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Wenn deine Meinung nicht zählt

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Die Drohung

Die Drohung
 

Langsam fand ich mit dem Gedanken ab, dass ich in dieser Nacht voll und ganz Ronin gehören würde und mich dagegen auch nicht wehren konnte. Schließlich hatte ich ihm bereits zugesagt. Und er hätte sicherlich auf mich gewartet, aber irgendwie wollte ich es ebenso.

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, beschlich mich schon eine gewisse Vorfreude, die sich mit jedem von Ronins Küssen weiter in mir erstreckte.

Allerdings war es mir ein Rätsel, wie er Eli davon überzeugen würde, dass er an diesem Abend mit mir zusammen sein würde und er Vorrang hatte. Doch mein seit einigen Wochen fester Freund hatte mir versichert, dass ich mir keine Sorgen machen müsse und er das erledige.

Und so schaltete ich einfach diese komplizierten Gedanken ab und konzentrierte mich wieder voll und ganz auf die Schule, damit meine Noten auch weiterhin in der oberen Leistungsstufe lagen.
 

Als ich eines Nachmittags, nachdem ich von der Mathenachhilfe nach Hause laufen wollte, um eine Ecke bog, stockte mir fast das Herz.

Schnell verschwand ich in einer Nische und beobachtete das Geschehen aus sicherem Abstand.

Da stand Ronin, der Eli mit beiden Händen gegen die Wand gedrückt hielt und wild auf ihn einredete, während er von oben auf ihn hinab starrte. Ich versuchte mich so ruhig und leise wie nur möglich zu verhalten, um weder entdeckt zu werden, noch einen Fetzen des Gespräches zu verpassen.

Aus der Entfernung klang Ronins sonst so zärtliche Stimme zu mir.
 

"Elias, so heißt du doch, sag mir wieso es unbedingt notwendig ist, dass es Finn ist? Du kannst dir doch genauso gut jemanden anderen suchen. Und zudem finde ich es nicht in Ordnung, dass du ihn immer so schlecht behandelst. Man wirft ihn nicht einfach weg, hast du das verstanden?" Im Laufe des Satzes wurde die Stimme des Schwarzhaarigen immer lauter und verhieß nichts Gutes, weshalb der Gesichtsausdruck meines besten Freundes, sofern ich das aus der Entfernung einschätzen konnte, leicht verängstigt und wie erstarrt wirkte.
 

"Hör mal. Das haben Finn und ich so ausgemacht, im Prinzip geht dich das doch gar nichts an. Ich wüsste auch nicht, was du mit ihm zu tun haben solltest. Du gehst doch nicht mal in unsere Stufe. Lass mich also in Frieden.", brachte Eli aber doch hervor, ehe er ein verschüchtertes "...bitte..." anfügte, da sich Ronins Blick sofort wieder verdunkelt hatte.

"Weil ich es nicht dulde, dass du gewisse Leute mobbst und sie für deine Zwecke missbrauchst. Außerdem solltest du einem älteren Schüler ein bisschen mehr Respekt entgegenbringen. Deshalb fragt man nicht nach meinen Gründen.", ergänzte Ronin wieder mit einem falschen Lächeln.
 

"...Aber...", setzte Eli zu Wort an, wurde jedoch wieder sofort abgewürgt.

"Und... ich habe das!", sagte Ronin grinsend und hielt Eli ein Bild, Foto oder ähnliches vor die Nase, dass ich nicht erkennen konnte. Aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände und er nickte nur verstört mit dem Kopf, ehe er seine Tasche schnappte, die wohl in aller Hektik auf den Boden gefallen war, und schleunigst verschwand.

"Na also, geht doch.", flüsterte Ronin gedanklich vor sich hin und stopfte die Fotographie, die er zuvor herausgenommen hatte, in seine Jackentasche zurück.

Langsam trat ich aus dem Schatten heraus, da ich vorhatte, ihn sofort zur Rede zu stellen. Und neugierig war ich eben auch.
 

"Ronin.", sagte ich leise, während ich den Kopf gen Boden gewandt hatte.

Ruckartig drehte sich dieser um und schaute mich mit großen, verschreckten Augen an.

"Finn. Du..." Wie in Zeitlupe öffnete ich den Mund und begann zu sprechen. "Ja... ich bin hier. Was ist denn gerade vorgefallen?" Ich bewunderte mich für meine Mut, das Thema sofort auf den Punkt gebracht zu haben und dass ich nicht ewig herumgeredet hatte, obwohl mein Herz wie wild in meiner Brust hämmerte.

"Ich kann das erklären, weißt du.", setzte er fort und stockte kurz, um abzuwarten, ob ich ihm auch noch zuhören wollte.

Das wollte ich. Natürlich.

"Ich habe Elias auf den Schulausflug angesprochen, aber er wollte nicht, dass ich ein Zelt mit dir bekomme. Besser gesagt, er wollte nicht, dass du mitfährst. Du kennst doch seine Freundin, Annabelle, dieses bildhübsche Püppchen, ihr geht es wohl nicht so gut und weil die Abfahrt schon morgen ist, wollte Elias lieber bei ihr bleiben, bis sie wieder gesund ist. Und natürlich wollte er in dieser Zeit nicht alleine in die Schule gehen und so meinte er, dass du doch auch einfach den Ausflug absagen könntest."

Ronin seufzte tief und kam einen Schritt auf mich zu.

"Und du, Ronin, wolltest natürlich, dass ich mitkomme, damit du gewisse Dinge mit mir anstellen kannst und hast ihm deshalb ordentlich deine Meinung gesagt.", ergänzte ich grinsend, während auch ich einen Schritt auf ihn zugelaufen kam.

"Heißt das, dass du nicht böse auf mich bist?"

"Wieso sollte ich?", konterte ich schmunzelnd.

Sicherlich war es nicht die feine englische Art, jemandem zu drohen, aber Eli hatte eine Abreibung schon verdient, so wie er mich all diese Jahre ausgenutzt und behandelt hatte.
 

"Aber jetzt ist ja alles geklärt. Ich freue mich schon so auf morgen.", hauchte Ronin an mein Ohr, nachdem er noch näher an mich herangetreten war. Er schloss seine Arme fest um meinen Körper und drückte mich an sich.

In diesem Moment war ich froh, dass diese Gasse verlassen war und uns keiner beobachten konnte, denn diesen Augenblick hätte ich mir nicht entgehen lassen wollen.
 

Doch da kam mir plötzlich etwas in den Sinn, das ich unbedingt noch herausfinden wollte.

"Sag mal, was hast du Eli denn da vorhin gezeigt? Das hat ihn sichtlich geschockt!", fragte ich neugierig, während ich mich weiter an ihn heranschmiegte.

"Naja... er hat Annabelle betrogen und hat so ein Mädchen aus irgendeiner Bar geküsst. Zufälligerweise war ich gerade anwesend habe schnell ein Foto gemacht. Ich hatte schon einen Grund, um ihn bestechen zu wollen. Da kam das eben gerade recht.", antwortete er ganz zufrieden. "Manchmal hat man eben doch Glück."

"Typisch Eli!", sagte ich knapp.
 

Kleine "unsinnige" Hintergrundinformationen:
 

1. Ronin ist der Sohn des Schuldirektors, weshalb er auch den Schlüssel für den Nachhilferaum hatte.
 

2. Ronin ist in Finn verknallt seit er fünfzehn Jahre alt ist.
 

3. Finn möchte gerne der Stärkere in der Beziehung sein.
 

4. Ronin hat den Manga zuerst selbst gelesen, hat ihn aber aus dem Zimmer seiner kleinen Schwester geklaut, ohne ihr das mitzuteilen.
 

5. Nina war mal in Finn verliebt, weshalb sie bei dem Kuss auch ein kribbeliges Gefühl hatte, heute sind die beiden aber nur Freunde!
 

6. Finns Mutter hat sein ganzes Zimmer, den Rucksack und den Kleiderschrank ausspioniert. Sie macht es auch immer noch.


Nachwort zu diesem Kapitel:
(Wieso schreibe ich in meinen Geschichten neuerdings eigentlich viel zu viel im Konjunktiv?) Komplett anzeigen

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