ist. Ich will fremde Leute nicht mit meinen Belangen nerven.

„Hab ich doch gesagt,“ murrt er leise. Ich lächle und küsse seinen Hals. „Okay.“

„Hör auf… ich bin müde,“ nuschelt er daraufhin nur.

Aber ich denke gar nicht daran, aufzuhören und küsse weiter seinen Hals, streiche sanft über seine Brust.

Er dreht sich in meinen Armen, blickt mich nun an. Ehe er etwas sagen kann, küsse ich ihn. „Danke,“ hauche ich ihm gegen die Lippen.

„Gerne,“ murmelt er zurück.

„Ich wollte mich ja noch erkenntlich zeigen,“ fällt es mir in dem Moment ein und so beginne ich, mich an seiner Brust entlang nach unten zu küssen.

Das macht ihn wach – hellwach.

„Das musst du nicht! Das war nur ein Spaß!“, quiekt er aber ich ignoriere ihn und hauche einen Kuss auf diverse Regionen.

Er keucht auf und ich und ich bin stolz, ihn tatsächlich zum Stöhnen zu bringen. Davon angesport, mach ich weiter.

„Tobias…“, flüstert er und ich könnte schreien vor Glück. Es fühlt sich unglaublich an, wenn er meinen Namen flüstert.

Ein wenig unsicher liebkose ich ihn. Ich habe so was noch nie gemacht und weiß nicht genau, was tun. Aber irgendwie wird es werden, denke ich und so ist es auch.

Leander krallt sich in meinen Haaren fest, während ich ihn ganz aufnehme und ihn wieder zum Keuchen bringe.

Es dauert wirklich nicht lange, dann kommt er bereits und ich blicke ihn kurz darauf fragend an.

„War das okay?“, erkundige ich mich unsicher.

„Soll das ein Witz sein?“, entgegnet er und zieht mich zu sich, küsst mich.

„Du schmeckst… nach mir…“, stellt er daraufhin fest und ich muss lachen und umschlinge seinen Körper fest. Und eigentlich… will ich ihn auch gar nicht mehr loslassen. Nicht jetzt, nicht heute, einfach nie.
 

„Das, das ist Tobi. Der Junge, von dem ich dir erzählt habe,“ stellt Leander mich seinem Dad vor und ich lächle ihn gequält an und reiche ihm die Hand, während ich die mit der anderen nervös mein Shirt zerknittere.

Sein Dad blickt jedenfalls auf, mustert mich kurz und nimmt meine Hand zum Glück entgegen. „Hallo,“ begrüße ich ihn höflich und nenne noch einmal überflüssigerweise meinen Namen.

Gerne wüsste ich, was Leander ihm erzählt hat. Leider habe ich versäumt, diesen zu fragen und das jetzt nachzuholen traue ich mich nicht.

„Ich bin Johann Aber du kannst John sagen. Das klingt nicht so altmodisch,“ stellt sein Dad sich jedenfalls vor und ich lächle weiterhin höflich und nicke.

Ich weiß einfach nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Weiß er, dass wir nur eine Fake-Beziehung haben? Denkt er, ich sei Leanders fester Freund? Oder denkt er, wir sind nur normal befreundet?

„Du bist also schwul,“ stellt er fest und klinget dabei so banal, als würde er übers Wetter reden. Das trägt ein wenig zu meiner Entspannung bei. Aber was habe ich auch erwartet? Dass er es scheiße findet und was gegen Schwul hat, während er es bei seinem eigenen Sohn ohne Vorbehalt toleriert? Eigentlich ziemlich dämlich von mir.

„Ja,“ stimme ich zu, weil ich das Gefühl habe, was sagen zu müssen. Ich blicke zu Leander, der nicht den Anschein macht, in das Gespräch eingreifen zu wollen. Dabei würde ich seinen Beistand gerade gebrauchen können.

„Aber deine Mutter hat da so ihre Probleme mit, oder?“, fragt John weiter nach und ich nicke.

„Sie hat gesagt, sie akzeptiert es. Aber so wirklicht tut sie das nicht. Sie hofft eher darauf, dass er es sich anders überlegt,“ mischt sich dann endlich Leander ein. Ich bin augenblicklich erleichtert, weil ich mir doch ziemlich schwer tue, offen mit seinem Dad zu reden.

