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Light my fire

Aoiha - Fortsetzung zu Happy Birthday XXX.
von

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Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: An alle, die einfach nicht aufhörten ein sequel zu HAPPY BIRTHDAY XXX. zu wollen. Hier ist also nun die Fortsetzung mit allem, was dazu gehört. Kommentare und Favos sind natürlich erwünscht.
 

Light my fire
 

Chapter 1

Langsam schwand der Schlaf und Rukis Bewusstsein kehrte zurück, auch wenn seine Augen noch immer geschlossen waren. Rein seinem Gefühl folgend müsste es bereits Morgen sein, aber das war es nicht, was ihm zum Aufwachen bewegt hatte. Wieder berührten diese weichen, warmen Lippen seinen Hals und er nahm den Arm des anderen auf seinem Oberkörper wahr. Ganz sanft wurde er zu der Wärmequelle gezogen. Ruki musste unweigerlich lächeln.

„Morgen“, murmelte er, öffnete nun seine Augen und blickte direkt in die dunklen Augen seines Freundes, der dies nur mit einem sanften Kuss, diesmal auf seine Lippen, erwiderte.

„Guten Morgen“, antwortete Reita doch noch verspätet und bettete seinen Kopf direkt auf Rukis Brust.

„Schon am Morgen so liebesbedürftig?“, fragte der Braunhaarige schmunzelnd nach. Natürlich war er willig, dem anderen nachzugeben und so ließ er seine Fingerspitzen über Reitas Rücken tanzen.

„Hn…“, murmelte der Blonde nur. Er schien verstimmt zu sein, was auch seine gesamte Körperhaltung zum Ausdruck brachte. Eingerollt schmiegte er sich nur noch mehr an seinen Freund und lauschte dessen Herzschlag.

„Hey, es ist wirklich okay…“ Ruki wusste genau, was Sache war. Dennoch versetzte ihm der Blick auf den Funkwecker, der auf dem Nachttischchen stand, einen Stich ins Herz. Nun blieben nicht einmal mehr zwei Stunden.

„Ich will aber nicht. Das ist unfair. Scheiß Ferien…“, kam eine Stimme brabbelnd von unten und dann zuckte Ruki erschrocken zusammen. Reita hatte sich so sehr zusammen gerollt, dass er mit seinem Kopf auf Rukis Bauch lag. Das hatte er ausgenutzt und ihn oberhalb des Bauchnabels in die weiche Haut gebissen. Ruki atmete tief durch. Sowas war gemein, aber Reita schien genau auf so etwas aus zu sein, da er sich ganz über ihn schob und sich nun wiederum langsam von unten nach oben vorarbeitete. Küssend, verstand sich.

„Rei~~~…“, jammerte Ruki. Er konnte mit ihm nicht vernünftig reden, wenn sein Freund schon wieder Anstalten machte, ihn zu verführen.

„Hn… was?“, fragte der blonde Junge aber und machte mit seiner Behandlung weiter. Trotz allem startete Ruki erneut einen Versuch, mit seinem Freund zu reden.

„Sei nicht schon wieder so mürrisch. Freu dich doch…“

„Auf 17 Tage ohne meinen Freund?“

„1:0 für dich!“

„Sicher, dass du nicht in den Koffer passt?“

„Ich würde ersticken!“

„1:1!“ Reita schmunzelte. Nun war er ganz oben angekommen, drückte Ruki einen Kuss auf sein Kinn, dann auf die weichen Lippen.

Für ein paar Sekunden wechselten die beiden Jugendlichen stumm einen liebevollen Blick. Dann drückte Reita den Kleineren wieder an sich.

„Ich werd dich trotzdem furchtbar vermissen“, jammerte Reita weiter.

„Ich dich überhaupt nicht! Ich mach ‘ne Soloparty und dann lass ich voll die Sau raus! Und ich verschwende keinen einzigen Gedanken an dich! Nur, damit du Bescheid weißt!“

„Miststück!“ Reflexartig biss der Blonde den Kleineren in die Nase, dann aber mussten sie beide lachen.

„Ich weiß, es ist scheiße. Aber ich bin stark und ich überleb es ohne dich. Außerdem verlange ich ein Mitbringsel, sowie einen romantischen Abend mit Burgern und einem Horrormovie, danach leidenschaftlichen Sex die ganze Nacht durch, wenn du wieder da bist!“

„Gebongt!“

Kaum, dass sich ihre Lippen wiederum berührt hatten, öffnete sich die Tür zu Reitas Zimmer. Ruki zuckte erschrocken zusammen.

„Schatz, Ruki, kommt ihr? Frühstück ist fertig!“, ertönte die Stimme von Reitas Mutter, die schmunzelnd in der Tür stehen blieb. Grinsend verpasste sie ihren Sohn einen heftigen Schlag auf den Hintern, der nur minimal von der Bettdecke abgefedert wurde.

„Runter da! Du erdrückst den Armen ja!“, befahl sie ihrem Sohn, dem das natürlich total peinlich war.

„Mum!!! Geh bitte raus“, jammerte Reita und versteckte sein Gesicht an Rukis Halsbeuge.

„Ach so? Hab‘ euch wohl gestört?“, fragte die Frau mittleren Alters nach.

„Nein, alles okay…“, mischte sich Ruki grinsend ein. Es war schon niedlich, wie peinlich es Reita nach wie vor war, das seine Mutter so offen mit der ganzen Sache zwischen ihnen umging.

„Will ich hoffen.“ Sie sah wissend zu den beiden Jugendlichen.

„Dann kommt mal, Kaffee wird kalt!“, erinnerte sie die beiden nochmals ans Aufstehen und ging wieder aus Reitas Schlafzimmer, um in die Küche zurückzukehren.

Ruki hingegen kicherte.

„Klar, dass du das lustig findest!“, schmollte der Blonde und rieb sich nun verspätet über seinen Hintern.

„Och, Baby…“, stichelte der Kleinere und grabschte seinen Freund auch an den Arsch.

„Tut’s denn so weh?“

„Spotte nur. Sie ist ja nicht deine Mutter!“

Als kleine Rache biss Reita Ruki in den Hals, saugte sich fest. Da war es ihm auch egal, ob sich Ruki wehren würde oder nicht.
 

♥~~~
 

Das Frühstück an sich war schon schlimm, da Ruki immer wieder vor Augen hatte, dass er nicht mehr allzu viel Zeit mit seinem Freund verbringen konnte. Aber nun wurde es ernst und Reita klammerte sich an ihn, als wolle er ihn nie wieder loslassen.

„Ich geh‘ nicht…“, jammerte er passend zu seinem Klammergriff und Ruki streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Er wollte sich auch nicht von seinem Liebsten trennen, aber es ging nicht anders.

„Komm schon… Wein‘ nicht rum! Das passt nicht zu dir“, versuchte der Kleinere stark zu sein, auch wenn ihm ganz anders zumute war. Er hätte am liebsten geweint, so herzzerreißend war Reitas innige Umarmung mitten auf der Straße neben dem Volkswagen seiner Mutter, der wohl bemerkt bestimmt schon seit zehn Minuten, mit den Reisekoffern seines Freundes und dem seiner Mutter gespickt, startklar war. Doch Reita schaffte es einfach nicht, sich von Ruki loszueisen.

„Akira, kommst du dann bitte!“, mischte sich die wartende Frau nun aber auch ein.

„Ich krieg‘ sonst noch ein schlechtes Gewissen.“ Ein warmes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie beobachtete, wie sehr ihr Sohn doch an seinem Freund hing. Aber irgendwie hatte sie ihn auch ins Herz geschlossen. Doch das hier ging langsam zu weit. So trat sie neben ihren Sohn, der versuchte, sich Stück für Stück von seinem Freund zu lösen. Mit einem kraftvollen Hüftschwung bugsierte sie ihn aber nun einfach zur Seite und schob sich vor Ruki, der leicht lächelnd nach oben sah. Reita musste wirklich viel aushalten bei so einer taffen Mutter. Das verriet auch sein ungläubiger Blick.

„Ich will Ruki auch nochmal für mich beanspruchen!“, kommentierte sie ihr Tun und drückte dem Kleineren einen Schlüssel in die Hand.

„Aufpassen! Der kleine Schlüssel ist für den Briefkasten. Alle 3-4 Tage reicht, wenn du ihn leerst. Wir bekommen nicht sonderlich viel Post. Ansonsten… der Schlüssel ist für die Haustür. Blumen sind im Badezimmer und im Wohnzimmer. 1-2 Mal gießen pro Woche genügt. Nur, wenn es sehr warm ist, wäre öfters lieb. Aber ich vertrau‘ dir da. Es ist so lieb von dir, dass du dich überhaupt da drum kümmerst“, schwärmte die Frau von Rukis Hilfsbereitschaft, während ihr Sohn daneben stand und grummelte.

„Ach ja, wenn du da bist, dann stell einfach ein Schälchen Milch heraus. Im Moment haben wir wieder viele Streuner hier. Die Kleinen tun mir dann immer so leid“, ergänzte sie noch und Rukis Blick wurde ganz komisch.

„Mum, bring ihn nicht zum Weinen!“, warf Reita ein und fasste die Hand seines Freundes.

„Sei ruhig, Nervensäge, ich unterhalt mich!“

Reitas Mutter wandte sich wiederum Ruki zu, drückte ihm dann kurzerhand einen Beutel in die Hand. Rukis verwirrter Blick sprach Bände.

„Aber…“ Verwirrt sah der Braunhaarige nach unten. Die Tüte war schwer.

„Eine Kleinigkeit für deine Mühe. Erhol dich ja gut von diesem Ungeheuer!“ Sie musste grinsen. Klar, war Reita gemeint. Ruki schmunzelte, da er es lustig fand, wie sie ihren Sprössling immer ärgerte.

„Aber ist doch nicht… nötig…“ Ja, Ruki war das peinlich. Die Frau kümmerte sich fast schon wie eine Mutter um ihn. Dabei hatte er solche Panik gehabt, wie sie reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass Akira und er zusammen waren. Aber das lief zum Glück total entspannt ab, auch wenn ihm damals das Herz in den kleinen Zeh gerutscht war.

„Ist auch was gegen Liebeskummer drin…“, flüsterte die Frau dem Kleineren zu, zwinkerte. Dann drückte sie ihn kurz aufmunternd an sich. Anscheinend konnte er es wohl doch nicht verbergen, dass er mit den Urlaubsplänen der Suzukis nicht so glücklich war.

„Danke…“, brabbelte Ruki und warf einen Blick zu Reita, der still neben ihm stand und leicht lächelte.

„Na, dann verabschiede dich mal, du Herzensbrecher, und dann überlegst du dir, wie du das wieder gut machen kannst!“, sagte Reitas Mutter und ging zum Auto. Sie stieg ein, winkte Ruki aber nochmals freudig zu.

„Und stell ja keine Dummheiten an!“, ermahnte sie den Braunhaarigen, der bedröppelt aus der Wäsche guckte. Was sollte das denn heißen?

„Mach ich doch nie!“, verteidigte er sich schmollend. Aber natürlich hörte das nur Reita.

„Nein… Jeder andere, aber nicht du“, stichelte der Größere. Sanft strich er Ruki über die Wange, erreichte so, dass er nach oben blickte.

„Ich melde mich. Ganz oft!“, versprach Reita. Er wusste, dass ihm seine Mutter nicht mehr allzu viel Zeit lassen würde.

„Genieß lieber deinen Urlaub.“, erwiderte Ruki schweren Herzens. Er musste eben auch lernen mal loszulassen.

„Bring mir was Schönes mit und komm heil wieder an. Damit bin ich zufrieden.“

Reita nickte einsichtig. Anstatt etwas zu erwidern, beugte er sich nach vorn und gab Ruki einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Ich liebe dich, Baby!“, hauchte er dem Jüngeren zu, nachdem er den Kuss gelöst hatte. Dennoch war er nicht gewillt, sich wirklich von Ruki zu lösen.

„Ich dich auch…“, kam eine leise Erwiderung. Trotzdem war es Ruki peinlich, ihm das auf offener Straße zu sagen. Wehe die Nachbarn spionierten.

Aber Reita schien das egal zu sein. Er war damit mehr als zufrieden. Eigentlich wollte er Ruki jetzt noch so viel sagen, ihn noch so lange an sich drücken, aber da erklang bereits die schrille Hupe des Autos und der Blonde verzog sein Gesicht.

„Okay, ich muss los. Sie überfährt mich sonst“, sagte Reita leicht lächelnd.

„Stell bitte nichts an und… warte auf mich!“ Mit diesen Worten drückte Reita Ruki nochmals einen Kuss auf die Lippen und ging dann zum Auto, von dem bereits der Motor lief. Ruki blickte ihm nach, seufzte leise in sich hinein.

„Pass auf dich auf“, rief er ihm schließlich doch noch nach und hob seine Hand, um ihm nachzuwinken. Reita lächelte ihm zu, dann stieg er in das Auto und schon waren sie weg.

So, nun konnte er heulen.

Nein, das tat Ruki natürlich nicht, dennoch war ihm schlecht oder wie auch immer man dieses merkwürdige Gefühl in der Magengegend beschreiben sollte. Unsicher warf er einen Blick auf das kleine Häuschen, in dem sein Freund lebte. Dann aber steckte er erst mal den Schlüssel in seine Tasche und warf einen Blick in seine Frusttüte. Schokolade. Reitas Mutter hatte definitiv mitgedacht.

Alles Warten würde jetzt aber auch nichts mehr bringen. Sein Freund war weg und es war viel zu früh am Morgen. Er hatte Sommerferien, die Sonne lachte, es war viel zu heiß, weswegen er sich aus seiner Sweatjacke schälte und sie sich umband.

Bewaffnet mit seiner Tasche sowie seiner Frusttüte stiefelte er durch die engen Gassen. Es war noch ziemlich ruhig, auch als er auf eine größere Straße kam. Die Läden hatten noch nicht einmal geöffnet, dennoch konnte er ein paar Leute beobachten, die hier und da Vorbereitungen zur Ladenöffnung vornahmen. Waren wurden hergerichtet, Rollläden nach oben gezogen, hier und da ein Schild aufgestellt. All das konnte Ruki auf seinem Weg zu der Bahnstation beobachten. Eigentlich war die Atmosphäre total angenehm, wenn da nicht dieser verflixte Trennungsschmerz gewesen wäre. Also entschied er sich dafür, ein und das richtige in dieser Situation zu tun: Er suchte seine Freunde heim.
 

♥~~~
 

Es dauerte nicht lange und Ruki stand vor Aois Apartmenttür. Er hatte bereits geklingelt, hörte nun auch Schritte, ehe das Holz vor ihm aufschwang. Irritierte schwarze Augen sahen ihn an, doch Ruki zuckte nur mit den Schultern.

„Was machst du… es ist nicht mal 10… ohw!!!“, fiel es dem Schwarzhaarigen dann wie Schuppen von den Augen.

„Oh nein!“, entfuhr es ihm und sofort schlang Aoi seine Arme um den zierlichen Körper des Braunhaarigen. Diese Schnute sprach Bände.

„Ist Reita denn schon weg?“, fragte er nach. Das war vielleicht nicht die klügste Frage, die er hätte stellen können, aber das Nicken, welches er nahe seiner Brust wahrnahm, war Antwort genug.

„Urlaub…“, fügte Ruki allerdings noch an.

„Schon gut. Ich weiß ja. Dann komm mal rein.“ Sie alle hatten schließlich von Reitas Urlaubsplänen zusammen mit seiner Mutter gewusst. Es bestand also eine Chance von 2:1, dass Ruki bei einem von ihnen auftauchen würde. Da hatte Aoi wohl den Hautgewinn gezogen.

Schlurfend betrat Ruki also die kleine Wohnung seines Freundes und schlüpfte aus seinen Schuhen.

„Lass doch den Kopf nicht hängen!“, forderte Aoi ihn auf und legte einen Arm um Ruki nachdem er die Haustür geschlossen hatte.

„Wir machen jetzt Frühstück zusammen…“

„Hab schon gefrühstückt mit Reita und seiner Mum“, fiel ihm der Braunhaarige ins Wort, klang aber geknickt dabei.

„Eh… okay, dann gibt’s für mich Frühstück und für dich ein zweites Frühstück!... Oder ‘nen Tee zur Nervenberuhigung.“ Aoi schenkte seinem Besuch ein Lächeln und führte ihn zu seiner Küche.

„Kann ich dich kurz alleine lassen? Ich will mir nur etwas mehr als Shorts anziehen, außer du bestehst drauf, dass ich so bleibe.“

„Ist warm. Bleib ruhig so“, erwiderte Ruki, der sich an den Tisch gesetzt und seine Nase in seine Frusttüte gesteckt hatte. Knisternd wühlte er darin herum.

„Eh… ja…“ Da wusste Aoi auch nichts drauf zu erwidern.

„Was haste denn da?“, wollte er stattdessen wissen.

„Frusttüte. Von Reitas Mama. Ist auch was gegen Liebeskummer drin, sagt sie“, erklärte Ruki und holte eine Tafel Schokolade heraus. In Windeseile war diese offen und mehrere Stückchen wanderten in Rukis Schnute. Aoi staunte nicht schlecht.

„Auch?“, fragte Ruki noch immer kauend nach, als er den Blick des anderen wahrgenommen hatte.

„Eh… ja, danke“, nuschelte Aoi nur, nahm die Schokolade entgegen, während Ruki weiter kramte.

„Ohw, Karamell. Reitas Mom ist so nett!!!“, entkam es Ruki, der sich nun dafür entschied, die Tüte einfach einmal komplett auf dem Tisch auszukippen. Aoi hingegen lächelte nur charmant.

„Da scheint dich jemand gern zu haben“, stichelte der Größere. Er legte die Schokolade, nachdem er sich etwas genommen hatte, zurück auf den Tisch und machte sich seinerseits daran, alles Notwendige für das Frühstück zusammenzusuchen.

„Sie ist echt klasse. Ich mag sie auch gern. Das hat sie mir heute alles gegeben wegen… Na ja, ich kümmere mich halt um das Haus, während sie im Urlaub sind“, erklärte Ruki und probierte hier und da von seinem Fresspaket.

„Das ist echt lieb. Aber Rei’s Mum ist sowieso ‘ne Klasse für sich. Wär‘ sie doch nur 20 Jahre jünger“, scherzte der Ältere.

„Dann gäbe es Reita aber nicht. Kommt also nicht in Frage.“ Ruki lächelte schon wieder. Anscheinend tat ihm etwas Gesellschaft doch gut.

„Schon klar. Dennoch, sie ist echt cool drauf“, kommentierte Aoi weiter und stellte eine Tasse vor Ruki auf den Tisch.

„Das allemal. Manchmal wünschte ich, ich hätte sie als Mutter.“ Der Braunhaarige verzog seinen Mund, bekam aber ein zustimmendes Nicken von Aoi.

„Wünschten wir uns wohl alle. Hat sie mit eurer Beziehung eigentlich ein Problem?“, wollte der Größere nun wissen, aber Ruki schüttelte seinen Kopf.

„So rein gar nicht. Das hat mich auch voll überrascht. Sie behandelt mich ja schon regelrecht wie ein Familienmitglied. Richtig herzlich…“

„Das hört man doch gern. Wie hat sie überhaupt von euch Wind bekommen? Das hattet ihr neulich gar nicht erzählt“, warf Aoi das Thema wieder auf und schaltete die Kaffeemaschine an, während er zwei Toasts in den Toaster schob. Dann setzte er sich zu Ruki an den Tisch. Kaffee dauerte einen Moment und der Toast auch.

„Das war zu unserem 6-Monatigem. Sie arbeitet doch in Schichten und joahr… Ich bin mit Reita am Nachmittag weggefahren. Ans Meer, Essen, bissel feiern, total kitschig den Sonnenuntergang angucken.“

„Boahr, halt die Klappe, ich werd‘ neidisch!“, fiel Aoi ihm ins Wort und stand auf, da der Toast fertig war. Er holte ihn, reichte Ruki eine Scheibe und behielt die andere für sich.

„Du wolltest es wissen.“

„DAS nicht!“

„Okay, okay… Wir sind dann jedenfalls erst spät heim gekommen. Gegen 4 war das, als sie grad weg musste zur Arbeit. Da haben wir uns die Türklinke sozusagen in die Hand gegebenen. Sie hatte sich nur etwas gewundert, dass ich halt schon wieder dort schlafe, weil ich am Tag zuvor auch schon da war, aber war kein Problem.“

„Komm zum Punkt!“ Mit einem Happs, begleitet von Knuspern, hatte Aoi in seinen Toast gebissen.

„Wie dem auch sei. Nachmittags wollte ich grad gehen. Reita und ich standen an der Tür und…“

„Ihr habt versucht euch zu verabschieden, was bei euch ja immer Stunden dauert!“

„Ey, so lange war das gar nicht!“, verteidigte Ruki sich. Aoi grinste nur wissend.

„Na okay. Wir haben geknutscht, gar nicht gemerkt, dass sie überhaupt zu Hause ist und dann kam sie in den Flur und hat uns gesehen! Story Ende!“

„Na und dann? Sequel!“, forderte der Schwarzhaarige, der seinen Toast verputzt hatte.

„Was heißt denn hier „Sequel“?“ Ruki seufzte.

„Mir ist das Herz in die Hose gerutscht und ich dachte, jetzt gibt’s ‘nen Donnerwetter. Sie kam nur an, hat Reita gegen die Schulter geschlagen und gemeint „Bin ich denn so eine Rabenmutter? Sag mir doch, dass du einen Freund hast!““ Ruki musste bei der Erinnerung breit grinsen.

„Du hättest Reita mal sehen sollen. Der ist aus allen Wolken gefallen. Sein Mund ist aufgeklappt und er hat seine Mutter nur ungläubig angestarrt. Eh ja… Dann gab’s Kuchen und sie wollte alles ga~~~nz genau wissen.“

„Alles?“

„Eh… Na, erstmal, wie wir überhaupt zusammen gekommen sind.“

„Und du hast ALLES erzählt?“, fragte Aoi, der ein Kichern nicht unterdrücken konnte.

„Vergiss es! Ich kann ja schlecht sagen, dass wir zu meinem Geburtstag übereinander hergefallen sind, weil Reita mein Geschenk war!“

„Och, ich fände es originell“, warf der Schwarzhaarige ein.

„Klar doch! Wir hätten auch einen netten Videoabend machen können. Reita in Action…“ Ruki schüttelte seinen Kopf. Er war ja dabei gewesen und wusste, was sich seine Freunde geleistet hatten.

„Was habt ihr denn gesagt?“, wollte der Größere es aber nun doch wissen.

„Na ja… im Großen und Ganzen, dass wir halt an meinem Geburtstag zusammen gekommen sind und ihr halt… ein wenig nachgeholfen habt. Von dem Video haben wir aber nichts erzählt! Wär ja noch schöner!“

„Ich find’s gut“, entgegnete Aoi.

„Ja, klar, DU! Ich könnt‘ euch allen immer noch die Eier abreißen, weil ihr einfach so reingekommen seid und DAS gefilmt habt. Habt ihr denn gar kein Schamgefühl?“, sagte Ruki schon wieder in diesem aggressiven Tonfall, den er immer anschlug, wenn es zu diesem Thema kam.

„Com‘ on, Ruki! Sei froh, dass wir nachgeholfen haben. Außerdem war es heiß!“

Ruki schnaubte.

„Such dir ein anderes Hobby, anstatt deine Freunde beim Sex zu filmen. Das geht nur Reita und mich etwas an!!! Und wehe, ich sollte herausfinden, dass ihr noch einen Abzug davon habt, dann seid ihr sowas von dran!!!“, drohte Ruki weiter und biss nun böse in seine Toastbrotscheibe.

„Nein, Uruha hat den Teil gelöscht. Lediglich ihr habt noch einen Abzug“, versicherte Aoi.

„Das haben wir dir doch gesagt“, versuchte Aoi seinen Freund wieder zu beschwichtigen.

„Ja, klar, sagen die drei Kerle, die ein Hotelzimmer, in dem es zur Sache geht, stürmen und die nicht mal freiwillig gehen, weil sie sich an einem vögelnden Paar aufgeilen! Denen glaube ich so was natürlich! Elende Spanner!“

„Ich fand’s heiß! Dazu steh ich auch. Außerdem seid ihr doch eh das perfekte Pärchen. Ich jedenfalls beneide euch!“, gestand Aoi und stand auf, um nochmals zwei Scheiben in den Toaster zu werfen.

„Jetzt hör schon auf. Wir sind nicht… perfekt.“

„Aber total niedlich zusammen. Da muss ich Uruha recht geben. Es ist einfach… ich weiß nicht… wie ihr miteinander umgeht und das alles. Ey, am liebsten würde ich euch dann immer anschreien oder in zwei verschiedene Ecken setzen. Ich will auch, verstehst du?“, versuchte sich der Schwarzhaarige zu erklären. Ruki sah zu ihm, verzog seinen Mund erneut.

„Das Turteln nervt dich also?“

„Nerven ist nicht das richtige Wort. Es kotzt mich an!“

„Du bist doch nur neidisch!“

„Bin ich auch! Das versuche ich dir ja gerade zu erklären.“

Ruki hielt inne, lächelte dann aber.

„Sry, aber ich halt mich nicht zurück. Reita und ich… das passt einfach.“ Leicht verlegen sah Ruki weg, lächelte aber verträumt, was Aoi nur ein Augenrollen entlockte.

„Hör schon auf. Das ist ja widerlich!“, forderte er ihn spaßeshalber auf.

„Selber widerlich! Pass nur auf, bis jemand kommt und dir den Kopf verdreht, dann reden wir weiter!“, murrte Ruki gespielt. Da Nachschub im Toaster war, verputzte er seinen Toast erst einmal. Natürlich mit ganz viel Marmelade.

„Was, wenn der jemand schon da war?“, warf Aoi aber etwas verspätet ein, was ihm wieder Rukis Aufmerksamkeit einbrachte.

„Erzähl!“, forderte er ihn auf, erntete aber nur ein Kopfschütteln.

„Die alte Leier. Da tut sich einfach nichts“, meinte er.

„Uruha…“

„Erfasst.“

„Also bist du immer noch nicht drüber hinweg?“, wollte der Kleinere wissen. Doch, das war Mitgefühl, was er für den anderen empfand. Schließlich hatte er selbst die Avancen, die Aoi Uruha gemacht hatte, verstanden, nur Uruha tat sich schwer mit der Deutung der Zeichen.

„Nein, bei Weitem nicht. Ich dachte ja, dass ich damit klar komme, aber gar nichts. Anspielungen versteht er nicht, dann hatte er diese Schickse am Start, was mich mehr als nur angekotzt hat. Dann hieß es „Och, ich bleib vorerst Single. Ist mir alles zu anstrengend.“ Nun ist er wieder bei der Leier „Ruki und Reita sind so niedlich! An den beiden kann ich mich nicht satt sehen!““ Der Schwarzhaarige klang mehr als genervt.

„Wir sind nicht niedlich!“

„Sag das Uruha. Der ist wie das Wetter. Unmöglich.“ Aoi zuckte mit den Schultern, kam nun wieder zum Tisch. Im Schlepptau natürlich die beiden Toastscheiben.

„Und was ist jetzt?“, warf Ruki wieder ein, nahm seinen Toast dankend entgegen.

„Nichts. Soweit ich weiß, hat er niemanden am Start, selbst niemanden für die Kiste. Wobei, er war ja eh nie so der Typ dafür. Uruha macht einen ja lieber heiß und lässt einen eiskalt abblitzen. Steigert den Marktwert, sagt er immer.“

„Wer’s glaubt!“, warf Ruki ein.

„Joahr, das ist jedenfalls der Stand der Dinge und mich kotzt es tierisch an. Ich versuch mich ja zusammenzureißen, aber das geht eben nicht immer. Ich wäre gern mit ihm zusammen, aber er scheint ja durch mich hindurch zu gucken.“ Nun klang Aoi frustriert.

„Oh Mann… Nicht doch Trübsal blasen. Und was ist, wenn du es ihm sagst?“

„Angst vor Zurückweisung!“, kam es wie aus der Pistole geschossen vom Schwarzhaarigen.

„Ohw…“

„Außerdem… Es mag total negativ klingen, aber… Er mag es vielleicht bei euch dulden, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er Interesse an Männern hat. Noch dazu würde es nie wieder wie vorher werden, wenn ich einmal meinen Mund aufmache und sage, dass ich etwas für ihn empfinde. Eher im Gegenteil. Ich könnte wetten, dass er es mir ausreden würde und dann würde er auf Distanz gehen, aber mit mir befreundet bleiben. Er käme damit nicht klar und ich dann mit seiner Reaktion nicht. Ich sehe seine vorwurfsvollen Blicke schon vor mir! „Wie kannst du es wagen dich in mich zu verlieben?“ „Hast du wirklich geglaubt, dass ich dich jetzt noch an mich ran lasse?“ „Verschwinde, Aoi! Ich bin nicht schwul!““

„Du bist dafür aber ein bisschen paranoid, kann das sein?“, warf der Kleinere ein, schmunzelte.

„Nein, bin ich nicht. So und nicht anders wird das sein!“

„Aoi, ehrlich… Du tust so, als würde Uruha Seelen fressen.“

„Auf meiner kaut er ja bereits genüsslich herum!“

„Aoi, ich mein das ernst! Du hast dich da voll hineingesteigert. Er und kein anderer oder wie willst du das bezeichnen?“

Aoi zuckte mit den Schultern. Er lehnte sich zurück, stand dann aber wieder auf, um ihnen endlich ihren Kaffee zu holen.

„Frag mich mal. Gefühle sind für‘ n Arsch. Es ist eh total schwachsinnig. Meine Familie würde so was nicht tolerieren. Seine auch nicht unbedingt. Ich denke, für ihn ist das Herumalbern mit Männern echt nur Spaß. Der will nichts Ernstes. Schon gar nicht mit ‘nem Mann.“

„Danke…“, murmelte Ruki, als Aoi ihm seinen Kaffee eingoss. Quittiert wurde das lediglich mit einem leichten Nicken.

„Das kann sein. Er meinte mal zu mir, dass er gern mit Kerlen herumknutscht, aber nicht weiß, ob das wirklich das Richtige für ihn sei.“

„Siehst du!“

„Nichts „siehst du“! Ich wollte es nur gesagt haben. Wir alle befinden uns in einem Alter, wo wir über unsere Sexualität mehr nachdenken und eben auch darüber, wo unsere Interessensgebiete liegen. Mir ist es gleich, ob jemand Männlein oder Weiblein will. Selbst wenn er jemanden aus dem eigenen Lager haben will oder sich gänzlich gegen eine Beziehung entscheidet.“

„Du bist ja auch schwul…“

„Ist das dein Allround-Argument oder was?“ Ruki verdrehte seine Augen.

„Nein, ‘tschuldige, war auch nicht so gemeint. Aber du denkst eben anders, als die meisten, die ich kenne.“ Aoi schüttelte seinen Kopf, um wieder klar zu werden. Aber ob das solch einen Erfolg brachte?

„Es ist nur so, dass ich ihn nicht kenne“, redete Aoi weiter.

„Oder ich meine, ihn nicht zu kennen. Ich weiß nicht, was er will oder wie er zu dem Thema steht. Das macht mich krank! Vor allem, weil er seine Meinung wechselt wie seine Unterwäsche. Kommt mir jedenfalls so vor. Aber ich kann mit 100%iger Sicherheit sagen, mich will er nicht!“, schloss Aoi.

„Möglich“, erwiderte Ruki.

„Nicht gerade das, was ich hören will.“

„Ich bin auch nicht da, um dir das zu sagen, was du hören willst. Aber ich kann mich ja mal umhören. Vielleicht ist es ja gar kein so schlechtes Zeichen, dass er Reita und mich toleriert. Vielleicht weiß Uruha ja selbst noch gar nicht, wo er steht und was er will. Kann ja sein, dass du nicht der einzige bist, der keinen Schimmer hat, was Sache ist.“ Ruki grinste frech.

„Da hat wieder jemand Höhenflüge, weil er eine Beziehung hat!“

Ruki zog seine Augenbrauen nach oben, murrte dann.

„Nur zur Erinnerung: Ich bin hier, weil mein Loverboy mich IN DEN FERIEN allein zurückgelassen hat. Ich habe ein angeknackstes Herz und ganz viel Freizeit. Wäre es dir lieber, wenn ich mich in dein Bett setze und heule?“

Angewidert verzog Aoi sein Gesicht. Dann aber schmunzelte er.

„Na ja, wenn ich mitheulen darf, ist das vielleicht nicht mehr so schlimm.“

„Am Arsch, ich will nicht heulen. Reita… ist bald wieder da!!! BALD!!! Und bis dahin kann ich ja mal gucken, was sich so machen lässt bei dir. Auf Kai stehste nicht?“

„Nein!“

„Na, hätte ja sein können.“ Ruki zuckte mit seinen Schultern.

„Du sollst mich nicht verkuppeln.“

„Ich dachte?“

„Fehler!!! Großer Fehler!“, warf Aoi ein.

„Na hör mal. Tu nicht so, als wär ich dumm! Ich will dir ja nur helfen, damit du endlich mal weißt, was Sache ist. Kann doch nicht sein, dass du dir ein Mädchen nach dem anderen nimmst, sie nach ‘ner Woche fallen lässt und in Wirklichkeit einem attraktiven Mann nachhechelst.“

„Ich dachte, das wäre ‘nen guter Plan, um über die Sache hinwegzukommen.“

„Und an die armen Mädels denkste nicht. Die nutzt du nur aus, weil du keinen Arsch in der Hose hast, um Uruha zu sagen, dass du ihn gern hast!“ Ruki konnte das nicht verstehen. Er selbst hatte sich ja auch etwas schwer getan mit Reita. Eigentlich schon immer, wenn es um Gefühle ging, aber er war dankbar, dass man ihm unter die Arme gegriffen hatte und nun war er mehr als nur glücklich mit seinem Freund. Nichtsdestotrotz wollte er dieses Gefühl nicht allein für sich pachten. Eigentlich wollte er es mit all seinen Freunden teilen. Was sprach nun also dagegen, Aoi etwas zu helfen?

„Es geht halt nicht.“ Aoi seufzte kellertief.

„Ich will nicht irgendeine Option sein, sondern DIE Option. Aber für Uruha bin ich Luft. Der spielt nur gern.“ Gefrustet knabberte der Schwarzhaarige auf seiner Unterlippe herum.

„Dann spielt doch mal das Spiel „Beziehung“ miteinander!“ Ruki zuckte mit den Schultern.

„Ruki… Es reicht! Oder willst du es nicht verstehen?“

„Ja, ja, schon gut. Ich hör‘ ja schon auf, auf deinen Gefühlen herumzutrampeln. Aber ich versuche Uruha mal auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht braucht der ja auch mal jemanden, der ihm zuhört“, spekulierte der Kleinere und lynchte nun auch den Toast.

„Überhaupt… Ferien! Was stellen wir für Dummheiten an?“, wollte Ruki nun erstmal wissen. Aoi aber lachte auf.

„Dich davon abhalten Dummheiten zu machen. Hat mir Reita sogar schriftlich gegeben. Ich glaube, er hat eine Rundmail an uns alle geschickt!“

„Boahr… dieser Verräter!“, empörte sich Ruki.

„Er kennt dich eben zu gut.“

„Von wegen! Der will doch nur keine Dummheit verpassen. So sieht das nämlich aus!“ Ruki kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.

„Also, Zelten am Strand? Wer ist dabei?“

Stille. Rukis Blick wurde skeptischer, dann vorwurfsvoll. Er verdrehte seine Augen.

„… wenn Uruha auch mit kommt?“, fragte er nach, um es attraktiver für Aoi zu gestalten. Das schien auch zu klappen, was sein schiefes Grinsen verriet.

„Dann ja.“

„Woahr, du bist so leicht zu durchschauen! Das ist unglaublich!“ Ruki schüttelte seinen Kopf.

„Na ja, ich häng eben noch durch. Liebeskummer ist scheiße und vergessen kann ich das auch nicht. Wenn noch dazu ‘nen glückliches Paar andauernd einem vor der Nase herumtanzt, da merkt man erst, wie beschissen es ist, alleine zu sein“, schüttete Aoi dem anderen sein Herz aus.

„Man kann es halt nicht erzwingen.“ Ruki sah das Problem ja, aber so reserviert, wie Uruha immer war, wenn es zu ernsteren Themen kam, da würde das schon schwierig werden. Und Aoi wäre nicht der erste Mensch auf Erden, der unglücklich in jemanden verliebt war. Zu einer Beziehung allein gehörten eben immer noch zwei.

„Wir lenken dich ab!“, versicherte Ruki dann aber, als er den deprimierten Blick des Größeren sah.

„Klar, sind ja Ferien!“ Aoi bemühte sich zumindest Ruki nicht auch noch weiter runterzuziehen. Aber das, was der Schwarzhaarige da zeigte war wirklich ein mickriger Versuch eines Lächelns.

„Gut, dann ruf ich jetzt Uruha an und dann sehen wir weiter!“, entschloss sich Ruki und kramte sein Mobilephone heraus. Doch kaum, dass er auf das Display sah, wurde sein Blick traurig.

„Mail von Reita.“, erklärte er kurz, da er den fragenden Blick des anderen regelrecht auf sich spüren konnte.

„Was schreibt er?“, wollte Aoi aber sofort wissen.

„Nur, dass sie am Flughafen angekommen sind, ihre Tickets haben und nun aufs Boarding warten. Dann, dass er mich liebt, ich keinen Blödsinn machen soll und er wollte wissen, bei wem von euch ich mich eingenistet habe.“ Ruki runzelte seine Stirn. Der Kerl kannte ihn eben doch zu gut. Mit flinken Fingern tippte er eine Nachricht an seinen Freund, während Aoi sich schon mal daran machte und den Frühstückstisch abräumte.

„Noch einen Kaffee?“, fragte er nach, doch der Braunhaarige schüttelte mit dem Kopf.

„Nein Danke, sonst kann ich bald gar nicht mehr schlafen. Also, wie sieht’s denn aus? Montag campen für 2 Nächte?“, schlug Ruki vor. Der Gastgeber aber schmunzelte nur.

„Du glaubst auch, dass du uns alle rum kriegst, was? Ich geh nur mit, wenn Uruha mit geht!“, sprach Aoi nun seine Bedingung explizit aus.

„Klar doch, Uruha krieg ich rum. Und eigentlich hab ich dann noch was gut bei dir? Ich meine… wann siehst du ihn denn sonst mal fast unbekleidet.“ Ein pervers angehauchtes Lächeln hatte sich auf Rukis Lippen gelegt.

„Also Montag…“, schloss er die Diskussion. Der Kleinere war sich schon ziemlich sicher, dass er am längeren Hebel saß. Lasziv leckte er sich über die Lippen und beendete seine Mail an Reita. Dann wählte er direkt Uruhas Nummer. Es folgte ein wissender Blick zu Aoi, dann räusperte sich Ruki noch einmal und machte von einer Sekunde auf die andere ein weinerliches Gesicht. Der Schwarzhaarige stutzte, lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und beobachtete Ruki bei seinem Telefonat. Das leise Tuten am anderen Ende der Leitung hatte er noch vernommen, bis sich jemand meldet.

„Uru~ha~~… Reita ist weg und es ist ganz schlimm schrecklich! Ich vermiss ihn so!“, ließ Ruki seinem Gesprächspartner kaum Zeit sich überhaupt zu melden.

„Ja, seit vorhin… Und das ist ganz schlimm. Ich will nicht alleine sein!“, jammerte der Braunhaarige weiter.

„Ich will campen gehen! Am Montag. Aber nicht alleine!!! Geh bitte mit!“ Wieder schnitt Ruki diese weinerliche Stimme an und nun leuchtete es auch Aoi ein, was er damit denn bezwecken wollte.

„Wenn ihr mich allein lasst, dann schwimm ich ganz weit raus und lass mich von Haien fressen. Das ist dann eure Schuld!“ Ruki schmunzelte schon.

„Du kommst mit? Fein! Am Montag für 2 Tage… Also… Mittwoch fahren wir zurück.“ Das lief doch mal wie am Schnürchen.

„Hm, Aoi fährt sicherlich. Doch, doch, das macht er. Klar kommt Aoi mit!“ Der braunhaarige Junge klang auf einmal wie ausgewechselt, das blieb wohl auch Uruha nicht verborgen.

„Hm, alles bestens. Nun geht’s mir schon wieder besser. Du und Kai, ihr bringt essen mit. Ich kümmere mich zusammen mit Aoi um die Getränke. Zelte dürften wir auch haben“, plante Ruki alles gleich kurzerhand durch.

„Wie Kai? Nö, der weiß noch nichts davon. Den nehmen wir einfach mit!“ Der Kleinere zuckte mit seinen Schultern. Wenn er ehrlich war, dann hatte Kai keinen Grund ihnen abzusagen und wenn doch, dann würden sie eben zu dritt fahren. Aber eigentlich nahm Ruki an, dass alles soweit klar war. Nun freute er sich schon irgendwie auf ihr Zusammensein. Aber Uruha wechselte direkt das Thema.

„Eh… zu Reita. Am… Sonntag würde ich dann dort vorbei schauen“, erwiderte er irritiert und wechselte einen fragenden Blick mit Aoi.

„Hn… Ach so… Joahr, klar. Kannst mitkommen und deine DVDs abholen. Ich glaube, Reita hat die alle durch.“ Ruki klang zuversichtlich und ein Lächeln huschte über seine Lippen.

„Klar, dann hol ich dich ab und wir gehen zusammen. Bis Sonntag dann!“, verabschiedete er sich von Uruha und sah Aoi triumphierend an.

„Wir gehen campen! Na, freuste dich schon?“, streute Ruki zusätzlich Salz in die offene Wunde des Schwarzhaarigen, der schmollend seine Arme vor der Brust verschränkte.

„Iiieh, Natur und frische Luft“, sagte er angewidert, lachte dann aber.

„Aber ich freu mich auf Uruha in Badehose.“ Der Größere nickte anerkennend. Unter diesen Umständen war das alles doch erträglicher.

„War mir klar, du alter Lüstling! Aber ich hab ja gehört, dass du uns fährst“, stichelte Ruki gleich weiter.

„Ja, ja, hab ich mitbekommen. Ey, manchmal könnte ich dir so den Hals umdrehen. Kein Wunder, dass du immer alles bekommst, was du willst, wenn du alle Tatsachen immer zu deinen Gunsten verdrehst!“ Aoi schüttelte seinen Kopf, leerte nun seine Kaffeetasse und stellte sie in der Spüle ab.

„Das ist eine Kunst, mein Lieber!“ Für den Moment schien Ruki jedenfalls erstmal abgelenkt zu sein.

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^ …bis auf nasse Tatsachen *.*

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: An alle, die einfach nicht aufhörten ein Sequel zu HAPPY BIRTHDAY XXX. zu wollen. Hier ist also nun die Fortsetzung mit allem, was dazu gehört. Kommentare und Favos sind natürlich erwünscht. +special thanks an den geduldigen Beta ^^v
 

Light my fire
 

Chapter 2
 

Ruki kickte einen kleinen Stein vor sich hin, blickte dann aber direkt zu Uruha, den er gerade von zu Hause abgeholt hatte.

„Wie sind die Ferien denn so bisher?“, wollte der Kleinere wissen und zog seinen Rucksack etwas straffer. Der war doch ganz schön schwer, wie er sich eingestehen musste.

„Ach, wenn ich ehrlich bin, dann eher langweilig. Ich hab erst mal alles sein lassen und mich entspannt. War dann gestern Abend noch bei meinem Cousin zu ‘ner Einweihungsparty mit seinen Studienkollegen. Da bin ich dann aber auch gegen 3 wieder gegangen.“ Gleichgültig zuckte Uruha mit seinen Schultern.

„Na, so früh schon. Waren etwa keine hübschen Mädchen da?“, stichelte Ruki und wuselte weiter. Er stolperte eher unkonzentriert neben dem honigblonden Jungen her, anstatt ordentlich zu laufen.

„Das schon. Aber nichts für mich“, gab Uruha zurück.

„Wie kommt’s? Du bist doch sonst kein Kind von Traurigkeit.“ Das wunderte den Braunhaarigen nun aber doch schon. Zwar hielten Uruhas bisherige Beziehungen nicht wirklich lange, aber Desinteresse konnte man ihm definitiv nicht vorwerfen. Mal war es dies, mal jenes, was nicht stimmte, aber kümmern tat er sich. In jeglicher Hinsicht.

„Ich bin auch nicht traurig. Nur eben gerade lieber Single.“

„Wer ist bitteschön lieber Single?“ Ruki verzog angewidert sein Gesicht.

„Ich?“

„Klar…“, erwiderte Ruki übertrieben.

„Was ist wirklich los?“, hakte der Kleinere der beiden nach. Das tat dem leichten Lächeln auf Uruhas Lippen aber keinen Abbruch.

„Nichts ist los. Ich find nur niemanden, mit dem ich länger zusammenbleiben will. Und andauernd probieren und dann merken, dass es doch nichts wird, das nervt mich.“

„Okay, das ist verständlich. Man muss eben erstmal jemanden finden, mit dem sich das auch lohnt.“ Ruki schien nachdenklich. Ob er jetzt einfach mal Aois Namen fallen lassen sollte? Vielleicht war das aber auch gerade nicht der günstigste Augenblick.

„Es muss halt Vertrauen da sein und ich bringe Fremden kein blindes Vertrauen entgegen. Ich beneide dich und Reita so. Bei euch passt das einfach“, geriet Uruha ins Schwärmen.

Okay, definitiv Rukis Chance. Er lächelte charmant.

„Hm, hat Aoi auch schon gesagt. Der ist total gefrustet, weil wir so niedlich zusammen sind!“ Ja, ja, niedlich am Arsch. Menschen waren nicht niedlich. Was Ruki nicht alles tat, um ein wenig Amor zu spielen. Da sagte er sogar solche abartigen Dinge.

„Wie drückte er sich nochmal aus? Er könnte kotzen, wenn er uns turteln sieht.“ Ruki lachte auf und auch Uruha musste grinsen.

„Das Gefühl kenn‘ ich“, stimmte der Honigblonde zu und setzte seine Sonnenbrille auf, da sie nun aus der dunklen Gasse heraustraten und einer größeren Straße entlang liefen. Hier knallte die Sonne ziemlich.

„Na ja, ihr sitzt ja auch so ziemlich im selben Boot. Ich würde auch abkotzen, wenn zwei meiner Freunde vor meiner Nase herumturteln. Aber ehrlich: Es interessiert mich ‘nen Scheißdreck! Ich könnte Reita mit Haut und Haaren fressen, so sehr lieb ich ihn. Und ihr habt uns ja dazu angestiftet. Also seid ihr selber Schuld.“ Ruki grinste frech, sah triumphierend zu seiner Begleitung.

„Hätten wir das bloß nicht gemacht“, jammerte Uruha gespielt.

„Aber nein, ich gönn‘ es euch ja. Das ist kein Problem. Ich seh‘ ja, dass es euch gut tut und ihr glücklich seid. Das ist einfach nur der pure Neid“, gestand Uruha. Aber das war es nun einmal. Er wollte Ruki und Reita nicht trennen, aber er wollte auch ein Stück dieser heilen Welt für sich beanspruchen und jemanden haben, dem er vertrauen konnte, den er alles fragen konnte und zu dem er sich zurückziehen konnte.

„Hast du denn wirklich gar niemanden in Aussicht?“, hakte der Braunhaarige nochmals nach. Aoi vielleicht? Aber das sprach er dann doch lieber nicht aus. Und da folgte auch schon das Kopfschütteln des Größeren.

„Ich weiß nicht. Irgendwie…“ Uruha stoppte. Er schien seine Worte genau abzuwägen.

„Ich warte auf die Schmetterlinge und all das. Irgendwie zieht mich niemand an. Du weißt schon… die Magie, Herzklopfen, nervös werden…“, versuchte es Uruha dem Kleineren zu erklären. Bei Ruki war ihm das nicht peinlich. Der war eh schwul und hatte einen Freund. Wem sollte er sowas denn anvertrauen, wenn nicht ihm?

