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Die Geschichte einer Hexe

von

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Wo bin ich? Wer bin ich? Es ist alles so verschwommen. Ich kann mich nicht erinnern. Es ist alles fort. Ich fühle mich so leer. Fehlt mir etwas? Wer oder was bin ich nur?

„Kairi!“

Ich öffnete die Augen, war aber noch ziemlich benommen. Allerdings machte das keinen großen Unterschied. Das einzige was ich sah war weiß.

Was ist das für ein Ort? Wer ist Kairi? Bin ich das?

Langsam erkannte ich wo ich war. Ein Zimmer? Ja das war das Wort. Ich erinnerte mich.

Ich lag in einem gänzlich weißen Zimmer. Unter mir war ein Bett. Wie war ich wohl hier her gekommen?

Ich versuchte mich zu setzten. Das gelang mir mehr oder weniger auch.

Dann sah ich an mir herab. Ich hatte zierliche Beine. Mehr als ein kurzes weißes Kleid hatte ich nicht an.

Nun sah ich mir den Raum näher an. Leider gab es nicht viel zu sehen. Er war leer.

Ich konnte nur eine weiße Tür sehen. Was wohl dahinter lag?

Ich stand auf und sank auf die Knie. Meine Beine wollten nicht so wie ich wollte. Wie ging das nochmal mit dem laufen?

Ziemlich wackelig setzte ich einen Fuß vor den anderen.

So geht es. Gleich bin ich da.

„Was wollen wir mit der? Kann die überhaupt was?“, hörte ich eine Stimme.

Ich erschrak und musste aufpassen nicht umzufallen.

Die Stimme kam von der anderen Seite dieser Tür. Es war eine leicht hohe Stimme, die aber schroff klang. Eine Frauenstimme. Ich konnte mich aber nicht so recht erinnern was eine Frau überhaupt war.

„Das werden wir sehen, wenn sie aufwacht.“, erklang eine etwas tiefere Stimme. Wahrscheinlich ein Mann.

Dann öffnete sich die Tür.

Vor mir standen nun zwei Personen.

Die eine hatte blonde Haare. Zwei Stränen standen etwas ab und zeigten nach hinten.

Die andere Person hatte längere pinke Haare.

„Sie ist wach.“, meinte der Mann. Er musterte mich.

Die Blonde lachte kurz und kam näher zu mir. „Wie die da steht. Kannst du dich nicht vernünftig bewegen?“

Ich sah an mir runter. Meine Beine waren leichten angewinkelt, sodass sich meine Knie berührten. War das falsch?

Der Pinkhaarige hatte gestreckte Beine.

Das versuchte ich auch gleich mal und fiel nach hinten um.

Die Blonde gab wieder ein kurzes Lachen von sich.

„Na prima. Was ist denn das für eine? Die können wir doch nicht gebrauchen.“, kam von ihr. Dabei lief sie um mich herum.

Bei ihr sah das Laufen so einfach aus. Sie schien einen sicheren Gang zu haben. Bei mir hatte das echt anders ausgesehen.

„Lass gut sein, Larxene.“, sprach der Mann nun.

Die Blonde schnaubte kurz.

„Wie heißt du?“, fragte er nun, wobei er sich zu mir drehte.

Wie hieß ich denn? Kairi? Oder doch nicht.

Ich schüttelte den Kopf.

Die Blonde gab ein kaum merkliches Seufzen von sich.

„Wie fühlst du dich?“, fragte der Mann nun.

„Da wir ja auch alle so gut fühlen können.“, sprach die Frau.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Kannst du auch sprechen oder so? Mach den Mund auf!“, fauchte die Blonde.

Sprechen? Wie ging das nochmal?

Ich öffnete den Mund. Allerdings passierte nichts.

Die Frau schüttelte den Kopf und beugte sich leicht zu mir. Dann nahm sie ein paar meiner Haare und zog daran.

Ein unangenehmes Gefühl breitete sich an meinem Kopf aus. Was war das? Schmerz!

„Ah!“, erklang es. Dann ließ die Frau los.

Erstaunt berührte ich meine Kehle. War ich das etwa? Hatte ich geschrien?

„Stumm ist sie auf jeden Fall nicht.“, sagte die Blonde amüsiert.

„Du hast eine nette Art das rauszufinden.“, sprach der Typ nun.

„Machst du dir etwa Sorgen um das Ding? Gib ihr lieber was zu essen, sonst wird sie noch magerer.“, sprach diese Larxene.

„Ja ist wohl besser.“, meinte der Pinkhaarige.

Ein paar Minuten später stand eine Schüssel vor mir. Die beiden hatten das Zimmer bereits verlassen.

Ich sah mir nun die Schüssel an. Dort war eine braune Masse drin. Irgendwie kam mir das Wort ekelig in den Sinn. Allerdings fing mein Magen im selben Moment an zu grummeln.

Ich hatte Hunger.

Vorsichtig tauchte ich meinen Finger in den Brei ein. Dann probierte ich das Essen. Wie aus Reflex verzog ich das Gesicht. Was das wohl war? Hatte ich allerdings eine Wahl als zu essen?

Also tunkte ich meine Hand in die Schüssel und aß.

Es verging einige Zeit.

Ich wusste nicht wie lange ich in diesen Raum verbrachte.

Die beiden Personen kamen ab und zu rein und gaben mir essen und trinken. Ich erfuhr, dass sie Marluxia und Larxene hießen.

Mehr erfuhr ich nicht. Ich verstand auch nicht was ich hier machte. Warum war ich hier? Wer war ich? Was machten diese Typen in den Umhängen hier?

Wieder einmal saß ich in der einen Ecke meines Raumes. Hier gab es nicht sonderlich viel zu tun. Das nicht viel begrenzte sich auf gar nichts. Meistens saß ich nur da und dachte nach. Vielleicht träumte ich auch. Manchmal wusste ich nicht ob das alles echt war oder nicht.

In meinen Träumen sah ich ständig irgendwelche Personen, die ich nirgendwo zuordnen konnte. Die Orte kannte ich auch nicht.

Leider verschwanden die Bilder immer so schnell wieder. Ich konnte sie nie näher betrachten. Wie konnte ich die seltsamen Personen und Orte nur festhalten? Wenn es eine Möglichkeit gab, vielleicht hatte ich sie nur vergessen?

Vor mir erschien das Bild einer Höhle. An den Wänden waren eigenartige weiße Bilder.

In meiner Hand kribbelte es. Ich hielt etwas. Dieses etwas war ein blauer Stock? Ein Stift! Damit machte man was noch gleich? Konnte man den essen? Ich nahm ein Ende des hellbauen Stiftes in den Mund. Schmeckte nicht sonderlich. Da fiel es mir ein. Mit soetwas malte man. Nur was sollte ich malen? Die Bilder?

Ich versuchte es. Mit meinem Stift malte ich auf den Boden. Zuerst wollte ich diesen Jungen malen. Er hatte braune Haare und blaue Augen. Ihn sah ich am meisten.

Seltsamerweise malte der Stift immer in der Farbe, die ich wollte. So konnte ich auch in Farbe malen.

Wie ging es jetzt weiter? Plötzlich funkelte meine linke Hand. Was war nun wieder los?

Plötzlich erschien dort ein…Block?

Vor Schreck schmiss ich ihn gegen die Wand.

Wo war das hergekommen? Was war das genau? Wozu war das gut?

Ich kroch hin und musterte den Block. Das Deckblatt war rotbraun. Die einzelnen Seiten wurden durch einen Draht zusammengehalten.

Die anderen Seiten waren weiß. Sie warteten förmlich darauf bemalt zu werden.

Nun war bloß die Frage, wie das hierherkam? Es gelang durch einen Lichtschein in meine Hand.

Ich schüttelte den Kopf und malte etwas auf die erste Seite. Jemand mit roten Haaren. Es war ein Mädchen. Sie hatte schulterlange Haare. Neben ihr hatte ich einen gelben Stern mit einem Blatt daran gemalt. Das sollte wohl eine…Frucht sein?

„Sag mal spinnst du?“, fauchte Larxene. Ich sprang erschrocken auf. Mein Block und der Stift verschwanden.

Die Blonde stand neben mir und sah mich wütend an.

Was hatte ich denn falsch gemacht? Mochte sie meine Zeichnungen nicht?

„Du kannst doch hier nicht alles bekritzeln!“, schrie sie.

Ich kroch vorsichtshalber zurück. Wer weiß was sie tun würde.

Marluxia betrat nun auch den Raum. Er sah sich ebenfalls meine Zeichnung an.

Larxene kam nun zu mir. Sie gab mir eine Backpfeife.

„So ein ungezogenes Ding.“

Ich berührte meine Wange. Das tat ziemlich weh.

„Warte das ist…Der Schlüsselschwertträger! Sora.“, sprach Marluxia und sah das Bild an.

„Sora.“, sagte ich. Der Name kam mir so vertraut vor.

Die beiden sahen mich nun an.

„Sie kann reden wie toll.“, meinte Larxene ironisch.

„Woher kennst du Sora?“, fragte mich Marluxia.

Ich schüttelte den Kopf. Wie sollte ich ihnen sagen, dass ich das nicht wusste. Ich würde die Antwort ja selber gerne wissen. Woher kannte ich den Jungen?

„Mach den Mund auf!“, zischte Larxene.

„So wird das wohl nie was. Nimm du dich ihr an, Larxene. Bring ihr was bei. Wir brauchen Sora für unseren Plan. Das weißt du doch. Vielleicht kann sie uns dabei helfen.“, kam von Marluxia. Er sah mich an.

Was hatten die mit mir vor? Was wollten sie von diesem Sora?

„Warum ich. Seh ich vielleicht aus wie ein Kindermädchen? Was soll ich der denn beibringen?“, meinte die Blonde.

„Tu es einfach. Sie könnte nützlich sein.“, verabschiedete sich der Pinkhaarige.

Er verschwand in einer Art dunklen Wolke.

Wo war er hin? Ich ging zu der Stelle wo er gerade stand. Da war keine Spur von ihm.

„Na ja wenigstens laufen kannst du schon. Komm mit!“, befahl Larxene. Sie ging zu der Tür.

Durfte ich raus? Was wohl da draußen war? Mir kam da so etwas in den Sinn.

Ich schloss die Augen und hörte etwas. Rauschen? Langsam sah ich etwas. Wasser. Viel Wasser. Da war auch Sand. Ein Strand. Ich sah ein Strand vor mir. Das war das Meer.

Wieso sehe ich das? War ich schon mal hier? Ich konnte mich nicht wirklich erinnern.

„Nun komm schon!“, meckerte Larxene. Ich folgte ihr zu der Tür. Ob ich wohl das Meer dahinter finden würde?

Sie öffnete die Tür. Erwartungsvoll sah ich hindurch und sah… weiß. Ein weißes Zimmer. Es sah genau wie meins aus, nur größer.

Enttäuscht senkte ich den Kopf. Ich sah mich im Zimmer um.

Auch hier gab es groß kein Mobiliar. Eine Couch, einen Stuhl und eine Glaskugel gab es aber. An der Wand erkannte ich eine Glasplatte.

Als ich mich ihr näherte, erkannte ich eine Person. Musste ein Mädchen sein. Sie hatte hellblonde Haare, die ihr über die Schultern hingen. Eine paar Haare standen leicht ab. Ansonsten hatte sie glatte Haare.

Sie schien mich zu mustern. Ihre blauen Augen sahen direkt in meine.

Am Leib trug sie nur ein weißes Kleid genau wie ich.

Wir streckten unsere Hände synchron zu einander aus.

Nun berührte ich die Glasplatte. War sie dahinter? Was machte sie da?

„Was wird das? Hast du noch nie einen Spiegel gesehen? Er spiegelt Dinge wieder. “, meinte Larxene. Ich sah sie nun in diesem Spiegel.

Sie stand neben dem Mädchen. Hieß das dann dass das ich war?

So sah ich also aus. Ich hätte mich mir anders vorgestellt.

„Ok fangen wir mal mit dem Grundwissen an. Weißt du was du bist?“, fragte Larxene.

Ich schüttelte den Kopf.

„Wir werden Niemande genannt.“

„Niemande?“, wiederholte ich. Was war das? Klang seltsam.

Dann erklärte mir Larxene alles was es zu wissen gab über Kreaturen wie Niemande und Herzlose. Ich verstand es nicht ganz. Zu dem hörte ich nicht richtig zu. Ich war wie in Trance.

Vor mir sah ich wieder den Jungen. Ich war mit ihm in einer Art Höhle oder so. Neben uns war Wasser. Was genau passierte, wusste ich nicht. Ich schien ihm was zu geben.

„Das ist mein Talisaman. Versprich ihn mir wieder zu bringen.“, erklang eine Mädchenstimmte. Das war sie. Kairi.

„Hör mir gefälligst zu!“, fauchte Larxene sauer.

Ich erschrak und sah sie an.

„Was habe ich gerade gesagt? Wiederhole es doch mal.“, befahl die Blonde.

„Niemande?“, sagte ich nur.

Larxene seufzte. „Vielleicht solltest du erst mal sprechen lernen.“

Ich zuckte mit den Schultern. Das Ganze war wenigstens eine Abwechslung.

Sie versuchte mir sprechen beizubringen. Leider verstand ich meist nicht, was sie von mir wollte, weswegen sie oft ausrastete.

Marluxia kam auch hinzu.

„Wie macht sie sich?“, fragte er kurz.

