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The Darkness Inside Me

von

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Alla ventura.


 

Auf gut Glück

15. Februar 2012

 
 

„Mit wem hast du dir die Stadt angesehen?“, fragte Franky, die Neugierde stand ihm ins Gesicht geschrieben. Beiläufig, aus dem Augenwinkel heraus, beobachtete er den Kellner, der ihre Teller mitnahm. Seine Begleitung machte keine Anstalt eine Antwort preiszugeben, wartete lediglich auf ihren Espresso, auf den Lippen ein spitzbübisches Lächeln. Sie nutzte seine steigende Ungeduld förmlich aus. Aufmerksam streifte ihr Blick durch das Restaurant, in dem sie bekannt waren, aßen sie dort regelmäßig gemeinsam zu Mittag. Ein ruhiger, kleiner Fleck, fern des Trubels, ein angenehmes südliches Ambiente und die Speisen taten ihr Übriges um sie als treue Kunden zu behalten.

Ein Seufzer entfloh der Kehle des Mannes, den die schweigsame Art seiner Freundin hie und da gar in den Wahnsinn trieb. Der Kellner kehrte zurück, in erster Linie wirkte der Mann wie ein Kartellmitglied, ein Mafioso, aber war er eigentlich ein recht netter Geselle, mit dem Robin, wenn sie manchmal bloß auf einen Kaffee vorbeischaute, ins Gespräch kam. Neben den Kaffees stellte er zwei weitere Gläser ab, deren Flüssigkeit violett schimmerte. Ein hauseigener Schnaps.
 

„Süßlich, aber verfehlt garantiert nicht seine Wirkung“, erklärte der Mann grinsend und schritt zum nächsten Tisch, an dem neue Gäste Platz nahmen.
 

„Eine Wirkung, die uns glatt ausschaltet“, lachte Franky. Sofort griff er nach dem Päckchen Zucker, riss dieses auf und rührte anschließend seinen Kaffee, musterte Robin dabei auffällig.

„Die Frage ist weiterhin aktuell“, setzte er neuerlich nach und schob sich den Löffel in den Mund.
 

„Dein Interesse ist unbegründet“, wich Robin aus, leerte ihre Tasse in einem Zug.

„Außerdem, du hast mir bis heute keine Antwort auf meine Frage gegeben. Warum ist dein Schiff weiterhin in Planung? Du hast die Ressourcen, der Bau kann beginnen“, gab sie nun ihrerseits zu bedenken, lehnte nach hinten und schlug ein Bein über das andere. Mürrisch verzog der Mann sein Gesicht, starrte auf die bräunliche Substanz.
 

„Ich bin ein Perfektionist, müsstest du wissen“, murmelte er verdrossen, spürte die durchdringenden Augen seiner Freundin, die die Wahrheit vermutlich erkannte, aber aus seinem Mund hören wollte.
 

„Der Plan ist perfekt ausgearbeitet“, erwiderte sie prompt, betonte jedes Wort. Jahre werkelte er bereits daran, überarbeitete rigoros jedes noch so kleinste Detail, doch seit geraumer Zeit lagen die Blaupausen unberührt im Schrank, verwahrlost warteten sie auf ihren Einsatz. In der Anfangsphase ihrer Zusammenarbeit, waren sie bloß Partner, die keinen privaten Zugang zueinander fanden. Erst die gemeinsamen Reisen hatten eine freundschaftliche Basis geformt, sie offener werden lassen. Mittlerweile standen sie an einem Punkt, wo ein Leben ohne des jeweiligen anderen beinah unmöglich schien. Rasch erfuhr sie anschließend von seinen Interessen, seinen Träumen und stets schwärmte er von einem Schiff, mit dem er die Meere bereisen und unabhängig sein konnte. Ein unbeschwertes Leben. Nicht nur selbst entworfen, auch in der Endfertigung wollte er Anteil haben. Umso mehr interessierte Robin der Grund, wieso er keine Taten sprechen ließ.

