Zum Inhalt der Seite

Tainted World

the awakening
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einmal Glück im Leben

*~*~*Transsilvanien*~*~*
 

Lautlos schritten seine nackten Füße über den kalten Steinboden. Keiner der hier Lebenden hatte es für nötig gehalten die Flure mit Teppichen auszulegen, als diese in Mode kamen. Obgleich viele Zimmer sehr modern und luxuriös gestaltet waren...irgendwie hingen sie doch alle an dem Alten, dem sie so vertrauten.

Ein leichter Wind, der durch die offenen Fensterbögen kam, spielte mit seinen Haaren. Shin hatte für seinen Weg mit Absicht den außengelegenen Gang gewählt, wollte er doch etwas die klare Nachtluft genießen. Doch nun betrat er das Anwesen wieder, musste er dies doch, um zu der Person zu gelangen, zu der er wollte. Hier draußen würde er ihn sicher nicht finden.

Ein letztes Mal blickte er raus, weit über den Innenhof hinweg in den Himmel, der hell vom Vollmond erleuchtet war. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Er mochte diesen Ort einfach. Er mochte das ganze Anwesen. Es störte ihn nicht, dass es hier und da kalt war oder der Wind pfiff. Im Gegenteil er genoss es.

Shin betrat die inneren Flure, schloss die Tür zu dem Außengang nahezu geräuschlos. Leise raschelte sein sehr locker um ihn gewickelter Yukata, als er sich bewegte. Er verdeckte nicht viel. Sein halber Oberkörper war frei, doch auch das störte Shin nicht. Er hatte nichts was er verstecken musste. Suchend sah er sich um. Wo war er nur? Lautlos seufzte er. Er wollte nicht nach ihm rufen. Shin wollte direkt mit ihm sprechen.

Er betrat eines der vielen Kaminzimmer und endlich sah er ihn. Leicht lächelte er und trat an den Sessel in dem Kyo saß und augenscheinlich las. Er beugte sich von hinten über ihn und schlang die Arme um den Älteren. So war Shin einfach. Er hatte zu allem und jedem eine innige Beziehung. Und er hatte keine Scheu davor zu berühren. Im Gegenteil. Er liebte es sogar.

"Ich glaube ich habe ein paar interessante Neuigkeiten für dich.", summte er leise. Aufmerksam sah er Kyo von der Seite an und bemerkte wie seine Augenbraue nach oben zuckte, was ihn selbst unweigerlich lächeln ließ.

"Shin, was willst du mir sagen? Du weißt dass ich es nicht mag, wenn du mich so lange warten lässt." Leise lachte der Jüngere. Ja das wusste Shin. Kyo konnte schrecklich ungeduldig sein, aber er konnte es nicht lassen ihn zu ärgern. Vor allem ließ er sich nicht von Kyo einschüchtern. Zwar war dieser um einiges älter und sicher auch stärker, sie hatten es nie ausprobiert. Aber sie würden sich auch nie untereinander angreifen. Dafür hatten sie zu viel Respekt vor jeweils Anderem und sie wussten alle, dass jeder seine persönlichen Stärken und Schwächen hatte. Shin war mit etwas Abstand der Jüngste unter ihnen vier, aber das war schon irgendwie ok so.

Leicht löste er sich von ihm, aber nur ein Stück. Schließlich wollte er jede Reaktion des Älteren, auf seine nächsten Worte, sehen.

"Tsukasa hat Mao gesehen." Er lächelte leicht. Tsukasa war ihr Verwalter in Tokyo. Und Mao unter vielen Menschen war nie gut. Wie viele Massenmörder in der Geschichte hatte der jüngere Bruder Kyos schon erfunden? Wie viele ungeklärte Fälle zurück gelassen? Shin wusste es nicht. Er hatte Mao bisher auch nur einmal gesehen. Als dieser noch ein kleines Kind gewesen war, hatte er ein, zwei Monate mit Kyo und ihm, auf diesem Anwesen gelebt, da war Shin etwas über 200 gewesen. Damals hatte man ihm noch nicht angesehen, was sich hinter Maos Fassade verbarg.

Kyo legte die Zeitung zur Seite und sah ihn nun endlich an.