„Wie sie sich macht?! Schrecklich! Ich frage mich ob sie überhaupt mal ein Jemand war. Sie weiß nichts.“, regte sich Larxene auf.

„Jemand?“, kam es aus meinen Mund. Was war das nun wieder?

„Die Person, die du vorher mal warst. Bevor du dein Herz verloren hast.“, erklärte Marluxia trocken.

„Herz?“, fragte ich erneut und legte meine Hand unbewusst auf meine Brust.

„Hol doch mal deinen Block raus!“, forderte Marluxia.

Ich sah ihn fragend an. Wie sollte ich das machen? Der Block war doch verschwunden. Dabei hätte ich ihn schon gerne wieder.

Ein Leuchten erschien in meiner Hand und dort lag er wieder. Erstaunt sah ich ihn an.

Larxene schlug sich gegen den Kopf. „Sag nicht, dass das ihre Waffe ist. Wir kämpfen wenigstens mit Dolchen, Lanzen, Sensen und dergleichen. Sie kämpft mit Zeichenblock und Stift. Herzlose nehmt euch in Acht. Ihr könntet gemalt werden.“, sprach die Blonde genervt.

„Vielleicht kannst du dich durch Malen besser ausdrücken.“, meinte Marluxia, wobei er Larxene völlig ignorierte.

Fragend sah ich auf den Block vor mir. Dann fing ich an zu malen.

Mein zweites Bild war eine Insel. Dort waren ein Strand, Palmen und das Meer.

„Zuhause.“, sagte ich, obwohl ich nicht wusste, was das bedeutete.

„Sie kommt also von dieser Insel.“, meinte Marluxia.

„Sora, Riku.“, kam nun von mir.

Mein Kopf begann zu schmerzen. Nun sah ich jede Menge Bilder in meinem Kopf.

„Sie erinnert sich an was.“, hörte ich Larxene sagen.

Dann ließ der Schmerz nach.

Etwas außer Atem sah ich das Bild von der Insel an.

„Kennst du deinen richtigen Namen?“, fragte der Rosahaarige.

Ich schloss die Augen. Ich spürte etwas warmes in der Ferne. Das war sie. Ich war mir sicher.

„Kairi.“, rief ich leise.

„Kairi?! Was ist denn das für ein Name? Wie wollen wir sie da nennen? Rixaki?“, meinte Larxene kalt.

„Sie gehört nicht zur Organisation. Sie braucht keinen Namen. Nur Dinge von Bedeutung haben einen Namen.“, sagte Marluxia.

Ich senkte den Kopf. War ich etwa wertlos? Warum?

„Es muss auch unbedeutende Sachen geben.“, machte mich Larxene nieder.

So ging mein Leben weiter. Leider hatte ich kein Zeitgefühl. Wusste also nicht wie lange ich bei Larxene Unterricht hatte.

Das mit dem Sprechen ging jetzt auch schon ganz gut. Ich musste zwar noch oft Laute wie „Mhm“ „Eh“ und „Ah“ benutzen, aber es wurde besser.

Eines Tag kam so ein seltsamer Mann mit graubraunen Haaren. Larxene nannte ihn Vexen. Ich sollte bei ihm bleiben. Keine Ahnung was er von mir wollte.

Nun stand ich also in seinem Labor und beobachtete wie er aufgebracht hin und her lief.

„So werde ich nie mit den Experimenten fertig. Erst soll ich diesen Jungen untersuchen und jetzt das Mädchen. Was soll die schon können?“

Ich verstand ihn nicht ganz. Ich war ihm ein Klotz am Bein. So war es bei den anderen auch. Warum war ich niemanden von Nutzen? Warum beachteten die mich nicht?

„Ich untersuche dich gleich. Warte hier kurz. Wehe du rührst was an!“, drohte er zornig. Dann verließ er den Raum.

Ich wartete zunächst auf der Stelle. Vexen kam allerdings nicht wieder. Also beschloss ich mich hier umzusehen. In diesem Zimmer lagen so viele Dinge. Die anderen Zimmer waren immer leer.

Vor mir befand sich ein Tisch. Dort lag etwas drauf. Sah aus wie die anderen hier. Das etwas hatte einen schwarzen Mantel. Sein Gesicht konnte man nicht sehen. Ob ich ihm oder ihr die Kapuze abnehmen sollte? Ich streckte meine Hand aus.

//Wehe du rührst was an!// Ich hielt sofort inne.

Vexen würde mich sicherlich bestrafen. Larxenes Strafen waren mir genug. Ich ließ es also lieber. Neben dem Tisch stand noch so ein Ding. Dieses war aber etwas kleiner. Vielleicht ungefähr so groß wie ich. Es bewegte sich nicht sondern stand nur da.

Ob es schlief? Sollte ich es ansprechen?

„Hallo?“ Es passierte nichts. Ob er oder sie mich wohl versteht? Ich wollte das Gesicht sehen, aber ich durfte ja nichts anfassen. Ich sah nach hinten. Vexen war nicht da. Vielleicht konnte ich ja?

Vorsichtig streckte ich meine Hand aus. Ich giff nach der Kapuze. Als ich sie berührte, bekam ich einen Schlag so als stände dieses Ding unter Strom.

Ich zuckte zusammen und wich zurück. Schnell lief ich zur Tür und versteckte mich dahinter.

Ob es sauer war?

„Was machst du denn da?“

„Aaah!“, schrie ich und sprang nach vorne.

Vexen stand hinter mir und sah mich verwundert an.

„Wie auch immer. Bringen wir es hinter uns. Setzt dich auf den Tisch hier vorne!“ Er zeigte auf einen anderen Tisch.

Ich tat, was er sagte. Er betrachte mich. Dann tastete er mit seiner Hand meinen Körper ab. Das war mir unangenehm, obwohl es nicht weh tat.

Er schrieb irgendetwas auf. Ich lugte auf den Zettel. Dort stand: „Niemand Nr 14. Weiblich…“ Mehr konnte ich nicht sehen.

Er stellte mir nur noch ein paar Fragen, die ich größtenteils nicht beantworten konnte. Dann wurde ich wieder in mein Zimmer gesperrt. Viel mehr lernte ich auch nicht.

Dass ich ein Niemand war wusste ich nun. Ich hatte also kein Recht zu existieren.

Bisher hatte ich aber noch nicht viel von der Welt gesehen.

Nur dieses Schloss kannte ich. Hier ähnelte ein Raum dem anderen.

Dieses weiß nervte mich. Überall wo man hinblickte war es weiß. Das Schloss war genau so trostlos wie mein Leben. Wie gerne hätte ich andere Welten gesehen. Wie diese, die ich immer in meinen Träumen sah. Die Insel. Kairis Heimat.

Wie mein Jemand wohl so war? Ob ich sie irgendwann mal treffen würde?

Larxene meinte, dass sie ein Herzloser sein müsste, aber ich hatte das Gefühl, als ob das nicht stimmte. Ich konnte Kairis Herz fühlen. Es war warm. Obwohl sie weit weg war nahm ich sie war. Sie konnte kein Herzloser sein.

Zudem wunderte ich mich wer dieser Sora wohl war? Er schien Kairi nah zu stehen. Ich konnte ihre Fürsorge spüren.

Es war so als ob ich es selbst fühlte, obwohl Niemande sowas eigentlich nicht konnten.

Musste ein tolles Gefühl sein jemanden zu haben, der einen mag.

„Wie lange soll das noch so weiter gehen. Sie ist nutzlos. Verwandeln wir sie in einen Dämmerling.“, hörte ich Larxene aus dem Nebenzimmer sagen.

Es war mir nichts neues, dass sie so über mich sprachen. Sie machten sich alle keinen Hehl daraus mich als nutzlos zu bezeichnen.

Wozu war ich überhaupt gut? Was war der Sinn meiner Existenz? Wenn Niemande sowas überhaupt hatten. Irgendetwas musste ich doch können.

„Dazu ist es noch zu früh. Wir werden sie noch weiter überwachen.“, sprach Marluxia.

„Aber lasst mich daraus. Ich muss wieder zurück mein Experiment überwachen.“, meinte Vexen.

„Du meinst dieses Ding da? Hat es Roxas Fähigkeiten schon kopiert?“, kam von einer genervten Larxene.

„Ja Nr.1 absorbiert in der ersten Woche alle Fähigkeiten von denen, die es berühren. Leider würde es diese Fähigkeiten schnell verlieren, wenn es lange bei dieser Person bleibt. Deswegen trennen wir es zunächst von Roxas bis es sich stabilisiert hat.“, erklärte Vexen.

„Lass uns bloß mit dem Kram in Ruhe.“, sagte die Blonde.

Ich verstand auch nicht wovon der Wissenschaftler sprach.

Vexen schien gegangen zu sein.

„Geh du zunächst nach Destiny Island. Vielleicht erfährst du da etwas über den Schlüsselschwertträger.“, meinte Marluxia zu Larxene.

Ich sah auf. Destiny Island? War das nicht die Insel? Nun sah ich durch den Türspalt.

Mein nicht vorhandenes Herz schlug gleich schneller. Da wollte ich unbedingt hin.

Larxene würde mich allerdings nie mitnehmen. Was sollte ich nur tun?

Larxene ließ eine schwarze Wolke erscheinen. Das nannten sie Korridor der Dunkelheit oder so. Damit konnte man zu anderen Welten gehen. Die beiden konnten diese Korridore einfach so erscheinen lassen. Mir gelang das nicht. Sie zeigten mir auch nicht wie das ging.

„Was soll es da schon geben.“, beschwerte sich die Blonde leicht.

Ich starrte direkt in das dunkle Portal. Sollte ich?

Ohne weiterzudenken rannte ich los. Die dunkle Wolke kam immer näher.

„Was soll das werden, du Göre?!“, schrie Larxene.

Bevor sie aber irgendwas unternehmen konnte, war ich bereits durch das Portal gerannt.

Ihre Stimme nahm ich nur noch schwach war bis sie ganz verstummte.

Ich befand mich an einem seltsamen Ort.

Um mich herum war es blau.

Es sah so aus wie ein seltsamer Tunnel. Zudem flogen seltsame weiße Zeichen umher. So welche hatte ich schon mal auf einem Dämmerling gesehen.

Das Portal hinter mir war bereits weg.

Zu diesem Ort hier wollte ich doch gar nicht. Was war das hier? Wo sollte ich hin? Hier war nichts. Es sah alles gleich aus.

Ich sank auf die Knie. Das hatte ich doch so gar nicht gewollt. Dabei wollte ich doch nur auf diese Insel. Wenigstens einmal wollte ich sie sehen.

Plötzlich öffnete sich vor mir ein dunkler Korridor.

Wer hatte ihn geöffnet? Etwa Larxene? Wahrscheinlich bekam ich ziemlichen Ärger. Sie hatten mir verboten auch nur daran zu denken das Schloss zu verlassen.

Mit gesenktem Kopf betrat ich das Portal. Bestimmt verpasste mir Larxene gleich eine Backpfeife oder schlimmeres.

Nun bemerkte ich etwas Helles. Es blendete mich.

Instinktiv kniff ich die Augen zu. So langsam konnte ich besser sehen.

Über mir war es blau, aber nicht so wie eben. Diesmal war es heller und schien sich gar unendlich weit zu erstrecken. Dort waren auch weiße… Flecken? Wolken hießen die glaubte ich.

Wie hoch ist dieses Zimmer? Warum ist die Decke blau? Was ist diese helle Lampe?

Unter meinen Füßen fühlte ich etwas Weiches. Ich stand im Sand. Vor mir erkannte ich das Meer. Wie es durch das Licht glitzerte. Es war unglaublich schön.

Ich war wirklich hier. Auf der Insel. So schön hätte ich sie mir nicht vorgestellt. Wer hätte gedacht, dass es jenseits des Schlosses so etwas Großartiges gab?

„Oh Mann ihr und euer Ballspiel. Ihr könnt auch an nichts anderes mehr denken.“, schrie jemand. Obwohl es ein Mädchen war, schien es nicht Larxene zu sein.

Etwas entfernt standen zwei Jungs und ein Mädchen.

Diese ging nun in meine Richtung. Sie schien sauer zu sein.

Aus irgendeinem Grund musste ich lächeln. Warum?

„Wer bist denn du?“, fragte das Mädchen. Sie schien mich bemerkt zu haben.

Ich sah sie fragend an. Ihre Haare waren braun.

„Mein Name ist Selphie und wie heißt du?“, fragte sie mich nun. Die Braunhaarige stand jetzt direkt vor mir.

Wie hieß ich denn? Einen Namen hatte ich ja nicht.

Ich zuckte nur mit den Schultern.

Selphie sah mich fragend an. „Du musst doch wissen wie du heißt? Wie auch immer. Nett dich kennenzulernen.“, meinte sie und reichte mir ihre Hand.

Sollte ich ihre Hand nehmen? Begrüßten sich Jemande so?

Ich gab ihr meine Hand, als ich plötzlich wieder schreckliche Kopfschmerzen bekam.

Ich sah Bilder von der Insel vor mir. Auch Kinder sah ich. Es war alles so durcheinander.

Ich fiel zu Boden.

„Alles klar?“, fragte Selphie besorgt. Sie beugte sich zu mir.

Ich wollte nur weg von ihr. Was hatte sie mit mir gemacht? Wieso tat sie mir weh?

„Ist schon gut.“, rief die Braunhaarige und half mir auf.

Diesmal hatte ich keine Kopfschmerzen.

„Alles klar bei euch.“, fragte nun ein etwas größerer Junge mit rot-orangen Haaren.