„Du drückst dich vor einer Entscheidung, richtig?“, wagte sie eine Vermutung auszusprechen, die sie länger teilte, und sah einen Hauch von Traurigkeit, der sich in sein Gesicht schlich. Unentschlossen zuckten seine Schultern. Sofort besah er jene Tische, die in direkte Umgebung waren. Obwohl kaum jemand in Hörweite saß, beugte Franky den Oberkörper nach vorne, stützte seine Ellbogen am Tisch ab.
 

„Wir müssen wohl nicht darüber sprechen, wie ich an das Geld für mein Vorhaben gekommen bin, oder? Vor ein paar Jahren? Kein Ding, sofort hätte ich angefangen und mich einen Dreck darum geschert.“ Die Bitterkeit, die in seiner Stimme lag, war unüberhörbar.

„Ich habe mich verändert. Wie kann ich meinen Traum auf blutverschmiertes Geld aufbauen und inneren Frieden finden?“ Betroffen starrte Franky an seiner Freundin vorbei auf einen wahllos gewählten Punkt, verharrte einen Augenblick in dieser Position, ehe er nach hinten lehnte und ein breites, gutgelauntes Grinsen aufsetzte. Der Schalter war umgelegt. Die aufgekeimten Gefühle spülte er mit dem Schnaps hinunter, unterdrückte sie, wissend seinem Gewissen nicht davon laufen zu können. Sein Gewissen das ihn nachts wach hielt, ihn zermürbte. Durchaus wünschte er manchmal das alte Ego zurück, den Mann, der nur ans Überleben dachte und dem jedes Mittel recht war. Keine Reue, kein Skrupel. Diese Persönlichkeit starb, Teil für Teil, und kehrte nie wieder an die Oberfläche. Platz nahm ein gebrochener Mann, der unsagbaren Schmerz empfand, kaum in den Spiegel sehen konnte und mit Mitteln aller Art zu vergessen versuchte.

Robin schwieg, das Thema war beendet, denn sobald ihr Freund diesen Ausdruck an den Tag legte, blieb er und ein weiterer Versuch würde ins Leere gehen und lediglich an den Kräften zerren, die solche Unterhaltungen stets an sich hatten. Jeder lebte auf eigene Weise mit dem Getanen und untertauchen war eine Option, die vorerst niemand in Erwägung zog. Allein um der Gemeinschaft willen. Entweder entschlossen sie zusammen den Schritt zu wagen und gaben sich gegenseitig Rückendeckung oder niemand verschwand und baute ein neues Leben auf. Ein Schwur an dem sie festhielten, denn sie waren sich eine Familie, die einzigen Menschen, die sie auf der Welt hatten, denen sie bedingungslos Vertrauen schenkten.
 

„Ich habe eine junge Frau kennengelernt, wir haben uns nett unterhalten und ich brachte sie anschließend nach Hause“, unterbrach Robin das Schweigen und gab Franky endlich die gewünschte Antwort, die ihn sofort hellhörig werden ließ. Er kicherte förmlich und die Schwarzhaarige bereute ihre Worte. Ein Grund warum sie selten auf solche Themen einging und sie als unwichtige Lappalie abtat.
 

„Details?“, zog er das Wort in die Länge. Demonstrativ stieß Robin einen tiefen Atemzug aus und fuhr durch ihre langen Haare.

„Komm, selten erlebe ich eine Robin, die ein Privatleben führt.“
 

„Ich muss dich enttäuschen. Die Veranstaltung hat uns beide gelangweilt und sie war eine angenehme Gesprächspartnerin. Eine willkommene Abwechslung.“
 

„Vergiss nicht, ich kenne dich besser als sonst jemand. Grundlos ziehst du mit niemandem durch die Straßen, ganzgleich wie nett die Person wirkt. Irgendetwas an ihr hat dein Interesse geweckt“, feixte er und schlug mit der Faust in seine Handfläche, sah dieses kurze Aufleuchten in ihren Augen, die seine Vermutung bestätigte.
 

„Ich führe durchaus Konversationen mit meinen Mitmenschen“, entgegnete Robin recht sachlich. Beschwichtigend schüttelte sie den Kopf, trank den Schnaps und warf einen Blick auf die Rechnung. Das Essen war beendet und sie musste wieder an die Arbeit, wodurch sie dem Gespräch vorerst entkam.

