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Pokédex-Einträge

Kurzgeschichten zu Pokédex-Einträgen
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#097 Hypno


 

HYPNO
 

"Irrma! Irrma! Entschuldigung, hast du vielleicht ein kleines Mädchen gesehen?"
 

Eine junge Mutter kommt auf mich zu, spricht mich aufgebracht an. Die Straßenlaternen leuchten auf, vor uns flackern die Lichter der Häuser auf.

Ich kam gerade von einem abendlichen Spaziergang zurück und hörte das verzweifelte Rufen der Mutter, die mir nun eine Beschreibung von dem Mädchen gab.
 

"Bist du sicher, dass du sie nicht gesehen hast?"
 

Ich schüttel den Kopf.
 

"Als es dunkel geworden ist, ist sie plötzlich verschwunden. Oh, Gott, was soll ich nur tun?", murmelt sie und ist den Tränen nahe. Ich gebe nur ein leises "Tut mir Leid" von mir und streife an der Frau vorbei, gehe die leeren Straßen entlang auf das Haus zu, in dem ich und meine Familie wohnen.

Meine Eltern sind heute Abend allerdings nicht da, sind für ein paar Tage verreist, also bemühe ich mich nicht, besonders leise zu sein. Ich schließe die Tür auf und betrete den dunklen Gang. Ich lege meine Jacke ab, knipse das Licht an und da sehe ich in die Augen von jemandem, der bereits auf mich gewartet hat.
 

"Ah, du bist es, hast du mich vielleicht erschreckt", grummel ich und lache dabei unsicher.
 

Vor mir steht ein Wesen, dass etwa so groß war, wie ich selbst. Ein Pokémon hat auf mich gewartet, mein Pokémon, mein Hypno.
 

Ich begrüße es und das Hypno legt dabei nur den Kopf schief, grinst mich an. Es folgt mir durch den Gang ins Wohnzimmer, es setzt sich neben ich auf das Sofa und beobachtet mich amüsiert, während ich das Fernsehprogramm nach etwas Sehenswertem durchstöbere.
 

Nach einer Weile klingelt es, jemand steht vor der Haustüre.
 

Mühselig stehe ich wieder auf, mein Pokémon tat es mir gleich. Ich schleppe mich müde zur Haustüre und öffne sie.
 

"Guten Abend", grüßt mich eine männliche Stimme. Ich erschrecke ein wenig, vor mir stehen zwei Polizisten, welche mich mit finsteren Blicken mustern und versuchen, dabei den ein oder anderen Blick in den langen Flur zu erhaschen, man hört den Fernseher aus dem Wohnzimmer.
 

"Hallo", sage ich trocken, schiebe dabei mein Pokémon aus dem Blickfeld der Polizisten.
 

"Recht ungewöhnlich für jemanden in deinem Alter, um diese Uhrzeit noch wach zu sein, oder?", sagt der andere Polizist, lächelt mich dabei an.
 

"M... meine Eltern sind verreist", antworte ich ehrlich, die Polizisten sehen sich kurz an und lächeln dann.
 

"Wir wollen dir ein paar Fragen stellen." Die Miene meiner Gegenüber wurde plötzlich wieder voller ernst. "Immer mehr Eltern in dieser Gegend berichten, dass ihre Kinder seit ein paar Tagen vermisst werden."
 

"Das tut mir Leid", sage ich bedrückt und erinnere mich dabei an die Frau, die mir vor ein paar Stunden erst begegnet ist.
 

"Uns wurde mitgeteilt, dass du oft im Wald spazieren gehst", sagt einer der beiden Polizisten dann. "Du hast nichts verdächtiges bemerkt oder jemanden gesehen?"
 

"Nein, tut mir Leid. Ich habe nichts gesehen", erkläre ich und sehe zu Boden, wich den Blicken der sichtlich überarbeiteten Polizisten aus. Sie stellen mir noch weitere Fragen, Fragen über die vermissten Kinder, Fragen über die Nachbarn.
 

"Na gut", sagen sie schließlich. "Vielen Dank. Und gehe Abends nicht mehr allein aus dem Haus." Sie verabschieden sich und gehen weiter zum nächsten Haus. Ich beobachte sie noch einige Momente und schließe dann die Tür, drehe mich um.
 

Wieder steht mein Hypno vor mir, stumm wie immer, aber mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Es hält etwas, ein silbernes Pendel baumelt an einem dünnen Faden.
 

Es schwingt das Pendel.
 

Schreie, Lärm und Menschen, die Durcheinander sprechen. Begleitet von diesen Geräuschen wache ich am nächsten morgen auf, liege in meinem Bett. Ich setze mich auf und sehe als erstes Hypno, welches am Fenster steht.
 