„Aber dafür machst du alle nervös“, versuchte Ruki seinen Freund zu trösten. Er kannte die Reaktionen auf seinen Freund. Schon allein dadurch, dass er so groß war, zog er vielmals die Blicke magisch auf sich. Die geblichenen Haare und die legere, aber durchaus stilvolle Kleidung unterstrich das alles noch. Da fragte er sich wirklich, wie so jemand Single sein konnte. Aber gut, in Sachen Liebe war Uruha noch nie so ein Blitzmerker gewesen. Er schien eher unentschlossen und ließ sich nur schwer aus der Reserve locken.

„Das bringt mir nichts. Aber ist lieb von dir.“ Uruha lächelte leicht. Er hatte das Kompliment schon verstanden, aber auch sowas lief nur wieder auf Probieren hinaus, anstatt endlich jemanden zu finden.

„Vielleicht kommt das alles bei dir ja wirklich erst, wenn du dich auf jemanden einlässt. Ist eben nicht jeder gleich“, folgte ein erneuter Ratschlag von Ruki. Das war aber auch schwierig mit ihm. Und mit Aoi. Ob er sie einfach nackt aufeinander binden sollte? Da würde doch sicherlich…

„Ruki, wo willst du hin, wir sind da!“

Abrupt blieb der Braunhaarige stehen, warf einen Blick über seine Schulter zurück zu Uruha, der bereits ein paar Schritte vorher stehen geblieben war. Der Honigblonde deutete auf den Eingang zu Reitas zu Hause.

„Ohw, ‘schuldige. Ich war in Gedanken“, entschuldigte sich Ruki und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Charmant lächelte er Uruha an, der nur ungläubig mit dem Kopf schütteln konnte.

„Ich hoffe nur, den Schlüssel hast du mit. Oder warst du da auch in Gedanken?“, stichelte der Größere und wartete ab, bis Ruki ihnen leise murmelnd aufschloss. Ja, ja, wer den Schaden hatte und so… irgendwas mit Spott.

„Dann mal rein in die gute Stube. Geh schon mal vor, ich guck noch schnell nach der Post“, sagte Ruki ganz in seinem Element und sprang von der Stufe vor der Haustür herunter, lief zu dem Briefkasten. Er leerte ihn, sah kurz die Sachen durch, die er herausgeholt hatte. Die Werbung trennte er gleich von den wichtigen Dingen. In der Küche angekommen legte er die Sachen auf zwei separate Haufen.

„Hast du schon nach deinen DVDs gesehen?“, fragte Ruki nach.

„Nein, aber kann ich gleich mal machen“, schlug der Größere vor und ging in Reitas Zimmer. Diese Zeit nutzte Ruki, um seinen Rucksack auszupacken. Schließlich hatte er diesen nicht umsonst den ganzen Weg hierher geschleppt.

Zuerst holte er eine Packung Milch heraus und dann folgte Dose für Dose, die er auf dem Küchentisch stapelte. Perfekt.

Ach so, die Blumen. Da war ja noch etwas. So ließ Ruki erst einmal Dosen Dosen sein und nahm die kleine Gießkanne, füllte sie mit Wasser.

„So, hab alle gefunden“, ertönte Uruhas Stimme nachdem bereits seine Schritte auf dem Flur sein Kommen angekündigt hatten.

„Das ist gut.“

„Was hast du mit den ganzen Dosen Katzenfutter vor?“, fragte der Honigblonde skeptisch und nahm eine der Dosen in die Hand. Genauso skeptisch besah er sich die Aufschrift neben der abgebildeten Katze.

„Na Katzen füttern.“ Das war doch selbstverständlich.

„Katzen füttern…“ Man konnte die Fragezeichen in Uruhas Gesicht regelrecht sehen.

„Hmm.“ Ruki nickte.

„Reitas Mum meinte, dass ich ein bisschen Milch rausstellen soll, wenn ich hier bin, weil es hier wohl ganz viele streunende Katzen gibt. Vor allem jetzt…“, erklärte Ruki und Uruhas Augenbraue wanderte immer weiter nach oben.

„Und da die kleinen Kätzchen von Milch allein nicht satt werden, habe ich kurzerhand Futter gekauft.“

„…für wie viele Wochen?“, entgegnete der Honigblonde dem Kleineren.

„Pah, das reicht nicht lange.“ Ruki lächelte.

„Mach dich mal nützlich. Ich hab auch ein Schälchen mitgebracht. Hau einfach mal den Inhalt von einer Dose rein. Und dann stellen wir es vor die Tür“, entschloss Ruki.

„Du bist irre. Lock nur noch mehr Katzen an. Reita wird sich bedanken.“ Uruha hatte wirklich Zweifel an Rukis Vorhaben. Sein großes Herz für Tiere in Ehren, aber das war sicherlich nicht die richtige Variante. Aber gut, er kannte Ruki gut genug, um zu wissen, dass dieser sich das nicht ausreden ließe.

„Na und. Reita mag Katzen sicherlich auch. Und die Kleinen sind dankbar, wenn sie etwas zu futtern bekommen!“ Rukis Meinung stand eben fest.

„Schon gut, ich sag nichts mehr. Hast gewonnen!“, lenkte Uruha ein und tat nun das, was ihm Ruki angeordnet hatte, während der andere durch die Räume wuselte und hier und da den Blümchen und Pflanzen etwas Wasser zu trinken gab. Das dauerte auch nicht sehr viel länger als Uruhas Bemühen die Dose mit dem Futter aufzubekommen. Die war aber auch widerspenstig.

„Können wir?“, fragte Ruki nach, besah sich dann aber Uruha und sein Dilemma.

„Was kannst du denn überhaupt?“, wollte Ruki wissen und lachte.

„Soll ich dir helfen?“, spottete er gleich noch weiter, bekam die Dose aber kommentarlos hingehalten. Zu Uruhas Leidwesen bekam der Kleinere die Dose natürlich problemlos auf.

„Kommt davon, wenn man andauernd nur Dosenfutter zu sich nimmt!“

„Ärger mich nicht. Ich kann nichts dafür, wenn du nicht mal ‘ne Dose aufbekommst!“, erwiderte Ruki grinsend. Wie Uruha es drehen und wenden würde, das würde doch alles nichts bringen.

„Eine Dose hab ich wenigstens aufbekommen“, murrte der Honigblonde.

„Ach so? Ich meinte doch eigentlich, dass eine reicht. Wer meint es denn jetzt zu gut mit den Katzen? Erwischt! Aber sowas von.“ Ruki musste lachen, während der Größere unschuldig wegguckte, dann aber auch schmunzelte.

„Na gut. Dann lass wirklich los machen“, forderte der Braunhaarige seine Begleitung auf und verfrachtete die beiden leeren Dosen in eine Plastiktüte. Die würde im Müll landen. Noch kurz den Löffel abgewaschen und dann konnte es los gehen.

Draußen angekommen stellte Ruki das Futter neben den Eingang und nahm sich das bereits dort stehende leere Milchschälchen und füllte es mit der Milch auf, die er ebenso mitgebracht hatte.

„Schließt du ab? Ich geh schnell noch den Müll wegbringen.“ Mit diesen Worten hielt der Kleinere Uruha den Schlüssel hin und ging eine Runde um das kleine Häuschen, um das Angekündigte auch zu erledigen. Es dauerte nicht lange und er war wieder da, fand Uruha auf dem kleinen Weg hockend vor.

„Na, ‘nen neuen Freund gefunden?“, fragte Ruki frech, da er den getigerten grauen Kater vor Uruha entdeckt hatte.

„Klar… Aber ich glaube, das ist eher ‘ne Freundin!“, stichelte der Ältere und ließ seine Finger nochmals durch das weiche Fell der Katze streichen.

„Scheint noch nicht sonderlich alt zu sein“, stellte er fest, woraufhin Ruki nickte.

„Noch klein. Umso besser, dass sie nun was zu futtern haben.“ Kurzerhand schnappte sich der Kleinere das Fellknäuel und drückte es an seine Brust.

„Gott ist die niedlich!“ Er seufzte wohlig während er die Katze ebenso lieb streichelte und kraulte.

„Die bleibt aber hier!“, sprach Uruha ein Machtwort und nickte seinem Freund zu.

„Ja, schon klar. Also Kleines, teil dir dein Essen auf. Dauert ein paar Tage, eh ich wiederkomme.“ Sanft setzte der Braunhaarige die Katze neben dem improvisierten Fressnapf ab und schloss zu Uruha auf.

„Lass gehen!“, forderte er seinen Freund auf. Natürlich kam er nicht drum herum, sich nochmals zu der kleinen Katze umzudrehen. Da diese sich aber bereits über das Fressen hermachte, hatte Ruki keinen Grund weiter, um zu warten. So ging er mit Uruha des Weges…
 

♥~~~
 

„Ich fass es immer noch nicht, dass wir um so eine abnormale Zeit losfahren“, sagte Aoi kopfschüttelnd. Es dämmerte zwar bereits, aber dennoch brannten die Straßenlampen in dem gleichem duseligen Licht wie das, was von Rukis Zimmer nach unten schien.

„Und es war sowas von klar, dass er noch nicht fertig ist“, redete er weiter und lehnte sich entspannt an das kalte Metall des schwarzen Autos hinter sich. Er blickte kurz zu Kai, der mit baumelnden Beinen auf der Motorhaube saß und Rukis Schatten, der ab und an in dem erleuchteten Raum zu sehen war, mit den Augen folgte. Sehr viel Zustimmung bekam er anscheinend nicht. Aber so gesehen war das eine Sache, über die er sich nicht mehr aufregen brauchte. Es war einfach, wie es war und so zog Aoi seine Zigaretten heraus und das leise Klacken seines Zippos durchbrach die Stille zwischen ihnen erneut. Dennoch sagte Aoi nichts weiter vor seinem zweiten Zug. Dann aber schlich ein Lächeln über seine Lippen.

„Wie hat er dich rumgekriegt?“, wollte er dann aber wissen und suchte Kais Blick. Doch der andere schien einfach nicht zu verstehen.

„Na Ruki!“, setzte der Ältere nach und führte den Filter seiner Zigarette wieder an seine Lippen.

„Wieso rumgekriegt?“

„Ach Kai, nimm das Kissen aus dem Gesicht“, machte sich Aoi gleich wieder lustig.

„Bei Uruha hat Ruki gejammert, dass er Rei vermisst. Bei dir auch?“

„Ach so, nein.“ Der Jüngere schüttelte seinen Kopf, bemerkte nur sekundär, dass das Licht in Rukis Zimmer erlosch.

„Ruki hat mich einfach nur gefragt, ob ich mit euch wegfahren will. Eigentlich war schon so ziemlich alles geplant. Da hätte ich gar nicht nein sagen können. Außerdem fing er gleich wieder an mit „Kai, du ziehst dich viel zu sehr zurück!““ Der Schwarzhaarige rollte mit den Augen, was von Aois leisem Lachen unterstrichen wurde.

„Wo er Recht hat.“ Aoi zuckte mit den Schultern, nahm einen erneuten Zug von seiner Zigarette.

„Ich bin eben nicht so outgoing wie ihr. Heißt dennoch nicht, dass ich total nerdig bin!“, versuchte sich Kai nun zu verteidigen. Aber allein schon wegen seiner Art klang das eher nach einem erbärmlichen Versuch. Ihm lag eben nicht so viel daran.

„Ist ja auch kein Vorwurf. Aber du musst schon zugeben, dass du nicht oft mit uns weg gehst.“

Kai schien dieses Thema wohl lieber zu umgehen. Aber Aoi schien wohl Schweigen nicht einfach so durchgehen zu lassen.

„Ich weiß auch nicht. Ich bin halt zuletzt zu der Gruppe gekommen und Ruki und Reita glucken zusammen und…“

„Ich und Uruha“, fiel der Ältere ihm ins Wort und ließ die Zigarette fallen, die er dann auch gleich austrat. Das Geräusch seiner Sohle auf den Asphalt war dabei lauter als erwartet, konnte aber Kais Verlegenheit auch nicht überspielen.

„Versteh mich bitte nicht falsch…“

„Tu ich nicht. Auch wenn ich dich mal verprügelt habe, ich mag dich. Also stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel“, riet Aoi seinem Nebenmann und legte seinen Arm um seine Schultern, freundschaftlich verstand sich. Kai lächelte leicht, nickte. Er wusste, dass Aoi ihn trösten wollte. War normal. Aber seine Worte drangen nicht wirklich an ihn heran. Trotz allem nahm er sich lieber zurück. So wie das immer der Fall war.

„Wir können auch mal was alleine unternehmen“, schlug Aoi vor.

„Aber du würdest viel lieber Zeit mit Uruha verbringen. Oder mit Ruki.. oder Reita.“

Nun stutzte Aoi dann doch und zog seinen Arm zurück. Jetzt verstand er.

„Du fühlst dich wie das fünfte Rad am Wagen, richtig?“

„Bin ich das denn nicht?“, fragte Kai nach, klang dabei willensstärker als sonst, aber gleichzeitig auch irgendwie trotzig, was ihn auf eine verquere Art und Weise schon wieder liebenswert erscheinen ließ.

„Eh… nein, ich seh‘ dich als einen Freund an. Du bist nicht überflüssig.“

„Aber auch nicht wichtig…“

Aoi schluckte. Das war echt schwierig. Er redete mit Kai sonst nie so. Er selbst wusste ja nicht einmal, was der andere denn für ihn bedeutete. Bei Uruha war es klar, Ruki vertraute er, Reita war genau so doof wie er selbst und Kai… der stellte eine Art Ruhepol dar. Nicht zu vergleichen mit den anderen, aber auch nicht wegzudenken. Aber wer wollte schon gern so eine Rolle übernehmen? Wohl keiner.

„Entschuldige…“, murmelte Aoi und legte beide Hände auf die Schultern des anderen, nachdem er vor ihn getreten war. Kai blickte ihn nur durch seine Ponyfransen hindurch an.

„Ich bin einfach schlecht im Reden. Trotzdem… zieh dich nicht zurück. Lass einfach mal einen trinken gehen. Dann sitzt die Zunge lockerer und wir können Spaß haben.“ Irgendwie klang das in Aois Ohren schon wieder so falsch. Fast so, als würde man mit Kai nur auskommen, wenn er getrunken hatte. Und wohl genau so etwas schien auch bei ihm angekommen zu sein.

„Eh… ich meine…“ Nun spiegelte sich leichte Verzweiflung in den Augen des Älteren wider.

„Also wenn ihr noch knutschen wollt, dann beeilt euch. Ich könnte nämlich noch ‘ne helfende Hand gebrauchen, um meine Sachen ins Auto zu kriegen.“ Unverkennbar. Ruki war da. So löste sich Aoi regelrecht geschockt von Kai und wirbelte herum.

„Eh… klar…“ Er schüttelte seinen Kopf, als müsste er wieder zur Besinnung kommen. Das hatte er wohl nun versaut. Vorsichtig sah er nochmal zu Kai, der gerade von der Motorhaube heruntersprang und Ruki nun auch zur Hand ging. Alles wie immer. Als wenn nichts wäre. Typisch irgendwie. Der alte Trott, der nervte. Kai tat ihm etwas leid und gleichzeitig schämte er sich selbst für seine Fehler. Aber auch er konnte einfach nicht aus seiner Haut.

„Ich wette, bei Uruha müssen wir noch länger warten! Ich schmeiß ‘ne Runde Milchshakes, wenn der schon fertig ist!!!“, krakeelte Ruki los und kroch auf den Rücksitz, wo er sich breitmachte.

„Ich denke, du gewinnst in jedem Fall!“ Es war ein offenes Geheimnis, dass Uruha NIE pünktlich war. Also sollten sie das auch heute nicht erwarten, selbst wenn sie ihm schon eine andere Uhrzeit für die Abfahrt gesagt hatten.
 

♥~~~
 

„Ich fass es ja nicht! Menschen!“ Ruki hörte sich alles andere als begeistert an.

„Was hast du erwartet? Es sind Ferien!“, erwiderte Uruha, der neben dem kleinen Japaner hertrabte und sich seinen Weg durch die zahlreichen anderen Badewütigen bahnte.

„Es war außerdem deine Idee“, mischte sich nun auch Aoi ein. Sie schienen wohl alle nicht sonderlich begeistert von all den Menschen, die sich hier vergnügten.

„Das weiß ich. Dennoch hatte ich auf nicht so viel Andrang gehofft. Und dafür die fast 2 Stunden Fahrt“, jammerte der Kleinste der Gruppe. Einzig Kai schien noch ganz entspannt.

„Das ist doch immer so. Lasst einfach mal ein bisschen weiter abseits gehen. Dort hinten bei den Felsen. Da ist sicherlich genug Platz und schattig. Das wäre ideal für unser Nachtlager.“ Der Optimismus wurde nur mit einem leisen Knurren sowie Murren aufgefasst. Aber da niemand von ihnen einen besseren Plan hatte, wurde das so gemacht. Auch die Zahl der Menschen ließ nach, sowie die diversen Ausleihstationen für die unterschiedlichsten Strandutensilien. Die vierköpfige Gruppe lief weiter, bis sie fast allein waren.

„Kai, du bist genial. So hab ich mir das doch schon eher vorgestellt!“, entkam es Ruki. Nach wie vor waren die Stimmen der Badenden zu hören und auch das schrille Quietschen und Schreien der Kinder. Aber damit konnte Ruki leben.

Nun reichte es ihm aber mit dem Abstand und er schmiss das Zelt in den dunklen Sand.

„So, hier ist’s hübsch! Lasst hier bleiben“, schlug der Kleinste vor.

„Ich bin dafür. Genug gelaufen mit dem schweren Zeug!“, jammerte Uruha, der sich direkt auf die Kühlbox hockte.

„Ich werde sehen, dass ich das Auto nachher noch herhole. Der Weg ist ja mörderisch. Und ich find sicherlich was, was hier in der Nähe ist.“ Auch Aoi hatte sich seines Gepäcks entledigt und wischte sich nun mit dem Unterarm über die Stirn.

„Ja, ich glaube, das wäre das Beste“, kommentierte Ruki, der das Zelt bereits aus seiner Verpackung geholt hatte.

„Sag mal, habt ihr dem heute Morgen einen Energydrink gegeben?“, stöhnte Uruha auf und ließ sich von der Kühlbox rutschen, landete direkt in dem weichen Sand.

„Nee, der ist immer so! Dem fehlt der Sex!“, fing das Sticheln von Aoi auch schon wieder an.

„Nee, der will nur ein schattiges Plätzchen und weiß, dass er von seinem müden Pack nichts zu erwarten hat!“, konterte Ruki und bekam sofort Hilfe von Kai.

„Ich helf‘ dir, Ruki!“

„Wenigstens einer. Von der Diva und der Dramaqueen kann man ja nichts erwarten.“ Frech streckte der Braunhaarige seine Zunge heraus. Natürlich galt diese Geste seinen beiden faulen Freunden.

„Dann müssen wir wohl doch helfen, bevor der Giftzwerg uns noch anspringt und die Augen auskratzt.“ Aoi hielt dem Honigblonden seine Hand hin, die dieser auch ergriff, um sich hochziehen zu lassen. Dann machten sich die vier Jugendlichen zusammen ans Werk, um ihr Nachtlager aufzuschlagen. Das war dann doch mehr Arbeit, als sie sich das vorgestellt hatten. Vor allem kostete es etwas Zeit. Dennoch kamen sie gut voran.

Schließlich verschwanden Aoi und Uruha nochmals, um das Auto herzuholen, denn ein weiteres Zelt mussten sie noch aufbauen. Einige andere nützliche Sachen waren schließlich noch im Auto verstaut. Und irgendwann wollten sie auch mal die Seele baumeln lassen.
 

♥~~~
 

„Eigentlich bin ich ja froh, dass Ruki uns hergeschleppt hat“, gestand Uruha, als er sich zusammen mit Aoi seinen Weg zurück durch all die Strandbesucher bahnte.

„Das macht er doch nur, weil er nicht alleine sein will“, erwiderte Aoi.

„Schon. Aber ich hab‘ auch keinen Bock, allein zu sein. Da ist das so schon okay. Wie sieht’s mit dir aus? Warum bist du mitgekommen?“, wollte Uruha wissen und sah seinen Nebenmann leicht lächelnd an.

„Ach, weißt du…“ Als wenn er eine Wahl gehabt hätte. Aber er konnte ja schlecht sagen, dass er schlussendlich wegen Uruha hier war.

„Na was denn?“, forderte der Honigblonde seine Begleitung zu einer Antwort auf.

„Da gibt’s mehrere Gründe“, versuchte er sich vor einer Antwort zu drücken, aber dass das bei Uruha nicht zog, wusste er genauso gut, spätestens, als dieser sich bei ihm einhakte.

„Aoi-chan…“, flötete der Größere.

„Na ja… wegen Ruki halt und eigentlich hat er mir ja keine Wahl gelassen. Du kennst ihn doch…“ Aoi zuckte mit seinen Schultern, fand es aber nicht unangenehm, dass sich Uruha so eng an ihn lehnte. Genügend Stoff war nach wie vor zwischen ihnen.

„Da hat Ruki wohl mal wieder seinen Charme spielen lassen.“

„Nein, sein großes Mundwerk ging allem voran.“

Uruha musste lachen.

„Kennen wir ja. Fraglich wie Reita das aushält“, schweifte der Honigblonde mit seinen Gedanken ab.

„Der steht drauf?“ Reine Spekulation.

„Du meinst… der lässt sich immer von Ruki unterdrücken?“, fragte Uruha nach, kicherte, da er wieder einmal Kopfkino vom Feinsten hatte.

„Du meinst Sex?“

„Möglich…“

„Ach was… Reita ist zu sehr Macho als dass der unter Ruki liegen würde. Du hast es doch live und in Farbe gesehen.“ Aoi hatte jedenfalls große Erwartungen in Reita. Der würde sicherlich immer aktiv sein, um Ruki mal ein paar Manieren beizubringen.

„Stille Wasser sind tief… und wie war das mit den bellenden Hunden.“

„Klar, die beißen nicht.“ Aoi musste lachen.

„Schuldige, aber ich kann es mir nicht vorstellen, dass Reita…“ Der Schwarzhaarige schüttelte seinen Kopf. Nein, das ging gar nicht.

„Ich mir dafür umso besser. Der bettelt bei Ruki sicherlich ab und an nach Zuneigung.“

„Als wenn er die nicht bekommen würde!“

„Neidisch?“, fragte der Honigblonde nach und löste sich nun von Aois Arm, da sie am Auto angekommen waren.

„Sehr sogar“, erwiderte der Kleinere noch, bevor er aufschloss. Damit schien das Gespräch aber auch zum Erliegen gekommen zu sein, da sie direkt berieten, wie sie denn am besten zurück zu den anderen kamen.
 

♥~~~
 

Trotz aller Erwartungen dauerte es nicht allzu lange, bis die beiden Abtrünnigen wieder zu Kai und Ruki stießen.

Der Braunhaarige zuckte zusammen, als auf einmal ein noch zusammengerolltes Zelt auf ihm landete. Er keuchte unter dem Gewicht auf. Dabei hatte er sich doch so schön gesonnt.

„Da seid ihr ja wieder. Trotzdem kein Grund mich halb umzubringen.“

Aoi zuckte mit den Schultern.

„Wenn, dann würden wir dich ertränken. Was wir aber nicht machen, da wir wissen, dass Reita uns dann alle langsam aufschneiden und die Eingeweide entfernen würde. Wenn nicht gar Schlimmeres.“ Uruha war ja mal wieder nett.

„Wo habt ihr das Auto denn geparkt?“, wollte der Braunhaarige nun wissen, der sich nach wie vor sonnte und die Seele baumeln ließ. Doch dann wurde ihm das Zelt auf dem Schritt doch zu schwer und er schob es mit einiger Kraftaufwendung von sich. Kai war währenddessen eifrig dabei etwas abseits ein paar Steine zu sammeln. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihnen einen hübschen Lagerfeuerplatz zu bauen mit all den Steinen, die er finden konnte. Erstaunlicherweise war er damit schon ziemlich gut vorangekommen.

„Dort hinten. Da den Weg hoch. Nicht weit von hier. Vielleicht 200 Meter“, erklärte Aoi und deutete in die entsprechende Richtung. Dann machte er sich daran, auch das zweite Zelt aufzubauen. Schließlich hatte sich Ruki demonstrativ im ersten Zelt breit gemacht und sie brauchten so oder so zwei.

„Das ist gut. Dann kann ich gleich nochmal los und noch ein paar der Sachen holen. Und vor allem sollten wir noch etwas Holz zusammensuchen“, nuschelte Ruki.

„Nix da, du faules Stück hilfst Aoi und mir erstmal dabei das Zelt aufzubauen!“, bestand der Honigblonde darauf und trat Ruki sachte gegen die Seite. Das wiederholte er ein paar Mal, bis der zierliche und fast unbekleidete Körper von dem weichen Handtuch rollte und im körnigen Sand liegen blieb. Ruki sah ihn schmollend an.

„Und ich dachte zwei starke Männer schaffen das alleine!“

„Nicht ohne einen besserwissenden Zwerg, der die Anweisungen gibt.“

„Aha, du sagst also, dass ich klug bin.“ Ruki musste lachen und auch Aoi grinste.

„Wann bitteschön fiel das Wort „klug“?“

„Das setze ich bereits voraus, dass ihr das wisst.“ Ruki rappelte sich auf, was sich aber als Fehler herausstellte, da Aoi sich ihn direkt schnappte, um ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. Ein bisschen herumalbern musste eben doch sein.
 

♥~~~
 

Noch tropfend schmiss sich Ruki auf das Handtuch neben Aoi und rollte sich schwungvoll einfach auf seinen Nebenmann. Kaum dass Ruki ihn berührt hatte, quiekte er schrill auf. Das kam unerwartet.

„Boahr Ruki, das ist eklig!“, jammerte Aoi und versuchte den Braunhaarigen von sich wegzuschieben, was ein Ding der Unmöglichkeit war, da Ruki gerade frisch aus dem Wasser kam und er keinen Halt an seiner glitschigen Haut fand. Dennoch brach ein kleines Gerangel aus.

„Dabei lieb ich dich so und wollte gerade mit dir kuscheln!“ Es war klar, dass Ruki da nicht einfach so nachgab und sich erst recht an den Größeren schmiegte. Das Gerangel an sich machte ihm nichts aus. Solche kleinen Machtkämpfe genoss er, brauchte er.

„Mach das mit Reita aber nicht mit mir!“, jammerte Aoi, gab seine Gegenwehr nun aber abrupt auf, was auch Ruki irritierte. Der Kleinere konnte deutlich das heftige Schlucken des Schwarzhaarigen hören. Seinem Blick folgend sah er auch den Grund dessen. Grinsend und noch immer über seine Schulter blickend sprach er Uruha an.

„Ey, Adonis! Bind dir ‘nen Handtuch um, ich werd‘ spitz!“, sprach Ruki wohl das aus, was Aoi in diesem Moment dachte. Das konnte ihm Ruki aber nicht einmal verdenken. Uruha war einfach heiß, wie die kleinen Wassertröpfchen von seinem Körper perlten und in der Sonne glitzerten. Noch dazu hingen seine Shorts ziemlich tief, umspielten seine Beckenknochen nur noch. Das machte definitiv neugierig.

„Wegen mir oder wegen Aoi?“, stichelte Uruha grinsend. Er beugte sich nach unten, um sich sein Handtuch zu nehmen und sich die Haare trocken zu wuscheln. Ruki schmunzelte.

„Hm… ich glaube, gerade jetzt steh ich eher auf einen heißen Body, von dem das Wasser perlt.“ Lasziv leckte sich Ruki über die Lippen, starrte auf Uruhas Schritt, ehe sein Blick wieder nach oben wanderte, um Uruhas Blick zu treffen.

„Schnauze, Ruki!“ Dieser kleine Perversling. Uruha ließ sich doch nicht provozieren. Viel lieber stürzte er sich, zu Aois Leidwesen, von hinten auf den kleinen Braunhaarigen. Lasziv schmiegte er sich an Rukis nassen Rücken, der aufquietschte wie ein Mädchen, da Uruha nicht nur nass sondern auch kalt war.

„Wäh, das ist ja echt eklig!“, jammerte der Kleinste und kippte erbarmungslos nach vorn auf Aois Brust, was zur Folge hatte, dass Uruha genauso mit ihm nach vorn sank.

„Ihr zerquetscht mich!“

„Och, ich lieg bequem!“

„Es wäre besser, wenn Aoi noch seine Beine breit machen würde“, stichelte Ruki und drängte provokant sein Becken gegen das des Schwarzhaarigen, selbst wenn er gerade derjenige war, der breitbeinig auf dem Becken des Schwarzhaarigen verweilte. Aoi japste auf während Uruha kicherte.

„Da hat wohl echt jemand Entzug!“

„Klar, ihr! Lasst mich raus, dann könnt ihr euch vergnügen!“, schlug Ruki vor und drehte sich so, dass er aus dem Sandwich entkommen konnte. Erleichtert atmete er auf, auch wenn Uruha nun in Aois Armen gelandet war. Na, ging doch. Das sah schon mal gut aus, wie er fand.

„Diese kleine Ratte…“, jammerte Uruha, der etwas unbequem in den Armen des Schwarzhaarigen hing. Ruki nahm aber auch wirklich keine Rücksicht auf seine Mitmenschen.

„Er lag immerhin nicht auf deinem besten Stück“, kam es ernüchternd von Aoi. Doch Ruki ließ das alles nicht auf sich sitzen. Blitzschnell war er aufgestanden, stellte seinen Fuß einfach auf Uruhas Hintern und bewegte den Honigblonden schaukelnd hin und her.

„Erlegt!“, lautete Rukis Kommentar dazu und Uruha stöhnte nur gequält.

„Reita soll wiederkommen…“, jammerte der honigblonde Junge, der sich nun wegdrehte und sich mit dem Rücken gegen Aois Brust lehnte. Da wollte er echt nicht wissen, was die beiden im Bett veranstalteten, wenn Ruki so schon immer auf die merkwürdigsten Ideen kam.

„Ruki, hör auf oder ich bewerf dich mit Sand!“, drohte Uruha schließlich, da er genau sehen konnte, dass der Kleinere schon wieder etwas geplant hatte. Aber Ruki hörte. Er hatte ja erreicht, was er wollte. Grinsend wandte er sich ab.

„Ich geh mir dann mal den Sand abwaschen. Außerdem will ich ja nicht stören.“ Zufrieden schnappte sich der Braunhaarige den Beachball, den sie mitgebracht hatten und wuselte wieder Richtung Wasser. Nun war es Zeit Kai von der Luftmatratze runterzuschmeißen. Der würde auch nicht davon kommen.

Aoi und Uruha hingegen blickten ihrem Jüngsten nach.

„Der ist echt nicht ausgelastet…“ Aoi schüttelte ungläubig seinen Kopf.

„Nee, so wie der herumspringt nicht. Reita tut mir leid. Ich will nicht wissen, was los ist, wenn er wieder da ist“, sprach der Honigblonde eine Spekulation aus. So unangenehm war es nicht mal, in Aois Armen zu liegen. Dennoch machte er Anstalten sich wieder von ihm zu lösen.

„Wenn du willst, dann kannst du jetzt auch ins Wasser gehen. Ich pass auf“, bot er an, aber Aoi schüttelte seinen Kopf.

„Nein, bleib nur liegen“, erwiderte er und zog Uruha mit sanfter Bestimmtheit wieder an sich ran.

„Du warst Abkühlung genug! Ruki hat ja auch seinen Teil dazu beigetragen“, fügte er an.

„Ich lass dich also kalt?“, schnappte es der Größere auf und grinste sich einen ab. Der Ältere dachte sich nur seinen Teil. Von wegen kalt lassen…

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^Anspielungen auf Happy Birthday XXX. (Man versteht es aber auch so!)

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: Allen die tapfer durchhalten und vor allen den fleißigen Kommischreibern~~~ luv ya~~~

Kommentar: Diesmal ist es etwas länger, was wohl niemanden wirklich stören wird. Ich mag Ruki in dem Kapitel so sehr. Er ist so niedlich *o* (Also sein Verhalten jedenfalls, auch wenn es viele wohl nerven wird, weil es so auf Reita versteift ist ^^) Und endlich geht es etwas mit Aoiha weiter \^___^/ Jedenfalls freu ich mich über jegliches feedback~~~ Support me~~~
 

Light my fire
 

Chapter 3
 

Die Zeit verging wie im Flug. Nach und nach hatten so ziemlich alle Strandbesucher ihr Lager abgebrochen und sich auf den Heimweg gemacht. Langsam wurde es kühler. Ruki zog sich eine Jacke über und hockte sich zu Aoi.

„Ist das nicht romantisch? Wir zwei allein beim Sonnenuntergang?“, stichelte der Kleinere und lehnte sich gegen Aoi, der nur schmunzelte.

„Ich wünschte, Uruha wäre hier. Mit dem wäre es dann wirklich romantisch.“

Ruki verzog seinen Mund und zog eine Schnute.

„Kai und Uruha kommen sicherlich gleich wieder und dann können wir essen fassen!“ Darauf freute sich Ruki schon.

„Aber ehrlich, ich find das richtig hübsch“, fügte Ruki an und betrachtete für einen Moment, wie die Sonne ins Wasser tauchte.

„Ist es ja auch. Aber mit… seinem Liebsten…“

„Wäre es noch schöner!“, vervollständigte der Braunhaarige Aois Satz.

„Ich sehe, du verstehst mich.“

„Klar… Hab ja ‘nen Freund“, kommentierte Ruki.

„Der nicht da ist.“ Ruki verzog aufgrund des Kommentars seine Schnute und nickte leicht. Klar war er traurig. Solche Momente wollte er dann eigentlich doch lieber mit Reita verleben anstatt mir seinen normalen Freunden.

„Schuldige…“, nuschelte Aoi und legte nun seinen Arm um den Kleineren, um ihn tröstend an sich zu ziehen.

„Ist ja nicht deine Schuld. Ich vermiss ihn halt trotzdem“, gestand Ruki leise und seufzte lautstark auf.

„Komm schon! Das belebt die Beziehung. Dann weißt du wenigstens, was du an ihm hast, wenn er wieder da ist.“ Aufmunternd wurde Ruki hin und her geschüttelt. Und schon schlich sich wieder ein leichtes Grinsen über seine Lippen.

„Klar. Du hast Recht.“ Der Braunhaarige riss sich zusammen soweit es denn ging. Mit seinen Gedanken hing er eben doch noch bei seinem Freund.

„Wie hast du es eigentlich gemerkt, dass du ihn mehr als nur magst?“, wollte Aoi nun aber wissen. Die Frage kam wirklich aus dem Blauen heraus, woraufhin Ruki erstmal überlegen musste.

„Ich weiß nicht“, erwiderte er dann aber.

„Wie, du weißt nicht?“

„Das kam halt so. Wir kennen uns doch alle schon so lange“, versuchte er zu erklären.

„Ja, deswegen frage ich ja. Eben weil wir uns alle schon gefühlte Ewigkeiten kennen. Wie hast du es bemerkt, dass da mehr war?“ Aoi ließ eben doch nicht so schnell locker, wie es der Kleinere gern gehabt hätte. Nun musste er sein Hirn doch anstrengen.

„Ich glaube… das war nach der Klausurzeit. Irgendwie so… Wir hatten uns doch alle länger nicht mehr getroffen, weil wir so viel lernen mussten. Da hab ich schon gemerkt, dass er mir gefehlt hat“, setzte Ruki an.

„Das kam echt eines Morgens. Wie so ein Geistesblitz. Und dann hat mich das eben nicht mehr losgelassen und ich wollte ihn sehen. Nur Zeit mit ihm verbringen. Das hätte schon genügt. Aber da wir lernen mussten… Im übrigem hab ich dann auch die Bio-Klausur in den Sand gesetzt, weil ich mit den Gedanken nicht bei der Sache war.“ Das musste mal erwähnt werden. Aoi schmunzelte nur, hörte ihm aber nach wie vor aufmerksam zu.

„Und dann haben wir uns an dem Wochenende danach bei Kai getroffen. Also nur Reita, Kai und ich. Tja, da ist es mir dann klar geworden, dass da mehr ist. Nervös war ich nicht. Aber da war so ein innerer Drang ihm näher zu kommen, ihn zu berühren und sowas. Wir haben dann auch bei Kai gepennt und ich wär halb wahnsinnig geworden.“ Ruki musste selbst lachen.

„Ich war echt so blöd. Reita hat schon geschlafen. Dachte ich jedenfalls und ich wollte halt mal testen, wie es ist, ihn anzufassen.“

„Wo anzufassen?“, warf Aoi berechtigterweise ein.

„Mann, nicht DA! Nur… am Arm oder so. Ich wollte nur wissen, wie sich seine Haut anfühlt. Und dann nehm ich echt allen Mut zusammen und will ihn gerade anfassen und er spricht mich an. Mann, ich hab mich erschrocken. Ich war so froh, dass es dunkel war.“ Aoi musste lachen.

„Geschieht dir recht, wenn du grabschen willst!“

„Ich wollte ja nicht mal grabschen. Aber dann hat er mich in den Arm genommen“, verkündete Ruki zufrieden. Schließlich hatte er ja bekommen, was er wollte.

„Wie gay!“, lautete das Fazit des Schwarzhaarigen.

„Schnauze! Ich fand’s voll lieb von ihm. Er hat sich erkundigt, ob ich nicht schlafen kann und all das. Da kam ich mir vor wie in einem Liebesfilm.“ Ruki grinste, stieß Aoi dann mit seinem Ellenbogen in die Rippen.

„Im Übrigen hast du gerade auch einen Arm um mich gelegt. So viel zu GAY!“, betonte Ruki das extra nochmal. Sofort zog Aoi seinen Arm zurück.

„Wer ist hier gay?“, ertönte die Stimme von Uruha und die beiden Jungen blickten auf. Sie hatten gar nicht bemerkt, dass Kai und Uruha in der Dämmerung wieder zurückgekommen waren.

„Aoi natürlich!“, konterte Ruki sofort mit einem breiten Grinsen und klopfte vor sich auf die Decke, auf der er zusammen mit Aoi hockte.

„Du ja nicht! Ist ja nicht so, dass du einen Freund hast!“ Aoi schmollte hörbar und nun mussten sie wohl alle lachen. Kai und Uruha hockten sich zu ihren Freunden und breiteten das Essen vor ihnen aus.

„Chinesisch. Kai hat ausgesucht“, weihte Uruha sie ein.

„Egal! Hauptsache es stillt den Hunger“, warf Ruki ein und schnappte sich seine Stäbchen. Endlich gab es etwas Vernünftiges zu Essen.

„Über was habt ihr euch denn unterhalten?“, wollte Kai nun seinerseits wissen.

„Darüber wie gay Aoi doch ist!“, kam sofort eine Antwort von Ruki, der sich dann ein Stückchen Hühnchen in den Mund steckte.

„Eigentlich nur, dass Ruki Reita angegrabscht hat, als sie bei dir übernachtet haben, Kai!“

„Angegrabscht?“, fragte nun auch Uruha grinsend nach.

„Wildes Gerücht!“, verteidigte sich der Braunhaarige, nachdem er ausgekaut hat.

„Hast du mir aber eben erzählt!“

„Gar nicht wahr! Ich wollte…“

„Aber Reita hat dich nicht gelassen?“, nahm nun auch Uruha das Sticheln gegen Ruki auf, während er nebenbei auch etwas von dem gut duftenden Essen auf seinen Pappteller schaufelte.

„Reita lässt mich immer“, verteidigte sich Ruki.

„Dir erzähl ich nochmal was!“, sagte der Kleinste total vorwurfsvoll an Aoi gewandt.

„Nee, im Ernst, was war denn nun?“, warf Kai ein.

„Nichts war. Aoi hatte mich nur gefragt, wann ich gemerkt habe, dass ich mehr für Reita empfinde.“

„Und, wie war das so?“, hakte Uruha nun auch nach, da der das alles ja nicht mitbekommen hatte.

„Von heute auf Morgen.“ Ruki zuckte mit den Schultern.

„Heißt? Gestern noch normale Freunde und heute schon ein Liebespaar?“, wollte Kai dann wissen, da er sich das nicht vorstellen konnte.

„Quatsch. So einfach läuft das auch nicht ab. Klar hab ich Schiss gehabt, dass ich mich da voll in irgendwas verrenne. Er ist ein Kerl und ich auch. Noch dazu wusste ich ja nicht mal, ob er… sich denn was mit Jungs vorstellen konnte“, erklärte Ruki.

„Doch, doch, kann er. Das fing bei ihm schon früh an. Hab ihn in der Schule mal mit ‘nem Jungen knutschend erwischt. Das war noch in der Grundschule“, plauderte Uruha aus und fiel damit dem Kleinsten ins Wort.

„Grundschule?“, warf Kai ein.

„Frühreifes Flittchen…“, gab Aoi auch seinen Senf dazu und Uruha musste lachen.

„Ich verbitte mir meinen Freund ein „Flittchen“ zu nennen!“

„Wie willst du es dann betiteln?“, wollte der Schwarzhaarige wissen.

„Uhm… neugierig… …“ Okay, so wirklich konnte sich Ruki da auch nicht rausreden. Aber eigentlich wollte er nun noch mehr Informationen haben. Über manche Dinge redete man eben nicht einmal mit seinem festen Freund. Da musste Ruki solch eine Gelegenheit doch ausnutzen.

„Was weißt du noch?“, fragte er deswegen also nach.

„Eh… gute Frage. Ich weiß, dass er den ersten sexuellen Kontakt auch mit einem Jungen hatte“, führte Uruha das alles weiter aus.

„Wie kommt’s?“

„Ich war dabei“, eröffnete der Honigblonde seinen Freunden und nicht nur Rukis Kinnlade klappte nach unten. Entgeistert starrte er den anderen an.

„Wie bitte?“, fragte der Kleinste nun entsetzt nach. Uruha lächelte nur charmant.

„Beruhig dich. Ich hatte keinen Sex mit ihm. War eher… ein bisschen fummeln und knutschen und er hat mir einen runtergeholt. Nach dem Fußballtraining. Und dann war’s ihm voll peinlich!“

Na, ob das Ruki beruhigte. Aoi schien darüber auch nicht so glücklich. Jedenfalls konnte man ihnen regelrecht ihr Missfallen an ihrer Mimik ablesen.

„Wieso macht Reita sowas? Vor allem, warum gerade mit dir?“ Das verstand Ruki echt nicht. Sein Freund zählte anscheinend doch zu den stillen und schmutzigen Wassern. Das war schockierend. Uruha aber schüttelte seinen Kopf.

„Ich weiß es nicht. Ich… war zu der Zeit in ein Mädel verknallt und wollte ein wenig testen. Als ich dann mitbekommen hatte, dass sie einen Freund hat, war… der Freund interessanter als das Mädchen und da ich wusste, dass Reita Männern anscheinend nicht abgeneigt war, hab ich ihn… verführt?“ Uruha wusste selbst nicht, wie er es ausdrücken sollte. Unsicher blickte er in die Runde.

„Ich hab mich ihm halt regelrecht angeboten. Es war nur probieren. Keine Gefühle oder sonst was. Bei Reita konnte ich es mir vorstellen, mich von ihm anfassen zu lassen, ohne dass es danach übel Stress gibt.“ So viel zu Uruhas Sichtweise der Dinge.

„Aber er hat dich angefasst.“ Kai schien nun auch interessiert an der Story. Das Nicken von Uruha beantwortete seine Frage.

„Und sich am nächsten Tag mehrfach dafür entschuldigt und mich darum gebeten das alles einfach zu vergessen.“ Ruki blinzelte.

„Ist es ihm unangenehm gewesen?“, wollte Ruki wissen.

„Klar ist es ihm unangenehm gewesen. Lag vielleicht daran, dass er noch nicht wusste, ob er lieber Männer oder Frauen mag. In dem Alter probiert man eben rum. Er meinte auch, dass er sowas nicht mit jemandem tun sollte, für den er keine Gefühlt hat und ich es ihm bitte nicht übel nehmen soll. Er hat zwar gesagt, dass ich total hübsch sei, er aber jemand anderen mag. Darum sollte ich es auch für mich behalten, weil er sich da nichts verbauen wollte. Ich glaube, er schämt sich dafür immer noch.“ Uruha zuckte wiederum mit seinen Schultern und nahm sich noch einen Happen vom Essen, da die anderen ihm eher gespannt zuhörten anstatt zu essen. Und auf ewig würden die Sachen ja nicht heiß bleiben.

Ruki guckte ein wenig bedröppelt drein, was Uruhas wachem Blick aber nicht entging.

„Ruki, nun guck nicht so. Damals kannten wir dich noch gar nicht.“, ging er nun auf den Braunhaarigen ein.

„Glaub mal, du hast ihm von Anfang an gefallen“, redete Uruha ihrem Jüngsten nun gut zu. Aoi konnte das gemischte Gefühl des Braunhaarigen aber vollkommen nachvollziehen. Ihm selbst schien sich der Magen gerade zusammenzuziehen. Er kam mit sowas einfach nicht klar. Nicht, wenn es etwas mit demjenigen zu tun hatte, der ihm gefiel.

„Wie kommst du drauf?“, wollte Ruki dann aber wissen.

„Intuition?“ Uruha lächelte leicht.

„Nee, sag mal…“, forderte Ruki seinen Freund nun auf.

„Er war halt immer etwas komisch, wenn’s um dich ging. Als du vergeben warst… weiß gar nicht, wie lange das schon her ist, da hat er übel schlechte Laune geschoben. Ihr beide hättet euch damals glaube auch beinah geprügelt.“ Uruha deutete zu Aoi, der nickte, da er sich so ziemlich an die Situation erinnern konnte. Reita war da aber auch ein unangenehmer Zeitgenosse gewesen.

„Mir hat er dann die Ohren vollgeheult, dass du ja keine Zeit mehr hättest und nur noch mit deinem Weib abhängst. Und dann kamen auch immer Fragen, ob ihr es wohl schon miteinander getan hättet und so ‘nen Scheiß.“

„War er eifersüchtig?“, hakte Kai nun nach.

„Und wie. Der wär beinah den Wänden hoch gegangen, als sie Ruki mal von der Schule abgeholt hatte.“

„Ohw, daran erinnere ich mich. Er hat zwei Wochen kein Wort mehr mit mir gewechselt und gemeint, ich wär ein scheiß Freund!“ Ruki schmunzelte leicht. So war das also. Sicherlich war er damals etwas schlecht auf Reita zu sprechen gewesen, weil der so gezickt hatte. Er hatte eben auch nicht verstanden, warum er solch einen Aufriss veranstaltet hatte, nur weil er in versetzt hatte. Seine Freundin ging eben vor. Aber nun, wo ihn Uruha aufgeklärt hatte, warum das so war, war das doch regelrecht schon wieder niedlich.

„Und um dir eins auszuwischen hat er sich die Erstbeste genommen, sie ein paar Mal gedated und sie dann fallen lassen.“

„Das hab‘ ich gar nicht mitbekommen“, gestand Ruki. Das verwirrte ihn nun aber. Und Aoi wohl auch.

„Klar, weil du andauernd bei mir hingst, weil dich deine Prinzessin auch hat fallen lassen. Noch dazu hat Reita keinen blassen Schimmer von sowas“, klärte Uruha ihn auf und Ruki verzog nur sein Gesicht.

„Alte Kamellen…“, jammerte Ruki. Nun wollte er echt nichts mehr von Reitas Verflossenen hören. Geschweige denn von seinen eigenen. Das kratzte eh schon total an ihm. Was zählte war, das hier und jetzt. Reita war sein Freund. Sie waren glücklich miteinander. Da gab es niemand anderen und hatte nie jemanden gegeben. Am besten er stellte sich vor, er sei total unberührt und jungfräulich zu ihm gekommen. Klar war das total utopisch, aber diese Vorstellung tröstete Ruki und er wusste, dass er Reita liebte.

