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明日が来るなら...

Wenn der Morgen kommt...
von

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Nachtschicht

Die Gänge des Tôkyôter Polizeipräsidiums waren leer und ruhig, was nichts Ungewöhnliches war, wenn man bedenkt, dass es mitten in der Nacht war. Nur wenige Polizisten verrichteten um diese Uhrzeit ihren Dienst.

In einem Büro der 3. Abteilung für Gewaltverbrechen des 1. Kriminaldezernats saßen sich Miwako Satô, 28 Jahre, Inspektorin und Wataru Takagi, 26 Jahre, ebenfalls Inspektor, gegenüber. Da Satô bereits länger dabei war, war Takagi ihr folglich untergestellt. Er wurde ihr damals sozusagen als Partner zugewiesen, aber das war nun bereits ein paar Jahre her.

Anfangs war Takagi auch nur ihr ‚Untergebener‘, denn lange Zeit konnte sie nicht über den Tod ihres vorherigen Partners, Jinpei Matsuda, hinwegkommen, welcher bei einem polizeilichen Einsatz, genauso wie ihr Vater, Masayoshi Satô, umkam. Diese beiden Ereignisse, sowie weitere aus ihrer Vergangenheit bevor sie in den Polizeidienst eintrat, veranlassten sie zu glauben, sie wäre verflucht und somit würde eine Beziehung in Zukunft mit Sicherheit nicht in Frage kommen.

Aber in letzter Zeit kam sie gegen ihre eigenen Argumente, sie wäre verflucht und möchte auf keinen Fall eine Beziehung, nicht mehr an. Scheinbar hatte ihr da jemand ziemlich den Kopf verdreht gehabt.

Sie schaute kurz auf und blickte zu dem Mann herüber, der gerade mit einem Bericht beschäftigt war. Sie mochte ihn, nein, sie liebte ihn, aber irgendetwas war in letzter Zeit einfach anders geworden. Ob der letzte Fall daran schuld war?
 

Noch immer beschlich sie ein seltsames Gefühl im Magen, wenn sie daran zurückdachte. Wahrscheinlich ging es ihm da nicht anders, und genau aus diesem Grund sprach sie ihn auch nicht auf diesen Vorfall an. Einige Wochen waren seitdem bereits vergangen, als sie aus einem Helikopter auf ein altes, leerstehendes Gebäude ohne Dach gesprungen war, um ihren Partner vor dem Erfrierungstod und der Explosion einer Bombe zu retten. Nach der ganzen Sache war Wataru eine Weile krankgeschrieben, musste sogar ein paar Tage stationär im Krankenhaus bleiben. Sie hatte ihn einmal dort besucht, aber irgendwie schien ihre Beziehung seit jenem Fall wie eingefroren. Und das, obwohl sie ihm nach der Rettung sogar geküsst hatte, und das nicht zum ersten Mal. Machte sie irgendetwas falsch? War sie vielleicht zu aufdringlich gewesen? Immerhin hatte er sich nach dieser kurzen Begebenheit auch noch darüber beschwert, dass sie im Dienst waren und sich solche Dinge da nicht gehörten. Dabei war sie doch einfach nur froh gewesen, dass es ihm gut ging.
 

Jetzt gingen sich die beiden aus dem Weg. Es war nicht so, dass sie sich nichts mehr zu sagen hatten, aber sie trafen sich nicht mehr zu ihren sogenannten ‚Dates‘ und wenn sie miteinander sprachen, ging es nur um die Arbeit.

Ob Takagi Zeit brauchte? Ihr Blick fiel wieder kurz zu ihm herüber. Wahrscheinlich machte ihm der Fall um Date-san mehr zu schaffen, als sie sich vorstellen konnte. Vielleicht hatte er Angst und wollte nicht mit ihr darüber reden. Irgendwie machte sie dieser Gedanke traurig.
 

Und da war noch etwas…
 

In der untersten Schublade ihres Schreibtisches lag seit über einer Woche ein ungeöffneter Brief. Eigentlich war es nichts Schlimmes, nur der Umstand, dass Miwako bereits wusste, was darin stand, hatte sie dazu veranlasst, ihn erst gar nicht zu öffnen.