Dankbar blicke ich nun jedenfalls zu Leander und bin froh, dass er es ihm verständlich gemacht hat. Ich bin mir einfach viel zu unsicher, wie ich mich verhalten soll, weil die ganze Situation einfach seltsam ist.

„Und jetzt wollt ihr also, dass ich mal mit seiner Mutter rede?“, wendet John sich nun an seinen Sohn und Leander nickt und blickt ihn flehend an.

„Es wäre schon, wenn du versuchen würdest ihr klar zu machen, dass es okay ist und man heutzutage nicht damit hinterm Berg halten muss,“ stimmt er zu.

„Ja… weil sie vor anderen nicht dazu steht,“ füge ich hinzu, von plötzlichem Mut ergriffen.

„Hast du ihr das schon selbst gesagt?“, wendet John sich nun wieder an mich und schon stehe ich wieder im Mittelpunkt. Echt toll gemacht…

„Nicht direkt,“ gebe ich zu.

„Dann solltest du das vielleicht erst Mal tun,“ meint John nun und ich starre ihn überrumpelt an. Zum Glück gibt es Leander. „Er weiß einfach nicht, was er sagen soll. Vielleicht könntest ihr gemeinsam mit ihr reden,“ schlägt er vor und rettet die Situation damit.

Allerdings wird mir absolut schlecht, bei dem Gedanken, dass ich mit ihr selbst reden soll.

„Na gut. Wie wäre es, wenn wir uns in neutraler Umgebung treffen und einfach mal mit ihr reden,“ lenkt John glücklicherweise ein und ich nicke und bedanke mich.

Die nächste Stunde verbringen wir mit der Planung eines eben solchen Treffens.
 

„Mum… das ist John, Leanders Dad. John, dass ist meine Mum Sandra.“

Ich könnte sterben, so aufgeregt bin ich. Mein Herz schlägt ungefähr tausend Mal in der Sekunde, wenn es überhaupt reicht.

„Hallo,“ begrüßt meine Mutter John und wirkt so distanziert, dass ich sie am liebst anschreien würde. Kann sie nicht ein wenig höflicher sein? Wohl nicht. Stattdessen blickt sie zwischen Leander und seinem Dad hin und her, als würde sie es gerne verstehen wollen, kann es aber nicht.

„Freut mich, Sie kennenzulernen,“ begrüßt John sie jedenfalls und dann lassen wir uns an ihrem Tisch nieder. Wir haben uns bei meiner Lieblingseisdiele verabredet gehabt – nur wusste sie nicht, dass ich John und Leander mitbringen würde. Sonst wäre sie wohl nicht aufgetaucht…

„Wir dachten, wir könnten noch einmal reden,“ beginnt Leander das Gespräch, weil keiner Anstalten dazu macht.

„Worüber denn?“, fragt meine Mum und wirkt ein wenig überfahren. Wer kann es ihr verdenken? Sie weiß ja gar nicht, was los ist.

„Über mich und über… meine Homosexualität,“ werfe ich ein.

„Dazu haben wir alles gesagt,“ wehrt sie ab, aber Leanders Dad lässt ihr das nicht wirklich durchgehen: „Ich denke, Tobias hat noch einiges dazu zu sagen.“

Er sieht mich an, aber ich bekomme keinen Ton heraus. Also seufzt er und meint: „Mir ist klar, dass Sie ihren Sohn lieben und ihm zuliebe seine sexuellen Neigungen akzeptieren. Aber er hat das Gefühl, dass sie eigentlich darunter leiden. Und das macht ihm zu schaffen.“

„So ein Unsinn,“ schnaubt meine Mum und ich schüttelt den Kopf. „Das ist kein Unsinn! Warum hast du der Nachbarin neulich nicht gesagt, dass ich einen Freund habe?“, konfrontiere ich sie mit einer der Situationen, die mir gerade in den Sinn kommen.

Letztes Wochenende hat sie nämlich lange mit ihr geredet. Und als sie gefragt hat, ob ich eine Freundin habe, hat sie ausweichende geantwortet, ich wäre liiert.

Ich merke, dass ich mit meiner Vermutung recht habe, als sie sich auf die Lippen beißt. Irgendwie tut sie mir Leid. Sie ist unseren Vorwürfen schutzlos ausgesetzt. Aber da muss sie jetzt durch!