„Stimmt auch wieder. Nun seid ihr ja ein Herz und eine Seele. Hab ich gut eingefädelt, ne?“ Uruha klang schon regelrecht stolz, wurde von Aoi dann aber mit einer Muschel beworfen, die gegen seine Brust flog und dann geräuschlos nach unten in seinen Schoß fiel.

„Wir haben auch mitgeholfen“, warf der Schwarzhaarige ein und der Honigblonde lachte.

„Na und… ich hab Reita das entscheidende Stäbchen zugeschoben. Sonst hättest DU vielleicht mit Ruki in die Kiste gemusst!“

„Was heißt hier denn „gemusst“?“, warf Ruki ein, klang aber amüsiert. Er war schließlich mit dieser Geschichte vertraut. Stäbchen ziehen, wer ihn „in die Welt der Erwachsenen“ einführen durfte. Welch ein Schwachsinn. Aber die Idee fand er dann doch besser als Gang Bang.

„Genau, was heißt hier gemusst? Ich hätte ihn mindestens genau so gut genagelt wie Reita!“, fügte Aoi an und Ruki verzog seinen Mund. Er musste sich anscheinend auch verteidigen.

„Hätteste nicht!“

„Ohw doch… Und noch besser!“ Aoi war sich seiner Sache sicher.

„Ich hätte dich gar nicht ran gelassen“, warf Ruki einen erneuten Aspekt auf.

„Wieso nicht?“, wollte der Schwarzhaarige nun aber wissen. Das war eine berechtigte Frage.

„Weil ich in Reita verliebt bin!“ Rukis Worte klangen plausibel. Doch dann stutzte er, als er Aois Blick sah.

„Man kann auch ohne Gefühle vögeln…“, warf dieser ein. Da sprach jemand aus Erfahrung. Und das wusste nicht nur Aoi selbst.

„Wie wahr!“, kommentierte Uruha und stimmte damit dem Ältesten ihrer Gruppe voll und ganz zu.

„Es ging schließlich nur um den Sex“, erklärte der Größte und auch Kai nickte leicht unschlüssig.

Ruki kratzte sich am Hinterkopf.

„Okay, okay, vielleicht habt ihr recht“, entgegnete er einsichtig.

„Unter dem Aspekt betrachtet… Nur Sex…“, murmelte Ruki nachdenklich. Sein Blick fiel auf Aois Schritt. Und noch ehe der andere reagieren konnte, wandte Ruki sich um und grabschte seinem Nebenmann zwischen die Beine. Der zuckte nur total überfordert wegen des festen Griffes an seiner empfindsamsten Stelle zusammen.

„Ey, was soll das?“

„Okay, ich hätte nicht nein gesagt!“, kommentierte Ruki lachend und auch die anderen beiden fingen zu lachen an. Nur Aoi war nicht so begeistert von dem spontanen Überfall. Böse sein konnte er allerdings auch nicht.

„Aber so hab ich Sex und Liebe bekommen und nun einen festen Freund. Von daher… Wieso versucht ihr drei es nicht mal miteinander?“, fragte Ruki spitzbübisch nach. Sicherlich hatte er noch seine eigenen Pläne im Hinterkopf. Andererseits konnten sie dieses Thema echt mal abschließen.

„Komm schon, Uruha. Ist doch nur Sex!“, warf Ruki dem anderen seine eigenen Worte nun um die Ohren. Der aber guckte dumm aus der Wäsche.

„Sex kann ich auch mit anderen haben“, meinte er verteidigend.

„Ach was? Das ist zu unpersönlich. Nimm doch Kai, der braucht auch ein wenig Zuwendung!“ Kai guckte etwas leidend drein, als Ruki ihn erwähnte. Bisher konnte er sich doch immer so gut aus all dem heraushalten.

„Dann kannst du dich heute Nacht ja etwas um ihn kümmern. Friendship with benefits, ne?“, schlug der Honigblonde vor und Ruki plusterte seine Wange auf.

„Das sag ich Reita!“, warf Ruki ein und legte direkt einen Arm um Aoi. Wie gut, dass der noch immer neben ihm saß.

„Dann nimm Aoi! Der ist zuvorkommend, ein Gentleman, pflegeleicht, sieht gut aus, räumt ab und an mal auf und gut bestückt ist er auch. The perfect boyfriend, wenn du verstehst, was ich meine!“, machte der Braunhaarige nun eindeutig Werbung für Aoi, der Ruki nur einen ungläubigen Seitenblick zuwerfen konnte. Rukis Fantasie mal wieder. Uruha hingegen besah sich Aoi und als sich ihre Blicke trafen, lächelte er leicht.

„Wir sollten vielleicht lieber aufessen, bevor es kalt wird.“

Ruki hätte platzen können. Da hatte er Uruha so eine gute Vorlage gegeben und dem fiel nichts Besseres ein, als Aoi einen Korb zu geben. Das war doch echt zum Mäuse melken. Er wollte gar nicht wissen, wie es jetzt in Aoi aussah. Der machte eher gute Miene zum bösen Spiel und nahm sich noch etwas von dem Essen. Dennoch bemerkte der Kleinere, dass Aoi zwanghaft versuchte, Uruha nicht anzusehen. Verständlich, wie Ruki fand.

Um die Situation zu retten, wandte sich Ruki dann zu Kai, um sich selbst von seinen Plänen, Uruha im Meer zu ertränken, abzubringen.

„Kai, wie sieht’s eigentlich bei dir aus? Hast du jemanden in Aussicht?“, wollte der Kleinste wissen. Dabei entgingen ihm auch die entschuldigenden Blicke, die die beiden Ältesten nun miteinander wechselten. Kais roter Kopf war andererseits auch viel interessanter.
 

♥~~~
 

Uruha konnte das Geräusch, welches ihn weckte, zuerst gar nicht richtig zuordnen, bis es lauter wurde, begleitet von dem leisen Atmen eines Menschen. Seine Augen waren noch schwer und er bekam sie nicht auf, bis sich etwas oder eher jemand schreiend auf seinen Nebenmann stürzte und diesem fast einen Herzinfarkt bescherte.

„Mann ey, nicht mal ausgezogen seid ihr!“, fluchte Ruki regelrecht schon und machte es sich in der Lücke zwischen Aoi und Uruha bequem.

„Verflucht Ruki, irgendwann bring ich dich um!“, wetterte Aoi, auf den sich der Braunhaarige geschmissen hatte. Nichtsdestotrotz skippte der Kleinere die Existenz des Schwarzhaarigen und wandte sich Uruha zu. Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen wünschte er ihm einen „Guten Morgen“.

„Gut geschlafen?“, fragte Ruki nach und drückte dem honigblonden und durchaus noch total verpennten Jungen einen Knutscher auf die Stirn. Uruha blinzelte nur, musste schmunzeln und da wurde Ruki auch schon barsch von ihm weggezogen. Der Grund dafür war Aoi, der ihn nun wie einen übergroßen Teddy an seine Brust drückte.

„Kannst du nicht einfach Kai ärgern gehen und uns schlafen lassen?“, jammerte er an Rukis Schulterblatt und schmiegte seine Wange gegen den warmen Körper.

„Hn… nee, der war vorhin schon dran. Der wollt mir aber keinen Guten-Morgen-Kuss geben!“ Ruki klang schon fast, als wenn er schmollen wollte, aber er hatte noch etwas in der Hinterhand.

„Krieg ich einen von euch?“

„Vergiss es!“, murrte Uruha und streckte sich. Aoi hingegen nutzte seine Gelegenheit und beugte sich nach vorn und drückte Ruki einen Kuss auf die weichen Lippen. Kurz danach schubste er ihn aber von sich und quälte sich auf.

„Der hat dich grad geküsst?“, stellte der Honigblonde aber irritiert fest, was nur ein triumphierendes Lächeln auf die Lippen Rukis zauberte.

„Tjaha… man muss nur fragen“, erwiderte er in einem hochnäsigen Ton, was aber von Aois allmorgendlichen Murren sowie Knacken seiner Knochen unterbrochen wurde.

„Was gibt’s zum Frühstück?“, fragte er verpennt, während er sich am Bauch kratzte.

„Kai und ich waren bei Mäcces und haben was zum Frühstück geholt. Darum weck‘ ich euch ja!“, erklärte der Kleinste. Er hatte etwas Mühe, sich aus den Decken der beiden zu befreien. Das Herumschubsen hatte sein übriges getan und er hatte sich leicht verheddert.

„Cool! Was gibt’s denn?“, wollte Aoi gleich wissen. Nun schien er etwas wacher zu sein.

„Eh… Kaffee und Burger und so ‘nen Kram.“ Ruki zuckte irritiert mit seinen Schultern. Ihn hatte sein Eis mehr interessiert.

„Das habt ihr alles hierher gebracht?“, fragte Uruha nach und zog sich sein Schlafshirt über den Kopf. Achtlos warf er es neben sich.

„Eh, wir waren mit Aois Auto dort“, gestand der Kleinere und sofort wandte sich der Schwarzhaarige zu ihm um.

„Aber ihr hattet doch gar keinen Schlüssel!“

„Ich war vorhin ja schon mal bei euch. Aber da habt ihr gepennt wie die Lämmchen und da hab ich mir den Schlüssel gekrallt und dann sind wir los.“ Er schien sich jedenfalls keiner Schuld bewusst zu sein und Aoi anscheinend sprachlos über die Mafiamethoden seines Freundes. Unerhört. Man fragte wenigstens.

„Lasst essen, sonst wird’s kalt!“, versuchte Ruki die Situation noch zu retten und krabbelte fluchtartig aus dem Zelt heraus.
 

♥~~~
 

Mit einem rauschenden Geräusch bohrte sich der Ball in Rukis Meisterwerk und Sand flog durch die Luft.

„Boahr, Alter!!!! Spielt woanders!!!!“, fluchte der Braunhaarige, der nun vor den Trümmern oder eher dem Sandhaufen saß, der eben noch auf dem besten Weg dazu gewesen war, eine wunderschöne Burg zu werden. Das war doch nicht wahr.

„Och, haben wir klein Rukis Sandschloss zerstört?“, fragte Aoi frech nach und hockte sich neben den bösartig dreinblickenden Jungen.

„Schnauze, sonst frisst du Sand!“, murrte Ruki. Nachdrucksvoll drückte er den Ball, der seine Burg zerstört hatte, gegen die Brust des Schwarzhaarigen.

„Geht spielen!“, murrte er weiter, als auch Uruha und Kai zu ihnen traten.

„Sorry, wollt ich nicht!“, entschuldigte sich der honigblonde Junge und hockte sich ebenfalls nach unten.

„Ach was, unser Architekturgenie kriegt das im Nu wieder hin.“ Wenigstens Aoi war zuversichtlich.

„Soll ich dir helfen?“, fragte Kai zuvorkommend nach.

„Nein, niemand hilft mir! Geht spielen, Mann. Und den Ball ganz weit weg von mir und meiner Burg! Das wird ein Traumschloss, in dem ich dann zusammen mit Rei wohnen kann!“ So sah das aus.

Uruha musste direkt anfangen zu lachen.

„Vergiss den begehbaren Kleiderschrank nicht, Prinzessin!“, stichelte er und stand wieder auf.

„Als erstes bau ich den Folterkeller, Prinzesschen!!!“, kam ein schnippischer Kommentar zurück und Ruki grinste teuflisch, was ihm doch ein wenig Respekt verschaffte.

„Oi, ich wittere drastische Maßnahmen. Aber kommst dann mit mir bissel Holz sammeln?“, wechselte nun Aoi das Thema.

„Das brauchen wir doch heute Abend fürs Lagerfeuer“, schob er noch eine Erklärung nach.

Nachdem der Kleinste angenervt durchgeatmet hatte, stand er aber auf.

„Okay, okay… dann gehen wir jetzt gleich sammeln. Dann hab ich nachher meine Ruhe beim Bauen“, resignierte er und klopfte sich den Sand von den Händen. Aber war wohl schon besser so. Etwas Gesellschaft tat ihm ganz gut, da er während des Sandburgenbauens doch wieder an Reita denken musste. Den vermisste er eben doch und er fehlte ihm hinten und vorne. Scheiß Urlaub aber auch.
 

♥~~~
 

„Wie war letzte Nacht denn alleine mit Uruha?“, fragte Ruki in einem bedeutungsschwangeren Ton und sah den Größeren neben sich erwartungsvoll an.

„Eh ja… Wir haben halt geschlafen.“

„Nicht miteinander, wie ich heute Morgen feststellen konnte.“

„Man kann sich nach dem Sex auch wieder anziehen“, verteidigte sich Aoi und erntete nur einen wissenden Blick von dem Kleineren.

„Okay, kein Sex.“ Aoi blieb eh nichts anderes übrig, als klein beizugeben.

„Das dachte ich mir schon. War eh sowas von klar. Ich hätte Uruha gestern Abend echt an die Gurgel gehen können“, kam es nun aus Ruki herausgesprudelt und direkt knackte das Holz, welches er in seiner Hand trug. Angestaute Aggressionen.

„Wieso denn?“, wollte der Größere aber direkt wissen.

„Na hallo, du saßt doch daneben, als er dir mal wieder einen Korb gegeben hat. Er hätte doch mitspielen können, selbst wenn es nur „Show“ gewesen wäre.“ Ruki atmete entnervt durch. Auch Aoi schien nun zu wissen, worauf Ruki denn hinaus wollte.

„Schon, aber eine Show will ich von ihm ja nun auch nicht. Wenn, dann… sollten es schon echte Gefühle sein. Oder zumindest etwas Zuneigung.“ In Aois Worten war nach wie vor die Hoffnung und Sehnsucht nach dem Honigblonden versteckt. Aber irgendwie kam er auch nicht voran.

„Wenn sich Uruha nur mal nicht so hätte, ey!“ Es war doch wirklich zum Davongehen.

„Hm… Na ja… Ruki, also...“

Der Braunhaarige sah zu dem anderen, der neben ihm herlief, auf.

„Hn, was?“, fragte er nach, da es den Anschein machte, dass Aoi doch etwas zu sagen hatte.

„Weißt du… Letzte Nacht ist doch etwas passiert“, rückte er schließlich mit der Sprache raus und Rukis skeptischer Blick wich dem der Verwunderung. Ein Nachfragen war also gar nicht weiter von Nöten.

„Wir haben uns geküsst…“

„Oha…“ Da war Ruki nun doch platt. Aber das schüchterne Lächeln auf den Lippen des Schwarzhaarigen ließ ihm schon warm ums Herz werden.

„War eigentlich nur… Ein Spaß, dass ich einen Gutenachtkuss haben wollte, aber den hab ich dann auch bekommen. Und wie ich den bekommen habe. Gott ey, ich war froh, dass es dunkel war. Ich war sicherlich knallrot.“ Regelrecht noch peinlich berührt aufgrund der Erinnerung an dieses Geschehnis versteckte Aoi sein Gesicht hinter seiner Hand. So kannte Ruki den anderen echt noch nicht. Das war ein typischer Fall von rosaroter Brille. Trotzdem musste Ruki lachen.

„Dann war der Ausflug wohl ein voller Erfolg!“, flötete der Kleinere und trat den Rückmarsch wieder an.

„Genug Holz gesammelt! Ich muss weiter Pläne schmieden, wie ich euch beide verkuppeln kann!“

„Das klappt doch eh nicht!“ Zweifel von Aoi. So schnell ging das bei ihm. In einem Moment noch himmelhoch jauchzend und im anderen bereits wieder auf den Boden der Tatsachen.

„Vielleicht nicht. Aber wenn du hier bist und Uruha dort bei Kai wird es auch nicht besser. Also verbringt ihr mal schön mehr Zeit miteinander. Ihr könnt ja nachher zusammen ‘ne Burg bauen!“

Aoi musste lachen.

„Und dem Meister Konkurrenz machen?“

„Also ob!“ Da ließ sich Ruki nichts vormachen.

„Und vielleicht solltest du nachher mit Uruha zusammen einkaufen gehen“, schlug Ruki gleich noch weiter vor, während sie das gesammelte Holz aus dem kleinen angrenzenden Wald zurück zu ihrem kleinen Lagerplatz schleppten.

„Vergiss es! Wir haben heute Morgen entschieden, dass du und Uruha geht und ich mich zusammen mit Kai um das Lagerfeuer kümmere!“ Darauf bestand Aoi zu Rukis Leidwesen. Er mochte es nicht, so lange zu laufen und so viele Sachen zu schleppen. Aber gut. Musste dann wohl sein.
 

♥~~~
 

„Wow! Das muss man dir lassen, du hast echt Talent, Ruki.“ Kai’s Worte gingen runter wie Öl und stolz besah sich Ruki seine kleine Burg mit den Zinnen und der improvisierten Fahne auf dem höchsten der Türme.

„Tjaha, ich hab’s halt voll drauf“, sagte Ruki und musste lachen, genau wie Kai auch.

„Aber ich will noch ein paar Muscheln dran pappen. Dann sieht das noch viel cooler aus“, sagte er und warf einen Blick auf die beiden Faulpelze, die gechillt in der Sonne lagen und einfach nur mit Nichtstun beschäftigt waren. Kai hatte wenigstens etwas gelesen, während Ruki sein Meisterwerk aus Wasser und Sand vervollkommnet hatte.

„Sieht dann sicherlich richtig gut aus.“

„Ich will’s mal hoffen. Wie spät haben wir es eigentlich?“, fragte Ruki nach, der sich nun um seine Muschelverzierungen kümmerte.

„Kurz nach vier, als ich vor ein paar Minuten auf die Uhr geguckt habe.“

„Dann hab ich ja noch Zeit“, stellte Ruki fest, der es leid war im Meer zu paddeln oder faul herumzuliegen. Er musste irgendwas tun. Und da sein Projekt Sandburgbauen nun perfektioniert war, holte er sein Handy heraus, um ein Foto zu machen, welches er auch direkt an seinen Freund schickte. Der Zusatz „Ohne dich ist Sandburgenbauen doof!“, rundete das alles ab.

„Mir ist langweilig“, verkündete Ruki und sah Kai skeptisch an, der sich neben ihn gesetzt hatte und weiter die Burg ansah.

„Hn… Ist aber auch schwierig mit dir. Du willst immer beschäftigt sein“, stellte Kai fest. Dem konnte Ruki nicht einmal widersprechen.

„Na ja, ich brauch‘ eben was zu tun.“ So war das mit ihm, aber als sein Blick auf den Muschelhaufen fiel, den er noch übrig hatte, kam ihm direkt wieder eine Idee. Rasch krabbelte er ein paar Meter weiter weg von Kai und begann die Muscheln in den Sand zu legen. Kai beobachtete ihn nur verwundert.

„Was wird das, wenn es fertig ist?“, wollte er wissen.

„Ein Herz!“, bekam er eine Antwort von dem tüchtigen Jungen, der gewissenhaft Muschel an Muschel legte, bis dann tatsächlich ein großes, akkurates Herz aus Muscheln im Sand lag.

„Für Reita?“, wollte Kai weiter wissen und trat neben ihn.

„Klar.“

„Beneidenswert. Du denkst ziemlich oft an ihn“, mutmaßte Kai.

„Hm… Ist ja auch mein Freund. Klar, dass ich da sein Fan Nummer 1 bin!“ Rukis Grinsen, wenn er über Reita redete, bekam man aber auch nicht weg. Neugierig blickte der andere über die Schulter des Braunhaarigen und wunderte sich über die Buchstaben, die Ruki nun in die Mitte des Herzes legte.

„R’nR?“, ertönte Aois Stimme und Kai zuckte heftig zusammen.

„Erschreck einen doch nicht so!“, murrte Kai woraufhin Ruki grinsen musste.

„Aoi ist Meister im Schleichen.“

„Was wird das denn?“, fragte aber nun auch der Schwarzhaarige nach, der zu den beiden gestoßen war, da ihm anscheinend ebenfalls langweilig war.

„Das IST bereits ein Herz – für Reita.“

„Ah, okay… R’nR… Rock’n Roll oder wie?“ Aoi musste lachen.

„Ich verstehe. Reita ist steinhart und dich kann man rollen. Wie passend!“ Aoi konnte es einfach nicht lassen, seine Witze zu reißen und wurde als Strafe gleich mit Sand beworfen.

„Fick dich, ey! Das ist ein Wortspiel. Reita und Ruki!! Aber klar, dass so ‘ne Knallerbse wie du das nicht checkt!“ Ein vorwurfsvoller Blick traf Aoi, der vor sich hin grinste. Es machte einfach Spaß, den anderen zu ärgern.

„Komm, mach dich mal nützlich! Ich will ein Foto davon machen!“, weihte der Braunhaarige seine beiden Freunde in sein Vorhaben ein.

„Dann mach doch…“ Aoi sah das Problem an der ganzen Sache nicht.

„Ich bin zu klein. So ein Foto muss man von oben machen! Bist du denn nur echt so hohl, wie du dich immer gibst?“ Ruki schüttelte seinen Kopf.

„Tjaha, unser Aoi ist eben nicht die hellste Lampe im Leuchter“, mischte sich nun auch Uruha ein, der sich zu seinen drei Freunden gesellt hatte und Aoi freundschaftlich auf die Schulter klopfte.

„Gut, dass du da bist. Los, nimm mich hoch! Du bist schließlich noch ein Stückchen größer!“ Ruki zog eben doch immer aus jeder Situation seinen Vorteil und so ergab sich Uruha in sein Schicksal und nahm den Kleinsten ihrer Gruppe auf die Schultern.

Während die anderen drei beschäftigt waren, ein Foto zu machen und dabei niemanden umzubringen, schnappte sich Kai seinen Fotoapparat und machte ein Erinnerungsfoto von der ganzen Prozedur. Reita sollte später schließlich auch etwas zu lachen haben und irgendwie hatten sie generell noch nicht so viele Fotos gemacht.

„Hast du es nun langsam? Du wirst schwer!“, jammerte Uruha, der wirklich alle Mühe hatte, Ruki auf seinen Schultern zu behalten.

„Ja, ja… gleich!“ Das „gleich“ dauerte dann aber doch noch etwas, ehe Ruki zufrieden war mit dem Foto, das natürlich auch direkt an seinen Freund geschickt wurde. Er war so liebeskrank und bekam sofort die Quittung dafür, da Uruha ihn in den Sand fallen ließ.

„Genug getragen!“, kommentierte er, half dem Kleineren dann aber auch wieder auf.

„Und das schickste nun an Reita?“, wollte Aoi wissen.

„Nein, das HABE ich bereits an ihn geschickt!“, korrigierte der Braunhaarige seinen Freund und sah ihn mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen an.

„Freak du!“

„Lass mich!! Wenigstens hab‘ ich einen Freund.“

„…mit dem du rund um die Uhr turteln kannst.“ Uruha schüttelte seinen Kopf.

„Das ist gar nicht wahr. Er hat mir heute noch gar keine Nachricht geschickt!“, jammerte Ruki.

„Dafür gestern Abend bestimmt noch 10 Stück“, mischte sich nun auch Kai ein. Von ihm war man es eigentlich nicht gewohnt, dass er Ruki auch aufzog. So erntete er auch direkt einen entsetzten Blick des Jüngsten.

„Uruha, wir gehen!“, gab Ruki nun weitere Anweisungen.

„Warum?“ Das verstand der honigblonde Junge nun aber nicht.

„Weil ihr mich ärgert und wir langsam mal das Zeug für das Abendessen kaufen gehen sollten“, erklärte er wieder recht nüchtern klingend. Nun war also Schluss mit lustig und jeder schien auch gleich über seine Aufgaben Bescheid zu wissen. Sie waren eben doch ein eingespieltes Team, selbst wenn Reita nicht da war.

So machten sich Ruki und Uruha nach einem kurzen Stopp an ihren Zelten, bei dem sie sich etwas mehr anzogen und das Nötigste mitnahmen, auf den Weg zu der kleinen Einkaufsstraße, die so gut wie am anderen Ende des Strandes lag.

„Scheint so, als hättest du einen leichten Sonnenbrand“, warf Ruki ein, als sie schon ein paar Meter gelaufen waren und er einen Blick auf Uruhas Rückseite erhascht hatte.

„Schon bemerkt. Ich hab mich vorhin nicht richtig eingecremt und bin in der Sonne weggepennt. Aber Aoi hat mich dann auch nochmal eingecremt“, erklärte er. Ruki sah zufrieden drein.

„Hat er es denn auch richtig gemacht?“, wollte der Braunhaarige nun aber wissen. Da witterte er doch schon wieder eine Gelegenheit ein wenig nachzuhaken.

„Sicher doch. Aoi kümmert sich immer rührend um mich.“

Ruki versuchte das zu deuten, was er meinte, in Uruhas Gesicht gelesen zu haben, als er dieses Statement abgab. Aber er verstand es einfach nicht.

„Nervt dich das?“, fragte er also nach.

„Ja…“

Ruki zuckte zusammen.

„Nein…“, revidierte Uruha, atmete dann aber tief durch und setzte wieder an, noch bevor Ruki etwas erwidern konnte.

„Ich weiß es nicht. Einerseits ist es toll. Er scheint ja auch recht aufmerksam zu sein. Aber andererseits… Es ist schwierig.“ Der Honigblonde schaffte es einfach nicht, das in Worte zu fassen, was ihm durch den Kopf ging.

„Wieso schwierig?“ Das verstand der Jüngere nun echt nicht.

„Weil… er mehr will?“ Unverständnis spiegelte sich in Uruhas Gesicht wider und er sah zu Ruki, der erstaunt zu sein schien.

„Ach so… du weißt das also?“

„Was? Dass Aoi auf mich steht?“ Es klang wie das Natürlichste auf der Welt.

„Ja, ich weiß das. So blöd bin ich nun auch wieder nicht.“ Ihr Gespräch, welches so locker angefangen hatte, schien nun in eine ernstere Richtung zu verlaufen.

„Ach so. Ich hab gedacht, dass du…“

„…es nicht mitkriege, wie er mir Avancen macht?“

„Eh… ja… So kann man das auch nennen. Ich hab immer gedacht, du lässt ihn abblitzen, weil du… denkst, es sei Spaß!“

Uruha nickte.

„Dachte ich am Anfang auch. Aber dann wurde es mehr, intensiver und… Er überschreitet einfach die Grenzen zu oft. Das ist keine normale Freundschaft mehr und er hat anscheinend auch keine Ahnung, wie er sich verhalten soll. Einmal macht er mich an und kommt mir näher und dann traut er sich gar nicht mehr an mich heran. Das ist total belastend und ich glaube, dass er selbst das nicht mal checkt. Vor allem hab ich keinen Plan, was ich machen soll. Geh ich drauf ein, wird’s kompliziert, weise ich ihn ab, ist es genauso Scheiße!!!“ Uruhas Stimme wurde lauter, energischer und ein paar Leute sahen sie an und ihnen nach, als sie an den Badenden vorbeiliefen.

„Holla…“ Ruki knabberte nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. Das kam echt unerwartet. Da lagen die Karten ja schon wieder anders.

„Aus der Perspektive hab‘ ich das noch gar nicht betrachtet“, gestand er. Uruha schenkte ihm einen nachsichtigen Blick.

„Ich rede auch nicht gern darüber.“ Das war nicht mal gelogen. Uruha hatte bisher alles immer mit sich ausgemacht. Selbst wenn er mal jemanden hatte, dauerte es einer Weile, bis er sich einem seiner Freunde anvertraute. Dass er ihnen mal jemanden vorstellte, kam so gut wie gar nicht vor.

„ Aber letzte Nacht…“, fuhr der Honigblonde fort, stockte in seinem Satz aber. Es schien fast so, als zweifelte er selbst noch an dem Geschehenen.

„Du meinst, der Kuss?“

Uruha nickte. Zwar schlug sein Herz vor Aufregung und die gemischten Gefühle machten es nicht besser, aber es verwunderte ihn nicht wirklich, dass Ruki bereits davon wusste.

„Er hat es dir erzählt?“, fragte er aber dennoch nach. Das kam wie von alleine.

„Hm… Aoi redet oft über dich. Von dir… Du weißt schon…“

„Ja, kann ich verstehen.“ Aoi hatte Ruki, bei dem er sich ausheulte und dem er seine Gefühle anvertraut hatte. Das wusste er. Das war schon immer so. Aber er selbst fraß alles in sich hinein und versuchte irgendwie das Beste aus der Situation zu machen. Mit wem sollte er denn auch reden? Klar, Reita, aber der verstand das nicht. Er versuchte es, aber er hatte einfach andere Ansichten und Kai war jemand, der hörte zu, machte sich selbst seine Gedanken, aber helfen konnte er ihm nicht. Aoi fiel definitiv weg, weil er einen Teil des Problems darstellte.

„Aber du kannst auch mit mir reden, wenn es dir hilft!“, bot der Kleinere an.

„Du bist parteiisch!“, erwiderte Uruha aber gleich zu Rukis Entsetzen.

„Hey, das stimmt nicht! Ich hör‘ mir auch gerne deine Sichtweise an. Vielleicht kann ich ja irgendwie vermitteln“, schlug er vor. Uruha sollte mal nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.

„Was ist denn an Aoi so verkehrt, dass du ihn nicht willst?“, fragte er vorsichtig nach, fiel aber doch mit der Tür ins Haus.

„Verkehrt? Eigentlich nichts.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf die fein geschwungenen Lippen des Größeren.

„Da sind nur keine Schmetterlinge…“ Ernüchterung.

„Schmetterlinge…“ Ruki schüttelte seinen Kopf.

„Du weißt schon.“

„Ja, ja… Schmetterlinge und rosa Wölkchen.“

Uruha strich sich seine Haare zurück, sodass die Sonne in sein Gesicht fiel und seine Haut regelrecht in einem bronzenen Ton glänzte. Irgendwie ließ ihn das noch anziehender wirken, als er eh schon war. Es war nicht verwunderlich, dass Aoi sein Herz an diesen Jungen verloren hatte. Das musste Ruki auch einsehen. Wenn er Reita nicht hätte, wäre Uruha wohl seine erste Wahl gewesen. Aber nein…

„Noch dazu habe ich Hemmungen. Hätte ich bei jedem von euch. Bei dir und Reita klappt das alles vielleicht prima, aber ich bin meist zickig in einer Beziehung und alles endet meist im Streit. Aoi gehört zu meinen besten Freunden. Da will ich das nicht riskieren und die Freundschaft kaputtmachen. Darum bin ich immer so hin und her gerissen, ob ich mich auf ihn einlassen oder ihn lieber abweisen soll. Aber weise ich ihn ab, dann ist er immer so geknickt und es tut mir gleich wieder leid.“

Ruki hörte sich alles in aller Ruhe an. Das war wirklich nachvollziehbar. Verdammt nachvollziehbar sogar und viel zu sensibel, um es auf die harte Tour anzugehen. Er wusste, dass sich Aoi nach Uruha sehnte und gern mit ihm zusammen sein wollte. Auch die Abweisungen machten ihm zu schaffen, aber Uruha tat das nicht aus Dummheit, sondern weil er die Freundschaft von ihnen allen nicht gefährden wollte. Ruki konnte sich das schon gut vorstellen, dass so etwas ihre Gruppe spalten könnte. Sie waren alle miteinander befreundet, aber letztendlich... Er wüsste nicht, für wen er denn Partei ergreifen sollte, wenn es hart auf hart käme und sie sich zofften. Reita würde wohl bei Uruha bleiben, einfach weil sie sich so lange kannten. Das schweißte zusammen. Er selbst allerdings empfand ziemlich großes Mitgefühl für Aoi, weil sie so oft über diese Dinge gesprochen hatten. Verdammt… Aber auf Ewig konnte das so auch nicht weiter gehen. Und das wusste sicherlich nicht nur er, sondern auch Uruha und Aoi selbst.

„Zerbrich dir nicht meinen Kopf“, bat der honigblonde Junge, da Ruki auf einmal ganz ruhig geworden war. Er schien seinen Gedanken nachzuhängen.

„Ich will nur helfen.“

„Kannst du aber nicht. Es ist so gesehen eine Sache zwischen Aoi und mir.“

Ruki nickte, auch wenn man ihm ansah, dass ihm bei der Sache nicht wohl war.

„Selbst wenn es ein Drahtseilakt ist. Irgendwann wird es schon ein Ende finden. Ich hoffe nur, es dauert noch ein Weilchen, weil ich echt Schiss habe.“

Sogar das konnte Ruki nachvollziehen. Er lächelte bitter. Alles konnte so schnell kippen.

„So beschissen es auch klingen mag, aber… Gib dir einen Ruck und versuch es mit Aoi. Gefühle sind so oder so schon verletzt worden und es wird nicht besser, wenn alles auf die lange Bank geschoben wird“, riet Ruki seinem Freund. Er wollte jetzt wirklich nicht gern in seiner Haut stecken.

„Manchmal muss man was riskieren…“, murmelte der Braunhaarige vor sich hin, aber Uruha schien ihn verstanden zu haben. In seinem Blick lag so etwas wie Dankbarkeit.

„Ich will nur nicht, dass es so rüberkommt, als sei Aoi ein Notnagel. Ich will ihn halt nicht nehmen, nur weil er gerade da ist. Auf sowas baut man keine Beziehung auf.“ In diesem Moment sah Ruki zum ersten Mal, wie reif Uruha doch war. Da fühlte sich Ruki regelrecht schon grün hinter den Ohren.

„Zur Hölle mit dir und Akira!!!“, fluchte der andere dann aber los und grinste breit, als er Rukis Unverständnis sah.

„Nur weil ihr andauernd vor aller Augen turteln müsst, fühl ich mich einsam. Ihr seid scheiß Freunde!“, wetterte Uruha weiter und legte einen Arm um Ruki. Kurz darauf wurden seine Haare regelrecht schon brutal durchwuschelt.

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch, Drama tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^ Auch wenn ich vermute, dass ich Schimpfe bekomme ^^

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: Allen fleißigen Lesern <3~~~ Bitte hinterlasst mir Kommentare~~~

Kommentar: So, der Strandausflug neigt sich nun also seinem Ende. Und natürlich muss das alles ja auch mal voran gehen. ^^ Vermisst ihr Reita auch?... Ja? Gut, ich tu es nämlich und darum kriegt er einen kleinen Gastauftritt. In dem Sinne viel Spaß beim Lesen~~~ <3
 

Light my fire
 

Chapter 4
 

Das Holz knackte und zerfiel, während das Feuer weiter vor sich hin flackerte und die unterschiedlichsten Schattenspiele in die Gesichter der vier Jugendlichen zauberte.

„Du willst das echt machen?“, fragte Kai leise nach und nahm einen Schluck von der Weinflasche, die er direkt weiter an Ruki reichte.

„Ich bin mir noch unsicher. Aber in letzter Zeit denke ich oft daran, etwas zu ändern.“

„Dann geh doch zum Frisör und verlass nicht gleich das Land!“ Aoi klang nicht so begeistert von der Idee des Honigblonden. Dennoch lächelte dieser und legte seinen Arm um Aoi.

„Ich weiß ja. Muss ja nicht gleich wieder so drastisch sein. Aber ich mach‘ mir schon so meine Gedanken, was in ein paar Jahren ist. Ruki und Rei werden sicherlich zusammenziehen, oder?“, wollte Uruha nun wissen und nahm es einfach mal so hin, dass Aoi sich aus der Umarmung befreite und zu ihrem Zelt ging.

Ruki hingegen sah auf, zuckte mit seinen Schultern.

„Ich weiß nicht. Wir haben noch nicht darüber geredet, was mal sein könnte. Ich kann mir gar nichts vorstellen. Ich weiß nicht, was er will oder was ich will und inwieweit sich das vereinbaren lässt“, gestand Ruki. Zukunft war wohl für jeden ein heikles Thema.

„Aber ihr würdet euch doch nicht trennen, oder?“, wollte Kai nun wissen und empfing die Flasche von Ruki, reichte sie an Uruha weiter.

„Ihr stellt Fragen, ey. Vor einer Weile stand es noch nicht einmal zur Debatte, dass wir zusammenkommen und nun denkt ihr an Trennung. Es gibt nunmal viele Gründe, warum Menschen auseinander gehen.“

Aoi kam zurück und setzte sich wieder an seinen Platz. Um seine Schultern hatte er nun eine Decke geschlungen, die er eng um sich zog. Uruha bot ihm gleich die Flasche an, die er mit einem zögerlichen Nicken annahm.

„Aus meiner jetzigen Sicht würde ich gern mit Rei zusammenbleiben, zusammenziehen und all sowas. Es ist leichter, wenn man nicht allein an seiner Zukunft herumtüfteln muss. Es würde schon reichen, wenn man einen guten Freund hat, der immer da ist. Aber… absolut keinen Schimmer. Wir werden es dann ja sehen…“, murmelte Ruki und sah schon ein wenig traurig drein.

„Ich würde es aber auch doof finden, wenn du einfach so abhaust!“, sagte Ruki und war erstaunt, dass Uruha sich auf einmal neben ihn setzte und ihm sein Handy zuschob. Leise konnte er das Tuten hören, welches von dem kleinen Gerät ausging.

„Bevor du anfängst zu heulen!“, kommentierte der honigblonde Junge und Ruki warf einen Blick auf das Display. Doch das zauberte schon wieder ein Lächeln auf seine Lippen. Aufmunternd klopfte Uruha Ruki auf die Schulter, der nun das Telefon an sein Ohr hielt und ein Knacken hörte.

//Kou, was gibt’s? Ist was passiert?//, erklang gleich die aufgeregte Stimme von Reita.

„Nein, es ist alles okay…“

//Ruki?//

Es war still in der Runde geworden, als wolle jeder von ihnen mithören. Das war dem Kleinsten zwar etwas peinlich, aber die Freude darüber, die Stimme seines Liebsten zu hören, überwog einfach.

„Hm… Wir saufen grad ohne dich!“, stichelte Ruki. Das Lachen am anderen Ende der Leitung ließ ihn ebenso schmunzeln.

//Dann trink mindestens einen für mich mit und lass dich dann ins Bett bringen.// Reita kannte seinen Freund schließlich.

„Kann Uruha auch einen für dich mittrinken?“

//Nein, du musst es tun! Das ist sonst nicht das Gleiche!// Da schien Reita nicht mit sich reden zu lassen.

//Was macht ihr sonst so?//, wollte er aber weiter wissen.

„Nur Blödsinn. Hast du meine Mails bekommen?“, fragte Ruki nach. Auch Aoi schien es irgendwie niedlich zu finden, wie verträumt Ruki dreinblickte, als er telefonierte. Er rückte näher an Kai heran und nahm ihn schließlich mit unter seine Decke. Irgendwie machte er den Anschein, bald wegzupennen. Aber es war auch schon ziemlich spät.

//Ja, hab ich bekommen. Du bist süß. Ich vermiss dich voll…//

Peinlich berührt sah Ruki zur Seite. Aber es war scheiß egal, zu welcher Seite er sich drehte. Das hämische Grinsen mindestens eines seiner Freunde war ihm sicher.

„Ich… vermiss dich auch…“, nuschelte er trotzdem. Woahr, er hasste es, wenn die anderen mithörten. Da bekam er nicht einmal mit, dass die Weinflasche hinter seinem Rücken wieder zu Uruha wanderte.

//Ohw, warte kurz, meine Mum will dir auch was sagen…//

Das kam unerwartet.

//Hey, Schätzchen. Wie läuft’s? Und du stimmst mir doch zu, dass du lieber ein schwarzes anstatt eines pinken Shirts haben wolltest, nicht wahr? Akira hat einfach keinen Geschmack!!!//

„Eh… Also… ich bin mir unsicher. Aber ich denke, schwarz ist schon okay und ansonsten ist alles in Ordnung. Die Blumen sind auch gegossen, Briefkasten geleert und Katzen gefüttert!“, verkündete Ruki ein wenig irritiert. Reitas Mutter war schon eine Sache für sich.

//Du bist ein Engel. Danke dir. Ich geb‘ dir meinen Sprössling wieder. Wenn das hier so weitergeht, dann wird er noch fett! – Mu~~~m!!!//

Man hörte ein leises Knacken und Ruki musste sich wirklich ein Grinsen verkneifen, während Uruha neben ihm schon wieder kicherte.

//Sie lügt! Ich kann vor Sehnsucht kaum etwas essen! Und sie ist gemein zu mir. Sie sagt, ich werde tuckig, nur weil ich dir was Hübsches kaufen will und… Mum, guck nicht schon wieder so, als wär‘ ich geisteskrank!!!//

Nun musste Ruki aber doch lachen. Die anderen giggelten schließlich eh schon.

„Freut mich zu hören, dass alles gut ist. Was macht ihr denn überhaupt so?“, fragte der Braunhaarige. Er war Uruha echt dankbar, dass er das für ihn getan hatte.

//Hn, essen, ein bisschen Sightseeing… Nicht wegen mir!!//, stellte Reita gleich mal klar und erntete einen Seitenblick seiner Mutter.

//Shoppen und essen… Also… Eigentlich am meisten essen und bisschen die Sonne genießen und entspannen. Aber ich freu mich schon auf zu Hause. Da ist es eben doch am schönsten!//

Ruki musste wiederum lachen.

„Verstehe. Aber wir sollten wieder. Ich will Uruhas Handyrechnung nicht ins Unermessliche treiben. Sonst lässt er mich dafür bezahlen.“

//Ohw, gib ihn mir bitte mal!//

Irritiert tauschte Ruki nun das Handy gegen die Weinflasche.

„Ja, was gibt’s?“, wollte Uruha wissen, während Ruki mit einem kräftigen Zug die Flasche leerte, sich aber wunderte, dass Kai und Aoi kichernd an einer weiteren Flasche hingen. Für Nachschub war bei Aoi anscheinend immer gesorgt.

//Und? Wie führt sich Ruki so ohne mich?//

„Er ist bösartig wie immer. Echt schade, dass du nicht hier bist. Wenn du wieder da bist, machen wir einen drauf!“, schlug Uruha vor und besah sich Aoi, der ein wenig Kai tickte, indem er ihm die Flasche immer wieder wegzog. So streckte er nun seine Hand aus und bekam überraschenderweise auch die Flasche gereicht. Lange hatte er daran aber keine Freude, da Ruki sie an sich nahm.

//Das hör ich gern. Pass mir ja gut auf ihn auf!//

„Das ist Ehrensache, auch wenn das Miststück mir den Wein entwendet hat!“ Kaum war Uruha fertig mit dem Grummeln, hatte er sich die Flasche wieder ergaunert.

//Trinkt mir mal nicht zu viel, Leute!//, forderte er die anderen auf.

„Wir doch nicht! Wie kommst du auf sowas?“

//Erfahrungswerte!// Reitas Stimme klang zweifelnd und Uruha reichte das Handy einfach wieder an Ruki weiter.

„Uruha will nicht mehr“, erklärte der Jüngste und beobachtete, wie sich Uruha nun wieder zu Aoi und Kai trollte und sich gleich zwischen die beiden quetschte, um sich auch in der Wolldecke zu wärmen. Direkt verwickelte der honigblonde Junge die beiden in ein Gespräch, lenkte somit die Aufmerksamkeit vollkommen auf sich, was Ruki etwas Freiraum gab, um sich mit Reita ungestört zu unterhalten.

//Hast du dir denn schon überlegt, was wir machen wollen, wenn ich wieder da bin?//

„Nein, noch nicht. Aber wir müssen zusammen Eis essen gehen und Crêpes.“

//Crêpes? Das ist doch total gay!//

„Dann esse ich es eben alleine!“

//Nein! Ich komm‘ ja mit!//

Ruki musste lachen.

„Ich liebe dich!“ Er konnte nicht anders und ihm ging regelrecht das Herz auf, als er Reita am anderen Ende der Leitung schmunzeln hören konnte.

//Ich dich auch…//

„Wir sollten aber nun wirklich…“

//Ja, ist besser. Mum will nun auch so langsam wieder zurück aufs Zimmer. War aber schön deine Stimme zu hören.//

„Hm… Dann… schlaf gut. Ich zähl die Tage.“

//Du auch. Bai…//

„Bai…“ Ruki hauchte das Wort nur und seufzte leise, aber glücklich.

„O~~~~~~~~~ch….“, kam es synchron hinter ihm und er drehte sich herum, um in die grinsenden Gesichter seiner Freunde zu gucken.

„Das ist ja so herzallerliebst!“, stichelte Aoi und streckte Ruki gleich die Zunge raus.

„Fick.dich.ins.Knie!!!“

Der Rest ging im Gelächter unter und auch die nächste angebrochene Weinflasche wurde brüderlich geteilt.
 

♥~~~
 

„Ich bin hinüber!“, kam ein Statement von Aoi, nachdem er sich in sein improvisiertes Bett auf seiner Hälfte des Zeltes geschmissen hatte. Sein Unterarm lag über seinen Augen und er atmete schwer, während Uruha noch den Reißverschluss am Eingang des Zeltes nach unten zog. In der Luft hing noch immer der leichte Geruch ihres abgelöschten Lagerfeuers kombiniert mit der nächtlichen Kälte.

„War dennoch cool der Abend. Mir hat‘s gefallen.“

„Auf jeden. Ich lieb Ruki. Der fetzt…“ Aoi musste wieder lachen. War doch klar, dass sie ihn noch weiter mit Reita aufgezogen hatten. Und je höher der Alkoholpegel bei ihnen allen gestiegen war, desto weniger ernsthaft wurden ihre Gesprächsthemen.

„Du bist aber auch echt ein Monster!“ Uruha musste ebenfalls lachen. Er krabbelte neben Aoi und versuchte sein Schlafzeug zu ordnen, was aber dann damit endete, dass er sein Kissen einfach auf den Schwarzhaarigen schmiss, der das nicht einfach so auf sich sitzen ließ. Alles artete in ein kleines Gerangel aus. Kissen und auch Decken flogen durch das fast gänzlich stockdustere Zelt und immer wieder war Gelächter zu hören.

Schließlich sank Aoi kraftlos mit dem Rücken an Uruhas Brust gelehnt zurück und hing kraftlos in dessen Armen. Er musste noch immer leise lachen, wobei sich seine Bauchdecke hob und wieder senkte.

„Hast gewonnen. Ich bin zu dicht…“, resignierte er, kicherte aber wieder. Als er jedoch keine weitere Reaktion vernahm, wandte er sich um und blickte in die dunklen Augen des Größeren. Er blinzelte. Aois Sicht war in dem dunklen Zelt auch noch leicht verschwommen, aber die Unsicherheit Uruhas, wo auch immer sie hergekommen war, konnte Aoi genau sehen, dann aber legten sich die fremden Lippen auf die seinen. Diese Reaktion konnte Aoi nicht einordnen. Das war… schön, aber… falsch… Eigentlich richtig, aber… da hatte Uruha schon wieder den Kuss abgebrochen.

Es war so unschuldig gewesen. Ein unbemerkter Kuss in dem duseligen Licht des Zeltes und dann suchten sich flinke Finger ihren Zugang zu seiner Hose. Zu seiner Hose?

Aoi keuchte auf. Er war erschrocken und sein benebeltes Hirn konnte vieles nicht ganz genau einordnen. Bildete er sich das gerade nur ein?

„Ohw…“ Umso klarer war das Gefühl von Uruhas schlanken Fingern um sein Glied. Flink und sie fühlten sich auf seiner Haut kalt an, angenehm kühl, wenn er ehrlich war.

„Nicht…“, wisperte Aoi halbherzig, kniff aber gleich darauf seine Augen fest zusammen. Nicht, dass er Hände gehabt hätte, die er benutzen könnte. Schwer schluckte der Schwarzhaarige und sein Atem beschleunigte sich. Die Finger des anderen krochen wie kalter Nebel über seine Haut, aber gleichzeitig waren sie auch so samtig, einfühlsam.

„Was…. War… um… Gott…“ Aoi biss sich auf die Unterlippe. Dieses Massieren an seiner empfindlichsten Stelle brachte ihn um den Verstand. Da wusste er selbst nicht mal mehr, was er eigentlich sagen wollte. Aber das war nun unwichtig. Uruha sollte ihn berühren und bloß weitermachen. Klare Gedanken waren gerade Fehlanzeige. Die Berührungen lullten ihn ein wie ein Wiegenlied und sein Rausch zog ihn in ungeahnte Tiefen, in denen er nichts wirklich zuordnen konnte. Was war real, was Einbildung, was nur bloßer Wunsch? Noch nicht einmal sein Stöhnen drang an seine eigenen Ohren, so beschäftigt war er mit fühlen.