Es ging um den üblichen, jährlichen Polizeiball, der diesen Samstag stattfinden würde. Normalerweise freute sie sich auf diese Veranstaltung, denn da konnte man endlich einmal einen Abend abschalten und die gelösten Fälle des letzten Jahres Revue passieren und feiern lassen. Aber dieses Jahr war es etwas anderes. Denn Tradition war, dass man in Begleitung kam. Und genau diese Begleitung fehlte ihr. Sie wartete schon seit Tagen darauf, dass Wataru sie endlich bitten würde, ihn an diesen Abend zu begleiten. Aber das konnte sie sich wohl langsam abschminken. Wahrscheinlich spielte er nicht einmal mit diesen Gedanken! Also was sollte sie dort? Natürlich hatte sie bereits jede Menge Einladungen von den männlichen Kollegen bekommen, aber immer hatte sie lächelnd abgelehnt. Immerhin wollte sie nicht mit irgendjemand dort hin, sondern nur mit ihm. Aber das war ihm wohl überhaupt nicht bewusst.
 

Auch Takagi beschäftigte dieser Polizeiball sehr. Sein Brief lag ebenfalls in dem Schubfach seines Schreibtisches, jedoch im Gegensatz zu Satô’s, war dieser geöffnet. Er hatte die Absicht gehabt, seine Kollegin zu bitten, ihn zu begleiten, aber irgendwie gab es noch keine Gelegenheit, an dem er sie hätte fragen können. Oder war das einfach nur eine Ausrede für seine Feigheit? Viel mehr lag es wohl daran, dass er das Gefühl hatte, dass es im Moment nicht so lief, wie es vielleicht sollte. Seit dem Vorfall um Date-san, den er, wie er selbst überzeugt meinte, gut überstanden hatte, war ihre Beziehung, wenn man sie denn so nennen konnte, eine einzige Illusion geworden. Er hatte das Gefühl, sie existierte überhaupt nicht mehr. Er konnte sich auch denken, warum es so war.

Dass Miwako in den letzten Wochen ‚Ersatz‘ für ihn gefunden hatte, konnte und wollte er nicht so recht glauben, also musste es an etwas anderem liegen. Er erinnerte sich noch gut an den letzten Kuss zurück, wobei er jedes Mal leicht errötete. Er war sehr schön gewesen, aber seine Worte danach, dass sie doch im Dienst waren und sich so etwas dementsprechend nicht gehörte, waren wohl fehl am Platze gewesen. Immerhin war doch niemand in der Nähe gewesen, der es hätte sehen können. Dass die Kamera noch lief und diese die beiden in jenem Moment filmte, wussten die beiden Polizisten nicht. Zwar gab es am ersten Tag, an dem er wieder das Präsidium betrat, böse Blicke der Kollegen, aber das war ja nun wirklich nichts Neues. Takagi hatte auch nicht erwartet, dass sich jemand freuen würde. Gut, vielleicht Satô, aber die schien es an diesem Tag kaum zu interessieren. Was war nur los? Wahrscheinlich sollten sie ihre ganze Situation mal aufklären, aber irgendwie glaubte Wataru, dass es Miwako nicht zu interessieren schien, so wie sie im Moment eifrig ihrer Arbeit nachging. Ob sie wohl wirklich schon eine Begleitung für den Abend hatte? Es wäre eine günstige Gelegenheit, dies herauszubekommen, immerhin waren sie allein und die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand stören könnte, war wirklich äußerst gering. Also, worauf wartete er noch? Eine günstigere Gelegenheit würde sich sicher nicht bieten. Aber was, wenn sie ablehnte? Genau diese Befürchtung nahm ihm seinen gesamten Mut. Warum sollte sie ausgerechnet mit ihm dort hingehen wollen? Andererseits, warum eigentlich nicht? Immerhin gab es ja auch mal eine Zeit vor dem letzten Fall, wo sich beide wirklich gut verstanden hatten.
 

„Sag mal Satô-san..“ unterbrach er einfach die Stille. Was Besseres war ihm nicht eingefallen und mit seinen Worten hatte er auch schon die vollständige Aufmerksamkeit seiner Kollegin. Diese blickte ihn ziemlich monoton an.

„Womit kommst du nicht klar?“

„Wie?“

Verwirrt blickte die Inspektorin zu ihrem Kollegen.

„Na, du hast doch sicher eine Frage zu dem Bericht, oder etwa nicht?“ Was anderes konnte sie sich nicht vorstellen, denn immer, wenn er in letzter Zeit etwas von ihr wissen wollte, ging es um die Arbeit.

