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明日が来るなら...

Wenn der Morgen kommt...
von

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Die Aussprache

Es schien ein Morgen wieder jeder andere auch. Keine Spur mehr davon, was sich noch zwei Tage zuvor in der Nacht in diesem Präsidium abgespielt hatte. Als wäre nichts gewesen. Als hätte Yumi ihm niemals die Flasche Wein aufgenötigt, als hätte es niemals diesen Kuss im Karaoke-Raum gegeben. Dieser existierte ja an und für sich auch nicht mehr, sondern wurde wieder als Verhörraum genutzt. Alle hatten sich ganz normal in den alltäglichen Arbeitstrott gestürzt. Und auch von irgendwelchen privaten Fragen zu seiner Beziehung mit Satô blieb er heute verschont. Dabei hätte er schwören können, dass sich, sobald er das Präsidium betreten würde, die Kollegen wie eine Schar Geier auf ihn stürzen und ihn mit Fragen wie eine Zitrone ausquetschen würden. Aber nichts dergleichen passierte. Niemand schien dafür im Moment Interesse zu haben oder konnten sich die Meisten gar nicht mehr an gewisse Geschehnisse erinnern? Eigentlich war es doch egal…

Etwas nervös blickte er nun schon zum sechsten Mal auf seine Armbanduhr. Wo blieb seine Kollegin nur? Es war überhaupt nicht üblich, dass sie ihren Dienst auch nur eine Minute zu spät antrat. Ob sie sich vielleicht erkältet hatte? Hoffentlich nicht, wie sollte er die Tage hier zwischen dem ganzen Papierstapeln alleine ohne sie überstehen? Nur ein Lächeln von ihr ab und zu würde schon ausreichen, um immer wieder mit neuer Motivation diesen Berg zu bekämpfen.

Da war Satô ja endlich! Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Unsicher verfolgte er sie mit seinem Blick vom Schreibtisch aus. Doch Satô selbst schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Schon die ganze Zeit hatte er sich die Frage gestellt, ob sich denn nun ihr Verhältnis seit dem letzten Kuss etwas ändern würde. Das musste es einfach, so konnte es doch nicht mehr weitergehen. Aber was erwartete er eigentlich? Sie waren hier am Arbeitsplatz, da gehörten solche Themen nicht hin. Und das sah seine Kollegin wahrscheinlich ähnlich. Sie nickte ihm nur leicht zu, als sie endlich kurz in seine Richtung blickte und bemerkte, wie er zu ihr herüberschaute. Vielleicht würde ja die Mittagspause eine gute Gelegenheit für ein Gespräch bieten.
 

Es war bereits nach 12 Uhr, aber seine Kollegin schien nicht die Anstalten zu machen, in die Pause zu gehen. Takagi wollte warten, bis sie sich endlich von ihrem Schreibtischstuhl erhob und das Büro verließ, um ihr ganz zufällig zu folgen und um mit ihr an irgendeinen ruhigen Ort einen Imbiss zu sich zu nehmen. Warum musste sie ausgerechnet heute ihre Pause so verzögern? Es machte ihn ziemlich nervös, sodass die Aktenarbeit unnötig schwerer fiel als sonst. Außerdem hing sein Magen bereits in den Kniekehlen, denn ungewohnter Weise hatte er heute Morgen keinen Appetit auf Frühstück gehabt. Mehr als einen Kaffee hatte er einfach nicht herunterbekommen. Ob sein flaues Gefühl im Magen noch vom Alkohol oder doch eher die Begegnung mit seiner Kollegin der Grund war, konnte er sich nicht so recht erklären. Es lag wahrscheinlich an beidem.

In diesem Moment erhob sich Satô endlich von ihrem Platz und verließ ohne auch nur kurz zu ihm zu blicken gedankenverloren den Raum. Sofort erhob er sich ebenfalls, als die Tür hinter ihr zufiel, schaute sich kurz um, denn die übrigen Kollegen schienen sein Vorhaben genau realisiert zu haben und warfen ihm nur einen kurzen bösen Blick zu, aber das war er ja schon gewohnt. Bevor sich noch einer von ihnen aufrappelte, um ihn vielleicht in ein Gespräch zu verwickeln, eilte er aus dem Büro heraus und suchte sofort nach Miwako. Wo sie wohl hingegangen war? Daraufhin erblickte er sie an einen der Kaffeeautomaten. Jetzt aber wieder in einem normalen Schritttempo laufen, damit es nicht auffiel, dass er ihr eilig gefolgt war. Langsam trat er an sie heran.