„Pssst, nicht so laut“, flüsterte ihm der honigblonde Junge zu. Der Kleinere konnte den Hauch von seinem Atem noch an seinem Ohr spüren. Doch da festigte Uruha seinen Griff um Aois Torso, da er merkte, wie er sich immer weiter seiner ihn reizenden Hand entgegenstreckte, gleichzeitig aber auch weiter nach unten rutschte.

Aois Härte lag schwer in seiner Hand. Er war prall und die Ader, die von der Wurzel an bis nach oben an der Unterseite seines Gliedes verlief, zeichnete sich deutlich ab, sodass Uruha sie ohne Probleme spüren konnte. Aoi war heiß und das Blut schoss nur so durch seine Adern, versorgte wohl gerade nur seine Körpermitte mit dem Nötigsten.

Uruha konnte hören, wie schwer es dem anderen fiel, sich zusammenzureißen und ruhig zu sein. Immer wieder entkamen ihm leise, gequälte Laute, während sich sein Körper immer mehr anspannte, teils sogar verkrampfte. Aber er bat ihn um nichts, dennoch sog er jede zärtliche Berührung auf, wie ein ausgetrockneter Schwamm Wasser. Aois innerer Kampf war nur zu deutlich für Uruha sichtbar und er entlud sich nicht annähernd so leicht, wie es Aois Schwanz gerade in seiner Hand getan hatte.

Mit langen, langsamen Bewegungen massierte Uruha seinen Freund weiter und ließ seinen Orgasmus langsam ausklingen. Es war angenehm ihn im Arm zu halten, zu spüren, wie er sich entspannte, sein Atem wieder flacher, gleichmäßiger wurde. Aoi schien zufrieden und das stimmte auch Uruha zufrieden. Er zog seine Hand zurück und drückte den Schwarzhaarigen nochmals kurz an sich. Es folgte ein kurzer Kuss auf die Schläfe, ein weiterer auf seinen Hals. Aber dann zog er sich zurück, krabbelte auf seine Seite des Zeltes, in seinen Bereich der Ordnung, als wenn nichts geschehen wäre. Alles beim Alten.

„Schlaf gut.“ Uruhas Worte waren leise gehaucht, aber Aoi öffnete seine Augen nicht wieder und Uruha selbst fand keine Worte, um sich zu erklären. Die Hülle des Schweigens würde sie beide schützen. Auch wenn ihm sein Magen schmerzte, als er sah, wie sich Aoi auf seiner Seite unter der Decke einrollte. Jetzt hatte er es versaut, oder?

„Gute Nacht, Uruha…“, kam dann aber doch noch eine verspätete Reaktion, die Uruha ein kleines bisschen beruhigte. Er nickte eher sich selbst zu und krabbelte unter seine Decke, löschte das kleine Licht.

Es dauerte nicht lange, da fröstelte er und rückte an den anderen heran. Es machte den Anschein, als würde Aoi noch nicht schlafen, aber vielleicht täuschte er sich auch. Trotz allem kuschelte er sich an den warmen Rücken und entschied sich dafür, alle Gedanken einfach in die hinterste Ecke seines Hirns zu verbannen. Hier war geschlossene Gesellschaft. Der Alkohol hatte ihn eh müde gemacht. Irgendwie würde er das alles schon rechtfertigen können. Auch im nüchternen Zustand. Irgendwie…

Der komatöse Schlaf überrollte ihn wie aus dem Nichts.
 

♥~~~
 

„Alles okay bei dir?“, fragte Ruki mit einem besorgten Blick auf Aoi nach. Der hing schon die ganze Zeit auf der Rückbank des Autos und hatte eigentlich schon den gesamten Tag, selbst beim Zusammenpacken ihres Lagers, nicht allzu viel gesprochen. Er schien eher seinen Gedanken nachzuhängen und hatte letztendlich auch Kai darum gebeten, zu fahren, da es ihm nicht so gut ging.

„Ist nur der hangover“, meinte er und krallte seine Hand auf Magenhöhe in sein schwarzes Shirt. Aois Magen rebellierte wirklich, aber er glaubte nicht, dass es wirklich nur am Alkoholkonsum des vergangenen Abends lag. Doch diese Entschuldigung schien zu ziehen. Zumindest bei Ruki.

Schnuteziehend betrachtete er ihn sich.

„Willst du dann vielleicht eine Tablette nehmen?“, schlug er nachsichtig vor. Doch Aoi schüttelte nur mit seinem Kopf. Vielleicht sah er heute blass aus, aber Kopfschmerzen hatte er nicht. Selbst wenn er grob geschätzt nur eine Stunde Schlaf bekommen hatte und das lag sicherlich nicht daran, dass er nicht müde war. Uruha machte ihn wirklich fertig.

„Nein, ist schon okay. Ich hab vorhin eine eingeworfen. Vielleicht hab ich mich auch nur etwas verkühlt. Keine Ahnung.“ Demotiviert sank der Schwarzhaarige in den Sitz. Die anderen beiden schienen noch nicht wiederzukommen. Ihre Fresstüten mit Burgern und dergleichen standen aber bereits auf der Ablage und somit auch direkt in Aois Blickfeld. Doch mit seinem geistesabwesenden Blick nahm er sie nicht einmal wirklich wahr.

„Willst du was?“, fragte Ruki nach, der dem Blick des anderen gefolgt war. Es tat ihm leid, dass Aoi so durchhing.

„Hn… ich weiß nicht. Hab so ‘nen komisches Magengefühl.“ Krämpfe. Gähnende Leere. Zerfressen Werden. Das traf es so ziemlich.

„Mehr als kotzen kannst du auch nicht. Und dafür kannste dann die leere Tüte nehmen!“, schlug Ruki in seiner gewohnt charmanten Art die Dinge zu sehen vor und schnappte sich die Tüte, reichte dem anderen einen der noch warmen Burger. Bei der Art des Kleineren konnte Aoi gar kein leidendes Gesicht mehr ziehen. Also nahm er den Burger zögerlich an.

„Wo bleiben die anderen eigentlich?“, wollte er schließlich wissen. Aoi wollte nichts weiter als endlich weg von Uruha. Er grübelte und in seinem Kopf arbeitete es, ging alles drunter und drüber, als wenn er endlich eine Lösung für ein schwieriges Rätsel finden müsse. Aoi konnte machen, was er wollte, die Gedanken verschwanden einfach nicht und verschiedene Szenarien liefen immer und immer wieder in seinem Kopf ab. Reize, darauf folgende Reaktionen, Worte. Die Wortwahl war wichtig. Darauf die Reaktion und die resultierende Konsequenz. Es machte den Schwarzhaarigen einfach nur irre. Sein Kopf arbeitete wie ein kleiner Minicomputer, der gerade die ideale Planung für sein weiteres Leben ausarbeitete.

„Näschen pudern natürlich…“ Ruki rollte mit seinen Augen und trank von seiner Coke. Eigentlich wollte er jetzt eine Zigarette rauchen, aber nachdem er nochmals einen mitleidigen Blick auf Aoi, der den Burger in Zeitlupe auspackte, erhascht hatte, entschied er sich dagegen. Er wollte den armen, kranken Jungen nicht noch mehr quälen. Er selbst ertrug kalten Zigarettenrauch, wenn er durchhing nämlich auch nicht, bekam Kopfschmerzen und hing wenig später überm Klo. Und sie hatten sicherlich noch gut 90 Minuten Fahrt vor sich. Die sollte dann doch ohne unangenehme Zwischenstopps von statten gehen.
 

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Nachdem sie Ruki bereits bei sich zu Hause abgesetzt hatten, waren sie nun auch drauf und dran Kai vor seinem Apartment, in dem er mit seinen Eltern wohnte, abzuliefern.

Unsicher hielt Kai den beiden Größeren nun den Schlüssel entgegen, aber noch ehe Uruha reagieren konnte, hatte sich Aoi den Schlüssel geschnappt.

„Ich fahre. Ist ja nicht weit und ich muss dann ja auch noch nach Hause kommen“, sagte der Schwarzhaarige und ließ das klappernde Bündel in seiner Hosentasche verschwinden. Uruha schien dies nicht einmal wirklich zu überraschen und er nickte nur stumm, sah wieder zu Kai.

„Dann lass es dir gut gehen“, verabschiedete sich der honigblonde Junge von ihrem Freund, der dies mit einem Strahlen erwiderte.

„Klar. War toll mit euch. Das sollten wir bald mal wieder machen“, schlug er vor und drückte schließlich der Reihe nach Uruha und klopfte sich auch mit Aoi ab.

„Vielleicht können wir die nächsten Tage wieder was machen. Videoabend oder sowas…“, kam ein weiterer Einfall des Ältesten. Aber das stieß wohl nicht auf Begeisterung.

„Is schlecht. Ich fahr zu meinen Großeltern. Zwei, drei Wochen. Aber danach gerne.“ Man sah Kai schon an, dass es ihm etwas leid tat, seine Freunde so abweisen zu müssen. Aber manchmal ging Familie eben auch vor.

„Kein Ding. Dann grüß Granny und Grandpa mal schön von uns und mach uns keine Schande“, nahm es Aoi schließlich mit Humor. Es war fraglich, ob das alles nur Fassade war.

„Lass dir noch ein paar Rezepte von deiner Oma zeigen. Dann darfst du für uns kochen, wenn du wieder da bist.“ Uruha klopfte Kai freundschaftlich auf die Schultern.

„Mach ich so oder so. Also kein Ding. Stellt ihr mir hier lieber mal keine Dummheiten an“, ermahnte er seine beiden Freunde. Dann war es aber genug und er hob schließlich nur noch seine Hand zum Abschied. Das nahmen die anderen beiden zum Anlass, wieder in das Auto zu steigen, während Kai mit mehr oder weniger viel Mühe seine Sachen aufschulterte und das Wohngebäude betrat. Nur kurz warf er noch einen Blick über seine Schulter zurück, konnte aber nur noch das Heck des Autos sehen, mit dem seine Freunde nun wegfuhren.

Die Stimmung im Auto war allerdings nicht gerade redselig. Und das lag nicht nur daran, dass Aoi sich auf den Straßenverkehr konzentrierte. Auch die Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte, konnte keine andere Stimmung verbreiten, geschweige sie denn etwas aufheitern. Uruha seufzte. Wiederum keine Reaktion, nur das monotone Klacken des Blinkers, den Aoi gesetzt hatte. Jedoch stand die Ampel weiterhin auf rot.

„Du hast doch was…“

Aois Pupillen wanderten kurz nach rechts, stoppten aber, bevor sie Uruha erfassen konnten und richteten sich schnurstracks wieder auf die Ampel, die just in diesem Moment umschaltete, sodass sie weiterfahren konnten.

„Aoi, was ist denn los?“, versuchte es Uruha aber nochmals.

„Nichts. Was soll los sein?“, erwiderte der Schwarzhaarige aber nun doch nach einer kurzen Verzögerung.

„Das frag ich ja dich. Du bist so komisch… Seit…“

„Ja, seit wann?“, fragte er direkt nach und bog schließlich in die Seitenstraße ein, in der Uruhas zu Hause lag.

„…letzter Nacht… Heut Morgen… Keine Ahnung.“ Uruha hatte eigentlich keinen Streit heraufbeschwören wollen, aber diese aggressive Art, die Aoi an den Tag legte, machte ihm schon ein kleines bisschen Angst. Jedenfalls kam es ihm suspekt vor. Sowas hatte der andere doch nur, wenn er Schlafmangel hatte. Jedenfalls konnte sich Uruha sonst an nichts erinnern. Aber sein ungutes Gefühl blieb. Es fühlte sich an, wie der Gang zum Galgen, was sich Uruha auch nicht erklären konnte.

Eine Antwort jedenfalls blieb aus. Aoi hielt den Wagen an und stellte den Motor ab. Die Anhänger am Schlüsselring baumelten leise hin und her, schwangen aus. Sie waren da. Aber anstatt nun auszusteigen drehte sich der Größere zu dem Fahrer. Ein erneuter Versuch also.

„Hör mal, wenn was ist, kannst du es mir ruhig sagen. Du warst die ganze Fahrt über schon schweigsam und das kann doch nicht nur am Alkohol gelegen haben. Wir haben doch auch…“

„Halts Maul!“, schnitt ihm Aoi aber schließlich schnaubend das Wort ab. Der Jüngere bekam regelrecht einen Schrecken, als er den feindseligen Blick in den dunklen Augen seines Gegenübers sah. Was war denn nun kaputt?

„Du willst also wissen, was los ist?“, fauchte er rum und schlug auf das Lenkrad, sodass die Hupe kurz anging, woraufhin Uruha erschrocken zusammenzuckte.

„Okay, ich sag dir, was los ist: Du!!!“

„Ich?“, kam es kleinlaut von Uruha, der gar nicht wusste, was nun los war.

„Ja, genau! Du hast letzte Nacht gottverdammt eine Grenze überschritten!“

Da fiel der Groschen. Ja, Aoi hatte recht, aber eigentlich hatte er nicht angenommen, dass ihm das alles so unangenehm war. Oder war es das nicht einmal? Er hatte einfach nicht nachgedacht, nur gehandelt. Gehandelt ohne Gefühle oder sonst etwas. Verstand? Fehlanzeige. Vielleicht war es der kleine Teufel, den Ruki in ihm erweckt hatte? Einfach probieren. Aber das schien wohl auch nach hinten losgegangen zu sein.

„Ja, war klar. Dazu hast du nichts mehr zu sagen!“, murrte Aoi, der seine Stirn nun auf dem Lenkrad bettete. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, wie fest er sich an das Steuer des Wagens geklammert hatte, während er gesprochen hatte. Eigentlich wollte er Uruha anschreien, ihn mit allen Schimpfwörtern belegen, die er kannte, aber er tat es nicht.

Wieder entstand eine Stille, die von dem Gedudel des Radios begleitet wurde.

Aoi hatte wirklich recht. Er würde sich ja selbst nicht einmal erklären können.

„Weißt du, Uruha…“ Aoi klang auf einmal wieder ganz gelassen. Seine Augen, soweit er das denn erkennen konnte, waren geschlossen.

„Ich habe gedacht, dass ich damit klarkomme. Du weißt es, nicht wahr?“

Der Honigblonde nickte, gab einen leisen Laut der Zustimmung von sich, was ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Fahrers zauberte.

„Darum also immer diese mitleidigen Blicke…“ Aoi schien regelrecht noch mehr in sich zusammenzufallen und Uruha jeglicher Reaktion beraubt. Seine Stimme war wie weg, andererseits wusste er eh nicht, was er sagen sollte. Aber der andere übernahm das für ihn.

„Ich bin in dich verliebt, ja und, ich kann nichts dafür. Ich hab es bis jetzt ertragen und auch jede Abweisung. Selbst wenn es beschissen war. Aber… es geht nicht mehr. Ich hoffe, dass du das verstehen kannst.“

„Das letzte Nacht…“, wollte es aus Uruha heraussprudeln, aber Aoi legte seinen Finger auf Uruhas volle Lippen, brachte ihn dadurch zum Schweigen. Auch sein direkter Blick trug wohl dazu bei.

„Da war nichts. Nichts, was irgendetwas ändern würde. Ich weiß, dass es bei dieser Sache kein Happy end geben wird“, langsam löste der Schwarzhaarige seinen Finger wieder von den Lippen des anderen.

„Eigentlich habe ich mich schon damit abgefunden, dass es nichts wird. Aber es bringt wirklich nichts, sich etwas einzureden oder zu warten oder es immer und immer wieder bei dir zu versuchen. Entweder man landet bei dir oder nicht. Ich tue es nicht.“

„Aber Aoi…“

„Nein, nichts aber. Ich will nicht mehr mit dir befreundet sein.“

Uruhas Herz schlug ihm bis zum Hals und er glaubte nur noch ein Rauschen in seinen Ohren wahrzunehmen.

„Ich komme mit unserer Freundschaft nicht mehr klar. Früher oder später geht es in die Brüche und nicht nur das. Ich will mich… neu verlieben. Mich auf jemand anderen einlassen und endlich dieses bedrückende Gefühl loswerden“, versuchte sich Aoi weiter zu erklären.

„Irgendwo gibt es wen, mit dem ich glücklich werden kann und… für dich gibt es auch jemanden. Ganz sicher. Aber ich muss erstmal von dir loskommen. Es tut mir leid, dass ich dir die falschen Gefühle entgegengebracht habe. Ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst.“ Aoi biss sich auf seine Unterlippe. Man sah ihm an, dass es ihm schwer fiel, diesen Schlussstrich zu ziehen.

„Bitte akzeptiere das. Ich brauche Zeit.“

Aoi nickte, mehr sich selbst zu, als dass es dem anderen galt. Er fühlte sich leer. Sein Kopf fühlte sich wie ein Vakuum an, auch wenn es sich anfühlte, als hätte er die richtigen Knöpfe zum reload gedrückt. Aber was das Schlimmste war, dieses bedrückende Gefühl in seiner Brust war immer noch da, vielleicht sogar stärker als je zuvor. Aber diesmal würde er dem nicht nachgeben. Er wusste schließlich, dass Uruha nichts für ihn übrig hatte und ihn auch nie lieben würde. Bevor er zum Spielzeug wurde und sich im Strudel des Selbsthasses und der Selbstverletzung wiederfand, musste er es jetzt beenden.

„Deswegen musst du mir doch nicht gleich…“, Uruha schluckte, „die Freundschaft kündigen.“

„Doch, sonst hört es nie auf. Geh jetzt bitte“, bat ihn Aoi. Er war ruhig, brachte es aber nicht übers Herz, den anderen anzusehen, auch wenn er dessen Blick auf sich spüren konnte. Es war Unverständnis, vielleicht sogar Verwirrung, die auf ihm lag, aber er wollte nichts zurücknehmen oder beschönigen. Es war die Wahrheit, die er gesprochen hatte und so fühlte er sich. Schatten sollte man nicht nachjagen und er wollte auch glücklich sein. Irgendwann einmal. Aber der erste Schritt war definitiv getan. Die Altlasten waren weg.

Nur langsam stieg Uruha aus dem Wagen aus. Nie hätte er gedacht, dass dieser Ausflug so etwas mit sich bringen würde. Sie hatten Spaß zusammen und konnten reden, verstanden sich und jetzt wurde er hier abserviert. Das Schlimmste aber war, dass er es doch nachvollziehen konnte. Nicht Aoi war es letztendlich gewesen, der zu weit gegangen war, sondern er selbst. Das hatte Uruha wohl nun doch seiner eigenen Blödheit zu verdanken.

Ziemlich hektisch schnappte er sich seine Sachen aus dem Kofferraum und drückte sie an sich. Als die Heckklappe zu war, dauerte es keine 5 Sekunden mehr und Aoi hatte den Motor gestartet. Kein Wort der Verabschiedung, nichts. Es tat weh, irgendwie tat es wirklich weh, so jemanden zu verlieren. Aber Uruha war schlichtweg überfordert mit der Situation. Er wusste nicht, was er hätte erwidern können, ohne alles nur noch schlimmer zu machen.

Selbst jetzt, als das Auto außer Sicht war, wusste er nicht, was er denken sollte. Er verspürte ein dumpfes Gefühl in seiner Magengegend. Das war alles. Aber das konnte auch von den Burgern kommen und nicht von dem, was hier gerade passiert war.

Der Honigblonde schluckte, bemerkte, wie trocken sich sein Hals anfühlte. Dann aber riss er sich los und schlurfte ins Haus. Hier stehen bleiben brachte nichts, reden brachte nichts, denken brachte nichts. Nicht einmal Worte wollte oder konnte er formulieren.

Für Uruha war es kein Leben mehr, es war ein existieren. Leben um zu funktionieren. Er verstand sich selbst nicht mehr. Was zum Teufel wollte er eigentlich?

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: Allen, die so fleißig weiterlesen und den neuen Freunden, die ich getroffen hab ^^

Kommentar: Eh… hab grad keinen blassen Schimmer, wie ich alles aufgeteilt habe >.< maah… und zu spät bin ich auch mit dem Hochladen, es sei mir verziehen. Man muss sich eben mal auf andere Dinge konzentrieren: Ruki ^.~ Jedenfalls wünsch ich viel Spaß beim Lesen ^^v
 

Light my fire
 

Chapter 5
 

Ignoranz war das Zauberwort, welches Uruha durch den Tag brachte. Okay, durch die nächsten 60 Minuten. Da sollte er schon ehrlich bleiben!

Er hatte gehofft, wenn er es sich nur lang genug einredete, dann würde sich alles ändern, erträglicher werden. Schließlich war er kein kleines Kind mehr. Freunde kamen, Freunde gingen. Das war der Lauf der Dinge. Akzeptanz! Er musste es nur akzeptieren, einordnen in ein Schema und dann wäre alles normal… Alles würde weitergehen. Es fehlte nur noch der gewisse Anstoß seines Gehirns, um die gebrauchten Botenstoffe auszuschütten, die ihm dann plausibel machten, dass alles, so wie es war, vollkommen in Ordnung war. Es galt nur noch herauszufinden, wie er sich selbst soweit bringen konnte! Scheiß Biologie! Aber so ließ Uruha wider seines sonstigen Verhaltens zu, dass seine Gedanken flossen, wie ein Bach durch die Berglandschaft. Kalt, aber unaufhaltsam Richtung Tal.

Stoisch starrte der honigblonde Junge den Tisch vor sich an. Bis in die Küche hatte er es geschafft nach seiner Ankunft und dieser Hiobsbotschaft, die sein so genannter Freund für ihn bereitgestellt hatte.

Ein Glas Saft hatte er auch vor sich und die Waschmaschine hatte er ebenfalls angestellt. Den lieben Zettel seiner Mutter mit einer Nachricht sowie dem Hinweis auf Kuchen im Kühlschrank hatte er gelesen. Die Post, die für ihn gekommen war, hatte er wahrgenommen.

Aber irgendwie war das alles nicht wichtig. Er kam sich gerade vor wie ein Sim. Genau das war es! Oben, in der rechten Ecke blinkte sicherlich ein Symbol eines namens- und geschlechtslosen Männchens hinter einem Fenster auf. Weggesperrt, einsam und allein. -20 Punkte, läuft ab in xx Stunden. Dein Sim fühlt sich einsam.

Auch jetzt konnte er seine Selbstironie nicht lassen. Wenigstens verlor er nie seinen Humor. Aber das alles war nicht gerade tröstlich in seiner Verfassung. Wie hieß es? Es ist hart, einen Freund zu verlieren? Klar ist es das, besonders, wenn man die Ansage direkt -bäm- in die Fresse bekam. Das, was Aoi ihm gesagt hatte, war mehr als nur ein Schlag ins Gesicht gewesen.

Vertrauen – weg!!!

Und warum das alles?

Gerade war Uruha einfach nur schlecht und er wollte sich selbst ohrfeigen. Leere überall in seinem Körper und das nüchterne Denkvermögen war auch blockiert.

Da waren Fragen in seinem Kopf, die er einfach nicht beantworten konnte. Er war sich doch immer treu geblieben, hatte Aoi auf Abstand gehalten und dann machte er so was. Ja, er wusste definitiv, was er getan hatte. Und DAS machte man definitiv NICHT mit einem Freund. Er war keine 15 mehr, wo man mit Freunden testete, wie es ist, jemanden des gleichen Geschlechts zu küssen oder eben mehr. Das, was er da mit Aoi getan hatte, war… dumm!

Nein, er konnte es drehen und wenden, wie er wollte. In seinem Kopf gab es keine logische Erklärung für sein Tun. Er war nicht besonders notgeil gewesen, geschweige denn total scharf auf Aoi oder in ihn verliebt. So viel getrunken, als dass er es auf den Alkohol hätte schieben können, hatte er auch nicht. Das wäre zu schön gewesen, eine willkommene Entschuldigung für seine eigene Blödheit. Aber es war scheißegal, wie er es drehte und wendete, alles entzog sich jeglicher Logik.

Uruha streckte sich, wobei seine Schultern ein unangenehmes, knackendes Geräusch von sich gaben.

Es hatte ihm gottverdammt gefallen! Die Sache mit Aoi war gut gewesen. Ein Gefühl, als könne er Bäume ausreißen, aber weit entfernt von unangenehm. Nicht einmal peinlich war es ihm. Eher natürlich… Genau das war es. Es war naturbedingt und er mochte es.

Jetzt hasste er sich.

Merke: Er war dumm, er war unzurechnungsfähig, er vergriff sich grundlos an seinen Freunden und bemitleidete sich letztendlich selbst, weil die ihm dann die Freundschaft kündigten. Okay, vielleicht sollte er das nicht verallgemeinern, aber mit Aoi hatte er diese Sache durch. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr musste er sich eingestehen, dass er Aois Körper so nah an seinem gemocht hatte. Zwar hatte er sich wohl oder übel auf andere Dinge primär konzentriert, aber sekundär waren eben doch dieses angenehme Gewicht gegen seine Brust, die kräftigen Lenden und die einlullende Wärme, die von Aoi ausgegangen war, da gewesen. Dinge, die er schätzte, die er mochte und brauchte, vielleicht auch suchte. Gefühlstechnisch hatte es gestimmt, auch wenn er seinen Freund regelrecht überfallen hatte, in dem Wissen, dass der mehr wollte, ihn vielleicht sogar liebte.

Fürs Protokoll: Er war nicht nur dumm, er war auch wissentlich grausam zu anderen.

Uruha versuchte sich zurückzuerinnern. So lange war das alles nicht her. Wie hatte er sich gefühlt? Gut natürlich, scheiß Frage. Das brachte ihn definitiv nicht weiter.

Aoi hin oder her, er fühlte sich von seinen Freunden unter normalen Umständen NICHT sexuell angezogen! Auch als er das mit Aoi getan hatte, war er NICHT hart. Das konnte Uruha definitiv sagen. Seine Brustwarzen hatten sich aufgestellt, er hatte sich eng an Aoi gepresst, seine Erregung selbst mit ausgekostet, aber sein eigener Körper war ruhig geblieben. War das jetzt gut oder schlecht? Sollte er Ruki anrufen?...

Lieber nicht! Seine Meinung kannte er -Testen!

Er hatte ja getestet und war nun unschlüssiger als zuvor. Toll hatte er das hinbekommen. Freundschaft kaputt, Aoi pissed, er selbstmitleidig! Perfekter Tag für einen Suizid…

Ach Quatsch. So was kam nicht in die Tüte. Aber herumsitzen und Nachdenken suckte auch!

Energisch stand Uruha auf, stemmte seine Hände in die Seiten.

Was nun?

Eine Drehung um sich selbst.

Kühlschrank…

Kuchen!

Au ja, Kuchen!

…Nein, kein Kuchen.

Er drehte sich weiter.

Telefon.

Ah ja… er könnte jemanden anrufen…

…Reita!!!!

Uruha verzog sein Gesicht. Den Gedanke führte er mal lieber nicht weiter. Wieder nur ein Zeichen dafür, dass er dumm war. Wieso denn nicht gleich Aoi anrufen?

Selbstironie!!

Missmutig nahm er seinen Saft und marschierte in sein Zimmer.

Sein Zimmer. Sein Reich. Seine kleine, heile Welt.

Voller Aoi!!!

Angewidert verzog er sein Gesicht. Das war schockierend!

Die Kollage, die er erst vor ein paar Wochen zu seinem Geburtstag bekommen hatte, starrte ihn an. Vorwurfsvolle Augen starrten ihn an. Aoi’s vorwurfsvolle, verletzte Augen. Verdammt… Freundschaften zerbrachen, okay, aber nicht so enge, feste Freundschaften.

Da hing das T-Shirt über dem Stuhl, welches Aoi auch hatte, unabhängig voneinander gekauft, komischerweise immer zu denselben Anlässen getragen.

Das Haarspray, gleiche Marke wie die, die Aoi benutzte.

Da lag noch eine DVD von ihm. Und die zehntausend und eine DVD, die daneben gestapelt lagen, hatten sie zusammen angesehen.

Aois Lieblingskissen, wenn er sich in sein Bett geschmissen und an die Wand gekuschelt hatte.

Aoi hatte sogar ein Lieblingsglas bei ihm und seine eigenen Essstäbchen.

Das Poster von der Autogrammstunde einer ihrer Lieblingsbands hing über dem Bett – natürlich waren sie zusammen dort gewesen.

Seine Lieblingssonnenbrille – zusammen mit Aoi gekauft.

Maskara – Empfehlung von Aoi.

Das Kabel seiner Gitarre. Ja, selbst das erinnerte ihn an Aoi. Warum? Weil er bei jedem Besuch mindestens einmal darüber gestolpert war.

Eine feine Gänsehaut zog sich über Uruhas gesamten Körper.

Uruha…

Nun traf ihn die Leere bewusst und mit voller Härte. Sogar seinen Spitznamen hatte er von ihm bekommen. Ohne Aoi gab es auch kein Uruha. Da war nur noch Kouyou.

Als wäre es erst ein paar Stunden her, erinnerte er sich an den Abend, als sie zusammen getrunken hatten. Sommer, viel zu warm und sie allein, besoffen. Aoi total blau und er selbst ja ach so „wunderschön“. Gott, war das dämlich. Aber es hatte sich durchgesetzt, seit Jahren.

Ungläubig schüttelte der junge Japaner seinen Kopf. Er machte sich wirklich noch verrückt und es brachte auch nichts, angewurzelt inmitten seines Zimmers stehen zu bleiben und nach Indizien ihrer Freundschaft zu suchen. Vorbei war vorbei.

So stiefelte er zu seinem kleinen Versteck und holte die Flasche mit der durchsichtigen Flüssigkeit heraus. Tequilla. Es folgten weitere Utensilien, die er aus der Küche holte und dann hockte er sich an den kleinen Tisch in seinem Zimmer, an dem er so oft mit Aoi gesessen hatte.

„Tja, sieht wohl nun so aus, als würd‘ ich die alleine leeren…“ Ehrfürchtig strich Uruha über die Fülllinie mit seinem Zeigefinger. Halbvoll – halbleer. Brüderlich geteilt mit Aoi. Wie konnte es auch anders sein?

Uruha gab sich einen Ruck und öffnete die Flasche, legte den kunstvoll gearbeiteten Deckel zur Seite und schenkte sich ein.

„Auf Aoi!“

Salz – Alkohol – Zitrone.

Uruha verzog sein Gesicht. Der Erste war immer der Schlimmste und er hatte das Gefühl, seine Geschmacksnerven wurden regelrecht von dem Salz, dem darauf folgenden Brennen sowie der Zitronensäure weggeätzt. Immerhin war das dumpfe Gefühl im Magen nun durch ein allgegenwärtiges Brennen ersetzt worden. Und so fand Nachschub den Weg in sein Glas.

Mit einem melancholischen Lächeln auf den Lippen wisperte er: „Auf ein Leben ohne Aoi!“
 

♥~~~
 

Donnerstag.

Freitag.

Samstag.

Sonntag.

Morgens.

Später Vormittag.

Mittag.

Früher Nachmittag.

Es klingelte an der Tür.

Nur schwerfällig erhob sich Aoi von seinem Bett und öffnete. Vorwurfsvolle Augen trafen ihn, aber gleichzeitig stieg ihm der Geruch von chinesischem Essen in die Nase.

„Komm rein, Ruki“, murmelte der Schwarzhaarige und trat zur Seite, um seinen Gast einzulassen. Die letzten Tage waren ruhig verlaufen. Zu ruhig und das wusste auch Aoi. Keine Telefonate, weder mit seiner Familie, noch mit seinen Freunden (den übrig gebliebenen) und seine sozialen Kontakte hatten sich auf ein einmaliges Einkaufen beschränkt, wurden nur durch den morgendlichen Blick in den Spiegel abgerundet. Und ja, er sah scheiße aus. Augenringe, unreine Haut, strähnige Haare, eingefallene Wangenknochen, gebrochenes Herz. Seine Wohnung spiegelte ungefähr die gleiche Atmosphäre wider. Dreckiges Geschirr, muffelig, herumliegende Klamotten, leere Flaschen, Müll, übervoller Aschenbecher.

Ruki war eigentlich ohne ersichtlichen Grund hier vorbeigekommen, was sich aber nun schlagartig änderte, als er einen Blick in die Küche warf. Aoi war noch nie der ordentlichste gewesen, aber das?

„Eh, ist irgendwas vorgefallen?“, wollte Ruki nun wissen und fand nur eine kleine Ecke auf dem Tisch, die Platz bot, um seine Tüte abzustellen.

„Ich dachte, du weißt Bescheid“, erwiderte der Schwarzhaarige. Er verschränkte seine Arme, lehnte sich an den Türrahmen von seiner kleinen Küche.

„Ich komm‘ gerade von Reita. Hab‘ Kätzchen gefüttert, Blumen gegossen und den Briefkasten geleert. Ich weiß gar nichts.“

„Er hat dir nichts erzählt?“, fragte Aoi weiter nach, gab sich aber nun doch einen Ruck und half Ruki, das Geschirr wegzuräumen. War schließlich sein Kram und der andere schien essen zu wollen, was ein Problem darstellte, da er keinen Teller mehr im Schrank hatte.

„Wer ist „er“?“, fragte der Braunhaarige nach und strich sich die Haare zurück. So ein Saustall aber auch.

„Uruha…“

„Eh… der war zwar am Freitag kurz mit mir bei Reita zu Hause, aber er war recht schweigsam, schien angeschlagen. Was ist vorgefallen? Ich weiß ehrlich nichts“, versicherte der Kleinere.

Eigentlich hatte Aoi vermutet, dass die Sache sich wie ein Lauffeuer verbreiten würde und alles auf ihn niederprasselte, weil er derjenige war, der die Freundschaft beendet hatte. Stattdessen hatten sie sich wohl beide zurückgezogen. Totschweigen war angesagt.

„…. beendet…“, brummelte der Schwarzhaarige in seinen nicht vorhandenen Bart.

„Was bitte?“ Natürlich hatte es Ruki nicht verstanden, weswegen er den anderen nun direkt ansah. Nochmals atmete Aoi tief durch. Es war fast schon so, als wenn er die Fähigkeit, sich zu artikulieren, verloren hatte. Vielleicht fehlte ihm der soziale Kontakt ja wirklich oder es lag daran, dass er es nicht nochmals aussprechen wollte.

„Ich hab‘ Uruha die Freundschaft gekündigt…“

Stille.

Nur Rukis ungläubiger Blick, der den von Aoi suchte, um zu erfahren, ob das gerade nur ein schlechter Scherz war. Er bekam es nicht einmal hin, eine Frage zu formulieren, stattdessen setzte sich Ruki erstmal. Das musste verdaut werden. Auch ein weiterer Blick zum Schwarzhaarigen machte es nicht besser. Der stand nach wie vor hilflos dreinblickend da.

„Okay… was ist passiert?“ Das war wohl die plausibelste Frage, die Ruki stellen konnte.

„Und komm gleich zum Punkt!“, warf er noch ein. Jetzt war die Unordnung nebensächlich geworden, genau wie das schwarze Loch in seinem Magen.

„Er hat mir verdeutlicht, dass aus uns nie etwas wird und darum habe ich den Entschluss gefasst ihn nicht wiederzusehen“, fasste es Aoi soweit zusammen, wie es ihm denn möglich war. So hatte er es sich zumindest plausibel in seinem Kopf zurechtgelegt. Doch auch diese Erklärung stieß wieder auf Unverständnis.

„Aber ich dachte, es wird. Ich meine, was ist mit dem Kuss?“

„Der war schön, aber sicherlich auch nur Fake.“

„War sonst noch was? Du kannst ihm doch nicht einfach die Freundschaft kündigen?“, fragte Ruki verzweifelt nach. Aoi lächelte leicht.

„Er kommt drüber hinweg. Er hat mir sogar auf den AB gesprochen und gesagt, dass er einwilligt, es dabei zu belassen und er für mich da ist, falls ich doch noch mal reden will. Klingt also ganz erwachsen. Kou macht das schon.“

„Und was ist mit dir?“ Ruki klang besorgt. Er war sich gerade selbst nicht einmal sicher, ob das wirklich Aoi war, der zu ihm sprach.

„Früher oder später werd‘ auch ich erwachsen. Frau… Kind… mal sehen. Da ist kein Platz für Uruha.“

Ruki stand auf, machte sich nun wieder ans Wegräumen der Sachen. Er war sich nicht im Klaren, was das denn bedeuten sollte. Jedenfalls klang das alles sehr merkwürdig.

„Die anderen wissen es auch noch nicht, oder?“, fragte er nach, während er heißes Wasser in die Spüle laufen ließ. Reita hätte es ihm 100%ig gesagt. Da war sich Ruki sicher. Aber das hatte er nicht.

„Ich denke nicht. Ich habe mit niemandem geredet.“

„Uruha scheint auch die Klappe gehalten zu haben.“ Das wurmte Ruki. Was war nur los? Irgendwie lähmte ihn die ganze Situation.

„Wie läuft‘s mit dir und Rei? Hat er sich mal wieder gemeldet?“

Der Braunhaarige ließ die Schultern hängen.

„Sorry, aber ich will grad echt nicht über Akira reden. Bei uns läuft es wie gehabt, aber das mit euch beiden will mir einfach nicht in den Kopf. Wieso jetzt?“ Ruki klang schon regelrecht verzweifelt und gestikulierte auch wie wild mit den Händen herum, wobei er ein paar der Schaumflöckchen, die an seinen Händen klebten, durch die Luft schleuderte.

Aoi stand auf und nahm ein Geschirrtuch zur Hand.

„Es ist besser so, glaub mir.“

„Nein, Mann! Glaub ich dir halt nicht! Was war los?“, fauchte Ruki schon etwas, was er auch an dem Geschirr ausließ. Da war der Ältere schon froh, dass nichts kaputt ging.

„Es war nichts weiter, okay? Ich sehe nur mehr in ihm als er in mir und ich will davon loskommen. Er will mich nicht als seinen Freund haben und ich war bescheuert, ihm so lange nachzulaufen. Du hast es doch selbst gesehen. Er weist mich immer ab. Auch als wir am Strand waren. Ist es nicht verständlich, dass ich irgendwann genug habe?“

„Aber es tut ihm doch leid!!!“ Wieder diese Verzweiflung. Ruki hatte wirklich Angst vor den Konsequenzen dieser Handlung.

„Ja, weil er Mitleid mit mir hat. Uruha ist ein herzensguter Mensch und sicherlich auch der wundervollste Partner, den es gibt. … wenn er nur erst mal selbst verliebt ist“, schob Aoi nach. Das leichte Lächeln auf seinen Lippen spiegelte wohl auch seine Enttäuschung wider. Da war wieder dieses Fünkchen Hoffnung in ihm, welches auch Ruki sehen konnte. Aber das war klar. Gefühle verschwanden nie so schnell, wie sie gekommen waren. Scheiß Realität mal wieder.

„Das ist sicherlich nicht nur Mitleid…“ Und das war pure Heuchelei. Das wusste nicht nur Aoi, das wusste Ruki selbst ebenfalls.

„Tut mir leid! Ich mag euch nur beide und da fällt es mir schwer, das zu akzeptieren, dass… es so auseinander geht“, versuchte sich Ruki zu erklären. Jeder der Menschen um ihn herum nahm einen bestimmten Platz ein. Er konnte sich ihre kleine Gruppe, Gefühle hin oder her, nicht getrennt vorstellen.

„Danke. Ich weiß das zu schätzen. Aber ist mein Fehler gewesen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Zurückweisung gehört einfach auch dazu. Es funktioniert nicht immer wie bei dir und Reita, auch wenn ich es euch von Herzen gönne.“

Ruki verzog wieder seine Lippen und blinzelte aufkommende Tränen weg.

„Ich könnt‘ trotzdem grad heulen. Ihr seid beide beschissen…“
 

♥~~~
 

Mit dieser Nachricht hatte Aoi wohl nicht nur Uruhas und sein Leben etwas komplizierter gestaltet, sondern auch das von Ruki versaut. Der saß wie auf Kohlen und zermarterte sich das Gehirn, wie er Amor spielen konnte. Streitschlichter würde auch helfen.

Aber ihm fiel nichts ein. Und Reita konnte und wollte er nicht fragen. So viel sprach dagegen.

Erstens, weil er im Urlaub war und ausspannen und sich nicht wie er hier den Kopf zermartern sollte. Zweitens hatte ihn Aoi darum gebeten, die Sache erstmal diskret zu behandeln. Als wenn er Rei oder Kai sofort angerufen hätte? Er kam doch selbst nicht damit klar. In seinem Kopf konnten sie sich alle nicht trennen, sich nicht streiten oder sich ignorieren. Das war fast so, als wenn man vor dem Traualtar stehen gelassen wurde. Nicht, dass er Erfahrung damit gemacht hätte, aber es versinnbildlichte seine Verzweiflung und Enttäuschung. Wobei Ruki im Moment wohl mehr verzweifelt war als alles andere.

Sein Hirn wollte keine ordentlichen Ideen ausspucken und die Stunden zogen sich wie Kaugummi. Noch nicht einmal über die kurzen Rückmeldungen seines Freundes konnte er sich wirklich freuen. Es wurde echt Zeit, dass Reita wiederkam und alle mal ordentlich zur Vernunft rief. Sein starker Freund würde das schon hinkriegen….

Nein, würde er nicht. Aber Rukis Hoffnung schwand immer mehr. Noch eine gottverdammte Woche, dann war Reita wieder da. Dann änderte sich alles sicherlich wieder. Das war wirklich der einzige Gedanke, an den sich Ruki noch klammern konnte. Seine Gedanken wurden sonst nur beherrscht von Aoi und Uruha, Uruha und Aoi, nur Aoi, nur Uruha und vor allem fragte er sich, wie es weitergehen sollte. Er selbst jedenfalls merkte jetzt schon, dass er keinem der beiden ein Vorrecht einräumen konnte, da er beide gleich viel mochte. War das nun fair oder ungerecht? Er wusste es selbst nicht.

Er wollte auch irgendwie nochmals mit beiden reden, aber er wusste, dass er die Füße stillhalten musste. Sie mussten von alleine kommen, auch wenn so ein klitzekleines Gesprächlein mit Uruha doch sicherlich nicht schaden konnte. Mit Aoi hatte er schließlich auch geredet. Ach verdammt…

Ruki verfluchte gerade alle sieben Milliarden Menschen auf der Welt…
 

♥~~~
 

Nur ein klitzekleines Gespräch. Wirklich nur so winzig klein, dass es gar nicht ins Gewicht fiel.

Letztendlich besah sich Ruki skeptisch den roten Schal, den sich der honigblonde Junge um den Hals geschlungen hatte.

„Ich kann auch nichts dafür, dass ich krank bin“, krächzte Uruha und schluckte schwer.

„Dass du aber auch nicht auf dich aufpassen kannst. Es ist das schönste Wetter und du liegst zu Hause mit einer Erkältung im Bett. Wieso rufst du denn nicht an?“

„Meine Mum war da und beim Doc war ich auch. Ich hab nur Ruhe gebraucht.“ Uruha hustete, was sich gar nicht mal so schlimm anhörte. Etwas blass sah er um die Nase schon noch aus, aber es schien ihm echt nicht so schlimm zu gehen. Da war wenigstens das Rätsel gelöst, warum es um ihn so still geworden war.

„Immerhin kommste mit zu Reita. Also kann es dir gar nicht mehr so schlecht gehen.“

„Tut’s auch nicht. Ich bin auf dem Weg der Besserung. Nur der Hals kratzt immer noch tierisch“, erklärte er weiter und lief neben Ruki her. Die laue Brise wehte durch seine dünne Jacke.

Bisher war noch kein Wort über diese Sache gefallen, aber irgendwie erahnte Ruki schon, dass Uruha ganz sicher wusste, dass er ihn nicht nur einfach so besuchen gekommen war um ihn mit zum Blumengießen zu schleppen. Das hatte er am Wochenende schließlich auch alleine auf die Reihe bekommen. Oder eben Aoi war dabei. Also ergab sich der Kranke nun seinem Schicksal.

„Warst am Wochenende denn alleine bei Rei?“, wollte er wissen.

„Jup.“ Ruki blickte kurz zu seiner Begleitung.

„Danach war ich noch bei Aoi.“ Na, wenn Uruha Ruki da nicht den Themenwechsel wie auf einem goldenen Tablett serviert hatte.

„So…“ Er tat erstmal alles recht nüchtern ab, auch wenn Uruha genau wusste, dass jetzt der etwas unangenehmere Teil des Treffens kam. Aber der honigblonde Junge war vorbereitet. Jedenfalls glaubte er das. Lange genug hatte er jedenfalls Zeit gehabt, um alles sich setzen zu lassen.

„Hm… Nun tu nicht so teilnahmslos. Ihm geht’s scheiße.“ Ruki schmollte.

„Wie sieht’s bei dir aus?“, fragte der Kleinere dann gnadenlos nach.

„Bin krank…“ Uruha schaute unschuldig drein. So unschuldig, wie es eben ging, wenn er seine Brille auf hatte. Merke: Wenn man krank ist, sollte man keine Kontaktlinsen tragen, da dies zu Entzündungen führen kann. Da Uruha dazu gelernt hatte, musste ihn seine Umwelt nun eben mal mit Brille ertragen, was auch nicht sonderlich schlimm zu sein schien, da sich eh keiner für das kranke Huhn interessierte außer seiner Begleitung.

„Ehrlich… So egal kann es dir doch nicht sein!“, hakte Ruki nun nach und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Nein, egal war es mir nicht. Wenn ich wirklich ehrlich sein soll…“ Der Größere hielt kurz inne, entschied sich dann aber doch dafür, dass er sich Ruki anvertrauen konnte.

„Ich hab‘ gesoffen, weil mir alles zu viel geworden ist. Erst nur wenig, einfach als Ablenkung. Am nächsten Tag dann wieder. Zwar nur Sekt, aber der hat reingehauen. Freitag dann wieder. Diesmal mehr, härtere Sachen, vieles durcheinander. Am nächsten Tag war ich krank.“

Holla. Diese Offenbarung erstaunte den kleinen Braunhaarigen nun aber doch ziemlich.

„Oi, das hätte ich nicht erwartet.“

Uruha zuckte mit seinen Schultern.

„Ich weiß halt auch nicht. Jetzt, wo er weg ist, da fallen mir die dümmsten Dinge ein, die wir zusammen gemacht haben und es ist schwer, es hinzunehmen, dass es eben vorbei ist und nie wieder so sein soll. Das kratzt schon an mir.“

„Welch Offenbarung.“

„Mach dich nicht lustig über mich, Ruki.“ Es folgte ein böser Blick zu dem Kleineren.

„Ja nee, sollte auch nicht böse sein. Also hängst du noch an ihm?“

„Was soll das denn heißen? Ich hab‘ ihn immer schon gemocht. Ich wusste halt nur nicht, wie ich dann mit seinen Avancen umgehen sollte. Er hat ja nicht mal gefragt und gleich gesagt, dass ich nur Mitleid für ihn übrig hätte und was weiß ich nicht alles. Was hätte ich da denn sagen sollen?“

„Da hast du recht.“ Ruki wuschelte sich durch die braunen Haare.

„Aber ehrlich: Bist du denn traurig darüber?“

Ohne zu zögern nickte der Größere.

„Ich vermisse ihn.“ Das musste er sich wohl eingestehen. Zwar sahen sie alle sich nicht tagtäglich, aber zu wissen, dass man irgendwo nicht mehr willkommen war und derjenige nichts mehr von einem wissen wollte, schmerzte. Zurückweisung war wohl eine der unangenehmsten Gefühlsregungen, die man verspüren konnte. Uruha jedenfalls mochte es ganz und gar nicht und das nagte an ihm, wo er doch selbst so harmoniebedürftig eingestellt war.

„Willst du noch mal mit ihm reden?“, fragte Ruki nach, als sie nun an ihrem Ziel ankamen.

