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Bindungen

Mark und Zachary
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, das erste Treffen... Was lässt sich dazu sagen? Zuerst einmal möchte ich mich dafür entschludigen, dass dieses Kapitel direkt schon mit folgenden Tatsachen beginnt: Mark und Zachary sind in einem dunklen Wald und aus Gründen die sich dem Leser zunächst nicht erschließen ist der liebe Mark vollkommen genervt von dem Magier. Dann folgt erst die Rückblende. Ist vielleicht nicht die beste Art eine Geschichte anzufangen, aber ich fand es ist durchaus in Ordnung und passend. Hierüber lässt sich natürlich streiten und diskutieren ;-D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel wird noch geändert, sobald ich einen Teil des nächsten geschrieben habe. Ich hatte einige Probleme mit diesem Kapitel und mir wurde auch mitgeteilt, dass es einige unstimmigkeiten gibt. Trotz allem wollte ich euch dieses Kapitel nicht vorenthalten und so zeigen, dass es "Bindungen" noch gibt.
Die Reise der Beiden geht also weiter. ;-) Komplett anzeigen

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Das erste Treffen

Mark stiefelte frustriert durch einen finsteren Wald, welcher zudem extrem unheimlich war. Hinter sich hörte er die vorsichtigen Schritte seines Begleiters. Er ließ seinen Blick schweifen und entdeckte bei dieser Gelegenheit ein Eichhörnchen, welches auf einem der zahlreichen Bäume saß und eine Eichel in Händen hielt. Wenn er so darüber nachdachte, war dies das erste Tier seit sie den Wald betreten hatten, dass sie zu Gesicht bekamen. Ein überraschter Ausruf und das plötzliche Gewicht, dass ihm in den Rücken stolperte, zeugten davon das Zachary wieder einmal über etwas gestolpert war. Genervt und ohne sich zu diesem umzudrehen schüttelte er leicht den Kopf. Dies war nicht das erste Mal für heute, dass der Kleinere über etwas gestolpert war.

“Es tut mir Leid, ich war in Gedanken.”, entschuldigte sich der Magier und schloss nun zu dem Blonden auf. Mark grummelte lediglich. Sein Blick galt dem Weg, dessen Spur sich in einem Meer aus Grasbüscheln verlief. Hier endete der Weg offensichtlich. Die beiden Männer blieben stehen und sahen sich um.

“Das kann doch nicht sein.”, stellte der Rothaarige fest. Seufzend wandte sich Mark zu dem Magier um.

“Ja, ja. Alter birgt Weisheit.”, spottete der Blonde und bezog sich damit darauf, dass der Magier unbedingt einen alten Greis nach dem Weg hatte fragen müssen.

“Immerhin ist es besser einen Ansässigen zu fragen, als einfach drauf los zu marschieren.”, gab dieser jedoch trotzig zurück.

“Sicherlich.”, murrte Mark und lief weiter gerade aus.

“Wo gehst du hin? Wir sollen doch dem Weg folgen.”, sagte Zachary verunsichert. Zur Antwort bekam er lediglich ein Schulterzucken. Natürlich wäre Mark dem Weg gefolgt, wenn es denn einen gegeben hätte. Aber bis sie einen fanden mussten sie sich wohl oder übel so behelfen. Einfach dort stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass ein Weg aus dem Nichts erschien, war jedenfalls keine Option.

“Warte! Moment!”, meinte der Rothaarige plötzlich. Der Confidant blieb stehen und wandte sich abermals zu seinem Begleiter um. Gerade als er etwas zu sagen gedachte, war ein leises Geräusch zu vernehmen und ein Summen lag in der Luft. Hektisch sah der Magier sich um. Dieses Geräusch würde ihnen nur weitere Schwierigkeiten bereiten. Aus dem Summen erhob sich ein Rascheln um sie herum. Mark ließ den Blick schweifen und versuchte auszumachen wo, was und vor allem wie viele es waren. Es konnte sich dabei fast nur um einige Baumgolems handeln, welche erwacht oder geweckt worden waren. Wenn man bedachte, dass sich in diesem Wald kaum Tiere aufhielten, konnte man davon ausgehen, dass es sich dabei um die bösartige Sorte dieser Wesen handelte. An und für sich hatte der Blonde überhaupt kein Interesse daran, sich mit diesen Bäumen auseinander zu setzen, zumal sein Begleiter nicht gerade über Kampferfahrung verfügte. So war er damals auch an den Rotschopf geraten. Um genau zu sein war dies der Grund, weshalb sie überhaupt durch diesen dunklen und unheimlichen Wald marschierten! Es war erst wenige Tage her…
 

Mark lag auf einer Wiese nahe der Akademie der Magier, betrachtete den Himmel und wartete auf Oria, seine Verlobte und angehende Magierin. Die junge Frau war siebzehn Jahre alt und somit vier Jahre jünger als er selbst. Als Mark sieben Jahre alt geworden war, hatten ihre Eltern beschlossen, dass sie später heiraten sollten und als Oria ihr vierzehntes Lebensjahr erreichte, verlobten sich die beiden. Oder besser gesagt, wurden die beiden verlobt. Aber dies war Haarspalterei, denn im Grunde war die junge Frau eine sehr hübsche und anmutige Person und hin und wieder fand er sie sogar ganz nett. Im kommenden Jahr sollten sie den Bund der Ehe eingehen und danach eine magische Bindung schließen. Er würde ihr Confidant sein und somit ihr Beschützer und Vertrauter. Dies war eine logische Folge.

Die Tür zum Eingang der Akademie schwang auf, doch statt Oria kam ein rothaariger Mann heraus, welcher etwas in Händen hielt. Je näher der Mann kam, desto deutlicher wurde Mark, dass dieser wohl einen sehr gut gebauten Körper haben musste. Doch der zunächst positive Eindruck, wurde schnell durch die Tatsache getrübt, dass der Rotschopf, unaufmerksam wie er war, über Marks Füße stolperte und der Länge nach im Dreck landete. Das “Etwas”, eine kleine Phiole, die der junge Mann in seinen Händen gehalten hatte war bei dieser glanzvollen zur Schau Stellung seiner Tollpatschigkeit, zu Bruch gegangen. Bunter Rauch wand sich aus den Scherben hervor und verpuffte in kleine Wölkchen.

“Nein! Verdammt!”, schrie der Gestürzte, kam wieder auf die Beine und blickte von den Scherben zu Mark, welche noch immer unberührt auf der Wiese lag. Dieser setzte sich seinerseits auf und musterte den Mann, dessen Gesichtsausdruck von einem erschrockenen zu einem hoffnungsvollen wechselte.

“Es… ist nichts passiert.”, sagte der Fremde in abwesendem Tonfall. Wobei Mark nicht sagen konnte, ob es eine Aussage oder eher eine Frage gewesen war.

“Was auch immer es war, es ist kaputt.”, stellte der Blonde seinerseits fest, um den anderen in die Realität zurück zu führen.

“Was?”, wunderte sich der Rotschopf erschrocken. Mark winkte ab, ließ sich wieder auf die Wiese zurückfallen und schloss die Augen. Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und etwas schnellte auf ihn zu. Reflexartig rollte sich Mark zur Seite und entging so knapp einem kräftigen Hieb, welcher von einem hölzernen Arm ausgeführt worden war. In Sekundenschnelle war der Confidant auf den Füßen und musterte das Wesen. Es sah aus wie ein zwei Meter großer Mann der aus hölzernen Ranken, Blattwerk und Dornen bestand. Seine Augen funkelten wie Bernsteine und fixierten den Rothaarigen, welcher seinerseits nur entsetzt starren konnte.

Langsam löste sich der Rothaarige aus seiner Starre und begann, grüne, blass leuchtende Zeichen in die Luft zu malen. Jedes Mal, wenn er eines der Zeichen fertig hatte, nahm es seinen Platz um den Magier herum ein und dieser zeichnete das Nächste. Die Theorie des Zaubers schien der Mann zu kennen, doch wirkte er nicht besonders geübt in dieser speziellen Magie. Durch einen heftigen Schlag des Holzriesen, wurde der Rothaarige, mit einem Schmerzensschrei auf den Lippen, von den Beinen geholt. Aufgrund des Konzentrationsverlustes verschwanden die magischen Zeichen um ihn herum augenblicklich. Sofort setzte sich Mark in Bewegung und kam rechtzeitig bei dem Fremden an um dessen Körper an sich zu ziehen und diesen so vor einem weiteren Schlag zu bewahren. Der Blonde ging auf Abstand zu dem Gegner und ließ den Magier los, als dieser wieder einigermaßen sicher auf eigenen Beinen stand.

Dieser Pflanzengolem, dem sie gegenüberstanden, war nicht gerade ein Meisterwerk der Beschwörung. Hirnlos drosch er um sich und setzte langsam den beiden Männern nach. Der Magier seinerseits hatte wieder begonnen, die magischen Zeichen in die Luft zu malen und hatte es diesmal fast geschafft, den Bannzauber zu vollenden. Um zu verhindern, dass der Golem den Fremden abermals unterbrach, stürmte Mark auf diesen zu und versetzte ihm mehrere Schläge und Tritte, welche diesen leicht zum schwanken brachten. Doch als er einen Schlag auf eines der bernsteinfarbenen Augen ausführte, wurde dieser von dem Wesen abgefangen und eine Dornenranke umschlang sein Handgelenk. Knurrend trat Mark nach dem Arm des Riesen und riss sich von diesem los. Beinahe im selben Moment wurde die hölzerne Gestalt von einem grünen Licht umschlossen und erstarrte. Der Blonde wandte seinem Gegner den Rücken zu, entfernte sich vorsichtshalber ein paar Schritte vom Ort des Geschehens und betrachtete sein blutendes Handgelenk.

“Es geht nicht!”, schrie der Rotschopf entsetzt. Sofort wirbelte der Confidant herum und betrachtete die Szene, welche sich ihm gerade bot. Der Pflanzengolem drückte sich Stück für Stück aus dem grünen Licht heraus und war damit gerade dabei das magische Netz wieder zu zerstören, welches sich um ihn geschlossen hatte.

“Mein Zauber ist nicht stark genug, alleine werde ich es nicht schaffen!”, brüllte der Magier verzweifelt. Der Blonde machte einen Satz nach vorn und trat das Wesen wieder zurück in das grüne Licht. Doch es schien so, als würde auch die Stärke des Zaubers nachlassen, denn der Holzriese kämpfte sich innerhalb von Sekunden mit der Hälfte seines Körpers wieder in die Freiheit und schlug nach dem Confidanten. Mark war dazu gezwungen den Schlag mit seinem verletzten Arm abzublocken, zuckte zusammen, zog sich einige Schritte zurück und presste eine Hand auf den nun doppelt geschädigten Arm. Der Magier seinerseits lief mit entschlossenem Gesichtsausdruck zu dem Golem, blieb dicht vor diesem stehen und malte zwei Zeichen in die Luft, welche diesen beinahe vollkommen wieder in das Licht zurückwarfen.

Dummerweise war der linke Arm des hölzernen Wesens noch immer frei und mit diesem streifte er die Hüfte des Rotschopfs. Besagter gab einen Schmerzenslaut von sich, presste seine Hände auf die Stelle und fiel auf die Knie. Direkt vor dem Golem und damit durchaus in Reichweite. Ein toter Magier war ein schlechter Magier und aus diesem Grunde warf sich der Blonde gegen den Rothaarigen und zerrte diesen somit aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Dabei verschmierte er die Kleidung des Rotschopfes mit seinem Blut. Plötzlich verlosch das Licht, welches noch einen Teil des linken Beines des Golems gefangen gehalten hatte und dieser lief stolpernd nach vorn. Die beiden Männer kamen, gerade rechtzeitig wieder auf die Füße, um nicht erschlagen zu werden.

“Erneuere den Zauber.”, befahl Mark.

“Das wird nichts nutzen! Ich bin nicht stark genug! Ich habe keine Kampferfahrung!”, brüllte der Magier ihm entgegen. Der Kerl hatte keine Kampferfahrung, also konnte man davon ausgehen, dass er auch keinen Confidanten hatte. Das war schlecht und so musste sich der Blonde schnell etwas einfallen lassen. Ohne einen Confidanten konnte der Rotschopf seine Zauber nicht verstärken und dies bedeutete, dass er den Golem, wie schlecht die Beschwörung auch war, nicht bannen oder zerstören konnte.

Ein mit Dornen übersätes Bein flog auf sie zu. Der Fremde hob schützend die Arme vor den Körper und machte keine Anstalten auszuweichen. Mark stieß ihn zu Boden und sprang über das Bein hinweg. Ohne groß darüber nachzudenken, fuhr er sich mit Mittel und Zeigefinger der rechten Hand über die Lippen, welche leicht zu schimmern begannen. Er zog seinen Gegenüber am Arm auf die Füße und presste seine Lippen auf die des Rothaarigen. Dieser riss erstaunt die Augen auf, schloss sie jedoch augenblicklich, zog Mark noch ein wenig näher an sich heran und komplettierte den Zauber, welcher eine Bindung zwischen ihnen beiden schloss.

Bilder und Gefühle schossen dem Blonden durch den Kopf. Fremde Personen, Formeln, Zeichen, immer wieder eine ältere Dame, ein Name und verschiedene Orte zogen an seinem inneren Auge vorbei. Angst, Sorge, Überraschung und ein seltsamen Gefühl, welches Mark nicht einordnen konnte, aber welches eindeutig von Zachary ausging, durchzuckten ihn. Der Magier hieß also Zachary. Er löste sich keuchend von dem Rotschopf und blickte ihm einige Augenblicke in seine grauen Augen. Eine solche Augenfarbe war sehr ungewöhnlich, für einen Rothaarigen, fand Mark.

Ein Schlag, der ihn in die Seite traf und leicht von seinem Partner weg schleuderte, verdeutlichte ihm dass momentan keine Zeit für solche unsinnigen Gedanken waren.

“Mark!”, rief der Magier und rannte zu ihm. Der Pflanzengolem blieb allerdings nicht untätig und schlug nach Zachary. In diesem Augenblick hob Mark seinen Arm vor sich und ballte die Hand zur Faust. Es vermittelte den Eindruck als hielte er einen Schild in der Hand. Sowohl der Körper des Blonden als auch der von Zachary begannen blass zu schimmern. Der Schlag traf und eine blutige Spur zog sich über Marks Rücken, genau an der Stelle an der Zachary getroffen worden war. Der Rothaarige wurde zwar durch die Wucht des Aufpralls zu Boden geworfen, doch nicht verletzt. Auf allen Vieren krabbelte der Magier zügig zu seinem Confidanten und krallte eine Hand in dessen Hemd. Diese Geste erweckte beinahe den Eindruck, als wolle sich Zachary an dem Blonden festhalten.

“Lass das.”, schimpfte der Rotschopf. Mark schenkte ihm einen trotzigen Blick, stand auf und zog den Magier an seiner Hand auf die Füße, da dieser den Eindruck erweckte, dort sitzen bleiben zu wollen. Ein schmerzlicher Ausdruck zog über das Gesicht des Confidanten, doch dieser hatte sich nach wenigen Sekunden wieder im Griff. Wieder mussten die Beiden einem Tritt, gefolgt von einem Schlag des Holzriesen ausweichen. Zachary begann mit dem zeichnen der Symbole, doch dieses mal in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Auch das grüne Leuchten hatte sich um ein Vielfaches verstärkt, da der Magier nun auf die Kraft seines Partners zurückgreifen konnte. Dieser lenkte den Golem ab, so gut er es vermochte. Es dauerte nicht lange bis das Wesen von einem grünen Licht umfasst wurde und es ohne eine Spur zu hinterlassen verschwand.

“Erledigt. Warte hier auf mich, ich bringe jemanden her der deine Wunden versorgt.”, beschloss Zachary und rannte, an einer Dreiergruppe Frauen vorbei, zurück in die Akademie.

Mark folgte ihm mit den Augen und erblickte Oria unter den drei Frauen. Erschrocken und überrascht zugleich, äußerlich jedoch die Ruhe selbst, musterte er sie. Wie lange sie dort schon gestanden hatte, konnte er nicht sagen. Langsam schritt die Frau auf ihn zu und kam dicht vor ihm zum stehen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und starrte ihm einfach nur ins Gesicht. Er erwiderte ihren Blick ungerührt. Hinter ihr waren Schritte zu hören. Zachary kam zurück und zerrte einen alten, keuchenden Mann hinter sich her, dessen Gesicht knallrot angelaufen war. Wie gelähmt blieb der Rothaarige stehen, ließ von dem Alten ab und betrachtete die Szene.

“Oria.”, sagte Zachary. Überrascht sah sich die Frau nach der Quelle um und bedachte diese mit einem wütenden, beinahe todbringenden Blick.

“Wage es nicht ihn zu schlagen.”, knurrte ihr Zachary entgegen. Für wenige Sekunden huschte ein überraschter Ausdruck über Marks Gesicht, wusste er doch wie jähzornig seine Verlobte war. Mit einem Schlag ihrerseits hatte der Confidant natürlich gerechnet, doch dass sein neu gewonnener Partner sich für ihn einsetzte überraschte ihn sehr.

Der Alte, den der Rothaarige angeschleppt hatte schlenderte unterdessen zu dem Blonden und begutachtete dessen Wunden. Es wirkte wie ein Standbild; niemand bewegte sich außer dem alten Mann. Wäre dieser nicht gewesen, hätte man denken können die Zeit sei einfach stehen geblieben.

Langsam wandte Oria sich Mark zu. Ihr wütender Gesichtsausdruck sprach Bände.

“Du,…”, grollte sie, führte ihren Satz jedoch nicht fort. Ihre beiden Freundinnen liefen zu ihr, legten jeweils einen Arm um die junge Frau und zogen sie sanft an Mark vorbei den Weg entlang.

“Nicht, Oria. Komm, lass uns nach Hause gehen.”, flüsterte eine der beiden im Vorbeigehen. Kommentarlos ließ Oria es mit sich geschehen. Als Mark ein Zupfen an seinem Hemd verspürte, sah er zu der Quelle hinunter. Der Alte stand vor ihm und versuchte sein Hemd aus der Hose zu ziehen. Mit wenigen Handgriffen entledigte der Blonde sich seines Hemdes und warf es zu Boden. Ein seltsames Gefühl traf ihn, welches er nicht genau beschreiben konnte, welches jedoch von Zachary ausging. Die Aufmerksamkeit des Confidanten galt jedoch dem älteren Mann.

“Setz dich bitte, damit ich besser an dich heran komme.”, befahl der Grauhaarige. Mark tat wie ihm geheißen und spürte wie heiße, beinahe glühende Hände die Wunde auf seinem Rücken zu versorgen begannen. Nachdem er wieder einigermaßen zusammen geflickt worden war, bedankte sich Mark und verabschiedete sich von den beiden Männern. Der anhängliche Rothaarige hatte unterdessen das schmutzige Hemd des Blonden aufgehoben und trug es ihm hinterher. Er fühlte sich von Zachary auf eine unangenehme Art und Weise verfolgt. Nach einigen Schritten wandte sich Mark zu dem etwas Kleineren um.

“Du hast dein Hemd liegen lassen.”, erklärte er sein Handeln und hielt es ihm entgegen. Der Confidant seufzte und nahm es entgegen. Irgendwie hatte er es schließlich geschafft Zachary abzuwimmeln und war nach Hause gegangen. Auf dem Weg dorthin, hatte er noch eine ganze Weile über seinen frisch gebackenen Partner nachgedacht und war zu einigen Erkenntnissen gelangt. Der Magier schien ihn, aus unerklärlichen Gründen zu mögen, außerdem war er Tollpatschig und konnte sich im Kampf absolut keinen Überblick verschaffen. Die Bilder, Gefühle und Eindrücke, die er beim schließen der Bindung empfangen hatte, zeigten ihm, dass der Rothaarige ein beliebter und außergewöhnlich fröhlicher Mann war. Des Weiteren schien dieser beschlossen zu haben, eine Freundschaft zu ihm aufzubauen. Der Confidant beschloss also, abzuwarten und alles auf sich zukommen zu lassen.
 

Da sein Vater ein sehr einflussreicher und mächtiger Mann war, stand auch seine Familie im Interesse der Öffentlichkeit. Es hatte auch nicht lange gedauert, bis sein Vater von der Sache erfahren und ihm befohlen hatte die magische Bindung mit Zachary zu lösen. Die Bindung war allerdings ein mächtiger Zauber, den man kaum lösen konnte. Eine Möglichkeit die Bindung zu lösen, stellte der Tod von einem der beiden dar. Dies war eine ziemlich unakzeptable Möglichkeit. Die zweite Möglichkeit bestand darin, einen Ältesten zu suchen. So nannte man die vier großen Magier. Besagte waren allerdings auf Wanderschaft durch das ganze Land, also war das eine längerfristige Sache, wenn man Pech hatte. Manche Confidanten und Magier hatten die Fähigkeit, die Bindung von sich aus jederzeit zu lösen. Dies traf jedoch auf keinen der beiden zu und Mark für seinen Teil, war noch nie jemandem begegnet, der dazu fähig gewesen wäre. Möglicherweise war dies ein Gerücht, dass vor vielen Jahren einmal jemand gestreut hatte.

Und so kam es, dass sie nun auf der Suche nach einem Ältesten in diesem Wald, in dem es allem Anscheinen nach alles andere als ungefährlich war, standen. Er spürte das Unbehagen, welches von seinem Partner ausging und warf diesem einen beruhigenden Blick zu.

“Lass uns weiter gehen.”, stellte Mark fest und ging gemütlich in die Richtung in die er bereits zuvor gegangen war. Das Rascheln um sie herum wurde leiser verschwand jedoch nicht. Ganz im Gegenteil, es schien ihnen zu folgen. Ob es nun die Bäume, Golems oder auch Menschen waren-, es spielte keine Rolle. Wenn sie angegriffen würden, würden sie sich zur Wehr setzen. Ein leises Seufzen kam über die Lippen des Magiers und zog so wieder die Aufmerksamkeit des Blonden auf sich.

“Was ist?”, fragte er.

“Ach, ist schon gut. Nichts weiter.”, gab der Rotschopf zurück und tapste weiterhin neben dem Confidanten her. Irgendwie störte es Mark, dass sein Partner ihn so abfertigte, doch er würde auch nichts dazu sagen. Jemand trat unweit von ihnen aus dem Schatten eines großen Baumes und begutachtete die beiden. Desinteressiert ging Mark an dem Fremden vorbei, ohne diesen eines Blickes zu würdigen. Irgendwie hatte er das Gefühl nur unnötig in etwas hineingezogen zu werden, aus dem er sich besser raushalten sollte. Zachary musterte den Mann, blieb jedoch auch nicht stehen, da er seinen Freund nicht verlieren wollte.

“Wo wollt ihr hin?”, fragte der Mann.

“Wir wollen nach Jenäl. Dort soll sich einer der Ältesten aufhalten.”, gab der Magier Auskunft. Innerlich schüttelte der Blonde den Kopf, ließ es sich jedoch nicht anmerken.

“Halt! Dort werdet ihr nicht hin gehen.”, befahl der Mann in rüdem Ton, überholte die beiden schnellen Schrittes und verstellte ihnen den Weg. Mark blieb stehen und schenkte diesem nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Nun war seine Neugierde geweckt.

“Ach?”, fragte er.

“Zu eurer eigenen Sicherheit.”, entgegnete der Fremde. Er trug lediglich eine braune Hose mit einem gleichfarbigen Gürtel, war in etwa so groß wie Mark, muskulös, hatte eine Narbe auf der linken Schulter und schwarzes Haar mit einer einzelnen grauen Strähne. Der Blonde schätze ihn etwa auf ende dreißig.

“War das ein Hinweis?”, fragte Mark herausfordernd.

“Nein, eine Drohung.”, knurrte der Schwarzhaarige und stellte sich ihnen in den Weg.

“Ist also doch der richtige Weg.”, stellte der Confidant trocken fest.

“Scheint so.”, bestätigte der Rothaarige. Beide setzten sich wieder in Bewegung und gingen an dem Mann vorbei. Mark ging links an ihm vorbei und Zachary rechts, hinter dem Hindernis gesellten sie sich dann wieder zueinander. Verblüfft blieb der Mann zurück und kam bald außer Sicht.

“Dann wird die Bindung bald gelöst werden.”, flüsterte der Magier. Ohne seinen Gegenüber anzusehen nickte der Blonde. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

Wieder war ein Rascheln im Gebüsch zu hören und etwas erschütterte den Boden unter ihnen. Der Rothaarige kam aus dem Tritt und Mark zog ihn an sich um zu verhindern, dass dieser zu Boden ging.

“Was war das?”, fragte Zachary und schaute sich um. Der Blonde löste sich von ihm und besah sich die Umgebung. Es war heller geworden im Wald, was darauf hindeutete, das der Wald sich bald lichten würde. Sie konnten nicht mehr allzu weit von ihrem Ziel entfernt sein. Dennoch beschlich den Confidant ein ungutes Gefühl und er beschleunigte seine Schritte. Der merkwürdig aussehende Mann von eben und das Rascheln, das sie verfolgt hatte, bis hin zu Zacharys Stolperpartie, gaben ihm zu denken.

Überraschende Ereignisse in Jenäl

Er war der erste der aus dem Wald trat und gegen das Licht blinzelte. Von irgendwoher drangen Krach und Stimmen an sein Ohr. Ein ganzes Stück vor ihnen konnten sie das Dorf Jenäl sehen. Dort erblickten sie auch den Auslöser des Lärms. Mehrere Erd und Pflanzengolems schienen gegen die Bewohner zu kämpfen. In dem Dorf schienen einige Magier mit ihren Condfidanten zu Leben. Nun trat auch sein Begleiter aus dem Wald heraus.

“Aber was, -…?”, begann Zachary einen Satz, brach diesen jedoch ab und starrte schockiert zu den Kämpfenden herüber.

“-Was auch immer, wir sollten ihnen etwas unter die Arme greifen.”, entgegnete Mark und rannte auf das Dorf zu.

“Werden wir.”, bestätigte sein Partner und schloss zu ihm auf.

Kurz bevor sie das erste Haus erreichten, standen sie einem Erdgolem gegenüber, welcher gerade einer Frau nachsetzte. Der riesige Erdklumpen kam zeitgleich mit Mark zu der Frau. Mit einem gut gezielten Tritt, wehrte der Blonde den Schlag ab, der die Frau im Rücken treffen sollte. Dadurch bedingt stolperte er einige Schritte rückwärts. Der Golem seinerseits hatte den Kämpfer bereits anvisiert, packte den jungen Mann am Arm und zerrte ihn in die Höhe. Über dem Boden hängend sah er zu seinem Partner hinüber, welcher in diesem Moment den Kreis aus Symbolen schloss. Die zweite Faust des Erdwesens raste auf den Confidanten zu und dieser zog schützend die Knie vor seinen Körper. Noch bevor die Faust ihn erreichte, erstarrte der Erdriese und löste sich auf. Mark landete unsanft auf dem Hintern und beinahe im selben Moment stand der Rothaarige neben ihm.

“Alles in Ordnung?”, fragte dieser besorgt, reichte ihm die Hand und zog ihn auf die Füße.

“Danke. Ich danke euch.”, keuchte eine weibliche Stimme. Der Magier nickte verlegen und der Blonde musterte die Gerettete. Sie war relativ klein, musste etwa Mitte zwanzig sein und hatte schulterlanges braunes Haar.

“Sie sind einfach über uns hergefallen. Ich weiß nicht wo sie herkommen, aber sie sind überall.”, rief die Braunhaarige und wedelte wild mit der Hand.

“Ich habe da so eine Ahnung.”, grummelte Mark und ließ die Frau stehen. Sein Partner folgte ihm wortlos. Nachdem sie die ersten Häuser passiert hatten, begegneten sie einer blonden Frau in einem braunen Kleid und einem braunhaarigen Mann in einer schwarzen Hose und einem blassblauen Hemd, welches dem Mann nicht so besonders gut stand. Der Mann humpelte leicht und ein kleines Blutrinnsal floss über seinen linken Arm. Die Frau klammerte sich an sein Hemd und sah sich panisch um. Kurz vor den beiden Helfern trat unvermittelt ein Holzgolem zwischen sie und die Fremden und versperrte so den Weg.

“Lauft weg!”, kreischte die Frau. Der Golem wandte sich mit, zum Schlag erhobenem Arm zu ihr um. Der Mann, welcher bei ihr stand, zog sie einen Schritt zurück und stellte sich schützend vor sie, doch bevor der Schlag ihn treffen konnte, stand Mark bereits vor ihm. Dieser blockte den Hieb des Golems mit beiden Armen ab.

“Wollte ich auch gerade sagen.”, kommentierte der Blonde die Aufforderung der Frau, drückte den Arm des Wesens ein Stück von sich fort und verpasste ihm einen harten Tritt in die Körpermitte. Der Holzriese wankte zwei Schritte rückwärts und startete einen weiteren Angriff. Der Confidant sprang aus dem Stand, auf den Arm des Wesens, welchen es zum Schlag benutzt hatte und versuchte sein Gleichgewicht zu halten. Mit der noch freien Hand holte die hölzerne Gestalt aus und ließ diese auf den Kopf des Blonden herab sausen. Mit einem eleganten Rückwärtssalto brachte dieser sich in Sicherheit. Gerade als Marks Füße die Erde unter sich berührten, wurde der Golem von einem grünen Licht umschlossen und verschwand.

“Ihr seid verletzt.”, stellte Zachary fest und gesellte sich zu seinem Begleiter.

“Ach was, das ist nur ein Kratzer.”, erklärte der Braunhaarige grinsend. “Und das andere auch.”, fügte er auf den stechenden Blick der Frau hinzu.

“Ihr beiden habt eine Bindung geschlossen?”, fragte die Frau missbilligend und interessiert zugleich.

“Ja haben wir.”, antwortete der Rothaarige leicht trotzig. Mark konnte spüren, das sich der Magier ärgerte.

“Das sieht man selten. Normalerweise werden nur Bindungen zwischen Mann und Frau geschlossen, ganz selten schließen sich zwei Freunde zusammen. Das ist einfach eine zu intime Sache, um sie mit einfachen Freunden zu teilen.”, sagte der Mann fröhlich. Zachary schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte und warf seinem Begleiter einen Blick zu. Dieser zuckte lediglich ungerührt mit den Schultern.

“Wir sind auf der Suche nach einem Ältesten.”, erklärte der Blonde.

“Das kann ich verstehen.”, kommentierte die Frau. Eine von Marks Augenbrauen zuckte kaum wahrnehmbar.

“Das ist kein Problem. Momentan hält sich Amabilis hier auf. Allerdings habt ihr einen schlechten Zeitpunkt erwischt.”, sagte der Braunhaarige und deutete die Straße entlang. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm der Confidant die Hand des Rothaarigen und setzte sich in die angezeigte Richtung in Bewegung. Ein lautes und zischendes Einatmen war von der blonden Frau zu vernehmen, doch dies ließ lediglich ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht des Blonden erscheinen. Der Magier wurde mit gerötetem Gesicht die Straße entlang gezerrt.

Als die beiden endlich außer Sicht waren, ließ Mark Zacharys Hand über dem Gehen los. Ein undefinierbares Gefühl erreichte den Confidanten, doch er wollte momentan nicht näher darauf eingehen und ging einfach weiter. Dann kam ein Mann in Sicht, welcher mitten auf dem Weg stand und sich umsah. Er hatte langes braungraues Haar und trug eine dunkelblaue Robe mit goldenen Zeichen darauf, der Saum, besagter Robe war leicht schmutzig. Als der Mann sich ihnen zuwandte konnte der Confidant den liebevollen Gesichtsausdruck erkennen, den dieser aufgesetzt hatte.

“Hallo, ihr seid keine Einwohner dieses Dorfes.”, stellte der Mann fest.

“Das ist richtig. Wir waren auf der Suche nach dem Ältesten Amabilis, als wir dieses Chaos bemerkten.”, erklärte Zachary. Der Mann nickte und ließ erneut den Blick schweifen. Die meiste Unruhe hatte sich mittlerweile gelegt und nur hier und da, waren noch Kampfgeräusche zu vernehmen.

Plötzlich begann der Boden zu beben. Mark suchte sich sofort einen sicheren Stand und stützte den älteren Mann am Arm ab, damit dieser nicht zu Boden fiel. Der Rothaarige seinerseits klammerte sich an die Schultern des Blonden und sah sich überrascht um.

“Schon wieder ein Erdbeben?”, fragte der Magier. Ein Ziegel eines nahe stehenden Hauses löste sich und stürzte auf den Rothaarigen herab. Dies entging dem Confidant nicht und er hob seinen Arm und baute das Schild um seinen Partner auf. Der Ziegel erwischte Zachary am Kopf, verletzte diesen allerdings nicht. Ein schmales Blutrinnsal lief vom Haaransatz des Blonden über seine rechte Stirn, die Wange hinab und arbeitete sich dann zu seinem Hals vor. So unerwartet wie das Beben begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. Der Magier löste sich von seiner Stütze und blickte ihn ungläubig an. Mark seinerseits ließ den Arm des Mannes los, den er gestützt hatte und betastete seinen verletzten Kopf.

“Bist du verrückt? Ich sagte doch, du sollst so etwas nicht machen!”, zeterte Zachary, drückte Marks Hand zur Seite und befummelte seinerseits dessen Kopf. Der Fremde stand derweil daneben und betrachtete die beiden interessiert.

“Mir fehlt nichts, lass das.”, stellte der Blonde genervt fest, doch der Magier ignorierte ihn gekonnt.

“Das blutet ziemlich stark. Ist dir schwindelig?”, fragte der Rothaarige.

“Nein. Ich sage doch, dass es mir gut geht.”, entgegnete der Verletzte und schob seinen Freund ein Stück von sich weg. Der Rotschopf wollte gerade protestieren, als der Confidant die Hand hob und den jungen Mann mit einem “Schh” zur Ruhe mahnte. Der Fremde und Zachary spitzten allarmiert die Ohren.

“Ich kann nichts hören.”, stellte der Magier fest.

“Ich auch nicht. Sehr erholsam, nicht wahr?”, meinte Mark. Der Rotschopf schüttelte fassungslos den Kopf. Der Fremde seinerseits schmunzelte.

“Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Amabilis.”, erzählte er. Überrascht über diese Information, starrten die Gefährten ihn an.

“Ihr seid der Älteste Amabilis?”, fragte Zachary ungläubig. Der Mann lächelte und nickte zustimmend.

“Sehr erfreut. Mein Name ist Mark und dies hier ist Zachary.”, entgegnete Mark und deutete auf den Rothaarigen.

“Die Freude ist ganz meinerseits. Verzeiht meine Neugier, - ihr habt eine Bindung geschlossen?”, fragte Amabilis.

“Ja.”, bestätigte der Rotschopf.

“Aus diesem Grund sind wir auf der Suche nach Euch.”, fügte der Confidant hinzu. Leicht irritiert sah der Älteste von einem zum anderen.

“Ist dem so?”, entgegnete Amabilis freundlich. Beide nickten. Ihr kurzes Gespräch wurde schlagartig unterbrochen, als ein Mann keuchend um eine Ecke gerannt kam.

“Amabilis! Das Dorf… Wir… Es…”, rief er. Vor der Dreiergruppe kam er zum stehen und stützte sich, nach Atem ringend auf seinen Knien ab.

“Langsam.”, beruhigte der Älteste den Mann und lächelte diesen an.

“Wir ha-ben es ge-schafft.”, erklärte der Erschöpfte.

“Das ist wunderbar. Nun gilt es allerdings den Verursacher zu finden. Aber dazu später.”, entgegnete Amabilis. “Nun, also, was kann ich für euch tun?”, fügte er hinzu und wandte sich wieder den Gefährten zu.

Mark zögerte und musterte den Ältesten. Nun war es soweit, dass sie die Bindung lösen konnten. Aber wieso zögerte er? Sein Vater hatte ihm immerhin unmissverständlich klar gemacht, dass er diese Bindung zu lösen hatte und er gedachte dies auch zu tun.

“Sind Sie in der Lage unsere Bindung zu lösen?”, fragte Mark. Amabilis dachte kurz über die Frage nach.

“Ich bin dazu im Stande, die Bindung zu lösen. Darf ich mich nach dem Grund erkundigen?”, entgegnete Angesprochener freundlich.

“Der Grund?”, fragte der Blonde.

“Es geschah im Affekt.”, meldete sich der Rotschopf zu Wort. Verwirrung zog für einige Sekunden über das Gesicht des Ältesten. Mark spürte, dass die Absicht jemand bestimmtem zu helfen, in den Worten des Magiers lag. Zuerst konnte er es sich nicht erklären, schlussfolgerte dann allerdings daraus, dass er es war, dem er helfen wollte. Der Confidant war in der Tat ins Straucheln gekommen, als die Frage nach dem Grund kam.

“Im Affekt?”, fragte Amabilis interessiert.

“Durch einen Unfall wurde ein Golem freigesetzt, welcher in einer kleinen Flasche versiegelt worden war. Ich hatte nicht genügend Kraft ihn zu besiegen und um mich zu beschützen und zu unterstützen, schloss Mark mit mir eine Bindung.”, erzählte Zachary.

“Richtig.”, stimmte ihm der Blonde zu.

“So etwas ist mir noch niemals untergekommen und ich habe bereits viel erlebt.”, kommentierte der Älteste fröhlich. Mark zuckte mit den Schultern. Was hätte er auch darauf Antworten sollen.

“Nun denn, lasst uns beginnen.”, fügte Amabilis nach kurzer Zeit hinzu und musterte die Freunde.

“Hier und jetzt?”, fragte der Rothaarige überrascht und erhielt ein Nicken zur Antwort.

Innerlich schüttelte Mark den Kopf über diese Frage. Was erwartete der Magier? Sollten sie ans Ende der Welt reisen und dort dann in einem geheiligten Steinkreis auf die nächste Wintersonnenwende warten? Manchmal sollte man den Mund halten und einfach hinnehmen, was man gesagt bekam.

“Ja. Stellt euch bitte einander gegenüber und legt die Handflächen an die des anderen.”, erklärte Amabilis. Sie taten wie ihnen geheißen und warteten ab. Der Confidant konnte spüren, wie nervös sein Partner war und irgendwie konnte er es nachvollziehen.

Der Älteste trat an die beiden heran und legte jedem eine Hand auf die Schulter. Ein mattes Leuchten erfasste den Mann und schien, über seine Arme, auf die anderen über zu gehen. Mark spürte ein Ziehen in der Brust, welches langsam stärker wurde, jedoch nicht wehtat. Plötzlich drückte Zachary die Arme des Blonden zur Seite und warf sich gegen ihn. Sein Gesicht vergrub er an Marks Brust und klammerte sich an dem Confidanten fest, als hinge sein Leben davon ab.

“Es tut mir Leid.”, flüsterte er an der Brust seines Freundes. Dieser stand vollkommen überrumpelt da und sah auf den Rotschopf herab. Amabilis war einen Schritt zurückgetreten und wartete.

“Ich verstehe nicht.”, entgegnete der Blonde. Die Umarmung des Magiers wurde noch ein wenig fester.

“Ich habe mich in dich verliebt.”, kam es, fast zu leise um gehört werden zu können, von Zachary. Mark zog überrascht die Augenbrauen gen Himmel. Dies konnte man in seinem Fall beinahe als entgleiste Gesichtszüge bezeichnen. Einige Sekunden stand er einfach nur da und starrte den etwas Kleineren an, dann legte er die Arme um ihn und erwiderte die Umarmung. Sofort spürte der Confidant die Überraschung des anderen. Dieser hob schließlich den Blick um seinen Freund ansehen zu können.

“Mein Kopf tut weh.”, stellte Mark schließlich fest, als nichts von Zachary kam. Endlich kam Bewegung in den Magier und er löste sich von dem Blonden.

“Das wundert mich gar nicht. Die Wunde blutet zwar nicht mehr, aber schmerzhaft ist sie sicher allemal. Du solltest dich etwas hinlegen und sie versorgen lassen.”, sagte Amabilis strahlend.

“A-aber… Was ist mit dem Lösen der Bindung?”, fragte der Rothaarige verunsichert. Mark und Amabilis sahen sich in die Augen. Schließlich zuckte der Confidant mit den Schultern.

“Es war mir eine Ehre Sie kennen gelernt zu haben. Vielen Dank für Ihre Mühen.”, schloss Mark die Unterhaltung in einem Tonfall, der keine weiteren Fragen zuließ.

“Nichts zu danken. Aber sprich mich nicht immer mit “Sie” an. Ich komme mir dabei vor wie ein Greis. Wir werden uns sicher wieder sehen, dass spüre ich.”, entgegnete Amabilis und wandte sich nun dem Mann zu, welcher noch immer bei ihnen stand und wartete.

“Das Dorf ist also wieder sicher. Das freut mich. Bereden wir das bei einer Tasse Tee in deinem Haus.”, sagte der Älteste lächelnd, winkte den Freunden noch zum Abschied zu, legte den Arm um die Schulter des verblüfften Mannes, bei dem er sich gerade selbst eingeladen hatte und verschwand um die nächste Ecke.

Der Rothaarige musterte den Blonden und schien einfach nicht zu wissen, was gerade geschehen war. Dies war auch nicht wirklich verwunderlich. Was nun erst einmal wichtig war, war das Mark sich dem Befehl seines Vaters widersetzt hatte. Nun galt es dafür ein zustehen und dies beabsichtigte er auch. Er hatte diese Entscheidung heute hier getroffen.

“Was…”, begann Zachary, wurde jedoch von einem “Schh” seitens Mark unterbrochen.

“Sei einfach still. Lass uns nach Hause gehen.”, sagte der Confidant und machte sich auf, die Stadt zu verlassen. Freudestrahlend folgte ihm der Magier und schloss wieder zu ihm auf. Seite an Seite verließen die Beiden die Stadt und verschwanden in dem Wald, aus dem sie gekommen waren. Je weiter sie in den Wald vordrangen, desto dunkler wurde es. Dies lag nicht nur an den dichten und großen Bäumen sondern auch daran, dass der Tag sich dem Ende zuneigte. Von der Seite her wurde Mark mit besorgten Blicken bombardiert und egal wie sehr er es auch zu ignorieren versuchte, er schaffte es nicht. Immer öfter legte er seine Handfläche an die Stirn. Dies half zwar nicht gegen die Schmerzen, doch es gab ihm das Gefühl etwas dagegen zu tun. Den ganzen Weg über hatte Zachary sich stumm darauf konzentriert ihn mit seinen Blicken und Gefühlen in den Wahnsinn zu treiben. Langsam schien das den jungen Magier jedoch zu ermüden.