„Ähm…hallo Miwako..“ Was Besseres war ihn auf die Schnelle nicht eingefallen. Vielleicht wäre es doch vorteilhafter gewesen, wenn er sich im Voraus etwas überlegt hätte. Immer diese spontanen Gespräche…

Die Angesprochene drehte sich nur kurz zu ihm um, schien nicht einmal überrascht zu sein und erwiderte nur ein kurzes „Hallo“. Das war es dann aber auch schon gewesen. Fühlte es sich nur so an, oder wirkte sie heute verdammt kühl? Es war, als wäre nie etwas gewesen.

„Hast du Hunger? Wir könnten eine Kleinigkeit essen gehen, was meinst du?“ versuchte er weiter sie in ein Gespräch zu verwickeln. Bloß nicht abschrecken lassen, ihr Benehmen war sicher nur Fassade, das kannte er ja mittlerweile, schließlich sollte man Berufliches und Privates voneinander strikt trennen.

„Hab keinen Hunger, danke…“ Mit diesen Worten griff sie nach ihrem heißen Kaffeebecher und ging weiter den Flur entlang. Wie angewurzelt blieb Wataru stehen. Was sollte das denn jetzt?

„Warte mal!“ Mit schnellen Schritten ging er ihr nach. Seufzend blieb die Polizistin stehen und drehte sich zu ihm um.

„Was denn noch?“ Das hier war sicher nicht der richtige Ort für private Gespräche. Aber er wollte definitiv nicht auf seinen Feierabend warten!

„H-hab ich was falsch gemacht?“ fragte der Kommissar nun leicht stotternd. Es musste einen Grund dafür geben, dass sie scheinbar vor ihm wegrannte.

Die Angesprochene blickte kurz zu ihm, sah sich dann im Flur um, ob jemand in der Nähe war. Sah nicht danach aus.

„Nein, können wir das ein anderes Mal besprechen? Ich hab noch zu tun!“

„Nein, können wir nicht!“ Überrascht blickte Satô zu ihrem Gegenüber. Was war denn mit dem los? Mit so bestimmter Stimme hatte sie ihn selten reden hören. Wieder sah sie sich um, als befürchtete sie, beobachtet zu werden. Takagi wusste, was ihr gerade im Kopf vorging. Auch ihm war nicht ganz wohl dabei, ein privates Gespräch mitten auf dem Flur des Polizeipräsidiums zu führen. Aber welche Ausweichmöglichkeiten hatten sie schon? Sein Blick fiel zu einer Tür und ihm kam eine Idee. Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte er sich das Handgelenk seiner Partnerin und zog sie hinter sich her.

„Takagi-kun, was soll das werden?“ Dieser antwortete ihr erst gar nicht, sondern öffnete die Tür, betätigte den Lichtschalter, zog sie mit in den kleinen Raum und machte hinter sich zu.

„Hier können wir wenigstens nicht belauscht werden!“ gab er nun doch ziemlich verlegen von sich. Was er sich da wieder getraut hatte, er war selber ganz überrascht über seinen Mut.

„Toll, in der Besenkammer…“ Satô verdrehte genervt die Augen und sah sich kurz um. Nicht gerade der perfekte Ort für ein Privatgespräch. Das hätte sicher Zeit bis später gehabt. „Was hast du denn mit mir vor?“

Takagi blickte sie für einen Moment ziemlich verwirrt an und wurde rot.

„N-nichts, gar nichts..ich…“ Er stoppte. „Ich wollte nur wissen, was los mit dir ist.“

„Was soll mit mir sein?“

„Du bist seltsam, Satô-san!“ Die Angesprochene seufzte.

„Ja, tut mir leid, ich bin eben im Stress, es gibt viel zu tun und…“

„Das glaube ich dir nicht!“ fiel er ihr sofort ins Wort. Wieder erfolgte ein Seufzer ihrerseits. „Gut, das war gelogen..“ gab sie leise zu. „Mich beschäftigt nur etwas..“

„Und was?“ fragte Wataru weiter neugierig nach.

„Na ja, an dem Abend.. du weißt schon… kannst du dich noch an alles erinnern?“

„Was genau meinst du?“ Ob sie von dem Kuss sprach? Natürlich konnte er sich daran erinnern, auch wenn er wirklich alles andere als nüchtern gewesen war. Aber trotzdem, wie könnte er dieses prägende Ereignis einfach so vergessen?

„Ich mein, also weißt du, als wir in deiner Wohnung waren und…“ Satô stockte für einen Augenblick. „Ich weiß noch, dass wir zusammen Wein in deinem Wohnzimmer getrunken haben, aber danach… ich…“ Der Polizist runzelte die Stirn. Stimmt, da war was gewesen. An diesen Moment konnte er sich ebenfalls, wenn auch vage, erinnern.

„Ach, du weißt auch nicht mehr, wie wir ins Bett gekommen sind?“ Satô nickte beschämt. Fragend hob Takagi eine Braue. Was war daran jetzt so schlimm?