"Und wo?" Durch zusammen gebissene Zähne drangen die Worte aus seinen Mund, Shin wusste wie viel Kyo daran lag seinen Bruder schnellst möglich zu finden, konnte er es doch nicht zulassen, dass er weiterhin so einen Unfug trieb. Doch bisher war es keinem gelungen Mao zurück zu holen. Sie alle waren verschollen. Vermutlich tot. Shin ahnte, dass sich Kyo diese Chance nicht entgehen lassen würde und nun lieber selbst dafür sorgen wollte, dass sein kleiner Bruder zurück kam.

"In Tokyo. Es scheint so als hätte er gewollt, dass Tsukasa ihn sieht. Er ist direkt vor ihm aufgetaucht und, ich zitiere: “mit einem breiten Grinsen und einem Winken“ wieder verschwunden." Sanft umfing er Kyo mit seiner Aura und ließ ihn ruhiger werden, spürte er doch die Unruhe in seinem Körper. Er konnte sich vorstellen, dass dieser auf Tsukasa sauer war. Schließlich hatte er Mao nicht geschnappt. Aber wie sollte er auch? Tsukasa war lediglich ein geborener Vampir, einem Reinblüter wie Mao nicht gewachsen. Und die Reinblüter besaßen nun mal die Veranlagung zur Teleportation.

"Reg dich nicht auf. Ich weiß er hat viel Unsinn angestellt und wer weiß was er jetzt wieder plant, aber was erwartest du von den Anderen? Er ist immerhin dein Bruder. Und du müsstest selbst wissen, dass das Blut eurer Familie stärker ist, als das der meisten von uns." Kyo schien sich nicht wirklich zu beruhigen, noch immer war die Anspannung da, aber Shin kannte sich mit so etwas gut genug aus um zu wissen, dass seine Worte nicht umsonst gewesen waren.

"Unsinn?? Du nennst das Unsinn? Ich bitte dich. Der Kleine sollte endlich mal lernen, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen und genau das werde ich nun tun.", gab Kyo ein wenig scharf kund. Leise seufzte Shin. Das war ja eigentlich zu erwarten gewesen. Eine Weile sah er in die flackernden Flammen des Kamins und schwieg.

"Ich wollte demnächst nach Okinawa. Ich könnte mal in Tokyo vorbei sehen ob ich was raus finde. Oder du kommst mit?" Fragend sah er Kyo an. Shin wusste ja nicht, was Kyo lieber war. Seit langem hatten sie keine so klare Spur mehr von Mao gehabt. Und wenn er sich schon zeigte, dann wollte er gefunden werden. Was auch immer er sich davon versprach. Shin wusste es sicher nicht. Aber Mao war sowieso nur schwer einzuschätzen. Der Einzige, der das vielleicht halbwegs konnte, saß hier vor ihm.

Kyo erhob sich von seinem Sessel, wobei sein Gewand leicht runter rutschte, was er allerdings schnell wieder richtete.

"Nein ich werde selber nach Tokyo gehen und diesem Rotzbengel den Arsch aufreißen, das ihm hören und sehen vergeht.", knurrte er, schob Shin dann aber zur Seite und schritt an ihm vorbei. Seufzend sah er Kyo nach. Na klasse...dabei hatte er sich so auf einen Ausflug mit dem Blonden gefreut. Er schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer. Per Gedanken teilte er Tsukasa ein paar Anweisungen mit, auch, dass Kyo kommen würde, wollte er doch nicht, dass der geborene Vampir aus allen Wolken fiel, wenn Kyo auf einmal vor ihm stand, und schritt in sein Zimmer. Zumindest wollte er das. Doch er blieb stehen und drehte sich um. Shin wollte jetzt nicht allein sein. Also würde er dem nächsten auf die Nerven gehen. Er hasste Vollmondnächte einfach. Sie ließen ihn nicht schlafen. Schon seit er klein war, wurde er ein Nachtwandler in diesen Nächten. Und diese schien ihm besonders schlimm.

Shin hatte keine Problem Karyu zu finden. Lächelnd betrat er dessen Schlafraum und tapste auf das große Himmelbett zu. Er war eben der kleine Quälgeist in diesem Anwesen. Aber er hatte gefälligst Welpenschutz! Er durfte das. Er setzte sich auf das riesige Bett des größeren und beugte sich über ihn.

"Ka-chan?", fragte er leise. Er wusste, dass es nervend sein musste. Aber bisher hatte sich keiner groß beschwert und dafür war er ihnen dankbar. Sie waren irgendwie alle eine Familie und dann wieder nicht, da jeder von ihnen ein absoluter Einzelgänger war. Bis auf wenige Ausnahmen...und bei Shin waren das eben Vollmondnächte. Aber sie mussten doch zusammen halten. Immerhin gab es immer weniger von ihnen.