„Wollen schon, aber ich trau‘ mich nicht. Ich… will es doch akzeptieren, dass er keine Freundschaft mehr will. Ich kann es ja nachvollziehen. Irgendwie jedenfalls…“ Da sprach wieder Mitleid aus Uruha, der aber stutzte, als Ruki auf einmal abrupt vor ihm stehen blieb und er regelrecht in ihn rein lief.

„Was ist los?“, wollte Uruha wissen und versuchte einen Blick über die Schulter des Kleineren zu erhaschen. Aber das brachte nichts. Was sah Ruki denn da?

Der aber riss sich los und rannte ein paar Meter weiter zu dem Gartenzaun, bei dem er sich schließlich ins Gras kniete. Uruha aber verstand noch immer nicht, was los war, bis er zu ihm herangetreten war und sah, wie Ruki ein kleines Fellknäuel in den Händen hielt.

„Ist es….“

Aber da kullerten schon die ersten Tränen.

„Nein, nicht Ruki!“, entkam es Uruha, der sich nun auch zu seinem Freund hockte und tröstend seinen Arm um die zierlichen Schultern legte.

„Nicht doch weinen…“, bat er den Kleineren, der sich über die Augen wischte.

„Warum ist es denn tot? Es ist doch noch so klein?“ Ruki holte hörbar Luft.

„Ich hab doch immer Futter hingestellt und… und… Wasser auch…“ Vorsichtig streichelte er über den zierlichen, leblosen Leib des kleinen getigerten Kätzchens in seiner Hand. Das Kleine passte da rein, war viel zu mickrig, wie er fand.

Tröstend legte sich eine Hand in seinen Nacken.

„Och Ruki, das ist nicht deine Schuld“, versuchte es der andere vorsichtig, aber Ruki drückte das leblose Tier auch schon an seine Brust.

„Komm schon, gib es mir und dann gehen wir rein und erledigen…“

„Nein, das Kleine bekommt einen Namen und wird dann ordentlich vergraben!“

Uruha blickte skeptisch drein, seufzte aber. Noch immer kullerten vereinzelte Tränen über Rukis Wangen. Vorsichtig legte er das Kätzchen in Uruhas Hände, der es sich nun auch besah. Niedlich war es schon, aber sehr viel tun konnte man da nicht mehr. Sehr lange schien es auch noch nicht tot zu sein. Ach Gott, das tat ihm leid…

Ruki hingegen stand auf und rannte zu dem kleinen Schuppen im hinteren Teil des Gartens, um dort nach einer Schaufel zu suchen.

„Uruha~~~ komm mal!!!!“, erklang Rukis Stimme, kaum dass er ihn hier zurückgelassen hatte. Vorsichtig legte er das Kätzchen auf die Wiese zurück und ging ebenfalls in den hinteren Teil des Gartens.

„Was los?“, fragte der honigblonde Junge nach, stutzte dann aber bereits, als er etwas um Rukis Knöchel herumschleichen sah.

„Kätzchen!“, verkündete der Kleinere und schon hatte er seinen neuen Freund auf dem Arm.

Ja, vor allem lebende Kätzchen, schoss es dem Älteren durch den Kopf.

„Ich seh‘s…“, erwiderte Uruha etwas unschlüssig über die ganze Situation.

„Vier Stück. Da sind noch zwei und dort hüpft auch noch eins herum.“ Na, da hatte Ruki die Gegend aber schnell abgenommen. Aber er hatte Recht. Schienen auch alle von einem Wurf zu sein und sahen fast so aus von der Farbgebung wie das tote Kätzchen im Vorgarten.

„Eh ja… Dann… geben wir ihnen jetzt gleich was zu futtern und zu saufen und dann sind sie wieder happy.“ Eigentlich klang Uruhas Vorschlag doch ganz passabel. Rukis Blick allerdings hätte töten können.

„Was?“, fragte der Größere nach.

„Das kannst du gediegen vergessen!!! Die lass ich nicht hier!!!“

Okay, da war sie wieder. Rukis Tierliebe schlug wieder zu.

„Gut, dann sammle sie ein und nimm sie mit nach Hause!“ Was sollte er sich denn da auch noch großartig einmischen? Ruki wollte sie retten, also konnten sie ja bei ihm bleiben. Doch da war wieder so eine seltsame Wandlung in dem Gesicht des Jüngeren.

„Geht nicht.“

„Wieso?“, hakte der Honigblonde nach.

„Meine Mutter hat eine Allergie. Eine mag vielleicht gehen, aber auf keinen Fall vier“, erklärte er und schmuste schon wie verrückt mit dem kleinen Fellbündel auf seinen Armen.

„Dann müssen sie wohl doch hier bleiben!“

„Mörder!!!“

Uruha zuckte zusammen. Ungläubig guckte er zu Ruki.

„Ich bin kein Mörder…“, sagte er halbherzig und legte seine Stirn in Falten. Was kam jetzt?

„Dann nimm du sie!“, forderte der Braunhaarige.

„Eh… no way… Ich wohne mit meinen Eltern in einer Mietswohnung. Da sind Tiere verboten. Selbst wenn ich wollen würde, ginge es nicht“, erklärte er Ruki ganz vernünftig, der nun aber nach einem weiteren Ausweg zu suchen schien, während er die Katze auf seinem Arm kontinuierlich streichelte.

„Reita ist nicht da…“

„Blitzmerker...“ Reiner Spott von Uruha.

„Aber der würde sie sicherlich behalten!“, murrte Ruki. Sein Freund war schließlich toll. War eben nur das Problem, dass er noch weg war.

„Ehm… Kai?“, fragte Ruki nach.

„Na der wohnt auch nur in ‘ner Mietswohnung. Keine Ahnung ob bei ihm im Apartment so was erlaubt ist. Aber gib dir keine Mühe, der ist bei seinen Großeltern“, klärte Uruha den anderen nun aber auf.

„Boahr manno, wieso sind alle weg?“ Das regte Ruki etwas auf, während er aber ein Küsschen von der Katze bekam, was ihn wieder etwas milde stimmte.

„Aoi?“, fragte Ruki hilfesuchend und Uruha zuckte mit den Schultern.

„Der ist da, sein zu Hause ist privat und keine Ahnung. Ich meine mich zu erinnern, dass die Leute, die über ihm wohnen, Katzen haben.“

„Perfekt!“

„Was ist daran perfekt?“

„Wir schaffen sie zu Aoi!“, weihte Ruki seinen Freund in seinen neuen Plan an. Uruha aber nickte ungläubig.

„Klar… der wird sich bei dir bedanken, wenn du vier kleine Katzenbabys bei ihm anschleppst.“

„Ist ja nur vorübergehend. Der ist nicht so herzlos wie du!“

Uruha verdrehte seine Augen, bekam aber sofort eine Schaufel in die Hand gedrückt.

„Los, buddle ein Loch und mach deine Gemeinheiten wieder gut! Du musst Nyan-sama vergraben und ich kümmere mich um den Rest.“

Kopfschüttelnd wandte sich der Ältere ab und nuschelte irgendwas, was klang wie ein „Jetzt ist er total verrückt geworden“. Dennoch begab er sich wieder in den Vorgarten und grub da ein kleines Loch für das tote Kätzchen, während Ruki ganz neue Energien an den Tag legte. In Windeseile hatte er die Blumen gegossen, den Briefkasten geleert, das gesamte Katzenfutter, was noch da war wieder eingesammelt und in seine Tasche befördert, anschließend noch einen großen Korb sowie eine Decke geschnappt und stand fix und fertig neben Uruha, der mit der sporadischen Beerdigung von, wie hatte Ruki sie genannt? Nyan-sama?, fertig war.

„Zufrieden?“, fragte Uruha nach.

„Na ja… Ich weiß schon mal, was du beruflich nicht machen wirst, aber zweckmäßig hast du deine Aufgabe schon erfüllt“, redete er es schön und ging nun zusammen mit dem anderen wieder in den Garten, um nun die vier anderen Kätzchen einzufangen.

„Das erklärst DU Aoi dann aber!“, stellte Uruha gleich mal klar.

„Klar, mach ich. Aber DU hilfst mir!“, beschloss Ruki, der nun wieder eines der Kleinen eingefangen hatte und in den Korb bugsierte.

„Wie helfen? Ich halt‘ doch schon den Korb und pass auf, dass niemand entwischt!“ Wie viel mehr Hilfe erwartete Ruki denn von ihm?

„Schon ein guter Anfang, aber du gehst mit zu Aoi. Gegen uns zwei hat er keine Chance. Mich allein könnte er knallhart rausschmeißen.“

„Du weißt aber schon, dass er mich nicht sehen will.“

„Genau darum ja!“, rief Ruki seinem Freund von etwas abseits zu, da er dort dann noch das letzte Kätzchen gefangen hatte. Das beförderte er anschließend ebenfalls noch in den Korb zu den anderen drei Kleinen und deckte die dünne Decke darüber, sodass sie nicht mehr so schnell entwischen konnten.

„Du bist manchmal echt…“

„Genial! Ich weiß!“ Ruki grinste freudig. Da waren die Tränen, die er anfänglich um das tote Tier vergossen hatte, anscheinend schon wieder fast vergessen. Uruha sah aber ein, dass er bei dieser Sache wohl oder übel den Kürzeren ziehen würde. Da half auch alles diskutieren nichts mehr und die Kätzchen waren eh schon eingesackt.

„Okay, dann lass gehen. Aber du erklärst ihm, dass alles auf deinen Mist gewachsen ist und ich daran vollkommen unschuldig bin!“

„Ja, ja…“

Hauptsache Ruki hatte mal wieder seinen Willen bekommen.

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: Allen, die Ruki auch so genial finden, wie ich ^^°°° (Ich liebe ihn einfach in diesem Kapitel ^^ Selbst wenn er failt, alle anderen sind Schuld XDD – wie im richtigen Leben auch XDD)

Kommentar: Na, bin ich nun wieder dabei Pluspunkte zu sammeln? Ah~~ Es tut mir immer noch leid, dass ich das letzte Mal so nachhing. Aber wenn man in einer anderen Zeitzone ist, da kommt man etwas durcheinander. Darum gibt es Kapitel 6 (im Übrigen von 9!) diesmal pünktlich.

Ansonsten hoffe ich, dass alle damit zufrieden sind. Mehr Aoiha… Viel zu viel Comedy und nicht ernstzunehmende Dialoge ^^°°° Und natürlich special thanks an meine Helferlein bei der Namensfindung. In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen und ich bin an Meinungen interessiert. Nun habt euch nicht so und schreibt einfach mal ein paar nette Zeilen ^.~

BGM: The social riot machines *airfxxking* <3~~~
 


 

Light my fire
 

Chapter 6
 

Das Klingeln hörte sich schon irgendwie bösartig an, wie Aoi fand. Konnte also nur Ruki sein. Kein anderer klingelte so penetrant. Also stellte er seinen Schokoladenpudding weg und ging zu der Tür, die er auch gleich öffnete. Sein Blick ging aber an Ruki vorbei und traf direkt Uruha. Er wusste nicht, was es war, aber sein Herz schien einen Aussetzer zu haben.

„Hey, Aoi, dürfen wir reinkommen?“

Wir! Genau das war das Problem an der ganzen Sache. Aoi hatte Ruki nach wie vor nicht angesehen, klebte eher an Uruhas entschuldigendem Blick. Also wollte er nicht einmal hier sein. Aber Aoi war auch nicht der Typ Mensch, der andere einfach so wegschickte. Selbst wenn ihm das gerade unangenehm war und das konnte man ihm problemlos vom Gesicht ablesen.

„Hm… klar.“ Es klang nicht so euphorisch wie sonst immer, wenn er Besuch bekam. Und auch als er zur Seite trat, klebte sein Blick am Boden. Nun musste er sich wohl oder übel seinem Schicksal ergeben und sich anhören, was die beiden denn wollten. Unter normalen Umständen wäre auch das kein Problem, aber er hatte Uruha die Freundschaft gekündigt und das nicht ohne Grund und Uruha hatte es auch angenommen. Warum tauchte er also mit Ruki hier auf? Er müsste doch wissen, dass sie das beide in eine unangenehme Situation brachte.

Hinter Uruha schloss Aoi die Tür wieder. Ein nicht zu deutendes Seufzen kam ihm über die vollen Lippen. Aber das brachte auch nichts und sich an der Unterlippe Herumzupfen ebenso nicht. Darum gab er sich schweren Herzens einen Ruck. Normalität! Selbst wenn es nur vorgespielt war.

„Was gibt’s denn?“, fragte der Schwarzhaarige, noch während seine beiden Gäste sich ihre Schuhe und Jacken auszogen. Uruha löste auch seinen Schal und hängte ihn auf.

„Wir haben einen Überfall auf dich vor!“, erklärte Ruki kurz und schob Aoi böserweise Richtung Wohnzimmer. Dabei ging er schon fast brutal vor.

„Nur Ruki! Ich hab damit nichts zu tun!“, warf Uruha noch ein. Er wunderte sich, dass Ruki den Korb mit ihrem Mitbringsel einfach so im Flur stehen ließ. Aber das hatte wohl so seine Richtigkeit. Im Korb schien sich gerade auch nichts zu tun und er würde sich sicherlich nicht in die Nesseln setzen und Aoi von den Katzen erzählen. Es war eh schon schwer genug, hier zu sein. Also wuselte der Honigblonde den anderen beiden nach. Kaum, dass er das Wohnzimmer betreten hatte, sah ihn Aoi wieder an und da fiel Uruha auch etwas an ihm auf. Er tippte sich gegen die Lippe und nickte dem Schwarzhaarigen zu.

„Is schick. Gefällt mir“, sagte er. Der Ring schlang sich eng um Aois Unterlippe und wirkte irgendwie auf seine Weise anziehend auf den honigblonden Jungen. Neu war das Piercing auf jeden Fall und nun schien auch Ruki darauf aufmerksam geworden zu sein.

„Oi, wann hast du dir das denn stechen lassen?“, wollte er wissen und die Kätzchen schienen ganz vergessen.

„Uhm, vorgestern“, erwiderte Aoi nur, dem die Fragerunde etwas unangenehm war. Da wusste er gar nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte. Das Kompliment von Uruha ging schließlich runter wie heißes Öl. Auch, wenn der es wohl nur sagte, um freundlich zu sein und nicht, weil er tiefergehende Gefühle für ihn hegte.

„Passt jedenfalls zu dir. Hm… da muss ich mir überlegen, ob ich nicht noch mal mit dir knutschen sollte.“ Auf Rukis Lippen lag wieder dieses teuflische Grinsen, welches er immer an den Tag legte, wenn er perfide Pläne schmiedete, an denen sonst keiner teilhaben sollte.

„Nimm Reita dafür.“ Okay, Aoi schien nach wie vor nicht gut aufgelegt zu sein, wenn die Gespräche sich in diese Richtung entwickelten. Aber das war wohl verständlich. Auch die Blicke, die er Uruha immer mal zuwarf, waren ziemlich komisch. Nichtssagend, um genau zu sein.

„Setzt euch erstmal. Will jemand von euch Schokoladenpudding? Ich hab welchen gemacht. Trinken hol ich auch gleich“, schlug Aoi vor. Er musste dringend Ordnung hier hineinbringen. Außerdem machte es ihn nervös, wenn Uruha hier herumstand und ihn ansah. Schließlich war er immer noch wütend. Nur konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob auf Uruha oder eben auf sich selbst.

„Ja, gerne“, warf Ruki ein und auch der Honigblonde nickte. Der Kloß in seinem Hals aber wuchs noch mehr an. Uruha blickte Aoi zurückhaltend an, als der andere ihn mit seinem Blick regelrecht festnagelte. Irgendwie war es ihm echt so, als sei er hier nicht mehr erwünscht. Jedenfalls war es für Uruha unangenehm, so angesehen zu werden und er verzog sich direkt zu Ruki mit auf die Couch, weg aus der Schusslinie.

„Wenn Blicke töten können…“, murmelte er so leise, dass es nur der Kleinere verstehen konnte.

„Quatsch nicht! Aoi ist wie immer. Das bildest du dir nur ein.“

So viel dazu. Vielleicht bildete er es sich wirklich nur ein und war angespannt wegen der ganzen Situation. Schließlich war er nicht ganz so unschuldig an dem, was alles gelaufen war. Nachdenklich beugte er sich nach vorn, blickte aber wieder zu Ruki.

„Wie willst du es ihm denn sagen?“, flüsterte der Ältere seinem Nebenmann zu, der nur mit den Schultern zuckte.

„Werd‘ ich sehen“, flüsterte Ruki zurück. Es war keine Berechnung. Nicht diesmal. Ruki schien wirklich keinen blassen Schimmer zu haben, wie er Aoi denn die Kätzchen unterjubeln sollte.

„Mein Held, ey…“ Uruha strich sich die Haare zurück, auch wenn er sie sich am liebsten gerade gerauft hätte. Ruki war echt klasse. Sie hockten schon in Teufels Küche und Ruki nahm auch noch freudig Anlauf, um in den Topf des Teufels zu springen.

„Was gibt es denn zu tuscheln?“, fragte Aoi nach und stellte jedem seiner Gäste ein Schälchen mit Schokoladencremepudding hin. Ruki lächelte daraufhin nur.

„Eigentlich nichts. Hab mich nur gefragt, ob das denn nicht wehgetan hat, das stechen zu lassen“, improvisierte der kleine Braunhaarige und klang dabei auch noch glaubhaft. Uruha zeigte einfach keine Regung. Er versuchte lieber Aoi anzusehen, ohne dass dieser ihn dabei ertappte und mit seinem Blick aufspießte. Die Stimmung zwischen ihnen war echt angespannt, auch wenn Ruki sich verhielt wie immer. Dem kam es sicherlich nicht so unangenehm vor, wie ihnen beiden. Er war ja auch nicht Teil des Schlamassels. Uruha hatte ja darüber nachgedacht, aber zu einem Ergebnis war er nicht gekommen. Zwischenzeitlich hatte er sich auch ernsthaft gefragt, warum er denn keine Gefühle hatte.

„Hn, schon. Hab auch ‘nen leichten Bluterguss gehabt, aber es gibt schlimmere Schmerzen.“

„Is das nicht eklig, so ‘ne Nadel einfach so durch…“

„Ruki, du hast dir dein Ohrläppchen in ‘ner Bahn durchgestochen. War das nicht auch eklig?“, konterte der Schwarzhaarige und Ruki verzog sein Gesicht.

„Das war was anderes.“

„Ich habe mir keine Nadel irgendwo durchgejagt!“, stellte Aoi klar. Durchjagen lassen traf es wohl eher.

„Ja, ja… schon gut. Aber tut es denn jetzt noch weh?“ Auf Streit war der Kleinste von ihnen nämlich nicht aus. Das war pure Berechnung. Er hatte schließlich noch seinen Geschenkkorb.

„Nein, geht schon wieder. Heilt alles und… geraucht hab ich auch und Milch getrunken und Obst gegessen. Alles voll der Müll…“ Aoi hatte es sich in seinem Sessel nun mehr oder weniger bequem gemacht. Seine Körperhaltung war immer noch angespannt und auf einmal blinzelte er fast so, als hätte er eine Fata Morgana gesehen. Das Problem war nur, dass diese durch mehrmaliges Augenblinzeln auch nicht wieder wegging. Da bewegte sich doch was.

„Was zum Teufel…“ Er richtete sich wieder auf und beugte sich nach vorn. Aber da schlich wirklich eine kleine Katze durch sein Wohnzimmer. Abrupt stand er auf, um zu gucken, wohin sie ging und folgte ihr ein paar Schritte, während die anderen beiden anfingen, ihre Schokocreme zu löffeln, solange es noch kein Donnerwetter gab. Dabei warfen sie sich aber fragende Blicke zu. Ratlosigkeit. Uruha jedenfalls war unschuldig, wie er selbst meinte. Schweigen war jetzt wohl die beste Lösung für ihn und auch Ruki schien diesen Weg als gerechtfertigt anzusehen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Dann aber, als noch eine zweite Katze auftauchte, schien bei Aoi der Groschen gefallen zu sein. So was kam schließlich nicht von allein.

„Wie kommen bitteschön zwei Katzen in meine Wohnung?“, wollte er wissen und stemmte seine Hände in die Hüften. Dabei hatte er sich vor seinen beiden schokoladencremelöffelnden Freunden aufgebaut, die ihn mit Unschuldsmienen ansahen. Unter anderen Umständen hätte das vielleicht sogar geklappt.

„Durch die Tür?“, fragte Ruki nach und schob sich noch einen Löffel in die Schnute.

„Schmeckt übrigens super!“, schob er gleich nach. Vielleicht ließe sich Aoi ja irgendwie ablenken.

„Durchs Fenster ja wohl kaum.“ Aoi murrte, blickte nach unten, als er einen leichten Druck an seinem Knöchel spürte. Unmittelbar blickten ihn zwei leuchtende Augen an und ein leises Schnurren war zu hören, als sich das Kätzchen an seinen Knöchel schmiegte. Das fand er merkwürdig. Nicht unangenehm, aber merkwürdig. Eigentlich war das ja total süß.

„Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?“ Aoi musste nun erstmal böse sein. Immerhin gab es hier noch was zu klären.

„Ruki war‘s!“ Das Klirren von Metall auf dünnem Glas war zu hören als Uruha sein Schälchen auskratzte. Aois böser Blick traf also den Kleineren.

„Na hör mal… Ich konnte sie doch nicht einfach so zurücklassen!“, verteidigte sich der Kleinere und klang total vorwurfsvoll. Aois Blick wanderte wieder zu Uruha.

„Er hat geweint!“, verteidigte sich der Größere und kratzte in aller Seelenruhe das Schälchen weiter aus. Aoi sah Ruki nicken, als er seinen Blick wieder zu ihm wandte.

„Und wieso seid ihr dann mit den beiden Katzen hier?“

„Vier!“, korrigierte ihn Ruki.

„Vier…“, plapperte Aoi nach und bekam weiche Knie, sodass er sich wieder setzen musste.

„Weil meine Mutter eine Allergie hat, Kai nicht da ist, genau wie Reita, und Uruha in ‘ner Mietswohnung wohnt. Du bist der ideale Katzenpapa“, erklärte es ihm Ruki mit zuckersüßen Worten.

„Du willst die hier lassen?“, fragte der Schwarzhaarige total entsetzt.

„Wie stellst du dir das vor? Ich habe… kein Futter, kein Katzenklo, keine Ahnung von diesen Tieren!!!“ So sah das nämlich aus. Aoi raufte sich die Haare. Da konnte sich sein Lieblingskätzchen so sehr an sein Bein schmiegen, wie es wollte. Das änderte gar nichts.

„Kein Ding. Futter hab ich dabei.“ Ruki schien ruhig und Uruha hatte sich dafür entschieden am besten erstmal die Klappe zu halten, dann konnte Aoi auf Ruki losgehen und er war nicht der Böse.

„Futter… und Katzenklo?“, fragte er weiter nach.

„Geh ich dann gleich noch kaufen und Streu auch.“ Auf den Lippen des Kleinsten legte sich schon wieder ein breites Grinsen.

„Also dürfen sie bleiben?“

„Nein!!!“

„Och bitte, bitte!!!“

„Nein!!!... Das geht nicht. Das ist wahnsinnig. VIER Katzen. VIER!! Ruki, du bist so… wie kommst du auf so ‘ne Idee?“, knurrte der Älteste schon regelrecht. Er hatte nie etwas mit Tieren am Hut gehabt und nun schlug Ruki hier gleich mit vier kleinen, chaosverbreitenden Kätzchen auf.

„Uruha, sag ihm, was passiert ist!“, holte sich Ruki nun Verstärkung. Eigentlich wollte sich der honigblonde Junge aus allem heraushalten und sah Ruki nun über den Rand seiner Brille hinweg an. Tja, wie sollte er da helfen? Er selbst war mit Tieren auch nicht so bewandert. Ihm reichte seine Pet-Pflanze. Aber Ruki meinte es an und für sich nur gut. Da musste man ihn unterstützen. So wanderte Uruhas Blick weiter und er schaute zu Aoi. Nun gut. Dafür war er ja dem Anschein nach mitgeschleppt worden.

„Nun ja, wir waren bei Reita. Ruki hat ein totes Kätzchen im Garten gefunden. Daraufhin hat er angefangen zu weinen. Alles war ganz schlimm! Ruki hat die anderen Katzen gefunden und kurzerhand eingesackt. Nun sind wir hier!“ Das war die Kurzfassung der Geschichte, nüchtern berichtet.

„Bitte, Aoi! Ich kann sie nicht zurückbringen. Da wären sie alleine und auf sich gestellt. Nur so lange, bis Reita wieder da ist, dann finden wir eine andere Lösung“, bettelte Ruki, während sich nun auch die anderen beiden Kätzchen aus dem Korb getraut hatten und sich neugierig im Flur der Wohnung umsahen, gleich mal die Schnürsenkel von Uruhas Boots malträtierten.

Aois Aufmerksamkeit wurde aber von einem merkwürdigen Geräusch auf sich gelenkt. Er schnippte wieder vom Sessel hoch.

„Kratzt die Katze da gerade meine Wand an? Ruki~~~“, fauchte Aoi und schnappte sich geschickt den Störenfried. So ging das aber nicht! Der Schwarzhaarige setzte ihn dann dem anderen kleinen Störenfried direkt auf den Schoß. Sollte Ruki mal sehen, wie er damit klar kam.

„Was sagst du?“ Der Braunhaarige setzte einen seiner liebsten Bettelblicke auf, während seine Finger wie von selbst über das seidige Fell streichelten.

„Nein, sage ich! Ruki, mit vier Katzen komme ich nicht zurecht. Die ruinieren mir die gesamte Wohnung! Die pissen überall hin, schmeißen Sachen runter, haaren alles voll!“

„Uruha und ich helfen dir auch!“

„Tu ich?“, warf der Honigblonde direkt ein. Nun wurde er schon wieder in ein perfides Spiel hineingezogen. Das missfiel ihm etwas. Genau, wie Ruki sein Einwand zu missfallen schien, was darin endete, dass er Rukis Ellenbogen nicht gerade sanft in die Seite bekam.

„Klar, wir helfen Aoi beide!“ Der Tonfall beinhaltete ein „ob du nun willst oder nicht, ich zwing dich eh“. Also brachte ein Widerspruch auch nichts und das wusste Uruha.

„ Ist schließlich nur bis Sonntag. Dann regeln wir das“, bettelte Ruki weiter und warf einen Blick auf die Uhr. Das Kätzchen, welches er auf dem Schoß hatte, schob er weiter zu Uruha ab und ging wie von der Tarantel gestochen in den Flur, wo er sich anzog.

„Was ist denn nun kaputt?“, fragte der Schwarzhaarige verwundert über die Flucht des Braunhaarigen.

„Ich geh‘ ein Katzenklo und alle anderen notwendigen Dinge kaufen. Uruha hilft dir!“, rief Ruki den beiden noch zu und dann fiel die Tür auch schon ins Schloss.

Skeptisch wechselten die beiden Zurückgebliebenen einen Blick. Nun waren sie alleine. Ob das nun gut oder schlecht war, wusste Uruha nicht. Er traute sich auch nicht wirklich, etwas zu dem anderen zu sagen. Es war eben immer noch komisch zwischen ihnen, auch wenn er leider zugeben musste, dass er Aoi ziemlich vermisst und er fast schon Gefallen an der Diskussion zwischen Ruki und Aoi gefunden hatte. Es war eben annähernd schon wieder wie vor ihrer kleinen Aussprache gewesen.

„Kennst du dich denn mit Katzen aus?“, fragte Aoi dann aber resignierend nach. Nachdenken brachte gerade nichts. Hier liefen vier kleine Terrorkätzchen herum, die es galt, bei Laune zu halten.

„Nein, so rein gar nicht. Ruki kann einfach nicht anders. Sei ihm nicht böse“, bat der Größere und setzte das Kätzchen auf dem Boden ab.

„Bin ich ja nicht mal. Nur überfordert…“, jammerte Aoi und besah sich das Kätzchen, was schon wieder an seinem Knöchel klebte. Unglücklich dreinblickend strich er sich die schwarzen Haare zurück.

„Ich kann dir… ein bisschen helfen, wenn du willst.“ Das klang schon wieder so erbärmlich. Sie waren doch eigentlich Freunde. Na ja… Bis Aoi ihm eben die Freundschaft gekündigt hatte. Ob das immer noch stand? Aber so gesehen konnte er ihn ja auch rausschmeißen. Und das wiederum tat er ja nicht.

„Haben sie denn wenigstens schon Namen?“

Uruha schüttelte seinen Kopf.

„Bisher noch nicht. Nur das tote Kätzchen hat Ruki „Nyan-sama“ genannt. Danach sind wir gleich hierher.“ Der Größere zuckte mit den Schultern, stand dann aber von der Couch auf.

„War im Übrigen lecker. Danke.“ Der Jüngere deutete auf das leere Schälchen. Gott ey, es war so komisch zwischen ihnen. Das war fast schon nicht mehr zum aushalten.

„Hm, ich dachte, ich probier‘ es mal. Ist… etwas viel geworden. Ich hab‘ noch, wenn du noch was willst.“

„Nein, nein, im Moment nicht.“

Aoi nickte unschlüssig. Anscheinend wusste er auch nicht sehr viel mit dem anderen anzufangen. Im Moment jedenfalls nicht. Er sah Uruha nur nach, der durch den Raum schlenderte. Umso dankbarer war er ihm aber, als er eines der Kätzchen von seiner Gardine fischte.

„Na, na… Rumgeklettert wird hier nicht“, ermahnte er den kleinen Flauscheball und legte ihn sich auf den Arm. Dann ging er raus in den Flur, wo sich die anderen beiden Kätzchen noch aufhielten. Schnell sammelte er sie alle ein und setzte sie wieder in den Korb.

„Was machst du denn da?“

„So haben wir sie besser unter Kontrolle. Und ich würde sagen, wir füttern die Kleinen erstmal“, schlug Uruha vor und reichte dem anderen den Korb mit der heißen Ware, den Aoi sich auf den Schoß stellte. Nun konnte er sich seine drei neuen Mitbewohner ansehen, während Uruha auch noch den Vierten im Bunde hochhob und auch dazu setzte. War etwas schwierig gewesen, da sich das Kleine an Aois Hosenbein festgehalten hatte.

„Na, da hat aber jemand schon einen Narren an dir gefressen“, stellte Uruha fest und schenkte Aoi ein herzliches Lächeln, woraufhin der andere auch schmunzeln musste.

„Hm… vielleicht sind sie ja doch nicht so schlecht.“ Dann war er jedenfalls hier nicht mehr so alleine mit seinem Liebeskummer.

„Wie alt sind sie überhaupt?“, fragte der Ältere nach und lief samt Körbchen seinem Besuch in die Küche nach, wo Uruha einen kleinen Behälter suchte, in den er das Futter füllen konnte.

„Hn… ich denk‘ mal nicht, dass sie schon so alt sind. April?... Ist das nicht generell die Zeit für Kätzchen?“ Uruha hatte eben auch keinen blassen Schimmer, womit er nicht alleine war.

„Heißt das nicht immer Maikätzchen? Also, zwei, drei Monate?“, vergewisserte sich Aoi und stellte den Korb auf dem Küchentisch ab.

„Denke ich mir mal.“ Der Größere hantierte in der Küche herum, während Aoi ein Auge auf seine Katzenkinder hatte. Sie waren ja niedlich, solange sie keinen Scheiß anstellten.

„Die sehen ja sogar unterschiedlich aus“, stellte er dann fest und beobachtete, wie zwei schon wieder türmen wollten.

„Nichts da, hier geblieben“, sagte er und stupste sie zurück in den Korb. Etwas unbeholfen landeten sie auf ihrem Hosenboden und miauten. Anscheinend ging ihnen das gegen den Strich.

Dann aber stand Aoi auf und schloss die Küchentür. Offene Türen waren nun erstmal ein Tabu. Als er zurück ging, stellte er sich hinter Uruha, um einen Blick über seine Schulter zu werfen und um zu sehen, was er da denn genau machte. Roch ja nicht so lecker der Matsch, den er da zubereitete.

„Na? Mal probieren?“, scherzte der Honigblonde und drehte seinen Kopf zur Seite, nur um zu sehen, wie Aoi sein Gesicht verzog. Seine Nähe jedenfalls war ihm nicht unangenehm, eher erwünscht, wie er selbst gerade bemerkte.

„Nein, von deinen Kochkünsten halte ich nichts!“

Eigentlich wollte Uruha Aoi vorwurfsvoll angucken, aber als ihn sein Blick traf, blieb ihm jeglicher Kommentar im Halse stecken. Er merkte lediglich… das wusste er selbst nicht. Es war wie vor Prüfungen. Aufgeregt. Ja, so was in der Art. Aber warum war er aufgeregt?

Er riss sich zusammen und löffelte noch etwas von dem Katzenfutter in das Schälchen, um es dort zu zermatschen und eine Art Brei daraus zu machen. Und Aoi verzog sich zum Glück wieder zu den Katzenkindern. Mann, war das schon wieder merkwürdig. Das hätte echt nicht sein müssen. Mit dem Rücken zu Aoi gewandt stellte er das Futter nun auf den Boden ab und ging zu dem Korb.

„Dann wollen wir mal“, überspielte er seine verqueren Gedanken und auch der Schwarzhaarige schien nicht an einer Erklärung seines Verhaltens interessiert zu sein. Ein Kätzchen nach dem anderen setzte Uruha schließlich auf den Boden, während Aoi zusah, wie sie langsam über den Boden Richtung Fressen schlichen. Die grundlegenden Dinge schienen ihnen also nicht fremd. Hauptsache es gab was zu futtern.

„Wir sollten sie durchnummerieren. Dann wäre es einfacher“, scherzte Aoi , der die vier Kleinen ebenfalls beobachtete. Eigentlich war das ja ganz süß, wie sie über die Fliesen in seiner Küche tapsten, sich erst an den ungewohnten Untergrund gewöhnen mussten. Aber kaum, dass einer den Weg gefunden hatte, folgten auch die anderen und es dauerte nicht lange und man hörte, wie die Kätzchen sich lautstark über ihr Futter hermachten. Das entlockte auch Uruha ein leichtes Lächeln. Dann aber setzte er sich auf einen Stuhl und blickte etwas unsicher zu dem Älteren. Die kleinen Quälgeister waren schließlich vorerst versorgt. Also konnte Uruha ja mal lieb antesten, ob Aoi nach wie vor so gegen Haustiere war.

„Sie sind doch eigentlich ganz niedlich. Vielleicht… tut dir ja etwas Abwechslung gut und du wärst hier dann nicht so alleine.“ Uruha meinte sich zu erinnern, dass sich ihr gemeinsamer Freund oftmals beschwert hatte, immer alleine zu Hause zu sein.

„Das hatte ich aber eigentlich nicht gemeint damit.“ Der Schwarzhaarige runzelte seine Stirn, beobachtete die Kätzchen dennoch weiter mit einem verträumten Blick. Niedlich. Kleiner Körper, großer Kopf und diese riesigen Augen. Er merkte schon, dass er immer mehr den Kleinen verfiel.

„Ich glaube, ich leide am Kindchenschema“, sagte Aoi mit einem leidenden Gesichtsausdruck, was bei Uruha allerdings nur Zufriedenheit auslöste.

„Meldet sich da etwa dein Beschützerinstinkt?“, stichelte der honigblonde Junge und überschlug seine Beine. So langsam schien sich die Stimmung zwischen ihnen wieder etwas zu legen und sie konnten einigermaßen normal miteinander umgehen. Aber gerade berührten sie sich auch nicht und so hatte Uruhas Blutdruck auch keinen Grund, wie eben in die Höhe zu schießen. Ob es ihm nun unangenehm gewesen war oder aus reiner Rücksicht. Er wusste es selbst nicht, was da in ihn gefahren war.

„So ähnlich. Vielleicht ist es wirklich nicht so verkehrt eins zu behalten.“

„Drei!“, warf Aois Besuch ein, woraufhin er direkt seine Stirn runzelte und den anderen fragend ansah.

„Wieso drei?“, wollte er wissen. Der Jüngere lächelte.

„Ich dachte, wir verhandeln. Dann würden wir einen Kompromiss eingehen und du würdest zumindest zwei behalten.“ Das klang doch logisch, oder nicht? Uruha jedenfalls fand schon, dass Aoi ruhig mal einen Kompromiss eingehen konnte, wenn das zwischen ihnen schon so kompliziert war. Aber vielleicht war Aoi früher oder später auch bereit, mit ihm einen Kompromiss zu schließen. Oder vielleicht taten sie das gerade auch mit ihrem neutralen und verspannten Zusammensein in der Küche des Älteren.

Aoi jedenfalls nickte anerkennend. Das war mal wieder so typisch.

„Zwei“, willigte der Schwarzhaarige schließlich ein und besah sich Uruha, der wohl auch zufrieden gestimmt war. Irgendwie machte es ihn glücklich, Uruha lächeln zu sehen. Das hieß, er war glücklich und das, obwohl er gerade bei ihm war.

„Die anderen beiden könnt ihr dann an Reita abschieben“, philosophierte Aoi einfach nur aus dem Grund, weil er ihr Gespräch nicht zum Erliegen kommen lassen wollte. Schweigen wäre schlecht, würde ihn nur wieder zum Denken anstacheln, wo er es doch gerade so genoss, Uruha bei sich zu haben. Eigentlich hasste er ihn dafür, dass er ihn eben nicht liebte, aber der radikale Entzug hatte ihn schier wahnsinnig gemacht. Ihn nun hier zu sehen und zu merken, dass sich nichts verändert hatte, sie nur versucht hatten, dem anderen möglichst nicht weiter auf den Schlips zu treten, beruhigte Aoi. Vielleicht war das auch ein Zeichen dafür, dass sie einander eben doch wichtig waren. Aber es zeigte ihm auch, wie schwer es doch war, seine Liebe zu ihm aufzugeben.

„Ruki schafft das. Der hat wohl den besten Draht zu Reita.“

Und da waren sie wieder. Sie redeten über andere. Oder eher über zwei Menschen, die sich besser einfach nicht hätten verstehen können. Wie immer hörte Aoi die Sehnsucht in den Worten des anderen. Er wusste, dass Uruha nicht gern allein war und gerne auch solch eine Vertrautheit zu jemandem spüren wollte - Liebe, keine Freundschaft-, aber das lag nicht in seiner Macht.

„Reita könnte es dir auch nicht abschlagen. Er ist eben durch und durch ein guter Mensch. Nicht so neurotisch und narzisstisch veranlagt wie ich.“ So sah es aus. Und der Blick des Jüngeren verriet ihm auch, dass er sowas von Recht hatte und sein Charakter daran schuld war, dass er einfach nicht bei ihm landen konnte.

„Du bist auch ein guter Mensch. Immerhin konnten wir dir auch zwei Kätzchen an die Backe labern.“

Okay, das erstaunte Aoi nun wirklich. Vor allem weil die Worte ehrlich klangen. Das war ein Kompliment, oder? Jedenfalls schlug sein Herz ziemlich heftig in seiner Brust.

„Willst du dir dann nicht vielleicht doch schon mal Gedanken machen wegen zwei Namen?“, schlug Uruha vor und verschränkte seine Finger miteinander.

„Such‘ du aus!“, murmelte Aoi aber und stellte fest, dass eines der Kätzchen mit Fressen fertig war und nun den Blickkontakt zu ihm suchte. Verwirrt, was das Tier denn wollte, sah er es an und zuckte zusammen, als es die Vorderpfoten an seinen Unterschenkel stemmte.

„Ganz schön neugierig…“ Dennoch nahm er das kleine Fellknäuel hoch. Er war erstaunt darüber, wie leicht das Kätzchen doch war.

„Nenn es „Cookie“…“

„Wie einen Keks?“, fragte der Ältere nach und musste lachen. Dann aber hob er das Kätzchen in seiner Hand hoch und positionierte es so, dass seine Nasenspitze fast die des Kätzchens berührte.

„Na, willst du Keks heißen?“, fragte er fast schon glucksend nach. Da er keine Antwort bekam, drehte er das Kätzchen um, sodass es Uruha ansehen musste.

„Willst du, dass es Keks heißt? Bist du dir da ganz sicher?“ Vorwurfsvoll blickte Aoi seinen Gast an, der aber anfing zu lachen und ihm das Kätzchen geschickt einfach aus der Hand nahm. Es störte ihn aber nicht, dass sich ihre Hände dabei berührten. Viel zu sehr war er mit dem Familienzuwachs beschäftigt.

„Hör‘ gar nicht auf den. Der ist verrückt. Du heißt „Cookie“. Das passt zu dir. Aber pass auf, ich hab‘ gehört, dass Aoi Kekse mag. Der frisst dich sonst noch auf!“, begann Uruha ein Zwiegespräch mit dem Kätzchen, das wohl gar nicht wusste, in was es da hineingeraten war. Aoi aber führte seine Hand zu seinen Lippen, berührte die Stelle, die kurz zuvor die Hand des Honigblonden gestreift hatte. Verrückt also. Wenn Uruha nur annähernd verstehen würde, wie verrückt er doch nach ihm war.
 

♥~~~
 

Uruha kniete auf dem Teppich in Aois Wohnzimmer und wuschelte mit seiner Hand über den Bauch eines Kätzchens, ließ sich dabei die Hand regelrecht von den kleinen Pfötchen mit den spitzen Krallen malträtieren.

„Na los, greif an…“, versuchte er das Kätzchen etwas anzuheizen. Er hatte sichtlich Spaß mit seinem kleinen Gefährten, während zwei andere sich in den Korb verkrümelt hatten und auf der Decke schliefen. Aois bereits auserkorener Liebling war auf seinem Schoß eingepennt und hielt ihn mehr oder weniger dort gefangen. Aber Aoi störte sich daran nicht, da er eine gute Sicht auf Uruha hatte, der sich mit dem Kätzchen vergnügte. Außerdem beruhigte es, dieses warme, zusammengerollte Tier auf dem Schoß zu haben, was stetig atmete, wobei sich der Bauch hob und wieder senkte. Das verführte einfach dazu, seine Finger in dem weichen Fell zu vergraben, was Aoi auch kontinuierlich tat und das Fell streichelte. Wenigstens einer ließ sich von ihm streicheln und sandte schnurrende Geräusche aus.

„Was hast du in den letzten Tagen eigentlich gemacht?“, fragte Aoi dann aber einfach aus einer Laune heraus und der andere sah auf. Oh, ein Gespräch. Nachdem sie die Küche verlassen hatten, war es schließlich eher still gewesen und Ruki hatte sich nach wie vor nicht blicken lassen. So langsam glaubte Uruha, dass das totale Absicht war.

„Nicht viel, wenn ich ehrlich bin. War krank… Bin noch krank. Ich muss nachher auch noch mal zum Doc. Hab ‘nen Termin und er will checken, ob das Antibiotika angeschlagen hat oder ob ich es noch eins, zwei Tage länger nehmen soll“, erklärte der Angesprochene und wuschelte weiter das Kätzchen durch, das nun versuchte, sich in Uruhas Fingerknöchel festzubeißen. Natürlich nicht mit allzu viel Erfolg. Dennoch waren die kleinen Zähnchen spitz und hinterließen kleine Abdrücke in der Haut des honigblonden Jungens.

„Aber geht wieder?“

„Doch, schon. Hals kratzt noch, aber ansteckend bin ich wohl nicht mehr.“ Zumindest hoffte Uruha das.

„Wie spät haben wir es eigentlich?“, fragte er weiter nach.

„Gleich 5. Ruki ist echt lange weg…“, stellte Aoi fest, woraufhin Uruha nur nicken konnte. Das hatte er selbst auch schon festgestellt.

„Ich hoffe, er beeilt sich. Aber ich denke, er muss mit der Bahn fahren“, spekulierte der Honigblonde.

„Das kann dauern…“ Aoi rollte mit seinen Augen.

„Ich muss auch gleich los, damit ich pünktlich bin“, erklärte Uruha. Bei Aoi vergaß er eben doch ganz gern mal die Zeit. Selbst wenn zwischen ihnen eine komische Stimmung herrschte und sie bei Weitem nicht mehr so unbeschwert miteinander umgehen konnten, mochte er es, bei Aoi zu sein. Einzig, dass sie immer wieder auf ein Neues mit ihren Gesprächsthemen umeinander herumtänzelten, um bloß nichts zu sagen, was dem anderen zu nahe trat oder falsch verstanden werden könnte, gestaltete es etwas komplizierter. Aber unmöglich war es nicht und bisher hatte es Uruha auch gern in Kauf genommen.

„Kann man dich denn schon mit deinen neuen Mitbewohnern alleine lassen?“, scherzte Uruha und sah grinsend nach oben. Nun kniete er sich bequemer hin, damit er Aoi ansehen konnte. Das hieß auch eine kleine Pause für das Kätzchen, welches allerdings angespannt auf einen weiteren Angriff der Hand wartete und bereit für einen Gegenangriff lauerte.

„Solange sie schlafen, ist das kein Problem… hoffe ich.“ Aoi klang echt nicht so begeistert und setzte sein Kätzchen neben sich auf die Couch. Verschlafen gähnte das kleine Ding, ging eine Runde um sich selbst und legte sich dann wieder hin.

„Ich bin gespannt. Wenn du Hilfe brauchst, dann ruf einfach an“, bot der Größere an, zuckte aber zusammen.

„Hey, das hat wehgetan. Du freches Ding!“, schmollte er und entzog dem getigerten Kätzchen nun schmollend seine Hand, auf die es sich ohne Vorwarnung gestürzt hatte.

„Wenn sie dich aber zerfleischen, bist du auf dich alleine gestellt“, stellte Uruha klar und zeigte Aoi seine zerkratzte und zerbissene Handfläche vor, der dafür nur ein leichtes Lächeln übrig hatte.

„Ich habe Pflaster da. Soll ich dir vielleicht eine Binde drumwickeln?“, bot der Schwarzhaarige an. Er wollte ja nur helfen, auch wenn das wohl nicht so ernst gemeint war und so fasste es Uruha auch auf.

„Nein. Diesmal überleb ich es noch so. Aber stell den Erste-Hilfe-Kasten bereit. Der Tag ist noch lang und wenn Ruki so lange auf sich warten lässt…“ Der Honigblonde wippte mit seinem Kopf hin und her, stützte sich dann aber auf seinem Knie ab und stand auf, bereit, zu gehen und das merkte auch Aoi. Aufbruchsstimmung. Aber da konnte man nichts machen, auch wenn er seinen Liebsten nur ungern gehen ließ.

„Okay, dann bring ich dich mal zur Tür und hoffe das Beste für mich.“

Gesagt, getan. Die Kätzchen wurden vorsichtshalber im Wohnzimmer eingeschlossen und Aoi schickte ein paar Stoßgebete gen Himmel, dass sie nichts anstellen würden, solange er nicht im Raum war und auch eigentlich nicht, wenn er im Raum war.

Während sich sein Gast abreisebereit machte, schwiegen sie sich an. Sehr viel hatten sie eben nicht zu bereden, was angenehm wäre. So war das eben, wenn die Gesprächsthemen ausgingen und eigentlich noch Dinge geklärt werden müssten. In Aoi wuchs der Drang, Uruha wenigstens zu umarmen, immer mehr. Er wirkte so verdammt anziehend auf ihn, dass er sich schon selbst verfluchte. Aber sein Herz schlug nunmal höher, wenn der andere bei ihm war, ihn nur ansah. Aber solche biologischen Abläufe waren Uruhas Körper anscheinend total fremd. Der schien die Ruhe selbst zu sein, wie routiniert er sich die Jacke richtete und den Reißverschluss zuzog. Da saß jeder Griff und kein bisschen Reue war zu sehen, dass er ihn jetzt schon verließ. Wäre es nach Aoi gegangen, dann hätte er gar nicht mehr gehen müssen. Aber nach ihm fragte hier ja niemand und nun war die Zeit gekommen. Uruha schlang sich seinen Schal um den Hals und dann trat er aus der Tür hinaus, während sich Aoi lässig gegen den Türrahmen lehnte. Lässigkeit, aber die war auch nur da, um seine wahren Gefühle zu überspielen. Er schien sichtlich überforderter mit allem zu sein. Ob das wirklich nur an den Kätzchen lag?