„Belassen wir es dabei. Eine einmalige Unternehmung, zumal sie lediglich auf Urlaub hier ist und recht bald abreist. Darüber hinaus ist sie zehn Jahre jünger, sagt eigentlich alles, oder?“
 

„Männer haben Frauen die Jahrzehnte jünger sind und eine Fernbeziehung ist sowieso eine ideale Variante.“ Robin unterdrückte ein Lachen, legte das Geld auf den Tisch und stand auf, streifte ihren Mantel über.
 

„Brechen wir auf.“

 
 

× ×

 

Lachend stellten die jungen Damen ihre Einkäufe ab, flanierten sich in die Sessel und gaben die Decken, die über der Lehne hingen, auf den Schoß. Nach einer ausgewogenen Shoppingtour brauchten sie eine Stärkung, allen voran ein wärmendes Getränk. Trotz der strahlenden Sonne kamen kaum frühlingsrufende Temperaturen hervor und doch beharrte Nami draußen Platz zu nehmen und Vivi hatten einen Verdacht, woher die Entscheidung führte. Immer wieder behielt ihre Freundin die Menschenmasse im Auge, suchte sie förmlich ab. Ging es darum so fiel es Vivi nicht schwer die anderen zu durchschauen. Ein paar Minuten, während sie die Bestellung tätigten und auf die georderten Getränke warteten, hielt die Schülerin still und ließ Nami ihrem Treiben nachgehen. Schließlich kramte Vivi ihr Mobiltelefon aus der Tasche, legte es provokant zwischen ihnen nieder. Eine Bewegung, die ihr die Aufmerksamkeit der anderen schenkte.
 

„Sieh nach“, sprach Vivi mit einem verschmitzten Lächeln, das Nami einen fragenden Ausdruck ins Gesicht zauberte. Sofort rollte Vivi mit den Augen.

„Stell dich nicht dumm. Ihre Arbeitsadresse ist wahrlich kein Problem. Dann warten wir in der Nähe und oh, welch Zufall, ihr läuft euch über den Weg. Alla ventura, auf gut Glück.“
 

„Du hast einen Knall“, kommentierte Nami das Vorhaben, nippte vorsichtig an ihrem Tee, dessen Tasse ihre Hände angenehm wärmte. Eine verrücktere Idee war ihrer Freundin wohl nicht eingefallen. Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf eine Gruppierung.

„Ich betrachte die Kostüme. Real wirken sie schöner als auf Bildern.“ Damit log Nami nicht, denn sie fand den Aufwand, den die Leute in ihre Kostüme steckten, faszinierend, wenn in diesem Moment wohl doch unwichtiger, aber auf den Vorschlag wollte Nami wahrlich nicht näher eingehen. Als Vivi erneut zum Sprechen ansetzte, hob Nami sofort ihre Hand.

„Belassen wir es dabei. Dein Vorschlag in allen Ehren, aber ich mach mich gewiss nicht lächerlich. Übermorgen fliege ich nach Hause, ich sehe keinen Sinn. Kann sein, dass ich auf eine zufällige Begegnung hoffe, genauso gut ist es möglich, dass du einer übereiligen Schlussfolgerung verfällst“, versuchte die junge Frau das Thema endgültig ad acta zu legen. Warum auf etwas herumreiten, das sowieso nicht eintraf? Gut, das merkwürdige Verhalten war Nami selbst aufgefallen und sie spürte den kleinen Hoffnungsschimmer, woher dieser jedoch kam, wusste Nami nicht zu benennen. Reizte sie das Unbekannte? Wie ihr Robin bereits an Herz gelegt hatte? Eine andere Erklärung fand Nami nicht, denn nach dem kurzen Aufeinandertreffen, konnte unmöglich mehr dahinter stecken.
 

„Schade, dabei habe ich die Adresse bereits und wir hätten auf dem Rückweg einen Abstecher machen können“, vernahm sie Vivi, die daraufhin mit den Schultern zuckte und sich ihrem Getränk widmete.
 

„Du bist unmöglich“, nuschelte Nami in ihre Tasse.
 