„Ähm, nein, nein, darum geht es nicht, haha..“ Leicht rot und verlegen kratzte er sich am Nacken, so wie er es immer tat, wenn ihm etwas unangenehm oder peinlich war. „Ich…wollte nur wissen, ob du… naja, du weißt schon, am Samstag ist doch der Ball…und.. und… gehst du hin?“ Gespannt sah er zu ihr herüber. Er hätte es wohl ein wenig detaillierter und nicht so unklar ausdrücken sollen. Warum kam er nicht gleich auf den Punkt?

„Ob ich da hin geh?“ Kopfschüttelnd wendete sich Satô wieder ihren Bericht zu. „Ich glaube nicht, ist doch jedes Jahr das gleiche, am Ende liegen die Kollegen wieder sturzbetrunken in den Büros herum und so weiter. Das muss ich mir nicht geben…“ Selbst überrascht von ihrer Aussage hielt Miwako kurz inne. Was redete sie da eigentlich vor sich hin? Sie mochte dieses Ereignis doch, und natürlich war es so, dass nicht alle Kollegen es an diesem Abend bis nach Hause schafften, aber das war nun wirklich eine Ausrede gewesen. Gegen ein Gläschen Wein hatte sie wirklich nichts einzuwenden, solange man es nicht übertrieb.

„Aber… was ist denn mit dem guten Buffet? Und nicht alle sind solche Trunkenbolde!“ Versuchte er sie umzustimmen. Er konnte nicht so recht glauben, dass ihr diese Angelegenheit so egal war, wobei Anwesenheit doch eigentlich Pflicht war, soweit er sich erinnern konnte.

„Ja, schon…aber…“

„Aber was?“

Erwischt. Leicht ertappt dreinblickend starrte Miwako stur auf ihren Bericht. Langsam kam sie sich vor wie in einem Verhör.

„Ich muss mich vor dir doch nicht rechtfertigen!“ gab sie nun bissig von sich und wendete sich voll und ganz ihrem Schreibkram zu.

Wataru seufzte. War er wohl wieder ins Fettnäpfchen getreten. Aber so schnell wollte er nicht aufgeben, es musste ja einen guten Grund geben, warum sie nicht hingehen wollte. Und den würde er jetzt herausfinden, das nahm er sich fest vor.
 

Er stand von seinem Schreibtischstuhl auf, nahm die Lehne des Stuhles und schob ihn auf diese Weise direkt neben den ihren, auf welchem sie saß. Satô blickte, durch sein Tun verwirrt, auf. Er hatte also wieder ihre ganze Aufmerksamkeit.

„Aber...der Polizistenball mit all dem Drumherum gehört zur Tradition des Kriminaldezernats. Und, ehrlich gesagt, bei allem Ernst, den unsere Arbeit täglich mit sich bringt, sollte es uns ausnahmsweise einmal vergönnt sein, vollkommen abzuschalten. Und, na ja, den sorgenfreien Spaß zu genießen der uns im Umgang mit Leichen, Diebstählen und dem langweiligen Ordnen abgelaufener Akten verwehrt bleibt. Findest du nicht?“ Bei seinen Worten, die so leise gehaucht, aber dennoch verständlich gewesen waren, bekam sie eine regelrechte Gänsehaut. Er hatte ja eigentlich Recht. Sie nickte nur kurz, sagte aber dennoch nichts weiter. „Also, es würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest, Satô-san!“ Es war raus, so schnell und so einfach kam es über seine Lippen. Er war selbst über seinen Mut erstaunt.

Und auch Miwako blickte ziemlich überrascht drein. Immerhin hatte sie nicht mehr mit dieser Aufforderung gerechnet. Aber etwas störte sie an seinen Worten.

„Ich habe dir schon mal gesagt, dass du mich Miwako nennen sollst, wenn wir unter uns sind. Dieses förmliche Satô-san nervt mich, okay?“ Ihre Worte klangen streng. Aber es war eben so. Dieses ‚Satô- san‘ schaffte ihrer Meinung nach eine noch größere Distanz zwischen ihnen, und diese Blockade musste endlich beseitigt werden. „Und wenn du darauf bestehst, dass ich deine Begleitung sein soll, dann kann ich es mir ja noch einmal überlegen!“ Lächelnd blickte sie ihn an.