Uruha drehte sich nochmals zu ihm um, lächelte, aber dann traf ihn die Woge der Unsicherheit, die von dem Schwarzhaarigen ausging. Der versuchte auch sehr auffällig seinem Blick auszuweichen. Also doch nicht die Kätzchen. Da waren ihre Probleme also wieder. Das zog selbst Uruha nach unten. Gefühle waren schon verletzt worden. Das war das, was Ruki zu ihm gesagt hatte und das konnte Uruha nun auch deutlich in seinem gegenüber sehen. Da konnte er auch nicht leugnen, dass er nicht der Grund der ganzen Misere war. Nur wollte er sich davon jetzt nicht runterziehen lassen.

So legte der Größere einen Finger sachte unter Aois Kinn und drückte sein Gesicht mit sanfter Gewalt nach oben. Dann aber zog er seine Hand wieder zurück. Vielleicht war solch eine Berührung zu vertraut? Zu intim?

„Sag mal, Aoi…“ Uruha schien noch zu überlegen, wie er es denn formulieren sollte, aber dann hatte er wohl die passende Frage parat.

„Sind wir nun eigentlich wieder Freunde?“, wollte der Honigblonde wissen und sah abwartend in die dunklen Augen des anderen. Keine Reaktion. Aber hinter Aois Stirn schien es zu arbeiten. Trotzdem dauerte es gefühlt Stunden, ehe Aoi schließlich zurückhaltend nickte. Doch das schien schon genug zu sein, um ein zufriedenes Lächeln auf Uruhas Lippen zu zaubern.

„Danke“, hauchte er nur, aber dann verspürte er einen Ruck. Irritation. Ohne Vorwarnung hatte Aoi ihn an seinem Schal nach vorn gezogen und drückte nun seine Lippen gegen die des Größeren. Er war sanft und fordernd zugleich, aber in diesem Falle überwog deutlich die Zärtlichkeit, die in diesem Kuss lag. Uruha blinzelte dennoch verwundert, konnte oder wollte sich in diesem Moment nicht regen. Er schaffte es noch nicht einmal seine Augen zu schließen so wie Aoi. Er wartete lediglich ab, bis sich der Schwarzhaarige wieder von alleine löste. Aus nächster Nähe sah er ihn an, verwundert, aber definitiv nicht böse über diesen kleinen Zwischenfall. Da wurde ihm aber bewusst, dass seine Wangen glühten. Ob das wieder das Fieber war?

Aoi trat den Rückzug an, nachdem er sich vorsichtig von ihm gelöst hatte und auch seine Hände nur quälend langsam den Schal des Größeren wieder losließen, ihn aus den Fingern gleiten ließen.

„Das machen… Freunde aber nicht“, kamen die Worte zurückhaltend über Uruhas Lippen. Seine Stimme war eine Mischung aus Ernst und Scherz. Vielleicht auch etwas Unsicherheit. Definitiv Unsicherheit. Aber er wusste gerade selbst nicht, was los war. Seine Lippen kribbelten und sein Bauch fühlte sich auch komisch an. Und es wurde auch nicht besser, als er Aois schiefes Grinsen sah, der ihn nach einem verspielt selbstbewussten Augenaufschlag wieder ansah. So unpassend, aber so verdammt typisch für ihn.

„Dann sind wir eben keine Freunde mehr“, lautete Aois provokante Antwort. Er lächelte regelrecht selbstzufrieden, auch wenn er seine Hände unsicher in seinen Hosentaschen vergraben und seine Schultern leicht nach oben gezogen hatte. Er spielte ihm also mal wieder was vor. Nie konnte er auch nur annähernd zu seinen Gefühlen stehen. Aber das gerade sagte mehr als tausend Worte und es machte Uruha glücklich, auf eine perfide Art und Weise.

Es brachte den Honigblonden zum Schmunzeln. Also war nach wie vor nichts geklärt und Aoi hatte es doch nicht aufgegeben, mit ihm zusammen sein zu wollen. Sein Durchhaltevermögen schätzte er wirklich und irgendwie fühlte er sich innerlich befreit. Es war eine Wärme, die er sonst noch nie in seiner Brust gespürt hatte, ähnlich wie das Gefühl von Zufriedenheit.

„Ich überleg‘s mir…“, erwiderte Uruha, noch bevor er seine Hand zum Abschied hob. Er lächelte Aoi an, sah ihm direkt in die Augen. Schließlich wandte er sich ab und ging seines Weges. Nichts überstürzen, keine emotionalen Entscheidungen. Sowas würde nur noch mehr kaputt machen. Trotzdem war es gut, dass er heute hier gewesen war, mit Ruki, ohne Ruki, aber eben mit Aoi. Sie hatten sich einander wieder etwas genähert. Und irgendwie fühlte er sich befreit. Wie, als sei eine Last von ihm genommen worden. Jetzt war sein Gefühl definitiv besser als das von heute Morgen. Da musste er Ruki regelrecht schon dankbar sein, dass er ihn zu Aoi geschleppt hatte.

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch, totales Chaos ^^

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: ..allen, die so ungeduldig auf ein neues Update warten ^^

Kommentar: Wäh >.< Es ist ganz schrecklich!!! Das letzte Drittel hat angefangen. Bald ist es zu Ende. Nach diesem Teil folgen nur noch 2 weitere und dann heißt es Schluss!! ^^ (Na ja, vielleicht XDD Schreibt mir, ob ihr eine Kai-Fortsetzung wollt? >D Ich hadere noch mit mir selbst….)

Ansonsten glaube ich, dass ich sicherlich Drohmails bekomme, weil ich so gemein bin ^^°°° Aber damit müssen alle nun leben. Schließlich ist eine Fortsetzung von Happy birthday XXX. gefordert worden. Ich hoffe dennoch, dass ihr alle es mögt. Dann bis in 2 Wochen… ^.^/)
 

Light my fire
 

Chapter 7
 


 

Das Klingeln hörte sich schon irgendwie bösartig an, wie Aoi fand. Konnte also nur Ruki sein. Kein anderer klingelte so penetrant. Und das schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Aber gut, diesmal erwartete er Ruki ja. So schob Aoi seinen neuen Mitbewohner von seinem Schoß und zählte kurz durch. Gut, alle noch da. Dann aber huschte er aus dem Wohnzimmer und eilte zur Tür.

„Da bist du ja endlich!“, begrüßte er den Kleineren und stutzte sofort.

„Willst du hier einziehen?“, fragte Aoi nach, der von Ruki direkt zwei Plastiktüten in die Hand gedrückt bekam und somit erstmal alle Hände voll zu tun hatte.

„Ja, sorry. Hat ein bisschen gedauert“, meinte der kleine Braunhaarige und betrat nun die Wohnung des anderen. Er sah gehetzt aus, was sich aber nicht ändern sollte. Denn kaum, dass er die Tür passiert hatte, rannte eines der Kätzchen nach draußen. Das bemerkte aber auch der Größere.

„Nicht, Cookie!!! Bleib hier!“, forderte Aoi das Kätzchen auf, stellte die Tüten in nur Bruchteilen von Sekunden ab und schob Ruki barsch zur Seite, um dem Kätzchen nachrennen zu können. Das war natürlich schon ein paar der Treppenstufen nach unten gesprintet. Aoi natürlich hinterher, um den kleinen Ausreißer wieder einzufangen.

Ruki war wenigstens so geistesgegenwärtig und lehnte die Tür an, bis sein Freund wieder zurückkam.

„Cookie?“, lautete aber die Frage, als der andere gerade mal die Tür mit dem Hintern wieder zudrückte. Die Hände hatte er ja voll mit dem Fellknäuel.

„Eh ja… Darf ich vorstellen. Das ist Cookie! Hat Uruha so entschieden“, erklärte Aoi und besah sich nun die Sachen, die Ruki mitgebracht hatte. Zwei große Tüten, sowie eine kleinere, die wohl mit Futter voll war und sein Rucksack war auch brechend voll.

„Ist Uruha denn noch da?“, fragte Ruki nach und kniete sich im Flur direkt neben seine Mitbringsel. Zeit alles auszupacken.

„Nein, er musste schon los. Vor einer Stunde oder so.“ Aoi war schlecht darin Zeit einzuschätzen und gerade war es interessanter, zu sehen, was Ruki da alles auspackte. Fressen, kleine Tütchen, Trockenfutter, Leckerlies. Dann kamen kleine Bälle zum Vorschein sowie eine kleine Plüschmaus und eine, die definitiv als Spielzeug dienen sollte. Dann noch eine Decke mit Katzenköpfen und das Katzenstreu hatte er auch nicht vergessen. Katzenmilch war auch dabei. Je mehr der Jüngere auspackte, desto skeptischer wurde Aoi, bis Ruki ihn mit dem leeren Behälter, der das Katzenklo darstellte, gegen das Schienbein stupste.

„Los, mach dich mal nützlich. Füll einfach Streu rein und stell’s ins Bad!“, kam eine Aufforderung. Aoi hatte so oder so keine andere Wahl, darum nickte er und verkrümelte sich ins Badezimmer. Na gut, musste eben der Freiraum unter dem Waschbecken herhalten. Es war ja nicht für… Verdammt, es war für eine ziemlich lange Zeit. Immerhin hatte Uruha ihm zwei Kätzchen an die Backe gelabert. Uruha konnte er einfach nichts abschlagen.

„Was dauert denn hier so lange?“, riss Ruki den Schwarzhaarigen wieder aus seinen Gedanken.

„Nichts. Ich bin fertig“, murmelte Aoi und schob den Plastikbehälter an seinen Platz. Dann erst fiel ihm das Kätzchen in Rukis Händen auf und er setzte es direkt in die Kiste auf die kleinen weißen Kügelchen. Sofort begann das Scharren, was irgendwie auch niedlich war. Gebannt beobachteten die beiden Jungen das Tier, konnten sich sogar an so etwas erfreuen. Lange blieben sie allerdings nicht allein, da es neben Aoi schon wieder schepperte.

„Och nein… Hört doch mal auf, Sachen umzuschmeißen!“, jammerte der Hausherr und stellte sein Shampoo wieder an seinen Platz.

„Waren sie denn nicht lieb?“, fragte Ruki neugierig nach. Nun wollte er aber auch alles wissen. Schließlich waren die Kätzchen ja neu.

„Doch, schon. Haben gefressen und wir haben etwas mit ihnen gespielt. Dann haben sie gepennt.“ Aoi zuckte mit den Schultern.

„Aber ich fürchte, dass sie so langsam wach werden.“ Zweifel lagen in seinen Augen. Die erste Nacht war doch immer die Schlimmste, oder nicht? Aber Ruki legte ihm direkt seine Hand auf den Unterarm.

„Mach dir keine Sorgen. Ich hab beschlossen, mich heute bei dir einzunisten. Ich lass dich nicht allein mit den kleinen Tigern“, verkündete Ruki seinen bereits feststehenden Beschluss.

„Das will ich dir auch geraten haben. Immerhin hast du die Kätzchen angeschleppt. Ich hoffe, dass Akira bald wieder kommt!“ Und das nicht nur, damit Ruki mal wieder ruhiger wurde. Denn wenn er wieder da war, dann konnte er seine neuen Mitbewohner teilweise wieder abschieben.

„Ach was. Gib ihnen zwei Tage, dann willst du sie gar nicht mehr weggeben!“ So war das doch immer. Der Braunhaarige jedenfalls war davon überzeugt und spazierte ungerührt wieder aus dem Badezimmer, ließ Aoi zurück, der sich noch unsicher war, ob er die beiden Kätzchen einfach wieder mitnehmen sollte oder ihnen noch etwas Zeit hier bei ihrer Toilette geben sollte. Sie mussten schließlich wissen, dass es nicht erwünscht war, die Fliesen oder den Parkettboden zu wässern.

Letztendlich folgte er Ruki. Diesen fand er auf dem Wohnzimmerboden kniend wieder, wo er mit einem kleinen pinken Ball mit Glöckchen, fast als wäre er selbst ein Kätzchen, mit einem kleinen Tiger spielte. Aoi seufzte kellertief.

„Wie schön, dass du solch ein Chaos in meinem Flur hinterlässt! Hauptsache, du kannst spielen!“ Der Ältere rollte mit den Augen, mal wieder. Brachte nichts. Ruki war ja eh weggetreten.

„Sorry, ich räum‘ es nachher weg.“

„Machst du eh nicht.“ Dafür kannte er den Jüngeren schon viel zu gut. Außerdem war er gerade so sehr in das Spiel mit den beiden Kätzchen vertieft. Also raffte er sich selbst auf und platzierte die Decke in einer freien Ecke. Da konnten die Katzen bleiben. Daneben legte er das Spielzeug, das Ruki mitgebracht hatte und alle lebensmittelartigen Dinge, sowie die Futter- und Wassernäpfe brachte er in die Küche. Sichtlich nervös zählte Aoi die Kätzchen wieder durch. Alle vier da. Tür zu.

„Du hast ja voll die Ruhe weg“, stellte der Größere fest und rieb sich die Augen. Es war anstrengend auf diese Tiere aufzupassen. Kaum passte man mal nicht auf, machten sie Unsinn.

„Du bist einfach nur zu verkrampft“, kam eine amüsierte Antwort des Kleineren, der nach wie vor auf dem Teppich kniete und den beiden Kätzchen, mit denen er spielte, mal wieder den kleinen Ball wegnahm, ihn ihnen dann aber auch mal wieder gab.

Aoi ließ sich in seinen Sessel sinken und lehnte sich zurück, schreckte aber sofort wieder hoch, als er ein Miauen hinter sich vernahm.

„Mann, ey!!! Wie kommst du denn dahin?“

„Setz dich ja nicht drauf!“, mischte sich Ruki wieder ein und bekam einen genervten Blick.

„Wollte ich ja gar nicht. Bei denen muss man die Augen echt überall haben!“

„Sind eben noch jung und verspielt“, verteidigte Ruki Aois neue Mitbewohner, richtete sich nun aber auch wieder auf.

„Ja klar… aber meine Sachen sollen sie nicht kaputt machen.“ Das war ja klar. Aois Wohnung war einfach nicht darauf ausgerichtet, ein Heim für herrenlose Kleintiere zu bieten. Aber danach fragte Ruki ja nicht.

„Das Schlafzimmer ist jedenfalls Tabu. Und wenn wir schlafen, dann…“ Es machte den Anschein, als würde Aoi noch überlegen, wo man sie am besten halten könnte.

„Wohnzimmer ist auch zu. Sie können auf dem Flur und im Bad herumtollen. Küche kommt auch nicht in Frage. Die machen mir da nur alles kaputt, schmeißen vielleicht noch meine Kaffeemaschine runter!“ Vor Aois geistigem Auge blitzten immer mehr Bilder auf, die ein perfektes Chaos darstellten.

„Du siehst das zu eng. Die können doch noch gar nicht richtig springen.“ Es war auch sowas von klar, dass Ruki sie in Schutz nahm. So, wie er es eben immer tat.

„Wäre es deine Kaffeemaschine, wär die Sachlage anders.“ Aoi hatte gesprochen. Seine Nerven lagen doch eh noch blank. Nicht nur wegen der Kätzchen, auch wegen Uruha.

„Wie heißen die anderen denn?“, wollte Ruki dann aber wissen und begab sich nun auch wieder zur Couch. Die beiden Kleinen ließen ihn ja nicht mehr mitspielen und hetzten beide euphorisch dem klingelnden Bällchen hinterher.

„Haben noch keine Namen. Ich hab sie durchnummeriert: Ichi, Ni, San!“, sagte der Schwarzhaarige schmunzelnd und Ruki musste auch lachen.

„Nein, das bleibt aber nicht so!“ Da war er grundlegend dagegen. Aber an Aois weichen Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass er das wohl auch eher aus Spaß gesagt hatte.

„Mir fallen aber definitiv keine Namen ein“, gestand der Ältere und sah schon wieder die Gardine so verdächtig wackeln. Er bekam davon wirklich noch Paranoia. Einmal wackelte es hier, dann klirrte es da, schließlich schlich da ein Schatten und dort und überall. Das war das Problem. Sie waren überall.

„Ich hasse diese Katzen… Nein, Moment, die Katze dort hinten mag ich. Die schläft!“, bemerkte er nun, da sich eines der Kätzchen nun auf der Decke zusammengerollt hatte, die er genau zu diesem Zweck dort drapiert hatte. Ruki aber musste schmunzeln.

„Lass mal nachdenken. Uns fallen bestimmt irgendwelche Namen ein“, schlug Ruki schließlich vor und zog seine Beine auf die Couch, sodass er im Schneidersitz dasaß. Der Jüngere besah sich ebenso das schlafende Kätzchen.

„Wie wäre es denn mit „Leo“ für deinen schlafenden Freund dort hinten?“, schlug Ruki einfach vor, doch Aoi verzog seine Lippen.

„Mein schlafender Freund ist eine schlafende Freundin!“, sagte er skeptisch.

„Ohw…“ Das kam unerwartet.

„Gut, dann eben „Leona“!“, passte sich Ruki den veränderten Umständen einfach an.

„Leona also…“ Aoi nickte. Von mir aus.

„Fraglich, wie du Reita dann die Kätzchen unterjubeln willst. Mit 4 Stück ist er sicherlich mehr als nur überfordert“, sagte der Schwarzhaarige frech. Was Ruki nicht wusste, konnte er gut gegen ihn verwenden.

„Zwei Kätzchen! Uruha hat gepetzt!“, verkündete der Kleinere direkt.

„Wie gepetzt?“

„Er hat mir vorhin geschrieben, dass ich bitte auch Schälchen für Trinken mitbringen soll und direkt gesagt, dass du zwei Kätzchen behalten willst.“ Rukis Augen sahen seinen Freund unschuldig an.

„Woahr, ich glaub‘s nicht. Euer Buschfunk funktioniert mal wieder ausgezeichnet!“

Ruki grinste nur und zuckte mit den Schultern.

„Welche willst du denn behalten?“ Volltreffer. Und Ruki nutzte sein Wissen mal wieder schamlos aus.

„Das… weiß ich jetzt noch nicht. Cookie wohl auf jeden Fall.“ Bäh, das war wie die Pistole auf die Brust gesetzt zu bekommen. Andererseits sahen sie alle niedlich und vor allem flauschig aus. Einmal mehr getigert, dann wieder weniger, mehr weiß, da mal ein bisschen schwarz, rosa Näschen, schwarzes Näschen. Ach, verdammt.

„Sind es denn alles Weibchen?“ Das sollte wohl noch geklärt werden. Aber Aoi schüttelte seinen Kopf.

„Nein. Uruha hat nachgesehen. Leona ist das einzige Weibchen. Die anderen sind alles Männchen.“

„Okay… Dann brauchen wir männliche Namen. Was hältst du von Rambo?“

„Nichts!“

Ruki sah bedröppelt drein.

„Und komm mir nicht mit Rocky oder Terminator! Das kannst du gleich mal vergessen“, sprach Aoi ein Machtwort, doch Ruki säuselte ganz fasziniert „Rocky“ vor sich hin, was mit einem „NEIN!“ untermalt wurde.

„Können wir bei den beiden nicht einfach bei Ichi und Ni bleiben?“, wollte der Gastgeber wissen und irgendwie machte ihn die Ruhe nervös. Er hörte nichts. Das war ein schlechtes Zeichen, wie er in den letzten Stunden gelernt hatte.

„Wieso hast du eigentlich bei eins angefangen?“

„Gute Frage…“ Aoi stand auf, zuckte die Schultern.

„Sind halt vier. Da kam mir das plausibel vor“, murmelte er und wieder begann er durchzuzählen. Eins, zwei…

„Dann… nennen wir eins doch einfach Zero!“, kam ein weiterer Vorschlag von Ruki.

„Wieso nicht gleich Rei? Dann rufst du einfach ReiRei und dann kommt Reita auch gleich angelaufen. Wär doch genial!“, sagte Aoi leicht zynisch und kniete sich neben Ruki auf die Couch, um einen Blick dahinter zu werfen. Als er nach unten sah, blickten ihn zwei leuchtende Augen an.

„Aber, vor da. Dort habt ihr nichts zu suchen! Und weg von der Tapete!“ Aoi fuchtelte mit seinem Arm hinter der Couch herum, um das Kätzchen zu verjagen. Das sprang auch direkt mit einem Hechtsprung hinter der Couch hervor und warf einen vorwurfsvollen Blick zurück. Der Schwarzhaarige aber sank erschöpft neben seinem Besuch auf die Couch.

„Zero!“, warf Ruki nochmals ein und tätschelte Aois Oberschenkel. Der andere sah wirklich bereits erschöpft aus.

„Okay, dann eben Zero. Denk dir noch einen Namen für das letzte Kätzchen aus“, lenkte der Größere ein und stand von der Couch auf. Dann nahm er den direkten Weg zu der Tür.

„Ich hol‘ aus der Küche einen Flyer. Lass einfach nur Pizza bestellen, uns vor den Fernseher hauen und nichts tun. Ich bin heute einfach nur total fertig. Also, wenn ich wiederkomme, dann hast du einen Namen, okay?“

Ruki brauchte gar nichts weiter zu erwidern. Aber dass Aoi total fertig aussah, musste der wirklich nicht erwähnen. Das sah man ihm direkt an. Ob er sich dann vielleicht einfach mal nach Uruha und ihrem gemeinsamen Nachmittag erkundigen sollte? Aber vielleicht wäre es auch besser dieses Thema heute ruhen zu lassen. Immerhin hatte er Aoi ja mit den Kätzchen und Uruha überfallen. Nach Reden schien ihm auch nicht der Sinn zu stehen.

„Und?“, riss der Schwarzhaarige seinen Übernachtungsgast aus seinen Gedanken.

„Eh…“ Improvisieren!

„Tora…“ Genau.

„Tora?“

„Hm, das klingt total männlich, findest du nicht auch?“

„Ja, klar…. Total männlich.“ Aoi musste wieder leicht lächeln und schmiss sich wieder neben Ruki auf die Couch.

„Gut, dann hätten wir das nun auch. Ich hoffe, du hast dir gemerkt, wer denn wer ist“, kommentierte Aoi und hielt Ruki den Flyer mit dem Angebot hin. Doch Rukis Blick sprach Bände, als er die vier Kätzchen nacheinander musterte. Nein, er konnte sie auch nicht auseinander halten.
 

♥~~~
 

Letztendlich hatte es Ruki doch nicht übers Herz gebracht, Aoi nochmals auf Uruha und ihre undurchsichtige Beziehung zueinander anzusprechen. Manchmal sollte man den Dingen einfach ihren Lauf lassen und Ruki wollte sich auch nicht immerzu einmischen. Da kam er sich selbst nämlich auch doof vor. Erzwingen wollte er ein Zusammenkommen der beiden schließlich nicht, selbst wenn er sich eigentlich tagtäglich so seine Gedanken über ihre Beziehungen zueinander machte. Andererseits hatte er sich auch weniger Gedanken über Aois Liebesleben im Detail gemacht, da er es wohl geschafft hatte, Aoi abzulenken. Und das nicht nur für ein paar Stunden. Mittlerweile war der Freitag ins Land gezogen. Er selbst hatte die vergangenen Tage mehr Zeit bei Aoi verbracht als zu Hause und alles vernachlässigt, was es zu vernachlässigen gab. Lediglich am Donnerstagnachmittag hatte er sich dazu breitschlagen lassen, das Feld zu räumen und Uruha die Erlaubnis erteilt, sich bei Aoi einzuquartieren. Da war sein Egoismus einfach größer gewesen als die Nachsicht, mal wieder die Wohnung seines Freundes zu verlassen. Es war eben doch zu schön bei ihm und das lag zum Großteil nicht an der Gesellschaft des anderen, auch wenn diese ein Bonus war. Wer verbrachte denn nicht gern Zeit mit seinen Freunden?

Im Großen und Ganzen aber waren die Kätzchen eine ziemlich willkommene Ablenkung wohl für sie alle. Ruki hatte Beschäftigung, genau wie die anderen beiden auch und so kam es, dass es ihm recht wenig ausmachte, dass Reita sich kaum mehr aus dem Urlaub meldete, auch wenn er ihn vermisste. Die Zeit, die er sonst mit trübsinnigen Gedanken verbracht hätte, füllte Aoi ziemlich gut aus und wenn er es nicht tat, dann eben Uruha. Oder letztendlich beide, wie es heute der Fall war.

Etwas abgehetzt schleppte Ruki die Bierflaschen die Treppen zu Aois Wohnung nach oben. Uruha lief mit den restlichen Einkäufen auf dem Arm neben ihm her.

„Meinst du, es ist okay, dass wir so viel bei ihm herumhocken?“, wollte Uruha schließlich wissen.

„Sicher doch. Er kann uns ja auch rausschmeißen und bei euch scheint es nun ja auch wieder besser zu laufen“, stellte Ruki fest. Das jedenfalls war nicht zu übersehen. Von gekündigter Freundschaft jedenfalls konnte er nichts sehen. Vielleicht gingen sie ein wenig zu höflich miteinander um, aber hier und da berührten sie sich ganz normal und sie stichelten auch bereits wieder in alter Manier gegeneinander. Genau solch eine Atmosphäre schätzte Ruki. Das war der Freundeskreis, in dem er sich wohl fühlte.

„Hm, da hast du Recht. Ich freu‘ mich jedenfalls auf den Abend mit euch. Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass wir so viel in den Ferien zusammen unternehmen“, gestand der honigblonde Junge, der nun den Schlüssel zu Aois Wohnung in das Schloss schob und ihnen dann aufsperrte. Sie waren schließlich einkaufen geschickt worden, während sich Aoi höchstpersönlich um den Nudelsalat und die Oktopuswürstchen kümmern wollte.

Als die beiden die Wohnung betraten, duftete es ziemlich gut. Ruki musste grinsen.

„Willst du dir das nicht nochmal überlegen mit Aoi als the perfect boyfriend? Scheint nicht nur so, als sei er pflegeleicht und zuvorkommend. Nicht zu vergessen gut bestückt!“, ja, das musste Ruki extra hervorheben, „scheint auch ganz so, als mausert er sich zum Vorzeigehausmann.“ Das wiederum erstaunte Ruki. Eigentlich hatte er selbst nie die Ambitionen gehabt, zu kochen oder Essen zu bereiten, aber bei Aoi war wohl der Knoten geplatzt. Sonst machte sowas doch eher Kai?

Uruha musste leicht schmunzeln.

„So langsam bin ich nicht mehr abgeneigt“, erwiderte der großgewachsene Junge, während er aus seinen Schuhen schlüpfte. Dann steckte aber auch Aoi schon seinen Kopf aus der Küche.

„Da seid ihr ja. Mayo und den Käse bitte zu mir. Ihr habt doch alles bekommen, oder?“, fragte er nach und Ruki nickte.

„Alles und noch viel mehr. Ich glaube, wir nisten uns bei dir bis Sonntag ein! Dann bin ich eh wieder anderweitig beschäftigt.“ Ruki grinste breit. Wenn er nur daran dachte, dass er Sonntag seinen Freund endlich wiedersehen würde, dann kribbelte sein ganzer Körper.

„Na Gott sei Dank. Irgendwann wollte ich nämlich auch wieder mal meine Ruhe haben und dann sind 2 Quälgeister wieder weg. Im Übrigen ist noch ein Glas kaputt gegangen. So viel zu „die sind noch jung, die können noch nicht so hoch springen““, zitierte Aoi Rukis Lieblingssatz, wenn er die Kätzchen, die sich wohl auch ziemlich gut hier eingewöhnt hatten und einen Blödsinn nach dem anderen veranstalteten, in Schutz nahm.

„Können sie eben doch! Diesmal war es Zero“, berichtete der Schwarzhaarige. So lief es immer ab. Erst wurde der Name genannt und dann das, was sie wieder angestellt hatten. Die Liste war mittlerweile ziemlich lang. Da gingen Gläser zu Bruch, hier und da war mal eine Pfütze, wo sie nicht hingehörte, da sie noch nicht ganz stubenrein waren. Das Katzenstreu wurde natürlich auch aus dem Behältnis geschmissen, Futter wurde ab und an neben dem Napf gegessen. Sie schlichen sich in Zimmer, in die sie nicht sollten, kletterten auf Sessel, liefen über Tische, hangelten sich an der Gardine nach oben, kämpften und spielten miteinander, sodass auch mal der ein oder andere CD-Stapel daran glauben musste. Im Badezimmer lagen sie vereinzelt im Waschbecken. Generell war fließendes Wasser ja sehr viel interessanter als sonst etwas. Aois Kopfhörer wurden auch direkt zum Spielzeug umfunktioniert und dann darauf herumgekaut, bis sie den Geist aufgaben.

Im Großen und Ganzen konnte man sie nicht aus den Augen lassen. Selbst nachts eigentlich nicht. Aber wie das nun mal mit „Kindern“ war, sie hatten auch ihre niedlichen Momente. So mochte es Aoi vor allem, mit Cookie zu spielen oder wenn Tora sich auf seinem Schoß zusammenrollte und sich stundenlang streicheln ließ. Niedlich war es aber auch, wenn Leona sich nach dem Fressen mitten in die Küche setzte, um sich zu putzen und unmittelbar nachdem sie damit fertig war, die erstbeste Person anvisierte, auf den Schoß der Person sprang, um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen. Und von Zero gab es neuerdings immer wieder Küsschen oder kleine Kampfattacken, wenn er sich auf einen Knöchel einer Person stürzte. Er war sowieso ganz wild darauf, Uruhas Hand zu zerfleischen, wenn sie immer miteinander spielten. So hatte jeder schon seinen Platz bei ihnen gefunden. Verblüffend war schon, dass sie total unterschiedlich waren. Wie recht Ruki doch behalten hatte, dass er sich schneller an seine Kätzchen gewöhnte, als ihm selbst lieb war. Aber alleine wäre er mit ihnen wohl nicht zurande gekommen.

„Ich kauf‘ dir einfach ein paar neue Gläser. Dann passt das schon. Sie machen es ja nicht mit Absicht“, versicherte Ruki und besah sich das Chaos in der Küche. Dennoch machte er sich mit Uruha ans Auspacken der Einkäufe.

„Wann gibt’s denn essen?“, wollte der honigblonde Junge wissen.

„Wenn es fertig ist!“, erwiderte Aoi, der sich erstmal um die Nudeln kümmerte.

„Du hörst dich an, wie meine Mama…“ Uruha verzog seinen Mund, Ruki aber lachte.

„Hat Aoi etwa seine Midlife Crisis?“

„Du meinst, deswegen fängt er jetzt an, kochen zu lernen und bemuttert und so, damit er eine neue Aufgabe hat?“, mutmaßte Uruha und bekam direkt einen Klaps mit dem Kochlöffel.

„Das verbitte ich mir!“, murrte Aoi und baute sich mit verschränkten Armen vor seinen Freunden auf.

„Ruki, hast du das gesehen? Er hat mich mit dem Kochlöffel gehauen?“, empörte sich Uruha gespielt.

„Klar, hab‘ ich das gesehen. Aber… ich helf‘ dir nicht. Sonst haut er mich damit auch noch!“

„Labert nicht rum, macht euch nützlich! Sonst gibt’s kein Essen!“, spielte Aoi seinen Joker aus.

„Das kannst du mir nicht antun!“, jammerte der Honigblonde aber und klammerte sich an den Arm des Schwarzhaarigen, der ihn nur verstört anguckte.

„Na gut… halbe Stunde, wenn ihr noch schnell das Wohnzimmer saugt und das Chaos im Bad beseitigt. Da ist vorhin wieder was umgeschmissen worden.“ Aoi wollte ja nicht so sein. Vor allem nicht, wenn Uruha ihm so nahe kam und ihn aus diesen erwartungsvollen Augen ansah. Da wurde er eben weich.

„Du bist der Beste!“, entkam es Uruha, der, sei es aus Reflex, Aoi einen Knutscher auf die Wange drückte. Der Ältere blinzelte nur verwirrt, während sich Uruha mit den Worten „Ich kümmer mich ums Wohnzimmer“ bereits aus dem Staub gemacht hatte. Ruki hingegen grinste selbstzufrieden und zuckte mit den Schultern.

„Halbe Stunde, dann will ich essen fassen. Sonst werd‘ ich ungemütlich, Mama-san!“ Nein, zu dem Knutscher wollte Ruki nichts sagen. Aber es freute ihn einfach. Jetzt war doch alles wieder in Ordnung, oder nicht?
 

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„Hn…“, gab Ruki ein leises Geräusch von sich und drehte sich etwas weiter zur Seite. Der sicherlich schon vierte Film flimmerte über den Fernseher, während die leeren Bierflaschen sowie die Reste des Abendessens noch auf dem Tisch standen. Ruki hatte erfolgreich eine halbe Stunde gegen den Schlaf gekämpft, hatte dann aber verloren und war mit dem Kopf auf Aois Oberschenkel und einer Katze, die sich an seinem Bauch gekuschelt hatte, friedlich eingeschlafen. Die anderen beiden aber verfolgten den Film mit mehr oder weniger großem Interesse.

Uruha hatte sich nun auch an die Wärmequelle in Form von Aoi gekuschelt und nickte in Rukis Richtung, da er dort noch eine Bewegung wahrgenommen hatte. Der Schwarzhaarige blickte daraufhin auch zu Ruki und schmunzelte, da er beobachten konnte, wie ein weiteres Kätzchen sich seinen Weg über Rukis Beine bis hin über seine Hüfte und hoch bis zu seinem Haarschopf bahnte. Dort aber entschied es sich, den Absprung zu wagen und leicht wie eine Feder sprang das kleine Tier ab, rollte sich letztendlich neben seinen Bruder vor Rukis Bauch zusammen.

„Und er pennt einfach weiter“, flüsterte Aoi.

„Hm… sieht richtig friedlich aus. Er träumt bestimmt von Reita.“

„Garantiert.“

„Wie oft hat er uns heute eigentlich erzählt, dass Reita am Sonntag wiederkommt und sie ein Date haben?“, philosophierte der honigblonde Junge und lehnte seine Wange noch etwas mehr an Aois Brust. So war das doch entspannend.

„Ich hab bei 10 Mal aufgehört zu zählen. Aber Rei scheint Ruki auch kaum mehr zu schreiben. Oder er hat mitbekommen, dass es genervt hat und macht es nun heimlich.“ Aoi hatte natürlich nichts dagegen, dass seine Freunde sich an ihn kuschelten. Vor allem Uruha durfte das. Selbst wenn dabei nichts Verfängliches war.

„Der wird einfach nur seinen Urlaub genießen. Da wird schon nichts sein.“ Das hoffte der Größere zumindest.

„Dann ist die schöne Zeit der Ruhe wieder vorbei. Sie werden wieder aneinander kleben, turteln, Händchen halten, ihre Finger nicht voneinander lassen können und andauernd knutschen“, fasste Aoi ihr Drama zusammen. Gott, wie er sie doch beneidete. Genau diese Dinge wollte er auch tun. Und am besten mit dem Mann, den er gerade im Arm hielt.

„Hn… klingt traumhaft“, nuschelte der Jüngere und blickte nach oben. Allerdings erschreckte es ihn etwas, als Aoi im gleichen Moment nach unten guckte. Es war so, als durchfuhr ihn ein kleiner Blitz. Jedenfalls merkte er, dass er rot anlief, so wandte er seinen Blick lieber ab und irgendwie war er auch dankbar dafür, dass Aoi es überspielte, indem er ihm über den Oberarm streichelte. Diese Situation war echt unangenehm. Da fühlte er sich irgendwie ertappt, wobei er selbst nicht mal wusste, wieso. Aois Nähe hingegen störte ihn nicht. Die war angenehm und die mochte er. Auch den aufgehauchten Kuss, den der Schwarzhaarige federleicht gegen seinen Haarschopf drückte.

„Sie verdienen es. Schließlich waren sie lange genug getrennt gewesen“, flüsterte Aoi leise, woraufhin der Honigblonde nur leicht nicken konnte. Gerade war seine Stimme einfach nur wie weg, dafür war eine nicht zu deutende Nervosität da.
 

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Aois stundenlanges Gemecker und Gezeter hallte nach wie vor in Rukis Ohren. Auch wenn es teilweise nicht mal wirklich mehr ernst gemeint war, da sie sich wohl alle schon an das Chaos gewöhnt hatten. Selbst wenn es eigentlich unnötig war. Leider musste er sich eingestehen, dass der Ärger teilweise wirklich begründet war, da die Katzenbande einfach ziemlich viel Mist anstellte. Da hatte Ruki nun doch ein schlechtes Gewissen, dass er Aoi so viel Verantwortung und Ärger aufgebürdet hatte. Die Hetzjagden durch das Treppenhaus sowie andere kleinere Suchaktionen gehörten in den vergangenen Tagen zu Rukis Alltag. Aber umso schöner war es dann, wenn sie ankamen und kuscheln wollten. Davon bekam Ruki einfach nicht genug und auch Aoi und Uruha, selbst wenn sie das nicht wirklich zugeben wollten. Jedenfalls schienen sie sich wieder besser zu verstehen, auch wenn jeglicher Versuch eines Gespräches über Gefühle oder Zuneigung im Keim erstickt worden war. Trotzdem waren sie sich wieder näher gekommen, wie Ruki an dem wachsenden Körperkontakt zwischen ihnen mitbekommen hatte. Eine kurze Berührung da, Anlehnen dort. Also alles wieder einigermaßen in Butter. Selbst einen total gechillten Videoabend zu siebt hatten sie zusammen verbracht, ohne dass es Stress oder Sonstiges gab. Da war seine kleine Katzenrettungsaktion auch in anderem Sinne erfolgreich verlaufen. So lautete jedenfalls Rukis Fazit, wenn er die vergangenen Tage nochmals in Gedanken durchging. Eigentlich war alles durch und durch positiv bis auf die Scherben der zerbrochenen Gläser in Aois Wohnung. Aber dafür fand sich sicherlich auch noch eine passende Lösung.

Zwar waren die Katzen an erste Stelle gerückt und lenkten in den vergangenen Tagen von ziemlich vielen anderen Dingen ab, aber gerade jetzt war alles vergessen und unwichtig. Jeglicher Gedanke war gerade nur dazu da, um die unerträgliche Wartezeit zu verkürzen.

Am Vortag noch hatte er Einkäufe erledigt und den Kühlschrank der Suzukis aufgefüllt, sodass sie das Nötigste da hatten, wenn sie aus dem Urlaub wiederkamen. Nun war es Sonntagnachmittag und Ruki stand an der Bahnstation, an der er sich mit Reita verabredet hatte. Zur Feier des Tages wollten sie zusammen essen gehen und sich ein paar Stunden einfach nur um sich kümmern. Ohne die Mama, ohne störende Freunde. Einfach nur Zeit miteinander verbringen. Sich verliebte Blicke zuwerfen, Händchen halten und sich küssen, bis die Luft knapp wurde. Mehr wollte Ruki gar nicht, wobei er sich auch damit zufrieden gab, Reita einfach nur anzusehen.

Sicherlich war Ruki überpünktlich, was aber auch an seiner Aufregung lag. In den letzten Tagen hatte sich Reita kaum mehr bei ihm gemeldet, was Ruki keinesfalls so schlimm fand. Reita hatte schließlich Urlaub und Ruki selbst hatte sich mehrere Tage bei Aoi eingenistet, um ihm mit den Katzen zu helfen. Da fiel das alles nicht so schwer ins Gewicht. Nun aber zählte für Ruki nichts anderes mehr als sein Freund, den er schon seit zwei Wochen sehnsüchtig erwartete. Er würde ihn ausfragen, abknutschen, ihn angrabschen, dann wieder abknutschen und vor allem sich in seine Arme werfen. Ruki vermisste es einfach, ihn bei sich zu haben oder mit ihm zu reden, ihn anfassen zu können, wann er wollte.

Rukis Herz machte einen Hüpfer, als er seinen Freund sah, der durch die Menschenmenge auf ihn zukam. Allerdings war irgendwas anders. Aber Ruki wusste noch nicht so genau was. Freute er sich etwa nicht, ihn sehen zu können? Jedenfalls spiegelte sein Gesicht alles andere als Freude wider. Er sah eher aus, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. Für Ruki war das unverständlich und so sah er den Blonden auch an, als dieser vor ihm zum Stehen kam.

„Hey, Baby…“, begrüßte Reita seinen Freund und legte seine Arme um den zierlichen Körper. Sachte drückte er ihn an sich und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. Doch herzlicher, als es Ruki eben noch vermutet hatte, aber trotzdem zurückhaltend. Vielleicht lag es ja auch an der Öffentlichkeit, darum hielt sich Ruki auch zurück mit einer innigen Umarmung und legte seine Arme eben auch nur kurz um die Taille seines Freundes.

„Schön, dass du wieder da bist“, erwiderte der Braunhaarige freudig und schnappte sich gleich die Hand des anderen. Dabei sah er nach oben und bemerkte die Augenringe. Reita sah gestresst aus, als hätte er die letzten drei Tage nicht oder nur wenig geschlafen. Dabei kam er doch aus dem Urlaub und müsste Entspannung pur ausstrahlen. Aber dem war nicht so.

„Wenig geschlafen? So erholt siehst du nicht aus…“, murmelte Ruki, sodass Reita es aber problemlos verstehen konnte. Doch der Blonde schüttelte nur seinen Kopf.

„Können wir reden?“, wollte er wissen. Aus Reflex nickte Ruki. Okay, da war definitiv etwas im Busch. Sonst kam Reita nie so an, dass er reden wollte. Was sollte das denn?

„Lass rausgehen. Hier sind zu viele Menschen“, schlug Ruki vor. Mit etwas Mühe kämpften sich die beiden durch die hetzenden Menschen und verkrümelten sich in eine ruhigere Ecke vor der Bahnstation. Selbst wenn hier auch ab und an jemand vorbei lief, war es nicht so hektisch wie im Inneren.

„Ist denn irgendwas passiert?“, fragte der Kleinere nun aber nach. Sorge schwang in seiner Stimme mit. Aber Reita hatte definitiv irgendwas, nur irgendwie hatte Ruki auch Angst zu erfahren, was es war. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Er konnte regelrecht hören, wie sein Freund tief durchatmete, um wohl nochmals durchzugehen, was er ihm denn erklären wollte.

„Komm schon, so schlimm kann es doch nicht sein“, machte Ruki dem anderen nochmals Mut. Reita nickte nur, biss sich auf die Unterlippe. Dann aber begann er zu reden.

„Ich hatte einen Seitensprung.“

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch, Drama tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: Mir >D… nein, natürlich wieder allen, die es bis hierher mit dem Lesen geschafft haben ^^ Durchhalten XD Bald ist es vorbei ^^

Kommentar: Die lang erwartete Reaktion von Ruki ^____^ Irgendwie tut er mir leid ;__; Aber nun ja, ich hab es ja selbst so gewollt. Manchmal muss es eben auch Umwege geben. Ich finde es schön, dass Reita nun wieder mit dabei ist. Halt so richtig. Aber irgendwie ist es auch doof… Das vorletzte Kapitel und eine Fortsetzung steht nach wie vor in den Sternen. Bin jedenfalls gespannt auf die Reaktionen nach diesem Kapitel ^^ Also viel Spaß beim Lesen ^^°°°
 

Light my fire
 

Chapter 8
 

Ruki starrte den Blonden an, in seinen Ohren rauschte es.

Nein, verhört hatte er sich gerade definitiv nicht. Reita hatte 100%ig gesagt „Seitensprung“. Kein Irrtum möglich und er sah ihn auch nicht an, starrte nur zu Boden. Rukis Herz pumpte sein Blut in Rekordtempo durch seinen Körper, während es in seinem Kopf arbeitete. Darum also keine Nachrichten mehr. Darum dieser bedrückte Blick. Darum diese in sich zusammengesunkene Körperhaltung. Ruki sah einfach nur rot. Kein Verständnis.

Mit einem lauten Knall traf seine Hand Reitas Wange, auch wenn seine Lippen zitterten. Der Blonde sah den Kleineren, der schnaubend vor ihm stand, nur total entgeistert an. In Rukis Kopf arbeitete es weiter und alles überschlug sich. Fragen über Fragen strömten auf ihn ein. Sie waren doch glücklich. Sie liebten einander. Warum machte Reita sowas? Warum war er ihm nicht genug Wert, um ihm treu zu bleiben? Warum verletzte er ihn so?

„Ich… Ruki, es tut mir leid, ich… ich war… betrunken….“, sprudelte es nun aus dem Größeren heraus, aber jedes Wort machte es einfach nur noch schlimmer für den Kleineren. Er fiel regelrecht aus allen Wolken. Seine rosarote Brille schien zersprungen zu sein und er fühlte Hass, Enttäuschung und auch Angst. Entfremdung. Er wusste einfach nicht wohin mit sich oder was er denn sagen sollte. Es war, als würde er Reita gar nicht kennen, als stünde eine fremde Person vor ihm.

„Ich kann mich selbst… nicht erinnern… ich…“

„Halt.deine.Fresse!!“, schrie Ruki den anderen an. Ehe er noch etwas tat oder sagte, was ihm leid täte oder ihm letztendlich peinlich wäre, drehte er sich um und rannte los, noch bevor Reita reagieren konnte. Ruki tauchte in dem Schutz der umhereilenden Leute ab und verschwand, ohne dass Reita ihn auch nur hätte aufhalten können. Innerlich total aufgewühlt und nicht in der Lage auch nur einen Gedanken zu fassen, machte er sich sofort auf den Weg zu Aoi. Stetig verschwamm das Bild vor seinen Augen und er blinzelte die aufkommenden Tränen weg. Es war ihm egal, ob sein Atem schwer ging oder seine Lunge von dem hektischen Atmen wehtat. Er wollte einfach nur zu Aoi, einen Ort, an dem er heulen konnte. All seine Freude, Reita wiederzusehen, war verflogen und hatte sich innerhalb von wenigen Sekunden in das genaue Gegenteil verwandelt. Nie im Leben hatte er mit so einer Hiobsbotschaft gerechnet. In seiner Fantasie war alles okay, alles voller Herzchen, rosa Wölkchen. Er hatte gehofft, Zärtlichkeiten mit Reita austauschen zu können. Allein einfach nur ihm zuzuhören, wie er von seinem Urlaub erzählte, hätte Ruki genügt. Im Gegenzug hätte er ihm erzählt, was bei ihnen los war. Ihr Ausflug, der Streit zwischen Aoi und Uruha, die Kätzchen. Aber gerade waren all diese Dinge Banalitäten, genau wie seine Liebesbekundungen und die liebevollen Nachrichten, die er Reita geschickt hatte, als sie getrennt waren. Genau diese Dinge waren ihm nun peinlich, obwohl sie ihn mit so viel Glück und Zuneigung erfüllt hatten, als er sie getan hatte. Nun blieb nur ein bitterer Beigeschmack, wenn er daran auch nur einen Gedanken verlor. Eigentlich wollte er Reita nun nie wieder sehen. Wieso machte er sowas? Sie wollten doch zusammenbleiben und sie hingen doch so aneinander. Warum hielt er es dann nicht einmal zwei beschissene Wochen ohne ihn aus? Ohne Sex? Er hatte es doch auch geschafft. Er wollte nicht mal jemand anderen an sich ran lassen außer seinem Freund. Immer wieder dieses warum!
 

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„Ruki?“ Aoi klang total verwundert, war regelrecht erschrocken, als der Kleinere, kaum dass er die Türe geöffnet hatte, sich in seine Arme schmiss und direkt aufschluchzte. Was zum Teufel machte er denn hier?

„Was ist denn los?“ Aoi war wirklich überfordert. Beruhigend legte er seine Hand auf Rukis Rücken und trat mit ihm einen Schritt beiseite. Dann konnte er die Tür schließen und verhindern, dass die Kätzchen abhauten. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen.