„Wie fühlst du dich?“, wollte Selphie wissen.

„Ich …kann nicht fühlen.“, gab ich von mir. Diesmal hatte ich Larxene zugehört. Niemande konnten nicht fühlen.

Mich wunderte es dann doch, dass mich die beiden fragend ansahen.

„Mir geht es gut.“, sagte ich schnell.

„Zum Glück. Wir können dir die Insel zeigen, wenn du willst.“, schlug Selphie vor. Ich lächelte leicht und nickte. Sie hatte nichts Böses im Sinn. Außerdem wollte ich die Insel schon gern sehen.

Ich sah auf das Meer. Das Rauschen der Wellen war angenehm.

„Du magst das Meer wohl. Wenn du keinen Namen hast, warum gibst du dir nicht einen Namen, der mit dem Meer zu tun hat?“, schlug Selphie vor.

Ich lächelte sie an und nickte.

„Mal sehen. Meer ist Kai, Wasser könnte man mit Aqua übersetzen, Welle bedeutet Nami…“, zählte Selphie auf.

„Nami?“, wiederholte ich. „Nami…Naminé.“, sprach ich ruhig.

„Klingt gut! Also nett dich kennenzulernen, Naminé.“, gab Selphie von sich.

„Kommt ihr Mädchen endlich. Ihr seid lahm!“, schrie der Junge nun und rannte los.

„Wakka! Komm zurück!“, schrie Selphie und rannte ihm nach.

Ich kicherte leise. Sie waren…Freunde? Ja Freunde. Vielleicht konnte ich mich ja auch mit ihnen anfreunden?

Zumindest hatte ich jetzt einen Namen. Marluxia meinte ja nur Dinge von Bedeutung hatten einen Namen. Vielleicht hatte meine Existenz ja doch einen Sinn. Zufrieden lächelte ich.

Gerade als ich Selphie nachlaufen wollte, hielt mich jemand fest.

„Und wo willst du jetzt hin?“

Es war Larxene. Sie sah mich böse an. „Na warte, du Gör!“, fauchte sie und öffnete einen dunklen Pfad.

Ich versuchte mich zu befreien, hatte aber kein Erfolg. Die Blonde zog mich mit sich.

Kurzerhand waren wir wieder im Schloss des Entfallens.

Nun ließ sie mich los. Ich traute mich nicht ihr in die Augen zu sehen. Dazu hatte ich aber auch keine Gelegenheit.

Larxene schlug mich, sodass ich zu Boden fiel.

„Jetzt reicht es mir wirklich mit dir! Selbst ein Dämmerling wäre zu Schade für dich!“, fauchte sie.

Ich kniff die Augen zusammen und wartete darauf, dass sie mir ein Ende bereitete. Es passierte allerdings nichts.

„Ganz ruhig. Du kannst sie gern bestrafen. Vexen kümmert sich dann um den Rest.“, sagte Marluxia.

„Vexen? Der und seine Experimente wieder. Jetzt würde mich aber schon interessieren, was er so auf die Kleine loslässt. Das wird ein Spaß.“, sprach Larxene.

Nun kam sie zu mir.

Ängstlich sah ich sie an.

„Ein bisschen amüsieren darf ich mich aber.“, meinte die Blonde mit einem fiesen Grinsen.

Ich schluckte. Jetzt war ich mir sicher. Larxene konnte mich nicht nur nicht leiden. Sie hasste mich.

„Tu was du willst, aber lass sie am Leben.“, antwortete der Pinkhaarige.

Larxenes Grinsen wurde breiter. In ihrer Hand sammelte sich Strom.

Ich versuchte wegzukriechen. Sie war allerdings schneller und schlug mich.

Mein ganzer Körper zuckte kurz. Ich schrie auf. Dann kam schon der nächste Schlag.

Die Blonde schlug noch ein paar Mal auf mich ein.

„Du richtest mein Versuchsobjekt ja ganz schön zu.“, erklang es nun.

Larxene ließ von mir ab.

Ich lag nur keuchend am Boden. Alles tat mir weh.

„Wollen wir dich mal näher betrachten.“, sprach der Silberhaarige.

Er kniete sich zu mir. Mit seinen grünen Augen sah er mich an.

„Eigentlich bist du ja richtig süß. Musstest du ihr so zusetzen?“, sprach Vexen.

„Jetzt heuchel kein Mitleid vor! Was hast du denn mit ihr vor?“, fragte Larxene genervt. Sie mochte Vexen wohl nicht. Wen mochte sie überhaupt?

„Habt ihr dem Ding schon einem Namen gegeben?“, fragte er.

„Nein. Sie bekommt auch keinen.“, meldete sich nun auch Marluxia zu Wort.

„Naminé!“, mischte ich mich ein.

Jetzt sahen mich alle in diesem Raum an.

„Mein Name ist Naminé.“, sagte ich bestimmt.

Larxene fing an zu lachen. „Wie kommst du denn darauf? Du hast keinen Namen, du kleine Hexe!“

Ich sah nach unten. Wieso durfte ich keinen Namen haben? War ich so wertlos?

„Sind ja schon alle hier, was?“, sagt nun eine Jungenstimme.

Durch die Tür kam ein blausilberhaariger Junge. Ihm folgte ein blonder Junge mit leeren Blick.

„Zexion, du bist auch hier? Roxas hast du auch mitgebracht?“, meinte Marluxia.

„Das ist nicht Roxas. Nur ein Prototyp den ich erschaffen habe. Ich versuche ihm mit Zexion Erinnerungen zu geben. Das ist aber ziemlich aufwendig. Zexions Illusionskunst hat auch Grenzen.“, erklärte Vexen.

„Wozu braucht eine Puppe Erinnerungen?“, sprach Larxene abfällig.

Ich musterte den blonden Jungen. Er sah langsam auf.

„Wenn ich den Experimenten Erinnerungen einpflanzen könnte, können wir sie ganz einfach kontrollieren.“

Der Blonde sah sich um.

„Eine interessante Theorie.“

Nun trafen sich unsere Blicke.

Plötzlich schrie der Junge auf. Mit wütendem Blick sah er mich an. Zexion hielt ihn nun stärker fest, da der Junge sich befreien wollte.

Was löste in ihm plötzlich so eine Reaktion aus?

„Es funktioniert. Ich habe ihm mithilfe meiner Illusionen vorgegaukelt, dass das Mädchen ihm weh tut. Mal sehen was er jetzt tun wird?“, sprach Zexion zufrieden.

Ich wich einen Schritt zurück.

Nun ließ der Silberhaarige den Jungen los. Sofort rannte dieser auf mich zu.

Ich wollte weglaufen, aber mein Kopf begann zu Schmerzen.

Ich sah Bilder in meinem Kopf. Ich sah …mich wie ich den Jungen schlug und ihn auf verschiedenste Weise quälte. Was war das nur? Das hatte ich doch gar nicht getan.

Nun hatte er mich erreicht und schlug mich. Ich flog durch den Raum.

Wieder rannte er auf mich zu.

Ich kroch rückwärts. Ich hatte Angst. Konnten Niemande überhaupt Angst haben?

Das Grinsen des Jungen wurde mit jedem Schritt größer.

Je näher er kam desto mehr tat mein Kopf weh. Er schien zerplatzen zu wollen.

Nun nahm der Junge einen Dolch in die Hand.

Wenn er doch nur nicht diese Erinnerung hätte. Wenn er doch überhaupt keine Erinnerungen hätte.

Nun holte er aus.

Ich schloss die Augen. Meine Kopfschmerzen wurden unerträglich.

Dann ließen sie nach.

Ich hörte kurze Schritte. Wieso war ich noch nicht tot?

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Der Junge ließ auf einmal das Messer fallen. Seine Augen waren leer.

Was war mit ihm los?

Er sackte zusammen und verschwand. Geschockt sah ich auf die glitzernden Splitter, die von ihm ausgingen. Dann war er weg.

„Wie kann das sein? Was hast du gemacht?!“, schrie Vexen mich an.

„Gar nichts.“, entgegnete ich ihm ängstlich.

„Dein Spielzeug hat wohl nicht viel gebracht.“, rief Larxene überheblich.

„Das kann nicht sein. Er war aus den Erinnerungen von Roxas erschaffen. Die einzige Möglichkeit ihn so einfach zu vernichten, wäre seine Erinnerungen zu löschen. Das kann das Mädchen unmöglich gemacht haben…“ Vexen hielt kurz inne. Er schien kurz nachzudenken.

„Vielleicht ist das ja eine besondere Fähigkeit von ihr.“, meinte er.

„Du meinst sie… kann Erinnerungen löschen?“, fragte Marluxia neugierig.

Redet die über mich? Ich konnte Erinnerungen löschen?

„Ich werde sie untersuchen und es herausfinden.“, meinte Vexen.

Er packte mich am Handgelenk und zog mich hinterher.

Nun saß ich in seinem Labor?

Vexen hatte mich hier eingesperrt. Er meinte er müsse noch etwas wegen dem zweiten Experiment unternehmen.

Hier saß ich nun eine Weile.

In meinem Zeichenblock zeichnete ich verschiedene Sachen von denen ich nicht wusste, was sie bedeuteten. Da war z.B. eine Stadt, ein blauer Geist mit einem schwarzhaarigen Jungen, ein Junge mit grünen Sachen usw.

Mit der Zeit wurden es immer mehr. Ich träumte auch ständig so seltsame Sachen.

Es ging immer um diesen Sora. Wieso träumte ich nur von ihm?

Vexen machte in nächster Zeit seltsame Experimente mit mir. Er benutzte seltsame Apparate. Ab und zu nahm er mich auch zu anderen Welten mit um meine Fähigkeiten mit bestimmten Personen zu testen.

Er faselte immer so seltsames Zeug von dem ich das meiste nicht verstand.

Er schien aber herausgefunden zu haben, dass ich irgendwie die Erinnerungen von bestimmten Personen verändern konnte.

Wie ich das machte wusste ich auch nicht. Ich stellte mir einfach irgendwas vor und schon sah es die Person, als ihre Erinnerung an. Zuerst hatte ich dabei Kopfschmerzen. Dies gab sich aber mit der Zeit. Auch klappte es nicht bei jedem.

Vorher sah ich immer wieder diese Bilder in meinem Kopf.

Ich fand heraus, dass diese Erinnerungen waren.

Mit der Zeit merkte ich auch, dass sich diese Erinnerungen immer um Sora drehten. War er etwa der Schlüssel zu meiner Gabe?

Vexen schrieb alles auf was passierte oder was ich ihm sagte.

Neben den Experimenten schenkte er mir aber keine Aufmerksamkeit. Die meiste Zeit saß ich allein in diesem weißen Raum, in dem ich aufgewacht war.

Ich wünschte mir so sehr, dass jemand kam und mit mir sprach.

Sogar Larxenes Gegenwart genoss ich. Es war besser als diese schreckliche Einsamkeit.

Alles schien so unwirklich. Ich fühlte mich so leer. Wahrscheinlich erging es allen Niemanden so. Immerhin hatten wir kein Herz.

Wie viel Zeit verging wusste ich auch nicht. Waren es Stunden oder sogar Tage?

Ich stand wieder an der Tür und versuchte die Gespräche von Larxene und den anderen mitzubekommen.

„Dieser Pinpf von einem Schlüsselschwertträger wird auch nicht besser. So vollenden wir Kingdom Hearts nie.“, beschwerte sich Larxene.

Von wem redeten die wohl? Was war Kingdom Hearts?

„Wir brauchen Sora. Ich weiß auch wie wir ihn unter unsere Kontrolle kriegen.“, sprach nun Marluxia.

Ich presste mich an die Tür. Was hatten die denn mit Sora vor?

„Wir benutzen die Kräfte von unsere kleinen Hexe.“, ergänzte Marluxia.

Ich sollte ihnen helfen Sora zu kontrollieren? War das was Gutes oder nicht. Irgendwie war ich mir unsicher. Würde Sora denn nicht freiwillig helfen?

Plötzlich öffnete Marluxia die Tür. Ich fiel ihm entgegen.

„Was soll das werden?“, meinte er.

Ich sah zu ihm hinauf.

„Hast du uns belauscht? Das ist aber nicht nett von dir.“, meinte der Pinkhaarige.

„Du willst Sora doch bestimmt treffen oder nicht?“, fragte er.

Ich sah nach unten. Das wollte ich in der Tat. Ich hatte so ein Verlangen danach ihn zu sehen.

Ob das an Kairi lag? War er denn nicht bei ihr? Wollte sie ihn unbedingt sehen. Fühlte ich mich deswegen genauso?

„Ja.“, gab ich leise von mir.

Marluxia hob mein Kinn an, sodass ich ihn ansah.

„Er wird hierher kommen, wenn du tust, was wir dir sagen.“, rief er mit kühler Stimme.

Sein Blick schien mich zu durchbohren.

„Solltest du uns allerdings nicht gehorchen, dann… wirst du auf ewig in diesem Schloss gefangen sein.“

Geschockt sah ich ihn an. Das wollte ich nicht. Ich wollte doch zurück nach Destiny Island. Ich wollte den Wellen lauschen, am Strand liegen und mit all den anderen dort zusammen sein.

„Hast du verstanden?“, sagte Marluxia ernst. Dabei ließ er mein Kinn los.

Wieder sah ich zu Boden. Ich seufzte leise und schloss die Augen. „Ich habe verstanden.“

„Gut.“

Nun folgte ich ihm. Wir betraten einen Raum mit einer Art Glaskugel. Davor stand ein Stuhl.