„Kann sein, doch bin ich nicht grundlos so. Wie immer sie das auch geschafft hat, sie hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die eröffnen sich zwei Optionen. Entweder du suchst aktiv oder du hoffst auf den Zufall und bis der eintritt, genießt du die verbleibende Zeit. Lass einfach den Mittelweg sausen.“ Die Worte trafen ins Schwarze und ein letztes Mal streifte Nami die Umgebung ab ehe sie ein tiefes Brummen ausstieß und ihre Aufmerksamkeit auf Vivi lenkte.
 

„Ich gebe mich geschlagen und höre auf.“
 

„Und womit, wenn ich fragen darf?“ Ertappt schnellte Namis Kopf nach links, wo ihr der blonde Koch von neulich Abend entgegen lächelte. Hinter ihm erspähte sie Bonney und Ruffy, die den Kostümierten mit großen Augen hinterher sahen.
 

„Unbekannte Frauen anstarren“, entgegnete Nami schief grinsend. Rasch gesellte sich Sanji neben die junge Frau, legte einen Arm über ihre Schulter und sah Richtung Menge.
 

„Welche ist von Interesse? Die in der roten Jacke ist süß.“ Vivi verzog das Gesicht, warf einen Blick zur besagten Frau. Ein Kichern entfloh ihrer Kehle.
 

„Die dunklen Haare passen, leider im falschen Alter. Nami steht derzeit auf ältere Frauen.“ Während Sanji wissend griente, spürte Vivi einen tritt gegen ihr Schienbein, doch bereute sie die Aussage in keiner Weise.
 

„Oho, ich kenne diese Einstellung“, erwiderte Sanji daraufhin und setzte sich endgültig auf den freien Stuhl. Perplex starrte Vivi den Koch an, der seine Zigaretten hervorholte.
 

„Heute frei?“ Genussvoll blies er den Rauch aus, schüttelte sacht den Kopf.
 

„Leider nicht, hab Pause. Ab dem späten Nachmittag kommt der große Ansturm, da dachte ich, ich unternehme einen kleinen Spaziergang. Die Kinder brauchen auch ein wenig Unterhaltung.“ Dabei warf er einen Blick über die Schulter und lachte leisen. Manchmal waren Ruffy und Bonney unmöglich.

„Jedes Jahr auf ein Neues verfallen sie dem Karneval. Und ihr?“ Triumphierend hielt Nami ihre Einkäufe in die Höhe.

„Ich sehe schon, ihr habt euch verführen lassen. Bekomme ich eine Vorführung?“ Auf die letzte Bemerkung des Blonden hin, verschluckte sich Vivi. Nami hingegen lachte rau.
 

„Wenn du brav bist, spendieren wir dir eine Modenshow und du kannst uns bestätigen, was wir ohnehin schon wissen.“

 
 

16. Februar 2012

 

Entspannt sank Nami tiefer in den Stuhl, nippte an ihrem Cocktail und betrachtete die illustre Truppe, die abermals in schallendes Gelächter ausbrach. Angeführt von Ruffy der genussvoll aß, mit den Armen wild gestikulierte und dabei die neuesten Abenteuer erzählte. Die Heimreise stand bevor, daher hatte Vivi die Runde nochmals versammelt. Wie schnell sie diese Leute in ihre Herz schloss, überraschte Nami, denn gewöhnlich war das nicht. Wehmut kroch hoch, denn in ihrer Heimat erwartete sie der triste Alltag, die Auseinandersetzungen denen sie hier entkam. Umso mehr freute sie sich auf ihre Wiederkehr und die kommenden Monate dürften allesamt darauf aufgebaut werden.

Ein Brummen erhielt ihre Aufmerksamkeit. Zorro vergrub das Gesicht in den Handflächen, wirkte entnervt. Kein Wunder, wenn sie an die Frau dachte, die direkt neben ihm saß und ihm kaum eine ruhige Minute gönnte. Nach all den Erzählungen traf Nami endlich auf Perona. Recht schnell hatte sie ein eigenes Bild gemacht und musste feststellen, dass das alles der Wahrheit entsprach. Auffallend, laut und auf einen Menschen gepolt. Kopfschüttelnd stellte sie ihr Glas ab, stupste den Handwerker von der Seite her an, der unweigerlich den Blick auf sie richtete. Grinsend deutete Nami Richtung Theke. Ein Wink, den er sofort verstand und der ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
 

„Die Frau macht mich irre“, stöhnte Zorro und griff sich fahrig durchs Haar. An manchen Tagen konnte er ihre Art gelassener aushalten, gar ignorieren, aber heute – immer war sie einige Woche fort gewesen – zeigte sie sich aufdringlicher denn je. Nami spürte einen leichten Schauer, warf einen Blick über die Schulter, der Blick der jungen Frau sprach Bände.