„Hey… Sag schon… was ist los?“, versuchte er es noch mal und wieder kam nur ein herzzerreißendes Schluchzen aus dem kleinen Körper. Der kleine Braunhaarige klammerte sich stocksteif an ihn, was den Größeren nur noch mehr aus der Fassung brachte. Ruki gehörte nicht zu den emotionalsten Menschen. Oder eher gesagt: Er heulte nie in Gesellschaft. Da musste schon mehr passiert sein. Dessen war sich Aoi bewusst und eigentlich wollte er nicht nachfragen, da es so oder so nur mit einer Person zu tun haben konnte. Dennoch kamen die unheilvollen Worte wie von selbst aus seinem Mund: „Wolltest du dich nicht mit Rei treffen?“

„Er hat mich betrogen!“, erwiderte Ruki energischer als er es wollte und wischte sich mit seinem Jackenärmel die Tränen ab. Seine Finger aber krallten sich kraftlos in Aois Oberteil. Nun war es also Realität geworden. Ein Mitwisser mehr, keine Chance das Gesagte noch als einen makaberen Spaß abzutun.

„Reita?... Dich?“

„Ja… Reita… Er kam… eben und… hat es mir gesagt…“, brachte Ruki unter Tränen hervor. Er war dankbar, als Aoi ihn gleich wieder in seine Arme schloss und sachte durch sein Haar streichelte.

„Warum macht er so was? Warum tut er mir so weh?“ Für Ruki war gerade mehr als nur eine Welt zusammengebrochen. Es fühlte sich so an, als hätte man ihm sein Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen. Nie in seinem Leben war er so enttäuscht gewesen und er hatte auch nie gedacht, dass ihm so etwas mal passieren würde. Aber andererseits hatte er auch nie gedacht, dass er sich irgendwann mal so sehr zu einem anderen Menschen hingezogen fühlte. Nun aber bekam er die Quittung dafür, dass er sein Glück so sehr zur Schau gestellt hatte.

Seine Brust bebte erneut und immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg. Es fiel ihm schwer, zu atmen und noch viel schwerer fiel es ihm, das zu verarbeiten, was ihm sein Freund oder wohl nun Ex-Freund gerade verkündet hatte. Er glaubte, vor einem handfesten Nervenzusammenbruch zu stehen. Beruhigen konnte er sich auch nicht. Das war auch merkwürdig. Sonst verlor er nie die Kontrolle, wusste was los war. Aber gerade reagierte sein Körper nur, da er nicht in der Lage war, klar zu denken.

Niemals hatte er sich so richtig down gefühlt, nie war seine Welt in Schwarz getaucht, doch nun konnte er all das nachvollziehen, verstehen. Und er hasste es. Er verabscheute dieses schwarze Loch, in das er gerade unaufhaltsam fiel.

Was sollte er denn jetzt machen? Ohne Reita? Allein schon der Gedanke verursachte weitere Sturzbäche aus seinen Augen. Kaum, dass er sich einen Moment beruhigt hatte, traf ihn wieder ein schmerzvoller Gedanke und bohrte Nadeln in die Bruchstücke seines Herzens. Wieso war diese Welt so ungerecht? Warum gab man ihm eine erfüllte Liebe, nur um sie ihm wieder wegzunehmen? Das ergab keinen Sinn. Er wollte zu Reita… Aber zu dem Reita, der ihn über alles liebte und ihn nie mehr hergeben wollte und zu keinem miesen Betrüger, der seinen Schwanz in eine billige Hure steckte, nur um ein paar Minuten Spaß mit ihr zu haben.

Mittlerweile hatte Aoi den Braunhaarigen auf seine Couch verfrachtet und drückte ihn sachte an sich. Mit dem Streicheln hatte er auch nicht aufgehört, dennoch war er mittlerweile noch überforderter mit der Situation als bei Rukis Auftauchen. Da fiel ihm nur eines ein: Er musste telefonieren. Das wäre seine einzige Hoffnung, nachdem er sich Rukis angenommen hatte. Aoi wusste nicht mehr, was er noch unternehmen sollte.

„Hey, Uruha, ich bin’s. Kannst du bitte vorbeikommen?“

„Was ist denn los?“, erklang die Stimme von Uruha am anderen Ende der Leitung. Aoi war mit seinem Latein am Ende. Zwar hatte er Ruki mittlerweile mit einer riesigen Taschentuchbox verpflegt, aber aufgehört zu weinen hatte er seit über einer Stunde nicht. Selbst die Katzen konnten ihn nicht ablenken, obwohl sie in überschaubaren Abständen immer mal wieder vorbeitigerten, um Aufmerksamkeit abzustauben. Sie wurden kurz halbherzig gestreichelt, dann wieder weggeschoben und gingen unzufrieden ihres Weges, um sich einer anderen Unterhaltung hinzugeben. Und Aoi hatte keinen Schimmer mehr, was er denn tun sollte. Essen wollte Ruki definitiv nicht, etwas trinken auch nicht. Noch nicht mal seine Schuhe oder seine Jacke hatte er ausgezogen. Er war generell unwillig. Aoi war schlichtweg nicht in der Lage, irgendwas zu tun. Auch ihn zu umarmen hatte einfach keinen sichtbaren Effekt und so gerne er Ruki auch geholfen hätte, seine Fragen waren entweder unsensibel gewesen oder total banal. Ablenken konnte er ihn nicht. Blieb also nur, Uruha anzurufen und ihn um Hilfe zu bitten. Auch, wenn er sich das gut überlegt hatte. Schließlich hatten sie selbst auf gefühlstechnischer Ebene gewisse Probleme, die sie nach wie vor verdrängten und mit keiner einzigen Silbe wieder erwähnt hatten. Und nun saß hier ein Teil der Bilderbuchbeziehung, die Uruha selbst so sehr beneidet hatte. Nun war alles zerplatzt wie eine Seifenblase.

„Reita hat Scheiße gebaut. Komm bitte her“, bat er den Honigblonden, der wohl an dem Tonfall des Schwarzhaarigen schon erahnen konnte, dass es dann wohl schon mehr als eine mittelschwere Katastrophe sein musste, wenn Aoi ihn anrief, obwohl ihr Verhältnis zueinander immer noch ungeklärt war. Zumindest, was ihre Gefühle anging und wenn es mal nicht um katzenzentrierte Themen ging.

„Okay, 15 Minuten, dann bin ich da“, versicherte er dem anderen und sie legten beide auf.

„Scheiße gebaut hast du… aber nett formuliert…“ Wieder hob und senkte sich Rukis Brust, während er sprach und er japste nach Luft. Gerade kullerten mal keine Tränen über seine Wangen, was sich in den nächsten 10 Sekunden aber schon wieder schlagartig änderte und er sein Gesicht in einem neuen Taschentuch vergrub. Kurz darauf schnäuzte er sich. Es waren die Bilder in seinem Kopf, die immer wieder diese schrecklichen Gefühlsregungen auslösten und sein Herz wie eine Schraubzwinge zusammenpressten. Dann liefen die Tränen ungehindert, so sehr sich Ruki auch die Mühe gab, nicht mehr zu weinen. Aber so langsam war es ihm auch egal, wenn Aoi ihm dabei zusah. Er hatte schließlich allen Grund dazu. Da durfte auch er Schwäche zeigen. Schlimmer als jetzt konnte er sich kaum mehr fühlen.

Aoi betete nur, dass Uruha schnell kommen möge. Er fühlte sich total fehl am Platze, da er sowieso nicht in der Lage war, zu helfen. Und auch der Tee, den er Ruki gekocht hatte, war mittlerweile wieder kalt geworden. Seine Gedanken überschlugen sich und der Drang, Reita einfach aufzusuchen und ihm eine reinzuhauen, wurde immer größer. In seinem Kopf herrschte maßloses Unverständnis. Wenn man jemanden liebte, dann liebte man ihn und blieb bei ihm, wenn man schon die Chance dazu bekam. Warum zum Teufel hatte sich Reita so einen Fehltritt geleistet? Und hatte er wirklich gedacht, dass Ruki so etwas durchgehen ließ? Das passte doch alles nicht zusammen. Noch beim Lagerfeuer hatte Uruha beteuert, wie sehr Reita Ruki doch verfallen war und dann vögelte er jemand anderen. Für ein paar Minuten Spaß warf man doch seine große Liebe nicht weg. Und in Aois Augen waren die beiden eben einfach die große Liebe. Sie spielten das nicht, sondern meinten es ehrlich. Und warum war Reita dann noch so blöd und beichtete es ihm?

Aoi blickte unsicher zur Seite.

Okay, lügen wäre wohl eine der beschissensten Optionen gewesen, aber trotzdem! Das alles regte ihn sowas von tierisch auf. Es juckte in seinen Fingern. Er wollte Reita einfach nur seine Dummheit aus dem Leib prügeln, bis er sich entschuldigte, Ruki die Füße küsste, Absolution schwur und am besten noch ein Bad in einem geweihten See nahm. Gott ey, irgendwie konnte er ihm das nicht verzeihen, obwohl es nicht einmal sein Freund war, der ihn betrogen hatte, sondern nur ein Freund. Aber er musste sich gerade das Glasscherbengebiet ansehen, welches er hinterlassen hatte.

Dann aber klingelte es endlich an der Tür des Schwarzhaarigen, bevor seine Aggressionen sich noch mehr bündeln konnten. Bedacht darauf keinem Kätzchen eine Fluchtmöglichkeit zu bieten, schob er sich in den Flur und schloss die Wohnzimmertür hinter sich. Dann ließ er Uruha rein.

„Was hat Reita gemacht?“, fragte Uruha im Flüsterton, klang dabei aber ziemlich abgehetzt. Er zog seine Jacke noch schnell im Flur aus, wollte eigentlich einen Blick auf Ruki werfen, aber die Tür war verschlossen. Vielleicht war eine kurze Lageplanung auch nicht das Dümmste.

„Reita hatte ‘nen Seitensprung. Hat er Ruki vorhin gesagt, als sie sich getroffen haben. Er hat Reita dann wohl stehen gelassen und ist zu mir gekommen. Mehr hab‘ ich auch noch nicht aus ihm raus bekommen.“ Uruhas Augen wurden zeitweise größer, dann aber legte sich seine Stirn in Falten.

„Glaubst du das wirklich?“, fragte Uruha ungläubig nach, noch während er seine Jacke an die Garderobe hing. Schließlich ging es hier um Reita, der nur Augen für Ruki gehabt hatte. Da musste ziemlich viel eingebrochen sein. In seinen Ohren jedenfalls klang das nach Fiktion.

„Ich weiß es nicht. Aber warum sollte er Ruki diesbezüglich anlügen? Er würde sich damit doch nur ins eigene Fleisch schneiden. Also scheint da was dran zu sein“, erwiderte Aoi. Uruha nickte verstehend. Trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass da etwas dran war. Er brach also ihre kleine Unterhaltung prompt ab und ging zur Wohnzimmertür. Diese öffnete er vorsichtig und riskierte einen Blick. Aber Ruki hatte ihn schon bemerkt, warf ihm einen kurzen Blick zu, blieb aber sonst unbewegt da sitzen, wo er saß. So ging Uruha, ohne weiteres Aufsehen zu erregen, zu ihm und setzte sich gleich neben den Braunhaarigen auf die Couch. Vorsichtig rückte er weiter ran und gab sich nun alle Mühe, seinen kleinen Freund zu trösten. Das war aber wirklich regelrecht ein Ding der Unmöglichkeit. Worte konnten die Wunde, die Reita seinem Ex-Freund zugefügt hatte, eben auch nicht einfach so heilen.
 

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Die Ohrfeige war nicht einmal annähernd genug, als das, was er verdient hätte. Reita verstand sich selbst nicht. Er war enttäuscht von sich und was noch viel schlimmer war, er hatte Ruki wehgetan und ihn dann auch noch einfach gehen lassen. Es war wohl die Schuld, die auf ihm lastete, die ihn dazu bewegt hatte, wie angewurzelt stehen zu bleiben. Die Schuld wog schwer und zog ihn seit Tagen runter. Dabei erinnerte er sich selbst kaum an den Abend, an dem es geschehen war. Gerade war einfach nur sein schlechtes Gewissen vorherrschend und die Gewissheit, Ruki verloren zu haben.

Es war doch abzusehen gewesen. Was wollte er sich hier denn vormachen? Dieses Gespräch konnte nur genau so enden. Ruki war zwar ein guter Mensch, vielleicht der liebste Mensch auf der ganzen Welt, aber auch er verzieh keinen Vertrauensbruch.

Wieder und wieder ging Reita den Abend vor seinem geistigen Auge durch und dachte nach. Er wollte das nicht wahrhaben, er wollte einfach nur noch seine Beziehung retten und dass Ruki ihm verzieh. Er wollte seine heile Welt wiederhaben, die er so leichtfertig verspielt hatte.

Da war dieses Mädchen, ihren Namen hatte er auch schon wieder vergessen oder vielleicht nie gewusst. Sie war in dem gleichen Restaurant gewesen wie er mit seiner Mutter auch. Er hatte sie nur bemerkt, weil ihre Eltern so typisch Großstadtmenschen waren und ihm mit ihrem Benehmen auf den Geist gingen. Eigentlich hatte er sich nichts weiter dabei gedacht, vielleicht gemeint, dass sie hübsch war. Aber manchmal fand man fremde Menschen eben hübsch, auch wenn man nichts weiter mit ihnen zu tun gehabt hatte. Letztendlich gab es Rindfleisch. Und dann war er noch mit seiner Mum zusammen weggegangen in eine Bar mit angrenzender Disko. Die Musik war teilweise viel zu laut und der Bass hämmerte. Die Boxen krächzten unter den schrillen Stimmen der Sänger und Sängerinnen, die irgendwelche Partymucke anstimmten, um die Laune der Gäste zu heben. Es war warm, stickig und schwül. Eben ein ganz normaler Sommerabend. Er hatte getrunken. Eine Coke mit massig Eiswürfeln, die er nach und nach auf seiner Zunge zergehen ließ, um sich abzukühlen. Dann aber hatte sich seine Mum eingemischt und für sie beide bestellt. Ab da floss der Alkohol. Er hatte vom Cocktail seiner Mutter probiert, dann selbst etwas aus der Karte ausgesucht. Einen Caipirinha und einen Tequila Sunrise, sowie einen Sex on the beach. Nach und nach lockerte sich seine Stimmung, die Gespräche mit seiner Mutter und den anderen Gästen wurden lauter, lustiger, versauter. An den vierten Cocktail erinnerte er sich gar nicht mehr. Wobei, irgendwas mit Kokos. Und da hatte sie sich mit zu ihnen an den Tisch gesetzt, direkt neben ihn und ihre gesellige Runde vervollkommnet. Sie hatte mit ihnen geredet, sowohl mit ihm als auch mit seiner Mutter, ab und an mit einem aus der Gruppe der Animateure, mit denen sich seine Mutter so gut verstanden hatte.

Sie hatte erklärt, dass sie Urlaub mit ihrer Familie hier machte, es aber langweilig wäre, weil sie so früh schlafen gingen und sie was erleben wollte. Irgendwie so was. Das war wohl auch der Grund, warum sie sich gerade zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte.

Und er wusste noch, dass sie ihm ziemlich auf die Pelle gerückt war. Aber ansonsten… Nichts. Rein gar nichts. Egal wie sehr er in seinem Gehirn nachgraste und darüber grübelte. Es gab ihm keine weitere Information. Laute Musik, Alkohol, nette Gespräche. Er wusste noch, dass sie ihre Hand auf seinen Arm gelegt und sich an ihn gelehnt hatte. Ihr langes Haar hatte dabei seinen Oberarm gekitzelt. Aber keinen Schimmer, wie er ins Hotelzimmer zurückgekommen war, geschweige denn, wie er den Weg durch den Sand bewerkstelligt hatte, ohne Sand zu fressen. Allein ein kurzer Abstecher nach Cocktail Nummer 2 auf die Toilette hatte ihn schon alle Mühe gekostet gehabt, weswegen ihn seine Mutter auch ausgelacht hatte.

Aber zurück zum Hotel.

Er war alleine im Bett aufgewacht mit einem tierischen Kater und die Unterwäsche einer Frau lag am Fußende seines Bettes. Seine eigene lag zusammen mit anderen Sachen, die er getragen hatte, neben dem Bett verstreut. Beide Kopfkissen waren zerknautscht und das Bettlaken zerwühlt, etwas feucht. Aber seine Haut klebte von der vorherrschenden Hitze so oder so. Da war eigentlich jegliche Decke schon zu viel gewesen.

Aber Fakt war: Keine Erinnerung an die Zeit dazwischen. Kein Schimmer wie er ins Hotelzimmer kam, wie die Nacht verlaufen war oder wie er es auch nur aus seinen Klamotten geschafft hatte.

Aber der größte Schock ereilte ihn, als er seine Beine aus dem Bett schwang und da das benutzte Kondom im Mülleimer sah. Das war mehr als eindeutig. Der Mülleimer stand genau neben dem Bett und das Kondom lag oben drauf auf diversen anderen Sachen, die im Laufe ihres Urlaubs ihren Weg in den Mülleimer gefunden hatten. Das getrocknete Sperma konnte man genau sehen. Zweifel ausgeschlossen!

Reita raufte sich die Haare. Das konnte doch alles echt nicht möglich sein. Er konnte doch nicht mit so einer Schnalle in die Kiste gestiegen sein und seinen Freund betrogen haben? Was war er bitteschön für ein Freund? Er liebte Ruki abgöttisch und nun hatte er ihn einfach nur enttäuscht. Ruki machte nun sicherlich Schluss. Haha. Die Ohrfeige war schon Reaktion genug gewesen und seine Fresse sollte er auch halten. Wenn das mal kein „scher dich zur Hölle, motherfucker“ gewesen war, dann wusste Reita auch nicht. Manchmal sprachen Taten eben mehr als tausend Worte.

Reita konnte es dem anderen nicht mal verübeln. Wer wollte schon mit so jemandem wie ihm zusammen sein, den man nicht mal zwei Wochen in den Urlaub schicken konnte, ohne dass er alle Vorsätze über den Haufen warf und mit jemand anderem schlief?

Reita zog seine Nase hoch und wischte sich über seine nassen Augen, als er den Schlüssel in das Schlüsselloch steckte, um die Wohnungstür aufzuschließen. Er hatte gewusst, dass es ein scheiß Tag werden würde. Am liebsten wollte er jetzt bei Ruki sein und ihn einfach nur in den Arm nehmen. Aber der wollte ihn nun sicherlich nicht mehr. Also konnte er das auch vergessen.

Deprimiert schlurfte Reita durch den Gang und schlüpfte aus seinen Schuhen. Wenigstens war er vorerst allein zu Hause. Auch wenn es ihm davor graute, dass er nochmals zu Ruki musste, um sich den Schlüssel für die Wohnung geben zu lassen. Scheiße ey, sein schlechtes Gewissen brachte ihn noch um!
 

♥~~~
 

Uruha atmete erleichtert aus, als er die Wohnzimmertür hinter sich schloss. Dieses bescheuerte Tetris ging ihm auf den Sack, aber Ruki spielte es seit geschlagenen 2 Stunden. Selbst Aoi redete nicht und Uruha fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Es würde wohl wieder auf eine Nacht in Aois Bett mit seinen zwei Kumpels hinauslaufen, wenn die anderen beiden denn überhaupt schlafen würden. Er selbst hatte sich nun einfach erstmal aus dem Staub gemacht. Das Zimmer, so hübsch es auch war, erdrückte ihn, Rukis Stimmung und seine Hilflosigkeit erdrückte ihn. Zwar hatte Ruki aufgehört zu weinen, aber er sprach kaum und nun starrte er bunte Steine gebannt an, die er in einer Reihe positionierte. Das war doch deprimierend.

So verschwand der honigblonde Junge im Badezimmer und hockte sich auf den Toilettendeckel. Zwar war es bereits elf Uhr abends, aber welcher Jugendliche schlief schon zu so einer Uhrzeit? Darum hatte er auch kein schlechtes Gewissen, als er mit ein paar betätigten Tasten auch schon einen Anruf erledigte. Es klingelte, parallel raschelte der Duschvorhang neben ihm und ein Katzenkopf erschien.

„Was machst du denn hier? Hast geduscht?“, fragte Uruha leise und hob das Kätzchen auf seinen Schoß, wo es aber nicht lange blieb. Aber das war nebensächlich, denn der Angerufene meldete sich nun doch mit einem „Moshi, moshi“.

„Hey, Reita“, begrüßte der Honigblonde seinen langjährigen Freund mit gemischten Gefühlen. Doch erwidert wurde nichts weiter. Nur am ruhigen Atem am anderen Ende der Leitung konnte man noch hören, dass nicht aufgelegt worden war.

„Du, wir sind bei Aoi. Ruki… geht’s scheiße. Was ist denn los?“, wollte er nun wissen. Es war wohl beiden sowas von klar, warum er anrief.

„Das habe ich Ruki heute doch schon gesagt.“

„Ja, schon, aber…“

„Selbst, wenn ich es dir sage, macht es die Sache nicht besser. Ich hab‘ fremdgefickt. Da hast du es. Bist du zufrieden?“ Reitas Worte klangen vorwurfsvoll, aber auch verletzt zugleich, was Uruha irritierte. Ob Reita glaubte, dass er nun gegen ihn war?

„Ich… „

„Nein, du musst nichts sagen. Ich habe es verbockt und ich weiß das auch.“

Uruha blinzelte. Irgendwie klang der andere so erwachsen? Oder war er einfach ignorant? Es war fast so, als wenn er sich schon damit abgefunden hatte, Ruki verloren zu haben.

„Aber das lässt sich sicherlich klären.“ Nein, ließ es sich eben nicht. Uruha wusste selbst nicht, was er denn sagen sollte oder warum er angerufen hatte. Vielleicht hatte er auf neue Infos gehofft, auf so etwas wie einen verspäteten Aprilscherz, aber nichts dergleichen kam.

„Das glaubst du doch selbst nicht. Bitte Kou, verschone mich damit. Ich hatte genug Zeit, darüber nachzudenken und es gibt nichts, was es ungeschehen machen kann. Ich muss dafür geradestehen. Ich kenn‘ meine Rechte und die Konsequenzen sind mir nun auch bewusst.“

„Akira, bitte… das kannst du doch…“

Aber wieder fiel ihm der andere ins Wort.

„Kou, ich weiß das sehr zu schätzen und es ist lieb von dir, dass du dir Sorgen machst, aber ich komme klar.“ Er sollte es eben nicht schönreden oder ihn in Schutz nehmen oder sonst was. Das wäre falsch. Falsch vor allem Ruki gegenüber.

Uruha schluckte, weil er so abgewürgt wurde. Doch dann konnte er hören, wie Reita am anderen Ende der Leitung lächelte.

„Kümmer dich bitte um Ruki. Er kommt allein jetzt sicherlich nicht klar.“

Uruha biss sich auf die Unterlippe. Er spürte, dass der andere eigentlich noch viel mehr Worte auf den Lippen hatte, aber alle blieben unausgesprochen. Sicherlich hatte er Tränen in den Augen.

„Bai“, hörte er die gehauchte Verabschiedung seines besten Freundes und dann nur noch Stille. Reita hatte aufgelegt und nichts war geklärt. Ob er zu ihm gehen sollte? Aber Reita hatte gewollt, dass er jetzt bei Ruki blieb, auch wenn ihm unwohl bei der Sache war. Ihre Freundschaft würde er nicht mit in die Waagschale werfen, egal, was zwischen Ruki und ihm war oder ist.

Betrübt blickte der Honigblonde Tora an, der ihm lautstark entgegen miaute. Anerkennend nickte Uruha.

„Du hast’s gut. Du musst dich nicht mit beschissenen Gefühlen herumquälen. Im nächsten Leben werd‘ ich die Katze und du fütterst mich!“, sagte er leicht gequält und nahm das Kätzchen wieder auf den Arm, verließ dann auch gleich das Badezimmer. Das brachte doch alles nichts.
 

♥~~~
 

Noch nie war Reita so froh darüber gewesen, dass seine Mutter so viel auf Arbeit um die Ohren hatte. Es war nicht so, dass er sie nicht sehen wollte, aber er selbst verabscheute sein eigenes Spiegelbild. Wie sollte er so denn bitte jemandem unter die Augen treten? Das viele Grübeln und Nachdenken machte ihn sichtlich krank. Zu Hause fiel ihm die Decke auf den Kopf und die Stunden wollten nicht vergehen. Aber besonders schrecklich waren die Nächte, die er sich um die Ohren schlug, da dann alles umso deutlicher auf ihn niederprasselte. Der Verlust seines Freundes war einfach das, was ihn nicht losließ und ihn mitnahm. Er hatte schließlich kein Recht mehr auf gar nichts.

Er war Schuld und er selbst hatte seine Schuld eingesehen. Selbst eine Entschuldigung würde es nicht wieder gut machen, auch wenn er vor Ruki auf Knien rutschen würde, wenn er ihn nur noch einmal so liebevoll ansehen würde wie zu der Zeit, als sie noch zusammen waren.

In Reitas Kopf klang alles einfach total pathetisch. Es war nicht einmal 48 Stunden her, dass er Ruki seinen Fehltritt gebeichtet hatte und es waren schreckliche Stunden.

Fluchtartig hatte er heute Morgen die Wohnung verlassen, als seine Mutter noch geschlafen hatte. Ziellos war er mit seinem Fahrrad durch die Stadt gefahren. Irgendwie hatte er gehofft, dass das dem Denken einen Riegel vorschieben würde, aber eigentlich machte es alles nur noch schlimmer. Zwar fiel ihm die Decke nicht mehr auf den Kopf, aber die Stimme in seinem Kopf war lauter denn je, die Gedanken schlimmer und sie wurden detailgetreuer.

Reita wollte es nicht akzeptieren, dass Schluss war. Aber wenn er es irgendwann akzeptieren musste? Er machte sich Sorgen um die Zukunft und um seinen zukünftigen Partner. Seit Wochen, Monaten, übertriebenerweise vielleicht auch schon seit Jahren hatte er sich Ruki an seiner Seite gewünscht und ihn auch bekommen. In seinem Kopf konnte niemand neben ihm existieren als dieser Junge. Wie konnte er dann jetzt annehmen, dass sein Kopf eine andere Person neben ihn projizieren konnte? Das war hirnrissig. Noch dazu würde niemand einen Fremdgänger haben wollen. Einmal fremd gegangen, immer fremdgegangen. Wenn man einmal die Hemmungen ablegte, seinen Partner zu hintergehen und zu belügen, dann würde man es skrupellos auch mit dem nächsten Partner tun. Er war gebrandmarkt und das für die Ewigkeit. Niemand würde ihn mehr wollen oder akzeptieren. Genau so wenig wie seine Freunde. Sie würden ihn vielleicht nicht offensichtlich verstoßen, aber sie würden in ihm auch nur denjenigen sehen, der andere belügt und betrügt und ihn irgendwann fallen lassen. Außerdem waren sie auch mit Ruki befreundet. So lief das also in jedem Falle auf eine Entscheidung hinaus. Ruki oder er. Wobei Reita selbst wohl definitiv für Ruki wäre. Er war fest entschlossen in den sauren Apfel zu beißen und seine Freunde aufzugeben. Konsequenzen tragen, egal, wie schwer sie waren oder sein mögen. Aber eins wollte er definitiv nicht: Ruki noch mehr verletzen, indem er ihm die Freunde wegnahm. Dann lieber blieb er selbst alleine und sah seiner Strafe ins Auge. Einsamkeit. Vielleicht würde er nach Kanada gehen. Einsam. Allein. Weit weg von allen, die er je gekannt hatte. Ein gebrochenes Herz allein in der Wildnis Kanadas.

Ja, er verarschte sich gedanklich selbst. Aber er hatte es nicht anders verdient. Auch wenn er sich selbst in solchen trübsinnigen Gedanken nicht wiedererkannte, wusste er, dass es gerechtfertigt war, sich selbst niederzumachen. Er hatte Rukis Glück zerstört, also war es das Mindeste, seinem eigenen Glück ebenfalls den Gar auszumachen.

Mit nur noch trüberen Gedanken stellte der blonde Japaner sein Fahrrad wieder zurück in den Geräteschuppen hinter dem Haus und betrat es schließlich durch den Hintereingang. Er konnte das Klappern von Töpfen in der Küche hören, also war seine Mutter zu Hause. Aber ewig konnte er ihr ja auch nicht aus dem Weg gehen. Also zog er wie gewohnt seine Schuhe aus und hängte seinen Schlüssel ans Schlüsselbrett, was seine Mutter auf den Plan rief.

„Hm? Du bist schon wieder zurück?“, fragte sie und steckte den Kopf aus der Küche. Reita nickte nur tonlos. Sein Blick war nach unten gerichtet und er machte den Anschein eines Häufchen Elends, was er wohl auch war.

„Und wo hast du Ruki gelassen? Du wolltest dich doch mit ihm treffen“, hakte sie weiter nach. Die Ferienplanung ihres Sohnes bestand doch nach eigenen Aussagen nur aus „Mit Ruki treffen“ und „Zeit mit Ruki verbringen“. Was war daraus denn nun geworden? Sie verschränkte ahnungslos die Arme vor der Brust. Skeptisch blickte sie drein, war aber überfordert, als sie sah, dass Reita plötzlich Tränen über die Wangen kullerten. Sowas kannte sie nicht von ihm, was ihre Mutterinstinkte auf den Plan rief. Da war etwas faul.

„Ruki kommt nicht mehr. Ich hab‘ Scheiße gebaut und nun hasst er mich…“, erklärte er kleinlaut.

„Was hast du denn gemacht?“, wollte Reitas Mutter dann aber schon wissen. Sie betrachtete ihren Sohn skeptisch. Er hatte zwar nach ihrer Rückkehr kaum mehr was gegessen, aber sonst war nichts auffällig gewesen.

„Im Urlaub… hab‘ ich mit einem Mädchen geschlafen…. Ich bin Ruki fremdgegangen.“

„Und wann war das bitteschön?“, wollte die Frau wissen. Ihre Stimme hatte einen besserwisserischen Klang, der Reita allen Mut nahm und nur sein schlechtes Gewissen noch verstärkte. So barsch kannte er seine Mutter nicht. Aber sie hatte sicherlich auch allen Grund dazu, ihn zu hassen. Man ging schließlich nicht fremd.

„Als… wir in der Bar waren und ich zu viel getrunken hab‘… Das Mädchen, was sich so an mich rangemacht hat…“ Reita schien immer geknickter, als er das erzählte und auch noch seiner Mutter. Das war doch ein Armutszeugnis, welches er sich gerade selbst ausstellte. Aber irgendwem musste er es doch sagen. Die anderen hatten ihn alle so sehr unterstützt, dass er endlich mit Ruki zusammenkam und dann machte er so einen Mist und alles war dahin. Er hätte sich gerade ohrfeigen können. Auch wenn das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen wäre.

„Wie kommst du darauf?“, fragte die Frau weiter und ihr Sohn zuckte mit den Schultern.

„Ich erinnere mich kaum. Aber… Als ich aufgewacht bin, lag Reizwäsche auf meinem Bett und ich war auch nackt… und… das ist doch offensichtlich“, versuchte es Reita in Worte zu fassen, was seiner Mutter gegenüber schon etwas schwieriger war. Er traute sich ja noch nicht einmal, sie anzusehen, stierte den Boden an, auf dem sie stand, nur um den Vorwurf in ihrem Blick nicht standhalten zu müssen. Aber was ihn nun total umhaute war, dass seine Mutter anfing zu lachen, lauthals.

Seine Trauer und sein Kummer waren für einen Augenblick total vergessen und wichen seiner totalen Verwirrung. Selbst seine Tränen stoppten.

„Mum, warum lachst du? Das ist ein ernstes Thema!!!“, jammerte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Gerade fühlte er sich nicht ernst genommen. Wie konnte sie ihn bitteschön auslachen, wenn er die Liebe seines Lebens verloren hatte und in Depressionen versank?

„Mum, was ist daran so lustig?“, quengelte er weiter. Unverständnis und Wut. Reita konnte darüber nun so rein gar nicht lachen.

„Weil die Wäsche von mir war!“, weihte die Frau nun ihren Sohnemann ein, der regelrecht aus allen Wolken fiel. Seine Augen wurden tellergroß.

„Nie im Leben!“, entkam es ihm und er erntete einen bösen Blick seiner Mutter.

„Wie sah sie denn aus?“, fragte sie dann aber besserwisserisch nach und Reita verzog sein Gesicht.

„Rot… Spitze… und… in der gleichen Farbe ein Tanga… Auch mit so… Blumenkram“, erklärte er.

„Und, soll ich die Sachen aus der Wäsche holen?“, fragte sie weiter nach und Reita runzelte seine Stirn. Hatte er sowas schon mal bei ihnen gesehen? Vielleicht… Vielleicht aber auch nicht.

„Aber warum war ich dann nackt?“, fragte er total bedröppelt nach. Mehr Indizien, die definitiv gegen ihn sprachen!

„Weil ich dich deinem Schicksal überlassen habe und gesagt habe, dass du dich alleine ausziehen sollst. Schätzchen, du warst stockbesoffen.“ Diese Erklärung klang wie die natürlichste auf der ganzen Welt.

„Glaub mir, du wusstest nicht einmal mehr, wo oben und unten ist.“

In Anbetracht des Katers, den er hatte, glaubte er zumindest das seiner Mutter.

„Und was ist dann mit dem Kondom, das im Mülleimer lag?“, fragte Reita regelrecht schon hysterisch nach. Das letzte Indiz seines Seitensprunges und wohl das eindeutigste.

Seine Mutter sah ihn abwartend an, bis Reita eins und eins selbst zusammengezählt hatte. Das dauerte ein bisschen. Wenn er es nicht war, dann…

„Nein…“ Er schüttelte seinen Kopf und seine Kinnlade klappte regelrecht nach unten. Diese Erkenntnis war fast genauso schlimm wie die Erkenntnis, dass er einen Seitensprung gehabt hatte. Gerade konnte er echt nicht beurteilen, was denn für ihn nun weniger schlimm war.

„Na hör mal, Bürschchen! So alt bin ich nun auch nicht! Und ich werde mich im Urlaub doch wohl auch mit einem Mann vergnügen dürfen!“, durfte sich Reita dann gleich eine Standpauke anhören.

„Das Kondom ist von einem der Animateure, die an dem Abend bei uns gesessen haben und der mir geholfen hat, dich Nichtsnutz ins Hotelzimmer zu bringen. Irgendwie musste ich mich doch erkenntlich zeigen.“

„Mum, keine Details!“ Reita kniff seine Augen zusammen. Er wollte definitiv kein Kopfkino, keines, in dem seine Mutter die Hauptrolle spielte.

„Glaub‘ mal, für eine heiße Liebesnacht brauch‘ ich sicherlich nicht meinen stockschwulen, pubertären Sohn!“ Das hatte gesessen! Reita blieb wohl jeglicher Kommentar im Halse stecken. Aber davon war die Frau nicht weiter beeindruckt.

„Die Unterwäsche hab‘ ich aufs Bett geworfen, als ich zum Duschen gegangen bin, als du noch gepennt hast. Wie du dich vielleicht erinnerst, stand der Koffer direkt am Fußende vom Bett“, klärte die Frau ihren Sohn nun aber endgültig auf. Der wusste nicht, welches Gefühl gerade überwog, die Erleichterung doch kein Fremdgeher zu sein oder der Ekel, dass es seine Mutter mit einem Mann in seinem zugegeben total benebelten Beisein im Nebenzimmer getrieben hatte. Wenn er recht darüber nachdachte, dann war er total glücklich, dass er zu viel getrunken hatte. Aber noch glücklicher war er wohl über seine Absolution. Gerade wollte er seine Mutter heilig sprechen.

„Das heißt dann also, dass….“

„…du nicht mit dieser unreifen Schlampe im Bett warst! Also bitte, Akira! Was wäre ich denn für eine Mutter, wenn ich nicht auf meinen Sprössling aufpassen würde?“

„Eine schlechte, wahrscheinlich…“ Das Grinsen auf Reitas Gesicht war zurück und die Tränen von eben schon fast wieder versiegt und vergessen.

„Außerdem mag ich Ruki. Der hat dich wenigstens im Griff. Also sieh ja zu, dass du ihn bei Laune hältst!“, ermahnte ihn seine Mutter gleich noch mal.

„Klar, mach ich.“

„Es ist echt unglaublich, auf was für Ideen du kommst und was du dir zusammenspinnst.“ Sie schüttelte ihren Kopf und legte diesen dann schief. Ein wenig klang sie schon sauer.

„Was stehst du da eigentlich noch rum? Wolltest du dich nicht mit Ruki treffen? Also das solltest du echt aufklären.“ Sie nahm einfach mal an, dass Reita Ruki seinen Fehltritt gestanden hatte und er sich deswegen wie ein Maulwurf verbuddelt hatte.

„Du hast Recht! Ich muss sofort zu Ruki!“, entkam es Reita und er schlüpfte in Windeseile wieder in seine Schuhe und stürmte aus der Tür. Urplötzlich sah die Welt schon wieder ganz anders aus.

Gott, er war aber auch echt blöd gewesen. Die letzten Tage des Urlaubs hatte er mit Grübeln verbracht und sich Horrorvisionen ausgemalt, wie alles ablaufen könnte, wenn er Ruki seinen Fehltritt gestand, dabei war er mit niemandem im Bett gewesen. Mann ey, er war echt selten dämlich. Hätte er doch nur schon früher mal seine Klappe in Gegenwart seiner Mutter aufgemacht, dann hätte er sich ganz viel Kummer und Leid ersparen können und vor allem hätte er Ruki nicht in so eine Situation gebracht und sich auch nicht. Und dann wären sie jetzt womöglich schon eng umschlungen dabei, sich furchtbar lieb zu haben.

Gerade verfluchte Reita seine eigene Blödheit. Wie konnte er nur?
 

♥~~~
 

Wie vom Erdboden verschluckt. Ruki war nirgends auffindbar. Das machte Reita nun erst recht total wuschig. Okay, es war nachvollziehbar, dass Ruki nicht an sein Handy ging. Zu Hause nahm auch keiner ab, war keiner da. Denn mittlerweile war er schon zweimal bei ihm zu Hause gewesen. Kai war auch nicht zu erreichen. Auf dem Handy ging sofort die Mailbox ran oder es kam eine Ansage, dass der Teilnehmer gerade nicht zu erreichen war. Brachte also nichts.

Bei Uruha das gleiche Spielchen. Nicht zu erreichen. Warum auch immer? Und als er bei ihm zu Hause angerufen hatte, wurde ihm nur gesagt, dass er bei Shiroyama war. Da Reita ja nicht dumm war (schließlich hatte er die gesamte Dummheit, die ihm in diesem Jahr zur Verfügung stand schon durch diese Fremdgeher-Sache aufgebraucht), ging er sofort bei Aoi vorbei.

Fehlanzeige. Dort wurde ihm nicht einmal geöffnet. Wobei das wohl daran lag, dass niemand da war, denn das Licht brannte auch nicht. Pure Ernüchterung machte sich bei dem blonden Japaner breit. Das Ganze artete so langsam in das bekannte Spiel „Nadel im Heuhaufen suchen“ aus. Darauf konnte er gerade wirklich verzichten. Als wäre sein Körper nicht eh schon angespannt genug. Nicht zu vergessen sein geistiger Zustand, der zunehmend unter diesem Spektakel litt.

Aber nüchtern betratet sanken Reitas Anlauforte, an denen er Ruki unter Umständen vielleicht hätte antreffen können, gen Null. Klar, gab es noch die ein oder andere Spielhalle, die Ruki ab und an mal besuchte, aber das brachte doch alles nichts. Wieso war nie jemand per Telefon zu erreichen, wenn es dringend war? Das brachte ihn um den Verstand!

Es folgte wiederum eine Nacht mit Bauchschmerzen, Fieberträumen und schließlich totaler Schlaflosigkeit. Reita hätte platzen können. Da hatte er schon seinen Freispruch bekommen und niemand von Belang war erreichbar, dem er es hätte mitteilen können. Freunde, pah!

Er wollte doch nur zu Ruki, dringlicher als je zuvor in seinem Leben.

Aber so schnell gab ein Suzuki nicht auf. So fand er sich am nächsten Morgen, Mittwoch, wieder bei Ruki zu Hause ein. Diesmal traf er sogar jemanden an, natürlich nicht Ruki! Das hätte ja einem Hauptgewinn in der Lotterie geglichen. Doch mehr als ein „Der ist nicht da. Der ist bei Shiroyama“, bekam er letztendlich nicht. Zumindest ein Hinweis mehr für Reitas angehende Karriere des Sherlock Holmes #2.

Doch als Reita bei Aoi ankam, wiederholte sich das Spielchen vom Vortag. Die Tür war geschlossen, blieb verschlossen, auch nach 5 Minuten langem Sturmklingeln. Und seine verfickte Laune sank immer mehr. Ihm war zum Heulen zumute. Wieso versteckte man Ruki vor ihm?

Sofort wählte er Aois Nummer, sendete Stoßgebete zum Himmel. Bitte lass ihn rangehen! Wenigstens klingelte es schon mal. Mehr, als er bisher erreicht hatte. Aber letztendlich hob niemand ab. Verdammte Scheiße aber auch. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich doch wieder auf den Nachhauseweg zu machen. Doch vorher schrieb er Aoi eine Nachricht. Hoffentlich half das etwas.

>Ruf mich bitte an! Es ist verdammt wichtig! Reita<

Light my fire
 

Pairing: R’nR / Aoiha

Genre: Comedy, totaler Kitsch tbc

Warnings: Alles soweit vertretbar ^^

Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden.

Widmung: Allen, die bis zum Ende durchgehalten haben ^^

Kommentar: So, nun ist es vorbei!! Schluss, aus, Ende ^^ Und ich hoffe, dass alle irgendwie zufrieden sind, auch wenn es nicht das herausragendste Kapitel der ganzen FF ist. Kommentare sind natürlich wieder erwünscht, genauso wie Empfehlungen und dergleichen. Ich hoffe mal, dass es dann nicht wieder 2-3 Jahre dauert, bis mal wieder was von mir online geht. Die Kai-Sache ist nach wie vor nicht entschieden. ^^°° (Komischerweise fühlt sich das hier auch noch nicht wie ein Ende an ô.O Wer weiß, was noch so kommt…) Aber vielleicht hat jemand ja Lust auf eine Zusammenarbeit bei einer FF. Einfach melden. Wäre sicherlich auch mal eine Erfahrung wert.

Dann wünsche ich allen viel Spaß beim letzten Kapitel von Light my fire~~~ ♥
 


 

Light my fire
 

Chapter 9
 

Aoi kramte nach seinem Handy, da es gerade in seiner Hosentasche gepiept hatte und ihm damit mitteilte, dass er eine neue Nachricht erhalten hatte. Ruki bekam das gar nicht mit, nur Uruha blickte kurz zu dem Schwarzhaarigen, der sich aber von dem runden Tisch in der Eisdiele erhob, dabei ein unschönes Geräusch verursachte, als der Stuhl über den Boden kratzte.

„Ihr entschuldigt mich kurz?“, sagte er leise. Die Nachricht, die er von Reita bekommen hatte, klang doch recht dringlich. Bei der Gelegenheit war ihm auch der entgangene Anruf ins Auge gefallen. Wie am Vorabend auch schon. Aber da hatten sie alle Hände voll mit Ruki zu tun gehabt. Der ließ sich wirklich hängen. Sie mussten ihn regelrecht dazu zwingen, sich zu duschen. Essen wurde in alter Manier in ihn hineingeprügelt und zum Einkaufen hatten sie ihn auch schleppen müssen. Am liebsten wäre er in Aois Wohnung geblieben, aber Ruki musste definitiv raus und wieder mehr unter Leute, sonst würde er das alles wohl nie verarbeiten. Ein Glück, dass er sich zumindest heute schon wieder wacker schlug und sie ihn zu einem kleinen Abstecher in eine Eisdiele überreden konnten.

Uruha nickte dem Schwarzhaarigen schließlich zu, rückte noch enger zu Ruki, um seinen Rücken zu streicheln.

„Das wird wieder, ganz sicher. Komm, iss schon dein Eis. Das schmilzt sonst nur.“ Worte, die andauernd neu ausgesprochen wurden. Schließlich kannten sie nur dieses eine, heikle Thema.

Aoi und Uruha hatten sich wirklich alle Mühe gegeben, Ruki wieder aufzubauen, aber bei so einer Sache war das eben nicht leicht. Feingefühl war verlangt. Und noch dazu fühlte sich Uruha für die beiden verantwortlich. Schließlich war er es doch gewesen, der den beiden den letzten, entscheidenden Schubs in die richtige Richtung gegeben hatte. Und jetzt sollte das mit dem Traumpaar auf einmal vorbei sein? Das konnte er immer noch nicht so wirklich glauben. Der innere Drang, mit Reita zu reden, war immer noch vorherrschend, aber er konnte Ruki mit Aoi nicht alleine lassen, da der die Situation nicht im Griff hatte. Und in Rukis Beisein wollte er auch nicht mit Reita reden, selbst wenn er mal angedeutet hatte, dass er ihn vielleicht (nochmals) anrufen könnte, um es sich von ihm erklären zu lassen. Aber auch dieser Vorschlag war vehement abgelehnt worden, weil Ruki bockig war und Reita mal wieder verfluchte und aus seinem Leben verbannen wollte. Kein Wunder, dass der Braunhaarige so fertig war, wenn seine Gefühlsachterbahn so viele Loopings vorwies.

Aoi hatte sich vor die Tür getrollt. Er fragte sich, was das alles ihnen gebracht hatte. Ruki war am Boden zerstört, aber wenigstens verstand er sich wieder besser mit Uruha. Immerhin etwas, aber auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei.

Gerade musste er unweigerlich an den heutigen Morgen denken.

Uruha hatte ihn, als Ruki vermeintlich noch geschlafen hatte, zur Seite genommen und ihn denn gefragt, wie das mit ihnen allen denn weitergehen sollte? Jeder machte sich eben so seine ganz eigenen Gedanken. Schließlich waren sie auch mit Reita befreundet und da hatte ihm Uruha auch eröffnet, dass er kurz mit Reita telefoniert hatte. Aber rausgekommen war bei diesem Gespräch des vergangenen Sonntags nicht wirklich etwas. Dennoch schien es so, als wolle Uruha ihm das nicht vorenthalten. Er sah auch mitgenommen aus, weswegen Aoi ihn vorsichtig umarmt hatte, ihn dann richtig in den Arm nahm. Menschliche Nähe wirkte manchmal eben doch Wunder in schwierigen Situationen. Beistand war manchmal einfach unbezahlbar. Und sie beide saßen im selben Boot.

Die Frage, zu wem Uruha denn nun halten würde, schwebte wie ein Damoklesschwert über ihnen beiden. Es vermochte wohl keiner von beiden, eine endgültige Entscheidung treffen zu können. Wer konnte es ihnen denn auch verübeln? Die klassische Situation zwischen zwei Stühlen zu sitzen.

Aber zu allem Überfluss hatte Ruki genau diesen Teil mitbekommen und stand auf einmal in der Schlafzimmertür. Recht biestig hatte er die beiden angefahren, dass alles geklärt sei und sie sich nicht einzumischen hatten. Für einen kurzen Moment hatten sie wohl beide geglaubt, dass der alte Ruki wieder da war, selbst wenn er sich sofort ins Badezimmer verzogen hatte. Als sie aber seine geröteten Augen sahen, nachdem er das Badezimmer wieder verlassen hatte, war alles klar. Nichts war geklärt. Rein gar nichts.

Vielleicht sollte er nun einen Schritt wagen und Reita eine Chance geben, irgendwas zu ändern. So, wie es jetzt war, war es jedenfalls kein Zustand von Dauer. Auch Aoi fühlte bereits die Mattheit in seinen Gliedern.

Nochmals las er sich die kurzen Zeilen von Reita durch. Der Schwarzhaarige überlegte hin und her. Pro-Reita oder eben nicht? Im Lokal wollte er dem Verräter jedenfalls nicht schreiben, wenn Ruki geknickt daneben saß. Und auch jetzt hatte er nicht wirklich Lust, ihm zu schreiben. Aber das war so gesehen ja auch nicht verlangt. Nach kurzem Abwägen entschied er sich doch für einen Anruf. Pro-Reita. Bereits beim 2. Klingeln ging der Blonde ran.