Die anderen betraten nun auch den Raum.

„Wir locken Sora hierher. Dann wird unsere Hexe ihm Erinnerungen einpflanzen…“

Ich hörte Marluxias Reden kaum zu. Wie ein Zombie starrte ich in die Glaskugel.

Ich wusste nicht ob ich mich freuen sollte oder nicht.

Sora kam hierher. Deswegen war ich aufgeregt. Ich war ihm noch nie begegnet. Trotzdem wusste ich so viel über ihn. Es fühlte sich so an, als würde ich ihn schon ewig kennen.

Auf der anderen Seite war es mir unangenhem, dass ich Sora betrügen sollte. Es musste doch einen Grund geben, warum er den Leuten hier nicht helfen wollte.

Außerdem war ich nicht Kairi. Nur ihr Schatten. Er würde mich wahrscheinlich gar nicht beachten. Wenn ich schon Niemanden egal war, wie würde mich dann erst eine Person mit Herz sehen?

„Alles klar soweit.“, fragte der Pinkhaarige nach.

„Na was macht ihr denn hier? Nette kleine Versammlung, heh?“, erklang eine mir unbekannte Stimme.

Ein Mann mit roten stacheligen Haaren kam herein.

„Was willst du denn hier?“, sprach Larxene sichtlich genervt.

„Ich wurde von Saix hierher geschickt.“, meinte der Rothaarige Mann.

Nun sah er mich an. „Wen haben wir denn da? Haben wir eine neue in unseren Reihen? Ok mein Name ist Axel. Kannst du dir das merken?“

Ich sah ihn fragend an. Der Typ war seltsam. Er war mir allerdings sympathischer, als die anderen hier.

„Sie gehört nicht zu uns. Sie ist eine Hexe, die die Erinnerungen von Menschen verändern kann.“, erklärte Marluxia.

„Sie soll Sora vorgaukeln, dass sie sich kennen.“, fügte Vexen hinzu.

„Dann wollt ihr sie benutzen, um Sora zu kontrollieren.“, rief Axel. „Was für ein Plan. Hat sie denn auch einen Namen?“

„Sie braucht keinen.“, kam nun von Larxene.

„Und wie sie den braucht. Soll sich Sora etwa an ein Mädchen ohne Namen erinnern?“

Ich sah Axel verwundert an. Er war scheinbar nicht so abweisend wie die anderen Niemande hier.

„Da hast du Recht.“, meinte Vexen.

„Ich heiße Naminé.“, stellte ich mich vor. Ich versuchte selbstsicher zu wirken.

„Naminé? Warum nicht.“, sagte Axel darauf.

Ich lächelte leicht. Endlich durfte ich einen Namen haben. Jetzt hatte ich auch eine Bedeutung.

Marluxia erklärte mir dann genau was ich machen sollte.
 

Nun saß ich auf einen Stuhl und dachte nach.

Ich sollte Soras Erinnerungen so verändern, dass er mich als seinen Freund ansah. Er würde dann alles tun, was ich sagte. Sora schien ja alles für seine Freunde zu tun.

So würden sie ihn kontrollieren.

Das schien kompliziert zu werden. Würde Sora es nicht merken, wenn ich ihm einfach Erinnerungen einpflanzte oder seine Erinnerungen verändern würde? Wie stellte ich das am besten an? Zudem bekam ich immer Kopfschmerzen, wenn ich Erinnerungen sah. Das müsste doch bei Sora genauso sein oder war das bei Personen mit Herz anders?

Ich hatte soviele Fragen, die mir keiner beantworten konnte. Was sollte ich denn tun? Ich wusste ja erst seit kurzen, dass ich diese Fähigkeit besitze. Wie genau man sie einsetzt wusste ich doch gar nicht. Was wenn ich Sora etwas antat?

Ich sah auf.

Marluxia war verschwunden. Larxene und Axel stritten sich. Vexen schrieb etwas.

Plötzlich spürte ich ein Zucken, dass sich durch meinen Körper ausbreitete. Mein Körper schmerzte. Ich sah Sora. Er lief jemanden in schwarzer Kutte hinterher. Dann betrat er ein Schloss.

Er war hier. Sora musste das Schloss betreten haben.

Ich sah wieder Bilder in meinem Kopf. Mehr noch als je zuvor.

Ich fiel vom Stuhl und krümmte mich vor Schmerzen. Die Bilder hörten nicht auf. . Ich hielt es kaum aus. Allerdings wurde ich auch nicht bewusstlos.

„Was ist mit dir?“, schrie mich jemand an.

„Reiß dich zusammen!“ Ich konnte nicht erkennen wer es war. Alles um mich herum war so unwirklich. Dann war es vorbei. Die Kopfschmerzen und die Bilder waren weg.

Schwer atmend lag ich auf den Boden. Mit aufgerissenen Augen starrte ich die Decke an.

„Das war klar. Sie ist mit Soras Erinnerungen verbunden. Als er das Schloss betreten hatte, strömten alle seine Erinnerungen zu ihr. So eine gewaltige Menge an Erinnerungen auf einmal kann niemand verkraften. Mich wundert es, dass sie noch bei Bewusstsein ist.“, erklärte Vexen trocken.

Ich sah ihn an. Das waren Soras Erinnerungen, die ich die ganze Zeit sah? Jetzt machte es Sinn. Deswegen sah ich diese Bilder, wenn ich jemanden berührte, der mit Sora verbunden war. Meine Fähigkeit begrenzte sich also auf Soras Erinnerungen.

„Ist alles in Ordnung?“ fragte Axel.

Ich nickte leicht. Mein Kopf tat zwar immer noch weh aber die Schmerzen ließen langsam nach.

Wir beobachteten Sora. Er ging durch die Räume, die die Welten aus seinen Erinnerungen darstellte.

Ich sah seine Erinnerungen vor mir, immer wenn er zurückdachte.

Je mehr ich davon sah, desto sicherer wurde ich, dass das was ich machte, falsch war.

Ich hatte leider keine Wahl. Marluxia und die anderen beobachteten mich ständig.

Ich ersetzte also Soras Erinnerungen. Immer mehr setzte ich mich an Kairis Stelle, während Sora sie immer mehr vergaß. Dabei fühlte ich mich noch schlechter.

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Vexen wurde von Axel ausgelöscht. Zudem kam Riku ebenfalls in das Schloss. Sora stritt sich mit Donald und Goofy und ging alleine weiter.

Ich sah traurig nach unten. Warum musste das alles nur so kommen?

Jemand kam zu mir.

„Du bist alles was er noch hat.“ Es war Axel. „Wenn du das nicht stoppst, dann wird es keiner tun.“

Ich erschrak kurz. Was wollte er mir damit sagen?

„Aber ich…es ist zu spät.“, nuschelte ich und sah wieder nach unten.

„Du solltest nicht so einfach aufgeben.“, sprach Axel. Dann ging er ein paar Schritte weg.

„Sag mal Naminé. Hast du gemerkt, dass Marluxia nicht hier ist?“

Ich sah verwundert zu dem Rothaarigen. „Was sagst du denn da?“

„Nur das hier niemand ist, der dir im Weg steht.“

Ich musste erst verstehen, was er gesagt hatte. Wollte er etwa, dass ich Sora half? Er war doch auf Marluxias Seite oder nicht? War das eine Falle? Was es auch war, ich musste es versuchen. Das konnte so nicht weitergehen.

Ich stand auf und rannte zur Tür. Axel hinderte mich wirklich nicht. Das verstand ich nicht. Es war mir momentan aber egal.

Sora befand sich momentan auf Destiny Island bzw. in seiner Erinnerung daran.

Er sprach dort gerade mit mir, die Naminé an die er sich erinnerte.

Ich brachte sie dazu ihm zu erklären, dass alles eine Lüge war. Sora verstand natürlich nichts.

„Ich passe nicht in dieses Bild.“, sagte mein anderes ich, als ich Sora erreichte.

Alles hier war wie in seinen Erinnerungen. Die Insel wurde gerade von Herzlosen angegriffen. Bis auf meine Wenigkeit passte hier alles.

„Das ist wahr!“, bestätigte ich meine Aussage.

Sora drehte sich verwundert zu mir um. Hier war ich etwas durchsichtig, da ich ja nicht in die Erinnerung von Sora gehörte.

Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich nicht die Person war, für die er mich hielt. So richtig hörte er mir aber nicht zu.

Er sollte sich an Kairi erinnern. Sie gehörte wirklich zu ihm. Ich sollte eigentlich gar nicht existieren.

„Die Person, die mir am wichtigsten ist, das bist doch du Nami…“, versuchte Sora zu sagen. Ich merkte, dass er sich erinnerte. Wenn auch nur für einen kurzen Moment.

Kairis Glücksbringer, den ich verändert hatte, leuchtete nun auf. Er verwandelte sich in seine ursprüngliche Form zurück.

Ich beschloss zu gehen. Als ich mich nochmal umdrehte, sah ich die Kairi aus Soras Erinnerung. Es tat irgendwie weh das zu sehen. Warum wusste ich auch nicht. Es musste so sein. Ich gehörte nicht in Soras Leben. Darum beneidete ich Kairi.

Jetzt hatte ich die Tür erreicht und stand wieder in einem weißen Raum.

Sora würde mich bestimmt hassen. Bei allem was ich ihm angetan hatte. Mir war total unwohl bei dem Gedanken. War das ein Gefühl? Das konnte nicht sein. Niemande konnten nicht fühlen. Ob es Einbildung war?

Ich hörte wie Sora den Raum betrat.

„Die Person, die mir am wichtigsten ist, das bist nicht du, richtig?“, sagte der Braunhaarige verwirrt.

„Nein.“ Es war als würde mir ein Kloß im Hals stecken. Ich drehte mich zu Sora um.

„Das Mädchen um das du dich wirklich sorgst. Diejenige, die immer bei dir war. Das bin nicht ich. Sie ist es.“

Meine eigenen Worte taten so weh. Mehr noch als Larxenes Dolche.

„Wenn sie so wichtig für mich ist, warum kann ich mich dann nicht erinnern?“, fragte Sora.

„Weil…ich deine Erinnerungen…“ Ich wollte ihm antworten, aber Riku mischte sich ein. Oder vielmehr die Kopie, die Vexen von ihm machte. Ich hatte ihm ebenfalls Erinnerungen an mich eingepflanzt. Das brachte ihn dazu die ganze Zeit mit Sora zu kämpfen. Auch jetzt war das nicht anders. Allerdings war Sora ihm unterlegen.

„Riku, hör auf!“, schrie ich. Allerdings hörte er nicht auf mich. Also musste ich etwas tun. Nur was? Riku holte mit seinem Schwert aus.

Was soll ich tun? Er wird Sora verletzen. Ich muss was tun.

Völlig überfordert schrie ich und tat das einzige, was mir in den Sinn kam. Rikus Erinnerungen löschen.

Sofort hielt er inne und sackte zusammen. Er wurde aus Erinnerungen erschaffen. Also schadete ihm das.

Diese Reaktion schockierte mich aber trotzdem.

„Riku? Riku?“, schrie Sora perplex. „Was hast du gemacht? Was hast du mit ihm gemacht?“, schrie er mich an.

Bevor ich auch nur etwas antworten konnte erschien ein Korridor der Finsternis. Aus diesem trat Larxene. „Sie hat sein Herz zerstört. Ich würde eher sagen sie hat zerschmettert.“

Ich bekam Angst. Larxene hatte mich erwischt. Was würde sie jetzt wohl tun?

Zunächst erzählte sie Sora alles über die Riku Kopie. Sie erklärte ihm auch was ich getan hatte. Das Soras Erinnerungen nur Lügen waren.

Ich konnte nichts sagen. Ich hatte Larxene nichts entgegenzusetzen. Es hatte keinen Sinn mehr.

„Ich sehe keine andere Wahl, als dich zu eliminieren.“, kam nun von Larxene. Sie ging auf den verletzten Sora zu.

Das konnte ich nicht zu lassen. Wie aus Reflex lief ich los und stellte mich schützend vor Sora.

„Nicht!“, entgegnete ich Larxene. Was mich genau zu dieser Tat bewegte, wusste ich nicht. Mein ganzer Körper müsste sich eigentlich sträuben sich Larxene in den Weg zu stellen. Ich kannte ihre Strafen nur zu gut.

„Es ist ein bisschen spät für die Hexe ein Gewissen zu bekommen.“, rief die Blonde.

Ich war zwar leicht verunsichert blieb aber trotzdem stehen.

Jetzt wurde Larxene sauer. Ich wusste was kam, also hielt ich schützend meine Arme vor mir.

„Dank dir ist unser Plan ruiniert.“, schrie die Blonde und schlug mich beiseite.

Ich flog durch den Raum und landete neben Riku.

„Naminé!“, schrie Sora wütend.

Ich sah wie er versuchte aufzustehen. Warum tat er das?

„Ich gab ein Versprechen sie zu beschützen. Für mich ist es echt!“, schrie Sora.

Erstaunt sah ich zu ihm. Wieso tat er das für mich? Ich hatte ihn nur belogen. Trotzdem wollte er mich beschützen. Ich verstand es nicht.

Larxene ging es wohl genauso wie mir.

„Wenn es das ist was du willst, dann gehst du halt alleine unter.“, meinte sie und griff Sora an. Zum Glück beschützten Donald und Goofy ihn. Gemeinsam besiegten sie Larxene.