„Und warum redest du zum Beispiel von Enkelkindern, obwohl du weißt, dass ich nie eine Freundin haben werde?“, füge ich hinzu.

„Du könntest adoptieren,“ redet sie sich heraus, obwohl wir beide wissen, dass sie diese Option niemals gemeint hat, wenn sie mir gesagt hat, sie freue sich schon, irgendwann Enkelkinder zu haben.

„Ich weiß, dass Sie der Meinung sind, dass es wieder vorbeigeht. Vielleicht erhofft man sich das anfangs tatsächlich irgendwie. Aber sie müssen auch langsam einsehen, dass ihr Sohn sicht nicht mehr ändern wird. Und er bleibt doch immer der gleiche, egal ob er Männer oder Frauen liebt,“ wirft John wieder ein.

„Das weiß ich doch!“, herrscht meine Mum ihn daraufhin hat und ich fauche: „Dann akzeptiere es doch endlich!“

Im nächsten Moment spüre ich Leanders Hand auf meinem Knie und realisiere erst jetzt, dass er noch immer schweigend neben uns sitzt. Seine Hand ist das beste, was mir gerade passieren kann. Es dämpft die angestaunte Wut, die mich gerade überkommt.

„Versteh doch endlich, dass es ein Schock für mich war, euch da so zu sehen,“ hält meine Mum nun dagegen und blickt zu Leander.

„Davor hast du nie etwas gesagt oder angedeutet. Woher hätte ich es ahnen sollen? Und dann macht ihr da plötzlich… solche Sachen und ich soll es einfach so von heute auf morgen akzeptieren.“

Ich schüttle erneut den Kopf. „Ich verlange doch gar nicht, dass du es sofort akzeptierst. Aber du sollst es ernsthaft versuchen und dich ein wenig toleranter verhalten,“ bricht es aus mir heraus und ich sehe sie bittend an.

„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?“, fragt sie mich nun ungehalten.

„Es würde ihm sicher reichen, wenn Sie ihm einfach mehr das Gefühl geben, dass er torzt allem noch Ihr geliebter Sohn ist. Und dass Sie zu ihm stehen – auch vor anderen,“ erläutert John ihr nun meinen Wunsch und ich blicke ihn an, dann zu Boden.

„Kannst du es nicht bitte versuchen?“, frage ich leise und sie schweigt. Eine ganz Zeit. Dann irgendwann nickt sie, nur ganz leicht.

„Ich versuchs,“ willigt sie ein.
 

„Hat doch einigermaßen geklappt, oder?“, freut sich Leander, kaum sind wir wieder alleine, zu Hause in meinem Zimmer.

„Ja… War doch ganz hilfreich, dass dein Dad dabei war. Alleine hätte ich das nicht geschafft,“ stimme ich zu und lächle ihn dankbar an. Hätte er diese Idee nicht gehabt, wäre es sicher nicht so gut ausgegangen.

„Wie es sich jetzt entwickelt, können wir jetzt eh noch nicht absehen – aber ich finde es schon mal ganz gut, so wie es jetzt ist,“ fügt er hinzu und ich nicke und meine: „Danke, dass du das möglich gemacht hast. Das alles.“

Er grinst und lässt sich auf meinem Bett nieder. „Immer wieder gerne.“

„Ich denke, sie wird jetzt sicher besser damit umgehen,“ vermute ich und lasse mich neben ihm nieder.

„Dann haben wir unser Ziel ja erreicht,“ murmelt Leander und klingt plötzlich so, als würde da noch irgendein bitterer Unterton mitschwingen. Ich runzle die Stirn. Gerade war er doch noch Feuer und Flamme deswegen.

Aber Recht hat. Wir haben unser Ziel erreicht. Während ich das denke, schleicht sich ein anderer, unangenehmer Gedanke in meinen Kopf und ich schlucke. Plötzlich verstehe ich, was der Unterton zu bedeuten hatte und kann nicht so tun, als hätte ich nicht verstanden.

„Scheint so,“ stimme ich leise zu.

Ich beiße mir auf die Lippen, weil ich eigentlich nicht sagen will, was ich jetzt sagen muss. Ich will nicht, dass es so endet. Aber ich kann ihn nicht zwingen, für immer meinen Freund zu mimen.

Weil ich ihm das aber nicht sagen kann, gebe ich den Ball an ihn ab, obwohl das ziemlich unfair ist: „Wie lange willst du das hier denn noch durchziehen?“

Er weicht meinem Blick aus und schlägt die Augen nieder.