„Sei dir versichert, sie wird dich unter die Lupe nehmen“, sprach Zorro entschuldigend und lehnte gegen den Tresen, dessen Holz die besten Tage unlängst überdauert hatte. Niemand war da, vermutlich stand Bruno, der den Dienst selbst übernahm, im Lager. Eine willkommene Wartezeit, die ihn länger vom Tisch fernhielt. Skeptisch hob Nami die Brauen, wandte sich wieder ab. Mit solchen Frauen nahm sie gerne einen kleinen Zwist in Kauf. Ein breites, spitzbübisches Grinsen stahl sich auf ihre Lippen, rasch war ihr Smartphone gezückt, ihr Arm um Zorro gelegt und ihr Kopf lehnte gegen seine Schulter.
 

„Wenn schon, denn schon. Lächeln“, säuselte sie und machte einen Schnappschuss auf dem Zorro es ihr gleich tat und guter Laune in die Kamera grinste.

„Mal sehen, ob sie tatsächlich so gut ist, wie ihr sagt.“ Zielstrebig lud Nami das Foto in einem der sozialen Netzwerke hoch, tippte summend eine Text ein und markierte den Mann.

„Sind wir nicht ein schönes Paar?“, sprach sie beinah gehässig und griente als das Smartphone zurück in ihre Hosentasche glitt. Zorro schielte zum Tisch, erkannte die finster werdenden Gesichtszüge seines persönlichen Alptraumes.
 

„Hexe“, feixte er und strich mit den Fingerspitzen über das raue Holz. Mittlerweile war Bruno in den Schankbereich zurückgekehrt, stellte eine Kiste ab und nahm die Bestellung auf. Die Zeit nutzte Nami, verschaffte sich einen Überblick. Viele Gäste zählte sie nicht. Diejenigen, die die Bar nach der Arbeit aufsuchten, waren längst aufgebrochen, mussten morgen erneut früh raus. Erst im hintersten Eck stach ihr ein bekanntes Gesicht ins Auge. Musternd kniff sie die Augen zusammen, dachte nochmals nach und kam auf denselben Entschluss. Ein Mann, dessen Haare markant blau hervorstachen, die Frisur die Elvis konkurrierte, lachte und stieß mit einem anderen an. Der andere wirkte dagegen zierlich, hatte blondes Haar und eine markante Nase, die sie an Lysop erinnerte. Ja, beide hatte sie das letzte Mal schon gesehen.
 

„Uh, du hast einen interessanten Geschmack“, raunte Zorro nah an ihrem Ohr, unterdrückte ein Lachen. Brummend wollte sie ihm einen Stoß in die Seite geben, doch wich Zorro problemlos aus und dieses Mal lachte er.

„Sag schon, worüber zerbrichst du dir den Kopf?“, fragte er schließlich nach, setzte einen entschuldigen Gesichtsausdruck auf. Unsicher stützte sie die Ellbogen am Tresen ab, hatte keine passende Antwort parat.
 

„Ich habe sie bloß wiedererkannt“, sprach sie recht leise. Sein Blick verriet ihr, dass er ihr das nicht vollkommen abkaufte und ihr Mustern bloß darauf resultierte.

