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Every Wish turns into a Star

von

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Falls dich ein Kind jemals nach der Entstehung der Sterne fragt, dann berichte ihm nichts von Materie, roten Riesen, schwarzen Löchern und weißen Zwergen!

Erzähle ihm einfach diese Geschichte.

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Müde und frustriert blinzelte Romaioni gegen die Sonne, die unerbittlich auf Rhoan niederbrannte. Hatte er eben seinen Namen gehört? Grimmig beschattete er seine Augen und blickte zum Haus der immerzu kränklichen und schwachen Fran.

Tatsächlich! Tia, die Auserwählte des Buchs der Prophezeihung, kam auf ihn zugestürzt. „Hallo Romaioni!!“, rief sie schon von weitem und winkte ihm fröhlich zu. Wie affig!

Keuchend blieb sie vor ihm stehen. Er konnte niemanden haben, der nicht sofort mit der Sprache rausrückte und etwas kaufen wollte, darum sagte er brüsk: „Was willste? Komm zur Sache!“

Tia strahlte und lachte verlegen, sodass ihre kurzen Haare wippten. Ihre Augen funkelten, als sie immer noch nach Atem rang. „Hast du vielleicht noch das Grunditem für die Schleifen, die ich mir letztens angesehen habe?“ Die Antwort kam schnell. „Klar. Macht 30 Miystic Jewels. Bar.“

Etwas ungeschickt durchwühlte sie ihre sämtlichen Taschen und klemmte das sagenumwobene Buch der Prophezeihung mal unter den rechten, mal untern den linken Arm, damit sie wirklich alles nach den Mystic Jewels absuchen konnte. „Je länger du brauchst, desto höher wird der Preis!“, schnauzte Romaioni und spuckte wütend auf den Boden.

Doch Tia hörte gar nicht mehr zu und zählte mit Feuereifer jeden Juwel, den sie fand, doch ihr Gesicht wurde immer länger. „I... Ich hab nicht genügend...“, musste sie schließlich kleinlaut gestehen.

„Das ist doch die reinste Geldverschwendung!“ ertönte plötzlich eine freche Stimme auf Tias Schulter.

„Rempo!“, stieß sie erstaunt aus und betrachtete den kleinen, durchtriebenen Feuergeist, der ihr mit Rat, Tat und jeder Menge Schabernack im Kopf zur Seite stand, während sie ihrer große Aufgabe als Auserwählte nachkam. Er flog direkt vor ihre Nase und blähte die Backen.

„Was willste denn mit so ollen Schleifen?“, meckerte er kettenklappernd, „Du brauchst richtige Waffen, mit denen du den Gegnern ordentlich einheitzen kannst! Wumms! Ein paar billige Schleifchen können dir da gaaar nichts helfen!“

Tia hielt kurz inne und blinzelte ihren kleinen Gefährten perplex an. Ihre Aufgabe war es, Informationen zur Erstellung einer neuen, besseren Welt zu sammeln, da die jetzige bald untergehen würde. Dazu musste sie wohl oder übel auch viele Monster aus dem Weg räumen. Aber ständig an irgendwelche Waffen zu denken war ihr zuwider. Zumal es ihr ja nicht einmal um die Schleifen als solches ging...

„Ich wollte ja nicht unbedingt die Schleifen haben, sondern viel lieber den Effekt! Und was heißt hier, dass sie „billig“ sind und dem Gegner nicht „einheizen“ könnten? Es gibt viele Items, die mich stärker machen und kein Schwert sind...“

Rempo wollte gar nichts davon hören und liebäugelte mit den feilgebotenen Schwertern und Bomben. So wirklich nahm er gar nicht wahr, wie Tia die Besonderheit der Schleifen erläuterte. „Du weißt doch, dass sich jeder über sein Lieblingsgeschenk riesig freut und mir mehr vertraut, nicht wahr? Wenn ich diese Schleifen habe, dann verstärkt sich dieser Effekt noch!“ Schließlich bemerkte aber auch sie, dass das kleine Kerlchen Rempo mit ganz anderen Sachen beschäftigt war. Ermattet gab sie Romaioni die Schleifen zurück und wanderte wortlos in Richtung des großen Brunnen, um sich ein wenig Abkühlung zu verschaffen. In letzter Zeit fiel es ihr zusehens schwerer, den Aufgaben als Auserwählte nachzukommen. Das lag vor allem an der Rastlosigkeit und den ständig lauernden Gefahren in Form von irgendwelchen abstrusen Monstern, die ihr nach dem Leben trachteten.