„Hey, Aoi. Weißt du, wo Ruki ist?“, fragte der Angerufene sofort nach. Er klang abgehetzt und aufgeregt zugleich.

„Ja, mit Uruha und mir in einer Eisdiele. Sag mal, was hast du dir bitte für Scheiße erlaubt?“, fauchte Aoi seinen Telefonpartner gleich an. So viel zu seinem Vorhaben ruhig zu bleiben. Aber das brach innerhalb einer Sekunde in sich zusammen. Zu viele negative Emotionen hatten sich bei dem Schwarzhaarigen angesammelt und lösten sich nun beim Klang der Stimme des Jüngeren.

„Das will ich gerade klären. Das ist alles ein riesen Missverständnis!“, versuchte sich Reita zu erklären, der positiver gestimmt zu sein schien, als Aoi gedacht hatte. Dennoch konnte es der Blonde Aoi nicht verübeln, dass er ihm solche Vorwürfe machte.

„Einen Seitensprung nennst du ein Missverständnis?“ Aoi schnaubte. Reita sank in seiner Gunst immer mehr.

„Nein, bitte Aoi, ich muss das mit Ruki persönlich klären. Dringend!“, jammerte der Blonde herum und seufzte. Betteln und Flehen. Vielleicht ließ sich Aoi ja so erweichen, ihm zu sagen, wo sie denn alle steckten.

„Wo seid ihr?“, fügte er nochmals an.

„Ruki hat sich die Augen ausgeheult! Nur deinetwegen, Schlappschwanz!“, wurde Aoi aber beleidigend. So einfach gab er sicherlich nicht nach. Wenigstens zeigte das Schweigen von Reita, dass er Reue zeigte. Das war ja wohl auch das Mindeste. Ruki litt wie ein Hund und Reita klang befreit… Ja, das war es. Unbeschwert und befreit. Sollte er doch in der Hölle…

„Ich… mach‘ es wieder gut, versprochen. Aber dazu muss ich mit Ruki reden. Ich irr‘ schon die ganze Zeit herum und klappere Orte ab, an denen er sein könnte. Ich hab‘ versucht, euch zu erreichen. Ruki angerufen, war bei ihm zu Hause. Uruha ist auch nicht ran gegangen. Bei dir war auch niemand! Kann ich bitte zu euch kommen? Sag mir bitte, wo ihr seid! Von mir aus kannst du mir dann auch eine reinhauen, wenn er mir nicht glaubt!“, bot Reita an. Nun klang er schon wieder etwas verzweifelter.

„Das ist ein Wort. Die Eisdiele, zwei Seitenstraßen von meinem zu Hause entfernt. Die kennst du. An der Ampel dann links“, erklärte Aoi ihm kurz den Weg. Reita würde also zu ihnen kommen. Die Begegnung, vor der sie alle wohl ziemliche Angst hatten. Zurecht.

„Aber beeil dich. Keine Ahnung, wie lange wir noch hier sind“, fügte er noch an.

„Okay, mach ich. Danke.“ Mit diesen Worten hatte der Blonde auch schon aufgelegt und beschleunigte seinen Schritt, bis er schließlich durch die Straßen rannte.

Aoi hingegen steckte sein Handy wieder in seine Hosentasche und ging zurück zu seinen zwei Freunden an ihren Tisch. Erstaunlicherweise hatte es Uruha doch auf die Reihe bekommen, dass Ruki etwas von seinem Eis aß und nicht mehr weinte. Diese Schübe kamen immer noch ab und an, aber wenigstens beruhigte sich Ruki mittlerweile schnell wieder, indem er wohl seine trübsinnigen Gedanken verdrängte. Nur der total deprimierte Blick war nach wie vor geblieben. Aber daran konnte Reita ja vielleicht selbst etwas ändern.

„Was war denn?“, fragte Uruha nach, streichelte immer noch Rukis Rücken, der sich wohl mittlerweile selbst wie ein Kätzchen vorkam. Aber er brachte es auch nicht fertig, Uruha anzuschnauzen, damit aufzuhören, wo er es doch nur gut mit ihm meinte.

Aoi entschied sich am besten für die Wahrheit.

„Ich hab‘ kurz mit Reita telefoniert. Er kommt her. Er meint, er müsse unbedingt mit Ruki reden, weil es wohl ein Missverständnis gab.“ Als Aoi seinen beiden Freunden das erzählte, zuckte Ruki zusammen. Sein Herz und auch sein Körper sehnten sich nach Reita, aber diese Sache lastete auf ihm. Und auch die anderen beiden waren ziemlich stinkig gewesen.

Ruki unterdrückte seinen Fluchtinstinkt, aber war erst beruhigt, als Aoi ihm nochmals gut zuredete und ihm versicherte, dass er Reita wirklich eine verpasste, wenn er ihm weiter so wehtat. Trotzdem focht Ruki innere Kämpfe mit sich selbst aus. Er wollte Reita nicht sehen, andererseits wollte er sich ihm an den Hals werfen, was er sich selbst wiederum nicht verzeihen könnte, da Reita ihn so mit Füßen getreten hatte. Wie erbärmlich er doch war. Selbst in seiner verfickten Depression hatte ein Teil von ihm immer wieder dafür gesprochen, Reita zu verzeihen, selbst wenn er mit jemand anderem im Bett war. Ein anderer, größerer Teil allerdings hatte ihn für irre erklärt und immer wieder dafür plädiert, dass sein Selbstwertgefühl doch größer sein müsste, als sich nochmals mit einem Betrüger einzulassen. Und so ging der Zwiestreit in ihm weiter und immer weiter und sein Herz bröckelte nur noch mehr.
 

♥~~~
 

All die widersprüchlichen Gedanken verpufften durch das Erscheinen eines Mannes.

Es dauerte nicht allzu lange und Reita hatte das Lokal betreten. Er sah ziemlich durch den Wind aus und außer Atem war er auch. Uruha entdeckte ihn zuerst und winkte ihn an den Tisch zu ihnen heran. So nahm Reita allen Mut zusammen. Er ging einfach davon aus, dass die anderen beiden bereits im Bilde waren, was sein Auftauchen hier denn anbelangte. Also redete er nicht weiter um den heißen Brei herum, auch wenn man Ruki seinen Unwillen ansehen konnte. Als er an den Tisch herangetreten war, durchzuckte seinen zierlichen Körper ein Schaudern. Das nahm Reita regelrecht schon wieder allen Mut, auch wenn er sich auf dem Weg die Worte, die er sagen wollte, zurechtgelegt hatte. Nun war alles weg und sein Kopf wie leer. Also ließ er einfach seinen Worten freien Lauf, egal, wie ungeschickt das nun klang.

„Ich… Ruki, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich bin dir nicht fremdgegangen“, erklärte er, woraufhin Ruki ihn nun auch mal ansah, da er bis eben den Tisch interessanter gefunden hatte. Unglauben lag in seinem Blick, der von Wut abgelöst wurde. Verständlich.

„Warum erzählst du es mir dann?“ Ruki klang sauer. Aber diese Frage war berechtigt. Man konnte Ruki allerdings ansehen, dass er sich ziemlich zusammennehmen musste, um stark zu sein. Fraglich war es nur, ob er gleich anfangen würde zu weinen oder eher wie eine tickende Zeitbombe zu explodieren. Aber es lief wohl auf beides gleichzeitig hinaus.

Reita aber verzog sein Gesicht.

„Das ist eine total blöde Geschichte. Ich hab gedacht, dass ich mit jemandem im Bett war, aber war ich nicht, weil…“ Okay, jetzt wurde es peinlich.

„Die Sachen gehörten meiner Mutter…“ Der Blonde biss sich auf die Unterlippe.

„Was für Sachen?“, hakte Aoi nun aber nach. Nicht nur Ruki schien das alles nicht zu verstehen. Auch die anderen beiden kamen aus Reitas undurchsichtiger Geschichte nicht raus.

„Eh… Reizwäsche… ein benutztes Kondom…“, nuschelte er und Aoi musste lachen. Ruki aber fand das alles gar nicht zum Lachen. Das war doch… bescheuert!

„Und das sollen wir dir jetzt glauben?“, fragte der Schwarzhaarige nach, wohingegen Uruha gerade Stoßgebete in den Himmel sendete, dass sich alles wieder einrenkte. Selbst wenn er gerade einfach an gar nichts glaubte. Aber zumindest rechnete er es Reita hoch an, dass er gekommen war, bereit sich zu entschuldigen und auch seinen Fehler irgendwie wieder gutzumachen.

Reita aber wurde nun selbst bewusst, wie unglaubwürdig er klang. Um etwas Halt zu finden, stützte er sich auf der Tischplatte auf. Aber er wusste auch nicht, wie er weiterreden sollte.

„Bitte“, war das einzige, was über seine Lippen kam, wobei er Rukis harten Blick auf sich spürte.

„Wenn du uns das hier so auftischst, dann kann deine Mum uns das doch sicherlich bestätigen“, sagte Ruki und stand bereits auf. Das beendete wenigstens Uruhas Dauerstreicheln, was ihm einfach nur noch auf den Sack ging.

Der Blonde nickte nur.

„Sie hat mich selbst ja erst darüber aufgeklärt.“ Wenn Ruki eines gelernt hatte, dann, dass Reitas Mutter fair war und ihr Sohn bekam das oftmals auch am eigenen Leibe zu spüren, selbst wenn es ihm schadete. Ihr konnte man jedenfalls vertrauen.

In Ruki erwachte das Fünkchen Hoffnung wieder. Jetzt, wo Reita in greifbarer Nähe war, wollte er sich ihm am liebsten an den Hals werfen. Aber er wusste, dass er sich zusammenreißen musste. Doch das zeigte ihm nur, wie sehr er diesen Spinner liebte. Und wie verdammt weh das tun konnte.

„Gut, dann will ich mit ihr sprechen!“ Darauf bestand Ruki. Er wusste gerade nicht, was er denn glauben sollte. Klar hoffte er, dass sein Freund eine weiße Weste hatte, aber da kam auf einmal so viel auf ihn zu. Erst hieß es, er wurde betrogen, dann wiederum nicht. Nun wollte er klare Antworten und vor allem Details haben und die bekam er wohl nur von der Mutter seines Freundes, Ex-Freundes oder vielleicht wieder Freundes.

„Sie ist zu Hause. Wenn ihr vielleicht…“ Reita klang unsicher, aber Ruki nickte und schob sich an seinem Stuhl vorbei.

„Wir gehen gleich zu ihr. Ich will das nicht auf die lange Bank schieben.“

Der Weg zu Reita nach Hause aber glich dem Weg zum Schafott.
 

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Das Eintreffen der vier Jungen war nicht zu überhören. Da war die junge Mutter aber mal gespannt, was nun kam. Irgendwie hatte sie es im Gefühl gehabt, dass sie mehrere Jungen zu Gast haben würde.

„Mum, hast du kurz Zeit?“, fragte Reita seine Mutter, die in der Küche stand und einen Salat zubereitete, während die anderen drei noch im Flur standen, warteten. Er sah aus wie durch die Mangel gedreht, dennoch zeigte die Frau ein ehrliches Lächeln.

„Sicher, was gibt’s?“, wollte sie wissen und trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, als dann auch die anderen drei die kleine Küche betraten und sie somit fast gänzlich ausfüllten.

„Oh, hallo Ruki…“, begrüßte sie den Kleinen mit einem liebevollen Lächeln und nickte auch den anderen beiden zu. Aber da konnte sie schon ahnen, was nun kam. Zeit für den sogenannten Erklärbär.

„Eh ja… wir sind wegen der Sache wegen meines…“ Reita wusste gar nicht, wie er das denn nun formulieren sollte und alle starrten ihn gespannt an. Das war ihm unangenehm.

„Ja, ja… schon verstanden. Dein imaginäres Fremdgehen, meinst du.“ Reita schmollte etwas bei den Worten seiner Mutter. Aber das traf es ja so ziemlich. Also nuschelte er leise eine Zustimmung und Ruki war ganz Ohr, was die Frau denn zu sagen hatte. Mit Aoi und Uruha im Rücken jedenfalls fühlte er sich etwas sicherer. Auch wenn Reitas Mutter eigentlich immer freundlich war. Trotzdem war ihm das alles so unangenehm, wie ihnen wohl allen.

„Akira hat mir erzählt, dass er der Meinung war, dir fremdgegangen zu sein, weil er ein Kondom im Mülleimer und Reizwäsche in seinem Bett gefunden hatte. Ist aber totaler Blödsinn. Die Sachen waren von mir und unter uns gesagt, Akira war an dem Abend so dicht, der hätte nicht mal mehr den kleinen Finger hochbekommen“, sagte Reitas Mutter bösartiger Weise und klopfte ihrem Sohn auf den Rücken. Das war nun echt peinlich. Reita sah mit einem rötlichen Schimmer auf den Wangen zur Seite. Ruki hingegen hatte jedes Wort der Frau aufgesaugt wie ein trockener Schwamm Wassertröpfchen. Das hieß also, Reita hatte seinen Freispruch und er war immer noch sein Reita?

„Wirklich?“, fragte Ruki trotzdem nochmals nach. Er hatte das Gefühl, dass tausende kleine Ameisen gerade durch seinen Körper rasten, so aufgeregt war er. Für ihn bedeutete das so was wie alles oder nichts und in den letzten Stunden, Tagen hatte er definitiv vor dem Nichts gestanden, als ihm Reita eröffnet hatte, dass er ihn betrogen hätte.

Aoi und Uruha hielten sich eher im Hintergrund und ließen die anderen machen. Einmischen war eben doch nicht immer gut und die drei sollten bzw. mussten das unter sich klären. Sie waren nur die stillen Zeugen dieser Szene.

„Wirklich. Ich pass‘ schließlich gut auf meinen Sohn auf. Und wenn die Kinder schlafen, dann spricht ja nichts dagegen, dass sich die Mamis auch ein bisschen amüsieren.“ Die Frau zwinkerte Ruki zu, während Aoi ein Kichern nicht unterdrücken konnte, was ihm aber einen skeptischen Blick vom Honigblonden einbrachte.

„Ehrlich… Ich weiß ja, dass ich nicht den hellsten Sohn habe, aber so blöd muss man erstmal sein“, kommentierte die Frau zu Reitas Leidwesen und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Mu~~~m…“, jammerte er schon wieder und verzog leidend seinen Mund. Das konnte doch nicht wahr sein, dass er schon wieder nur gedisst wurde. Hier ging es um eine ernste Angelegenheit und sie zogen ihn hier durch den Kakao. Und das permanent. Aber wenigstens hatte sich Rukis Gesicht wieder etwas aufgehellt und er sah nicht mehr so traurig aus, vor allem sah er ihn wieder an. Und sein Gesicht hatte wieder mehr Farbe bekommen, wirkte dadurch gesünder.

„Was denn? Ich muss dich doch vor billigen Weibern beschützen. Also hab dich mal nicht so!“, empörte sich Reitas Mutter und musste grinsen. Dann aber wandte sie sich wieder an Ruki.

„Also Ruki, willst du meinen dämlichen Sohn denn immer noch haben?“, fragte sie nach, um diesem Drama nun endlich ein Ende zu bereiten. Doch kaum, dass sie die Frage ausgesprochen hatte, begann Ruki zu schmunzeln, dann zu grinsen, auch wenn schon wieder Tränen in seinen Augen glitzerten.

„Ja!“ Direkt schmiss er sich in Reitas Arme und umarmte seinen Freund innig. Trotzdem boxte er ihn nicht gerade feinfühlig mit der Faust gegen die Rippen.

„Du verdammtes Arschloch!“, fluchte der kleine Braunhaarige an Reitas Brust, während der die halbherzigen Schläge von Ruki nur zu gern über sich ergehen ließ.

„Mach das nie wieder!“, murrte Ruki leise und krallte nun doch seine Finger an dem Rücken des Größeren fest. Gerade hätte zwischen sie wohl kein Blatt mehr gepasst.

„Es tut mir leid…“, wisperte der Größere Ruki zu, der sich so fest wie noch nie an ihn klammerte. Als Ruki seinen Kopf auch nur minimal anhob, fand er die warmen, weichen Lippen seines Liebsten, die ihn sofort begrüßten. Viel zu lange konnten sie sich schon nicht mehr küssen.

„Hach, ist das nicht herzallerliebst?“, seufzte Uruha wohlig und legte einen Arm um seinen Nebenmann. Es war eben doch schön, zu sehen, wie sich die beiden wieder vertrugen. Happy End. Das hatte Uruha immer noch am liebsten. Da wurde er regelrecht schon melancholisch, wenn er das sah. Dennoch musste er lächeln. So mochte er die beiden, sich innig umarmend, turtelnd und eben knutschend. Da wurde ihm warm ums Herz und wohl nicht nur ihm. Auch Reitas Mutter schien zufrieden mit ihrem Nachwuchs und dessen Freund.

„Nun kann ich dich nie wieder ohne Bedenken in den Urlaub fahren lassen!“, stellte Ruki gleich mal klar. Reita verzog seinen Mund. Gleich mischte sich aber seine Mutter wieder ein.

„Sowieso nicht. Du glaubst nicht, wie sehr der gejammert hat.“ Die Frau schlug ihrem Sohn gegen den Oberarm, was ihr einen vorwurfsvollen Blick einbrachte.

„Das nächste Mal gehst du am besten gleich mit. Dann ersparen wir uns so ein unnützes Drama und ich muss mir nicht die Ohren abkauen lassen.“

„Mu~~~m…“, jammerte Reita wieder. Da wurde wohl ein neues Kapitel in dem Buch „Akiras Soloeskapaden“ geöffnet. Es wurde ja nie eine Peinlichkeit ausgelassen, was ihn betraf und alles immer hübsch breitgetratscht.

„Das ist die Wahrheit. Und was der für ‘ne Fresse gezogen hat. Ruki, du kommst das nächste Mal einfach mit! Schluss, aus!“

„Unbedingt…“, murmelte der Blonde und beugte sich erneut zu seinem Schatz, um ihm endlich den lang ersehnten Begrüßungskuss ohne irgendwelche Bedenken oder Magenkrämpfe aufdrücken zu können. Den Kuss zog er auch ausgiebig in die Länge.

„Gott sei Dank…“, nuschelte Aoi und lehnte sich etwas mehr gegen Uruha. Das war wirklich belastend gewesen. Kaum war Reita wieder da, gab es Stimmung. Und das auch noch im negativen Bereich. Aber nun schien alles wieder okay. Das alles hatte ihn selbst ziemlich mitgenommen, fast genauso schlimm wie… Er sah kurz zu Uruha, verzog ein wenig seinen Mund. Genau, wie sein angespanntes Verhältnis zu seinem heimlichen Geliebten. Aber wenn er das jetzt so sah, dann wollte er lieber rein freundschaftlich bei ihm bleiben, anstatt wie ein Hund unter einer Trennung zu leiden. Zumindest das hatte er aus diesem Drama gelernt.

„Ich wollte schon vom Glauben abfallen“, gestand Aoi nun voller Erleichterung. Er fing den fragenden Blick von Reitas Mutter auf, der sowohl auf dem Schwarzhaarigen, als auch auf dem Honigblonden lag. Dann aber schien es ihr einzuleuchten.

„Ach so, ihr zwei auch?“, fragte sie offenherzig nach. Doch die beiden schienen nicht so ganz zu wissen, worauf die Frau denn hinaus wollte. So wechselten sie einen fragenden Blick miteinander.

„Na zusammen?“, stellte sie die Frage etwas konkreter. Ertappt sah Aoi weg, versuchte sich aber zu erklären, was in einem Wirrwarr von „Nein, eh… wir…ich… sind…“ endete. Er lief rot an, woraufhin Uruha lächeln musste. Wie sollte man das denn auch in Worte fassen? Das Stammeln jedenfalls war süß. Deshalb zog Uruha den Schwarzhaarigen enger an sich.

„Wir überlegen noch“, antwortete er dann für sie beide. Demonstrativ drückte er Aoi aber lautstark einen Knutscher auf die Wange, was zur Folge hatte, dass der Kleinere nur noch verlegener wurde. Verdammt, das kam unerwartet und war noch dazu peinlich. Doch nicht vor einem Erwachsenen! Uruha war so oder so schon eine Sache für sich, aber das jetzt auch noch so leichtherzig vor einem Elternteil eines ihrer Freunde zu machen, war eine andere. Das war so peinlich! So unendlich peinlich! Ging ja keinen was an! Da wollte er am liebsten im Erdboden versinken. Das war nur aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Aber bekanntlich konnte es ja immer noch schlimmer kommen: Ruki!

„Was war das eben?“, warf der kleine Braunhaarige ein und lehnte sich mit dem Rücken an Reitas Brust. Der hielt ihn noch immer fest, aber gegen Rukis Neugier konnte auch er nichts machen. Genauso wenig wie gegen Rukis teuflisches Grinsen. Da half es noch nicht einmal etwas, ihn mit Küssen verführen zu wollen.

„Ich hab‘ das nicht ganz gesehen! Könntet ihr das noch mal machen?“, forderte Ruki und Uruha musste grinsen. Eigentlich wollte der Älteste dementieren, aber da nahm Uruha seinen Arm bereits von Aoi und legte stattdessen beide Hände an seine Wangen. Es interessierte ihn nicht, dass es dem Schwarzhaarigen peinlich war oder dass er leichten Widerwillen zeige. Diese Lippen gehörten jetzt erst einmal ihm. Ehe sich Aoi wirklich noch dagegen wehren konnte, legte Uruha seine Lippen auf die des Kleineren und schloss seine Augen dabei. Und da war es wieder, das Kribbeln im Bauch und dieses unbeschreiblich schöne Gefühl auf seinen Lippen. Nur ein Grund diesen Kuss endlos lange hinzuziehen. Da war es ihm egal, dass Aoi gerade tausend Tode, aus welch unterschiedlichen Gründen auch immer, starb.

Reita aber stupste Ruki sachte an.

„Okay, was hab ich verpasst, als ich weg war?“, wollte der Blonde wissen und besah sich seine zwei knutschenden Freunde.

„‘Ne Menge!“ Ruki schien zufrieden zu sein und zwinkerte Uruha zu, als dieser sich endlich wieder von Aoi gelöst hatte, der wohl nun Probleme hatte, rechts und links auch nur annähernd zuordnen zu können. Und das freute Ruki nur noch mehr. Aber die Freude hielt nicht lange, da er seine Finger mit denen seines Freundes verschränkte und ihn langsam dank des sanften Klammergriffs Richtung Küchentür bugsierte. Hier schien alles in Ordnung und nun wollte er die Tage, in denen er von Reita getrennt war, nur noch vergessen. Wie ging das besser als mit einer ausgiebigen Kuschelrunde mit seinem Liebsten?

„Wohin wollt ihr denn?“, fragte Reitas Mutter nach, aber Rukis wissender Blick verriet schon alles.

„Die Kondome sind noch im Koffer“, kommentierte sie nur und verdrehte ihre Augen. Nun ging das wieder los. Aber immerhin hatte es sich ihr missratener Sohn ja irgendwo auch verdient.

„Unverbesserlich, diese Jugend von heute“, scherzte sie und ließ es zu, dass sich ihr Sohn zusammen mit seinem Freund einfach so in Reitas Zimmer verzog.

„Bleibt ihr wenigstens zum Essen?“, wollte sie wissen und wandte sich an Aoi und Uruha. Aber noch ehe Aoi Luft holen konnte, hatte Uruha auch schon für sie beide geantwortet.

„Nein, unsere Katzenkinder warten auf uns. Ein anderes Mal gerne…“

„Katzenkinder?“

„Ohw, eine la~nge Geschichte“, deutete Uruha mit einem Lächeln an.

„Aber Ruki wird das alles sicherlich gern erzählen.“ Der honigblonde Junge warf einen Blick zurück in den Gang in die Richtung, in der das Zimmer von Reita lag.

„Na ja… wenn die beiden denn mal wieder da rauskommen.“ Er jedenfalls nahm an, dass das nun dauern könnte.

„Also Aoi, lass gehen, bevor sie dir die Bude noch auseinander nehmen“, forderte der Größere den anderen nun zum Gehen auf.

„Wenn das so ist, dann bleib ich doch gern zum Essen…“, scherzte Aoi, wurde aber jäh aus der Küche geschoben. Freundlicherweise verabschiedete sich Uruha aber noch von Reitas Mutter. Anstand musste eben sein.
 

♥~~~
 

Es war ungewohnt, Händchen haltend durch die Straßen zu laufen. Aber Aoi schaffte es auch nicht, dem anderen seine Hand wieder zu entziehen. Seine Hände waren einfach so warm und weich und er fühlte sich wohl.

„Ich bin froh, dass das geklärt ist. Ich hab‘ mir schon die schlimmsten Dinge ausgemalt“, gestand Aoi und der honigblonde Junge nickte ihm zustimmend zu.

„Oh ja… Vor allem, wie man Reita am besten entmannen könnte.“ Er strich sich die Haare zurück.

„Aber nun ist alles wieder gut und sie werden turteln… stundenlang…“ Uruha musste grinsen und warf seinem Nebenmann einen wissenden Blick zu.

„Da müssen wir durch. Hast ja schon gesehen, dass Ruki seine Hände schon wieder in Reitas Hose hatte, als wir uns verabschiedet haben“, murmelte er und zog seinen Haustürschlüssel hervor.

„Ruki hat eben flinke Finger. Aber so ist es mir lieber, als wenn Ruki heult. Das hat mir echt Magenschmerzen bereitet.“ Wie gut, dass Kai von dem Drama nichts mitbekommen hatte. Wie beneidenswert so ein Urlaub bei den Großeltern doch auf einmal erschien.

Aoi nickte und schloss auf. Dem war nichts hinzuzufügen. Er selbst war ja auch direkt mit krank gewesen. Aber nun machte er sich andere Sorgen. Er wollte gar nicht wissen, was die Katzen wieder für Terror veranstaltet hatten, als sie nicht da waren und rund um die Uhr aufpassen konnten.

„Willst du sie nun eigentlich alle behalten?“, fragte Uruha nach, als er sich seiner Sachen im Flur entledigte und schon wieder eine Katze um seine Beine herumschwänzelte. Schließlich hatten sie das alles einmal kurz angesprochen, als der Haussegen schief hing und es den Anschein gemacht hatte, dass Ruki und Reita für immer getrennte Wege gehen würden.

„Ich denke nicht. Selbst wenn es ab und an gar nicht mal so schlimm ist. Aber das ist einfach zu viel für mich. Zwei schieb ich garantiert an Reita ab. Sein Freund hat sie schließlich angeschleppt“, stellte Aoi klar und verkrümelte sich mit dem anderen ins Wohnzimmer, wo nach wie vor die Taschentuchbox, von der Ruki regen Gebrauch gemacht hatte, herumkullerte.

„Außerdem hat Ruki nun sehr viele Dinge bei Reita gut. Ich nehme mal an, das wird er ihm in 20 Jahren noch vorhalten.“ Uruha musste daraufhin lachen, half aber Aoi kurz, etwas klar Schiff auf dem Couchtisch zu machen. Das glich ja schon einer Verwüstung, was hier alles herumlag.

„Klar wird er das. Ist ja Ruki. Hach ja… Es war so schön, wie sie sich aneinandergeklammert haben!“, kam der Honigblonde schon wieder ins Schwärmen und umarmte sich selbst. Dabei schaukelte er demonstrativ hin und her. War ja nur Spaß, was sein breites Grinsen verriet.

Der Schwarzhaarige schmiss sich nun aber auf die Couch.

„Happy end!“, meinte Aoi erleichtert, sah aber verwundert drein, als sich Uruha neben ihn setzte und sich gleich etwas an ihn lehnte. Der erwartungsvolle Blick war auch nicht zu übersehen, was die Nervosität gleich wieder steigen ließ. Was war nun los? War überhaupt was los?

Aber da war noch eine Sache, die den Schwarzhaarigen schon noch beschäftigte. Vielleicht sollte er nun einfach mal ins kalte Wasser springen und fragen.

„Eh…. Also… bei Reita…. Ich meine… Hab‘ ich das jetzt richtig verstanden?“, fragte Aoi lieber nochmals nach, ehe er sich wieder kopfüber in ein Fettnäpfchen stürzte oder irgendwelche Dinge sah, die nicht da waren oder etwas falsch deutete oder oder oder… Uruha aber musste lachen. Er leckte sich über die Lippen, schien aber nachdenklich zu tun.

„Och, weißt du, Aoi…“ Sachte streichelte er über die Brust des anderen, was ihn etwas verlegen machte. Die Sprechpause jedoch zog sich unbarmherzig in die Länge.

„Scheiß auf Freundschaft!“, verkündete der Honigblonde und stürzte sich regelrecht auf den anderen. Energisch drückte er seine Lippen auf die des Schwarzhaarigen und krabbelte auf dessen Schoß, um ihn nun voll und ganz für sich zu vereinnahmen. Erst war der Ältere damit etwas überfordert. Vor allem mit dem anderen auf sich und dessen Lippen, die immer wieder den Kontakt zu seinen eigenen suchten. Totale Überforderung. Was ging denn nun ab?

Zuerst wusste er nicht, wohin mit sich bei diesem heftigen Überfall des anderen. Er atmete heftig, bekam kaum Luft bei dieser Knutschattacke.

Aoi blinzelte, schlang dann aber unbeholfen doch seine Arme um die schmalen Hüften des Größeren. Die Küsse allerdings konnte er aus purer Verwirrtheit nicht erwidern, was Uruha wohl zu amüsieren schien. Keine Freundschaft mehr also. Dann war es vielleicht nicht ganz so schlimm, dass er Uruha diese gekündigt hatte?

Seine Augen öffneten sich wieder, als die warmen Lippen auf seinen verschwanden und der Honigblonde fast schon ehrergiebig mit den Fingerspitzen seine Lippen entlang strich. Er lächelte und schien glücklich zu sein. Diesen Ausdruck jedenfalls kannte Aoi bei ihm noch nicht und das wollte schon etwas heißen. Schließlich hatte er Uruha immer schon beobachtet.

„Aufgeregt?“, fragte der Größere nach, da er spüren konnte, wie Aois Herz ihm bis zum Hals schlug. Hätte er es nicht besser gewusst, dass Herzchen in den Augen nur ein dummer Einfall der Anime- und Mangaindustrie waren, dann hätte er geglaubt, in diesem Moment selbst welche in den Augen zu haben. Aber Uruha saß auf seinem Schoß und er küsste ihn und er war glücklich. Drei Dinge, die er in dieser Kombination niemals erwartet hätte.

„Ungewohnt…“, murmelte der Schwarzhaarige. Er schaffte es nicht, seinen Blick von dem anderen zu nehmen. Eher sog er alles, jede noch so kleine Regung in sich auf und da küsste ihn Uruha auch schon wieder sanft aber recht kurz auf die vollen Lippen. Das konnte alles kein Traum sein, oder?

„Aber wehe du erwartest jetzt Blümchensex!“, stellte der Schwarzhaarige mit einem schiefen Grinsen klar. Ablenken. Was half da besser als ein dummer Spruch? Er konnte diesen auffordernden Blick des anderen einfach nicht deuten.

„Aus dem Alter bin ich raus!“ Uruha lachte. Ihm war es egal, wie überfordert Aoi gerade war. Er drängte sich verlangend dem anderen entgegen und verwickelte ihn geschickt in einen innigen Kuss. Dabei genoss er das aufregende Kribbeln, was sich immer weiter auf seinem Körper verteilte, da, wo Aoi ihn gerade berührte. Das war so entspannend. Und es erfüllte ihn. Zumindest hatte er das Gefühl, dass seine Glückshormone gerade übersprudelten.

„Aber… jetzt ehrlich?“, fragte Aoi nochmals nach und kam sich total doof dabei vor. Schön und gut, dass Uruha auf ihm saß, aber woher kam denn der plötzliche Sinneswandel?

„Ja, Yuu… Jetzt wirklich richtig ehrlich! Oder willst du nicht mehr?“, fragte der Größere nach, was sofort wieder Panik in dem anderen auslöste.

„Nein, ich will… ich will dich!“, antwortete er einen Tick zu schnell, was Uruha wieder zum Lachen brachte.

„Gut, das hab ich verstanden.“

Aoi sah verlegen weg. So überfordert war er… seit der Sache mit Ruki nicht mehr. Aber Hauptsache Uruha hatte seinen Spaß.

„Sag schon, was ist los?“, forderte Uruha seinen neuen festen Freund nun auf, da er merkte, dass was nicht so ganz in Ordnung war. Aoi sah ihn auch an, schien noch ein paar Worte abzuwägen.

„Hn… ich kann nicht…. Von… 0 auf 100!“, kam es unsicher von ihm. Uruha bei sich zu haben war ja schön und gut. Aber genau das war ihm ja so lange untersagt geblieben und jetzt auf einmal sollte er zugreifen und sich alles nehmen? Das ging nicht! Da machte sein Kopf nicht mit. Komischerweise schien Uruha das zu verstehen und so trat er den Rückzug an und rutschte wieder von dem Schoß des Älteren runter.

Aoi beschlich das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, aber das verflog wieder, als sich der Honigblonde gleich an seine Seite kuschelte, einen von Aois Armen um sich zog.

„Sind 50% denn dann okay?“, fragte Uruha nachsichtig.

„Eh… ja… vollkommen okay.“

Lange blieben sie nicht allein und eines der Kätzchen stolzierte mit erhobenem Hauptes über die Couch und hüpfte mit einem satten Sprung auf Aois Schoß. Uruha legte gleich seine Hand auf das kleine Köpfchen.

„Wir sind jetzt….???“ Aoi traute es sich wirklich nicht auszusprechen.

„Jaha, Mann! Ein Paar. Du und ich!“, versicherte es ihm der andere nochmals und blickte grinsend nach oben.

„Ich wusste ja, dass Liebe blind macht, aber dumm?“

„Hey, werd‘ nun ja nicht so frech wie Ruki!“

„Solange du nicht so dorky wirst wie Reita, ist alles gut.“

„Das schafft keiner…“ Aoi musste lachen und direkt fiel sein Blick wieder auf Uruhas Lippen. Das hieße dann ja auch, dass er Uruha küssen durfte. Na, wenn das mal keine guten Aussichten waren. Da kam auch spontan sein Selbstbewusstsein wieder durch und er beugte sich nach vorn, beanspruchte die weichen, warmen Lippen für sich. Auch wenn das nicht ihr erster Kuss war, fühlte es sich für Aoi einfach nur klasse an. Jetzt konnte er das alles genießen, ohne seinen Kopf anzustrengen und so fand seine Zunge ihren Weg in den Mund des anderen. Ein kurzes Zögern, dann wurde sein Zutun erwidert und er noch enger an seinen Liebsten gezogen. Energisch umspielten sich ihre Zungen, streichelnd. Immer wieder leckte Uruha über das Metall an Aois Unterlippe, zupfte daran. War mal was anderes. Aber letztendlich lösten sie sich aus Luftmangel wieder voneinander.

„Das waren aber keine 50%...“, flüsterte der Honigblonde noch nahe an den Lippen des anderen.

„Hn… dann erhöhen wir auf 75%“, schlug Aoi vor, was den Größeren aber zum Grinsen brachte. Seine Hand wanderte zu Aois Schritt, schoben dabei das Kätzchen, welches sich dort eigentlich eingerollt hatte, spielerisch zur Seite und legte sich vorsichtig auf die Wölbung, die unter dem Jeansstoff deutlich zu spüren war.

„Bei 80% verlang ich aber einen Handjob. Bei 90% einen Blowjob. Bei 100% kriegst du mich ganz“, legte Uruha die Spielregeln fest. Seine Stimme klang verführerisch, auch wenn die Worte nur im Spaß gesprochen waren.

„Und nun lass mich mal testen, ob du wirklich so gut bestückt bist, wie Ruki immer sagt“, flüsterte Uruha auffordernd und drückte seine Hand mit etwas Nachdruck in den Schritt des anderen. Aoi keuchte leise.

„Aber das weißt du doch schon…“, verteidigte sich der Schwarzhaarige halbherzig.

„War auch nur ein Vorwand“, hauchte Uruha und legte seine Lippen an den Hals des Älteren, während seine Finger vorwitzig über die größer werdende Wölbung in der Hose des anderen tänzelten. Nur kurz leckte er über die weiche Haut, dann begann er zu saugen, hörte dabei nur zu gut, wie aus dem leisen keuchen ein gequältes Stöhnen wurde. Doch genau das machte ihn an. Wenn Aoi wie Butter in der heißen Sonne unter seinen Berührungen dahin schmolz. Wenn er nur diese süßen Laute von sich gab, dann würde er es ihm gern immer und immer wieder besorgen.

„90%... das ist mein letztes Wort.“ Gott, wie gequält Aoi sich anhörte und wie er sein Becken nach vorn schob, nur um mehr zu bekommen.

Uruha löste sich wieder von seinem Hals, besah sich kurz den roten Fleck, den er hinterlassen hatte.

„Wolltest du es nicht langsam angehen lassen?“, fragte der Größere nochmals nach, während seine Hand nun geschickt in die Hose des anderen schlüpfte und sich dort ihren Weg bis zu dem harten Fleisch, das seine vollste Aufmerksamkeit wollte, bahnte. Aoi zog die Luft scharf ein.

„Du… kannst mir auch langsam einen blasen.“

Wieder musste Uruha lachen.

„Ich glaube, wir sind sehr viel schneller bei den 100%, als dir lieb ist.“ Reine Vermutung, aber so gierig, wie er ihn gerade ansah, war das nicht verwunderlich.

„Mir egal. Mit dir würde ich alles tun. Ich liebe dich!“

So aufrichtig hatte das ihm noch niemand gesagt, was Uruha wieder glauben ließ. Vielleicht war es doch dumm von ihm gewesen, Aoi so lange auf Abstand zu halten. Aber nun würde sich alles ändern.

Wieder haschte er nach den sinnlichen Lippen seines Freundes, küsste ihn, bevor er etwas erwiderte.

„Ich dich auch, Aoi!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (41)
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Von:  Last_Tear
2012-10-19T23:06:10+00:00 20.10.2012 01:06
What the fuck O___________O""

50%, 80% 90% XD
Wo sin wir denn hier gelandet? XDD

>"Du kannst mir auch langsam einen blasen." Made my night~ probably the best sentence I read today~

Ja, dass Reirei und Ru-chan wieder zusammenkommen war klar XD Aber wie war auch faszinierend. Hach ja...wer so ne Mum hat wie Reirei braucht echt keine Feinde mehr...Alter~ Nichtschwede XD

Ich wär jez gern Kätzchen bei den Beiden O.O
*stalk*
Joar und Kai kann sich dann um die Katzen kümmern XD
Oder so ähnlich~
Wieso muss ich jez wieder an Ride the Rockers denken? o.o"
Nicht nett, nein nein~ aber du machst das schon XD Ich glaub an dich~
Von:  Astrido
2012-09-10T19:05:01+00:00 10.09.2012 21:05
ich kann damei nur zustimmen. das "ende" ist schön.
lg
yuura
Von:  Len_Kagamine_
2012-09-10T09:33:37+00:00 10.09.2012 11:33
englich hat eine in dem fal Aoi Reitas anrufe und sms gesehen *freu*
q___q ich freue mich schon wenn es Ruki wieder besser geht wenn er sich nicht direkt versteckt wenn er Reita sieht denn ich bin froh das Aoi ihn gesaht hat wo sie sind denn das muss Reita einfach grade bigen
ich bin froh das Ruki nicht abgehauen ist nach dem Aoi gesagt hat das Reita geleich kommt ^^
und ich finde du hast den inerlichen kapf von Ruki toll gescheiben *smile*
das Ruki das nich galuben kann verstehe ich ich würde es auch nicht einfach so glauben den es hört sich unrealistich an aber zum glück gibt es ja seine ma *freu* die auch niemal für ihren sohn lügen würde ^^

*freudens tränen* englich sind die beiden wider zusammen *__*
englich können sie sich wider küssen *_*
und ich bin froh das auch Aoi gelernt hat das auch die freundschaft reicht auch wenn es schwer ist *smile* aber besser als wie er es zu erst gemacht hat ^^
*_______* wie überlegen noch *____* das ist der beste satz den Uruha je gesagt hat *___*
Ruki du bist der beste *__* sie küssen sich *__* und Uruha hat wider da kribbeln im bauch *__* so wie er es wollte *__*
*mich schlapp lach* Reitas mutter ist einfach zu geil xDDDD

sie halten händschen *_* *schwerm an fal hab* was gut tut nach dem ganzen drama *smile*
diese küsse und breührungen *__* es ist einfach ein tolles ende geworden *___* schade das es nicht noch ein teil gibs wenn du verstehst was ich meine */////* XD
und ich finde es schön das sie jetzt zu ende ist aber ich bin auch traurig ich wiel das sie noch weiter geht *smile*
Von:  Yolei
2012-09-10T09:08:36+00:00 10.09.2012 11:08
awwww!
ich bin ja so froh, dass Ruki seinem Reita verziehen hat.
Und Uruha ist ja auch geil! Der steht wohl drauf aoi aus der Fassung zu bringen, elender Sadist!
Aber was ist nun mit den Kätzchen? Und vor allem mit Kai! Der muss sich ja jetzt im wahrsten Sinne des Wortes wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen. Da kommt er aus dem Urlaub und plötzlich ist soviel passiert XD
aber eigentlich hat er ja selbst schuld!
Ich gebe meiner Vorrednerin recht:
Kai soll auch sein Glück finden! Du wirst also nicht drumrum kommen eine Fortsetzung zu schreiben XDDD
*piek*
LOS, LOS!!!!


Von:  Damei
2012-09-09T21:57:40+00:00 09.09.2012 23:57
Ach ist das schön >//< ein Happy End für alle!

Jetzt fehlt eigentlich nur noch das Kai ausm Urlaub kommt und auch nen Partner hat XD


Von:  Len_Kagamine_
2012-08-27T19:23:15+00:00 27.08.2012 21:23
so erst mal ein ganz großes sorry das ich jetzt erst zum lessen gekommen bin ^^

ich hatte so einen heul fläch so hatte ich den lange schon nicht mehr denn meine augen tun weh ich musste auch machmal stoppen wiel ich nicht weiter lessen konnte ich wollte es auch nicht glauben das er wirklich fermd gegangen ist weil er sich nicht mehr daran erinern konnnte
ich habe mich auch ständig gefragt warum warum hat er das gemacht den das man besofen ist ist keine entschuldigung wen man fermd gegangen ist
ich konnte und wollte es einfach nicht glauben

ich war soooooo richtg erleichtert wo raus kamm das seine Mutter sex hatte und das das ihre unterwäche gewessen ist
ich hatte freudens tränen
wäre es voher nicht so depri gewessen hätte ich warscheins gelacht ^^
ja Reita hätte es seine mutter mal früher sagen sollen dann wäte das alles ni basiert und ich hätte keinen heul fäach gehabt ^^
*seuftz* Reita hatt aber auch einen pech jetzt ericht er keinen und trift keinen an das kann doch nicht normal sein was machen die denn und wieso geht Aoi nicht an sein händy ran >____< ich gehe sterben

ich hoffe Aoi liest das schnell und meldet sich auch bei Reita ich gehe sonst sterben wenn sich das nicht balt wieder regelt -.-
ich bin auch seh gespant wie es jetzt weiter geht und ich bette das Reita das mit Ruki wider Klären kann weil das muss einfach ich bin auch gespant wie Ruki daruf reagiren wird wen Reita ihn das sagen wird ich glaube der
wird es Reita erst garnicht glauben
ich hoffe das negste kp kommt schnell weil ich wiel/muss wiessen wie es weter geht ^^
und ich farge mich auch wie es zwichen Aoi und Uruha weiter geht *smile*

Dat nessy-tan
Von:  Yolei
2012-08-26T20:20:00+00:00 26.08.2012 22:20
ich muss ehrlich sagen... ich habs mir im laufe des kapitels gedacht, dass seine mum die schuldige war XD
vor allem weil er sich nicht erinnern konnte und dann auch noch mit ner frau? reita soll seinen ruki mit nem dahergelaufenen flittchen betrügen? niemals! und dann wars tatsächlich so XD
ich denke das nächste problem wird sein, das ganze ruki und den anderen klar zu machen, dass es sich um ein missverständnis gehandelt hat und gar ncihts gelaufen ist!
ich bin gespannt wie es weiter geht ;-)
Von:  Last_Tear
2012-08-26T01:22:58+00:00 26.08.2012 03:22
O.O
Und ich lass parallel ReitaxRuki-Fanvideos laufen X__X
Fail?!

Like wtf :D
Reitas MUM XD
*prust*
Seine MUM O____O Ich hab ja schon mit Drogen gerechnet weil er sich net erinnern kann aber DAS ist zu viel XD
Ich würd lachen wenn ich net so erschlagen wäre X__X
Haw ja~
SEINE MUTTER VERDAMMT >o<
*verspäteter Lachflash*
Thihihi~

Aua :D
Viel Glück beim Ruki suchen XD
Ich glaub der wird auch erstmal nur seeehr doof starren O.o"
Von:  Len_Kagamine_
2012-08-20T22:16:35+00:00 21.08.2012 00:16
cookie ist als ganz ferch xD ud wiel die weld erkunden xD
wau kein wunder das Ruki so lange gebraucht hat man könnte denken er hat einen laden aus geraubt xDD auch wenn ich immer noch denke das er das extra gemacht hat ^^
jaja das wird noch was wegen dem katzen klo die kennen das ja noch nicht *grinz*
jaja da hatte der liebe Aoi pech mit dem drücken was die katzen geht xDDD
aber ist klat das Uruha das Ruki sagt damit Aoi sich nicht drücken kann *smile*
das arme kätzien als einziges weib unter ihnen

namen suchen ist immer scheise aber Ruki hat es ja hinbekommen *smile*
das ist Ruki xDD weil er wollte ja nicht das felt reuman bei Aoi XD
und schön das Ruki sich mal richtig ablenken kann ^^
*__________* so langsam ist er nicht mehr abgeneigt *_____*
bis jetzt der beste satz *grinz*
und ich finde es toll mal zu lessen das Aoi kocht *smile*
der arme Aoi das er noch nicht ire geworden ist bei dem allem was die alle schon angestelt haben aber so sind junger kätzchen eben xD
Ruki ist ja net nur damit er keine kochlögel schlag abekommt ^^

und die kuler augen die Uruha gemacht hätte ich zu gerne gesehen ^^
soso Aoi ist Mama geweorden XD
*____* ohhh das muss soo süüüüß aus sehen wie Ruki da liegt stelle mir das gerade vor *__*
wie kan ruki das nur weiter schlafe *den kopf schütel* xDDD
Uruha Kuchelt sich an Aoi *___*
das muss bestimt vpö toll ausgeshen haben wo die beiden sich in die augen gekuckt habe *___*
weil der eine von oben und der ander von unten gekuckt hat *___*
und erst dieser kuss auf Uruhas kopf *__*

ich finde es so schön das sich Aoi und Uruha wider neher kommen *smile*
ich kann es vertehen das Ruki ungeduldig ist und ich finde es süß das sie ihren ersten gemeinsame abend alleine verbringen wollen *smile*
nein das kann nicht sein *am heulen bin*
weiso...............................
wei kann er das Ruki nur antuhen q_____q
wieso.......
es muss ganz schnell das negste kp kommen sonst gehe ich tot denn ich muss weisen wei es weite geht
*mich hir hinsetz und warte bis das nesgte kp da ist*
*mit dir tränen weg wich*

und sorry das es so lange gedueet hat heute mit den kommi wurde aber zichen durch abgelenkt ^^

dat nessy-tan
Von:  Aoi_Kun
2012-08-19T20:13:52+00:00 19.08.2012 22:13
Wie süß *-*
Aber Aoi's Reaktion am Schluss war echt unerwartet aber toll :D

Ich freu mich schon auf weiteres :3


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