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Pieces of Memory

Gin x Vermouth
von

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„Als Chris mich fand, war ich wie betäubt. In meinem Herzen war kein Platz für Verzweiflung oder für Angst. Alles, was dort war, waren hundert Fragen, die ich nicht wagte, zu stellen. Sie begriff wahnsinnig schnell, was passiert war. Sie erfasste die Realität, Stück für Stück. Die fehlende Tablette, mein Zustand, ein erschreckender Beweis. Sie zwang mich zur Organisation zurückzukehren, weil sie meine Erfahrung brauchte, mein Wissen über die Forschung meines verstorbenen Mannes. Das Wissen, das sie nutzen wollte, um das Unmögliche zu vollbringen.“
 

Sie machte eine wirkungsvolle Pause, bevor sie weitersprach. „Sie wollte ihn zurückholen, ihn den Toten entreißen und den Lauf der Zeit betrügen. Sie wollte ihren Vater mit meiner Hilfe auferstehen lassen und der Organisation zu ungeahnter Macht verhelfen.“ Gin lachte auf. Es klang freudlos. Kalt. Seelenlos. „Die Toten kann man nicht zurückholen. Sie haben keine Namen, sind keine Menschen mehr. Sie sind ein Haufen Materie, durch den sich Würmer fressen.“ „Und dennoch bin ich hier, obwohl ich längst tot sein sollte.“ „Was ich nun ändern werde. Du langweilst mich.“ Sie schielte beunruhigt zum Lauf der Beretta. Deine Zeit läuft ab…
 

„Es war ein dummer Fehler.“ Der Finger am Abzug stoppte. „Das hat sich damals aber anders angehört.“ Ja, damals war Vieles anders gewesen. Sie war dumm gewesen, einsam und verletzt. Leichtsinnig, gefangen in einem Albtraum aus dem es kein Erwachen gab. Einen Ausgang hatte sie zwar nicht finden können, aber zumindest eine kleine Seitenstraße, die ihr für wenige Augenblicke die Sicherheit eines hell erleuchtenden Weges vorgegaukelt hatte. „Die Dinge haben sich geändert, oder nicht? Die Organisation ist zerschlagen, Chris ist tot und es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns jemand findet.“ Er lächelte. „Es sei denn, wir wollen nicht gefunden werden.“
 

Ihre Augen wurden groß. „Was hast du vor?“ Bevor sie wusste, wie ihr geschah, erschien ein Grinsen auf seinen Lippen. „Mich revanchieren oder sollte man es rächen nennen?“ Ein eigentümliches Funkeln stahl sich in seinen Blick, als er die Waffe sinken ließ. Die andere Hand hob ihr Kinn an. Ihr Herzschlag drohte auszusetzen. Dann, in einem Augenblick, der länger als die Ewigkeit anmutete, senkte er seinen Blick und die Lippen auf ihren Mund. Das Rauschen des Meeres in ihren Ohren verstummte. Alles, was blieb, war dieses wohlbekannte und zugleich fremde Gefühl, das sie ausfüllte. Dieser alte, verlorene Wunsch, das längst vergessene Verlangen, das zurückkam, mächtig wie eh und je, stärker als die Vergänglichkeit.
 

Als er sich von ihr löste war sie immer noch gefangen in ihren Gedanken, wie in einem Spinnennetz, eine willenlose Marionette, umsponnen mit Fäden aus eiskaltem Kristall. Wieder war er es, der zuerst seine Maske wiederfand. Mit einem wissenden Lächeln griff er in seine Manteltasche und holte eine kleine Schatulle heraus. Auf samtenem Untergrund lag unschuldig eine einzelne Pille. „Es ist noch nicht vorbei.“



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