Ich bin durchs Feuer gegangen auf der Suche nach dem Einen.
Ich bin durch den Wind gegangen auf der Suche nach dem Anderen.
Und doch konnte ich keinen finden.
Niemanden in diesem nie enden wollenden Krieg.
Sie bekämpfen sich gegenseitig und kein Sieger ist in Sicht.
Unzählige Verletzte liegen vor mir.
Viele sind schwer verwundet, einige bangen um ihr Leben, einige sind schon gefallen.
Ich frage mich nicht, ob es ihnen dort, wo sie sind, nicht besser geht.
Denn ich kenne die Antwort bereits.
Immer wieder schweifen meine Gedanken zu meinen Freunden, die draußen ihr Möglichstes tun und ich hoffe bei jedem Patienten, dass keiner von ihnen vor mir liegt.
Der nächste wartet, ein violetter Rand hat sich über die Wunde gelegt.
Gift
Ihm bleibt kaum noch Zeit und als ich meine Hände auf seine Wunde lege, weiß ich, es ist zu spät. Alles was ich noch für ihn tun kann, ist bei ihm zu bleiben, während er seine letzten Atemzüge tut.
Das Licht in seinen klaren Augen verlischt, wie das Licht einer ausgehenden Kerze wird es immer kleiner, bis es nur noch leicht flackert. Er kämpft, er will nicht sterben.
Mich zerreißt es und trotzdem kann ich nichts für ihn tun.
Mit letzter Kraft gibt er mir etwas in die Hand, ein Medaillon. Ich lächle ihn an und nicke ihm zu, dann ist er tot. Gegangen in die bessere Welt.
Langsam öffne ich das Medaillon und erblicke einen Jungen und eine Frau. Sie lächeln.
Auf der Innenseite des Deckels steht graviert, dass es zur Erinnerung an seinen Geburtstag ist.
Ich wische mir, bei dem aufkommenden Gefühl von Trauer, eine Träne aus dem Auge.
Die Einzige, die ich für ihn vergießen kann. Ich lege das Medaillon zu ihm und gebe mir selbst das Versprechen, es seiner Familie persönlich zu sagen.
Der nächste Schrei ertönt. Ein neuer Patient, ein neuer Mensch, der wahrscheinlich kurz vorm Erlöschen steht.
Jeder Moment ist so flüchtig und doch so nah. Man will danach greifen und doch, entgleitet er einem.
Ich hoffe, es ist bald vorbei.
Ich hoffe der Krieg wird bald enden und beide kommen zusammen und heil zurück.
Aber es wird wohl nur die Hoffnung bleiben.
Er sagte, wir sollen es ihm überlassen, er wird es regeln und doch, mir schweben noch immer die Wörter im Kopf herum: „Wenn wir gegeneinander kämpfen, werden wir beide sterben.“
Ich will es nicht zulassen und doch, kann ich nichts tun. Nichts, um sie zu unterstützen.
Um ihnen zu helfen, oder sie von diesem Plan abzubringen.
Sie sind wie Ying und Yang, wie Tag und Nacht und trotzdem sich so gleich.
Sie verstehen einander und doch ist das Band längst zerrissen. Das Band, das vieles hält, Freundschaft, Liebe, Familie, Mut und Kraft.
Kraft weiter zu machen.
Das werde ich jetzt auch tun, weitermachen, versuchen, die Kerze am Ausgehen zu hindern und beten, dass es bald vorbei ist und sie zurück kommen. Zurück zu mir.