Auf einmal schnellte eine Hand hervor und zog ihn an Karyus Körper, was Shin leise fiepen ließ. Doch er hatte es eigentlich schon erwartet. Immerhin kannte er den Älteren doch gut. Er wusste, dass dieser gern seinen Schönheitsschlaf genoss und nur ungern gestört wurde. Aber irgendwie sagte er nie etwas dagegen wenn er ihn behelligte. Denn meist war es Karyu den er aufsuchte, wenn er die Vollmondnächte wieder nicht aushielt. Schon kuschelte sich der Ältere an ihn.

"Will mein kleiner Shiniii wieder Aufmerksamkeit?", raunte er gefährlich in Shins Ohr, während er seine Zunge heiß über sein Ohr streifen ließ. Er schauderte, als er die freche Zunge spürte.

"Ja.. " Natürlich wollte er die, sonst hätte er es auch bei Hizumi versuchen können. Der zog ihn immer in sein Bett drehte sich um und schlief weiter. Wenn er denn überhaupt reagierte.

"Das kannst du haben, aber nur unter meiner Bettdecke, eng an mich gekuschelt.", gab Karyu schließlich preis, zog seine Decke ein Stück bei Seite und schon kam Shin der Aufforderung nach, schlüpfte unter die Decke und hörte bald darauf Karyus Schnurren.

"Und was will mein kleiner Shiniii?", fragte der Ältere dann leise.

Shin sah, dass Karyu weiterhin seine Augen geschlossen hatte, mochte er es doch nicht sie in seinem Bett zu öffnen - ja er war sehr eigen was das anging und daran würde sich wohl auch kaum etwas ändern. Und Shin wollte es auch nicht ändern, er mochte Karyu so wie er war und nicht anders. Entspannt schloss Shin seine Augen.

"Es ist Vollmond. Ka-chan...ich kann nicht schlafen.", erinnerte er ihn. Er kam doch meist nur in Vollmondnächten. Er brauchte einfach Gesellschaft, welcher Art auch immer. Eng kuschelte er sich an Karyu. Ihm war egal was diese Nacht bringen würde. Meist lagen sie nur da, Karyu halb schlafend und Shin einfach wohl behütet in seinen Armen, wenigstens etwas Ruhe findend, sausten seine Nerven in diesen Nächten doch einfach immer. Aber es hatte auch schon andere Nächte gegeben.

"Oh.. schon wieder?", kam es erstaunt von Karyu. Leise musste Shin lachen. "Ja...Vollmond ist einmal im Monat.", seufzte er schließlich leise. Er spürte wie Karyu ihn sanft zu streicheln begann, dessen Hand unter den Stoff seines Yukatas schlüpfte und ihn leicht von Shins Schultern streifte. Zufrieden seufzte der Kleinere, mochte er diese Zärtlichkeit doch sehr.

"Ausziehen!", knurrte es in sein Ohr und ließ ihn grinsen. Shin wusste, dass Karyu es nicht haben konnte, wenn er noch in voller Montur neben ihm lag und mit ihm kuscheln wollte.

Leise seufzend löste Karyu sich von ihm und wartete darauf, dass er sich den lästigen Stoff vom Körper strich.

"Entschuldige.", murmelte er leise und schmunzelte.

"Ich wusste ja nicht ob ich dich wach bekomme.", erklärte er und richtete sich auf, strich den Stoff weg um diesen anschließend aus dem Bett fallen zu lassen. Schon schmiegte er sich wieder in Karyus Arme und bekam seine Streicheleinheiten, die er nur zu gern genoss und annahm.

"Schon besser.", gurrte es in sein Ohr und Shin spürte, wie er langsam unter dem Gestreichel ruhiger wurde. Wieso war das jedes Mal dasselbe? Es war doch seine Eigenschaft Menschen beruhigen zu können deren Nerven flatterten, allgemein Gefühle von Menschen zu manipulieren. Aber Karyu schaffte das immer bei ihm, jede Vollmondnacht.

Er lehnte sich an ihn und schloss die Augen, wollte ihn doch schlafen lassen, schließlich wusste Shin, wie viel Karyu an seinem Schlaf lag. Langsam schloss er die Augen und genoss einfach nur noch Karyus Wärme und die Ruhe. Schlafen würde er trotzdem nicht können. Aber so war das ok. Er war einfach ruhig und ließ Karyu schlafen, schaltete selbst ein wenig ab und fertig. Was wollte er in so einer Nacht mehr?
 