“Lass uns eine Pause einlegen. Ich würde mir gern deinen Kopf ansehen.”, sagte Zachary schließlich und blieb wie angewurzelt stehen. Gezwungenermaßen tat Mark es ihm gleich und bedachte seinen Freund mit einem nichts sagenden Blick.

“Sei nicht so stur.”, meldete sich der Magier abermals zu Wort und lächelte seinen Begleiter an. Langsam wurde es ohnehin zu dunkel um weiterzumarschieren. Wenn sie noch eine Weile weitergingen, würde es stockdüster im Wald sein und der ungeschickte Rotschopf würde sich sicherlich den Hals brechen, da in diesem Teil des Waldes die Bäume sehr dicht beieinander standen und an mehreren Stellen des Waldbodens Wurzeln aus der Erde brachen. Der Confidant ließ den Blick schweifen und musste feststellen, dass man hier kein Feuer entzünden konnte, ohne gleich den ganzen Wald in Brand zu stecken. Kommentarlos ließ sich Mark am Stamm eines nahe stehenden Baumes herab gleiten und hockte sich auf den Waldboden. Das Lächeln in Zacharys Gesicht wurde von einem breiten Grinsen abgelöst und er kniete sich vor seinem Freund nieder. Vorsichtig strich er durch das Haar des Blonden und befühlte die Verletzung.

“Tut es weh?”, fragte der Rothaarige und musterte das reglose Gesicht des Verletzten.

“Nicht der Rede wert. Es ist alles soweit in Ordnung.”, entgegnete Mark. Zachary seufzte vernehmlich und ließ die Schultern hängen. Der Confidant empfing deutlich den Unmut und die Schuld, die der etwas Kleinere momentan empfand.

“Es war nicht deine Schuld.”, stellte der Verletzte sachlich fest. Der Angesprochene schenkte ihm abermals ein Lächeln und strich ihm durch das Haar. Die Gefühle die er empfing änderten sich jedoch nicht im Mindesten.

“Wir hätten die Wunde zuerst versorgen lassen sollen, außerdem ist uns der Proviant ausgegangen.”, meinte der Rotschopf, setzte sich neben den Blonden und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baum. Von der Seite her musterte Mark den jungen Mann, der den Blick über die immer dunkler werdende Umgebung schweifen ließ. Um sie herum gab es nichts als, Erde, Bäume, Pilze und ein paar Grasbüschel. Kurz stutzte der Confidant. Auf dem Weg nach Jenäl waren sie durch Gras gelaufen. Sie waren tiefer in den Wald vorgedrungen, als es nötig gewesen war. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass sie sich nicht verliefen.

“Darf ich dich mal etwas fragen?”, fragte Zachary.

“Natürlich.”, entgegnete sein Freund und starrte intensiv in die Dunkelheit zwischen zwei Bäumen. Er hätte schwören können eine Bewegung bemerkt zu haben.

“Wieso hast du die Bindung nicht lösen lassen? Dazu brauchst du mein Einverständnis nicht. Versteh mich jetzt nicht falsch, ich hätte… Ich meine es…”, sagte der Magier verlegen. Überrascht sah der Blonde seinen Begleiter an, was sich jedoch nicht auf seinem Gesicht bemerkbar machte.

“Ich wollte die Bindung nicht lösen.”, antwortete er ehrlich.

“Warum?”, hakte der Rothaarige nach und eine Welle der Unsicherheit seitens des Magier schwappte über Mark hinweg.

“Ich kann es…”, begann der Confidant, brach seine Rede jedoch ab und richtete den Blick abermals zwischen die beiden Bäume. Er hätte schwören können einen Schatten in der Dunkelheit gesehen zu haben.

“Was hast du?”, erkundigte sich Zachary.

“Nichts weiter. Ich dachte ich hätte etwas gesehen.”, erklärte der Angesprochene und legte die Hand auf seine Stirn. Ein undefinierbares Gefühl überkam ihn und er war sich ziemlich sicher, dass dieses von seinem Gefährten ausging. Mit einer erhobenen Augenbraue sah er dem Kleineren ins Gesicht. Dieser zuckte leicht zusammen und drehte sein Gesicht zur Seite um sich vor dem Blick des Confidant zu schützen. Der Blonde schloss die Augen und atmete hörbar aus. Sofort hatte er wieder die Aufmerksamkeit des Rothaarigen. Mark rutsche mit geschlossenen Augen ein Stück von dem Baum weg und streckte sich auf dem Boden aus.

“Ist alles in Ordnung?”, fragte der Magier unsicher. Der Verletzte gab einen bestätigenden Laut von sich. Dann breitete sich Stille zwischen ihnen aus und irgendwann schlief er ein. Der Rothaarige lag noch einige Zeit wach und warf seinem schlafenden Freund ab und an einen Blick zu.

Ohne ersichtlichen Grund, aber mit einem komischen Gefühl, wachte Mark mitten in der Nacht auf. Ruckartig setzte er sich auf und starrte in die Dunkelheit. Ein leises Geräusch, welches er nicht näher bestimmen konnte, zeugte davon dass sie nicht allein in diesem Wald waren. Langsam stand er auf und bewegte sich in Richtung des Geräusches. Er spitzte die Ohren, doch er konnte nichts mehr hören. Möglicherweise war es nur Einbildung gewesen, dennoch fühlte er sich bedroht. Dann spürte er die Verwirrung seines Freundes, anscheinend war auch der junge Magier zu sich gekommen. Plötzlich prallte etwas hart gegen ihn und warf ihn zu Boden. Mark spürte ein Gewicht auf sich lasten und eine warme Hand die sich über seinen Mund schob. In der Dunkelheit konnte er nur einen Schatten erkennen. Er versuchte sich zu bewegen, allerdings drückte der Mann seine Arme auf den Boden und da er auf dem Rücken lag und der Mann auf seiner Hüfte zu sitzen schien, nutzten ihm seine Beine ebenfalls wenig. Der Schatten beugte sich näher zu ihm.

“Verhalte dich besser leise. Wir wollen doch nicht deinen Freund aufwecken.”, spottete eine bekannte Stimme. Überrascht versuchte der Confidant zu erkennen, was sein Verstand schon längst wusste. Es war der Mann mit der Narbe, der ihnen vor kurzem begegnet war.

“Du bist der Confidant, ich habe euch vor dem Dorf gegen einen Golem kämpfen sehen.”, flüsterte der Mann. Der Blonde versuchte seine Hände dem Griff des anderen zu entwinden, jedoch ohne Erfolg.

“Es freut mich, dass ihr einen der Ältesten gefunden habt. Das Problem ist, dass das halbe Dorf nun nach mir sucht und ihr mich beschreiben könnt.”, zischte der Angreifer. Ein grünes Leuchten im Wald zeugte davon, dass Zachary mit einem Zauber begann. Dank des Lichtes konnte der Blonde nun die ungünstige Position des Narbenmannes erkennen. Er hockte auf seiner Hüfte, drückte mit der linken Hand und dem rechten Fuß Marks Arme nieder und hatte die rechte Hand über seinen Mund gelegt. Eine wahrlich schlechte Position für einen Angreifer. Mit einem überraschten Blick starrte Besagter den Magier an, welcher gerade seinen Zauber komplettierte. Der Mann stieß sich mit seinem rechten Fuß ab und rollte zur Seite, wodurch der Zauber nur den Confidanten erfasste. Eine grüne Kuppel legte sich über den Blonden und verhinderte, dass dieser sich bewegen konnte. In beeindruckender Geschwindigkeit rannte der Fremde zu dem überrumpelten Magier und stieß diesen heftig gegen den Baum, welcher sich im Rücken des Rothaarigen befand. Sofort löste sich der Zauber und Mark kam wieder auf die Füße. Die schnelle Bewegung verursachte für einige Sekunden ein Schwindelgefühl bei ihm und er stolperte leicht zur Seite. Er sah die schattenhafte Bewegung des Narbenmannes aus den Augenwinkeln und errichtete das Schild um seinen Gefährten. Der Schlag der den Magier an der Wange traf, schickte einen heftigen Schmerz durch das Gesicht und den Kopf des Confidanten. Wieder begann Zachary mit einem Zauber, indem er grüne Schriftzeichen in die Luft malte. Unvermittelt rannte der Angreifer zwischen die Bäume und verschwand in der Dunkelheit. Ohne nachzudenken setzte Mark ihm nach. Das Licht verlosch und er hörte wie sein Freund hinter ihm her rannte. Vor ihm konnte er noch immer den Mann rennen hören.

“Etwas Licht wäre nicht schlecht.”, keuchte der Blonde. Sekunden später leuchtete etwas Grünes hinter ihm auf.

“Warte auf mich, ich bin nicht so schnell.”, rief der Rothaarige. Wenn Mark sein Tempo nicht anpasste, würde er seinen Partner wahrscheinlich verlieren. Allerdings war es keine bessere Alternative, den Fremden zu verlieren. Die Schritte vor ihm verlangsamten sich und hielten für einige Sekunden inne. Zwischen den Bäumen kam der Narbenmann in Sichtweite, richtete sich schnell wieder auf und rannte weiter. Was hatte er gerade gemacht? Verunsichert wurde der Confidant langsamer und achtete auf den Boden. Es war nichts Auffälliges zu erkennen. Wieder stoppten die Schritte vor ihm und als er den Blick hob, flog ein Stein auf ihn zu. In einer schnellen Bewegung fing er diesen ab und ließ ihn zu Boden fallen. Mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck sondierte er die Umgebung. Der Angreifer war verschwunden. Die einzigen Schritte die zu hören waren, waren die des Magiers, der nun hinter ihm keuchend zum stehen kam.

“Wo ist er hin?”, fragte der Rothaarige außer Atem. Noch immer beobachtete Mark seine Umgebung. Der pochende Schmerz in seinem Kopf war stark und ziemlich durchdringend, er ließ es sich jedoch nicht anmerken. Wie konnte dieser Kerl so schnell verschwinden? Er konnte noch nicht weit gekommen sein und da keine Schritte zu vernehmen waren, entfernte er sich auch nicht weiter von ihnen. Eine enorme Anspannung erreichte den Confidanten, welche von Zachary ausging. Mark wandte sich seinem Begleiter zu und sah diesem in die Augen, doch anstatt die erdachte beruhigende Wirkung zu erzielen, kam zu der Anspannung noch Nervosität hinzu. Nach einigen weiteren Sekunden, in denen er den Magier betrachtete, welcher sich auf einen Zauber konzentrierte, um das leuchtende Schriftzeichen aufrechtzuerhalten, ließ er den Blick sinken. Sie standen in dichtem Gras. Etwas Gutes hatte es also, dass sie dem Mann gefolgt waren. Er hatte sie dichter an den Rand des Waldes geführt und möglicherweise sogar in die gewünschte Richtung.

“Alles in Ordnung mit dir?”, fragte Zachary mit einem besorgten Gesichtsausdruck.

“Ja. Alles in bester Ordnung.”, entgegnete der Blonde mit seinem üblichen nichts sagenden Ausdruck auf dem Gesicht und nickte leicht zur Bekräftigung. Ungläubig musterte ihn der Rothaarige. Ein Rascheln, welches von einem der Bäume kam, ließ den Blonden aufhorchen. Er ließ sich jedoch nichts anmerken. Mark konnte nicht genau sagen, aus welchem der Bäume das Geräusch gekommen war, aber er wusste nun die ungefähre Richtung. Er verspürte das Gefühl angestarrt zu werden und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Zachary, welcher vor ihm stand. Interessiert folgte er dessen Blick und musste feststellen, dass er auf seinen linken Unterarm starrte. Dort zeichnete sich eine rote Stelle ab, die zweifellos von dem Fuß des Narbenmannes verursacht worden war. Ein blauer Fleck würde ihm also zur Erinnerung bleiben. Unerwartet verlosch das leuchtende Zeichen, welches den Magier begleitet hatte und eine Hand strich über Marks linken Arm. Doch beinahe sofort trat Zachary einen Schritt zurück und zeichnete wieder zwei Zeichen in die Luft. Der Anfang eines neuen Zaubers, doch auch diesen führte er nicht zu Ende. Das Licht jedoch war nun heller und die Schriftzeichen hatten sich etwas höher positioniert und schwebten damit etwa in Höhe der Brust des Rotschopfes. Ihr Baumhocker hatte diese Gelegenheit nicht genutzt und sich auch nicht bewegt. Natürlich konnten sie nun bis zum Morgengrauen hier stehen bleiben und abwarten, dies war dem Confidant jedoch einfach nur zu blöd.

“Komm, lass uns gehen. Schlafen können wir ohnehin nicht mehr.”, erklärte Mark und wartete auf die Reaktionen von Zachary und dem Narbenmann. Der Magier nickte fröhlich und bedeutete seinem Freund voran zu gehen. Ansonsten erntete der Blonde keine Reaktion. Ohne mit der Wimper zu zucken ging Mark voran und entfernte sich von ihrem Verfolger. Noch immer gut gelaunt schritt Zachary neben ihm her und fügte zwei weitere Zeichen zu dem Zauber hinzu, wodurch die Umgebung noch ein wenig mehr erhellt wurde. Der junge Mann hatte wirklich ein sonniges Gemüt, dass musste man ihm lassen. Ein lautes Stampfen hinter ihnen verkündete, dass der Mann von dem Baum herunter gesprungen war. Der Kleinere zuckte leicht zusammen, Mark hingegen ging unbeeindruckt weiter. Ihr Verfolger holte auf und drückte sich nun in den Bäumen rechts hinter ihnen herum. Ein weiteres Zeichen kam zu dem Zauber hinzu. Als dem Confidant auffiel, dass das Gras wieder etwas lichter wurde, passte er die Richtung seiner Schritte etwas an. Worauf wartete der Mann? Langsam aber sicher wurde Mark aggressiv, wobei dieser Gemütszustand nicht bis zu seinem Gesicht vordrang. Seine Gereiztheit führte er auf die Schmerzen zurück, welche sich noch immer penetrant in seinem Kopf verankert hatten. Das Knacken eines Astes, dieses Mal dichter hinter ihnen, bewies das der Fremde ihnen noch immer folgte. Dieses Trampeltier war doch tatsächlich auf einen Ast getreten. Machte er das absichtlich? Dies war ein Geduldsspiel. Stellte sich die Frage, wer zuerst die Nerven verlor und den ersten Schritt tat. Der Blonde war gewillt aus diesem Spiel als Sieger hervorzugehen. Unerwartet verstummten die Geräusche, welche der Narbenmann verursachte. Mark blieb wie angewurzelt stehen und sah sich um. Zachary hielt ebenfalls an und betrachtete seinen Gefährten.

Plötzlich spurtete der Angreifer hinter einem Baum zu ihrer Linken hervor und griff den Rothaarigen an. Auch der Confidant hatte sich in Bewegung gesetzt und sich dem Mann in den Weg gestellt. Er wehrte den Schlag des muskulösen Schwarzhaarigen mit Mühe ab und trat nach diesem. Sein Gegenüber fing sein Bein ab, zog daran und brachte den jungen Mann leicht aus dem Gleichgewicht. Diese Tatsache nutzte er und schlug erneut nach ihm. Der Blonde lehnte sich nach hinten und klammerte sich an dem Arm des Narbenmannes fest. Eine zutiefst lächerliche Pose.

“Was soll das denn werden?”, knurrte ihm sein Angreifer entgegen und zerrte an seinem Arm um diesen zu befreien. Ein Lachen seitens des Magiers zog die Aufmerksamkeit der Kontrahenten auf sich. Wütend trat der Schwarzhaarige einen Schritt auf den Confidanten zu und drückte diesen mit dem Arm, an den sich der Blonde klammerte zu Boden. Mark zog sein linkes Bein an und trat dem Mann in den Bauch. Gleichzeitig löste er die Umklammerung. Der getroffene kippte nach hinten und ließ das Bein des Jüngeren los, woraufhin dieser sich zur Seite rollte. Beinahe augenblicklich erschien eine grüne Kuppel um den Narbenmann und dieser erstarrte. Auf dem Boden sitzend sah Mark zu dem Erstarrten herüber. Nach einer Weile erhob sich der Blonde, packte sich einen kleinen Stein, ging zu der Kuppel und kniete sich nieder. Verwirrung und Unsicherheit erreichten ihn von seinem Begleiter. Der Confidant zeichnete mit dem Stein ein Zeichen in den Boden, kreiste dieses ein und zog eine Linie von dem Kreis zu der Kuppel herüber bis diese die Kuppel berührte. Nochmals besah er sich sein Werk und drückte schließlich den Finger in die Mitte des gemalten Zeichens und dieses begann blass zu leuchten. Dann ging das Leuchten auch auf den Kreis über, breitete sich zu der Linie aus und als es die Kuppel berührte begann das Gemalte stark grün zu Leuchten.

“So. Das sollte eine Weile halten.”, murmelte Mark und erhob sich. Zachary blinzelte kurz und näherte sich der Kuppel um das gemalte in Augenschein zu nehmen. Kurz betrachtete er das Werk seines Freundes und sah diesen irritiert an.

“Diese Art Zauber ist mir unbekannt. Was ist das?”, erkundigte sich der Magier interessiert. Mark zwinkerte ihm zu und lächelte für einige Sekunden.

“Das ist ein Zauber den nur wenige Leute kennen. Er unterstützt deinen Zauber und hält ihn aufrecht. Du musst dich also nicht mehr darauf konzentrieren. Außerdem beansprucht er nun nicht mehr deine Kräfte.”, erklärte der Confidant. Erstaunt blickte der Magier auf das Zeichen.

“Woher kennst du diesen Zauber?”, harkte der Rothaarige nach.

“Von meinem Großvater.”, antwortete Mark knapp und ging weiter in die Richtung, in die sie zuvor unterwegs gewesen waren.

“Das tut mir Leid.”, sagte Zachary unvermittelt. Er war seinem Freund nicht gefolgt und stand mit einem traurigen Gesichtsausdruck, noch immer am selben Platz. Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte sich der Blonde um und betrachtete den Kleineren. Mark war zutiefst überrascht, auch wenn man es ihm vielleicht nicht ansah. Was genau hatte sein Gefährte gerade von ihm empfangen?

“Lass uns gehen.”, meinte der Confidant schließlich und setzte seinen Weg fort. Der Rothaarige schloss zu ihm auf und schwieg eine zeitlang.

“Wie lange wird der Zauber halten?”, fragte er schließlich.

“Bis ich außer Reichweite bin oder meine Kräfte erschöpft sind.”, entgegnete Mark sachlich.

“Wie groß ist die Reichweite?”, harkte der Magier nach.

“Ich habe keine Ahnung. Ich habe den Zauber heute zum ersten Mal benutzt.”, äußerte sich der Blonde dazu. Ein ungläubiger Blick und selbiges Gefühl trafen den Confidanten. Dieser zuckte gleichgültig mit den Schulter, woraufhin Zachary ihn nur anstrahlte. Als schließlich die Sonne aufging, fanden sie den Weg wieder und folgten diesem.

Für den restlichen Rückweg zu ihrem Dorf brauchten die beiden wesentlich länger, als für den Weg nach Jenäl. Dies lag wohl unter anderem daran, dass Zachary auf ausgedehnten Pausen bestand, da sich Mark noch immer mit seiner Kopfverletzung herum plagte. Es lag aber auch daran, dass sie sich wegen des unbeabsichtigten Umweges etwas länger als nötig in diesem Wald hatten aufhalten lassen. Der Confidant ließ es sich zwar nicht anmerken, doch die Kopfschmerzen, welche zweifelsohne von der Verletzung stammten, setzten ihm zu. Als wäre dieser Umstand nicht schon schwierig genug gewesen, wusste er einfach nicht, wie er nun mit seinem Freund umgehen sollte. Immerhin hatte dieser ihm seine Liebe gestanden. Zachary schien es nicht anders zu ergehen. Dies machte Mark daran fest, dass ihn in regelmäßigen Abständen Gefühle der Unentschlossenheit und der Ratlosigkeit von dem jungen Magier erreichten. Die beiden hatten bisher auch noch nicht wirklich darüber gesprochen, was wohl eher an dem Blonden, als an dem Rothaarigen lag.

Sie gingen still nebeneinander her. Zu ihrer Linken floss ein kleiner Bach mit kristallklarem Wasser, in dem man ab und zu kleine und flinke Fische entdecken konnte. Es war nicht mehr all zu weit, bis sie ihr Dorf erreichen würden. Bald würden sie zu einer Stelle kommen, an der der Bach in einen kleinen Weiher floss. Dort spielten die Kinder des Dorfes gern. Wenn sie dort ankamen, würden sie das Dorf bereits sehen können. Es war späterer Nachmittag und man konnte davon ausgehen, dass jeder von ihnen noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause ankommen würde. Ohne es selbst wirklich wahrzunehmen, drückte Mark seine rechte Hand gegen seine Stirn und ließ diese dort einige Momente verharren, ehe er sie wieder sinken ließ. Sofort spürte er einen Blick auf sich ruhen und ein Gefühl der Sorge, welches ihn zusätzlich in regelmäßigen Abständen von Zachary erreichte.

“Wir sollten eine kleine Rast einlegen.”, sagte der Magier beinahe beiläufig. Mark seufzte und schenkte dem Rothaarigen einen undefinierbaren Blick, blieb jedoch nicht stehen.

“Wir sind bald da. Dabei spielt es doch keine Rolle ob, wir ein paar Minuten früher oder später eintreffen.”, meinte Zachary. In dieser Hinsicht hatte er wohl Recht. Nach einigen weiteren Schritten wurde der Confidant langsamer und blieb schließlich stehen.

“Du hast Recht.”, kommentierte Mark das Ganze und ließ sich im Gras neben dem Weg nieder. Erleichtert setzte sich Zachary neben seinen Freund und sah einem der Fische, welche im Bach schwammen nach. Mit regloser Miene beobachtete der Blonde seinen Partner, der fasziniert dem Fisch nachsah. Unwillkürlich tauchte das Bild eines blonden, dreijährigen Jungen vor seinem geistigen Auge auf, welcher vor langer Zeit einmal dasselbe getan hatte. Verblüfft wandte Zachary ihm sein Gesicht zu und ein Gefühl der Neugierde begleitete diese Geste.

“Wer war der Junge?”, fragte der Magier neugierig. Ertappt blinzelte der Blonde, dies war jedoch die einzige äußerliche Reaktion auf die Frage.

“Das war mein kleiner Bruder. Das ist allerdings schon einige Jahre her.”, antwortete Mark. Zachary grinste übers ganze Gesicht und faltete seine Hände, welche in seinem Schoß lagen.

“Das muss eine sehr starke Erinnerung gewesen sein. Eigentlich hast du dich so gut im Griff, dass ich selten Erinnerungen oder Gefühle von dir empfange. Ich freue mich richtig darüber, dass ich einen kleinen Einblick in deine Gedanken bekommen habe.”, stellte der Rotschopf glücklich fest. Mark wusste nicht was er darauf antworten sollte, wollte jedoch nicht einfach schweigen. Er empfing sehr oft Gefühle des Magiers und hatte auch einige seiner Erinnerungen gesehen. Diese Tatsache störte ihn auch nicht, im Gegenteil. Er würde es wahrscheinlich vermissen, wenn es plötzlich aufhören würde.

“Als mein Bruder noch klein war, waren wir oft gemeinsam am Weiher. Er konnte sich stundenlang damit beschäftigen einfach nur den Fischen beim schwimmen zu zusehen.”, erzählte Mark und deutete wage in Richtung des Baches.

“Wie heißt er?”, fragte Zachary.

“Sein Name ist Seth. Er wurde ebenfalls an der Akademie angenommen und wird dort zum Confidanten ausgebildet. Die Gene unseres Vaters scheinen sich stärker durchzusetzen, als die unserer Mutter.”, entgegnete Mark und für wenige Augenblicke huschte ein bedauernder Ausdruck über sein Gesicht.

“Dein Vater ist ein Confidant und deine Mutter eine Magierin?”, harkte der Rothaarige nach. Langsam schüttelte Mark den Kopf.

“Nicht ganz. Mein Vater ist ein Confidant, dass ist schon richtig, allerdings besaß meine Mutter keine magischen Fähigkeiten.”, äußerte sich der Blonde. Überrascht sah Zachary seinem Freund ins Gesicht, dieser wisch dem Magier jedoch aus. Obwohl sein Gesicht weder seine Gedanken noch seine Gefühle offenbarte, wollte er seinem Freund nicht direkt ins Gesicht sehen. Momentan wusste er selbst nicht genau was er dachte, allerdings bereute er es, dies so offen gesagt zu haben. Unvermittelt legte der Rothaarige die Hand auf die Schulter des Confidanten und lächelte, was dieser aus den Augenwinkeln deutlich erkennen konnte.

“Ich kann es nicht verstehen. Zumindest im Moment noch nicht. Meine Großmutter ist eine Magierin und ich wünschte mir bereits seit frühester Kindheit, ein Magier zu werden. Ich persönlich finde, dass es etwas Gutes und wundervolles ist wenn man Magie in sich trägt. Das lehrte mich meine Großmutter. Du trägst ebenfalls Magie in dir und noch dazu eine ganz besondere. Die Magie eines Confidanten.”, sagte Zachary und strich seinem Freund abschließend durch sein Haar. Mark wandte sich mit einem überrumpelten Gesichtsausdruck seinem Partner zu. Er fand, dass der Rothaarige eine hübsche Ansicht vertrat. Kurz erschien ein freundlicher Ausdruck auf dem Gesicht des Blonden, bevor dieser wieder von seinem üblichen nichts sagenden abgelöst wurde. Aus einem Grund, den Mark sich nicht Recht erklären konnte, fühlte er Freude und noch etwas anderes, dass er nicht einordnen konnte. Beides ging von dem Magier aus.

“Du hast ein sonniges Gemüt.”, stellte der Confidant fest, legte sich in das Gras und schloss seine Augen. Das Bild, einer alten lachenden Dame, tauchte vor seinem geistigen Auge auf.

“Das hast du zweifelsfrei von deiner Großmutter.”, kommentierte er das gerade gesehene. Zachary legte sich neben ihn und betrachtete den blauen Himmel.

“Ich denke schon.”, bestätigte der Magier. Mark öffnete ein Auge und drehte leicht den Kopf zur Seite, um den anderen besser sehen zu können.

“Jetzt muss ich nur noch herausfinden, woher diese ausgeprägte Tollpatschigkeit kommt.”, stichelte er. Der Rothaarige sah ihn an und errötete. Beinahe zeitgleich sah Mark das Bild einer alten Dame, welche ein volles Glas mit dem Ellbogen umstieß. Die Mundwinkel des Blonden zuckten kurz und er schloss das geöffnete Auge wieder.

“Du hast eine ganze Menge von deiner Großmutter.”, stellte er fest. Zachary lachte und nickte schließlich.

“Bevor du einschläfst, sollten wir vielleicht weitergehen.”, meinte der Rotschopf nach kurzer Pause. Unbeweglich blieb Mark liegen und rätselte, ob dies nun eine Frage oder eine Aufforderung gewesen war. Aus irgendeinem Grund war ihm die Lust vergangen, nach Hause zu gehen. Er war sich auch nicht sicher, was er seinem Vater sagen sollte. Er war aufgebrochen um die Bindung zwischen sich und dem Magier zu lösen und kehrte unverrichteter Dinge zurück. Nicht das er es nicht gekonnt hätte, er hatte es nicht gewollt. Er hatte sich sogar ganz klar dagegen entschieden. Wie sollte er seine Handlung rechtfertigen, wenn er sie sich nicht einmal selbst erklären konnte? Sein Vater würde es einfach hinnehmen müssen, mit der Begründung, dass er es so gewollt hatte. Dies konnte noch eine anstrengende und nervenaufreibende Angelegenheit werden.

Anstrengende Heimkehr

Zachary setzte sich neben ihm auf und musterte den jungen Mann, welcher noch immer mit geschlossenen Augen auf dem Boden lag.

“Schläfst du schon?”, fragte der Magier misstrauisch.

“Nicht wirklich.”, antwortete Mark, ohne das Gesicht zu verziehen. Der Rothaarige grinste und erhob sich. Noch bevor er etwas entgegnen konnte, regte sich der Confidant und setzte sich auf.

“Gehen wir.”, meinte der Blonde, stand auf und folgte dem Weg welcher sie nach Hause führen würde. Als sie ihr Dorf erreicht hatten, trennten sich ihre Wege. Zachary bot einige Male an seinen Freund zu begleiten, gab schließlich jedoch klein bei und ging nach Hause.

Ohne zu zögern betrat Mark das Haus seines Vaters, schritt geradewegs an der verblüfften Haushälterin vorbei und klopfte an die Tür des Arbeitszimmers, in dem sich sein Vater normalerweise aufhielt. Niemand antwortete ihm. Entschlossen blieb er vor der Tür stehen und wartete.

“Guten Abend.”, sagte die dunkelhaarige Frau, an der er gerade vorbei gelaufen war. Der Blonde wandte sich ihr zu und betrachtete sie kurz. Sie war Mark gänzlich unbekannt, ausschließlich die Tatsache, dass sie sich in dem Haus aufhielt und die Kleidung einer Haushälterin trug, wies sie als zugehörige dieses Haushaltes aus. Sie schien nicht wesentlich älter als er zu sein und noch dazu wirkte sie ziemlich verunsichert.

“Entschuldigung, der Herr des Hauses ist sehr beschäftigt.”, erklärte sie vorsichtig.

“Das ist mir bekannt. Wie lautet ihr Name?”, entgegnete Mark. Der hohe Verschleiß an Hausmädchen hatte den jungen Mann zwar gelehrt, sich nicht all zu sehr für diese zu interessieren, allerdings war es das mindeste ihre Namen zu kennen.

“Wie? Ich… mein… Mein Name ist Amy.”, antwortete sie verunsichert. Sie hatte einen schmalen und gut proportionierten Körper, ein hübsches Gesicht und war ein ganzes Stück kleiner als der Confidant. Er nickte und lehnte sich an die Wand neben der Tür des Arbeitszimmers.

“Keine Sorge, ich gehöre ebenfalls zu diesem Haushalt. Mein Name ist Mark.”, erklärte er. Die Augen der jungen Frau weiteten sich vor Überraschung und sie musterte den jungen Mann. Noch bevor Amy jedoch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, neben der Mark lehnte und ein großer, dunkelblonder, muskelbepackter Mann trat in den Flur hinaus. Ungerührt sah dieser zu dem Confidanten.

“Seit wann bist du zurück?”, fragte Marks Vater.

“Ich bin gerade angekommen.”, entgegnete ihm sein Sohn. Der Ältere drehte sich auf dem Absatz um, bedeutete Mark ihm zu folgen und betrat wieder das Arbeitszimmer. Der junge Mann tat wie ihm geheißen und schloss die Tür hinter sich. In dem Zimmer war es ziemlich dunkel. Dies lag nicht nur daran, dass draußen die Sonne bereits unterging sondern hauptsächlich daran, dass das einzige Fenster von einem dunkelblauen, leichten Vorhang verhangen war, durch den sich die letzten Sonnenstrahlen kämpfen mussten. Ein dicker, blauschwarzer Teppich bedeckte den halben Fußboden und mitten auf diesem Stand ein schwerer, hölzerner Schreibtisch. Unter diesem befand sich ein Brandfleck. Mark war einer der wenigen Menschen denen diese Tatsache bekannt war, da er es gewesen war der diesen verursacht hatte. Sein Vater wusste es natürlich auch. An der linken Wand befand sich ein großes Bild, welches eine windumtoste Klippe am Meer zeigte. An der rechten Wand befand sich eine Schrankwand, welche bis zum Rand mit Büchern gefüllt war. Hinter dem Schreibtisch und somit, gegenüber der Tür befand sich ein sehr großes Fenster. Marks Vater lehnte sich an seinen Schreibtisch und sah den Confidanten auffordernd an. Doch dieser machte keine Anstalten, etwas zu sagen und beschränkte sich darauf dem Blick des anderen zu begegnen. Einige Augenblicke des Schweigens vergingen. Schließlich war es sein Vater, der die unangenehme Stille durchbrach.

“Seth wurde zu seiner ersten Zwischenprüfung zugelassen. Ich erwarte, dass du zusammen mit Oria anwesend sein wirst.”, sagte dieser und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. Der Blonde nickte zustimmend. Er überlegte noch immer, wie er seinem Vater beibringen sollte, dass er die Bindung mit Zachary nicht gelöst hatte. Es gab sicherlich viele Möglichkeiten dies zu tun, doch keine davon würde ihn versöhnlich stimmen.

“Steh nicht dort herum und starre mich an.”, tadelte ihn der Ältere. Wieder nickte sein Sohn.

“Ich habe die Bindung mit Zach nicht gelöst.”, brachte Mark schließlich gerade heraus und mit einer ungewohnten Entschlossenheit in der Stimme. Er würde dies nun hinter sich bringen. Ruckartig erhob sich der Mann hinter seinem Schreibtisch, wodurch der Stuhl auf dem er gesessen hatte, nach hinten kippte und zu Boden fiel.

“Ich hatte durchaus Gelegenheit dies zu tun, habe mich jedoch dagegen entschieden.”, fuhr der Confidant fort und trat einen Schritt zurück, um dem Mann, welcher gerade um den Schreibtisch herum kam und sich vor ihm aufbaute, platz zu machen.

“Das ist nicht deine Entscheidung! Du hattest eine klare Anweisung!”, brüllte sein Vater, mit wutverzerrtem Gesicht.

“Richtig und ich ging um diese Anweisung auszuführen. Doch ich werde es nicht tun. Wir sind Freunde.”, entgegnete Mark. Sein Vater packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Tür. Der Blonde spürte zwar hart die Türklinke in seinem Rücken, ließ sich diese Tatsache jedoch nicht anmerken. Sollte sein Vater nur toben, seine Entscheidung war gefallen.

“Es schadet meinem Ansehen! Noch dazu ist es ein Mann, hast du denn gar kein Schamgefühl?! Du wirst dich meinem Willen beugen!”, wütete der Ältere. Seelenruhig sah Mark seinem Gegenüber ins Gesicht und erwiderte nichts darauf. Der Aufgebrachte ließ von ihm ab und trat einen Schritt zurück.

“Das ist also dein Ernst? Du schadest nicht nur mir mit deiner Starrköpfigkeit. Die ganze Familie verliert an Ansehen, wenn du Oria heiratest und eine Bindung mit diesem mittelmäßigen Magier geschlossen hast. - Du vergeudest deine Fähigkeiten.”, knurrte sein Vater und versuchte sich dabei in Zaum zu halten. Marks Augenbrauen hoben sich leicht und er betrachtete seinen Vater.

“Erlaube dir kein Urteil über die Talente eines Menschen, wenn du diesen nicht kennst.”, erwiederte der Blonde eiskalt ohne den Blick abzuwenden. Plötzlich verlagerte sein Gegenüber das Gewicht und trat nach ihm. Der Confidant hätte den Tritt durchaus abwehren können, doch er blieb einfach stehen und ließ sich von diesem treffen. Der Fuß traf ihn in die linke Seite und er stolperte, durch die Wucht des Aufpralles nach rechts und gab somit dir Tür frei. Mark wirkte nach außen hin noch immer gefasst. Er stand aufrecht und sah mit ausdruckslosem Gesicht den Mann an, der ihn gerade angegriffen hatte. Seine Seite schmerzte und er verspürte den Drang, seinen Vater einfach in diesem Raum stehen zu lassen und zu gehen. Doch dies würde er auf keinen Fall tun.

“Ich werde Oria heiraten, wie du es für mich beschlossen hast. Aber ich werde diese Bindung nicht lösen nur, weil du es verlangst.”, erklärte der Blonde ganz ruhig. Seinem Gegenüber war anzusehen, dass ihm diese Antwort missfiel. Unvermittelt wandte sich sein Vater ab, verschwand durch die Tür und schlug diese mit Wucht hinter sich zu. Mit erhobenen Augenbrauen starrte Mark auf die geschlossene Tür. Er blinzelte zweimal, schüttelte leicht den Kopf und legte seine Hand auf die schmerzende Stelle an seiner Seite. Er konnte nicht so recht nachvollziehen, was in seinem Vater vorging. Einmal atmete er noch tief durch, ließ seine Hand sinken und verließ den Raum. Zielstrebig schritt er durch die Haustür nach draußen und folgte einfach der Straße, ohne wirklich an ein Ziel kommen zu wollen. Nach einiger Zeit erreichte er den Weiher, an dem Zachary und er vor kurzem vorbei gekommen waren. Der Blonde legte sich an das Ufer und blickte in den dunklen Himmel. Ein paar Wolken verdeckten hier und dort die Sterne und Teile des Mondes. Ein kühler Wind wehte und nahm seinen Weg durch die Grashalme. Um ihn herum herrschte angenehme Stille. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Zachary bald hier auftauchen würde. Oder hoffte er es? Es verging einige Zeit und seine Annahme bestätigte sich nicht. Ein letztes Mal sah er sich um und beschloss dann einfach an diesem Ort zu übernachten. Wieso er dies tat, konnte er sich nicht erklären.

Als er wieder aufwachte war es bereits hell, allerdings musste es noch sehr früh sein, da sich weder Kinder hier aufhielten noch Menschen auf der Straße, unweit des Weihers, unterwegs waren. Er richtete sich auf und spürte, wie etwas von ihm herunterrutschte und von seinen Beinen aufgefangen wurde. Ein Blick verriet ihm, dass es sich bei dem Gegenstand um eine graue Weste handelte. Irritiert starrte er auf diese herab. Er war gestern Nacht nicht müde genug gewesen, um jemandem zu ermöglichen, sich an ihn anzuschleichen. Normalerweise spürte er so etwas und wachte auf, bevor die Person in seiner Reichweite war. Er ließ den Blick schweifen und suchte nach dem Besitzer der Weste, konnte jedoch niemanden entdecken. Er erhob sich, nahm aus einem Impuls heraus die Weste, warf sich diese über die rechte Schulter und machte sich auf den Weg zur Akademie.

Schon aus einiger Entfernung konnte er aufgeregte Stimmen hören, welche aus dem Innenhof der Akademie zu kommen schienen. Seiner Meinung war es eindeutig zu früh für solch einen Tumult. Er beschleunigte seine Schritte und betrat den Innenhof, in dem aufgeregte Kinder, Jugendliche und Erwachsene um irgendetwas herum standen. Als ihn ein Gefühl der Wut, wie ein Schlag ins Gesicht traf, sah er sich nach Zachary um, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch die aufgeregte Menschenmenge und konnte schließlich den Grund für diesen Tumult entdecken. Zwei Jugendliche ungefähr im selben Alter standen sich gegenüber. Einer der Beiden hielt einen Dolch in seiner linken Hand und der andere stand zornig um am Arm blutend diesem gegenüber. Unweit der Kontrahenten stand Zachary und starrte wütend auf die Szenerie.

“Hört endlich auf! Ihr schadet nicht nur euch! Was ist wenn ihr jemanden verletzt?”, brüllte der Rothaarige die Streithähne an. Ohne dem Magier Beachtung zu schenken, attackierte der Bewaffnete seinen Gegner. Dieser wich der Klinge knapp aus und konterte mit einem Fausthieb in dessen Rücken. Der Getroffene stolperte mit dem Dolch voran auf eine junge Frau zu, die nur da stehen und entsetzt zuschauen konnte. Kurz vor ihr kam der Jugendliche zum Stehen und wandte sich wieder seinem eigentlichen Opfer zu. Mark ließ suchend seinen Blick schweifen und fand auch schnell, was er gesucht hatte. Die Scheide des Dolches lag unweit der Kontrahenten auf dem Boden. Seelenruhig schritt er zu den beiden herüber und zog somit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Zachary schien sehr überrascht, Mark dort zu sehen. Zumindest ging der Blonde davon aus, dass dies der Grund für das Gefühl der Überraschung war, welches ihn gerade erreichte. Mit einem Hechtsprung, näherte der unbewaffnete Junge sich dem Dolchträger und versuchte diesen zu entwaffnen. Sein Vorhaben scheiterte jedoch, da der Bewaffnete sich einige Schritte zurückzog und mit dem Dolch nach der Hand des anderen hieb. Dies tat er mit einigem Erfolg und hinterließ einen blutigen Schnitt auf der Hand seines Gegners. Mark hatte unterdessen die Scheide des Dolches aufgehoben und stand nun neben den Kämpfenden. Da war aber noch etwas anderes, dass seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Aus den Augenwinkeln sah er einen ihm bekannten Blondschopf. Seth stand neben einem der Confidantenausbilder und wurde von diesem am Arm zurück gehalten. Leise redete der Ausbilder auf den jungen Confidantenanwärter ein und deutete wage in Marks Richtung. Plötzlich stieß jemand gegen Mark. Ein Blick verriet ihm, dass der Dolchträger durch eine Attacke seines Gegners aus dem Tritt gebracht worden und dadurch gegen den Blonden gestolpert war. Am Rande seines Gesichtfeldes nahm er war, wie Zachary mit einem Zauber begann. Auch dem Dolchträger entging dies nicht und so startete er einen Angriff auf den Rothaarigen. Anstatt einen Schild um diesen zu errichten, überholte Mark kurzerhand den Angreifer und stellte sich schützend vor seinen Partner. Wenige Augenblicke später stach der Jugendliche zu. Der Confidant fing die Klinge gekonnt mit der Scheide des Dolches ab, welche er noch immer in Händen hielt. Die Klinge fuhr bis zum Heft in die Scheide und der Blonde entwand dem jungen Mann, mit einem kräftigen Dreh, die Waffe. Den so erworbenen Gegenstand warf der Confidant Zachary zu, welcher diesen auffing. Der Zauber den der Magier vorbereitet hatte brach und die Zeichen verschwanden. Unschlüssig stand der Entwaffnete vor Mark und durchlöcherte diesen mit wütenden Blicken.

“Wirklich beeindruckend.”, stellte Zachary fest. Etwas irritiert schenkte sein Partner ihm einen kurzen Blick.

“Was mischst du dich in meine Angelegenheiten ein?”, fragte der junge Mann trotzig. Ungerührt sah der Blonde ihm ins Gesicht. Der Rothaarige seinerseits kam zu den beiden herüber und stellte sich rechts neben seinen Freund.