Ich erklärte Sora dann alles. Er war zunächst enttäuscht, war mir aber nicht böse. Er wollte Marluxia besiegen. Ich wartete auf ihn

Sora schaffte es auch Marluxia zu besiegen.

Ich hatte Sora versprochen seine Erinnerungen wieder herzustellen.

„Warte mal kurz! Du sagtest du würdest die Verbindungen von Soras Erinnerungen wieder auflösen. Heißt das nicht?“, schrie Jiminy plötzlich.

Ich sah zu Boden. Die kleine Grille hatte aufgpasst.

„Ja. Ihr werdet euch nicht mehr daran erinnern, was hier passiert ist.“, sprach ich bedrückt.

„Nicht mal an dich?“, kam von Sora.

„Du kannst dich entscheiden. Entweder du behälst deine Erinnerungen hier oder du bekommst deine alten zurück.“, stellte ich ihn vor die Wahl.

Ich hatte Angst vor seiner Antwort. Er würde sich bestimmt nicht für mich entscheiden.

„Mach mich so wie ich war.“, war seine Antwort.

Ich wusste es! Er wollte seine richtigen Erinnerungen wieder. Was hatte ich auch erwartet.

„Niemand möchte falsche Erinnerungen behalten. Du möchtest dich an die Dinge erinnern, die dir wirklich wichtig sind. Jeder würde das wählen.“, sagte ich entäuscht. Am liebsten hätte ich weinen können. Niemande sollten aber eigentlich nicht dazu in der Lage sein derartig zu fühlen.

Ich erklärte den dreien dann, dass sie in Kapseln schlafen müssen.

Jiminy verfasste einen Eintrag in sein Tagebuch, während Donald und Goofy ihre Kapseln betraten.

Sora wollte ebenfalls seine Kapsel betreten.

„Mach’s gut.“, sagte ich zu ihm.

Er drehte sich um und schüttelte den Kopf. „Nein nicht mach’s gut. Wenn ich aufwache, werde ich dich finden. Dann gibt es keine Lügen. Wir werden richtige Freunde sein. Versprich es mir, Naminé!“, sprach der Braunhaarige entschlossen.

„Du wirst das Versprechen vergessen.“, rief ich.

„Aber die Erinnerung an das Versprechen wird immer irgendwo in mir sein. Ich bin mir sicher.“

Ich lächelte zurück. Sora war echt süß, wenn er so sprach.

„Ok dann ist es versprochen.“, entgegnete ich.

Sora hackte seinen kleinen Finger bei meinem ein. Ich verstand das nicht ganz. Sowas machte man wohl, wenn man sich was versprach.

„Ok dann bis später.“, verabschiedete er sich und ging in die Kapsel.

„Ein Versprechen, mhm?“, murmelte ich lächelnd und sah auf meinen Finger. Ich hatte noch nie jemanden was versprochen.

„Eines Tages wird uns das Licht wieder zusammen führen. Bis dann bleibe ich in deinem Herzen.“, verabschiedete ich mich von dem Braunhaarigen. Ich fühlte wie sich eine Träne den Weg durch mein Gesicht bahnte.

„Ja. Vergessen, aber nicht verloren.“, sagte Sora, bevor sich die Kapsel gänzlich schloss.

Mir liefen nun noch weitere Tränen durchs Gesicht.

Warum konnte er nicht bei mir bleiben? Jetzt war ich wieder allein.

Ich sank auf die Knie. „Oh Sora.“

Nun nahm ich meinen Zeichenblock zur Hand und begann Sora zu zeichnen. Genauso wie ich ihn in meinen Erinnerungen sah.

Das Bild war viel genauer und detailgetreuer als die anderen. Es war ja auch das erste, was ich nicht aus Soras Erinnerung heraus malte.

Ich seufzte.

„Sora schläft also jetzt.“, erklang ein kühle Stimme.

Erschrocken sprang ich auf und drehte mich um.

An der Tür stand ein Mann mit roten Bandagen. Mit seinen gelben Augen sah er mich an.

„Du bist also Naminé?“, fragte er.

Ich stellte mich beschützend vor Sora. Wer wusste schon was der Typ wollte.

„Was willst du von mir? Wer bist du?“, zischte ich, was mich selbst verwunderte. Solche Reaktionen kannte ich von mir gar nicht.

„Ich brauche Sora für meinen Plan.“, kam nur als Antwort.

„Was soll das für ein Plan sein?“, entgegnete ich immer noch ziemlich gereizt.

„Das hat dich nicht zu interessieren. Du bist nicht mal ein richtiger Niemand.“, sprach der Typ überlegen.

„Wie bitte?! Was soll das heißen. Ich bin Kairis Niemand.“, zischte ich.

Daraufhin lachte der Typ nur.

„Du bist nur ein Schatten. Eine Prinzessin der Herzen, kann nicht zu einem Herzlosen werden und kann daher auch keinen Niemand haben.“

Geschockt sah ich ihn an. Wie konnte das sein? Ich war doch Kairis Niemand. Oder etwa nicht?

„Wie auch immer.“, gab der Bandagierte von sich und ging auf mich zu.

„Bleib weg! Lass Sora in Frieden!“, zischte ich.

„Wie willst du mich davon abhalten?“, entgegnete er kalt. Nun stand er ein paar Meter vor mir.

Ich rannte auf ihn zu und schlug zu. Leider half das nur wenig.

Er packte mich am Arm und schmiss mich zu Boden.

„Du könntest Sora vor Niemanden beschützen.“, meinte der Mann.

„Was hast du vor?!“, keuchte ich nun.

„Ich sagte doch, ich brauche Sora. Also werde ich dir wohl oder übel helfen.“

Überrascht sah ich ihn an. Er wollte mir helfen?

„Ich kenne noch jemanden der uns helfen könnte. Soras Freund.“, fügte der Mann hinzu.

„Riku?“, fragte ich nach.

Er nickte. „Er ist im Schloss und versucht einen Weg zu finden, die Dunkelheit in seinem Herzen zu besiegen.“

Er hatte Riku wohl beobachtet. Was ich jetzt allerdings davon halten sollte, wusste ich nicht.

Zunächst half ich Riku gemeinsam mit dem Mann. Er stellte sich mir als DiZ vor.

Riku erfuhr alles über Soras momentanen Zustand. Zusammen mit dem König machte er sich auf etwas über unsere Feinde herauszufinden.

„Wir sollten auch anfangen. Sora kann hier nicht bleiben.“, meinte DiZ zu mir.

„Ja aber…wo sollen wir denn mit ihm hin.“, entgegnete ich.

„Ich kenne da ein kleines Städtchen. Dort ist meine Basis. Sora könnte da bleiben.“, erklärte DiZ und öffnete einen Korridor der Dunkelheit um Soras Kapsel. Diese verschwand. DiZ ging auch mit hindurch. Ich folgte ihm zögerlich.

Plötzlich befanden wir uns scheinbar in einem Keller. Hier stand ein Computer.

DiZ tippte auf diesen herum bis plötzlich Sora darauf erschien.

„Sora ist ein paar Raüme weiter. Hiermit kann ich seinen sowie Donald und Goofys Status überprüfen.“, meinte der Bandagierte.

„Aha.“, gab ich erstaunt von mir.

„Hast du nicht was zu tun? Ich geh erst mal einkaufen. Das Zimmer im ersten Stock ist für dich.“, sprach er nun und ging zur Tür raus.

Nun waren alle fort. Ich betrachtete noch einmal das weiße Gefäß in dem Sora nun schlief.

Ein kurzes Seufzen entwich meiner Kehle. Ich sollte mich an die Arbeit machen. Es gab jede Menge Erinnerungen zu sammeln.

Zudem musste ich noch eine Möglichkeit finden ihm diese Erinnerungen wiederzugeben.

Alles auf einmal ging ja nicht. Das würde er nie aushalten.

Außerdem musste ich darauf achten, dass er nicht aufwachte bevor ich fertig war.

Nun drehte ich mich um und verließ den Raum.

Außerdem musste ich darauf achten, dass er nicht aufwachte bevor ich fertig war.

Nun drehte ich mich um und verließ den Raum.

Wo sollte ich zuerst anfangen? Vorallem wie sollte ich dahin kommen?

Keiner hatte mir gezeigt wie man ein Korridor der Dunkelheit benutzt. Das erste Mal als ich diesen benutzte war es nur Glück.

Wo ich wohl ankam, wenn ich es einfach versuchte?

Ich konzentrierte mich. Um mich herum erschien nun diese dunkle Wolke.

Ich schloss die Augen. Wo er wohl hinführte?

Es wurde hell. Die Sonne schien mir ins Gesicht.

Langsam öffnete ich die Augen. Vor mir war das Meer. Ich war auf einer Insel.

„Destiny Island?“

Ich mochte diese Welt. Sie war Soras und Kairis Zuhause. Ob sie wohl auch mein Zuhause war? Wohl eher nicht. Niemande gehörten nirgendwo hin. Wir sollten eigentlich gar nicht existieren.

„Naminé?“

Ich drehte mich um. Selphie kam auf mich zugerannt.

Ich lächelte sie an. Soras Erinnerungen konnte ich hier auch sammeln.

„Schön dich wiederzusehen. Wo warst du? Du warst auf einmal weg.“, fragte die Braunhaarige.

„Das ist eine lange Geschichte. Wie geht es dir so?“, fragte ich. Dabei konzentrierte ich mich auf ihre Erinnerungen an Sora. Natürlich hatte sie ihn wie alle anderen vergessen. Die Erinnerungen waren aber trotzdem da.

„Ganz gut. Komm ich zeig dir die Insel.“, brabbelte sie.

Ich nickte und folgte ihr. So sammelte ich die Erinnerungen von Soras Freunden. Bis auf einer.

Die Insel sah genauso aus wie in Soras und Kairis Erinnerungen.

Ich hatte nicht viele Erinnerungen von Kairi. Nur einige wenige. Ich fühlte mich Sora fast genauso verbunden wie ihr. Bei ihren Erinnerungen war es allerdings völlig anders als bei Soras. Es war so als wären es meine eigenen. Ich fühlte dasselbe wie Kairi sofern ich das überhaupt konnte.

„Lass uns schwimmen gehen.“, meinte Selphie nun. Sofort rannte sie zum Strand.

Ich blieb vor dem großen Wasserfall stehen. Mir ging es richtig gut. So war es doch sonst nicht. Ob es sich so anfühlte, wenn man ein Herz hatte?

Lächelnd sah ich nach oben. Meine Hände hatte ich hinter meinen Rücken.

Plötzlich spürte ich etwas Unangenehmes und zugleich Wohltuendes.

Es war eine Art Sog. Als würde mich irgendetwas anziehen.

Ich drehte mich zur der Richtung aus der dieser unsichtbare Sog kam.

Ich erschrak. Nur ein paar Meter vor mir sah ich ein Mädchen mit roten Haaren.

Sie sah mich verwundert an. Wie angewurzelt standen wir beide da.

„Kairi.“, gab ich von mir.

Ihre Hand wanderte zu ihrer Brust. Ich wusste was sie meinte. In diesen Augenblick fühlten wir das gleiche.

Ihr Herz sehnte sich nach mir, der fehlenden Hälfte, sowie ich mich nach ihrem Herz sehnte. Ich war ja auch aus ihrem Herz entstanden.

Ich konnte ihr Herz spüren. Ich hörte wie es schlug.

Vielleicht sollte ich einfach zu ihr gehen? Es konnte doch nicht falsch sein, wenn wir beide es wollten.

Aus irgendeinem Grund zweifelte ich aber.

Kairi nahm mir die Entscheidung ab. Sie ging auf mich zu. Reflexartig wich ich zurück.

Sie legte fragend den Kopf etwas zur Seite.

„Tut mir Leid. Ich kann noch nicht.“, gab ich von mir. Dann drehte ich mich um und rannte weg.

Jetzt wusste ich warum ich gezögert hatte. Wenn ich mich mit ihr vereinte, wer würde Soras Erinnerungen wieder zusammen setzen? Kairi würde mir nie verzeihen, wenn ich ihn so lassen würde.

So sehr ich auch zu ihr wollte, aber ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich in einer anderen Welt war. Ich hatte wohl unbewusst ein Korridor der Dunkelheit benutzt.

Diese Welt bestand aus einer Wüste.

Ich befand mich in der Wüstenstadt Agraba. Das war eine Welt aus Soras Erinnerung. Ich war hier also richtig.

In dieser Welt traf ich auf einige Gestalten: Aladin, Jasmin, einen Teppich, Abu der Affe, einen Dschinni.

Sie alle waren mit Sora verbunden. Ich hatte also jede Menge Erinnerungen.

Deswegen begab ich mich auch nach Twillight Town zu Sora.

Ich gab ihm einige Erinnerungen wieder. Zunächst ging es ohne Probleme, aber dann…

Einige Erinnerungen fanden ihren Weg nicht zu Sora. Sie wurden von etwas oder jemanden abgelenkt.

Verwundert starrte ich auf die Kuppel vor mir.

Wie konnte das sein? Die Erinnerungen gehörten zu Sora. Wie konnten sie zu jemand anderen gehen? Das war mir unbegreiflich. Hatte ich irgendetwas nicht bedacht?

Dann fiel es mir ein. Da war eine Erinnerung von Sora, indem er Kairis Herz befreite. Dabei wurde er zu einem Herzlosen. Das musste also bedeuten, dass er auch einen Niemand hatte. Dieser Niemand hielt mich davon ab Soras Erinnerungen zusammenzusetzen.