War das jetzt ein ja? Zumindest hatte sie nicht abgelehnt, dass hatte Takagi schon mitbekommen. Aber ganz freuen konnte er sich nicht, immerhin hatte seine Kollegin ihn gleich ermahnt, sie nicht Satô-san zu nennen und irgendwie hatte er das Gefühl, wieder etwas falsch gemacht zu haben, genau jenes Gefühl, welches er schon die ganze Zeit über mit sich herumschleppte. „Und jetzt zurück an die Arbeit, Takagi-kun! Wir müssen fertig werden!“ Aus seinen Gedanken gerissen stand er sofort auf, salutierte kurz vor ihr und ging nach einem „Aye aye, Ma’am“ mit seinem Stuhl zurück an den Schreibtisch. Jetzt musste Miwako schmunzeln. Würde sie wohl doch noch mit ihrem Wunschkandidaten am Ball teilnehmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Nachteule
2012-05-24T22:16:02+00:00 25.05.2012 00:16
Dann melde ich mich an dieser Stelle auch mal zu Wort! :D
Erst einmal fühle ich mich sehr geehrt darüber, hiermit irgendwie "Teil" deiner Fanfic sein zu dürfen. Es freut mich, dass dich unser Rpg zu solchen kreativen Leistungen anregt.
Meine Vorschreiber haben Recht, die Einleitung klingt definitiv schon sehr vielversprechend. ^_~
Interessant, wie du es geschafft hast, beide Perspektiven einzubringen, ohne das es klingt, als würde sich etwas wiederholen...hatte mir schon Gedanken darüber gemacht, wie du das wohl bewerkstelligst.
Auch finde ich es richtig, dass Takagi sich endlich mal einen Ruck gibt und die Initiative ergreift! Der Mann sollte in einer Beziehung schon in der Lage sein zu zeigen, dass er auch die Hosen anhaben kann! In Takagi's Fall ist ein solcher Überwindungsschritt ohnehin schon eine Rarität. Der Arme redet sich aber auch immer um Kopf und Kragen! XD
Auch niedlich finde ich deine Charakterisierung von Miwako, z.B. wie sie den Brief einfach nicht mehr öffnet, weil es eh immer dieselbe Leier ist. Und wie schön stur du sie beschreibst! *_* Mit ihr triffst du wirklich den Nagel auf den Kopf - sowohl hier, als auch im Rpg - man merkt, dass du in Sachen "Satô personifizieren" schon jahrelange Berufserfahrung hast. ;D
Da ich nicht weiß, inwieweit du nach unserer Story verfährst oder doch eine komplett andere Richtung einschlägst, lass ich mich einfach mal überraschen und verfolge gespannt die weiteren Kapitel.

Achso, eigentlich wollte ich ja ein konstruktives Kommentar schreiben...irgendwie fehlt jetzt die Kritik. Aber ich finde einfach noch nichts zum kritisieren. Außer eben die Anmerkung, welche Wolkenkind unter mir schon gemacht hat: Vielleicht eine kleine Spoiler-Warnung für Nichtleser der neuesten Files!
Du könntest ja auch in der Beschreibung des Rpg's eine kleine Zusammenfassung zu den neusten Geschehnissen schreiben und diese dann unter einen Spoiler Tag setzen?
Nur ein Vorschlag. :)

Freue mich jedenfalls auf den Fortgang der Story!

Mata ne,
Beru~ ♥
Von:  Psychoqueen
2012-05-22T12:04:15+00:00 22.05.2012 14:04
Ich wäre blöd, wenn ich jetzt nicht bei deiner neuen Fanfic vorbeigeschaut hätte, wo ich das Pairing doch so liebe.
Ich finde es irgendwie süß, dass sie sich beide über den Polizeiball Gedanken machen. Auch, das es in ihrer Beziehung momentan nicht so gut läuft, finde ich ganz interessant, obwohl ich eher vermuten würde, dass sie seit Kapitel 808 ein besseres Verhältnis zu einander haben. (Wenn man sich die Kapitel davor durchließt, könnte man aber auch denken, dass sie das Problem mit den Kondomen zu dem Zeitpunkt schon überwunden hatten. Haha!)

Gut, ich bin gespannt wie es weitergeht.

LG
Psychoqueen
Von: abgemeldet
2012-05-21T11:10:42+00:00 21.05.2012 13:10
Liebe Cawaii, ich freue mich sehr mal wieder etwas von dir zu lesen!!
Früher haben mir deine Geschichten immer sehr gut gefallen und auch die hier fängt vielversprechend an. Vor allem gefällt mir, dass du auf die neuesten Ereignisse im Manga Bezug nimmst, ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht. Du könntest allerdings eine Spoilerwarnung dabei schreiben, für die Leser die Kapitel 808 noch nicht kennen.

Liebe Grüße
Wolkenkind (früher mal Lomira, falls du dich noch an mich erinnerst...)


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