„Kennst du die beiden?“
 

„Klar. Der Bullige ist Franky, ein Stammgast. Sofern er nicht in der Weltgeschichte unterwegs ist, kommt er beinah täglich. Zudem ist er mit dem Chef befreundet. Der neben ihm ist Kaku, ulkiger Typ. Einerseits aufgeschlossen und ein lustiger Geselle, andererseits schlägt er gern einen ernsten Ton an.“ Dabei strich sich Zorro über sein Kinn. Generell war die gesamte Truppe eine verrückte Kombination, die sich aus verschiedenen Charakteren zusammenstellte, die normalerweise kaum zueinanderfand. Irgendwie kam ihm der Vergleich zu seinem Freundeskreis, die selbst einen bunten Haufen bildeten. Manchmal fragte er sich, wie sie sich kennengelernt hatten. Nami hingegen nickte schwach, warf den Kopf in den Nacken und atmete durch, spürte erneut den bohrenden Blick. Zorro konnte sie genau so wenig vormachen wie Vivi.
 

„Letztens, da waren zwei Frauen dabei. Ich schätze, sie kommen öfter hierher?“ Nach dem gestrigen Gespräch mit Vivi hatte Nami aufgehört, sie suchte nicht mehr. Im Grunde schloss sie mit einer weiteren Begegnung ab, denn das war wirklich sehr unwahrscheinlich. Und doch, im Moment konnte sie nicht anderes. Die Faszination war zu groß. Verschmitzt zuckten die Mundwinkel des Handwerkers, er lehnte näher.
 

„Da haben wir schon eher deinen Geschmack, was? Kalifa oder Robin?“ Nach dem Wissen, das er über die junge Frau in Erfahrung gebracht hatte, braucht er nicht näher Fragen, woher ihr Interesse kam.
 

„Letztere“, murmelte Nami daraufhin, betrachtete die Getränke, die mittlerweile gebracht worden waren, hörte ein Aufatmen.
 

„Ein Glück. Kalifa hat eine durchgeknallte Seite. Nett und spendabel, aber durchgeknallt. Siehst du sie eine Sekunde zu lang an, wirft sie dir sexuelle Belästigung vor.“ Angesäuert rollte er mit den Augen. Oft genug musste er das schon hören und mittlerweile musste er feststellen, wie wenig Frauen Zorro kannte, die keine verrückte Ader aufwiesen. Ein Umstand, der kaum von Vorteil war. Nami gluckste daraufhin, wartete jedoch darauf dass er weitersprach.

„Und Robin…? Was ich mitbekommen habe, ist sie nie alleine hier, bei Blondi ist das eher der Fall. Ich sehe sie nur am Wochenende und auch nicht jedes.“ Zufrieden war Nami nicht mit der Antwort, aber den Verdacht hatte sie bereits. Sie sollten den Hoffnungsschimmer endgültig aufgeben. Forschend musterte Zorro die junge Frau, neigten Kopf und stützte diesen an der Handfläche ab.

„Anscheinend hat sie dir den Kopf verdreht. Oh, oh, pass lieber auf, die ist unantastbar und lässt kaum jemanden in ihre Nähe. Glaub mir, ich hab oft genug gesehen, wie jemand versucht hat, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Alle blitzten sie ab. Aber ich verstehe dich, sie hat eine anziehende Ausstrahlung.“ Grinsend stieß er einen Pfiff aus, die Frau war zwar nicht direkt sein Typ, aber einen Blick riskierte man gern.
 

„Du bist schon die zweite Person, die mir das erzählt und dennoch hat sie mich zu Vivis Haus begleitet.“ Das Grinsen erstarb, machte einem perplexen Ausdruck Platz, die Kinnlade fiel ihm herab.

„Und seitdem hofft ein Teil auf ein Wiedersehen. Ich habe keine Ahnung wie ich das einordnen soll.“ Weiterhin überrascht von dem Gehörten, schüttelte Zorro fassungslos mit dem Kopf. Von den Geschichten, die er um diese Frau hörte und von dem, das er selbst hier in der Bar sah, wirkte das wirklich wie ein Wunder.
 

„Bleib länger und find es heraus. Ich brauche sowieso eine Beschützerin, die mir Perona fernhält.“
 

„Halt die Klappe wegen dem“, murmelte Nami sogleich, erkannte sie immerhin wie Vivi auf sie zuschritt.
 

„Warum braucht ihr solange?“
 

„Er brauchte dringend eine Auszeit“, entgegnete sie und klopfte dem Handwerker auf die Schulter. Er verstand, stellte nichts in Frage und nahm das Tablett mit den Getränken.
 