“Es liegt mir fern, mich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen.”, entgegnete Mark trocken. Mit einem Blick stellte der Blonde fest, dass der eigentliche Gegner des Jungen bereits das Weite gesucht hatte. Besagter hingegen schien nicht wählerisch in der Wahl seiner Sparringspartner, denn er trat kräftig nach seinem Gegenüber. Mark konterte mit einem Tritt, welcher das Bein des Jugendlichen zur Seite beförderte und diesen aus dem Gleichgewicht brachte. Unelegant fiel der Jüngere auf den Hintern, kam allerdings augenblicklich wieder auf die Füße. Bereit jeden Angriff des Jungen abzuwehren, stand der Confidant neben seinem Partner und ließ sich seelenruhig abermals von bösen Blicken, seitens des Kleineren durchlöchern. Doch statt Mark anzugreifen, wandte der Junge, der Mark angegriffen hatte diesem den Rücken zu und verschwand wortlos und festen Schrittes in der Menschenmenge um sie herum. Der Blonde sah sich nach seinem Bruder um, konnte diesen jedoch nirgends ausmachen. Anscheinend war Seth bereits gegangen. Ein leichter Stoß veranlasste ihn dazu, Zachary anzusehen. Dieser musterte Mark besorgt.

“Ist alles in Ordnung mit dir? Wie geht es deinem Kopf?”, erkundigte sich der Magier. Der Blonde zuckte leicht mit den Schultern.

“Ich kann nicht klagen.”, antwortete er knapp, ohne den Blick abzuwenden. Erfreut nickte der Rothaarige und deutete kurz auf die graue Weste, welche der Confidant noch immer über seine Schulter geworfen hatte.

“Brauchst du die noch, oder kann ich sie wieder haben?”, fragte der Magier grinsend. Ohne zu zögern hielt ihm Mark das Kleidungsstück entgegen. Gerade als Zachary danach griff, überkam den Confidanten ein seltsames Gefühl des Unbehagens. Noch bevor er den Rothaarigen warnen konnte, ließ dieser die Weste zu Boden fallen, legte die Handflächen aneinander und richtete diese anschließend gen Himmel. Unmittelbar erschien ein Kreis aus grün leuchtenden, magischen Zeichen um die beiden herum. Kurz darauf schloss sich eine rote Kuppel aus Licht um sie und sowohl die Zeichen als auch die Kuppel verschwanden im Nichts. Zachary hatte den Zauber ohne Probleme abgewehrt. Der Magier ließ seine Hände sinken und sah sich um. Mark seinerseits hatte bereits eine Ahnung, wonach er suchen musste und hielt daher nach seiner Verlobten Ausschau. Auch ein Großteil der Menschen um sie herum, sah sich suchend nach der Quelle des Zaubers um. Ein Teil der Zuschauer links von ihnen, schienen sich allerdings nicht dafür zu interessieren, woraus der Blonde schloss, dass der angreifende Magier in dieser Region zu finden war. Sofort setzte er sich in Bewegung, bahnte sich einen Weg durch die Menge und blieb schließlich vor einer hübschen, dunkelhaarigen Frau stehen. Zachary war ihm gefolgt und hielt sich immer rechts neben dem Confidanten. Das Mark direkt vor seiner Verlobten stehen blieb, schien den Rothaarigen keinesfalls zu wundern. Ganz im Gegenteil sogar. Trotzig und ohne ein Wort zu sagen, blickte Oria dem Blonden ins Gesicht.

“Was sollte das denn?”, fragte Mark in einem Ton, den man beinahe als teilnahmslos bezeichnen konnte und brach damit die Stille.

“Ich weiß nicht wovon du redest.”, gab die Frau bockig zurück. Zachary trat einen Schritt vor, wahrscheinlich um Oria besser sehen zu können. Dabei streifte er leicht den Arm des Blonden, welcher seine Aufmerksamkeit sofort auf den Magier verlagerte. Wütend warf die junge Frau dem Rothaarigen todbringende Blicke zu.

“Ich bin mir sicher,…”, begann Mark zu sprechen, wurde jedoch unterbrochen als Oria ihre Arme um ihn schlang und ihre Lippen auf die seinen presste. Die Augen des Confidanten weiteten sich. Er stand überrumpelt da und ließ es einfach über sich ergehen. Eine enorme Wut durchzuckte Marks Körper, welche von Zachary ausging und beinahe zur selben Zeit bewegte sich der Rothaarige neben dem Paar. Instinktiv griff Mark mit der rechten Hand die Linke des Magiers und umfasste mit dem linken Arm die Hüfte von Oria.

In diesem Moment wusste der Blonde sich einfach nicht anders zu helfen. Er spürte den Zorn seines Freundes und konnte diesen auch nachvollziehen da er wusste, dass der Rothaarige in ihn verliebt war. Oria von sich stoßen konnte er jedoch nicht, da er mit ihr verlobt war und es somit ihr Recht war, ihn zu küssen. Mark wusste genau, dass sie ihn nur küsste um ihre Besitzansprüche geltend zu machen und zu zeigen, dass er zu ihr gehörte. Sie hatten sich zuvor erst einmal geküsst und dies nur, weil es damals die Etikette so verlangt hatte. Es war nun einmal ein ungeschriebenes Gesetz eine Verlobung mit einem Kuss zu besiegeln.

Noch immer war Zachary rasend vor Wut, doch er rührte sich nicht und hielt einfach nur Marks Hand umklammert. Langsam löste sich Oria von ihrem Verlobten und sah dabei dem Rothaarigen mit einem viel sagenden Blick tief in die Augen. Der Confidant rechnete fest damit, dass Zachary der hübschen Frau eine saftige Ohrfeige verpassen würde. Der Magier zitterte bereits am ganzen Körper und durchlöcherte sie mit seinem hasserfüllten Blick. Doch statt auf seine Rivalin los zu gehen, wandte sich der Rotschopf ab und zerrte den Blonden an der Hand hinter sich her. Überrascht und verdattert stand Oria einfach nur da und sah den beiden hinterher. Bevor sie die Frau aus den Augen verloren, konnte der Confidant noch ein bösartiges Grinsen auf den Lippen seiner Verlobten erkennen.

Gemeinsam verließen Mark und Zachary die Akademie und der Magier folgte einfach dem Weg, welcher vom Ort des Geschehens fortführte.

“Wo willst du denn hin?”, fragte der Blonde, noch immer mit der Wut des anderen ringend.

“Weg von hier.”, knurrte der Rothaarige und zog weiterhin seinen Freund, schnellen Schrittes, hinter sich her. Mark passte seine Geschwindigkeit an die seines Partners an, um nicht die ganze Zeit hinter diesem her geschleift zu werden. Nach einigen weiteren Metern seufzte der Confidant vernehmlich.

“Es tut mir Leid. Ich hatte nicht damit gerechnet.”, erklärte sich der Blonde.

“Ich weiß. Sie hat dich ziemlich aus der Reserve gelockt. Ich konnte deine Überraschung und die Hilflosigkeit spüren.”, entgegnete Zachary, ohne sich zu ihm umzudrehen. Marks Augenbrauen hoben sich leicht und er musterte den Wütenden eingehend. Gestern hatte sich der Magier noch gefreut, als er einige Bilder und Emotionen von Mark empfangen hatte und heute schien auch diese Tatsache ihn zu ärgern. Der Rotschopf war ihm einfach ein Rätsel.

“Wo gehen wir überhaupt hin?”, fragte der Confidant. Die Schritte des Magiers verlangsamten sich ein wenig und schließlich blieb er stehen und wandte sich zu dem Blonden um.

“Ich liebe dich. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Ich weiß, dass es falsch ist, weil du ebenfalls ein Mann bist. Aber ich kann es nicht ändern.”, platzte es aus Zachary heraus. Marks Mund öffnete sich leicht, um etwas zu entgegnen, doch er wusste einfach nicht, was er entgegnen sollte. Nach einigen Sekunden schloss er den Mund wieder und schüttelte leicht den Kopf. Es belastete ihn stark, die enorme Wut des Mannes vor ihm zu spüren, während er ihm sagte, dass er ihn liebe. Es kam ihm vor als schwappten im Sekundentakt Wellen des Zorns über ihn hinweg. Irgendwie musste er dem Abhilfe schaffen.

Der Magier stand vor ihm und wartete auf eine Antwort, doch statt ihm diese zu geben, trat der Confidant auf ihn zu und zog den Rothaarigen in seine Arme. Zu dem Gefühl der Wut gesellte sich Überraschung. Mark verstärkte seine Umarmung und versuchte so, der Gefühle Herr zu werden. Nach einigen Augenblicken erwiderte Zachary die Umarmung und legte seinen Kopf auf Marks Schulter. Der Zorn, welchen Mark die ganze Zeit von seinem Freund zu spüren bekommen hatte, ebbte ab und verrauchte schließlich. Vorsichtig fuhr Zachary mit der Hand über den Rücken des Blonden. Als er die Stelle berührte, an der sich die Türklinke in Marks Rücken gebohrt hatte, zuckte dieser leicht, beinahe unmerklich zusammen.

“Was hast du?”, fragte der Magier und löste sich von seinem Freund, um diesen besser mustern zu können.

“Nichts weiter.”, antwortete der Confidant und setzte den Weg fort, den der Rothaarige begonnen hatte. Zachary überholte ihn und verstellte ihm den Weg.

“Rede mit mir.”, forderte der Kleinere ihn auf. Mark sah ihn mit ausdrucklosem Gesicht an und seufzte schließlich.

Die Ruhe vor dem Sturm

“Das ist lediglich ein blauer Fleck. Zumindest gehe ich davon aus, dass es ein blauer Fleck geworden ist. Ich hatte eine Unterredung mit meinem Vater und nach einiger Diskussion drückte er mich gegen die Tür. Dabei hat die Türklinke wohl einen blauen Fleck verursacht.”, sagte der Confidant resignierend. Zachary griff nach dem Hemd des Blonden und wollte es hochziehen, doch Mark verhinderte dies, indem er die Hände des Magiers festhielt.

“Lass es mich ansehen.”, forderte der Rothaarige ihn auf. Dieser war merklich ungeduldig.

“Dazu gibt es keinen Grund. Es geht mir gut. Außerdem werde ich mich auf offener Straße sicherlich nicht ausziehen.”, kommentierte der Confidant und hielt weiterhin die Hände seines Gegenübers fest.

“Du sollst dich nicht ausziehen. Ich möchte nur dein Hemd ein Stück nach oben schieben, um mir den blauen Fleck ansehen zu können, so es denn einer sein sollte.”, entgegnete der Magier und befreite sich von den Händen seines Freundes, nur um sofort wieder nach dessen Hemd zu greifen. Mark war sich sicher, dass nicht nur der Türgriff einen sichtbaren blauen Fleck verursacht hatte und daher war er auch nicht gewillt sich von seinem Partner untersuchen zu lassen. Ein kleines Handgemenge folgte und schließlich gab Zachary klein bei und verschränkte die Arme vor der Brust.

“Lass uns ein Stück gehen.”, stellte der Rothaarige fest. Mark konnte die Hintergedanken nicht nur spüren, sondern beinahe sehen. Er wusste nicht was der Magier vorhatte, wusste allerdings das dieser etwas plante. Kurz verharrte der Blonde auf der Stelle, drehte sich schließlich jedoch wieder in die Richtung, in die sie ursprünglich unterwegs gewesen waren und folgte dem Weg. Sein Freund lief einige Schritte hinter ihm, schloss jedoch nicht zu dem Confidanten auf. Mark stellte sich ernsthaft die Frage, ob der Rotschopf vorhatte ihn von hinten anzuspringen und ihn zu Boden zu werfen. Wobei eine solch aussichtlose Aktion würde selbst dem Tollpatsch nicht einfallen.

Ein seltsames Gefühl erreichte ihn und kurz darauf beschleunigte Zachary seine Schritte und sprang in Richtung des Blonden. Dieser trat einen Schritt zur Seite und schüttelte ungläubig den Kopf. Der Magier verfehlte ihn und kam aus dem Tritt. Um zu verhindern, dass der Rothaarige hinfiel, griff Mark nach dessen Ellbogen und zog ihn zurück. Zachary nutzte jedoch den dadurch gewonnenen Schwung um sich gegen seinen Freund zu werfen. Mit Erfolg. Der Blonde taumelte rückwärts und wurde von dem Gewicht des ungeschickten Rothaarigen zu Boden befördert. Beide landeten auf dem Boden. Mark lag mit dem Rücken auf der Erde und Zachary lag mit dem Gesicht zu seinem Partner auf dessen Bauch.

“Das hat dich überrascht.”, sagte der Magier. Mark konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob dies eine Frage oder eine Feststellung gewesen war, doch der Rotschopf lächelte ihn an. Zachary stemmte sich hoch und hockte sich auf die Hüfte des Confidanten. Dieser holte tief Luft und seufzte. Auf dem Gesicht des Blonden zeichnete sich Ungeduld ab.

“Nun schau nicht so. Du hast nun zwei Möglichkeiten. Die erste wäre…”, begann der Magier, brach jedoch schlagartig seinen Satz ab, als sich Mark aufsetzte und so sein Gesicht sehr nah an das des Magiers heran brachte. Der Confidant konnte nicht genau sagen, was sein Freund in diesem Moment empfand. Nicht das er keine Gefühle von Zachary empfing, ganz im Gegenteil er empfing eine ganze Menge von denen er zumindest eines benennen konnte. Überraschung. Es war interessant zu sehen, wie leicht man den Magier aus dem Konzept bringen konnte.

Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des Blonden ab und er verspürte den Drang, seinem Freund einfach über den Kopf zu streicheln. Dies tat er jedoch nicht. Unvermittelt änderte sich der Ausdruck in Zacharys Gesicht und dieser legte ihm eine Hand auf die Schulter. Mit der anderen griff er Marks Kinn und hielt somit dessen Gesicht in dieser Position. Verblüfft blinzelte der Confidant und zog die Augenbrauen gen Himmel.

“Wart…”, begann der Blonde, wurde jedoch unterbrochen, als Zacharys Lippen auf die seinen trafen. Wie erstarrt hockte er einfach nur da. Er sah sich selbst, aus der Sicht des Magiers, wie er Zachary damals an sich gezogen und geküsst hatte. Mit diesen Bildern erreichten ihn ein Gefühl der Geborgenheit und etwas, dass er nicht bestimmen konnte was er jedoch schon so viele Male bei seinem rothaarigen Freund gespürt hatte. Der Magier beendete den Kuss nach einigen weiteren Sekunden und drückte den Confidanten an sich. Noch immer war Mark wie erstarrt und rührte sich nicht. Allerdings schien der Rothaarige auch nicht gewillt zu sein, seinen Partner loszulassen. Nach einiger Zeit entspannte sich der Blonde in den Armen des Magiers. Dieser hielt die Umarmung noch einige Momente aufrecht und ließ schließlich von dem etwas Größeren ab.

Langsam wurden die Arme des Confidanten müde und so ließ er sich wieder auf den Boden sinken, jedoch ohne Zachary aus den Augen zu lassen. Erst jetzt bemerkte Mark, dass er erschöpft war und sein Kopf etwas schmerzte. Der Rotschopf seinerseits hockte noch immer auf ihm und betrachtete das Bild, welches sich ihm bot, als wolle er es sich genau einprägen. Plötzlich schien dem Kleineren etwas einzufallen, was man sehr gut an dessen Gesichtsausdruck erkennen konnte.

“Darf ich mir nun deinen Rücken ansehen?”, fragte der Magier glücklich und freudestrahlend. Mark tat einige Momente so, als würde er ernsthaft darüber nachdenken.

“Nein. Ich bleibe dabei, dass es dazu keinen Grund gibt.”, schloss er schließlich mit seinem Standardausdruck im Gesicht. Zachary seufzte theatralisch und zuckte mit den Schultern.

“Dann werde ich wohl hier sitzen bleiben. Ich hoffe, dass niemand vorbei kommt und uns sieht.”, meinte der Rothaarige nachdenklich. Die Augenbrauen des Confidanten zuckten gefährlich.

“Ist nicht dein Ernst.”, entgegnete der Blonde. Der Magier seinerseits antwortete lediglich mit einem tiefen Blick in die Augen seines Gegenübers und machte keinerlei Anstalten von diesem herunter zu steigen. Mark war sich ziemlich sicher, dass sein Freund es ernst meinte. Nun hatte er zwei Möglichkeiten. Die erste war, den jungen Mann von sich herunter zu werfen und die zweite war es, diesem schlechten Erpressungsversuch nachzugeben. Es gab natürlich auch die Variante, in der er auf dem Boden liegen blieb und hoffte, dass niemand diesen Weg entlang kam. Was im Allgemeinen sehr abwegig war, da dies der kürzeste Weg vom Dorf zur Akademie war. Noch immer bewegte sich Zachary nicht. Probehalber versuchte der Confidant sein Becken zu heben, was lediglich dazu führte, dass der Magier sich mit beiden Händen an den Schultern des Blonden abstütze. Dies ließ die Situation in der sich Mark befand nur noch zweideutiger erscheinen.

“Also gut. Geh von mir runter. Du hast gewonnen.”, resignierte der Confidant und setzte eine genervte Miene auf. Glücklich nickte Zachary und stieg von dem Blonden herunter. Als sich beide erhoben hatten, griff der Rothaarige sofort nach dem Hemd seines Gegenübers und wollte es noch oben ziehen, doch dieser hielt ihn abermals zurück. Er wollte nicht eine zweideutige Situation gegen die nächste eintauschen. Wortlos schob Mark seinen Freund etwas von sich fort und begann langsam sein Hemd aufzuknöpfen, woraufhin der Magier leicht errötete. Der junge Mann folgte wie hypnotisiert den Händen seines Partner, welche sein Hemd Stück für Stück öffneten.

“Zach? Das vorhin, war das ein Sofortzauber? Ich habe noch nie zuvor einen gesehen.”, fragte der Größere interessiert. Zacharys Aufmerksamkeit richtete sich nun auf das Gesicht seines Partners.

“Ja. Ich muss zugeben, dass dies mein erster Sofortzauber war und ich war mir nicht sicher ob es funktionieren würde.”, entgegnete der Magier.

“Ich bin beeindruckt. Es gibt nur wenige Magier, die die Kunst des Sofortzaubers beherrschen. Ich bin stolz darauf dein Confidant zu sein.”, sagte der Blonde und brachte so den Kleineren in Verlegenheit. Doch das stärkste Gefühl, dass Mark erreichte war Glück. Der Rotschopf schien unendlich glücklich über diese Aussage zu sein. Langsam ließ der Blonde sein Hemd von den Schultern gleiten und verhinderte, dass dieses zu Boden fiel. Nun hing es in Höhe seiner Handgelenke und der Halbnackte wartete darauf, dass Zachary seine blauen Flecke in Augenschein nahm. Der Confidant spürte, wie sein Freund zunehmend unkonzentrierter und fahriger wurde, allerdings war dem Rothaarigen auch der Schreck im Gesicht anzusehen, als dessen Blick an den Hämatomen des Blonden hängen blieb. Dort wo sein Vater ihn in die Seite getreten hatte war ein riesiger Bluterguss zu sehen, welcher dunkelblau umrandet war. Auch am Unterarm waren noch deutlich die Blessuren des Kampfes gegen den Narbenmann zu sehen, in Form von blauen Flecken. Langsam fasste sich der Magier wieder und umrundete den Mann vor sich mit einem prüfenden Blick. Die Konzentration des Rotschopfes war vollkommen wieder hergestellt und auch die aufkeimenden Gefühle traten nun in den Hintergrund.

“Ja, den blauen Fleck vom Türgriff kann man auch sehen. Die Verletzung am Unterarm hast du dem Mann im Wald zu verdanken…”, sagte Zachary, legte eine bedeutungsschwangere Pause ein und blieb dicht vor Mark stehen.

“Richtig.”, bestätigte der Confidant. Ungewollt ging ihm der gestrige Abend wieder durch den Kopf. Langsam zeichnete sich ein ungläubiger Ausdruck auf dem Gesicht des Rothaarigen ab. Schnell zog sich der Blonde das Hemd wieder über die Schultern und knöpfte es zu. Der Magier schien nicht zu wissen, was er sagen sollte und schwieg daher. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab Mark mit Mitleid und Unglauben zu bombardieren. Dieser stöhnte genervt auf. Mit so etwas hatte er gerechnet. Sanft schob er Zachary zur Seite und folgte abermals dem Weg zum Dorf.

“Wo willst du denn hin?”, fragte der Rotschopf irritiert und folgte seinem Freund. Dieser zuckte mit den Schultern.

“Gut, dann begleite mich.”, forderte der Magier ihn auf. Der Confidant betrachtete seinen Begleiter und brummelte zustimmend. Interessiert folgte der Blonde seinem Partner, bis sie vor einem einstöckigen kleinen Haus ankamen und Zachary anhielt.

“Hier wohne ich. Es ist nichts besonderes, aber für uns reicht es.”, stellte der Rothaarige fest, schritt zur Haustür, öffnete diese und trat ein.

“Oma ich bin zurück. Ich habe Besuch mitgebracht.”, rief der Magier von der Tür aus.

“Wunderbar. Ich werde gleich einen Tee aufsetzen. Aber sag, ist etwas passiert? Du wolltest doch zur Akademie.”, rief eine Stimme aus einem Raum ganz in ihrer Nähe. Zachary folgte der Stimme und betrat den Raum, dicht gefolgt von Mark. Sie standen nun in einer schlicht eingerichteten kleinen Küche in der sich anscheinend auch das Esszimmer befand, was der Blonde an dem Tisch mit den vier Stühlen erkannte, welcher sich im Raum befand. Den Herd hatte die betagte Dame bereits angefeuert und einen kleinen alten gusseisernen Kessel darüber gestellt, welcher wahrscheinlich mit Wasser befüllt war. Die Frau selbst hatte weißes Haar und Sommersprossen im Gesicht, was ihr einen leicht Jugendlichen Hauch verlieh. Sie war etwa einen Kopf kleiner als ihr Enkel und trug ein blassblaues Kleid mit einer Schürze darüber. Die Dame musterte den Confidanten etwas überrascht und sah dann zu Zachary herüber.

“Das ist Mark. Könntest du dir seine Verletzungen vielleicht ansehen?”, fragte der Magier und deutete auf Besagten. Wieder betrachtete die Weißhaarige den jungen Mann und nickte zögerlich.

“Mein Name ist Anna. Setz dich doch erst einmal.”, stellte sie sich vor und deutete auf einen der vier Stühle. Der Blonde nickte kurz und tat wie ihm geheißen. Abermals musterte Anna ihn mit diesem Blick, den er zu genüge kannte. Sie wusste genau, wessen Sohn er war und anscheinend war sie sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. Mark für seinen Teil hatte angenommen, dass Zach die alte Dame über ihn aufgeklärt hatte. Wie es schien, ging er jedoch fehl in dieser Annahme.

“Ich sehe schon… Der Kopf ist verletzt.”, sagte die Weißhaarige, trat an ihn heran, untersuchte die Verletzung und zerwuschelte dabei das blonde Haar. Nach einigen Momenten des Begutachtens, drückte sie ihren Handrücken gegen Marks Stirn, wartete einige Sekunden und trat dann von diesem zurück.

“Es sieht so aus, als hättest du eine Gehirnerschütterung und leichtes Fieber. Nun gegen Schürfwunden und blaue Flecken, kann ich etwas unternehmen, aber eine Gehirnerschütterung übersteigt meine bescheidenen Heilkünste.”, schloss Anna und zuckte leicht mit den Schultern.

“Das macht nichts. Ich danke ihnen trotzdem.”, entgegnete der Confidant freundlich und schaffte es sogar sein Gesicht zu einem Lächeln zu verziehen. Irgendwie fühlte er sich unwohl. Und das lag sicher nicht an dem Gefühl der Sorge, welches mit einer Urgewalt über ihn hinweg fegte und von dem Rothaarigen stammte. Besagter ging vor dem Blonden in die Hocke und legte ihm seine Hand auf die Stirn. Als plötzlich der kleine Kessel auf dem Herd zu pfeifen begann, zuckte der Magier zusammen, verlor das Gleichgewicht und fiel auf seinen Hintern. Entschuldigend und etwas peinlich berührt, sah er seinem Freund in die Augen. Die alte Dame ihrerseits kicherte und nahm den Kessel mit einem Tuch vom Herd, um den Inhalt gleich darauf in drei hölzerne Becher zu gießen. In diese warf sie einige Kräuter aus einer kleinen schmucklosen Schatulle. Zachary erhob sich und nahm neben dem Blonden am Tisch platz. Anna nahm die Becher und stellte jedem der beiden einen vor die Nase.

“Sicher nicht das, was du gewohnt bist.”, stichelte die Alte und ließ sich am gegenüberliegenden Ende des Tisches auf einen Stuhl fallen. Sie war Zacharys Großmutter und Mark war fest entschlossen, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Er würde sich nicht von solchen Kleinigkeiten aus der Fassung bringen lassen.

“Ich kannte deinen Großvater. Er war ein sehr netter und anständiger Mann. Wie geht es ihm denn?”, harkte die Weißhaarige nach. Das hatte gesessen. Ein Punkt für die gegnerische Partei.

“Ich habe leider keinen Kontakt mehr zu ihm. Wir hatten immer eine sehr enge Beziehung. Ich hoffe inständig, dass es ihm gut geht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass er sie je erwähnt hätte… Ein hübsches kleines Haus haben sie hier… und so liebevoll eingerichtet.”, entgegnete er mit ausdruckslosem Gesicht, wechselte zugleich das Thema und sah sich in der schmucklosen Küche um, in der das einzig persönliche das Geschirr zu sein schien. Man konnte sagen, dies war der Treffer zum Ausgleich. Der Rothaarige saß am Tisch und hörte einfach nur interessiert zu.

“Wie kam es zu der Verletzung am Kopf. Es wirkt beinahe, als seiest du mit dem Kopf voran gegen eine Mauer gelaufen.”, fragte Anna.

“Ich pflege nicht gegen Mauern zu laufen. Dazu bin ich nicht starrköpfig genug. Die Verletzung rührt von einem Missgeschick, seitens ihres Enkels. Wo wir gerade bei Missgeschicken sind, Zachary manövriert sich öfter in missliche lagen und hat einen ausgeprägten Hang zur Tollpatschigkeit. Ich frage mich schon seit einiger Zeit vorher er das hat…”, schoss der Confidant zurück. Die alte Dame sah ihm einige Sekunden wortlos ins Gesicht und fing dann einfach an zu lachen. Gerade als sie etwas entgegnen wollte, war ein lauter Schlag zu hören, als hätte man mit einem großen Hammer gegen einen Baum geschlagen. Kurz darauf ertönte das Geräusch erneut. Es schien von der Haustür zu kommen. Anna erhob sich und verschwand in dem kleinen Flur. Interessiert spitzte Mark die Ohren und sah fragend zu Zachary herüber. Dieser zuckte mit den Schultern.

“Es tut mir Leid Sie zu stören, aber ich suche ihren Enkel und seinen Confidanten.”, hörten die zwei die Stimme eines Mannes.

“Sie stören nicht, treten sie doch ein.”, entgegnete die alte Dame freundlich.

“Dazu ist keine Zeit. Ich kam nur um die beiden, auf Geheiß von Herr Goldwyn, zu holen. Momentan gibt es ein Aufruhr in der Akademie. Es ist unklar wie es geschehen konnte, allerdings sind unglaublich viele Golems, die in Phiolen gebannt worden waren, freigekommen. Zurzeit werden die jüngeren Schüler in Sicherheit gebracht. Alle Magier und ihre Confidanten sind aufgefordert die Akademie zu verteidigen.”, erklärte der Mann hastig. Mark und Zachary sprangen beinahe zeitgleich auf und stürmten zur Tür. Vor dieser stand ein etwas kleinerer, muskelbepackter Mann mit schütterem, graubraunem Haar und fixierte die beiden mit den Augen.

“Herr Goldwyn.”, stellte der Fremde überrascht fest.

“Wir haben mitgehört und sind bereits unterwegs.”, sagte der Blonde und nickte dem Mann kurz zu.

“Ich kann Sie nicht begleiten.”, entschuldigte sich der Muskulöse.

“Danke, wir finden den Weg allein.”, entgegnete der Confidant und setzte sich in Bewegung. Gemeinsam mit dem Magier rannte er durch die Straßen des Dorfes in Richtung der Akademie. Unterwegs schloss sich ihnen ein etwa dreißigjähriger Mann, mit langem braunem Haar an, welches er zu einem Zopf gebunden hatte.

“Was ist denn geschehen?”, fragte der Fremde außer Atem, während er neben den Freunden her rannte.

“Wir wissen nichts genaueres, aber es scheinen Golems freigesetzt worden zu sein.”, keuchte der Rothaarige.

“Beschwörung?”, erkundigte sich der Langhaarige.

“Eher Befreiung. Vielleicht gibt es seit neuestem eine »Freiheit-für-die-Golems« - Widerstandsgruppierung.”, knurrte Mark sarkastisch.

“Vielleicht.”, antwortete sein Partner lächelnd. Unerwartet hörten sie panische Schreie und richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg. Kinder und Jugendliche kamen den Weg entlang gestürmt, vorneweg ein Mann mit einer seltsamen Kopfbedeckung, welcher versuchte sich Gehör zu verschaffen. Die Dreiergruppe verließ den Weg um sich nicht durch die Menschenmenge kämpfen zu müssen und rannte unbeirrt weiter. Das Schlusslicht der panischen Menge bildete einer der Confidantenausbilder. Dieser blieb stehen als er sie sah und folgte kurz der Gruppe mit den Augen.

“Mark! Im Vorhof sind genügend Schüler, Ausbilder und Guardians, kümmert euch um die Akademie selbst.”, brüllte der Ausbilder ihnen hinterher. Zum Zeichen das er verstanden hatte, hob der Confidant kurz den Arm. Umdrehen wollte er sich nicht, da er teilweise mit leichtem Schwindel zu kämpfen hatte und nicht in die Verlegenheit kommen wollte, dass Gleichgewicht zu verlieren.

Kurz darauf kam die Akademie in Sicht. Im Vorhof und auf der Wiese vor der Akademie wurde gekämpft, aber ihr Ziel lag in der Akademie selbst. Aufmerksam rannten sie durch die Kämpfenden und achteten darauf in keine Auseinandersetzungen zu geraten. Aus allen Richtungen konnten sie Zauber erkennen. Die bunten Lichter zeigten an, dass viele Magier in die Kämpfe verstrickt waren. Ein oberflächlicher Blick über das Schlachtfeld zeigte, dass ein großer Teil der gebannten Golems frei gekommen sein musste, wenn nicht sogar alle. Durch ein großes Tor gelangten sie in die Vorhalle der Akademie. Auch hier herrschte ein gewaltiges Durcheinander an Kämpfenden.

“Ich für meinen Teil werde nun meine Frau Henriette suchen. Ich wünsche euch viel Glück und lasst euch nicht umbringen.”, sagte der Langhaarige, welcher sie die ganze Zeit begleitet hatte und verschwand zwischen den Golems und Menschen.

“Wie konnte das nur passieren?”, fragte Zachary entsetzt.

“Schafft die Verletzten raus.”, schrie eine Stimme, welche Mark gut kannte. Er sah sich nach dem Mann um und entdeckte diesen beinahe sofort. Mit einem blutigen Riss auf der Wange und zerzaustem, schwarzen Haar, stand der muskelbepackte Confidantenausbilder am Rande der Halle und gab Anweisungen. Der Blonde kannte den Mann gut, war er doch einige Jahre lang sein Ausbilder gewesen. Der Schwarzhaarige hatte sich jedoch geweigert Seth auszubilden, den Grund dafür hatte er Mark niemals verraten. Langsam bewegte sich der Confidant in Richtung des befehle gebenden und zog den Rothaarigen sanft am Handgelenk hinter sich her, um diesen nicht zu verlieren. Er spürte einen Blick im Nacken und musste sich nicht einmal umdrehen, um diesen seinem Begleiter zuordnen zu können. Unerwartet sah er etwas aus dem Augenwinkel und zerrte an Zacharys Arm, um den Rothaarigen aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Kurz darauf schlug der Körper eines, etwa sechszehnjährigen Jungen an der Stelle auf, an der Zachary gerade noch gestanden hatte. Sekunden später vernahmen sie das hysterische Geschrei einer Frau, welches seinen Ursprung ganz in ihrer Nähe zu haben schien. Einige Augenblicke danach löste sich eine etwas dickere Frau aus dem Chaos und warf sich schützend über den Verletzten. Als würden diesem nicht ohnehin die bereits vorhandenen Verletzungen genug zu schaffen machen. Noch dazu war diese Aktion vollkommen sinnlos, denn keiner der Golems zeigte auch nur annähernd Interesse an dem Jungen. Gerade als Zachary Anstalten machte dem Verletzten helfen zu wollen, ergriff Mark erneut das Handgelenk des Magiers und zog diesen zielstrebig hinter sich her. Der Blonde war der Auffassung, dass die Hilfe der pummligen Frau vollkommen ausreichend war. Als die beiden den Confidantenausbilder beinahe erreicht hatten, richtete sich dessen Aufmerksamkeit auf die Näher kommenden.

“Mark, die Treppe.”, brüllte der Schwarzhaarige ihnen zu und deutete in eine Richtung. Der Confidant nickte verstehend und änderte die Richtung den Anweisungen entsprechend. Um Zeit zu sparen, liefen sie mitten durch die kämpfende Meute und mussten mehr als einmal Angriffen von beiden Parteien ausweichen. Noch immer hatte Mark mit leichten Schwindelanfällen zu kämpfen, ließ sich davon jedoch nichts anmerken. Sie erreichten die Treppe und Mark ließ den Blick schweifen, um sich erst einmal einen Eindruck zu verschaffen. Egal wie viele Golems besiegt oder gebannt wurden, es schienen einfach nicht weniger zu werden. Ganz im Gegenteil zu den Verteidigern, deren Reihen sich immer mehr lichteten. Hinter ihnen war ein lautes Krachen zu hören und als der Confidant sich umwandte, sah er ein schweres, hölzernes Regal die Treppe heruntersegeln. Sofort stieß er seinen Freund zur Seite und brachte sich mit einem Sprung selbst aus der Gefahrenzone. Das Regal rutschte an ihnen vorbei und krachte in einen Erdgolem hinein, welcher gerade nach einem Magier schlagen wollte. Mit wenigen Schritten war der Blonde neben Zachary, der durch den Stoß zu Boden gegangen war und half diesem wieder auf die Füße.

“Wo ist der Raum, in dem die Phiolen aufbewahrt werden?”, fragte Mark.

“Im ersten Stock.”, antwortete der Rothaarige und begann mit einem Zauber. Diesen komplettierte er schnell und eine grüne Kuppel umschloss einen der Golems unweit von ihnen, woraufhin dieser verschwand.

“Zeig mir den Weg.”, forderte der Confidant den Magier auf und stieß diesen leicht an. Zachary nickte und lief die Treppe hinauf, dicht gefolgt von dem Blonden. Am Treppenabsatz angekommen blickten sie direkt in ein geräumiges und äußerst verwüstetes Zimmer. In diesem befanden sich zwei Erdgolems, die wild und ohne Ziel um sich schlugen. Erst als der Rothaarige ein seltsames Geräusch von sich gab und auf einen Holztrümmerhaufen deutete, welcher einmal ein Schrank oder ein Regal gewesen war, bemerkte er eine Frau mit kurz geschnittenem, blondem Haar, die anscheinend bewusstlos unter dem Schutt lag. Sofort setzte sich Zachary in Bewegung und wollte in den Raum stürmen, doch der Confidant erwischte ihn noch am Arm und hielt ihn zurück. Beinahe zeitgleich traf Mark ein Schlag wie von einem mächtigen Hammer an der Schulter und er wurde zur Seite geschleudert. Sofort als ihn der Schwinger traf, ließ er den Magier los und verhinderte so, dass er diesen mit sich riss. Der Blonde schlug hart auf dem steinernen Boden auf und für einige Momente, wurde ihm schwarz vor Augen. Noch bevor er wieder richtig bei Sinnen war spürte er ein plötzliches Gewicht auf sich lasten. Seine Gedanken flossen nur zäh dahin und sagten ihm, dass Zachary sich schützend über ihn geworfen hatte. Dann sah er einen hölzernen, dornenbesetzten Arm auf sich zufliegen, wuchtete den Magier von sich herunter und beförderte diesen zur Seite.

Unerwarteter Gegner

In letzter Sekunde fing der Confidant den Schlag des Holzgolems, mit den Füßen ab. Neben ihm begann der Rotschopf mit einem Zauber, ließ diesen jedoch unvollendet, da Mark direkt unter dem Geschöpf lag. Verletzten konnte er den Größeren mit dem Zauber nicht, allerdings hätte diese Tatsache den Zauber erheblich beeinflusst. Als der Golem den Arm hob, um einen erneuten Schlag auszuführen, nutzte der Blonde seine Chance, rollte zur Seite und kam wankend wieder auf die Beine. Somit lag er nicht mehr unter dem zu bannenden Wesen und der Magier komplettierte seinen Zauber. Eine grüne Kuppel erfasste den Golem, doch dieser verschwand nicht. Er kämpfte sich sogar Stück für Stück aus der Kuppel heraus. Dies war sicher keiner der Golems, die in die Phiolen gesperrt worden waren. Eine sehr gute Beschwörung, wenn der Confidant jemals auf diesen Magier treffen würde, musste er ihm unbedingt seine Hochachtung aussprechen. Der Blonde konnte den Unglauben spüren, den sein Partner empfand und sah sich nach diesem um, da Zachary sich von ihm fort bewegt hatte. Unweit des Raumes, in den der Rotschopf zuvor laufen wollte, stand er mit dem Rücken an die Wand gepresst und starrte den Pflanzengolem an, welcher sich nun vollends aus dem Zauber heraus wand. Beinahe im selben Moment kam einer der Erdgolems aus dem Raum neben ihm heraus und steuerte auf die Treppe zu.

“Komm her zu mir.”, rief Mark dem Magier zu. Der Holzriese, welcher sich noch immer in der Nähe des Confidanten befand trat nach diesem. Mit einem eleganten Salto rückwärts, der in einer nicht ganz so eleganten Stolperpartie endete, brachte der Blonde sich in Sicherheit. Um nicht hinzufallen legte er seine linke Hand gegen die Wand neben sich und stützte sich dort ab. Der Schwindel der ihn ab und zu heimsuchte wurde immer penetranter und irritierte ihn beim ausweichen enorm. Wieder umschloss eine grüne Kuppel den Golem und abermals zeigte sie nicht den gewünschten Effekt.

“Wir brauchen ein Gefäß! Eine Flasche, eine Phiole oder ähnliches.”, brüllte Mark ein wenig zu laut und versuchte zu ignorieren, dass sich seine ganze Welt drehte.

“Pass auf! Mark! Mark!”, schrie Zachary außer sich. Ein ziemlich schmerzhafter Schlag traf den Confidanten gegen die Brust, raubte ihm den Atem und schleuderte ihn nach hinten. Erneut schlug er hart auf dem steinernen Boden auf. Der Blonde verspürte den starken Wunsch des Magiers, ihm helfen zu wollen und errichtete vorsichtshalber ein Schild um diesen. Der Rothaarige rannte zu dem Baumgolem und drosch mit den Fäusten auf diesen ein, um ihn von seinem Freund abzulenken. Doch die hölzerne Gestalt war auf den Confidant fixiert und ließ sich nicht irritieren. Marks Hände begannen zu bluten, da der Magier mit seinen Fäusten unter anderem die Dornen am Körper des Golems erwischte. Der Blonde hob den Kopf und sah das feindliche Geschöpf verschwommen vor sich aufragen. Mit Ellbogen und Füßen versuchte er sich aus der Reichweite des Golems zu schaffen, bevor dieser einen Angriff startete. Dazu war es allerdings bereits zu spät. Der Confidant wandte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Er spürte jedoch nur einen Luftzug, beinahe so als habe das Wesen an ihm vorbei geschlagen. Sofort öffnete der junge Mann die Augen und was er sah, überraschte ihn enorm. Sein Vater stand über ihm und hielt den Arm des Pflanzengolems, mit seinen behandschuhten Händen fest. Er hätte mit allem gerechnet, doch damit im Leben nicht. Der ältere Mann drängte den Holzriesen zurück bis zur Treppe und trat diesem dann heftig in die Seite, wodurch er die Stufen herunter segelte und einige Sekunden reglos am Treppenabsatz liegen blieb. Ein Arm schob sich unvermittelt unter die Schultern des Blonden und richtete seinen Oberkörper auf. Kurz darauf spürte er ein stützendes Knie im Rücken.

“Hörst du mich?”, fragte Zachary und sah ihn mit verzweifelter Miene an. Mark blinzelte um sein Sichtfeld etwas klarer zu bekommen, allerdings ohne Erfolg. Überraschend kniete sich sein Vater neben ihn, legte ihm eine Hand ins Genick und versetzte dem Rothaarigen einen starken Stoß, wodurch dieser auf den Hintern fiel und sich mit den Händen auf dem Boden abstützen musste.

“Und du denkst mein Urteil sei falsch gewesen?”, fragte sein Vater und sah ihm ins Gesicht. Der Jüngere wusste nicht wovon dieser sprach. Langsam schloss Mark die Augen und konzentrierte sich auf die Aussage des Mannes, der ihn hielt. Nach einigem überlegen, ging ihm ein Licht auf und er öffnete wieder seine Augen. Seinem Vater ins Gesicht blickend nickte er.

“Du bist ein unglaublich starrsinniger Junge.”, knurrte der Ältere. Vollkommen aus der Bahn geworfen saß Zachary noch immer auf dem Boden und besah sich Vater und Sohn.

“Komm, steh auf.”, befahl der Ältere, zog seinen Sohn auf die Füße und konnte gerade noch verhindern, dass dieser sofort wieder zu Boden fiel. Auch der junge Magier sprang auf und näherte sich seinem Freund, mit der klaren Absicht diesen zu stützen. Doch ein erneuter Stoß von Marks Vater ließ den Rothaarigen einige Schritte zurück stolpern. Der Blonde sah Zachary mit halb geschlossen Augen an.

“Er wird nicht weiter kämpfen.”, grollte der Magier und durchbohrte den Älteren mit wütenden Blicken. Dieser jedoch strafte den Rothaarigen lediglich mit Verachtung und schüttelte seinen Sohn leicht, um diesen wieder in die Realität zu holen. Alles was er erntete war jedoch ein “mhm” seitens des Confidanten und dieser zog seine Augenbrauen zusammen. Eine unbändige Wut durchzuckte ihn, welche eindeutig Zachary empfand. Abermals blinzelte Mark, schüttelte leicht den Kopf und stützte sich mit seiner rechten Hand auf die Schulter des Mannes, der ihn noch immer aufrecht hielt. Zufrieden zog dieser seine Hände zurück.