„Nein….“ Murmelte sie leise. Jetzt war sie genauso schlau wie vorher. Warum überhaupt beschäftigte sie noch dieses leidige Thema? Sie hatte das Gefühl, irgendetwas wirklich Wichtiges vergessen zu haben. Oder warum war sie am nächsten Morgen splitternackt neben ihm aufgewacht? Diese Tatsache konnte sie ihm ja jetzt schlecht auf die Nase binden.

„Wahrscheinlich sind wir einfach irgendwie ins Bett gefallen, was weiß ich…“ überlegte er murmelnd. Satô nickte stumm. So wird es wohl gewesen sein. Sie musste endlich aufhören, sich den Kopf über diesen Blödsinn zu zerbrechen. Es war doch wirklich sehr unwahrscheinlich, dass sie beide total betrunken irgendetwas angestellt hätten, was sie jetzt bereuen könnten. Wobei, würde sie es denn bereuen? Wenn ja, dann wahrscheinlich nur den Fakt, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte.

„Ja, so wird es wohl sein..“ gab sie nun doch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen von sich. Damit war die Sache jetzt vom Tisch! Warum sich weiter das Leben unnötig schwer machen? „Wollen wir vielleicht doch schnell was essen gehen? Mittlerweile habe ich Hunger bekommen…“ Überrascht schaute Wataru zu ihr und nickte dann lächelnd.

„Gern..“ Doch wurde ihr Vorhaben in jenem Moment von dem Klingelton eines Handys boykottiert. Suchend kramte Miwako in ihrer Jackentasche, übergab dabei Takagi ihren Kaffeebecher, damit sie ihr Telefon besser herausholen konnte.

„Satô?“ Sie lauschte kurz dem Mann an der anderen Leitung, nickte nur ein paar Mal und legte schließlich wieder auf.

„Was ist los?“ fragte der Kommissar neugierig.

„Megure möchte etwas mit mir besprechen, keine Ahnung… Ich muss los, das Essen müssen wir leider verschieben.“ Leicht enttäuscht blickte der Polizist nun doch drein. Er hatte sich so sehr auf ein paar Minuten gefreut, die er mit ihr zusammen verbringen konnte. Auch Satô entfiel nicht sein deprimierter Ausdruck.

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht, wir holen das nach, versprochen!“ Leider schienen ihre Worte nicht wirklich tröstlich für ihn zu sein. Aber Megure konnte sie eben nicht absagen, außerdem klang es dringend. Sein Gesichtsausdruck war wirklich nicht zu ertragen. „Takagi-kun?!“ Der Angesprochene seufzte.

„Ja, ist gut!“ Nun musste Miwako lächeln. Wie niedergeschlagen er war, nur weil sie die nächsten 20 Minuten nicht zusammen verbringen konnten, es war doch irgendwie rührend. Sie trat einen Schritt an ihn heran, legte eine Hand auf seine Wange und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.

„Wir sehen uns dann nachher!“ Mit ziemlich geröteten Wangen nickte er nur stumm. Irgendwie war der Kuss nun doch ein wenig überraschend für ihn gewesen, wo sie ihn doch vor ein paar Minuten noch so eiskalt ignoriert hatte. „Kommst du jetzt?“ Sofort wurde er aus seiner Gedankenwelt gerissen.

„N-natürlich!“ Nur vorsichtig und leise versuchte Satô, die Tür zu öffnen. Vorher musste überprüft werden, ob die Luft rein war und niemand im Flur stand. Es wurde sicher ein sehr seltsames Bild ergeben, wenn Beide plötzlich aus einer Besenkammer kamen. Es war sicher im Interesse beider, dass diese Sache nicht die Gerüchteküche brodeln ließ. Und sie hatten Glück, niemand war in der Nähe. Jetzt musste sie sich aber beeilen!

„Bis dann!“ verabschiedete sie sich von Wataru und lief den Flur entlang.

„Ähm.. was ist denn mit deinem Kaffee?“ rief Takagi ihr noch nach.

„Behalt ihn einfach!“ Und schon war sie hinter der nächsten Ecke verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-07-10T11:13:11+00:00 10.07.2012 13:13
Hey :)
Schön, dass es so schnell weiter geht, auch wenns nur ein kurzes Kapitel ist. Hat mir aber gut gefallen. Bei den zwei im Besenschrank musste ich kurz an eine andere Geschichte denken, die ein wenig ähm... unanständiger ist ;)Schön war, dass Takagi mal ein bisschen Durchsetzungskraft bewiesen hat. Schade nur, dass Megure mal wieder stören muss. Ich bin mal gespannt was er von ihr will, etwa was Spannendes passiert?
Bis zum nächsten Mal,
Wolkenkind


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