Das machte die Sache kompliziert.

Das hieß dann auch, dass ich nicht der einzige Niemand war dessen Jemand noch existierte?

Wie nur sollte ich Soras Niemand finden? Was sollte ich tun, wenn ich ihn gefunden hatte?

Er oder sie musste auf jeden Fall verschwinden. Sonst würde ich das nie schaffen.

Niemande hatten ja eh kein Recht zu existieren.

Ich zitterte bei dem Gedanken. Jeder sagte das immer zu mir. Jetzt sollte ich selbst so denken?

„Naminé?“, erklang eine ernste Stimme.

Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es DiZ war.

„Was machst du denn noch hier?“, fragte er.

„Um…wenn man nach einem bestimmten Niemand sucht, wo würde man hingehen?“, fragte ich.

„Ein Niemand? Was hast du vor? In der Organisation XIII befinden sich viele Niemande.“, antwortete er.

Natürlich. Die Niemande im Schloss des Entfallens erwähnten ja eine Organisation. Soras Niemand war bestimmt dort.

Ich nickte und verließ den Raum. Leider hatte ich keine Ahnung wie ich dahin kam. Ob mich ein Korridor der Dunkelheit dorthin brachte? Wohl eher nicht. Ich wusste nicht wo die Organisation war.

Grübelnd lief ich durch Twillight Town. Es war eine schöne kleine Stadt. Leider hatte ich noch keine Zeit gehabt sie mir anzusehen.

Momentan hatte ich auch zu viele Probleme dazu.

„Aaaaah!“

Ich erschrak. An mir lief ein kleiner Junge mit Zipfelmütze vorbei.

Ihm folgte ein schwarzes Wesen.

Das war ein Herzloser, ein Schattenlurch um genau zu sein. Ich hatte noch nie ein in natura gesehen, aber in Soras Erinnerungen habe ich viele gesehen.

Ein paar andere Herzlose liefen an mir vorbei. Sie interessierten sich nicht für mich. Ich hatte ja auch kein Herz.

Irgendwie musste ich helfen. Leider konnte ich überhaupt nicht kämpfen.

Zunächst folgte ich den Herzlosen bis zu einer Ecke.

Dort sah ich ein Junge, der auf die Herzlosen zu rannte.

Sofort hielt ich an, damit er mich nicht sah. Das hatte zur Folge, dass ich mich auf meinen Allerwertesten setzte. Laufen hatte ich schon gelernt nur mit den Bremsen haperte es.

Ich stand wieder auf und klopfte mich erst mal sauber. Dann sah ich um die Ecke.

Der Junge hatte die Herzlosen schon besiegt. Ich hatte den Kampf verpasst.

Nun musterte ich den Fremden. Mir fiel gleich dieser schwarze Mantel auf. Den hatten die Niemande im Schloss des Entfallens auch an. Er musste zur Organisation XIII gehören. Ansonsten fiel mir nichts weiter auf. Seine Haare waren blond und standen nach oben ab. Mehr konnte ich von hier nicht erkennen.

Ich beschloss ihm zu folgen. Er führte mich wahrscheinlich zur Organisation.

In einer Sackgasse öffnete er einen Korridor zur Dunkelheit.

Das war meine Chance. Im Schloss des Entfallens hatte ich ja schon gezeigt, dass ich durch dunkle Portale entweichen konnte. Hoffentlich hatte ich hier genauso viel Glück.

Ich lief also los. Auf den Typen achtete ich nicht. Vielleicht war er schon durchgegangen.

Dann rannte ich gegen etwas und fiel nach hinten.

Für eine Wand gab das Objekt zu sehr nach. Was war das?

„Wer bist du?“, hörte ich eine Jungenstimme.

Ich sah auf direkt in die Augen des Dunkelblonden.

Jetzt erkannte ich ihn. Das war diese Puppe, die Vexen damals auf mich hetzte.

Sofort schlug ich den Jungen und wich zurück.

„Was fällt dir ein!“, fauchte er mich an.

Ich war bereit mich notfalls zu verteidigen.

Der Typ stand auf und sah mich wartend an.

Er griff mich gar nicht an? Warum sollte er auch. Das musste der echte sein. Ich beruhigte mich erst mal.

„Tut mir leid.“, rief ich. Dann sah ich mich um. Wir standen vor einem riesigen Schloss. Es war weiß grau. Wo war ich hier?

Der Junge sah mich etwas verunsichert an. Er wusste wohl nicht, was er machen sollte.

„Ich bringe dich erst mal zu Saix.“, sagte er nun. Dann packte er mich am Handgelenk und zog mich nach vorne.

„Hey pass doch auf!“, fauchte ich ihn an. Sofort hielt ich mir den Mund zu. Habe ich den Blonden gerade angeschrien? Was war denn mit mir los?

Er hielt kurz inne, zog mich dann aber weiter. Wir gingen durch das Schloss. Genau wie das Schloss des Entfallens war es Weiß. Was hatten die Niemande immer mit ihrem Weiß.

Wir erreichten einen grauen Raum mit Fenstern. Dort standen auch schon ein paar Niemande.

Der Blonde ging zu einem blauhaarigen Mann. Dieser hatte eine kreuzförmige Narbe im Gesicht. Grimmig sah er uns an.

„Was soll das, Roxas? Wer ist das?“, sagte der Mann mit eisiger Stimme. Ich hatte Angst.

„Eh…ich weiß nicht wer sie ist. Sie ist mir gefolgt und…“, stammelte der Blonde.

„Kannst du nicht besser aufpassen?! Wieso bringst du sie ausgerechnet hier her?!“, schnauzte der Blauhaarige.

„Keine Ahnung…ich dachte…“

Ich kicherte leise. Der Niemand, dem ich gefolgt war, war wohl nicht gerade der hellste.

Jetzt trat ich ein Stück nach vorne. „Ich will mich euch anschließen.“, sagte ich bestimmt.

Dieser Saix sah mich prüfend an, während der Blonde scheinbar aus allen Wolken fiel.

Narbengesicht musterte mich nun. Er packte mich und betrachtete mich von allen Seiten. Dabei war er ziemlich grob. Bei ihm traute ich mich aber nicht ihn anzumeckern.

„Was sollten wir mit so einem zierlichen Mädchen wollen? Kannst du überhaupt kämpfen?“

Ich sah nach unten. Eigentlich konnte ich überhaupt nicht kämpfen.

„Hast du auch einen Namen.“, wollte er nun wissen.

„Naminé!“, antwortete ich.

Nun sah er mich prüfend an. „Du bist also diese Naminé. Du warst doch im Schloss des Entfallens.“

Ich zuckte zusammen. Er wusste wer ich war. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich hatte mich ja gegen Marluxia gestellt.

„Wir wissen leider nicht genau, was im Schloss des Entfallens passiert ist. Wir werden sehen, was Xemnas und die anderen Mitglieder dazu sagen.“

Ich atmete auf. Er wusste scheinbar nicht, dass ich sie verraten hatte.

„Roxas, bring sie zum runden Raum!“, befahl Saix.

„Heh? Wieso ich?“, entgegnete der Blonde.

„Du hast sie angeschleppt oder nicht?!“ Damit drehte sich der Blauhaarige um und ging.

Ich sah auf den Blonden. Er hieß also Roxas.

Nun sah er mich an. „Ok komm mit.“, forderte er.

Ich folgte ihm bevor er mich wieder hinterher zog. Der nächste Raum war ebenfalls weiß. Was hatte ich auch erwartet?

Plötzlich erschien ein paar Meter vor uns ein Korridor der Dunkelheit. Ein Niemand verließ diesen.

Sofort blieb ich stehen und starrte diesen entsetzt an. Ich wurde sicherlich kreidebleich.

„Hey Axel. Ich konnte nicht zum Glockenturm kommen.“, sprach Roxas nun.

Der Rothaarige starrte mich an. „Wenn das nicht Naminé ist.“

„Ihr kennt euch?“, fragte der Blonde. „Ach ja sie war ja im Schloss des Entfallens. Habt ihr euch da kennengelernt?“

Wir schwiegen beide.

„Saix will, dass wir uns alle im runden Raum treffen. Naminé will sich uns anschließen.“, erklärte Roxas.

„Was willst du hier?“, rief Axel kalt.

Ich antwortete nicht.

„Sie will bestimmt auch ein Herz. Das wollen doch alle Niemande. Du bist doch ein Niemand?“, meinte Roxas.

Ich nickte nur kurz.

„Lasst uns gehen.“, sprach der Blonde. Axel verschwand daraufhin.

Mir rutschte das Herz in die Hose. Vielleicht auch nicht. Ich besaß weder ein Herz noch hatte ich eine Hose an.

Axel wusste über mich Bescheid. Er wusste, dass ich mich gegen die Organisation gestellt hatte. Vielleicht wusste er auch, dass ich Sora helfen wollte.

Wir betraten nun einen hohen weißen Raum. Hier saßen alle Mitglieder der Organisation. Der Name runder Raum war simpel aber angebracht.

Roxas und ich standen ganzen unten, während die anderen Mitglieder uns ansahen.

Ich kannte keinen bis auf Axel. Er war wohl der einzige, der vom Schloss des Entfallens zurückgekehrt war.

Am weitesten oben saß der Silberhaarige Mann direkt vor mir. Das musste Xemnas sein. Ihr Anführer.

Er starrte mich an. Die Blicke der anderen lagen auch auf mir.

Ich sah drehte mich langsam im Kreis, um mir alle anzusehen.

„Du bist also Naminé.“, stellte Xemnas fest.

„Was wollen wir mit so einer?“, fragte einer genervt.

„Wir können ihre speziellen Fähigkeiten eventuell gebrauchen.“, sagte Xemnas.

Viele sahen ihn fragend an. Es schienen nicht alle über mich Bescheid zu wissen.

„Ok du kannst uns beitreten. Du wirst aber erst noch überwacht. Roxas wird dir auch zeigen wie man kämpft.“, meinte der Silberhaarige.

„Ich? Warum soll ich das alles machen?“, fragte der Blonde.

„Du hast sie hierher gebracht. Also übernimmst du die Verantwortung für sie. Es ist deine Aufgabe sie zu trainieren und ihr zu zeigen, wie die Dinge hier so ablaufen.“

Roxas nickte und verließ mit mir den Raum.

„Ok…willkommen bei der Organisation.“, sprach der Blonde unbeholfen. Er schien wohl noch nicht so lange dabei zu sein.

„Hallo. Ich bin Naminé.“, stellte ich mich vor. Dieser Roxas war mir sympathisch.

„Ich bin Roxas. Nett dich kennenzulernen. Eh…wie alt bist du?“, fragte er neugierig.

Wieso fragte er mich das jetzt?

„Ich bin 14.“, antwortete ich und lächelte.

„Schon so alt. Ich dachte du wärst ungefähr so alt wie ich.“, sprach er und kratzte sich etwas am Kopf.

„Du siehst doch auch aus wie 14. Wie alt bist du denn?“, wollte ich wissen. Er war seltsam. 14 war doch nicht alt. Roxas sah ja auch nicht gerade wie vier aus. „Ich bin 72 Tage.“, meinte er.

Nun sah ich ihn blöd an. Wie konnte er erst so alt sein? Da fiel mir ein was er meinte.

„Achso. Du meinst wie lang du schon ein Niemand bist. So gesehen bin ich genauso alt.“, meinte ich. Wie alt ich genau war wusste ich nicht. Roxas musste ein ziemlich gutes Zeitgefühl haben.

„Soll ich dir das Schloss zeigen?“, fragte er lächelnd.

„Hey Roxas!“, kam nun von Axel. „Ich muss mal mit dir reden.“

Der Rothaarige zog den Blonden mit sich. Die beiden erzählten etwas weiter entfernt. Dabei sahen sie ab und zu zu mir rüber. Axel musste wohl über mich reden.

Roxas kam dann wieder zu mir.

„Komm mit!“, sagte er kalt. Ich folgte ihm. Was Axel ihm wohl erzählt hat?

„Wo kommst du her?“, versuchte ich ein Gespräch anzufangen.

Roxas schwieg und zeigte mir mein Zimmer. Es war klein und weiß. Von der Farbe her wirklich abwechslungsreich.

„Wir sehen uns nachher.“, nuschelte der Blonde.

„Warte mal! Was hast du auf einmal gegen mich?“, wollte ich wissen.

Er sah mich kurz an. „Axel sagt man kann dir nicht trauen.“

Nun wurde ich wieder sauer. „Ach und weil Axel das sagt, ist das gleich richtig?“, entgegnete ich.

„Ich vertraue Axel. Er ist mein Freund und hat Recht.“, meinte er nun.

Ich zischte leise. „Kannst du dir nicht selbst ein Bild machen? Musst du alles glauben, was andere dir sagen?“, fauchte ich. Dass ich so giftig werden konnte, wusste ich gar nicht. Warum gerade bei Roxas? Konnte mir doch egal sein, was der über mich dachte.

Der Niemand drehte sich um und ging.

Patzig ließ ich mich ins Bett nieder. „So ein Blödmann!“

Jemand kam zur Tür rein. Ich sah bloß den Umhang. Die Person war darin eingehüllt.

Er oder sie war ungefähr so groß wie ich.

Ich hatte also kein Einzelzimmer.

„Hallo.“, begrüßte ich das Mitglied.

Die Person schwieg.

Fragend sah ich ihn oder sie an. Warum redeten die nicht mit mir? Hatte mich Axel auch runtergemacht?