*~*~*Tokyo*~*~*
 

Aufmerksam beobachtete er die beiden Jungs. Er hatte sie schon den ganzen Tag im Auge. Seit er dem Kleineren von beiden am Morgen begegnet war, wie könnte er ihn jetzt auch wieder gehen lassen?

Sie saßen um ein kleines Lagerfeuer und unterhielten sich gedämpft. Hier am Rande Tokyos - die armen Kinder. Leise seufzte er. Irgendwie taten sie ihm Leid. So heimatlos. Mao hatte auch keine Heimat mehr. Nach seinem ersten Ausrutscher. Schnell schüttelte er den Gedanken beiseite. Jetzt gab es wichtigeres zu tun. Nämlich seinen Plan endlich in die Tat umzusetzen.

"Ist es nicht ein wenig zu kalt um hier draußen zu sitzen?", machte Mao auf sich aufmerksam und kam aus dem Schatten, den er als Versteck genutzt hatte, auf die Beiden zu. Die Hände hatte er in seinem Mantel vergraben und musterte sie. Er sah sie aufschrecken, sah ihre verwirrten Blicke. Der kleinere hatte sofort die Augen verengt, doch er erkannte, dass er sich an ihn erinnerte. Gut so. Aber er saß dennoch angespannt da, beäugte ihn misstrauisch, genau wie sein Kumpel, was Mao ein kleines Lächeln entlockte. Er war froh, dass sie keine dieser verblendeten Kinder waren, die von ihren Eltern verhätschelt wurden und die Augen vor der Realität verschlossen um lieber in einer Seifenblase zu leben.

Der Größere und vermutlich auch Ältere sprang auf die Beine. Komischer Typ. Er hatte blond-schwarze Haare, sehr untypisch für einen Japaner, Mao ging davon aus, dass sie gefärbt waren. Aber das merkwürdigste an ihm war, dass er ein Band um die Nase trug. Was wollte er mit diesem Fetzen Stoff da mitten im Gesicht? War das irgendein Frostschutz? Kalt genug war es ja.

"Was willst du?", brachte der Junge bissig hervor und schien sich kampfbereit zu machen, was ihn leise lachen ließ. Der Junge war vielleicht äußerlich komisch. Aber er gefiel ihm. Er ließ sich wenigstens nicht gleich einschüchtern, auch wenn Mao noch nichts dergleichen getan, geschweige denn vor hatte. Er kam nun die letzten Meter auf sie zu und hockte sich vor das Feuer.

"Keine Sorge. Ich bin euch nicht feindlich gesonnen. Ich suche nur etwas Abwechslung und Gesellschaft." Er lächelte die beiden Jungen an und bemerkte wie der Kleine eine Augenbraue hochzog. Doch er überging es.

"Ihr habt mir nicht auf meine Frage geantwortet.", meinte Mao gelassen. Er streckte die Hände aus und wärmte sie am Feuer.

"Also?" Er sah in die Runde. Doch er erhielt keine Antwort und seufzte.

"Ihr seid sturer als ich dachte.", schmollte er.

"Aber wenn ich euch bitte mit mir zu kommen, da ich nicht will, dass ihr euch hier einen abfriert, glaubt ihr mir eh nicht."

"Da hast du recht.", brummte es leise von der Seite. Offenbar hatte der kleine Zwerg vom Morgen seine Stimme wieder gefunden. Gut so.

"Ich gehe sicher nicht mit irgendwelchen fremden Menschen irgendwo hin."

"Oh..." Mao blinzelte. "Und wenn ich dir sage, dass ich kein Mensch bin? Kommst du dann mit?" Er strahlte Ruki nahezu an, welcher ihn nur fassungslos ansah. Mao sah, wie die beiden Kinder, denn nichts anderes waren sie in seinen Augen, Blicke austauschten. Schließlich setzte sich der Größere auch endlich hin, was Mao zufrieden zur Kenntnis nahm. Endlich. Dafür wurde er jetzt von diesem aber auch gründlich gemustert.

"Na dann erst Recht nicht.", gab Reita schließlich kund. "Um auf die Frage zurück zu kommen, nein uns ist nicht kalt. Aber nun habe ich mal eine Frage, was willst du von uns??", brachte er hervor, Mao weiterhin ernst ansehend.

