Überraschende Wendung
Ich wusste nicht genau, warum ich ihn so abgrundtief hasste. Vielleicht war seine Arroganz der Grund oder sein übertriebener Stolz. Eigentlich hatte er mir nie wirklich etwas getan, aber Flame erwiderte von Anfang an meinen Hass auf ihn. Also schien er mich auch 'grundlos' zu hassen.
Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, was ich ihm angetan haben sollte, aber ich sollte mich auf den Kampf konzentrieren. Denn eigentlich war ich im Nachteil.
Flame kämpfte regelmäßig, genauso wie er sein Training sehr ernst nahm. Ich dagegen mied Kämpfe für gewöhnlich. Entgeistert beobachtete ich, wie Flame anfing, Feuer zu spucken. Schwer war es nicht, diesem auszuweichen, doch ich sollte mich auf KEINEN FALL treffen lassen. Immerhin war ich einer der wenigen Drachen, die Fell hatten und keine Schuppen;
Fell brannte viel besser als Schuppen. Das eigentliche Probleme war jedoch der Dampf. Überall war Dampf und ich konnte so gut wie nichts sehen. Erstmal wich ich aus und erhob mich in die Lüfte.
Der Feuerdrache wurde durch mein plötzliches Verschwinden aus dem Konzept gebracht und ich lächelte. Von hier oben konnte ich besser sehen. Als nächstes legte ich meine Flügel an und stürzte im Sinkflug auf Flame zu. Bald bemerkte er mich, aber dann war es bereits zu spät. Ich traf auf seine gigantischen Flügel und krallte mich in sie hinein. Er brüllte vor Schmerz auf. Heftig schüttelte er sich und flatterte mit seinen Flügeln, um mich loszuwerden. Anfangs konnte ich mich noch gut festhalten, konnte aber nicht, wie ich es vorhatte, nach ihm schnappen. Durch seine hektischen Bewegungen verfehlte ich ihn immer wieder.
Mit einen Krachen stürzte ich zu Boden, Flames Pfote hatte mich nieder gestreckt. Seine Krallen waren in meine Brust gebohrt und ich knurrte leise.
„Ha! Du verlierst jedes Mal, Reyyon. Wann wirst du verstehen? Du bist nicht in der Lage, mich zu besiegen. Niemals.“
Mein Knurren wurde lauter und ich erwiderte: „Der Kampf ist doch noch gar nicht vorbei.“
Damit stand ich auf und warf mich mit voller Wucht gegen den viel größeren Drachen, auch auf die Gefahr hin, seine Krallen tiefer in mich hineinzubohren. Er musste aber von mir ablassen, da er sich sonst die Pfote verdreht hätte. Nun war die Wut größer von uns beiden und wir kämpften alles andere als taktisch gegeneinander, sondern fielen übereinander her. Ich meinte, eine mir bekannte Stimme zu hören, aber mein Knurren und das von Flame war zu laut. Darum dachte ich nicht mehr darüber nach.
„WAS SOLL DAS?!“
Zitternd stand Ember vor uns. Wie lange hatte sie wohl zugesehen? Zögerlich ließ ich von Flames Bein ab, in dem ich mich verbissen hatte. Der Geschmack von Kupfer klebte mir an den Lippen und ich wischte es mit meinen Arm weg.
„Ember? Misch dich nicht ein“, knurrte ich sie an.
Sie öffnete ihre Lippen, schloss diese aber wieder. Erst jetzt... merkte ich ihre Angst. Die Furcht glitzerte in ihren Augen, wie sogar kleine Tränen. Ihr Körper zitterte. Automatisch senkte ich meinen Blick und sah das gefärbte Wasser, gerötet durch das Blut von uns beiden.
„Es tut mir leid...“, hörte ich ein Murmeln hinter mir.
Ich sah zu Flame hinüber.
„Aber... es tut mir nicht leid, ihn angegriffen zu haben, sondern dass du das mitansehen musstest, Ember.“
Sie senkte den Blick und murmelte: „Du enttäuscht mich, Flame.“
„Reyyon hat angefangen“, murrte dieser.
Empört sah Ember zu ihm.
„Wie alt bist du? Sechs? Und von Reyyon... bin ich auch enttäuscht. Verwandelt euch bitte zurück... und ich will, dass ihr euch vertragt.“
Wir sollen uns zurückverwandeln? Das hatte sie scheinbar nicht genau bedacht. Ich tauschte mit Flame einen skeptischen Blick aus und er zuckte nur die Schultern. Na gut, wir erfüllten Embers Bitte...