Ein lautes Krachen aus dem Raum in dem die junge Frau lag, zog die Aufmerksamkeit des Magiers und des Blonden auf sich. Der Ältere jedoch schenkte dem Krach keinerlei Beachtung. Langsam näherte sich der Rothaarige dem Raum und spähte hinein. Sofort begann er mit einem Zauber, welchen er in Windeseile fertig stellte. Sekunden später verschwand er in dem Raum. Ohne groß darüber nachzudenken, ließ Mark seine Stütze los und wankte hinter dem Magier her, um diesen Notfalls beschützen zu können. Eine starke Hand verkrallte sich im Rücken seines Hemdes.

“Meinetwegen kann der Rotschopf sich gerne umbringen lassen, aber ich sehe sicher nicht zu, wie mein ältester Sohn ihm folgt.”, stellte Marks Vater eiskalt fest. Sein Sohn drehte den Kopf um seinen Gegenüber ansehen zu können. Der Ausdruck in den Gesichtern der beiden war beinahe gleich. Beide sahen einander mit regloser Miene und einem nichts sagenden Ausdruck im Gesicht an. Momentan hatte der Blonde nicht genügend Kraft sich einfach loszureißen. Kurz durchdachte er seine Möglichkeiten und als ihn ein Gefühl der Hilflosigkeit traf, welches von seinem Partner kam, griff er kurzerhand nach seinem Hemd, riss es an der Knopfleiste auf, streifte es ab und wankte schnellen Schrittes zur Tür des betreffenden Raumes. Sein Vater ließ das Hemd unbeachtet zu Boden gleiten und folgte ihm auf dem Fuße. Auf den ersten Blick sah der Confidant, dass sich kein Golem mehr im Raum befand, was wohl auf Zacharys Zauber zurückzuführen war. Dieser kniete neben der Frau, von der er einige Holztrümmer und Bücher herunter geräumt hatte. Mit fassungslosem Gesichtsausdruck sah der Rothaarige auf sie herab und rührte sich keinen Zentimeter.

“Was hast du?”, fragte Mark leicht irritiert und ging einigermaßen gerade zu den beiden herüber, um sich ebenfalls hin zu knien. Er legte der Frau eine Hand auf den Brustkorb und konzentrierte sich. Er spürte nichts, weder das Heben und Senken des Brustkorbes noch das Schlagen des Herzens. Vorsichtig legte er seinen Kopf dorthin, wo gerade noch seine Hand geruht hatte und lauschte. Nichts, kein Herzschlag. Die Frau war tot.

“Um die Leichen werden wir uns später kümmern. Zuerst sollten wir dafür sorgen, das es keine weiteren gibt.”, stellte der Ältere fest, drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Treppenabsatz, damit er sich einen Überblick verschaffen konnte. Der Blonde musste zugeben, dass sein Vater Recht hatte, doch seine Worte hatten Zachary getroffen und noch ein wenig mehr aus der Bahn geworfen. Tröstend legte der Confidant seine Hand auf das rote Haar und versuchte den Blick seines Freundes einzufangen. Dies gelang ihm jedoch nicht.

“Das ist meine Schuld.”, sagte der Magier ohne seinen Freund anzusehen. Er war davon überzeugt, dass konnte Mark spüren.

“Unsinn, du hast doch alles versucht. Niemand hätte mehr von dir verlangen können.”, entgegnete der Blonde mit sanfter Stimme. Noch immer sah ihn der Rothaarige nicht an.

“Sie konnten wir vielleicht nicht retten, aber dort draußen kämpfen noch immer Magier und Confidanten, um die Akademie zu verteidigen. Ihnen können und werden wir helfen.”, sagte der Confidant als klar wurde, dass Zachary nicht vorhatte etwas zu entgegnen. Langsam hob sich der Blick des Rothaarigen und begegnete Marks. Eine leichte Gänsehaut zog sich unwillkürlich über den Körper des Blonden, dennoch wandte er seinen Blick nicht ab, um nicht zu riskieren erneut die Aufmerksamkeit des Magiers zu verlieren. Verblüfft blinzelte Zachary und musterte seinen Confidanten.

“Bist du bereit?”, fragte Mark. Erneut sah der Magier zu der Toten herüber und nickte zaghaft. Nach weiteren Sekunden erhob sich der Rothaarige und wartete darauf, dass auch der Blonde sich erhob. Dies hätte er auch sicherlich getan, wenn er nicht hätte befürchten müssen aufgrund des Schwindels umzukippen und seine Würde einzubüßen. Um sich etwas Zeit zu verschaffen, schob er einige Trümmer zur Seite, welche sich nicht unmittelbar bei dem Leichnam befanden. Noch bevor er wegen des fragenden Blickes seines Partners in Erklärungsnot geriet, polterte es direkt vor der Tür und die beiden richteten ihre Aufmerksamkeit auf diese. Zachary begann mit einem Zauber und stellte sich vor den am Boden Knienden. Als nur noch ein Zeichen fehlte, um den Zauber zu komplettieren, hielt der Rothaarige inne und wartete. Der Confidant seinerseits schob seinen Stolz beiseite, griff nach dem Arm des Magiers und zog sich an diesem wieder auf die Füße.

Angespannt warteten sie, den Blick nicht von der Tür fort bewegend, doch nichts geschah. Weder wiederholte sich das Geräusch, noch trat jemand durch die Tür oder lief an dieser vorbei. Mark legte seine rechte Hand auf die linke Schulter seines Freundes und bedeutete diesem wortlos, dass er weiter gehen solle. Ohne zu zögern folgte Zachary der stummen Anweisung und kurz darauf spähten die beiden in die Vorhalle hinaus. Unten waren noch immer die Kämpfe im Gange, doch in dieser Etage bewegte sich nichts. Niemand war zu sehen, der dieses Poltern hätte verursachen können. Vorsichtig traten sie aus dem Raum heraus und blieben unschlüssig davor stehen.

“Der Raum mit den Phiolen.”, sagte der Blonde und drückte leicht die Schulter des Rothaarigen. Dieser machte jedoch keine Anstalten sich zu bewegen. Der Confidant folgte dem Blick des Kleineren und entdeckte am Treppenabsatz Oria, welche gerade mit seinem Vater sprach. Wieder drückte Mark leicht die Schulter, auf der seine Hand lag und endlich ergatterte er die Aufmerksamkeit seines Gegenübers.

“Hier entlang.”, sagte der Magier mit den Gedanken ganz wo anders und setzte sich in Bewegung. Nach einigen Schritten bogen sie in einen türenlosen Gang ab, welcher sich nach etwa sechs Metern gabelte. Sowohl am Ende des linken, als auch am Ende des rechten Ganges war jeweils eine Tür zu erkennen. Zachary bog nach rechts ab und öffnete die Tür, welche sich in einen nicht gut einzusehenden Raum öffnete. Links der Tür standen drei aneinander gereihte Regale in denen kleine Flaschen und Phiolen standen. Zusammen mit dem Tresen, welcher sich auf der rechten Seite der Tür befand bildeten sie einen schmalen Gang der verhinderte, dass man den Raum komplett einsehen konnte. Die Gestaltung, soweit der Raum zu erkennen war ähnelte einer Bibliothek. Mehrere Reihen aus Regalen füllten den großen Raum. An jeder Regalreihe befand sich eine Leiter, die es ermöglichte an die oberen Reihen heran zu kommen. Im hinteren Teil des Raumes war eine Treppe zu sehen, welche zu einem balkonartigen Aufbau am Rande des Zimmers führte. Es schien beinahe so, als sei dem Erbauer der Platz ausgegangen und er habe dem immens hohen Raum im Nachhinein eine weitere Etage hinzugefügt. Der Eingangsbereich war unangetastet und auf den zweiten Blick stellte Mark fest, dass die Gefäße leer waren und nur der Zierde dienten. Was jedoch den restlichen Raum betraf, war dieser mit Glasscherben übersät.

Vorsichtig durchschritten sie den eigens erzeugten Gang und blieben am Rande der Regalreihe stehen, um sich umzusehen. Es war nichts zu hören. Was darauf schließen ließ, dass der Verursacher dieses Chaos möglicherweise bereits über alle Berge war. Ein Scheppern, welches durch den Raum hallte, ließ den Rothaarigen zusammenzucken. Der Confidant nahm seine Hand von der Schulter seines Partners um im Notfall besser agieren zu können. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hände vollkommen verklebt vom Blut waren. Probehalber bewegte er die Finger und ballte mehrmals die Hände zu Fäusten. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass er seine Hände noch gebrauchen konnte. Der Magier hatte zu unüberlegt gehandelt, als er blind auf den Baumgolem eingedroschen hatte. Ein nobles Ansinnen, allerdings würde es ihnen im Nachhinein betrachtet nun einige Probleme schaffen. Ein leises Seufzen entkam dem Blonden.

“Geht es dir gut?”, fragte Zachary und wandte sich zu ihm um. Mark sah seinen Freund mit seinem üblichen, nichts sagenden Gesichtsausdruck an.

“Hervorragend.”, antwortete er kurz, knapp und sicherlich nicht wahrheitsgemäß. Das Leuchten der schwebenden Zeichen, welche den Rothaarigen umgaben ließ leicht nach. Der Confidant war sich nicht sicher, ob dies an seinem Sichtfeld lag oder daran, dass die Konzentration des Magiers nachließ.

“Zach, der Zauber.”, machte der Blonde ihn auf diese Tatsache aufmerksam. In der Tat hatte es nicht an seinem Sichtfeld gelegen, denn sofort leuchteten die Zeichen wieder heller. Abermals hörten sie ein Scheppern. In diesem Raum konnte man einfach die genaue Richtung nicht einschätzen, allerdings schien es von oben zu kommen. Zumindest kam es Mark so vor. In diesem Zustand und mit dieser Akustik konnte er es einfach nicht mit Sicherheit bestimmen und dies belastete ihn mehr, als er bereit war zuzugeben.

“Kam das von oben?”, fragte Zachary. Der Confidant zog für einige Augenblicke leicht die Augenbrauen zusammen und nickte. Langsam bewegten sich die beiden auf die Treppe zu und noch immer lag eine unnatürliche Stille über dem Raum. Mittlerweile hatte der Blonde seinen Schwindel wieder soweit im Griff, dass er gerade laufen konnte und sich im Stande fühlte, einem Angriff ausweichen zu können. Stück für Stück erklommen sie die Stufen, welche sie zur Quelle des Lärms führen würden. Eine Stufe, bevor sie den Treppenabsatz erreichten, gaben plötzlich die Stufen unter einem lauten ächzen nach und die gesammte Trappe fiel in sich zusammen. Sofort erloschen die grünen Zeichen, die sie die ganze Zeit begleitet hatten. Reflexartig griff Mark nach dem Rothaarigen und erwischte diesen am linken Handgelenk. Die linke Hand von Mark erwischte einen Teil des Geländers, welches um den ganzen balkonartigen Aufbau herum verlief. Anscheinend hatten die Golems die Treppe so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass sie früher oder später auch ohne das zutun der beiden eingestürzt wäre. Jeder Möglichkeit sich zu verteidigen beraubt, hingen sie in der Luft.

“Deine Hände.”, sagte der Magier entsetzt und legte gleichzeitig seinen freien Arm um das rechte Bein seines Partners. Der Größere konnte nicht viel mit Zacharys Aussage anfangen. Nicht verstehend sah er auf seine Hände, konnte aber keinen Unterschied zu vorher feststellen.

“Klettere an mir hoch. Ich schaffe es nicht, dich nach oben zu ziehen. Ich fürchte den Halt zu verlieren.”, presste der Confidant hervor. Ungelenk suchte der Rothaarige nach einer Möglichkeit sich an seinem Freund herauf zu hangeln.

“Wage es nicht herunter zu fallen! Unser Ziel liegt in der anderen Richtung.”, knurrte der Blonde, die Bemühungen des Magiers kommentierend. Als Zachary einen einigermaßen sicheren Halt an Marks durchtrainiertem Körper gefunden hatte, ließ dieser dessen Arm los um ihm zu ermöglichen hinauf zu klettern. Der Conifdant selbst wagte es nicht, sich mit der nun freien Hand ebenfalls einen Halt zu suchen, aus Sorge die plötzliche Positions- Änderung würde einen Absturz des Kleineren verursachen. Angestrengt klammerte er sich an das Geländer und beobachtete wie der Rothaarige sich Stück für Stück nach oben kämpfte. Als der junge Mann sich an die Schultern des Blonden klammerte, griff dieser schwungvoll mit der freien Hand nach oben und umschloss mit ihr ebenfalls das Geländer. Was dazu führte, dass der Magier sich noch fester an ihn klammerte und gegen seine verletzte Seite stieß. Der Größere konnte sich ein unterdrücktes Keuchen nicht verkneifen. Seine Selbstkontrolle ließ langsam nach. Sie mussten dies schnell hinter sich bringen, bevor er nicht mehr dazu im Stande war.

“Es tut mir Leid.”, entschuldigte sich Zachary und bombardierte ihn mit Reue, Sorge und Mitleid zugleich. Genervt seufzte Mark, beließ es jedoch dabei. Der Rothaarige starrte nach oben und kletterte nicht weiter. Seinem Blick folgend, erkannte der Confidant dessen Problem. Der Boden des Aufbaus raubte dem Magier die Möglichkeit auf dieser Seite weiter zu klettern. Dies war vorauszusehen gewesen und ganz in der Manier des Tollpatschigen.

“Halt dich fest, aber brich mir dabei möglichst nichts.”, spottete der Größere, woraufhin er einen bösen Blick erntete. Die rechte Hand des Blonden löste sich und beide baumelten wieder an einem Arm in der Luft. Mark begann leicht hin und her zu schwingen, drehte sich so gut es ging und versuchte wieder das Geländer zu erreichen. Allerdings verfehlte er sein Ziel und verlor beinahe den Halt dabei. Mit zusammen gekniffenen Augen verstärkte der Kleinere seinen Griff, verursachte jedoch keine weiteren Schmerzen dabei. Der zweite Versuch war erfolgreich. Nun hing der Confidant mit dem Rücken zu dem balkonartigen Aufbau und somit war Zachary der Weg nach oben nicht mehr versperrt.

“Es wäre gut, wenn wir dies hier schnell beenden. Meine Arme werden müde.”, sagte Mark. Der Rotschopf öffnete die Augen und sah ihm ins Gesicht. Vorsichtig, jedoch um Eile bemüht kletterte der Magier ungelenk hinauf und schwang sich über das Geländer. Nun war es an dem Confidanten ihm zu folgen. Er versuchte sich nach oben zu ziehen, schaffte es jedoch nicht. Der Kleinere ging auf die Knie, griff ein Handgelenk seines Freundes mit beiden Händen und zog daran.

“Nicht. Was hast du denn vor?”, fragte der Blonde. Plötzlich war ein Geräusch unter ihm zu vernehmen. Zachary hatte es ebenfalls gehört ließ von seinem Partner ab und beugte sich über das Geländer um besser sehen zu können.

“Ich weiß beim besten Willen nicht, was euch beide dazu getrieben hat eine Bindung einzugehen.”, hörten sie eine bekannte Stimme. Mark versuchte angestrengt der Stimme ein Gesicht zu geben, doch er konnte sich einfach nicht erinnern, wo er diese Stimme schon einmal gehört hatte. Wie aus dem Nichts, flog eine Phiole auf den Kopf des Confidanten zu. Dieser löste seine linke Hand vom Geländer und fing den Gegenstand ab, bevor dieser ihn treffen konnte. Ein Lachen folgte dieser Aktion.

“Und nun?”, fragte die Stimme.

“Nun hast du deinen Standort preisgegeben.”, schloss der Blonde mit gleichmütigem Gesichtsausdruck. Dies entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber es kam auf den Versuch an.

“Was spielt das für eine Rolle?”, entgegnete der Mann. Langsam kam eine Gestalt hinter den Regalen hervor und sah zu Mark hinauf.

“Das kann doch nicht wahr sein.”, entkam es dem Confidant genervt. Unter ihm stand der Mann mit der Narbe, den sie bereits im Wald bei Jenäl getroffen hatten. Unvermittelt hörte der Blonde gedämpfte Schritte und blickte nach oben. Auch in der zweiten Etage befand sich jemand. Er presste aufgrund der Anstrengung, die es erforderte sich fest zu halten, die Zähne aufeinander und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann mit der grauen Strähne im Haar. Über ihm begann es grün zu leuchten und beinahe zeitgleich suchte der Mann, für den der Zauber gedacht war wieder Schutz hinter den Regalen. Erneut beugte sich der Rothaarige über das Geländer und dieses Mal streckte er Mark beide Hände entgegen, während er seinen Zauber aufrecht hielt. Der Confidant schaukelte hin und her und versuchte sein linkes Handgelenk hoch genug zu bekommen, als das Zachary es erreichen konnte. Es dauerte nicht lange bis der Magier sein Handgelenk zu fassen bekam und daran zog. Das Licht des Zaubers ließ nach, erlosch jedoch nicht. Mit Hilfe seines Freundes schaffte Mark es nach oben, rollte sich über das Geländer und ließ sich einfach fallen. Mit dem Rücken fiel der Blonde auf Teppichboden, welcher wohl in der ganzen Etage verlegt war. Das blasse grüne Licht wurde wieder stärker.

“Meine Arbeit hier ist soweit getan. Alles andere überlasse ich dir, Romiro.”, erklang die Stimme des Narbenmannes.

“Ich werde es zu Ende bringen, verlass dich auf mich Syrus.”, antwortete eine ebenfalls bekannte Stimme, die ihren Ursprung ganz in ihrer Nähe zu haben schien. Ruckartig setzte sich der Confidant auf, ergriff das Geländer und stemmte sich auf die Füße. Syrus hieß ihr Freund also. Suchend ließ Mark den Blick durch die untere Etage gleiten.

“Du kennst den Treffpunkt?”, versicherte sich der Mann mit der grauen Strähne.

“Natürlich.”, antwortete die andere Stimme, diesmal näher als zuvor, doch davon ließ sich Mark nicht aus der Ruhe bringen. Noch immer suchte er mit den Augen nach seinem Feind in der anderen Etage. Eine schnelle Bewegung, welche er aus den Augenwinkeln sah, veranlasste ihn dazu seinen Blick abzuwenden. Gerade rechtzeitig um einen Schlag abzufangen. Plötzlich schnellte die andere Hand des bekannten Jungen nach oben. Sofort wich der Confidant zur Seite aus und entging so knapp der Klinge eines Dolches.

“Man sollte meinen du hättest etwas aus dem letzten Mal gelernt. Man spielt nicht mit scharfen Gegenständen.”, sagte der Blonde eiskalt und stützte sich wieder leicht mit der Hand auf das Geländer.

“Hör auf mich zu verspotten!”, schrie der Jugendliche, der vor nicht allzu langer Zeit einen Aufruhr im Hof der Akademie verursacht hatte. Wie aus dem Nichts schloss sich eine grüne Kuppel um Romiro und lähmte diesen.

“Man sieht sich.”, rief Syrus und rannte durch den Raum auf die Tür zu. Wieder begann Zachary einen Zauber. Mark seinerseits stellte einen Fuß auf das Geländer, um in die untere Etage zu springen und den Mann zu verfolgen.

“So nicht.”, knurrte der Blonde und wollte gerade springen als sich Arme um seinen Oberkörper schlossen und ihn zurückzogen. Der Magier hatte den begonnen Zauber abgebrochen und seinen Freund von dem Geländer fort gezogen, woraufhin beide zu Boden fielen und die Phiole, welche Mark noch immer in der Hand gehalten hatte, über den Boden kullerte. Auch die Kuppel, welche den Jugendlichen gelähmt hatte verschwand und gab diesen wieder frei. Verblüfft starrte Romiro auf die beiden herunter. Der griff um den Dolch verstärkte sich und etwas blitzte in dessen Augen auf. Der Confidant versuchte sich von dem Rothaarigen zu befreien, doch dieser fürchtete noch immer, dass sein Freund Syrus folgen würde und ließ ihn nicht los. Als die Klinge des Dolches auf die Beiden zugeflogen kam, rammte der Blonde Zachary den Ellbogen in die Seite und dieser ließ, mit einem Schmerzenslaut auf den Lippen los. Da die Zeit und Marks Kraftreserven ziemlich knapp bemessen waren, drückte er den Arm des Jungen lediglich zur Seite, um größeren Schaden zu verhindern. Allerdings erwischte der Dolch den Magier am Arm und dieser gab erneut einen Schmerzenslaut von sich. Mark verpasste Romiro einen heftigen tritt in die Magengegend, woraufhin dieser rückwärts stolperte und zu Boden fiel. Sich krümmend und wimmernd lag der Jugendliche auf dem Teppich. Der Confidant betrachtete die jämmerliche Gestalt einige Sekunden und ließ sich erschöpft auf seinen verletzten Freund sinken. Als sich der Blonde nicht mehr regte, wurde der Kleinere nervös und versuchte Mark vorsichtig von sich herunter zu schieben, was ihm schließlich auch gelang.

An den Grenzen der Belastbarkeit

Der Confidant lag mit geschlossenen Augen auf dem Teppichboden, während der Rothaarige von seinem Freund hinüber zu ihrem Gegner sah. Dieser war noch immer nicht in der Lage die beiden erneut anzugreifen, was bedeutete das Romiro derzeit keine Gefahr darstellte. Zachary beugte sich über den Blonden und legte seine Stirn auf die des Größeren, nur um festzustellen, das dessen Fieber gestiegen war. Dies lag wahrscheinlich an der immensen körperlichen Anstrengung, der Mark ausgesetzt gewesen war.

“Mark?”, fragte der Magier beinahe im Flüsterton und strich diesem ein paar schweißnasse Strähnen aus der Stirn. Der Angesprochene drehte leicht den Kopf zur Seite, öffnete jedoch nicht seine Augen. Suchend ließ der Rothaarige seinen Blick durch den großen Raum schweifen und sah schließlich wieder zu seinem Partner. Der Kleinere schien nicht gefunden zu haben, was er gesucht hatte. Zumindest ging der Confidant davon aus, als ihn das Gefühl der Hilflosigkeit und der Wunsch zu helfen trafen. Er wollte etwas zu Zachary sagen, konnte sich jedoch nicht dazu aufraffen und so blieb er einfach still liegen. Mittlerweile ließ das Wimmern des Jugendlichen nach, welches sie als Hintergrundgeräusch die ganze Zeit begleitet hatte. Allerdings schien dies dem Magier nicht aufzufallen.

“Bleib einfach liegen. Ich werde dir helfen.”, flüsterte der Rothaarige, noch immer vollauf mit dem Blonden beschäftigt. Zachary zögerte kurz, fuhr sich dann mit Zeige- und Mittelfinger über die Lippen und ballte diese Hand dann zur Faust. Sofort spürte Mark eine Welle der Enttäuschung über sich hinwegfegen, welche von dem Kleineren ausging. Langsam öffnete der Confidant seine Augen ein Stück und besah sich seinen Freund, der noch immer auf die Hand hinunter sah. Der Magier wiederholte die Geste und abermals konnte er nur enttäuscht auf seine Faust starren. Der Blonde wusste genau was der Kleinere dort zu tun gedachte, allerdings konnte er sich nicht erklären wie dieser auf die Idee kam, einen Confidantenzauber anwenden zu wollen. Einige Sekunden später zog Mark misstrauisch die Augenbrauen zusammen

“Zach, lege einen Zauber auf den Jungen.”, forderte der Confidant seinen Partner mit müder Stimme auf.

“Wie?”, fragte dieser der ihm anscheinend nicht zugehört hatte.

“Der Junge.”, wiederholte der Blonde. Ruckartig wandte sich Zachary zu dem Ort um, an dem der Jugendliche gelegen hatte, doch dort war er nicht mehr. Allarmiert sah sich der Rothaarige nach der Gefahrenquelle um, konnte Romiro jedoch nirgends ausmachen. Der Magier bereitete einen Zauber vor, ließ diesen unvollendet um sich herum schweben und legte den Kopf seines Freundes in seinen Schoß. Leicht irritiert von dieser Aktion blinzelte Mark. Mühsam stemmte er sich auf die Ellbogen hoch und sah sich in der oberen Etage um. Ein genervter Ausdruck schlich sich auf das Gesicht des Confidanten und dieser ließ sich wieder zurückfallen. Plötzlich sah er etwas auf den Rothaarigen zufliegen und packte es, bevor es diesen treffen konnte. Der Magier hatte es ebenfalls gesehen und riss schützend die Arme hoch. Noch immer liegend besah der Blonde sich den Gegenstand in seiner Hand. Wie war der kleine Messerwerfer auf diese Seite der Etage gelangt, ohne dass er ihn bemerkt hatte?

“Also gut! Jetzt hast du die Grenze überschritten, Kleiner!”, grollte Mark und schleuderte den Dolch, welchen Romiro geworfen hatte durch das Geländer und in Richtung der Eingangstür. Etwa anderthalb Meter über dieser bohrte sich die Klinge in die Wand und blieb zitternd stecken. Somit war die Waffe schon mal außer Reichweite seines Gegners. Gerade als er sich aufrichten wollte, drückten ihn zwei Hände sanft zurück.

“Nicht.”, war das einzige was Zachary sagte, bevor er wieder die Umgebung sondierte.

“Das ist wirklich eine armselige Vorstellung, die du da ablieferst. Ich gehe mal davon aus, dass du ein Confidantenanwärter bist.”, sagte der Blonde in gleichmütigem Ton.

“War! Ich war ein Confidantenanwärter! Dein Vater hat mich von der Akademie ausschließen lassen!”, schrie der Jugendliche wütend. Das konnte sich der Confidant lebhaft vorstellen.

“Du wurdest ausgeschlossen?”, fragte der Rothaarige in traurigem Tonfall.

“Das ist egal. Ich gehe und hinterlasse der Akademie eine bleibende Erinnerung. Das heißt, wenn die Golems noch etwas davon übrig lassen.”, entgegnete Romiro.

“Das solltest du hoffen.”, knurrte Mark. Er hob die Beine an, um sich etwas Schwung zu verschaffen und sprang aus seiner liegenden Position wieder auf die Füße. Als er nach hinten zu kippen drohte, legte ihm Zachary stützend eine Hand in den Rücken. Der Confidant konnte überdeutlich spüren, dass der Magier es nicht gut hieß, dass er wieder aufstand. Dennoch tat er es und der Magier folgte seinem Beispiel. Der Blonde hob die rechte Hand und machte eine auffordernde und zugleich herausfordernde Bewegung. Nichts geschah, der Jugendliche verließ seine Deckung nicht. Von einem Moment auf den anderen hallte der Schrei einer Frau durch den Flur vor der Eingangstür des Raumes und zog die Aufmerksamkeit von Mark und Zachary auf sich.

“Mark! Wo bist du! Ah, nein!”, schrie die Stimme. Die Augenbrauen des Confidanten hoben sich etwas und brachten so die Überraschung zum Ausdruck, welche er in diesem Moment empfand. Ein lautes Krachen und Poltern folgte dem Schrei. Wie angewurzelt stand der Blonde da und starrte zur Tür.

“Ich dachte du hättest keine Freunde.”, spottete Romiro. Mark richtete einen eiskalten Blick auf die Regale hinter denen er den Jungen vermutete. Wieder folgte das quieken der Stimme und ein erneutes Krachen.

“Verdammt Mädchen!”, schrie eine weitere, allerdings männliche Stimme. Für wenige Augenblicke zuckten die Mundwinkel des Confidanten.

“Velten.”, sagte er so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte. Der Rothaarige sah kurz zur Tür und wieder zurück zu seinem Freund. Wieder machte Mark die auffordernde und zugleich herausfordernde Geste mit seiner rechten Hand und dieses Mal zeigte es Wirkung. Romiro schoss zwischen den Regalen hervor und als Zachary den Zauber vervollständigte, sprang der Jungendliche auf das Geländer und stieß sich ab. Dies führte dazu, dass der Zauber ihn nicht erwischte. Der Junge bekam das Geländer wieder zu fassen, nutzte seinen Schwung und wuchtete sich wieder in die zweite Etage. Nun stand er nur noch wenige Meter von Mark entfernt und überbrückte diese. Mit einem heftigen Schlag traf er den Blonden im Gesicht und dieser taumelte einige Schritte zur Seite. Doch der Jugendliche ließ dem jungen Mann keine Zeit sich davon zu erholen und trat nach ihm. Der Confidant duckte sich und der Tritt ging ins Leere. Mark erhob sich blitzartig, ergriff Romiros Bein und drückte dieses nach oben. Der Junge verlor das Gleichgewicht und fiel genau auf die Phiole, welche nach immer am Boden lag. Mit einem Knacken zerbrach das Gefäß und Rauch stieg auf.

“Was?”, kam der überraschte Ausruf des Jugendlichen. Der Blonde ließ dessen Bein los und drehte den Kopf zur Seite. Hinter Zachary tauchte aus dem Nichts ein Erdgolem auf. Sofort setzte sich der Confidant in Bewegung, während der Golem die Hand zum Schlag erhob und der Rothaarige sich überrascht zu dem Wesen umwandte. Gerade noch rechtzeitig um den Schlag mit den Händen abfangen zu können, kam Mark bei seinem Partner an. Zur gleichen Zeit stolperte im unteren Stockwerk Oria durch die Tür, gefolgt von einem weiteren Erdgolem und dem Mann aus der Halle, welcher die beiden zur Treppe geschickt hatte. Der Magier seinerseits begann mit einem Zauber, was Mark an dem grünen Licht hinter sich erkannte. Den zweiten Schlag des Erdriesen blockte der Confidant mit seinem Bein, fand sich jedoch durch die Wucht des Schlages an einem der in der Nähe befindlichen Regalen wieder. Dies führte dazu das weitere Gefäße zu Bruch gingen. Zwar hatte der Rothaarige den ersten Golem bereits gebannt und befasste sich nun mit dem aus der unteren Etage, allerdings tauchten sechs weitere Geschöpfe um sie herum auf. Vier Dornen überzogene Baumgolems und zwei Erdgolems waren ganz in der Nähe des Jungen aufgetaucht und einer der Erdgolems schlug bereits nach diesem. Mit einigem Glück entging Romiro dem Schlag und rannte panisch an dem Magier vorbei um die Aufmerksamkeit der Wesen auf den Rothaarigen zu lenken, der gerade den Golem in der unteren Etage gebannt hatte.

“Was zum Teufel treibt ihr dort oben?”, rief Velten den dreien zu und sah sich nach einer Aufstiegmöglichkeit um.

“Wir können hier nicht kämpfen.”, stellte Zachary fest und wich vor den Golems zurück. Zu dieser Ansicht war Mark ebenfalls gelangt und musterte das riesige Fenster unweit von ihnen, welches einen Großteil der Wand einnahm und durchaus dazu geeignet war mehrere Golems zugleich hindurch zu schleudern. Dies war sicherlich nicht die Idee des Erbauers gewesen, aber man konnte es durchaus zweckentfremden. Gerade als der Confidant sich in diese Richtung bewegen wollte, gaben seine Beine unter ihm nach und er fiel auf die Knie. Entsetzt blieb der Rotschopf stehen und sah zu seinem Freund herüber. Unterdessen kletterte Velten auf eines der hohen Regale und bekam im Sprung den Rand des balkonartigen Aufbaus zu fassen. Der erste Golem der den jungen Magier erreichte, war einer der Baumgolems. Sofort trat dieser nach Zachary und noch bevor der Tritt sein Ziel traf, errichtete Mark den Schild um seinen Partner. Doch der Holzriese traf den Rothaarigen nicht, denn Sekunden bevor er treffen konnte, tauchte Marks ehemaliger Ausbilder neben dem Magier auf und wehrte das Bein der hölzernen Gestalt mit seinem ledernen Armschützern ab.

“Beweg dich.”, forderte Velten Zachary auf, packte diesen am Kragen und drückte ihn vor sich her und somit fort von den Golems.

“Sie stehen nahe genug beieinander, banne sie.”, befahl Der Confidantenausbilder und wehrte zwei weitere Angriffe der Wesen ab.

“Dazu bin ich nicht in der Lage.”, entgegnete der Rothaarige. Unerwartet schloss sich eine rote Kuppel um zwei nahe beieinander stehende Pflanzengolems, doch diese bewegten sich ungehindert weiter, als sei der Zauber nicht vorhanden.

“Unmöglich.”, entkam es Oria, die ungläubig auf die Wesen starrte. Mittlerweile kamen Velten und der Magier bei den Regalen an. Ein Erdgolem, welcher einen Angriff auf den muskelbepackten Schwarzhaarigen versuchte, traf eines der Regale und warf dieses samt Inhalt um. Es stieg soviel Rauch auf, als sei ein Brand ausgebrochen.

“Langsam ist es an der Zeit Einsatz zu zeigen.”, stellte Velten mit nervösem Gesichtsausdruck fest, während unzählige Golems um sie herum erschienen. Mark konnte die Unsicherheit und die aufkommende Panik spüren, welche Zachary empfand und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Dieser Versuch wurde jedoch nicht von Erfolg gekrönt und so blieb er weiterhin auf dem Teppichboden knien. Velten drängte den Rothaarigen zwischen zwei Regale und versuchte die Golems so gut es Ging von diesen fern zu halten. Die Wesen ihrerseits hatten nicht ausreichend Platz auf dem balkonartigen Aufbau, stießen gegeneinander und droschen aufeinander ein. An und für sich wäre dies von Vorteil gewesen, wenn da nicht das Problem mit den Regalen gewesen wäre.

Mehrere der Golems bewegten sich im Kampf auf den Blonden und das Regal hinter diesem zu und schlugen wild um sich. Der Confidant ergriff eines der Regalbretter, zog sich daran auf die Beine und beobachtete die Gruppe von Wesen, die sich ihm näherte. Nun hatte Mark die Wahl, das Regal schutzlos zurück zu lassen und weitere Gefäße zu Bruch gehen zu lassen, oder das Regal zu verteidigen mit allem was er noch an Kraft aufbringen konnte. Schnell zählte er die Geschöpfe durch und schätzte seine Chancen ab. Es waren sieben Golems und somit lag die Wahrscheinlichkeit sie in seinem Zustand aufhalten zu können zwischen unmöglich und nicht machbar. Eine grüne Kuppel umschloss zwei der Wesen und ließ diese verschwinden. Nur Sekunden später schloss sich eine weitere um den nächsten Golem. Der Blick des Blonden glitt zu seinem Freund herüber, welcher im Sekundentakt die Handflächen aneinander legte und diese anschließend gen Himmel richtete. Wild mit Sofortzaubern um sich werfend, stand der Rothaarige zwischen den Regalen. Verblüfft warf Velten ihm einen Blick zu, konzentrierte sich aber sofort wieder auf seine Aufgabe, die Golems von den Regalen und dem Magier fern zu halten.

“Wirklich erstaunlich.”, kommentierte der Confidantenausbilder und drängte zwei Erdriesen von den Regalen fort. Trotz der Schwarzhaarige auf den jungen Magier achtete, hielt Mark noch immer das Schild um Zachary aufrecht. Eine kleinere Auseinandersetzung zwischen einigen der Geschöpfen führte dazu, dass eines der Regale, zwischen denen der Rothaarige stand zu schwanken begann. Überrascht und erschrocken zugleich, hörte der Magier auf mit Zaubern um sich zu werfen und hob schützend die Arme, anstatt loszulaufen.

“Was zum Teufel…?”, begann Velten und drehte sich zu Zachary um. Zum einzugreifen war es bereits zu spät. Als das fallende Möbelstück gegen ein weiteres Regal stieß, welches auf der anderen Seite schützend neben dem Rothaarigen gestanden hatte, kippte dieses zur Seite. Das erste Regal wurde somit von nichts mehr gestoppt und fiel genau auf den jungen Magier. Entsetzt wirbelte Velten zu seinem einstigen Schüler herum und versuchte die Verletzungen abzuschätzen, welche dieser davon getragen haben musste. Zur gleichen Zeit kamen mehrere Menschen in den Raum herein gestürmt angeführt von Oria. Mit verengten Augen und einer Hand auf seinen rechten Arm gepresst, nahm der Blonde dies zur Kenntnis. Wankend bewegte er sich einen Schritt voran und kippte dann einfach zur linken Seite, wo er reglos auf dem Teppich liegen blieb. Mit aller Gewalt versuchte der Confidant gegen die Schwärze anzukämpfen, welche sich um ihn herum bildete und immer größere Teile seines Sichtfeldes verdunkelte. Sollte er diese Schlacht überleben, musste Mark dem Magier das Prinzip des Ausweichens näher bringen.

In mehreren Farben begannen Zauber im Raum aufzuleuchten. Der Blonde versuchte sich etwas zu drehen, um zumindest einen winzigen Teil des Raumes sehen zu können, doch es gelang ihm einfach nicht. Er schloss die Augen und konzentrierte sich einfach darauf wach zu bleiben. Was ihm auch einigermaßen gelang, wobei er sich nicht sicher war, ob er nicht ein paar Aussetzer hatte. Velten kniete sich vor das Regal, welches auf Zachary gelandet war und spähte in den Zwischenraum, der sich dadurch bildete dass dieses zum Teil auf einem anderen Regal lag. Der Schwarzhaarige verengte die Augen und versuchte etwas zu erkennen. Blind griff er in die Dunkelheit hinein und bekam etwas Stoff zu fassen. Er zerrte daran und einige Sekunden später zog er den jungen Magier unter dem schweren Möbelstück hervor.

“Lebst du noch?”, fragte Velten. Der Rothaarige hob das Gesicht und sah den Mann an. Er vermittelte beinahe den Eindruck, als würde er jede Sekunde losweinen.

“Bist du verletzt?”, fragte der Confidantenausbilder und erntete ein Kopfschütteln.

“Komm schon, reiß dich zusammen. Es sind noch immer Golems im Raum.”, stellte Velten fest und zog den Magier auf die Füße. Sofort ließ Zachary seinen Blick durch die obere Etage schweifen in der es vor Golems nur so wimmelte. Hier und dort bildeten sich farbige Kuppeln um einige der Wesen und ließen diese verschwinden. Dann blieb sein Blick an seinem Confidanten hängen, der wie tot am Boden lag. Auf einmal stürmte der Rothaarige los und rannte zwischen die Golems, noch bevor Velten ihn aufhalten konnte. Mehrfach stolperte der Magier und fiel sogar einmal hin, doch ohne sich dabei schwere Verletzungen zuzuziehen. Bei Mark angekommen, ließ er sich neben diesem auf die Knie sinken und drehte ihn.

Als der Blonde von zwei Händen gepackt und auf den Rücken gedreht wurde, verlor er beinahe das Bewusstsein. Er brauchte seine Augen nicht zu öffnen, um zu wissen das es Zachary war. Die ganze Gefühlswelt des Magiers stürzte auf den Confidant ein und setzte ihm zu. Überraschend spürte er etwas kaltes und feuchtes auf seiner Wange. Langsam zwang er sich die Augen zu öffnen und erkannte ein verschwommenes Bild vor sich. Das Gesicht seines Gegenübers näherte sich und die grauen Augen des Rotschopfes erwiderten seinen Blick. Erneut spürte er die Flüssigkeit auf seiner Wange. Blinzelnd versuchte Mark seinen Blick zu schärfen, was ihm allerdings nicht gelingen wollte. Dies spielte jedoch keine Rolle, denn er wusste es auch ohne es sehen zu können. Zachary weinte. Erschrocken hob der Magier den Blick und sah in eine Richtung. Wieder legte der Rothaarige die Handflächen aneinander und richtete diese anschließend gen Himmel. Durch diese Bewegung wurde Mark leicht durchgeschüttelt und ein Schmerzenslaut kam über seine Lippen. Er legte den Kopf in den Nacken und sah unzählige Golems wild durcheinander laufen und über einander stolpern.

“Zach, dass bringt nichts. Du musst sie alle auf einmal bannen. Vergrößere den Zauber.”, murmelte der Blonde schwach.

“Ich kann nicht, dazu reicht meine Kraft nicht.”, entgegnete der Kleinere panisch.

“Das ist nicht wahr und das weißt du.”, presste der Confidant heraus. Zachary kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Wieder schickte der Magier einen Sofortzauber auf den Weg und abermals wurde Mark leicht durchgeschüttelt durch die Bewegungen. Zischend entwich ihm die Luft.

“Haltet sie von den Regalen fern!”, schallte Veltens Befehl durch den riesigen Raum. Der Blick des Rothaarigen sondierte kurz den Raum und legte sich wieder auf seinen Freund.

“Bitte.”, sagte der Blonde, beinahe zu leise um gehör zu finden. Einige Sekunden sah der Magier auf seinen Confidanten herab und begann schließlich die Zeichen für den Zauber in die Luft zu malen. Kurz vor Vollendung des Zaubers hielt er inne und ein irritierter Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Mark schloss erschöpft seine Augen. Er wusste nicht ob Zachary noch immer auf seine Magie zurückgreifen konnte, wenn er das Bewusstsein verlor und er wollte es in dieser Situation sicher nicht heraus finden. Noch immer vollendete der Rothaarige seinen Zauber nicht. Ein lautes Krachen und Scheppern verkündete, dass ein weiteres Regal zu Bruch gegangen oder umgestoßen worden war. Nun endlich schloss Zachary den magischen Kreis und eine grüne Kuppel umschloss zwei der Golems, welche augenblicklich verschwanden. Der Magier schloss die Augen, schüttelte leicht den Kopf und ließ diesen hängen. Wellen der Enttäuschung und der Traurigkeit schwappten im Sekundentakt über den Blonden hinweg und dieser klammerte sich mit seiner linken Hand an das Hemd des Rothaarigen.

“Du gibst schon auf?”, fragte der Confidant leise. Zacharys Blick heftete sich auf das Gesicht seines Freundes und eine trotzige Entschlossenheit zeigte sich auf dem Gesicht des Rothaarigen.

“Nein. Solange ich etwas habe für das ich kämpfe, werde ich nicht aufgeben.”, antwortete der Magier und versuchte es wieder und wieder. Langsam schaffte er es seinen Zauber zu erweitern und wo er anfangs zwei Golems auf einmal bannen konnte, konnte er mittlerweile je nach Position bereits sieben Golems bannen. Zachary versuchte zwar seinen Freund möglichst wenig zu bewegen, doch leider gelang ihm dies nicht immer. Jedes Mal wenn Mark etwas durchgeschüttelt wurde entkam ihm ein unterdrückter Schmerzenslaut. Sein ganzer Körper schien zu schmerzen und sein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment zerbersten. Er hatte seinen Partner losgelassen und lag nun wie ein nasser Sack in dessen Armen. Er versuchte schon seit geraumer Zeit nicht mehr, dem zu folgen was um ihn herum geschah und hatte die Augen geschlossen. Sein einziger konstanter Gedanke war, dass er auf keinen Fall das Bewusstsein verlieren durfte, damit Zachary vollen Zugang zu seinen Kräften hatte. Um sie herum wurde es langsam leiser. Allerdings sagte ihm die Tatsache, dass er noch immer ab und an leicht geschüttelt wurde, dass der Rothaarige noch immer zauberte. Irgendwann hörten auch die leichten Bewegungen auf die anzeigten, dass der Magier zauberte.