"Ich will euch helfen.", erklärte Mao und lächelte leicht. "Ich weiß wie es ist, kein zu Hause zu haben. Und da ich mich einsam gefühlt habe..." Er zuckte mit den Schultern. "Ich kann es euch um ehrlich zu sein selbst nicht genau erklären. Es war ein...Gedanke, dass ich nicht will, dass ihr hier draußen seid." Er wendete die Hände, wurde die Hitze doch langsam unangenehm.

"Und was hast du davon?", mischte sich Ruki nun doch ein. Mao sah ihn erstaunt an. Eigentlich hatte er vermutet, ihn mit seiner Aussage zuvor total verwirrt und überfordert zu haben, zumindest hatte Ruki so auf ihn gewirkt.

"Mhm...ich habe eine gute Tat vollbracht, fühle mich besser und bin nicht mehr allein.", Mao lächelte ihn an. Und er meinte es ehrlich. Er wollte diesen Kindern nichts antun. Sie waren die Verlierer dieser Gesellschaft. Ohne Zukunft, ohne zuhause...nur mit sich selbst als wertvollstem Besitz. Es war ja schön und gut, dass sein Bruder verhinderte, dass sich die Weltmächte pulverisierten. Aber was brachte das, so lange es noch solche Kinder wie die zwei hier vor ihm gab? Nachdenklich beobachtete er die Flammen.

"Ich kann euch nicht überzeugen mir zu vertrauen, mhm?" Fragend sah er in die Runde. Im Prinzip würde er auch glatt alles dafür machen. Er hatte nicht vor sich zu verstecken. Diese Kinder kannten die Realität schon. Da würde ihnen ein bisschen mehr Wahrheit nicht schaden. Außerdem ärgerte er Kyo doch so gern.

"Das sagt doch jeder daher gelaufene Penner, um sich an uns vergehen zu können, damit er auch mal wieder was vom Leben hat.", knurrte ihn Reita ungehalten von der Seite an.

"Du wirst uns so wohl kaum überzeugen...", brachte Reita schließlich hervor. Aufmerksam musterte Mao den Jungen, ehe er nachdachte.

"Wisst ihr was? ...ich gebe euch einfach die Adresse meiner Wohnung und die Schlüssel. Sie ist gekauft. Also...macht damit was ihr wollt. Und nein ich habe keinen Zweitschlüssel. Also doch, aber der liegt unter dem Fußabtreter." Er warf Reita einfach den Schlüssel zu, der ihn fast schon automatisch fing.

"Überlegt es euch...ich an eurer Stelle würde nicht hier draußen bleiben." Ruki schnaubte ungehalten.

"Jetzt wirst du immer auffälliger. Warum solltest du uns deine Wohnung schenken? Wo sollst du dann hin?"

"In meine zweite Wohnung.“, antwortete Mao schlicht.

„Wie gesagt ich habe keine Heimat mehr. Ich wechsle die Orte wie es mir beliebt und es gerade nötig ist. Tokyo habe ich bisher als Rückzugsort genutzt...aber das kann ich jetzt knicken." Er zuckte mit den Schultern.

"Für einen der keine Heimat hat, hast du aber ganz schön viel Geld.", bemerkte Reita trocken, doch Mao überging es einfach.

"Hört zu, ich kann verstehen, dass ihr mir nicht traut. Aber...ich kann euch nicht beweisen, dass ich nichts mache, wenn wir nicht in eine Situation kommen in der ich etwas machen könnte." Er sah wie Ruki den Kopf schüttelte. Offenbar musste der sich den Satz jetzt erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Aber das sollte er ruhig. Solange er sich für das richtige entschied. Aufmerksam beobachtete er den Jungen…und langsam bekam er das Gefühl, dieser würde anfangen ihm zu vertrauen. Mit diesem Wissen und Reitas nachdenklichem Blick war er sich recht sicher, dass sie auf sein Angebot eingehen würden. Gut so.

Er legte einen Zettel mit der Adresse in Rukis Hand, ehe Mao auf dem Absatz kehrt machte und ging. Er hatte hier nichts mehr verloren. Nicht, wenn er ihr Vertrauen wollte.
 

"Eigentlich will ich das gar nicht riskieren, aber wir könnten die Tür von innen abschließen und den Schlüssel stecken lassen, dann kommt er sicherlich nicht rein. Hmm.. verlockend ist es ja schon, aber mir ist nicht ganz wohl bei der Sache, was meinst du?“ Nachdenklich sah Ruki Mao nach.