„Ich bin Naminé.“, stellte ich mich vor.

„Xion.“, sagte sie. Es war eindeutig ein Mädchen.

„Nett dich kennenzulernen.“, meinte ich lächelnd.

Sie nahm ihre Kapuze ab und lächelte zurück.

Ihre Haare waren schwarz und gingen nicht ganz bis zu ihrer Schulter.

„Du bist doch die neue, oder? Roxas hat dich gefunden.“, sprach Xion.

Sofort verschränkte ich wütend die Arme. „Der kann mich mal kreuzweise.“

„Was hast du gegen ihn. Er ist doch nett. Roxas ist mein Freund.“, meinte sie nun.

„Zu mir ist er nicht nett.“, beschwerte ich mich.

Sie sah mich fragend an.

Im gleichen Moment kam Roxas wieder rein.

„Oh hi Xion. Wie war deine Mission.“, fragte der Blonde.

„Gut“, antwortete sie.

„Ich soll die Neue trainieren.“, sagte er genervt.

„Ich heiße Naminé. Verstanden, Roxas!“, fauchte ich ihn an.

„Ts.“, gab er nur von sich.

Dann folgte ich ihm. Wir gingen nach Twilight Town.

„Wie bringe ich dir am besten kämpfen bei?“, fragte er sich selbst. Ich fragte mich das auch. Ich konnte mich wahrscheinlich nicht mal gegen den schwächsten Herzlosen verteidigen.

„Hast du eine Waffe?“, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf.

„Beherrscht du irgendwelche Magie?“

Wieder schüttelte ich den Kopf.

Roxas ließ den Kopf hängen. Er verzweifelte bestimmt an mir.

„Ich bringe dir Magie bei.“, meinte er.

Zunächst versuchte er mir Feuer beizubringen. Ich stellte mich ziemlich ungeschickt.

Ich erwiderte nur mit einem Grinsen, als ich seine Haare angesenkt hatte. So lustig fand er das leider nicht.

Blitz bekam ich besser hin. Roxas diente auch hier wieder als Zielscheibe. So ein Stromschlag war bestimmt besser als Kaffee.

Mit Eis hatte ich Probleme. Es klappte nicht so wie ich wollte. Roxas musste aber trotzdem frieren.

„So das reicht für heute.“, seufzte er. Er schien fertig zu sein.

Ich kicherte. Das tat ich ziemlich oft in Roxas Nähe. Woran das lag wusste ich auch nicht. Ich zeigte ziemlich viele Gefühle in seiner Gegenwart.

Auf dem Heimweg redete er wieder nicht mit mir.

Im Schloss trennten wir uns dann. Ich musste erst mal mein Zimmer finden. Das Schloss war echt groß.

„Was suchst du denn?“, hörte ich eine unfreundliche Stimme.

Vor mir war Axel. Na Klasse. Mal sehen was der wollte.

„Mein Zimmer.“, antwortete ich auf die Frage.

Der Rothaarige funkelte mich an. „Was willst du hier? Du hast hier nichts zu suchen!“, zischte er.

Ich konnte seinem Blick nicht standhalten und sah zur Seite. Was sollte ich denn antworten?

„Ich nehme mal an dasselbe was du hier machst. Ich…will auch ein… Herz?“, stammelte ich. Lügen war nicht meine Stärke. Und das als Niemand. Ich sollte mich schämen. Niemande konnten doch angeblich so gut lügen.

„Das hat mich echt überzeugt. Verschwinde hier! Geh zu Sora oder was auch immer. Ich weiß, dass du nicht für die Organisation bist. Im Schloss des Entfallens hast du ja auch Marluxia verraten.“

Nun sah ich ihn wieder an. „Oh ja ich erinnere mich. Da hatte mir so ein rothaariger Niemand was geflüstert. Wer war das noch gleich?“, reizte ich meinen Gegenüber.

Axel gab ein Knurren von sich. „Wenn du auch nur irgendetwas anstellt, erzähle ich Saix was im Schloss des Entfallens passiert ist.“

Seine Drohung ließ mich kalt. Ich ging einfach an ihm vorbei und suchte weiter mein Zimmer.

Hinter der nächsten Ecke hielt ich an und verschnaufte. Axel hatte mich mehr verunsichert, als ich zeigte. Ich musste aufpassen.

Xion war bereits im Zimmer, als ich es endlich gefunden hatte. Sie saß in ihrem Bett und starrte die Decke an. Das machte sie scheinbar schon eine Weile. Hatte sie nichts Besseres zu tun?

Ich sah das Zimmer näher an. Es war nicht eingerichtet. Alles war weiß.

Mir fiel etwas ein. Ich nahm meinen Zeichenblock und nahm ein paar Zeichnungen heraus.

Diese hängte ich an die Wand.

Xion beobachtete mich ungläubisch. „Was machst du da?“

„Ich dekoriere das Zimmer.“, meinte ich, während ich ein Bild an die Wand hängte.

„Sag mal…warum bist du eigentlich bei der Organisation. Roxas meinte man könnte dir nicht trauen.“, sagte sie nun.

„Das hat Axel zu ihm gesagt. Ich weiß nicht was der Typ gegen mich hat. Ich hab ihm doch nichts getan.“, schimpfte ich.

„Du siehst auch gar nicht böse aus.“, kam von Xion.

Nun setzte ich mich ins Bett. „Zu den Guten gehöre ich bestimmt auch nicht.“, sagte ich etwas traurig. Immerhin habe ich Soras Gedächtnis einfach verändert. Wegen mir wusste er nicht wer seine Freunde waren. Das war nicht in Ordnung.

Xion sagte nichts. Sie wusste wohl auch nicht was.

Langsam schlief ich dann auch ein.

Am nächsten Morgen ging ich mit Xion zum grauen Ort.

„Du musst zu Saix gehen. Er vergibt die Missionen.“, meinte sie und zeigte auf den Blauhaarigen.

Wir gingen dann zu ihm.

„Gut. Naminé du gehst mit Roxas.“, sagte er. Der Blonde war auch schon da.

„Kann ich nicht mit Xion auf Mission.“, fragte er.

„Nein. Du musste Naminé noch einweisen.“

Roxas senkte den Kopf. Ihm passte das nicht.

„Jetzt hast du mich an der Backe.“, rief ich etwas gehässig. Diese Seite kannte ich an mir gar nicht. Was passierte hier mit mir? Hoffentlich wurde ich nicht total anders.

Roxas und ich gingen also auf Mission. Ich konnte meine Magie verbessern. Diesmal traf ich mal Herzlose und nicht Roxas. Der Blonde mischte sich nicht in die Kämpfe ein. Ab und zu beschwor er diese Samurai-Niemande, um mir zu helfen. Zum Glück gab es wenig Gegner.

Ansonsten passierte nichts weiter.

Roxas redete fast nicht mit mir. Ich stachelte ihn zwar manchmal an, aber streiten schien er noch nicht so zu kennen. Dabei dachte ich, dass sich Niemande immer an ihre Vergangenheit erinnern. Roxas schien aber eine Menge Dinge nicht zu kennen. Wenn ich nicht die Erinnerungen von Sora gesehen hätte, würde es mir wohl nicht besser gehen.

Nun bekam ich auch eine Mission mit Xion.

Wir sollten eine Welt erkunden. Es war Hollow Bastion. Hier war Sora auch einmal. Vielleicht konnte ich so noch ein paar Erinnerungen sammeln.

„Wo kommst du eigentlich her, Naminé?“, fragte sie.

„Ich weiß nicht. An mein früheres kann ich mich nicht erinnern. Aufgewacht bin ich im Schloss des Entfallens.“, antwortete ich.

„Du kannst dich nicht erinnern? Ich auch nicht. Ich weiß auch nicht wer ich früher war.“, meinte sie.

„Ehrlich? Ich dachte Niemande würden sich an alles erinnern, was früher war. Da sind wir wohl anders.“, entgegnete ich.

„Herzlose!“, schrie jemand. Es war eine Ente mit Zylinderhut.

Ich machte mich zum Kampf bereit.

Xion fuchtelte mit ihrer Hand umher. Was machte sie denn da? Jetzt war nicht die Zeit für sowas.

Ich benutzte etwas Magie. Seit neusten konnte ich Lichtkugeln abschießen. Musste wohl daran liegen, dass Kairi eine Prinzessin der Herzen war.

Xion konnte nur ausweichen. Dann beschwor sie ein Schlüsselschwert.

Geschockt sah ich sie an. Wieso konnte sie ein Schlüsselschwert benutzen? War sie etwa…?

Die Schwarzhaarige besiegte die Herzlosen.

„Alles klar Naminé?“, fragte sie nach.

Ich starrte sie nur an. Sie musste es sein. Soras Niemand. Immerhin konnte sie das Schlüsselschwert benutzen und sie konnte sich genau wie ich an nichts erinnern.

„Naminé? Hat dich einer getroffen?“

Ich erschrak und sah zu Xion. Sie sah mich besorgt an.

„Nein. Alles in Ordnung. Wieso kannst du das Schlüsselschwert benutzen?“, fragte ich.

Xion sah bedrückt auf ihre Waffe.

„Ich kann das schon eine ganze Weile. In letzter Zeit fällt es mir immer schwerer das Schlüsselschwert zu führen. Ich weiß auch nicht wieso.“

Dann musste sie Soras Niemand sein. Woher hätte sie sonst das Schlüsselschwert? Warum es ihr wohl schwer fiel es zu benutzen?

„Das ist schon so, seitdem ich diese seltsamen Bilder sehe.“, nuschelte Xion.

„Bilder? Von wem denn?“, fragte ich neugierig. Sah sie etwa Sora?

„Da ist immer ein Junge in rot. Er trägt das Schlüsselschwert wie ich.“, erklärte sie.

Sie erinnerte sich also daran wer sie wirklich war. Ich war mir nicht sicher ob das gut war.

„Lass uns die Mission abschließen und nach Hause gehen.“, meinte Xion nun.

„Ok.“

Wir erkundeten dann die Welt. Ich hatte Schwierigkeiten Soras Erinnerungen zu sammeln. Immerhin durften wir ja eigentlich nicht gesehen werden.

Nun erreichten wir die alten Ruinen von Hollow Bastion. Sie war völlig verlassen.

Wir betraten eine Halle. Ich erkannte diese sofort. Hier hatte Sora sein Herz geöffnet um Kairis Herz befreien. Hier mussten ich und Xion entstanden sein.

Wir standen nun in der Mitte des Raumes. Ich sah Soras Erinnerungen förmlich vor mir.

Wie er dieses Schlüsselschwert in die Hand nahm.

Plötzlich verschwand das Bild. Was war nun los? Es war als ob die Erinnerung von irgendetwas angezogen wurde.

Xion begann zu schreien. Daraufhin brach sie zusammen.

Geschockt sah ich sie an. Ich wusste nicht, dass sie so stark Erinnerungen zu sich ziehen konnte. Da war es kein Wunder, dass ich Soras Gedächnis nicht wiederherstellen konnte.

Die Schwarzhaarige wachte wieder auf.

„Alles klar Xion?“, fragte ich sie.

Sie nickte und stand auf. „Ja ich glaube schon. Ständig sehe ich diese Bilder.“, sprach sie und schüttelte den Kopf.

„Wir sollten zurück gehen. Immerhin sind wir hier fertig.“, meinte ich. Xion nickte nur.

Dann gingen wir zurück zum Schloss.

Xion legte sich dann auch gleich hin.

„Siehst du auch manchmal solche Bilder?“, fragte die Schwarzhaarige.

„Ab und zu…Aber sehr selten.“, antwortete ich. Das war etwas anders bei mir. Wenn man nur Kairis Erinnerungen berücksichtigte waren es ja nicht viele.

„Warum ist das so? Ob die anderen wohl auch Bilder sehen?“, nuschelte Xion. Sie schien ziemlich durcheinander. Ich verstand sie. Als ich Soras Erinnerungen gesehen hatte, wusste ich auch nicht wieso.

„Ich schätze das liegt daran, dass unsere Jemande noch existieren. Deswegen können wir uns auch an nichts erinnern.“, erklärte ich.

„Wie? Unsere Jemande existieren noch? Du kennst meinen Jemand? Weißt du wer ich früher mal war? Etwa dieser Junge?“, wollte Xion wissen. Sie war völlig aus dem Häuschen.

„Ja er heißt Sora. Wir sind Freunde.“ Ob wir wohl wirklich Freunde waren?

Ich war mir nicht sicher. Irgendetwas musste ich aber sagen.

„Müsste er nicht ein Herzloser sein?“, fragte die Schwarzhaarige.

„Seine Freundin hat ihn wieder in einen Menschen verwandelt.“, antwortete ich.

Mir war völlig unklar, was ich mit Xion machen sollte.

Um Soras Erinnerungen wieder zusammen zu fügen, musste ich sie loswerden. Das konnte ich ihr aber nicht antun. Es musste doch einen anderen Weg geben.

„Deswegen also. Ich habe mich immer gewundert, warum ich mich nicht erinnere. Wie ist Sora so?“, kam von Xion.

Ich sah nach unten. „Er ist mutig, lieb und immer für seine Freunde da.“

„Wie sind richtige Freunde wohl so? Ich bin zwar mit Roxas befreundet, aber ich weiß nicht ob das das gleiche ist. Wie ist das bei dir und Sora?“

Mir war das unangenehm. Sora und ich waren ja nicht wirklich Freunde.

„Das lässt sich schwer beschreiben.“, versuchte ich mich rauszureden.