„Wenigstens eine, die mir zur Seite steht“, gab er an Vivi gewandt zu verstehen und kehrte an den Tisch zurück.

 
 

17. Februar 2012

 

Die Lolita ist glücklich und das gefällt mir nicht. Ich glaub die heckt was aus… Die Nachricht des Handwerkers zaubert ein Lächeln in Namis Gesicht. Obwohl sie mit allen eine Basis fand, verstand sie sich mit ihm – abgesehen von Vivi natürlich – am besten. Lag womöglich daran, dass sie mit ihm weitaus mehr Gespräche geführt hatte und allen voran an der gemeinsamen Operation, die darauf ausgelegt war, Perona ein wenig zu ärgern. Im Gehen tippte sie eine Antwort und schüttelte den Kopf. Seit dem gemeinsamen Foto und den folgenden Albernheiten, lag sie auf dem Radar der Schülerin.
 

„Miss“, nahmen ihre Ohren wahr. Abrupt blieb Nami stehen, drehte den Körper. Ein Mann, einen Kopf größer, mit längerem, schwarzem Haar und einem auffälligem Bart stand auf Abstand zu ihr. Auf den ersten Blick hin wirkte er höflich und doch, seine Gesichtszüge, trotz des Lächelns auf seinen Lippen, und seine Augen strahlten Kälte aus. Ein Umstand den Nami schwer einzuordnen wusste. Bevor sie eine Antwort gab, warum er sie ansprach, sah sie seine ausgestreckte Hand, in der er ihren Schal hielt. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass er verschwunden war.

„Sie waren wohl in Gedanken“, meinte er belustigt. Peinlich berührt strich Nami ihren Nacken entlang, nahm anschließend den Schal an sich. Deutlich hatte sie einen italienischen Akzent herausgehört.
 

„Das stimmt allerdings. Danke“, entgegnete sie ihm und lächelte. Erneut erreichte seines nicht die Augen, und Nami fühlte sich ungewohnt eingeschüchtert, die Ausstrahlung erweckte nichts Vertrauenswürdiges. Der Mann nickte, tippte auf seinen Hut.
 

„Miss“, verabschiedete er sich und verschwand Richtung Ausgang. Mit gemischten Gefühlen sah Nami dem Schwarzhaarigen hinterher und der Schauer der ihren Rücken hinab lief, den schüttelte sie ab. Wenigstens hatte er ihr den Schal aufgehoben, ganz ein unfreundlicher Typ konnte er somit nicht sein, ganzgleich welche Ausstrahlung er an den Tag legte. Ihr Blick huschte über den Display des Smartphones. Ihre Schwester wartete bereits.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Dark777
2015-04-08T16:56:57+00:00 08.04.2015 18:56
Fast ein Jahr ist vergangen und du erwartest allen ernstes, dass ich die Geschichte noch kenne?! Und was noch viel absurder ist..........mir fiel während des Lesens doch tatsächlich alles wieder Stück für Stück ein o_O!

Bei den beiden Frauen ist es wie immer Nami, deren Interesse man am deutlichsten spürt. Es ist aber schön zu lesen, dass die nächtliche Begegnung auch an Robin nicht spurlos vorbeigegangen ist und gute Freunde wie Franky sowas wahrnehmen. Lucci ist es, der mich verunsichert. Er spielt eine große Rolle und wird sowohl Robin als auch Nami sicher noch viel Leid zufügen. Davor graut es mir jetzt schon >_<!

Wie immer ein sehr guter Schreibstil und angenehmer Lesefluss. Ich hoffe auf das nächste Kapitel muss man nicht wieder monatelang warten ;).

V(~_^)
Von:  dragon493
2015-04-02T08:02:14+00:00 02.04.2015 10:02
tolles Kapitel
sehr amüsant wie nami hofft das wir Robin wieder trifft
gut das nami so nett ist und zorro hilft
bin sehr gespannt wie es weiter geht
lg dragon493
Von:  J_Banini
2015-04-01T21:51:31+00:00 01.04.2015 23:51
Endlich geht es weiter! 😍 bin gespannt wie ein Flitzebogen :))


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