"Irgendwas stimmt mit dem Typen nicht.", seufzte er und sah Reita an. Ihm fiel nur nicht auf, was ihn so wurmte. "Riskieren wirs." Nickte er schließlich auf Reitas Frage.

"Der Typ schien mir nicht wirklich gefährlich." Was sollte so jemand schon gegen sie ausrichten? Sonderlich muskulös war er ja nicht. Langsam stand er auf und streckte sich. Einige Knochen knackten und ließen ihn seufzen.

Sie löschten das Feuer und dann suchten sie die Adresse die Mao ihnen gegeben hatte. Nervös biss er sich auf der Unterlippe herum, als sie vor einem kleinen Wohnblock standen. Taten sie hier wirklich das richtige? Doch...ohne es zu probieren würden sie es nicht raus finden. Tief atmete er durch und ging mit Reita hoch. Als erstes nahm er den Zweitschlüssel weg. Sicher war sicher. Dann ließ er Reita die Wohnung aufschließen und trat nach ihm ein.

"Wow..." Erstaunt riss er die Augen auf und sah sich um. Diese Wohnung war Luxus pur. Und hoch modern. Er sah sogar Playstation und Wii. Ein wenig erinnerte es ihn an zu Hause, doch er verdrängt den Gedanken schnell.

"Krass..." Ruki wuselte durch die Wohnung und fiepte als er das riesige Bett im Schlafzimmer sah. Schon schmiss er sich drauf und seufzte genießend. Wie schön weich.

"Ein Bett, arw~" Schon ließ sich Reita neben ihn fallen. Lächelnd sah Ruki zu ihm, doch wenig später erhob sich sein bester Freund auch schon wieder und wuselte davon. Leise lachend sah er ihm nach. Ruki genoss einfach ein wenig das weiche Bett, bis er ihn schreien hörte.

"WOAH Ruki!! Wir können heute so viel essen wie wir wollen, hier ist alles voll. Ruki!! Das ist der Wahnsinn… ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“ Schon kam Reita wieder und knuddelte ihn fast tot. Schmunzelnd erwiderte er die Umarmung und genoss es einfach.

"Ich glaube ich werde zuerst duschen, dann werde ich mir den Bauch voll schlagen und dann geh ich schlafen.", meinte Reita nach einer Weile, erhob sich auch sogleich wieder und riss den Schrank auf. Er schnappte sich was und ging raus. Ruki vermutete ins Bad. Er beschloss, sich hier noch etwas umzusehen. Irgendetwas gab ihm ein mulmiges Gefühl. Er lief durch die Räume und sah sich ein wenig in den Schubladen um. Schließlich war er mehr als neugierig was sich hier so alles verbarg. Wow...Silberbesteck. Woher hatte dieser Typ das Geld? Er verstand es nicht. Er hatte nicht so ausgesehen als würde er berühmt sein oder hätte eine wichtige Arbeit. Er lief weiter und kam an ein Zimmer, das verschlossen war. Leicht runzelte er die Stirn und zog sich eine Haarklammer aus den Haaren. Er wäre doch kein Straßenkind wenn er das nicht hinbekommen würde. Bald klickte es und er lächelte zufrieden, steckte die Kle

mme zurück und betrat das Zimmer. Es war ein Arbeitszimmer. Über und über mit Büchern, von denen einige so aussahen als wären sie mehrere Jahrhunderte alt. An der Wand hing ein scheinbar uralter Stammbaum. Er ging zu dem schwer aussehenden, dunklen Schreibtisch, der die Mitte des Raumes markierte und strich nachdenklich über die polierten Messer die aufgereiht darauf, in weichen Samt gebettet, lagen. Manche Griffe waren wirklich schön verziert. Sie sahen so edel aus, so dass Ruki fast Lust bekam sie in die Hand zu nehmen und genau zu betrachten. Er sah in einer Vitrine ein Schwert...dann noch eines...und wieder unzählige Messer. Warum er die wohl alle brauchte? Vielleicht war er ja Historiker oder so? Nachdenklich nahm er ein Messer an sich und ging damit raus. Warum er es mitnahm konnte Ruki auch nicht genau sagen, es war eine Art Instinkt. Er schloss die Tür wieder und irgendwie fühlte er sich, als hätte er so eben etwas entdeckt...etwas was er nicht hatte entdecken sollen. Warum war sonst die Tür verriegelt gewesen? Er legte das Messer vorsichtig im Wohnzimmer ab und ging dann nach Reita duschen, der soeben fertig geworden war und aus dem Bad kam. Doch er brauchte nicht halb so lange. Bald hatte er ein weites Oberteil an, das er in dem Schrank im Schlafzimmer gefunden hatte, und seine Shorts, warf sich so schließlich neben Reita ins Bett.