“Mark”, sagte Zachary unsicher und wartete auf eine Antwort. Irgendjemand ließ sich schwer neben den beiden auf die Knie fallen und legte eine große Hand auf die Stirn des Blonden.

“Ich werde ihn zu einem Heiler bringen.”, stellte die Stimme von Velten fest und die Hand entfernte sich von Marks Stirn. Zwei Hände schoben sich unter den geschundenen Körper des Confidant, hielten jedoch unvermittelt inne.

“Sei vernünftig.”, sagte der Confidantenausbilder, während sich dessen Hände zurück zogen.

“Ich bin in der Lage ihn zu tragen.”, entgegnete die Stimme des Rothaarigen und dieser veränderte seine Position, um besser aufstehen zu können.

“Die Treppe ist zerstört und ich zweifle daran, dass du selbst heil in der unteren Etage ankommst.”, grummelte Velten leicht gereizt. Mark spürte wie er flach auf den Teppich gelegt wurde und der Magier aufstand.

“Ich werde mit Mark vorgehen. Sobald ich einen festen Stand auf dem Regal habe, folgst du mir. Dann kannst du dich an mir abstützen, wenn du aus dem Gleichgewicht kommst.”, wies der Schwarzhaarige Zachary an und hob seinen ehemaligen Schüler mit einem Ruck vom Boden. Als der Ruck durch Marks Körper ging konnte er nicht einmal mehr Stöhnen. Mit einem Mal war alles um ihn herum schwarz.

Streit

Als Mark wieder zu sich kam, fühlte sich sein Körper schwer und etwas taub an. Seine Augenlieder schienen sich nicht heben zu wollen und er verspürte ein Pochen im rechten Arm. Resignierend blieb er einfach ruhig liegen und lauschte auf seine Umgebung. Ganz in der Nähe konnte er das regelmäßige Atmen eines Schlafenden hören, ansonsten herrschte totenstille um ihn herum. Ein flaues Gefühl in der Magengegend machte ihm deutlich das er Hunger hatte. Nun fiel ihm auch auf, dass sein Mund vollkommen ausgetrocknet war. Ein sehr unangenehmes Gefühl.

Vorsichtig bewegte er den pochenden Arm und erntete einen kurzen schmerzhaften Stich, der seinen ganzen Unterarm durchzuckte. Ein leises Brummeln kam über seine Lippen, welches seinen Unmut zum Ausdruck bringen sollte. Endlich raffte er sich dazu auf seine Augen zu öffnen und sah eine unbekannte Wand über sich schweben. Leicht verwirrt sondierte er seine Umgebung mit genauen Blicken. Sein Bett befand sich in einem hellen Raum und stand dort einige Zentimeter von einem Fenster entfernt, durch welches man eine Wiese und einige Bäume sehen konnte. Neben seinem Bett gab es noch fünf weitere, welche allerdings leer waren. Rechts neben ihm befand sich ein Stuhl auf dem ein Tablett mit Brot, Käse, einem Krug sowie einem Becher ruhte. Am fußende seines Bettes lehnte Zachary, den Kopf auf den Armen abgelegt, welche sich auf der Rückenlehne eines Stuhles befanden. Auf diesem saß der Rothaarige schlafend. In dem Versuch sich aufzusetzen stützte Mark sich auf seinem rechten Arm ab und musste sich schwer zusammen nehmen um nicht zu zucken, als abermals der Schmerz durch seinen Unterarm schoss. Ein beinahe lautloser Seufzer entwich ihm und er stemmte sich mit seinem unverletzten Arm in eine sitzende Position. Wieder musterte der Blonde den Schlafenden und stellte fest, dass dieser noch dieselbe Kleidung trug wie bei ihrem Kampf. Durch den Riss am Ärmel von Zacharys Hemd konnte er getrocknetes Blut sehen, welches wohl von der Wunde stammte, die Romiro dem Magier zugefügt hatte.

Der Confidant griff nach dem Krug, der wie er feststellte mit Wasser gefüllt war, befüllte den dazugehörigen Becher und leerte diesen mit einem Zug. Nachdem er sich noch zwei Scheiben des Brotes einverleibt hatte, schlug er die Decke zurück die noch immer über ihm lag und schwang seine Beine aus dem Bett. Ein prüfender Blick hinüber zu dem Rothaarigen, verriet ihm das dieser noch immer seelenruhig schlief. Mark erhob sich und musste feststellen, dass er noch etwas wackelig auf den Beinen war. Allerdings war dies weder extrem störend noch bedenklich. Mit leisen Schritten näherte er sich seinem Freund, ließ sich neben diesem auf ein Knie herab und betrachtete sich so gut es ging die Wunde an dessen Arm. Soweit er es erkennen konnte ohne Zachary berühren zu müssen, war die Wunde nicht weiter schlimm. Ein kleiner Schnitt und sicher nicht tödlich. Dennoch wäre es seine Aufgabe gewesen den Magier vor Schaden zu bewahren und irgendwo in einem Winkel seines Herzens, regte sich sein Gewissen. Wieder entwich ihm ein Seufzen, was er allein in der kurzen Zeit die er nun wach war, öfter getan hatte als er es normalerweise in einem ganzen Monat tat. Das leise Geräusch das Mark so dicht bei dem Rothaarigen gemacht hatte, bewirkte das sich dieser etwas regte. Kurz glitt der Blick des Blonden zur Tür und verweilte dort einige Sekunden. Er sollte dem Magier wirklich nicht so nahe kommen, wenn dieser schlief.

Mit Mittel und Zeigefinger seiner linken Hand strich Mark über seine Lippen, woraufhin sowohl diese als auch seine Hand leicht zu leuchten begannen. Er schloss die Hand zur Faust und öffnete diese wieder woraufhin sich das Leuchten um einiges verstärkte. Ein kurzes Zögern ergriff den Blonden. Zachary würde sicherlich aufgebracht sein, wenn er tatsächlich tat was er gerade zu tun gedachte. Der Confidant verengte leicht seine Augen und rang mit sich. Schließlich zuckte er mit den Schultern. Es spielte nicht wirklich eine Rolle ob der Rotschopf sich darüber ärgerte. Wenn man es sachlich betrachtete war es immerhin die Aufgabe eines Confidanten seinen Magier vor Schaden zu bewahren und Zachary war Marks Magier. Sollte der Kleinere ruhig toben, es war ihm gleich.

Nun da er endlich seine Entscheidung getroffen hatte, ließ er seine Fingerspitzen sanft über die Wunde am Arm des Rothaarigen gleiten und diese verschwand augenblicklich. Alleindings verpuffte sie nicht einfach, doch das hatte Mark gewusst. Noch im selben Moment in dem die Wunde von Zacharys Arm verschwand, tauchte sie auf dem Arm des Blonden auf. Das Leuchten seiner Hand und seiner Lippen verschwand. Er ließ seinen Blick auf den neuen Schnitt auf seinem Arm sinken. Erst jetzt fiel ihm auf das er nicht mehr die gleiche Kleidung trug wie bei ihrem letzten Kampf. Er trug ein schwarzes, ärmelloses Hemd und eine Unterhose. Wieder huschte sein Blick zu dem Stuhl auf dem das Tablett stand und tatsächlich lag unter dem Tablett etwas, dass durchaus eine Hose sein konnte und unter der zweckentfremdeten Sitzgelegenheit befanden sich seine Stiefel. Kurzerhand verfrachtete Mark das Tablett auf eines der anderen Betten, zog sich die Hose an und fand unter dieser lederne Armschützer. Er nahm sie und musterte diese. Die Abnutzungsspuren an markanten Stellen zeigten ihm, dass es seine waren. Der Confidant konnte also davon ausgehen, dass die restliche Kleidung ebenfalls ihm gehörte. Mit geübten griffen versuchte er den rechten Armschützer anzulegen und ignorierte den stechenden Schmerz der immer wieder durch seinen Unterarm schoss. Es kostete ihn einige Mühe den ledernen Schutz anzulegen, aber letzten Endes gelang es ihm.

Plötzlich wurde ihm klar, dass sich irgendetwas im Raum verändert hatte, während er intensiv mit sich selbst beschäftigt war. Mark spitzte die Ohren und starrte stur auf den zweiten Armschützer herab. Es war nichts zu hören außer Zacharys Atem. Aber genau dies war es, was sich verändert hatte. Der Rhythmus der Atmung des Magiers. Langsam wandte der Blonde sich dem Stuhl zu und sah in das verschlafene Gesicht seines Freundes, der seine Haltung noch immer nicht geändert hatte. Wortlos sahen sich die beiden an. Zachary war der erste der die Stille durchbrach.

“Was tust du da?”, nuschelte der Rothaarige mehr als das er es sagte. Mark setzte sich auf das Bett und legte den ledernen Schützer zu seiner Linken ab.

“Ich versuche mich im anlegen meiner Armschützer.”, gab er sachlich zurück. Die einzige Erwiderung des Magiers bestand in einem gedehnten “hmm”. Langsam erhob sich der Rothaarige, beinahe so als läge ein Gewicht auf ihm, welches ihm das Aufstehen erschwerte. Müde schlurfte Zachary zu Mark herüber, ließ sich schwer neben ihm auf das Bett fallen und griff nach dem ledernen Gegenstand. Der Geruch von getrocknetem Schweiß haftete an dem Kleineren. Nach eingehender Betrachtung, griff dieser nach dem linken Arm seines Confidanten und legte ihm ungeübt den Schutz an. Kurz besah sich der Magier sein Werk und ließ sowohl Marks Arm als auch seine eigenen Hände in seinen Schoß sinken. Dem Anschein nach, hatten die Gedanken des Magiers noch immer nicht vollständig in die Realität zurückgefunden. Zachary atmete einmal tief durch, schloss seine Augen und ließ den Kopf hängen. Der Blonde stieß leicht gegen den Körper seines Freundes und ergatterte so dessen Aufmerksamkeit. Blinzelnd sah ihm Zachary ins Gesicht.

“Wie lange bist du schon hier?”, fragte Mark. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Magiers und dieser zuckte leicht mit den Schultern. Als wortlose Antwort erreichten Mark einige Bilder, welche ihm zeigten wie man ihn her gebracht hatte. Die Augenbrauen des Größeren hoben sich etwas.

“Lass uns gehen.”, sagte der Blonde, erhob sich und sah auffordern auf den Rothaarigen herab. Dieser musterte seinen Freund einige Augenblicke verwirrt, erhob sich allerdings. Gähnend streckte sich Zachary, verzog sofort leidend das Gesicht und ließ schnell seine Arme sinken. Ein leichtes zucken um Marks Lippen deutete ein Grinsen an.

“Bei dem Kampf in der Akademie hat es viele Verletzte gegeben und drei Tote.”, sagte der Rothaarige und ein Schatten legte sich über dessen Gesicht. Der Confidant nickte um ihm zu zeigen, dass er ihm zuhörte.

“Meine Oma war hier und hat es mir erzählt. Die Frau die ich nicht retten konnte hieß Henriette und war eine Confidantin. Es hat eine Weile gedauert bis mir einfiel wo ich den Namen schon mal gehört hatte…”, fuhr der Magier fort und wartete ab. Der Blonde zog leicht die Augenbrauen zusammen und versuchte sich zu erinnern. Er hatte den Namen ebenfalls gehört, allerdings wusste er nicht in welchem Zusammenhang. Sein Freund schien aber keine Anstalten zu machen, ihm auf die Sprünge zu helfen. Mark seufzte und fuhr sich mit der linken Hand durchs Haar. Gerade als er Zachary bitten wollte es ihm zu sagen hörten sie Stimmen vor der Tür.

“Das darf ich nicht. Gehen sie bitte.”, erklärte die Stimme einer Frau. Dann kehrte eine Weile ruhe ein. Mark fixierte die Tür mit den Augen und wartete. “Gehen sie bitte.”, wiederholte die weibliche Stimme gereizt. Ein Mann entgegnete etwas, doch es war zu leise als das man es im Raum hätte verstehen können.

“Das ist mir bewusst, allerdings werde ich mich an meine Anweisungen halten.”, antwortete sie genervt. Wieder erklang die Stimme des Mannes.

“Er ist noch nicht wieder aufgewacht.”, erklärte sie ihm. Danach machte sich Stille breit. Nach einiger Zeit in der nichts mehr zu hören gewesen war, richtete Mark seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kleineren.

“Ich gehe mal davon aus, dass es mir nicht freisteht zu gehen.”, sagte der Blonde beiläufig. Zachary grinste und zuckte mit den Schultern.

“Ich habe bisher nicht versucht dich zu entführen.”, entgegnete er. Der Confidant lächelte. Verblüfft und zugleich glücklich sah der Rothaarige ihm ins Gesicht. Der Größere legte dem Magier eine Hand auf den Kopf und erhob sich, wobei sich wieder der gewohnte Ausdruck auf seinem Gesicht ausbreitete. Der Blonde trank einen weiteren bechervoll Wasser, dehnte vorsichtig seine Arme, ließ ein paar Mal die Schultern kreisen und ging zum Fenster hinüber. Draußen schien die Sonne und nur vereinzelt waren ein paar weiße Wolkenfetzen an dem strahlend blauen Himmel zu sehen. Nichts wies auch nur annähernd darauf hin, dass hier vor kurzem noch ein Kampf getobt hatte. In der Akademie selbst würde es allerdings anders aussehen, zumindest ging Mark davon aus.

“Wieso hat dein Bruder nicht nach dir gesehen?”, fragte Zachary, erhob sich und drehte sich zu dem Größeren um. Dieser verengte einige Sekunden lang seine Augen und öffnete dann das Fenster um etwas frische Luft in den Raum herein zu lassen. Dann wandte er sich schwungvoll zu dem Magier um und betrachtete diesen.

“Unsere Beziehung ist schon seit langer Zeit gestört. Er versucht verzweifelt die Anerkennung meines Vaters zu ergattern und wird stattdessen immer nur mit mir verglichen. Ich glaube nicht das Seth mich hasst, aber er sieht mich als einen Konkurrenten und nicht als seinen Bruder.”, erklärte Mark. Ein Gefühl der Traurigkeit erreichte den Confidanten. Dieser hob abwehrend die Hände und drehte leicht den Kopf zur Seite, um den Rothaarigen davon abzuhalten etwas dazu zu sagen.

“Haben sie Syrus gefasst?”, wechselte der Blonde das Thema, wandte sich ab und lehnte sich aus dem Fenster. Eine Pause folgte seiner Frage, aber schließlich antwortete Zachary.

“Nein. Romiro ist momentan in einem der Zimmer eingesperrt und wird von einem Guardian bewacht, aber Syrus ist entkommen. Ich habe gehört, dass er bereits bekannt ist und zu den Rebellen gehört. Allerdings fällt mir kein Grund ein, warum er ausgerechnet hierher gekommen ist. Was würde ihm das bringen?”, sagte er, ging zu seinem Freund herüber und lehnte sich neben diesem gegen die Wand.

“Das kommt darauf an. Vielleicht hat er eine Möglichkeit gesehen Schaden anzurichten und hat diese einfach genutzt. Möglicherweise sehe ich das ganze aus einer zu banalen Sichtweise, aber dies scheint mir kein geplanter Angriff gewesen zu sein.”, entgegnete Mark, richtete sich auf und gähnte.

“Und warum hat er Romiro da mit hinein gezogen?”, fragte Zachary. Mark zuckte mit den Schultern, ließ sich auf sein Bett fallen und schwang die Füße darauf.

“Entweder wollte er ihn Rekrutieren und hat ihn bei dieser Gelegenheit gleich auf die Probe gestellt oder er brauchte einfach nur jemanden der willig war ihm zu helfen und notfalls Angreifer von ihm ablenken konnte.”, antwortete der Blonde.

“Also hat er ihn entweder getestet und als unzureichend befunden oder er hat ihn als Ablenkungsmanöver missbraucht?”, hakte der Magier zweifelnd nach. Mark blinzelte überrascht. Zusammengefasst hörte sich seine Aussage an, als sei es die eines verbitterten, alten Mannes. Nachdenklich lehnte er sich zurück und starrte die Decke an.

“Manchmal würde ich einiges dafür geben, Gedanken lesen zu können.”, sagte Zachary. Der Größere blickte ihm lange ins Gesicht und wog ab, ob er nun seine Gedanken preisgeben oder seinem Freund etwas entgegnen sollte. Letzten Endes entschied er sich dafür einen, wie er hoffte, nichts sagenden Ton von sich zu geben und zu nicken. Abwartend musterte der Rothaarige sein Gegenüber und setzte sich neben diesen auf das Bett.

“Hast du dir schon mal überlegt, deine Gedanken frei zu äußern?”, fragte der Kleinere. Ein Schulterzucken antwortete der Frage.

“Wenn ich meine Gedanken leichtfertig preisgeben würde, wäre das ziemlich unklug.”, entgegnete der Blonde nach einigen weiteren Sekunden. Gerade als der Confidant sich aufsetzen wollte, schlang Zachary die Arme um ihn und die beiden fielen zusammen zurück in die Kissen. Vollkommen überrumpelt starrte Mark an die Decke, während sein Freund sich an ihn klammerte als wolle er ihn nie wieder los lassen. Vorsichtig und sachte versuchte der Blonde ihn von sich fort zu schieben, doch dies irritierte den Magier nicht im Mindesten. Im Gegenteil die Gefühle, welche den Größeren erreichten, vermittelten ihm eher den Eindruck, als habe der Rothaarige damit gerechnet. Nach Worten suchend ließ Mark seine Hände auf Zacharys Hüfte liegen und stellte seine Bemühungen ein, den Magier von sich fort zu schieben. Langsam zog der Rothaarige seine Hände unter seinem Confidanten hervor und veränderte seine Position, bis er über dem Blonden kniete und auf ihn herunter sah. Der Magier musterte seinen Freund bis sein Blick schließlich an etwas hängen blieb. Wut keimte in dem jungen Mann auf, woraufhin Mark verwirrt dem Blick des Kleineren folgte. Erst jetzt hatte Zachary bemerkt, dass der Blonde eine Wunde am Arm hatte, die eigentlich der Magier davon getragen hatte. Der Confidant zog sich etwas weiter in sich selbst zurück, ging sicher dass sein Gesicht keine Regung zeigte und wartete ab.

“Wieso hast du das gemacht?”, fragte der Rothaarige und bewegte sich keinen Zentimeter.

“Ich bin dein Confidant.”, antwortete Mark, als würde diese Aussage alles erklären. Der wütende Blick des Magiers bohrte sich in die Augen seines Gegenübers. Man konnte dem Kleineren ansehen, dass er etwas sagen wollte, doch er brachte kein Wort heraus.

“Ich verstehe es nicht. Du wusstest, dass ich wütend werden würde und doch hast du es getan.”, schrie Zachary schließlich. Mark verengte leicht die Augen. Abermals zog er sich ein Stück weiter in sich zurück und versuchte mental möglichst viel Abstand zwischen sich und seinen Freund zu bringen. Unsicher fragte er sich ob Zachary seine Aussage auf etwas stützte, dass er von ihm empfangen hatte oder einfach nur geraten hatte.

“Hör auf!”, brüllte der Rothaarige.

“Womit?”, fragte der Confidant tonlos. Blitzschnell war der Magier vom Bett aufgestanden, ballte die Fäuste und rannte ziellos und wütend im Raum auf und ab. Mark setzte sich auf und schwang die Beine vom Bett um den anderen besser beobachten zu können. Mit einem heftigen Tritt beförderte Zachary den Stuhl auf dem er geschlafen hatte zur Seite, blieb dann wie angewurzelt stehen und betrachtete die geschundene Sitzgelegenheit.

Unvermittelt schwang die Tür zum Zimmer auf und eine ziemlich böse dreinblickende Frau in mittlerem Alter stand darin. Mit ihrem bösen Blick, der einem Dämon alle ehre gemacht hätte, sah sie von dem Magier zu dem Confidanten und wieder zurück. Doch noch bevor sie die Stimme erheben konnte, wirbelte Zachary zu ihr herum und schritt an ihr vorbei. Hinter sich ließ er die Zimmertür gut vernehmlich ins Schloss fallen.

“Was war…”, begann die Frau, aber Mark unterbrach sie mit einer Handbewegung und einem Blick der ihr mitteilte, dass dies seine private Angelegenheit war und sie sich nicht dafür zu interessieren brauchte. Der Blonde erhob sich und steuerte auf den Ausgang zu, um seinem Partner zu folgen, doch die Frau verstellte ihm den Weg. Wie angewurzelt blieb Mark stehen und sah sie auffordernd an.

“Tut mir Leid, ich kann sie nicht gehen lassen. Sie sind verletzt und ihr Vater bat mich, mich um sie zu kümmern.”, erklärte sie ihr handeln. Der junge Mann ging wortlos zum Fenster, stützte sich mit den Ellenbogen auf die Fensterbank und nickte. Die Frau blieb noch einige Momente stehen und verließ dann das Zimmer. Als sich die Tür leise geschlossen hatte, überprüfte der Confidant ob sie tatsächlich fort war. Dann ging er zum Bett zurück und zog sich seine Schuhe an. Dies bereitete dem Blonden, aufgrund seines verletzten Armes, zwar etwas mehr ärger als gedacht, doch er schaffte es in einer angemessenen Zeit. Wieder sah er aus dem Fenster und schätzte ab, wie hoch er war. Es waren etwa drei höchstens vier Meter, kein Problem für einen gesunden Confidanten.

Mark hockte sich auf das Fensterbrett und schwang die Füße nach draußen. Vorsichtig versuchte er sich auf seinen Verletzten Arm zu stützen, was ihm zwar gelang, jedoch äußerst unangenehm war. Den Schmerz ignorierend wuchtete er sich vom Fensterbrett und fiel in die Tiefe. Als er unten ankam versuchte er sich abzurollen, allerdings gaben seine Beine unter ihm nach, als sie endlich Bodenkontakt hatten. Er landete hart auf den Knien und kippte nach vorn. Mit beiden Händen fing er den Sturz ab und musste die Augen zusammenkneifen, als ein stechender Schmerz durch seinen verletzten Arm schoss.

Langsam erhob er sich und betrachtete sich den Himmel. Es waren hier und da ein paar weiße Wolken am Himmel zu sehen und er schätzte, dass es späterer Nachmittag war. Er ging über die Wiese und um die Akademie herum, bis er irgendwann im Hof ankam. Von dort aus folgte er dem Weg, welcher ihn letzten Endes zurück zum Dorf bringen würde. Auf seinem Weg begegnete er einigen Leuten die entweder vom Dorf kamen und zur Akademie wollten oder umgekehrt, allerdings schien ihn niemand besonders interessant zu finden. Wie selbstverständlich trugen ihn seine Füße zu dem Haus in dem Zachary wohnte, doch auch nach mehrmaligem klopfen öffnete niemand die Tür. Seufzend ließ er sich neben dieser zu Boden gleiten und suchte sich eine einigermaßen bequeme Position. Irgendwann würde Zachary hierher zurückkommen müssen. Im Idealfall hatte er sich bis dahin auch etwas beruhigt. Er ging den Streit noch einmal durch und versuchte zu ergründen, weshalb der Rothaarige so ausgerastet war. Doch egal wie lange er darüber nach dachte, es ergab keinen Sinn. Mark hatte damit gerechnet das der Magier es nicht gut heißen würde, wenn er mit Hilfe eines Zaubers dessen Wunde auf sich übertrug, aber um derart wütend zu werden musste er einen anderen Grund gehabt haben. Nach einer Weile schloss er die Augen und schlief ein.

Mit dem Gefühl, dass sich ihm jemand näherte erwachte Mark aus seinem Schlaf. Die Schritte näherten sich ihm und hielten dann vor ihm inne. Nach einer Weile in der nichts geschah, erwog er seine Augen zu öffnen um sein Gegenüber zu identifizieren, entschied sich jedoch schließlich dagegen.

“Bist du schon Tod oder wartest du noch darauf?”, fragte Anna. Mark öffnete ein Auge und besah sich die alte Dame. Sie hielt einen geflochtenen Korb, welcher bis zum Rand mit Gemüse gefüllt zu sein schien, in den Händen. Der Blonde schloss sein Auge wieder.

“Weder noch. Ich übe mich in Ruhe und Gelassenheit.”, antwortete der Confidant.

“Du kannst gerne im Haus weiter üben, wenn du möchtest.”, entgegnete die Frau, was Mark dazu veranlasste seine Augen zu öffnen und ihr in das grinsende Gesicht zu sehen.

“Komm schon mit. Du wirkst wirklich eher tot als lebendig. Ein wenig Farbe würde dir zwar gut zu Gesicht stehen, aber die Sonne wird ohnehin bald untergehen.”, fügte sie hinzu, als die Antwort des Blonden auf sich warten ließ.

“Vielen Dank für ihr Angebot.”, gab er freundlich zurück, rührte sich jedoch keinen Zentimeter. Die alte Dame nickte verstehend und verschwand kurz darauf im Haus. Wenig später setzte die Dämmerung ein und endlich kam die Person, auf die er die ganze Zeit gewartet hatte. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck steuerte er auf das Haus zu und kurz bevor er dieses erreichte, bewegte sich Mark leicht und machte den Rotschopf so auf sich aufmerksam. Erschrocken zuckte Zachary leicht zusammen und besah sich einige Momente ungläubig den Confidanten. Man konnte beinahe sehen, wie die Gedanken des Kleineren sich überschlugen. Langsam kam der Magier auf den Blonden zu und ließ sich zu deren linken an der Hauswand herunter rutschen und setzte sich neben ihn.

“Was machst du hier?”, fragte Zachary unsicher und mit gesenktem Blick.

“Soll ich wieder gehen?”, stellte Mark die Gegenfrage. Sofort weiteten sich die Augen des Magiers und sein Gesicht ruckte zu Mark.

“Nein.”, platzte es aus dem geschockten Rotschopf heraus. Die Mundwinkel des Confidanten zuckten leicht und er nickte.

“Es tut mir Leid. Ich hätte nicht so reagieren dürfen, immerhin wolltest du mir nur helfen. Ich war nur so wütend. Ich bin Schuld, dass es dir so schlecht geht und sogar während ich schlafe schade ich dir. Das ist…”, plapperte Zachary los, wurde jedoch von seinem Freund unterbrochen.

“Wie kommst du darauf, dass du mir schadest? Das ist doch vollkommener Unsinn. Du hattest auch keine Schuld an meinen Verletzungen, die ich im Kampf davon getragen habe. Du hattest sicherlich Anteil daran, aber ich hätte mich von vornherein auf keinen Kampf einlassen dürfen, da ich körperlich nicht unbedingt in Bestform war.”, widersprach der Blonde entschieden.

“Aber das war ich doch auch Schuld.”, entgegnete der Magier. Mit erhobener Augenbraue sah Mark den Kleineren an. Widersprechen konnte er dem Rothaarigen schlecht. Denn im Prinzip war es tatsächlich seine Schuld gewesen.

“Habe ich dir jemals die Schuld für irgendetwas gegeben oder dir Vorwürfe gemacht?”, fragte der Confidant. Wieder senkte Zachary den Blick in seinen Schoß. Laut seufzte Mark, lehnte sich zurück legte den Hinterkopf an die Hauswand und sah gen Himmel. Um sie herum wurde es immer dunkler und die Wolken hatten hübsche herbstliche Farben abgenommen.

“Du bist wirklich einzigartig.”, stellte der Größere fest und man konnte den Ansatz eines Grinsens auf seinem Gesicht erkennen. Wieder sah Zachary zu ihm herüber und nach einigen Sekunden zeigte sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Rothaarigen. Dies blieb Mark nicht verborgen.

“Nichtsdestotrotz werde ich dir bei Gelegenheit beibringen müssen, schweren Regalen auszuweichen.”, stichelte der Confidant mit einem schelmischen Gesichtsausdruck. Der Magier versetzte ihm einen leichten Stoß und lachte. Auch auf dem Gesicht des Blonden zeichnete sich ein Lächeln ab und einige Augenblicke sahen sich die beiden an, dann betrachtete Mark wieder den Himmel. Die Farben waren verschwunden und in der zunehmenden Dunkelheit wirkten die Wolken nun leicht grau. Es dauerte noch einige Sekunden bis das Lächeln dem nichts sagenden Ausdruck platz machte, welcher üblicherweise das Gesicht des Confidanten zierte. Zachary seinerseits beschränkte sich darauf still seinen Freund zu beobachten.

Schockierender Einbruch

Als Mark später Zuhause ankam wurde er lediglich von Amy der neuen Haushälterin empfangen, die sich auch gleich nach seinem Wohlbefinden erkundigte. Von ihr erfuhr er, dass Seth und sein Vater noch immer zusammen in einer Versammlung saßen, in der es wohl um den Angriff auf die Akademie ging. Wieder einmal hatte sein Vater seinen kleinen Bruder zum Ersatz, zum Platzhalter degradiert, denn auf dieser Versammlung hätte Mark anwesend sein müssen. Die Verletzungen, die er bei dem Kampf in der Akademie davongetragen hatte, hatten dies jedoch unmöglich gemacht und nun saß ein Junge an seiner Stelle zwischen den Erwachsenen und wünschte sich, dass er um seinetwillen dort saß. Leider war dem nicht so und Mark wusste, dass sein Vater es dem Jungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als einmal gesagt hatte. Wieder war die Beziehung zwischen ihm und Seth von ihrem Vater belastet worden und der Confidant wusste nicht, wie lange die instabile Beziehung zwischen ihm und seinem Bruder noch halten würde. Es tat ihm weh, dass er hilflos dastehen musste und abwarten. Er konnte nichts dagegen tun, dass sein Vater so mit seinem kleinen Bruder umging und die Götter wissen, er hatte es mehr als einmal versucht. Diese Versuche Seth in den Mittelpunkt zu rücken und ihn zu unterstützen machten es jedoch noch viel schlimmer, da der Junge gewillt war, aus eigener Kraft die Liebe und Anerkennung ihres Vaters zu erlangen.

Müde, wütend und traurig ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte an die wohl bekannte Zimmerdecke. Er lag erst wenige Sekunden auf seinem Bett, als es auch schon an der Tür klopfte. Mark reagierte nicht darauf.

“Entschuldigen sie, ich wollte mich erkundigen ob sie noch etwas benötigen.”, fragte Amys Stimme vor der Tür, ohne diese jedoch zu öffnen. Kurz zuckte der Blick des Blonden zur Tür und wanderte Sekunden später wieder zur Zimmerdecke hinauf.

“Nein, vielen Dank.”, antwortete er tonlos. Der Confidant nahm nach einer Weile an, dass die junge Frau gegangen war, denn sie sagte nichts mehr und verursachte auch ansonsten keine hörbaren Geräusche. Erst jetzt fiel im auf, dass Amy tatsächlich die Gabe hatte sich beinahe geräuschlos durchs Haus zu bewegen. Kurz fragte er sich ob dies wohl angeboren oder antrainiert war, allerdings würde er sie auch nicht danach fragen denn man wusste nie, wann er sich den nächsten Namen, das nächste Gesicht, die nächste Geschichte merken musste. Irgendwann schlief er ein. Am Rande hörte er die Ankunft seines Vaters, wachte jedoch nicht wirklich auf.

Früh am Morgen hämmerte es an seine Zimmertür und dies ließ ihn aus dem Schlaf schrecken. Die kräftigen und fordernden Schläge, welche auf das massive Holz trafen, machten ihm klar dass es sein Vater war.

“Ja?”, fragte er auf einen Schlag hellwach.

“Ich erwarte dich unten beim Frühstück zu sehen. Ich muss mit dir reden.”, sagte sein Vater und trampelte von dannen, ohne auf die Antwort seines Sohnes zu warten. Unbeeindruckt stand der junge Mann auf und zog sich um. Als er den Saal betrat, in dem sie üblicherweise aßen, saßen sein Vater, sein Bruder und Velten bereits am Tisch und warteten auf ihn.

“Guten Morgen.”, grüßte Velten und zwinkerte ihm kurz zu. Marks Mundwinkel zuckten leicht und er nickte.

“Guten Morgen.”, wünschte er der Allgemeinheit und setzte sich auf seinen Stuhl. Niemand sagte etwas, bevor sie zu Ende gefrühstückt hatten. Als Amy gerade den Tisch abräumte, räusperte sich sein Vater.

“Nun da wir alle gefrühstückt haben, sollten wir zu den wichtigen Punkten des Tages kommen. Ich werde zwei der Guardians ausschicken, um diesen Syrus zu finden. Es gibt bereits Freiwillige für diese Aufgabe und ich habe beschlossen das du sie begleiten wirst.”, sagte das Familienoberhaupt und sah Mark mit einem durchdringenden Blick an.

“Ich bin kein Guardian, Vater.”, entgegnete Mark gelassen und beinahe beiläufig. Das rechte Auge seines Vaters zuckte leicht.

“Dessen bin ich mir bewusst. Dennoch hast du diesen Mann gesehen und wirst ihn wieder erkennen.”, sagte der Ältere. Sein Sohn nickte und nippte an seiner Tasse Kaffee, welche seit einigen Sekunden dank Amy vor ihm stand.

“Das ist wahr. Wann werden wir aufbrechen?”, fragte der älteste Sohn. Seth rutschte leicht auf seinem Stuhl zur Seite, sagte jedoch kein Wort. Ihr Vater schien den Jungen allerdings nicht wahr zu nehmen.

“Wenn alles glatt geht in ein paar Stunden und um dies zu gewährleisten, werde ich mich nun persönlich darum kümmern.”, antwortete sein Vater, während er sich erhob und ging. Kurz nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, sprang Seth von seinem Stuhl auf und verschwand ebenfalls durch die Tür.

“Wie fühlst du dich?”, fragte Velten vollkommen zusammenhangslos und betrachtete sich seinen einstigen Schüler. Dieser zuckte leicht mit den Schultern.

“Ich denke für diesen Syrus sollte es reichen.”, entgegnete Mark.

“Du solltest deinem Freund bescheid sagen, bevor ihr aufbrecht.”, sagte der Ältere. Der Blonde schenkte ihm einen kurzen Blick und sah nachdenklich in seine Kaffeetasse.

“Ich für meinen Teil habe nicht gehört, dass du allein mit den Guardians auf die Suche nach diesem Rebellen gehen sollst.”, stellte Velten unschuldig fest. Marks Augenbrauen wölbten sich leicht nach oben. Mit dem Ansatz eines Grinsens im Gesicht erhob er sich und schob seinen Stuhl näher an den Tisch heran.

“Richtig, ich sollte ihn wohl vorwarnen bevor wir aufbrechen.”, sagte der Blonde und schritt auf die Tür zu.

“Ich werde in der Akademie sein. Wenn ihr bereit seid kommt zu mir.”, entgegnete der Confidantenausbilder. Der Jüngere wandte sich zu ihm und betrachtete ihn.

“Du bist kein Guardian.”, stellte Mark fest.

“Nichtsdestotrotz obliegt mir die Organisation. Ihr werdet auf dem Karren eines Händlers mitfahren, der zufällig in eure Richtung möchte. Natürlich nimmt euch der Mann nicht aus reiner Herzensgüte mit. Ihr seit für die Sicherheit seiner Ware verantwortlich.”, erklärte Velten.

“Was ist das für eine Ware?”, erkundigte sich der junge Confidant.

“Zu meinem bedauern muss ich dir sagen, dass er diese Information für sich behalten hat. Er scheint wohl der Meinung zu sein, dass es uns weder betrifft noch etwas angeht.”, antwortete der Ältere. Mark nickte, wandte sich um und schritt zur Tür. Kurz bevor er den Raum verließ, hielt er nochmals inne und warf seinem ehemaligen Lehrer einen Blick zu.

“Dann werde ich mal nachsehen.”, sagte der Blonde und ging.

“Nimm Zachary mit.”, rief ihm Velten nach. Kurz bevor die Tür sich schloss, hob der junge Confidant bestätigend die Hand.

Es dauerte nicht lange, bis er vor Zacharys Haus stand und noch bevor er die Tür erreichte, öffnete sich diese und ein breit grinsender Rotschopf stand im Türrahmen. Leicht irritiert musterte Mark sein Gegenüber.

“Komm rein.”, sagte der Magier freudestrahlend und trat zur Seite, um seinem Freund Einlass zu gewähren.

“Danke für das Angebot, aber ich habe es etwas eilig. Möchtest du mich begleiten? Ich erkläre dir unterwegs worum es geht.”, entgegnete der Blonde. Zachary nickte kurz mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht und trat nach draußen.

“Ich bin außer Haus.”, rief er ins Haus zurück.

“Ja ja, ich weiß schon. Wie lange wird es dauern?”, fragte Annas Stimme. Der Rothaarige sah seinen Partner fragend an.

“Es wird wohl nicht länger als zwei Stunden dauern, wenn alles glatt geht.”, rief Mark der alten Dame zu. Als nichts zurück kam zog Zachary die Tür hinter sich zu und gemeinsam gingen sie durch die Straßen.

“Wohin gehen wir?”, hakte der Magier nach einer Weile nach.

“Wir werden einem der Händler einen Besuch abstatten. Ich werde ihn eine Zeit lang eskortieren und seine Waren beschützen.”, erklärte Mark.

“Allein?”, fragte Zachary. Mark blickte den Rothaarigen an und seine Mundwinkel zuckten leicht.

“Möchtest du mich begleiten?”, fragte der Confidant. Ein strahlen erhellte das Gesicht des Kleineren.

“Da fragst du noch? Natürlich begleite ich dich.”, platzte die Antwort aus Zachary heraus. Der Blonde schenkte ihm ein schiefes Lächeln und beschleunigte seine Schritte etwas.

“Ich bin natürlich kein Wachmann und habe auch nicht vor meine Karriere in diese Richtung zu lenken. Unser eigentlicher Auftrag ist es Syrus aufzuspüren und zu identifizieren.”, erzählte Mark.

“Wie sollen wir das anstellen? Wir haben doch keine Ahnung wohin sich dieser Kerl geflüchtet hat.”, stellte der Kleinere fest.

“Wir nicht, allerdings scheinen die Guardians dazu eine Idee zu haben. Ich bin mir sicher, dass wir nicht einfach wild drauf los suchen.”, entgegnete der Confidant. Der Rothaarige schien nicht wirklich überzeugt zu sein, sagte jedoch nichts.

“Nun gilt es erst einmal herauszufinden, welche Ware es wert ist von zwei Guardians und uns beiden eskortiert zu werden.”, fuhr Mark fort. Eine Welle der Enttäuschung erreichte ihn, woraufhin er seinen Begleiter musterte.

“Wieso hat denn niemand danach gefragt?”, hakte Zachary.

“Es wurde danach gefragt, allerdings bekamen wir keine Auskunft darüber.”, erklärte der Blonde. Nun blickte der Magier ihn irritiert an.

“Aber wieso sollte er uns dann Auskunft darüber geben.”, fragte der Rothaarige. Manchmal fand Mark die Naivität des Kleineren wirklich niedlich. Es gab Momente in denen der junge Magier sehr abgeklärt reagierte und dann gab es wieder Momente wie diesen, in denen er einfach nur ein herzensguter und naiver junger Mann war.

“Ich habe nicht vor ihn höflich danach zu fragen. Er ist uns in der Tat keine Rechenschaft schuldig und daher wird ein Gespräch und eine nette Bitte um Informationen keine Wirkung zeigen.”, sagte der Confidant, mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht.

“Warum gehen wir dann hin?”, hakte Zachary nach. Dies brachte Mark dazu ihn anzugrinsen. Einige Sekunden lang betrachtete der Magier das Grinsen seines Freundes und schließlich ging ihm ein Licht auf.

“Du willst einbrechen? Am helllichten Tag?!”, platzte es aus dem schockierten Rothaarigen heraus. Der Blonde bedeutete seinem Freund mit einer Handbewegung die Stimme zu senken und schüttelte dann den Kopf.

“Ich möchte mich uneingeladen umsehen.”, rückte der Confidant das Weltbild seines Partners zurecht, was ihm jedoch nicht so wirklich gelang.

“Das ist genau das selbe.”, stellte Zachary nun leiser fest und starrte sein Gegenüber missbilligend an.

“Ich weiß, aber es ist notwendig. Ich weiß nicht was er transportiert, aber ich würde es gern wissen bevor es uns schadet.”, erklärte Mark sein handeln. Er konnte spüren, dass dies seinen Freund überzeugt hatte.

“Vielleicht hast du Recht.”, gab sich Zachary geschlagen und lächelte seinen Confidanten an. Zufrieden nickte dieser und sah sich um. Sie hatten mittlerweile das Händlerviertel erreicht und standen nun zwischen mehreren Lagerhallen und Geschäften. Zielsicher steuerte er auf einen Mann in mittlerem Alter zu und kam vor diesem zum stehen.

“Entschuldigen Sie, wir haben gehört dass einer der Händler heute abreist. Er soll von zwei Guardians eskortiert werden. Wir wollen ebenfalls in diese Richtung und nach diesem Angriff auf die Akademie wollten wir uns ihnen anschließen. Sie wissen nicht zufällig, wo wir diesen Händler finden?”, erkundigte sich der Blonde. Der Mann musterte beide eingehen und sein misstrauischer Blick blieb an Mark haften.

“Ja ich weiß, wo ihr den Mann finden könnt.”, entgegnete der Fremde, sprach jedoch nicht weiter. Geduldig stand Mark einfach da und wartete darauf, dass der Mann weiter sprach.

“Wieso sollte ich euch diese Information geben?”, fragte der Fremde schließlich. Ohne ein Wort zu sagen starrte der Blonde ihn in Grund und Boden, bis der Mann schließlich einlenkte.

“Also schön. Folgt der Straße bis zu diesem Kräutergeschäft, aber nehmt euch vor dieser alten Hexe in Acht, sie zerrt jeden in ihren Laden herein der nach einem potenziellen Kunden aussieht. Dort biegt ihr rechts ab und folgt dem Weg bis ihr vor einem großen Lagerhaus steht. Das Lagerhaus gehört Runfried er ist euer Mann. Wenn ihr am Lagerhaus entlang lauft findet ihr seinen Laden, dort sollte er sich eigentlich aufhalten.”, erklärte der Mann und deutete in eine unbestimmte Richtung. Der Confidant nickte, wandte sich um und folgte der Straße.

“Ich danke Ihnen.”, bedankte sich Zachary und folgte seinem Freund. Schweigend folgten sie dem beschriebenen Weg und kamen tatsächlich vor einem riesigen Lagerhaus zum stehen.