„Wie lange brauchst du mich denn noch?“, stellt er die Gegenfrage und ich schließe ebenfalls die Augen. Ich kann es doch nicht beenden. Weil ich es doch gar nicht mehr beenden will.

Aber ich kann ihn auch nicht etwas vorlügen. Ich brauche ihn nicht mehr als Fake-Freund.

„Nun… Das Ziel ist ja erreicht,“ werfe ich unsicher ein.

Es ist so unfair. Ich brauche ihn klar nicht mehr als Fake-Freund. Aber ich brauche ihn als Menschen. Er gibt mir so viel Stärke und Sicherheit. Ohne ihn hätte ich das doch alles kaum geschafft.

„Das passt ja,“ meint er und sieht mich plötzlich offen heraus aus: „Weil ich nicht mehr dein Fake-Freund sein möchte.“

Ich kann nicht umhin, den Kopf wegzudrehen, damit er nicht sieht, dass ich urplötzlich mit den Tränen zu kämpfen habe.

Er soll nicht mitbekommen, dass diese Antwort alles andere als das ist, was ich hören wollte. Ich weiß ja, dass er von Anfang an nichts von mir wollte außer Sex. Aber offensichtlich war ich doch so naiv, dass ich ihn irgendwie zum Bleiben bewegen könnte.

„Willst du denn, dass ich bleibe?“, fragt er plötzlich sehr leise und seine Stimme klingt einen kurzen Moment so brüchig, dass ich glaube, dass er auch kurz davor ist, zu heulen. Aber warum sollte er?

Ob er vielleicht gar nicht gehen will? Aber er hat es doch gerade so gesagt. Ich sollte mir nicht gleich schon wieder Hoffnungen machen, nur weil ich schon wieder anfange, zu meinen Gunsten Vermutungen anzustellen.

„Ich zwinge dich nicht, länger hier zu bleiben, wie ausgemacht war,“ weiche ich der Frage aus und füge, als er nicht antwortet, noch hinzu: „Und wenn du gehen willst, dann werde ich dich gehen lassen.“

Er schnieft und ich blicke ihn an. Er weint nicht, aber seine Augen sind glasig. „Ich habe nicht gesagt, dass ich gehen will,“ flüstert er dann und sieht mir plötzlich direkt in die Augen.

„Leander?“, frage ich verwirrt und atemlos nach.

„Ich hab doch nur gesagt, dass ich nicht mehr dein Fake-Freund sein will. Aber ich wäre einfach gerne…“ Er bricht ab und ich glaube, ich weiß, was er sagen will. Aber ich muss es hören. Ich muss sicher gehen. „Einfach was gerne?“

Er scheint sich überwinden zu müssen, es zu sagen, aber dann tut er es doch: „Dein Freund.“

Ich blinzle und versuche, dass überdimensionale Grinsen zu unterdrücken, dass ich sofort auf mein Gesicht stiehlt. „Ernsthaft?“, keuche ich und er nickt.

„Und ich dache, du willst mich nicht,“ seufze ich erleichtert und er zuckt mit den Schultern: „Am Anfang wollt ich auch nur ein Abenteuer… aber mit der Zeit…“

Ich grinse. „Aber dann ist doch jetzt alles gut, oder?“

Er sieht mich fragend an. „Weil es mir doch genauso ging… mit der Zeit… ich will dich so sehr, Leander.“

„Ehrlich?“, hakt er ungläubig nach und ich nicke und beuge mich vor, um es ihm zu beweisen, in dem ich ihn küsse.

„Ehrlich.“

Ich spüre, wie er in den Kuss grinst, schlinge ich die Arme um ihn und ziehe ihn näher, will ihn am liebsten nie mehr loslassen. Nie mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Deedochan
2012-07-24T18:50:11+00:00 24.07.2012 20:50
aaaaaaaaaaaawwwwwwwwwwwwwwwwwwwww <3
Von:  starshine
2012-07-21T11:27:25+00:00 21.07.2012 13:27
<3

unglaublich wie niedlich die beiden sind.

Von:  Loona_Strange
2012-07-20T11:45:59+00:00 20.07.2012 13:45
oh mein gott einfach zu süß die zwei
göttlich
mach schnell weiter


glg lost_angel


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