"Was ist da unten los?", gähne ich und gehe ebenfalls ans Fenster, blicke hinaus.
 

Auf der Straße vor dem Haus hat sich eine kleine Menschentraube gebildet, Anwohner wie auch Polizisten sind anwesend, beruhigen ein weinendes Elternpaar. Ich schlüpfe in meine Alltagskleidung und gehe vor die Tür, schließe mich den Schaulustigen an.
 

"Sämtliche Fenster und Türen waren also geschlossen und Ihr Sohn befand sich mit Sicherheit in seinem Zimmer?", höre ich die Stimme eines jungen Mannes und mir fällt auf, dass es sich um den selben Polizisten handelt, der mich am Vorabend befragt hatte. Ich höre nicht weiter zu, gehe wieder zurück und dabei fällt mir auf, dass mein Hypno noch immer am Fenster stand, grinste mich durch das Glas hinweg an.
 

"Könntest du für heute in deinem Pokéball bleiben?", bitte ich es, als ich wieder in meinem Zimmer stehe. Es stößt ein leises Kichern aus, willigt jedoch ein und zieht sich zurück in den kleinen Ball in meiner Hand.
 

Und plötzlich sehe ich es vor mir, sehe jedes einzelne Kind, wie es lacht und singt, sehe das silberne Pendel, sehe es schwingen, zuerst langsam und dann immer schneller, sehe Hypno, sehe, wie sich sein Gesicht zu einer mundlosen Grimasse verzieht und dann sehe ich nichts mehr.
 

Ich wache wieder auf, befinde mich im Dunkeln, befinde mich im Wald. Jeder einzelne Knochen schmerzt, doch ich scheine nicht verletzt zu sein. Ich setze mich auf, sehe mich um und nur Bäume geraten in meinen Blick. Ich versuche, auf die Beine zu kommen, jedoch packt mich ein plötzliches Schwindelgefühl und ich falle wieder zurück.
 

Ein vertrautes Kichern dringt an mein Ohr.
 

"Hypno? Hypno, bist du das?", flüstere ich kaum hörbar.
 

Das Kichern wird lauter und lauter und die Bäume verschwimmen vor meinen Augen. Ich blinzle mit den Augen, sehe noch einmal genau hin.
 

Vor mir stehen sie, Kinder, so viele Kinder, lachen nicht, schreien nicht, stehen stumm und still.
 

Und Hypnos Pendel schwingt, schwingt, schwingt.
 

Pokédex-Einträge von Hypno:

Feuerrot: „Es trägt ein Pendel. Man berichtet von einem Vorfall, bei dem es ein Kind mitnahm, das es zuvor hypnotisierte.“

Diamant/Perl/Platin: „Ein Blick auf das Pendel versetzt einen in 3 Sekunden in Schlaf, selbst wenn man gar nicht müde ist.“

HeartGold: “Wenn es hungrig ist, versetzt es die Menschen, die es trifft in Schlaf, um ihre Träume zu fressen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sas-_-
2013-08-02T17:59:00+00:00 02.08.2013 19:59
Mensch, hab ich da wieder gegrübelt, wie es wohl sein könnte :DD
Nach einer Weile dachte ich, dass Hypno den Protagonisten vielleicht hypnotisiert hat,
damit er die Kinder entführt, oder so O.o
Jaah und dann war es das gestörte Hypno doch ganz allein :DD Kennst du auch dieses Lied,
das von Hypno? Das ist voll krank, würde aber irgendwie zu der FF passen :]

Es spannend geschrieben und darum hat mir dieser OS gut gefallen^^

LG Sas-_- :]
Antwort von:  Xanokah
05.08.2013 07:15
Danke!
Hehe, das das Lied von Hypno kenne ich. Habe auch versucht, die Geschichte nicht zu ähnlich werden zu lassen. Gibt seltsamerweise eine ungesunde Anzahl an Pokémon, die heimlich Kinder verschleppen. xD

Freut mich, dass dir Lichtel gefällt. :D
Von:  Maybelle
2012-08-22T13:22:08+00:00 22.08.2012 15:22
Leider das letzte Kapitel bisher :/
Da ich Creepypasta 'Hypno's Lullaby' kenne, habe ich mir so etwas schon gedacht xD Coole und gruselige Story ;) Ich fand das Pokémon schon immer ein wenig spooky xD
Ich würde mich total freuen, wenn es noch weitere One Shots geben würde ;) Du hast nämlich einen richtig guten Schreibstil und kannst die teils relativ abstrakten Pokédexeinträge kreativ umsetzen <3


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