“Das muss es sein.” sagte der Magier und deutete auf eine große zweiflügelige Tür, die um einiges größer war als ein Scheunentor. Mark nickte bestätigend und studierte das Gebäude.

“Ich gehe davon aus das der Laden in dieser Richtung liegt.”, äußerte sich der Blonde und zeigte nach Recht an dem Lagerhaus entlang. Sofort wandte sich der Rothaarige zum gehen, wurde jedoch nach nur einem Schritt von Marks Hand auf seiner Schulter gestoppt. Zachary sah sich mit fragendem Blick zu ihm.

“Deshalb sollten wir uns einen Eingang in dieser Richtung suchen.”, erklärte der Confidant und deutete in die entgegen gesetzte Richtung. Schamesröte stieg im Gesicht des Magiers auf und dieser nickte. Das Gefühl von Scham verfolgte Mark das gesamte Gebäude entlang und fing erst an zu verblassen, als der Blonde in eine enge Gasse einbog die sich zwischen der großen Lagerhalle und einem weiteren Gebäude befand. Das unbekannte Haus das nun links von ihnen lag, hatte zu dieser Seite kein Fenster, was daraufhin deutete, dass es nach dem Lagerhaus gebaut worden war. Denn im Gegensatz zu dem unbekannten Gebäude befanden sich Fenster auf dieser Seite der Halle, allerdings lagen diese so hoch, dass Mark sich strecken musste um die untere Kante des Fensters ergreifen zu können. Der Confidant griff nach dem Fenster und zog sich zu diesem hoch. In dem Raum, in den er hineinsah war es stockfinster und man konnte nur ein paar Konturen von Kisten und Fässern erkennen. Es hielt sich auf jeden Fall kein Mensch dort auf, was er allerdings nicht genau sagen konnte war, ob es in diesem Raum nur einen Eingang gab. Er ließ sich wieder auf den Boden der Gasse sinken und wandte sich seinem Begleiter zu.

“Was hast du gesehen?”, fragte dieser interessiert.

“Einen Raum mit Fässern und Kisten. Ich glaube das wäre ein guter Einstiegsort.”, entgegnete der Blonde.

“Ist das Fenster offen?”, erkundigte sich Zachary beinahe beiläufig. Marks Augenbrauen wölbten sich etwas nach oben und er betrachtete den Magier. Ohne diesem zu Antworten zog er sich erneut zu dem Fenster hoch und zog probeweise mit seiner verletzten rechten Hand am hölzernen Rahmen, der dieses umgab. Es rührte sich nicht. Die Fenster des Lagerhauses waren alle zweigeteilt und ließen sich nach außen öffnen. Seiner Meinung war dies der Beweis dafür, dass sich der Erbauer nicht besonders viele Gedanken darüber gemacht hatte, wie man letzten Endes die Fenster leicht öffnen und schließen konnte.

“Und?”, hörte er die Stimme des Rothaarigen ein Stück unter sich.

“Ich überlege noch.”, gab er zurück.

“Du überlegst ob das Fenster offen ist?”, fragte Zachary irritiert. Mark verdrehte die Augen und musterte wieder das Fenster. Begleitet von einem stechenden Schmerz, der sich durch seinen rechten Unterarm zog stemmte er sich noch weiter hoch und schlug dann mit der rechten Hand das Fenster ein. Sofort griff er in den Raum hinein und öffnete eine Seite des Fensters, dann ließ er sich wieder in die Gasse fallen und lauschte auf Geräusche. Man konnte nie wissen, wer das zerspringen des Glases gehört hatte. Als der Rothaarige Anstalten machte etwas sagen zu wollen legte der Confidant ihm sanft die Fingerspitzen seiner linken Hand auf seinen Mund. Sofort erreichte ihn wieder dieses Gefühl, dass er nicht deuten konnte und er zog die Hand langsam zurück. Nebenbei bemerkte einen seltsamen Blick in dem Gesicht seines Freundes, den er momentan nicht näher analysieren wollte. Als er nach weiteren Sekunden weder in der Nähe der Gasse noch in dem Lagerhaus etwas hören konnte, zog er sich zum offenen Teil des Fensters hinauf, warf einen Blick in den menschenleeren Raum und öffnete die andere Hälfte ihres Durchgangs. Er wuchtete sich nach oben und saß somit im Fenster, wobei eines seiner Beine bereits in den Raum. Vorsichtig, um sich nicht zu verletzen strich er die Scherben von der Fensterbank und diese fielen in den Raum hinein und zersprangen auf einer Kiste, die direkt unter dem Fenster stand. Somit war klar, wie die Arbeiter an das Fenster ran kamen, um es zu öffnen oder zu schließen. Einige Momente wartete er ruhig ob irgendjemand sich an den Geräuschen im Raum stören würde, doch als niemand darauf reagierte sah er zu seinem Partner herab.

“Schaffst du es hier rauf oder wartest du hier?”, fragte der Confidant. Zachary betrachtete sich das Fenster zweifelnd.

“Ich werde auf keinen Fall hier draußen warten.”, stellte er fest und bedeutete Mark mit einer Handbewegung er solle platz machen. Dieser tat wie ihm geheißen und stellte sich auf die Kiste, welche unter dem Fenster stand und sah nach draußen. Der Magier sprang hoch, bekam den Absatz zu fassen und zerrte sich nach oben. Als der Blonde bemerkte, dass der Rothaarige sich mit diesem Versuch wahrscheinlich nicht in das Lagerhaus wuchten konnte, packte er ihn und zog ihn durch das Fenster hinein. Durch das Gewicht des Kleineren bedingt, stolperte er rückwärts von der Kiste auf der er stand herunter und wäre beinahe gefallen, fing sich jedoch wieder. Der ungeschickte Magier hingegen fiel Kopfüber in den Raum, machte in der Luft einen halben Purzelbaum, landete mit dem Rücken auf der Kiste and rutschte schließlich von dieser um auf seinem Hintern zu landen.

“Hast du dich verletzt?”, fragte Mark mit einem amüsierten unterton in der Stimme. Der Confidant hatte sich aber gut genug im Griff um seine nichts sagende Miene aufrecht zu halten. Missmutig sah Zachary ihm ins Gesicht und grummelte etwas. Grinsend hielt Mark ihm seine Hand hin, welche der Rotschopf prompt ergriff und sich auf die Füße ziehen ließ. Als er seinem Confidanten wieder ins Gesicht sah, war das Grinsen verschwunden. Der Blonde empfing das Bedauern, welches Zachary empfand und überlegte kurz, ob er etwas falsch gemacht hatte, tat es aber gleich damit ab, das er den Magier wohl nie verstehen würde. Da lag die Gefühlswelt des Kleineren ausgebreitet vor ihm und er konnte sie einfach nicht deuten. Er schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung. Man konnte davon ausgehen, dass niemand im Lagerhaus war. Nach dem Krach, den sie gerade veranstaltet hatten, wäre sonst sicherlich bereits jemand im Raum und hätte sie auf frischer Tat ertappt. Zu dem nächsten Einbruch, wenn er so etwas je wieder tun würde, würde er für Zachary eine Tür suchen müssen.

“Und nun?”, fragte der Magier flüsternd. Mark blinzelte kurz und betrachtete ihn. Es dauerte einige Sekunde bis ihm einfiel, warum sie eigentlich in dieses Lagerhaus einbrachen. Fast lautlos schlich der Confidant zu der einzigen Tür die er sehen konnte und öffnete diese vorsichtig einen spaltbreit. Die Tatsache dass die Tür keinen Laut von sich gab, zeigte ihm, dass die Türen wohl regelmäßig geölt wurden. Er sah in eine weitläufige Halle, die weitaus heller war als der düstere Raum in dem sie momentan standen. In der Halle standen zwei leere Karren auf denen achtlos hingeworfene Abdeckungen lagen. Im ganzen Raum standen Kisten und Fässer die teilweise Meterhoch gestapelt waren. Der Eigentümer des Lagerhauses schien nicht wirklich ein System zu haben. Mehrere Stapel türmten sich mitten im Raum auf, einige viele standen an den Wänden und einige Kisten und Fässer versperrten sogar eine Tür, was Mark nur daran erkannte, dass man noch einen kleinen Teil des Türrahmens sehen konnte. Stellte sich nun die Frage, ob diese Stapel nur zufällig die Tür versperrten, weil der Eigentümer kein System hatte oder ob sie ganz gezielt die Tür versteckten.

Zachary kam zum Türspalt herüber und schob sich zwischen Mark und die Tür um ebenfalls etwas sehen zu können. Als der Körper des Rothaarigen den seinen streifte, machte der Confidant etwas platz um seinem Begleiter zu ermöglichen besser sehen zu können. Der Blonde beugte sich zum Ohr des Kleineren herab.

“Siehst du diese Tür?”, flüsterte er in dessen Ohr. Der Magier verspannte sich und nickte leicht. Das Gefühl, welches Mark von seinem Freund empfing verursachte eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper und er zuckte leicht von dem Rothaarigen zurück. Mit einem schlechten Gewissen wandte sich Zachary seinem Confidanten zu und sah ihn entschuldigend an. Der Magier trat zur Seite und machte dem Blonden platz. Dieser sah wieder durch den Türspalt. Von seiner Position aus konnte er noch eine weitere Tür sehen, die an derselben Wand lag, wie die andere, allerdings nicht durch Kisten und andere Dinge versperrt war.

“Wir werden uns am besten die nicht versperrte Tür zuerst vornehmen. Vielleicht gibt es von dort aus eine Möglichkeit in den anderen Raum zu gelangen und aus diesem Grund war die zweite Tür nicht wichtig.”, flüsterte Mark konzentriert. Als keine Antwort kam, wandte sich der Confidant zu seinem Magier um. Dieser stand neben der Tür und betrachtete seine Schuhe.

“Warte hier, ich komme gleich wieder. Ich sehe mir nur den Raum hinter der Tür dort an.”, flüsterte der Blonde und deutete auf besagte Tür. Ruckartig hob Zachary den Kopf.

“Ich begleite dich.”, sagte der Rothaarige leise. Gefolgt von dem Kleineren schlich der Confidant zu der Tür hinüber und versuchte diese zu öffnen, allerdings war sie abgeschlossen. Kurz hielt er inne und sah sich um. Als er sich versichert hatte, dass außer ihm und Zachary noch immer niemand im Raum war, warf er sich gegen die Tür. Beim zweiten Mal schaffte er es sie aufzubrechen und besah sich den Raum dahinter. Schnell stellte er fest, dass sich in diesem keine weitere Tür befand. Dort standen lediglich Regale an den Wänden, welche kleinere Gefäße enthielten, ansonsten war er vollkommen leer.

“Was ist das?”, fragte der Magier und deutete auf die Regale. Der Blonde zuckte mit den Schultern und ging zum nächsten Regal um sich eines der Gefäße anzusehen. Sie waren weder beschriftet noch irgendwie anders gekennzeichnet. Als er eines der Gefäße schüttelte, fiel ihm auf das es leer sein musste. Er griff nach dem Korken der es verschloss und wollte daran ziehen, als Zachary nach seinem Arm griff und ihn davon abhielt.

“Sie sind sicherlich nicht umsonst verschlossen.”, sagte er.

“Was glaubst du ist darin?”, fragte Mark und betrachtete den Gegenstand in seiner Hand.

“Ich müsste raten, aber ich denke es sind Golems.”, antwortete der Rothaarige nachdenklich. Vorsichtig stellte der Confidant das Gefäß wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück und entfernte sich von den Regalen.

“Dann sollten wir uns nicht länger hier aufhalten. Ich möchte nicht unbedingt herausfinden, ob du Recht hast.”, stellte der Blonde fest und verließ den Raum. Sein Freund tat es ihm gleich. Gemeinsam gingen sie zu den Kisten herüber, welche die zweite Tür versperrten. Ohne zu zögern begann er die Kisten beiseite zu räumen und kurz darauf half Zachary mit. Es dauerte unglaublich lange, um die Tür frei zu legen und mehr als einmal sah sich Mark im Raum um, damit sie niemand überraschte. Auch diese Tür war verschlossen und musste von dem Confidanten aufgebrochen werden. Der Raum der Hinter dieser Barrikade lag, war etwa zwei Meter breit und vier Meter lang. Ein großer blauer Teppich lag auf dem Boden und an den Wänden hingen Bilder. Ansonsten war der Raum vollkommen leer. Der Blonde betrat als erster das Zimmer und betrachtete sich das erste Bild. Darauf war ein Magier in einem Wald zu sehen, was man an den blauen Zeichen erkannte, die um ihn herum schwebten. Hinter ihm stand ein schwarz gekleideter Mann mit einem Dolch in Händen, der gerade den Kopf des Magiers zurück riss und den Dolch an dessen Hals hielt. An der Gegenüberliegenden Wand befand sich ein Bild auf dem ebenfalls ein Magier zu sehen war, was man an den roten Zeichen erkannte die um diesen herum schwebten. Der Magier war an einen Stamm gefesselt, welcher im Boden steckte. Das Gesicht des Mannes auf dem Bild war schmerzverzerrt und Flammen züngelten seine Beine herauf und um ihn herum. Als Zachary den Raum betrat, schob Mark ihn wieder zur Tür zurück und ging zum nächsten Bild. Auch auf diesem war ein Magier zu sehen. Dieses Mal waren die Zeichen die um ihn herum schwebten violett. Auch dieser Mann war im Begriff zu sterben, da die Klinge eines Schwertes aus seiner Brust herausragte. Erbost verengte der Confidant leicht seine Augen. Auf allen sechs Bildern starben Magier unter schmerzen. Vor dem letzten Bild blieb er stehen und starrte es an, als wolle er es mit reiner Gedankenkraft zerfetzen. Auch auf dem siebten und letzten Bild war ein Magier abgebildet um den die magischen Zeichen herum schwebten, dieses Mal waren die Zeichen grün. Er ballte die Hände zu Fäusten. Blutüberströmt lag der Magier auf dem Boden und schien sich dem Betrachter entgegen zu schleppen. Er reckte seine Hand dem Beobachter entgegen, als suche er verzweifelt Hilfe. Auf dem Gesicht konnte man nackte Panik lesen und über ihm stand ein Mann mit zum stich erhobenem Speer und hassverzerrtem Gesicht.

“Was hast du?”, fragte Zachary besorgt. Der Confidant reagierte nicht darauf und starrte stur das Bild an. Plötzlich hörte er leise, beinahe nicht zu hörende Stimmen aus der großen Halle. Entsetzt wirbelte er herum und sah an dem Rothaarigen vorbei, der noch immer im Türrahmen stand.

In der Dunkelheit

Der Blonde stürmte zu dem Magier herüber, packte ihn am Arm und zerrte ihn in den Raum hinein. Mittlerweile nahm er es nur noch zur Kenntnis, wenn ein schmerzhafter Schlag durch seinen Unterarm jagte. Überrascht versuchte Zachary Mark ins Gesicht zu sehen, doch dieser schob ihn zur hinteren Wand und stellte sich schützend vor ihn, jederzeit bereit auf einen möglichen Gegner loszugehen. Nervosität erreichte den Confidanten, welche von seinem Partner ausging. Der Magier begann einen Zauber. Wie vom Blitz getroffen wirbelte der Blonde zu ihm herum und ergriff die Hand mit der der Rothaarige die magischen Zeichen in die Luft zeichnete. Sofort erloschen die Zeichen und der Kleinere betrachtete ihn überrumpelt.

“Mach das nicht an diesem Ort.”, zischte Mark wütend und ließ die Hand des anderen wieder los. Zachary schien nicht zu wissen was er falsch gemacht hatte und betrachtete ratlos den Rücken des Größeren, der nun wieder wie ein Raubtier vor ihm stand. Die Stimmen der Fremden schienen sich weder zu nähern noch zu entfernen, doch die merkwürdige Akkustik im Raum machte es unmöglich etwas genaueres zu sagen. Die Veränderung in der Halle war unverkennbar. Eine freigelegte Tür, die man zuvor verbarrikadiert hatte und beide Türen auf dieser Seite der Halle waren aufgebrochen. Unruhig zuckten Marks Augen von der Tür über den Boden, über die Wände und wieder zur Tür. Das Gefühl der Abscheu, welches er plötzlich empfing veranlasste ihn dazu sich umzudrehen. Der Magier stand an der Wand und betrachtete eines der Bilder. Langsam drehte Zachary sich zu dem nächsten Bild im Raum und musterte dieses. Der Ausdruck der Abscheu in dem Gesicht des Rothaarigen wechselte zu Entsetzten, als er sich dem dritten Bild widmete. Mark war sich schon längst bewusst, in welche Lage er seinen Freund gebracht hatte. Er packte seinen Begleiter und presste ihn mit dem Rücken an die Wand. Dann legte er sanft aber bestimmt die Hand über seine Augen. Wie erstarrt stand Zachary einfach da und der Reihe nach erschienen die drei Bilder vor Marks geistigem Auge. Nicht aus seiner eigenen Erinnerung, sondern aus der des Magiers. Es war, als würden diese Bilder ihm körperliche Schmerzen verursachen. Gequält schloss er die Augen und atmete tief durch.

Die Stimmen in der Halle schienen lauter zu werden. Dies blieb auch dem Rothaarigen nicht verborgen und er begann leicht zu zittern. Der Körper des Confidanten spannte sich an und er drehte sich zur Tür. Er erwartete jeden Moment einen Schrei und Schritte zu hören. Irgendjemand musste früher oder später die Spuren des Einbruchs entdecken. Aus dem Raum heraus konnten sie nicht, da der Blonde nicht sagen konnte wo sich die Bedrohung befand. Die Akustik in dieser verdammten Halle irritierte ihn enorm. Er ließ von Zachary ab und schloss die Tür, soweit es ihm möglich war und sah sich erneut im Raum um. Zitternd stand der Rothaarige noch immer so an der Wand, wie er ihn zurückgelassen hatte und blickte ihn an. Marks Blick hingegen überflog den Teppich. Solche Leute hatten immer einen Ausweichplan. Dieser Raum war nicht umsonst verschlossen. Sicher war einer der Gründe die grausamen Bilder, welche hier ausgestellt waren, aber wieso sollte irgendein Mensch seine Galerie in einem Lagerhaus ausstellen, in dem er die Bilder selbst nicht immer besichtigen konnte? Das ergab keinen Sinn, es sei denn dieser Raum diente noch einem Zweck. Vorsichtig schob er Zachary in Richtung der Tür und schlug den Teppich um. Darunter kam der Rand einer Holzklappe zum Vorschein Der Confidant drängte den Kleineren weiter zur Tür und legte den Eingang zu einem unterirdischen Raum frei. Ein eiserner Ring war in das Holz eingelassen und verursachte dadurch keine Wölbung im Teppich, den man bei bedarf darüber ausbreiten konnte.

Mit etwas Kraftaufwand öffnete Mark die Luke und ging vor dieser in die Knie. Er konnte nichts erkennen. Es war so finster dort unten, dass man meinen konnte man sehe auf ein Meer von schwarzem Öl hinunter. Dies war jedoch auch ein Zeichen dafür, dass niemand dort unten war. Ein seltsam bekannter und unangenehmer Geruch schlug ihm entgegen und er lehnte sich etwas zurück, um Abstand zwischen sein Gesicht und die Dunkelheit zu bringen. Kurz wartete der Confidant und steckte dann seine Hand in die Dunkelheit. Tatsächlich fand er was er gesucht hatte, unter ihm befand sich eine Leiter aus kaltem Metall die hinunter führte. Blitzschnell sprang Mark auf die Füße und ging zu seinem Begleiter herüber.

“Traust du es dir zu, dort hinein zu klettern?”, flüsterte der Blonde. Zachary betrachtete das Loch im Boden und sah dann wieder zu dem Größeren, jedoch ohne etwas dazu zu sagen.

“Zach, bitte! Reiß dich zusammen und klettere dort herunter.”, zischte der Confidant ungeduldig, da ihnen die Zeit davon lief. Es zeigte tatsächlich Wirkung, denn der Magier ging zu der Klappe herüber, ertastete die Leiter und begann mit dem Abstieg. Mark ergriff den Teppich und zog ihn wieder bis zum Rand der Luke vor. Dann setzte er sich auf den Rand und ließ seine Beine in die Dunkelheit baumeln.

“Was ist das für ein Geruch?”, fragte Zacharys angeekelte und leicht weinerliche Stimme. Ein gequälter Ausdruck huschte für einige Sekunden über das Gesicht des Blonden. Er hatte den Geruch bereits identifiziert, als er ihm das erste Mal in die Nase gestiegen war.

“Ich weiß es nicht.”, log er glaubwürdig und zog die hölzerne Klappe auf seinen Schoß. Es spielte keine Rolle, ob es dort unten einen Ausgang gab oder sie etwas anderes erwartete. Wenn er es schaffte den Teppich einigermaßen über die Luke zuziehen, dachten die Leute vielleicht dass die Einbrecher bereits wieder fort waren. Er zog den Teppich so weit er es vermochte über die hölzerne Tür, drehte sich und stieg einige Sprossen der Leiter hinab. Kurz bevor er die Klappe schloss, nahm er den Saum des Teppichs und warf diesen so gut es ging in Richtung der Wand. Dann schloss er den Deckel und ertastete sich seinen Weg nach unten.

“Ich kann nichts sehen.”, stellte Zachary fest. Mark war sich sicher, dass dies eher ein Segen war. Am Ende der Leiter streifte er leicht den Körper des Magiers der noch immer neben dieser stand.

“Ich werde einen Zauber…”, begann der Rothaarige einen Satz.

“Das wirst du nicht!”, knurrte ihm der Confidant entgegen und unterbrach ihn so. Der Blonde strich über die Schulter seines Begleiters, den Arm hinab und ergriff schließlich dessen Hand. Dabei war es ihm ziemlich egal, welche seiner Hände er erwischt hatte. Zielstrebig zog er den Magier durch die Dunkelheit und hielt kurz inne, als er in eine Pfütze trat. Ekel überkam ihn und er musste sich zusammenreißen um sich nicht zu verraten.

“Was ist passiert? Was hast du?”, flüsterte Zachary besorgt und strich über den Rücken des Blonden.

“Es ist nichts.”, antwortete er tonlos.

“Ich habe es gespürt.”, entgegnete der Magier. Bei dieser Aussage zuckte Mark ertappt zusammen. Ohne etwas zu erwidern führte er den Kleineren um die Pfütze herum und ging weiter. Es dauerte nicht lange bis er gegen etwas Weiches stieß. Er wollte Zachary gerade loslassen, damit er ihn nicht mit sich zog, wenn er tatsächlich durch dieses “Etwas” am Boden zu Fall gebracht wurde, doch der Magier verstärkte den Griff um die Hand seines Confidanten und zog ihn zu sich. Mark stolperte gegen die Brust des Kleineren und krallte sich mit der freien Hand in dessen Oberteil. Ohne jede körperliche Anstrengung ging der Atem des Blonden stoßweise und er war nicht in der Lage seine Hand aus dem Stoff von Zacharys Oberteil zu lösen. Er schämte sich etwas dafür, konnte es jedoch nicht ändern. Der Rothaarige führte seine freie Hand an dem Körper seines Freundes hinauf und ließ diese für einige Sekunden in dessen Nacken ruhen, dann zog er ihn noch etwas näher zu sich. Der Magier umarmte seinen Confidanten, so gut es ging und verharrte in dieser Stellung. Der Blonde ließ es geschehen und atmete tief durch.

“Was ist das für ein Geruch?”, wiederholte Zachary seine Frage von vorher mit sanfter Stimme. Dies bewirkte das Mark sich wieder zusammenriss und den Kleineren etwas von sich fort schob.

“Ich weiß es nicht.”, wiederholte er abermals seine Lüge und führte den Magier um das Hindernis herum. Endlich erreichte der Confidant eine Wand. Vorsichtig betastete er diese. Es war glatter, kalter Stein.

“Hier ist eine Wand. Leg deine Hand auf meine Schulter und die andere gegen die Wand.”, forderte der Blonde seinen Freund auf. Dieser folgte der Anweisung ohne zu murren. Mit einem leichten Knall stieß Mark gegen etwas Hölzernes und blieb stehen.

“Hast du dich verletzt?”, fragte Zachary.

“Ich bin in Ordnung.”, entgegnete der Blonde und betastete das Hindernis. Es schien sich um einen Stapel aus Holzkisten zu handeln. Er strich diese entlang und ging um sie herum. Unvorbereitet stolperte er über eine einzelne Kiste, mit der er nicht gerechnet hatte und die ihm bis zu den Knien reichte. Die Hand auf seiner Schulter gab ihm halt und verhinderte, dass er nach vorn kippte. Auf diese Weise würden sie niemals einen Ausgang finden, wenn es denn einen gab. Sie brauchten ein Versteck. Als er die nächste Wand erreichte, ertastete er einen Durchgang der etwa Schulterhoch war und vor dem ebenfalls Kisten standen.

“Bleib genau dort stehen, wo du jetzt bist. Ich habe ein geeignetes Versteck gefunden.”, flüsterte Mark und streifte die Hand auf seiner Schulter ab. Er tastete sich zu den beiden Kisten vor, welche den Durchgang versperrten und zerrte diese zur Seite, bis man zu der Öffnung gelangen konnte. Dabei jagte abermals der Schmerz durch seinen Unterarm. Er wagte es nicht die Kisten weiter zu verschieben, da es ihm vorkam als wäre das Schleifgeräusch lauter als ein Hammer der auf eine Glocke geschlagen wurde. Er suchte mit den Händen nach Zachary und schob diesen zu dem schmalen Spalt, der ihnen den Durchgang ermöglichen sollte. Mit Mühe zwängte sich der Magier hinein und verschob dabei die Kisten um einige Zentimeter. Der Laut der dadurch entstand hallte in den Ohren des Blonden wieder. Als er der Meinung war, dass der Rothaarige den Durchgang erreicht haben musste folgte er ihm und zog die Kisten auf ihren angestammten Platz. Es sah sicher nicht genauso aus wie ursprünglich, aber es sollte reichen um jemandem den Eindruck zu vermitteln, dass niemand hier eingedrungen war. Er tastete sich durch die Dunkelheit und fand Zachary. Der Confidant setzte sich mit dem Rücken an die Seitenwand und zog den Rothaarigen auf seinen Schoß, um sicher zu gehen, dass dieser sich nicht von ihm entfernte.

“Wollen wir nicht weiter gehen?”, fragte Zachary unsicher. Man konnte nie wissen wohin dieser Durchgang führte und Mark erlaubte es seiner Fantasie nicht es sich auszumalen.

“Nein. Vielleicht kommen sie nicht nach unten. Wir warten am besten hier, bis die Luft rein ist und gehen dann wieder nach oben.”, antwortete Mark schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die kalte Mauer aus Stein. Er lauschte in die Dunkelheit hinein und konnte nur Zacharys und seinen Atem hören. Lange saßen sie einfach nur da und hörten in die Stille hinein.

Nach einiger Zeit drehte sich der Magier auf Marks Schoß und lehnte sich zurück. Somit saß er mit dem Rücken gegen die Schulter des Confidanten gelehnt. Wieder verging einige Zeit. Mark konnte in dieser zeitlosen Umgebung unmöglich sagen, ob sie bereits einige Stunden hier saßen oder erst einige Minuten. Den Rothaarigen schien dies auch nicht wirklich zu interessieren, denn er fühlte sich momentan sehr wohl. Zumindest deutete Mark das Gefühl, dass er von dem Kleineren empfing auf diese Art und Weise. Langsam entspannte sich der Blonde und konzentrierte sich auf die Wärme die von Zacharys Körper ausging, dies half ihm die kalte Steinwand in seinem Rücken auszublenden. Wenn er nicht genau wüsste, dass sie sich gerade in einer gefährlichen und misslichen Lage befanden, würde er einfach so sitzen bleiben und warten bis der Schlaf ihn irgendwann übermannte. Seine Wunden waren noch immer nicht völlig verheilt und die Dunkelheit, sowie das Nichtstun, taten ihr übriges dazu. Aber momentan war daran nicht zu denken. Er wusste nicht nur, dass er im Keller äußerst gefährlicher Menschen saß und dies ausschließlich seine Schuld war, er wusste auch was sich in dem Raum jenseits des Durchgangs befand. Mark veränderte minimal seine Position.

“Soll ich von dir runter gehen?”, fragte Zachary und setzte sich auf. An den Stellen an denen der Körper des Magiers den Blonden berührt hatte breitete sich schlagartig Kälte aus.

“Nein ist schon in Ordnung. Sonst weiß ich nicht mehr wo du dich aufhältst“, entgegnete der Confidant. Zumindest war dies einer der Gründe. Ein weiterer war die angenehme Wärme, die der Rothaarige abstrahlte, aber dies würde der Größere nicht extra erwähnen. Zachary sank wieder zurück in seine vorherige Position und es kehrte wieder Stille ein. Plötzlich hörten sie unverständliche und leise Stimmen die sich irgendwo über ihnen befinden mussten. Das Gefühl der Angst erreichte den Blonden von seinem Freund und dieser bewegte sich. Bevor der Magier sich von ihm entfernen konnte, schlang Mark seine Arme um dessen Brust und zog ihn wieder an sich. Er konnte nicht riskieren den Rothaarigen in dieser Dunkelheit zu verlieren.

“Mach dir keine Sorgen, ich bin ja hier.”, flüsterte der Confidant. Die Angst des Kleineren verschwand nicht, aber er saß nun wieder ruhig auf dem Schoß des Blonden. Dieser löste seine Arme dennoch nicht von Zachary, was ihm allerdings nichts auszumachen schien. Noch immer hörten sie die Stimmen. Anscheinend hatte jemand die Luke im Boden geöffnet und nun standen sie davor und diskutierten über irgendetwas. Angestrengt versuchte Mark wenigsten ein paar der Worte zu verstehen die gesagt wurden, doch ohne Erfolg. Das einzige was er mit einiger Sicherheit wusste, war dass eine der Stimmen wütend war. Dies lag wohl daran, dass zwei Türen aufgebrochen waren und der Täter augenscheinlich mit seinen brisanten Informationen entkommen war. Zumindest hoffte der Confidant, dass diese Leute davon ausgingen, dass sie entkommen waren.

Wieder wurde Zachary unruhig und begann auf dem Schoß des Blonden hin und her zu rutschen. Mark schoss die Röte ins Gesicht. Er löste die Arme von seinem Freund und packte mit beiden Händen dessen Hüften, um ihn ruhig zu halten. Momentan war er froh darüber, dass es hier unten stockfinster war.

“Sitz still.”, befahl er dem Rotschopf.

“Was wenn sie uns finden?”, fragte dieser nervös.

“Das werden sie nicht.”, entgegnete der Blonde.

“Was wenn doch?”, kam es von dem Magier. Einige Sekunden antwortete der Confidant nicht.

“Dann sorge ich dafür, dass sie dir nicht zu nahe kommen.”, äußerte sich Mark schließlich dazu und drückte kurz die Hüfte seines Partners. Diese Aussage schien Zachary zu beruhigen, denn er lehnte sich wieder an den Blonden an. Wieder legte der Confidant seinen Kopf an die kalte Steinmauer und starrte ziellos in die Dunkelheit. Er hatte sie in diese missliche Lage gebracht und nun wusste er nicht Recht, wie er sie hier sicher wieder herausbringen konnte. Noch dazu war dies nicht irgendein kalter und dunkler Keller, es war der kalte und dunkle Keller einer Magier mordenden Gruppierung, welche Spaß daran hatte Magier auf grausame Art und Weise zu töten. In der Dunkelheit versuchte Zachary sich zu seinem Freund umzudrehen, wurde jedoch von den Händen an seiner Hüfte davon abgehalten. Der Rothaarige griff nach diesen und versuchte sie von sich zu lösen, allerdings gelang ihm dies nicht. Er versuchte es nachdrücklicher und setzte sich dabei wieder gerade hin. Mark entkam ein genervter Seufzer. Der Confidant lehnte sich mit dem Oberkörper nach vorn und legte seine Stirn gegen Zacharys Rücken. Überrascht hörte der Rothaarige auf die Hände von sich lösen zu wollen und hielt still. Er erweckte beinahe den Eindruck, als habe er Angst das Mark seinen Kopf wieder gegen die Wand legen würde, wenn er nicht still hielte.

Plötzlich verstummten die Stimmen über ihnen. Einige Momente dachte der Blonde, dass sie die Luke wieder geschlossen hatten, doch dann flackerte ein Licht und etwas schlug auf dem Kellerboden auf. Der Magier zuckte zusammen und starrte auf den Spalt zwischen der Wand und den Kisten, welche den Durchgang fast gänzlich versperrten. Das Licht war nicht besonders hell und flackerte noch immer wie eine Kerze im Wind. Der Durchgang in dem sie saßen war jedoch, dank der Kisten, noch immer finster. Wie gebannt sahen die beiden zu dem winzigen Spalt, der es ihnen nicht einmal erlaubte in den anderen Raum hinein zu sehen. Flüchtig sah Mark in die Dunkelheit hinein, die sich zu ihrer linken erstreckte. Dann hörte er wie jemand die metallene Leiter hinunter stieg. Sofort griff Zacharys zitternde Hand nach der seinen und drückte sie. Vielleicht wäre es doch besser gewesen sich weiter in den Durchgang zurück zu ziehen. Doch den Magier mitnehmen wollte er nicht, weil er nicht wusste was sie dort erwartete. Alleine hier zurücklassen konnte er ihn jedoch auch nicht. Unschlüssig saß er auf dem kalten Boden und dachte über seine Möglichkeiten nach. Wenn sie hier sitzen blieben, würde man sie sofort entdecken, wenn jemand die Kisten zur Seite schob. Wenn sie allerdings dem niedrigen Pfad in die Dunkelheit folgten, konnten sie nicht wissen auf was sie dort trafen.

Zacharys Hand löste sich von seiner und er versuchte abermals Marks Hände von sich zu schieben. Der Blonde wusste nicht was sein Freund zu tun gedachte ließ es jedoch zu das er sich befreite. Bewegung kam in den Magier und er entfernte sich kurz von seinem Confidanten. Dann spürte er wieder das Gewicht des Rothaarigen auf seinem Schoß. Zacharys Hand streifte drückte sich zwischen Marks Rücken und die Steinwand, zuckte aber sofort zurück, als habe er sich daran verbrannt. Dann lehnte sich der Kleinere zu seinem Ohr vor.

“Du bist eiskalt.”, flüsterte er. Ein irritierter Ausdruck huschte über das Gesicht des Blonden, den man aufgrund der Dunkelheit die sie umfing nicht sehen konnte.

“Eiskalt?”, fragte der Confidant beinahe zu leise um Gehör zu finden. Eine Weile kam keine Antwort und Mark dachte schon, dass der Magier ihn nicht gehört hatte, aber dann kam schließlich eine Antwort.

“Dein Rücken und sicher auch alles andere an deinem Körper, dass mit der Mauer in Berührung gekommen ist.”, gab der Rothaarige zurück und schob beide Hände zwischen den Rücken des Blonden und den kalten Stein. Jetzt verstand der Confidant was Zachary gemeint hatte. Er hatte es nicht auf seine psychische sondern körperliche Verfassung bezogen. Man hatte ihm schon öfter vorgeworfen dass er “eiskalt” sei, aber dabei hatte man stets seine Art mit Menschen umzugehen gemeint. Mark bewegte seine steifen Glieder, beugte sich etwas nach vorn und stieß versehentlich mit der Stirn gegen die Schulter seines Freundes.

“Wir sollten uns etwas weiter in diesen Gang zurückziehen.”, flüsterte der Blonde. Zachary stieg von ihm herunter und war somit von der Dunkelheit verschluckt. Das fehlen des Körperkontaktes zwischen ihnen vermittelte den Eindruck, als sei der Kleinere auf einen Schlag verschwunden. Ohne es wirklich zu wollen tastete der Confidant nach seinem Magier und fand diesen sofort neben sich wieder. Plötzlich hörte er im Nebenraum einen dumpfen Aufschlag und Zachary zuckte zusammen.

“Hey! Soll ich das hier alleine machen?”, schrie eine männliche dunkle Stimme schallend.

“Warte einen Moment.”, hörte er eine weitere aber hellere männliche Stimme. Der Confidant schob seinen Partner vor sich her. Auf einmal fiel ihm ein, was sich vor ihnen möglicherweise befinden konnte und er zog den Rothaarigen wieder einige Zentimeter zurück. Diesem entwich ein überraschter Ton.

“Lass mich vorgehen.”, flüsterte ihm Mark zu und setzte sich dann an die Spitze. Langsam und vorsichtig, darum bemüht so wenige Geräusche wie irgend möglich zu verursachen tastete er sich in die tiefe Dunkelheit vor. Wenn er einen Kampf vermeiden konnte, würde er es tun auch wenn es bedeutete sich weiteren Horrorszenarien auszusetzen.

Flucht durch die Finsternis

Nach einigen Metern wurde der Tunnel höher und sie mussten nicht mehr in gebückter Haltung gehen. Diese Stelle hätte sich sehr gut geeignet, um sich gegen einen oder mehrere Feinde erfolgreich zur Wehr zu setzen. Mark blieb stehen und Sekunden später stieß Zachary gegen ihn.

“Was ist los?”, flüsterte der Rothaarige. Ein dumpfer Knall verriet dem Confidanten, dass sein Freund noch nicht aus dem niedrigeren Teil des Tunnels heraus getreten war. Er trat einen Schritt zurück, griff willkürlich in die Dunkelheit und erwischte das Hemd seines Begleiters. Mit einem sanften Ruck zog er ihn zu sich heran und ließ ihn los.

“Hier ist die Decke höher.”, kommentierte er seine Handlung.

“Ach, ist halb so wild.”, grummelte der Magier und tastete in der Finsternis nach dem Blonden. Als er Marks Schulter streifte folgte er ihr bis zum Nacken und strich den Rücken hinab. Der Confidant zuckte kurz und starrte in die Schwärze hinein.

“Was tust du denn da?”, zischte er. Die Hand verkrallte sich etwa in der Mitte von Marks Rücken in seinem Hemd.

“Entschuldige. Ich habe nur Angst, dass wir uns in dieser Dunkelheit verlieren.”, erklärte sich Zachary. Dies konnte der Blonde durchaus nachvollziehen, ging es ihm kurz zuvor doch genau so. Obwohl er wusste, dass der Magier ihn nicht sehen konnte, nickte er bestätigend. Es stellte sich nun die Frage, ob er wieder einmal hier blieb und abwartete oder ob er sein Vorhaben durchzog und weiterging. Die Luft wurde nicht unbedingt besser. Aber man konnte auch nicht wissen wie lang dieser Tunnel war.

“Sollen wir weiter gehen?”, fragte der Confidant, der dieses Mal die Entscheidung nicht allein treffen wollte.

“Ja, ich ertrage es hier drin nicht mehr. Ich komme mir vor als laufe ich durch stinkendes, kaltes Öl. Das einzige was man hier unten wahrnehmen kann ist dieser überwältigende Gestank.”, entgegnete Zachary. Insgeheim gab der Blonde seinem Partner Recht. Zusammen folgten sie, mit Mark als Führer, ihrem ursprünglichen Weg weiter. Er würde niemals den tollpatschigen Rotschopf vor sich her stolpern lassen, wo dieser ohnehin die Gabe besaß sich in Schwierigkeiten zu bringen. Allerdings musste man dem Magier zugute halten, dass dies hier nicht Zacharys sondern seine Schuld gewesen war. Ein leiser Seufzer entwich Marks Kehle. Unvermittelt stolperte der Confidant so etwas wie eine Stufe hinunter, wodurch der Rothaarige den Körperkontakt verlor. Sofort geriet der Magier in Panik, was Mark überdeutlich spüren konnte. Noch bevor er ihn beruhigen konnte, stolperte der Rotschopf die Stufe hinunter. Ein Luftzug zu seiner rechten, dicht gefolgt von einem Aufprall, sagte ihm dass Zachary nun neben ihm auf dem Boden lag. Der Confidant ging in die Hocke und legte seinem Freund, welcher schwer atmend da lag, eine Hand auf den Rücken.

“Was war das.”, presste der Kleinere heraus. Anscheinend hatte er sich bei dem Sturz verletzt, zumindest ging Mark davon aus.

“Eine Stufe.”, antwortete er und zu seiner eigenen Überraschung, konnte man tatsächlich die Belustigung in seiner Stimme hören. Zachary nuschelte etwas Unverständliches und stemmte sich auf seine Knie hoch.

“Entschuldige.”, sagte der Blonde und erhob sich wieder.

“Wieso entschuldigst du dich?”, fragte der Magier irritiert, während auch er wieder aufstand. Wieder seufzte der Confidant.

“Hast du dich verletzt?”, fragte er.

“Nur ein paar Kratzer.”, entgegnete der Rothaarige fröhlich. Innerlich schüttelte Mark den Kopf über den Tollpatsch.

“Hier könnten noch mehr dieser Stufen sein. Bleib hinter mir und wenn du keinen Körperkontakt mehr hast, bleib genau dort stehen wo du stehst. Was hättest du getan, wenn es ein Schacht und keine Stufe gewesen wäre?”, sagte der Blonde. Kurz herrschte ein bedrückendes Schweigen zwischen ihnen. Als der Größere schon nicht mehr damit rechnete, dass sein Freund etwas sagen würde, kam eine Antwort.

“Ich werde keinen Schritt mehr tun, wenn wir kein Licht haben.”, stellte Zachary fest und Mark konnte beinahe sehen, wie er mit verschränkten Armen neben ihm stand. Der Confidant strich sich über seinen Kopf und flocht seine Finger für einige Sekunden in seine Haare am Hinterkopf, dann seufzte er.

“Ist dir klar, wo wir uns hier befinden und wer diese Leute sind?”, fragte Mark ernst.

“Ich habe einen Verdacht, allerdings wäre es nett wenn du mir diesen bestätigen würdest.”, entgegnete Zachary. Nun hatte der Magier den Blonden auf dem falschen Fuß erwischt. Der Confidant hatte nicht vor, dem Kleineren irgendetwas zu bestätigen. Mark tastete in der Dunkelheit nach einer Wand und stellte dabei fest, dass sie nicht mehr in dem Tunnel waren. Entweder befanden sie sich an einer Stelle, an der sich zwei Tunnel kreuzten oder aber sie hatten einen weiteren Raum entdeckt. Licht wäre in der Tat nicht die schlechteste Idee, allerdings würde er nicht auf die magische Variante zurückgreifen.

“Wo bist du?”, fragte Zachary neben ihm.

“Keine Sorge ich bin noch da. Beweg dich nicht von der Stelle, ich werde mal sehen, ob ich eine Fackel oder eine Lampe finde.”, antwortete der Confidant.

“Das ist zu gefährlich. Ich kann…”, begann der Rothaarige zu sprechen.

“Nein.”, knurrte der Größere. Er konnte beinahe spüren, wie der Magier zusammen zuckte. Ohne noch etwas zu sagen, ging er vorsichtig in eine Richtung um eine Wand zu suchen, dabei schob er immer erst seinen rechten Fuß nach vorn um auszuschließen, dass er tatsächlich noch in einen Schacht fiel. Man konnte nie wissen was in den Köpfen solcher Leute vorging. Nach einigen Metern veränderte sich der Untergrund und Mark stand auf einem Gitter oder etwas ähnlichem. Er ging in die Hocke und berührte das kalte, klebrige und stellenweise nasse Metall. Als er die Nässe an seiner Hand spürte, zog er sie ruckartig zurück. Langsam führte er diese zur Nase und roch daran. Auf einmal wollte er gar kein Licht mehr in diesem Raum oder was auch immer es war, wo sie sich befanden. Angewidert wischte er die Hand an seiner Hose ab und stellte sich wieder aufrecht hin. Der Blonde bewegte sich langsam über das klebrige Metall. Irgendwann wich das Gitter wieder festem Boden und kurz darauf erreichte er eine Wand.

“Mark?”, fragte Zacharys Stimme leise und verunsichert. Dem Confidant war überhaupt nicht aufgefallen, dass der Magier zunehmend nervöser geworden war.

“Ich bin noch hier.”, entgegnete er. Ein lautes Poltern, das nicht aus unmittelbarer Nähe kam, ließ Mark zusammenzucken.

“Pass verdammt noch mal besser auf.”, schrie eine weitere unbekannte Männerstimme.

“Ja, das tut mir furchtbar Leid.”, antwortete die hellere Männerstimme, die er bereits kannte.

“Sammle das auf!”, polterte wieder der erste Mann.

“Sofort.”, entgegnete der Zweite.

“Runfried bist du dort unten? Ein Mann steht vor dem Lagerhaus und behauptet einer der Guardian zu sein, die deine Ladung begleiten sollen.”, rief eine Frauenstimme.

“Ich bin unterwegs.”, antwortete die erste Stimme. “Und du räumst hier auf.”, fügte er hinzu.

“Sofort.”, antwortete die hellere Stimme. Noch immer stand Mark wie zur Salzsäule erstarrt auf einem Fleck und bewegte sich keinen Zentimeter. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er spürte deutlich, dass es Zachary nicht anders erging. Wieder konnte er das polternde Geräusch hören und ein winziger Lichtschimmer drang durch den Tunnel herein. Gerade genug um schemenhaft die Umgebung sehen zu können. Langsam löste sich die starre von dem Blonden und er sah sich um. Er stand in einem größeren Raum. An den Wänden hingen irgendwelche dinge, die er gar nicht identifizieren wollte. Ein großer Tisch stand in der Mitte des Raumes und am Rande des Gitters im Boden. Auf dem Möbelstück lag etwas dessen Schaft ein Stück über die Tischplatte hinausragte. An der hinteren Wand war irgendetwas eingelassen oder vielleicht angelehnt. Von seiner Position und mit dem geringen Lichteinfall konnte der Confidant es nicht mit Sicherheit sagen. Fast Geräuschlos ging Mark zu dem etwas hinüber und ging davor in die Hocke. Es war ein massives Gitter, welches mit einem schweren Schloss versperrt worden war. Der Blonde ging mit dem Gesicht so nahe heran, dass seine Nasenspitze fast das kalte Metall berührte und schnupperte. Auch dieses Mal konnte er nicht mit Sicherheit sagen ob die Luft in diesem Kriechtunnel besser war, als in dem Raum in dem sie sich befanden.

“Die Abreise wurde auf morgen verschoben. Ich werde dies erst einmal meinem Kunden mitteilen. Ich schicke dir Gereon und Hagen, sie werden dir beim beseitigen des Drecks und beim hoch tragen der Kisten helfen.”, rief Runfried.

“Ja, in Ordnung.”, antwortete der andere. Probehalber zog Mark an dem schweren Schloss vor dem Kriechtunnel und stellte fest, dass er es auf gar keinen Fall mit bloßen Händen vom Gitter entfernen konnte. Dies überraschte ihn nicht im Mindesten. Als er sich nach Zachary umsah, fand er diesen in der gleichen Position wie zuvor noch immer auf demselben Fleck stehend vor. Der Rothaarige starrte einfach auf die Öffnung des Tunnels, aus dem sie gekommen waren. Der Confidant ging zu ihm herüber und zog sanft an dessen Ärmel. Der Magier zeigte keine Reaktion. Es kam dem Blonden beinahe so vor als glaube dieser, dass jeden Moment ein Magier mordender Axtschwinger herein kommen und ihn attackieren würde. Zugegeben, abwegig war dies nicht unbedingt und deshalb sollten sie sich zusammenreißen und endlich von hier verschwinden. Wieder zog er an Zacharys Ärmel, dieses Mal fester als zuvor. Wieder erntete er keine Reaktion. Mark verdrehte kurz die Augen und zerrte den Magier hinter sich her zu dem Gitter in der Wand.

“Wir werden uns jetzt empfehlen, bevor sie zu dritt sind.”, flüsterte der Blonde ins Ohr des Kleineren. Die schattenhafte Gestalt seines Freundes nickte zur Bestätigung. Zachary ging in die Hocke und zog leicht an dem Gitter.

“Es ist verschlossen.”, flüsterte er. Der Confidant musste sich sehr anstrengen um die Stimme des Rothaarigen zu hören. Wieder beugte er sich zu seinem Partner herunter.

“Ich weiß, gib mir ein paar Augenblicke. Ich werde das ändern.”, wisperte der Blonde. Mark erhob sich und ließ den Blick schweifen. Was auch immer an den Wänden hing, man konnte etwas davon sicher gebrauchen. Dann bleib sein Blick an dem Schaft hängen, welcher über die Tischplatte hinaus ragte. Mit langen Schritten ging er zum Tisch hinüber und packte den hölzernen Stiel. Er hob das Ding hoch und identifizierte es als schweren Hammer. Er betrachtete sich den Kopf des Hammers und fuhr mit einer Fingerspitze darüber, bis er über etwas Klebriges strich. Angewidert drehte er den Kopf zur Seite. Zacharys Gestalt wandte sich zu ihm um und sah ihn sicher fragend an, was man Dank des geringen Lichteinfalls nicht erkennen konnte. Mit dem Hammer bewaffnet ging der Blonde zum Gitter herüber und beugte sich wieder zu dem Kleineren herunter.

“Sobald ich das Schloss zerstört habe, kriechst du in den Tunnel und folgst ihm. Du wirst nicht eher anhalten bis du einen Ausgang erreichst. Hast du verstanden?”, sagte Mark.

“Was ist mit dir?”, flüsterte der Magier.

“Ich komme sofort nach. Ich öffne das Schloss und werde mich um diesen Kerl kümmern, dann folge ich dir.”, entgegnete der Blonde.

“Ich helfe dir.”, sagte Zachary entschlossen.

“Du hilfst mir, wenn du in Sicherheit bist und ich mich nicht um dich zu sorgen brauche.”, erklärte der Confidant. Der Rothaarige ließ sich das gesagte kurz durch den Kopf gehen und nickte dann. Zumindest ging Mark davon aus, dass die Bewegung die er im Dunkeln sah, ein Nicken sein sollte.

“Eins noch. Egal was passiert, du wirst hier auf keinen Fall deine Magie einsetzten.”, befahl er. Wieder die Bewegung im Dunkeln. Der Blonde bedeutete seinem Freund mit einer Handbewegung er solle zur Seite gehen und dieser kam der Aufforderung sofort nach. Er holte mit dem großen Hammer Schwung und ließ diesen auf das Schloss herabsausen. Mit einem mehr als nur lauten Knallen und Scheppern wurde das Schloss zerschlagen und der Kopf des Werkzeuges schlug auf dem Boden auf. Sofort jagte ein stechender Schmerz durch Marks Unterarm. Zachary zog das Gitter auf und krabbelte hinein. Hinter ihnen waren bereits Schritte in dem anderen Tunnel zu hören und kurz darauf erschien ein breiter Schatten im Tunnel. Irgendwie hatte der Confidant sich seinen Gegner anders vorgestellt, als er die helle Stimme des Mannes gehört hatte. Aber was hatte es für einen Sinn in solch einer Situation über so etwas nachzudenken?

“Sieh an, wir dachten du seiest entkommen.” sagte der Fremde. Der Blonde zuckte mit den Schultern.

“Ich arbeite daran.”, entgegnete er gelassen. Sein Feind schien irgendetwas anzustarren und als er dem Blick des Mannes folgte, bemerkte er, dass er noch immer den Hammer in Händen hielt.

“Glaubst du ich lasse dich so einfach verschwinden?”, fragte der große Schatten. Mark bemerkte sofort, dass dieser Kerl lediglich Zeit schinden wollte. Selbstbewusst trat der Confidant seinem Gegner entgegen und hob dabei den Hammer zum Angriff. Dieses unhandliche Werkzeug war alles andere als eine gute Waffe, war jedoch Angst einflößend genug, um den Mann einen Schritt zurückweichen zu lassen.

Plötzlich rannte der Fremde auf ihn zu. Mark hatte mit allem gerechnet aber nicht damit, dass sein Feind sich auf ihn stürzen würde. Schnell wich der Blonde zur Seite aus, wirbelte herum und trat dem Mann in den Rücken. Dieser stolperte einige Schritte nach vorn und wandte sich wieder zu dem Confidanten um.

“Eine schlechte Taktik, eine miserable Technik und noch dazu eine schlechte Verteidigung. Ein extrem unfairer Kampf. Ich überlasse dir die Waffe, vielleicht gleicht das ja die Kräfte etwas aus.”, spottete der Blonde und warf dem Unbekannten den Hammer zu. Sollte sich dieser doch mit dem unhandlichen Werkzeug belasten. Der Mann knurrte wütend und fing den Hammer mit Leichtigkeit auf. Das zeigte nur, dass Marks Provokation auf fruchtbaren Boden gefallen war. Blind vor Wut und den Hammer unkontrolliert schwingend, griff der Mann den Confidanten an. Mark duckte sich unter dem Werkzeug weg und schlug dem Mann ins Gesicht, wobei wieder dieser Schmerz durch seinen Arm jagte. Langsam fing es an den Blonden zu stören. Sein Gegner taumelte einige Schritte zur Seite und schwang den Hammer erneut nach dem Confidanten. Wieder schwang das Werkzeug ins Leere.

“Ja, es ist viel einfacher Leute zu treffen die sich nicht wehren oder bewegen können.”, sagte Mark und wich einem weiteren Hieb aus.

“Ich werde es genießen dir jeden einzelnen Knochen im Leib zu brechen.”, knurrte der Kerl. Der Blonde winkte den Mann mit einer Handbewegung zu sich heran und dieser kam der Aufforderung nur zu gern nach. Mit mächtigen Schwingern des Hammers trieb sein Gegner den Confidanten zu einer Wand zurück. Als Mark mit dem Rücken gegen die Wand stieß, hob der Mann den Hammer über seinen Kopf und ließ ihn auf den Blonden herunter fahren. Mark drehte sich hastig zur Seite weg und als der Hammer laut auf dem Boden aufschlug, trat er seinem Gegner mit aller Kraft ins Gesicht. Ein widerliches Knacken, bei dem sich der Magen des Blonden zusammenkrampfte und ein gellender Schmerzenschrei sagten ihm, dass er den Kerl verletzt hatte. Der Mann hatte den Hammer fallen lassen und lag gekrümmt auf dem Boden, während er knurrend Laute aus seinem Mund heraus presste.

“Verdammt, was ist da unten los?”, schrie eine dunklere Männerstimme die Mark bereits kannte. Sofort wirbelte der Confidant zu dem Tunneleingang herum, der zu dem Raum mit der Leiter führte. Ein Fluch lag ihm auf den Lippen, doch er unterdrückte den drang ihn auszusprechen.

“York! Was ist los?”, schrie die Stimme erneut und kurz darauf hallten Schritte von den Wänden wieder. Unvermittelt traf Mark ein starker tritt an der linken Ferse und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Verletzte noch einen Angriff auf ihn versuchen würde. Der Confidant stolperte zwei Schritte zur Seite und als er sich zu dem Mann am Boden umdrehen wollte, baute sich ein fremder Schatten neben ihm auf. Noch bevor der Blonde reagieren konnte, hatte der Neuankömmling ihn ins Gesicht geschlagen. Mark stolperte überrumpelt gegen eine Wand und sah aus den Augenwinkeln bereits einen zweiten Schlag auf sich zufliegen. Blitzschnell duckte er sich unter diesem hinweg und als die Hand des Fremden auf die Wand traf, rammte der Confidant seinem Gegner den Ellbogen in die Rippen. Mit einem zischenden Ton auf den Lippen ging sein Feind auf Abstand.

“Steh schon auf! Stell dich nicht so an.”, knurrte der Mann mit dunkler Stimme.

“Der wird eine ganze Weile nicht mehr aufstehen.”, sagte der Blonde. Wieder wurde er von dem Fremden attackiert und er konnte den Schlägen und Tritten nur mit Mühe ausweichen. An Kontern war nicht zu denken, denn dieser Kerl war eher ein Krieger als ein Lagerarbeiter. Marks Blick glitt zu dem Gitter, welches er für Zachary geöffnet hatte und in der Sekunde, in der er unaufmerksam war, traf ihn ein Tritt in den Magen. Sofort wich der Confidant zurück, während er gegen einen starken Brechreiz ankämpfte. Diesen Kampf hatte er bereits verloren. Gegen einen Menschen zu kämpfen hieß, dass man bereit dazu sein musste diesen auch schwer zu Verletzten. Wohingegen Golems wesentlich robuster waren. Diese Wesen konnte man mit bloßen Händen nicht töten oder schwer genug verletzten, als das sie an den folgen sterben würden. Bei einem Menschen war das etwas anderes.

Wieder wich Mark seinem Peiniger aus und kam der Wand mit dem Gitter unbeabsichtigt immer näher. Ihm fiel zu spät auf, dass der Mann ihn in die Enge zu treiben versuchte. Der Blonde wehrte mehrere Faustschläge ab und konterte dann mit einem Tritt, welcher seinen Gegner in die linke Seite treffen sollte. Dieser fing jedoch das Bein des Confidanten ab, trat einen Schritt nach vorn, legte dem jungen Mann eine Hand auf die Brust und drückte ihn gegen die Wand. Mit einem harten Aufprall knallte Mark gegen den kalten Stein und schlug gleichzeitig nach seinem Gegner. Der Schlag wurde von der Hand abgefangen, welche kurz zuvor noch auf der Brust des Blonden gelegen hatte und ebenfalls gegen die Mauer gedrückt.

“Sehr amüsant. Ich hätte allerdings mehr erwartet von einem Confidanten. Aber mir ist das nur Recht.”, sagte der Mann grinsend und näherte sich noch ein wenig an. Der Namenlose schien keine Angst vor Marks noch immer freier Linken zu haben.

“Tut mir Leid dich enttäuscht zu haben. Ich werde es einfach noch einmal versuchen.”, entgegnete Mark trocken. Der Mann lachte laut.

“Wie willst du das anstellen? Selbst wenn du nicht in dieser Position wärest, hättest du keine Chance gegen mich. Du hast es selbst erlebt. Außerdem sollte jeden Moment Hagen hier auftauchen und der mag es gar nicht, wenn ich mit unseren Gefangenen spiele. Die sind einfach zu zerbrechlich.”, gab dieser zurück.

“Das ist mein Stichwort. Ich sollte gehen.”, sagte der Blonde. Abermals lachte sein Gegenüber. Als Mark ihm jedoch mit dem freien Bein zwischen die Beine trat, blieb seinem Gegner das Lachen im Halse stecken. Beide fielen zu Boden. Sofort versuchte der Confidant zum Gitter zu gelangen, doch bevor er außer Reichweite des Mannes war, schlang sich ein Arm um seinen Hals und zerrte ihn zurück. Mit beiden Händen versuchte er den schraubstockartigen Griff seines Gegners zu lockern, welcher Mark knurrend an seine Brust presste. Langsam ging dem Blonden die Luft aus und er begann zu zappeln und verzweifelt an dem Arm zu zerren, welcher ihm die Luft verwehrte. Ein paar mal erwischte der Confidant eines der Beine des Anderen mit seinen Tritten, doch auch dies zeigte keine Wirkung. Mittlerweile verschwamm das wenige was er von seiner Umgebung erkennen konnte und er war kaum fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Der einzige konstante und klare Gedanke den er hatte war der, dass er gerade am ersticken war. Seine Arme und Beine wurden immer schwerer und seine Gegenwehr erlahmte.

“Wer bist du denn?”, fragte der Mann unvermittelt und während er sprach lockerte sich der Klammergriff um Marks Hals ein wenig. Dann ließ er auf einmal von seinem Opfer ab und stieß dieses etwas von sich. Der Blonde lag nun mit geschlossenen Augen auf dem Bauch und versuchte wieder zu Atem zu kommen, während sich der Mann erhob. Er spürte Wut und zugleich Unsicherheit, allerdings waren das nicht seine sondern Zacharys Empfindungen, welche ihn erreichten.

“Also zwei Einbrecher. Ein überheblicher Confidant und was?”, fragte der Kerl. Eine lange Pause entstand, in der sich niemand rührte oder sprach. “Sein stummer Magier vielleicht?”, fuhr der Mann fort. Wieder eine Pause. Anscheinend hatte Zachary keinen Plan und versuchte nun einfach Zeit zu schinden, denn genau so wirkte es auf Mark. Der Blonde öffnete die Augen und stemmte sich auf Arme und Knie hoch.

“Nein!”, gellte der Schrei des Rothaarigen durch den Keller und beinahe zeitgleich wurde der Confidant von einem Fuß getroffen und zur Seite geschleudert. Dabei entfuhr ihm ein schmerzerfülltes Keuchen. Dann Hörte er zwei Körper aufeinander prallen, gefolgt von einem Lachen des Mannes und dem Schmerzensschrei seines Freundes. Mark konnte sich gerade noch davon abhalten sein Schild zu errichten um Zachary zu schützen. In sekundenschnelle kam der Blonde auf die Füße und sah sich um. Der Magier lag zusammengekrümmt auf dem Boden und sein Angreifer stand neben ihm. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er sehen, wie York sich mit einer Hand in eine kniende Position stemmte. Mit einem entschlossenen Blick, der in der Dunkelheit gänzlich unterging, marschierte der Confidant zielstrebig auf den Mann bei Zachary zu. Dieser reagierte sofort auf den herankommenden und versuchte ihn mit einem Faustschlag ins Gesicht außer Gefecht zu setzen. Mark drehte sich leicht zur Seite, wodurch der Hieb ihn knapp verfehlte und konterte mit dem Ellenbogen. Eben dieser traf hörbar sein Ziel und verursachte ein lautes Geräusch, als die Zähne des Anderen aufeinander schlugen. Der Getroffene taumelte zurück und Sekunden später tauchte ein Schatten hinter dem Blonden auf.

“Hinter dir!”, schrie Zachary, der sich gerade aufsetzte. Mark wirbelte gerade rechtzeitig herum, um eine Faust gegen die Wange zu bekommen. Nun war es an ihm einen Schritt zur Seite zu taumeln. Als er zur Gegenattacke ausholte, traf ihn etwas in seine rechte Kniekehle und dieses gab nach. York nutzte die Gelegenheit und trat ihm gegen die Schulter. Der Confidant fiel nach hinten und wurde von den Beinen des anderen Mannes gestoppt. Dieser trat zurück, schlang die Arme um Marks Oberkörper und zog ihn auf die Beine.

“Gereon.”, presste York heraus. Noch während der Mann, welcher den Blonden hielt, sich drehte, wurde er von etwas getroffen und stolperte gegen seinen Verbündeten. Mark nutzte die Gelegenheit und schlug mit seinem Hinterkopf gegen das Gesicht seines Gegners. Dieser löste die Umklammerung und grollte einen Fluch. Sofort griff der Confidant den Arm seines Magiers und zerrte diesen hinter sich her in den Tunnel aus dem sie gekommen waren und der zu der Leiter führte, welche sie wieder in das Lagerhaus bringen würde. Plötzlich fiel ihm ein, was sich in diesem Raum befand. Innerlich fragte er sich, ob er darauf in solch einer Situation Rücksicht nehmen konnte. Die Antwort kam schneller als die Frage aufgekommen war. Nein. Noch bevor sie den Teil des Tunnels erreichten in dem die Decke niedriger wurde, fiel Mark noch etwas ein. Gab es tatsächlich einen dritten Mann der schon längst hätte dort sein sollen?

Weg in die Freiheit?

Mark schob den Magier vor sich und errichtete einen Schild um den Rothaarigen. Eilig passierten sie die niedrigere Stelle des Durchganges und gerade als Zachary sich aufrichten wollte, wurde er von einer Hand gepackt und gegen einen der Kistenstapel geschleudert. Dieser wackelte besorgniserregend, stürzte jedoch nicht zusammen. Der Confidant rannte aus dem Tunnel heraus und rollte sich nach vorne ab, um so dem Griff des Fremden zu entgehen. Was die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Aussage ihrer Verfolger auch beantwortete.

Der dritte Mann war etwa so groß wie der Blonde und stämmig. Außerdem wirkte er etwas schwerfällig, bewies jedoch in eben dieser Sekunde, dass dies eine Fehleinschätzung war. Flink und schnell setzte der Mann dem Confidanten nach und schlug nach ihm. Mark duckte sich unter dem Hieb weg, trat dem Fremden in die linke Kniekehle und schlug ihn, als dessen Bein nachgab ins Gesicht. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, versuchte der Kerl aus seiner knienden Position zu kontern. Mark wich weit genug zurück um außer Reichweite zu kommen, blieb jedoch nah genug um schnell auf die Bewegungen seines Feindes reagieren zu können. Unterdessen hatte sich der Magier wieder auf die Füße gekämpft und starrte auf den Durchgang aus dem sie gekommen waren. Der Blonde konnte überdeutlich die Angst spüren, die in Wellen von seinem Freund ausging und dies nicht ohne Grund. Denn in diesem Moment tauchten ihre beiden Verfolger in dem Durchgang auf und betrachteten sich die Szene, die sich ihnen bot. Möglicherweise war es nicht unbedingt die beste Idee des Confidanten gewesen in diese Lagerhalle einzusteigen. Aber es hatte keinen Sinn vergossener Milch nachzutrauern. Nun hieß es erst einmal schnell zu handeln und sie aus der Gefahrenzone zu schaffen. Er musste Zachary zu der Leiter bugsieren, ohne das man sie umbrachte oder gar gefangen nahm. Mittlerweile stand auch der dritte Kerl wieder auf den Füßen, nutzte Marks Ablenkung zu seinem Vorteil und attackierte ihn erneut. Der Confidant wehrte zwei Schläge ab, wurde jedoch von einem Tritt an der Hüfte getroffen. Er wich einen Schritt zurück und parierte einen weiteren Faustschlag seines Gegenübers.

“So, dann zeig uns doch mal was du drauf hast. Wenn du dich nicht langsam etwas verbesserst, wird dich Hagen wie eine Fliege zerquetschen, kleiner Einbrecher.”, kommentierte Gereon mit einem bösartigen Grinsen im Gesicht. Mit regloser Miene wich der Confidant zurück und schirmte so den Rothaarigen etwas besser ab. Dieser ließ seinen Freund noch immer überdeutlich spüren, dass er furchtbare Angst hatte. Dann wurde Mark erneut angegriffen. Nach einem kurzen Handgemenge traf die Faust des Blonden, Hagens Kinn und ließ ihn zwei Schritte zurückstolpern. Irgendwie musste der Confidant Zeit schinden, um einen neuen Plan zu schmieden.

“Wir sind hier keinesfalls um etwas zu stehlen. Wir sind also keine Einbrecher im üblichen Sinn. Da wir unseren Auftrag jedoch erfüllt haben, würde ich mich nun gern empfehlen.”, entgegnete Mark selbstbewusst und beobachtete seelenruhig, wie die drei Männer ihnen den Fluchtweg verstellten. Dann zeigte seine Aussage Wirkung und irritiert musterte Gereon den Blonden.

“Was soll das heißen?! Was habt ihr hier zu suchen gehabt!?”, brüllte der Anführer des Trios ungehalten. Zachary zuckte zusammen und versuchte noch etwas weiter von dem Aufgebrachten fort zu kommen, stand jedoch bereits mit dem Rücken an den Kistenstapeln. Mark blieb diese Tatsache nicht verborgen und so trat er wieder etwas zurück und drückte sich gegen den Rotschopf.

“Das werdet ihr noch früh genug herausfinden. Ich persönlich habe nicht die Absicht, euch irgendeine Art von Information weiterzugeben.”, antwortete der Confidant. “Wir gehen.”, fügte er dann hinzu und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Ausganges.

“Das will ich sehen.”, sagte Gereon mit spöttischen Gesichtsausdruck und bedeutete seinen Kameraden mit einer Handbewegung, die beiden nicht passieren zu lassen.

“Lächerlich.”, presste York heraus, der eine Hand auf seiner Nase liegen hatte und sich noch etwas breiter machte.

“Dann solltet ihr nun gut Acht geben, denn eines scheint euch vollkommen entgangen zu sein.”, entgegnete Mark kühl und wartete auf eine Reaktion. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten. Gereons Augen verengten sich zu Schlitzen und er bedachte den Blonden mit einem todbringenden Blick.

“Ach ja?”, knurrte der Anführer.

“In der Tat. Ich bin nicht nur ein passabler Kämpfer sondern auch ein herausragender Magier, was mich auch für diese Mission mehr als gut qualifizierte.”, sagte der Confidant und erhob seine rechte Hand. Verwirrt und ungläubig regte sich Zachary hinter ihm. Mark hoffte inständig, dass der Kleinere seine Finte erkannte und sein Spiel mitspielte. Tatsächlich erschien das erste grüne Zeichen vor dem Blonden. Sofort reagierte Hagen, sprang nach vorn und schlug noch dem Confidanten. Mark wehrte den Angriff ab, konterte jedoch nicht. Um ihn herum erschienen ungeachtet dessen weitere Zeichen.

“Das ist nicht möglich, ein Magier kann nicht zaubern und sich zur selben Zeit verteidigen.”, schrie York schockiert und ging ebenfalls auf den Blonden los. Diesem fiel es sichtlich schwer sich gegen die beiden zu verteidigen, allerdings schaffte er es trotzdem jeden einzelnen Schlag und Tritt zu blocken oder zu parieren. Kurz bevor sich der magische Kreis schloss und so den Zauber vollenden konnte, liefen die drei Männer auseinander und blieben weit voneinander entfernt stehen. Somit war auszuschließen, dass man alle drei mit einem Zauber lahm legte. Die Zeichen schwebten um den Confidanten herum und schienen auf etwas zu warten.

“Los Magier.”, knurrte Gereon. “Besiegele dein Schicksal und das deines Freundes. Vollende deinen Zauber!”, forderte er lautstark. Zachary krallte seine Hand in das Rückenteil von Marks Hemd und beugte sich zu dessen Ohr vor.

“Was soll ich tun?”, wisperte der Rothaarige so leise, dass selbst der Confidant sich anstrengen musste um ihn verstehen zu können.

“Das kommt auf den Zauber an.”, antwortete der Angesprochene kaum hörbar und ließ dabei seine Gegner keine Sekunde aus den Augen. Wieder erreichten Mark starke Gefühle der Unsicherheit, die sich dann zu Panik auswuchsen. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, wusste er doch dass sie nun handeln mussten.

“Es wird Zeit.”, stellte der Blonde leise fest. Der Magier seinerseits betrachtete die Männer der Reihe nach.

“Auf wen?”, fragte der Kleinere. Die Augenbrauen des Confidanten hoben sich. Zachary schien keine Ortgebundenen Zauber zu beherrschen. Ideal wäre eine Nebelwand gewesen, oder absolute Finsternis. Es war höchste Zeit den Plan zu ändern. Zuerst würden sie das Hirn dieser Leuchten ausschalten müssen. Dies bedeutete, dass der Zauber auf jeden Fall diesen Gereon treffen musste. Besagter war zwar Augenscheinlich nicht besonders intelligent, schien aber um einiges klüger als die anderen beiden zu sein. Zumindest schätzte der Confidant das Trio so ein. Mark richtete seine erhobene Hand auf Gereon und Sekunden später umschloss diesen eine grüne Kuppel und der Mann erstarrte. Planlos stürzten sich die übrig gebliebenen auf den Blonden. So gut es ging setzte sich dieser zur Wehr, musste jedoch mehrere Tritte und Schläge einstecken. Dem Confidanten war bewusst, dass er diesen Kampf verlieren würde. Mit einer Hand langte er hinter sich, zerrte Zachary aus seiner sicheren Deckung und stieß ihn gegen York. Beinahe beiläufig rammte York dem Rothaarigen die Faust in den Magen und stieß den Magier zur Seite. Zachary fiel mit einem schmerzerfüllten Keuchen zu Boden und krümmte sich zusammen. Aber auch Mark musste einige Schläge einstecken, da er durch diese Aktion seine Deckung zu sehr vernachlässigt hatte. Als er dann an der linken Schläfe getroffen wurde, krachte er mit einer Schulter voran gegen die Kisten, welche hinter ihm aufgereiht waren. Zwei der oberen Kisten gerieten ins wanken und kippten vornüber. Gerade noch rechtzeitig sprang Hagen zurück und wich den beiden Objekten nur um Haaresbreite aus. Mark reagierte ebenfalls schnell genug um den Kisten auszuweichen und nutzte die Gelegenheit um York zwischen die Beine zu treten. Wie ein nasser Sack ging der Getroffene zu Boden. Zachary lag noch immer auf dem kalten Stein. Bevor der Blonde ihn jedoch auf die Füße ziehen konnte, musste er abermals einen Schlag von Hagen abwehren. Als er den Gegenschlag ausführte, verfehlte aber auch dieser sein Ziel.

“Steh’ auf und lauf zur Leiter!”, schrie der Confidant und warf sich gleichzeitig mit der Schulter gegen seinen Kontrahenten, welcher genau vor einer der herab gefallenen Kisten stand und dies nicht bemerkt zu haben schien. Zusammen stolperten sie über das Hindernis und landeten auf dem harten Stein. Plötzlich leuchtete ein weiteres grünes Licht im Raum auf. Auf dem Boden kniend schrieb der Magier die magischen Zeichen in die Luft. Innerlich fluchend versuchte sich Mark von seinem Gegner zu lösen, ohne diesem eine Angriffsfläche zu bieten. Der Rothaarige schloss seinen Zauber und eine Kuppel umschloss York, welcher sich gerade auf die Füße kämpfte. Es wirkte als sei er mitten in der Bewegung erstarrt.

“Tut mir Leid.”, presste Zachary heraus, der noch immer eine Hand auf seinen Bauch drückte. Das Gerangel zwischen Hagen und dem Confidanten nahm kein Ende. Immer wenn einer der Kämpfer aufzustehen versuchte, landete er wenige Sekunden später wieder auf dem harten Stein. In einem Knäuel rollten sie schlagend und tretend über den Boden.

“Mark.”, versuchte der Rotschopf auf sich aufmerksam zu machen.

“Geh!”, forderte der Blonde ihn auf und kam endlich wieder auf die Füße, doch auch Hagen hatte seine Chance genutzt und stand bereits wieder. Während Mark auf Abstand ging und seinen lauernden Gegner im Auge behielt, schoss ihm unvermittelt ein Gedanke durch den Kopf. Zachary durfte auf keinen Fall seine Konzentration verlieren, bevor er die lähmenden Zauber mit seiner Magie unterstützt und gesichert hatte.

“Zach, bleib hier. Komm zu mir herüber.”, befahl der Blonde. Nach kurzem Zögern kam der Magier tatsächlich zu ihm, allerdings war seine Verwirrung deutlich zu spüren und auch dies gefährdete möglicherweise die Zauber. Er musste diesen Kampf zu einem schnellen Ende bringen und sich dann darum kümmern. Noch während dieser Gedanke sich in seinem Kopf materialisierte, stürmte Hagen abermals auf sie zu. Mark kam ihm entgegen und fing den Angriff mit beiden Händen ab. Unter dem zweiten Schlag tauchte er hinweg, drehte sich und rammte dem Mann seinen Ellbogen in die Seite. Der Getroffene versuchte wieder Abstand zu gewinnen doch der Confidant setzte ihm nach. Er wollte es jetzt beenden. Nun war es an ihm anzugreifen. Der Blonde versuchte es mit gezielten Schlägen auf Schläfen, Nieren und Hals, doch all seine Attacken wurden abgewehrt. Er drängte Hagen jedoch zurück. Kurz bevor sie den Durchgang erreichten, spürte Mark wie langsam seine Kräfte nachließen.

“Wirst du schon müde?”, spottete sein Gegenüber, ebenfalls außer Atem.

“Ich verlangsame das Tempo um den Kampf interessanter zu gestalten.”, keuchte der Confidant zurück. Als Antwort darauf ging sein Gegner wieder zum Angriff über. Es schien so als wolle er noch einmal alle seine Kraftreserven anzapfen. Der Blonde parierte einen Schlag und wich dann zur Seite aus. Ihm war klar, dass er diese Runde verlieren würde, wenn er die Hiebe und Tritte abfangen würde, anstatt ihnen auszuweichen, daher versuchte er sich etwas Raum zu schaffen. In einer kurzen Pause ließ er seinen Blick schweifen und steuerte auf einen hohen Kistenstapel zu, der dicht vor der Wand stand. Langsam gestattete er Hagen, dass dieser ihn darauf zu trieb.

“Gleich ist es vorbei.”, kommentierte der Angreifer zufrieden. Auf Marks Gesicht zeigte sich ein schiefes Grinsen. Als sein Rücken nur noch wenige Zentimeter von der Wand entfernt war ließ er seine Verteidigung fallen. Sofort nutzte sein Kontrahent die Gelegenheit und schlug zu. Mit einiger Mühe bekam Mark noch die Arme vor sein Gesicht um die Faust zu bremsen. Mit einem lauten Krachen wurde er gegen den Stapel geworfen und ließ sich daran hinunter rutschen. Triumphierend baute sich Hagen zu seiner vollen Größe auf und bemerkte zu spät, dass mehrere der Kisten auf sie herab regneten. Der Confidant war sich bewusst, dass auch er nicht mehr ausweichen konnte.

“Achte auf die anderen beiden.”, brüllte Mark dem Magier zu der noch immer nutzlos in einer Ecke stand. Zwei Kisten trafen Hagen am Kopf und ließen ihn nach hinten fallen. Der Blonde wurde von einer weiteren an der Schulter gestreift, während eine vierte sein linkes Knie traf. Es kostete ihn einiges an Selbstbeherrschung nicht zu schreien. Dann war es überstanden. Die übrigen Kisten blieben an ihrem Platz. Zur Überraschung des Blonden hatte Zachary die Zauber aufrecht erhalten und auch Hagen lag wie tot auf dem Boden. Marks Gesicht war schmerzverzerrt und er hatte die Zähne zusammengebissen.

Vorsichtig kam der Rothaarige zu ihm herüber und sah dabei mehrfach zu der Gefahrenquelle am Boden herab. Sein Confidant atmete wiederholt tief durch.

“Er ist gefährlich. Setz ihn außer Gefecht.”, presste der Blonde heraus und deutete auf ihren Feind.

“Das ist er schon.”, entgegnete der Magier und schob eine Kiste zur Seite, die ihm dem Weg zu seinem Freund versperrte.

“Los!”. forderte der Confidant beharrlich. Zachary nickte kurz und legte auch eine lähmende Kuppel über Hagen. Nun kniete er sich neben Mark und musterte ihn besorgt. Der Blonde versuchte probehalber sein Bein zu bewegen, zuckte jedoch zusammen und ließ es dann bleiben.

“Verdammt! Das ist alles meine Schuld.”, fluchte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Der Rotschopf schüttelte leicht den Kopf. Ein paar Gefühle erreichten den Confidanten, doch er war nicht im Stande sich darauf zu konzentrieren, da er mit all seiner Energie versuchte den Schmerz in seinem Bein zu ignorieren.

“Ich hätte dir helfen müssen. Ich bin zu nichts nutze.”, kam es kleinlaut von dem Magier.

“Das ist nicht wahr. Lass uns erst einmal von hier verschwinden.”, entgegnete Mark, bewegte sich jedoch keinen Zentimeter.

“Kannst du aufstehen?”, fragte Zachary unsicher.

“Ich sollte zuerst die Zauber sichern.”, wechselte der Confidant gekonnt das Thema.

“Ich habe alles unter Kontrolle. Was ist mit deinem Bein?”, entgegnete der Kleinere. Wieder bewegte der Blonde sein Bein und dieses Mal verließ ein schmerzerfülltes Keuchen seine Kehle. Trotzdem versuchte er es in eine geeignete Position zu schieben um aufstehen zu können.

“Kann ich dir irgendwie helfen?”, fragte der Rothaarige gequält. Mark streckte seinen Arm aus und bedeutete seinem Freund, dass er ihm aufhelfen solle. Zachary erhob sich und half dem Blonden so gut er konnte aufzustehen. Noch immer hielten die magischen Kuppeln, die ihre Feinde lähmten. Der Confidant verstärkte seinen Griff um den Rothaarigen und sah sich suchend um. Von ihrer momentanen Position aus, konnten sie weder die Leiter noch das “Etwas” sehen, über das er vor schier endlos scheinender Zeit, gestolpert war. Schwindel überkam ihn und dies blieb auch von dem Magier nicht verborgen.

“Ist dir nicht gut? Willst du dich setzten?”, fragte der Kleinere beinahe panisch und sah sich nach einer Sitzmöglichkeit um. Sein Blick blieb an einer Kiste, unweit von Hagen hängen.

“Es geht schon, wir müssen von hier verschwinden bevor Runfried zurückkommt. Noch einen Kampf schaffe ich nicht.”, antwortete Mark gepresst. Ohne der Antwort Beachtung zu schenken, drängte der Rothaarige seinen Freund vorsichtig und langsam zu der Kiste.

“Setz dich.”, forderte der Magier mit fester Stimme. Etwas überrascht tat der Blonde wie ihm geheißen. Er hatte es noch nie erlebt, dass Zachary ihm einen Befehl erteilte und er zweifelte daran, dass es in dieser Situation richtig war, dem Kleineren die Führung zu überlassen. Das Risiko das etwas schief ging oder sie erwischt wurden war mehr als hoch, aber aus einem ihm unbegreiflichen Grund tat er es trotzdem.

“Die Zauber.”, wies der Confidant seinen Freund an.

“Bleib ruhig sitzen, ich kümmere mich darum.”, entgegnete der Rothaarige und sah sich so gut es ihm Möglich war um. Mehrfach blieb sein Blick an dunklen Stellen auf den Steinen hängen. Mark seinerseits griff in seine Hosentasche und zog ein zerbrochenes Stück Kreide hervor. Damit zeichnete er auf die Kiste ein Symbol.

“Zach, komm her.”, presste er heraus. Zachary kam noch einen Schritt näher und sah auf das Zeichen herunter.

“Zeichne das zwischen die drei Kuppeln und kreise es ein. Danach ziehst du von dort aus an jede der Kuppeln eine Linie. Die Linie muss auf jeden Fall deinen Zauber berühren.”, erklärte der Confidant seinem Freund. Der Rothaarige betrachtete das Symbol noch einmal eingehen und machte sich dann an die Arbeit. Erstaunlich schnell und präzise erfüllte er seine Aufgabe und sah dann zu Mark herüber.

“Was nun?”, wollte er wissen. Der Blonde berührte das Zeichen auf der Kiste mit einem Finger. Dieses leuchtete auf und verschwand ohne eine Spur zu hinterlassen.

“Das kannst du mir nicht abnehmen. Es ist ein Confidantenzauber, der den Magier entlasten soll.”, antwortete Mark und versuchte sich unter Schmerzen auf die Füße zu kämpfen. Sofort stand Zachary neben ihm und stützte ihn. Er half seinem Confidanten zu der Zeichnung am Boden und blieb dicht davor stehen. Der Blonde atmete noch einmal tief durch und berührte dann mit der Schuhspitze die Mitte des Symbols. Dieses begann blass zu leuchten und erhellte die Linien. Als es die Kuppeln berührte begann das Gemalte stark grün zu Leuchten. Plötzlich war ein lautes Rumpeln und Krachen zu hören, welches eindeutig ihren Ursprung über ihren Köpfen hatte. Der Magier zuckte zusammen und sah erschrocken zur Decke hinauf.

“Wir müssen hier raus. Los zum Durchgang.”, presste Mark heraus und deutete auf besagten.

“Was? Aber die Leiter.”, kam es von Zachary.

“Vergiss die Leiter, wir gehen zum Durchgang.”, entgegnete der Blonde ungeduldig und tat den ersten Schritt. Sofort reagierte der Kleinere und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Zusammen passierten sie mit einiger Mühe den Durchgang, durchquerten den Raum mit dem Gitter im Boden und blieben vor dem Durchlass stehen, den der Confidant geöffnet hatte.

“Schnell krieche dort rein.”, befahl der Blonde.

“Was ist mit deinem Bein?”, fragte der Magier unwillig.

“Das wird schon gehen.”, antwortete der Verletzte in rauem Ton.

“Nein! Das geht nicht!”, kam es erbost von dem Rothaarigen. Die Gefühle seines Freundes erreichten Mark zwar, aber es war ihm noch immer nicht möglich sie richtig zu erfassen.

“Kannst du mir nicht vertrauen, oder bist du einfach nur stur?”, knurrte der Confidant.

“So schätzt du mich ein?”, fragte Zachary enttäuscht, ging auf die Knie und krabbelte in den Tunnel hinein. Der Blonde schloss für einige Sekunden leidend die Augen, öffnete sie dann wieder und setzte sich unter Schmerzen auf den Boden vor dem Durchgang. Rückwärts schob er sich hinein und schloss das Gitter so gut es möglich war hinter ihnen. Er spürte keine Körperwärme hinter sich und ging daher davon aus, dass Zachary endlich tat was er sollte und durch den Tunnel in Richtung Freiheit krabbelte. Trotzdem drückte ihm ein beklemmendes Gefühl auf seine Brust und zu seiner Überraschung war es keines von Zacharys Gefühlen sondern sein eigenes. Er schüttelte den Gedanken ab und schob sich Mühsam den Kriechtunnel entlang. Nach einer Weile wurde die Luft frischer, aber auch die drückende Stille und der fehlende Kontakt zu seinem Magier lag schwer in der Luft und lastete auf ihm. Seine Kraft ließ auch immer mehr nach. Von Sekunde zu Sekunde schien er langsamer zu werden und die Schmerzen setzten ihm zu. Mittlerweile hatte er feststellen müssen, dass es nicht nur sein verletztes Knie und sein Arm waren, die ihn konstant quälten sondern auch etliche andere Stellen die vom Kampf in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Zachary hatte Recht gehabt, er würde nicht mehr lange durch diesen verdammten Tunnel kriechen können. Irgendwann hielt er an und legte sich hin. Mit etwas Glück hatte der Rothaarige bereits einen Ausgang gefunden und war in Sicherheit. Es war seine Aufgabe auf den Kleineren Acht zu geben und dafür zu sorgen das ihm nichts passierte.