„Verstehe. Wollen wir nicht Freunde sein?“, fragte sie lächelnd.

Ich lächelnde und nickte. Dann reichte ich ihr die Hand. „Das machen Freunde so.“

Zumindest machte Sora das immer so.

Xion nahm meine Hand. „Dann sind wir jetzt Freunde.“.

Am nächsten Tag hatten wir wieder eine Mission zusammen. Wir sollten einen Herzlosen in Twillight Town suchen. Also beschlossen wir uns zu trennen.

Das war meine Chance mal nach Sora zu sehen. Ich begab mich also zum alten Herrenhaus.

Sora schlief natürlich noch. Ich versuchte ihm wieder ein paar Erinnerungen wiederzugeben.

Es war dasselbe wie vorher. Ein ziemlicher großer Teil der Erinnerungen wurde scheinbar von Xion aufgenommen.

Ich seufzte. Was sollte ich nur dagegen tun? Die Erinnerungen gehörten zu Sora.

„Naminé.“, erklang eine ernste Stimme. Es war DiZ.

„Was soll das? Wieso schließt du dich der Organisation an?“, fragte er. DiZ schien ziemlich böse zu sein. Ich hatte ihm ja noch nichts erklärt. Gerade als ich etwas sagen wollte hörte ich einen Schrei von draußen. Das klang nach Xion. Ich rannte in mein Zimmer. Von dort konnte ich sie durch das Fenster sehen. Die Schwarzhaarige wurde von einem Chamäleon-Herzlosen angegriffen. Ich musste ihr helfen.

Plötzlich wurde ich am Arm gepackt. DiZ zog mich unsanft zurück, sodass ich fast hinfiel.

„Was soll das?! Ich muss ihr helfen!“, schrie ich ihn an.

„Du musst Soras Gedächtnis wiederherstellen und nichts anderes!“, sagte DiZ kalt.

„Aber ich…“ Was sollte ich tun? Xion brauchte mich.

„Xion!“, hörte ich eine Jungenstimme rufen.

Ich sah erneut raus. Es war Roxas. Axel war auch da. Sie halfen Xion.

„Sora ist wichtiger, als ein paar unwürdige Niemande.“, sprach der Vermummte.

„Ich muss Soras Niemand finden. Er stört den Wiederherstellungsprozess.“, erklärte ich.

Ich sagte ihm nicht, dass es Xion war. Er würde sie gleich vernichten wollen. Das wollte ich aber nicht.

„Deswegen bin ich der Organisation beigetreten. Um Sora zu helfen.“, versicherte ich ihm.

„Mhm.“, gab er nur von sich. Er hielt mein Handgelenk immer noch fest. Es tat schon richtig weh. Ich versuchte meine Hand wegzuziehen, aber er gab nicht nach.

„Wehe du stellst dich gegen mich. Sora muss aufwachen. Das ist deine Aufgabe! Ist das klar!“, drohte er mir. Ich nickte nur.

DiZ ließ mich los und verließ den Raum.

Er verachtete alle Niemande. Dass er mich hier duldete, lag nur daran dass ich die einzige war die Soras Erinnerungen wiederherstellen konnte.

Roxas, Axel und Xion waren schon weg.

Ich ging nochmal zu Sora. Er schlief seelenruhig.

„Ich vermisse dich.“, nuschelte ich wie in Trance. Ich war mir nicht sicher, ob dieses Gefühl von Kairi ausging. Musste es aber. Alles was ich fühlte kam von ihr. Niemande konnten normalerweise nicht fühlen. Ich hatte nur Gefühle, da ich mit ihrem Herz verbunden war. Ob es Xion auch so ging? War sie mit Soras Herzen verbunden?

Traurig sah ich nach unten. Ich war kein richtiger Niemand, aber ein normaler Mensch war ich auch nicht. Wo gehörte ich dann eigentlich hin? Sogar die Niemande hatten einen Ort gefunden. Gehörte ich zu Kairi? Warum sollte sie mich akzeptieren? Immerhin habe ich ihren Freund etwas böses angetan. Ich seufzte und begab mich langsam zum Schloss.

Bedrückt lief ich einen Gang entlang.

„Hey du!“, brüllte mich jemand an. Es war Roxas.

„Wo warst du, als Xion angegriffen wurde?!“, schrie er wütend.

„Eh…wir hatten uns aufgeteilt, um…“

„Erzähl doch nicht! Du wolltest Xion gar nicht helfen!“

„Das stimmt nicht! Als ich bei ihr ankam, habt ihr ihr schon geholfen.“, versuchte ich mich zu verteidigen.

„Sicher! Es ist genau wie Axel sagt. Du führst was im Schilde.“

„Das stimmt doch gar nicht!“

„Und ob das stimmt! Xion ist dir doch völlig egal. Du willst doch nur deine Ziele erreichen. Sowas egoistisches wie dich habe ich noch nie gesehen!“

Wie konnte er das nur sagen? Jedes Wort war so verletzend. In meinen Augen bildeten sich Tränen. „Du bist so gemein. Ich hasse dich, Roxas!“, schrie ich und lief an ihm vorbei.

Mir war alles egal. Ich wollte nur noch in mein Zimmer.

Dort angekommen schmiss ich mich ins Bett. Xion war noch nicht da.

Die Tränen bahnten sich einen Weg über mein Gesicht und tropften auf mein Kissen.

Was sollte ich denn tun? Ich fühlte mich so mies. Ob Xion mich jetzt hasste?

Dass ich mich überhaupt wegen diesen Roxas so aufregte. Ich verstand es nicht. Regte sich Kairi bei so einem Typ auch immer auf?

„Naminé?“, erklang es von der Tür.

Xion sah mich an. Ich konnte ihren Blick nicht deuten.

Auf einmal rannte sie auf mich zu. „Bist du in Ordnung?“

Ich sah sie überrascht an. „Ja. Bist du in Ordnung. Immerhin wurdest du angegriffen. Tut mir leid, dass ich dir nicht zu Hilfe kam.“, schluchzte ich.

„Ist doch nicht schlimm. Axel und Roxas waren doch da, aber was ist deinem Gesicht passiert. Es ist ganz rot und nass.“

Ich wischte mir die Tränen weg. Wie sollte ich ihr das denn erklären? Xion wusste nicht, was Weinen war. Niemande konnten sowas auch eigentlich gar nicht.

„Ich…bin krank. Etwas erkältet.“, log ich.

„Achso.“

„Sag mal, was ist eigentlich passiert?“, wollte ich wissen.

„Na ja. Ich hatte den Herzlosen gefunden. Leider konnte ich mein Schlüsselschwert nicht benutzen. Dann kamen Roxas und Axel. Der Herzlose schlug mich KO. Die beiden haben ihn dann besiegt. Danach waren wir drei Eis essen.“, erzählte Xion.

Ich lächelte sie an. Somit ging ein weiterer Tag zu Ende. Es vergingen noch weitere Tage, an denen ich immer noch nicht wusste, was ich tun sollte.

Xion war immer mit Roxas auf Mission, da sie ihr Schlüsselschwert nicht hatte. Ich hatte nicht viel zu tun. Die anderen Mitglieder hatten viel zu tun. Keiner konnte mich mitnehmen. Alleine ließen sie mich nicht auf Mission. Ich war nicht vertrauenswürdig. Leider konnte ich so weder Erinnerungen sammeln noch Sora besuchen. Das gab bestimmt Ärger von DiZ.

Roxas ging mir nun aus dem Weg. Wenn wir uns begegneten ignorierte er mich nur. Ich hatte ihm auch nichts zu sagen.

Nach ein paar Tagen hatte ich mal eine kleine Mission mit Xion.

Wir sollten ein paar Schattenflecke zerstören. Nichts besonderes aber zumindest was zu tun. Ich hatte auch wieder die Möglichkeit Erinnerungen zu sammeln. Xion fand die Idee mit dem aufteilen immer gut. So konnte ich mich unbemerkt davon schleichen.

Gegen Nachmittag waren wir wieder im Schloss.

Ich sezte mich auf mein Bett und begann gleich ein paar Erinnerungen von Sora zu zeichnen. Ich wusste auch nicht warum ich das tat. War so eine Angewohnheit von mir.

Xion schien bedrückt zu sein. Das mit dem Schlüsselschwert ging ihr wohl nah.

Sie betrachtete eines der Bilder, dass ich an die Wand gehängt hatte. Darauf war Sora. Es war das Bild, das ich gemalt hatte, nachdem er eingeschlafen war.

„Alles klar Xion. Du siehst so bedrückt aus.“, fragte ich besorgt.

Sie sah nach unten. „Ich bin völlig anderes, als die anderen Niemande hier. Sie akzeptieren mich auch nicht. Es gibt auch nur 13 Sitze im Runden Raum. Warum bin ich nicht so wie die anderen? Jetzt bin ich auch noch nutzlos. Immerhin kann ich das Schlüsselschwert nicht benutzen.“

Sie tat mir Leid. Ich wusste wie das war. Im Schloss des Entfallens ging es mir ja genauso. Ich war anders und die anderen hielten mich für nutzlos. Hier war mir das allerdings egal. Ich war ja nur bei der Organisation wegen Sora. Er brauchte mich momentan. Vielleicht kam ich mir deswegen auch nicht nutzlos vor.

„Das wird schon. Die anderen trauen mir auch nicht. Besonders Roxas und Axel. Die beiden sind doch deine Freunde und glauben an dich. Auch wenn du auf diesen Idioten Roxas verzichten könntest.“, sprach ich.

Xion kicherte. „Dafür dass du ihn nicht leiden kannst, geht dir das mit Roxas aber nah. Bei Axel ist das nicht so.“

Ich strich etwas durch meine Haare. Warum das so war wusste ich immer noch nicht.

„Ich weiß auch nicht. Es regt mich halt auf, dass er mir nicht mal eine Chance gibt. Er hört nur auf Axel und macht sich nicht mal ein eigenes Bild von mir.“, schimpfte ich. Jetzt regte ich mich schon wieder wegen dem auf.

„Ich werde mal mit ihm reden. Vielleicht hört er ja auf mich.“, sagte Xion. Sie sah wieder auf das Bild von Sora. Dann schwieg sie eine kleine Weile.

„Wenn Sora mein Jemand ist, gehöre ich dann nicht zu ihm?“

Ich sah Xion überrascht an. Worauf wollte sie hinaus? Sie wollte doch nicht etwa zu Sora? Das würde meine Probleme natürlich sofort lösen. Vielleicht konnte ich sie ja dazu bewegen mit mir zu kommen.

„Theoretisch schon. Ihr beide seid ohne einander nicht komplett.“, erklärte ich, was ja auch der Wahrheit entsprach.

„Wir sind unvollständig? Das heißt Sora braucht mich?“

Ich nickte. „Momentan schläft er, um sein Gedächnis wiederzuerhalten, aber ich fürchte ohne dich kann er gar nicht erwachen.“

Xion sah auf ihre Hand. „Vielleicht kann ich das Schlüsselschwert deswegen nicht mehr benutzen.“, rief sie nachdenklich.

Ich wusste nicht ob das stimmte, sagte also nichts.

„Naminé, würdest du mich zu Sora bringen? Ich möchte ihn gerne sehen.“, bat die Schwarzhaarige.

„Das kann ich machen. Die Organisation wird davon aber nicht begeistert sein. Es ist also besser, wenn sie davon nichts wissen.“, erklärte ich.

„Ok. Wann wollen wir los? Vielleicht morgen? Nachher habe ich eine Mission mit Roxas.“

„Mal sehen. Ich sag dir dann bescheid.“, entgegnete ich nur. Etwas unangenehm war mir dabei schon. Xion wusste ja nicht was passieren würde, wenn sie zu Sora ging. Sie wusste nicht, dass sie dann verschwinden würde. Soras Herz würde sie einfach absorbieren.

Es war so als würde ich ihr direkt ins Gesicht lügen. Dabei waren wir doch Freunde.

Was sollte ich aber tun. Ohne seinen Niemand würde Sora ewig schlafen. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mich um ihn kümmern würde. Ich musste es tun.

„Ich muss erstmal los. Wir sehen uns später.“, verabschiedete sich Xion.

Was sie wohl für eine Mission hatte?

Ich ließ mich ins Bett fallen.

Das mit Soras Niemand war schon fast etwas zu einfach. Wer hätte gedacht, dass sie freiwillig mitkommen wollte. Na ja man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Hoffentlich kam nicht noch etwas dazwischen.

Ich schloss die Augen und schlief ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yanara126
2015-05-12T19:50:11+00:00 12.05.2015 21:50
Larxene schlug sich gegen den Kopf. „Sag nicht, dass das ihre Waffe ist. Wir kämpfen wenigstens mit Dolchen, Lanzen, Sensen und dergleichen. Sie kämpft mit Zeichenblock und Stift. Herzlose nehmt euch in Acht. Ihr könntet gemalt werden.“, sprach die Blonde genervt.

Zum Totlachen! XD Ich hoffe da kommt noch mehr. Ich freu mich schon.^^
LG Yanara
Von:  Dehly-DeiDei
2012-05-12T21:23:05+00:00 12.05.2012 23:23
Jeah, ersten Kapi on ^^
Ich hoffe, dass ich noch mehr zu lesen bekomme ^^
Deine Geschichte liebe ich einfach.
Ich muss immer wieder drüber schmunzeln.
Übrigens habe ich auch wieder Kapitel on bei meiner FF.
Würde mich auch über dein Kommi freuen ^^


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