Behutsam füllte sie ihre Flasche mit dem kühlen Nass und trank bedächtig.

Traurig ballte sie die Faust an ihrer Brust zusammen und starrte mit leerem Blick in das klare Wasser. Was ihr aber am meisten Sorgen bereitete war...
 

„Rempo!“

Eine eisige, fast körperlos anmutende Stimme riss den kleinen Quälgeist aus den Tiefen des kleinen Waffenarsenals, das Romaioni anbot. In unmittelbarer Nähe schwebte Neaki, der Geist des Winters und nagelte ihn förmlich mit ihrem kalten Blick fest. Sofort fühlte Rempo sich angegriffen, doch ehe er etwas sagen konnte schleuderte sie ihm Worte an den Kopf, die sich anfühlten wie Eisnadeln.

„Du Holzkopf!“ Rempo blähte die Backen vor Wut. Immer suchte sie Streit! Aber wenn Neaki den haben wollte, konnte sie ihn gerne bekommen! Doch seine Wut verebbte mit einem Mal, als er sah, dass Mieli, der sanfte, fröhliche Geist des Frühlings, ihn ebenfalls wutentbrannt anstarrte. So hatte er sie noch nie erlebt!

„Tia ist ein normales Mädchen, das zufällig die Auserwählte wurde! Aber statt sich wie Gleichaltrige um sich, süße Accessoires und Kleidung zu kümmern schlachtet sie Goblins und andere Monster!“

Rempo saß wie angewurzelt auf einem großen, silbernen Schild und starrte erst Neaki und dann Mieli an. Fast traute er sich nicht, seine Frage zu stellen, aber schließlich war er Rempo, der Feuergeist! Und er konnte alles!

„Und... ähm... Was hat das jetzt mit mir und den komischen Schleifen zu tun?“

Falls Blicke eine bestimmte Temperatur haben konnten, so war soeben der Blick der beiden weiblichen Buchgeister unter den absoluten Nullpunkt gesunken.

„Du hast ihr vorhin die Schleifen ausgeredet, die ihr so viel bedeuten! Glaubst du, Tia ist glücklich?“ Schleuderte Mieli ihm entgegen. Noch bevor Rempo eine Antwort geben konnte, schwirrten die beiden in Richtung Brunnen ab und hinterließen einen ratlosen Rempo.

„Was bilden sich die beiden eigentlich ein?!“, plusterte er sich aber keine zehn Sekunden später wieder auf, blähte die Backen und setzte gerade dazu an, den beiden Buchgeistern die Zunge rauszustrecken, als sie sich unvermittelt wieder umdrehten. Vor lauter Schreck biss er sich auf die Zunge und sprang hinter Romaionis Fuß.

Blöde Kühe! Woher sollte er denn wissen, ob Tia glücklich war? Ständig war sie am Lächeln und kämpfen, Daten sammeln und stärker werden. Sie war doch glücklich... oder? Glücklich, die Auserwählte zu sein und mit ihnen... mit ihm... durch die Welt zu streifen... oder?

Verwirrt raufte er sich seine roten, wuscheligen Haare. Über so komische Sachen nachzudenken sah ihm gar nicht ähnlich!

Nachdem sie wieder einmal einen Stopp in Rhoan gemacht hatten, schlief Tia diese Nach in ihrem eigenen, trauten Heim. Rempo schwebte am Fenster und blickte in den klaren, sternerfüllten Himmel. Als Tia sich umdrehte, schaute er sie lange nachdenklich an.

Hatte er sie heute Nachmittag wirklich unglücklich gemacht? Oder noch viel wichtiger: War glücklich damit, dass sie die Auserwählte ist? Und... ist sie glücklich, dass sie mit ihm ständig zusammenarbeiten musste?

Besonders die letzte Frage löste ein nervöses Kribbeln in seiner Bauchgegend aus.

Plötzlich flog draußen eine große Eule vorbei und Rempo zuckte vor Schreck zusammen. Blöder Vogel! Bescheuerte Gedanken! Er, der große Rempo, machte niemals Fehler! Und er hatte Tia nicht unglücklich gemacht! Entschlossen blähte er die Backen und flog zu Tias Bett. Behutsam und doch mit deutlichen Kraftaufwand öffnete er ihr Halstuch und band ihr es unter einiger Anstrengung ins Haar.

Mit feurigen Augen betrachtete er sein vollbrachtes Werk und grinste stolz einige Minuten. Dieses Halstuch war tausend Mal besser als diese Schleifen! Doch als sich Tia im Schlaf umdrehte, löste es sich wieder heraus. Rempo zappelte herum, als könnte er es dadurch wieder ungeschehen machen und raufte sich wütend die Haare. „Gelb passt nicht zu ihren Haaren.“ murmelte er wild entschlossen und flog aus dem Fenster in die Nacht hinaus.

Es verging keine halbe Stunde, da kam er auch wieder zurück. Verschwitzt, aufgeregt, aber stolz wie Oscar. Rempo hatte noch nie zuvor etwas gestohlen, aber wenn es zur Welterneuerung positiv beitragen konnte, dann würde er auch das tun! Schließlich war er Rempo! Über beide Hörner grinsend hielt der das Grunditem der Schleifen in der Hand. Jetzt musste er nur noch die Codes passend zusammenfügen und er hätte es geschafft! Lautlos wie ein Schatten schlich er sich zum Buch und schaute verstohlen die anderen Lesezeichen an. Hoffentlich würden sie ihn nicht bemerken! Geschickt angelte er sich einen nach dem anderen Code aus den Buchseiten, wobei er den einen oder anderen unpassenden auf den Boden warf.

Was für ein Chaos!

Fiebrig und mit Feuereifer setzte er Stück für Stück diese komischen, begehrten Schleifen zusammen. „Verstärkung des Geschenk-Effekts, wie es im Fach-Jargon heißt... Das ich nicht lache! Und so etwas wird sie glücklich machen? Na meinetwegen!“ kicherte er in sich hinein und grinste schelmisch.

Als die Sonne aufging hatte er gerade den letzten Code richtig gesetzt. Sein Gesichtsausdruck war inzwischen nur noch angespannt und frustriert. Wie lange hatte er gebraucht, um diese bescheuerten Schleifchen zusammen zu puzzeln?! Das war ja wirklich ungeheuerlich!

Dennoch war er sehr stolz auf sein Werk und stellte sich Tias Gesicht vor, wenn er sie ihr übergab. Oder doch lieber nachts heimlich in die Haare binden? Doch mit einem Mal fiel es wie Schuppen von den Augen:

Wie sollte er erklären, woher er die Schleifen hat? Schließlich wachsen sie nicht auf Bäumen und im gesamten Umkreis hatte sie nur Romaioni! Wenn sie ihre Mystic Jewels zählen würde, käme sie ihm schnell auf die Schliche, dass er sie unmöglich gekauft haben kann... Er selber kann keine verdienen... Er schwitzte heftig und grübelte, während er kopfüber schwebte. Das war wirklich ein Problem! Und wenn Mieli und Neaki gestern schon so ausgetickt waren, wie würden sie erst bei einem Diebstahl reagieren?! Nicht auzumalen! Zudem musste er zugeben, dass es nicht zu ihm passte, seine Meinung so plötzlich zu ändern. Weder wegen Neaki, die sowieso immer nur Streit suchte, noch wegen Mieli oder Tia! Er hatte ein Image zu bewahren – und dieses Image erlaubte ihm nicht, so plötzlich nachzugeben! War er denn nicht Rempo, der großartigste aller großartigen Feuergeister?

Außerdem... Ja, es schmerzte ihn tatsächlich, aber er wollte nicht, das Tia dachte, er würde es ihr nur geben, weil sie die Auserwählte war... irgendwie beschlich ihn ein seltsames, nicht einzuordnendes Gefühl. Er wollte es Tia geben. Unabhängig davon, ob sie die Auserwählte war oder nicht! Aber... wie sollte er das erklären? Konnte er das überhaupt?

Während seiner wirklich unüblichen Grübeleien hatte er stur und wütend an einen Fleck an der Wand gestarrt, als hätten die beiden einen Streit gehabt und er wäre der Wand nach wie vor beleidigt. Mit einem Schlag tauchte Tias strahlendes Gesicht auf, sodass er vor Schreck nach hinten durch die Luft purzelte und die Schleifen in seinem Brustpanzer stopfte, ehe Tia sie erblicken konnte.

„Ei... Einen erhabenen g... guten Morgen!!“, schrie Rempo vor lauter Aufregung. Tia fing unvermittelt an zu prusten und auch hinter sich hörte Rempo ein leises, aber stetes Kichern von Mieli, Neaki und sogar Ur! Mit einem Schlag lief der kleine Feuergeist so rot an wie seine eigenen flammenden Haare und er stürzte zu den anderen, um sie zurechzuweisen. Währenddessen betrachtete Tia ihn aufmerksam und verträumt. Gestern Nacht... hatte sie da seine Wärme gespürt und seine klappernden Ketten nahe ihrem Ohr gehört? Eigentlich glaubte sie nicht daran, da Rempo jemand war, der selten über andere nachdachte und erst recht niemanden trösten wollen würde... Schließlich war er der „großartige Rempo ohne Makel“! Aber... wieso lag heute Morgen ihre Halstuch in Form einer wirklich sehr schlecht gebundenen Schleife neben ihr?

Bei dem Gedanken, dass sich Rempo mit der Schleife abgemüht hatte, musste sie unwillkürlich lächeln. Diese Aktion, ob nun Einbildung oder nicht, hatte ihr Herz umschmeichelt und ein wenig Röte ins Gesicht getrieben.

„Kommt Leute, wir müssen heute viel erledigen! Keine Müdigkeit vorschützen!“ sang Tia fröhlich und klatschte motiviert in die Hände. Kein Vergleich zur kurzzeitig traurigen Tia von gestern! Ohne weitere Umschweife begaben sie sich auf den Weg durch die Stadt, bei dem die Auserwählte jeden einzelnen Bürger begrüßte, kurz mit ihm Neuigkeiten austauschte und noch ein kleines, passendes Präsent für jeden einzelnen hatte. Normalerweise duselte Rempo neben ihr her oder kundschaftete wieder irgendwelche versteckten Winkel aus oder jagte Schmetterlinge, aber dieses Mal sah er das Schenken mit anderen Augen. Sie wollte die Schleifen haben, damit das Schenken effektiver wurde und die Bürger sie noch schneller mochten. Aber warum? Als sie schließlich bei Anwar vorbeikamen und sie ihm mit freudigem, strahlendem Lachen entgegenrannte, während er ihr ausdruckslos entgegenblickte, wurde Rempo wütend.

Wollte sie wegen ihm die Schleifen haben? Anwar war in ihrem Alter und sie hatte ihm seit jeher immer und immer wieder geholfen. Und Rempo hatte auch die gar nicht so ausdruckslosen Blicke gesehen, als sie einmal aus seinem Zelt gegangen waren. Wegen ihm? Wegen ihm, damit er sie schneller und mehr mochte? Der kleine feurige Buchgeist schäumte plötzlich vor Wut und starrte verbissen auf die beiden. Es war ihm, als würde ihm sein Brustpanzer die Luft abschnüren, als er beobachtete, wie Tia Anwar verlegen ein Geschenk überreichte.

Rempo war nur ein Feuergeist, ein magisches Wesen, das sich in ein Lesezeichen verwandeln konnte. Zwar war er der Hüter des Buches der Prophezeihung, aber letztlich war er nur ein Anhängsel des Buches... Des Buches, welches Tia vielleicht niemals haben wollte!

Bei dem Gedanken, dass Tia ihn vielleicht niemals haben wollte, brannte ihm die Brust. Durch die Schleifen würde er die Liebe zu anderen noch unterstützen! Nein, er würde ihnen dieses Accessoir niemals überreichen können, wenn der Effekt für jemanden wie Anwar gedacht war.

Tia blickte Anwar verträumt hinterher, als er in den Schatten der Bäume verschwand. Leise seufzte sie. „Früher...“, dachte sie mit angehaltenem Atem, „... war ich ein Niemand. Und jetzt trage ich die Verantwortung für alle und jeden auf dieser Welt.“ Ihr fröstelte bei dem Gedanken und sie umklammerte sich. „Bei der Welterneuerung werden vielleicht Menschen wegen mir leiden und sterben. Wegen mir, einem kleinen, zuvor unbedeutendem Mädchen, das plötzlich Auserwählte wurde...“ Sie blickte sich um und sah Rhoan, das Schloss und dachte an die Wiesen, Felder, Flüsse und vielen anderen Städte, in den sie schon war. Es lag an ihr, eine neue, schöne Welt zu erschaffen. An den Kräften eines Mädchens ohne besondere Talente. Ihr Blick wurde hart und entschlossen. „Es ist meine Pflicht, für die Bewohner dieser Welt und der neuen alles zu geben! Ich muss mein persönliches Glück aufgeben, damit ich diese große, schwere Aufgabe bewältigen kann... Und selbst wenn ich das tue, heißt es noch lange nicht, dass ich es schaffen werde!“ Nun schaute sie traurig auf den Boden und blinzelte die aufsteigenden Tränen weg.

Allmählich wurde sie sich Rempo gewahr, der zu ihr geflogen war. Er war ihr Schatten. Ihr feuriger Schatten und ihr einziger Trost. Wenn er bei ihr war, fühlte sie sich geborgen, obwohl er so winzig war. Natürlich war er ein Hitzkopf, der nur Schabernack im Kopf hatte, aber er war der erste, der mehr in ihr gesehen hat als ein Mädchen aus der Gosse. Sie errötete und lächelte ein bisschen bei dem Gedanken an ihre erste Begegnung.

Aber... die Auserwählte und ein Buchgeist? Sofort stachen wieder tausend Nadeln auf ihr Herz ein. Es war unmöglich! Nach der Welterneuerung würde das Buch der Prophezeihung wieder verschwinden, da es nicht mehr benötigt werden würde... Und mit diesem Buch wäre auch Rempo für immer verschwunden. Bis die nächste Welterneuerung kommen würde...

Zumal... sie lachte ob ihrer Torheit. „Er empfindet sowieso nichts für mich...“, lächelte sie mit einem schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck. Sofort schaute Rempo sie neugierig an, obwohl sie das schleichende Gefühl hatte, dass er sie finsterer, verlorener als sonst ansah. Sofort setze sie wieder ihr normales, strahlendes Lächeln ein. Sie musste stark sein! Stark für eine neue Welt! Sie war zwar die Auserwählte, aber immer noch ein normaler Mensch – Rempo war ein magisches, starkes und zudem noch kleines Wesen! Was machte sie sich denn für perfide Hoffnungen? Außerdem sahen sowohl Rempo als auch die anderen Buchgeister Neaki, Mieli und Ur sie nur als Anführerin. Die Auserwählte. Mit einem Mal wog dieser Titel allein so viel, dass Tia das Gefühl hatte, darunter erdrückt zu werden.
 

Diesen Abend saß Tia mit allen Buchgeistern auf der Wiese, wo sie Rempo zum ersten Mal getroffen hat und schaute zu den Sternen. Tia war ganz in ihren Gedanken versunken und Rempo stritt sich erneut um irgendeine Kleinigkeit mit Neaki, doch es war dieses Mal deutlich friedlicher als sonst üblich.