“Mark?”, unterbrach die Stimme des Magiers die Stille. Es klang als käme es von weit vorne. Der Angesprochene sah von seiner liegenden Position aus in die Dunkelheit aus der die Stimme kam.

“Mark?”, wiederholte Zachary noch einmal, dieses Mal mit einem ängstlichen Unterton.

“Ich bin hier.”, entgegnete der Confidant, leiser als es eigentlich geplant war.

“Hier ist ein Gitter.”, erklärte der Rothaarige. Frustriert schlug Mark mit der Hand auf den kalten Stein unter sich. Dann räusperte er sich, in der Hoffnung seiner Stimme so ein wenig mehr Kraft zu verleihen.

“Kannst du es nicht aufdrücken?”, fragte er, nun tatsächlich etwas lauter.

“Nein, es ist zu schwer. Ich kann es nicht hochheben.”, kam die prompte Antwort. Verwirrt blinzelte der Confidant.

“Hochheben?”, flüsterte er so leise, dass Zachary es auf gar keinen Fall hätte hören können. Gerade als der Blonde ansetzte um etwas zu sagen, zuckte er zusammen und sein Körper leuchtete für einige Sekunden in einem blassen Licht. Entsetzt sah Mark in die Finsternis, den Weg entlang den sie gekommen waren.

“Was war das?”, wollte der Magier wissen. Seine Stimme klang nun näher, anscheinend kam er zurück.

“Schh”, zischte der Blonde und begann sich wieder seinem Freund entgegen zu zerren. Als er mit dem Kleineren zusammenstieß, fiel ihm auf, dass es im Tunnel heller wurde.

“Los, schnell! Wir müssen hier raus, der Zauber wurde gebrochen.”, erklärte Mark leise, aber nachdrücklich.

“Hast du keine Kraft mehr?”, fragte Zachary besorgt. Er schien nicht zu verstehen, was dies bedeutete.

“Sie wissen das wir auf diesem Wege verschwinden wollen. Wir müssen raus.”, kam es nun hektisch von dem Blonden. Er drückte seinen Rücken gegen den Magier und schob sich mit diesem einige Zentimeter auf den Ausgang zu.

“Was ist mit dem Gitter?” fragte der Rothaarige ängstlich und krabbelte nun auch wieder der frischen Luft entgegen.

“Ich werde es öffnen.”, antwortete der Confidant kurz angebunden und versuchte sich zu beeilen. Am Ende des Kriechtunnels wurde es einigermaßen hell und sie stießen auf eine Leiter die nach oben führte. Zachary stand auf und half seinem Freund ebenfalls auf die Füße. Ein Blick reichte aus, um zu erkennen das ein halb verdecktes Gitter über ihnen, den Weg nach draußen versperrte. Mittlerweile war Marks Knie so weit angeschwollen, dass es ihm kaum noch möglich war, es zu krümmen.

“Ist das Gitter abgeschlossen?”, wollte der Confidant wissen.

“Nein. Ich habe zumindest kein Schloss gesehen. Aber es ist höllisch schwer.”, entgegnete der Kleinere und betrachtete derweil das körperliche befinden seines Freundes mit besorgter Miene. Starke Gefühle prasselten auf den Blonden ein.

“Ich…”, kam es verwirrt von Mark und er wandte sich seinem Begleiter zu. Kurz dachte er darüber nach, ob er den Rothaarigen auf seine Gefühle ansprechen sollte, denn es irritierte ihn etwas zu empfangen und es doch nicht richtig erfassen zu können. Er war sich nicht sicher, ob es an seiner momentanen Reizüberflutung lag oder ob sich sein Magier versuchte zu verschließen.

“Was ist?”, wollte Zachary wissen. Der Blonde schüttelte den Kopf und begann den Aufstieg. Er hielt das verletzte Bein gerade und zog sich einfach mit den Armen Stück für Stück nach oben. Der Magier folgte ihm auf dem Fuße. Probehalber drückte der Confidant gegen das Gitter, aber es war als hätte man es im Boden festgenagelt. Es rührte sich keinen Zentimeter. Nun strich Mark das Blattwerk zur Seite und rupfte Teile des Mooses und des hier gewachsenen Grases von dem Metall. Anscheinend hatte der Wald damit begonnen sich den unerwünschten Fremdkörper einzuverleiben. Die Ränder des Gitters waren mit Erde bedeckt und Gras sowie einige dünne Wurzeln hielten es fest.

“Ist es verschlossen?”, fragte Zachary, der nichts sehen konnte.

“Ja und nein.”, entgegnete der Blonde wage.

“Was heißt das?”, hakte der Magier ängstlich nach.

“Es ist zugewachsen.”, antwortete der Größere geistesabwesend, während er Stück für Stück den Rand des Metalls freilegte.

“Was machen wir jetzt? Wir sitzen in der Falle.”, kam es nervös von dem Rothaarigen. Auch der Confidant war innerlich aufgewühlt und gestresst. Wenn sie sich zu lange hier aufhielten, konnten sie nicht mehr entkommen. Er hatte aber nicht die Absicht hier und heute zu sterben.

“Geduld ist eine Tugend.”, entgegnete Mark nach außen hin gelassen und arbeitete weiter.

“Wie viel Zeit haben wir, bis sie uns erreichen?”, bohrte Zachary weiter. Noch immer hatte der Rotschopf fürchterliche Angst, doch er versuchte sich zu beherrschen.

“Es wird reichen.”, antwortete der Confidant. Innerlich war er noch immer frustriert und gehetzt. Seine Schmerzen setzten ihm zu und er konnte mittlerweile nicht mehr klar sehen. Auch das freilegen des Gitters dauerte ihm viel zu lange, doch man konnte ihm nichts dergleichen ansehen. Auf einen unbeteiligten wirkte es beinahe so, als wäre Mark bei einer langweiligen Gartenarbeit. Nervös verlagerte Zachary sein Gewicht und versuchte nach oben zu schauen, ohne das ihm Erde in die Augen fiel. Als ihm dies jedoch nicht zu gelingen schien sah er nach unten, nur um gleich die Augen zu schließen und sich noch etwas fester an die Leiter zu krallen.

“Vorsicht, ich versuche das Gitter jetzt zu öffnen. Steig am besten ein paar Sprossen runter.”, erklärte Mark und stieg noch etwas weiter nach oben, um mit dem Rücken gegen die eiserne Blockade drücken zu können. Der Magier allerdings machte keinerlei Anstalten sich zu bewegen. Er hatte noch immer seine Augenlieder zusammengepresst und stand einfach nur da. Er erweckte den Eindruck als habe er Angst, dass jeden Moment ein Menschenfressender Golem aus dem Kriechtunnel kommen könnte. Der Blonde beschloss ihn in Ruhe zu lassen und stemmte sich dann so gut er konnte gegen das Gitter.

Tatsächlich bewegte es sich. Erst nur ein paar Zentimeter, aber mit all seinen Kraftreserven schaffte es Mark das schwere Objekt so weit zur Seite zu schieben, dass sie hindurch passten. Erschöpft quetschte er sich durch die schmale Öffnung in die Freiheit.

“Zach, komm her.”, keuchte der Confidant und sah die Leiter hinab. Der Angesprochene öffnete die Augen und sah zu ihm hoch. Plötzlich und wie von der Tarantel gestochen, kletterte er blitzschnell nach oben, zwängte sich durch die Öffnung und versuchte sofort das Gitter wieder an seinen Platz zu schieben.

“Lass das Gitter, wir müssen von hier verschwinden.”, sagte der Blonde, doch der Magier war wie besessen.

“Das wird sie daran hindern uns zu folgen.”, entgegnete der verängstigte Rothaarige und schob das Metallstück langsam voran. Mark wusste das dieses Gitter sie nicht würde aufhalten können, aber ihm war auch klar dass es seinem Freund helfen würde. Er rutschte ein wenig zur Seite und verschloss die Öffnung mit einem einzigen festen Tritt gegen das Gitter. Zachary prüfte kurz, ob der Durchgang wirklich verschlossen war und zerrte Mark dann unsanft auf die Füße, was diesem ein schmerzerfülltes Keuchen entweichen ließ.

“Das tut mir Leid. Ich wollte dir nicht wehtun.”, kam es entsetzt von dem Kleineren.

“Es geht schon. Ich denke es war sogar humaner so.”, antwortete der Confidant und legte einen Arm um die Schultern des Rothaarigen, damit er sich auf ihn stützen konnte. Mittlerweile empfing er überhaupt keine Emotionen mehr von dem Magier. Zusammen bewegten sie sich viel zu langsam durch ein Waldstück.

“Wo sind wir hier?”, fragte Zachary. Mark ließ seinen Blick schweifen.

“Wir können nicht weit gekommen sein. Ich glaube das hier ist das kleine Wäldchen am Rande der Stadt.”, antwortete er nachdenklich.

“Modest?”, fragte der Rothaarige ihn. Der Confidant nickte. Das Wäldchen hatte tatsächlich den kümmerlichen Namen “Modest” von den Bewohnern der Stadt bekommen. Normalerweise gab man solchen kleinen Waldstücken keine Namen, aber die Stadtbewohner waren es irgendwann leid geworden, dass Wäldchen zu umschreiben und hatten es daher kurzerhand benannt. Mark für seinen Teil fand es dort wirklich schön. Die Bäume spendeten großzügige Schatten, nahmen einem jedoch nicht gänzlich den Sonnenschein. Es gab hier üppigen Graswuchs und auch ein paar Wildblumen zeigten sich zwischen den hölzernen Riesen. Außerdem nannte eine sehr lebhafte Fuchsfamilie diesen Wald ihr Zuhause. Bei diesem Gedanken musste der Blonde leicht schmunzeln. Er sah es bildlich vor sich, wie er die Familie zum ersten Mal hier entdeckt hatte. In diesem Moment schenkte Zachary ihm wieder seine Aufmerksamkeit.

“War das hier im Wald?”, fragte er neugierig. Mark nickte lediglich. Verstört musterte der Rothaarige seinen Confidanten.

“Du redest schon eine Weile kein Wort mehr.”, stellte er fest. Der Angesprochene sah ihn mit einem nicht zu deutenden Gesichtsausdruck an und nickte noch einmal. Er war müde und hatte Schmerzen. Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass es seinen Freund stören könnte, wenn er seine Kraft dazu nutzte sich fortzubewegen und nicht dafür einsetzte zu reden.

“Ich bin müde.”, antwortete er schließlich doch noch, um dem bohrenden Blick des Kleineren zu entgehen.

“Aber…”, begann der Magier einen Einwand, brach jedoch wieder ab. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie er mit sich Rang.

“Wir kommen gleich aus dem Wald heraus. Es könnte sein, dass sie dort bereits auf uns warten.”, sagte Mark. Zachary wurde noch langsamer als sie ohnehin schon waren und blieb schließlich stehen. Der Confidant, der mittlerweile mehr auf dem Rothaarigen lag als dass dieser ihn stützte, war so gezwungen ebenfalls zu stoppen.

“Es dämmert bereits, sollten wir auf die Dunkelheit warten?”, fragte der Magier verunsichert.

“Hier gibt es nicht gerade viele Orte an denen man sich verstecken kann.”, entgegnete der Blonde erschöpft.

“Wo ist der Ort an dem die Füchse leben?”, hakte Zachary nach. Es dauerte etwas bis eine Antwort kam.

“Dort entlang.”, antwortete Mark und deutete wage in eine Richtung. Nun schlug der Magier diese Richtung ein. Obwohl sie immer langsamer wurden und das Gewicht des Blonden immer schwerer auf dem Kleineren lastete, gab dieser nicht auf. Erst als sie den Platz erreicht hatten und es bereits dunkel um sie herum war, blieb er stehen.

“Wir sind da.”, erklärte der Rothaarige stolz und sah dann das erste Mal seit einiger Zeit zu seinem Freund herüber. Der Confidant hatte den Kopf gesenkt und nickte lediglich ohne aufzusehen zur Bestätigung.

“Mark!”, platzte es erschrocken aus Zachary heraus. Der Blonde zuckte leicht zusammen und hob den Blick.

“Warte, setz dich hier hin.”, sagte der Magier und versuchte seinen Freund so sanft wie möglich auf den Boden herunterzulassen. Mark ließ es geschehen und lehnte sich dann mit dem Rücken an einen Stamm.

“Wieso wolltest du hierher?”, fragte er. Der Rothaarige setzte sich neben ihn und sah sich um.

“Weil du dich hier sicher fühlst.”, entgegnete er seinem Confidanten und lächelte. Der Blonde schloss die Augen und gab ein bestätigendes “mhm” von sich.

“Aber das gehört in eine andere Zeit.”, fügte Mark nach kurzer Zeit hinzu. Zachary sah ihn mit einem verständnisvollen Blick an.

“Glaubst du das? Ich denke, dass ich es im Moment besser weiß.”, entgegnete er und sah nun zu den Sternen auf.

“Vielleicht.”, war die tonlose und knappe Antwort seines Freundes.

“Was fühlst du gerade?”, fragte der Blonde und wünschte sich im selben Augenblick die Frage wieder zurücknehmen zu können. Überrascht betrachtete ihn der Magier. Zweimal setzte er zu einer Entgegnung an, brachte es aber nicht fertig etwas zu sagen.

“Ist schon gut. Du musst es mir nicht sagen.”, erlöste ihn der Confidant von seinem inneren Kampf.

“Ich möchte es dir sagen.”, kam es hastig von Zachary. “Versteh mich nicht falsch, es kam nur so überraschend.”, fuhr er fort. Mark öffnete seine Augen wieder und schob sich in eine etwas bequemere Position, wobei ihm ein unterdrückter Laut entkam.

“Ich weiß nicht so Recht wie ich es sagen soll. Ich denke, ich fühle mich hier gut aufgehoben.”, erklärte der Rothaarige und errötete leicht. Stille kehrte ein und der Magier hing eine Weile seinen Gedanken nach. Der Confidant seinerseits schloss die Augen und ließ seinen Kopf langsam auf seine Brust sinken.

“Glaubst du, dass sie uns noch immer suchen?”, fragte Zachary schließlich.

“Ich glaube kaum. Du darfst nicht vergessen, dass dieser Runfried seine Ware von hier fortschaffen möchte. Ich denke, dass unser Einbruch ihn nur mehr zur Eile drängt. Leider haben wir nichts erreicht. Ganz im Gegenteil sogar.”, nuschelte Mark schläfrig. Wieder kehrte eine Weile Ruhe ein.

“Wird dein Vater dich suchen?”, erkundigte sich der Rothaarige vorsichtig. Es dauerte so lange bis eine Antwort kam, dass man beinahe den Eindruck gewann, der sei Confidant eingeschlafen.

“Nein, das wird er nicht. Normalerweise kann ich sehr gut auf mich selbst Achten.”, antwortete er aber schließlich. Traurig senke der Magier den Blick, was jedoch ungesehen blieb, da Mark noch immer in einem leichten Dämmerzustand war. Nach einer Weile rutschte der Blonde zur Seite und wurde von zwei Händen abgefangen. Zachary rückte sich etwas zurecht und bugsierte dann den Kopf seines Freundes in seinen Schoß.

Als der Confidant am Morgen wieder zu sich kam, lag er noch immer im Schoß des Rothaarigen. Dieser lag ausgestreckt auf dem Rücken und schlief seelenruhig. Langsam setzte Mark sich auf und begutachtete sein Bein. Es war noch immer stark angeschwollen und es fiel ihm schwer es zu bewegen. Er sah sich um und stellte fest, dass es noch sehr früh am Morgen sein musste, was ihm die Lichtverhältnisse verrieten. Es musste kurz nach der Morgendämmerung sein. Es war Zeit wieder nach Hause zu gehen. Zacharys Großmutter machte sich sicher schon Sorgen um den Tollpatsch und ihm würde es in dieser Hinsicht wohl ebenso ergehen. Man konnte den Rotschopf wirklich nicht aus den Augen lassen. Unvermittelt schossen ihm die Bilder aus dem Lagerhaus wieder in den Kopf. Eines war sicher, er würde seinen Magier in nächster Zukunft nicht leichtfertig aus den Augen lassen. Nie wäre ihm in den Sinn gekommen, dass es so nahe bei der Akademie eine solch abstoßende Gruppierung gäbe.

Er drückte sich mit dem unverletzten Bein gegen den Baum in seinem Rücken und schob sich am Stamm nach oben, bis er einigermaßen sicher auf den Füßen stand. Es war nichts im Wald zu hören, außer dem beruhigenden singen der Vögel. Zachary hatte Recht behalten, er fühlte sich wirklich sicher an diesem Ort. Dies schien allerdings auch auf den jungen Magier abgefärbt zu haben, denn dieser lag noch immer tief und fest schlafend auf der Erde. Kurz huschte ein Lächeln über das Gesicht des Confidanten, doch dieses verschwand recht schnell wieder. Irgendetwas, dass er selbst nicht benennen konnte, hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er fixierte einen Punkt im Wald mit den Augen, aber dort war nichts zu sehen.

“Zach.”, sagte er ohne seine Augen von dem Punkt abzuwenden. Der Rothaarige schlief weiter. Nun richtete Mark doch noch seine volle Aufmerksamkeit auf den Magier.

“Hörst du?”, fragte er leicht genervt. Ein Grummeln war zu hören, doch trotz allem wirkte es nicht, als würde Zachary zu sich kommen. Der Blick des Confidanten verfinsterte sich.

“Überfall!”, brüllte er laut durch den Wald. Der Rothaarige schreckte aus seinem Schlaf und saß nun kerzengerade und mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden. Marks Aufmerksamkeit war unterdessen wieder auf diesen bestimmten Punkt im Wald gerichtet, denn er hatte wieder ein seltsames Gefühl verspürt. Nun jedoch wurde dieses ersetzt durch Verwirrung und Angst, welche ihm sein Magier sandte.

“Tut mir Leid.”, kommentierte der Blonde die Empfindungen, doch dies änderte nicht im Mindesten, was der Kleinere gerade fühlte.

“Was ist passiert?”, wollte Zachary wissen und sah sich um.

“Nichts.”, antwortete Mark wahrheitsgemäß und musterte nun seinen Freund. Das Gefühl der Angst ebbte ab und machte Unmut platz. Ein missbilligender Blick des Rothaarigen traf ihn und verpuffte ohne jede Wirkung.

“Wir müssen zurück.”, erklärte der Confidant.

“In das Lagerhaus?”, fragte der Magier bestürzt.

“Zurück nach Hause. Ich werde dich zu deiner Großmutter begleiten und danach werde ich zu meinem Vater gehen und mich entschuldigen. Wir hätten dieses Lagerhaus niemals betreten dürfen, dass war mein Fehler und ich stehe dazu.”, sagte der Blonde ernst und sah dem Kleineren fest in die Augen.

“Ich möchte dich begleiten.”, erklärte Zachary und erhob sich.

“Das ist bestimmt gut gemeint, aber es wäre mir lieber wenn ich dich zu deiner Großmutter bringen könnte.”, entgegnete er ihm.

“Ich möchte dich begleiten. Es war nicht allein deine Schuld. Wäre ich nicht im Weg gewesen, dann…”, begann der Kleinere und senkte dann den Blick.

“Du redest Unsinn.”, unterbrach Mark seinen Freund und sah ihn mit einem leicht genervten Ausdruck an. “Ich wollte, dass du mich begleitest. Ich habe nicht gewusst, dass ich dich damit in eine solche Situation bringe. Wenn ich gewusst hätte, worauf ich mich einlasse hätte ich dich nicht gefragt.”, fuhr er fort. Unvermittelt spürte der Confidant den Ärger des Rothaarigen.

“Natürlich hättest du mich dann nicht gefragt. Ich bin dir ein Klotz am Bein.”, kam es traurig und wütend von dem Magier.

“Du bist mir kein Klotz am Bein. Du bist zwar etwas unbeholfen, aber dennoch bist du mein Magier.”, entgegnete Mark. Zachary ballte die Hände zu Fäusten, wandte seinem Confidanten den Rücken zu und entfernte sich schnellen Schrittes von diesem. Etwas überrascht starrte der Blonde ihm einige Sekunden hinterher.

“Wo willst du hin? Zach, bleib hier.”, rief er dem Magier hinterher und bemühte sich diesem zu folgen. Mit seinem verletzten Bein gestaltete sich dies jedoch mehr als schwierig und so vergrößerte sich der Abstand zwischen ihnen. Mark konnte die Wut noch immer deutlich spüren, die ihm sein Freund sandte. Er wusste nicht, warum der Kleinere auf diese Art reagierte. Noch einmal ließ er sich seine Worte durch den Kopf gehen, konnte aber den Fehler darin nicht entdecken.

“Warte.”, forderte Mark nachdrücklich, doch der Rotschopf ignorierte ihn. Plötzlich verspürte der Confidant wieder dieses seltsame Gefühl und blieb stehen. Sein Blick glitt über die Bäume und hielt bei jedem Schatten inne, um diesen genauer in Augenschein zu nehmen. Während Zacharys Gefühle langsam schwächer wurden, blieb dieses Gefühl beständig. Was auch immer es war, es verfolgte nicht den Magier sondern ihn. Als er nichts entdecken konnte, folgte er wortlos dem Weg, den der Rothaarige eingeschlagen hatte. Je näher er dem Waldrand kam, desto stärker wurden wieder Zacharys Gefühle. Mark humpelte langsamer und sah sich etwas genauer um. Der Rothaarige verspürte Reue und schien ein schlechtes Gewissen zu haben. Sein Ärger war bereits verflogen. Suchend schritt der Confidant umher und entdeckte den Magier schließlich hinter einem breiten Baum. Er stand mit dem Rücken zu ihm und machte einen ziemlich hilflosen Eindruck.

“Was tust du hier?”, fragte Mark. Der Angesprochene zuckte zusammen und wirbelte zu ihm herum. Es dauerte ein paar Sekunden bis er sich von dem Schreck erholt hatte.

“Ich… Ich warte auf dich.”, entgegnete er ihm und errötete leicht. Wortlos stand der Größere einfach da und wartete. Dadurch verunsichert scharrte der Rotschopf mit der Spitze seines Schuhs über das Gras, sah kurz fort und suchte dann wieder Blickkontakt.

“Es tut mir Leid. Ich hätte dich nicht einfach stehen lassen dürfen.”, kam es zögerlich von dem Magier. Noch immer erwiderte Mark nichts.

“Du bist verletzt und… ich war wütend…”, fuhr er fort und senkte dabei den Blick.

“Ja.”, entgegnete der Confidant und humpelte nun zu seinem Freund herüber. Zachary schien nicht zu wissen was er nun tun sollte, denn er stand wie eine Steinsäule einfach nur da und betrachtete den Boden. Einzig an seiner Atmung konnte man erkennen, dass er nicht aus Stein gehauen war. Der Blonde blieb neben ihm stehen und legte ihm einen Arm um die Schultern.

“Komm, ich bringe dich nach Hause.”, sagte er und drückte ihn leicht in Richtung des Waldrandes. Der Kleinere seinerseits sah zu ihm auf, ergriff mit einer Hand den Arm seines Freundes und die andere legte er auf dessen Hüfte.

“Ich möchte dich begleiten, immerhin war es nicht allein deine Schuld.”, versuchte es der Magier noch einmal.

“War es nicht?”, fragte Mark sarkastisch. Der Rothaarige schüttelte den Kopf. Kurz dachte der Confidant darüber nach, noch einmal dieses Thema anzuschneiden denn er wollte nicht, dass sein Freund sich selbst als eine Last wahrnahm, doch er ließ es. Er war sich nicht sicher womit er den Magier so wütend gemacht hatte, daher beschloss er dieses Thema etwas auf Eis zu legen und es später noch einmal anzusprechen. Wieder verspürte er dieses seltsame Gefühl, aber auch der Kleinere verspannte sich leicht.

“Gibt es Golems in diesem Wald?”, fragte Zachary unvermittelt, als sie am Waldrand entlanggingen. Der Blonde sah ihm kurz ins Gesicht und betrachtete danach wieder das Wäldchen.

“Ja, ein paar wenige. Allerdings zeigen sie sich nur selten.”, antwortete er. Nun konnte er auch dieses Gefühl einordnen. Er fühlte sich beobachtet und spürte etwas in seiner Nähe.

“Sind sie gefährlich?”, wollte der Magier wissen.

“Nein.”, entgegnete Mark etwas unterkühlt. Ein fragender Blick traf ihn von der Seite und er nahm Verwunderung wahr. Nun sah er sich genötigt etwas dazu zu sagen. Ihm war klar, dass Zachary seine Reaktion nicht verstehen konnte. Seine Gefühle und Gedanken waren perfekt abgeschirmt und erlaubten so dem Kleineren keinen Einblick.

“Ich habe dort viel Zeit verbracht. Der Wald ist so etwas wie ein Ruhepol. Nicht nur für mich sondern auch für die Wesen die hier leben.”, erklärte er und eine kurze Pause trat ein. Als er die Verlegenheit des Rothaarigen spürte, betrachtete er ihn interessiert. Zachary bemerkte dies bemerkte und lächelte daraufhin verlegen.

“Manchmal frage ich mich, was in deinem Kopf vorgeht.”, sagte der Confidant ungewöhnlich gefühlvoll und widmete sich dann wieder ihrem Weg.

“Da geht es mir nicht anders.”, entgegnete der Rotschopf lächelnd. Aus irgendeinem Grund war der Magier glücklich. Als sie den Rand des Dorfes erreichten wurde Zachary etwas langsamer und strahlte dabei ungeheure Unsicherheit aus.

“Darf ich doch etwas fragen?”, setzte der Rothaarige an und wartete auf eine Genehmigung.

“Sicher.”, entgegnete Mark gleichgültig und passte sich der Schrittgeschwindigkeit des Kleineren an. Eine kurze Pause trat ein, in der der Confidant mit Angst und Zweifel bombardiert wurde. Dies ließ er einige Sekunden über sich ergehen und blieb dann stehen. Sein Freund tat es ihm gleich, vermied jedoch Blickkontakt.

“Spürst du was ich fühle?”, fragte Zachary zögerlich. Überrascht hob der Blonde leicht die Augenbrauen.

“Meistens.”, antwortete er wahrheitsgemäß. Er war sich nicht sicher worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde.

“Und jetzt gerade?”, bohrte der Kleinere und hob neugierig den Blick. Der Confidant brachte seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle und setzte seinen üblichen nichts sagenden Ausdruck auf.

“Ja.”, bestätigte er. Unerwartet traf ihn eine Welle der Enttäuschung. Ohne ein Wort dazu zu sagen wandte sich Zachary ab, löste sich von seinem Freund und folgte langsam dem Weg zu seinen Füßen. Mark hingegen blieb einfach stehen wo er war. Wieder einmal konnte er nicht nachvollziehen, was er falsch gemacht hatte.

“Zach.”, sagte er in ruhigem Ton. Tatsächlich blieb der Magier stehen und drehte sich wieder zu ihm um. Wortlos sahen sich die beiden an.

“Wieso kann ich nichts spüren?”, fragte der Rotschopf schließlich traurig. Dem Confidanten klappte leicht der Mund auf, als wolle er etwas darauf antworten, doch er sagte nichts. Er war sich nicht sicher, was er darauf antworten sollte.

“Es ist meine Aufgabe dich zu schützen.”, antwortete er nach einiger Zeit, als würde dies die Frage des Kleineren beantworten. Als ihn jedoch Verwirrung überschwemmte, wusste er es besser und setzte noch einmal zu einer Erklärung an.

“Man hat mir beigebracht, dass ich meine Gefühle und Empfindungen in Zaum zu halten habe, denn durch diese bringe ich mich und die Menschen um mich herum nur unnötig in Gefahr. Es ist also nicht unsere Bindung mit der etwas nicht in Ordnung ist.”, versuchte er es noch einmal. Was nun kam traf Mark völlig unerwartet. Eine Welle aus Mitleid und Trauer überrollte ihn gefolgt von Enttäuschung und Ärger. Erst sah es so aus als würde Zachary etwas dazu sagen doch dann wandte er ihm den Rücken zu. Der Blonde brauchte das Gesicht des anderen nicht zu sehen um zu wissen wie er Empfand, denn im Gegensatz zu ihm, hatte man dem Rothaarigen nie beigebracht seine Gefühle zu kontrollieren und hinter einer Mauer zu verstecken. Er war ihm somit schutzlos ausgeliefert.

“Es tut mir Leid.”, sagte der Confidant leiser als beabsichtigt und senkte den Blick. Der Magier wurde noch wütender und wandte sich wieder zu seinem Freund um. Mark sah, mit einem bedauernden Ausdruck im Gesicht, auf und dem Kleineren direkt in die Augen. Eine Weile standen die beiden einfach so da.

“Du schützt mich nicht, du sperrst mich aus.”, kam es vorwurfsvoll von Zachary. Der Blonde betrachtete ihn einfach. “Es beschäftigt mich sehr, was du denkst und fühlst. Ich finde es nicht gerecht.”, fasste er seine momentanen Gefühle in Worte. Die Augenbrauen des Confidanten hoben sich überrascht. Mark starrte ihn an. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte dem Kleineren nicht wehtun oder ihn verärgern, aber öffnen konnte er sich auch nicht. Nicht jetzt und nicht hier. Sie waren noch immer in Gefahr und das Gefühl das momentan am stärksten in ihm tobte war fraglos dieser immense Schmerz und das war auch das erste, dass dem Magier entgegen schlagen würde. Es würde eine Zeit kommen, in der es richtig wahr sich zu öffnen. In der er es konnte. Eine Zeit in der er bedenkenlos alles teilen konnte, was er war, was ihn ausmachte. Doch dieser Augenblick war noch nicht gekommen. Nicht weil er dem Rothaarigen nicht traute oder ihn nicht mochte, er wollte ihn tatsächlich beschützen. Nicht nur vor den Männern die sie verfolgten, sondern auch vor ihm selbst.

Marks Gesichtsausdruck spiegelte für Augenblicke seine Gefühlswelt wieder, bevor auch dieser sich wieder zu jenem änderte, den er immer nach außen trug. Zachary verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam ebbte sein Ärger ab und machte etwas anderem Platz, dass der Confidant nicht wirklich benennen konnte.

“Es tut mir Leid. Das einzige was ich dir im Moment geben kann, ist ein Versprechen.”, sagte der Blonde und wartete eine Reaktion ab. Der Magier war irritiert.

“Ein Versprechen?”, fragte er. Mark nickte und humpelte zu ihm herüber. Dich vor ihm blieb er stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

“Ich verspreche dir, dass ich mich dir öffnen werde. Ich bitte dich nur um Geduld.”, antwortete der Confidant. Nun schlugen ihm widersprüchliche Gedanken entgegen. Dieses bestimmte Gefühl, dass er hin und wieder so stark von dem Kleineren empfing und Verständnis, aber auch Ungeduld. Der Blonde wartete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ursprünglich gab es in dieser Geschichte nur ein einziges Kapitel und damit war sie auch abgeschlossen. Kapitel ein und teile von Kapitel zwei waren also die komplette Geschichte. allerdings habe ich dies mehr oder weniger freiwillig auf "anfrage" (>_>) von Khyre meiner Lektorin geändert und mittlerweile Artet die Geschichte immer mehr aus. Nun könnte ich natürlich schuldzuweisung betreiben...
Aber das tue ich nicht. Ich werde einfach solange weiterschreiben bis sich ein Ende finden wird. (Nein liebe Leser, ich habe keinen Masterplan xD) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe nach der Korrektur durch Khyre einige Fehler ausgebügelt und ein zwei Sätze ergänzt. Möglicherweise folgt noch eine weitere Ergänzung, allerdings bin ich mir in dieser Hinsicht noch nicht sicher. Die Ergänzungen werden allerdings lediglich Feinheiten und Verganenheitsszenen beinhalten. (Wenn ich es so mache) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich freue mich übrigens über jeden Titelvorschlag für dieses Kapitel ;-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Mimi_Tachikawa
2016-01-27T19:46:35+00:00 27.01.2016 20:46
Sou~ bin erst letztin über den Douji hier gelandet und wollte jetzt doch mal einen Kommi hinterlassen xD~

Also als erstes: Find die Geschichte und die Welt in der sie spielt echt gut ^^ Teilweise gibt es denk ich schon noch einige Sachen, die generell interessant wären zu erfahren (also von der Welt eben xD~), aber an sich find ich es auch gut so wie es bisher ist, dass einfach ab und zu neue Infos dazu kommen ^^ (Mein einfach alles hingeklatscht zu kriegen is meistens sowieso immer weng doof xDD~ Mein kann man sich dann ja doch nie alles merken ... xD~)

Dann aber auf jeden Fall nochmal zur Geschichte an sich: also ich mag Mark und Zach einfach total gerne x3 Am coolsten find ichs immer, wenn Zach sich so durchsetzt und plötzlich so ganz anders ist als sonst xD~ (also mein des passt schon echt zu ihm, find solche Stellen echt schick ^^)
Ansonsten: armer Mark, dass er immer so viel abkriegt ö.ö Wünsch ihm wirklich, dass er sich irgendwann mal wieder richtig auskurieren kann ö.ö Bin auf jeden Fall schonmal gespannt wies weiter geht ^^
Von:  berrymelon
2014-03-14T02:01:46+00:00 14.03.2014 03:01
Ach je, jetzt hab ich mir so lange vorgenommen, einen Kommentar zu schreiben, und dann weiß ich wieder nicht, wie ich denn anfangen kann.
Erstmal auf jeden Fall ein dickes Danke dafür, dass du mir mit deiner Geschichte einige Stunden im Zug echt versüßt hast :) Ich war stellenweise so versunken, dass ich völlig vergessen habe, aufzublicken und mir die Landschaft anzugucken (die wirklich hübsch war).

Ich mag die grundsätzliche Idee mit Magiern und Confidanten, das hat schon von sich aus nen tolles Potenzial und im Fall von Mark und Zachary ergibt sich eine echt schöne Dynamik. Besonders Mark find ich ja interessant, denn obwohl aus seiner Sicht erzählt wird und man viel von dem erfährt, was er so tut, fällt es mir nach wie vor schwer, ihn richtig einzuschätzen. Ganz schön verschlossen der Kleine, nech?
Ich würde mir da echt wünschen, dass sich das im weiteren Verlauf etwas relativiert und man mehr Einblick in seine Denkweise erhält, so bleibt nämlich einiges im Dunkeln, etwa was seine Erziehung anbelangt. Es wird z.B. deutlich, dass er dazu erzogen wurde, möglichst emotionsfrei zu erscheinen, aber der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht ganz. Mein Tipp wäre, dass es als Confidant einfach praktischer ist, sich nicht als Mimose zu geben, wenn man von vornherein dafür da ist, den größten Ärger für den Magier abzufangen, damit er sich konzentrieren und angreifen kann. Ihn durch unnötige Emotionen abzulenken wäre da wohl kontraproduktiv. Auf der anderen Seite beschäftigt genau das Zack ja auch so sehr, von daher war das wohl nen Schuss in den Ofen XD

Ein Kritikpunkt wäre für mich, dass ein paar mehr Erklärungen um diese Fantasiewelt echt praktisch wären. Ich habe nach wie vor keine Ahnung, wie es um die Ausbildung der beiden bestellt ist, man hört so wenig von dem Prozess. Oder wieso so viele Golems in Phiolen gesperrt werden, das scheint mir eine enorm gefährliche Sache (wie sich ja auch bei dem Angriff auf die Akademie gezeigt hat) oder was das überhaupt für Wesen sind. Sie erscheinen mir ein wenig wie Naturgeister in abgewandelter Form, aber was es mit ihnen auf sich hat, welche Rolle sie im Gefüge dieser magischen Gesellschaft einnehmen wenn sie mal nicht in Phiolen herumlungern, das wird nicht so recht deutlich aber wäre etwas, das mich echt interessieren würde, weil es der ganzen Sache mehr Tiefe geben könnte.

Etwas anderes, das mir etwas gegen den Strich ging, weil du dort Potenzial zu verschwenden scheinst: Oria. So wie sie momentan darsteht, ist sie ein reines Plotelement; sie steht zwischen Mark und Zachary und nimmt ihre Rolle als Widersacher ein.
Orias Denkweise erschließt sich mir nicht ganz. Es wird angedeutet, dass die Verlobung mit Mark mehr Mittel zum Zweck war, etwas das ihnen in ihrer zukünftigen Karriere helfen sollte. Sie scheint auch entsprechend wütend auf Zachary, aber mir ist an der Stelle nicht klar, ob das nur an ihren verhagelten Zukunftsaussichten liegt oder daran, dass sie auch persönlich etwas für Mark übrig hat. Ich denke, das würde eine neue Dimension in den Konflikt bringen und ihn interessanter machen, wenn du darauf etwas mehr eingehen könntest.

Richtig spannend geworden ist es ja jetzt mit der letzten Storyarc, nenne ich es mal :) Da braut sich ganz schön was im Hintergrund zusammen! Auch was die Action angeht, ist der Teil im Lager jetzt echt nicht von schlechten Eltern. Ich frag mich nach wie vor, wie der arme Mark all diese Prügel so hartnäckig übersteht, haha.
Ich wäre also echt neugierig darauf, was es jetzt auf sich hat mit dieser Verschwörung fast schon. Und wie unser Fremder aus dem Wald, dessen Namen ich schändlicherweise mittlerweile vergessen habe, in die ganze Sache verstrickt ist. Ich sehe Fäden, die zusammenhängen könnten und ich wär echt interessiert dran, zu sehen, wie sie zusammenlaufen >o<

Fühl dich also bitte ganz doll angefeuert, ja *_* Ich bin ganz hibbelig auf das nächste Kapitel und wie es weitergeht. Das wird weiterhin noch richtig toll, ich habs im Urin <3"
Antwort von:  Ayres
14.03.2014 17:24
Hallo erstmal und danke für dein Kommentar. Das war bisher mein bestes Geburtstagsgeschenk, denn ich habe mich sehr darüber gefreut.
Tatsächlich war dein Kommentar sehr hilfreich und hat mir gezeigt wie diese Geschichte auf andere wirkt. Du hast Recht damit, dass es einige Schwerpunkte gibt, die ich vernachlässigt habe. Zumindest einer dieser Punkte wird im nächsten Kapitel etwas angesprochen. Ich habe mir aber vorgenommen so bald wie möglich auf alle Punkte einzugehen und den Nebel etwas zu lüften.

Ich werde mich also bald wieder an die Geschichte ransetzen. Nochmal vielen, vielen Dank für deine Bewertung und deine Hilfe.
Antwort von:  berrymelon
15.03.2014 02:53
Du hattest Geburtstag? Das, eh, war natürlich voll geplant, hoho %D Alles Gute!
Freut mich, dass du mit dem Kommentar scheinbar was anfangen konntest X3" Und erst recht freu ich mich natürlich wenn du weitermachst, diese Geschichte verdient es wirklich, zu Ende erzählt zu werden! Ich setz mich also derweil auf Standby und warte geduldig auf das, was da noch so kommen mag :)
Von:  Ayres
2012-09-14T17:49:44+00:00 14.09.2012 19:49
@ XxDraixX Danke für die Idee und das du nicht alles sofort lesen kannst, verstehe ich voll und ganz. Ich hab auch nicht immer so die Zeit. Ich finde es schön, dass dir das Kapitel gefällt. (Ich persönlich hatte arge Zweifel daran)
Von:  XxDraixX
2012-09-14T16:24:48+00:00 14.09.2012 18:24
Weist du, nach dem ich das endlich gelesen hab ^^°
schande über mich xDDDD
Also mir gefällt es *,.,*
Was ich dir für den Titel raten würde wäre -----> (kommt drauf an wie es weiter geht ) Überlegungen und Streit
weils irgendwie zur Geschichte passt ^^
Von:  XxDraixX
2012-08-05T14:08:50+00:00 05.08.2012 16:08
tja jetzt haben wir es v,.,V
er hat sich zu sehr angestrengt >,.,>
sturkopf sag ich nur ^^
und ja mir hat das Kapitel sehr gefallen, du weist aber das ich grad nächte hab und immer so spät dann antwortet ^^°
Von:  Khyre
2012-08-03T22:20:10+00:00 04.08.2012 00:20
Ein sehr schönes und besonders spannendes Kapitel! Ich liebe es, wenn Charas über ihre Grenzen gehen müssen und daran wachsen!
Auch der ganze Kampf mit dem Golems hat mir sehr gefallen!!
Weiter so!
Khyre
Von:  XxDraixX
2012-07-23T20:44:53+00:00 23.07.2012 22:44
Und brich mir dabei möglichst nichts xD
da würde ich mit Absicht was brechen xDDD *böse grins*
War schön hat mir gefallen und sorry das ich so lange gebraucht dir ein Komi zu hinterlassen ^^°
ich freu mich sehr auf das nächste Kapitel.
Von:  Ayres
2012-07-21T12:50:29+00:00 21.07.2012 14:50
@Khyre
x3
Die Vorstellung hat was... Aber nein sie ist nicht Gevatter Tod. Danke für den Hinweis, ich werde es sofort ändern :-D
Und Danke für dein Kommentar *_*
Von:  Khyre
2012-07-21T10:00:12+00:00 21.07.2012 12:00
Sehr spannend! Der Narbenmann macht plötzlich Sinn!
Bin gespannt, wie es weiter geht! Beta-Lesen folgt.
Eine Wichtige Sache vlt noch: es ist "der Tod", aber "sie war tot". Oder hat sie sich plötzlich in den Gevatter Tod verwandelt? ;)
Khyre
Von:  XxDraixX
2012-07-12T19:54:11+00:00 12.07.2012 21:54
war doch garnicht schwer meinen Ratschlag zu befolgen xDD
Freu mich was zu lesen obwohl ich schon einpaar brocken von dem Kapitel gelesen hatte ^^°
Bin gespannt was als nächstes mit den beiden passiert und vor allem will ich wissen wieso zum Teufel verflucht nochmal diese Dinger (Golems meint) aufgetaucht sind xDDD
bimo bis später in Skype ;)


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