"Himmlisch." "Du warst auch in diesem Raum, oder?? Du hast die Tür leicht offen gelassen und das Messer im Wohnzimmer liegen lassen... was hat es damit bloß auf sich?? Ich verstehe das alles einfach nicht.“ Langsam drehte sich Reita zu ihm und Ruki spürte den musternden Blick. Leicht nickte er auf Reitas Frage und sah ins Nichts.

"Ja habe ich...ich weiß es nicht...aber ich werde das Gefühl nicht los...dass wir es bald erfahren werden." Ein wenig schauderte er und schmiegte sich an Reita. Dieser versprach einfach seit jeher Schutz. Schon deckte er sie zu.

"Lass uns schlafen." Ruki legte seinen Kopf auf Reitas Brust und schloss die Augen. Zufrieden seufzte er. In Reita hatte er damals seine Familie gefunden, die die ihm seine Eltern nicht hatten bieten können. Deswegen hatte er für den Blonden alles aufgegeben.

"Ich hab dich lieb Rei...", nuschelte er. "Schlaf schön." Damit schlang er die Arme um den Blonden und es dauerte nicht lange bis er eingeschlafen war. Gerade so hörte er noch Reitas Antwort.

"Ich habe dich auch lieb Ruki... ja du auch." Doch wie dieser ihm durch die Haare streichelte bemerkte Ruki nicht mehr. Zu lange hatte er diese schönen, weichen Betten missen müssen. Außerdem war er sehr sehr müde gewesen. Und nun so in Reitas Armen an ihn gekuschelt schlafen zu können, kam einem Traum gleich.
 

*~*~*Transsilvanien*~*~*
 

Irgendwann gegen Morgen spürte Shin eine Regung im Anwesen. Wie erwartet hatte er die ganze Nacht nicht schlafen können. Aber für ihn war das nicht sonderlich schlimm, er war es ja gewohnt. Lautlos seufzend schüttelte er den Kopf. Warum so früh? Vorsichtig löste er sich von Karyu und rutschte aus dem Bett, er schlüpfte wieder in seinen Yukata und küsste sanft Karyus Stirn. "Danke..."

Langsam verließ er den Raum und ging in Richtung Eingangshalle. An der Brüstung blieb er stehen und sah zu Kyo runter. Der Ältere schien ihn bereits gehört zu haben, denn er drehte sich zu ihm um und irgendwie sah er ihn genervt an. Shin lächelte sanft.

"Ich wollte dir nur viel Glück wünschen.", meinte er leise. "Nicht mehr." Er sah, dass Kyo ihm nicht glaubte und lachte leise. "Du weißt ich würde dir nie Vorschriften machen, aber vielleicht solltest du dich mit Tsukasa kurzschließen. Er lebt nun schon sehr lange in Tokyo und kennt sich sehr gut aus. Vielleicht hat er ja ein paar Ideen, was Mao planen könnte, oder wo genau er sich befindet. Ich habe ihn bereits angewiesen zu recherchieren, ob Mao schon mal in Tokyo gewesen sein könnte. Das wars schon." Ein strahlendes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ihm war klar, dass Kyo das nicht passte. Aber Shin war nun mal einfach so. Er musste alles durch planen. Und er wollte nicht, dass Kyo etwas überstürzte und am Ende schlecht gelaunt nach Hause kam, da Mao mal wieder entwischt war. Er mochte Kyo mit schlechter Laune nicht.

"Übrigens ich habs ernst gemeint. Viel Glück, und pass auf dich auf. Wer weiß, was Mao über die Jahre gelernt hat." Damit hob er die Hand und drehte sich um. Er würde jetzt in die Küche gehen und Karyu zum Dank für die Nacht ein schönes Frühstück machen. Am besten auch gleich Hizumi, sonst wäre der gleich wieder eingeschnappt. Und das wollte Shin schließlich nicht. Er liebte Harmonie.

Langsam machte er sich auf in besagten Raum, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück