Zum Inhalt der Seite

Wenn deine Meinung nicht zählt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wenn deine Meinung nicht zählt

Wenn deine Meinung nicht zählt
 

Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel, der vom Dampf der Dusche noch ganz angeschlagen war, und versuchte etwas "cooles" mit meinen Haaren anzustellen. Doch diese legten sich mir mit ihrem hellen Blondton immer wieder ungeschickt über die Augen, die in einem graugrün schimmerten.

Langsam gähnte ich und warf einen verschlafenen Blick Richtung Uhr, die mir schon halb sieben anzeigte.

Wie immer sollte ich auch heute besonders spät dran sein, denn mein Bus fuhr schon um viertel vor, und das, obwohl ich gerade erst einmal im Bad stand.

Schnell eilte ich in mein Zimmer und riss den Schrank auf, der, wie auch nicht anders zu erwarten war, hauptsächlich schwarze Kleidungsstücke beinhaltete. Eigentlich war ich nämlich ein Goth oder wie meine Mutter sagen würde: "Ein dämlicher Satansanbeter!" Die hatte wieder sowas von gar keine Ahnung.

Aber seit mein Vater und ich ein sehr unangenehmes Gespräch über den Dresscode in der Schule geführt hatten, wusste ich, dass ein "Aus-der-Reihe-fallen" wohl nicht mehr gestattet war. Also griff ich nach einem grünen T-Shirt mit Print und einer hellen Jeans, die meine Mutter wohlweißlich direkt vor meiner Nase platziert hatte und schlüpfte hinein. Gähnend warf ich mir noch den Rucksack, der durch die ganzen Bücher wieder einmal viel zu schwer war, über meine Schulter und durfte mir noch eine Standpauke meiner Erziehungsberechtigten anhören, wieso ich denn nicht zum Frühstück gekommen war und, dass das äußerst schlecht für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit sei.

Doch das interessierte mich jetzt gerade nicht im Geringsten und so biss ich noch in eine Birne, natürlich nahm ich keinen Apfel, ich hasse dieses Zeug und es war eben auch nur dazu gut gewesen die Menschen aus dem Paradies zu vertreiben, und öffnete auch schon die Haustür, die mit einem knarrenden Ton aufsprang.

Ich spürte, wie der Rucksack mit jedem Schritt auf meinem Rücken hin und her holperte und, dass das sicherlich wieder blaue Flecken geben würde. In letzter Zeit war ich so sensibel, das gehörte sich einfach nicht für einen Mann und deshalb kaute ich auch kräftig auf meiner Lippe herum, um nicht ganz so gebrechlich zu wirken.

In der Ferne entdeckte ich bereits den violetten Kapuzenpulli meines besten Freundes Eli, der schon auf mich wartete.

Wie jeden Morgen eben.
 

"Heute gibt's Zeugnisse.", rief er mir schon ganz aufgeregt entgegen und schaute mich mit seinen großen braunen Augen von oben herab an. Wieder so einer meiner Komplexe. Ich fühlte mich viel zu klein, denn ich war mit meinen 1,65 der kleinste Junge aus unsere Klasse und dazu auch noch der Älteste. Peinlicher ging es ja schon nicht mehr.

"Hmm.. ich hasse Leistungsnachweise. Meine Mutter reißt mir sowieso wieder nur den Kopf ab. Ach nein, ich habe vergessen, dass sie nicht mehr wütend auf mich sein will, sie ist jetzt nur noch schrecklich enttäuscht.", entgegnete ich mit missmutiger Stimme, während ich neben Eli auf meine Fahrgelegenheit wartete.

Quietschend hielt der Bus vor uns und wäre beinahe schon losgefahren, bevor ich eingestiegen war.
 

"Finn, was ist denn heute mit dir los? Erst reagierst du total flaumig und jetzt hättest du auch noch beinahe in die Schule laufen dürfen.", sprach der braunhaarige Junge neben mir weiter auf mich ein, ehe er endlich auf den Punkt kam.

"Ähm... Finny, weißt du...ich bräuchte Geld für den Klassenausflug. Ich hab's vergessen. Es sind ja nur zehn Euro, da dachte ich...", bevor er seinen Satz zu Ende äußern konnte, fiel ich ihm bereits ins Wort.

"Da dachtest du, dass ich dir einfach was leihen könnte, so wie beim letzten und dem vorletzten Ausflug auch. Ich mach's doch eh. Hier nimm!", sagte ich leise und reichte meinem besten Freund den rötlichen Geldschein, den ich noch während ich gesprochen hatte, aus meiner Hosentasche kramte.
 

Als wir dann endlich im Klassenraum saßen und den Ausflug bezahlt hatten, standen nur noch die Zeugnisse aus. Nervös klammerte ich mich an der Tischkante fest, bis der Lehrer meinen Namen aus der Klassenliste vorlas, um mir das verhasste Stück Papier in die Hand zu drücken.

"Finn, das sieht doch sehr schön aus. Da hast du heute einen Grund zu feiern.", eröffnete er mir mit überschwänglichem Gestikulieren.

Ich lächelte ihn höflich an und entnahm den Zettel seiner Hand. Wie in Zeitlupe steuerte ich meinen Platz an und ließ die Augen über die sieben Einer schweben, die vor mir auf dem Blatt prangten. Nur eine Drei. Mathe. War das nicht akzeptabel?

"Finny, was hast du denn für einen Schnitt?", ertönte Elis Stimme vom Platz neben mir.

Kurz darauf kramte ich auch schon in meinem Ranzen, um den bläulichen Taschenrechner aus seinem Kasten zu ziehen und meinen Notendurchschnitt zu berechnen.

"1,35", sagte ich schließlich knapp und seufzte laut.

"Ich war besser. 1,3.", erklärte Eli freudestrahlend.

Wieder nur Zweiter.

"Schaut euch doch mal bitte Elias Wise an. Dieser Junge ist wieder Jahrgangsbester. Vor allem deine Leistungen in Mathe sind sehr erwähnenswert.", sagte unser Tutor mit stolzer Stimme, während er mich, übrigens Zweitbester unserer Altersklasse, keines Blickes würdigte.

Ich begann zu lächeln, auch wenn mein bester Freund genau wusste, wie ich mich fühlte, so genoss er diesen Moment umso mehr.

Langsam ließ ich meinen Blick in den Reihen meiner Klassenkameraden umherschweifen und musste feststellen, dass Annabelle, ein Mädchen aus meiner Klasse, welche ich schon seit einiger Zeit anhimmele, Eli schwärmerische Blicke zuwarf.

Konnte es denn noch schlimmer kommen, fragte ich mich.

Doch, das konnte es anscheinend.
 

Nach dem Unterricht hatte ich mich bereiterklärt, das Klassenbuch ins Sekretariat zu bringen, bevor ich nach Hause gehen und dort für meine schlechten Matheleistungen getadelt werden würde.

Aber als ich dann zurücklief, um meine restlichen Materialien abzuholen, lief mir ein breit grinsender Eli entgegen, der total aus dem Häuschen war. Wie immer war ich nicht auf den Schock vorbereitet gewesen, der mich gleich wie einen Schlag treffen sollte.
 

"Du, Finn, ich hab ein Date. Nun ja...Annabelle, das Mädchen, das du doch auch so höflich und hübsch fandest, wollte mal mit mir ausgehen. Ich bin riesig froh darüber. Dir als meinem besten Freund wollte ich das gleich erzählen.", fiel er sofort mit der Tür ins Haus und musterte meine Gefühlsregungen mit aufmerksamen Augen.

"Was sagst du dazu?", musste er natürlich auch noch draufsetzten.

Ich hatte Mühe nicht auf der Stelle umzukippen und einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ähnliches zu bekommen, doch ich riss mich zusammen und setzte wieder dieses künstliche Grinsen auf, welches ich auch schon eben bei der Zeugnisausgabe im Gesicht getragen hatte. Irgendwo freute ich mich sogar für ihn.

Wieso musste er sich immer nur das nehmen, dass mir gefiel oder für mich bestimmt zu sein schien. Das Schicksal meinte es eben nie gut mit mir.
 

"Ich freue mich ehrlich für dich. Aber ich muss jetzt leider gehen. Zeugnis zu Hause präsentieren und dergleichen. Kennst du ja. Wir sehen uns morgen.", beendete ich unsere Konversation so schnell wie möglich, da mir eine leise Träne über die Wange kullerte.

Verdammt, diese Ungerechtigkeit.

Eli sollte schließlich nicht sehen, wie verweichlicht und kindisch ich wirklich war, deshalb lief ich nun auch mit schnellem Schritt in die andere Richtung und merkte erst nach ein paar Metern, dass sich eine große Gestalt vor mir aufbaute.
 

"Hey, ich bin Ronin und du bist dieser kleine Lateincrack, der die letzten vier Jahre nur Topnoten in dem Fach geschafft hat und den Unterricht quasi alleine schmeißt. Hab ich recht oder hab ich recht?", sagte eine tiefe Stimme mit einem freundlichen Unterton, die deutlich an mich gerichtet war.
 

Wieso fielen die Leute neuerdings alle mit der Tür ins Haus und schienen dabei kaum Luftholen zu müssen?

"Ähmm... ich bin Finn.", entgegnete ich verunsichert und wischte dabei den Salztropfen ab, der an meiner linken Wange hängengeblieben war.
 

"Sag ich doch. Pass mal auf. Ich bin im Abiturjahrgang und Latein ist wahrlich nicht mein Freund, da dachte ich, dass du mir vielleicht Nachhilfe geben könntest. Also wenn du willst. Und sonst natürlich auch.", entgegnete er lachend und schien mich dabei ganz schön zu ignorieren.

"Ich denke nicht, dass ich jetzt schon gut genug für den Abiturstoff bin. Ich bin schließlich einen Jahrgang unter dir." Ich klang dabei wohl nicht sehr überzeugt und da hatte er schon recht, wenn ich mich ein bisschen einarbeiten würde, konnte ich ihm das sicherlich erklären.

Aber wieso zur Hölle sollte ich das tun?
 

Erst jetzt, wo ich so in Gedanken versunken war, realisierte ich, dass da der beliebteste Junge der Schule vor mir stand und tatsächlich mit mir, einem jüngeren Schüler, sprach.

Wie er da so lässig die Hände in den Hosentaschen versenkte, konnte ich schon verstehen, wieso er so viele Freunde hatte und die Mädchen ihm in kreischenden Scharen hinterherrannten. Er war groß, an die 1,90 wohl. Hatte pechschwarze Haare, die perfekt frisiert waren und wunderbar bernsteinfarbene Augen, in denen man sich verlieren konnte.

Stopp, was ich denke ich da nur.
 

Aber bevor ich mir den Kopf weiter über mein ungeniertes Verhalten zerbrechen konnte, begann er wieder irgendwelche Worte von sich zu geben.

"Gut, dann heute bei dir. Drei Uhr, vergiss es nicht!", rief er mir noch nach, während er sich bereits zum Gehen gewandt hatte.

"Willst du denn gar nicht fragen, wo ich wohne?". Ich schaute ihn mit großen Augen an und musste unwillkürlich wieder über meine durchdachte Art lächeln.

"Doch, das hatte ich eigentlich vor. Wo wohnst du denn?", äußerte er nun die Frage, die ich eben noch vermisst hatte. Schnell wollte ich ihm antworten, als mir einfiel, dass ich heute den Nachmittag bei meiner Oma verbringen würde, da meine Eltern beide länger arbeiten mussten. Natürlich konnten sie ihren kleinen Jungen da nicht alleine lassen. Wie ich es hasste, dass meine Mutter sich immer solche Sorgen machen musste. Aber war es nicht eigentlich egal, wo ich ihm beim Lernen unter die Arme griff.

"Holunderweg 10. Ich stell mich drauf ein. Bis dann.", antwortete ich ihm schnell und knapp. Das war ich von mir eigentlich gar nicht gewohnt, dass ich jemandem sofort eine Zusage ablieferte, schon gar nicht für Nachhilfestunden und zu Leuten, die ich kaum kannte. Aber das Unmögliche konnte eben geschehen.
 

Auf dem Heimweg dachte ich viel nach: Über die Zeugnisse, Eli, Annabelle, die bald mit meinem besten Freund zusammen sein würde und die ich noch immer unwiderstehlich süß fand. So gemein war das Leben eben.
 

Meine Großmutter hatte bereits den Tisch gedeckt, als ich endlich bei ihr ankam und mich zu ihr setzte, um die erste schreckliche Fragerunde dieses Tages über mich ergehen zu lassen. Ich war dann aber doch erstaunt, wie schnell es doch ging, als ich fünf Minuten später nur noch ein "Also die Drei in Mathe musst du aber noch ändern. " zu hören bekam.
 

Meine Oma war dann aber doch recht enttäuscht, dass ich den Tag nicht wie üblich mit einer Runde Mau-Mau, auf die sie sich vor jedem meiner Besuche freute, sondern mit dem Treffen eines Freundes verbringen würde, doch sie half mir ihr Wohnzimmer aufs Schönste herzurichten, damit mein Besuch sich auch ja gut aufs Lernen einlassen konnte.
 

Als es klingelte, war ich dann so geladen und nervös, dass ich kurz vor einer Explosion in winzig kleine Teilchen stand und nur noch schwer den metallenen Türgriff nach unten drücken konnte.
 

Die Nachhilfe hatte ich mir dann aber doch anders vorgestellt, denn Ronin war ein sehr aufmerksamer Schüler, der sich während dem Unterricht strikt an meine Anweisungen hielt und seine Aufgaben, entgegen meiner Erwartungen, ziemlich gut lösen konnte.

Nachdem die große, braune Standuhr fünf geschlagen hatte, sagte er, dass er jetzt gehen müsse, da man ihn zu Hause erwarte.

"Bevor ich es noch vergesse. Ich habe zwar mein Geld zuhause liegen lassen, aber als Entschädigung bekommst du das hier.", flüstert er mir noch leise ins Ohr und drückte mir etwas kleines buchförmiges in die Hand, das ich sofort mit meinen Fingern umschloss, ehe ich einen Blick darauf geworfen hatte.

"Danke", entgegnete ich trotzdem.
 

Später erfuhr ich, dass ich sogar bei meiner Großmutter übernachten sollte, die mir ihr Gästezimmer zur Verfügung stellte, in das ich mich nach etlichen Runden Mau-Mau auch erleichtert hineinkuschelte.

Als ich dann aber wach auf den Kissen lag und die Uhr erst neun zeigte, kam ich nicht hinweg, Ronins Geschenk näher zu betrachten.

Als ich endlich realisierte, was ich da in meinen Händen hielt, klappte mir nur noch die Kinnlade hinunter.

Das Geschenk der ungeahnten Folgen

Das Geschenk der ungeahnten Folgen
 

Nachdem ich endlich wieder aus dem Staunen herausgekommen war, ersetzte sich die Überraschung jedoch durch ein mulmiges Gefühl, welches sich in meiner Magengegend erstreckte.

Langsam musterte ich das Cover in meinen Händen genauer und begann nun auch ein paar Seiten des Yaoi-Mangas zu durchblättern.

Tatsächlich war es nicht das erste Mal, dass ich soetwas in meinen Händen hielt. Meine beste Freundin las solche Mangas ab und an auch ganz gerne und ich durfte mir schon häufiger ihre Schwärmerei darüber anhören.

Meist störte mich das aber auch nicht, schließlich gab es auch sicher Themen, über die ich auch nicht die Klappe halten konnte.

Aber viel entscheidender war allerdings dieser Gedanke:

Wieso hatte Ronin mir, einem Jungen, so etwas geschenkt? Was sollte ich denn bitte damit anfangen, schließlich war ich doch nicht schwul oder hatte mir zumindest noch nie Gedanken darüber gemacht.

Ungläubig schüttelte ich nur den Kopf. Ich musste ihn unbedingt fragen, was es damit auf sich hatte, ehe irgendjemand davon erfuhr, denn dann würde mein Ruf für immer ruiniert sein.

Laut seufzend stand ich auf und vergrub das Buch in der hintersten Ecke meines Rucksacks, der in einer Zimmerecke stand und mit einem leisen Klappern geöffnet wurde. Mit zittrigen Beinen wankte ich wieder zum Bett, um mich kurz darauf niederzulassen.

Mein Kopf drohte zu platzen und in meinem Geiste hallte immer nur wieder: Ein Yaoi-Manga, ein Yaoi-Manga.

Egal wie oft ich in dieser Nacht noch versuchte das Titelbild, wohl bemerkt zwei wild knutschende Kerle, aus meinem Verstand zu vertreiben, es schob sich immer wieder mit großer Hartnäckigkeit in meine Gedanken.
 

Als ich einen Blick auf den Wecker riskierte, der auf dem hölzernen Nachtisch neben mir stand, und feststellte, dass es schon drei Uhr war, beschloss ich das Schlafen aufzugeben. Es würde mir sowieso nicht mehr gelingen. Vielleicht hatte mir die Einbildung einfach nur einen Streich gespielt und es war ein ganz normales Buch über die Liebe. Eine normale Liebe, keine Abweichung der Normalität, wie meine Eltern sagen würden.
 

Also stand ich wieder auf, um mich erneut an meinem Ranzen zu schaffen zu machen, bis ich Ronins Geschenk in Händen hielt. Langsam setzte ich mich vor den Schreibtisch, der sich ebenfalls in dem kleinen Raum befand, und begann zu lesen.

Zu Anfang war ich erleichtert, da der Prolog keine Anzeichen einer homosexuellen Beziehung und ihrer "Folgen" enthielt und wollte mich gerade beruhigen, als ich auf heftige Liebesszenen zweier Männer stieß.

Panisch schlug ich den Manga wieder zu und atmete schwer.

Scheiße, wieso sollte gerade ich so etwas geschenkt bekommen? Und das von Ronin?
 

Ich überlegte, ob ich einfach wieder schlafen gehen sollte, doch eine unterbewusste Stimme in meinem Kopf rang mit sich, diese Szenen nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen und machte mich auch auf meine wachsende Erregung aufmerksam.

"Nein, nein, verdammt, das sollte mich kalt lassen.", rief ich leise vor mich hin und knallte das Ding, welches ich eben noch inspiziert hatte, aufgebracht in mein Gepäck, so als ob ich meine Erinnerungen daran einfach löschen könnte.
 

Etwas später, als goldschimmernde Sonnenstrahlen durch das Fenster hinein brachen und mich an der Nasenspitze zu kitzeln begannen, wachte ich auf.

Die Erinnerungen an die letzte Nacht, die für mich der Hölle gleichkamen, schwebten nur noch wie ein verblasster Traum in meinem Gedächtnis.

Heute würde ich mich mit Nina, einem Mädchen aus der Gothicszene treffen, die gerne mal eine Cola mit mir trinken gehen wollte. Rein freundschaftlich natürlich. Schließlich kannte ich sie schon seit guten fünf Jahren und wir waren einfach immer nur gute Freunde mit den selben Interessen gewesen.

Zudem war sie auch schon neunzehn, und welcher Junge wollte schon mit einem Mädchen gehen, die zwei Jahre älter und einen ganzen Kopf größer war als er. Zumindest nicht in der Schulzeit, in der man wegen sowas noch gehänselt werden konnte.
 

Dennoch eilte ich, nachdem ich eine kräftige Umarmung meiner Großmutter ertragen musste, nach Hause, um mich noch ein bisschen herausputzen zu können, da ich mich nicht mit dieser hässlichen Hose und dem geschmacklosen T-Shirt vor ihr zeigen wollte.
 

Eine Stunde später hatte ich so gut wie alle Klamotten meines Kleiderschrankes auf dem Boden verteilt und eingehend studiert, bevor ich mich für eine schlichte schwarze Hose und ein ebenso schwarzes T-Shirt aus Lack und Leder entschieden hatte, obwohl ich mich fragte, ob dieser Stoff nicht vielleicht doch eine Spur zu auffällig und vielleicht auch "schwul" wirkte. Seit gestern Abend blieb mir vor allem letzteres in Erinnerung.

Aber die Leute, mit denen ich sonst immer so um die Häuser zog, trugen doch dasselbe, oder nicht?

Also sprühte ich meine Haare nur noch mit ein paar Tonnen Haarspray ein, das bei meiner Frisur wie so oft keine Wirkung zeigte und verließ das Haus, nachdem ich meinen Rucksack samt des Yaoi-Mangas in mein Zimmer verbannt hatte.
 

Als wir dann in der Bar saßen und ich mit dem Gedanken spielte, Nina vielleicht von meiner brenzligen Situation zu erzählen, fühlte ich mich doch ziemlich einsam. Was würde sie wohl von mir denken, wenn ich von diesem peinlichen Vorfall erzählte und dann noch erwähnen würde, dass diese Art von Lektüre meinem Körper scheinbar auch gefallen hatte, so sehr sich mein Geist auch dagegen sträubte.

Also beschloss ich einfach mal die Klappe zu halten und eine gepflegte Konversation zu führen, anstatt wieder einmal andere Menschen mit meinen eigenen Problemen zu belasten.

"Finn, ist alles in Ordnung mit dir? Du scheinst ziemlich in Gedanken versunken zu sein.", riss mich ihre Stimme dann aus meinen monotonen "Jas" und ,"Neins", die ich ihr knapp als Antwort gab.

"Mein Leben ist gerade einfach ein bisschen verwirrend.", entgegnete ich dann doch recht offen, wieso sollte ich sie auch anlügen. Recht wohl war mir aber immer noch nicht dabei, jemanden von meinen Problemen zu erzählen.

"Wenn ich dir helfen kann oder du nur reden willst, kannst du das jederzeit sagen, ja? Ich bin immer da. Aber ich dränge dich zu nichts. Mach dir keine Sorgen, Kleiner.", flüsterte Nina mir leise zu, während ein zartes Lächeln ihre Lippen umspielte.
 

"Danke, Große.", sagte ich dann grinsend und verabschiedete mich dann doch. Insgeheim war ich aber trotzdem ganz froh, dass ich nun jemanden gefunden hatte, auf dessen Angebot ich vielleicht mal zurückgreifen konnte.

Jetzt hatte ich noch den ganzen Sonntag vor mir, der vergehen würde, ohne dass ich Ronin fragen konnte, was er sich mit dieser ganzen Aktion gedacht hatte oder ob er mich einfach nur bloßstellen wollte. Da waren so viele Gedanken in meinem Kopf, dass ich erst bemerkte, dass ich ans andere Ende der Stadt gelaufen war, als die Sonne auch schon langsam unterging.

Das war wieder einer dieser Momente, in denen ich glücklich darüber war, dass ich in einer Kleinstadt lebte und so nicht allzu lange nach Hause laufen musste. Meine Mutter hatte sich bestimmt bereits fürchterliche Sorgen gemacht oder meinen Vater auf die Suche nach mir geschickt, denn nach acht Uhr abends war Ausgangssperre und jetzt hatten wir schon halb neun.

Manchmal fragte ich mich, ob meine Mutter tatsächlich glaubte, dass ich erst drei Jahre alt war, oder ob sie sich ernsthaft Sorgen darüber machte, dass ich auf die schiefe Bahn geraten könne.

Aber ich wusste es nicht.
 

Als ich erschöpft, da ich das letzte Stück gerannt war, um noch vor neun Uhr zu Hause einzutreffen, ankam, wunderte ich mich, dass mich nicht sofort jemand wütend oder schluchzend an der Tür empfing. Eigentlich konnte ich ja froh darüber sein und so ging ich einfach schulterzuckend in mein Zimmer, in dem ich mich auf dem Schreibtischstuhl niederließ.
 

Gerade als ich ein wenig ausgespannt hatte, ging die Zimmertür auf und meine Mutter kam mit hochrotem Kopf hereingerannt.

"Finn, kommst du mal.", spie sie mir eher entgegen, als dass sie es sagte.

Verwirrt zog ich die Augenbrauen noch oben und schaue sie unwissend an, setzte mich aber dennoch aus Respekt in Bewegung, um ihr zu folgen.

Nachdem ich aber bemerkt hatte, dass auch mein Vater an unserem großen Küchentisch Platz genommen hatte, musste ich unwillkürlich hart schlucken. Was hatte ich denn gemacht, dass meine beiden Elternteile aussahen, als würden sie mich liebend gerne ins alte Frankreich katapultieren, um mir dort mit einer Guillotine eigenhändig den Kopf abzuhacken?
 

Verängstigt setzte ich mich auf den weitentferntesten Platz, als auch schon mein Vater das Wort ergriff.

"Warst du bei deinem Lover oder wieso bist du zu spät nach Hause gekommen?", schrie er mir entgegen, während er mich mit tödlichen Blicken musterte.

"Schau dir doch mal seine Klamotten an, Harrison. Nur Lack und Leder.", sagte dann auch meine Mutter. Doch ihre Stimme war eher weinerlich, als wütend.

Ich hatte keine Ahnung, wieso meine Eltern gerade so ein Spektakel veranstalten mussten. Auch sonst kam ich mal später nach Hause und auch meine Klamotten waren dann stets dieselben.

Mir war auch klar, dass meine Mutter das nie für gut befunden hatte, aber in der Regel hatte man darum nie so einen Hehl gemacht und genau aus diesem Grund verstand ich ihre Stimmung gar nicht.

"Was? Wieso denn Lover? Ich verstehe euch nicht.", kam ich dann doch zu Wort, wurde aber scheinbar nicht wirklich ernst genommen.

"Wieso Lover?", äffte mein Vater mich nach. "Weil du schwul bist, wieso denn sonst.", fügte er dann noch hinzu.

"Habe ich hier etwas verpasst?", sagte ich genervt, was erzählte er denn da nur, von dem ich selbst noch nichts mitbekommen hatte.

"Das ist los." Meine Mutter hielt ein Heftchen hoch, auf dessen Cover zwei wild knutschenden Kerle abgebildet waren, doch mein Vater riss es ihr aus der Hand und blätterte darin, bis er mir eine unverkennbare Szene vor die Nase halten konnte.

"Oh Shit!", rutschte es mir unvorbereitet heraus und ich schlug mir die Hände vor die Augen.

"Ja, Kleiner, du bist aufgeflogen. Du brauchst uns nichts mehr zu erklären.", sagte mein Vater matt.

Aus der anderen Ecke vernahm ich nur ein "Wieso gerade mein Sohn", während meine Mutter immer lauter zu schluchzen begann.

Ich spürte, wie sich meine Kehle immer enger zusammenzog und ich nach einer Erklärung suchte, die die Situation noch retten konnte. Doch ich fand keine.
 

"Papa, ich... das Ding ist von einem Freund. Er hat das bei mir vergessen.", flüstere ich still, war aber nicht im Stande, meinen Erziehungsberechtigten in die Augen zu sehen.

"Falsch. Das ist bestimmt nicht von einem Freund, sondern von deinem Freund und wer auch immer es ist, wir verbieten dir den Umgang mit ihm.", entgegnete mein Vater wieder mit lauter Stimme.

Natürlich ging es hier nicht um ihren Sohn, hier ging es nur um die Nachbarschaft, die sich sicherlich wieder das Maul zerreißen würde. Sonst nichts.
 

Als ich laut aufseufzte wurde ich am Arm gepackt und auf mein Zimmer gezerrt. Von außen erklang noch das Geräusch eines Schlüssels, der gerade im Schloss gedreht wurde.

Doch kurz bevor ich mir sagte, dass jetzt die schlimmstmögliche Wendung eingetreten war, wurde ich wieder einmal vom Gegenteil überzeugt.

"Außerdem werde ich morgen ein Gespräch mit dir führen. Von Mann zu Mann. Stell dich darauf ein." Den letzten Punkt erwähnt er dann so beiläufig wie möglich.

Ausweg und Annäherungsversuche

Ausweg und Annäherungsversuche
 

Ich konnte nicht mehr und ließ mich mit voller Wucht auf mein Bett knallen, welches unter meinem Fliegengewicht trotzdem erzitterte und sachte nachgab.

Das Kissen unter meinem Gesicht war schon ganz feucht von den ganzen Tränen, die es in sich aufsaugen musste. In diesem Moment war es mir nämlich total egal, dass ich ein Mann war und Männer eben nicht weinen sollten. Ich ließ meinen Gefühlen einfach freien Lauf.
 

Etliche Taschentuchpackungen und brennende Augen später hatte ich mich wieder ein bisschen beruhigt, doch schlafen würde ich wohl nicht mehr können. Mein Geist war einfach viel zu aufgewühlt, um zur Ruhe kommen zu können.

Das letzte, was ich jetzt wollte, war Einsamkeit. Das Alleinsein machte mich wahnsinnig. Aber da meine Mutter die Tür sorgfältig verriegelt hatte, hatte ich keine Chance mich jemandem anvertrauen zu können.
 

Doch plötzlich kam mir eine Idee und ich eilte Richtung Schreibtisch, auf dem ja immer noch mein PC stand und seelenruhig darauf wartete, dass er eingeschaltet wurde.

Ich war froh, dass meine Eltern vergessen hatten, mir diesen Draht zur Außenwelt zu nehmen und so ließ ich mich, immer noch mit rasselnder Atmung vor dem Display nieder, um meinen Skypebildschirm aufzurufen. Jetzt würde ich Ninas Angebot annehmen und mit ihr über meine Probleme reden. Offen und ehrlich.
 

Sie war eines dieser Mädchen, die den ganzen Tag online waren und für die der PC quasi die Realität darstellte, aber als ich ihren Benutzernamen anklicken wollte, erschien das kleine weiße Offline-Symbol in der oberen Ecke des Bildschirms. Es blinkte fröhlich vor sich hin, ohne nur die kleinste Veränderung zu zeigen.

Konnte ein Mensch alleine so viel Pech haben und das noch an einem einzigen Tag?
 

Ich seufzte laut, ehe mir abermals eine Träne über die Wange kullerte und ich wie ein Bündel Elend auf meinem Stuhl zusammensackte.
 

Kurz bevor ich endgültig aufgeben konnte, schreckte mich ein Ton aus meiner Starre und veranlasste mich, dass ich den Bildschirm genauer unter die Lupe nahm.

"Ronin möchte sie als Kontakt hinzufügen", zeigte mir die Inschrift direkt vor meiner Nase, neben der ein grinsendes Bild von Ronin eingeblendet wurde.

"Du Arsch!", flüsterte ich leise vor mich hin und wollte gerade den "Ablehnen-Button" betätigen, als ich mir überlegte, ihn doch erst einmal zur Rede zur stellen.

So öffnete ich ein Chatfenster und begann nachdenklich mit der ersten Eingabe.
 

Finn betritt den Chat.
 

Finn: Hallo...
 

Ronin: Hey Finn. Schön, dass ich dich gefunden habe!
 

Finn: ...Du weißt gar nicht, was du mir da eingebrockt hast...!
 

Ronin: Ohje, was ist denn los mit dir?
 

Finn: Wie kommst du auf eine so blöde Idee, mir einen Manga mit knutschenden Kerlen zu schenken. Ganz ehrlich. Meine Mutter hat den gefunden und denkt jetzt, ich wäre auch schwul.

Was glaubst du, wie bei uns der Haussegen deshalb schief hängt?
 

Ronin: Sorry, echt. Tut mir leid. Das wollte ich nicht. Wirklich. Ich dachte, das würde dir vielleicht gefallen.
 

Finn: Falsch gedacht, Sherlock. Ich bin doch keine Schwuchtel.
 

Ronin: *seufz*
 

Finn: Was zur Hölle?
 

Ronin: Ich dachte, dass du mir nochmal Nachhilfe geben könntest, ich habe da etwas noch nicht ganz so verstanden. Dann kann ich dir auch genaueres sagen und auch eventuell "zeigen", was es damit auf sich hat, ja?
 

Finn: Keine Ahnung, ob ich das will. Ich bin mir ehrlich nicht sicher.
 

Ronin: Bitte.
 

Finn: Aber das geht nicht bei mir zu Hause, jetzt wo meine Eltern sicher glauben, dass du mein Freund wärst.
 

Ronin: In der Schule vielleicht? Montag. Nach der sechsten. Raum E211, für den habe ich einen Schlüssel.
 

Finn: Sechste Stunde ist schlecht, da habe ich noch Unterricht. Aber in der siebten könnte ich es eventuell einrichten.

Ich will das so schnell wie nur möglich geklärt und aus der Welt geschafft haben.
 

Ronin: In Ordnung. Dann in der siebten Stunde.
 

Finn: Ja, okay, ich gehe mal schlafen.
 

Ronin: Gute Nacht! Und träum was Schönes!
 

Finn verlässt den Chat.
 

Ich biss zerknirscht auf meiner Lippe herum und erblickte gerade noch das Herzchen, welches mich in einen angenehmen Schlaf leiten sollte.
 

Hatte dieser Typ denn einen Knall?

Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass er mich verarschen wollte und deshalb hatte ich vor, ihm jetzt ganz genau zu sagen, dass er mich in Ruhe lassen sollte. Persönlich.

Sollte er doch lieber Nachhilfe bei Eli nehmen, der war doch sowieso überall beliebt und Mister Besserwisser Nummer Eins. Das passte doch zu unserem Schulschwarm.

Die beiden würden bestimmt gute Freunde werden und konnten mich dann zusammen ausbeuten, daran würden sie sicherlich ihren Spaß haben.
 

Langsam zog ich mich um und zog die Decke über meinen Kopf, um für heute mit der Welt abschließen zu können. Das war Aufregung genug für einen Tag. Jetzt musste ich mir eher über das Gespräch Sorgen machen, um das mich mein Vater "gebeten" hatte. Ich selbst hielt mich nicht für schwul, was wollte er also mit mir besprechen?

Wollte er mich von einem hübschen Mädchen überzeugen?

Ich erinnerte mich vage daran, dass er mir letztes Jahr die Tochter eines Arbeitskollegen vorgestellt hatte. Blond, schlau, weiblich. Das war alles, was er sich für mich wünschte. Etwas fürs Auge, nichts mit dem ich glücklich werden konnte.
 

Wie ich also im Bett lag und versuchte, dass sich die letzten Stunden langsam aus meinem Verstand verzogen, kam mir eine Idee. Eine Idee, die durchaus zu gebrauchen war, um dieser dämlichen Klosterschulsache entgehen zu können. Endgültig.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.
 

Am nächsten Morgen wollte ich nicht aufstehen, denn ich hatte wirklich keine Lust meinem Vater unter die Augen treten zu müssen, doch ich konnte es nicht ändern.

Vorsichtig drückte ich die Türklinke herunter und stellte fest, dass die Türe aufsprang. Scheinbar hatte meine Mutter aufgeschlossen.

Mit einer unendlichen Langsamkeit machte ich mich fertig und griff sogar nach normalen Klamotten, um die Laune meiner Eltern besänftigen zu können.
 

Als ich dann zwei Stunden später die Küche betrat, um eine Kleinigkeit zu essen, erwartete mein Vater mich bereits und zeigte auf einen Stuhl neben sich, auf dem ich mich niederlassen sollte. Von meiner Mutter fehlte jegliche Spur. Ich hatte keine Ahnung, ob ich das nun als gut oder schlecht abstempeln sollte.

"Finn.", begann mein Vater mit unserem Gespräch, während ich wieder einmal laut aufseufzte.

"Ich wollte mit dir reden. Ich kann einfach nicht verstehen, was du an anderen Jungen so toll findest.", setzte er fort.

"Nichts, Papa. nichts! Ich bin nicht schwul. Ich mag keine Kerle.", dachte ich unruhig vor mich hin. Nervös kaute ich auf meinem Fingernagel, der langsam ein ziemlich erbärmliches Aussehen annahm.

"Es bringt doch auch nichts, wenn du es verleugnest. Sonst können wir das Problem nicht angehen. Was fasziniert dich denn an Männern? Ist es ihr Körper oder ihre Stärk?. Fühlst du dich aufgrund deiner Größe zu schmächtig und suchst deshalb nach einem Beschützer?"

Frage um Frage. Ich konnte kaum noch klar denken, da mein Erziehungsberechtigter mich gehörig in die Mangel nahm.

Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, wie er da vor mir saß und mich mit seinem wütenden Blick und der verzweifelten Ausstrahlung volltextete. Es war genug. Definitiv.

"Kerle haben nichts, was ich nicht auch habe.", schrie ich dann wütend und riss vor meiner Nase die Tür auf.

"Finn. So war das doch gar nicht gemeint.", wollte mein Vater mir hinterherrufen, doch ich vernahm es nur noch als leises Flüstern. Jetzt musste mein Masterplan in Kraft treten. Ich konnte nur hoffen, dass Nina, das auch wirklich ernst gemeint hatte. Ohne sie war ich nun endgültig aufgeschmissen.

Keuchend kam ich vor ihrer Haustür zu stehen und drückte energisch den Klingelknopf.
 

Etwas später öffnete das schwarzhaarige Mädchen und musterte mich mit entsetztem Blick.

"Finn, was machst du denn hier?" Ich lächelte sie kurz an.

"Hör mal, Nina. Ich brauche deine Hilfe. So dringend wie nie zuvor. Und leider Gottes meine ich das ernst.", sagte ich laut und stand schon mit einem Bein in der Türschwelle.

"Ja, klar. Beruhige dich doch erstmal. Komm rein.", entgegnete sie fragend, während sie die Tür komplett aufschob und mich in ihr Zimmer führte, welches vollkommen schwarz gestrichen war.

Völlig außer Atem setzte ich mich auf ihrem Bett nieder und verschränkte die Beine übereinander.
 

"Schieß los!", sprach sie neugierig und setzte sich bequem hin, schließlich rechnete sie mit einem längeren Gespräch.
 

Ich erzählte alles, jedes kleine bisschen. Nicht einmal meine Erregung beim Lesen des Mangas ließ ich aus.

"Bist du jetzt schwul, oder nicht?", fragte sie mich danach grinsend und versuchte irgendetwas aus meinem Gesichtsausdruck zu entnehmen.

"Wenn ich das nur selbst wüsste...", war alles, was ich darauf antworten konnte.

Das war die Wahrheit.
 

Nina hatte meinen Plan verstanden und sie hatte sofort eingewilligt, ohne zu zögern. Ich war ihr so unendlich dankbar dafür.
 

Etwas später stellten wir ihren gesamten Kleiderschrank auf den Kopf, bis ich ein zartrosanes T-Shirt mit weißer Inschrift herausgezogen hatte und dieses Teil mit einer hellen Hotpants kombinierte.

"Das ist perfekt!", sagte ich glücklich und hielt ihr meine Fundstücke entgegen. Sie seufzte laut, doch schlüpfte wortlos in die ausgewählten Kleidungsstücke. Obwohl ich ihr beim Ausziehen zusah, spürte ich keine Regung in mir, was mir deutlich Angst machte. Aber ich hatte jetzt weitaus wichtigere Probleme.
 

"Oh. Mein. Gott. Ich habe noch nie so furchtbar ausgesehen.", stieß Nina hervor, als sie sich im Spiegel betrachtete.

"Ich sehe aus wie eine dieser Zimtzicken aus der Schule." Erschrocken schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und sah mich kopfschüttelnd an.

"Bist du dir ganz sicher, dass ich das in dieser Aufmachung durchziehen soll?"

Meine beste Freundin maß mich mit unsicheren Blicken. Als Antwort ergriff ich ihren Arm und zog sie hinter mir her, bis wir endlich vor der Tür meiner Eltern standen.

Entschlossen drückte ich die Klingel und wartete.
 

Die Zeit kam mir endlos vor, bis endlich jemand öffnete. Mein Vater stand im Rahmen und seufzte laut.

Kurz erwiderte ich seinen Blick und griff nach Ninas Schultern, die sich direkt vor mir befanden. Behutsam zog ich sie an mich und drückte ihre einen Kuss auf die Lippen. Zaghaft bloß. Ich öffnete nicht mal den Mund.

Als es vorbei war, fragte ich mich, ob ich etwas hätte spüren sollen. Da war nichts, nicht einmal ein einziger Schmetterling hatte in meinem Bauch sein Unwesen getrieben. Irgendwie machte es mich auch traurig, dass dies mein allererster Kuss gewesen sein sollte.

Nina dagegen war doch leicht rot geworden.

Mein Vater besah mich mit fassungslosen Blicken.

"Ich dachte, du seist schwul", gab er kleinlaut von sich, ehe er endgültig verstummte.

"Nein, Papa, das bin ich nicht. Das ist meine Freundin und ich war bei ihr an den letzten Abenden, deshalb kam ich zu spät. Und der Manga ist von einem Freund. Hat er bei mir vergessen. Aber das erwähnte ich bereits.", erklärte ich jetzt ernst und hoffte, dass mein Vater die Lügen nicht bemerkte.
 

Nach einer Weile verabschiedete sich Nina mit einer kräftigen Umarmung und ließ mich und meinen Vater alleine zurück.

"Tut mir leid. Deine Mutter und ich waren nur etwas geschockt, nachdem wir dieses Heftchen in deinem Zimmer gefunden haben.", erwiderte dieser mit kläglicher Stimme.

"Schon in Ordnung.", antwortete ich und verzog mich in mein Zimmer.

Das war knapp. Sehr sogar.
 

Montagmorgen war ich schon fast zu nervös, um laufen zu können, was mir an der Bushaltestelle einen vernichtenden Blick von Eli einbrachte, der mich sofort wieder über den Schulausflug ausquetschte.

Zelten mit der ganzen Oberstufe, was war unsere Schule doch für ein Kindergarten.

Sollte Eli mich doch einfach in Ruhe lassen, schließlich hatte ich ihm den Ausflug schon bezahlt. Denn Geld leihen hieß bei meinem besten Freund so viel wie Geld schenken. Manchmal war das echt ärgerlich.
 

Aber mit meinen Gedanken war ich sowieso nur bei Ronin, der mir heute hoffentlich eine plausible Erklärung für sein Geschenk abgeben würde.
 

Sechs Stunden voller Warten vergingen. Im Matheunterricht versagte ich heute noch kläglicher als sonst und selbst mein Deutschlehrer schaute mich mit merkwürdig verklärtem Blick an, als ich seine Frage nicht beantworten konnte. In Latein sah es nicht viel anders aus.
 

Als ich dann in der siebten Stunden meine Materialen zusammenpackte, um ihn jetzt endlich wiederzusehen, war ich sogar seltsam erleichtert, obwohl diese Unterhaltung sicherlich nicht angenehm werden würde.
 

"Finn, beeil dich, der Bus wartet nicht auf uns!", rief mir Eli zu und sah mich aufgebracht an.

"Ich bleibe heute noch eine Stunde länger. Geh schon mal alleine.", entgegnete ich, während ich zu Boden starrte.
 

Hinter mir hörte ich, wie sich schnelle Schritte entfernten. Jetzt war ich der letzte im Raum und packte meinen Rucksack, um E211 ansteuern zu können.

Kurz vor der Tür blieb ich aber stehen und atmete tief durch, bevor ich die Klinke endgültig herunterdrückte.

Warum wohl?

Warum wohl?
 

Als die Tür vor mir aufsprang, begann mein Herz immer schneller zu schlagen, denn ich hatte Ronin entdeckt, der mit angewinkelten Beinen auf dem Fenstersims saß und mir nun einen lächelnden Blick entgegenwarf.

Beinahe hätte ich vergessen, weshalb ich hier war. Ich wollte das alles so schnell wie möglich beenden.
 

Doch bevor ich etwas sagen konnte, stand er auf und schien auf mich zuzulaufen, doch stattdessen ging er an mir vorbei und zog einen Schlüssel aus der Hosentasche, mit dem er die Tür verriegelte.

"Ich muss mit dir reden. Mir tut das alles so leid. Ich wollte nicht, dass du wegen mir Schwierigkeiten mit deinen Eltern bekommst.", sagte er leise und ein trauriger Ton lag in seiner Stimme.

"Leider lässt sich das nicht mehr ändern. Aber wenn es dich beruhigt, ich habe das Problem aus der Welt geschafft.", entgegnete ich eher nachdenklich als wütend. Wie er da so vor mir stand, konnte ich ihm einfach nicht böse sein, egal wie sehr ich es auch versuchte. Es schien ihm wirklich leid zu tun und ich war der letzte, der nun ewig nachtragend sein würde.

"Aber wieso hast du das getan? So etwas schenkt man doch nicht einfach jemanden. Bitte hör auf mich zu verarschen, ja? Ich habe auch so schon genügend eigene Probleme."
 

Ich setzte mich auf einen Tisch, der direkt vor mir stand, da ich keine Ahnung hatte, wie lange dieses Gespräch wohl dauern würde. Schließlich war ich eingeschlossen worden. Mal wieder.

"Ich hatte dir doch versprochen, dass ich dir zeigen werde, wieso ich dir diesen Manga geschenkt habe.", flüsterte er leise, während er einen Schritt in meine Richtung setzte.

"Wie willst du mir das bitte zeigen?", fragte ich aufgebracht. "Ich bin doch kein Spielzeug, das man einfach kaputtmachen kann."
 

Er schien mir gar nicht richtig zuzuhören, sondern kam immer näher. Langsam spürte ich seinen warmen Atem an meinem Ohr, doch ich nahm es nicht richtig wahr, da ich immer noch zu sehr in meine Beschimpfungen versunken war. Überhaupt überforderte das Ganze mich ein wenig.
 

Erst als ich seine weichen Lippen auf meinen spürte, realisierte ich, was hier mit mir geschah und wollte erschrocken zurückweichen, wodurch ich beinahe vom Tisch gefallen wäre, hatte er nicht eine Hand um meine Hüfte gelegt, um mich näher an sich zu ziehen. Im ersten Moment wollte ich ihn wegstoßen, doch das Gefühl, das mich gerade überkam, war so unbeschreiblich schön.

Irgendwie hatten sich meine Gedanken abgeschaltet, andererseits wäre ich sicherlich noch viel wütender gewesen und hätte ihn vielleicht sogar geschlagen. Doch wahrscheinlich war es die Überraschung, die mich gefrieren ließ.
 

Etliche Sekunden verweilten wir so, während er langsam mit der Hand über meinen Rücken streichelte, ehe er den Kuss intensivierte.

Verdammt, ich fühlte mich wie ein zehnjähriger kleiner Junge, der kurz vor seinem ersten Kuss stand.

Das war nicht mal gelogen. Dieser Kuss würde mein erster richtiger sein - wenn man Nina nicht mitzählte - und das auch noch mit einem anderen Mann. Doch dank dem Schock konnte ich das alles gar nicht richtig realisieren.
 

Langsam öffnete ich die Lippen und wollte seine Zärtlichkeit erwidern. Das war das Gefühl, welches ich bei Ninas Kuss vermisst hatte. Hier war es und noch tausend mal stärker, als ich es jemals vermutet hatte.
 

Ich spürte, wie Ronin mit seiner Hand mein T-Shirt hochschieben wollte, doch diese Geste brachte mich wieder zur Besinnung.

"Warte. Stop! Das verwirrt mich gerade ein bisschen und geht mir wohl auch zu schnell.", flüsterte ich schüchtern.

Mir war es wirklich peinlich, dass ich ihn unterbrochen hatte, obwohl Ronin dafür sicherlich seinen ganzen Mut aufbringen musste. Aber soweit wollte ich nicht gehen, vor allem, da ich ihm bis eben noch eine hätte reinhauen können.

"Nicht schlimm.", entgegnete er mit kläglicher Stimme und ließ seine Hand wieder unter dem Kleidungsstück hervorgleiten. "Ich habe wohl einfach zu lange auf diesen Moment gewartet, da hat es mich überkommen, weil du so unbeschreiblich süß aussahst. Und ich werde mich jetzt nicht für diesen verdammten Kitsch entschuldigen!"
 

Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Hatte Ronin gerade tatsächlich gesagt, dass ich süß aussehe.

"Ja...gut, dann lass uns mal lernen... Deshalb bin ich ja auch hier...", stotterte ich verlegen vor mich hin und versuchte das Thema abrupt zu wechseln, während ich in den Tiefen meines Rucksackes zu Graben begann.
 

Endlich hatte auch ich verstanden, wieso er mir ausgerechnet einen Manga über eine gleichgeschlechtliche Liebe geschenkt hatte. Jetzt könnte ich mich dafür ohrfeigen, dass ich nicht schon viel früher darauf gekommen war und vor Naivität nur so strotze.

"Ok...wie du meinst.", sagte er monoton und ließ sich auf einen Stuhl gleiten, der verdächtig nahe neben mir stand.

Während wir lernten, fiel mir immer wieder auf, dass Ronin total in Gedanken versunken war, jedoch jede Aufgabe richtig lösen konnte.
 

"Sag mal, du brauchst doch gar keine Nachhilfe in dem Fach, oder?", fragte ich dann aber doch ganz mutig.

"Nein. Ich kann Latein ganz gut.", war seine Antwort auf meine Frage.

"Wieso sitzen wir dann hier und lernen?", entgegnete ich verwirrt, denn ich hatte immer noch nicht ganz verstanden, was das alles dann für einen Sinn haben sollte. Vielleicht war ich zu diesem Zeitpunkt auch einfach nur viel zu weltfremd.

"Damit ich an dich herankomme.", sagte er und schaute mich mit einem breiten Grinsen an. "Und damit ich das jetzt machen kann.", fügte er noch hinzu und gab mir einen zärtlichen Kuss auf den Mund, ehe er sich wieder dem Blatt zuwandte, als ob nichts gewesen wäre.

Ich konnte nur dämlich vor mich hin lächeln.

Mann, ich war einfach nur ein Idiot.

"Was hältst du davon, wenn wir uns diese Zeit sparen und du mir dafür ein Date versprichst.", fügte er lachend hinzu.

"Einverstanden." Ich wusste zwar nicht genau, wieso ich zusagte, jedoch hatte ich keinen Moment gezögert.
 

In den letzten Tagen war viel passiert und tatsächlich waren schon zwei Monate vergangen, in denen wir tatsächlich mehrmals ausgegangen waren.

Die Dates waren wirklich schön gewesen, denn Ronin war sehr romantisch, was ich ihm gar nicht zugetraut hätte.

Und mir selbst hätte ich auch nie zugetraut, dass ich jemals auf dieser Kitschschiene fahren würde.
 

Zum Glück hatte ich auch keine Probleme mehr mit meinen Eltern, denen ich jetzt immer Nina als Alibi vorwerfen konnte, wenn ich mich eigentlich mit meinem "Freund" traf.
 

Doch heute war ich mit Nina beim Einkaufen gewesen und ich hatte Ronin an einem Schaufenster entdeckt, während er verträumt in den Himmel schaute. Aufgeregt wie ich war, Amors Pfeil hatte mich wohl total erwischt, wollte ich ihr meinen Geliebten natürlich sofort zeigen.

"Ach, Finny, das hätte ich dir vielleicht schon früher sagen sollen. Ich kenne Ronin, er geht doch in meine Klasse.", sagte sie lachend, während sie mich amüsiert anschaute. Ich war erstmal total perplex und begann dann ebenfalls zu lachen.

"Stimmt, du hast doch auch schon von dem Zelten gesprochen. Hätte ich eigentlich drauf kommen können.", entgegnete ich kopfschüttelnd, zuckte dann aber zusammen, als sich zwei Arme von hinten um mich legten.

"Gehst du mir etwa fremd?", fragte Ronin ironisch, der sich unbemerkt von hinten angeschlichen hatte.

"Das würde ich doch niemals machen.", antwortete ich todernst und blickte nach oben in seine glänzenden Augen.

"Was ich dich eigentlich noch fragen wollte, hast du Lust an unserem Schulausflug vielleicht mit mir in einem Zelt zu schlafen?", fragte er schnell und schaute mich dann erwartungsvoll an.

"Eigentlich habe ich schon Elias versprochen, dass..."

Ich kam nicht dazu den Satz zu beenden und wurde von einem grimmigen Zischen unterbrochen.

"Der schon wieder.", seufzte Ronin enttäuscht, ehe er noch etwas anfügte. "Aber das ist kein Problem... wenn du willst, werde ich mich darum kümmern, dass Elias dann doch woanders schläft."

Meine Augen wurden riesig groß und ich überlegte krampfhaft, ob mein bester Freund mich nicht für immer hassen würde, wenn Ronin oder ich ihm mitteilen würden, dass er sich jemand anderen suchen musste, der sich ein Zelt mit ihm teilte.

Aber der junge Mann, der da so erwartungsvoll neben mir stand, war mir eben um einiges wichtiger.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich natürlich noch nicht, was das für mich bedeuten sollte, wenn ich Ronin zustimmte.

"Gerne. Dann kümmere dich mal darum, dass Eli mich nicht in Stücke reißt, ja?", sagte ich dann noch knapp, bevor ich wieder wie verrückt grinste. Den ganzen Schulausflug, Tag und Nacht, mit meinem Freund zu verbringen, etwas Schöneres konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
 

"Super. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag mit Nina.", flötete Ronin dann überglücklich, gab mir einen zarten Kuss auf die Stirn und verschwand wieder in irgendeinem der Läden in der Einkaufszeile.
 

"Ich hoffe, du weißt, worauf du dich da eingelassen hast.", sagte Nina grinsend, aber in ihren Blicken lag etwas Fragendes.

"Ähmm... worauf habe ich mich denn da deiner Meinung nach eingelassen?", fragte ich sie.

Was wollte sie mir denn bitte wieder mitteilen?

"Naja... ich sage nur... du... Ronin.... ein Zelt.... alleine... verstehst du mich?", stotterte sie vor sich hin.

"Oh Scheiße. Ja. Ich verstehe dich.", entgegnete ich auf einmal ernst und wurde ganz blass, weil mir erst jetzt der Sinn meiner Antwort deutlich wurde.
 

"Was mache ich denn jetzt?" Nina stand nur lächelnd neben mir.

"Vielleicht entspannst du dich einfach ein bisschen und lehnst dich zurück, wartest auf das was kommt und freust dich.

"Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Was, wenn einer von den Lehrern kommt oder Eli oder sonst wer?", fragte ich nun wieder aufgebrachter.

"Es wird nichts passieren, Finn. Sieh das doch alles mal ein bisschen lockerer. Wenn es dich aber beruhigt, dann könnt ihr euer Zelt ja etwas abseits aufbauen und ich passe auf, dass keiner kommt.", antwortete Nina ruhig und lächelte. Ich konnte mich nicht dran erinnern, wann sie das letzte Mal nicht gelacht hatte, musste aber trotzdem aufseufzen.

"Okay. Ich versuche mich zu entspannen. Ich habe nur solche Angst, dass ich ihn enttäusche, weil ich ihn doch liebe. ", flüsterte ich und senkte den Kopf, um ihr nicht in die Augen schauen zu müssen.

"Weißt du was, manchmal bist du ein richtiges Mädchen. Ist ja schlimm mit dir. Am besten ist es doch, wenn du ihm selbst sagst, dass du ihn liebst.", fügte sie lachend hinzu und setzte sich in Bewegung.

"So... ich muss dann auch mal weg, mach dir nicht so viele Gedanken, Finn."

Sie war schneller verschwunden, als ich es realisieren konnte.
 

Kurze Zeit später stand ich alleine auf der Straße vor dem Einkaufszentrum, alleine mit meiner Liebe zu Ronin.

Die Drohung

Die Drohung
 

Langsam fand ich mit dem Gedanken ab, dass ich in dieser Nacht voll und ganz Ronin gehören würde und mich dagegen auch nicht wehren konnte. Schließlich hatte ich ihm bereits zugesagt. Und er hätte sicherlich auf mich gewartet, aber irgendwie wollte ich es ebenso.

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, beschlich mich schon eine gewisse Vorfreude, die sich mit jedem von Ronins Küssen weiter in mir erstreckte.

Allerdings war es mir ein Rätsel, wie er Eli davon überzeugen würde, dass er an diesem Abend mit mir zusammen sein würde und er Vorrang hatte. Doch mein seit einigen Wochen fester Freund hatte mir versichert, dass ich mir keine Sorgen machen müsse und er das erledige.

Und so schaltete ich einfach diese komplizierten Gedanken ab und konzentrierte mich wieder voll und ganz auf die Schule, damit meine Noten auch weiterhin in der oberen Leistungsstufe lagen.
 

Als ich eines Nachmittags, nachdem ich von der Mathenachhilfe nach Hause laufen wollte, um eine Ecke bog, stockte mir fast das Herz.

Schnell verschwand ich in einer Nische und beobachtete das Geschehen aus sicherem Abstand.

Da stand Ronin, der Eli mit beiden Händen gegen die Wand gedrückt hielt und wild auf ihn einredete, während er von oben auf ihn hinab starrte. Ich versuchte mich so ruhig und leise wie nur möglich zu verhalten, um weder entdeckt zu werden, noch einen Fetzen des Gespräches zu verpassen.

Aus der Entfernung klang Ronins sonst so zärtliche Stimme zu mir.
 

"Elias, so heißt du doch, sag mir wieso es unbedingt notwendig ist, dass es Finn ist? Du kannst dir doch genauso gut jemanden anderen suchen. Und zudem finde ich es nicht in Ordnung, dass du ihn immer so schlecht behandelst. Man wirft ihn nicht einfach weg, hast du das verstanden?" Im Laufe des Satzes wurde die Stimme des Schwarzhaarigen immer lauter und verhieß nichts Gutes, weshalb der Gesichtsausdruck meines besten Freundes, sofern ich das aus der Entfernung einschätzen konnte, leicht verängstigt und wie erstarrt wirkte.
 

"Hör mal. Das haben Finn und ich so ausgemacht, im Prinzip geht dich das doch gar nichts an. Ich wüsste auch nicht, was du mit ihm zu tun haben solltest. Du gehst doch nicht mal in unsere Stufe. Lass mich also in Frieden.", brachte Eli aber doch hervor, ehe er ein verschüchtertes "...bitte..." anfügte, da sich Ronins Blick sofort wieder verdunkelt hatte.

"Weil ich es nicht dulde, dass du gewisse Leute mobbst und sie für deine Zwecke missbrauchst. Außerdem solltest du einem älteren Schüler ein bisschen mehr Respekt entgegenbringen. Deshalb fragt man nicht nach meinen Gründen.", ergänzte Ronin wieder mit einem falschen Lächeln.
 

"...Aber...", setzte Eli zu Wort an, wurde jedoch wieder sofort abgewürgt.

"Und... ich habe das!", sagte Ronin grinsend und hielt Eli ein Bild, Foto oder ähnliches vor die Nase, dass ich nicht erkennen konnte. Aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände und er nickte nur verstört mit dem Kopf, ehe er seine Tasche schnappte, die wohl in aller Hektik auf den Boden gefallen war, und schleunigst verschwand.

"Na also, geht doch.", flüsterte Ronin gedanklich vor sich hin und stopfte die Fotographie, die er zuvor herausgenommen hatte, in seine Jackentasche zurück.

Langsam trat ich aus dem Schatten heraus, da ich vorhatte, ihn sofort zur Rede zu stellen. Und neugierig war ich eben auch.
 

"Ronin.", sagte ich leise, während ich den Kopf gen Boden gewandt hatte.

Ruckartig drehte sich dieser um und schaute mich mit großen, verschreckten Augen an.

"Finn. Du..." Wie in Zeitlupe öffnete ich den Mund und begann zu sprechen. "Ja... ich bin hier. Was ist denn gerade vorgefallen?" Ich bewunderte mich für meine Mut, das Thema sofort auf den Punkt gebracht zu haben und dass ich nicht ewig herumgeredet hatte, obwohl mein Herz wie wild in meiner Brust hämmerte.

"Ich kann das erklären, weißt du.", setzte er fort und stockte kurz, um abzuwarten, ob ich ihm auch noch zuhören wollte.

Das wollte ich. Natürlich.

"Ich habe Elias auf den Schulausflug angesprochen, aber er wollte nicht, dass ich ein Zelt mit dir bekomme. Besser gesagt, er wollte nicht, dass du mitfährst. Du kennst doch seine Freundin, Annabelle, dieses bildhübsche Püppchen, ihr geht es wohl nicht so gut und weil die Abfahrt schon morgen ist, wollte Elias lieber bei ihr bleiben, bis sie wieder gesund ist. Und natürlich wollte er in dieser Zeit nicht alleine in die Schule gehen und so meinte er, dass du doch auch einfach den Ausflug absagen könntest."

Ronin seufzte tief und kam einen Schritt auf mich zu.

"Und du, Ronin, wolltest natürlich, dass ich mitkomme, damit du gewisse Dinge mit mir anstellen kannst und hast ihm deshalb ordentlich deine Meinung gesagt.", ergänzte ich grinsend, während auch ich einen Schritt auf ihn zugelaufen kam.

"Heißt das, dass du nicht böse auf mich bist?"

"Wieso sollte ich?", konterte ich schmunzelnd.

Sicherlich war es nicht die feine englische Art, jemandem zu drohen, aber Eli hatte eine Abreibung schon verdient, so wie er mich all diese Jahre ausgenutzt und behandelt hatte.
 

"Aber jetzt ist ja alles geklärt. Ich freue mich schon so auf morgen.", hauchte Ronin an mein Ohr, nachdem er noch näher an mich herangetreten war. Er schloss seine Arme fest um meinen Körper und drückte mich an sich.

In diesem Moment war ich froh, dass diese Gasse verlassen war und uns keiner beobachten konnte, denn diesen Augenblick hätte ich mir nicht entgehen lassen wollen.
 

Doch da kam mir plötzlich etwas in den Sinn, das ich unbedingt noch herausfinden wollte.

"Sag mal, was hast du Eli denn da vorhin gezeigt? Das hat ihn sichtlich geschockt!", fragte ich neugierig, während ich mich weiter an ihn heranschmiegte.

"Naja... er hat Annabelle betrogen und hat so ein Mädchen aus irgendeiner Bar geküsst. Zufälligerweise war ich gerade anwesend habe schnell ein Foto gemacht. Ich hatte schon einen Grund, um ihn bestechen zu wollen. Da kam das eben gerade recht.", antwortete er ganz zufrieden. "Manchmal hat man eben doch Glück."

"Typisch Eli!", sagte ich knapp.
 

Kleine "unsinnige" Hintergrundinformationen:
 

1. Ronin ist der Sohn des Schuldirektors, weshalb er auch den Schlüssel für den Nachhilferaum hatte.
 

2. Ronin ist in Finn verknallt seit er fünfzehn Jahre alt ist.
 

3. Finn möchte gerne der Stärkere in der Beziehung sein.
 

4. Ronin hat den Manga zuerst selbst gelesen, hat ihn aber aus dem Zimmer seiner kleinen Schwester geklaut, ohne ihr das mitzuteilen.
 

5. Nina war mal in Finn verliebt, weshalb sie bei dem Kuss auch ein kribbeliges Gefühl hatte, heute sind die beiden aber nur Freunde!
 

6. Finns Mutter hat sein ganzes Zimmer, den Rucksack und den Kleiderschrank ausspioniert. Sie macht es auch immer noch.

Lagerfeuer

Lagerfeuer
 

Als ich am nächsten Morgen in meinem weichen Bett erwachte, pochte mein Herz immer noch vor Aufregung.

Heute Abend um sechs Uhr würde der Schulausflug beginnen und eine ganz besondere Nacht für mich anbrechen. Doch bis dahin blieb mir noch genug Zeit, um in meiner Nervosität zu ertrinken und den Teufel aufs Schlimmste an die Wand zu malen. In meinem Kopf spukten die wildesten Gedanken, was ich nur alles falschen machen und wie ich Ronin überall enttäuschen konnte.
 

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, dass ich mich vorher nochmal im Internet über das Thema erkundigen wollte, aber nach den Ereignissen, die sich in den letzten Tagen abgespielt hatten, konnte ich mir das wirklich nicht mehr erlauben. Wenn meine Eltern meinen Rechner nur annähernd genau durchsuchten und auf gewisse Seiten stoßen würden, war ich erstens endgültig geliefert und zweitens konnte ich den heutigen Abend, auf den ich mich nun doch übertrieben freute, komplett vergessen. Und drittens durfte ich das letzte halbe Jahr meines siebzehnten Lebensjahres in einer Klosterschule verbringen, bevor ich endlich ausziehen durfte. Das war nicht wirklich das, was ich mir von meiner Schulzeit erhofft hatte.

Deshalb hatte mir Nina angeboten, dass ich doch zu ihr kommen könne und sie mir bei meinem Styling und dem Lesen diverser Onlineseiten beistehen würde.
 

In den letzten paar Wochen war sie zu meiner einzig wahren Verbündeten im Kampf gegen die Intoleranz meiner Eltern geworden. Ich wusste das sehr zu schätzen.

Immer wieder überlegte ich, wie ich ihr für alles danken konnte, aber leider fiel mir nichts ein, was das wirklich zum Ausdruck bringen konnte.
 

Nachdem ich bis zu ihrem Haus gelaufen war, um ihr den verabredeten Besuch abzustatten, war mein Herz schon tief in meine Hose gerutscht.

Was war ich nur für ein Weichei, dass ich mich selbst vor dem ersten Mal mit meinem eigenen Freund fürchtete?

Ronin schien sich darüber nie Gedanken zu machen. Er wirkte so unbeschwert wie eh und je. Wie konnte er diesen wichtigen Schritt in unserer Beziehung so auf die leichte Schulter nehmen?

Alleine diese Frage hallte ewig in meinem Kopf wider, bis ich erschöpft die Hände gegen die Stirn schlug, um jeglichen Gedanken ein Ende zu bereiten und der Leere Platz zu schaffen.
 

Die 19-Jährige erwartete mich bereits ungeduldig. An ihrer für sie ungewöhnlich aufgekratzten Art war zu erkennen, dass ihr mentaler Zustand ungefähr mit meinem übereinstimmte. Es war wahrhaft schön, wenn man jemanden an seiner Seite wissen konnte, der sich mit den eigenen Gefühlen und Bedenken auseinandersetzte. Nina war so ein Mensch für mich.

Sie fiel mir kurz sanft um den Hals.
 

"Schön, dass du da bist, Finn. Wir vertreiben jetzt mal all deine Sorgen, du wirst sehen.", sagte sie nun wieder. Ganz die Alte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, die sie in roter Farbe angepinselt hatte, und verbreitete gleich gute Laune. Wieso verstand sie sich so verdammt gut darauf, wie man mich aufmuntern konnte?
 

Sie packte mich an der Hand und zog mich in ihr Zimmer. Das Chaos und Zettelwirrwarr, das sich dort auf dem Boden erstreckte, nahm mir kurzzeitig den Atem. Bei genauem Hinsehen stellte ich jedoch fest, dass es sich um allerhand ausgedruckte Zettel zu dem Thema handelte, was mich so beschäftigte.

Unsicher ließ ich den Blick schweifen.
 

"Ach du meine Güte, das ist viel! Wir wollen doch keinen Porno drehen." , rief ich geschockt aus und schlug mir eine Hand vor den Mund.

Kurz darauf steuerte ich ihr Sofa an, wobei ich möglichst versuchte, dass ich keine der herumliegenden Sachen beschädigte.

"Man kann nie genug vorbereitet sein, Kleiner.", entgegnete sie verschmitzt. Scheinbar war ihr nicht entgangen, dass ich wieder rot wurde. Sie fragte mich so viel. Was ich denn alles darüber wüsste, wie zwei Männer miteinander schlafen konnten? Was ich für Erwartungen an den heutigen Abend hatte, wie ich mir das vorstellte und so weiter?

Meine Wangen waren vor Scham schon ganz heiß geworden und ich hatte nur mit größter Mühe eine Flucht unterdrücken können.

Ich hatte mir schon oft gewünscht, weiter aufgeklärt zu sein, aber bisher war mir dies durch die Kontrolle meiner Eltern wirklich nicht möglich gewesen.

Immerhin war ich nun schon siebzehn, ein bisschen peinlich war mir das Ganze ja schon.

Dieses Gebiet war Neuland für mich und sie hatte recht, dass ich dringend mehr darüber in Erfahrung bringen sollte. Trotzdem brachte sie mich mit ihrer Fragerei immer wieder in Verlegenheit.
 

"Sag mal, woher weißt du denn so viel darüber?", rutschte es mir dann aber doch heraus.

"Ich.. ähm...", sie stotterte. "Ich habe mich einfach ein bisschen für dich erkundigt, Finn. Um dir ein bisschen Arbeit abzunehmen. Du hattest doch in letzter Zeit schon genug Stress mit deinen Eltern."

Ich merkte, dass das, was sie sagte, der Wahrheit entsprach, jedoch war da noch etwas in ihren Augen. Es schien so, als wollte sie mich nicht überfordern. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie sie irgendetwas, das von der Form einem Buch glich, unter einem der vielen Kissen, die auf ihrer Couch herumlagen, verschwinden ließ.

Ich fragte nicht nach, schaute lediglich ein bisschen verwirrt drein. Nina schien das aber nicht zu bemerken.

Ich rechnete damit, dass es wieder so ein Manga war. Manchmal konnte es ihr echt peinlich sein, dass sie ihr Wissen aus solchen Heft bezog. Ich war ihr umso dankbarer.
 

"Na dann, wie es aussieht, haben wir noch viel vor.", sagte sie und nötigte mich dazu, ihre Infozettel restlos zu lesen, ehe sie begann mit einer Dose Haarspray an meiner Frisur herumzuhantieren.

"Und jetzt solltest du vor allen Dingen hübsch aussehen, aber das ist ja bei deinem Gesicht nicht sonderlich schwer.", ergänzte sie, während sie den letzten Schliff an meinen Haaren vornahm. Das ganze Zimmer hatte sich bereits mit dem stechenden Geruch der Spraydose gefüllt, jedoch schien das Nina nicht zu stören. Sie sprühte munter weiter und schaffte es tatsächlich meine Frisur zu bändigen.

"Perfekt, Kleiner, er wird dich lieben. Aber das tut er ja eh schon.", sagte sie freudig und begann ein paar ihre Kleidungsstücke zusammenzusuchen und in eine schwarze Reisetasche zu packen.

"Ihr seid so niedlich zusammen. Ich wünsche dir heute Abend auf jeden Fall ganz viel Spaß.", redete sie wie ein Wasserfall weiter. Ich merkte, dass ich wieder rot anlief. "Niedlich war eigentlich nicht das Wort, das mir vorschwebte, aber ich danke dir." Ich lächelte unbeholfen.

Wieso konnte sie nicht eine Gelegenheit auslassen, um mich an das Bevorstehende zu erinnern?
 

Als ich wieder daheim war, war ich extrem erleichtert, dass ich meine Tasche für den Ausflug schon gestern Abend gepackt hatte.

Meine Haare waren dank Nina nun schon fertig und umgezogen war ich auch schon. Es blieb einzig und alleine meine Nervosität zurück, die mich total aufwühlte.

Aber es half alles nichts und irgendwie schaffte ich es dann doch noch, dass die Zeit vorbeiging, ohne dass mich die Aufregung wahnsinnig gemacht hatte.

Meine Eltern hatten mich zum Busbahnhof gefahren, von dem der Ausflug starten sollte.
 

Als wir ankamen, waren Nina und Ronin bereits dort. Überall tummelten sich Schüler und redeten aufgeregt miteinander. Hier und dort schärfte eine besorgte Mutter ihrem Kind ein, dass es auf keinen Fall gegen die Regeln verstoßen solle. So auch meine Mutter. Viele von unseren Elternteilen hatten wohl noch nicht verstanden, dass ihre Kinder erwachsen geworden waren.

Mein Vater hingegen warf mir eine Geste zu, die bedeutete, dass ich ruhig meine vermeintliche Freundin begrüßen konnte.

Er hatte wohl meinen Blick bemerkt, der ständig in die Richtung wanderte, in der sich Nina befand. Doch das täuschte. Direkt neben ihr lehnte Ronin an einer Wand und kramte in seinem Rucksack. Ihn hatte ich die ganze Zeit angestarrt.

Seufzend wandte ich meine Augen von ihm ab und schlürfte Nina entgegen, die mir einen mitleidigen Gesichtsausdruck schenkte. Wahrscheinlich hatte sie mitbekommen, wie verlangend ich meinen Freund angestarrt hatte. Jedoch wusste auch sie, dass ich, solange meine Eltern anwesend waren, eine Show abziehen musste.

Ich umarmte sie sanft.
 

Ronin stand auf. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass er meinen Eltern einen wütenden Blick zuwarf. Ich konnte ihn ja auch irgendwo verstehen. Auch ich hätte lieber ihn umarmt. Er seufzte und betrachtete uns, als würde er in diesem Moment nichts lieber tun, als seine Position mit Nina zu tauschen.

Kurz darauf betraten wir den Bus und ich setzte mich notgedrungen neben meine beste Freundin, Ronin ließ sich genau hinter uns nieder. Den Sitzplatz neben sich blockierte er mit seinem Rucksack.

Ich winkte meiner Mutter und wartete, dass der Bus das Sichtfeld meiner Eltern verlassen hatte. Danach lächelte in Ninas Richtung und drehte mich kurz um, damit ich Ronin anschauen konnte.

"Na, geh schon.", grinste meine beste Freundin mich an und deutete mit der Hand auf den freien Platz neben Ronin. Dankend nickte ich ihr zu.
 

Mein fester Freund hatte seinen Arm bereits auf die Lehne des Sitzes gelegt, auf dem ich mich nun niederließ. Seine Haut fühlte sich warm an, als sie meine Schulter streifte. Eine Zeit lang führten wir belanglosen Smalltalk, lachten ein bisschen und alberten herum. Doch der schwarzhaarige Junge neben mir schien zu bemerken, dass irgendetwas nicht mit mir stimmte. Ich machte mir immer noch Sorgen.

"Alles in Ordnung mit dir, Finn?", fragte er und musterte mich mit durchdringendem Blick.

"Ja, alles gut. Was soll denn sein?", antwortete ich. Ich musste stark bleiben, schließlich wollte ich es doch auch. Ich war lediglich ein wenig schüchtern.

"Du siehst so bedrückt aus." Ronin beugte sich vor und legte eine Hand an mein Kinn. Mein Gesicht brannte bei der Berührung und ich hatte den Drang ihn zu küssen. Natürlich konnte ich das in diesem vollen Bus nicht tun, aber ich genoss seine Berührung ungemein.
 

"Nichts, ich war nur ein wenig in Gedanken. Ich freue mich einfach immer, wenn ich dich sehen kann.", sagte ich und legte eine meiner Hände auf die Finger, die immer noch auf meinem Kinn verweilten.

Etliche Minuten blieben wir so, ehe Ronin meine Nase mit seiner eigenen anstupste und die Berührung löste.

Zum Glück schien uns keiner bemerkt zu haben.

Ohnehin hatte ich in den letzten Tagen oft genug erklären müssen, woher ich Ronin eigentlich kannte. Fast immer endete dies in einer unglaubwürdigen Erzählung, die ich vor mich hin gestottert hatte.

Womöglich hatten manche meiner Mitschüler schon einen vagen Verdacht, der sich möglichst nicht erhärten sollte.
 

Als wir ankamen, brach erstmal Chaos und Hektik aus, da die meisten noch nie im Leben ein Zelt aufgebaut hatten. Aus irgendeinen Grund waren auch die Lehrer hierbei keine große Hilfe.

Bei uns verlief es jedoch reibungslos.

Wir hatten ein schönes, recht weit außerhalb gelegenes Plätzchen gefunden und Ronin hatte es irgendwie geschafft, das Zelt in Windeseile aufzubauen. Er hatte das sicherlich schon einmal gemacht.

Als alle fertig waren, war es bereits dunkel geworden und der einzige Programmpunkt, der für heute noch anstand, war das Abendessen.

Grillen am Lagerfeuer.
 

Das alles hätte so romantisch sein können, wenn wir uns nicht immer nur wie gute Freunde verhalten müssten.

Nichtsdestotrotz ließen wir uns etwas abseits der Gruppe nieder und starrten ins Lagerfeuer.

Ich genoss einfach seine Nähe. Wenn er bei mir war, wollte ich auch gar keine großen Ansprüche mehr stellen. Einfach nur glücklich sein, trotz des Versteckspiels.
 

Nach einiger Zeit registrierte ich, dass er einen Arm um meine Schulter gelegt hatte.

Er schien auch bemerkt zu haben, dass uns keiner mehr beobachtete. Alle waren in ihre eigenen Gespräche vertieft.

Sanft ließ er seine Hand über meinen Rücken gleiten, streichelte ihn immer wieder zärtlich. Mir wurde flau im Magen, aber es war ein positives Gefühl. Wieder überkam mich dieses Verlangen, ihn küssen zu wollen. Zärtlich meine Lippen auf seine zu legen. Aber wenn genau dann jemand herüberschauen würde? Nein, das konnte ich mir nicht leisten.
 

Ich war noch ganz in Gedanken versunken, als ich spürte, dass die Hand tiefer gewandert war und sich nun an meinem Hinterteil befand. Sachte strichen die langen Finger über den Stoff meiner Jeans und ließen, überall wo sie mich berührt hatten, ein Kribbeln zurück.

Es war ein wohliges Gefühl. Ich japste noch Luft und unterdrückte ein zu lautes Aufkeuchen.

Seine Augen hefteten sich auf mein Gesicht. "Tut mir leid.", sagte er.

"Das braucht dir nicht leid zu tun. Es fühlt sich wundervoll an.", entgegnete ich mit glasigen Augen. Das Feuer spiegelte sich in ihnen.

Tatsächlich war mir ganz heiß geworden.

Schritt für Schritt

Schritt für Schritt
 

"Was? Eine Nachtwanderung? Bitte sag mir, dass das tatsächlich die Oberstufe ist und nicht der Kindergarten?", fragte ich Nina leicht genervt, als sie plötzlich von Hinten auftauchte, um Ronin und mich aus unserer Zweisamkeit in die Realität zurückzuholen.

"Entschuldige, ich habe die Planung nicht gemacht. Beschwer dich beim Stufenleiter, Direktor oder sonst irgendwem. Ich wollte euch nur Bescheid geben, bevor es jemand anderes tut. Ihr erscheint mir so in Gedanken zu sein."

Sie lachte leise und reichte mir die Hand, damit sie mir aufhelfen konnte. Langsam ließ ich mich auf die Beine ziehen und mir war doch ein wenig schwindelig, weil ich so lange konzentriert in die Flammen gestarrt hatte. Helle Punkte tanzten vor meinen Augen.
 

"Ich denke mal, sie machen das, weil es unsere Abschlussfahrt ist. Das letzte Jahr als Kinder sozusagen, bevor die Schule uns in die große, böse Welt herausschmeißt und uns aufs Arbeitsleben loslässt."

Ronin klopfte sich den Dreck von der Hose und erhob sich ebenfalls. "Aber Finn, sieh es doch mal positiv. Es ist dunkel und wir können ein bisschen durch den Wald streifen. Ich denke mal nicht, dass man uns groß vermissen wird. Eigentlich kommt uns das doch ganz gelegen."

Über die Tatsache, dass wir nun ungestört in der Dunkelheit herumstreunen konnten, ohne dass uns groß jemand kontrollieren oder beobachten würde, hatte ich noch gar nicht richtig nachgedacht.

"Abgemacht, um ehrlich zu sein, das habe ich gar nicht berücksichtigt."
 

Sachte legte ich meine Hand in seine und er drückte sie kurz, ehe wir uns zu den anderen Schülern begaben, die sich schon kurz vor dem Waldweg versammelt hatten. Anscheinend waren wir nicht das einzige Pärchen, das auf die glorreiche Idee gekommen war, die Zeit ein bisschen für sich zu nutzen.

Ein paar andere hatten sich bereits zusammengeschlossen und an den Händen genommen. Manchmal wünschte ich mir, dass ich Ronins Hand auch mal so unbeschwert halten könnte, ohne über die Folgen nachdenken zu müssen. Einfach nur zu merken, dass er mein fester Freund war, der es nicht scheute, unsere Liebe vor der Stufe oder der ganzen Schule zu zeigen. Und tatsächlich tat er das nicht.

Ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht Ronins Schuld war, dass wir nicht hier und jetzt übereinander herfielen. Die Reaktionen der anderen würden ihn kalt lassen, wenn er mich damit nur glücklich machen konnte. Er wollte unsere Beziehung wahrhaftig ausleben, stand mehr zu mir als es jede Freundin wohl jemals getan hätte.

Ich hatte schon viel früher realisiert, dass ich das Problem war. Und dennoch, er akzeptiert es. Er akzeptierte meine Scheu und zwang mich nicht dazu, etwas zu tun, was ich nicht wollte, auch wenn es ihn vielleicht verletzte.

Vielleicht gab ich selbst zu viel auf die Reaktionen meiner Eltern, meiner Klasse, allgemein meines Umfeldes. Manchmal wünschte ich, dass ich auch dazu stehen konnte, dass ich als Junge einen anderen Mann liebte.
 

Von der Seite lächelte ich ihn sanft an und ich konnte erkennen, dass sich auch seine Mundwinkel bei dieser Geste leicht hoben. Kurz darauf bot er mir seine Hand an und ich ergriff sie. Es war dunkel, niemand konnte uns sehen und es fühlte sich sehr gut an. Auch wenn der schale Nachgeschmack blieb, dass dieser Moment wieder vorbei sein würde und das Versteckspiel bald wieder von Neuem begann.
 

Eigentlich wussten wir nicht mal genau, welche Route wir gingen, wahrscheinlich hatten sich die Lehrer auch nicht wirklich Gedanken darüber gemacht und folgten einfach dem Waldweg.

Allerdings konnte mir das auch egal sein, weil sobald der Zeltplatz hinter uns aus dem Blick geraten und die Gruppe ein paar Meter in der Dunkelheit verschwunden war, zog mich Ronin etwas abseits auf einen Seitenweg.

Langsam lehnte ich mich lachend gegen einen Baumstamm, der in meinem Rücken erstaunlich kalt war. Er stützte sich über mich und küsste mich zärtlich.

"Du bist unmöglich.", sagte Ronin schmunzelnd und stützte sich mit beiden Armen über meinem Kopf ab.

"Wieso das denn?" Ich schüttelte verwirrt den Kopf.

"Weil du viel zu süß für diese Welt bist und ich gar nicht mehr aufhören will, dich zu küssen."

Ich prustete los und musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht lautstark aufzulachen. "Ist das dein Ernst, das ist ja mal voll abgedroschen." Er lächelte weiter. "Na und, ich bin dein Freund und ich darf dir das sooft sagen, wie ich möchte. Und du kannst nichts dagegen tun." - "Wo du recht hast, hast du recht. Aber eigentlich macht es mir auch nichts. Ich habe mich nur total gewundert, sowas aus deinem Mund zu hören."

Ich bemerkte, wie er sogar leicht rot wurde, was er aber zu verbergen versuchte, indem er eine Hand vom Baumstamm löste und sein Gesicht damit bedeckte.

"Da hast du dich wohl in mir getäuscht."
 

Manchmal liebte ich ihn wirklich außerordentlich, alleine für seine Art, mich auf unerwartete und vielleicht schon dumme Weise zum Lachen bringen zu können, für die Momente, in denen er sich gänzlich anders verhielt, als es irgendjemand von ihm erwartet hätte. Inklusive mir selbst.

Manchmal ärgerte ich mich, dass ich anscheinend nicht so ganz auf seine ganze Romantik einging. Aber wahrscheinlich erwartete er das auch gar nicht. Es störte mich auf jeden Fall nicht, es verunsicherte mich nur immer, so viele liebe Komplimente zu bekommen.
 

"So ungern ich das jetzt auch unterbreche, wir sollten vielleicht mal weiter laufen, bevor wir die Gruppe gänzlich aus den Augen verlieren." Ich löste mich aus seinem Griff und er legte mir einen Arm um die Schulter. Wir hätten auch nur Kumpels, einfach beste Freunde, sein können.
 

Langsam schlossen wir auf und verbrachten den Rest der Wanderung schweigend.
 

Es war schon mitten in der Nacht, als wir wieder ankamen und sich alle in ihre Zelte verzogen.

Wir taten es ihnen gleich und ich gähnte. Wahrscheinlich wäre jetzt der richtige Moment gewesen, um aufgeregt zu sein, allerdings war ich relativ entspannt. Ich wunderte mich selbst darüber.

Dieser Moment hatte mir seit Tagen schwer im Magen gelesen, aber jetzt, da er nun so nah bevorstand, verlor ich etwas meiner Furcht.
 

Weil ich vorhin schon ausgepackt hatte, wickelte ich mich einfach in meinem Schlafsack ein und drehte mich zu Ronin, der sich neben mich gelegt hatte und in meine Richtung schaute.

Ehe ich mich versah, hatte er seine Arme von der Seite um mich geschlungen und mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt. Er rückte noch näher an mich heran und ich konnte ihn nun ganz nah an mir spüren, einen seiner Arme hatte er auf meinen Rücken gelegt und streichelte mich vorsichtig. Ich lächelte und legte meine eigenen Hände auf seine Schultern, um mich an ihm festzuklammern.
 

Wir küssten uns immer wieder, ehe ich bemerkte, dass er eine Hand unter mein Oberteil geschoben hatte. Erschrocken löste ich mich von ihm und sah ihm flehend in die Augen. Es war nicht, als dass ich ihn nicht mögen würde oder seine Hand unangenehm fand, allerdings war ein Zelt auf einer Klassenfahrt für mich etwas einschüchternd. Ich hätte lieber mehr Zweisamkeit gehabt, mehr Zeit, ja, wahrscheinlich sogar mehr Spontanität. Ich wollte keine Planung, ich wollte ihn einfach bei mir haben und seine Anwesenheit genießen. Aber wie immer natürlich, hatte ich es geschafft, das erst im letzten Moment zu merken. Da war ich doch wieder ganz der Alte.

"Du magst nicht?", fragte er ein wenig enttäuscht und zog seine Hand unter meinem Shirt hervor.

Stattdessen fand sie sich an meiner Wange wieder und streichelte sie. Ich liebte ihn.

"Nein, also ja, ich möchte schon, aber nicht hier. Nicht jetzt. Ich will einfach bei dir sein und dich küssen und in meinem Armen halten." Er grinste. "Jetzt bist allerdings du derjenige, der kitschig ist." Ich funkelte ihn gespielt wütend an, konnte aber das Lachen nicht unterdrücken.

"Wo du recht hast..." - "...hast du recht.", nahm er mir die Worte aus dem Mund und grinste. "Scheint mir heute ja ein richtiges Déjà-vu zu sein ."
 

Ich drehte mich auf die andere Seite und wir schliefen schnell ein, während wir uns an den Händen hielten.

Das letzte, was ich noch hörte, war nur ein "...aber du bist sogar noch süßer als vorhin", bevor ich endgültig ins Reich der Träume triftete.
 

Am nächsten Morgen hüpfte mir Nina gut gelaunt entgegen und kicherte verhalten. "Wie war eure Nacht?" Sie war mal wieder viel zu neugierig, aber wie konnte ich es ihr verdenken. Ich erzählte ihr normalerweise fast alles und sie tat das auch mit mir. Manchmal muss man eben in den sauren Apfel beißen. "Schön, also sehr. Zwar nicht wie du denkst, aber wundervoll." - "Freut mich zu hören, Finny. Aber Hauptsache, der Ausflug war ein Erfolg. Dann genieße nochmal die letzten Stunden mit Ronin, bevor der Alltag wieder ruft."

Sie erinnerte mich immer wieder daran, dass ich mich nicht traute, zu mir selbst zu stehen und irgendwie entwertete das viele schöne Erinnerungen. So schien es mir jedenfalls.
 

Im Hintergrund bemerkte ich wie Ronin sich mit dem Zeltabbau abplagte und irgendwie fühlte ich mich schlecht, dass ich nicht daran gedacht hatte, ihm zu helfen.

Er winkte mir nur zu und lachte weiter, anscheinend hatte er nicht mal damit gerechnet.
 

Ich konnte ganz schöne Selbstzweifel bekommen, wenn ich daran dachte, was meine beste Freundin und mein Freund alles für mich taten und auf sich nahmen. Eigentlich war ich ihnen beiden schuldig, dass ich die Wahrheit sagte. Und zwar vor allen. Doch ich war nun einmal ich, Finn, feige und ängstlich und viel zu abhängig von meinen Eltern.

Ich seufzte, mehr über mich selbst als über die Situation, in der ich mich befand.
 

Etwas später schon hatten wir die Rückfahrt angetreten und ich starrte die meiste Zeit einfach aus dem Fenster und betrachtete die Bilder, die schnell an mir vorbeizogen.

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht einmal, als der Bus hielt und die anderen schwatzend ihre Plätze verließen.

"Finn, kommst du." Nina hielt mir ihre Hand entgegengestreckt und wartete nur, dass ich diese nahm und meine Eltern begrüßen gehen würde, die schon an der Straße standen und auf mich warteten.

"Klar." Ich schob die Gedanken mal ein bisschen zurück, da ich festgestellt hatte, dass wir die letzten waren, die hier vor sich hin trödelten.
 

Mein Vater nickte mir zu, als er Nina und mich erblickte und wollte mich gerade richtig begrüßen, als Ronin kurz zu uns herübergelaufen kam, um sich zu verabschieden.
 

Ich wusste nicht genau, was in mich gefahren war, aber aus einem unterbewussten Reflex heraus ließ ich Ninas Hand los und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

Langsam umschlang ich ihn mit meinen Armen, zog ihn an mich und küsste ihn.

Vor meinen Mitschülern, vor meinen Lehrern, vor meinen Eltern.
 

Den Gesichtsausdruck meines Vaters nahm ich gar nicht wahr, wollte es nicht, es war mir schlicht egal geworden.

Hier ging es nicht um meine Eltern, sondern um mich. Und ich hatte Ronin.
 

Als ich aufblickte, sah ich nur noch Nina, wie sie meinen Eltern frech zuwinkte und eine wissende Handbewegung machte.

"Süß die beiden, nicht wahr?", rief sie mit meinem provokanten Lachen in deren Richtung.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich sollte diese kleine Geschichte hier nur ein One-Shot werden, aber sie ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Seid bitte nett zu Nina, ja? Frauen haben es in Male-Slash-Storys immer so schwer. Sie wird wahrscheinlich noch eine nette Nebenrolle spielen.
Dieses Kapitel ist leider absolut Roninfrei.
Irgendwie hasse ich mich selbst manchmal dafür, durch was Finn alles gehen muss. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist vollgestopft bis oben hin.
Es wird also einiges passieren. Ansonsten liebe ich es, dass ich einen Chat schreiben durfte. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
In diesem Kapitel kommen sich Finn und Ronin auch endlich aktiv näher, ich hoffe, dass es euch gefällt.
Viel Spaß!
Achja, Kitschfaktor hoch zehn. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(Wieso schreibe ich in meinen Geschichten neuerdings eigentlich viel zu viel im Konjunktiv?) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die lange Wartezeit tut mir wirklich leid, hasst mich bitte nicht.
Meine Schreibblockaden sind immer eine sehr langwierige Angelegenheit. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin doch tatsächlich fertig und habe mein KreaTief überwunden! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  TakikoGokudera
2013-03-12T22:25:49+00:00 12.03.2013 23:25
Das kapi gefällt mir, aber bei dem Chatnamen hätte ich ihn auch für schwul gehalten...
Die arme Nina, jetzt ist sie seine alibifreundin...
Und auch noch die klamotten, ich mag hotpants ja, aber pink??
lg taki
Antwort von:  Kekune
26.03.2013 18:18
Danke für deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut! =)
Ja, schon, allerdings wird das wohl auch ganz gut funktionieren.
Von:  Yumiko_Youku
2012-07-14T14:56:38+00:00 14.07.2012 16:56
Of f*** nicht so geil wenn die Eltern sowas in einem Jungenzimmer finden :D
Von:  Yumiko_Youku
2012-05-19T18:24:38+00:00 19.05.2012 20:24
Hahaha dämlicher Satansanbeter :D
Oh man die Menschheit :D
Von:  TakikoGokudera
2012-04-30T19:24:11+00:00 30.04.2012 21:24
Was ist es?? Was ist es?? Was ist es??
Schreib weiter der Typ ist mir sympathisch und die Geschichte ist auch klasse.


Zurück