In einem kurzen Moment der Ruhe stieß Mieli plötzlich aus: „Oh, seht doch Mal da! Ein Stern!“

Rempo schaute sie an, als hätte sie nicht alle Blüten im Haar. „Mieli... wir sind hier, um die Sterne anzusehen... Falls du's nicht gemerkt hast, da oben sind gaaanz viele!“ Dabei lachte er und deutete belustigt auf die beleidigte Mieli.

Auch die anderen schauten den Frühlingsgeist etwas verdutzt an und warteten auf eine Erklärung, da sie es so wie Rempo sahen.

„So war das nicht gemeint!“ schmollte sie und strich ihr Kleid glatt. „Ich meine diesen neuen Stern da!“ Dabei deutete sie auf eine bestimmte Stelle. Alle folgten ihrem Finger und Ur bestätigte: „Das ist tatsächlich ein neuer Stern! Gestern war er noch nicht da...“

Jetzt war Tia neugierig geworden. „Woran liegt das?“, fragte sie wissbegierig und Mieli lächelte.

„Wenn man einen wirklich richtig großen, starken und unerfüllten Wunsch hat, den man sich von ganzem Herzen wünscht, dann wird dieser Wunsch zu einem neuen Stern!“ Nun betrachteten alle nachdenklich die vielen tausend Sterne. Sterne waren unerfüllte Wünsche? Tias Herz schlug schneller. So viele Menschen hatten so große, heimliche Sehnsüchte, dass sie zu Sternen wurden...! „Und was passiert mit den Wünschen, die Sterne geworden sind und erfüllt wurden?“ wollte Tia unbedingt wissen und schaute Mieli aufgeregt an.

„Diese Sterne verschwinden wieder! Ihr kennt ja auch den Ausdruck „die Sterne vom Himmel holen“, nicht wahr?“ Alle nickten ob Mielis Frage, „Das heißt eigentlich nur, dass man der Person seinen innigsten und größten Wunsch erfüllen möchte, sodass dieser Stern wieder verschwindet.“

„D... Das ist doch Unsinn!“, stieß Rempo aus und schaute garstig zu den Sternen, „Dann gäbe es ja kaum glückliche Menschen, wenn man sich diese ganzen Sterne ansieht! Und was bringt mir das überhaupt?“

Mieli lächelte traurig und auch die anderen verfielen in ein tiefes Schweigen. „Wünsche, die du so klar am Himmel siehst haben doch eine viel größere Wahrscheinlichkeit von jemandem entdeckt und erfüllt zu werden als Wünsche, die man ewig im geheimen mit sich herumschleppt und niemals ausspricht, oder?“
 

Nun war es lange Zeit ganz still. Tia hörte ihr Blut in den Ohren rauschen. Vorsichtig schielte sie zu Rempo hinüber. Als sich ihre Blicke trafen, schauten beide schnell weg. Die Auserwählte war tiefrot geworden und der kleine Feuergeist ebenfalls. Doch letzterer ärgerte sich über sein Verhalten. „Wie kindisch!“, schalte er sich selbst.

Zeitgleich starrten beide in den Himmel hinauf. Wenn es wahr wäre... Wenn die Geschichte mit den Sternen wahr wäre...

„Ich wünsche mir...
 

dass wir in der neuen Welt zusammen sein können.“

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In dieser Nacht wurden zwei Wünsche vorgebracht, doch im Endeffekt war es ein und derselbe. Deshalb verschmolz dieser sehnsüchtige Wunsch auch zu einem einzelnen. Und weil er so unglaublich stark war, ist er der hellste Stern am Himmel geworden.

Der Polarstern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shiranova
2012-04-30T18:29:20+00:00 30.04.2012 20:29
Vielen, vielen Dank für die tolle Geschichte!
Ich kann mich gar nicht gennug bedanken! >/////<
Dein Schreibstil ist wirklich wunderschön, genau die Art, die ich mag.
Nun kannst du 1000mal raten, welche Geschichte, als einzige auf meiner Favo-Liste ist! XD


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